[A 2r:] Nu folget gruͤndlicher bericht der vorigen vnd jetzigen, fuͤr vnd nach dem Krieg
1 ergangen handlungen von den Adiaphoris vnd Mitteldingen, fuͤr
2 einem Jar gestalt.
3
Jn dem Namen vnsers lieben Herren Jhesu Christi.
Vorrede.
Gott hab lob vnd ehre. „Der inn vns ist“, spricht der heilige Johannes, i. Johan. iiij.,
4 „ist ja groͤsser, denn der inn der Welt ist.“ Dieses ist vnser hoͤchster Trost in dieser betruͤbten vnd geschwinden
5 zeit, da der boͤse Feind
6 das arme heufflein Gottes (das jme vnser lieber Herr Jhesus Christus mit seinem thewren Blut [A 2v:] erkaufft
7 vnd durch seinen heiligen Geiste vnd sein heilsam Wort vnd Sacramenta versamlet vnd in erkentnus vnd bekentnus seines Goͤttlichen Namens vnd reiner Lehr erhelt) durch Gewalt vnd list zu zertrennen vnd zerstoͤren allerley wege vnd mittel suchet. Dieweil aber vnser lieber, einiger
8 Hoherpriester,
9 Ertzhirte vnd Bischoff vnserer Seelen (j. Petri ij.)
10 seiner genedigeley wege vnd mittel suchet. Dieweil aber vnser lieber, einiger
11 Hoherpriester,n zusage nach, vnser Emanuel, bey vnd in vns ist (Esaie vij.)
12 vnd der Huͤter Israel nicht schlummet noch schleffet
13 vnd mechtiger vnd gewaltiger ist, denn der Fuͤrst dieser Welt, (j. Johan. iiij.
14 vnd Math. xxviij.) der widerwertige Geist mit allen seinen Gliedmassen,
15 Rethen vnd anschlegen,
16 (Psalm. cxxj.)
17 woͤllen wir nicht zweiffelen vnd durch seine genade darumb auff seine Goͤttliche verheissung hertzlich bitten. Er wirdt auch sein liebes Heufflein bey einander, vnzerrissen inn heilsamer Lehr vnd erkentnus seiner genaden vnd rechtschaf-[A 3r:]fenem gebrauch der hochwirdigen Sacrament vnd Christlichem Leben vnd wandel, furder
18 auch inn diesen Landen erhalten.
Denn ob wol nun der Feindt die hoͤchste Macht vnd Kunst
19 versuchet, nicht allein die reine Lehre mit beschoͤnung vnd schmuͤckung der falschen Lehre vnd Missbreuche zu uertunckelen vnd mit eusserlicher Gewalt zu unterdrucken vnd auszutilgen, sondern auch jnwendig dis aller schwereste Ergernus anrichtet, diejenigen, so die heilsame Lehre fuͤren, ja an tag, Gott lob, gebracht, missuerstendig vnd zwispaltig vntereinander zu machen, auch jhre Discipulos wider sie zu uerhetzen vnd daran seine sondere Frewde vnd Seytenspiel
20 zu haben, das dardurch die Diener vnd Lehr verdechtig vnd bey der Welt veracht gemachet vnd dardurch der grawsame Epicurismus
21 eingefuͤret werde, wie denn jetzo auch mit der Disputation von den Adiaphoris [A 3v:] oder Mitteldingen geschicht, so soll doch dasselbige vns so viel weniger ergern, ob gleich zuweilen vnter den Lehrern, inn mangel genugsams berichts, jrrunge fuͤrfelt, weil auch solches die hoͤchsten Propheten vnd Apostel nicht verschonet sein moͤgen vnd von jhren Juͤngern, (Matthei. xvj.)
22 ja Christus selber offt gemeistert vnd sie sich offentlich gegen jhnen verantworten muͤssen, als Sanct Peter Actor. xj.
23 widerfaren, das sich mit jme zanckten, nicht die vnglaubigen Juͤden, sondern seine eigne Discipel, so aus der Beschneidung waren,
24 ja auch Sanct Paulus Gal. j.
25 Sanct Petrum straffet vnd darzu Paulus (Actor. am xv.)
26 mit Barnaba auffstuͤtzig
27 ward. Jch wil alhier nicht reden von den falschen Bruͤdern vnd Propheten, so sich allwege mit eingedrungen,
28 vmb derer willen auch die Apostel jhr Concilium halten musten.
29 Was sol man sagen von den Spaltungen in der Kirchen zu Corintho, j. Cor. x.
30 vnd xj?
31 [A 4r:] Welchs vns alles zur vnterweisung vnd trost geschrieben, (Rom. am xv.)
32 da gleich auch bey vns, die wir, Gott lob, die reine Lehr haben, etwan
33 darneben Disputationes vnd missuerstandt vnter den Dienern fuͤrfielen vnd jemand vnter jnen etwan seinen sondern Eiuer
34 hette, das wir darumb nicht sollen verzagen oder solche heilsame Lehre (darumb, das der boͤse Feindt also treibet) faren lassen.
Dieweil aber aus den handlungen von den Adiaphoris
vnd Mitteldingen, das ist, von etlichen eusserlichen gebreuchen vnd Ceremonijs, die in etlichen
Kirchen geblieben, inn etlichen gefallen, vnd doch one verletzung der Gewissen vnd abbruch der Lehre gehalten oder vnterlassen werden moͤgen, als die von Gott nicht verbotten noch gebotten, one was des zu guter Ordenung, Friede, Einigkeit vnd Zucht gereichen mag etc., nun jetziger Zeit auch [A 4v:] mancherley Opinionen vnd vngleiche Sententie fuͤrgefallen vnd etliche vnfreundtliche, harte vnd vngegruͤndte Schrifften derhalben ausgegangen, so sollen wir vns doch des troͤsten, das gleichwol der boͤse Feindt, das er darinnen suchet, ob Gott wil, nicht ausrichten, noch die einigkeit in heilsamer Lehre dardurch zertrennen, sondern mit allen seinen gliedmassen,
35 die sichs frewen, daruͤber zu schanden werden sollen. Denn ja, der in vns ist, ist groͤsser, denn der in der Welt ist.
36 Vnd wiewol vnter andern etliche gifftige Leute, sonder zweiffel aus anregung des boͤsen Feindes, zu solcher zertrennung vrsach zu geben, im schein groͤssers eiuers, etliche Scartecklen
37 hin vnd wider ausgeschuͤttet, vonn den dingen, darbey sie nie nicht gewesen, noch der gruͤndtlichen berichtet, in erdichten falschen vnd verleugneten eigenen Namen,
38 letzlich hernacher etliche jren Namen, da sie es gemeint besser zu haben, [A 5r:] darzu bekandt,
39 darinnen offentliche vnwarheit erdichtet, als hetten die Theologen vnd Superattendenten, so in diesen hendelen gewesen, offentliche vnchristliche Artickel eingereumbt etc.,
40 so weren doch die keiner verantworttung werdt, weil jr vngrundt
41 am tage, auch der boͤse Feindt selbs heraus scheinet, welcher ein Luͤgner vnd Moͤrder ist, wie der Herr Christus saget Johannis am viij.
42 Aber dieweil auch darneben etliche gute Leute bewogen, jnen zu glauben vnd auch daruon one zweiffel aus gutem eiuer
43 vnd sorgfeltigkeit zu schreiben verursacht, vnd es gentzlich dafuͤr geachtet wirdt, das es jnen an notduͤrfftigem
44 Bericht gemangelt, ohne das sie sich des wol wuͤrden enthalten haben,
45 denen zu dienste vnd abwendung solches missuerstands, habe ich, als der wenigste, der dieser sachen
gelegenheit weis vnd darbey zum grossem theil gewesen,
46 diesen Bericht, vngeschickter weise, [A 5v:] doch, Gott lob, warhafftig, so viel noͤttig, zusammen gefasset. Darinen ordentlich nach der Zeit erzelet wirdt:
Erstlich: was von solchen Adiaphoris hie beuor von anfang des Handels in der Religion durch vnsere Preceptores bedacht, erboten vnd darauff, ehe der Krieg ergangen,
47 beschlossen. Zum andern: woher diese jetzige ergangne Handlung geflossen
48 vnd was fuͤr vrsachen allenthalben darinnen, vorigem bedencken vnd erbieten nach vnd Christlicher Confession gemes, jetzt bewogen vnd bedacht, vnd mit was masse
49 etliche Stuͤcke zugelassen vnd nicht zu weigern gewesen. Zum dritten: werden auch erkleret die Artickel, daran man sich stoͤsset. Neben dem werden auch kuͤrtzlich
50 verlegt
51 etzliche Argument, die man zu tadelung solcher Handlung eingefuͤret.
Daraus, ob Gott will, so viel zu finden, das der reinen Lehre (wie etliche zur vnbilligkeit ausgeruffen) nichts [A 6r:] abgebrochen
52 oder jergendt
53 einiger vnleidlicher missbrauch eingefuͤret, vnd was hierinnen geschehen, gute vnd genugsame, christliche, besserliche vrsach gehabt, daran fromme Leute, die reine Lehre vnd Christliche einigkeit belieben vnd, so viel an jhnen, gern erhalten wollten, vnd vber vnnoͤttigen dingen zu zancken nicht lust haben, wol zufriden sein werden. Die anderen muͤssen wir Gott befelhen, die mit vnbilligkeit den Theologen newerung zumessen
54 oder das sie trennung angefangen. Denn am tage,
55 das sie in alle wege auff einer Ban
56 der Lehre vnd erbietung in den Mitteldingen geblieben, darwider jene vnbillich so schreien vnd werden zu seiner zeit solches geschreies sich auch nicht weniger schemen als do die zu Epheso zwo stunden rieffen: (Actor. xix.)
57 „Magna Diana Ephesiorum“
58 vnd wusten nicht warumb, vnd bey den Juͤden schrien: „Templum Domini, Templum Domini, [A 6v:] Templum Domini“, (Jeremie vij.)
59 vnd darneben von den Artickeln, daran es gelegen, gar wenig gelehret wirdt. Sie sehen zu, das jhnen nicht gehe wie den jungen Kriegern, die offt
gros scharren
60 vnd pochen,
61 bey der Collation
62 fuͤrgeben,
63 vnd wenn es zum treffen kompt, darnach also feste als der Hase bey seinen Juͤngen stehen,
64 wie sie sich denn allbereit,
65 vmb mehrer sicherheit willen, in grosse Festung begeben.
66
Wir woͤllen alhier nichts sonders bitters reden von den vndanckbaren, die jre liebe Preceptores also one grund der Warheit vnd vrsache beschweren
67 vnd zur vnbilligkeit austragen
68 vnnd nichts anders thun, denn wie Plinius vonn der Geburt Viperarum, die man Natterschlangen nennet, schreibet,
69 das, weil sie nicht lenger in der Muter Leib verharren woͤllen, bis sie vollendt geboren, der Mutter jhre seitten auffnagen vnd zerreissen, darmit sie auch an das Liecht kommen. Also woͤllen die jhnen [A 7r:] einen Namen grosser bestendigkeit (ich weis nicht warinnen) dardurch erlangen, so sie jhrer Preceptoren Handlungen Cauillieren
70 vnd felschlich dargeben, die da lengest gewesen, da sie hin gedencken. Gott bekehre sie, das sie sich selbest erkennen, ehe das stuͤndlein
71 komme, da es jnen zu hart sein moͤchte, vnd nicht anderen guten Leuten mehr beschwerung vber den Hals ziehen, das man jnen von hertzen nicht goͤnnete.
Jch will aber den Leser gebetten haben, woͤlle jhm die menge der Wort nicht verdriessen lassen, denn in deme grundt des Handels so viel von noͤten begriffen. Vnser lieber Herr Jhesus Christus, der gebenedeite Samen vnd ware Son Gottes vnd der Jungkfrawen, stewre
72 auch diesem Ergernus vnd zertrette dem schendtlichen Satthan vnd der gifftigen Schlange jren Kopff vnter vnsern fuͤssen.
73 Amen.
[A 7v:] Hiernach folget der Bericht:
Als aus sonderlicher, vnaussprechlicher genade vnd barmhertzigkeit Gottes des Allmechtigen, durch den ehrwirdigen
Herren Doctorem Martinum Lutherum heiliger gedechtnus, vnd D[ominus]
Philippum Melanchthon vnd andere gelerte fromme Leute, so seine Allmechtigkeit zu diesen letzten Zei
ten
74 darzu sonderlich erwecket, die heilsame Lehre vonn den Hauptpuncten Christlicher Religion wider an tag gebracht, nemlich von warhafftiger Busse vnd rechtem verstand vnd gebrauch des Goͤttlichen Gesetzes, auch von vergebung der Suͤnde, ewiger Gerechtigkeit vnd Seligkeit, so vns der Sohn Gottes, [A 8r:] vnser lieber Herr vnd Heiland Jesus Christus, durch sein Leiden, Sterben vnd froͤlich Aufferstehen ohne alle vnser verdienst aus lautteren genaden erworben, vnd wir desselbigen ALLEJN
75 durch waren Glauben empfenglich vnd theilhafftig werden etc. zu dem von Gott befolhenem vnd nuͤtzlichem gebrauch der hochwirdigen Sacrament, die vnser lieber Herr Christus zu versicherung seiner Genaden selbest eingesetzt. Darnach von den rechtschaffenen Wercken der Busse vnd Fruͤchten des Glaubens vnd sonst andern noͤtigen, nuͤtzlichen vnnd besserlichen Artickeln, so jetzo nach der lenge nicht zu erzelen, dargegen die vngoͤttliche jrrige Lehre vnd missbreuche, so inn der Bepstischen
a Kirchen in namen der allgemeinen, christlichen, apostolischen Kirchen wider die selbige eingefuͤret entdeckt vnd abgethon.
So hat hierbey der boͤse Feindt, wie allwege, von anbeginn nicht geru-[A 8v:]het vnd darneben nicht allein die Widersacher darwider auffs hefftigste beweget, sondern vil schreckliche Schwermer, als Auffrhuͤrer, Bildenstuͤrmer,
76 Widertauffer, Sacramentierer
77 vnd Antinomer
78 erregt, zu mercklichem grossem schaden, ergernus vnd hindernus der reinen Lehre, damit sie bey vielen guthertzigen verdechtig vnd vnangenem gemacht, welches grosseren schaden gethan, denn jhe die Widersacher fuͤrnemen moͤgen. Darzu auch viel vnuerstendige, fuͤrwitzige,
79 vnruhwige, geschwinde
80 vnd harte
81 Leute vnnoͤtige enderung vnd vngleicheit gemacht vnd angerichtet
82 vnd alles, was vnter dem Bapstthumb gehalten, als vngoͤttlich vnd vnleidlich, welchs auch von alters bey der reinen Kirchen gewesen vnd zur besserung one Missbrauch wol hette moͤgen behalten werden, one vnterscheid, nicht mit geringer Ergernus, verbitterung vnd verherttung des Gegentheils vnd
[B 1r:] abschew vieler Guthertzigen, abgeworffen. Es ist auch aus vnrechtem verstande vnd Missbrauch Christlicher freiheit eine grosse zerruͤttung eusserlicher Zucht, one schuld der Lehre, von rohen, vnuerstendigen Leuten eingefuͤrt, daruͤber noch viel klagens ist vnd der schade fuͤr augen. An diesem allen der Ehrwirdige vnd Hochgelehrte
Herr D[oktor] Martinus Luther nicht geringes missfallen getragen, inn Schrifften vnd sonst sich ernstlich wider die Secten vnd Schwermer gelegt
83 vnd viel des, so vnordentlich abgethan zu
Wittemberg vnd anderen orten, wider auffgericht,
84 vnd an den orten, da es noch im brauch geblieben, hat er jme das gefallen lassen vnd gerathen, es nicht abzuthun,
85 welches man zum theil mit seinen Handschrifften erweisen kann, das auch der heutige gebrauch der Wittembergischen vnd vieler anderer Kirchen bezeugen.
[B 1v:] Es ist auch fuͤrgefallener grosser vnordnung halben die Churfuͤrstliche erste Visitation Anno M. D. Xxviij. fuͤrgenommen,
86 jn welcher etliche vnuernuͤnfftige, vnbescheidene
87 Reden, ja jrrige Lehre gestraffet vnd viel alte gebreuch in Kirchenordnungen, Feiren vnd anderm, zu guter Zucht vnd besserung dienendt, sonderlich Priuata Absolutio,
88 Sechs wochen der Frawen,
89 so an manchem ort gantz gefallen gewesen vnd in grosse vnordenung gezogen, wider anzurichten beschafft vnd es wider in gute ordnung gebracht.
90 Vnangesehen, das da zumal auch viel vnnuͤtze Schreier vnd Wescher,
91 die fuͤr andern den lieben Dominum Philippum auffs bitterste beschwerdt, nichts weniger als jetzo geruffen, man wolt das Bapstthumb wider anrich
ten.
92 Dardurch auch
Doctor Martinus bewegt, in etlichen Schrifften offtmals zu zeugen, das nicht alles das im Bapstthumb, auch in den Ceremonijs [B 2r:] vblich gewesen, zu uerwerffen.
93 Vnd des zum groͤssern theil selbst an schoͤnen Gesengen (der er viel vmb der Melodey willen beliebet vnd gebessert) vnd inn andern Kirchen gebreuchen, wie es der vorigen Ordnung am gleichsten gewesen, erhalten,
94 darumb jnen auch die Schwermer einen Bepstler gescholten.
95 Zuforderst hat er die Form der Messe selbest fast fuͤrgestellet, wie die noch heutiges tages, Gott lob, inn vnseren Kirchen gehalten, auch jme nicht missgefallen lassen, den gewohnlichen Ornatum zu gebrauchen vnd klar bekennet, das es nicht sein gemuͤte, noch je gewesen, den eusserlichen Gottesdienst abzuthun, sondern den, der bisher im brauch ist, aber mit vielen zusetzen verderbet, wider zu fegen
96 vnd anzuzeigen, welches doch der rechte Christliche gebrauch, dauon er auch wie folget an den frommen Mann,
M[agister] Nicolaum Haussman97 seligen, geschrieben Anno M. D. Xxiiij. [B 2v:] ERVDITO ET PIO VIRO DOMINO
NICOLAO HAVSMAN, PASTORI
CYGNEAE98 ECCLESIAE SVO IN DOMINO. „Gratia et pax. Redit ad te nuncius tuus, optime Nicolae, puto autem priores meas literas ad te uenisse. Interim autem de tua causa cogitans uisum est, ut breui aliquid Typis edam, quo formam missandi (ut scripsi) depingam. Interim, si potes, uel omnes uel multas priuatas missas abroga. Deinde Canonem et aliquot impias orationes mutabo. Nam reliquos ritus, una cum Vestibus, et Altaribus et Vasis, non uideo cur mutemus, cum in his pius esse possit usus, et absque Ceremonijs uiui in Ecclesia Dei non possit. Nam de alijs scripsi copiose in alijs libellis etc. […] Occupati breuem Epistolam patiens accipe.“
Datum Anno M. D. XXIIII.
99 [B 3r:] Vnd ob er wol auffs scherffeste, wie billich, angefochten vnd darwider gestritten, das man aus solchen gebreuchen verbuͤntliche Leges vnd Satzung gemacht, hat die Gewissen daran gebunden vnd als nothwendig zur Seligkeit auffgeleget
100 etc., so hat er sich doch widerumb in vielen seinen Schrifften offtmals erkleret, das er auch dieselben gebreuch einzureumen, selbest zu tragen vnd anzurichten sich offt erbotten, als ferne die nicht wider die Schrifft oder auff sein Gewissen gedrungen, sondern zu erhaltung Friedes, guter Ordnung vnd Zucht vnd erinnerung der Jugendt solten gehalten werden, als das vnter andern ausweisen die Vermanung an die Geistlichen zu
Augspurgk Anno M. D. Xxx. versamlet.
101 Jtem seine Rathschlege mit eigener Handt dahin geschrieben vnter anderen mit diesen folgenden worten: [B 3v:] „Frage:
Ob man etliche eusserliche weise inn der Kirchen solle wider anrichten, auff das eine vergleichung sey allenthalben, damit wir nicht Schismatici gescholten werden vber vnnoͤttigen Stuͤcken, oder ob man feste soll halten vber der Christlichen Freyheit?
Antwort:
Wo man der Hauptsachen nicht einig wirdt, was hilffts, von diesen schweiffenden
102 sachen viel geben oder nemen? Wuͤrde man aber der Hauptsachen einig, so wolten wir in diesen schweiffenden sachen weichen, leiden, thun, was wir sollen vnd sie wollen. Denn wo Christus das seine erhelt, woͤllen wir das vnsere vmb seinentwillen gerne faren
103 lassen. Aber darmit sie nicht dencken, das wir [B 4r:] steiff sein woͤllen, ob gleich die Hauptsache sperrig
104 bleibt, so bin ich fuͤr mein theil willig vnd erboͤtig, alle solche eusserliche weise anzunemen vmb Friede willen, so fern mir mein Gewissen damit nicht beschweret werde. Das ich mich doch sonst alle zeit fast
105 inn allen Buͤchern erbotten habe. Wolt Gott, das sie es also wolten annemen. Aber gewissen damit zu beschweren, das kan mein Christus nicht leiden.“
106 Vnd dieser
Rathschlag ist newlich gedruckt aber dieser punct ausgelassen.
107 Jn summa:
Dieses erbieten ist fuͤrnemlich auch geschehen in der Christlichen Confession vnd Apologia zu
Augspurgk Anno M. D. Xxx. Key.
May. vberantwort,
108 jn welcher Confession die entschuldigung stattlich
109 fuͤrgewandt, das mann zu vnnoͤttigen [B 4v:] newerung oder enderung nicht geneigt, vnd in sonderheit angezogen, das in Gesengen vnd Ceremonijs bey der Messe keine merckliche enderung ausser dem alten gebrauch fuͤrgenommen, wie es denn auch der gebrauch zu
Wittemberg vnd inn meisten Kirchen dieser Lande, auch zu
Nuͤrnbergk110 vnd andern orten ausweisen. Vnd seind dauon diese klare wort in Confessione verleibet: von der Messe inn der Augspurgischen Confession: „Man leget den vnseren mit vnrecht auff, das sie die Messe sollen abgethan haben.
111 Denn das ist offentlich, das die Messe, one rhum zu reden, bey vns mit groͤsserer andacht vnd ernst gehalten wirdt, denn bey den Widersachern etc.“
112 [B 5r:] Vnd folgendt: „So ist auch inn den offentlichen Ceremonien der Messe kein merckliche enderung geschehen, denn das an etlichen orten deutsche Gesenge (das Volck damit zu lehren vnd zu vben) neben lateinischem Gesange gesungen werden, sintemal
113 alle Ceremonien fuͤrnemlich darzu dienen sollen, das das Volck daran lerne, was jme zu wissen von Christo not ist.“
114 Vnd von den Adiaphoris im Tittel von vnterscheid der Speise auch in der Augspurgischen Confession: „Auch werden dises teils viel Ceremonien vnd Tradition gehalten, als ordnung der Messe vnd Fest etc., welche darzu dienen, das ord-[B 5v:]nung inn der Kirchen gehalten werde. Darneben aber wirdt das Volck vnterrichtet, das wir vmb Christus willen, durch Glauben gerecht geschetzet
115 werden, nicht von wegen dieser werck, vnd das man sie ohne beschwerung des Gewissens halten
sol, als das so man es nach lest one ergernus, nicht daran gesuͤndiget wirdt.
