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Nikolaus von Amsdorf: Dass Doktor Pommer und Doktor Major mit ihren Adiaphoristen Ärgernis und Zertrennung angericht (Magdebuig 1551)
bearbeitet von Hans-Otto Schneider
[Inhaltsverzeichnis]
[A 1v:] Es gehet vns hie zu Magdeburgk eben wie es Doctor Martinus, heiliger gedechtnis a , 1 mit Ecolampadio2 ging. Derselbeb vnd sein gesel3 Zwingel4 fingen an den keiff5 vnd zanck vom Sacrament vnnd sprachen darnach, Doctor Martinus machte zanck vnnd hader als einer, der keinen fried halten koͤnte noch wolte. Nu brachten sie vnnd Doctor Karlstat6 von erst7 die alte ketzerey vom Sacrament herfuͤr vnd vertedigeten sie mit viel schrifften, ehr8 Doctor Martinus ein wort widder sie sagte oder schreib.c Da sies nu so hefftig an9 auffhoͤren trieben, muste Doctor Martinus, heiliger gedechtnis, aus grosser not, vnser Christliche Lehr vom Sacrament zu erretten, wider sie schreiben.10 Da wurden sie zornig vnnd begerten von jhm, ehr solt vmb Christlicher liebe willen stille schweigen vnd friede halten. Dieweil ehrs aber mit gutem gewissen nicht thun kont noch solt, nach dem es die reine Lehr vom heiligen

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Sacrament betraff, da sagten sie, ehr richte vnfriede, ergernis vnnd trennung an, schuben also die zwitracht vnnd vneinickeit, so sie angefangen hatten, auff Doctor Luther, heiliger gedechtnis. Eben also11 thun auch jtzunt mit vnns D. Pomer12 vnnd Georg Maior. Sie haben mit jhrem Interim vnnd newer ordenung grosse ergernis, trennung vnnd spaltung angericht, die Kirchen zuruttetd 13 vnd geergert,14 die gewissen verirret,15 vnnd solchen schaden gethan, das die Kirchen Christi nimmermehr vberwinden werden. Vnnd dieweil wir solchs nicht haben willigen noch annehmen kuͤnnen, sondern aus hoͤchster not der Christlichen Kirchen vnnd gewissen halben jhn haben einreden16 muͤssen, so sind sie bitter vnd boͤse worden vnnd geben vns schuld, das wir zer-[A 2r:]trennung vnnd spaltung angericht haben. Vnnd ist des schmehens vnd lesterns kein mas noch ende; in allen jhren schrifften muͤssen wir herhalten17 vnnd geschendet18 werden, das wir trennung vnd spaltung anrichten, vnnd ist jhres rhuͤmene vnd entschuͤldung kein auffhoͤren, wollen in allen dingen recht vnd wol gethan haben. Darumb werde ich verursacht, jhn jhren deckel19 abzuzihen vnd vnser vnschult an tag zu bringen, das jhr heuchelnf vnnd liegen20 jederman kunt vnnd offenbar werde, vnnd sage, das sie vnns gewalt vnd vnrecht thun vnnd kuͤnnens nimmermehr beweisen noch nachbrengen,21 das wir trennung vnd spaltung angericht haben. Denn wir haben nichts newes angefangen, nichts mutirt22 noch geendert. Sie seind von vns zum Bapst vnd wir nicht von jhn23 gewichen. Sie haben sich von vnser Lehr vnd Religion gesondert vnd newe mutationes24 vnnd ordnung in jhrem Interim gesatzt25 vnnd geordent Vnnd damit nicht allein vor sich zwitracht vnnd spaltung angericht, sondern auch jderman zum abfal bewegt vnnd diejenigen, so jhn eingered26 haben, verdampt vnnd dem Teuffel gegeben,27 eben wie die Papisten allezeit den Christen gethan haben. Wir aber seind stille gesessen, nichts genewert, alterirt28

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noch verendert, vnnd seind von vnser erst entpfangen Lehr vnnd Religion nye gewichen noch abgefallen. Darumb koͤnnen wir kein ergernis, spaltung noch trennung angericht haben. Solten wir damit ergernis vnnd anstos machen, das sie inn jhrem Interim von der Lehr vnnd Religion, so sie vber xx. jar fuͤr Christlich geacht vnnd mit vns zu gleich gehalten haben, abgefallen seind? Solten wir darumb ergernis vnnd trennung anrichten, das sie die alten wolgeordenten Caeremonien abgethan vnd newe an jhre stat geordent vnd eingesatzt haben? Solten wir damit er-[A 2v:]gernis, trennung vnd spaltung anrichten, das wir bey der entpfangenen Lehr vnd Religion bleiben vnnd beharren? Solten wir damit trennung vnnd spaltung machen, das wir von den Caeremonien Jhesu Christi, vnsers lieben Herrn, nicht weichen wollen? Solten wir damit ergernis vnnd zwitracht anrichten, das