||
[
A 1v:] Copey der von Hall.
Jn dem ersten furtrage
1 vnd hernach in dem Radtschlage
2 etliche Mal werden die Stende, so das heilige Euangelium angenomen vnd jre Kirchen nach demselbigen Reformiert haben, mit dem verdacht vnnd aufflage beschreyet, alß ob sie von der Algemeynen Christlichen Kirchen abgewiechen sein.
3 Das dem nicht also sey, m
chte mit gutem grunde G
tlicher schrifft anders dargethan werden, solche beschwerliche aufflage vnserm Godt jm Himel zu klagen vnd zu befehlen. Vnd das jm furtrage vermeldet, das die stende des
Reichs gemeinlich
4 bewilliget, des Concilij erortrung zu erwarten vnd demselbigem zu leben
5 – wiewol es recht vnd ordentlich ist, das in streitigen sachen der Religion eine ordenlich Christenlich vorsamlunge oder Concilium geh
rt werden sol –, jedoch so die stende der Kirchen vnnd Lehr nach dem Euangelio reformiert sein vnnd also nye
vnderstanden,
6 inn das furgenomen Concilium zu verwilligen vnd sich an
a desselben Sententz
7 zu halten, allerding begeben,
8 haben sie jtzt in dem weit zuviel gethan vnnd jr ewig heyl vnd Seeligkeit nicht dem Ewigem wort Gottes, sunder den Menschen vertrauet.
Jn dem Capittel,
b die Lehr belangen, von
||
[
A 2r:] anfang des Radtschlags biß auff diß Capittel von der Kirchen
9 sindt vnder etlichen guten Leren auch der Artickel der rechtfertigung des Menschen,
10 der doch weitleufftigk
11 etliche Allegationes
12 auß der Heiligen schrifft nimmt
c vnnd diese mit vnrechter anzihung.
13 Von der Kirchen vnnd jhren
d gebreuchen, dauon weitleufftigk in
jhrem
e Buch geschrieben,
14 werden die, so bißanher das Euangelium recht gepredigt, alß Heretici, Schismatici, Ketzer vnd Abtr
uͤnnige – doch vnbenent
15 – angezogen,
16 das wir Gott klagen. Auch werden etliche schlusrede eingef
uͤret,
17 die auß vorgehender
18 Lehr keinsweges volgen. Neben dem wirdt vermeldet, die Kirch habe zu dem gericht zwang, dieweil sie gewalt hab zu straffen etc.,
19 so doch Christus den Kirchen kein euserlichen, weltlichen gerichtszwang aus vermog des Euangelij zugestellet
20 hat, wie ehr spricht: „Mein reich ist nicht von dieser welt“,
21 wie ehr auch selbst keiner ander straffe
22 (außerhalb seines Wunderbarlichen opffers) gegen seynen J
uͤngern vnd Predigkindern vnderfangen
23 hat, denn allein sie als ein Vatter vnnd Lehrmeister zu straffen.
Jn den Puncten von dem
bersten Bischoffe ist nicht one,
24 das eine geb
uͤrliche Ordenung vnder den Kirchendienern n
uͤtzlich sey, aber die spr
uͤch der Heiligen schrifft, so die Dichter
25 desselbigen buchs allegieren, geben Petro vnnd seinen nachkommen, den Bbsten zu Rom, kein solche Hocheit vnd Prerogatiua
26 oder
||
[
A 2v:] gewalt, wie das Buch vermeinet vnd auch bißanher mehr den zuviel practicirt ist.
27 Von den Sacramenten werden ingemein die alten sieben Sacrament widerumb erzelet vnnd auffgericht
28 mit einer langen weitleufftigen doch vngrundtsamen
29 vnd vnwarem grundt der schrifft von solchen sieben Sacramenten.
30 Wie sie diß Buch der geb
uͤr
31 hält
f vnnd bisanher von den Bpstlichen ist gehalden worden, wissen wir dieselbige solchergestalt in der Kirchen nicht zu gebrauchen. Von der Tauff gibt dasselbige Buch zu verstehen, als hetten die Kinder keinen eygen Glauben,
32 welchs wir als die erwiessen warheit nicht annemen k
nnen.
33 Des
gleichen auch von der Firmung der Weyhebischoffe:
34 Dieweil sie kein grundt der Heiligen schrifft hat, k
nnen wir sie nicht billichen.