116 Diese Freiheit inn eusserlichen Ceremonien haben auch die alten Vetter gehalten.“
117 Vnd inn Apologia vonn Menschlichen satzungen in der Kirchen: „Jn XV. Artickel lassen sie jhnen gefallen, da wir sagen, die Ceremonien vnd Satzungen soll man halten inn der Kirchen, die man mit gutem Gewissen one Suͤnde halten kan.“
118 [B 6r:] Jtem am ende vnter demselbigen Tittel: „Vnd auff diesem Augspurger Reichstage haben wir vns gleich genug finden vnd vernemen lassen, das wir vmb liebe willen vnbeschwerdt sein wolten, Adiaphora mit den anderen zu halten. Denn wir
haben bey vns auch wol bedacht, das gemeine einigkeit vnd friede, so viel der selbigen one beschwerung der Gewissen zu erhalten were, billich allen andern geringen sachen wuͤrde fuͤrgezogen etc.“
120
Demnach auch die Margkgraffen zu Brandenburgk in Francken, neben der Stadt
Nuͤrmbergk, einer Kirchenordnung vonn Christlicher Lehr vnd Ceremonien, so viel mehr in jren gebieten gleichfoͤrmigkeit zu halten, sich vereiniget vnd ausgehen lassen,
121 die dem [B 6v:] Herren
Doctor Martino wolgefallen.
122 Desgleichen andere mehr Ordnung, als in Sechsischen Steten vnd Braunschweigischem Fuͤrstenthumb auffgerichtet.
123 Sonderlich hat auch der Koͤnig zu Dennemarck eine feine Ordnung lassen ausgehen, da auch die Forma der Messen, wie von vns, vom Confiteor
124 anfahendt erzelet wirdt vnd mehr Ceremonien noch da gehalten,
125 denn bey vns gebreuchlich. Vnd wiewol auch in des Churfuͤrsten zu Brandenburgk Kirchenordnung
126 viel mehr
alter Ritus denn jergend geblieben
127 vnd alles, was nicht offentlich wider die Schriefft, behalten, so hat es doch
D[oktor] Martinus, dem die zu lesen zugeschicket, nicht gefochten, sondern gehen lassen, dieweil er gesehen, das die Lehre rein vnd solche gebreuch nicht als notwendig vnd huͤlfflich zur Seligkeit gelehret.
128
Da auch die Meissnische Lande vollendt die heilsame Lehre angenom-[B 7r:]men vnd die Missbreuche abgethan vnd allerley vngeschickligkeit
129 als baldt mit eingefallen, jst auch eine stattliche
130 visitation gehalten
131 vnd durch Doctor Jonam,
132 Crucigerum seligen
133 vnd andere, eine feine Agenda gemachet,
134 welche dennoch nicht allein diesen, sondern auch frembden Landen sehr nuͤtzlich vnd besserlich ist, viel herzu gebracht, auch zu abwendung vieler vnrichtigkeit sehr dienstlich gewesen vnd noch ist.
135
Anno M. D. Xl. haben auch die verwandten der Augspurgischen Confession der Theologen Rath gehabt, (wie denn sonst offt vnd viel geschehen) jnn
welchen Artickeln man weichen vnd jchts
136 einreumen moͤge one beschwere der Gewissen, oder waruͤber zu halten etc.
137 Da hat auch der fromme gelerte Man,
D[oktor] Vrbanus Regius seliger,
138 ein gewaltigen
139 Rathschlag vonn den Hauptpuncten der Lehre vnd Ceremonien aus der Schriefft vnd Lehrern gruͤndtlich
140 gestellet mit dem Tittel: [B 7v:] Deliberatio Theologorum Ducatus Luneburgensis et Hannopherariae reipub. super necessarijs et Adiaphoris doctrinae Christianae, qua ratione sit cum Pontificijs in futura disputatione agendum. Anno M. D. XL. Mense Februario. Am ende des Rathschlags wurden viel mehr Artickel erzelet, so nachzugeben,
141 denn bey vns
142 geschehen.
Aus vielen Epistelen vnd Colloquijs priuatis Domini Doctoris, der genugsam zeugen vorhanden, kan auch dargethon werden, das
Doctor Martinus jhme gefallen lassen, solche Ritus nicht abzuwerffen oder darumb zu zancken, wie er denn auch Anno M. D. Xliij. von sich an einem ort geschriben, das man die Neutralia, weil sie in einem vnschedlichen gebrauch vnd nicht ergerlich, gehen lassen solte, vnd so man sie wolt endern, das es nicht einer allein fuͤrneme im hauffen etc., vnd das nicht zu leiden, das ein toller
143 Kopff aus jhme selber herfuͤr fare, die Neutralia damnabilia zu schelten, vnd sind das seine wort: [B 8r:] „Weil nun E. F. G. nicht allein Oberherr, sonder auch Archidiaconus sindt, sollen sie nicht leiden, das ein toller Kopff aus jm selber herfuͤr fare vnd die Neutralia Damnabilia schelte. Es ist jme nicht befolhen vnd noch viel zu vngelert darzu. Lest man jnen das leplein, so wirdt er fort an lernen, das Leder fressen,
144 da mus man zusehen.“ Datum Anno M. D. Xliij.
145
Vnd als auff dem Reichstage zu Regenspurgk Key. May. auch ein Buch lies verlegen
146 vnd dargegen auffs glimpflichste was mangelt angezeigt, wurd darwider nicht wie jetzo getobet. Auch wurdt
Fuͤrst Johans vonn Anhalt147 zu
Doctore Martino Luthero neben andern geschicket.
148 Hat er sich, so viel die Mittelding betroffen, glimpfflich vnd vorigen Schrifften vnd erbietungen nach vernemen lassen, auch sonderlich Key. May. gelobet, das sie von den sachen reden vnd handelen liessen, darauff sein bedencken vbergeben, dar-[B 8v:]inne er sich zur Toleranz vnd duldung auch vieler Artickel erbotten.
149 Dieweil aber nicht allein inn den Oberlendern
150 fast alle alte gebreuch abgethan vnd, wie jederman klaget, grosse ergerliche vnd schedliche vnordnung (woͤllen der Lehr geschweigen) alda gewesen vnd sie
Doctorem Martinum vnd diese Kirchen von wegen der alten vntadelbaren Ceremonien fuͤr Bepsttisch gescholten
151 vnd durch allerley Practicken
152 jmmer darauff gearbeitet, jhre vnordnung in diese Lande zu schieben, das mehr vnd mehr inn diesen Kirchen abgebracht werden moͤchte vnd dennoch hin vnd wider sieder
153 der Confession
154 vnd gepflogenen Handlungen
155 allerley eintzelen gefallen vnnd etzliche Pfarrher jhres gut duͤnckens heute dis, morgen ein anders abbracht.
156 Derhalben zwischen den benachbarten Pfarherren
vnd Pfarrleuten, Edel vnd vnedel, allerley Disputation fuͤrgefallen vnd mancherley klagen fuͤr die Fuͤrsten [C 1r:] gebracht, auch vonn der Landtschafft auff vielen Landtagen vmb einsehung vnd vergleichung angesucht, damit solche vielfeltige vngleicheit furder
157 abgewandt werden moͤchte.
158 Derhalben auff Fuͤrstlichen befelch damals etlicher zusammenkunfft der Theologen vnd Superattendenten des theils geschehen vnd gerathschlaget, wie in der Lehr vnd Ceremonien besserliche gleicheit moͤchte gehalten werden.
159 Vnd wiewol es niemals in der Kirchen gewesen, noch nimmermehr geschehen koͤnne, das die eusserlichen Ritus vnd Ceremonien durchaus solten einerley Form sein, so ist doch nuͤtzlich bewogen, das gleichwol inn diesen Fuͤrstenthumben vnd benachbarten Landen in fuͤrnembsten Stuͤcken vnd sonderlich in handlung der hochwirdigen Sacrament moͤgliche gleichfoͤrmigkeit mit aller Grauitet,
160 Reuerentz
161 vnd Andacht erhalten wuͤrde. Vnd ist dazumal ein vnterricht ge-[C 1v:]stellet vnd beschlossen,
162 welchen alle Superattendenten jren befolhenen
163 Pfarrherren inn Synodis fuͤrhalten sollen, wie der noch fuͤr handen, darinnen sie erinnert der reinen Lehr, so inn Augspurgischer Confession begriffen, vnd was fuͤr vngeschickte vnd ergerliche Reden zu meiden. Jtem, dieweil zum oͤfftermal allerley vnrichtigkeit offt bey handlung der Sacrament, Ehestandt, Begrebnus vnd anderen Kirchenemptern fuͤrfallen, darinnen sich die gemeinen Pfarrherren nicht alle zeit zu richten wissen, jst darinnen auch auff solche felle, auff gemein bedencken, vndterricht gethan. Darneben von Christlichem wandel der Priester versehung geschehen. Hierbey auch verordnet vonn den Kirchenkleidungen inn Predigten vnd Kirchen ampten, wie an vielen orten im gebrauch geblieben, jn den anderen Kirchen da es gefallen, widerumb zu mehrer gleicheit vnd aus anderen be-[C 2r:]wegenden
164 vrsachen zu gebrauchen, mit genugsamer vorbehaltung
Christlicher Freiheit inn den vnd anderen Mitteldingen.
165 Vnd dieses alles ist zuuorn Doctor Martino zu Judicieren zugeschicket, welches er jme gefallen lassen, als sein Handschrifft ausweiset, der warhafftige Copey folget: „Gratiam et Pacem in Domino. Legi, illustrissime Princeps, idem Reuerendissime Presul, libellum ad me missum, et legi cum magna uoluptate, omnia mihi uehementer placent, et benedico Domino, qui cepit opus hoc bonum in T. Cels. oroque ut augeat et multiplicet benedictionis suae tam salutare initium. Amen etc. Datum die S. Magdalenae. M. D. XLV.
166 Cels. T. deditus.
D. Martinus Lutherus.“
167
Vnd hat dise meinung auch an etliche Superattenden-[C 2v:]ten, die jnen hierinnen befragt geschriben,
168 vnd ist letzlich zu
Leipzigk, inn ehrlicher
169 anzal Theologen vnd Superattendenten, darauff geschlossen, angenommen vnd aller Namen, so dabey gewesen, subscribiert.
170 Vnd wolte Gott, das es dazumal
171 ins werck gebracht, were viel vnrichtigkeit vnd jetziger zeit vnnoͤtiges Disputierens abgeschnitten. Es haben aber vnsere Suͤnde vnd die fuͤrgefallene erschreckliche Kriege
172 solches verhindert. Aus deme zu sehen, das dise Rathschlege vnd Beschlies
173 nicht newe sein, sondern aus beweglichen
174 vrsachen hiebeuor hergeflossen.
Folget nun die Handlunge nach dem Kriege:
Vnd wie nach verenderung der Lande
175 zu Leipzig ein Landtag Anno M. D. Xlvij. gehal-[C 3r:]ten
176 vnd durch jetzigen Churfuͤrsten,
Hertzog Moritzen etc., die Vniuersiteten wider auffzurichten beschaffet,
177 auch aller vnwille gegen etlichen Pfarrhern, so sich vergriffen,
178 genediglich erlassen
179 vnd die Gelerten vnd Superattendenten, so in grosser anzal dahin beschriben
180 gewest, sie bey Christlicher Lehre genediglich zu schuͤtzen vertroͤstet,
181 jst daselbst von obbemelter vergleichung abermals gehandelt vnd gedachter vnterricht verlesen
182 vnd von andern Herrn Theologen aus der Chur vnd anderen Landen, so hiebeuor bey den hendelen nicht gewesen,
183 abermals vbersehen vnd approbieret. Aber die volziehung ist bis zu endschafft des vor stehenden Reichstages angestellet
184 worden.
185
Weil aber Key. May. je vnd allwege auff ein vergleichung gearbeitet vnd auff demselbigen Reichstage die handlung fuͤrgefallen, wie man bis zu oͤrterung der Religion sache in eusserlichen [C 3v:] frieden bey einander sitzen moͤchte, des auch etliche leidliche mittel im fuͤrschlage gewesen, so seind doch darneben anderer bedencken mit eingefallen, als das one einer leidlichen vergleichung in der Religion der eusserliche Friede nicht wol bestehen
moͤchte.
186 Vnd ist von etlichen (wie denn wisslich)
187 ein Form solcher vergleichung gestellet, dieselbige Key. May. als ein mittel, darmit man friedlich bis auff oͤrterung eines Concilij beieinander sitzen moͤchte, daher es den Namen Jnterim bekommen, fuͤrgetragen.
188 Vnd weil Key. May. berichtet, als das es allenthalben annemlich, ist es publicieret.
189 Darzu denn Key. May. fuͤrnemlich bewoͤgen, weil sie die grosse vnordnung zu
Augspurg190 gesehen vnd fuͤrgefallene vngleicheit hin vnd wider vermerckt, in zuuersicht, das durch solch mittel dem allen solte abgeholffen sein, wiewol es der massen, wie es gemeint, nicht gerathen.
Nach dem aber der Churfuͤrste, [C 4r:]
Hertzog Moritz, in so hoher wichtiger sachen an
191 vorgehenden Rath vnd bewust der Landtschafft nichts schliessen moͤgen
192 vnd bemelten
193 Rathschlag, so das Jnterim vnd Keiserliche Declaration genant, den Theologis vnd Landstenden zu
Meissen194 fuͤrgehalten, mit genedigem begeren, das man der Key. May. in allen, so mit jchte,
195 one verletzung Gottes Wort vnd guter gewissen geschehen moͤcht, zu erhaltung Friedens vnd einigkeit vnd abwendung allerley gefahr, zu gehorsamen vnd zu verfolgen nicht weigern wolten. Was aber Goͤttlichem Wort nicht gemes, das solches die Theologen anzeigen solten, denn der Churfuͤrst jnen nichts, was wider Gott, sich einlassen wolte etc.
196 So denn an dieser sachen am hoͤchsten gelegen, Gottes ehre, der Seelen heil vnd Seligkeit, auch zeitlichen frie-[C 4v:]de vnd wolfart, Landt vnd Leute betreffen thut, haben die Theologen mit anruͤffung Goͤttlicher genaden, die selben Schrifften fleissig erwogen vnd vnterschiedlich, was recht, auch die mengel, so mit gutem
Gewissen nicht zu uerantworten, von Artickeln zu Artickeln, schuldigen pflichten nach, mit gebuͤrlicher demut vnd messigkeit,
197 Christlich einfeltig
198 vnd trewlich angezeiget.
199
Zu forderst die Hauptpunct betreffendt, als die Justification, Kirchengewalt, Sacramenta, Messe, Canonem, der Heiligen Anruffung, Todten begengnus,
200 Consecration vnd Weihung der Creaturen vnd andere Ceremonien, da wissentlich nichts vnterlassen, das zu abwendung vnreiner Lehr oder der Missbreuche von noͤtten,
201 wie das die hendel ausweisen vnd zum teil, wiewol one jre beschaffung,
202 in Druck gekommen.
203 Darneben aber haben auch die Theologi vnnoͤtige Stuͤcke nicht streit-[C 5r:]ten, noch die sache verbittern oder weitleufftiger machen, sondern viel mehr, wie sichs gebuͤret, was zu leidlicher einigkeit foͤrderlich sein koͤnte, gern Rathen vnd helffen, ja zum wenigsten hierzu den weg weisen wollen, weil sie inn dem allen bey jren pflichten ersucht. Vnd haben alle wege, was die Mittelding belanget, vorige zimliche
204 erbieten mit gebuͤrlicher masse
205 in genere vernewert, wie sichs auch nicht anders gezimmet,
206 noch mit gutem Gewissen zu verantworten, vnd was
207 des anders geschehen, were den vorigen erbietungen inn der Confession, Apologia vnd anderen Schriefften vnd Hendelen stracks
208 zuwider gewesen.
Darauff denn vom Churfuͤrsten vnd Rethen notduͤrfftig zu sein bedacht, das mit den Bischoffen des Landes von den mengelen vnterrede gehalten wuͤrde, ob denen vnd den Mitteldingen mit Goͤttlicher huͤlffe abzuhelffen vnd Christliche masse zu treffen were.
209 [C 5v:] Vnd wiewol die Theologi wol bedacht, das bey denen, so der Hendel gelegenheit nicht wuͤsten, (wie denn solche Rathschlege jederman zu eroͤffnen sich nicht gebuͤret) diese vnterhandlung mit den Bischoffen jnen zum ergsten wolt gedeuttet werden, so haben sie doch mit fuge
210 vnd billigkeit
211 des sich nicht gewust zu eusse
ren.
212 Denn so der heilige Petrus lehret j. Petri iij.,
213 das wir bereit sein sollen, einem jedern, so vonn vns grundt
214 fordert, vnser hoffnung, die in vns ist, rechenschafft zu geben, wie hette vns gebuͤren woͤllen, vns zu weigern von den Hauptsachen vnser Christlichen bekentnus mit den zu conferieren, so in Ordinaria potestate sitzen, so man doch sonst hiebeuor mancherley Colloquia mit den Aduersarijs uiuente & probante
D[oktor] Luthero gehalten.
215 Als auch gleicher gestalt zu Augustini zeitten in den fuͤrgefallenen Jrrthumben geschehen,
216 sonderlich so es vonn der Obrigkeit auffs hoͤchste [C 6r:] gesucht, ob vielleicht der Allmechtige, barmhertzige Gott, zu erhaltung seines heilsamen Wortes, Genade verleihen wolte, etwas nuͤtzliches auszurichten, wie denn das Goͤttliche Wort, als der Prophet Esaias am lv. Capittel sagt,
217 nicht vergeblich abgehet
218 vnd, Gott lob, durch die vnd andere Handlung gewircket, das es noch wie jetzund stehet,
219 das der Allmechtige Gott furder mit Genaden verleihe.
Vnd dieweil der fuͤrnembste mangel am Artickel der Justification gehafftet, hat man sich gleichwol mit jnen vonn einer Form, so zuuor zu
Meissen gestellet vnd durch
Doctor Caspar Creutziger seliger hand geschrieben,
220 vnserer Christlichen Lehre inn alle wege gemes verglichen,
221 die, Gott lob, nicht zu tadeln one wer, aus neid zu Calumnijren
222 mehr denn zur Warheit lust hette. Die andern Artickel aber sein dazumal auff weitere berathschlagung geschoben.
223 Es haben aber als baldt etliche [C 6v:] vnter vnbekandten Namen Buͤchlein lassen ausgehen vnd von diesen Hendelen viel anders, denn es an jhm selbest, als die nichts gruͤndtlichs vnd gewisses daruon gewust, geschrieben, vnd also dis schedliche, vnnoͤttige gesperre
224 angefangen vnd zu vnnoͤtigen Spaltungen vrsach gegeben.
225
Es seind aber darauff mehr zusammenkunffte auff erforderung der Oberkeit vonn wegen der hochwichtigkeit der sachen gehalten vnd allerley vnterrede geschehen,
226 vnd ist aller Rathschlag da hin gerichtet vnd zum hoͤchsten darauff gestellet worden, wie auch hie beuor offtmals gleicher gestalt Deliberationes
227 (als oben beruͤrt) gehalten, das die Theologen vnd Superattendenten (hindan gesatzt aller Affect) anzeigen wolten: auff welchen Artickelen mann stracks verharren muͤste, darumb man Leib, Leben, Land vnd Leute wagen [C 7r:] vnd Extrema vnd eusserste not ertragen solte vnd sie selber alles drumb leiden wollten, jn welchen, auch ohne verletzung der Warheit vnd gutes Gewissen, zu weichen etc., vnd welches die mitteldinge weren, die man vmb Friedens vnd eusserlicher vergleichung willen tragen vnd dulden moͤchte, als man sich des allwege erbotten, denn vnser Herr, der Churfuͤrst, vnd die Landschafft weren begirig, sich der Regel vnsers lieben
Herren Jhesu Christi zu uerhalten: „Gebt dem Keiser was des Keisers ist vnd gebt Gotte was Gottes ist“,
228 vnd daruͤber zu leiden, was Gottes wille were. Wolten widerumb auch nicht gerne ohne genugsame vrsachen vnd noth die armen Leute inn gefahr Leibs vnd Guts setzen, oder in einigem gegen der Key. May. als vngehorsame vermerckt, sondern viel mehr inn allem gebuͤrlichem Gehorsam befunden werden, wie [C 7v:] denn dieses mit allerley vmbstenden auffs hoͤchste angezogen.
229 Solche ernste erinnerung, zum oͤfftern mal
230 geschehen, haben die Theologi vnd verschriebene
231 Superattendentes, wie nicht vnbillich, fast
232 zu gemuͤte gefuͤret vnd vonn diesem Handel mehr denn einen tag mit hoͤchster sorgfeltigkeit gerathschlaget
233 vnd durch Goͤttliche huͤlffe alles fleissig erwogen, hetten auch wol leiden moͤgen, das jhrer mehr darzu gezogen,
234 auch die darbey gewesen, die sich dieser Hendel so hoch vber sie beschweren. Vnd wie sie denn aus Goͤttlicher Schriefft sich wol erinnert, das Key. May. vnd der Obrigkeit aller schuldiger Gehorsam gebuͤret,
235 den zu leisten willig, auch andere darzu zu uermanen vnd anzuhalten schuldig, vnd solt ferne von jnen sein, das sie zu einigem
236 vngehorsam vrsach geben wolten, viel weniger schuld daran haben, das die Chur vnd Fuͤrsten vnd jre Land vnd Leute [C 8r:] inn einigen nachtheil oder gefahr vber vnnoͤttigen sachen gefuͤret werden solten, wolten viel lieber aus dem Lande oder todt sein, denn das jhnen das mit Warheit moͤchte zugemessen
237 werden. Darneben sie als Menschen sich schuldig erkennen, fuͤr sich, jr selbst liebe Weiber vnd Kinder, sorgfeltig
238 zu sein, das sie die mutwillig,
239 mit versuchung Gottes, ohne noth, nicht inn Ellend
240 stossen solten. Dargegen aber erkenneten sie viel mehr, das sie diesem allem die hoͤchste Goͤttliche Mayestet, derselben Ehre, der Leute vnd jrer selbst Seelen Seligkeit vnuergleichlich vorziehen solten vnd wolten. Darumb sie auch ohne Tergiuersation
241 oder abschewe jre meinunge vnnd was sie aus Goͤttlicher Schrifft verstunden, das man mit gutem Gewissen nicht annemen oder darinne verwilligen koͤnte, (wie hiebeuor) weitter nicht verhalten, doch in deme nie
mands was er thun wolte mass ge-[C 8v:]geben, allein was jre pflicht erfordert angezeiget etc., vnd meniglich
242 selbest in die Schrifft vnd zu seinem eignen Gewissen geweiset haben wolten.
So viel aber die Adiaphora vnnd Mitteldinge belanget, jst auch genugsam bedacht vnd erinnert, das es nicht rathsam, hierinne vielfeltige Ordnung zu machen, vnd das solches leichtlich wider zu Missbrauch gerathen moͤchte, sonderlich aber wo die gefallen
243 vnd ob sie gleich wider Gottes Wort nicht sein, so wuͤrde doch die auffzurichten jetziger zeit in dieser geschwinden,
244 vorstehenden Handlung, auch mit der geringesten enderung, Disputation erreget werden. Vnd da die etliche wider anzunemen sich widerten,
245 das daraus zwispalt vnd ergernus entstehen wuͤrde etc.,
wie es denn dazumal bereit etliche in Priuat Schrifften, doch in frembden gedichten Namen begunten
246 anzufechten.