wir jhre menschentreume vnd -tradition nicht wollen annemen? Noch29 seind sie so frech, kuͤne vnd vnuerschempt, das sie von vns sagen vnd schreiben, wir kuͤnnen keinen fried halten, haben trennung vnd spaltung angericht. Pomer vnnd Maior rhuͤmen sich der einigkeit vnnd grossen friedes, grosses nutz vnnd frommen,30 so sie der Kirchen geschafft haben, so sie doch die reine lehr vom glauben, Sacramenten vnd der Bus verfelschet, des Antichrists Gotsdienst widerauffgericht, newe tradition erdacht vnd alles inn jhrem Interim mutirt vnd geendert haben. Heisset das fried vnd einigkeit gehalten? Kan man damit nutz vnd frommen der Kirchen schaffen? So ists gewis war, das Georg Maior vnnd seine gesellen die besten vnnd nuͤtzesten Diener der Kirchen sind auff erden! Dieweil aber dadurch nort31 vnfried vnd zang entstehet, die kirchen zutrennet vnnd zuruͤttet werden, so folgtg vnwidersprechlich, das der Maior mit seinen Adiaphoristen nicht anders den trennung vnnd spaltung angerichtet haben, so wir dagegen mit vnser bekentnis vnd bestendigkeit hie zu Magdeburgk mit grosser fahr die gantze Christenheit vnd sonderlich vnser Kirchen bey reiner lehr erhalten. Vom Pomer wollen wir darnach reden, jtzt frage ich Georg Maior: Wer wil32 das wort „Sola“ im Artickel der iustification, jtzt so es am hoͤchsten von noͤten ist, nicht streitten? Wer schreibt, das der glaub furnemlich selig mache, gute werck zur seligkeit noͤtig sein, daraus folgen [A 3r:] wil, das die liebe mit dem glauben den menschen from vnd gerecht mache? Wer hat den Antichrist fur den Obersten Bischoff der Christlichen Kirchen angenommen? Wer hat des Antichrists Meßbischoff fur seine ordinarios pastores erkant vnd angenommen? Wer hat die Diener des Euangelij den Wolffen vnterworffen, das sie sich von jhn sollen schmiren33 vnd weihen lassen? Wer hat das verbot der speise, das mann auff den Freitag vnd Sonnabent nicht sol Fleisch essen

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oder feil haben,34 angenomen vnd gewilligt? Wer hat ein new Spectakel-Messe, der alten Opfermesse gantz gleich, angericht vnd geordent? Wer hat sich mit dem Antichristischen Stul zu Rom vnnd seinen Meßbischoffen verglichenh vnd vereiniget? Wer hat die prediger zu Torgaw vnnd andere mehr, das sie auff35 die mutation vnnd newen Caeremonien gepredigt haben, abgesetzt vnnd veriagt?36 Haben wirs zu Magdeburgk gethan? Haben wir solche newerung angefangen? Haben wir die alten Caeremonien mutirt vnnd geendert vnd newe geordent? Wie kuͤnnen wir denn trennung vnd spaltung angericht haben, wie vnns Georg Maior schentlich anleugt?37 Er spricht, inn vnnoͤtigen dingen sol man keine trennung anrichten, sonderi fried vnnd einigkeit halten. „Solten wir,“ spricht er inn seinem Buch, „vmb des Chorrocks oder Meßgewands willen spaltung vnd trennung anrichten? Da behüte vns Gott fuͤr!“ Ja wol behuͤt, hat er doch zuerst mit dem Chorrock sich von vns gesondert vnnd solche spaltung angefangen Vnd inn vnsern Kirchen, darinne gut fried vnnd einigkeit war, trennung angericht! Dieweil wir nu inn sein Fuchsschwentzen38 nicht willigen, noch seiner heucheley folgen woͤllen, so muͤssen wir die zwitracht vnd spaltung angericht haben. [A 3v:] Nu wissen wir sehr wol, das der Chorrock nichts ist. So wissen sie auch sehr wol, wenn sie es sonst wissen wolten, das wir vmb den blossen Chorrock nicht streitten, sonderj darumb, das es der Bapst haben wil, das wir mit jm inn allen seinen Caeremonien sollen eins sein; das wollen wir nicht thun, sollen vnnd koͤnnens auch nicht thun, wir wolten denn aus dem Reich Christi inn des Antichrists Reich tretten. Solchs wissen sie ausdermassen39 wol, noch darff40 der schentliche Heuchler Georg Maior sagen vnd schreiben, das wir inn geringen, vnnoͤtigen dingen spaltung vnnd trennung anrichten, die er doch selbst mit dem Chorrock angericht vnnd angefangen hat. Worumbk hat er solch geringe, mittel,l vnnoͤtig ding vmb friedes willem nicht nachgelassen?41 Worumb hat er mit einem solchen vnnuͤtzen mitteldinge, da nichts angelegen ist, denn zangn vnd hadder mit vns angefangen?