Von der Beicht ist offenbar, das wir die Leuth,
g so diß Nachtmal entpfangen wollen, vorhin
35 nacheinnander ordentlich verh
rn vnnd darnach Absoluirn; haben auch niemandes gebotten oder vorbotten, seine S
uͤnde zu erzelen. Das wir
h aber vorhin das Volck zu erzelung der s
uͤnden mit trawungen
36 der verdamnisse vnd auß diesem grunde, wie diß Buch gesetzet, alß were der Priester ein Richter vber die S
uͤnde vnnd k
nte sie durch die Absolution nicht vergeben,
37 sie w
uͤrden denn m
uͤndtlich erzelet, dringen solten, das k
nnen vnd wissen wir mit guthem gewissen nicht zu thun.
||
[
A 3r:] Vom Sacrament des Altars Bringet das Buch die Disputation f
uͤr von der Transsubstantiation, das ist, das die substantz des Brots vnd des Weins im Heyligen nachtmal Christi inn den heyligen
Leib vnnd Blut verwandelt were, vnd schilt grewlich die andern, so solchs als vnn
tig nicht halten, Vertzweyffler
38 der Almechtigkeyt Christi vnd das sie jhren Christum zu einem L
uͤgner machen.
39 Solchs f
uͤrgeben von der Transsubstantiation alß ein Traum der alten Sophisten,
40 der keinswegs in der Heyligen schrifft ist bewyesen, wissen wir f
uͤr kein gewisse warheyt zu halten vnnd lassen dennoch Christo sein Almechtigkeyt vnnd gewisse warheyt seines Leibs vnnd Bluts mit Brodt vnnd Wein in seinem
Heyligen nachtmal.
41
Von der Oelung,
42 welche die R
mische Kirch selbs nicht für ein notwendig Sacrament halten,
43 dieweil diß Buch mit falsch angezogenen
44 gr
uͤnden der
schrifft wil auffgedrungen werden,
45 wissen wir das nicht zu willigen vnnd die Oelung f
uͤr ein Sacrament zu brauchen.
Desgleichen halten wir f
uͤr einen vnn
uͤtzen Thandt
46 die Ordines
47 inn der Priesterweyhe, wie sie im Buch genennet werden: Th
uͤrh
uͤter, Beschwerer, Leser, Akoluthen, Epistler, Euangelier etc.,
48 dieweil der gebrauch dieser Ordnung ausserthalb des Predigs- vnnd Pfarampts vorlangest vergangen vnd von menschen erdacht, ein vnn
uͤtz ding sein.
Von der Ehe will das Buch kein ehescheydung vmb des Ehebruchs willen dieser gestalt zulassen, das dem gescheydnen sich widerumb
||
[
A 3v:] sunst zu verehelichen erlaubt sey;
49 bestetigt auch die handtlich verlaubnisse
50 der Jungen wider der Eltern wissen vnnd willen.
51 Wiewol nun dieser handel inn die Weltlichen recht gelanget, jedoch soviel wir aus
i der Heiligen schrifft von diesen sachen verstehen k
nnen, wissen wir – so wir zum Ehegericht f
uͤrder solten getzogen werden – vnser bißanher bekante meynung vnnd gebrauch
52 nicht zu endern.
Jm Artickel von dem opffer der Messe helt diß Buch eine feine rechte Predig von dem einigen
53 Opffer, das Christus einmal an dem Creutz f
uͤr vnser S
uͤnde gethan vnnd vollenbracht,
54 aber es werden hierauff viel vnrechte
st
uͤcke eingef
uͤret, die kein grundt haben, noch angenommen sindt. Denn das Buch saget, vihe opffern
55 sey den Heyden von natur alß ein nat
uͤrlich gesetz eingepflantzet;
56 solches reimet sich mit der warheit nicht. Denn als wenig die erkentnisse Christi der vernunfft des Menschen ist nat
uͤrlich eingepflantzet, alß wenig sindt der natur die Opffer, so Christum bedeutten, bekandt gewesen, sonder die Heyden,
so von den Patriarchen herkommen, haben die Opffer allein auß vorbildt der Patriarchen, ohne rechten Glauben, behalten vnd nachdem sich die vernunfft nicht hat darinn richten k
nnen vnnd den glauben der Patriarchen nicht behalten, so haben die
vern
uͤnfftigsten weysen Heyden das Opffer der Ochsen f
uͤr gantz vnbillich vnnd vng
uͤtlich geachtet. Das buch wil aus der Heyden Opffer er-
||
[
A 4r:] wyesen,
das derhalben billich bey den Christen die Meßopffer sein solle. Solches ist alles vngereimet, wie das auch gar verzucket
57 ist inn diesem Buch, das man zyhe die gnade Gottes durch das Opffer an sich.
58
Wiewol nun von dem einigem Opffer, so Christus einmal für vnns am Creutz gethan hat, inn dem Buch der Resolution
59 recht geschrieben ist,
60 jedoch ist das nicht leidlich, das die Tichter dieses Buchs machen tzweyerley gebrauch auß dem Abentmal: Der ein gebrauch soll sein, das es sey eine seelige narung der Seelen. Der ander, das es sey ein Opffer der gedechtnisse des Leydens vnd
Sterbens Christi, den Aposteln zu opffern mit diesen worten: „hoc facite“, „das thut“
61 beuohlen.