247 Hiergegen widerumb ist zum hoͤch-[D 1r:]sten bewogen, was man sich des fals zuuor vnd in Confessione Augustana vnd inn Apologia vnd in allen Handlungen vnd Schrifften erbotten, vnd da man deme widerkommen
248 solte, das es bey vielen zur grossen halstarrigkeit vnd alle erbietung
249 als auff einen schein gethan gedeutet wolten werden, das man sich auch des im geringsten nicht wolte erzeigen, daran viel von frembden Nationen sich ergern vnd die vielleicht sich moͤchten mit der zeit vnserer Lehre bessern,
250 doch durch vnser vngleicheit vnd hartsinnigkeit so viel mehr abschewch
251 gemacht, vnd moͤchte auch denn so viel mehr vrsach in dise Kirchen weitter zu dringen
252 genomen werden, das vielleicht wol verbliebe,
253 da man spuͤrete vnser gutwilligkeit inn moͤglichen vnd zimlichen dingen vnd sehen, wie Paulus von den Collossern sagt (Colos. ij.)
254 vnser gute vnd eintrechtige Ordnung neben dem festen Glauben an vnseren Herrn Jhesum Christum, wie [D 1v:] er auch die Corinther vermanet j. Cor. am xiiij.,
255 das sie alles ordentlich, ehrlich vnd zierlich halten sollen inn der Kirchen.
Nun hette es gleichwol mit den Adiaphoris die meinung, das dieselben, dauon jetzo gehandlet, fast albereit inn vielen Kirchen dieser Lande, da die reine Lehre vnd die Sacramenta nach Christi vnsers Herren einsatzung, Gott lob, gehalten, im gebrauch weren, vnd zum theil nie gefallen. Jedoch weren
auch in etzlichen, jedoch wenig Kirchen, gefallen vnd vngleicheit vnd ergernus dardurch bisher gemacht, vnd derhalben fuͤr gut angesehen, das diejenigen, da es gefallen, mit vorgehendem vnterricht wider anrichten vnd den andern in deme sich vergleichen wolten, sonderlich weil man darzu hiebeuor fuͤr dem Kriege, als oben beruͤret, geneigt gewesen. Vnd wie diese vngleichfoͤrmigkeit, so an vielen enden bisher gewesen, viel [D 2r:] geergert vnd gehindert, das man denn teglich daruͤber geklaget, were hofflich, das solche moͤgliche gleichfoͤrmigkeit besserlich sein zu foͤrderung vnd erhaltung der reinen Lehre vnd Ceremonien dienen wuͤrde. Ja, auch das solches nicht allein diesen Landen, sondern auch den benachbarten zu nutze kommen wuͤrde, so viel bas
256 auch solche gleichfoͤrmige, wolbedachte, gute Ordnung auff die Nachkommen zu bringen, denn da es inn der vngleicheit vnd Confusion mancherley gebreuche bleiben solte vnnd denn die jetzigen Lehrer verstuͤrben, were zu besorgen,
257 das ein viel nachtheiligere vergleichung moͤchte hernacher fuͤrgenommen werden, Gott behuͤte, das die reine Lehre darnach nicht gar moͤchte weck
258 genommen werden, das jetzo durch Goͤttliche Genade zu uerwaren were. Denn inn dieser Ordnung
259 zu forderst der grund vnd Hauptpunct Goͤtt-[D 2v:]licher Lehre fleissig vnd eigentlich solte verfasset, auch darneben genugsam verwaret vnd verschrencket werden, das die verordneten Ceremonien vnd Mittelding, so vmb friedens vergleichung, zucht vnd wolstandt willen angenommen, nicht als notwendige Gottesdienste, die Seligkeit dardurch zu erlangen, aufferleget etc., wie denn das der vnsern Schriffte vnd die Confession mit bringet. Das derhalben kein Missbrauch vnd gefar zu besorgen, wo das die trewen Priester vnd Seelsorger solchs auff der Cantzel dem Volcke mit trewem fleis vnterrichten, denn so die vnfleissig vnd jr Ampt vnterlassen, hilfft keine gute Ordnung. Was were denn in der Confusion ohne Ordnung zu uerhoffen? Es wuͤrden auch sonder
260 zweiffel fromme verstendige Pastores in deme zufolgen,
261 so sie des notduͤrfftigen bericht empfiengen, was hierinnen gesuchet, nicht beschwerd, sondern wilfertig
262 [D 3r:] sich finden lassen. Welche aber hieruͤber streitten wolten, were ein zeichen, das sie die Christliche freiheit selbest nicht genugsam verstuͤnden, viel weniger sie gelehret hetten. Denn da es frey abzuwerffen vnd zu lassen, were es ja auch frey zu thun, da es die gelegenheit vnd besserung erheischet.
263 Ja, diese Freiheit oder Frecheit, da sich jederman seines gefallens angemasset, in der Kirchen zu ordnen, hinzuzusetzen vnd daruon zunemen vnd von alten vnstraffbaren gebreuchen abzuwerffen, hette die vorigen Miss
breuch,
264 vnd zu vnser zeit viel vnrichtigkeit, eingefuͤret. Darumb, dieweil diese Occasio
265 jetzo (wiewol beschwerlich) fuͤrfiele, solte doch das dahin zum besten zu wenden sein, das dardurch mit gutem Rath ein gleichfoͤrmige Christliche Ordnung auffgerichtet, dardurch mehr ergernus weck genommen, denn wie besorget, an gerichtet. [D 3v:] Denn vmb muthwilliger
266 Leute willen, die nur eusserliche Freiheit suchen, were nichts zu thun noch zu lassen, denn die alle wege das widerspiel
267 wuͤrden halten wie man es fuͤrneme, bey denen es mehr Scandalum acceptum quam datum sein wuͤrde,
268 als die jhnen selbest gerne vrsache zu vermeinter ergernus, ja vnnuͤtze vnd widerspennig
269 zu sein, vnd zu zancken suchten. Vnd obs auch etwan schwache, guthertzige stossen
270 wuͤrde, die Christlicher Freiheit nicht berichtet,
271 so koͤnte doch das durch die Predigt wol abgewandt werden. Vnd da sie es ein wenig gewoneten vnd an der Lehre nicht mangel fuͤnden, wuͤrden sie wol zu frieden sein vnd sie sich weniger ergern denn zu der zeit, da des viel, das nicht vnnuͤtzlich gewesen, one not vnd vrsach, nicht mit geringem anstos vieler Leute, abgethan, welche billicher mehr das ergernus vnd schaden, so daraus entstanden, behertzigen solten, denn das sie ob jhren gebreu-[D 4r:]chen, wie sie die jres gutduͤnckens, auch vber
Doctoris Martini Ordnung vnd Confession,
272 selbest auffgerichtet, so starck als die verbuͤndtlichsten Decreten vnd Artickel des Glaubens halten, das auch das geringste bey jnen zu anderen,
273 die groͤste ergernus sein muͤsse. Das hiesse warlich recht vonn Christlicher Freiheit vnd ergernus gelehret. Alte, vnstraffbare, vnschedliche gebreuche abthun, etwas sonderlichs machen, vngleicheit ohne not einfuͤren, solte frey sein, da sol kein ergernus sein oder angesehen werden. Widerumb aber an jren Ordnungen jchtes
274 vmb gleicheit vnd einigkeit willen zu endern, zu bessern oder abgebrachte vnstraffbare Gebreuche wider vmb Friede vnd besten willen anrichten, solte auffs hoͤchste ergerlich vnd weniger frey sein denn das hoͤchste Goͤttliche Gebot auffheben, vnd solten darumb Leib, Leben lassen, Landt vnd Leute inn gefahr setzen, vnd welche es [D 4v:] nicht thun, Vnchristen sein. O peruersum iudicium. Es wolte auch darfuͤr gehalten werden, das der groͤsser theil vom Adel vnd Vnterthanen mehr zu gleichfoͤrmigkeit vnd auffrichtung etlicher vnstrefflichen, abgetha
nen Gebreuche geneigter, denn das sie sich daran ergeren solten,
275 wie denn inn vielen Landtagen darumb angesuchet, auch derhalben inn Consistorijs vielfeltige klagen vber die Pfarrherren geschehen,
276 vnd wo etliche Predicanten die Leute selber nicht darauff fuͤreten, so wuͤrden solche ergernus wol verbleiben. Nun aber alhie zu verhoffen were, so sie sich inn diesen Mitteldingen, wie das erbieten alle wege gewesen, nicht hart erzeigeten vnd sich mit der that beweiseten, damit Key. May. vnd menniglich zu spuͤren, das es in allen zimlichen vnd leidlichen Artickeln zu guter vergleichung nicht mangel sein wuͤrde, das als denn diese Kirchen bey den [D 5r:] Hauptpuncten Christlicher Lehr vnd jren Pfarrherren erhalten vnd nicht wie anderswo, solche zerruͤttung zu besorgen sein solte, derhalben were die besorgnus fuͤrgewandter ergernus so viel weniger zu schawen.
277
Weil denn die Ceremonien vns dienen sollen, der Kirchen zum besten zu gebrauchen,
278 koͤnten die auch dieses zu erhalten nicht besser angenommen, getragen
279 vnd gebrauchet werden, denn das darneben so viel mehr die reine Lehre erhalten, die frembden Nationen darzu gezogen
280 vnd so viel bas auff die nachkommen gebracht, vnd derhalben es jetzo so viel weniger zu weigern, darzu man doch hiebeuor erboͤttig, geneiget vnd zum theil entschlossen gewesen were. Vnd da gleich zu besorgen, das es doch nichts helffen oder angesehen wuͤrde, so hette man doch alles gethan, das da moͤglich vnd gethanes erbieten erfuͤllet, vnd hetten so viel ein besser Gewissen. [D 5v:] Denn man gleichwol schuldig, inn allem, was moͤglich vnd nicht wider Gottes Wort vnd Christlich Gewissen, der Obrigkeit gehorsam zu leisten. Vnd so dennoch ein Obrigkeit in einer Stadt oder Landt, geschweige denn Roͤm. Key. May. im heiligen Reich, auch in eusserlichen Ceremonien jchtes begeren wolte, das zu gleicheit dienete, wie auch der loͤbliche Constantinus des Osterfests vnd anderer Stuͤcke halben gethan,
281 so solte man billich, so weit man kann, one verletzung der Gewissen folgen, darmit man denn auch grossen willen erhalten moͤchte
282 vnd viel damit gewinnen. Ohne das were es eine vnnoͤtige streffliche halsstarrigkeit. Vnd da denn daraus weitterung erfolgete,
283 die mehr zu abbruch Goͤttlicher Lehre vnd zerstoͤrung der Kir
chen vnd Schulen gereichete, were es so viel vbeler zu verantworten, vnd wuͤrde das Gewissen vnd gemuͤte daruͤber zu leiden schwer sein vnd in anfechtung ein harten stos
284 nemen. [D 6r:] Muͤsten hierinne sich nicht allein bedencken, noch anderer schwacheit nach jrer verhofften
285 stercke messen vnd achten, sondern in deme der schwachen sich annemen, welcher auch vnter denen viel sein moͤchten, die sich am aller bestendigsten vnd sterckesten jetzo deuchten lassen, des wir ein Exempel inn dem heiligen Petro haben Math. xxvj.,
286 zu deme der Herr saget: „Der Geist ist willig aber das Fleisch ist schwach.“ Solche Schwacheit vnser lieber Herr Christus auch selbest auffs eusserste gefuͤhlet
287 vnd inn vns allen stecket, darumb der heilige Paulus auch saget, j.Corinth.x.:
288 „Der da stehet, der sehe zu, das er nicht falle.“
So nun die Theologi auch jetziger zeit, vber vielfeltiges voriges erbieten, inn Adiaphoris jchtes einzureumen, wolten hart vnd steiff
289 sein vnd die andern darzu bewegen, vnd fiele daruͤber ein ernst fuͤr
290 vnd wuͤrden nur erst vmb weigerung willen der Mittelding aus [D 6v:] jrem Kirchenampt geweiset vnd also die Kirchen verlassen, jch will herters geschweigen, wie viel armer Leut wuͤrden denn weichen vnd daruͤber auch die Hauptlehre fallen. Was solt denn fuͤr ein Gebet vber sie gehen, das sie, die one noth darein gefuͤret vnd jhre Gewissen bestricket,
291 jnen Suͤnde gemacht, da kein Suͤnde ist, vnd sie darauff verlassen?
292 Vnd sonder
293 zweiffel die,
294 da jetzo sehr die Herren
Theologos
295 auff etzlicher
296 anreitzen vnd vnergruͤndtes
297 ausruͤffen
298 beschuldigen, wuͤrden auff den fall nicht weniger im handel vber sie
299 ruͤffen, das sie die sachen wol hetten lindern moͤgen vnd nicht gewolt, geschweige
denn, so man also ein Verfolgung selbest vber sich zoͤge, welches man wol vmbgehen koͤndte, oder doch aus deme so viel mehr vrsach genommen, ob darmit nicht Gott versuchet wuͤrde vnd inn der anfechtung das Gewissen einen harten puff
300 tragen muͤste, das man vmb vnnoͤtiges dinges [D 7r:] willen liede,
301 ja andere inn leiden fuͤret, etwan vmb eines Gesanges oder Kirchenkleides willen. Es keme wol darzu, das die, so in dem jetzo am gestrengesten hielten, das die inn einem sawrem Wind
302 nicht allein in den Adiaphoris, sondern inn einem groͤssern vielleicht weichen moͤchten. Es were genug, das man liede, wie Sanct Peter sagt j. Petri am j.,
303 wenn es so sein sol vnd von noͤten ist, vnd das man also denn feste vnd bestendig sey vnd andere darzu trewlich, wie denn nicht vnterlassen wirdt, vermanet vnd darumb Gott bitte, denn es seine Gabe vnd nicht inn menschlichen krefften stehet. Vnd das man ohne not das Leiden nicht zu sich ziehe fuͤr der zeit, sich selbest vnd andere in gefahr Leibs vnd der Seelen brechte, des man ein schrecklich Exempel in Ecclesiastica Historia lieset,
304 da die Christen fuͤr die grawsamen Lewen vnd andere wilden Thiere geworffen vnd sie nicht versehret wor-[D 7v:]den vnd es ein ander Christ vnter dem hauffen sahe vnd, ehe er von jemandts noch gefordert, herfuͤr lieffe vnd laut rieffe: „Jch bin auch ein Christ.“ Vnd als bald jnen der Richter fuͤr die Bestien werffen liesse, sie jnen zerrissen, da sein vermessenheit, das er sich zum Leiden vnberuffen fuͤr der zeit drange vnd darinnen rhum gesuchet, als baldt gestraffet.
Da aber hieruͤber
305 solte begert werden, das der empfangenen reinen Lehre vnd Goͤttlichen Ordnung vnd Einsatzung zuwider vnd zu auffrichtung der schedlichen Missbreuche gereichen solte, da woͤlle der liebe himlische Vatter, vmb seines lieben Sons, vnsers Herren Jhesu Christi willen, seinen heiligen Geist, sterck vnd Genade vns allen verleihen, alles am Gut, Leib vnd Leben, was sein genediger wille ist, mit den vnseren zu leiden, damit wir von erkentnus vnsers lieben Herren Jhesu Christi vnd seiner vnaussprech-[D 8r:]lichen Liebe, Rom. am viij.,
306 nicht gesuͤndert,
307 oder jchts thun oder willigen solten, das seinem heilsamen Worte entgegen, wie das auch vnser genedigster Herr, der Churfuͤrst
Hertzog Moritz etc., samt gantzer Landtschafft erboͤttig gewesen.
308 Es ist aber fuͤr notwendig erachtet, das man sich zuuor bereit vnd gewisse mache der vrsachen, ob die genugsam, darumb man leide, darmit, so es darzu keme, das man denn nicht zuruͤck pralle
309 vnd denn noch
wol in den Hauptartickeln zu schwach werde, oder da man verhoffte daruon zu kommen, gleichwol das arme Volck denn in der Suppe one Trost nicht stecken liesse etc.
310
Als nun dis alles, weitter
311 denn inn Schrifften zu erzelen, emsig mit mehrern vmbstenden betrachtet, haben die beschriebenen Herren Theologen vnd Superattendenten nicht ermessen moͤgen, darwider zu streitten oder fechten, das die Kirchen, da solche Adiaphora [D 8v:] gefallen, aus angezeigten vrsachen, die nicht wider auffrichten vnd mit denen, da sie neben reiner Lehre vnd rechtem gebrauch der Sacramenta noch inn vbung vnd gebrauch sein, sich vergleichen solten, weil zu forderst Christliche Lehre erhalten vnd darzu furder dienen solte einigkeit machen vnd viel vnrichtigkeit abzuwenden verhoffet, sonderlich weil man das hiebeuor entschlossen, auch als offte erwehnet, sie in allen hendeln des erbietens gewesen. Wir reden aber hie De rebus Adiaphoris, die nicht wider Gottes Wort sein, denn das darwider ist, das ist nicht Adiaphorum, sondern Impium et prohibitum, wie dazumal genugsam erklert, solches ist in alle wege abzuthun, viel weniger anzurichten oder zu willigen, noch je gewilliget ist, noch mit Gottes huͤlffe gewilliget werden sol. Aus dem abermals erscheinet,
312 das die Theologi hierinne nichts leichtfertiges vnd der Schriefft vnd der Aug-[E 1r:]spurgischen Confession zuwider, sondern allen vorigen Handlungen gemes, auff genugsame erwegunge aller gelegenheit fuͤrgenommen vnnd gethan vnd also inn vnwandelbarer bestendiger einer meinung, fuͤr vnd nach, mit Christlicher demut vnd bescheidenheit verharret, vnd durch Goͤttliche Genade zu beharren bedacht sein. Man hat aber hierauff nach der Lehre von allen alten Ritibus Ecclesiasticis vnterschiedlich vnterrede gehabt, welche zum Missbrauch gerathen, welche besserlich, welche auch leidlich oder darumb nicht zu streitten, vnnd also was man in Kirchen behalten vnd halten moͤchte, vnd ist dieses alles, wie in einer Summa, hernacher inn etliche Capita vnd Artickel gefasset.
313
Vnd als der
Churfuͤrste zu Sachsen etc. Anno M. D. Xlviij. auff dem Landtage,
314 wie zuuor zu
Meissen geschehen, der gantzen [E 1v:] Landschafft der Key. May. begeren hat fuͤrtragen lassen vnd darinnen vermeldet, das sie sich dermassen erzeigen wolten, das Key. May. zu uermercken, das sie geneiget weren inn allem, was zu Christlicher vergleichunge, Ruhe, Fride vnd einigkeit dienstlich vnd mit Gott vnd gutem Gewissen geschehen kan, vnterthenigst Gehorsams zu uerhalten, dergleichen gemeldet, das die Haupt
artickel der Rechtfertigung dahin gerichtet, das derselbe in diesen Landen hinfurder vnd nachmals rein sol gelehret werden etc,
315 da sind auch die gestalte Artickel oder Capita, was man halten koͤnnen, durch die, so dazumal von Theologen vorhanden gewesen, auff ansuchungen den stenden zu berathschlagen vntergeben,
316 vnd was darinnen missuerstandt fuͤrgefallen, jst durch die Herren Theologen, so dazumal vorhanden gewesen, notduͤrfftig erkleret,
317 [E 2r:] vnd an solchem bericht vnd erklerung sein die von der Landtschafft auch menniglich,
318 hohes vnd niders standes, denen es fuͤrkommen, darmit wol zu frieden worden, ohne das etliche die Artickel fuͤr der erklerung vnd beschlies verschicket, weitter ausgetragen
319 vnd gedeuttet denn die mainung gewesen. Es ist aber darauff etlichen befolhen,
320 die vorige Christliche Agenda, zu Hertzog Heinrichs seliger zeit gemachet, wider fuͤrzunemen vnd die bedachten Artickel, nemlich vonn der Confirmation, wie die besserlich zu halten, jtem Forma publicae poenitentiae, die bereit lange im brauch, jtem vonn besuchung der Krancken vnd Gefangenen, Ordnung der Messe, Vermanung in Begrebnussen, Ordnung der reinen Gesenge auff die Festa,
321 sampt Christlicher Masse vnd notduͤrfftigem vnterrichten von Hauptpuncten Christlicher Lehr vnd Cautelen
322 in fellen, so den Pfarrherren offt fuͤrkommen, wie die [E 2v:] zum theil in den vorigen bedencken fuͤr
323 dem Kriege verfasset, mit hinein zu bringen, damit es nicht eine blosse Agenda were vonn Ceremonien allein vnd so viel leichter, die wider zu Missbrauch gerathen moͤchten, sondern das darneben die Lehre auch angezeigt vnd mit was masse die Ceremonien zu halten vnd auch in fuͤrfallenden sachen die Pfarrherr vnterricht hetten etc.,
324 vnd ist solches alles trewlich geschehen. Vnd ohne zweiffel, so es allenthalben durch den boͤsen Feindt,
325 der gute Ordnung neben reiner Lehre nicht leiden kann, nicht verhindert, es solte zu besserung vnd Christlicher Einigkeit auch den benachbarten frembden vnd nachkommen zu gutem gereichen. Mit was grunde vnd Christlichem gemuͤte nun solche Agenda, darinne die reine Lehre vnsers Herren Jhesu Christi vnd rechtem gebrauch der hochwirdigen Sacra
ment gefasset, die sie doch noch nie gesehen,
326 auffs hoͤnlichste als der [E 3r:] Tuͤrckische Alcoran
327 moͤge ausgeruffen werden, das wirdt zu seiner zeit vnser Herr Christus an tagk geben vnd richten. Vnd wiewol ehe von diesen sachen notduͤrfftig geredet oder geschlossen vnd man inn der arbeit (die Agenda zu uerfertigen, darinnen alles notduͤrfftig vnd volkommen gehandelt vnd angezeiget, wie es gemeinet zu halten) etliche die selben Artickel stuͤckweis verschicket vnd den handel auffs ergste ausgetragen vnd verbittert,
328 so haben sie doch der Declaration,
329 die sie hernacher auch bekommen,
330 gar geschwiegen, viel weniger die Agenda gantz gesehen, darauff sie den Argkwon fuͤrsetzigklich angestifftet vnd gifftig ausgebreitet, als weren die alten Missbreuche oder sonderliche grosse beschwerliche enderung widerumb eingefuͤret. Vnd sind darneben etliche Schmehebuͤcher offentlich ausgangen,
331 darinnen der Warheit zum hoͤchsten gescho-[E 3v:]net,
332 das etliche Artickel die offentlich wider die Christliche Lehre solten angenommen sein, das doch die nie begeret, viel weniger gewilliget, sondern aller falscher Lehr vnd Missbrauch fuͤr vnd fuͤr widersprochen ist. Vnd das ist die ergangene Handlung an jr selbs.
III. Erklerung der Artickel, daran man sich gestossen, mit verlegung
333 etlicher eingefuͤrten Argumenten.
Dieweil aber sich viel dardurch an etlichen Artickeln hart gestossen, wie die mit vngrundt vnd verschoneter Warheit weitter gezogen vnd Calumniose
334 anders gedeuttet denn sie vonn allen guthertzigen gemeinet, so woͤllen wir von denselbigen, so man fuͤrnemlich gefochten,
335 einen weittern vnd klerern vnterricht folgende auch thun.