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Nu hat er nicht allein inn diesen geringen dingen, als der Chorrock vnd desgleichen ist, sonder in den hoͤchsten vnd wichtigesten sachen des glaubens, den zango vnnd hadder angefangen. Es were denn ein geringe, vnnoͤtig ding, das Georg Maior den Antichrist angebett vnnd sich mit jhm verglichen42 hat? Es were denn so ein geringe, vnnoͤtig ding, das Georg Maior das malzeichen vom Thier an sein stirn vnd hand genommen hat, auff das er keuffen vnd verkeuffen mag?43 Jst das so ein geringe ding, das Georg Maior des Antichrists Meßbischoff fur seine ordinarios pastores erkant vnd angenommen hat? Solchs koͤnnen vnd sollen wir nicht billichen, willigen44 noch annemen. Darumb muͤssen wir den zangp vnd hader angericht haben, wir wollen oder wollen nicht. Dis seint auch die vrsachen, darumb wir mit jhn fechten vnd streitten, welchen streit sie vnd nicht wir ange-[A 4r:]fangen haben. Denn sie das Interim vnnd die newe ordnung von erst geschrieben haben, derhalben wir sie angefochten haben, nemlich darumb das sie die Wolffe vber die Schaff Christi zu Hirten gesatzt haben, darumb das sie sich mit dem Antichrist vnnd seinen Meßbischoffen verglichen haben, darumb das sie das wort „sola“ nicht streitten. Das seint nicht geringe, vnnoͤtige mitteldinge, sondern die hoͤchsten, hochwichtigesten vnd noͤtigsten dinge, welche sie inn jhrem Interim widder vnser reine lehr des Christlichen glaubens gesatzt, geordent, gewilligt vnnd angenommen haben, welchs wir on verletzung vnser gewissen nicht haben koͤnnen willigen noch annemen; vmb derselben hochwichtigen dinge willen vnser Kirchen bey der reinen lehr zu behalten, haben sie vns aus hoͤchster not wider sie zu schreiben gedrungen. Denn wir wollen, ob Gott wil, vom Antichrist gar nichts vberal45 annemen, vnnd wens viel wenigerq denn ein Chorrock wehr. Wir wollen mit jhm nicht eins46 sein vnnd gar keine gemeinschafft mit jm haben vnd inn seiner Kirchen nicht erfunden47 werden. Sondern wir wollen die Regel vnd lehr des lieben Johannis halten, da er spricht: „Gehet aus von jhr, mein volck, (das ist von Babilon, der Roͤmischen Kirchen) das jr nicht teilhafftig werdet jhrer Suͤnden, auff das jr nicht entpfahet etwas von jhrer plagen, denn jre Suͤnden reichen bis inn den Himel vnd Gott gedenckt an jhren freuel“ 48 etc. Nach dieser warnung vnnd lehr wollen wir vns halten vnnd wollen kein Chorhemd anziehen, keine Messe halten sehen noch hoͤren, denn wir wollen vns mit dem Antichrist nicht vergleichen, noch mit jhm eins sein, wollen von der Babilonischen Huren vnd jhrem Thier, das sie jtzt tregt, kein malzeichen an

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vnser Stirn nemen, sondern so lange er Christi, vnsers lieben [A 4v:] Herrn, feind ist vnnd bleibt, wollen wir auch seine Feinde sein vnd bleiben. Nu las ich freunde vnnd feinde richten, ob diese stuͤck, darumb wir zancken vnd haddern, geringe, vnnoͤtige mitteldinge seint, oder ob es hochwichtige vnnd noͤtige vrsachen seint, dem Antichrist vnnd seinen Heuchlern zu widerstreben. Worumb geben sie vns denn dem Teuffel, dieweil wir widder den Antichrist vnd seine Gottlose Interim fechten vnd streiten? Worumb heissen sie vns newe Propheten, dieweil wir nichts newes lehren noch angefangen haben? Georg Maior vnd seine gesellen haben im Leibtzigischenr Interim newerung beide inn der lehr vnd Caeremonien angefangen, vnnd nicht wir. Darumb seint