[A 2r:] Es sagt Sanct Paulus II. Cor. XI.,
das sich der Teuffel in einen Engel des liechtes verstelt,1 welche trewe vermanung Pauli solte warlich alle Christen warnen,
das sie fFrsichtig weren beide, in ihrem leben vnd wandel, fFrnemlich
aber in erhaltung des reinen Gottes worts vnd Christlicher religion,
welcher der Teuffel sonderlich nachstelt vnd feind ist. Die denn warlich in
dieser letzten zeit2 von dem heiligen Geist durch D.
Martinum Lutherum, den dritten Eliam,3 recht sch=n vnd G=ttlich ist angerichtet vnd geordnet, vnd solten sich
ja vnter keinem schein, er gleissete4 auch so sch=n wie er jmmer wolte oder k=ndte, von solcher abfFren
lassen, ja auch die geringsten dinge verdechtig haben, denn die reine
religion kan gar bald besuddelt vnd geschwecht werden vnd leidet kein schertz
nicht, wie auch die augen5 nicht. Der Teuffel ist ein tausentkFnster,6 der vnter einem schein durch geringe dinge einen grossen jammer
anzurichten pflegt. Derhalben, weil vns der heilige Geist so trewlich
warnet, solten wir mit allem vleiss seine listige anschlege vnd
betrug, damit er an vns setzet, fliehen vnd vns mit gantzem ernst fFr jhm
hFten.7 Welchs nach dem gebet vnd anruffung G=ttlicher hFlffe durch kein ander
vnd besser mittel geschehen kan, denn8 das wir jhn gantz vnd gar mit allen seinen listigen practiken meiden,
jhn verfluchen vnd verdammen.
Solchs vermane ich jtzt darumb, denn wir fur augen sehen, wie jtzt der Teuffel als ein rasen-[A 2v:]der Lewe des hungers halben vmbher leufft vnd
sucht, den er m=ge verschlingen.9 Etliche greifft er mit offentlicher gewalt an, etliche mit
bedrawung,10 etliche mit lFgen, vnd dasselbige so meisterlich vnd auff mancherley
wege, das wenn es mFglich were, wFrde er auch die ausserwelten verfFren.11
Hilff allmechtiger Gott, wie viel Interim hat er in die kirche eines nach dem
andern ausgeschmissen vnd schmFckt sich von tag zu tag, das er gantz vnd gar fFr
einen engel angesehen sein will vnd als suche er der kirchen Christi erbawung
vnd nicht jhre zerst=rung. Nach dem er nicht hat mit allem seinem grewel des
gantzen Babstumbs in die kirche Christi mFgen komen, versucht ers durch
das Augsburgische Interim.12 Dieweil er nu mit demselbigen auch nicht kan alle
kirchen durchwandern, fehet13 ers durchs Leipsische,14 Merckische,15 Frenckische16 vnd andere Gotlose Interim an.17 Weil jm nu Got durch GotfFrchtiger leute gebet vnd schreiben wehret, das
er nicht alle kirchen Christi durch solche Gottlose triegerey kan verwFsten,
kompt er mit den Mitteldingen geschlichen. Dieweil jhm aber dieselbige
larue18 auch ist abgezogen, hecket er aus19 dem grossen Leipsischen Interim ein klein Alcoran,20 in welchem er viel gebeut, das doch vorhin im gebrauch gewesen ist vnd
mischet fein mehlich21 etwas aus dem saurteig des Antichrists22
darunter. Jch m=cht aber gern von den zerst=rern der kirchen Jhesu
Christi vnd den betrFbern des heiligen Geistes wissen, worumb sie der
kirchen Jhesu [A 3r:] Christi das gebieten, das sie vorhin vom heiligen Geist
empfangen hat vnd noch mit vleiss helt.