[E 4r:] Artickel von den Adiaphoris.
Erstlich, das vom gebuͤrlichem Gehorsam, Key. May. zu leisten, gedacht, vnd das erbieten von den Adiaphoris vernewet, wirdt dargegen am hoͤchsten gestritten, als were es ein Artickel des Glaubens, darauff die Seligkeit stehe, das im geringsten nichts jetziger zeit einzureumen sein solte. Denn dieweil es auff Key. May. begeren geschehe vnd jre Mayestet es dem Bapst zu gefallen suchte, so wuͤrde damit das Bapsthumb mit desselben Abgoͤtterey vnd Missbreuchen gestercket, wider eingefuͤret, die bestendigen geschwecht vnd widerwertigen gestercket etc. Darumb, was des gewilliget vnd angenommen, were verleugnung Christi vnd der reinen Lehre vnd warhafftige Abgoͤtterey etc, wie denn das [E 4v:] auffs scherffste vnd bitterste angezogen.
336 Vnd das were eigentlich war, wo das geringste von den Missbreuchen, Goͤttlichem Wort entgegen, zugelassen were, darfuͤr doch Gott behuͤte. Vnd wiewol frommer hertzen sorgfeltigkeit
337 vnd eiuer
338 fuͤr die empfangene reine Lehre nicht weniger zu preisen, zu loben vnd zu stercken, als das auch Heli
339 sorgfeltig
340 war fuͤr die Lade des Herren, das sie nicht inn der Feinde hende gebracht j. Regum iiij. etc.,
341 vielmehr wie der heilige Paulus vber die Galater, Gal. iij.,
342 vnd Corinther geeiuert, das er ij. Corinth. xj.
343 selbst zeuget, damit nicht, wie die Schlange Euam durch jre Schalckheit verfuͤret, jre sinne verrucket
344 wuͤrden von der einfeltigkeit in Christo, so solten demnach die Leute, die da fechten vnd das hoͤchste Ergernus anrichten mit jrem zancken, der sachen gelegenheit erst sich besser erkuͤndet haben, ehe sie jhre Brudere vnd Preceptores also antasten vnd verdam-[E 5r:]men, vnd wie der Guckuck das liebe Grasmuͤcklein, so jnen ausgehecket
345 vnd erneret, auff fressen woͤllen,
346 sondern, Exo. xx.
347 Deu. v.,
348 an das vierde Gebot dencken, Genesis. ix.,
349 vnd Noah Fluch vber seinen juͤngsten Sohn, der seine Schame entbloͤsset, behertzigen, das sie auch des nicht theilhafftig
wuͤrden, weil sie nicht bedencken vnd vergessen mit grosser vndanckbarkeit nicht allein die grosse Wolthat, die jnen sonderlich widerfaren, ja sie aus dem staube erhebt,
350 vnd was sie koͤnnen nach Gott niemands denn jnen
351 zu zuschreiben haben, sondern auch trew, muͤhe vnd arbeit vnd grossen nutz, so der Allmechtige Gott der gantzen Christenheit vnd den nachkommen zum besten vnd Trost durch sie
352 gewircket vnd noch heutiges tages inn beiden Vniuersiteten
Wittembergk vnd
Leipzigk erzeiget vnd dardurch, Gott lob, die Kirchen bisher in zimlichem wesen erhalten, der Allmechtige Gott gebe furder vmb seines [E 5v:] lieben Sons vnsers Herrn Jesu Christi willen. Amen.
Dargegen diese Schreier gerne alle Secreta, so sie nur der viel wuͤsten, zum ergesten, fehrlichsten vnd auffs felscheste deuten, jhn
353 zu schmach herausschuͤtten
354 wolten, vnnd da sie so hoch vber Ergernus schreien vnd dis kleine Muͤcklein von den Adiaphoris seigen,
355 Matth. xxiij.,
356 vnd das grosse Camel verschlingen, solten sie billich mit seufftzen vnd trenen berewen, das sie hiermit die groͤste Ergernus anrichten, dardurch viel gute hertzen ohne not verwirret, die reine Lehre vnd Kirchendiener gehast gemachet vnnd dem Teuffel vnd Gottlosen kein besser Seitenspiel
357 sein mag. Doch vnser lieber Herre Gott, der in vns ist, ist stercker denn der inn der Welt herschet
358 mit allen seinen gliedmassen,
359 wie er sich auch allenthalben erreget. Aus waser
360 andacht vnd eingeben nun solches von jhnen geschicht stehet in Gottes erkentnus.
[E 6r:] Nun aber ist droben vermeldet, was man sich hierinne hiebeuor allewege erbotten vnd warumb solchem erbieten nicht wider zu kommen
361 vnd derwegen es vernewet
362 worden, so ist auch der Artickel der Confession gemes gestellet. Denn je vnterschiedlich vermeldet wirdt von den Mitteldingen, die man one verletzung Goͤttlicher schrifft halten mag, dardurch alle Missbreuch von Saltz,
363 Wasser,
364 Fewer
365 weihen vnd der gleichen,
366 das etliche darunter verstehen woͤllen, gentzlich ausgeschlossen vnd das gesagt wirdt von denen Adiaphoris die beim Gegentheil noch im gebrauch sind. Darinnen ist dieses bedacht, das nicht etwan widerumb alte gebreuche bey den alten, so lengest gefallen, als Vigiliae in Festis,
367 Canones poenitentiales
368 vnd was sonst viel mehr bey den Alten auch befunden, hierein gezogen werde, sondern das darmit gemeinet, was von alten vnschedlichen Gebreuchen, so noch bey jhnen vorhanden, welche denn [E 6v:] noch fast in vielen dieser Landt Kirchen geblieben vnd an etlichen orten aus eigen gutduͤncken abgethan, wie oben beruͤret, die denn in der Agenda specificiert sein,
369 denn der Missbreuche halben kein missuerstand zu besorgen, allein das man es willig zum ergsten deuttet. Vnd wie etliche fuͤrgeben, man solle vnd koͤnne sich mit dem Gegentheil
370 nicht vergleichen, jst war
371 inn jhren Missbreuchen, aber gute Gebreuche seind auch vmb des Gegentheils willen nicht zu uerwerffen. Aber da der etliche gefallen, ists auch vnuerweislich,
372 die wider anzurichten, aus vrsachen, wie oben vermeldet. Vnd seind fast
373 die Wort in diesem Artickel verleibet, wie sie in der Apologia stehen, als oben angezeiget, das wir, vmb liebe willen, vnbeschwert sein woͤllen, Adiaphora mit den andern zu halten, vnd ist inn der masse geblieben, wie die Confessio vnd Apologia vermag,
374 [E 7r:] wie denn auch
Doctor Martinus Anno M. D. Xxxiiij. sein Judicium vnd meinung also daruon geschrieben In
praefatione in Dialogum Antonij Coruini:
375 „continentem iudicium ipsius, quatenus expediat edita Erasmi de sarcienda Ecclesiae concordia rationem sequi, tantisper dum apparatur Synodus. Alia est enim concordia Fidei alia Charitatis, secundum charitatem nihil est ex parte nostra unquam omissum, quod non sit plenissima uoluntate oblatum pro pace et concordia uel seruanda uel resarcienda. Omnia facere, pati, seruare paratissimi semper fuimus, quaecunque salua fide praecipi, iniungi et inferri possent ab aduersarijs, id quidem et opere ipso et fructibus perpetuo tenore ostendimus.”
376
Vnd wolte Gott, das man darzu dienen koͤndte, das durch einreumung solcher ding dem Gegentheil damit also geholffen, das sie widerumb in Haupt-[E 7v:]puncten auch folgen wolten, oder je zum wenigsten vnsere Kirchen so viel mehr dulden vnd vnangefochten lassen, es were ein guter wechsel vnd viel erhalten. Vnd wiewol solches bey allen vnmoͤglich, so wuͤrde es doch bey vielen nutz schaffen, sonderlich wuͤrde den boͤsen ursach genommen, vns vnbilliger
377 halsstarrigkeit zu beschuldigen, sondern jederman muͤste vrtheilen, das wir nichts vnnoͤttiges streitten, sonder ob noͤttigen stuͤcken hielten. Vnd so inn diesem, dem geringsten so wol als Key. May. selbest, wilfarung geschehe, were mehr zu loben denn zu tadeln, weil bey vns je vnd alle wege der rhum
378 erhalten,
379 das zu gebuͤrlichem gehorsam gegen Key. May. vnd aller Obrigkeit vermanet ist.
380 Woͤllen alhier nicht nach der lenge anziehen,
381 wie der heilige Paulus lehret Rom. xiiij.
382 vnd xv.,
383 das man einem jedern zur besserung gefallen solle vnd des sein selbest Exempel fuͤrstellet, wie er den Juden [E 8r:] ein Jude worden sey, das er die Juden gewoͤnne, j. Corinth. ix. etc.
384 Ja, wir woͤllen sagen, so vns auch Key. May. etwas schwerers aufferleget, so doch das darmit die Gewissen nicht bestricket,
385 das wir vns gebuͤrlichs gehorsams nicht widern
386 solten, so lange vnd weit, das es jmmer ohne verletzung Gottes worts geschehen moͤchte, wie denn inn diesen puncten denn ja die Kirche alle wege dennoch Sub cruce et seruitute sein vnnd viel vnnoͤttiges vnd beschwerliches hat tragen muͤssen, dardurch dem rechten gebrauch Christlicher Freiheit nichts benommen, welche alle mal, so sie missbraucht wirdt, grossen nachtheil geursacht, das
zeugen auch die Schrifften Petri vnd Pauli, j. Petri ij.,
387 ij. Petri ij.
388 Ja, ich wolt auch sagen, so ein Obrigkeit inn einer Stadt oder Landt, schweige
389 denn Key. May., begeren wuͤrde, in den Kirchen daselbst einfoͤrmigkeit zu halten, das man das schuldig [E 8v:] were zu thun in allen stuͤcken, so an jm selber nicht wider Gott. Vnd ob auch die selben stuͤcke Mittelding vnd nicht fast
390 noͤttig vnd inn Christlicher Freiheit stuͤnden zu thun vnd zu lassen, so were es gleichwol nicht recht vonn den Vnterthanen, sich hierinnen zu sperren vnd ohne not die Ordnung zerreissen, man wolte denn offentlich das Gewissen damit beschweren, als verdienet man damit die Seligkeit oder verdamnus. Das aber ein jeder solches selbs jmaginieren woͤlle vnd was geordnet dahin ziehen
391 wolte, als were jhm sein Gewissen damit verbunden,
solte billich nicht zugelassen werden. Vnd ob wol fuͤrgeben wirdt, das dieses alles jetziger zeit nicht statt habe, denn solches alles dem Gegentheil zu gefallen gesucht wuͤrde, mit dem nicht zu handlen sey vnd das ansehen hette, als wolt man die andern Artickel auch mit annemen vnd was vnchristlich ist [F 1r:] darneben willigen, so solten sie sich billich erinneren, was fuͤr zeit vnd vrsachen fuͤr handen gewesen vnd mit weme man hiebeuor gehandelt, vnd was man dazumal wol herter gesucht, da man je so wol jchtes einzureumen sich hette moͤgen entschuldigen, vnd diese vrsachen fuͤrwenden, da doch in Confessione vnd Apologia vnd von
Doctore Martino selbest vnd hernacher je vnd alle wege in allen Tractatibus solch erbieten geschehen,
392 das man in solchen Artickelen
nicht hart oder widerwertig sein oder jchtes vnnoͤttiges streitten wolte, sondern ob dem nur halten, das nuͤtzlich vnd noͤtig, wie denn auch im werck beweiset, one das etliche hartsinnige alle zeit jhr eigens gemacht, welchs nun aller Re-[F 1v:]gel sein solle, daran nichts zu enderen, ob sie wol jmmerdar jhres gefallens nicht ohne geringe ergernus offte enderung gemacht. Ob nun aber nicht viel mehr die gelegenheit vnd vrsach jetzo gleicher gestalt vorhanden, darumb man von vorigem erbieten nicht abweiche vnd inn deme gefolgig sich erzeige, kan ein jeder wol abnemen. Denn so auch, wie oben beruͤret, die Ceremonien vnns vnterworffen vnd dienen sollen, warumb sollen die vns auch nicht frey sein, da sie an jhm selber nicht wider die Schrifft, die zu vnser notdurfft zu gebrauchen, das man darmit friede, so viel moͤglich, erhalte vnd weniger vrsach gebe inn Hauptstuͤcken vns zu uerhindern.
393 Ja, vber Mitteldingen so harte zu halten were mehr wider die Christliche Freiheit, vnd das angezogene Ergernus bey den Leuten macht man selbest, dieweil man jnen das einbildet, das an jm selber nicht also ist, suͤnde machet, da keine ist. [F 2r:] Das aber besorget, das gleichwol mit der zeit wider darmit die Gewissen moͤchten beladen
werden etc.,
394 so ist solches mit genugsam neben bericht muͤndlich vnd schrifftlich vnd also inn der Agenda verwaret,
395 vnd nicht allein bey den wenigen Ceremonien, dauon jetzo gehandelt, sondern auch bey den andern, die man durchaus bereit inn gewonheit hat vnd doch auch Adiaphora sein, also versehen, das diese gebreuche zur besserung nicht als notwendig oder Gottesdienst, dardurch die Seligkeit zu erlangen, verordnet, das auch die nachkommen des genugsamen bericht zu befinden. Mit solcher Masse vnd nicht anders ist je alle mal vnd noch daruon gehandelt vnd gewilliget. Geschicht also daran dem Bapst nicht zu gefallen, sondern vnseren Kirchen zu dienst vnd bestem, ja die Widersacher sehen lieber, das wir vns aller billigkeit weigerten, vnd dardurch die Obrigkeit so vil mehr wider vns zu uerhetzen dauon vrsach nemen moͤchten. [F 2v:] Vnd dieweil es mit solchem vnterschied zu lehren gestattet, kan noch zur zeit nicht vrsache sein, sich hierinnen zu weigern. Wo aber gefordert wuͤrde, nicht allein diese menschliche Ordnung, sondern auch Gottes Gebot also zu lehren vnd zu halten, das man dardurch die Seligkeit erlange, were keines weges zu uerwilligen, ja Leib vnd Leben daruͤber zu uerlassen. Aber darumb, da man dieses alles recht gebrauchet vnd die Lehre darbey lesset, ists nicht zu uerwerffen, vnd so viel Gottes Gebot vnd Eintracht belanget, ist man es zu thun schuldig. Sonder zweiffel, so etliche gute Leute diesen bericht, ehe sie sich so weit eingelassen gehabt, des sie sich auch billich erst erkunden hetten sollen, wuͤrden sie sich dennoch selbest billich eines andern sollen erinnern, so sie anders hierinnen Gottes Ehre mit ernst suchen vnd die reine Lehre meinen, [F 3r:] auch
Doctoris Martini Juͤnger bestendig bleiben woͤllen, wie denn das ein Stuͤck solcher Lehre ist, vmb solcher sachen willen nicht zu streitten oder hart zu machen, sondern inn dem auch vnser Freiheit gebrauchen etc. Warlich so sie das bedechten, wuͤrden sie nicht so geschwinde
396 vber die Theologen vnd Superattendenten, die bey den Hendelen gewesen, schreien, sondern viel mehr auch die jhren, ferner gefahr zu meiden, zu solcher Moderation vnd Christlicher messigkeit vermanen. Huͤlffe es, so were vil darmit erhalten. Huͤlffe es nicht, hette man gleichwol nichts moͤglichs vnd thunlichs vnterlassen. Dargegen doͤrfft man solche hartsinnigkeit nicht verantworten, welche inn der not den stich nicht halten
397 oder selbest darauff beharren wuͤrde, das wird gewislich das Werck ausweisen. Schande ist es wol, das man vonn solchen sachen so viel wort machen, viel mehr daruͤber zancken sol. Vnd were [F 3v:] vberfluͤssig, so auch grosse enderung inn viel stücken eingereumbt vnd fuͤrgenommen were, schweige denn, so es fast kein ande
rung ist, denn das etliche Kirchen das annemen, das sie haben fallen lassen vnd die andern behalten, wie zu
Nuͤrnbergk Priuata absolutio
398 gefallen vnd sie nun die wider angerichtet,
399 welche, Gott lob, in vnsern Kirchen geblieben,
400 also ist es mit den Artickeln, wie hernacher zu sehen, auch. Darumb es wenig schreiens vber die anderung bedarff. Sehen zu, das sie darmit nicht vrsach geben zu groͤsser beschwerlicher anderung. Vnd so sie daruon huscheten vnd lieffen, muͤste gleichwol das arme Volck das tragen. Wie wolt das zu uerantworten sein? Besser were es, das man sehe auff die Hauptsache vnd inn dem andern thette, was die notdurfft erheischet.
401 Jch besorge auch, etliche Antiadiaphoristen, so vber das kinderwerck
402 hart
403 schreien, wuͤrden in den Hauptpuncten [F 4r:] viel hin passieren lassen,
404 daran am hoͤchsten gelegen, wo sie das hiebeuor vonn vnseren Theologen, sonderlich Domino
Philippo nicht erinnert weren,
405 wiewol sie es nun alle woͤllen gesehen haben. Wir woͤllen aber hoffen, so sie es behertzigen vnd recht ansehen, werden sich nun mehr eines bessern bedencken vnd jr gemuͤte endern. Wo nicht, ists ein zeichen, das es mehr aus verbitterung denn guter meinung geschehe, vnd ist zu besorgen, das sie nur gerne sehen, das es vbel gehandelt wuͤrde, damit sie sich darinne zu weiden
406 hetten, doch stehets in Gottes erkentnus. Dauon dis mal genug vnd vberfluͤssig.
407
Artickel von Gewalt vnd Authoritet der Kirchen vnd Kirchendiener.
Das hat etliche gestossen, da auch dieses erbieten ge-[F 4v:]schicht, die Jurisdiction vnd Ordination den Bischoffen zuzulassen etc., so doch darneben von den Bischoffen geredt wirdt, die jr Bischofflich Ampt nach Goͤtt
lichem befelch ausrichten vnd dasselbige nicht zur zerstoͤrung, sondern erbawung gebrauchen etc., sampt angehafften fernern Conditionen, auff welche masse jnen inn der Confession,
408 Apologia
409 vnd in vielen Schrifften
Doctor Martini410 vnd sonst alle wege die Jurisdiction vnd Ordination angeboten, auff den fall man es auch schuldig. So hat sich auch
Doctor Martinus offt lassen hoͤren, er wolt, das sie Ordinationem Christlich hielten, wolte die jhnen gerne goͤnnen, hat auch diese wort offt gesagt vnd mit eigener handt von sich geschrieben: „Non opto ruinam Episcopatuum, sed Reformationem.“
411 Wolte Gott, sie wolten jhnen helffen vnd rathen lassen. Wo nicht, so bleibet es bey dem Spruche des Propheten Hoseae. 4.: „Quia scientiam repulisti, te re-[F 5r:]pellam, ne sacerdotio fungaris mihi.“
412 Jnn deme ist nichts begeben,
413 sondern es ist ein billich vnd schuldig erbieten, wie zuuor vernewet. Wolte Gott, sie nemens also an. Vnd was die Authoritet vnnd Gewalt der Kirchen belanget, wirdt klar gesaget, das sie wider die heilige Schrifft nichts ordnen sol noch kann.
Artickel von der Tauffe.
Das da des Exorcismi
414 vnd alten Christlichen Ceremonien gemeldet, ist vmb der Schwermer
415 willen draussen im Lande geschehen, die solches alles vnterlassen. Darmit zu uernemen, das es, Gott lob, die meinung bey vns nicht habe, wie denn ohne das diese Stuͤck im brauch seindt. So seind auch durch das Wort „Christliche Ceremonie“
416 alle Missbreuch, als ge-[F 5v:]weihet Saltz vnd Chresem ausgeschlossen,
417 wie denn solches die Agenda
418 mit sich bringet.
Artickel von der Firmung.
Wolte Gott das der gebrauch, wie vermeldet, auch zuuor offte daruon geschrieben, im werck were, solt viel nutzes bringen, auch wuͤrden solche Gebett offentlich vnd sonderlich fuͤr die Kinder besserlich vnd nicht one Frucht sein. Das der Bischoffe mit gemeldet
419 wirdt,
420 referiert auff solche Bischoffe wie droben angezeiget, vnd wolt Gott, das sie es zum Eide geschworen hetten vnd halten muͤsten, neben dem feindt, die anderen Missbreuche ausgeschlossen, wie denn das inn der Agenda volkoͤmlicher verordnet,
421 welches inn so kurtze Artickel nicht hat verfasset werden moͤgen. [F 6r:] Das auch fuͤrgegeben wirdt, als buͤnden wir Goͤttliche Genade vnd heiligen Geist an das werck der Confirmation,
422 reden sie ohne grundt, denn alhie vonn rechtem Christlichem Gebrauch als dem Examen, aufflegung der Hand vnd Gebet geredt wirdt,
423 so verheisset je
424 der Herr Christus Luce am xj.:
425 „viel mehr wirdt er den heiligen Geist geben denen, die darumb bitten.“
Artickel von der Busse
426
Jst ja nicht zu straffen, das man vber der Priuat absolutio halte, die mit grossem schaden gefallen vnd, Gott lob, inn diesen Landen noch vblich vnd in erster Visitation an viel enden wider auffgerichtet.
427 Vnd das etliche Cauillieren,
428 es sey da des Glaubens nicht gedacht,
429 so ist [F 6v:] doch dieses alles auff den Hauptartickel Justificationis
430 gerichtet vnd hat alles in solchen kurtzen bedencken vnd Summarien nicht nach der lenge nothduͤrfftig
431 koͤnnen ausgestrichen
432 werden. Denn es sonst, Gott lob, inn der Lehre alles klar vnd fleissig in diesen Landen getrieben wirdt.
Vnd das bey diesem Artickel auch gemeldet, vermanung zu thun, zum Fasten, Beten, Almosen geben,
433 ist darumb geschehen, das man vns zur vnbilligkeit auffleget,
434 als werden solche vbung vnd werck nicht allein bey vns vnterlassen, sondern auch verworffen.
435 Das man daraus zu uernemen hette, das dem nicht also, auch dieweil ohne das die Leute inn dem seumig vnd die Beichtuetter zum teil in dem hinlessig
436 sein moͤchten, so hat auch nicht moͤgen angefochten werden in der Beicht, da es mehr beweget, denn inn gemeinen Predigten die Leute zu uermanen vnd anhalten, vnd stehet nicht da, das man [F 7r:] es thun oder aufflegen soll zur Busse, damit die Suͤnde zu buͤssen vnd genug darfuͤr zu thun, das gehoͤrt allein dem Sohn Gottes zu, der hat vnser vnd der gantzen Welt suͤnde gebuͤsset, genug darfuͤr gethan vnd mit seinem bittern Leiden vnnd Sterben volkoͤmlich bezalet. Derwegen von den jetzigen Diabolis vnd Calumniatoribus
437 vns mit vnwarheit auffgeleget, das wir den Glauben in der Busse aussen lassen vnd die Papistische Satisfaction wider auffrichten.