sie warhafftig die newen falschen Propheten, so die welt verfuͤhren sollen.49 Sie vnd nicht wir haben Teuffelslehre angenomen vnd gewilligt, darumb hat sie vnd nicht vns der Teuffel erregt. Derhalben, wer vns zeihet,50 das wir trennung, spaltung vnnd ergernis angericht haben, der thut vns gewalt vnd vnrecht. Wer het aber gemeint,s das Georgt Maior so ein gifftiger heuchler gewest were, das er vnschuͤldige leut, die Diener der Kirchen zu Magdeburgk, on allen grund vnnd vrsach so het schmehen vnnd lestern sollen, das er den keiff vnnd zangu vom Chorrock von sich auff vns schieben solte, so er doch vnnd seine gesellen den Chorrock von erst wider angezogen vnd den hadder erregt haben. Wars doch fein still vnd guter fried vnter vns, worumb haben sie vmb eins nichtigen, geringen dings willen, den Chorrock, da nichts angelegen ist, den fried gebrochen? Worumb wolten sie mit des Antichrists Kirche lieber eins sein denn mit der Kirchen Christi? Worumb wolten sie vns lieber [B 1r:] zu feinden haben denn die Bisschoff? Aber es ist kein wunder, es seind leute, die gelt vnd gut verachten. Vnd dieweil wir gros gelt vnd gut, land vnd leute haben,51 so fragen sie nicht viel nach vns, darumb seind sie nicht zu uerdencken, das sie von vns gewichen vnd vnser feinde worden sind. Aus dem vorigen folgt weiter, das alles, was Georg Maior widder vnns schreibt, das schreibt er widder sich, vrteilt vnd verdampt sich selbst. Denn so schreibt er im xix. Sermon an Rat zu Mersburgk:52 „Was aber fuͤr ein ergernis des Chorrocks halben zu dieser zeit erregt, ist jdermenniglich wissentlich, vnd wer vrsach dazu geben hat, das wird zur selben zeit fuͤr dem

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richtstul Christi gerichtet vnd geurteilt werden.“53 Diese wort, damit er vns sticht vnnd verdampt, treffen jn selbst, vrteilen vnnd verdammen jn. Denn, wie gesagt, er hat diesen zanck vnnd hader mit dem Chorrock angefangen, denn da es stil vnd guter friede vnter vns war, da zoch er den Chorrock mit seinen gesellen an vnnd noͤtiget die andern auch dazu, gleich als wers ein artickel des glaubens, wolt also mit vns nicht eins sein, sondern sunderte sich von vns abe vnnd weichv zum Antichrist vnnd seinen Meßbisschoffen; mit denw wolt er eins sein, vnnd jhnen zu ehren vnnd gefallen hat er diese spaltung vnd trennung angericht, das sie des Bapsts hauffen groͤsser vnnd hoͤcher geacht haben denn vns, das kleine heufflein, darumb schreibt er, je neher jhex besser. Jch moͤcht auch gern die vrsach wissen, worumb er vns die newen Propheten schilt vnnd lestert? Wir bleiben jhe bey der alten Lehr vnnd Religion des heiligen Euangelij vnd sind nye davon gewichen, haben auch nicht ein harbreit54 vorendert, nichts news angefangen; noch55 ist er so kuͤn vnnd frech, das er vns die newen Propheten schelden darff, so er doch selbst ein rechter newer vnd fal-[B 1v:]scher Prophet ist, der ein new, vnerhoͤrt vnnd vnmuͤglich dinck anfehet, nemlich das er wil zugleich ein Christen sein vnd auch ein Papist Vnd wil zweien Herrn, Christo vnd seinem Antichrist, zu gleich dienen56 vnd lieben, sie beide, Christum vnd Belial,57 ehren vnd anbeten, die feindschafft zwischen der Schlangen vnd Weibes samen58 auffheben vnd also das Creutz vnnd die verfolgung vom Euangelio gar wecknehmen. Das ist, mein ich, ein rechter newer falscher Prophet, der ein solch newe vnmuͤglich ding anfehet, wie Christus, vnser lieber Herr, sagt: „Niemand kan zweien Herrn dienen.