62 Daraus hernach volgen wirdt, das man widerumb solle die Messe mit allen Ceremonien mit einschliessung
63 des Canons,
64 wie inn der Bebstlichen Kirchen bisanher gebreuchlich, halten sollen.
Geben auch hernach zu verstehen, alß hette Christus im Nachtmal selber geopffert vnnd wollen das mit der Heyligen Veter spr
uͤch schm
uͤcken.
65 Nun ist es kundtbar vnd offenbar auß allen Euangelisten, die vom Nachtmal schreiben, auch auß Sanct Paulo, das Christus im Nachtmal nichts geopffert hat, auch darinn kein opffer zu thun beuohlen, sondern allein ein gedechtnisse seines eigen Opffers, so
am Creutz dazumaln bescheen solte vnnd jtzt gescheen ist, gestifftet vnnd eingesetzet. Denn ehr saget aussdr
uͤckenlich:
||
[
A 4v:] „Das thut zu meyner gedechtnisse.“
66 Was thun? Opffern jn keynem weg, sundern was ehr vnd die J
uͤngern gethan haben, nemlich das Brodt vnnd den Kelch nemen, segnen, dem Herren dancken, außteylen, essen vnd trincken vnnd darbey seines Tods gedencken vnnd
verk
uͤndigen. Also hat der Heylige Paulus dise wort „hoc facite“, „das thut“ selbs klerlich außgelegt,
j. Cor. 11, da ehr sagt: „Solches thut, so offt jhr das drincket, zu meyner gedechtnisse. Denn so offt jhr von diesem Brodt esset
vnnd von diesem Kelch drincket, solt jhr des Hern todt verk
uͤndigen, biß das ehr kompt.“
67 Wider die außlegung sein wir sch
uͤldich, keine ander, ja auch keins Engels vom Himel
68 anzunemen. Vnnd dieweil Christus dis hat eingesetzet zu seiner gedechtnisse, so hat er hiemit vnuerborgenlich zu verstehen geben, das ehr es zur speyse der Seelen, das ist zur stercke des Glaubens gestifftet hat. Hierauff k
mmen die
dichter dieses Buchs vnd lassen es nicht darbey bleiben, das es sey ein gedechtnisse des einigen opffers Christi, sunder verkeren dasselbig mutwillig vnd machen dabey auch ein opffer der gedechtnisse, als solten es tzwey vnderschidentliche ding sein: ein gedechtnisse des Opffers
vnnd ein Opffer der gedechtnisse,
69 so es doch im grund nur ein ding ist, aber von jhnen dahin gedacht, das hiemit die Bebstliche Messe erhalten w
uͤrde. Denn das die heyligen Vetter, die von den Dichtern dieses Buchs eingezogen werden, etwan dieses nachtmal ein opffer genennet haben,
ist mit diesem verstandt zu vernemen,
70 ||
[
B 1r:] wie sie es selbest zum mehrmalen deuten, nemlich das es f
uͤr sich selbst kein opffer sey, sonder allein ein gedechtnisse des einigen opffers Christi am Creutz gescheen.
So aber die dichter dieses Buchs wollen mit dem Opffer im Nachtmal verstehen das geistliche Opffer, das im glauben geschicht, Christus habe sein Leib vnnd Blut f
uͤr vnser S
uͤnde geopffert vnnd stellet das Gepett f
uͤr Gottes
angesichte, das er
j vns Gnedig sein wolle, so ist es nicht mehr ein besonder Opffer, das den Aposteln vnnd Kirchendienern allein, sondern allen Christen
zu thun befohlen ist, geschicht auch nicht allein im Abentmal, sonder alwege, soofft vnnd dicke
71 ein fromer Christ gleubt vnnd bettet, der Almechtige Barmhertzige Godt wolle jhme von wegen des Leydens vnnd Sterbens seines lieben Sons gnedig sein vnd jm seine s
uͤnde verzeihen.
Demnach wissen wir die lehre dieses Buchs von dem Opffer der gedechtnisse alß ein vnderschiedlich ding von der gedechtnisse des Opffers keinsweges, wie es darinne gedeuttet vnnd außgedennet
72 wirdt, anzunemen Vnd vns mit auffrichtung der Bepstlichen Mess darnach zu richten, nachdem wir inn außteylung des Nachtmals, so wir bißanher auß Gottes gnaden Verm
g des heyligen Euangelions gehalten, die recht gedechtnisse des einigen Opffers
Christi nach nodturfft vnnd zu n
uͤtzlichem gebrauch genungsam haben.