438 So wirt auch klar der empfahung des Hochwirdigen Sacraments des Leibs vnd Bluts gemeldet vnd, Gott lob, gehalten.
439
Artickel von der Ohlung
440
Dieser Artickel hat viel guter Leute bekuͤmmert, vnd wie [F 7v:] wol
Doctor Martinus im bekentnus seines Glaubens, darauff ehr zu beharren willens, mit diesen Worten daruon geschrieben: „Die Ohlung so man sie nach dem Euangelio hielte, Marci am vj.
441 vnd Jacobi am v.,
442 liesse ich gehen. Aber das ein Sacrament daraus zu machen sey, ist nichts. Denn gleich wie man an stat der Vigilien vnd Seelmessen wol moͤchte ein Predigt thun vom Tode vnd Ewigem Leben vnd also bey dem Begrebnus betten vnd vnser ende bedencken, (wie es scheinet das die Alten gethan haben) also were es auch wol fein, das man zum Krancken gienge, betet vnd vermanet, vnd so man darneben jn mit oͤhle wolte bestreichen solte, frey sein im Namen Gottes etc.“ Haec Luthervs.
443
So ist dieser Artickel doch etwas enger gezogen vnd auff besuchung vnd das Gebet fuͤr die Krancken gerichtet [F 8r:] vnd darneben aller Aberglaube vnnd Missuerstandt abgeschnitten,
444 wie das auch alsbaldt den Stenden erklerung geschehen,
445 solches auch denen wol wislich, die nur zur verunglimpffung disen Artickel hoch auffmutzen,
446 so als hette man die Ohlung mit Bepstischen Missbreuchen angenommen. Denn es haben die Herren Theologen die gantze Abgoͤttische Consecrationes Olei
447 vnd formam der Vnction,
448 so im Bapstumb gewesen vnd was fuͤr grosser Aberglaube daraus gefolget,
449 notduͤrfftig angezeiget vnd darinne keines weges gewilliget, des sich auch
Doctor Pommer450 ferner erkleret.
451 Vnd nach deme die besuchung vnd Gebet bey den Krancken gantz nutz vnd noͤtig vnd fleissig in diesen Kirchen gehalten wirdt, aber etliche auch vnfleissig vnd vngeschickt, so ist daruon inn der Agenda ein Christliche Forma gesetzet, aber was das Ohle belanget vnterlassen.
452
[F 8v:] Das aber der Tittel vonn der Ohlung vnter den Artickeln gesetzt, ist aus dem, das man von einem punct zu dem andern im Jnterim gemeldet, nach der ordnunge, wie die alda begriffen, Key. May. antwort vnd Erklerung thun muͤssen,
453 was des falls vnsere Kirchen halten oder auch nicht thun koͤndten. Zum andern, dieweil, wie oben gemeldt,
Doctor Martinus von dem Artickel der Ohlung sein Bekentnus vnd meinung geschrieben, so hat
dazumal nicht koͤnnen vmbgangen werden, denn das der Artickel der gestalt gemeldet.
454
Artickel von der Messe.
Was alda belanget die Kirchenkleidung vnd Leutten, Liechter, gefesse etc.
455 jst bereit im Gebrauch, ohne was etliche jhr sonders gemachet vnd wirdt eben in der Denne-[G 1r:]marckischen Ordnung auch also erzelet.
456 Das Confiteor
457 haben etliche angefochten, als solten darein die Anruffung der Heiligen gezogen werden.
458 Jst aber nie gedacht, denn der Artickel stets angefochten vnd weder begert noch gewilliget jemals, sondern ist die meinung, das der Priester fuͤr den Altar cum Reuerentia gehe, nider knie vnd ein gemeine Beicht oder Gebet thue, welches denn loͤblich vnd fein, wie denn es auch alsbald erkleret, one was etliche wider jr selbst Gewissen muthwillig
459 erdichten, vns des gerne vberreden wolten, auch vber empfangene Erklerung auff solcher Calumnia boshafftig beharren. So wirdt auch in der Dennemarckischen Kirchenordnung eben mit den worten inn gemein das Confiteor genant.
460 Man weis aber wol, wie alda vnd inn vnseren Kirchen, Gott lob, gelehret wirdt, wen wir anruffen sollen vnd von weme vergebung der suͤnden bitten sollen vnd haben. Vnnd ob [G 1v:] man wol einem dinge den gewonlichen Namen gibt, als wir auch nennen die Tauffe, Beicht, Absolution, Gebet etc., jst doch keines weges zu schliessen, das man darmit die abgethanen Missbreuche, so darbey gewesen, meine oder wider auͤffrichte, sonst diejenigen, die sich Pfarrherren zu Sanct Vlrich, Catherinen, vnser lieben Frawen nach gewohnlicher weise zu reden ausschreiben,
461 muͤssen sie warlich jhrem scharpffen vrtheilen nach als die hoͤchsten Abgoͤtter sich verdammen, die die Kirchen, welche der Herr Christus mit seinem thewren Blut erworben, den lieben heiligen zueignen. Das man aber das Confiteor gemeldet, ist darumb geschehen, das die Priester an vielen orten one alle Reuerentz fuͤr den Altar tretten, welches vbel stehet, so doch widerumb zu
Wittembergk vonn
Doctor Martini zeit bis daher, auch zu
Leiptzigk vnd inn vielen Kirchen, die Priester mit jrem Custode
462 nider knie-[G 2r:]en vnd da das Confiteor ohne anruffen
der heiligen sprechen, jhre vnd des Volckes suͤnde fuͤr Gott bekennen, Genade bitten vnd zuweilen, wenn zeit genug fuͤrhanden, das Miserere
463 darzu auch betten vnd endtlich die Versus Domine non secundum peccata.
464 Vnd weil sie
465 das wol wissen, auch darneben genugsam bericht sein, ist wol zu mercken, mit was Christlichem gemuͤte sie jmmerdar diese Calumnia auffmutzen.
466 Freilich hetten sie etwas anders erdencken koͤnnen, wuͤrden es so viel lieber thun. Es ist zu besorgen,
467 sie wolten gerne jren affecten nach, das nicht inn dieser Lande, Schulen vnd Kirchen diese Ehrliche, gelerte, gotsfoͤrchtige Leute zur besserung vnd frieden dieneten, sondern das Gottes Wort in diesen Landen ausgetilget wuͤrde, das sie vrsach hetten, sich nicht darumb zu betruͤben, sondern zu lestern vnd jr muͤthlein zu kuͤlen,
468 das ist jr Seitenspiel vnd Leire,
469 das sie jhr bitters Gellein
470 aus-[G 2v:]schuͤtten moͤgen. Gott vergebe es jhnen. Aber solche offentliche vnwarheit vberzeuget
471 sie, wes Geists sie sind. Die erzelung der Gesenge inn der Messe ist bey vns keine sondere
472 newerung, auch in der Agenda zu
Hertzogk Heinrichs zeit gestellet fast
473 also verordnet
474 vnd wirdt schier inn allen vnseren Kirchen also gehalten, ohne was etliche sonders gemachet, wirdt derhalben erzelet, das man sehe, das es inn diesen Landen nicht so rohe
475 zugehe als draussen vnd das mans furder gleichfoͤrmig halte, vnd ist fuͤrnemlich auff die grossen Stete gerichtet vnd das man gleichwol die beste, bequemeste vnd genugsame zeit zu der Predigt behalte. Vnd ob wol die Lectiones, Epistola vnd Euangelium latine zu singen verordnet, wie denn auch zu
Wittembergk vonn alters her geschicht vnd bequem, das man den Lateinischen Text inn der Kirchen behalte, so sollen doch vmb des Volcks willen solche Lectiones auch Deutsch [G 3r:] gelesen werden, so behelt auch das Volck jhre schoͤne Deutsche Gesenge, wie das die Agenda weitter ausweiset.
476 Obwol alda ein
Missuerstandt von alten Liedern eingefallen, so ist es doch notduͤrfftig erkleret, so ist auch klar angezeigt, das Consecratio
477 vnd Pater noster Deutsch gesungen werden sollen
478 mit auslassung des Canonis.
479 Das ist aber auch ein vnuerschemte Calumnia, das sie aus dem Worte Consecratio Canonem verstehen woͤllen,
480 weil sie selbst wissen, das man auch im Bapstumb Verba Testamenti
481 nur Consecrationem genant, vnd nicht den Canonem.
482 So gebraucht
Doctor Martinus selber das Woͤrtlein Consecrationis offt vnd hat es inn Formula Missae also auch genennet,
483 vnd ist Communis modus loquendi
484 darumb gesetzet, das der Canon klar ausgeschlossen. Hat jemandt darundter Canonem verstehen woͤllen, der verantworte es, wir verstehen es vnd halten es also wie alle zeit.
[G 3v:] Die Eleuation
485 ist in neuligkeit in etlichen Kirchen gefallen, in etlichen geblieben. Vnd dieweil ein gros gemuͤrmel
486 inn diesen Landen darob worden, hats jhm
Doctor Martinus gefallen lassen, das mans, wo es were bleiben, liesse, vnd auch Anno M. D. Xlij., da es zu
Wittembergk gefallen,
487 vnter andern also daruon mit eigener Handt geschrieben: „Obs jemandts wolte noch auffheben, wolt ich nichts darnach fragen, es nimbt vnnd gibt dem Sacrament nichts, vnd kompt vielleicht ein mal die zeit die vrsache mit sich bringet auffzuheben, so ists vns frey vnd one gefahr das mans widerumb auffhebe. Denn die Ceremonien seindt vns vnterworffen vnd nicht wir den Ceremonien, ohne wo es die Liebe fordert, der wir vnterworffen sein etc.“ Haec D[oktor] Lutherus.
488 Vnd ist inn deme gesucht, das sich mit der Eleuation die Kirchen, die es [G 4r:] haben fallen lassen, sich mit denen, die es behalten, widerumb wolten vergleichen, darumb man auch nicht hat gewust zu streitten, wiewol es inn der Leipzischen verzeichnus
vbergangen.
489 Jtem, das es auch etliche mit gewaltsamer deuttung dahin ziehen woͤllen, als sey eine solche Spectackel Messe
490 gewilliget, darinne der Priester allein Communicire, so ists doch wider die klare wort im Artickel, da gesetzet ist: „Die Communio vnd reichung des Sacraments.“
491 Vnd ist derhalben auch ein offentlich Calumnia, das sie fuͤrgeben, man habe die Communio vonn der Messe scheiden woͤllen,
492 weil diserte
493 vnd bedechtiglich
494 darumb das wort „Communio vnd reichung des Sacraments“ hinzu gesetzet, das damit alle Spectackel Messen abgeschnitten,
495 das wissen sie wol, so weiset es Gott lob das Werck aus, ohne allein das jhr Geist lust hat, sich mit Calumnien zu erquicken. [G 4v:] Vnd kan nicht vernemen, wie solches mag fuͤr ein Newerung, enderung oder fuͤr ein Spectackel Messe ausgeruffen werden,
496 die nur zu sehen vnd zu hoͤren verordnet sey, da das hochwirdig Sacrament des Leibs vnd Bluts vnsers Herrn Jhesu Christi nach seiner Goͤttlichen einsatzunge ausgeteilet wirdt.
497 Denn es je, wie gemeldet, hiebeuor also gehalten wirdt, vnd darumb, das es wolt also verstanden werden, das nur der Priester Messe halten vnd das Werck ohne Communion der Leute gemeinet, wolten sie jnen darin jhren Missuerstandt abzulegen nachmals dienen lassen, das ein solche Messe keines weges angenommen, vnd wo man hieran nicht wolte besettiget sein, were es so viel mehr eine muthwillige Calumnia. Zu dem auch nicht allein hiebeuor in Schrifften, sondern auch inn diesen Hendeln, der vnchristliche wahn vonn dem Sacrificio propiciatorio
498 vnd opffer [G 5r:] fuͤr die Lebendigen vnd Todten
499 vnnd Application ex opere operato,
500 sampt an gehassten Missbreuchen genugsam vorlegt vnd mit nichte eingereumbt, mit notduͤrfftiger erklerung, was der
Vetter De Sacrificio Eucharistico meinung sey, wie das die Confessio
501 vnd Apologia
502 auch ausweiset, auch
Doctor Martinus in sonderheit daruon schreibet in der vermanung zum hochwirdigen Sacrament, Anno M. D. Xxx. ausgegangen.
503 Vnd das sonderlich zu verhuͤtung solches jrrthumbs inn die newe Agenda mit verleibt worden, zu deme, das der Canon, wie gesaget, mit seinen geberden nicht zugelassen.
504 Vnd ist also gered De uera Communione vnd Missa nach Christi Ordnung vnd einsatzung, eben auff die weise, wie Missa vnnd Communio zusammen gesetzet ist in Confessione Augustana articulo 24.
505 So werden auch die Leute mit hoͤchstem fleis zum offtermal vnterrichtet vom heiligen Sacrament, warzu es eingese-[G 5v:]tzet vnd wie es zu gebrauchen sey, als nemlich die erschrockenen Gewissen damit zu troͤsten, dardurch das Volck zur Communion vnnd Messe gezogen wirdt etc. Sihe, da stehet auch Communio vnd Missa beisammen, auff solche weise vnd masse ists auch in dem Artickel verfasset. Wolte mans aber ein Spectackel Messe heissen vnd es von den Gesengen, so man zuuor vnd hernach singet, verstanden werden inn angezeigter Ordnung, in dem geschehe zu viel, weil die nicht allein hie bereit in diesen Kirchen also fast gehalten, sondern auch zu
Magdeburgk gesungen werden,
506 one das alda die Knaben das Gloria in excelsis vnd Credo in unum Deum anfahen, das bey vnns alhier, altem gebrauch nach, cum maiori grauitate, die Priester anfahen. Was ist nun aber inn deme diese sondere weise vnd Newerung von noͤtten? Was solt es nun schaden, das man sich in den vorigem gebrauch vergliche? [G 6r:] Vnd das diese fuͤrgeschriebene forma der alten gemesser, daran ist nichts zu tadelen, wolte Gott, das es die gelegenheit hette, das man sich gantz mit jnen vergleichen koͤndte. Was were vns not oder nuͤtze solcher spaltung? Ja, es ist mehr besserlich, das man sich der Alten Ordnung, so viel nicht Missbreuchisch, nehender vergleichet, damit man viel gewinnet. Denn man sich auch, wie oben angezeigt, sonderlich inn dem Artickel inn der Confession vernemen lassen, das man die alten Gebreuche behalten vnd der mangel nicht an deme ist, was der alten Forma gemesser, wie
Doctor Martinus sich auch offt vernemen lassen, das er sich nicht vngerne der alten gewonlichen Form lieber vergleichen wolte, denn das man etwas sonderlichs machete.
507 Aber daran ists gelegen das in solcher Forma nichts vngoͤttliches sey, welches, Gott lob, nicht bey vns ist vnd vns furder genedigklich darfuͤr behuͤte. [G 6v:] Vnd
darumb solten sie sich billich enthalten, solch Ampt ein Narren Messe zu heissen.
Will man es darauff ziehen, was kuͤnfftig folgen solte, jst viel zu fruͤe. Hoffen, der Allmechtige Gott vnd Vater vnsers Herren Jesu Christi wirds nicht verhengen,
508 wir wolten denn selber mit vnserer vngleicheit vnd hartsinnigkeit vrsach geben das ergers folget, da wirdt sich auch jeder durch Gottes huͤlffe seinem Gewissen nach zu uerhalten wissen.
Artickel von den Festen
509
Alhier ist der Namen des Fests Corporis Christi
510 bedencklich fuͤrgefallen,
511 welches nicht weiter gewilliget, denn an dem tage vom hochwirdigen Sacrament zu predigen vnd die Communion nach Christi einsa-[G 7r:]tzung zu handelen, wie auch
Doctor Martinus seliger selber fuͤr etlichen jaren zu
Dessaw auff das selbige Fest vom Sacrament, zur Vesper vnd Messe gar schoͤne Predigten gethan.
512 Vnd ist keines weges die meinung, die Procession oder Missbreuche auffzurichten,
513 sondern darwider zu lehren. Vnd ob wol das Fest an jm selber new auff den tag zu halten, koͤnte man es doch dermassen wie Festum Visitationis Mariae,
514 welches noch newer,
515 vmb der schoͤnen Historien willen,
516 auff dem selben gewohnlichen tage ohne beschwerung der Gewissen halten. Aber alle Abgoͤttische ehre vnd Anruffung der Heiligen ist genugsam angefochten vnd soll, ob Gott will, nimmer mehr gewilliget werden.
Artickel von Gesengen
517
[G 7v:] Da seindt auch die reinen Goͤttlichen Gesenge gemeinet, vnd darmit zwischen den Kirchendienern vnd Pfarrleuten daruͤber nicht Disputation
vorfallen, seind die in der Agenda inn specie angezeiget
518 vnd alle die, auff eigene verdienst oder fuͤrbit der Heiligen gerichtet, weck gethan.
Artickel vom Fleischessen.
Der Artickel ist ad Vsum politicum vnd Disciplinam gestellet, wie hiebeuor alle wege daruon geschrieben vnd erbietung geschehen, als auch sonderlich
Doctor Martinus vber das vj. Cap. Matthei vnterschiedlich dauon sein meinung erkleret hat.
519 Vnd das die gewohnliche tage behalten, hat eben die vrsache als mit den Festen. Denn das darumb solt Gottlos sein, [G 8r:] die Fasttage auff vorige gewohnliche zeit zu setzen, also were es auch mit den Festen vnnd allem andern, das im Bapstthumb gewesen vnd bey vns blieben, zu dem das gleichwol solch abstinentz an Feierabend zu halten bequem, darmit man folgendes tages in Gottesdienst weniger verhindert. Weil aber das genugsam verwahret,
520 das man die Speise nicht als vnrein meide oder solche Fasttage zum Gottesdienste vnd austilgung vnserer Suͤnde halte, vnd da das geschehe, das es Teuffels Lehre sey, wie der Apostel zeuget vnd es klar anzeigt j. Timoth. iiij,
521 so ist diese eusserliche Ordnung, damit auff die zeit Fleisch feil zu haben aber nicht das zu essen verbotten, mehr dem gemeinen Mann annemlich denn zuwider vnd zur Haushaltung vnd zur Zucht dienstlich.
[G 8v:] Vom Chorrock
Vom Chorrock mus ich auch ein klein Woͤrtlein sagen, wie es doch so ein wunder Kindisch ding ist, das man an etlichen orten des Ornats gebrauchet, auch des Chorrocks an etlichen orten die Ornat abgethan vnd nur den Chorrock brauchen am Altar in reichung des Sacraments, vnd da hindert es nicht, aber auff dem Predigstul zu gebrauchen, were es eine grosse suͤnde, so doch bey allen diesen Adiaphoris, die so wol zu
Magdeburgk im brauch als dauon alhie gered wird, alle die massen darbey gelehret vnd gehalten, das es nicht Gottesdienst sein oder die Gewissen verbinden.
522 Vnd widerumb machen sie so ein gestrenge noͤttig verbuͤndlich Gebot daraus,
523 das man die Kirchen ehe verlassen, ja Leib vnd Leben wagen solte, auch leichter die Gebot der
andern Taffel
524 vbertretten solt, [H 1r:] denn den Chorrock anziehen. Das heist recht die Christliche Freiheit erhalten. Freilich wie man erstlich die Kirchenkleider hat fallen lassen, darumb das man die Gewissen daran gebunden, also were jetzo auch so viel mehr vrsach, die zu gebrauchen, damit man erkleret, das es auch vnschedlich, die zu gebrauchen, sonderlich weil es zu mehrerm wolstande vnd zucht, fuͤrnemlich bey den armen Dorffpfarrherren, die sonst vbel bekleidet, dienete. Aber es ist nicht vmb die Casel
525 oder Chorrock zu thun, sondern das der Sathan nur darmit gerne aus einem kleinen Fuͤncklein ein boͤses Fewer anbliesse, das Gott abwende. Vnd wunder ist es, weil sie es nicht angehet oder jemandt jhnen jchtes auffleget, das sie In aliena republica so sorgsam. Sehen nicht wo es jnen felet.
Vnd das seindt fast
526 die Artickel, daran man sich so hoch gestossen
527 oder hart den Leuten einbildet, als hette [H 1v:] man die ergste Ketzerey angerichtet, darinnen doch verhoffet, jhnen so hoch als vns zu dienen. Etliche thun auch alhie einen fuͤrwurff, warumb die Artickel nicht klerer gestellet?
528 Antwort: Sie weren jnen klar genug gestellet, so sie es Candide
529 vnd mit gutem, vnuerbittertem gemuͤte verstehen wolten. Wes guten Geistes seind sie aber, die das jenige, so sie selber anzeigen, sey nicht klar genug fuͤrsetzlich in Pessimam partem auff das ergste interpretiren vnd deuten, schweige denn, so sie es wol anderst wissen vnd thun es wider die Ehrliche Leute, der Christlich gemuͤt jnen bekandt ist. Hat jemandts einen andern verstandt darinne gehabt oder gesuchet, der verantworte es gegen Gott. Vnser verstandt ist Gott lob dahin gerichtet vnd darinnen gesucht vnd gemeinet, wie dauon geredt ist.
Das ist nun der gruͤndtliche Bericht.
[H 2r:] Folget warhafftige Verantwortung
Doctor Johan: Pfeffingers wider die falsche aufflag
Jllirici vnd
Galli.