Die Tauffe ist gehalten, wird auch noch so gehalten, wie in dem artickel
befohlen, wo die Interimisten durch diese zweiffelhafftige rede vnd andere Christliche ceremonien nicht das Gotlose cresam23 vnd Gottlose geweihet saltz24 verstehen.25
Die jugent wird vleissig im Catechismo vnterweiset. Die busse, beicht vnd
absolution ist vleissig gelert worden vnd man hat niemand zum Sacrament gelassen, er habe denn gebeichtet.26 Jtem, man hat vleissig zu allen Christlichen tugenden vnd rechten
guten wercken, die durch Gottes wort geboten, das volck vermanet. Jtem, man hat
vleissig von den Sacramenten gelert.27
Jtem, was darin von der ehe, bildern, etlichen feiertagen, von ehrlichem wandel der priester vnd jhrer kleidung geboten wird,28 ist sonst recht vnd wie Christlich ist gehalten. Der Teuffel wirds
warlich mit seinem newen Interim nicht bessern, sondern wol viel mehr verterben.
Weil man nu diss alles gehalten hat, worumb gebeut man es denn jtzt
widderumb, als hette mans zuuor nicht gehalten?
Wo man an fr=mbden orten solche newe reformation h=ren wird, werden die leut
meinen, wir haben solchs nicht gehabt vnd sey nFr ein schwermischer29 vnd widderteuffischer geist vnter vns gewesen vnd eitel vnordenung. Aber
es ist nicht genug, das der heilige Geist die kirche reformirt, wo nicht der
b=se geist ja darzu sagt. Diss alles, one zweiffel, wird nicht darumb
ge-[A 3v:]boten, das mans erst anfangen sol zu halten, denn
sie wissen, das es sonst recht vnd Christlich gehalten ist worden vnd viel
besser denn je im Babstumb, sonder darumb, das vnter dem guten auch etwas b=ses,
ja gifft vnter h=nig zusamen, die armen Christen zu betriegen, vermengt werde.
Nu wollen wir auch mit Gottes hFlff von dem, so vbel vnd vnrecht in diesem
Jnterimichen gesatzt ist, handeln:
Zum ersten ist in der kindertauffe30 das zu mercken, das, wo sie es wollen auff Lateinisch (als zu
besorgen31 ) gehalten haben, das man solchs in keinem wege gestatten soll. Denn wie
k=nnen die paten mit rechtem glauben Amen sagen vnd also mit jhrem glauben dem kind zu hFlff komen, so sie die sprach nicht
verstehen, noch wissen, was da geredt wirt. Jtem, so sie durch die
weitleufftige32 vnd Sophistische33 rede „Christliche ceremonien“34 das Gottlose Cresam vnd geweihet saltz verstehen, so ist es gar vnrecht
vnd Gottloss.
Jn der Confirmation, da sie sagen, die jugent solle vormittelst G=ttlicher gnade confirmirt werden (on zweiffel durch die Bischoffe oder wem sie es
befehlen, wie denn im Leipsischem Interim dieses klerer stehet),35 diss ist endlich die meinung vnd keine andere, das sie die G=ttliche
gnade an diss Bischoffliche affenspiel binden, wie die papisten auch dauon
leren. Nu ists ja Gottloss, das man an ein
menschenfFndlein36 die G=ttliche gnade bindet. Vnd ist alda abermal die sophistische rede
„Christliche ceremonien“37
welche sie gewisslich auff die papistische missbreuche ziehen werden.
[A 4r:] Jm Capitel vom Sacrament des Altars38 sagen sie viel, was man darbey leren soll, aber sagen nirgent
nicht, das man mit eim solchen glauben darzu komen soll, der da gewiss
schliesse, das man da zugleich im Sacrament vergebung der sFnden empfahe
durch den tod Christi, das doch sonderlich geschehen solte vnd Christus
auch fFrnemlich befohlen hat39 vnd ist in vnsern kirchen fleissig geschehen. Sie thun aber solchs nach
der papisten art, die viel von der wirckung der Sacrament plaudern, aber
von dem glauben, der dazu geh=rt, reden sie gar nichts vnd ist ein lauter
legalis vnd nicht ein Euangelica doctrina, die da fFrt zum gericht vnd verdamnis
die so dauon essen.40 Jst das nicht die leut von der rechten lehr ab fFren? Oder von dem
Sacrament recht leren?