Jm Capittel vom gedechtnisse der Heyligen inn der Opffermesse zu halten,
73 daraus das
||
[
B 1v:] auch schliesen
74 will, man sol die gestorben Heyligen anruffen vnd Letaney
75 von jhnen halten, wie im Babstum breuchlich, darauß viel vnnd
ffentliche Abg
tterey entstanden ist, k
nnen wir nicht billigen noch willigen. Wie aber die Heyligen f
uͤr vnß bitten vnnd sie zu ehren sein, haben
wir getrewlich bißanher inn denn predigen nach der Confession vnd apologey
76 genugsam dargethan.
Gleicherweyse k
nnen wir nicht auffnemen, das man der abgestorben dermassen gedencken soll, das man f
uͤr sie bitte, Gott wolle sie auß dem Fegfewr erl
sen, auch Vigilien
77 vnnd Messen
78 f
uͤr sie halten, wie das Buch auß den heyligen Vetern vermeinet zu beweysen,
79 vnd wiewol das Buch nicht außdruckenlich von dem Fegfeur prediget, gibt es doch mit den spr
uͤchen der Veter genugsam zu verstehen, das es auff das Fegfeur schantzet.
80
Soviel aber der Vetter spr
uͤch belanget, lehret
Augustinus klerlich, das man im schreiben vnnd meynung nicht mehr glauben geben darff, denn so viel sie auß der heyligen schrifft oder sunst auß genugsamen kundtschafften
erweyssen.
81 Es hat aber noch kein alter schreiber vnder den Vetern auß der heiligen schrifft bewehret,
82 das ein solch Fegfeur sey, wie sie es vnter dem Babsthum f
uͤrgeben. Diesmal lassen wir diesen Puncten inn seinem vnwerdt auch passiren.
Jn dem letzten Capittel von den Ceremonien vnnd gebreuchen des Sacraments
83 werden fast alle alte Mißbreuch, im Babstum ge-
||
[
B 2r:]
uͤbet, widerumb auffgerichtet, vnder denen wol etliche mittelmessige st
uͤcke
84 seindt, darumb man vnn
tiges zancken solte vermeyden; dabey auch die Kindigen
85 lyederlich
86 Ceremonien sein sollen alß Fanen, Creutz etc.
87 Jedoch, dieweil der zusatz jnen ingehengt bleibt des alten abergleubischen Mißbrauchs, so abgangen,
88 k
nnen wir die widerauffrichtung desselbigen nicht billichen.
Vnnd das ergest ist, das die Messe alle ding mit jhren Ceremonien vnnd Canone also gehalten werden.
89 Jtem das man die Vigilien vnnd begrebnissen der Todten begehen sol wie von Alters her vnnd das es sey ein grausamicheyt, der Todten – so man itzt ergebene breuche nicht heltet – nicht zu gedencken,
90 eben als solten diese grewliche thun, die mit Seelmessen vnd Vigilien nach Bebstlicher weyss vnd ordnung der todten nicht gedencken. Solches kan man zu der Christenlichen Kirch beschwerung
91 nicht recht geben.
Die Karwochen mit jhren h
uͤltzenern Glocken,
92 die Letaney an Sanct Marcus tag
93 vnnd dergleichen kindische, lecherliche zusetz werden mehr verachtung vnd gesp
tte bringen denn andachtung
94 zur besserung etc.
Die geduldung des entpfahens des heyligen nachtmals vnder beyderley gestalt wird
k inn diesem beschwerlichem vnnd vns zu annehmlichem anhang nachgegeben, allein
l das man die entpfahung einerley gestalt, die wider die einsetzung Christi erhalten wirdt, nicht solte verwerffen.
95
Auch werden die Reden dieses Buchs
||
[
B 2v:] Dahin verneinet,
m 96 das das Sacrament inß Heußlin gesetzet
97 vnd vmbher getragen werden solte
98 vnnd also widerumb zum mißbrauch der abgangen
99 angericht solte werden. Nun sein die Opffermesse, Seelmesse, Vigilien vnnd andere dergleichen gebraucht
100 Von wegen jhres alten greulichen Mißbrauchs auß verm
g Gottes worts inn der Kirchen bey vns abgethan. Darumb wollen vnd wissen wir sie nicht widerumb mehr auffzurichten vnd zu halten.
Der K
nigk Ezechias hette
101 die Eherne schlange, durch welche vortzeiten grosse Wunderwerck in der W
uͤste an dem Volck gescheen, gantz abgethan
vnd zubrechen lassen, nachdem sie zu seiner zeit inn einen schedlichen Missbrauch vnnd Abg
tterey
gerathen war.
