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Matthias Flacius Illyricus: Die vornehmsten adiaphoristischen Irrtümer (Jena 1558)
bearbeitet von Jan Martin Lies
[Inhaltsverzeichnis]
[A 1v:] Vorred. Es saget der Heilige Geist durch das auserwelt Werckzeug Gottes Paulum, das alles, was geschrieben ist, vns zur lere geschrieben sey, Roͤm. 15.1 Jtem, das was auch den Alten widerfaren ist, sey vns gleich als zu einem Fuͤrbilde geschehen, vnd sey vns armen Menschen, die wir in den letzten betruͤbten zeiten2 leben, zur warnung geschrieben. Demnach, so offt als wir gedencken an den aller weisesten Koͤnig Salomon vnd seine zeit oder leuffte,3 auch seiner Nachkommen suͤnde vnd jammer erwegen, koͤnnen wir vns nicht gnugsam daruͤber verwundern, sehen auch offentlich, das es sey ein klar Ebenbild oder Figur4 vnserer zeiten vnd elenden jammers. Dann, lieber Gott, wer solte sich nicht vberaus hoch verwundern vnd daruͤber entsetzen, das ein solcher Man, den Gott mit feinem Geist vnd Weisheit fuͤr allen Menschen auff Erden gezieret vnd erfuͤllet, mit dem er auch selbs gered,5 der auch so vnaussprechlich viel guts gethan vnd ausgericht hatte, nicht allein in weisem, gerechten, gluͤckseligen Regiment, sondern auch in allerley freien vnd [A 2r:] hochnuͤtzlichen kuͤnsten, die er zu gutem teil entweder erdacht oder ja vielfeltig gebessert hat, vnter welchen das noch das groͤste ist, das er den Tempel, in welchem allein Gott auff Erden wonen wolte, vnd in welchem man allein Gott recht dienen solte vnd in keinem andern auff der gantzen Welt nicht, gebawet vnd die ware Religion vnd Kirchen Gottes in eine rechte ordnung, form oder gestalt gefasset, geordinirt vnd endlich auch in schwang mit vnendlicher vnkost muͤhe vnd arbeit gebracht hatte,6 Wunder vber alle wunder, sage ich, ist es, das sich ein solcher thewrer vnd von Gott hochbegnadter Man so schendlichen von losen,7 vnuerstendigen Weibern hat vberreden lassen, wider den klaren offentlichen Befehl Gottes, den er selbs vnzelig mal gelert vnd getrieben hat, offentlichen Abgoͤttern Kirchen zu bawen, abgoͤttische dienst anzurichten, ja auch endlich sie selbs anzubeten.8 Es ist auch ein vnaussprechlich wunder vnd schier ein Mirackel, das weil die leute dazumal so wol vnd richtig von Gott vnterwiesen, weil auch on zweiuel dazumal vberaus viel hochuerstendige vnd hochgelerte treffliche leute in dem Koͤnigreich Jsrael, son­derlich aber zu Hierusalem an der Hohen schul im Tempel vnd zu hoff waren, nicht sich wider den Koͤnig mit vermanung vnd sonst mit grosserm ernst, laut dem befehl Moysi Deute. 13.,9 gesetzt haben vnd jn dazu gehalten, das er ent-[A 2v:]weder willig oder auch vngern von solchen grew

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lichen Abgoͤttereien hette abstehen muͤssen. Denn es scheinet, als haben die andern Jden nicht viel dawider gered, jn auch daran nicht gehindert oder dauon abgehalten. Aber es ist leichtlich zu gedencken, das neben der grewlichen bosheit vnd angebornen vnart, das wir Gott vnd seine Religion nicht hoch achten, wird vielen Prosopolipten10 im wege gestanden sein, das sie also gedacht haben: „Sihe, das ist der allerweiseste Man in der gantzen Welt, ja auch ein lebendiger Heilig, mit dem der Allmechtige, ewige Gott selbs persoͤnlich geredt hat. Er wird wol wissen, was zu thun sey. Er sihet mehr, wenn er schlefft, denn wir, wenn wir wachen.11 Er kan nicht jrren, weil er so viel vnaussprechliche grosse werck vnd thaten gethan vnd ausgericht hat etc.“ Ach, die leidige12 Prosopolipsia hat stets den groͤsten schaden in der Kirchen Gottes gethan. So aber gleich etliche erkandt vnd bey sich beschlossen, das Salomon eine grosse, grewliche, vnermesliche Suͤnde damit begienge, ja auch andern vnzeligen Menschen zu suͤndigen vnd Abgoͤttereien vrsach gebe, vnd endlich den erschrecklichen zorn Gottes vber sich vnd andere vnzelige viel Menschen, zeitlich vnd ewig, fuͤrete, so haben sie doch, entweder aus furcht oder auch aus verzweiuelung das sie nichts ausrichten konden, alle vermanung vnd straff solcher Abgoͤtterey vnterwegen13 gelassen. [A 3r:] Es werden auch on zweiuel jr viel von den Weisesten, gelertsten, kluͤgsten vnd heiligsten Leuten gewesen sein, die jres nutz halben, vnd auff das sie einen gnedigen Koͤnig haben moͤchten, solche grewliche thaten vnd Suͤnde nur meisterlich geschmuͤcket14 haben, also nemlich, das man den frembden Weibern vnd jren Dienern jren Gottesdienst nicht wehren konde, durch welche doch, als fuͤrnemlich durch des Pharaonis Tochter, nur viel nutz dem gantzen Volck Gottes vnd jrer Religion geschehe, als nemlich gunst solches gewaltigen Koͤnigs, fried, mehrung des Koͤnigreichs, allerley nuͤtzliche wahre15 vnd handlung, welchs alles die Jsraeliter von den Egyptiern hetten, vnd es were endlich16 zu hoffen, das man durch solche gemeinschafft vnd freundschafft die Egyptier zur waren Religion gemehlich bringen wuͤrde. Gewislich wird jenen Leuten wol so wenig an solchen vnd dergleichen Sophistischen, adiaphoristischen, gleisnischen17 farben18 gemangelt haben, als es den vnsern jtziger zeit mangeln koͤnne. Denn die Menschliche vernunfft in solchen stuͤcken ein rechter Meister ist. Es ist auch weiter ein gros wunder,

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das, da gleich Salomon von Gott vmb solcher seiner Abgoͤtterey willen gestrafft ward, er dennoch nicht Bus that, auch nicht solche seine Abgoͤtterey abschaffen vnd vertilgen wolte. Denn es scheinet, als weren sie jmmer hin bis auff seine Nachkomne geblieben vnd gewehret.19 [A 3v:] Da nu Salomon vnd gantz Jsrael mit solcher grewlichen Abgoͤtterey Gottes zorn verdient vnd verwirckt hatten, das darnach, neben andern vielen straffen, auch das Koͤnigreich in zwey teil gerissen ward,20 daraus ferner ewige, anheimische21 kriege entstunden,22 da folget der Tyrann Jeroboam, welcher mit vnrecht das Koͤnigreich bekommen hatte. Derselbige, damit er sein geraubtes Reich behielte, stifftet widerumb newe Abgoͤttereien vnd verfelschung der waren Religion.23 Da ward abermal ein ewiger, steter, jemmerlicher, ergerlicher zanck zwischen den zweien hauffen oder Kirchen Jsrael vnd Juda. Die Jsraeliter, die nu eine Abgoͤttische, falsche Kirchen hatten, verachteten Judam, da noch die Religion etwas reiner geblieben war. Vnd da gleich der Tyrann sampt den Jsraelitern von Gott vnd jren Bruͤdern von dem Stam Juda erinnert vnd vberwiesen24 waren, das jre verfelschte Religion vnrecht were, gleich wol auff das sie nicht musten beken­nen, sie hetten geirret, auch damit der Tyrann sein geraubtes Gut nicht wider verlieren muͤste, so wolten sie nicht von jren erkanten vnd vberzeugten verfelschungen abstehn, sondern verharreten darinnen, sie vnd jre nachkomne, zu jrem zeitlichem vnd ewigem verderbnis, verachteten vnd verspotteten dazu auffs mutwilligste, was jnen jre Bruͤder aus Gottes Wort sagten oder schrieben, sungen oder maleten.25 Wer koͤnde jmmer mehr gleuben vnd dafuͤr halten, das eine solche vberteuflische bosheit vnd [A 4r:] halsstarrigkeit, ja rasende, vnsinnige verstockung in eins Menschen hertzen kommen koͤnde, wenn mans nicht, beide in der heiligen Schrifft lese, auch leider mit der that erfuͤre, sehe vnd fuͤlete. Wer koͤnde auch gleuben, das eine solche schoͤne Kirchen, wie sie in Jsrael zur zeit Dauids vnd Salomons gewesen ist, so ploͤtzlich solte in eine Abgoͤttische Teufels Rotten verendert werden? Der Heilige Geist zwar selbs verwundert sich dessen vnd saget im Esaia:26 „Wie gehet das zu, das die frome Stadt zur Huren worden ist? Sie war vol Rechts, Gerechtigkeit wonet drinnen, nu aber Moͤrder. Dein Silber ist schaum worden vnd dein getrenck mit wasser vermischet. Deine Fuͤrsten sind abtruͤnnige vnd Diebsgesellen etc.“ Jtem:27 „Wenn vns der Herr Zebaoth nicht ein wenig Samen liesse vberbleiben, so weren wir wie Sodoma vnd gleich wie Gomorra.“ Das sey nu von den alten

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zeiten des Volcks Gottes als fuͤr ein hertzlich Klaglied, auch vns zur warnung, kuͤrtzlich28 gesagt. Denn wie angezeigt die alte zeite vnd diese Geschichten sind vnsers vergangen vnd gegenwertigen jammers ware Abconterfeiung,29 vnsere Lere vnd warnung, wie denn die zeiten, personen vnd Sache leicht miteinander zustimmen vnd zu reimen oder zu uergleichen sind, denn sie zumal sich auff einander reimen vnd einerley sein. Nu wollen wir, in Gottes Namen, auch von vnserm betruͤbten jamer vnd schweren leufften,30 Gott [A 4v:] zu Ehre, der Warheit vnd Kirchen Gottes zum besten, etwas anzeigen vnd nach einander kuͤrtzlich erzelen. Erstlich, es ist ja meniglich31 wol bewust, das, nach dem Gott aus sonderlicher vnaussprechlicher wolthat, durch den thewren, heiligen Man D[oktor] Martinum Lutherum, den dritten Eliam,32 die ware Religion aus der Egyptischen Finsternis des Rhoͤmischen Pharaonis oder Antichrists errettet vnd erkleret,33 auch die Kirchen recht angericht34 hat, wir allzumal eine Lere vnd Religion eintrechtig vnd einmuͤtig erkandt vnd bekant haben, bis zum seligen Tod des obgedachten Mans Gottes Lutheri, ja auch bis zu der grewlichen verfolgung vnd kleglichem jammer des Kriegs,35 damit vnsere Kirchen vberzogen sind worden. Zum andern, da nu derselbige grosse jammer vnd schaden vnsern Euangelischen Kirchen widerfure, die widersacher so gewaltig vnd mutig wurden, das Conci­lium zu Trient sich wider vns setzte,36 auch endlich das verflucht Jnterim an tag kam vnd man so hefftig vnd streng anhielte vnd grewlich drawete, das man sich dem Concilio vnterwerffen, auch das Jnterim annemen solte,37 da sind fast alle gewaltigen (ausgenommen etliche seer wenig) vnserer Religion dahin aus furcht, hoffnung oder sonsten aus leichtfertigkeit gefallen, dem Gottlosen Concilio sich vnterworffen vnd das Jnterim angenomen, wie solchs klar aus den Actis der zweien Augspurgischen Reichstagen,38 aus der erfarung vnd [B 1r:] aus der offentlichen Histori Sleidani39 zu sehen vnd zu uernemen ist.

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Zum dritten, da nu solche gewaltigen, jrer verheissung nach haben wollen, das Jnterim ins werck setzen vnd gleichwol beneben gesehen, das solchs dennoch vberaus schwer vnd gefehrlich sein wolte, weil die vnterthanen solch Papistisch Buch vnd Religion nicht gerne annemen wuͤrden, derhalben so haben sie aus angebung jrer weisen den weg fuͤr den besten angesehen, das man nicht flugs40 das gantz Interim eindruͤnge, sondern erst einen geringern vnd leichtlichern anfang machte, darnach so koͤnde man fein jmer gemehlich fortfaren, laut der Politischen vnd Artzten Regel: „Omnis subita mutatio periculosa.“41 Alle grosse vnd ploͤtzliche verenderungen sind gefehrlich. Zu dem hat es jnen sehr bequemlich gedaucht,42 das man etliche der fuͤrtrefflichsten vnd bey dem Volck ansehenlichste Theologen zu jren boͤsen anschlegen vnd fuͤrnemen gebrauchte. Denn was die selbigen loben oder auch schreiben vnd anrichten wuͤrden, das wuͤrde gewislich weder der gemeine man noch die andern gemeine Prediger oder Lerer duͤrffen anfechten vmb der grossen vnd ansehenlichen leute namen willen. Jtem, es haben sich auch hierzu sehr viel andere, sonderlich aber von den gewaltigen vnd Weisen gefunden, welche alle zum teil aus grosser furcht der siegenden vnd triumphirenden widersacher, zum teil auch aus hoffnung groͤssern nutz zu vberkommen,43 wie denn auch geschehen, zu jrem guten fuͤrnemen statlich geholffen haben. Daraus denn seer viel practiken vnd rathschlege [B 1v:] geschehen sein, wie man Christum gefangen nemen konde, also aber, ne tumultus fieret in populo, damit nicht ein auffrhur vnter dem volck enstuͤnde. Es sind auch allenthalben in Deutschland sehr viel iunge Interim gezimmert worden,44 vnter welchen doch das fuͤrnemest, vnd welchs auch der warheit Gottes nach dem grossen Interim am meisten schaden gethan hat, ist das nemlich, so das klein, iung oder Adiaphoristisch Interim genennet wird.45 Die gestalt aber aller solcher handlungen, ja auch der gantzen Kirchen Gottes, ist dazumal also formirt gewesen, gleich als wenn man ein herde schafe zur schlachtbanck triebe, da hinter den schafen weren etliche fleischhauer46 mit geisseln, beitschen, stecken, ruten vnd fleischhauer hunde, die greslich belleten vnd jtzt das, jtzt jenes schaff bissen. Vorn her aber giengen etliche den schafen bekante hirten, welche den armen, einfeltigen47 schafen freund

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lich zusprechen vnd sie fortzugehen zu jrem verderben lockten. Denn die widersacher, ja auch vnsere gewaltigen trieben vns auffs hefftigst mit drawen,48 ja auch mit schrecklicher gewalt, damit wir ja widerumb in Egypten49 zum Antichrist durch jre Interim keren wolten. So stunden da forn an auch vnsere fuͤrnemesten Theologi oder Lerer vnd viel andere Weisen vnd gewaltigen, versuchtens auch jrem besten vermuͤgen nach, wie sie die arme Kirche Christi mit jren listigen, sophistischen vnd gleisnischen50 Interim fort zu locken vermoͤchten. Zum vierden, da nu die sachen der kirchen Gottes so gar vbel vnd gefehrlich stunden, das auch alle tag nicht allein einzele personen, sondern auch [B 2r:] gantze Kirchen vmbgekert51 vnd (so zu reden) dem Teufel vnd seinem Antichrist geschlachtet wuͤrden, da merckten erst die armen Christen solchs vngluͤck vnd ward bey jnen gar ein jemerlich, vnaussprechlich seuftzen vnd hertzlich wehklagen, das doch Gott jemand erwecken wolte, so jtzt in solcher not vnd vnaussprechlichem jamer der Kirchen Gottes, etwas zum trost vnd vnterricht, mit verlegung52 der mancherleien vnd geschwinden53 verfelschungen vnd vermanung zur bestendigkeit, schreiben wolt. Sie klagten auch jemerlich, das zuuor in friedes vnd sichern zeiten jederman geschrieben vnd geschrien hette, aber nu, do es die rechte zeit dazu verhanden were, wolte niemands daran. Das solch betruͤbnis vnd hertzlich seuffzen vnd sehnen nach Christlichen schrifften war, ist vnleugbar, es wissens vnd bezeugens auch noch heutiges tags vnzelige Christenmenschen. Vnd wiewol von erst die Christen aus dem Interim (weil es etwas groͤber war, weil auch etliche schrifften der vnsern vnd anderer dawider ausgangen waren)54 sich noch zimlich auswickeln55 oder auswircken56 konden, so war doch darnach, da die Adiaphora kamen, aller trost hilff vnd rath wider verloren vnd verschwunden, also das die armen Christen durchaus nicht wusten, wohin sie sich jmmer wenden, was sie thun oder lassen solten. Da war nicht allein der leibliche, sondern auch der geistliche fried verloren. Es wusten die armen Christen nicht dazumal, was sie mit guten oder boͤsen gewissen thun oder lassen konden, sondern giengen jrre, gleich als in einer tieffen finsternis, in grosser trawrigkeit vnd wehmut, klagten vnd beweineten jren jamer [B 2v:] vnd elend on trost, vnd sehneten sich vnaussprechlich seer, das doch jemand

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moͤchte auffstehen, der sie in solchem fall recht vnterweisen vnd den verfuͤrern, sampt den falschen Bruͤdern,57 das maul stopffen koͤnde. Zum fuͤnfften, jn solchem grossen jamer vnd betruͤbnis, ja so zu reden, verzweiuelung aller Christen, gab Gott dennoch seine gnad vnd segen, das wir vnd etliche andere pusilli Christi58 vns wider solche listige, hochschedliche vnd verfuͤrerische vergleichunge Christi vnd Belials59 setzten vnd dawider, der warheit zu gut, so viel Gott der Herr gnad gabe, handelten, vnterweisen die leute von den vielfeltigen, grewlichen suͤnden, so in solcher Adiaphoristerey vnd kleinem, iungem Jnterim stickten, vermaneten die leute zur bestendigkeit, ernstlichem Gebet zu Gott vmb huͤlff vnd rettung, troͤsteten sie auch auffs beste wirs thun koͤnden vnd es die hochbetruͤbte zeit gab.60 Es war aber alles solchs vnsers schreibens end vnd summa nichts anders, denn eine vermanung zur bestendigkeit in der so viel jar her erkanten, bekanten vnd angenommen lere vnd Religion, dahin giengen eigentlich alle vnsere Schrifften vnd sonst nirgent hin, wie solchs dieselbige noch heutiges tags bezeugen. Ehe wir aber angefangen haben solche wichtige sachen offentlichen zu handeln, haben wir zwen, ich Jllyr[icus] vnd Gallus, zu mehrmaln mit den Adiaphoristen auffs aller fleissigst gered vnd freundlichen gebeten, das sie doch solche Gottlose verglei-[B 3r:] chungen (welche eine rechte Jsagoge, einleitung oder einfuͤrung des Interims, ja eine rechte verderbung vnserer Kirchen weren) nicht foͤrdern, sondern viel mehr hindern wolten.61 Sonderlich ich, Jllyr[icus], hab fast ein gantz jar mit den Adiaphoristen gehandelt, da ich jr wancken vnd der Jnterimisten Teuflische practiken vermerckt, das man ja den widersachern nicht in dem geringsten weichen wolle, welchs sie mir auch zu mehrmaln auffs ernstlichst verheissen, die Adiaphora, alles weichen vnd vergleichen nur auffs hefftigst verdampt vnd vber die Achitopheles,62 so sie dazu mit gewalt vnd listen gezogen, nur auffs aller jemerlichst geklagt haben.63

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Zum sechsten, da wir nu gleich aus not haben angefangen dawider zu schreiben, vnd die armen Christen von solchen verfelschungen vnterweisen vnd vermanen, so haben wir gleichwol solche Christliche bescheidenheit gehalten, wie im Buͤchlin von der Einigkeit64 nach der lenge von mir, Jllyr[icus], angezeigt vnd erklert ist, das wir allein abschaffung der hochschedlichen Adiaphoristerey, auch stets Christlichen fried zu mehrmaln ernstlich gesucht vnd gern die schuld solcher verfelschungen von jnen auff die Achitopheles oder auff den G. geist65 geschoben hetten. Endlich so haben wir nie solche boͤse, lesterliche vnd gifftige wort vnd schmehen wider sie gebrauchet, wie zuuor vnd newlich wider vns geschehen, sondern schlecht66 von der sachen gehandelt vnd angezeigt, das solch weichen vnd nachgeben vn-[B 3v:]christlich vnd hochschedlich sey, wie man denn das in solchen sachen mus reden, wil man anders was klar vnd deutlich anzeigen, denn auch solcher greulicher jamer fuͤrnemlich von jnen herkomen ist. Dagegen aber haben vns die Adiaphoristen flugs67 von anfang hefftig verdampt, als zum zeugnis, ehe wir was von jnen geschrieben, bald vmb Ostern des 49. jars in des Pseudobasilij Oration,68 das ich, Jllyricus, were von der Kirchen Gottes abtruͤnnig worden, also gar allein sind sie die Kirchen Gottes. Sie grieffen auch die sach mit gewalt an von anfang des 49. jars, wie die erschrecklichen Exempel etlicher mehr Prediger offentlich bezeugen.69 Allenthalben wo irgent in Deudschland die Kirche vnd ware Religion verdruͤckt70 vnd verhoͤret71 sind, das ist durch jr Exempel ansehen vnd schrifften oder durch jr jung Interim geschehen. Allenthalben sagten die wanckelmuͤtige zu den bestendigen Lerern vnd zuhoͤrern: „Sihe dieser vnd jener hochgelerter dein Preceptor, diese vnd jene hohe schul etc. williget in das vnd jenes. Bistu den kluͤger, heiliger oder gelerter denn sie?“ Da aber je etliche bestendiglich wider solche verfelschungen sich setzten, so kostete es die Jnterims vnd Adiaphorn knechte nicht mehr denn einen brieff an jre Adiaphoristen, denn da kam bald von jnen eine damnation oder verdamnung vber solche, das man sie auch weg triebe, wie es denn auch geschach. Da giengs darnach nach dem spruch: „Percutiam