Jm capitel, da die Papistische =lung heimlich begraben ligt,41 sagen sie, mann solle es mit den krancken halten nach der Apostel
gebrauch.42 Nach der Apostel gebrauch ist jhnen gewisslich eben so viel als nach der
Papisten gebrauch, denn nach der Apostel gebrauch ists jtzund vns vnmFglich
zu thun. Die lieben Apostel haben die krancken gesund gemacht mit jhrem
schatten, Act.V.,43 mit schmiren mit =l, Marc.VI.,44 Jacob V.,45 mit jhren schweistFchern vnd koller,46 Act.19.,47 vnd durch andere gleiche mittel mehr. Das wird scilicet Eissleb.,48
Morus,49
D. Jnterim50 vnd die andere Adiaphoristen vnd Achitopheles51 auch thun. O der vnuerschampten Sophisterey, o vnd wehe den
vnuerschampten verfelschern G=ttlicher religion vnd allen die das blut
Christi also mit fFssen treten!
[A 4v:] Jm Capitel von der Messe52 ist die gantze Papistische Messe gefast, wie sie bey den Papisten im
gebrauch ist, welche, wie Gottlos sie sey, ist bisher genug aus Gottes wort
beweist. Es ist dem Teuffel sonderlich vmb die Messe zu thun. Wenn er die hat,
so hat er alles. Heist das nicht, die alte missbreuche widderumb hinein
fFren? Wir wollen aber itzt von etlichen jren stFcken in sonderheit reden. Zum
ersten setzen sie das Confiteor,53 in welchem die heiligen angeruffen werden, denn der priester
beichtet jhnen, welchs eben so viel ist, als mehr G=tter anbeten. Des gleichen
geschicht auch in vielen collecten,54 aber indirecte. Anstadta des worts Canon setzen sie consecration,55 welchs viel besser den Antichristischen Canonem bedeutet, denn die uerba
coenae56 bedeuten kan.57 Wenn nu das von der kirchen angenomen wird, so werden die verfelscher
G=ttlicher warheit solche Sophistische rede dahin ziehen, wie es jhnen am
besten dienet, denn ich weiss, das sie sehr hefftig begeren von den Theologen,
das sie den Canonem58
zugeben. Aber wenn gleich sonst gar nichts Gotlos in der Messe
were, so ist doch das an jhm selbst Gottlos, das man neben der Communion ein
spectakelmess 59 auffrichten wil, vnd mit dem Sacrament nach vnserm gefallen den Christi
verfolgern zu willen spielen, denn das Leipsische Interim vnd dieser Auszug
nennet klar Messe vnd Communion als zwey vnterscheidene ding mit
ausgedrFckten worten.60 Darumb ist die Messe ein ander ding denn die Communion, vnd ist widder
Gottes wort, das mann also ein spectakelmess anrichtet vnd mit dem Sacrament
affenspiel61 treibet. [B 1r:] Darzu ist auch alhie zu mercken, das man alle deudsche
gesenge D. Martini62 ausschleust, durch welche so fein die leute sind
vnterweiset, getr=stet, die kirche erbawt, Gott gepreiset vnd gelobet, das kein
zweiuel ist, sie sind von dem heiligen Geist durch den grossen vnd tewren
Propheten63 . gemacht. Darumb solten wir Christen nicht also Epicurisch64 vnd viehisch sein, das wir solche feine geistliche gesenge
vnd grosse gaben Gottes also verechtlich mit fFessen tretten.