530
Christlicher lieber Leser, wiewol ich nicht willens war, etwas zu uerantworten auff des
Jllirici vnd
Galli so grosse offentliche vnwarheit, lesterunge vnd falsche deuttung, welches sie aus geschoͤpfftem hessigem
531 neid vnd gemuͤt wider die offentliche Warheit vnd vns arme Christen ausschuͤtten, daraus zu besorgen, das sie in solchen verkerten sin geraten, getrieben vnd gejaget werden von dem Spiritu uertiginis,
532 das sie das, vnd an jm selber recht ist, aus vergeltem
533 gemuͤte vngetadelt, vncalumniret, vngelestert vnd vnfelschlich gedeuttet nicht lassen [H 2v:] vnd also beginnen, nunmals nicht mehr aus schwachheit vnd vnwissenheit zu suͤndigen, sondern Ex malitia, aus Bosheit vnd gefastem neid, das ich wol gedencken kundte, das mein Verantwortung bey jnen verloren sein wuͤrde vnd muste sie also dem Gericht Gottes befelhen, der sie genediglich besseren vnd bekehren wolt. Amen. So bin ich doch aus fleissigem bitten vnd begeren vieler frommer, gotsfoͤrchtiger, christlicher Leute bewogen worden, den selbigen vnd anderen guthertzigen damit zu dienen. Vnnd weil sie durch vnser stilleschweigen vnd verdulden nur gifftiger werden vnnd auff vns, vnd sonderlich auff mich dringen,
534 vnd gleich als
535 zum Kampff fort ausfordern, vnd eben an mir armen, alten, einfeltigen
536 Mann zu Ritter werden woͤllen,
537 vnd ein verbittertes, falsches schreiben vnd gemelde nach dem anderen ausgehen lassen, wiewol einerley Argument inhaltend [H 3r:] doch jmmer mit newen, erdichten, falschen aufflagen geferbet vnd behenget, darinne sie mir sonderlich zumessen, das nicht allein mein ehre vnd glimpff, sondern mein hoͤchsten schatz, mein tewres, werdes Ampt vnd mein vnd meiner lieben befolhenen Schefflein Seelen Seligkeit belanget, so hab ich das nicht koͤnnen noch sollen auff mir bleiben lassen, noch meine alte grawe Har mit der Schmach inn die gruben bringen woͤllen, das andere von mir ein vrsach oder Exempel des vnchristlichen abfals (welchs sie mich vnd andere felschlich zeihen) nemen. Darumb habe ich vorhin etliche Propositiones offentlich lassen ausgehen vnd in Publicis Disputationibus gehandelt,
538 dergleichen ein Deutsches Buͤchlein von den Traditionibus oder Mitteldingen,
539 alles weis der liebe Gott, aus
einfeltigem vnd getrewem hertzen, zur zeugnus vnd bekentnus meines Glaubens vnd Lehr, (wie hernach auch gesaget wirdt) Gott [H 3v:] lob, in Goͤttlicher, prophetischer, apostolischer schrifft gegruͤndet, verhoffe auch, es sol mit grund vnd warheit weder von
Jllirico noch
Gallo, noch von allem jrem anhang, nicht anders dargethan noch beweiset moͤgen werden. Vnd trotz
540 sey jnen vnd allen Pfortten der Hellen, das sie mit bestendigem grundt vnd warheit das, das ich gesetzt
541 habe, ist recht, sie sagen koͤnnen, es sey vnrecht. Jch rede, das sie das thun mit bestendigem grundt vnd warheit vnd vorgehende vnnd nachfolgende Wort vnd Sententz, wie sich gebuͤret, beysammen vnuerfelschet vnd vngestuͤmmelt inn meinem Buͤchlein stehen lassen. Vnd das ich gesetzt, es ist vnrecht vnd nicht zu halten, das sie sagen koͤnnen mit grundt
542 etc., es sey recht vnd zu halten, so wil ich mich meinem erbieten nach in gedachtem Buͤchlein etc. gerne lassen weisen. Vnd habe also noch zum bekentnus vnnd fernerm Bericht der sachen auch diesen gruͤndtlichen waren [H 4r:] bericht, wie droben erzelt, lassen inn Druck ausgehen, der fuͤr einem Jar durch einen gelehrten, frommen, rechtschaffenen Christen gestelt ist worden,
543 der bey den Hendeln inn dieser sachen vonn den Adiaphoris gewesen vnd ist im grundt vnd warheit also,
544 wie ich wol weis vnd alle die bey den selben Hendelen gewesen, bekennen muͤssen. Aus welchem gruͤndtlichen bericht offenbar vnd klar ist, das weder
Hertzog Moritz, Churfuͤrste zu Sachsen etc., an vns Theologen vnd Superattendenten begeret oder bey vnns gesuchet,
545 das wider Gottes Wort vnd wider die Gewissen were,
546 noch das wir etwas eingereumbt noch gewilliget hetten, das wider Gottes Wort, rechten brauch der hochwirdigen Sacrament von Jesu Christo eingesetzt etc., oder wider die Gewissen were vnd mit Gott vnd gutem Gewissen nicht koͤndte angenommen (wo das [H 4v:] gefallen) vnd gehalten werden. Vnnd das ist war, rede auch solches nicht aus Liebkosen,
547 noch vmb Geschencke oder Haben willen,
548 das ich fuͤr meinem lieben Gott zeuge in meinem Gewissen, habe von hochgedachtem Churfuͤrsten meinem genedigsten Herren mein lebenlang, dero halben weder wenig noch viel an Gelt oder Gut empfangen, one das ich als ein armer Prediger vndter seiner
Churfuͤrstlichen G.
549 schutz vnd schirm inn seiner Churfuͤrstlichen G. Stadt, auch bey meinen Herren, einem Erbaren Rath zu
Leipzigk, das liebe tegliche Brodt im schweis meines Angesichts esse,
550 in schuldigem vnd Christlichem gehorsam nach art vnd beruff meines Ampts, vnd nach dem masse mir vonn Gott gegeben, Schulen vnd Kirchen einfeltig
551 vnd trewlich diene, als lange vnd es Gott meinem lieben Herrn Jesu Christo gefellig vnd er mir seine Goͤttliche Genade heiligen Geist vnd stercke verleihet.
[H 5r:] Was aber meine Verantwortung betrifft, wie der obgedachte falsche vnd erdichte aufflag,
552 damit sie mich vnd andere ja vnbillich beschweren, weise ich zum Ersten alle vnd jederman auff die Buͤcher, Lectiones, Disputationes, Predigten, so fuͤr,
553 in vnd nach gehabten Handlungen offentlich durch
D[ominus] Philippum vnd vns andere ausgangen geschehen, gelesen, disputirt vnd geprediget sein worden
554 vnd, Gott ewig danck vnd lob, noch also halten vnd gehalten wirdt, daraus auch offenbar, das vnser Lehr vnd Gottesdienst in Schulen vnd Kirchen der prophetischen, apostolischen, heiligen Schrifft vnd vnser Augspurgische Christliche Confession vnnd Apologia gemes ist, nie daruon (aus Gottes Genaden) gefallen noch etwas daran verfelschet, noch dem Antichrist verrathen oder eingereumbt. Vnd gebe also dis falls allen Menschen die antwort, welche vnser lieber Herr Jhesus Christus dem Hohenpriester [H 5v:] gab, da er, vmb die Lehre befraget, sich auff seine Zuhoͤrer beruͤffet.
555 Also sage ich, wil ich jederman vnd wer dis falls berichts begeret, zu vnseren Kirchen geweiset haben vnd zu allen die vns gehoͤret, die werden jetzo vnd auff den Juͤngsten tage zeugen, das wir je vnd allewege vnd noch die Lehre von der Busse, Justification oder vergebung der suͤnden, guten Wercken, rechtem gebrauch der Hochwirdigen Sacrament vonn Christo eingesetzet, warer Anruffung Gottes, bestendiger bekentnus der reinen Lehre des Worts Gottes etc. vnd was diesen stuͤcken anhengig, recht, christlich vnd klar gelehret vnd geprediget, nach inhalt der prophetischen, apostolischen Lehr vnd vnser Christlichen Augspurgischen Confession etc., vnd das Volck trewlich fuͤr aller falscher Lehre, Missbreuchen, empoͤrung vnd Auffrhur verwarnet haben vnd, Gott lob, noch also recht, christlich vnd klar vonn allen Stuͤcken der gantzen [H 6r:] Christlichen Lehre lehren, handeln vnd predigen wie vermeldet, vnd vermanen zu allem guten vnd verwarnen fuͤr allem boͤsen.
Zum Andern weise ich sie zu dem Articulo Iustificationis der Gerechtfertigung, welchen
D[ominus] Philippus zu
Meissen gestellet hat
556 vnd nicht zu
Pegaw557 (in welcher Handlung zu Pegaw ich auch nicht gewesen). Vnd hat dem thewren frommen vnd gelehrten Mann
Doctor Creutziger558 seliger gedechtnus sehr wolgefallen, den auch mit eigener hand abgeschrieben,
559 gegen mir vnd andern diese Wort geredt: „
D. Philippus hette den Articulum Iustificationis wol vnd deutlich gegeben, als
560 er dergleichen vorhin jemals gethan,“ vnd hat dieser gestelte Artickel auch andern die jn gelesen vnd gehoͤret beliebet. Denn inn dem selbigen Artickel klare anzeigunge Geschehen von warer erkentnus der Suͤnden vnd rew, vonn rechtschaffenem Glauben, welcher jme [H 6v:] applicirt,
561 vnd fasset die vergebung der Suͤnden vmb des Mitlers des Sohns Gottes Jhesu Christi willen, vonn vnterscheide des Historischen vnd dem Glauben der gerechtfertiget,
562 das ist, die Gerechtigkeit die fuͤr Gott gilt, allein fasset.
563 Jtem, das ob wol in den glaubigen gute werck, newes leben vnd gute tugenden oder, wie man es nennet, eingegebne Gerechtigkeit sein soll vnnd mus, so werde doch der Mensch darumb nicht gerecht geachtet fuͤr Gott, sondern allein aus gnaden vmb des Sons Gottes vnsers Herrn Jhesu Christi willen etc. Vnd ist also in gedachtem Artickel deutlich vnd klar geredet von allen stuͤcken, vnd sonderlich von der Application vnd Particula exclusiua,
564 offtmals repetiret vnd verstendig daruon geredt, das kein ander weg oder mittel sey, genade zu erlangen, denn allein dieser durch den Sohn Gottes. Jtem, durch den Glauben, durch welchen wir die Verheissung fassen, den heiligen [H 7r:] Geist empfahen etc. vnd dergleichen offt vnd viel, wie auch die lieben Propheten, vnd sonderlich die lieben Apostel, daruon gered haben, es were denn, das wir nicht von der Justification reden doͤrfften, wie die Propheten vnd Apostel daruon geredt haben. Jch hoffe aber, man werde vns so genedig sein vnd vns also zu reden vergoͤnnen, vnnd sonderlich, weil die Wort Gratis, aus genaden, aus barmhertzigkeit, vmb des Herren willen, vmb des Mitlers willen, one zuthun der Werck des Gesetzes, jtem durch den Glauben, ohne Werck der Gerechtigkeit die wir thun, ohne verdienst vnd der gleichen etc., die Exclusiuam oder das ausschliessende Woͤrtlein Sola gewaltig geben vnd klerlich mit begreiffen, wie das auch
Doctor Martinus im Buͤchlein vom Dolmetschen
565 nach der
lenge verfuͤret
566 vnd Aduersus Armatum Cocleum, Anno M. D. Xxiij. mit diesen worten zeuget: „Tu nunc uide, an non [H 7v:] Paulus uehementius asserat sola fide nos iustificari quam ego licet uocabulo. Sola non utatur, quo ego sum usus. Nam dicere: opera non iustificant […], certe robustius affirmat solam fidem iustificare, quam si dixeris: sola fides iustificat, nisi quod hoc clarius sonat quam illud, dum per impios Sophistas Pauli tum phrasis cum sententia neglecta perijt etc.“
567 Vnd wenn gleich eben inn einem Scripto die Buchstaben Sola, allein, nicht gesetzt vnd doch die andern Exclusiuae
568 vielmals angezogen, so were doch nichts wenigers geredt denn vonn den Propheten vnd Aposteln, auch inn der Confessione Augustana articulo 4, 5, 6,
569 denn auch die Particula, allein, nicht mehr gesetzet, denn auch in dem citirten Spruch Ambrosij.
570 Jtem, man lese
D[omini] Philippi Annotationes in Epistolam ad Roman.
571 Item, Locos communes vnd sonderlich den Locum de Iustificatione.
572 So ist offt vnd vielmals per sufficientem enumerationem Exclusiuarum, dem Articulo Iustificationis, das wir alleine [H 8r:] durch glauben an Christum Gerecht werden, nicht allein gar nichts abgebrochen, sondern viel mehr vnd stercker mit den anderen Exclusiuen gegeben, wie denn warhafftig in dem zu Meissen gestelten Articulo Iustificationis geschehen vnd zu sehen ist. Vnd da man denn die meinung vnd sin, Gott lob, erstritten vnnd erhalten, so sein auch die Buchstaben vnd reden, damit man es kuͤrtzer oder lenger vnd klerer aussprechen moͤge, auch erhalten. Haben denn diese grosse starcke Theologen,
Jlliricus vnd
Gallus, so baldt die Lection vergessen, vnd sie von jhren Preceptoren gelehret, das Correlatiua sein, Gratia siue promissio, Euangelij et fides, et posito uno, ponitur et alterum, destructo uno, destruitur et alterum, Gnade oder Glauben gehoͤren zusammen, denn die Epistel zun Hebreern am iiij. Cap.
573 sagt: „Das Wort der Prediger halff jene nichts, da nicht glaube-[H 8v:]ten, die so es hoͤreten.“ Was nun bey der Gnaden ausgeschlossen wirdt, das wirt auch bey dem Glauben ausgeschlossen, vnd widerumb, das also ein sinn vnd meinung oder verstandt ist wenn ich sage: „allein aus Genaden werden wir Gerecht“, vnd wenn ich sage: „allein durch den Glauben werden wir Gerecht.“ Denn mit
beiden Reden wirt aller vnser verdienst der Werck vnd wirdigkeit, auch aller Creaturen ausgeschlossen vnd allein der Genaden inn Christo vns erzeiget, daruon es herkompt, oder dem Glauben, der es allein empfecht, zugeleget vnd gegeben, vnd bleibet also allein die Ehre Christo vnd die verheissung gewis etc. Vnd auff diese weis haben auch zuweilen die alten lieben Lehrer der Exclusiuen, Genade, Sola etc. gebrauchet. Aber von diesen dingen, wils Gott, auff ein andere zeit mehr. So wirdt
D[ominus] Philippus die falsche aufflag
574 vonn der Lehre selbst verlegen.
575
[J 1r:] Zum dritten weise ich sie auff die gantze Handlunge, zuuor im Bericht gruͤndlich angezeigt, welche Handlung trawen
576 nicht im winckel,
577 (wie vnns zu schuld gegeben wirdt) sondern frey, offentlich, allewege in beysein einer Ehrlichen vnd stattlichen anzal der fuͤrnemsten von der Landschafft, Superattendenten vnd Theologen geschehen vnd gehalten ist, vnd hetten wol moͤgen leiden, das jhr mehrer darzu gezogen, vnd sonderlich die, so jetzo sich sehr klug duͤncken vnd diese Handlung hart anfechten, ausschreien vnd verdammen.
Zum vierden weise ich sie zu meinem Buͤchlein von den Traditionibus geschrieben, darinne ich nicht schlecht
578 in genere, wie sie mir mit vnwarheit zumessen,
579 sondern inn specie klar vnd eigentlich vonn den Hauptstuͤcken der Christlichen Lehre vnd von den Traditionibus, Ceremonijs oder Mitteldingen vnterschiedlich geschrieben habe vnd die Exclusiuam klar angezeiget [J 1v:] mit diesen Worten: „vnnd wirdt dem Glauben allein gegeben vnd zugerechnet die Gerechtfertigung etc.“
580 Vnd in sonderheit zu einem jeglichen stuͤcke gesetzet, das ist recht, vnd dargegen gehalten, was vnrecht ist vnd nicht zu halten,
581 vnd also von einem Artickel zum anderen vnterschiedlichen geredt vnd auff mein eigen gefahr offentlich lassen ausgehen.
Zum Ersten, das es mir fuͤr jederman ein gezeugnus sey meines Glaubens,
582 wie Gott der Allmechtige mein vnd aller Menschen hertzen erkent vnd das ich das Liecht nicht schewhe,
583 offentlich mein hertz vnd gemuͤt an den tag
zu geben, was ich aus Gottes Wort inn Lehre vnd Ceremonien fuͤr recht oder vnrecht halte.
Zum Andern, das es diene zu einem einfeltigem Christlichem vnterricht, denen, so es nicht besser wissen oder haben moͤgen von allen fuͤrnemlichsten puncten vnd Artickeln, daruon [J 2r:] jetzo inn der Christenheit der streit vnd Missuerstand ist, vnd sich ein jeder inn diesen gefehrlichen zeitten so viel bas darinnen zu richten. Es ist auch viel guthertzigen, vnparteischen Leuten hierinne zu dienst vnd gefallen geschehen.
584
Zum dritten, auch das ich damit die schweren, vnerfindlichen
585 aufflagen, damit
Jlliricus vnd
Gallus mich alten, armen Man, den sie sonderlich vnuerschuldt ausgemalet
586 vnd so viel hoher Leute zur vnbilligkeit beschweret vnd auffs bitterst, one auffhoͤren, ausgetragen
587 vnd angegriffen haben, mit solchem lautteren,
588 klaren erkentnus als durch den lindesten,
589 glimpfflichsten wege abgelehnet worden vnd menniglichen
590 die vnleugbare Warheit daraus vernemen moͤchte. Vnd habe darbey mit niemand woͤllen zancken, noch jemandts namhafftig machen, sondern fuͤr mich, mein hertz vnd meinung eroͤffnet, one allein was ich zu meiner noͤttigsten entschuldigung, [J 2v:] mit wenig worten, meine widerwertigen, die mich one schuldt vnd vrsach so hessig,
591 one auffhren, haben mit vngrund inn die Leute gebildet,
592 vnd wie die Schrifft redet, meinen Namen woͤllen stinckend machen,
593 auch jnen selbst, mit zu uerwarung in der Vorrede vnd Beschlus gelinde vnd inn genere zu ruͤren, nicht habe vmbgehen moͤgen.
594 Vnd hette gentzlich verhoffet, da sie solch mein bekentnus lesen wuͤrden vnd noch Missuerstandt oder mangel an vns gehabt, sie wuͤrden nun mehr jr verbittert Gemuͤt gegen vns gesenfftiget haben.
Aber siehe Christlicher lieber Leser, was thun obengenante zweene Schreiber, die bekennen selber, die gebreuchliche Lehre von etlichen Artickeln sey so zimlich
595 hin in meinem vorigem Buͤchlein erzelt, des gleichen etliche Papistische grewel, die vor vilen Jaren von
Doctor Luther vnd anderen nach der lenge hin vnd wider gestraffet sindt.
596 Deo Gratias.
[J 3r:] Fuͤrwar weis ich wol vnnd beken es mit hertzen grundt, das ich von diesen hohen sachen notduͤrfftig
597 zu handelen viel zu schwach bin. Metior me meo pede.
598 So habe ich doch darin gethan nach der masse, die mir der liebe Gott gegeben hat, vnd scheme mich gar nicht, Lehre, Wort vnnd weisse zu reden zu gebrauchen, die ich aus Gottes Wort von meinen lieben Preceptoribus,
D[oktor] Martin[us] vnd
D[omino] Philippo, gelernet habe. Jch stelle aber auch widerumb auff eines jeden verstendigen Lesers vrteil, wenn aus
Jllirici,
Galli vnd der jhren Schriefften das gute, das sie aus
D. Philippi Schrifften gennomen haben, heraus gezogen wuͤrde, was denn noch wol vonn besserlicher, troͤstlicher Lehre vbrig bliebe. Da wurde man gewislich nichts den jre Cauillationes, Calumnias, erdichte vnd falsche Aufflagen vnd grewliche lesterung finden, das schwerlich zu glauben, das der Satan selber erger wider offentliche War-[J 3v:]heit heraus speien moͤchte. Von welchem Geist sie nun werden getriben vnd aus was Geist solches jhr toben her fliesse, das bedencken alle fromme Christliche hertzen selber.
Sed ad rem: Sie sagen, ich hab mit dem selben meinem Buͤchlein oder bekentnis falsche Lehre vnd Missbreuche wider einfuͤren wollen in die Christliche Kirchen,
599 (vnd fallen Gott also in sein Gericht, vrteilen vnd richten mein hertz, das doch Gott allein zu stehet) so es doch denen stracks aus grundt meines hertzen zu wider gestalt ist, wie menniglich klar befindet, die das selbe, mein Buͤchlein vonn den Traditionibus, lesen, denn ich ja deutlich vnd vnterschiedlich
600 angezeigt aus Gottes wort, was in der Lehr vnd Ceremonien recht vnd zu halten vnd was vnrecht vnd nicht zu halten sey. Nun als wenig sein kann, das mit annemung des Ehelichen standes nach Ordnung Gottes, Hurerey vnd alle [J 4r:] vnzucht werde eingefuͤrt, denn der Eheliche standt dem gar entgegen, j. Corin. vij.,
601 als wenig sein kan, das mit der ordentlichen Obrigkeit ernsten vnd billichen straffen vnd wehren, Mord vnd Diebstal etc., Moͤrderey vnd Diberey werde eingefuͤrt, denn sie dem stracks entgegen vnnd derwegen auch das Schwerdt tregt, Roman. xiij.,
602 also vnd viel weniger kan sein, das ich mit anzeigung rechter Lehre, rechte Lehre verfelschen vnd vnrechte solte einfuͤren, vnd mit straffung der Missbreuch, die Missbreuche solte inn die Kirchen bringen. Es ist eben ein solche Calumnia wie der Juden, so Christo Jhesu zumassen, er triebe den Teuffel aus durch Beelzebub.
603 Es ist in gedachten meinem Buchlein gesaget aus der prophetischen, apostolischen Lehre vnd der allgemeinen, waren, apostolischen Kirchen Christi gezeugnus, was recht vnd vnrecht sey, darbey las ichs bleiben. So bekennen sie selbst, ich hette die Artickel [J 4v:] von der gebreuchlichen Lehre (also nennen sie es) so zimlich hin erzelet vnd die
Missbreuche, so vor etlichen Jaren durch
Doctor Martinum gestraffet etc.
604 Das nim ich bekandt an, zimlich hin zelen
605 die rechte Lehre, die gestrafften Missbreuch, heist ja nicht, die falsche Lehr vnd Missbreuche in die Kirchen fuͤren, rechte Lehre verleugnen vnd verrathen. Also ist, Gott lob, auff vnserm theil die Warheit so helle vnnd klar, das sie sich auch wider jren willen muͤssen mit jren eigen Worten inn die Backen beissen,
606 wie der Sathan das, ob er wol Christo Jhesu auffs hessigste feindt vnd den jhme zu gut nicht annemen, gleichwol bekennen muste, das er Gottes Sohn vnd der Jesus von Nazareth were.
607 Zum andern, das sie aber sagen, ich hette den Bapst nicht genant oder einen Antichristum gescholten.
608 Antwort: Jch halte es darfuͤr, Bapst, Moͤnche, Nonnen vnd Pfaffen schelten, bricht
609 dem Bapstumb nicht so viel [J 5r:] abe, thut jhm auch nicht so grossen schaden vnd bessert nicht also die Leute vnd bawet die Kirche Christi, als wenn man recht vnd trewlich Gottes Wort lehret vnd das Volck darzu vermanet vnd fuͤr den Missbreuchen des Bapstthumbs verwarnet, welches, Gott lob, one rhum zu reden, ich vnd andere (welche jetzt von
Jllirico vnd
Gallo vnbillicher weise mit vnerfindlichen aufflagen beschwerdt werden) gethan vnnd noch thun, wie das auch bezeuget mein Buͤchlein, darinne meine meinung gewesen vnd noch mit Gottes huͤlffe vnd genad Ewig sein vnd bleiben sol, wider alle Jrrthumb mein klar vnd war bekentnus zu thun, dem Antichristo inn allen seinen gliedmassen zu widersprechen. Quicquid enim in Christo non est, in Antichristo est, spricht Sanct Augustinus.
610 Sie rhuͤmen sich auch, wie durch jr bestendigkeit, embsiges vnd starckmuͤtiges
611 schreiben in diesen Landen die reine [J 5v:] Lehre erhalten sein sol. Diesen rhum moͤgen sie behalten, allein bitte ich sie, das sie mir vnd allen Gotsfoͤrchtigen, lieben Christen dargegen erstlichen wolten zulassen, das wir wissen, das mit lestern, (wie sie thun) cauilliren, felschlich auslegen, verkerter weise deutten, die warhafftige anzeigung, was recht ist inn der Lehre vnd Ceremonien, das das nicht heist, rechte Lehr, gute Zucht in Schulen vnd Kirchen erhalten, sondern zerstoͤren, verderben, verwuͤsten vnd alle erschreckliche Ergernus, vngestuͤmmigkeit vnd widerwillen bey den Leuten anrichten vnd wider die Gotsfuͤrchtigen vnd friedsamen im Lande sich aufflegen.