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pastores et dispergentur oues gregis.“72 [B 4r:] Drumb, so ward an etlichen orten das Augspurgisch Interim, an etlichen orten auch das gantz Babstumb, an etlichen sonst allerley Adiaphorische verfelschungen vnd grewl, on mas vnd ende, widerumb eingefuͤrt. Zum siebenden, neben vielen andern schrifften auff jrem teil, gieng auch eins mit dem Titel „Gruͤndlicher bericht”73 aus, darinnen sie sich zu jrem Jnterim bekanten vnd alle solche vergleichungen Christi mit Belial mit hoͤchstem fleis vnd ernst verteidingten. Jtem, da sie sahen, das es mit dem gantzen jungen Interim nicht wolte angehen, da zimmerten sie draus einen kurtzen auszug,74 welchen sie auch im Druck ausgehen liessen mit einem ernstlichen Mandat,75 das alle Pfarherrn denselbigen annemen vnd halten solten vnd musten. Derselbige auszug ward den Pfarherrn hin vnd wider geschickt, vnd ward auch an vielen orten bereit angenomen, die sich aber dawider setzten, wurden an die Consistoria gewiesen vnd darnach den Amptleuten vnd Pflegern weiter, gleich als auff die fleischbanck zu opffern, befohlen. Jtem, noch mehr sie hielten Conciliabula76 mit einander vnd schrieben ein Agend77 oder gros Pontifical, darinnen sollen seer viel greuliche Papistische grewel sein, damit sie die Kirchen Gottes haben beschmeissen78 wollen. Es ist gewislich nicht on vrsach, das sie es so gar fleissig bergen, sich desselben schemen vnd deshalben nicht an das liecht lassen kommen. [B 4v:] Wer aber ein summa von beider seits schreiben haben wil, der sol wissen, das alles vnser schreiben vnd thun zu dem zil vnd end gerichtet vnd gemeint ist, das es sey (wie auch oben beruͤret) eine vermanung zur bestendigkeit in der erkanten warheit, vnd sonderlich zu der Augspurgischen Confession. Vnd widerumb jhrer der Adiaphoristen sey ein lauter schein vnd betrug, durch den die leut haben sollen zum Bapsthumb gefuͤret werden, wie denn der fuͤrnemste Meister selbs etliche mehrmaln seinen Traum von den Adiaphoris also erklert hat,

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das es sey fenster oder etwas zum schein machen, das da hat zu der Mess vnd gantzem Bapstumb gereichen vnd dienen sollen.79 Zum achten, da nu solche der Jnterimisten vnd Adiaphoristen Meisterstuͤck allzumal vmbsonst waren, weil stets dawider geschrieben ward vnd die Gottfuͤrchtigen Christen sich dawider sezten, da ward widerumb Anno 1550 ein grosser rath gehalten,80 wie man doch dem armen, krancken Interim helffen, damit es doch einmal einen fortgang gewinnen koͤnde. Vnd wie aus den actis81 vnd Sleidani histori82 klar ist, klagten die jenigen, so das Interim angenomen hatten eintrechtig, dz sie es darumb rollend ins werck nicht fortsetzen koͤnden, dieweil viel Schmehebuͤcher dawider zu N.83 ausgiengen. Drumb beschlos man vber solche Cantzley Gottes84 das Crucifige.85 Da giengs an vnd machte sich fast gantz Deutschland des vnschuͤldigen Bluts der Christen vnd der verfolgung Jhesu Christi wissentlich vnd wider der Gewissen teilhafftig.86 [C 1r:] Aber der Allmechtige, guͤtige Gott wandte vnd kerte solche boͤse fuͤrnemen so wuͤnderlich vmb, das sich das Jnterim vnd die Adiaphora sampt jrem Vater dem Antichrist wenig desselbigen zu frewen haben. Zum neundten, nach dem krieg nemlich,87 am ende des 1551 vnd folgenden jars, haben wir vns gleichwol seer bemuͤhet, das doch der Adiaphoristischer streit zu einem Christlichen ende gebracht, die jrthumen auffgehaben vnd fried vnd einigkeit angerichtet wuͤrde, wie denn solchs vnsere gedruͤckte

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Schrifften offentlich ausweisen, darinnen wir mittel vnd weg zum fried fuͤrgeschlagen, vns auch dazu aller billigkeit nach erbotten vnd den gegenpart dazu prouocirt haben.88 Jtem, da dieselbige zeit Osiander vnd Schwenckfeld die Adiaphoristen Religion auffs hefftigst angrieffen,89 haben wir in vnserm grossen betruͤbnis vnd gefahr nicht wollen denselbigen beyfall thun, wie sie auch viel andere vermeinten, sondern jnen noch darzu auffs ernstlichst, so viel vns jmer muͤglich gewesen, widerstanden.90 Jtem, so haben wir neben andern handlungen eine offentliche Schrifft lassen ausgehen,91 darinnen wir vns erbotten vnd sie prouocirt zu einem Christlichen, vnparteischen vrteil, auch etliche mittel zur einigkeit vnd hinlegung der streitigen sachen fuͤrgeschlagen. Sie aber dagegen haben neben der zornigen verdamnung vnd lesterung aller vnsern, so sie, beide schrifftlich vnd in lectionibus, auch Predigten, gethan,92 neben [C 1v:] der zum teil gefallenen Adiaphoristerey, den jrthum, das gute werck zur seligkeit noͤtig sein, auffs hefftigest in gedruͤckten schrifften zu treiben angefangen vnd dazu gethan, das nie jemand on gute werck selig worden sey, vnd das es vnmuͤglich ist, das jemand on gute werck koͤnne selig werden,93 dadurch dann eigentlich den armen, groben94 suͤndern

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alle hoffnung der seligkeit genommen, das Euangelium mit dem Gesetz vermengt vnd die krafft des leidens vnd verdiensts Jhesu Christi scheuslich geschmelert wird etc. Dawider nu viel, Gott lob, vnd von vielen Christen gruͤndlich geschrieben ist. Vnd wiewol sie, die Adiaphoristen, auch nicht gefeiert95 haben, jedoch so sind sie gleichwol seltzam damit vmbgangen. Jtzt haben sie es verdamnet, auch in offentlichen lectionibus vnd predigten, jtzt widerumb gelobt, wie sie es denn noch heutiges tags loben.96 Weiter, so haben wir von anfang des 56. jars abermal eine Apologiam semptlich lassen ausgehn,97 darinnen wir mittel vnd wege zur einigkeit angezeigt vnd vns abermal zum Christlichen vrteil erbotten. Jtem, im selbigen 56. Jar haben ich, Jllyr[icus], vnd Wigandus durch mehr statliche98 personen, vmb Christlichen fried fast den gantzen Sommer gehandelt.99 Endlich hat N.100 durch zween Doctor anzeigen lassen, er wolte gern mit vns, sonderlich mit mir, Jlly[ricus], in gegenwertigkeit sich vnterreden.101 Da haben wir vns durch ein eigenen botten schrifftlichen erbotten, wir wolten komen,102 aber er hat vns gar zornig vnd vngestuͤm in einem brieff, den er mit seiner eigen hand [C 2r:] geschrieben,103 geantwort, darin er vns vnd vnsere mitbruder tolle,104 rasende heuchler, luͤgner, insidiatores105 genent vnd gelestert. Jtem, in demselbigen 56. jar haben ich, Jllyr[icus], vnd Gallus etliche brieff an N. geschrieben,106 jn auffs freundlichst gebeten vnd vermanet, er wolte doch vmb Gottes willen die Adiaphorische vnd Maioristische jrthumen, so er zuuor eingefuͤrt, auffhe

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ben, auff das die ware Religion moͤchte lauter107 vnd rein erhalten, ein Christlicher fried vnd einigkeit widerumb angerichtet werden. Da hat er vns halb ja, halb nein geantwort.108 Endlich aber hat er solch vnser Christlich schreiben vnd vermanen also gedeutet, das wir jn damit trawrig machen vnd mit einander jn zu wuͤrgen raths weren worden.109 Da ich, Jllyr[icus], nu gesehen, das mit vnser priuata actione oder handlung vmbsonst sein wolte, lies ich darauff ein Buͤchlin mit dem Titel „Von der einigkeit“ ausgehn,110 darinnen ich mich erst entschuͤldigt, darnach viel mittel vnd conditiones zu der Christlichen einigkeit gewiesen habe, mich auch zu allen denselbigen fuͤrgeschlagnen mitteln auch andern bessern, so etwa ein ander erdencken moͤcht, hoͤchlich erboten. Zum zehenden, so hab ich, Jllyr[icus], beide muͤndlich vnd schrifftlich, mit vielen hochgelerten, auch gewaltigen, grossen Herrn selbs gehandelt vnd andere handeln lassen, dz sie wolten jr bestes dazu thun, auff dz doch dieser Adiaphoristischer handel moͤcht durch vnterhandlung oder auch durch ein vnparteisch frey vrteil Christlich erkent vnd geendet werden. Als zum zeugnis: ich hab im anfang des 1557. jars zwo fuͤrstliche [C 2v:] Personen in meiner gedruͤckten Bekentnis trewlichen gebeten, das sie mit den Adiaph[oristen] von den dingen handeln wolten, welchs sie auch gethan.111 Aber was sie damit ausgericht, wei­sen jtzt fein aus die Lesterschrift, so darnach ausgangen sind.112 Solchs mein Supplicirn113 bey den Gelerten vnd weltlichen Herren, das sie zur Christlichen noͤtigen einigkeit rathen vnd helffen wolten, deuten mir die Adiaphoristen, so solche verfelschungen nicht auffheben, auch keiner Christlichen einigkeit begirig sind, das ich die grossen Herren anhetze,

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sie wolten sie entweder vertreiben oder gar dazu wuͤrgen. Wollen sie nu je also alles zum ergsten deuten, wer kan denn solchen leuten helffen oder rathen? Weiter, so haben ich, Jllyr[icus], vnd Wigandus auch im Sommer des 56. jars nur auffs fleissigst gehandelt, muͤndlich vnd schrifftlich, mit vnsern lieben bruͤdern in Christo, den Predigern in Sachssenland, das sie doch auch wolten versuchen, zwischen vns vnd den Adiaphoristen von auffhebung der Corrupteln vnd Christlichen einigkeit zu handeln.114 Solchs hat sich nu ein zeitlang verzogen,115 doch haben sie sich gleichwol zimlich116 wol erbotten. Es haben auch etliche solch vnser begeren den Adiaphoristen angezeigt, da hat jnen der fuͤrnemster geantwort, sie solten nur komen, denn er wolte sich aller gebuͤr nach willig vnd bereit erzeigen vnd vernemen lassen.117 Zum ellfften, jm anfang des 1557. jars kamen nu obgedachte Lerer aus den fuͤrnemsten stedten in Sachssenland,118 welche viel zwischen vns vnd [C 3r:] den Adiaphoristen zu C.119 gehandelt haben. Der gantze handel aber, in summa kuͤrtzlich dauon bericht zu thun, gieng dahin, das wir stets (Gott weis es) weichen, nachgeben vnd gelindere conditiones pacis suchen vnd willigen musten.120 Aber es konde sich endlich kein baum finden, der dem Marcolpho hette koͤnnen wolgefallen,121 bis das endlich der fuͤrnemster Adiaphorist122 klar sagt, er woll die Adiaphora gantz vnd gar nicht verdamnen, noch jemand

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der dabey gewesen nur pregrauiren123 oder beschwehren.124 Also kriegte der handel zu C. sein end. Die Adiaphoristen sind durch den gantzen handel gar boͤs vnd vngestuͤm gewesen, wie aus jren Schrifften, so sie den gesandten vbergeben, zu sehen ist.125 Aber mit reden sind sie noch wuͤnderlicher gewesen, also das N.126 etlich mal, da man mit jm auff das allerfreundlichst gehandelt hat, auffgefaren ist vnd geschrien: „Jr seid komen, das jr mich vnterdruͤcket. Nempt mich hin, martert mich, creutziget mich, wuͤrget mich etc.“127 Jtem, sie haben auch eben in dem handel wider vns vnd die Mitler oͤffentlich gepredigt, auch mit namen128 vns luͤgener vnd Buben (contra ius Gentium)129 gescholten.130 Jtem, sie haben einen vberaus schendlichen, vnfletigen Pasquillum wider vns gemacht131 (wie denn auch der theter132 begrieffen133 worden ist), darinnen sie mit namen die Sechssische Gesandten vnd vns schendlich ausgeholhuͤpelt134 haben. Nach diesem handel ist bald ein ander im Februario geschehen, da ein Durchleuchtiger, hochgeborner Fuͤrst etc. durch seine stadtliche Ge-[C 3v:]sandten vnd namhafftige personen eine gewisse Formulam des vertrags beiden parten fuͤrzuhalten vnd vom fried zu handeln geschickt hat, wie denn zuuor beider teil seine F. G. darumb gebeten hatten. Aber vber dieselbige gesandten sind die Adiaphoristen so gar vnwillig gewesen, das sie sie auch nicht ausreden vnd jr gewerb thun haben lassen

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wollen.135 Jtem, hernach, kurtz vor Ostern,136 hab ich, Jllyr[icus], vermoͤcht den hochwirdigen Bischoff Vergerium,137 das er von auffgebung der jrthumen vnd Christlichen einigkeit mit dem fuͤrnemsten Adiaphoristen138 handeln wolte, wie auch geschehen. Aber er hat gentzlich nichts ausrichten koͤnnen, denn derselbig stets zu jm gesagt hat: „Lieber, sagt mir nichts dauon. Last vns von was anders reden.“139 Wie endlich mit grossem ernst vnd demut jtzt im Collo140 bey den Adiaphoristen durch statliche vnd fuͤrtrefflichste personen gesucht worden ist, das sie doch wolten die jrthumen verdamnen, fried vnd einigkeit in vnsern Kirchen helffen auffrichten,141 aber alles vmbsonst, ist fast ruͤchtbarlich,142 es wird auch ein mal, wils Got, besser angezeigt vnd ausgestrichen143 werden. Dieses haben wir jtzt also nach einander kuͤrtzlich erzelen vnd anzeigen wollen, wie die sach oder Adiaphoristischer Streit von anfang sich erhaben, wie vielfeltigmal wir auch vnsere Christliche modestiam vnd gelindigkeit bewiesen, nach Gottseligem fried vnd auffhebung der jrthumen hertzlich vnd freundlich getrachtet vnd dagegen, wie die Adiaphoristen alle Christliche, freundliche vnterhandlung vnd mittel zum fried hoffertig144 ausgeschlagen vnd [C 4r:] verhindert haben, geschweigen viel iniurien vnd felschlichen aufflagen,145 die sie wider mich, Jllyr[icus], vnd sonst erdacht vnd von mir vnwarhafftige brieue vnd bericht (darauff bereit zum teil geantwort) schier in

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gantz Deutschland ausgebreit vnd mich grewlichen Ketzerey (on grund) beschuͤldigt haben.146 Zum zwelfften, so haben wir nu eine zimliche lange zeit keine schrifft wider die Adiaphoristen, vmb friedes willen, ausgehen lassen, bis vns Menius147 dazu gedrungen hat,148 aber sie haben dagegen etliche mehr, ja seer viel vberaus gifftige, vnwarhafftige schrifften lassen ausgehn,149 darauff anderswo, sonderlich in der Apologia,150 geantwort ist. Zum dreizehenden, weil die Adiaphoristen so gar mutwillig151 in jren jrthumen verharren, dazu alle schuld noch auff die, so den verfelschungen widerstanden, werffen, jr verfelschungen verkleinern vnd nur ein kinderwerck nennen, auch endlich alle freundliche Christliche friedhandlung in dieser sache stoltz vnd vbermutig ausschlagen, so haben wir vnd viel andere frome Christen, die vns dazu vermanet, fuͤr gut vnd noͤtig angesehen, alle jre Adiaphorische jrthumen vnd ergernisse aus jren eigen schrifften, sonderlich aber aus jrem jungen oder L[eipziger] Jnterim152 gezogen, in einer sonderlichen schrifft ausgehn zu lassen, auff das die gantze Kirche jren schaden wuͤste vnd sich wider solche schedliche verfolgung setzte, mit beten, bekentnis vnd verdamung derselbigen. Aber wir wollen hie kuͤrtzlich etliche mehr vrsachen erzelen, auff das jederman vnsers thun rechenschafft habe. Fuͤrs erste, es ist offtmals bewiesen, das man sol vnd mus die Adiaphoristrey schriftlich vnd muͤndlich [C 4v:] straffen vnd verdamnen. Das kan aber nicht wol153 geschehen, wenn man alle die jrthume nicht weis, oder nach einander erzele vnd darthu.154 Zum andern, es ist seer nuͤtzlich den armen, einfeltigen155 Christen, das man jnen gleich als auff einer Tafel, beide die jrthumen vnd die warheit Gottes, erzele vnd fuͤr die augen male, damit sie was Christlich vnd gut ist annemen vnd was vnchristlich vnd falsch ist fliehen vnd meiden koͤnnen.

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Zum dritten, es erfodert die ehre Gottes vnd seines lieben Sons, das man die listige, schedliche Werck des Satans, die Christus zerstoͤret, vnd sonderlich die hochschedliche jrthume offenbare, allen bekant mache vnd straffe. Zum vierden, zu gleich wie vns hochnuͤtzlich vnd troͤstlich ist, wenn wir befinden, das eben die jrthume des Bapsts oder andere lang fuͤr vns von den waren Christen verdamnet sind, also wird on allen zweifel diese erzelung der verdampten jrthumen auch den nachkomen einen hertzlichen trost geben, wenn sie nemlich wissen werden, das eben die jrthumen von jren voreltern gestrafft vnd verdampt sind. Denn der Teufel kompt gemeiniglich mit seinen alten jrthumen herfuͤr, alleine das er jnen eine andere farbe anstreicht oder eine andere Sophistische laruen anzeucht. Zum fuͤnfften, es wird solche erzelung oder fuͤrmalung der Adiaphorischen jrthumen auch denen, so gefallen,156 vnd nu sicher hin gehen vnd meinen, sie habens nur wol ausgericht, zu jrer [D 1r:] Busse vnd Bekerung dienstlich sein. Zum sechsten, weil die Adiaphoristen weit von der sachen lauffen, schreien dagegen vnd tichten, was sie geluͤstet, so mus man sie herzu durch solche erzelung jrer jrthumen zur sachen ziehen vnd treiben. Zum siebenden, wie Moses die Juͤden offt ernstlich erinnert von allem jamer, daraus sie Gott erloͤst, sie auch Gott dafuͤr zu dancken vermanet,157 also wird auch diese erzelung der Adiaphoristischen jrthumen, von denen vns Gott gnediglich erloͤset, zu erweckung der Dancksagung in vielen Christen dienen vnd nuͤtzlich sein. Zum achten, es sind die Christen allenthalben grewlich als halsstarrige vnd vngehorsame leute geschmehet, auch verfolget worden, nur darumb, das sie die Adiaphoristerey nicht willigen vnd annemen, sondern die bis auff den heutigen tag verdampt haben wollen. Darumb, so mus man dessen vrsach sagen vnd beneben anzeigen, wie grewlich die Adiaphorische jrthume sind. Zum neunden, es ist wissentlich, das die Christliche Kirchen stets gepflogen hat die jrthume verdamnen vnd offentlich verzeichnen,158 darumb, so muͤssen wir jtzt solchs auch thun vnd solchem Christlichen Exempel nachfolgen. Zum letzten, wil man den jrthumen widerstehen, so mus man die Christen zum Gebet wider solche jrthume erwecken. Das kan aber nicht wol159 geschehen, wenn man nicht dabey anzeigt, wie grosse jrthume vnd gefahr verhanden sind. [D 1v:] Vermanen derwegen alle Christen bey jrer Tauff pflicht vnd gehorsam,160 den sie dem allmechtigen Gott schuͤldig sind, sonderlich

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aber rechtschaffne Christliche lerer vnd regenten, sie wollen doch vmb Gottes willen diese vnd andere jrthumen, so jtzt in der Kirchen Gottes frey gehn vnd wallen,161 mit allem ernst vnd fleis betrachten, erwegen vnd auffs erst jrem besten vermuͤgen nach dazu thun, damit solche vnd dergleichen Gottlose jrthume einmal gentzlich durchaus moͤchten verdampt vnd aus der Kirchen ausgerottet werden. Es meinen aber vnd sagen leider etliche sichere leute, das Jnterim sey lang mit sampt den Adiaphoris hinweg,162 drumb, so duͤrffe man sich nicht so hoch daruͤber bekuͤmmern. Aber es ist dem viel anders. Derwegen, so sol man diese nachfolgende vrsache, warumb man dazu mit ernst thun solle vnd muͤsse nur wol betrachten. Erstlich, das die Adiaphora noch in vielen Kirchen (so gleichwol Euangelisch sein wollen) offentlich sein, da sie auch durch das fuͤrnemst, jr jung oder Adiaphorisch Jnterim eingefuͤret sind. Dann alda gehet man noch vmb mit Creutz vnd fanen, mit Creutz begraben etc.163 Die vergangne Ostern hat man noch alda den klotz, wolt sagen, Crucifix, mit anbetung, liechtern, gesengen, grossen Papistischen gebreng vnd endlich mit grosser trawrigkeit vnd mit leiden begraben, jm auch lassen tag vnd nacht singen, bis sie jn wider auffgesungen164 haben. Jtem, man geht da auch noch vmb mit der abgoͤttischen monstrantz.165 Zum andern, es stecke die Adiaph[oristischen] jrthume noch vnzeligen menschen in jren hertzen, denn man kan [D 2r:] nicht so bald einen jrthum ausrotten als einseen. Darumb, so mus man die armen Gewissen fleissig, klar vnd emsig vnterrichten vnd die hochschedliche jrthumen aus jrem hertzen auswurtzeln. Zum dritten, das exempel des weichens, nachgebens vnd vergleichens Christi vnd Belials wird noch gewislich der kirchen zu allen zeiten grossen, greulichen schaden thun. Denn als bald jrgend ein gefar angehn oder sich zutragen wird, so wird man widerumb zu solchem flickwerck vnd vergleichen Christi mit Belial komen, zweien Herrn dienen166 vnd, wie man sagt, auff beiden achsseln167 tragen wollen, dazu auch der grossen Theologen exempel vnd gruͤnde anziehen.168 Darumb, solchem kuͤnfftigen vbel fuͤrzukomen, ist hoch von noͤten, das man solche boͤse exempel klar verdamne vnd auffhebe, damit sie nicht mehr schaden thun muͤgen. Zum vierden, das die gedruͤckte vnd vngedruͤckte Adiaph. schrifft noch verhanden sind, welche auch on zweifel, so sie nicht verdampt werden, noͤtiglichen grossen schaden der Kirchen anlegen werden. Derhalben ist von noͤten, so man anders der Kirchen Gottes trewlich rathen wil, das man solche Adiapho. schriffte als jrrige verdamne, damit sich auch andere leute dafuͤr zu allen zeiten zu huͤten wissen. Zum letzten, es haben sich die armen Christen in Deutschland nur auffs greulichst mit diesen Bulen169 mit dem Antichrist zu Rom mit abfallen, stillschweigen, wancken, verfelschen, ja auch verleugnen, die warheit Gottes versuͤndiget vnd den grausamen zorn Gottes, der ein verzerends fewr ist,170 vber sich vnd gantz Deutschland, ja auch vber die nachkomne geladen. Dieser vnaussprechliche schaden vnd jamer ist [D 2v:] viel groͤsser vnd vntreglicher denn keine Menschliche oder auch Englische171 vernunfft fassen vnd verstehen kan. Es sagt die h. Schrifft: „Durum est incidere in manos omnipotentis Dei.“172 Was kan doch groͤsser vnd greulicher sein, denn solchen erschrecklichen zorn Gottes auff sich laden vnd des aller grausamsten Straff Gottes alle tag gewertig sein. Ach, das die Menschen solchs nicht zu gemuͤt furen wollen. Derhalben, auff das sie dem zukuͤnfftigen zorn Gottes entfliehen moͤgen, ist es hoch von noͤten, das man jnen solche grewliche suͤnde anzeige, damit sie Bus thun, Gott vmb gnad vnd verzeihung bitten vnd der zeitlichen vnd ewigen straffe entrinnen moͤgen. Der Allmechtige, ewige Gott erhalte vns bey seinem wort vnd erloͤse vns von dem Antichrist vnd seinen Greweln,173 vmb Jhesu Christi seines lieben Sons willen. Amen. Nicolaus Gallus, Superintendent zu Regens[burg] Johannes Wigandus, Superint. zu Magd[eburg] Matthias Flacius Jllyricus. Johannes Aurifaber, Hoffpredig. zu Weimar. Anthonius Otto, Pfarherr zu Northusen. Mattheus Judex, Diaconus zu Magdeb.