Was die kleider belanget,65 weis ich (Gott lob) sehr woll, das auch ein narrenkappe anziehen fur
Gott ein Mittelding sey. Aber weil sie an etliche =rter gar abgethan vnd nicht
viel besser denn ein narrenkappe geachtet sind, k=nnen sie nicht widder in den
gebrauch one grosse ergernis kommen. Vnd taug gar nicht, das die
Achitopheles66 sagen, es sey scandalum acceptum.67 Es ist ein recht datum scandalum.68 Gleich als es ein recht scandalum datum, das ist, da man vrsach gebe
sich zu ergern, were, wenn der pfarher in einer narrenkappe auff den predigstuel
steige. Aber es ist der Epicurischen weisheit keine masse.69
Das kleine teuffelein70 wil auch haben, das man die horas Canonicas71 halten soll,72 inn welchem sind viel Gottlose stFcke von Anruffung der heiligen etc.
vnd taugen doch sonst nirgen zu, denn73 nur das sie Gott lestern vnd arme gewissen verfFren, welche74 Gottlose stFck heissen sie nicht weg thun. Eben das mag man von andern
gesengen auch sagen.
Es stehet in diesem newen Interimlein, das man m=ge gesenge halten nach der
begrebnis,75 nach ansuchung derer, die es begeren. Da dFnckt mich vor[B 1v:]war, ligen die seelmesse vnd vigilien begraben.76 Denn wir pflegen nach der begrebnis nicht zu singen, sonder wenn der
todte ist begraben, so h=ret man baldt auff. Aber die papisten pflegen nach dem
begrebnis jhre messe vnd vigilien zu halten. Vnd hilfft nicht, das sie darzu
setzen „ geistliche gesenge“77 Denn man weis schier nicht mehr, was bey den verfelschern des Euangelij
dis wort „geistlich“ oder „christlich“ heisse. Aber ich halte, es sey bey jhnen
eben so viel als „papistisch“. Das sey gesagt von den gotlosen artickeln des
kleinen Interim.
Was nu belanget das ergernis, so daraus kFmpt, ist eine grosse sFnde. Denn one das, das eine verfolgung daraus entstehen wird vnd viel pfarher vnd
bFrger darFber veriagt vnd auff mancherley weis geplagt werden, auch
viel leut in allen landen jemmerlich geergert, wenn sie sehen werden, das sich
diese kirchen zum Antichrist gesellen vnd seinen grewel annemen, die so
lange das Euangelium gehabt vnd den Antichrist mit seinem grewel bis in die
helle verflucht haben, wird auch also der heilige Geist in vielen
frumen leuten sehr durch dis thun betrFbt werden, welche darnach widder
diejenige, so in die verenderunge willigen, beten vnd zu Gott schreien,
welcher78 gebet nicht wirt vmb sonst sein. Solch gros vbel zu verhFten, were viel
besser nach dem spruch Christi, sich mit einem mFlstein mitten ins Meer werffen
lassen,79 das ist, allerley vbel leibs vnd des lebens leiden.
Vber dis alles ist auch das sehr woll zu mercken, das Paulus gar ernstlich
warnet, das wir vns fur abg=tterey hFten vnd sie mit gantzem vleis
flie-[B 2r:]hen sollen.80 Nu ist ia das nicht abg=tterey geflohen, sondern darzu gelauffen,
wenn man darzu hilfft, das Papistische Ceremonien widder auffgerichtet werden vnd den papistischen wolffen das regiment widderumb vber
die schefflein Christi vbergeben wird, wie denn im Leipsischen Interim
geschicht. 81 Denn auff diese weise werden alle papistische abg=tterey vnd grewel nur
mit hauffen82 baldt widderumb inn die Kirche Christi kommen. Es ist auch offenbar, das
man damit vmgehet, wie mann den Antichrist mit aller seiner heiligkeit,
durch allerley list vnd Behändigkeit,83 in die Kirche Christi bringen m=chte. Dis ist offenbar zum ersten, aus
dem gantzen handel, vnd sonderlich dem Leipschen Interim,
welchs durch vnd durch also gestalt ist, wie sie diesen abtrFnnigen hauffen zu
der rechten Catholischen Bepstlichen Kirchen widderumb bringen vnd vnsere
„newerunge“84 (wie sie85 es heissen) in jhre R=mischen Ceremonien verendern.