Zum andern, das ob wol in vnsern Handlungen, sonderlichen vnd gemeinen,
612 (Gott lob) alle vnser arbeit vnd fleis darauff gestanden, die heilsame Lehre reine zu behalten, wie im vorgehenden bericht von den ergangenen handlungen genugsam erkleret vnd das Werck aus [J 6r:] weiset,
gleich wol erkennen, fuͤhlen vnd bekennen wir, das wir viel zu schwach sein zu diesem hohen Werck vnd geben diese ehre vnd rhum nicht menschlichem Gewalt, Verstand oder Weisheit, wie gros die auch sey, viel weniger der auffrhur, ergernissen oder falschen erdichten aufflagen etc., sondern dem Einigen
613 Bischoff vnd Hirten vnser Seelen, dem Wechter Jsrael, Jesu Christo, dem Sohn Gottes, dem lieben Emanuel,
614 Gott mit vns, der auch zugesaget hat, er woͤlle bey vns sein bis an das ende der Welt
615 vnd seine Kirchen wunderbarlich erhalten, dem sey Lob, Ehre, Rhum vnd Preis, das er wider vnd vber aller Menschen gedancken, aus genaden in diesen Landen die reine Lehre Gottes Worts gantz genediglichen erhalten hat. Vnd bitten von hertzen, er woͤlle, das sampt
616 Friede vnd Einigkeit fuͤr vnd fuͤr bey vns inn diesen vnd andern Landen erhalten, weit ausbreyten vnd alle Ergernus, so sich darwi-[J 6v:]der aufflegen, genedigklich abwenden, vmb seines heiligen Namens willen. Amen.
Ferner wirdt vns auch aufferdichtet, das von vns zugegeben sey, das die Weltliche Obrigkeit auch die Ceremonien, von Gott verordenet, macht habe zu ueranderen, vnd das man der selben in dem gehorsam sein sol. Also schreibet
Jlliricus wider mich,
Doctor Pfeffinger: „Wolan, das sey von dem fuͤrnembsten grund der Adiaphoristen, darinnen sie fuͤrgeben, das die Obrigkeit Weltliches friedens halben, alle Ceremonien die Gott eingesetzet hat, nach jhrem gefallen endern koͤnne vnd das jn jederman hierin muͤsse gehorsam sein.“ Haec ille.
617
Das ist aber nie gedacht vnd geredt, viel weniger jemals eingereumbt worden, sie es auch nimmer war machen koͤnnen, sondern es siehet vnd greiffet menniglich, das es eine grobe, vnuerschempte, dicke, fette, lange vnd breite [J 7r:] Vnwarheit ist, als jergendt
618 eine sein mag. Das aber solchs jhr furgeben nicht war sey, erweiset auch mein, des
Pfeffingers Buͤchlein, darwider
619 ich doch gleich dasselbige schreibe. Er mus es entweder nicht gantz gelesen haben oder fuͤr bitterkeit seines hertzen nicht mercken konnen. Denn das er auch wissentlich so die vnwarheit, jm als baldt fur die augen zu stellen, vorsetzlich vnnd so trotzlich heraus speien solte, muͤst er nicht so sehr eines
vnschamhafftigen als vnbesonnenen
620 gemuͤts sein. Also aber habe ich vnterschieden die Tradition oder Ceremonien:
Zum
621 ersten, sein Traditiones der Lehre vnnd Ordnung von Gott selbst geoffenbart vnd gestifftet, als da ist die Lehre Gottes Worts vnd die gebreuch der hochwirdigen Sacramenten, daran zu keinen zeiten, noch vmb keinerley vrsach willen etwas zu endern, sondern seind vnd bleiben Immutabiles etc.
[J 7v:] Zum
622 anderen, sindt darnach Traditiones inn Kirchen von Menschen geordnet, die seindt Mutabiles, moͤgen vnd sollen nach gelegenheit der zeit, personen vnd oͤrter, geendert werden, vnd dise sindt auch zweierley: Etliche, die nicht gehen wider Gottes Wort, noch als ein Gottesdienst zur Seligkeit noͤttig geordenet, sondern zur zucht, gleichformigkeit vnd Ordnung dienstlich vnnd aus liebe, vmb Friedes willen, gehalten werden. Diese seindt dermassen vnd gestalt buͤndig,
623 nicht (wie gesagt) als ein noͤtiger Gottesdienst, domit zu uerdienen vorgebung der sunden vnd das Ewige Leben oder das Gewissen daran gebunden sein soll, das sey ferne, sonder das das nicht ein jeder vnd vnuerstendiger, wunderbarlicher
624 Kopff mache vnd ordne in der Kirchen, wie es jme gefelt vnd geluͤstet, wie leider an vielen orten nicht one grossen schaden geschehen ist, da man alles in einen hauffen geworffen vnnd abgethan hat vnd dargegen viel vnge-[J 8r:]reumbtes,
625 seltzams dinges angericht etc, vnd diese heist man an jnen selbst Adiaphora oder Mittelding. Auff diese weise (sage ich) binden solche Traditiones. Denn was weren sonsten Ordnungen, wo jhnen nicht solcher gehorsam geleistet sol werden? Vnd wo eine Christliche Obrigkeit in jrem Lande aus deren vrsachen vnd auff die weise, wie droben erzelet, gleicheit der Ceremonien oder Mitteldingen begerte, wie denn vnd nicht anderst von vnser Ordenlichen
626 Obrigkeit bis anher geschehen, wie alle, die bey den Hendeln in den gehaltenen Synodis gewesen, bekennen vnd sagen muͤssen vnd mit warheit nicht anders koͤnnen, so wuste ich, als ein armer, einfeltiger Christ, mich nicht darwider zu sperren vnd Kirchen vnd Beruff daruͤber zu uerlassen. Denn wo Christus das seine behelt, das ist das rechte Lehre Gottes Wortes, rechter brauch der hochwirdigen Sacramenten, vnd die Ceremonien [J 8v:] oder Mitteldinge nicht als ein noͤtiger Gottesdienst zur Seligkeit gehalten werden, sondern zur Zucht, Ordnung, vmb friedens vnd einigkeit willen, als droben vnd vielmals angezeigt ist vnd wirt in diesem bericht, so wil ich hertzlichen gerne das meine lassen faren, das ist, mich mit anderen Kirchen inn den eusserlichen
dingen, was nicht wieder Gott ist, als viel moͤglich, vnd nach eines jedern orts gelegenheit geschehen kann, vergleichen vnd die andern, vmb etlicher Mittelding vngleichheit willen nit
b verdammen, noch fur verleugnete Christen vnd Mamelucken
627 ausruffen. Denn ich glaube vnd halte, das man dennoch auch weltlicher Obrigkeit in allen dingen, die nicht wieder Gott sein, vnd also auch in diesen dingen, gehorsam leisten sol. Was aber wider Gott vnd sein heiliges Goͤttliches Wort ist, da lehret Gottes Wort, das mann Gott mehr mus gehorsam sein denn
628 Menschen,
629 wie auch die Canones vielfeltig [K 1r:] vnd klar daruon sagen. 11. quest. 3. C. non semper. Item C. si Dominus. C. Iulianus Imperator. Item C. qui omnipotentem Deum. C. ita corporis. C. qui resistit. C. Imperatores si in errore essent etc.
630
Die
631 andern Traditiones aber, die wider Gottes Wort vnd Ordnungk sindt vnd den Creaturen zulegen,
632 das Christo Jhesu zugehoͤret, vnd die Gewissen verbinden als noͤtig zur Seligkeit vnd Gottesdienst, die seindt keines weges zu halten, vnd seind nicht mehr Adiaphora, sonder Impia. Haec
Doctor Pfeffinger.
Aber in disem punct, den gehorsam der Obrigkeit belangend, stellen sie vns eben das Netze fuͤr, das die Phariseer vnd Herodianer
633 vnserm Herren Jesu Christo stelleten, da sie jn befragten, ob es recht were, das sie dem Keiser den Zins geben sollten,
634 vnd welches
635 der Herr antwortet, meineten sie, es solte [K 1v:] jme zu nachtheil gelangen, solte entweder die Obrigkeit oder das gemeine Volck auff sich laden. Also auch meinen die loͤbliche, phariseische Heiligen, die fuͤr grossem eiuer,
636 liebe vnd sorgfeltigkeit die hende ringen, tieff seufftzen, die augen gegen Himel keren aus hochverbittertem, vergoͤltem
637 gemuͤte, wider vns, sie haben vns auch inn die kluppen gekrigen,
638 das wir entweder sagen muͤssen, man sol dem Keiser oder der Obrigkeit ohne vnterscheidt inn allen dingen nicht gehorsam sein, das wir als denn den Keiser auff vns laden
639 vnd er vns sampt vnser Obrigkeit aus dem Lande jagten, das wolten sie gerne, oder auch, das wir one allen vnterschied sagen muͤsten, man solte alles was die Obrigkeit geboͤte oder begerte, so es
auch Gottes Wort nicht gemes, annemen, wie sie vnns denn vnsere klare Wort gerne felschlich da hin ziehen wolten, das dardurch die loͤbliche Landtschafft wider die Obrigkeit vnd vns verbittert [K 2r:] vnd verhetzet vnd eine nachtheilige bewegung erreget, dahin stehet jhre grosse Andacht. Wir aber seindt nicht besser denn vnser lieber Herr, das wir solches nicht leiden muͤsten, noch klͤger denn vnser lieber, einiger Meister, das wir in ander wege denn er selber solchen stricken entfliehen moͤgen, vnd wissen in diser sachen auch keine andere Antwort zu geben, denn die der selbige, vnser Herr vnd Meister, seinen Versucheren gab: „Gebet“, sprach er, „dem Keiser das des Keisers ist vnd Gotte das Gottes ist.“
640 Hiermit woͤllen wir mit dem lieben Dauid singen: „Laqueus contritus est, et nos liberati sumus.“
641 Wir bekennen es nicht allein, sondern woͤllen vns auch des mit gutem Gewissen wider alle, die vns vnd vnserer Lehre anders auffgelegt, troͤsten, das wir nach Gottes Gebot vnd des Heiligen Petri vnd Pauli, trewlich vnd fleissig zu ehre vnd gebuͤrlichem gehorsam [K 2v:] gegen die Obrigkeit, wie die Gott verordenet, zu forderst gegen der Roͤm. Key. May., in aller schuldiger vnd pflichtiger demut vermanet, inn Predigten vnd sonsten Publice et priuatim, angehalten vnd geraten, auch Vngehorsam vnd Auffruhr gestraffet vnd darfuͤr verwarnet. Wolten auch nicht gerne als Vbelthetter, Diebe, Moͤrder, vngehorsame, widerspenstige Auffrhuͤrer, oder die inn frembde Ampt greiffen, dafuͤr Sanct Peter inn der ersten Epistel am ij.
642 vnd iiij.Cap.
643 ernstlich vermanet, oder auch vmb vnnoͤttige ding leiden, oder jemandts zu leiden anreitzen. Solches wuͤrde in den hoͤchsten anfechtungen, wenn die her dringen,
644 den stich
645 nicht halten, denn solche Donatistische Circumuellionen
646 [sic] vnd anderer mutwilliger Leiden heissen nicht Martyria, sonder ordentliche, verdiente Straffen, es mus gelieden sein (vermanen auch durch Gottes genade zur bestendigkeit vnd gedult.). Aber es sehe sich ein jeder [K 3r:] fuͤr, das er gewis sey, warumb er leide vnd ziehe jm selber fuͤr der zeit nicht ein vnnoͤttiges Leiden vnd verfolgung auff den Hals, reitze nicht die Obrigkeit one vrsach, da man es mag vertrag haben. Vnd wie Sanct Peter zeuget, das wir leiden sollen, wenn es von noͤtten oder so sein sol j. Petri j.
647 Widerumb aber, so ist es offenbar, das nach Goͤttlicher Schrifft (wie das auch Geistliche vnd Weltliche Rechte geben, des ich,
Doctor Pfeffinger, viel
gewaltiger Canones aus den Schrifften der heiligen Vetter gezogen, in meinem Buͤchlein
648 allegieret,
649 so sie die hetten sehen woͤllen)
650 alle wege solcher gehorsam zu billichen vnd gebuͤrlichen dingen, so nicht wider Gottes Wort sein, klerlich in allen Tractatibus gerichtet worden, vnd ist alle wege die Apostolische Regel von vns gelehret vnd gehalten worden: „Man sol Gott mehr gehorsam sein denn den Menschen“,
651 vnd „gebet Gott was Gottes ist“,
652 so ferne feh-[K 3v:]let es,
653 das vonn vns zugegeben ist, das Weltliche Obrigkeit macht habe, Gottes Ordnung zu anderen, oder das man darinnen zu gehorsamen schuldig. Es ist auch inn dem Artickel vom gehorsam gegen Key. May. von vns bedechtiglichen hinzu gesetzt: „gebuͤrlichen vnd schuldigen gehorsam.“
654 Wie nun die beide Wort „gebuͤrlich vnd schuldig“ vorsetzlich, oder aus vorsehen, heraussen gelassen, wie der Artickel mit dem blossen wort „Gehorsam“ von jnen in Druck gegeben,
655 ist vns verborgen. Wir habens noch also inn den Originalibus. Das ist vnser gemuͤt gewesen vnd noch, zu allem gepFrlichen vnnd schuldigen gehorsam zu uermanen vnd den zu erzeigen, so wird vns nichts, das wider Gott vnd Gewissen, auffgelegt. Vnd ist das hernach erkleret, das gehalten werden soll, ohne verletzung Goͤttlicher Schrifft. Vnd also woͤllen wir dem Keiser vnd der vonn [K 4r:] Gott verordneten Obrigkeit williglich vnd demuͤtiglich mit gehorsam geben, das jhr ist. Widerumb sollen vnd wollen wir auch Gotte geben, das sein ist. Vnd da vns das aufferlegt, was wider Gottes Wort were, da wuͤsten wir nicht zu folgen noch darzu zu rathen, sondern wolten mit Gottes huͤlffe, stercke vnd trost des heiligen Geistes leiden, was des lieben Gottes wille vnd die Welt vns nicht erlassen wil. Weil es nun nicht ein Calumnia allein, sonder die offentliche, vnleugbare Vnwarheit ist, das wir solten simpliciter, one vnterscheid, auch wider Gottes Woͤrt vnd Ordnung zu gehorsamen die Landschafft geweiset haben, so ist es auch nicht war vnd mit vngrundt ausgetragen, das es vonn vnserem genedigsten Herren, dem Churfuͤrsten, der gestalt gesuchet oder begeret were, denn es ist einmal war,
656 das nicht allein inn allen Handlungen, sondern auch in offentlichen Fuͤrtragen zu [K 4v:]
Meissen, fuͤr den fuͤrnembsten zu
Leipzigk, fuͤr der gantzen Landschafft allewege, dieses mit angehangen, wie die folgende Wort lautten: „Das Key. May. vermercken koͤnne, das wir vnd jhr geneiget sein, vns in allem, was zu Christlicher Vergleichunge, Ruhe, Friede vnd Einigkeit dienstlich vnd mit
Gott vnd gutem Gewissen geschehen kann, vnterthenigst Gehorsams zu uerhalten.“
657 Wirdt auch mit gemeldet, das der Hauptartickel der Rechtfertigung dahin gerichtet, das derselbe in vnseren Landen hinfurder vnd nachmals reine solle gelehret werden.
658 Jtem, das Sacrament des Leibs vnd Bluts Christi vnd die Priester Ehe.
659 Wirdt auch fast bey dem Beschlus gesagt: „So wuͤrdet billich keine beschwerung gesucht inn den dingen, die man One verletzung der Gewissen vnnd Gottes Worts halten kann.“
660 Da sehe man, welcher gestalt es gesucht, [K 5r:] welcher gestalt es gewilliget. So ist auch der Landschafft nottuͤrfftige erklerunge geschehen,
661 daraus sie genugsam verstanden, das keine Missbreuche eingereumbt, vnd das es alles zu uerantworten, sein sie damit wol zu frieden gewesen.
Alhier moͤgen sie wider sagen: „Dennoch schreibestu du,
Pfeffinger, das die Obrigkeit macht habe in jhren Landen Kirchenordnung zu machen, vnd das man die nicht brechen sol.“ Antwort: Solches rede ich aber vonn den Adiaphoris, so von Gott nicht gebotten noch wider Gottes Wort sein. Das ist traun
662 weitter eine andere meinung, denn sie
Jlliricus felschlich ausdeuttet, als were gesaget, die Obrigkeit habe macht, Gottes Ordnung jres gefallens zu andern.
663 Aber gleichwol, so lehren sie vns hie (ob wir es zuuor nicht gewust oder gelert) den vnterscheidt zwischen Kirchen vnnd Welt Regiment vnnd das [K 5v:] Weltliche Obrigkeit nicht macht habe, was das Kirchen Regiment angehet, jchtes zu beschaffen.
664 Idque satis Papistice, denn das verordnen also die Bepstlichen Recht.
665 Widerumb haben sie das in vnsern Schulen vnd Kirchen, dauon sie abtruͤnnig worden, gelernet, das auch die Weltliche Obrigkeit Custos sey Prioris tabulae, das sie auch darob fuͤrnemlich halten solle, was Gottes ehre in der ersten Taffel Goͤttlicher Gebot
666 vorleibet ist. Recht sprechen sie! Aber diese stuͤck belangen nicht Primam tabulam, sonder die Ceremonias. Solte denn die Weltliche Obrigkeit auch nicht macht haben Abgoͤttische Ceremonien, da es in jhrer ordentlicher gewalt vnd macht, abzuschaffen. Traun ja werden sie sagen, des hat man
vieler loͤblicher Koͤnige in Juda schoͤne Exempel,
667 aber das sein nicht Adiaphora, sonder plane impia. Wolan, sollen die Adiaphora auch nicht Primae tabulae dienen. Solt aber nun auch die Weltliche Ob-[K 6r:]rigkeit nicht fuge vnd macht haben, ja schuͤldig zu uorsehen, das alles eusserlich in der Kirchen ordentlich, friedlich vnnd zierlich zugehe. Vnd do der mangel an den Seelsorgern oder etzlich selbst vorsetzliche vngleicheit einfuͤren oder rohe vnd vngeschickt mit den Sacramenten vnd Ceremonijs vmbgehen, daraus ergernis vnd klage erfolget, gebuͤrlich einsehen zu haben, das es gebessert vnnd so viel muͤglich eine zimliche gleicheit inn einem Lande gehalten oder auffgericht werde. Wo sein denn die Visitation vnd Ordnung bey den Chur vnd Fuͤrsten anders her kommen? Aus was anderm grundt hat der loͤbliche Koͤnigk vonn
Dennemarck, jtem die Marggrauen zu Brandenburgk vnd die von
Nuͤrnbergk, Kirchenordnung lassen ausgehn, nicht allein die Lehre, sondern auch die Ceremonien betreffendt?
668 Vnd das haben sie auch nicht freuentlich
669 gethan, haben des vieler loͤblichen Fuͤrsten, [K 6v:] auch des loͤblichen Keisers Constantini Exempel, der erstlich mit grossem emsigen fleis beschaffet, das die Christliche Lehre wider den Arium erkleret vnd erhalten, darnach verfuͤget, christliche Ordnung auch auffzurichten, sonderlich auch gleichfoͤrmigkeit des Osterfestes begerete.
670 Vnd da sich nu stoͤrrische Koͤpffe inn dem darwider hetten legen woͤllen, hetten sie auch recht gethan? Vnnd was sollen wir sagen, haben sie nicht das hochloͤbliche Exempel gehabt an dem lieben Dauid vnd Salomon, die vber dem Goͤttlichen Wort vnd Ordnung trewlich gehalten, darneben auch Ordnung gemachet vnter den Priesteren vnd Leuiten,
671 zu welcher zeit jeder nach der Ordnung im Tempel dienen vnd was fuͤr Musica sie gebrauchen solten,
672 vnd der gleichen alles auff das zierlichst?
673 Vnd sein zwar diese stuͤcke auch Adiaphora an jm selbst gewesen, aber weil es vmb guter Ordnung vnd Friede willen alles so beschaffet ist, hat sich [K 7r:] auch nicht gebuͤrt, solche Ordnung mutwillig, one not, zu uerrucken.
674 Warumb solte nun auch ein Obrigkeit in einem Lande oder Stadt muͤssen leiden, das ein jeder es in Kirchen seines gefallens mache vnd vnnoͤttige vngleicheit fuͤrneme? Ja, ein Rath zu
Magdeburgk wuͤrde es von jn nicht leiden, wo er jr anderst mechtig. Oder warumb solte nicht einer Obrigkeit zugelassen sein, mit jhren Superattendenten vnd Pastoribus sich guͤtlich zu uergleichen, einerley Christlichen, vnstrefflichen, besserlichen Gebreuche inn jhrem Lande, Stad oder Gebiete zu halten, vnd wie solche Adiaphora als Mitteldinge (denn wir reden alhie nicht vonn den dingen die wider Gottes Wort sein) zu vbergehen,
675 zu thun oder zu lassen?
Ausserdem ergernus nicht suͤnde ist, also auch widerumb, so ein Kirchenordnung auffgericht vnd bewilliget, vnd ein jeder wolt die aus eigem freuel vnd mehr aus verachtung brechen vnd verrucken vnd al-[K 7v:]so ergernus anrichten, thet ja zum geringsten nicht weniger vbel, als der ein Stadt oder Hausordnung breche. Wir reden zum gelindesten,
676 man sehe wie solche Vnordnung Sanct Paulo an den Corinthern gefalle,
677 vnd sol es auch alies In tali Confusione, das es jeder mache seines gefallens auff die posteros gebracht werden, wirt man wol erfaren, was es fuͤr nutz bringen wirdt. Damit sie aber alhie abermals nicht vrsach haben zu Calumniren, so woͤllen wir hiemit trawen
678 die Menschlichen Traditiones nicht bestettiget haben, so wider Gottes Wort, oder als notwendig vergebung der suͤnden, ewige Seligkeit dardurch zu uerdienen, eingedrungen. Denn solches kan auch den Wercken Goͤttliches Gebots nicht zugeleget
679 werden. Ja, sie bekennen selber zum theil, die ding sein Adiaphora, man soll es aber dem Keiser zu gefallen nicht thun. Nun aber ists offenbar, das solche [K 8r:] Gebreuch, als Mittelding dauon gehandelt, nicht Jmpij oder wider Gottes Wort streitten. Warumb sol man denn dem Keiser nicht zu gefallen sein in denen dingen vnd nicht wider Gott sein? So sein auch diese Adiaphora oder Mittelding Ceremonien, die nicht als notwendig zur Seligkeit zugelassen, sonder zu guter Ordnung, gleicheit vnd erhaltung der Hauptstuͤcke dienstlich, wie droben gesagt. Darumb ist es die Vnwarheit, das es zur sterckung der Bepstlichen Missgebreuch geschehen.
680 Das aber besorget,
681 man werde mit vns damit nicht zu frieden sein, muͤssen wir erwarten, was Gott geben will, weil man vns aber noch nicht eindringet
682 oder auffleget, was wider die reine Lehre ist, so ist da kein vrsach oder entschuldigung die Kirchen zu uerlassen. Wuͤrde aber das geschehen, das man vns weitter aufflegen wolte vnd daruͤber Verfolgung leiden solte, so hette man darzu ein gut Gewissen, das man nichts [K 8v:] vnterlassen oder gewegert hette, was moͤglich vnd thunlich, vnd moͤchten denn froͤlich leiden mit Gottes huͤlffe vber noͤttigen dingen. Aber warlich da vnsere Obrigkeit aus guten, bewegenden
683 vrsachen gute Ordnung zu gleichfoͤrmigkeit oder auch so viel mehr die reine Lehre zu erhalten, auffzurichten begert, darneben die reine Lehre frey predigen, ja auch das offentlich darbey vorkuͤndigen lest, das man sich dargegen streuben vnd das gantz vnd gar abschlahen, dafuͤr als fuͤr dem hoͤchsten Grewel fliehen vnd lieber alles fallen vnd faren lassen solte, koͤnte ich nicht befinden, das es zu uerantworten sey.