“59 Trotz sey jhm geboten, das er vns auch ein vrsach also anzeige, worumb er vns newe Propheten schilt, wie wir jhm angezeigt haben, das er wil zu gleich ein Christen vnd ein Papist sein. Vnd dieweil wir jhm in solchem vnmuͤglichen vnd vnchristlichen stuͤck nicht haben folgen wollen, so hat er vnd die seinen mit vns ein hadder vnd zanck angefangen vnd gibt vns die schuld, das wir spaltung vnnd trennung gemacht haben. O du frommes kint! Nu, vnser Herr Jhesus Christus, der wirdts finden vnd richten; wir wollen jhm mit S. Paulo antworten: „Jst jemand vnter euch,

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der lust hat zu zancken, der wisse, das wir solche weise nicht haben, die gemeine Gottes auch nicht.“60 Dieweil er auch im selbigen Sermon mit hefftigen worten diese sache dem Herrn Christo zu richten vnnd erkennen heimgegeben61 vnnd diesen zanck vnnd hader angefangen hat, so hat er warlich ein schwer, gestrenge gericht vnd vrteil auff sich geladen vnd mag zusehen, wie er das verantworten wil, das er von vns zum Antichrist gewichen vnd sich mit jhm vnnd seinen Meßbisschoffen des Chorrocks etc. halben verglicheny vnd vereiniget hat, da-[B 2r:]durch er diese trennung vnnd spaltung erregt hat. Vnnd ist von jhm ein grosse leichtfertigkeit, das er in einer solchen boͤsen sachen sich auff Gottes gericht beruffen darff.62 Er thut aber, gleich wie er vor63 auch gethan hat, das er diejenigen, so er vorhin in Gottes acht gethan,64 jtzt am hoͤchsten lobt vnnd erhebt, spilt also mit vnserm Herrn Gott, gleich ob er ein goͤckelman65 were, ohn zweiffel vmb des heiligen Geists vnd  z gewins willen. Derhalben wird er billich fuͤr ein newen Heuchel-Propheten geacht vnd gehalten, das er Gott vnd Belial, Christum vnd sein Antichrist, die Christen vnnd Papisten hat vergleichen vnnd vereinigen wollen. Wie er sich denn mit jhn seins beduͤnckens66 verglichen hat. Solche newe, Gottlose vnnd vnmuͤgliche ding haben wir nicht angefangen, sondern er, wie offt gesagt, hats angefangen vnd gehet davon vnnd wisschet das maul67 vnnd spricht darnach, wir zu Magdeburgk habens gethan. Worumb denn? Darumb das wir nicht thun wollen, was der newe Heuchel-Prophet haben wil. Er wil vnnd heist vns in seinem Interim den Antichrist anbeten, vnnd dieweil wirs nicht thun wollen, so muͤssen wir zancker vnd keiffer heissen. Das sind, mein ich, fromme kinder, die alle schande, ergernis vnnd laster anrichten vnd darnach auff ander leute schieben vnd legen. Gott gebe, das sie es erkennen. Er solt freilich vmb eins solchen geringen, vnnoͤtigen mitteldinges willen, als der Chorrock ist, sich von vns nicht abgesundert vnd getrennet haben, so hette er die regel Augustini ad Ianuarium, so er in gedachten predigten anzeucht,68 recht gehalten. Aber er muste sich mit den Meßbisschoffen verglei

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chen, ich kan wol dencken: vmb Christus willen, der den Chorrock vnnd die Messe eingesatzt vnd gestifft hat. [B 2v:] Vnd wiewol aus dem Leiptzigischen Interim kunt vnd offenbar ist, das Doctor Maior sich mit dem Bapst vnnd seinen Meßbischoffen verglichen hat, den Bapst fuͤr den oͤbersten Bisschoff vnd die andern Bisschoff fuͤr seine ordinarios pastores erkant vnnd angenommen hat vnnd das wort „Sola“ nicht mehr streitetaa vnnd also gantz vnd gar von vns ins Bapsthumb gewichen vnd getretten ist. So schreibt er doch oͤffentlich vnuerschempt inn seinem Buch an