102 Dieweil sie nun auß verm
g
103 G
ttliches worts, welches gebeut, die Greuel hinweg zu thun, auffgehaben w
uͤrden, so es niemandt geb
uͤret, sie widerumb zu schm
uͤcken vnd auffzurichten. Also wiewol das Opffer der Messe,
die Vigilien, die Letanyen vnd dergleichen mehr st
uͤcken alß lyederlich
104 geschm
uͤckt werden, jedoch nachdem sie vorhin inn einem offentlichem Mißbrauch gewesen, auch gewißlichen mancherley Abg
tterey inn die Kirchen gebracht haben, vnnd aber darauff auß verm
g
G
tliches worts abgethan, so kan man wol den getrewen dienern G
ttliches worts das leibliche Leben nemen, man kan aber nimmermehr rechtmessige G
tliche vrsach finden, die abgethanen Misbreuch,
abergleubischen Gottesdinst widerumb anzurichten.
||
[
B 3r:] Hierauff wollen wir, soviel vnser Person belanget, die widerauffrichtung derselbigen Lebendig
105 Durch verleyhung G
ttlicher gnaden solcher gestalt, wie das Buch der Resolution f
uͤrgibt, nimmermehr billichen noch dartzu verhelffen.
Wir sindt als arme Kirchendiener Kei. Mai. vnserm allergnedigsten Herren Jnn jhr Mai. Weltlichem reich auch E. E. W. allen vnsern m
uͤglichen fleiß vnnd gehorsam inn aller vndertenigkeit zu leisten vrp
uͤtig.
106 Aber so man wolte ahn das reich Christi, des wir arme Diener sindt, greyffen vnnd vns etwas schwerlichs wider vnser gewissen inn vnserm ampt auffdringen, verhoffen wir, der Almechtige Barmhertzig Godt werde vnns durch seynen lieben Son
f
uͤr dem vnrecht zu thun gnediglich bewaren.
Biß hiher haben wir E. E. W. vnser beyder Bedencken vnd meynung inn dem Buch der Resolution, auch was wir inn der Lehr vnnd Kirchengebreuchen mit guthem gewissen thun oder nicht thun k
nnen, gehorsamlich angetzeigt. Wie sich aber dargegen E.
E. W. mit annehmung oder verwerffung dieses Buchs halten solle, zweyffeln wir nicht, so daf
uͤr gehalten wirdt,
107 das
n die Lehr des Heiligen Euangelij, so auß Gottes gnaden zu dieser zeyt an das Licht kommen, sei die Grundtliche ewige warheit, wie sie auch gewisslich ist, E. E. W. werde sich selbst daraus, was ihr zu thun vnnd zu willigen sey, zu berichten wissen.
108 Diese sach ist wichtig vnd groß vnd
||
[
B 3v:] gilt eim jedem sein selbst Seeligkeyt oder Verdamnisse. So wil auch die zeit verhanden
109 sein, das man zweien Herren zumal
110 nicht dienen kan. Hierauff
verhoffen wir, es werden noch bey etlichen Erbarn Stenden oder stedten so viel Christenliches gem
uͤts erfunden, das sie sich mit rechtem eyffer Gottes des handels vnderfahen
111 vnnd Kei. Mai. jhre beschwerden inn einer supplication
112 auff das vnderthenigste anzeigen, dieselben bey jhrer Mai., soviel nur m
uͤglich, abzutragen.
113 Alßdenn m
cht sich E. E. W. dieser Supplication anhengig machen.
114 Denn es hat die Kei. Mai. hierin noch nichts gebotten, sondern allein ein zumutung gethan.
115 So ist jhr Kei. Mai. inn dem f
uͤrtrag
116 selbst vrp
uͤtig, inn dem artickel von den Ceremonien vnnd anhangenden Artickeln, wa vnnd soviel von n
ten, jtzundt vnnd alle zeit mit geb
uͤrlicher maß vnnd ordnung zu geben;
117 gibt also den stenden selbst inn die handt, das sie jhrer beschwerunge fug haben anzuzeygen,
118 vertr
stet auch einer miltrung.
119
Man m
cht aber inn den Supplicationen vier vrsachen f
uͤrwenden, nemlich das die Religionsache durch die Kei. Mai. vnd reichstende auff gemein Christenlich Concilium geschoben. So denn diese stende noch vnuerhindert vnnd
vnuerdammet sind
o vnd verendrung jhrer Lehr vnd Kirchengebreuch jtzt bescheen
120 solten vnnd dennoch nachgeendes vor dem Concilio auch f
uͤrzunemen, so w
uͤrde das Concilium vergebens f
uͤrgenommen. Jtem so sein die Lehr vnnd gebreuch nun mehr denn bey f
uͤnff oder
||
[
B 4r:] sechs vnnd tzwentzig Jharen inn jhren Kirchen gestanden, vnnd ist das gemeine volck auß claren spr
uͤchen der heyligen Schrifft dahin gewiesen, das es nicht anders heltet, denn es seyn die
rechten G
tlichen Kirchengebreuch; hierauff so w
uͤrde die enderung mercklich ergernisse erwecken. Jtem so sein vieler stedte B
uͤrger vnnd vnderthanen grosse, merckliche vnnd verderbliche beschwerung
von dem zugelegtem Kriegesuolcke begegnet vnd sie also inn kummerlichen schmertzen vnnd schaden jhrer zeitlichen g
uͤter vnd narung kommen.