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[D 3r:] Die Adiaphorische Jrthume oder Corrupteln vnd Ergernisse. Wiewol die Adiaphorische verfelschungen vnd vergleichungen Christi mit Belial durch viel vnd mancherley Schrifften, dazu mit seltzamen, boͤsen practiken174 in die Kirche Gottes mit vnaussprechlichem schaden der Goͤttlichen warheit vnd vnzeligen Seelen ewigem verderbnis eingefuͤret sind, jedoch so ist die fuͤrnemste, schedlichste vnd gewisseste, oder am meisten gleubwirdige Schrifft, die nem­lich, so man das L[eipziger] oder jung Jnterim nennet,175 welchs im anfang des 1549. jars im Jarmarckt176 auff den Landtag, da man vom Augspurgischen Jnterim berathschlaget hat, der gantzen Landschafft von den Adiaphoristen fuͤrgehalten worden ist. Welchs jung Jnterim, wiewol es nicht von stund an177 gedruͤckt, ist es doch offentlich publicirt178 vnd alsbald in allen andern vmbligenden Landen als ein authenticum, glaubwirdiger Beschlus, ausgebreitet worden, da man denn statlich179 dauon beratschlaget vnd an etlichen orten es auch ange-[D 3v:]nomen, an etlichen aber verworffen hat, das also solche Schrifft, iungs Jnterim oder formula der Adiaphoristerey nicht mehr einem menschen, zweien oder nur einer Stad, sondern fast dem gantzen Deutschland zugehoͤrig ist. Auff das aber nicht jemand sagen moͤchte, es were vielleicht eine vngewisse180 schrifft, weil sie von den Adiaphoristen selbs nicht offentlich in Druck gegeben,181 so ist zu wissen, das sie einen auszug daraus gezogen vnd den offentlich gedruckt haben, darinnen sie, wie auch in neben publicirten, ernstlichen Mandat,182 klar solchs jr Jnterim einen beschlus des Landtages nennen.183 Damit sie klar anzeigen, das es eine gewisse184 vnd beschlusschrifft sey, welche sie auch mit der that185 zu halten vnd zu exequiren gedechten. Gott gebe, es gefalle darnach jemand oder nicht. Darumb so ist, wie gesagt, solch Jnterim eine gewisse vnd offentliche Schrifft, darauff man nur recht fussen186 kan. Das nu weiter solche Schrifft hernach von vns eben also zu Magd[eburg] gedruckt, wie

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dieselbige zu L[eipzig] publicirt ist, beweise ichs mit diesen vnbeweglichen187 gruͤnden. Zum ersten, so haben wir ein exemplar desselbigen L[eipziger] oder jungen Jnterims mit des fuͤrnemsten Adiaphoristen188 eigner hand gebessert, wie jederman der es nur sihet solchs bekennen mus, welchem exemplar wir im Drucken nachgefolgt haben. Darumb dis exemplar allein kan gnugsam bey allen der warheit liebhabenden zeugnis geben, das solche jre Formula oder Jnterim von vns nicht im gedruͤckten exemplar verfelscht sey. [D 4r:] Zum andern, so haben wir eben das Exemplar, das den gesandten der stad W. auff den obgenanten Landtag, da solch Jnterim publicirt worden, vbergeben ist. Wenn man nach der schreiber hand, so dazumal solche Jnterim abcopirt, forschet, so wird man befinden, das der sachen also vnd nicht anders sey. Solch Exemplar ist auch zum Druck gebrauchet worden vnd stimmet aller ding. Zum dritten, so haben wir ein exemplar, so vns etliche aus dem ausschus mitgeteilt haben, welchs auch aller ding mit den andern stimmet. Solche leut sind wol so ehrlich, das sie nicht leiden werden, das man sage, sie haben solch jr Jnterim verfelscht. Zum vierden, so haben wir ein exemplar, welchs vns der wolgelerte vnd namhafftige Man Plateanus,189 s.g. etwa Schulregent zu Z[wickau] vnd sonst ein ehrlicher Man vnd Burgermeister alda, zugeschickt haben. Zum fuͤnfften, so hat der wolgelerte vnd trewe diener Christi, Joachimus Westphalus, in einer gedruckten schrifft bezeuget,190 das er sampt dem achtbarn Herrn, D. Johanne Aepino, Superint. zu Hamburg seliger gedechtnis, flugs nach obgedachtem Landtag vnd publicierung, eben vnd aller ding ein solch exemplar von L[eipzig] bekommen habe, wie es hernach von vns zu Magd[eburg] gedruckt worden ist. Zum sechsten, es ist auch bald nach der vorgenanten publicierung den Predigern zu M[eißen] eben ein solch Exemplar fuͤrgehalten worden,191 wie es hernach gedruckt, mit solcher anzeigung vnd begeren, das solches were ein Bedencken der Precepto-[D 4v:]ren vnd aller fuͤrnemsten Theologen, derhalben solten sie auch darein willigen vnd es annemen, wie sie das noch bezeugen. Zum siebenten, so bekennet der Adiaphoristische Fuͤrsprecher in seiner jtzigen gedruckten Schrifft,192 das er sampt andern Theologen den 13. Martij des 1549. jars ein Bedencken gestelt193 vber die schrifft oder Bedencken der grossen Theologen, so wir zu Magd[eburg] hernach gedruͤckt vnd das L[eipziger]

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oder jung Jnterim genant haben,194 welchs auch ein gros zeugnis sein mus, das jtzt der Adiaphoristische fuͤrsprecher selbs bekennet, er habe sampt andern Theologen wol lenger denn ein jar zuuor, ehe wir solch Jnterim gedruckt haben, ein bedencken oder vrteil daruͤber gestelt. Darumb, so ist ein Authenticum scriptum, vnd nicht von vns ertichtet. Endlich, so ist Anno 1550 ein Buch ausgangen mit dem Tittel „Gruͤndlicher bericht“195 mit einer nebenschrifft Pf[effingers], darinnen solch jung Jnterim auffs aller ernstlichst vnd fleissigst verteidingt vnd den hochgelerten Theologen klar zugemessen wird, dasselbig Buch sampt seinem, Pf[effingers], lest zu, das solcher Druck des jungen Jnterims recht sey, ausgenomen im anfang solten zwey woͤrtlin sein ausgelassen worden,196 aber es ist jm auch dis geticht197 von zweien woͤrtlin gnugsam widerlegt worden. Nach dem nu angezeigt ist, das das jung Adiaphorisch Jnterim ein gewisser vnd bestendiger Grund der Adiaphoristrey ist, so wollen wir nu in Gottes namen die Adiaph. jrthume vnd ergernisse, so in der Adiaphoristrey geschehen sind, [E 1r:] nach einander klar, trewlich vnd on Sophisterey erzelen. Von der Erbsuͤnde vnd Menschlichen Freien willen. 1. Die Adiaphoristen haben klar die Papistische, jnterimistische Jrthumen von der Erbsuͤnde gewilligt. Denn sie sagen im jungen Jnterim, das sie das Aug[sburger] Jnterim nicht anfechten, was belangt den Menschen nach dem fall.198 Jn dem gedruͤckten jrem Bedencken aber sagen sie noch mehr, das nemlich das Jnterim in solchem stuͤck vnstrefflich sey.199 Dagegen aber so ist offenbar, das nicht al­lein die groben Papisten in dem artickel von der Erbsuͤnde jrren, sondern auch das Jnterim folget jnen fein nach. Denn das Jnterim zeiget nicht gnugsam klar an, das auch die verderbung des Ebenbilds Gottes vnd suͤndliche luͤsten an sich selbs warhafftig suͤnde weren, sondern sondert viel mehr ab den mangel der Erblichen Gerechtigkeit von der boͤsen art verderbter natur vnd sFndlichen begirden.200 2. Jtem, so saget auch das Augs. Jnterim, das die boͤse art vnd begirden widerstreben den oͤbersten krefften der Seelen,201 gleich als nicht das meiste teil des Teuflischen gifft oder verderbten natur were eben in den oͤbersten krefften der Seelen, nemlich in parte rationali, intellectu et uoluntate. [E 1v:]

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Dieser Papistischer, sophistischer vnd Philosophischer jrthum ist der warheit hoch schedlich. Denn so die oͤberste krefften noch recht vnd allein die vnterste verderbt sind vnd jnen widerstreben, so ist gar leicht ein Meritum congrui202 daraus zu zimmern. Si rationalis potentia adhuc esset salua et integra, parua esset corruptio in ho­mine. Darumb ist das eine grosse vnd hochschedliche verkleinerung vnd schier (so zu reden) auffhebung der Erbsuͤnde. 3. Es sind noch mehr samen vnd wurtzel der jrthumen im obgedachtem Capitel des grossen Jnterims, welchs die Adiaphoristen gantz vnd gar approbieren, loben vnd sagen, das es vnstrefflich sey, von welchem besihe die Hamburgische Confession wider das Jnterim.203 Das ist auch nur wol zu betrachten, das jr L[eipziger] Jnterim an diesem ort nicht allein von dem Augspurgischen Jnterim, sondern stracks in genere redet, sagend: „Zum andern, so viel betrifft die Lere, erstlich von dem Stand vnd wesen des Menschen fuͤr vnd nach dem fall, ist kein streit.“204 Das warlich kein zweiuel ist, das die Adiaphoristen damit bewilliget haben alle Papistische jrthumen, so sie bisher in den zweien artickeln wider vnsere ware Lere verteidingt haben, Denn sie sagen schlecht:205 „JST KEIN STREIT.“206 Was saget aber die Augspurgisch Confession207 vnd Apol.208 dagegen? [E 2r:] 5. [sic] Weiter, so gibt das junge Jnterim dem freien willen des Alten Adams oder Menschlichen krefften fuͤr der Widergeburt gar zu viel zu, denn es saget, das der freie wille in bekerung des Menschen mitwircke, oder sey causa cooperans,209 so doch der Mensch fuͤr seiner Widergeburt allein zum boͤsen von jugend auff geneigt ist, ein feindschafft mit Gott hat vnd alles, was Gottes ist, verachtet vnd verlachet, Rom. 8.,210 1. Cor. 2.211

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Vom Artickel der Rechtfertigung. Den Artickel von der Rechtfertigung haben die Adiaphoristen vielfeltig verfelscht vnd verfinstert. 6. Denn zum ersten, so haben sie, den Papisten zu gefallen, hinweg geworffen das woͤrtlin SOLA, ALLEIN,212 das wir allein durch den Glauben gerecht werden, welchs aus diesen gruͤnden klar vnd offenbar ist. Der erste, sie haben seer lang zur zeit des Jnterims, als nemlich Anno 1547., 48. 49., solch woͤrtlin vnd lere gentzlich in jren lectionibus, Predigten vnd Schrifften verschwiegen vnd gar nicht gedacht, so doch solchs der fuͤrnemste, streitige punct mit den Papisten ist. Der ander, in P[egauischem] handel vnd Bedencken, da dieser artickel, wie auch das jung Jnterim bekennet, mit den Papistischen Bischouen verglichen worden ist, stehet klar: „Wir streiten nicht vom woͤrtlin [E 2v:] SOLA, ALLEIN“,213 welchs bedencken der fuͤrnemester Adiaph[orist]214 selbs mir, Jllyrico, in die hand gegeben hat, mit dem begern, ich wolt jm etliche meher Exemplar ausschreiben215 lassen, damit er sie auszuteilen het. Vnd hab ich, Jllyricus, dazumal mit jm ernstlich solcher vnd dergleichen verfelschungen halben gered vnd gehandelt.216 Es were aber mit diesem folgenden grund gnugsam bewiesen, das, wiewol sie mehr Bedencken vber das Gottlos JNTERJM, so solche noͤtige Lere vom glauben ALLEIN mit fleis aussen liesse vnd verfelschte, gestelt, jedoch so haben sie solche verfelschung des Jnterims nirgend nicht gestrafft, auch diese lere vnd woͤrtlein SOLA, wir werden ALLEIN durch den Glauben gerecht vnd selig, nicht dawider gesetzt, noch bewiesen. Was ists nu fuͤr vrsach, das sie so gar williglich zu solchen zeiten vnd not das woͤrtlein vnd lere vergessen, sonderlich in den schrifften vbers Jnterim, so sie es nicht verworffen haben? 7. Die andere verfelschung ist, das sie in obgedachtem P[egauer] Bedencken gesetzt haben, das wir FURNEMLICH durch Christum gerecht werden,217

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welche aus der vorigen folget. Es ist fuͤrwar nicht vmbsonst, das ein Schreiber mit dem zunamen Cell. M. Gallo klar bekand, das man alda so gar vnbarmhertziglich den Artickel von der Rechtfertigung gemartert habe, das jn auch selbs verdrossen hat, denn er hat alda alle rede auffgeschrieben.218 8. Die dritte verfelschung des Artickels von der [E 3r:] Rechtfertigung ist, das die Adiaphoristen in jrem gleisnischen219 Bedencken ernstlich vnd fleissig treiben, das gute werck zur Seligkeit noͤtig seien.220 Welchen jrthum Ma[jor] hernach groͤblich221 gemehret vnd verteidingt hat. Wider welchen jrthum von mehr Lerern trewlich geschrieben vnd gestritten ist.222 Diese verfelschung entschuͤldigt auch P[hilippus] Rom. Cap. 6. Fol. 38.223 9. Die vierde verfelschung, sie haben vber das gros Jnterim, lang zuuor denn es publicirt ist, ein Bedencken geschrieben vnd ausgebreitet, darinnen diese wort stehen: „Wiewol im Jnterim der Artickel von der Rechtfertigung schwach gesetzt ist, jedoch sol man nicht dawider streiten“,224 wie jnen die Hamburger flugs im anfang solchs in gedruckten schrifften fuͤrgehalten haben.225 10. Die fuͤnffte verfelschung, so offt sie von der Rechtfertigung durch den glauben in jrem jungen Jnterim vnd andern Adiaphorischen schrifften handeln, so gebrauchen sie stets solche formel oder weise zu reden: „Der Glaub, so neben sich hat die liebe, hoffnung vnd andere Tugenden, macht vns gerecht.“226 Welchs nichts anders ist, denn eben die Papistische verfelschunge de fide formata,227 das wir gerecht werden durch den glauben vnd die liebe oder gute wercke. Jtem, sie pflegen auch zu sagen in obgedachten Schrifften: „Es sein vnd mFssen auch die andere Tugende, als lieb, hoffnung

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etc. beim Glauben sein.“228 Aber so sihet gleichwol der Glaub auff das Verdienst Christi, welchs auch die obgedachte [E 3v:] Papistische verfelschung de fide formata ist. Diese vnd der gleichen verfelschunge hat auch die Mechelburgische Formula fuͤr eim jar in obgedachtem Jnterim gemerckt vnd ernstlich verdampt.229 11. Die sechste verfelschung der Rechtfertigung ist, das im L[eipziger] Jnterim nirgend klar von der iustitia imputatiua, oder zugerechenter [sic] Gerechtigkeit Christi,230 gehandelt wird. Jtem, man findet auch nirgend darin klar vnd ausdruͤcklich, das allein die Gerechtigkeit des verdiensts Christi vnsere ware Gerechtigkeit fuͤr Gott sey. 12. Die siebende verfelschung ist, das D[oktor] Ma[jor] in seiner Disposition vber die Epistel zun Roͤmern,231 jtem, im grossen Comment klar vnsere Gerechtigkeit auff vnsere Ernewerung vnd gute werck ziehet.232 Jtem, das er leret: Wir werden durch den Glauben vnd Bekentnis selig. Wie solchs alles weiter in meiner, Jllyr[icus], Bekentnis zu sehen ist.233 Diese alle Ma[jors] jrthume komen nirgend her denn aus der Adiaphoristerey, darumb jn auch die andere Theologen nicht straffen wollen, sondern lassen zu solche Buͤcher bey jnen offentlich, als recht, drucken, lesen vnd verkauffen. Ja, auch P[hilippus] hat Rom. fol. 78.234 vnd in der Emendation235 der Mechelburgischen Friedformel eben eine solche Adiaphorische verfelschung hinzu gesetzt, das er nemlich die Ernewerung des H.Geists in die Gerechtigkeit, die fuͤr Gott gilt, geflickt hat.236 13. Die achte verfelschung ist, das sie in jrem Adiaph[oristischen] Jnterim zulassen, das diese Papistische, so-[E 4r:]phistische verfelschung der reden Pauli: Wir werden gerecht durch den Glauben, das ist, der Glaub ist nur ein

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anfang zur Gerechtigkeit, auch recht sey. Diese grewliche verfelschung der reden vnd meinung S. Pauli haben vnsere Kirchen stets bisher gestrafft vnd damniret. Eben diese verfelschung ist auch in P[hilippi] Bedencken.237 Ja, es war solche verfelschung auch in die gedruckte Disputation Jsinderi Anno 1548 komen,238 wie aus den Exemplaren zu sehen. 14. Die neunde verfelschunge, das wiewol Paulus, Johannes, Christus vnd die gantze H. Schrifft stets setzen, das gute werck nach der rechtfertigung als fruͤchte oder effectus folgen, wie denn auch vnsere Kirchen stets bisher geleret haben, auch Augustinus seer fein saget: „Opera sequuntur iustificatum, non praecedunt iustificandum.“239 Jedoch habens die Adiaphoristen offentlich vmbgekert vnd fuͤr der Rechtfertigung gesetzt. Denn sie sagen stets, wie auch oben gehoͤrt: Es sind da, vnd muͤssen da sein neben dem Glauben, die Liebe vnd andere viel Tugenden. Gleichwol aber werden wir durch den Glauben an Christum gerecht vnd selig. Solche verfelschung bestetigt auch die rede: Gute Werck sind noͤtig zur Seligkeit, nemlich als ein fuͤrgehend ding. Denn das vermag eigentlich diese rede, laut aller Menschen sprach vnd verstand, wie wol man hernach seer mancherley deuteley240 vnd Sophistische Gloͤslin241 der Proposition gesucht242 vnd versucht hat, wie zum teil im dritten teil der Apologien wider den Adiaph. Fuͤrsprecher angezeigt ist.243 [E 4v:] Verfelschunge der Lere von guten Wercken. 15. Das L[eipziger] Jnterim, auch das vorig gedruckt Bedencken, setzt klar die gute Werck fuͤr der Rechtfertigung, wie auch zuuor gesagt, das ist, ehe gute fruͤchte denn den guten baum, welchs ein grosser vnd grober jrthum ist vnd schadet der warheit Gottes vielfeltig, wie angezeigt. 16. Der ander jrthum ist, das die jtzt gedachte schriffte dringen, das gute werck zur seligkeit noͤtig seien. Welchen jrthum D[oktor] M[artinus] aus der

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Adiaphoristerey genomen vnd denselben weidlich244 amplificirt,245 auch andere groͤbere hinzugesetzt, das niemands je on gute Werck selig worden sey, vnd das es vnmuͤglich ist, on gute Wercke selig zu werden, ja er hat auch stracks darzu gethan, das eben vnser Tugende vnd gute Werck vnsere Gerechtigkeit seien, vnd das wir durch die bekentnis die Seligkeit vberkomen246 oder die wolthaten Christi vns appliciren in Dispos. Rom. 10. cap.247 Jtem, er saget, das wir durch vnsern Christlichen wandel, kampff vnd streit die zukuͤnfftige seligkeit vnd glori erlangen werden. Was ist das anders, denn das wir durch gute werck das ewig leben vberkomen? Jn dem andern teil seiner Homelien. Welcher aber von den Adiaphorischen Theologen straffet ernstlich diese grobe jrthumen? [F 1r:] Von der Busse. 27. [sic] Die erste verfelschung der Lere von der Busse ist, das die Adiaphoristen in jrem Jnterim die Bus offentlich in drey teil, wie auch die Papisten, teilen, nemlich in Beicht, Absolution vnd Satisfaction, oder gnugthuung. Es setzen aber die Adiaphorische fuͤr das wort gnugthuung ANHENGIG.248 Nu ist der Beicht vnd Absolution nichts anders anhengig denn eben die Satisfaction. Es erkleret sich auch jr Jnterim selbs also. Denn das wort ANHENGIG erkleren sie flugs mit den worten Almosen geben, Beten vnd Fasten,249 welche werck man im Bapstumb den Beichtenden zur Gnugthuung fuͤr die suͤnde auffzulegen pfleget. Also haben sie auch in jrem fuͤrnemlichen Bedencken vber das Augspurgisch Jnterim, die Jnterimistische Lere von der Gnugthuung weder gelobet noch gestrafft, sondern es gelassen in eines jglichen erklerung.250 Aber in jrem Adiaphorischen, jungen Jnterim haben sie es stracks gelobt vnd angenomen, wie gehoͤrt. 18. Die andere verfelschung ist, das sie haben aus jrer teilung der Busse den Glauben (wie die Papisten zu thun pflegen) ausgeschlossen, vnd also ein Judas Busse, welche den Menschen in verzweiflung lest stecken, damit gewilligt.