Jch will weiter sagen, do wir vnter einer Papistischen Obrigkeit wehren, die vns gleich wol gestattet, Gottes Wortt frey zu predigen vnd die hochwirdigen Sacrament nach Christi einsetzunge zu handeln vnd vns zu offentlichen
Missbreuchen nicht noͤtigen, wolte aber gleichwol von vns haben, das [L 1r:] man viel in Feiern, Gesengen, so doch rein Kleidunge vnd andern, so bey jnen gebreuͤchlich, halten solt, one das wolt man vns nicht leiden, solten wir lieber die Seruitut
684 tragen, so doch das Gewissen frey, auch one verletzung derselben ding darumb frey willig gebrauchen, damit man die Heubtartickel behalte, denn das man darumb die Kirchen vnd das arme Volck der Reinen Lehre berauben solt vnd machen vns so selber Ex Adiaphoris necessaria vnd so hoch noͤtigk, das wir auch ehe wir der brauchen wolten die noͤtige ding vnnd Hauptlehre fahren liessen, das hiesse recht Christliche Freiheit beweiset. Darumb ists besser, weil die Lehr gedult vnd das Gewissen nicht beschweret, das man lieber inn dem trage vnnd leide was wir sollen vnd jmmerdar sie wollen. Denn eben die Hauptlehre bringet das mit sich, das es nicht darumb gehalten wirdt, das wir dardurch die Selig-[L 1v:]keit erlangen oder die Gewissen daran gebunden werden. Vnd auff solchen fall, wie offt beruͤrt, hat sich
Doctor Martinus auch solche weise zu halten vnd anzunemen erbotten, da gleich die Hauptsache spennig
685 bliebe. Die Handschrifft ist vorhanden, wie in meinem Buͤchlein vermeldet,
686 vnd ist inn dem Rathschlage Anno M. D. Xxx. gen
Augspurg geschrieben, vnd hat die
Spalatinus687 seliger gehabt, vnd ist eben der Rathschlag der zu
Magdeburg gedrucket, da ist der Artickel ausgelassen,
688 wie es auch zugangen, lassen wir dabey. Vnd ob es jnen gleich zorn thet, woͤllen wir gleichwol zeugen, das
D[oktor] Martinus ein rechter Adiaphorista gewesen
689 vnd vber der Christlichen Freiheit zum hoͤchsten in den Mitteldingen gestriten vnd keines weges gewoͤlt, das man die Neutralia Damnabilia schelten solt, ja auch nach gelegenheit, da die gefallen, frey moͤchte wider auffrichten.
690 Ey, wie schoͤne Juͤnger sein diese
D. Martini, [L 2r:] die Doctrinam de Adiaphoris gantz verdammen vnd eitel Necessaria daraus machen, rhuͤmen vnd schreien sehr, das sie seine Juͤnger sein, aber wie fein folgen sie seiner Lehre?
Es wirdt vns auch mit vnwarheit von jnen aufferleget, als solten wir vrsacher sein, das etliche fromme Prediger verjaget sein.
691 Wir halten es ja nicht darfuͤr, das sie sich selbest etwan meinen, denn
Jlliricum niemandt verjaget hat, er ist ohne alle not heimlich daruon gezogen vnd dieses gesperre
692 angefangen.
693 Gallus, da er sein Kirchen von
Regenspurgk verlassen, darob doch die armen Leut daselbst seufftzen, ist jme der Predigstuel auff dem Schlos zu
Wittembergk eingethan vnd jme alles guts erzeiget, ist darnach gen
Magdeburgk vngenoͤttiget oder vnbeschwerdt
694 gezogen, mit handgebner trew
695 verlassen, er wolte sich
Jllirici zancks nicht theilhafftig machen, sondern den stillen etc. [L 2v:] Wie er es aber gehalten, weiset das Werck aus, das er auch sich nicht allein theilhafftig gemacht, sondern, damit er dem
Jllirico die Palm
696 vnd Ehre nicht allein lasse, schreibt,
697 er habe das auch fuͤr
698 Jllirico also bedacht etc. Das aber auch etliche darumb, das sie sich mit jren Pfarrleuten nicht vertragen koͤnnen, an andere oͤrter gezogen oder vmb eines Chorrocks willen selber mutwillig jhre Kirchen verlassen, sich auch haben lassen hoͤren, sie wolten lieber etwas ergers thun vnd daruonn gezogen, was koͤnnen wir darzu? Wir haben niemandt gedrungen wider sein Gewissen etwas zu thun. Das aber etliche solcher geringer ding, da sie auch nottuͤrfftig
699 berichtet sein, das es der reinen Lehre Gottes Worts vnabbruͤchlich ist vnd sein solte, sich nicht allein gewegert, sondern auch die Leute auff der Cantzel darwider erregen woͤllen, auch wider die Obrigkeit
auffs hessigste geredt, das nu darinne (grossers zu uerhuͤ-[L 3r:]ten) einsehen fuͤrgenommen sol sein, ist on vnser zuthun geschehen.
Darnach haben sie etlicher Schrifften lassen ausgehen die zu jnen (wie sie sagen) geschriben solten sein,
700 in welchen Schrifften auch vnuerschempte Luͤgen seindt: als das ich an Key. May. geschriben etc.
701 Jtem, das in der Agenda von geweichtem
702 Saltz, Wasser, Fanen, Processionen etc. stuͤnde.
703 Jtem, das ich zu
Meissen gepruͤllet vnd Papistische Messe da gehalten. Jtem, drey hundert Guͤlden daruon haben vnd des dinges viel etc.
704 Das alles seind, Gott ewig lob, eitel
705 falsche erdichte aufflagen
706 vnd vnwarheit, es habe auch vonn vns gesagt oder geschrieben wer es woͤlle.
Summa Summarum, sie werden vonn dem Spiritu uertiginis
707 also getrieben vnd seind solche Muckenseuger vnd Camel verschlinder,
708 das sie nicht allein vns alle fuͤr sie selbst mit Vnwarheit vnd falschen aufflagen ausgetragen,
709 sondern auch mit anderen, jhres Geistleins [L 3v:] gesellen, Luͤgen vnd Vnwarheit vnns gleiches falls beschweren, darnach auch zu jhrem selbest schmach vnd spot vertrawete Brieffe, ja vertrawete Reden offenbaren vnd lassen ausgehn, vnd wol anderst denn es gemeinet vnd mit gefar deutten. One ein mal wollen sie grosse liebe vnd freundschafft erzeigen, vnd der Person zu ehren verschweigen, die zur Zell
710 die Artickel versiegelt hat. O jr jungen Rotzloͤffel vnd Lasstuͤncken,
711 gleich als verstuͤnde ich euch nicht, wenn man einem etwas, das er rechts vnd ehrlichs gethan, zu ehrn wil verschweigen, so will man sein rechtthun vmbkehren, felschlich deutten, als hette er vnrecht gethan. Diese Person die gesiegelt hat, ist der fromme,
thewre, gelehrte, christliche
Fuͤrst Georg zu Anhalt etc.
712 Vnd ich weis, das der Fromme Fuͤrst wider der selbigen noch anderer seine F. G. vnd dieser gantzen Handlung keinen schew tregt vnd ewres Heuchlerischen stillschweigens keinen danck wirt [L 4r:] wissen, denn es ist ja nichts vnbilliches gethan, noch jemals inn dieser gantzen Handlung gewilliget. Vnd ist ein frommer, gotsfoͤrchtiger, rechter Christ vnd lebendiger Heilig auff erden, (der sonder
713 zweiffel viel ist vnd sein muͤssen, denn Gottes Wort gehet ohne Fruͤchte nicht leer ab)
714 der gerne redlich handelt vnd recht thut, so mus man diesen Fuͤrsten auch lassen einen sein vnd bleiben. Aber die Gottlose welt erkennet das nicht, er gehoͤrt auch vnter den hauffen vnd titel wie zu den Hebreern stehet: „Quorum dignus non erat mundus.“
715 Vnd wiewol ich weis, das sein F. G. meines lobens nicht bedarff, noch seine F. G. darob gefallen wirt haben, so hatt mich doch lieber Gott die grosse vnbilligkeit der obgedachten Lestermeuler darzu gedrungen.
Summa: alles gutes vnnd rechtes, das wir je gethan vnd noch thun, das legen sie felschlich aus vnd mus vnrecht, boͤse vnd gar Teuffelisch sein, gruppeln
716 [L 4v:] vnd suchen nur, das sie zu lestern vnd gegen frembden vnd bekandten vns verdechtig machen vnd gar verunglimpfen moͤchten, dargegen alles, was sie nur aus geschoͤpfftem,
717 hessigem, feindseligem vnd verkerten sin felschlich wider vns schreien, schreiben oder malen,
718 das mus Goͤttlich ding vnd Christlicher eiuer
719 sein. Wie sollen wir jhm thun? Wir woͤllen inn dem Namen vnsers Herren Jesu Christi vnsers Beruffs vnd Ampts, wie bis anher, einfeltig
720 vnd trewlich warten, Gott vmb gnade vnd seinen heiligen Geist bitten, vnd das er auch an vns erfuͤllen woͤlle diesen Betspruch Psalm. cxix.:
721 „Fluchen sie, so segene du. Setzen sie sich wider mich, so muͤssen sie zu schanden werden, aber dein Knecht muͤsse sich frewen.“ Vnd woͤllen vns der herrlichen schoͤnen wort vnsers lieben Herren Jhesu Christi troͤsten, da er spricht Matth.v.:
722 „Selig seidt jhr, wenn euch die Menschen vmb meinentwillen schmehen vnd verfol-[L 5r:]gen vnd reden allerley vbels wider euch, so sie daran liegen
723 etc.“ Nun ists warlich nicht ein geringes schmehen vnnd verfolgen die lesterung, damit wir von jnen beladen
724 werden, vnd doch, Gott lob, an
725 vnser schuld vnd vrsach, wie aus dem bericht vnd vnserer Lehre vnd bekentnus klar vnnd offenbar ist. Vnd geschicht vns solches schmehen vnd verfolgen nicht allein von frembden vnd vnbekandten, sondern auch von vnsern Freunden vnd bekanten, die mit vns vnser Brodt gessen vnd im Hause Gottes gewandelt haben, da erfaren wir, was da sey, Periculum in falsis fratribus.
726 Eben dieselbigen redenn allerley vbels wieder vns, aber es stehet hierbey: so sie dran liegen, das thuen sie auch, wie droben vilmals mit Warheit gesaget ist, vnd werden also vohn jhnen geschmehet vnd verfolget, nicht vmb Auffrhur, Moͤrderey, Diebstal oder ander boͤsen Thatten willen etc., (darfuͤr vns [L 5v:] Gott behuͤte) sondern vmb der rechten Lehre vnd Wolthaten willen, wie droben vnd vielmals gesagt. Darumb moͤgen wir vns recht dieses Spruchs auch inn diesem fall troͤsten mit gutem vnd froͤlichem Gewissen.
Sie sagen auch von einer Epicurischen
727 Schrifft, die einer sol geschrieben haben.
728 Aber weil ich nichts darumb weis, noch jemals gesehen, weis ich nichts darauff zu antworten. Ohne allein hat jemands gefehrliche opiniones oder einen besondern verstand in der Lere vnd Ceremonien denn wir, der mag es fuͤr sich verantworten, vnser verstand vnd meinung ist, Gott lob, vielmals klar vnd deutlich an den tagk gegeben. Vnd wie ich nicht wil anderer vnrechte oder Epicurische meinung verteidigen, also wil ich auch nicht jemands vnerkandte meinung, vnd was recht ist, richten noch verdammen. Dergleichen haben sie einen Brieff lassen im Druck ausgehen, der jhnen [L 6r:] aus der Tuͤrckey soll zugeschrieben sein worden, wie das Euangelium auch da selbst geprediget werde etc.,
729 darfuͤr wir Gott treulich dancken vnd von hertzen bitten, das er seiner gnedigen verheissung nach sein liebes Wort weit ausbreitte vnter Juͤden, Tuͤrcken vnd Heiden vnd an allen orten der Welt, aus allen Voͤlckern, jhme eine Kirchen samlen vnd genediglich erhalten.
730 Aber
Jlliricus vnd
Gallus sollen auch mit vnns Gott billich loben vnd dancken, das er aus sondern
731 genaden inn diesen Landen offentlich, in Schulen vnd Kirchen, die reine Lehr Gottes Worts erhalten, damit auch frembden oͤrtern vnd Nationen nuͤtzlich gedient. Vnd sollen mit vns Gott helffen bitten, trewlich das band des Friedes vnd Einigkeit des Geistes halten, auff das die reine Lehre Gottes Worts vns allen, vnsern nachkommen vnd andern zu gut inn diesen Landen, in Schulen vnd Kirchen, moͤchte blei
ben vnd erhalten werden. Vnd sollen [L 6v:] nicht ein solch gesperr, ergernus vnd vnruh mit jren falschen erdichten aufflagen vnd Calumnijs haben inn der Christenheit angericht, welches warlich nicht Christlichem eiuer,
732 zu erhalten die reine Lehre inn diesen Landen, noch Christlicher liebe gegen den frommen vnschuldigen vnnd armen lieben Christen, gleich siehet, sondern viel mehr Auffrhur, Zanck vnd widerwillen vnter den Leuten zu erregen vnd gleich raum vnd den weg vnseren Widersachern vnd dem Tuͤrcken zu aller zerstoͤrung vnd verwuͤstung des guten zu machen, das der liebe, barmhertzige Gott genediglich woͤlle verhuͤten vmb seines lieben Sons, vnsers Herrn Jesu Christi willen. Amen. Amen.
Beschlus.
Vnd habe also, christlicher lieber Leser, diesen gruͤndlichen bericht aller Handlungen von den [L 7r:] Adiaphoris, sampt meiner warhafftigen verantwortung, aus droben erzelten vrsachen, inn Druck woͤllen geben vnd muͤssen lassen offentlich ausgehen auff die falsche vnd vnerfindliche aufflagen, damit ich vnd andere viel fromme, gotsfoͤrchtige, gelerte Leute, hohes vnd nidriges standes, ja zur vnbilligkeit von
Jllirico vnd
Gallo beschwert vnd in die Welt ausgetragen sein worden. Vnd habe keinen zweiffel, alle liebe Christen vnd vnparteyische Leute, die diesen gruͤntlichen bericht vnd mein warhafftige verantwortung lesen, werden den Allmechtigen lieben Gott vnd Vatter vnsers Herren Jhesu Christi preisen vnd mir fuͤr solche Arbeit dancken vnd aus diesem allem wol verstehen, das kein sonderliche verenderung fuͤr
733 sey (daruͤber sie doch so schreien) vnd nur fast
734 auff den puncten stehet, die Confirmation an zu richten, welche nicht im brauch ist, die anderen punct oder Artickel aber, als Gebet bey den [L 7v:] Krancken, Priuata Absolutio, Ordenung bey der Messe, Kirchen Ornat, Chorrock, Apostel feste etc. seind noch inn vielen Kirchen dieser Land, vnd ist nicht mehr die enderung (Gott lob) zu thun, denn das inn den Kirchen, da der ding etlich gefallen, den anderen gleichfoͤrmig, es wider auffgericht, das ist die fehrlich
735 verenderung. Wenn man aber mit trotzigem mute zufuͤre
736 vnd wuͤrffe es abe,
737 da es noch ist, vnd sich also mit den andern, da es gefallen were, wolte vergleichen, das alle solche eusserliche Ordnung abgethan, da wuͤrde gewislich kein sorge sein der newerung oder des ergernis, sondern wuͤrde bey jnen eine grosse freidige
738 stercke vnd bekentnus des glaubens heissen. Denn das sucht der Satan, (der reiner Lehr vnd guter Ordnung feind ist) das er durch solchen trotz ein boͤses spiel erreget, das er dardurch das ander gerne in
hauffen stiesse.
739 Darumb huͤte sich ein jeder, vrsach darzu zu geben, bis das zu [L 8r:] einem ernsten leiden vmb noͤtiger sachen willen die stunde kompt, da helffe vns denn der liebe Gott. Jndes weiche vnd trage man das ohne verletzung der Gewissen ist so viel jmer moͤglich vnd sehe zu, das man ohne die eusserste, vnuermeidliche not die Kirchen nicht verlasse, weil doch die gantze meinung darauff stehet, die reine Lehre zu erhalten vnd darneben die lang begerte gleichheit inn diesen Landen anzurichten, sonderlich weil diese Occasion vorhanden, das dardurch grosser nachtheil zu uerhuͤten oder zum wenigsten die schuld vngebuͤrlicher wegerung
740 vns nicht zuzumessen. Vnd so gleich solche messigkeit bey vns nicht helffen oder angenomen werden solt, so were den Hauptartickeln doch nichts begeben,
741 denn ja nichts noͤttiges verschwigen, one das es mit aller demut vnd messigkeit wie billich gehandelt vnd in vorigem erbieten geblieben, vnd hetten also gethan, was man schuldig vnd sich alle zeit erbotten.
[L 8v:] Vnd ist zu uerwundern, das sie jetzo so hart sein, da doch, als Key. May. zu
Regenspurgk bey leben
Doctor Martini auch ein solch Buch lies
fuͤrlegen, nichts anders geschach, denn das mit grosser demut vnd glimpff,
742 was gemangelt, angezeiget worden vnd kein solch geschrey als jetzo darwider gemachet, welchs nur zu verbitterung vrsach gibt.
743 Warlich, die vmb solcher sachen willen jhre Pfarren verlassen, moͤgen darfuͤr wol rechenschafft geben, das sie jr armes Voͤlcklein jres Trostes berauben, das sie daruͤber gar abfellig gemachet, so sie doch neben solcher gelindigkeit viel hetten moͤgen erhalten. Diesen grossen Balcken solten sie erste aus den augen werffen, ehe sie vber den Splitter von den Adiaphoris so harte zancken.
744 Gott besser es. Es sol ja ein jeglicher den seinen zum besten rathen, in vnnoͤttigen dingen nicht zu zancken, dardurch sie sich selbst oder andere inn groͤssere gefahr nicht fuͤren vnd daruͤber [M 1r:] das so viel ehe verlieren moͤchten, das sie doch durch diese jre hertigkeit zu erhalten vermeinen, vnd da es je denn nicht fruchtbar sein solte, ist offt gesaget, das man denn den vnseren nichts zumessen
745 koͤnte, das sie was vnterlassen, das billich vnd moͤglich zu thun.
Vnd bitte dich, christlicher lieber Leser, du woltest mir zu gut halten, ob ich zuweilen ein scharpffes Woͤrtlein in diese meine verantwortung gesetzet, denn mich ja darzu gedrungen (wie droben auch gesagt) des
Jllirici vnd
Galli lesteren vnnd falsches deutten vnserer Wort vnd trewen Christlichen wolmeinung.
Vnd woltest bedengken, lieber Leser, weil sie mein Ampt, das doch nicht mein, sondern meines lieben Gottes ist, so hart vnd vilmals auffs geschwindest
746 angegriffen haben, das mir darzu stille zu schweigen keines weges hat
gebuͤren woͤllen, weil auch vnser lieber Herr Jhesus Christus nicht allein [M 1v:] von vns allen (vnd sonderlichen von denen, die inn offentlichen Predigt oder Lehrampt sein) erfordert bekentnus seines Worts, sondern auch mit seinem selbst Exempel lehret, das wir zu solcher falscher aufflag
747 nicht sollen stille schweigen oder billichen, denn da die Phariseer etc. Christo zu schuld gaben vnd felschlich aufflegeten, er triebe die Teuffel aus durch Beelzebub, jtem, er hette einen Teuffel vnd were ein Samariter etc, da stellet der Herr Christus ein starcke Apologiam an vnd verantwortet sich ernstlich, wie in Mattheo am xij.
748 vnd Luca am xj.
749 zu sehen, vnd in Johanne am viij. Capittel
750 spricht er: „Jch hab keinen Teuffel, sondern ich ehre meinen Vatter, jhr aber vnehret mich.“ Vnd ein wenig zuuor spricht er zu seinen Lesterern:
751 „Jr seidt von dem Vater dem Teuffel vnd nach ewres Vatters lust wolt jr thun.“ Dergleichen, da etliche dem lieben heiligen Paulo seine herrliche vnd troͤst-[M 2r:]liche Genadenpredigten Calumniose auslegeten vnd daraus felschlich volgerten, als sol er gesaget haben, „wir moͤgen vbels thun, das gutes daraus folge etc.“, da fellet er selbs, der liebe Paulus, vber seine Lesterer warlich ein hart vnd erschrecklich vrtheil vnd spricht mit duͤrren
752 Worten: „Welcher verdamnus ist gantz recht“, Roman. am iij. Capittel.
753
Solcher gestalt sich auch der liebe Vatter Augustinus (ad Articulos falso sibi impositos.)
754 muste verantworten, da er wider die Pelagianer die Lehre vonn der Genaden vnd Glauben emsiglich verfochten. Vnd ob er wol hette moͤgen bedencken, sie wuͤrden jme auch die selbige vnfelschlich gedeuttet nicht lassen, (wie sie denn solche Absurda daraus zogen, die in keines Menschen hertzen jemals nicht sollen fallen) gleichwol thet der heilige Lehrer sein verantwortung. Vnd moͤchte bede aus der heiligen Schrifft vnd der lieben [M 2v:] Heiligen Veter Schrifften viel Exempel anzeigen, wie sie sich wider falsche Aufflagen so ernstlich verantwortet haben. Doch wir woͤllen hieruͤber nicht ferner zancken vnnd den Teuffel erfrewen, sondern ernstlich bitten nach der Lehre des Heiligen Pauli, das wir in Christo Jhesu eines sinnes vnd
meinung sein,
755 wie der Son Gottes fuͤr
756 seinem heiligen Todkampff selbst fuͤr vns gebeten,
757 solches er inn vns auch genediglichen woͤlle erfuͤllen, der mit dem Vatter vnd dem heiligen Geist ein einiger warer Gott ist, gelobet vnd gebenedeyet in Ewigkeit. Amen.
[M 3r:] Psalmo. CXVI:
758
„Jch glaube, darumb rede ich. Jch werde aber sehr geplaget.“
Psalmo. CXX:
759
„Jch halte Friede, aber wenn ich rede, so fahen sie Kriege an.“
Psalmo. CIX:
760
„Fluchen sie, so segene du. Setzen sie sich wider mich, so muͤssen sie zu schanden werden, aber dein Knecht muͤsse sich frewen.“
[M 3v:] Roman. X:
761
„Denn so man von hertzen glaubet, so wird man gerecht. Vnd so man mit dem Munde bekennet, so wirdt man Selig.“
Galat. I:
762
„Wenn ich den Menschen noch gefellich were, so were ich Christus Knecht nicht.“
[M 4r:] Gedruckt zu
Leipzig durch
Valentin Bapst.
763
Anno
1550