Zum andern, kan man solchs auch aus dem klerlich beweisen, das sie von den
Theologen86 nur auffs hefftigst begert haben vnd noch begeren, das sie wolten auch
den Canon nachgeben.87 Nu wissen sie,88 das in dem Canon das gantze Babstumb stehet.89 Darumb ist kein zweiffel, das sie damit vmbgehen,b wie sie alle papistische grewel widerumb einfFren m=chten. Jch habe (welchs ich fFr Gott zeuge) aus Phil[ippi]90 mund selber gehort, das er also sagte: „Jch weis gewis, das vnser
hoff91 also gesinnet ist, das sie ja wollen das Bapstumb widder auffrichten wie
sie das immer thun k=nnen, denn sie meinen, es diene jhnen jhener wesen besser
zu jhrem regiment.“ [B 2v:] Dis erzele ich (Gott weis es) vmb keiner andren
vrsach willen, denn92 das ich die armen Schefflein Christi warne, das sie sich fFr dem
wolffe ernstlich hFten, der damit fleissig vmbgeht,93 wie er m=cht in den Schaffstal Christi einbrechen.94
Jch habe newlich brieff empfangen von dem E. H.95
Petro Paulo Wergerio,96 Bischoff zu Justinopoli,97 welcher orth x. meil von vnser stat ligt vnd iij. oder iiij. von
Triest.98 Der ist nu ongefehr vor xij. jaren Bebstlicher legat gewest zu Wittenberg99 vnd nu fast in die v. jar vom Babst (darumb, das er seine kirche recht
in Christlicher leer hat vnterweiset) wol tribulirt100
worden, vnd nu gar verdampt vnd veriagt.101 Jtzt er ist in Grisonibus,102 im Welschen103 gebirge, ongefehr zwo tag reis von Meiland. Alda schreibt er vnd lest drFcken widder den Bapst. Hat mir
auch eins seiner bFcher geschickt,104 darin er beschreibt das teufflische wFten, grausamkeit vnd verfolgung,
welchs die gesandten von dem Bapst zu Justinopoli angericht haben nach
seiner veriagung. Er schreibt mir vnter andern, er wolle lieber im hause Gottes
arm sein, denn reich werden in der hFtten der gottlosen.105 Jst das nicht ein wFnderlich ding, das in Welschland106 ein wolgelerter Bischoff, der vor107 bey dem Bapst wol enthalten108 vnd darzu ein grosser Herr gewesen, vmb das bekentnis des Herrn
Christi willen sein reichthumb, ehr vnd alles hat verlassen vnd in das
elend ziehen wollen, vnd nu zwey tag reis von Meiland widder den Bapst schreibet vnd drFcken lest, die Deudschen
aber, die so lang Christliche Religion klar vnd rein gehabt, die bekant vnd sich
der halben vber ander leute gerFmet, itzund sie [B 3r:] verleugnen,
verkeuffen vnnd verfelschen sollen?
Jst das nicht ein rechter grosser vnerh=rter vnd schrecklicher iammer, das
rechte Christen widder die Christen das schwert getzFckt haben vnd viel
Christliches bluts den Hispaniern helffen vergiessen?109 Vnd haben dauon diesen nutz erlangt, das sie dadurch beide, die freiheit
jres lieben vaterlands, welche nu in die dienstbarkeit gebracht ist,110 vnd die reine Christliche Religion verlieren sollen vnd dem Antichrist
die fFsse werden mFssen kFssen? Ach, das die arme Christen noch ein mal die
augen auff thun wolten vnd sehen, das es jhnen gelte, jhre Religion vnd ewige
seligkeit. Denn warumb, kan mann noch nicht wissen, ob die widdersacher
mit dieser verenderung wollen zu fried sein oder nicht, das doch
die Mansfeldische Grauen gar bald erfaren.111 Jtem, das mandat verheist woll, das sie nicht wollen die Christen von
der Christlichen Religion abfFren,112 aber gedenckt nicht ein mal, was fur ein Religion er
meine durch113 die Christliche Religion. Die Augspurgische bekentnis ist gar vergessen.