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19. Die dritte verfelschung ist, das jr Jnterim die Busse an der reige251 der Papistischen 7 Sacramenten252 gesetzet vnd also willigt vnd bekennet, das die Bus [F 1v:] ein Sacrament sey, wie es die Papisten haben wollen. Von der Kirche. 20. Die erste verfelschung ist, das sie in jrem Jnterim willigen vnd klar setzen, man sol das jenige leren, was die Kirche erkennet vnd ordnet,253 gleich als nicht fuͤr langst erkant vnd geordnet were, was man leren vnd gleuben sol, nemlich zum ersten: „Habent Moysen et Prophetas“,254 zum andern: „Hunc audite“,255 zum dritten: „Qui vos Apostolos, et alios vestra docentes audit, me audit.“256 „Vos eritis mihi testes usque ad fines orbis terrae.”257 Matth. Marci, et Lucae vltimo. Aber damit hat man dem Gottlosen Concilio zu Trient258 vnd Bepstlichen, auch Bischouenlichen Traditionibus einen Grund259 legen wollen, das jre Decreta vnd Canones musten gehalten werden. Hilff lieber Gott, wie seer hat man vber diesem Artickel bisher disputirt, vnd wie viel ist auch der Kirchen Gottes dran gelegen. 21. Die andere Verfelschung von der Kirchen ist, das sie eine solche gestalt der Kirchen tichten, darinnen die Thumherrn jren stand vnd wesen mit gesengen etc. behalten, darinnen die Ordinarij Bischoue jre jurisdiction vben, vnd endlich darinnen auch der oͤberste Bischoff (das ist der Bapst) regire. Eine solche Kirchen malen260 die Papisten, Jnterimisten vnd Adiaphoristen damit denn vnsere kirchen gentzlich verdampt wird. Aber hieuon hernach. Hiezu gehoͤrt, das im L[eipziger] Jnterim am ende klar der von Zeitz vnd Meissen fuͤr Ordinarien vnd wa-[F 2r:]re Bischouen von den Adiaphoristen vnd Mamelucken261 erkant vnd bekant werden.262 Jtem, das die Adiaphoristen in jrem fuͤrnemsten gedruckten Bedencken vber das gros Jnterim

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schreiben, sie wollen niemands rathen, das er wider das Capitel von der Kirchen im Jnterim streite oder dawider sich setze.263 Von den sieben Sacramenten. 22. Das Adiaphorisch Jnterim setzt fein nach einander alle sieben Papistische Sacramente,264 das kein zweiuel sein kann, es wird also der Papistische jrthum von sieben Sacramenten gelobt vnd bestetigt, sonderlich weil solch jr jung Jnterim die Papisten zu uersuͤnen geschrieben vnd gestelt ist. Der wegen, so zeucht auch Sidonius265 in seiner Apologia des Catechismi mit grosser pracht solche meinung der Adiaphoristen an, das sie nu mehr die sieben Papistische Sacramente willigen.266 Vnd in dem fuͤrnemsten Bedencken vbers Jnterim straffen sie nicht allein die zal der sieben Sacramenten, sondern sie willigen, das auch die Confirmation, Oelung vnd Priesterweihe zu andern Sacramenten gezelet werden.267 Von der Tauffe. 23. Die Tauff (saget das Adiapho. Jnterim) sol gehalten werden mit den alten exorcismis vnd andern alten Ceremonien.268 [F 2v:] Damit werden offentlich die alte, abergleubische, papistische Ceremonien von den geweihtem Cresem,

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Saltz, Wasser269 vnd andere gewilliget vnd angenomen, sampt andern jrthumen de opere operato,270 denn jnen zu gefallen geschihet solche Reformation. Drumb sagen auch die Adiaphoristen in jrem fuͤrnembsten Bedencken vbers Jnterim, das von der Tauff kein streit sey.271 Von der Firmelung. 24. Die Firmelung haben erst die Adiaphoristen gewilliget in jrem fuͤrnembsten Bedencken vber das Jnterim, also das sie gerathen, man solle nicht dawider streiten.272 Aber in jrem Adiaphorischen Jnterim woͤllen sie auch haben, das jederman sol gefirmelt werden vnd bekennen, das dadurch der H. Geist vnd die gnade Gottes gegeben werde.273 Vom Abentmal des Herrn. 25. Die erst verfelschung vnd grobe vnwarheit ist, das die Adiaphoristen in jrem fuͤrnemsten Bedencken schreiben, das vnsere Kirchen mit dem Jnterim stimmen,274 was die gegenwertigkeit des Leibs Christi belanget, das ist, das sie nachgeben die Transsubstantiation,275 welchs nicht war ist. 26. Die andere ist, das, da sie von der Communion handeln, nicht anzeigen, mit was glauben ei-[F 3r:]ner das Abentmal des Herrn geniessen sol.276 Das sie also fast auff gut Papistisch ein Opus operatum aus der Communion machen. 27. Die dritte ist, das sie vnterscheiden die Mes von der Communion vnd in gantz weit von einander gescheidenen Capiteln dauon handeln,277 damit sie

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denn die Papistische Messe bestetigen. Denn vnsere vnd die alte Messe nichts anders ist, denn eben die Communion. Darumm ist in diesem vnterscheid on allen zweiuel der grosse Grewel des leidigen Antichrists begraben. 28. Die vierde ist, das sie in dem jungen Jnterim die gantze Papistische Messe widerumb auffrichten vnd befehlen, das man sie halten sol mit Mesgewandt, Liechtern, Leuten, Confiteor, Introitu, Kyrieleyson, Graduali, Alleluia, Gloria in Excelsis Deo, Dominus vobiscum, Collectis, Epistola, Sequent., Euangelio, Credo, Oremus, Offertorium, Praefatione, Sanctus, CONSECRATIONE, Pater n[oster], Agnus Dei, Commun[ion], Collecten, et Benedictione, alles lateinisch.278 Das ist ja die gantze Mess sampt dem Gottlosen Confiteor,279 da die Heiligen angeruffen werden. Ja, es wird gewislich auch der Gottlose Canon vnterm wort Consecration280 on zweiuel verstanden, sonst hetten sie auff die gewoͤnliche weis geredt vnd gesagt, die wort des Abentmals des Herrn, wie solches auch Me[lanchthon] in seinem bedencken vber solch Jnterim geurteilet hat.281 Summa: Es wird stracks die gantze Papistische Messe wider auffgericht. Darumb saget auch das Adiaphorisch Jnterim, das die Messe hinfuͤrder in [F 3v:] diesen Landen gehalten werde etc.282 Gleich als wolt man sagen: Bisher ist die Mess in diesen Landen nicht gehalten worden, aber hinfurt sols aller ding geschehen. Sonst straffen sie nirgend im selbigen Jnterim mit einem einigen woͤrtlin die Grewel, so bey der Papistischen Messe sind. Von der Oelung. 28. Die Gottlose Oelung straffen die Adiaphoristen nicht in jrem grossen Bedencken, sondern rathen viel mehr, man solle darumb mit den Widersachern nicht streiten.283 Aber in jrem Adiaphorischen Jnterim setzen sie die Oelung klar vnd ausdruͤcklich wider ein, straffen auch vnsere Kirchen, das sie bisher die Oelung vnterlassen vnd nicht gebraucht haben.284 Von den Schluͤsseln. 29. Die erste verfelschunge der Lere von Schluͤsseln ist, das sie die Schluͤssel, das ist, die Jurisdiction, Ordination vnd das gantz Regiment der

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Kirchen dem Antichrist vnd seinen Bischouen (wie anderswo gesagt) vbergeben haben,285 welche, wie sie auff oder zuschliessen werden, ist gar leichtlich zu rathen vnd abzunemen. 30. Die andere ist, das sie die Verfolger der warheit, on alle Bus oder abbittung der Suͤnden, fast286 absoluirt haben, ja dazu sich zu jnen widergekert [F 4r:] vnd begert, das sie, die Papisten, vns absoluiren vnd in die Kirchen annemen wolten. Das heist, meine ich, die Schluͤssel recht brauchen, scilicet, hindersich.287 32. [sic] Die dritten, sie haben etlichen mehr verfuͤrern leichtlich Amnistias gegeben. Wider die Osiandrische Amnistiam haben sie nichts geschrieben oder gehandelt,288 wiewol sie gebeten vnd vermanet waren. Sie begeren auch jnen selbs Amnistiam, so sie doch nicht allein in dem geringsten nicht begeren, sich mit der hochbeleidigten Kirchen zu uersuͤnen, sondern noch dazu in jren greulichen jrthumen halsstarrig verharren vnd alle die, so sie Christlich bisher vermanet haben, verdamnen vnd vnterdrucken wollen. Wird man nu so gar nerrisch vnd leichtfertig den Verfuͤrern Amnistias geben, so ist leichtlich abzunemen, das man andere Suͤnder viel mehr one Bus absoluirn wird, oder man wird je mit solchen Exempeln andere dazu verursachen. 33. Die vierde verfelschunge der Schluͤssel ist, das sie mit der that die Schluͤssel in vielen Kirchen zerbrochen haben. Denn sie haben einen verbanten in der Kirchen zu M. absoluiren lassen, welche Histori auff ein ander mal sol, ob Gott wol, erzelet werden. Sie haben auch etliche verfuͤrer vnd perturbatores der Kirchen, welche andere Lerer vnd Kirchen als verfuͤrer oder auch eins vnehrlichen Lebens oder wandels in ban gethan, verdampt, gebunden vnd abgesetzt haben, widerumb los gemacht vnd [F 4v:] in die fuͤrnembste Empter der Kirchen ge­holffen vnd eingesetzt, vnter welchen ist auch Stephanus Agricola, ein offentlicher abtruͤnniger Mameluck oder Apostata.289 34. Die fuͤnffte, das sie die Schluͤssel vnd Regiment der Kirchen der Weltlichen Obrigkeit als jr zugehoͤrig vbergeben haben.290

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35. Endlich ist das ja eine grewliche verfelschunge der Lere von den Schluͤsseln, das sie nicht haben wollen, das man das Gesetz scharff predigen, sondern nur in gemein vnd fein sanfft die suͤnde straffen sol. Darumb sie auch etliche Prediger, so etwas ernstlicher die suͤnde angegrieffen vnd gestrafft haben, verdampt vnd von jrem ampt absetzen lassen.291 Jtem, sie pflegen jre Ordinanden sonderlich zu L. also zu vnterrichten vnd vnterweisen, das sie nicht harte Stoici mit straffen, Gesetzpredigen vnd schelten sein wolten. Von der Bekentnis. 26. [sic] Die Bekentnis der warheit oder warer Lere vnd Religion ist bey den Christen ein hochnoͤtig stuͤck, beide zu erhaltung vnd ausbreitung der warheit, vnd auch zu ausbreitung vnd preis Goͤttlicher Ehre. Es haben aber die Adiaphoristen das Bekentnis fast gantz vnd gar vnter die banck292 gesteckt in der allergroͤsten not, da sie am meisten von noͤten gewesen, ja gar hinweg gethan vnd auffgehaben. Denn es haben nicht sie allein hin vnd her, wie [G 1r:] ein Rohr gewancket, sondern auch die gantze kirchen Gottes vnd Religion in die Papistische verstellen293 wollen vnd damit bezeuget, das sie nu fuͤr jren vorigen abfal Busse gethan vnd sich widerumb zu jrer der Papisten Kirchen vnd alten Reli­gion vmbwenden wolten. Jtem, sie haben in jrem gedruckten vnd vngedrucktem Bedencken offentlich zu mehrmaln geschrieben, das das Bekentnis nicht jederman zu gleich noͤtig sey.294 Ja, sie haben schlecht295 geleret, das man zur zeit der gefahr oder Verfolgung wol sich mit den Widersachern in Religions Sachen vereinigen oder vergleichen, sich nach jrer Religion gestalt, weltliches friedes halben, stellen vnd verstellen koͤnde. Vnd weiter (das noch erger ist), so haben sie durch jren gedruckten Gruͤndlichen Bericht vnd andere Schriffte alle die jenige, so dazumal vmb der bestendigen Bekentnis willen etwas gelitten vnd gros gefahr ausgestanden haben, ausgeschrien, das sie nicht Christi, sondern jrer eignen pertinaciae, halsstarrigkeit halben Merterer gewesen, vnd also sich selbs mutwillig in gefahr gebracht haben.296 Summa: Was ist doch die gantze Adiaphoristerey anders gewesen, denn eine rechte verleugung vnd abfall von der ernewerten, erkanten vnd bekanten waren Lere vnd Religion Christi? Vnd dazu nicht allein ein Exempel der verleugnung, sondern auch eine Lere vnd vermanung zur verleugnung vnd abfall?

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[G 1v:] Von der Christlichen Freiheit. 37. Die Christliche Freiheit, die vns der Son Gottes durch sein leiden vnd sterben erworben, haben die Adiaphoristen vielfeltig geschwecht vnd gemindert. 38. Denn erst, so haben sie die Kirche Gottes dem schweren, tyrannischen Joch des leidigen Roͤmischen Pharaonis oder Antichrists vnd seiner Bischouen vnterworffen, damit nemlich, das sie jnen das Regiment vber die Kirchen vbergeben haben. 39. Zum andern haben sie in mehr Schrifften, als fuͤrnemlich der Pf[effinger] in seinem Buch, jtem, im Gruͤndlichen Bericht vnd andern geleret, die Kirche sey schuͤldig der Weltlichen Obrigkeit in verenderungen der Ceremonien den gehorsam zu leisten,297 ja wenn gleich die Kirchen seer gute vnd Christliche Ceremonien hat, es sey auch die Oberkeit gleich der waren oder einer andern Religion anhengig, haben also schlecht die Schluͤssel der Kirchen Gottes der Weltlichen Obrigkeit vberantwort vnd citirten daneben das dictum Christi: „Date Caesari, quae sunt Caesaris, et Deo, quae Dei sunt.“298 Gleich als die Christliche Ceremonien der Monarchen gut299 oder Regalien300 weren. 40. Zum dritten haben sie auch damit die Christliche Freiheit hoch beschweret, das sie fast alle [G 2r:] Christliche, nuͤtzliche Ceremonien haben hinweg nemen vnd die Papistische Abgoͤttische stat der Kirchen auffdringen wollen, wie denn die Sechsische gedruckte Epistel an die Adiaphoristen ein Grund Regel oder Gesetz aus dem Adiaphoristischen handeln citirt, welche also lautet: „Vnd in Mitteldingen soll man es alles halten, wie es die alten Veter gehalten haben, vnd jener teil jtziger zeit auch noch helt.“301 Darumb, so haben sie ja wollen die Kirche Gottes wider jhren willen vnd danck mit vielen Latinischen Gesengen, Horis Canonicis, Messen etc., jtem, mit viel Festen, mit fasten, mit der Teufels Lere von verbot der Speisen vnd mit andern vnzeligen beschwerungen vberladen, beschweren vnd sie also jrer Freiheit berauben. Vom Antichrist. 50. [sic] Es ist eine vnaussprechliche vnd wunderbarliche wolthat vnsers lieben Gottes, welche nicht weniger dann die Erloͤsung der Kinder Jsrael aus Egypten ewig zu betrachten vnd zu preisen ist, das vns nemlich der Barmhertzige, ewige Gott in diesen vnsern letzten vnd betruͤbten zeiten den Anti

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christ, vnter welches erbarmlichen dinstbarkeit wir so lange zeit gewesen sind, durch seinen dritten Eliam,302 Doctorem Martinum Lutherum heiliger gedechtnis, gnediglich offenbaret, [G 2v:] vns auch aus der grewlichen finsternis vnd Tyrannischem joch desselbigen Rhoͤmischen Pharaonis wunderbarlich ausgefuͤrt vnd entlediget hat. Darumb rhuͤmet auch die Heilige Schrift, sonderlich Paulus vnd die Offenbarung Johannis, solche wolthaten Gottes vber die massen hoch. Es rhuͤmen sie auch alle Veter, die es weder erlebt noch verstanden haben. Es lobet sie auch Doctor Martinus seliger gedechtnis selbs vnd mit jm vnzelige ware Christen, die entweder noch im leben oder allbereit in dem Herrn entschlaffen sind. Ja, eben die Offenbarung des Antichrists ist jtzt ein hochnoͤtig stuͤck oder Artickel der waren Lere Christi, welchen man vmb vieler vrsachen jtzt erhalten vnd ernstlich treiben303 mus. Diese vnaussprechliche vnd der gantzen Christenheit hochnoͤtige wolthat Gottes, der Offenbarung des Antichrists, haben die Adiaphoristen grewlich verfinstert, geringert vnd schier gantz vnd gar, so viel trawn304 an jnen gelegen war, hinweg genomen. 51. Denn auffs erste haben sie die zeit, seider Doct. Martini seligen Todt, nicht mit fleis vnd ernstlich angezeigt vnd inculcirt den Einfeltigen,305 wer doch der rechte Antichrist sey, viel weniger haben sie mit dem Engel in Apocalypsi klar geschrien: „Exite, exite, Gehet aus, gehet aus, aus Babylon mein Volck etc.“306 Ja, sie haben leider den jren gebotten, das sie also Predigen solten, damit sie nicht mit Namen307 auff den Bapst schelten. Also haben sie auch den Voitlendischen gerathen.308 [G 3r:] 52. Zum andern, so haben sie in jrem jungen, adiaphoristischen Jnterim den Antichrist vnd seine Bischouen widerumb in die Kirchen Christi einsetzen wollen,309 daraus doch Christus solche Keuffer vnd verkeuffer mit der Geissel seines Allmechtigen Worts ausgetrieben hat.310 Ja, sie habens nicht allein in die Kirchen, sondern auch vber die Kirchen als Regenten vnd Herrn setzen wollen. 53. Vnd weil die Heilige Schrifft bezeuget 2. Col. [sic] 2.,311 der Antichrist sitze in der Kirchen vnd erhebe sich vber alles, das Gott heist, vnd die Adia

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phoristen aber denselbigen grewlichen Abgott widerumb in die Kirchen zu setzen sich vnterstanden haben, so haben sie ja mit der that auch den allerhoͤchsten Artickel von der Gottheit angegriffen vnd beleidigt. 54. Zum dritten, haben sie die gantze Kirchen vnd Religion in jrem jungen Jnterim vnd andern Adiaphorischen verfelschungen nach dem Bepstischen Greweln verstellet vnd deformirt, beide in Ceremonien in Sacramenten, vnd auch in der Lere, wie das aus den vorgehenden vnd nachfolgenden Artickeln oder zeugnissen klar zu sehen ist. Die Sechsiche Epistel wirfft jnen fuͤr, das sie leiden, das man vnter jrem Namen, schein vnd ansehen alle Papistische Grewel vnd Abgoͤttereien widerumb in die Kirchen einfuͤret,312 wiewol man doch nicht seer bedarff hiezu das zeugnis der obgedachten Epistel, denn es ist fast jederman im [G 3v:] gantzen Deutschland bekannt, das, wo man jrgend in eine Kirchen das Gottlos Jnterim oder das Bapstumb eingefuͤret, man stets den leuten fuͤrgehalten vnd geschrien hat: „Willigen doch solches die Hochgelerten Adiaphoristen etc. Warumb wolt jr euch denn des wegern?“ 56. Sie haben auch alle Reformationes der Kirchen Gottes vnd die Offenbarung des Antichrists in ein verdacht bracht, als weren sie des leidigen Teufels vnd Menschlicher Philonikie313 vnd ehrgeitz werck vnd thun. Durch diese vnd dergleichen mittel vnd wege ist fast die gantze Offenbarung des Antichrists von den Adiaphoristen offentlich verfinstert vnd auffgehaben worden, so doch dieselbige jtzt (wie vor gesagt) ein gros teil vnd noͤtiger Artickel des Christlichen Glaubens ist. Von Ceremonien oder Mitteldingen. 57. Die Ceremonien der Kirchen Gottes, so allein zu gemeinem vnd geistlichem nutz oder zur geistlichen erbawung der Kirchen Gottes, zur zier vnd guter Ordnung etc. auffgericht vnd gehalten werden solten, wie solches Paulus fuͤrschreibt,314 haben die Adiaphoristen dahin gerichtet, das sie dem bauch dienen, friede, ruhe vnd gute tage von den Verfolgern Gottes erlangen moͤchten vnd sollten, wie vnleugbar. Darnach haben sie dieselbige in sonderheit nach [G 4r:] einander verfelschet vnd vom Geistlichen nutz vnd auffbawung zu gemeiner Geistlichen verderbung verwandelt. Zum andern haben sie fast alle Geistliche Deutsche Lieder D[oktor] Martini vnd anderer aus den kirchen geworffen, welche doch den armen Christen zur erbawung vber die massen dienstlich sind, vnd dafFr ander Latinische Choralische hinein gesetzt, so vom gemeinen Man weder verstanden, noch sonst zur erbawung