Koͤning von Engeland,69 das er von der reinen Lehr nye gewichen noch abgetretten, sondern stetz dabey geblieben sey. Vnd ob er wol daselbst vnd sunst sich der reinen Lehre rhuͤmet, so ists doch eitel heucheley, dieweil er mit der that dawidder thut, nemlich das er widder Gottes wort, geist vnnd glauben sich mit dem Antichrist verglichen vnd vereiniget hat. Denn wie kan er sein bekentnis der reinen Lehr von hertzen vnnd mit ernst meinen, dieweil er des Antichrists Gottesdienste widderumb auffgericht hat? Die reine Lehr, so er  ab vmmer70 rhuͤmt vnd im maule hat, leidet nicht, das man mit dem Antichrist eins sey vnnd friede mit jhm habe. Non ueni mittere pacem etc. Sie leidet inn keinen weg, das man den Wolff fuͤr einen Pastor vnd Hirten erkent71 vnd annimpt.ac Die reine Lehr leidet nicht, das man auff beiden achsseln trage72 vnd beiden Herrn, dem Herrn Christo vnd seim Antichrist, diene.73 Darumb hilfft jhn sein bekentnis nicht; es hilfft jhn sein rhuͤmen nicht vmb ein harbreit; er mus ein abtruͤnniger Mammeluck74 sein vnnd bleiben, er bekenne denn vnnd widderruffe sein jrthumb oͤffentlich. Vnd ist ein wunder, das D. Maior in seinem Buch an Koͤningad von Engeland seinen jrthumbae vnnd abfal so theur vnnd hoch verleugnen vnd entschuͤldigen darff, daaf er schreibt, er sey von [B 3r:] der Augspurgischen Confeßion nye gewichen, er wolle auch nimmermehr davon abfaln noch weichen, so jhn doch das Leiptzigische Interim hel vnnd klar vberzeuget75 vnd vberweiset,76 auch die that

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an viel oͤrtern. Darumb ists vergeblich vnd ein vnnuͤtze ding, das er alle Christen vmb Gottes willen bit, das sie den luͤgenschrifften vnnd gemelden77 nicht gleuben wolten, die da sagen, das er von der reinen Lehr sey abgefallen, das Bapstthumb widerumb auffzurichten vnd damit das volck von Christo zu fuͤren; dis sind seine word, damit er vns sticht, vnnd sagt weiter von vns „die durch jhre heucheley vnnd ertichte bestendigkeit die Kirchen zuruͤtten vnd betruͤben“.78 Haec Maior vngeferlich.79 Nu ists ein wunder, das Georg Maior sein abfall so offentlich verleugken darff,80 so doch sein abfal im gantzen Reich vberall kunt vnd offenbar ist. Dieweil er denn den abfal so offt verleugkent, so mus ich auch so offt, das michsag selbst verdreust, seinen abfal repetirn.81 Jst das kein abfal von der Augspurgischen Confeßion, das sie das wort „sola“ nicht mehr streitten? Jst das Christum nicht verleugkent, das sie den Antichrist anbeten, jhm vnterthenig vnd gehorsam sein? Jst das kein abfal vnd verleuckung Christi, das sie die Diener des Euangelij dem Antichrist vnterworffen haben, das er sie ordinirn vnd weihen sol, so ehr doch vnd seine Bischoff niemandt denn zur Opfermesse schmirenah vnd ordinirn? Das Georg Maior solches alles gethan, gewilligt vnd angenomen hat, ist durch die gantze Deudsche Nation kunt vnd offenbar. Derhalben er auch dadurch von der reinen lehr des heiligen Euangelij abgefallen vnd abtruͤnnig worden ist vnd hat Gott vnd seinen Christum verleugkent, vnnd wo er diese ernste schrifft vnd vermanung nicht zu hertzen [B 3v:] nimpt vnnd sich bekeret,ai so wird er wol ein abtruͤnniger Mammeluck bleiben, er putz vnd schmuͤck sich, wie er wole. Wir schreiben dis nicht aus furwitz oder widerwillen, das mag er freilich gleuben. Duͤrfften wir vnsern Christlichen namen, Gottes wort vnd ehre nicht retten noch vertedigen vnd auch nicht gerne sehen, das