121 So denn vber das jhnen die bißanher gebrauchte Lehr vnnd Kirchengebreuch genommen w
uͤrde, es nicht anders von jhnen verstanden,
denn das, wie man sie vorhin vmb das zeitliche gut gebracht, also wolte man sie itzundt vmb das ewige auch
bringen. Jtem so sey man vrp
uͤttig,
122 soviel das zeitliche vnnd pfrundengutt
123 belanget, des ordentlichen rechtens oder gemeiner rechtordnung zu geleben.
124
So nun dieses von den erbarn Stedten aus rechter Gottesforcht vnnd gehorsam f
uͤrgenommen w
uͤrde, ist gute hoffnung, Gott w
uͤrde sein gnade offentlich erzeigen, wie denn vorhin, da es zuuor
viel gefehrlicher stundt, der barmhertzige Gott ein gnedig außkommen geben hatte etc.
Bedencken der Stadt N.N.
133
Vorsichtige,
134 erbare, weyse, g
uͤnstige, liebe Herrn!
Nachdem E.V.E.W. vnns das Jnterim zu vorlesen
135 vnnd, was darinnen, der gewissen halben vnschedlich zu thun, befunden werden, E.V.E.W. anzuzeigen befohlen,
136 haben wir dasselb vnder handt genommen vnnd semptlich nach vnserm geringen verstandt erwogen Vnd k
nnen keinsweges verbergen, das wir inn vnsern gewissen nicht geringe entsetzunge vnnd erschrecken darob entpfangen,
das wir mit dieser allerwichtigesten vnd auch geuerlichsten sachen, die Gottes Ehr, rechten, waren Glauben vnnd Gottesdienst sambt der Seelen heyl belanget, etwas rathen sollen, nachdem man inn das Jnterim schon bewilliget hat,
137 von wegen der schweren vnd schedlichen ergernisse, die allenthalben vnd inn allewege daraus entstehen vnd eruolgen w
llen. Denn, ob wir vnns gleich die hoffnung wie ein traum einbilden, als m
chten wir der hochbeschwerlichen
Puncten, so darein
||
[
C 1v:] vorleibt,
138 vberhaben
139 bleiben, wo wir etliche geringe ding annehmen,
140 so ist vnd bleibt doch solche hoffnung auch bey vns selbst zur zeit noch vngewis
141 vnnd bey allen andern Kirchen, die sich an vnser Exempel stossen vnnd ergern werden, vngleublich vnd vngr
uͤndlich,
142 vnd wird also auch die allergeringeste enderung ein ansehen haben eins anfangs, das gantz Jnterim ins werck zu bringen,
143 wie es vormals
144 mit worten bewilliget ist.
145
Vnnd ist zu besorgen, solchs ergerlich ansehen werde viel schwacher Kirchen vmbst
uͤrtzen
146 vnnd gleichwie eine Pestilentz mit gehem
147 tode dohin
reissen, das sie als die schwechsten vnnd, die man am hefftigsten wird schrecken,
148 das gantze Jnterim werden annehmen mit diesen gedancken, als werde es doch zuletzt auch bey vns eben solchen weg erreichen.
149
Desgleichen werden vns auch die Kirchen, die das Jnterim gar nicht annehmen,
150 auch f
uͤr abfallende glieder halten Vnd jhr gemeinschafft vnd gebet von vns wenden, so vns doch dagegen die Papisten vmb solcher geringer newerunge willen noch nicht als jhre mitgelieder vnnd rechte Christen – wie wir auch nicht sollen begeren – erkennen
vnd annehmen, vnnd werden wir als ein newe secten werden vnd new Schisma machen aus vnser eigener verschuldung,
151 so doch das erste Schisma oder spaltung nicht aus vnser schult, die wir jrthumb vnd missbreuche verlassen vnnd die warheit angenomen haben, sondern aus der Papisten schult, so die warheit verfolget haben, entsprungen ist vnnd
||
[
C 2r:] wird das letzte erger denn das erste,
152 nemlich aus zweyen secten drey werden.
Vber das werden sich die Papisten vber
153 vnserm Exempel stercken vnnd in jhrem alten vnchristlichen, abg
ttischen wesen fortfahren
154 der hoffnung, wir werden doch entlich alle jhre grewel m
uͤssen widder annehmen vnnd jhnen gleich werden,
155 vnd wer sich vnter jhnen solchs vnchristlichen, bg
ttischen lebens eussern wird, den werden sie mit wasser, fewr vnd schwert verfolgen vnnd hinrichten, wie sie vormals bis anher auch gethan haben.