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dienstlich sind, vmb der Materi vnd Musica willen, wie solches aus jremjungen Jnterim vnd dem auszug offenbar ist.315 58. Denn fuͤrs erste haben sie eine solche Regel (wie auch oben gehoͤrt) gesetzt: „Vnd in Mitteldingen sol man alles halten, wie es die alten Veter gehalten haben vnd jener teil noch helt.“316 Daraus ja klar zu mercken ist, das sie schlecht alle Papistische Ceremonien haben wider auffrichten wollen, wie solchs auch die obgedachte Sechsische Epistel bezeuget.317 59. Zum andern haben sie in jrem Jnterim die Horas Canonicas vnd den gantzen Papisticum Boatum, das vnnuͤtz Papistisch geschrey vnd heulen, wider auffgericht vnd gewilligt,318 damit sie, beide die Lerer vnd zuhoͤrer, von der noͤtigen Lere Christi zu dem vntuͤchtigem, vndienstlichem geschrey oder geplerre abgewand,319 das sie nicht zeit, noch krafft hetten, die noͤtige lere Jesu Christi zu treiben vnd zu hoͤren. 60. Zum dritten, so richten sie widerum auff oder geben je vrsach in jrem Jnterim, die Seelmessen vnd Vigilen zu restituiren oder wider auffzurichten. [G 4v:] Denn sie gebieten darin, man sollte nicht allein beim Begrebnis singen, wie in vnsern Euangelischen Kirchen der brauch ist, sondern auch nach dem Begrebnis, welchs allein bey den Papisten gewoͤnlich ist, vnd solchs darzu nach der verstorbenen oder jrer freunden begeren,320 darunter on zweifel etliche wol moͤchten Papistische Gesenge, das ist, Seelmessen vnd Vigilien begeren zu singen, welche denn jnen damit gewilligt weren. Zum vierden, sie richten widerumb auff viel Festen, dazu auch das Festum Corporis Christi, jtem des Teufels Lere oder verbot vom fleisch essen.321 61. Aus der widerauffrichtung des Fests Corporis Christi ist komen, das man an etlichen orten die Procession mit Creutz vnd Fanen, auch mit der Abgoͤttischen Monstranz wider angericht vnd dieselb noch jerlich helt. Sie haben auch die Eleuation322 widerumb auffrichten wollen, welches hette desto mehr zur Abgoͤttischen anbetung dienen muͤgen. Summa summarum: Sie haben die gantze Lere von Ceremonien verfelschet. Denn sie haben geleret, jr end sol nicht so fast323 zur Geistlichen erbawung oder nutz, als zur fleischlichen wollust oder bauch fried dienen. Jtem, sie haben klar geleret, das nicht die Kirchen vnd ware Lerer, sondern die weltliche Obrigkeit, sie sey gleich der waren oder falschen Lere vnd Religion anhengig, die oͤberste macht vber die Ceremonien habe. Denn sie haben

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nur seer vnd hefftig [H 1r:] gestritten vnd geschrien, das wir der K[aiserlichen] M[ajestät] auch in verendrung der Ceremonien aller ding zu gehorsamen schuͤldig weren, denn es were (sagten sie) geschrieben: „Date Caesari, quae sunt Caesaris etc.“, wie solches auch oben beruͤrt vnd angezeigt ist.324 Vnd zum Beschlus des handels von Ceremonien: Was kan doch lieber Gott jmmer fuͤr ein groͤssere verfelschung der Christlichen Ceremonien sein vnd heissen, denn das sie zur verleugung vnd verdammung Goͤttlicher Warheit, zum ergernis der armen, schwachen, einfeltigen Christen, zur sterckung der Gottlosen, zur versuͤnung der verfolger, vnd also in summa, zu verderbnis der seelen, zur verfelschung der warheit Jhesu Christi vnd zur vnehre Gottes sollen gebraucht vnd gezogen werden? Jch weis warlich nicht, wie doch jmmer ein ding ein erger ende haben koͤnde. Der Allmechtige, barmhertzige Gott regire vnsere hertzen vnd thue vns einmal vnsere augen auff, damit wir nicht stets sehend blind325 sein. Amen. Das sey nu gesagt von den mancherleien, vielfeltigen Adiaphoristischen Jrthumen vnd misbreuchen, so die Adiaphoristen zur zeit des Jnterims durch jr Bedencken oder jung Jnterim vnd andere boͤse Adiaphorische Schrifften begangen haben. Vnd wiewol alle die bisher erzelte jrthumen vnd misbreuche klar, one Sophistica vnd cauillationibus,326 aus dem Text jres Adiaphorischen Jnterims koͤnnen genomen vnd verstanden werden, jedoch zu gewisser vnd weitern bekreffti-[H 1v:]gung derer, wollen wir kuͤrtzlich auch etliche andere zeugnis darbringen. Erstlich, man bedencke vnd erwege nur, welcherley meinung das Adiaphorisch Jnterim, ja auch die gantze Adiaphoristerey fuͤrgenomen gewesen ist: Quia, teste Hilario, ex causis dicendi sententia dictorum cognoscitur. Nemlich der meinung vnd vrsach vnd keiner andern, das man des lieben Creutzes Christi absein327 vnd die widersacher oder verfolger, die Papisten, den Bapst, sampt allen den seinen versuͤnen koͤnde vnd mͤchte, welchs je vnleugbar vnd sie selbs in jrem gedruͤckten „Gruͤndlichen Bericht“ klar bekennen muͤssen,328 wie auch jr eigener Fuͤrsprecher in seiner lesterschrifft.329 Jst nu dieser der scopus oder ziel jrer Adiaphoristerey gewesen, zu dem man gezielet vnd geschossen hat, so ist leicht abzunemen, wie die Bogen vnd Pfeile haben muͤssen gerichtet werden. Freilich haben solche jre schrifften allzumal muͤssen

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nach der Papisten schmack330 vnd wolgefallen zugericht, oder mit Bepstischen Greweln gesaltzet vnd gezuckert sein. Zum andern, so hat der Antinomus331 bald nach der publication des jungen Jnterims fuͤr vielen grossen Herren offentlich geprediget vnd gesagt:332 „Die Theologen haben eine ordnung nach dem Augspurgischen Jnterim gestellet, auch das Jnterim gebilliget. Darumb so solte niemand mehr wider das Jnterim predigen, leren, reden oder schreiben.“ Welche predigt auch als bald von etlichen Predigern desselbigen orts den Adiaphoristen [H 2r:] zugeschickt ward, mit bit, man wolt sie verlegen333 etc. Aber es ist nicht geschehen, es war keine Philomela334 verhanden, die da wider hetten singen wollen. Dieselbige Predigt ist am ende des jungen Jnterims von vns gedruckt.335 Zum dritten, so haben auch die Bischoue, so alda gegenwertig waren im Landtag, also verstanden, auch offentlich protestirt, dz sie solch Jnterim oder bedencken der Theologen, dazu jr gemuͤt, also verstehn, das sie damit das grosse Jnterim willigen vnd billichen. Denn also lauten der Bischouen eigne worte:336 „Was aber die Artickel, so jr vns vbergeben, in sonderheit betrifft, achten wir dieselbigen dahin gemeint, das sie sich mit der Keisserlichen ausgegangen Ordnung des Jnterims im verstand vergleichen sollen, wie wir denn der Theologen vnd ewer gemuͤt dahin gerichtet verstehen.“ Dieser der Bischouen verstand oder Glossa vber das jung Jnterim ist wol so starck, das sie allein vns aus dem kleinen Jnterim das gantz gros Jnterim machen koͤnne. Dieser Glosse verstand vnd protestation haben die Adiaphoristen nicht mit eim wort widersprochen. Derwegen, weil die Bischoue solch Adiaphoristisch Jnterim vnd das gemuͤt der Theologen, so dabey gewesen, also verstanden vnd sie, die Theologen, es nicht verneint haben, so mus auch gewislich eben die meinung der Adiaphoristen gewesen sein. Zum vierden, so hats auch die gantze landschafft,a sonderlich die gesandten von den stedten vnd der Adel, solch jr Jnterim also verstanden, das es mehr

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Papi-[H 2v:]stische Grewel in sich hette, denn sie auch demselbigen darumb hefftig widersprochen haben.337 Zum fuͤnfften, es haben auch also solch Adiaph. Jnterim verstandenb alle Gottfuͤrchtige vnd bestendige Christen, so es entweder gesehen oder gelesen haben, wie denn auch seer viel dem widerstanden haben. Zum sechsten, bezeugen solche meinung der Pflug338 vnd sein Aduocat Venatorius in jren gedruckten Schrifften,339 darin sie die Adiaphoristen seer loben, das sie widerumb haben zu der heiligen Mutter der Kirchen vmbkeren vnd sich mit jr versuͤnen wollen, schelten dagegen mich, Jllyricum, hefftig vnd alle andere, so die Adiaphoristen in solchem guten vnd loͤblichen fuͤrnemen, oder an der reise in Egypten zum Rhoͤmischen Pharaoni, verhindert vnd auffgehalten haben. Zum siebenden, es verstehen vnd deuten auch die Adiaphoristen selbs also jre Adiaphoristerey, das es sey eine inclinatio ad Papatum, wie sie selbs bekant in der Epistel an die Hamburger,340 in der Oration Jsinderi,341 in einer vermanung zur Adiaphoristerey etc.,342 jn der auslegung des Trawms von Fenstern,343 jn der Epistel an Carlwitz, darin steht: „multa uolens largior etc“,344 jn einer andern Schrifft darinnen sie schreiben: „Wir lassen viel hochwichtige sachen fuͤruͤber gehen etc“,345 jn jrem „Gruͤndlichen bericht“ im anfang jres jungen Jnterims, da jnen klar diese Frage fuͤrgelegt ward: „Lieben Herren, K[aiserliche] M[ajestät] gebeut vns, das wir das gros Jnterim annemen sollen. Was rahtet jr Herrn Theologen dazu? Was ist ewer

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bedencken?“ Darauff antworten die Theolo-[H 3r:]gi also: „Vnser bedencken stehet darauff, das man der K. M. vntertheniglich gehorsam leiste.“346 Was ist nu das anders, denn sagen: Ja, jr solt das liebe Augs[burger] Jnterim annemen etc.? Darumb ist das ein klar, offenbar zeugnis der Adiaphoristen selbs, nemlich das all jr Adiaphorisiren ein lauter billigen vnd annemen des Jnterims vnd des Bapstumbs dazu gewesen sey. Zum achten, es ist je war vnd nur wol bewust, das die Herrschafften an denen orten, da die Adiaphoristerey am meisten gezimert ist, den widersachern verheissen haben, das gantz Jnterim anzunemen vnd in jren landen auffzurichten, wie solchs neben andern zeugnissen auch aus der offentlichen Histori Sleidani offenbar ist.347 Weil sie denn solche grosse verheissung so tewer einem solchem ernsten, wackern vnd triumphirenden Monarchen in solcher grossen schreckung gethan haben, wie kan doch, lieber Gott, wol muͤglich sein, das jre Religion handlungen so flugs auff solche verheissung vnd bewilligung des Jnterims geschehen sind, nicht dahin gerichtet vnd gemeint worden sind. Zum neunden, es ist war vnd vnleugbar, das alle die, so Adiaphorisirt, gewichen, Reformationes zur zeit des Jnterims gezimert haben, viel gnedigere Monarchen, Bapst vnd Bischouen gehabt haben denn die, so fest bey jren vorigen Ceremonien, on einige Adiaphoristerey, bestanden vnd die Warheit offentlich vnd ernstlich bekandt haben. Was kans aber fuͤr ein vrsach sein denn eben diese, [H 3v:] daruͤber wir klagen, nemlich das sie, denselbigen zu wolgefallen, sich zum Bapst geneigt vnd gelencket haben. Zum zehenden, man frage den newen Adiaphoristischen Fuͤrsprecher, was er doch von der Adiaphoristerey halte. Erst saget er, das die fuͤrtrefflichsten, hochweisesten Leute dazumal so gar erschrocken waren durch die verfolgung, das sie nicht gewust, was sie thun oder lassen solten. Jtem, das c sie solche Adiaphorische Bedencken darumb gestelt haben, auff das sie der verfolgung los sein moͤchten.348 Das ist warlich ein boͤser vrsprung oder anfang, auch ein boͤs end oder ziel. Denn was aus einem fuͤrchtsamen, bestuͤrtzten Mut herkompt oder auch zur versuͤnung die verfolger, sonderlich in Schrifften oder reden gehet, da kan man nicht Christlich, eiuerig,349 vol Glaubens vnd H. Geists sein, sondern ist gemeiniglich ein abfall, verleugnen, ein heucheln vnd schmeicheln den Feinden. Aber wir wollen noch ein klerer zeugnis vnd vrteil desselbigen Fuͤrsprechers von der Adiaphoristerey hierzu

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schreiben, vnd lautet also:350 „Christen leut sollen in allen jren reden vnd hendeln auffrichtig vnd warhafftig sein, Mund vnd hertz sampt allen geberden vberein stimmen, zuuoraus aber in Religions vnd Glaubens sachen. Drumb moͤgen die wol bedencken, wie REDLICH sie handeln, vnd ob sie auch vn-[H 4r:]sers Herrn Gotts sampt der Key. Maie. nicht SPOTTEN, so allein mit eusserlichen Ceremonien Papisten oder Jnterimisten sich STELLEN vnd es aber doch innerlich im hertzen nicht sein wollen. Vnd widerumb innerlich im hertzen, oder viel mehr heimlich in WJNCKELN,351 fuͤr etlichen Leuten wollen sie Christen gehalten sein, da es keine fahr352 hat, Gott zu keiner fuͤrderung vnd keinem Menschen zu Erbawung vnd besserung gereichen kan, vnd es aber gleichwol eusserlich zu Gottes Ehr, des Euangelij erfuͤrderung vnd des Nehesten Erbawung vnd besserung gar mit nichten BEKENNEN wollen.“ Dieses des Adiaphoristischen Fuͤrsprechers vrteil vnd zeugnis solte man je hoch achten vnd gedencken, es habe jn die liebe, klare, helle warheit gedrungen, das er hat also dauon reden muͤssen, sonst die affecten hetten jn tausentmal ehe zu dem widerpart gezogen, wie auch endlich geschehen.353 Andere seine zeugnisse, damit er nur viel grobe stuͤcke im jungen Jnterim insonderheit anzeigt, wil ich der kuͤrtze halben jtzt vnterlassen, sonderlich weil sie in der Apologia354 erzelet sind. Zum eilfften vnd letzten (damit wirs nicht allzu lang machen), man frage die erfarung selbs, wohin doch die Adiaphoris[tische] verfelschung gemeint vnd [H 4v:] gericht waren. Jsts nicht war, das wo nur die Adiaphora hinkomen sind, dahin ist als bald das Jnterim gereiset oder gefolget, oder je das groͤste teil dauon, sonderlich so sich niemands dawider gesetzt oder dem widerfochten hat? Es ist je vnleugbar, das fast allenthalben die Adiaphora gleich als ein alphabet zum Jnterim gewesen sind, oder das jm thuͤr vnd fenster, auff das es in die Kirche Gottes hinein rumpeln355 vnd mit gewalt dringen moͤchte, auffgethan haben. Jsts nicht auch war, das wo nur die Adiaphora hinkomen sind, da hat man als bald angefangen, dem Bapst guͤnstiger zu sein, nichts von jm in vngut zu reden, vnd dagegen des Luthers vergessen, die ernewerung des heiligen Euangelij nicht sonderlich hoch vnd werd halten, vnd endlich die eiuerige356 vnd dem leidigen Bapst vnguͤnstige Prediger vnd Buͤrger entweder zu ueriagen, zu arrestiren oder je jnen das maul zu stopffen?

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Summa: wenn die Adiaphoristen gentzlich nichts mehr gethan, gered oder geschrieben, denn das sie ein solchen rath, antwort oder Bedencken einer solchen Landschafft auff jre Frag gegeben haben, wie jm anfang jres jungen Jnterims steht, so were dennest eine vberaus grewliche verleugung vnd offentlicher abfall, ja auch vermanung zum Abfall. Denn da sie rathgefraget waren in der aller wichtigsten sachen auff diese meinung: „Lieben Herrn Theologi, der K[aiser] gebeut, das wir das Jnterim annemen sollen, was rathet jr dazu?“ Antworten die Adiaphoristen also:357 [J 1r:] „Vnser Bedencken stehet darauff, das man der Roͤmischen Key. Ma., vnserm Aller gnedigstem Herrn, GEHORSAM leiste vnd sich also verhalte, das jre Ma. vnd meniglich358 aller vnser gemuͤt zu ruhe, frieden vnd einigkeit geneigt vermercken muͤge. Das RHATEN wir trewlich, wollen auch FVR VNSER PERSON, so viel jmmer muͤglich, DAZV DJENEN vnd vermanen. Denn (wie etliche von vns one grund reden vnd schreiben) ist vnser gemuͤt vnd fuͤrnemen zu keiner ZWJSPALT oder weiterung,359 sondern zu ALLEM DEM, wie OBGEMELDET, gerichtet, das ZEUGEN wir MJT GOTT SELBS, dem aller Menschen hertzen bekandt.360 Vnd solchs soll vnd WJRD das WERCK SELBS ausweisen.“ Da rathen sie klar vnd ausdruͤcklich einer solchen grossen Landtschafft, das sie das Gottlos Jnterim anemen solte, sagen auch dazu, das sie solchs nur trewlich rathen, zeigen auch an, das sie selbs zu solchem gehorsam bereit vnd willig sein, welchs auch das werck selbs ausweisen sol, vnd endlich betewren vnd bezeugens darauff mit dem allertewersten Eyd, damit man ja keinen zweifel haben [J 1v:] koͤnde, was jr hertz vnd endlich gemuͤt sey. Lieber Gott, wie koͤnden sie klerer die warheit Gottes verleugnen oder ernstlicher zu verleugung vnd abfall immer mehr rathen vnd vermanen? Ach, was bedarffs viel wort, es mus ja ein seer vnuerschempter Mensch sein, der noch daruͤber viel streiten vnd disputiren wolt, ob die Adiaphoristerey ein abweichen zum Bapstumb vnd eine verenderung vnd verfelschung vnserer waren Religion gewesen sey oder nicht, weil die sache so gar oͤffentlich am tag361 ist. Ja, das, wo man nicht in der zeit durch sonderliche schickung Gottes widerstanden hette, gantz Deutschland zum Bapst abgefallen were, wie denn schier362 alle Kirchen von einem ort des Deutschen Lands bis zum andern (ausgenommen etliche wenig) entweder verheeret, papistisch vnd oͤde gemacht, oder ja vberaus seer zerruͤttet vnd jemmerlich mit des Antichrists geschmeis beschmissen waren etc. Von den mancherleien Ergernissen,

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verfolgung, scheuslicher vneinigkeit vnter den Lerern in vnsern Kirchen, betruͤbung des heiligen Geists in vieler Gottsfuͤrchtigen hertzen, verwirrung vnd erbarmlichen363 zerruͤttung der Kirchen Gottes, ewige verderbung vnzeliger Seelen, verletzung Gottes Ehre vnd andern vielen vnzeligen schaden vnd jamer, so aus der Adiaphoristerey eigentlich herkomen sind, were wol noch viel zu reden vnd zu schreiben vnd aller ding billich zu klagen, aber kuͤrtz halben wollen wirs jtzt vnterwegen364 vnd dabey wenden lassen, sonderlich weil solche schaden vnd jam-[J 2r:]mer viel groͤsser sind denn sie jrgent eins Menschen vernunfft, hertz vnd wolredenheit fassen, begreiffen vnd ausreden koͤnde. Allein an jenem tage,365 welcher zwar auch nicht weit sein kann, werden wirs erfaren, sehen vnd hoͤren, wenn nemlich der rechte erforscher vnserer hertzen366 vnd gestrenger Richter eines jglichen thun, jm fuͤr die augen, fuͤr allen lieben Engeln vnd Gottes Heiligen halten vnd jn darumb auffs grewlichst straffen wird. Ach Allmechtiger, ewiger Gott, der grossen blindheit vnd verstockung der armen Buler der Babylonischen Huren367 vnd jrer Prosopolipten, das sie doch nicht ein mal bedencken wollen, wie offt sie selbs zuuor alle vergleichunge Christi mit Belial, nicht allein vor diesen betruͤbten zeiten, sondern auch eben zu diesen zeiten vnd dazu eben diese gegenwertige Adiaphoristrey verdampt vnd verflucht haben. Das sie auch nicht bedencken vnd warnemen wollen, wie schendlich sie nicht allein die Ceremonien vnd Kirchenordnungen mit dem Antichristischen sawrteig beschmissen,368 sondern auch die ware, reine lere Jhesu Christi schier in allen Artickeln verfelscht haben, wie sie solches von jrem eigen gewissen vnd vns offtmals vberzeuget sind. Das sie auch nicht wollen bedencken vnd betrachten, wie viel vnzelige grewliche ergernissen sie in der Kirchen Gottes gegeben vnd angericht haben, wie denn P[hilippus} selbs dazumal geschrieben hat in einer Adiaphorischen schrifft,369 das solche verenderungen bedeuten, eine inclinationem, das ist, Abfall zu dem Antichrist machen, auch schwach [J 2v:] vnd zaghafftig fuͤren, auch in grosse betruͤbnis manch gut hertz, vnd stercken dagegen oder bekrefftigen die Papisten. Denn, lieber, sage mir, wer hat sich dazumal nicht geergert, da man gesehen hat, das solche Leute zu lauter Windrohren370 oder Wetterhannen371 worden waren?