Jtem, das nirgent gesagt wird, wie fern sich die gegenwertigen enderungen
strecken sollen vnd wens114 gnug sey. Solchs zeigt genugsam an, das sie im sinn haben, von tag zu
tage mehr zu endern. Es ist nie kein Heidnisch volck so leichtfertig
gewest, das von jhrer falschen Religion vmb gefahr willen abgefallen were odder
die wissentlich verfelschen hette lassen als wir, die wir wollen Christen
heissen, itzt mit der waren religion Gottes, des schepffers himels vnd der
erden, thun. Pfu115 solcher Mameluken116 fFr Gott vnd den menschen, ia pfu ihrer, hie zeitlich vnd dort
ewiglich.117 [B 3v:] Der Herr Jhesus zertrete den Satan vnter der Christen
fFsse vnd zerst=re seine werck, nemlich sein morden vnd lFgen, Sophisterey118 vnd falsche lere. Amen.
Aus dem buch D. Martini Luth. Hans Worst
genant:119
„Mocht aber ein guthertziger (wie mans nennet) sagen: Was schadets denn,
das man Gottes wort hielte vnd liesse daneben diese stFcke alle, oder je
etliche, so leidlich weren,120 auch gleichwol bleiben? Antwort ich: Es mFgen guthertzige Leute heissen.
Sie sind aber Jrrehertzige vnd verfFrethertzige Leute. Denn du h=rest, das nicht
sein kan neben Gottes wort etwas anders leren, neben Gott einem andern dienen,
neben dem Liecht im finsternis von Gott gestellet ein anders anzFnden. Es
ist gewislich ein Jrrewissch121 vnd jrthumb, wens gleich ein einiges122 stFck were. Denn die Kirche sol vnd kan nicht lFgen noch jrthumb leren,
auch nicht in einigem123 stFck. Leret sie eine lFgen, so ists gantz falsch, wie Christus spricht
Lu. XI.:124 ‚schawe drauff, das nicht das liecht inn der125 finsternis sey. Wenn nu dein leib gantz liecht ist, das es126 kein stFck vom finsternis hat, so wird er gantz liecht sein, das heist:
Es mus gantz liecht vnd kein stFck finsternis da sein.‘ Eitel Gottes wort127 oder warheit vnd kein jrthumb noch lFgen mus die Kirche leren. Vnd wie
kFndte es auch anders sein, weil Gottes mund der Kirchen mund ist. Vnd
widderumb: Gott kan ja nicht liegen,128 also die Kirche auch nicht.“
[B 4r:] Aus demselbigen buch:129
„Vnd dis rede ich noch alles von dem wesen130 hienieden auff erden, nemlich das recht vnd Richter, Res vnd
Persona nicht fur ein ding, sonder vnterscheiden vnd nicht in einander
gemenget sol sein.131 Also das man nicht sehen noch achten sol, was der Richter, sondern
was das Recht thut, wie auch der Heide Seneca sagt: ‚Non quis, sed quid dicatur
attende.‘132 Vnd die gantze Schrifft verbeut, Person anzusehen. Sie haben aus vnsern
bFchern gelernet, das mann die Oberkeit vnd Herrschafften sol ehren. Das ziehen
sie dahin: Was die Person N. thut, sol man ehren, so wir doch allein das Ampt vnd Recht gemeinet vnd verstanden haben vnd zu warzeichen 133 viel FFrsten vnd Herren (wie auch noch) gestrafft134 haben, das sie jhr ampt nicht thun. So mengen sie es so schendlich vnd
meinen, alles was die Person will vnd denckt, das sey der Oberkeit oder Ampt
werck gleich, wie auch Hertzog George135 (vnd itzt sein geistlein)136 sich selbs vnd viel mit sich betrog, das er auch in
Religionsachen m=cht gebieten, was er wolt, vnd die vnterthanen werens schFldig
zu halten,137 das ist eben des Bapsts meinung vnd Regiment.“
Gedruckt zu Magdeburg bey Christian R=dinger138 Anno M.D.xlix.