156
So ist auch das vor Gott nicht zu vorantworten, das durch annehmung dieses Jnterim
157 das Euangelium vnd aller Gottesdienst zu einem weltlichen Reichshandel gemacht vnnd vnter
a die sachen, die vnter das schwert geh
ren, eingezohen
158 werden, so doch das Reich Christi nicht ein weltlich Reich ist vnd der recht glaube sampt den rechten Gottesdienst nimmermehr m
uͤgen mit gewalt vnd schwert erzwungen werden, sondern sollen vnd m
uͤssen allezeit freywillig von hertzen
vnd aus dem heiligen Geist her flissen.
159
Es geschee auch, wo es also forth
160 gehen solte, den andern Kirchen, so nicht vnder dem R
. Reich vnnd dennoch rechte, ware Christen seint, zum sondern
161 nachteil, wenn sie m
uͤsten gleuben, was auff dem Reichstage beschlossen wehre oder noch
b w
uͤrde,
162 oder m
uͤsten aber
163 die schande tra
gen, alß gleubten sie nicht recht oder weren alle Schismatici oder abgewente,
164 welche schmahe alsdenn Christo selbst widderf
uͤre.
||
[
C 2v:] Vnnd was k
nte itzundt anderst widder vnns vermutet vnnd geurteilt werden, wenn wir vnsern glauben vnnd Gottesdinst nach willen vnnd wolgefallen derjhenigen
w
uͤrden richten, die vnser mit dem schwerdt mechtig seindt,
165 vnangesehen ob sie wider vnd on Gottes wort daher fahren,
166 denn das wir des
Tuͤrcken Alcoran,
167 wo ehr vnns – do Gott f
uͤr sey – vberweldigen, auch w
uͤrden annehmen, ehr
168 wir Leib, leben, Ehr vnd guth dransetzen.
169 Vnnd solt dieser sachen halben, das Gott gnediglich verh
uͤten wolle, ein erregung inn deutzschen Landen gescheen,
170 k
nten wir inn vnserm gewissen nicht entsch
uͤldigen noch rein achten, das wir nicht auch zum teil vrsachen dartzu hetten gegeben, so wir mit rath vnnd that dartzu h
uͤlffen, das dem Jnterim die th
uͤr
auffgethan vnnd es inn etzlichen st
uͤcken, noch
171 denen, die andern, so vntreglich sein, dester leichter m
chten hinnachdringen, hetten helffen einf
uͤren. Vielmehr w
uͤrden wir andern leuten vordechtigk, als die von der warheit on redliche vrsache widder
weren abgefallen, vnd also nicht in geringer gefahr gesetzt, dann
c der wir gewarten,
172 so wir des Jnterims m
uͤssig stehen.
Vnd ist also offenbar, das in diesem handel die grossen ergernis eingewickelt
173 sein vnnd herf
uͤrbrechen wollen, so in der gantzen Christenheit erstehen vnd erfunden werden m
gen. Den damit gibt man vrsachen zum fall den schwachen Kirchen, die durch vns geergert werden, vnd wird schuldig an allen seelen, die in
solchem fall vorderben. Man meret die trennunge vnnd
wird schuldig an allem dem vnrath, so
||
[
C 3r:] daraus volgen. Man w
uͤrde teilhafftig aller Papistischen grewel vnd alles
vnsch
uͤldigen bluts, so sie vergossen haben vnnd vergiessen werden. Man macht aus dem Reich Christi einen Tyrannischen, weltlichen mordzwangk, erregt widderwillen vnnd verachtung vnser bey ander Christlichen Nationen, macht
sich abfals vordechtig vnnd gibt vrsach zu allerley bittern gedancken, daraus entlich ein vnwidderbrenglicher vnrath entstehen vnd eruolgen m
chte. Nun spricht jo Christus: „Wehe dem menschen, durch welchen ergernis kumpt. Es were jhm n
uͤtzer,
ein m
uͤlstein hinge an seinem halse vnnd w
uͤrde damit ins Meer vorsenckt“,
174 welchs yo ein schrecklich vrteil ist.
Darumb k
nnen wir nichts anders erkennen noch sagen, denn das diejenigen wol gethan, so das gantze Jnterim gewegert haben,
175 wissen auch kein anders mit gutem gewissen zu rathen, denn das man seiner gar m
uͤssig stehe
176 vmb der ergernis willen, damit wir vnser gewissen nicht wollen beflecken. Wo es aber an
177 vnnd ausserhalb der ergernis were, so m
cht man etliche st
uͤcke one nachteil des gewissens
d leiden, etliche auch vmb friedes willen thun, zuuor
178 wenn man gewis were, das man mit dem Abg
ttischen vnnd lesterlichen st
uͤcken vnbeschwert solt bleiben.