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Das sie nicht betrachten, wie vnzelig viel Kirchen vnd Seelen sie mit jrer Adiaphoristerey vnd Antichrists Bulerey verwirret, verheeret372 vnd in die Helle hinein oder in ewig verderben gefuͤret haben, denn da die Kirchen der reinen Lere vnd Religion allenthalben beraubet waren, hat man jre junge Jnterim gewiesen vnd gesagt: „Seid jr denn gelerter oder heiliger denn ewre Preceptores etc.?“ Summa: allenthalben sind die Kirchen allein durch jr aÙtÕj œfa, oder ansehen verheeret vnd der heilsamen warheit Gottes beraubt worden. Das sie nicht bedencken wollen, das dieser Jrthum (Gute Werck sind noͤtig zur Seligkeit) vielfeltig die ware Religion, die Ehre Christi vnd der armen Suͤnder trost vnd ewigs Heil grewlich beleidiget, hinweg nimpt vnd raubet. Das sie nicht wollen bedencken, wie ein grewlich Schisma sie mit solchen verfelschungen vnd des Antichrists Bulereien angericht haben, wie sie denn selbs jre Adiaphoristerey „Pomum contentionis“ in Oratione Isinderi373 genant haben. Das sie nicht bedencken, wie einen grewlichen schaden solch jr boͤs Exempel vnd falsche Lere zu ewigen zeiten der Kirchen Gottes thun wird, da stets in gefahr vnd Noth seer viel Leute dahin [J 3r:] lauffen vnd andere mit sich fuͤren werden, zu der hohen Adiaphorischen Weisheit, „Axla tragauit utraque“, „auff beiden achseln tragen“,374 das man zweien Herren werde dienen375 vnd also mit verleugnung vnd verfelschung der warheit den Teufel vnd die Gottlosen versuͤnen wollen, mit dem schein: „Ey, es habens zuuor wol andere grosse Leute gethan etc.“ Das auch die vnseligen Verfuͤrer nicht bedencken vnd betrachten wollen, wie eine scheusliche Bulerey mit dem Antichrist ist, das sie viel andere geleret vnd in die Kirche Gottes eingefuͤret haben. Sie sehen ja (so sie anders noch sehen koͤnnen oder wollen), das jtzt hohe vnd nidrige personen den leidigen376 Antichrist anbeten vnd fuͤr jm niderfallen, auff das sie von jm die Reich dieser Welt,377 als Bistuͤmen, Probsteien, Ebteien vnd Canonicaten, wie Daniel geweissaget hat,378 erlangen. Darumb, so opffert da einer seinen Son, der ander seine Tochter dem Moloch,379 das sie geschmirte380 Pfaffen,

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beschorne381 Moͤnchen vnd Nonnen werden, vnd also dem Teufel ewig dienen, Christum jren Schoͤpffer vnd Erloͤser on vnterlas lestern vnd schenden, mit sich auch dazu vnzelige Seelen in das ewig verderbnis hinein reissen vnd fuͤren, vnd wollen gleichwol dabey der Augspurgischen Confession anhengig vnd verwant sein. Ja, sie sehen auch, das solche Adiaphoristen jtzt abermal verbieten die von Gott geschaffene vnd zugelassene speise,382 gebieten das Sacrament in der Kirchen, auff Papistisch „Consecriren“, mit liechten vnd gloͤcklin zum krancken tragen, neben dem, das sie [J 3v:] seider383 des Jnterims her, viel gefallene Grewel angericht vnd behalten haben. Ja, sie sehen, das man grewliche Abgoͤttereyen nach vnterweisung oder vnterrichtung jrer Juͤngern wider anrichtet. Zu solchen allen grewlichen Abgoͤttereien, Bulereien mit der Babylonischen Bestien, ob sie wol wissen, das sie vrsach, rath vnd lere gegeben haben, sehen auch, das fuͤr jren augen solche Grewel getrieben werden, jedoch so gedencken sie nicht ein mal daran, wie man solche jre Bulerey vnd grewliche beschmeissung auffheben moͤchte, oder sie nur straffen, sondern wollen lieber haben, das dem Teufel vnd Antichrist gedienet, Gott gelestert vnd vnzelige Seelen in das ewig verderben gefuͤret werden. O wehe, wehe euch an jenem tage. Wo sind jtzt auch andere Lerer vnd Prediger, das sie nicht jre meuler auffthun vnd jre stim wie eine Posaune wider alle solche verfelschunge vnd Bulereien auffheben,384 auch die arme Christen fuͤr jrem zeitlichen vnd ewigem verderben warnen vnd on vnterlas vermanen? Das endlich nicht betracht wird, wie man mit solcher vielfeltiger Bulerey des Antichrists das gantz Deutschland mit grossem vnd grewlichen zorn Gottes beladen hat, welcher vns gewislich, beide hie zeitlich vnd dort ewiglich, wo er nicht versuͤnet vnd gestillet wird, wie ein alles verzerendes Fewr brennen vnd verzeren wird.385 Derwegen so ist die hohe, ja vnaussprechliche not der Kirchen Gottes vnd aller Christen Men-[J 4r:]schen verhanden, das man in der zeit bedencke, was doch zu vnserm zeitlichen vnd ewigem fried vnd wolfart diene, vnd wie man doch dem zukuͤnfftigen, grausamen zorn Gottes entfliehen muͤge, das ist, das wir auffs aller erst, fuͤrnemlich solche grewliche Hurerey mit dem leidigen Antichrist erkennen, bekennen, Busse thun vnd es dem Allmechtigen, barmhertzigen, lieben Gott, vmb seines lieben Sons Jhesu Christi willen, abbitten. Das ist der einig einzige. Vgl. Art. einig 3), in: DWb 3, 207f. weg, dem kuͤnfftigen jammer in

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diesem leben (wie denn die grewliche Geissel Gottes, der Tuͤrck, nicht weit ist)386 vnd in jenem leben zu entfliehen. Der Allmechtige, ewige Gott erhalte vns bey seinem Wort387 vnd behuͤte vns fuͤr falscher Lere in diesem leben, vnd in jenem fuͤr seinem aller grewlichsten zorn vnd straffe, vmb seines lieben Sons Jhesu Christi willen. Amen. Amen. Finis.

Textapparat
a Konj. aus: „landschfft“.
b Konj. aus: „verstauden“.
c Konj. aus: „si= || solche“