179
Leiden k
nte eine Christliche gemeine,
180 was man jhr fur feiertage aufflegete, doch mit dem berichte,
181 das man feierte, Gottes wort zu h
ren, Sacrament zu empfahen, zu beten vnnd zu dancken vnd nicht den Heiligen, nach deren namen
||
[
C 3v:] die Fest genant werden, zu
dienen, denn man sol Gott anbeten vnd jhm allein dienen.
182
Leyden k
nte sie auch, das man jhr etliche tage das fleisch verb
te. Aber dasselbige wil vor eine geistliche Zucht geacht werden, dinstlich dartzu, das vnser fleisch dem Geist gehorsam sey; m
uͤssen die, so solch verbot treiben, den
heyligen Paulum gedulden vnd lassen zeugen, wie ehr den
j. Thi. iiij weissaget vnd spricht: „Der Geyst sagt deutlich, das inn den letzten Tagen etliche werden vom glauben abtretten vnnd anhangen den verf
uͤrischen
Geistern vnnd Teuffelslehren durch die, so inn gleisnerey
183 l
uͤgenredner w
uͤrden sein vnnd Brantmal inn jhrem gewissen haben vnd verbieten, ehelich zu werden vnd zu meiden die speise, die Gott geschaffen hat, zu nemen mit dancksagung den gleubigen.“
184 Das ist ja nicht von Ketzern geredt, die vorgeblich
185 widder die Ehe vnnd Speise plaudern mit vngegr
uͤnten worten, sondern von den gewaltigen inn der welt, so die Ehe vnnd Speise mit teglicher exequution weren, das ist auß den worten Pauli lauter, klar vnnd vnwidersprechlich, wollen derhalben
niemandt rathen, das ehr sich sollichenn scharffen worten des heiligen Geistes theilhafftig mache.
186 Das man die priuatabsolution suchet vnd inn der Kirchen erhilt, were nicht allein leidlich, sondern auch gutt, wenn sie nicht, die
e Papistischen Beicht mit allen jhrenn greueln wider auffzurichten, gef
uͤrdert w
uͤrde, welche nicht einzureumen ist.
||
[
C 4r:] Darumb, wo man die
priuatabsolution wieder wil anrichten, da m
uͤssen die Prediger wieder
187 das n
tige erzelen aller s
uͤnden vnd widder die vormeinte
188 genugkthuunge vnser eigen wergk vleissig predigen. Das mag
189 denn wol so viel vnruhe geperen,
190 als die Absolution zu einigkeit dienet.
Singen vnnd lesen inn der Kirchen,
191 so lange vnnd so viel, als man wil, deutzsch oder Lateinisch, sofern es Gottes wort oder ja demselbigem gemess ist, wer am wenigisten beschwerlich, wo sie nicht jhre sieben tagetzeit
192 damit gedechten auffzurichten. Dieweil aber vnser Kirchen zu demselben nicht verbunden,
193 hat man wol fugk,
194 darinne vnbeschwerliche ordnunge
195 zu halten oder zu machen, wenn das gemeine ergernis nicht mit einfile.
196
Ausserhalb dieser st
uͤck wissen wir nichts, das man ahne beschwernus der gewissen thun k
nte, wenngleich das gemein vnd gros ergernus hindangethan w
uͤrde, denn die andern Ceremonien alle, so wir
hingelegt
197 haben vnnd vom Jnterim wider gefordert werden, seint wider
198 auff falsche lehr gegr
uͤndet oder abergleubisch, wie zimlich
199 ann tag gebracht ist worden.
200 Nun k
nnen wir ja schwerlich vermuthen, das man diesen geringen dingen einen solchen schein
201 eins gehorsams vnnd der einigkeit k
nne machen, das man darunder sicher vnnd mit den vbrigen vnleidlichen, abg
tischen Ceremonien, so der ehr vnd herligkeit Christi abbr
uͤchig sein, vnbeschwert m
cht
bleiben.
202
||
[
C 4v:] Solt man denn ahn alle furcht ein ergerlichen, ein beschwerlichen anfang vnnd eingangk des Jnterims machen, dardurch vieler gewissen verwirret vnd betrbet m
chten werden,
das w
uͤrde Gott keinesweges gefallen vnd vngestrafft nicht bleiben. Wissen vns derhalben s
lcher ferligkeit
203 mit guthem gewissen nicht teilhafftig zu machen, bitten, E.V.E.W. wollen solchs von vns nicht anders denn guter, getreuer vnnd vntertheniger meynung vornehmen vnd das jhnen lassen beuohlen sein.