Kommentar
2 Zu der apokalyptischen Erwartung des Weltendes in der Reformationszeit vgl. Leppin, Antichrist und Jüngster Tag.
3 Verhältnisse. Vgl. Götze, 150.
4 Symbol, Wahrzeichen. Vgl. Art. Figur 3), in: DWb 3, 1630.
6 Vgl. I Reg 6 und 8; II Chr 3–6.
7 bösen, betrügerischen. Vgl. Art. los I 1), in: DWb 12, 1156f.
10 voreingenommenen Personen. Vgl. Art. προσωπολή(μ)πτης, in: Menge-Güthling, 601; vgl. auch Röm 2,11.
11 Ein von Flacius scheinbar häufig gebrauchtes Bild. Vgl. Flacius, Von wahren und falschen Mitteldingen, A 3r; in unserer Ausgabe Nr. 3, S. 137.
12 böse, elendige. Vgl. Art. leidig 4), in: DWb 12, 676.
13 unterlassen, ausgelassen, übergangen. Vgl. Götze, 217.
15  Ware.
18 Ausschmückungen, Beschönigungen. Vgl. Art. Farbe 7), in: DWb 3, 1324.
19 gewährt, geduldet.
21 einheimische, hier: innerisraelitische. Vgl. Art. anheimisch, in: DWb 1, 373.
24 überführt.
25 darstellten, schilderten. Vgl. Ar. malen 5 a), in: DWb 12, 503f.
27 Vgl. Jes 1,9.
28 kurz, knapp.
29 Abbildung.
30 Verhältnissen. Vgl. Götze, 150.
32 Zur Verwendung des Elia-Epithetons für Luther vgl. Kolb, Luther, passim.
34 eingerichtet, errichtet. Vgl. Art. anrichten, in: DWb 1, 428.
35 Des Schmalkaldischen Krieges, der für den Schmalkaldischen Bund verloren ging. Vgl. Georg Schmidt, Siegrid Westphal, Art. Schmalkaldischer Krieg, in: TRE 30 (1999), 228–231.
36 Vgl. unsere Ausgabe Nr. 7: Gallus, Gegenbericht (1550), Anm. 78.
37 Vgl. Augsburger Interim, (Vorrede), 28–36; Proposition des Interims. 15. Mai 1548, in: DRTA.JR XVIII,2, Nr. 191, S. 1799–1802.
38 Vgl. Erklärung der Annahme des Interims durch die Reichsstände. 15. Mai 1548, in: DRTA.JR XVIII,2, Nr. 192, S. 1802; DRTA.JR XIX,1, Nr. 42–68, S. 157–194.
39 Vgl. Sleidan, Chronica (1557), 20, VI, fol. CCCXIIIr–v; ebd., 20, X, fol. CCCXVIr–v; ebd., 22, VII, fol. CCCXLIIIIr.
41 Sprichwörtlich: Veränderung sind fehrlich. Vgl. Art. Veränderung, in: Wander 1 (1867), 1528.
43 erwerben, erhalten. Vgl. Götze, 214.
44 Kurfürst Joachim von Brandenburg ließ das Interim mit einer Deklaration versehen publizieren. Vgl. Nischan, Interimskrise, 262; die Deklaration Agricolas ist abgedruckt bei Müller, Geschichte des Interims, 126–131; für die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach und die Reichsstadt Nürnberg verständigten sich die Theologen noch im Jahr 1548 auf das sogenannte Auctuarium vgl. EKO 11,1, 325–331
45 Gemeint ist die „Leipziger Landtagsvorlage”. Vgl. PKMS 4, Nr. 74, S, 115–122; Nr. 212, S. 254–260; unsere Ausgabe Nr. 4.
46 Fleischer, Metzger. Vgl. Art. Fleischhauer, in: DWb 3, 1759.
47 redlichen, unschuldigen. Vgl. Art. einfältig 2), in: DWb 3, 173f.
48 Drohungen.
49 Ägypten als Sinnbild der Unterdrückung des Gottesvolks. Vgl. Ex 1,11–14.
51 zerstört, verwüstet. Vgl. Art. umkehren A 4), in: DWb 23, 967.
53 arglistigen, betrügerischen. Vgl. Art. geschwind 10), in: DWb 5, 3997
54 Vgl. unsere Ausgabe Bd. 1: Reaktionen auf das Augsburger Interim.
55 befreien, aus der Schlinge ziehen. Vgl. Art. auswickeln, in: DWb 1, 1017.
57 Vgl. Gal 2,4.
58 Vgl. Mt 18,1–7 (Vg); Mk 9,32–41 (Vg); Lk 12,32 (Vg); 17,1f (Vg).
60 Vgl. die Schriften von Flacius, Gallus und Amsdorf in unserer Ausgabe Nr. 1–5, 8.
61 Flacius und Gallus befanden sich 1548/49 in Wittenberg und versuchten zunächst auch in persönlichen Gesprächen, auf die Wittenberger Theologen einzuwirken, um sie von der Gefährlichkeit eines Nachgebens in Glaubensfragen zu überzeugen. Vgl. Voit, Nikolaus Gallus, 121–124; Preger, Flacius I, 63–66.
62 Ahithophel (Vg: Achitophel) war ein Ratgeber des alttestamentlichen Königs David, der abtrünnig wurde, indem er sich der Revolte Absaloms gegen David anschloss. Flacius will damit die kursächsischen Räte und wohl auch Kurfürst Moritz selbst, die 1548/49 in der Interimsangelegenheit die Wittenberger Theologen zu beeinflussen suchten, als Glaubensabtrünnige brandmarken. Vgl. II Sam 15.
63 Die kursächsischen Räte bestimmten im Herbst 1548 den Gang der Dinge, so dass Melanchthon schon ein Diktat der Räte befürchtete. Er teilte dies und auch seine prinzipielle Abneigung gegenüber dem Interim Flacius mit, denn dieser erinnerte Melanchthon später daran. Vgl. Philipp Melanchthon an Georg III. von Anhalt. 24. Oktober 1548, in: CR 7, Nr. 4394, S. 185f = MBW 5342; Matthias Flacius an Philipp Melanchthon. 8. Juni 1549, in: MBW 5556; Wartenberg, Augsburger Interim und Leipziger Landtagsvorlage, 20–27; Olson, Flacius, 93–99.
64 Vgl. Von der einig= || keit derer / so fuͤr vnd wider || die Adiaphora in vorgangenen Ja= || ren gestritten haben / Christlicher || einfeltiger bericht / sehr nuͤtz= || lich zu lesen / durch || Matth. Flac. Jl= || lyricum. || ... || [Magdeburg: Michael Lotther 1556] (VD 16 F 1536).
65 teuflischen Geist. Vermutliche scheute sich Flacius den Teufel beim Namen zu nennen, und setzte stattdessen die Abkürzung ein.
66 schlicht, einfach. Vgl. Götze, 189.
68 Vgl. ORATIO || DE CONIVNCTIONE ET || VNITATE CHRISTIANORVM, || contra non necessarias separa= || tiones, & aemulationes per= || uersas, recitata in tem= || plo collegij Pau= || lini, à || BERNARDO ZI= || GLERO S. THEOLOGIAE DO= || ctore, ferijs secundis pa= || schalibus.|| ... || [Leipzig: Valentin Bapst d. Ä. 1549] (VD 16 M 3749).
69 Flacius spielt damit z.B. auf die Amtsenthebung des Gabriel Zwilling an. Vgl. Chalybaeus, Durchführung des Leipziger Interims, 46–58.
71 überhört, nicht zur Kenntnis genommen. Vgl. Art. verhören 5), in: DWb 25, 583.
72 Mt 26,31 (Vg); Mk 14,27 (Vg); vgl. Sach 13,7.
74 Vgl. Auszug aus dem Beschluss des Landtags zu Leipzig, in: PKMS 4, Nr. 397, S. 450–453; vgl. unsere Ausgabe Nr 4; Begleitschreiben zum Auszug. September 1549, in: PKMS 4, Nr. 446, S. 516.
75 Vgl. Kurfüstliches Mandat zur Religionsfrage. 4. Juli 1549, in: PKMS 4, Nr. 396, S. 449f.
76 Polemischer Ausdruck für die Zusammenkünfte der Theologen 1548 als kleine, nicht rechtmäßige Konzilchen, als Orte der Liederlichkeit und des Lasters. Vgl. Art. conciliabulum, in: Sleumer, 228; Art. conciliabulum, in: Georges I, 1389f.
77 Kurfürst Moritz erteilte Georg III. von Anhalt nach dem Leipziger Landtag den Auftrag, eine Kirchenordnung zu erstellen, was dieser im Frühjahr 1549 tat. Die Kirchenordnung wurde jedoch nicht publiziert. Stattdessen wurde der „Auszug“ aus der „Leipziger Landtagsvorlage“ an die Pfarrer versandt. Vgl. Friedberg, Agenda; Wartenberg, Melanchthon und die sächsisch-albertinische Interimspolitik, 98–102.
79 Gemeint ist Melanchthon, der angeblich geträumt hatte, dass er auf die Bitte eines Landsknechts hin mit einem Glaser gehandelt habe, damit dieser für den Landsknecht Fenster mache. Kurz darauf sei der Glaser zu ihm gekommen und habe geklagt, dass der Landsknecht ihn zwingen wolle, eine Messe zu lesen. Melanchthon, so Flacius, habe den Traum dahin gedeutet, dass Kurfürst Moritz ihn zwingen wolle, etwas zum Schein zu tun, doch in Wahrheit ginge es darum, den alten Glauben wieder einzuführen. Vgl. Eine entschůldigung || MAtthiae Flacij Jllyrici / an || einen Pharherr. || Jtem desselben / was da sey die Kirchen ver= || lassen odder nicht verlassen. || Jtem zween Trewme Philippi. || ... || [Wittenberg: Christian Rödinger d. Ä. 1549] (VD 16 F 1369), B 3v; eine zweite Ausgabe erschien im selben Jahr (VD 16 1270); vgl. auch: Entschůldigung Mat || thiae Flacij Jllyrici / geschrieb) an die || Vniuersitet zu Wittemberg / der Mittelding || halben.|| Jtem sein brieff an Philip. Melan= || thonem / sampt etlichen andern schrifften || dieselbige sach belangend. || Verdeudscht. || [Wittenberg: Christian Rödinger d. Ä. 1549] (VD 16 F 1266).
80 Gemeint ist der Reichstag zu Augsburg 1550.
81 Zu den Verhandlungen über die Durchführung des Interims auf dem Reichstag vgl. DRTA.JR XIX, Nr. 42–68, S. 157–194.
82 Vgl. Sleidan, Chronica (1557), 22, VII, fol. CCCXLIIIIr.
84 Den Begriff der „Cantzeley unsers herrn Jhesu Christi“ prägten die aus Magdeburg heraus Widerstand gegen das Interim und dessen Durchführung leistenden Theologen. Vgl. Magdeburger Bekenntnis, O 2v, unsere Ausgabe Nr. 5, S. 599; Kaufmann, Ende der Reformation, 157, Anm. 1.
86 Auf dem Reichstag wurde über die Exekution der Acht gegen die Stadt Magdeburg beraten und Kurfürst Moritz der Auftrag zur Durchführung dessen als oberstem Feldhauptmann übertragen. Nach mehrmonatiger Belagerung ergab sich die Stadt dann dem Kurfürsten im November 1551. Vgl. DRTA.JR XIX, Nr. 180–199, S. 1012–1060; Ißleib, Magdeburgs Belagerung.
87 Flacius meint damit nicht allein das Ende der Belagerung Magdeburgs, sondern den Fürstenkrieg 1552.
88 Flacius bezieht sich hier wohl hauptsächlich auf eine Schrift, die er zusammen mit Nikolaus Gallus herausbrachte. Vgl. PROVOCATION || oder erbieten der Adi= || aphorischen sachen halben / auff || erkentnis vnd vrteil der Kirchen. || Durch Math. Fla. Jlli. || vnd Nic.Gallum.|| ... || [Magdeburg: Michael Lotther 1553] (VD 16 F 1470); Preger, Flacius II, 4f.
89 Osiander stritt vor allem mit Bernhard Ziegler, da dieser die „Leipziger Landtagsvorlage“ verteidigte. Vgl. Gottfried Seebaß, Art. Osiander, Andreas, in: TRE 25 (1995), 507–515, bes. 509; Schwenckfeld erkannte in dem zwischen Wittenberg und Magdeburg ausbrechenden Streitigkeiten den Beweis für den bald bevorstehenden Untergang der „Lutherischen“. Vgl. Kaufmann, Ende der Reformation, 113.
90 Flacius schrieb ab 1551 gegen Osianders Auffassung von der Rechtfertigung. Osiander lehrte, dass allein die göttliche Natur Christi den Menschen rechtfertigen könne und dass dem Menschen in der Rechtfertigung eben diese göttliche Natur Christi eingegossen werde. Vgl. Gottfried Seebaß, Art. Osiander, Andreas, in: TRE 25 (1995), 507–515, bes. 511f; Rudolf Keller, Art. Gnesiolutheraner, in: TRE 13 (1984), 512–519, bes. 514f; Preger, Flacius I, 205–297; zwischen 1553 und 1559 kam es zwischen Schwenckfeld und Flacius zu einer umfangreichen publizistischen Auseinandersetzung über das Wesen und die Bedeutung des „verbum externum“, da Schwenckfeld die Auffassung vertrat, das Wort Gottes werde über die Einwohnung Christi im Herzen der Menschen vermittelt, und der Buchstabe der Heiligen Schrift betreffe lediglich den äußeren, gläubigen Menschen. Vgl. Horst Weigelt, Art. Schwenckfeld, Kaspar von / Schwenckfeldianer, in: TRE 30 (1999), 712–719, bes. 716; Preger, Flacius I, 298–353.
91 Vgl. Anm. 88.
92 Auf die „Provocation“ des Flacius und Gallus aus dem Jahr 1553 gingen die Wittenberger offensichtlich nicht ein. Die hier angeführten Verdammungen beziehen sich daher wohl auf die Schriften der Wittenberger gegen die Magdeburger allgemein. Vgl. Preger, Flacius II, 4f; Pfeffinger, Gründlicher und wahrhaftiger Bericht, unsere Ausgabe Nr. 5.
93  Im Mittelpunkt des Streits um die guten Werke stand eine Verteidigungsschrift Majors gegen Amsdorf (VD 16 A 2340), in der er den Grundsatz vertrat, dass gute Werke zur Seligkeit nötig seien, und dass niemand ohne gute Werke selig werden könne. Vgl. Auff des Ehrenwir || digen Herren Niclas von Ambsdorff || schrifft / so jtzundt neulich Men= || se Nouembri Anno 1551. wider || Georgen Maior oͤffentlich im || Druck ausgegangen. || Antwort || Georg: Maior. || ... || [Wittenberg: Georg Rhaus Erben 1552] (VD 16 M 1996); vgl. auch unsere Ausgabe Bd. 3.
94 heftigen, schlimmen. Vgl. Art. grob B 2 d), in: DWb 9, 392f.
95 gerastet und geruht. Vgl. Art. feiern 3), in: DWb 3, 1437f.
96 Zum Verlauf des Majoristischen Streits vgl. unsere Ausgabe Bd. 3; Heinz Scheible, Art. Major, Georg, in: TRE 21 (1991), 727–729.
97 Vgl. APOLOGIA || Matthie Flacij Jllyrici vnd || Nicolai Galli. || Das die Adiaphoristen / vnd nit sie / tren= || nung in vnsern Kirchen der Augspurgischen Con= || fession / vnd vneinigkeit angericht / ... || [Regensburg: Hans Kohl 1556] (VD 16 F 1272).
98 angesehene, vortreffliche. Vgl. Art. stattlich II 3 b), in: DWb 17, 1038f.
99 Gemeint sind die Vermittlungsbemühungen der Superintendenten von Lübeck, Hamburg, Lüneburg und Braunschweig in den Verhandlungen der Magdeburgern und der Wittenbergern. Vgl. Preger, Flacius II, 32–41; Irene Dingel, Art. Wigand, Johannes, in: TRE 36 (2004), 33–38, bes. 35.
101 Tilemann Heshusius und Kaspar von Nidbruck unterrichteten Flacius im Sommer 1556 von der Bereitschaft Melanchthons zu einem Gespräch mit ihm. Vgl. Preger, Flacius II, 13f.
102 Hubert Languet reiste nach einem Gespräch mit Flacius, Gottschalk Prätorius und Johann Wigand in Magdeburg nach Wittenberg zu Melanchthon, um mit diesem über einen möglichen Ausgleich durch den Entscheid einer Synode zu verhandeln. Vgl. Preger, Flacius II, 14–16.
103 Melanchthon antwortete auf das Ansinnen Languets, indem er zunächst versicherte, dass eine Einigung nicht an ihm scheitern würde. Allerdings lehnte er ein Gespräch mit Leuten wie Stolz, Gallus und Aurifaber, die er für Aufrührer und von Hass angetrieben bezeichnete, rundweg ab. Gegenüber Flacius betonte er jedoch die ehemalige Freundschaft und seine Bereitschaft zu einem Theologenkonvent zu erscheinen. Vgl. Philipp Melanchthon an Hubert Languet. 15. Juli 1556, in: CR 8, Nr. 6031, Sp. 797–799 = MBW 7890.
104 verrückte, dumme. Vgl. Art. toll I 1 a a), in: DWb 21, 632.
105 Wegelagerer, Verräter. Vgl. Art. insidiator, in: Georges II, 308.
106 Vgl. Matthias Flacius an Philipp Melanchthon. 1. September 1556, in: MBW 7943; ders. an dens. 16. September 1556, in: MBW 7955.
108 Melanchthon gestand dies in seinem Schreiben an Flacius vom 4. September ein, wies aber die Beschuldigungen von Flacius und Gallus zurück. Vgl. Philipp Melanchthon an Matthias Flacius. 4. September 1556, in: CR 8, Nr. 6067, Sp. 839–844 = MBW 7945.
109 Die Einschätzung von Chyträus, dass es zu keiner Einigung kommen könne, solange Melanchthon und Flacius lebten, war Melanchthon offensichtlich in abgewandelter Form hinterbracht worden: solange er nicht aus dem Wege geräumt sei, könne es keine Einigung geben. Vgl. Philipp Melanchthon an Hubert Languet. 15. Juli 1556, in: CR 8, Nr. 6031, Sp. 797–799 = MBW 7890; Preger, Flacius II, 17.
110 Vgl. Anm. 64.
111 Flacius rief Fürst Wolfgang von Anhalt und Hans Ungnad in der Widmungsvorrede seines „Bekenntnisses“ auf, in den Streitigkeiten zu vermitteln. Im Januar 1557 waren die beiden aus diesem Grund dann in Dresden beim Kurfürsten vorstellig geworden. Vgl. Bekentnus M. || Flac. Jllyrici von etli= || chen jrthumen Maioris. || Item etliche spruche Menij. || ... || [s.l. 1557] (VD 16 F 1278), A 1v; Preger, Flacius II, 42; Olson, Flacius, 310.
112 Vgl. Verantworttung || Justi Menij || Auff || Matth. Flacij Jllyrici gifftige || vnd vnwarhafftige verleumb= || dung vnd lesterung. || [Wittenberg: Georg Rhaus Erben 1557] (VD 16 M 4583), im selben Jahr erschien eine weitere Auflage (VD 16 M 4584); Kurtzer Beschaid || Justi Menij: || Das seine Lare / wie er die fur der || zeit gefurt / vnd noch fuͤret / nicht mit jr || selbs streittig noch widerwertig / sondern || allenthalben einerley / vnd der || warheit des Euangelij || gemes sey. || Auff den Vortrab || Flacij Jllyrici. || ... || [Wittenberg: Georg Rhaus Erben 1557] (VD 16 M 4573), im selben Jahr erschienen zwei weitere Auflagen (VD 16 M 4574, ZV 20978).
113 demütiges Bitten. Vgl. Art. supplico, in: Georges II, 2963.
114 Vgl. Anm. 99.
115 verzögert. Vgl. Götze, 84.
116 in angemessener Weise. Vgl. Götze, 236.
117 Vgl. Anm. 101
118 Im Januar 1557 trafen die Gesandten aus Lübeck, Hamburg, Lüneburg und Braunschweig in Magdeburg ein und verhandelten zunächst mit Flacius, Wigand, Baumgartner und Judex, um dann weiter nach Wittenberg zu reisen und dort Melanchthon die Vergleichsvorschläge der Magdeburger vorzulegen. Vgl. Olson, Flacius, 312.
119 Coswig.
120 Melanchthon weigerte sich, die von Flacius zusammen mit den sächsischen Superintendenten aufgestellten Vergleichsartikel als Verhandlungsgrundlage anzunehmen und verlangte, dass die Vermittler sich als unparteiische Schiedsrichter zeigen und daher eigene, von Flacius unabhängige Vergleichsvorschläge unterbreiteten sollten, was diese dann taten, womit sie sich den Unwillen der Magdeburgern zuzogen. Vgl. Pastores Saxonicos an Philipp Melanchthon. 21. Januar 1557, in: CR 9, Nr. 6165, Sp. 35–37 = MBW 8099; Novi Articuli. 26. Januar 1557, in: ebd., Nr. 6175, Sp. 60f; Preger, Flacius II, 36–38, 45f.
121 Eine Anspielung auf das populäre, sprichwörtlich gewordene Spruchgedicht von „Salomo und Markolf“. Der zum Tod durch Erhängen verurteilte Markolf darf sich auf Geheiß des Königs den Baum dafür selbst aussuchen. Die Diener des Königs führen ihn zu diesem Zweck durch das „tal Josaphat“ zur Stadt Jericho und schließlich „gen Arabia, || viel der pawm warn da, || der Markolfus keinen erkoß, || die diner auch der mwe [Mühe] verdroß. || Also gepunden furtn sie in || dem konig wider heim hin || vnd sagtn im die geschicht, || daz sie funden des pawms nicht, || den Markolfus wolt erwelen“. Vgl. Salomo und Markolf, 1803–1817; zu den lateinischen und deutschen Ausgaben des Gedichtes: VD 16 S 1477–1488; vgl. zudem: Hartmann, Spruchgedicht, 66–69; Griese, Salomo und Markolf; Art. Markolf, in: Wander 3 (1873), 463.
123 belästigen, niedermachen. Vgl. Art. praegravo, in: Georges II, 1852f.
124 Vgl. Philipp Melanchthon an die Pastores Saxonicos. 27. Januar 1557, in: CR 9, Nr. 6176, Sp. 61f = MBW 8113; Melanchthon an die niedersächsischen Geistlichen. 27. Januar 1557, in: ebd., Nr. 6177, S. 62–64 = MBW 8114.
125 Flacius bezieht sich damit wohl auf die genannten Stellungnahmen Melanchthons. Vgl. Anm. 120 und 124.
127 Vgl. zur Reaktion Melanchthons: Philipp Melanchthon an die Pastores Saxonicos. 22. Januar 1557, in: CR 9, Nr. 6167, Sp. 38–40 = MBW 8101; Olson, Flacius, 314; Preger, Flacius II, 38f.
128 Schimpfworten.
129 Die Gesandten beklagten sich, dass durch die Schmähungen das Legaten zustehende Recht mißachtet worden sei. Nach römischer Rechtstradition galten Legaten als sozusagen sakrosankt, unangreifbar. Vgl. Bericht, woran es gefehlt, daß die Sache zwischen den Adiaphoristen und dem Gegentheil zu Coswick nicht verglichen und vertragen ist, Anno 1557 im Jenner, in: CR 9, Sp. 6181, Sp. 68–72, bes. 72; Kaser, Ius Gentium, 33–35.
130 Johann Sturio und Bugenhagen griffen die Magdeburger in Predigten, speziell aber Flacius, in Gegenwart Melanchthons an. Vgl. Olson, Flacius, 315 (dort: Johann Curio).
131 In einem Schmähgedicht wurden die Unterhändler als aus Flacius Hintern kommend dargestellt. Vgl. Erzählung der Gesandten. 24. Januar 1557, in: CR 9, Nr. 6172, Sp. 46–51, bes. 50f; Olson, Flacius, 315.
132 Angeblich soll der Schwiegersohn Majors, Paul Krell, der Verfasser des Schmähgedichts gewesen sein. Vgl. Preger, Flacius II, 49.
134 ausgescholten, beschimpft. Vgl. Art. ausholhippeln, in: DWb 1, 888.
135 Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg sandte, nachdem er sowohl von Flacius als auch von Melanchthon um Vermittlung gebeten worden war, Georg Venetus, Theologieprofessor in Rostock, sowie den Rat Andreas Mylius im Februar 1557 nach Wittenberg. Melanchthon lehnte deren Vergleichsartikel am 25. Februar ab. Sein Schwiegersohn, Kaspar Peucer, forderte die Gesandten auf: „Ihr sollt forthin meinen Schwaͤhern zufrieden lassen mit solchen Haͤndeln.“ Vgl. Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg an Philipp Melanchthon. 1. Februar 1557, in: ebd., Nr. 6198A, Sp. 91–103 = MBW 8120; Preger, Flacius II, 59f; Narratio de legatorum. O. D., in: CR 9, Nr. 6199, Sp. 106–108; Antwort Melanchthons auf die Artikel. 25. Februar 1557, in: ebd., Nr. 6198B, Sp. 103–105 = MBW 8137; Olson, Flacius 315f.
136 18. April 1557. Vgl. Grotefend, Zeitrechnung, 198; in MBW wird der Besuch Vergerios bei Melanchthon um den 19. März herum datiert. Vgl. Datierung zu MBW 8161.
137 Pietro Paolo Vegerio hatte von Papst Paul III. für seine Dienste als päpstlicher Legat zunächst das Bistum Modrusch in Kroatien, dann das Bistum Capodistria erhalten. Vgl. Eckehart Stöve, Art. Vergerio, Pietro Paolo d.J., in: TRE 34 (2002), 690–694, bes. 691.
140 Gemeint ist damit wohl das Wormser Religionsgespräch 1557.
141 Als der Jesuit Petrus Canisius während des Wormser Religionsgesprächs auf die Erbsündenlehre zu sprechen kam und eine klare Verurteilung der falschen Lehre verlangte, wurde deutlich, dass hier unter den Evangelischen erhebliche Differenzen bestanden. Die ernestinischen Theologen verließen schließlich das Religionsgespräch noch bevor es zu einem offiziellen Abschluss gekommen war. Vgl. Irene Dingel, Art. Religionsgespräche IV: Altgläubig – protestantisch und innerprotestantisch, in: TRE 28 (1997), 654–681, bes. 661f; Bundschuh, Wormser Religionsgespräch, bes. 453–472.
142 offenkundig, bekannt. Vgl. Art. ruchbar, in: DWb 14, 1341f.
143 dargelegt, ausgeführt. Vgl. Götze, 19.
147 Vgl. Anm. 112.
148 Vgl. Bekentnus M. || Flac. Jllyrici von etli= || chen jrthumen Maioris. || Item etliche spruche Menij. || ... || [s.l. 1557] (VD 16 F 1278); Die alte vnd newe || Lehr Justi Menij / jederman zur || Warnung vnd jtzt zu einem vor= || drab Matth. Fl. Illyrici.|| ... || [s.l. 1557] (VD 16 M 4537); APOLOGIA M. Fl. || Jllyrici / auff zwo vnchristliche || Schrifften Justi Menij / Darinnen von den grewlichen || Verfelschungen der Adiaphoristerey vnd Maio= || risterey allerley nuͤtzlichs ange= || zeigt wird. || Gebessert. || ... || [Erfurt: Merten von Dolgen 1558] (VD 16 F 1270), im selben Jahr erschien eine weitere Auflage (VD 16 F 1271).
149 Vgl. z.B. Ausschreiben vnd || Ermanung der beider || Vniuersiteten || Zu Wittemberg vnd Leiptzig an || alle Christliche Stende || ausgangen. || [Wittenberg: Georg Rhaus Erben 1558] (VD 16 W 3707).
150 Vgl. Anm. 97.
151 aus böswilligem Eigensinn. Vgl. Art. mutwillig 3), in: DWb 12, 2835f.
152 Der Auszug aus der Leipziger Landtagsvorlage. Vgl. PKMS 4, Nr. 397, S. 450–453.
153 gut, angemessen. Vgl. Götze, 231.
154 Vgl. Anm. 141
156 abgefallen sind.
158 Vgl. Irenäus von Lyon, Adversus haereses, in: PG 7,1
159 angemessen.
160 Der Gehorsam in der Nachfolge Christi, vor dem Hintergund der Absage an den Teufel (abrenuntiatio diaboli) in der Taufe, die auch Luther, aufgrund seines Taufverständnisses als Herrschaftswechsel, als liturgischen Bestandteil der Tauffeier beibehielt. Vgl. Peters, Kommentar 4, 89–91; Peters, Kommentar 5, 172–177; Luther, WA 19, 531–541 (Das tauffbuchlin verdeudscht, 1526).
161 sie durchlaufen, durchziehen. Vgl.
162 Mit dem Passauer Vertrag (1552) und dem Augsburger Religionsfrieden (1555) war das Augsburger Interim (1548) außer Kraft gesetzt worden. Vgl. Joachim Mehlhausen, Art. Interim, in: TRE 16 (1987), 230–237, bes. 235.
163 Es handelt sich um Gebräuche, die an Ostern vollzogen wurden. Vgl. Thalhofer, Art. Auferstehungsfeier, in: WWKL2 1 (1882), 1602–1604; ders., Art. Grab, heiliges, in: WWKL2 5 (1888), 976f; Tripps, Bildwerk, 117.
164 Polemische Anspielung auf die an Ostern vollzogen Gebräuche. Vgl. Anm. 163.
165 Am Fronleichnamsfest wird eine geweihte Hostie in einer Monstranz in feierlicher Prozession umhergetragen. Vgl. Karl Schrod, Art. Monstranz, in: WWKL2 8 (1893), 1813–1815, bes. 1813f; Probst, Art. Frohnleichnamsfest, in: WWKL2 4 (1886), 2062–2064, bes. 2063.
167 Sprichwörtlich: falsche, zweideutige Schmeicheleien vornehmen. Vgl. Art. Achsel, in: Wander 1 (1867), 20; Art. Achsel, in: DWb 1, 163.
168 anführen.
169 Bullen, polemische Bezeichnung für die „Leipziger Landtagsvorlage“ und den „Auszug“, in Anspielung auf die päpstlichen Bullen. Vgl. Hartmann Grisar, Art. Bullen und Breven, in: WWKL2 2 (1883), 1482–1495, bes. 1482.
173 Vgl. die erste Strophe des Lutherliedes „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“, in der es heißt: „Erhalt uns, Herr, bey deinem wort und stewr des Bapsts und Türken mort, Die Ihesum Christum, deinen Son, wolten stürtzen von deinem thron.“ Vgl. AWA 4, 118f, 304f.
175 Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. S. 254–260.
176 Polemische Bezeichnung für die Verhandlungen auf dem Landtag zu Leipzig 1548/49.
178 Vgl. PKMS 4, Nr. 397, S. 450–453.
179 gründlich. Vgl. Götze, 207.
180 unbekannte, zweifelhafte.
181 Erst Flacius und Gallus gaben sowohl die „Leipziger Landtagsvorlage“ als auch den „ Auszug“, mit ihren Anmerkungen versehen,in den Druck und sorgten dafür, dass beide Entwürfe bekannt wurden. Vgl. unsere Ausgabe Nr. 4.
182 Vgl. PKMS 4, Nr. 396, S. 449f.
183 Die Überschrift des „Auszugs“ vom Juli 1549 weist auf den „Beschluss“ des Landtags zu Leipzig hin, obwohl die „Leipziger Landtagsvorlage“ dort nicht offiziell verabschiedet und somit kein formeller Beschluss gefasst worden war. Vgl. PKMS 4, Nr. 397, S. 450; Wartenberg, Melanchthon und die sächsisch-albertinische Interimspolitik,
184 bekannte, verlässliche.
186 sich stützen, vertrauen. Vgl. Art. fuszen 7), in: DWb 4, 1021.
187 unveränderbaren, feststehenden. Vgl. Art. beweglich 1), in: DWb 1, 1773f.
189 Petrus Plateanus. Vgl. Otto Kaemmel, Art. Platenaus, Petrus, in: ADB 26 (1888), 241–243.
190 Konnte bisher leider nicht verifiziert werden.
191 Der Meißner Superintendent, Martin Tectander, scheint sich für die Durchführung des „ Auszugs“ stark eingesetzt zu haben. Vgl. Chalybaeus, Durchführung des Leipziger Interims, 19.
192 Vgl. Menius, Verantwortung, E 3r.
193 Vgl. Schmidt, Menius 2, 75–93; vgl. dazu auch: Gehrt, Ernestinische Konfessionspolitik, 47f.
196 Vgl. Pfeffinger, Gründlicher und wahrhaftiger Bericht, B 4r, unsere Ausgabe Nr. 6, S. 663.
198 Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 254.
199 Vgl. Philipp Melanchthon, Bedenken aufs Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1: Reaktionen auf das Augsburger Interim, Nr. 1, S. 59–75, bes. 60.
200 Vgl. Augsburger Interim II (Von dem mentschen nach dem fall), 38.
201 Ebd.
202 angemessener Verdienst. Nach mittelalterlicher Lehre wird ein freiwilliges gutes Werk des Menschen, dem eigentlich nach Gottes Gerechtigkeit kein Verdienst zukommt, dennoch aufgrund der Liebe und Güte ein Lohn erteilt. Vgl. J. Kirschkamp, Art. Verdienst, in: WWKL2 12 (1901), 690–694, bes. 691; zur Verwendung dieses Arguments bei Flacius und Gallus vgl. Flacius, Gallus, Bedenken, E 2r, unsere Ausgabe Nr. 4, S. 389; Ritschl, Dogmengeschichte II, S. 375f.
203 Vgl. Johannes Aepin u.a., Bekenntnis und Erklärung aufs Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1: Reaktionen auf das Interim, Nr. 9, S. 287–479.
204 „Vnnd souiel betriffte die lehre vnd Meynunge desselbigen Radtschlags, von dem Stande vnnd wesen des Menschen vor vnd nach dem Fhalle, Ist kein streit, vnd sol dasselbige also gelert werdenn.“ Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 254.
206 Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 254.
207 Vgl. CA II (Von der Erbsünde), in: BSLK, 53.
208 Vgl. AC II (Von der Erbsünde), in: BSLK 145–157.
209 „(…) Gleichwohl wircket der barmhertzige Got nicht also mit dem Menschen wie mit einem block, sondern zeucht jn also, das sein wille auch mit wircket, so er in vorstendigen Jaren ist.“ Vgl. PKMS 4, Nr. 74, S. 115–122, bes. 116.
210 Vgl. Röm 8,7.
212 Zum reformatorischen „sola“ bzw. „sola fide“: vgl. Reinhard Slenczka, Glaube VI, in: TRE 13, 318–365, bes. 320–324.
213 Vgl. Gutachten Johannes Bugenhagens, Caspar Crucigers, Georg Majors und Philipp Melanchthons für Kurfürst Moritz von Sachsen. 24./25. Mai 1548, abgedruckt in: CR 6, Nr. 4244, Sp. 908–912, bes. 910 = MBW 5170; dass Gutachten wurde von Flacius widerholt irrtümlich als ein Produkt der Pegauer Verhandlungen verstanden. Vgl. dazu Ritschl, Dogmengeschichte II, 373f.
216 Flacius versuchte in der zweiten Hälfte des Jahres 1548 und zu Beginn des Jahres 1549 Melanchthon und die Wittenberger für einen geschlossenen Widerstand gegen das Interim zu gewinnen. Als er jedoch erkannte, dass er keinen Erfolg haben würde, wandte er sich um Ostern 1549 nach Magdeburg. Vgl. Preger, Flacius I, 58–75.
217 „Und ist in dem Buch [dem Augsburger Interim] unbedaͤchtig geredt, daß man erstlich wahrhaftiglich gerecht werde durch die Liebe, gleich als sey der Mensch nicht fuͤrnehmlich gerecht und angenehm vor Gott um des Mittlers willen durch den Glauben, sondern sey fuͤrnehmlich von wegen eigener Tugenden vor Gott gerecht und angenehm.“ Gutachten Johannes Bugenhagens, Caspar Crucigers, Georg Majors und Philipp Melanchthons für Kurfürst Moritz von Sachsen. 24./25. Mai 1548, abgedruckt in: CR 6, Nr. 4244, Sp. 910 = MBW 5170.
218 Ein Teilnehmer an dem Gespräch von Pegau mit diesem Namen konnte bisher leider nicht identifiziert werden. Zu den Teilnehmern und den harten Verhandlungen, die auch Melanchthon sehr verdrießlich stimmten vgl. aber Ißleib, Das Interim in Sachsen 539f; Herrmann, 64–73.
220 Vgl. PKMS 4, Nr. 74, S. 119.
222 Zum majoristischen Streit vgl. unsere Ausgabe Bd. 3; Heinz Scheible, Art. Major, Georg, in: TRE 21 (1991), 725–730, bes. 727–729; Ritschl, Dogmengeschichte II, 371–398.
223 Vgl. EPISTOLAE || PAVLI SCRIPTAE || ad Romanos, Enarratio || edita à Philippo || Melanthone. || Anno 1556. || ... VVITEBERGAE. || (EX OFFICINA TYPO= || graphica Viti Creutzer, || sumptibus Conradi || Rhũel. ||), 38r = c 6r; zu beachten ist, dass das Werk eine doppelte Foliierung besitzt. Ab Folioseite 56v beginnt eine neue Zählung mit 1r. Bei der hier verwendeten Angabe 38r handelt sich um eine Seite der zweiten Foliierung.
224 „Und erstlich, wiewohl der Artikel de Iustificatione schwach gestellt ist, so rathe ich´s dennoch nicht, daß man ihn verwerfen solle.“ Responsio Philippi Melanthonis ad Interim. 1. April 1548, in: CR 6, Nr. 4190, Sp. 842–845, bes. 844 = MBW 5110.
225 Vgl. Aepin, Bekenntnis und Erklärung aufs Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1: Reaktionen auf das Interim Nr. 9, Bes. S. 303–315.
226 „(…) Also ist gewislich wahr, das diese tugenden, glaub, liebe, hoffnung vnd andere in vns sein mussen vnd zur seligkeit notig seind, (…).“ Vgl. PKMS 4, Nr. 74, S. 120.
227 Der Glaube, der durch die Liebe bzw. Werke der Liebe Gestalt gewinnt, im Anschluss an Gal 5,6. Vgl. Reinhard Slenczka, Glaube VI, in: TRE 13, 318–365, bes. 320–322.
228 Der Pegauer Rechtfertigungsartikel betont die Einheit von Glaube, Liebe und Hoffnung. Vgl. PKMS 4, Nr. 74, S. 115–122.
229 Vgl. Johann Albrecht von Mecklenburg an Philipp Melanchthon. 25. Februar 1557, in: CR 9, Nr. 6198A, Sp. 91–103, bes. 97 = MBW 8120.
230  Der Grund für die Rechtfertigung des Menschen ist, nach Luther und Melanchthon, die fremde Gerechtigkeit Christi, die dem Menschen zugerechnet wird. Vgl. dazu Gerhard Sauter, Art. Rechtferigung IV: Das 16. Jahrhundert, in: TRE 28 (1997), 315–328, bes. 317–322.
231 SERIES ET || DISPOSITIO ORA= || tionis in Epistola Pauli || ad Romanos. || Autore || D. Georgio Maiore.|| ... || [Wittenberg: Hans Lufft 1556] (VD 16 M 2185).
232 Vgl. Ein Sermon von S. || Pauli vnd aller Gottfuͤrchtigen men= || schen bekerung zu Gott / || Durch || D. Georg: Maior. || Hieraus ist klar zubefinden / das Do= || ctori Maiori / von seinen abguͤnstigen / vnbillich || aufferleget / wie er lehre / das gute werck zum || vordienst der seligkeit noͤtig sein / vnd wird hie || angezeigt / ob / wie / welchen / vnd war= || umb gute wercke dennoch zur Se= || ligkeit von noͤten. || ... || [Leipzig: Wolfgang Günther 1553] (VD 16 M 2186); vgl. unsere Ausgbe Bd. 3.
233 Vgl. Bekentnus M.|| Flac. Jllyrici von etli= || chen jrthumen Maioris. || Item etliche spruche Menij. || ... || [s.l. 1557] (VD 16 F 1278)
234 Melanchthon, Römerbriefkommentar (1556), 78r­–v = k 5r–v.
235 Nachbesserung. Vgl. Art. emendatio, in: Georges I, 2399.
236 Melanchthon lehnte die Mecklenburger Artikel ab. Während der Coswiger Verhandlungen wurden Verbesserungen an den Artikeln der niedersächsischen Unterhändler vorgenommen. Vgl. Preger, Flacius II, 37f; 59f; Olson, Flacius, 314–316.
237 Melanchthon gibt diese Position des Augsburger Interims in seinem Bedenken wieder, um sie abzulehnen. Vgl. Melanchthon, Bedenken aufs Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1: Reaktionen auf das Augsburger Interim, Nr. 1, S. 61.
238 Vgl. DISPVTA= || TIO THEOLOGICA || de poenitentia, responden= || te M. Melchiore Isinde- || ro Suidnicensi. || VVITEBERGAE, || ANNO || M.D.XLVIII.|| VIII. die Nouemb.|| [Wittenberg: Hans Lufft 1548] (VD 16 M 3066).
239 „Sequuntur enim iustificatum, non praecedunt iustificandum.” Augustinus, De fide et operibus 14,21, in: PL 40, 197–230, bes. 211 (CSEL 41, 33–97, bes. 62).
240 kleinliche, verächtliche Auslegung. Vgl. Art. Deutelei, in: DWb 2, 1037f.
241 Glossen.
242 unternommen.
243  Vgl. Apologia M. Fl. Jl= || lyrici / auff zwo vnchristliche Schrifften || Justi Menij / Darinnen von den grew= || lichen Verfelschungen der Adiapho= || risterey vnd Maioristerey allerley nuͤtz= || lichs angezeigt wird. || ... || [Jena: Christian Rödinger d. Ä. Erben 1558] (VD 16 F 1271), L 3r–Q 4r.
244 tüchtig, stattlich. Vgl. Götze, 225.
245 vergrößert, ausgeweitet. Vgl. Art. amplifico, in: Georges I, 400.
247 Vgl. Martin Luther, WA 56, bes. 413–428 (Römerbriefkommentar, 1515).
248 „Die Busse, Beicht vnnd Absolution, vnnd was deme anhengig, sollen fleissig gelert, vnnd gepredigt, vnnd das volck zur Beicht deme priester zuthuen, vnd an gottes stat, die Absolution vonn jme zuentphahenn, vnnd dopei auch mit fleis ermhannt vnnd angehalden werden (…)“ Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 255.
249 Ebd.
250 Vgl. Melanchthon, Bedenken aufs Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1: Reaktionen auf das Augsburger Interim, Nr. 1, S. 67.
251 Reihe.
252 Abendmahl, Taufe, Buße, Weihe, Firmung, Ehe, Krankensalbung. Vgl. A. Lehmkuhl; Art. Sacramente, in: WWKL2 10 (1897), 1481–1518, bes. 1507–1509.
253 Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 254.
254 Vgl. Lk 16,29 (Vg).
255 Vgl. Mt 17,5 (Vg); Mk 9,6 (Vg); Lk 9,35 (Vg).
256 Vgl. Lk 10,16 (Vg).
257 Vgl. Act 1,8 (Vg).
258 Zum Zeitpunkt der Abfassung dieser Schrift tagte das Konzil nicht. Die zweite Tagungsperiode war bereits 1552 zu Ende gegangen, und die dritte Tagungsperiode begann erst 1562. Vgl. Gerhard Müller, Art. Tridentinum, in: TRE 34 (2002), 62–74, bes. 68f.
259 ein Fundament bereiten. Vgl. Art. Grund IV A 3 b), in: DWb 9, 705f.
260 schildern, entwerfen. Vgl. Art. malen 5 a), in: 12, 1504f.
262 Vgl. die Artikel von der Ordination und dem Wandel der Kirchendiener, in denen den Bischöfen Rechte und Vollmachten zugebilligt werden. Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 256f; Flacius, Gallus, Bedenken, H 1v, unsere Ausgabe Nr. 4, S. 404.
263 „Dieweil aber diese reden fast biß zu ende dieses Artickels gemeine, weitleufftige, zweiffelhafftige, hefftige reden sind, so woͤllen wir nicht rathen, das vnser Gnedigster Herr diessen Artickel streitte.“ Vielmehr riet Melanchthon dazu, dass die Theologen, jeder für sich, Gutachten erstellen und darin aus der Schrift und den Kirchenvätern die streitigen Punkte im Augsburger Interim widerlegen sollten. Vgl. Melanchthon, Bedenken aufs Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1: Reaktionen auf das Augsburger Interim, Nr. 1, S. 64f.
264 Vgl. die Abfolge der Artikeln von der Taufe, Firmung, Buße, Ölung, Ordination, Ehe und Messe in der „Leipziger Landtagsvorlage“. Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 255f.
265 Michael Helding. Er war seit 1538 Titularbischof von Sidon und Mitverfasser des Augsburger Interims. Auf Druck Karls V. wurde er 1549 zum Bischof von Merseburg. Vgl. Ernst Reiter, Art. Helding, Michael, in: TRE 15 (1986), 15f.
266 Vgl. BREVIS || INSTITVTIO AD PIETATEM || Christianam secundum Doctrinam || Catholicam continens.|| [Sp.1.:] EXPLICA= || TIONEM || [Sp.2.:] Symboli Apostolici, || Orationis Dominicae. || Salutationis Angelicae, || Decem Praeceptorum, || Septem Sacramentorum. || AD VSVM PVERORVM ... || qui in Aula ... || SEBASTIANI Archiepiscopi || Mogunt ... || erudiuntur. || Per R. D. Michaelem Episcopum Mers- || burgens. superiore tempore Suf- || fraganeum || Moguntin.|| Accceßit defensio Authoris aduersus ca= || lumnias cuiusdam Mathiae Illyrici. || ... || [Mainz: Ivo Schöffer 1552] (VD 16 H 1586); Flacius hatte 1553 bereits gegen Heldings Ausführungen geschrieben und dort die Wittenberger gegen die Darstellung Heldings, sie würden es in der Frage der Sakramente wie die Altgläubigen halten, in Schutz genommen, „es sey denn, das er das Leipsche [sic] Interim meinet.“ Vgl. Verlegung der Apolo || giae Sydonij / damit er seinen || Catechismus verteidinget. || Matth. Flacius Jllyricus. || ... || [Magdeburg: Christian Rödinger d. Ä 1553] (VD 16 F 1512), A 2v.
267 Vgl. Melanchthon, Bedenken aufs Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1: Reaktionen auf das Augsburger Interim, Nr. 1, S. 65, 68.
268 Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 255.
269 Bei der Taufe war es Brauch, den Täufling mit am Gründonnerstag geweihtem, exorzisiertem Öl zu salben. Außerdem wurde während des Taufritus dem Täufling Salz, das durch einen Exorzismus besonders gereinigt worden war, in den Mund gelegt. Vgl. Peters, Kommentar 5, 159–161; Angenendt, Religiosität, 466–469; Weinert, Mainzer Domliturgie, 53f.
270 Die Vorstellung von der Wirksamkeit der Sakramente aus ihrem Vollzug heraus. Vgl. Notger Sleczka, Art. Ex opere operato, in: RGG4 2 (1999), 1827f; Sasse, Art. Opus operatum, in: WWKL2 9 (1895), 940–948.
271 Vgl. Melanchthon, Bedenken aufs Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1: Reaktionen auf das Augsburger Interim, Nr. 1, S. 65.
272 Vgl. Melanchthon, Bedenken aufs Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1: Reaktionen auf das Augsburger Interim, Nr. 1, S. 65.
273 Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 255.
274 Vgl. Melanchthon, Bedenken aufs Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1: Reaktionen auf das Augsburger Interim, Nr. 1, S. 67.
275 Die reale Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi war vom Konzil von Trient 1551 ausdrücklich bekräftigt worden. Vgl. Johann Anselm Steiger, Art. Transsubstantiation, in: RGG4 8 (2005), 539.
276 „Das volck sol auch erjnnert vnd gelertt werdenn, wer di Sacraments vnwirdig nempt, Das jme derselbige das gericht isset vnnd Tricket, Vnnd derwegen zu ablassung sundlichs wandels, Vnd zu warhafftiger Bus, Gebet, Almus, messigkait vnd anderm Chrstlichem wandel angehalten werdenn, (…).“ Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 255.
277 Die „Leipziger Landtagsvorlage“ behandelt das Abendmahl im Artikel von der Buße. Später folgt dann ein Artikel zur Messe. Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 255f.
278 Vgl. den „Auszug“, in: PKMS 4, Nr. 397, S. 451; der beschriebene Ablauf orientiert sich stark am Canon Missae. Vgl. Missale Romanum, 1508–1526.
279 Das Schuldbekenntnis. Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 256; Nr. 397, S. 451; Missale Romanum, 1393; [Josef] Kössing, Art. Confiteor, in: WWKL2 3 (1884), 882–885.
280 Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 256; Nr. 397, S. 451.
281 Vgl. Melanchthon, Bedenken aufs Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1: Reaktionen auf das Augsburger Interim, Nr. 1, S. 69.
282 Vgl. PKMS 4, Nr. 397, S. 451.
283 Vgl. Melanchthon, Bedenken aufs Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1: Reaktionen auf das Augsburger Interim, Nr. 1, S. 65.
284 Vgl. die „Leipziger Landtagsvorlage“, in: PKMS 4, Nr. 212, S. 255f.
285 Vgl. dazu besonders die drei Artikel von der Buße, der Ordinierung und dem Wandel der Kirchendiener in der „Leipziger Landtagsvorlage“, in: PKMS 4, Nr. 212, S. 255–257.
286  völlig, vollständig. Vgl. Götze, 73.
287 verkehrt, keineswegs, umgekehrt. Vgl. Art. hinter II 2 k i), in: DWb 10, 1495.
288  Vgl. dazu aber: Antwort auff das || Buch herrn Andreae Osi= || andri von der Rechtfertigung || des Menschen. || Philip: Melanth: || (DISPVTATIO PHILIPPI ME= || lanthonis, cum D. Martino Luthero || Anno 1536. ||) [Wittenberg: Veit Kreutzer 1552] (VD 16 M 2501); im selben Jahr erschienen noch weitere Auflagen in Wittenberg und Nürnberg (VD 16 M 2500, 2502, 3048); vgl. zu der zurückhaltenden Haltung Melanchthons in den Streit einzugreifen: Scheible, Melanchthon, 200–203.
289 Stephan Agricola war Prediger in Helbra, Eisleben, Merseburg und Domprediger in Naumburg, bevor er 1555 zum alten Glauben konvertierte und dann gegen den Protestantismus polemisierte. Vgl. Friedrich Wilhelm Bautz, Art. Agricola, Stephan der Jüngere, in: BBKL I (1990), 62; Clemen, Stephan Agricola.
290 Vgl. unten Anm. 297 und 298.
291 Vgl. Anm. 69.
292 ganz und gar verachtet, vernachlässigt haben. Vgl. Art. Bank 1), in: DWb 1, 1107.
294 Vgl. Melanchthon, Bedenken aufs Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1: Reaktionen auf das Augsburger Interim, Nr. 1, S. 65, 67.
295 schlicht, einfach. Vgl. Götze, 189.
296 Vgl. Pfeffinger, Gründlicher und wahrhaftiger Bericht, D 6v–D 7v, unsere Ausgabe Nr. 6, S. 681f.
297 Vgl. Pfeffinger, Gründlicher und wahrhaftiger Bericht, D 7r–D 8r; K 1v–K 2v, unsere Ausgabe Nr. 6, S. 682f, 716f.
298 Vgl. Mt 22,21 (Vg); Mk 12,17 (Vg).
299 Hab und Gut.
300 Hoheitsrechte. Vgl. Dieter Hägermann, Art. Regalien, -politik, -recht I: Definition; Deutschland und Reichsitalien, in: LexMA VII (1995), 556–558.
301 Vgl. die Hamburger Prediger an die Wittenberger Theologen. 3. April 1549, in: CR 7, Nr. 4516A, Sp. 366–382, bes. 370
302 Zur Parallelisierung des Propheten Elis und Luther vgl. Kolb, Luther, passim.
303 lehren. Vgl. Götze, 54.
304 wahrhaftig, fürwahr. Vgl. Art. traun, in: DWb 21, 1526.
307 Spottnamen, Schimpfnamen. Vgl. Art. Name II A 2 e), in: DWb 13, 324.
308 Es ist unklar auf welchen Text sich Flacius hier bezieht. Vgl. aber die Gutachten Melanchthons für die Gemeinde in Frankfurt/Main vom 19. Januar 1549 und für Martin Monninger und Jakob Stratner in Ansbach vom 12. September 1548 sowie den Brief Melanchthons an Johann Pfeffinger vom 20. Januar 1549, in: CR 7, Nr. 4355, Sp. 140f; Nr. 4476, Sp. 321–326 = MBW 5409; MBW 5413.
309 Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 254f.
312 Vgl. die Hamburger Prediger an die Wittenberger Theologen. 3. April 1549, in: CR 7, Nr. 4516A, Sp. bes. 373–375.
315 Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 256; Nr. 397, S. 451.
316 Vgl. Anm. 301.
317 Vgl. Anm. 312.
318 Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 257; Nr. 397, S. 451.
320 Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 257; Nr. 397, S. 451.
321 Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 257; Nr. 397, S. 451f.
322 Vgl. Die Erhebung der Hostie und in der großen Elevation auch die Erhebung des Kelchs. Vgl. Browe, Elevation; Meyer Elevation; Franz, Messe, 100–105.
323 sehr. Vgl. Götze, 73.
324 Vgl. Pfeffinger, Gründlicher und wahrhaftiger Bericht, C 7r u. öfter, unsere Ausgabe Nr. 6, S. 676; Mt 22,21 (Vg); Mk 12,17 (Vg).
325 Sprichwörtlich. Vgl. Art. Auge, in: Wander 1 (1867), 184.
326 Stichelei. Vgl. Art. cavillatio, in: Georges I, 1051.
327 abschaffen, zerstören. Vgl. Art. absein, in: DWb 1, 115.
328 Durch voreilige Änderungen der Zeremonien solle man die Altgläubigen nicht verärgern. Vgl. Pfeffinger, Gründlicher und wahrhaftiger Bericht, A 8v–B 1r, unsere Ausgabe Nr. 6, S. 660f.
329 Verhandlungen mit den Altgläubigen seien nicht zu kritisieren, da es solche bereits zu Lebzeiten Luthers gegeben habe. Vgl. Menius, Verantwortung, D 4v–E 1r.
330 Geschmack.
332 Vgl. Flacius, Gallus, Bedenken, N 4r–v, unsere Ausgabe Nr. 4, S. 433
334 Philomele ist eine Gestalt der griechischen Mythologie. Der Mann ihrer Schwester habe ihr, nachdem er sie vergewaltigt hatte, die Zunge herausgeschnitten, damit sie ihn nicht verraten könnte. Sie teilte das Verbrechen ihrer Schwester dann mittels einer Stickerei mit. Vgl. Hans v. Geisau, Art. Philomele, in: KP 4 (1979), 768f.
335 Vgl. Flacius, Gallus, Bedenken, N 4r–v, unsere Ausgabe Nr. 4, S. 433
336 Vgl. Bedenken der Bischöfe Johann VIII. von Meißen und Julius Pflug von Naumburg-Zeitz. Ende Dezember 1548, in: PKMS 4, Nr. 227, S. 269f; Flacius, Gallus, Bedenken, K 4v, unsere Ausgabe Nr. 4, S. 419.
337 Vgl. die Antwort der Städte auf die Kirchenordnung der Theologen. 24. Dezember 1548, in: PKMS 4, Nr. 222, S. 265; Antwort der Landstände auf die von den Theologen vorgetragene Kirchenordnung. 25. Dezember 1548, in: ebd., Nr. 223, S. 265f.
339 Vgl. Christliche er=||innerung vñ || ermanung Herrn Julij / Bisch= || offen zur Naumburgk: || An sein Volck. || [Erfurt: Barbara Sachse 1553] (VD 16 N 185); An state deß Hoch= || wuͤrdigen / Herrn Julij Bischoffs || zur Naumburg / [et]c. an seiner F. G. lieben || Vnterthanen samptlich vnd sonderlich / || jetzt new außgange Büchlein / vnsere || Christliche Religion belan= || gend / vnd derselbigen || vnartige Wider= || sacher.|| Durch M. Martinum || Venatorium. || ... || [Mainz: Franz Behem 1555] (VD 16 V 547).
340 Vgl. Philipp Melanchthon und Johannes Bugenhagen an die Hamburger Prediger. 16. April 1549, in: CR 7, Nr. 4516B, Sp. 382–386, bes. 383 = MBW 5504.
341 Vgl. Anm. 238.
342 Eventuell gemeint sein könnte: Copey der schoͤnen ver= || manung / Welche bey den Abtruͤnni= || gen Jnterimistischen Christen / vor der Teuflischen || Gottlosen opffermes / dem armen einfeldigen volck / || jnn schoͤnem schein wirt fuͤrgelesen / Jnwendig || aber im grund ist eytel Gallen / Myrrhen / || Aloe / Helle Tod Teuffel vnd ewige || verdamnis / mit Honig || vermischet etc. || ... || [Magdeburg: Michael Lotther um 1549] (VD 16 K 2104).
343 Vgl. Anm. 79.
344  „Multa sponte et liberaliter largior, de quibus acerrime pugnarunt alii.“ Vgl. Philipp Melanchthon an Christoph von Carlowitz. 25./28. April 1548, in: , Nr. 4217, Sp. 879–885 = MBW 5139.
345 Vgl. Bedenken der kurfürstlichen Theologen. 23. August 1548, in: CR 7, Nr. 4332, Sp. 117–119, bes. 119 = ; PKMS 4, Nr. 73, S. 114.
346 Vgl. Pfeffinger, Gründlicher und wahrhaftiger Bericht, C 7v, unserer Ausgabe Nr. 6, S. 676; PKMS 4, Nr. 212, S. 258; Flacius, Gallus, Bedenken, D 4r, unsere Ausgabe Nr. 4, S. 385.
347 Vgl. Sleidan, Chronica (1557), 20, VI, fol. CCCXIIIr–v; ebd., 20, X, fol. CCCXVIr–v; ebd., 22, VII, fol. CCCXLIIIIr.
348 Vgl. Menius, Verantwortung, B 4r–C 1r.
349 eifrig.
350 Vgl. Menius’ Gutachten zum Augsburger Interim und der Leipziger Landtagsvorlage. 13. März 1549, in: Schmidt, Menius 2, 75–93, bes. 86.
351 Winkelkneipen, Bordellen. Vgl. Art. Winkel E 3), in: DWb 30, 357f.
352 Gefahr.
353 Menius legte nach einem Streit mit Flacius und den ernestinischen Theologen über die rechte Interpretation der These Majors, dass gute Werke zur Seligkeit notwendig seien, sein Amt als Superintendent in Gotha nieder und nahm kurze Zeit danach eine Pfarrstelle an der Thomaskirche in Leipzig an. Vgl. Schmidt, Menius 2, 184–286; Gehrt, Ernestinische Konfessionspolitik, 99–109.
354 Vgl. Anm. 97.
355 poltern, stolpern. Vgl. Art. rumpeln 2 a), in: DWb 14, 1490.
356 eifrigen.
357 Vgl. PKMS 4, Nr. 212, S. 258; Flacius, Gallus, Bedenken, D 4r, unsere Ausgabe Nr. 4, S. 385.
361 offenbar.
362 beinahe. Vgl. Götze, 187f.
364 unterlassen. Vgl. Götze, 217.
365 Dem Jüngsten Tag.
367 Vgl. Apk 17,5f.
368 besudelt.
369 Vgl. Anm. 341.
371 unbeständigen Menschen. Vgl. Art. Wetterhahn 1 b), in: DWb 29, 731f.
372 zerstört, verwüstet. Vgl. Art. verheeren 3), in: DWb 25, 544.
373 „(...) et aliquando post, ubi de hoc ipso pomo Eridos pugnare inter se docti ceperint, novae dissensiones et aliae depravartiones orientur.“ Vgl. Philipp Melanchthon, De Luthero et aetatibus ecclesiae, in: CR 11, Nr. 97, Sp. 783–788, bes. 783.
374 Vgl. Anm. 167.
375  Vgl. Mt 6,24; Lk 16,13.
376 Leid antuenden, widerwärtigen. Vgl. Art. leidig 3), in: DWb 12, 675f.
379 Vgl. Lev 20,2f.
380 Anspielung auf die Ölung bei der Priesterweihe mit dem sogenannten „Katechumenenöl“. Vgl. K[arl Ernst] Schrod, Art. Oele, heilige, in: WWKL2 9 (1895), 712–715, bes. 714.
381  Anspielung auf die Weihe durch die Tonsur, bei der dem Kandidaten das Haupthaar an fünf Stellen geschoren und das geistliche Gewand übergeben wird. Vgl. J. R. Sägmüller, Art. Tonsur, in: WWKL2 11 (1899), 1876–1883.
382 Vgl. I Tim 4,3.
383 seit.
384 Vgl. Jes 58,1.
387 Vgl. Anm. 173.
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