sie sich erkenten, so solt diese schrifft wol nachblieben82 sein. Es stuͤnde jhm auch wol an, das er die heucheley, die er vns aufflegt,83 inn specie anzeigte, wie wir jhm seine luͤgen vnnd heucheley angezeigt haben, sonst dencktaj jederman, ehr rede solchs wider vnns aus lauter bosheit, neid vnnd haß, so jn gantz verstockt vnd verblent hat. Vnnd das er inn seinem hertzen nicht guts von vns denckt, zeigen seine wort an, das er vnser bestendigkeit so schmehet vnnd lestert vnd sie ein ertichte bestendigkeit heisset,84

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on zweiffel vmb des grossen gewins willen, den wir davon haben, Creutz vnd verfolgung, vnnd85 seinen schentlichen abfall, so kein mensch loben kan, so entschuͤldiget, lobet vnd preiset, ia gantz vnnd gar verleugkent vnnd fur ein dienst vnnd nutz der Kirchen achten vnnd halten darff. Gott were dir, Sathan! Das er aber inn seinem Buch an den Koͤnig von Engeland widder den Bapst vnd die Messe schreibt, das ist vnnd kan nicht sein ernst sein. Denn wo es jhm von hertzen ginge vnnd sein ernst were, widder die Messe zu schreiben, so wuͤrde er inn die newe Messe, so der alten Opfermesse gantz vnnd gar gleich ist, nicht gewilligt noch sie angenomen haben. Desgleichen wo er mit ernst auß rechtem glauben widder den Bapst schriebe, so wuͤrde er den Bapst fur der Christen obersten Bischoff nicht erkant noch angenomen haben; darumb seints eitel wort vnnd Federn,86 was er schreibt. Daraus erscheint,87 das er nicht [B 4r:] vmb der warheit willen, sondern vmb grosses gewinsak willen, so er von einem solchen mechtigen Koͤnig hoffet, wie das die lange praefatio vnd das lob vnd Historien der Koͤnige zu Engelant wol zu uerstehen geben, geschrieben hat. Dieweil er vnter dem Antichrist inn seiner Kirchen sein wil, so kan er vnter Christo inn seinem Reich nicht sein noch bleiben. Darumb kan er auch von Christo vnd seiner Kirchen nichts mit ernst reden noch schreiben, denn es stehet geschrieben: „Niemant kann zweienal Herrn dienen.“88 Das er aber widder den Bapst vnnd die Messe zu schreiben sich jtzt vnterstanden hat, das macht, das der wind aus dem vorigen loch wenigam wermer bleset denn fuͤrm jare,89 darumb henget er seinen mantel darnach,90 das er fur ein meister gelernet hat.91 Vnd das solchs war sey, so halt man sein schrifft an die Behmen fuͤrm kriege92 vnd die erste praefation vber sein Psalterlein93 gegen der Adiaphoristen

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schrifften vnnd sonderlich gegen dem gruͤndlichen bericht der hendel,94 so wird man seine bestendigkeit wol spuͤren vnd finden. Denn die erste praefation hat er jtzt geendert vnnd viel außgelassen,95 damit er jederman zu erkennen gibt, das er inn den jtzigen oder vorigenan schrifften wider sein eigen hertz vnnd gewissen gehandelt hat, wie denn dasselbige nach der lenge, wils Gott, bald an tag komen sol. Er schreibt auch, wir stehen im nach leib vnnd leben.96 Jst er erlich vnd redlich, so zeig er ein wort oder geberde von vns an, daraus man ein argwon97 nemen moͤcht, das wir jhn zu beschedigen dechten, so sol er war geredt haben. Wird er aber das nicht thun, so hat er vns boͤßlich angelogen.98 Eins wissen ao wir wol, das der heilige geist inn seiner schrifft diejenigen luͤgner vnnd bluthunde heisset, so menschentradition lehren vnnd verteidigen,ap wie sie thun. [B 4v:] Darumb moͤgen sie zusehen, das sie dieser titel – luͤgner vnd moͤrder – nicht betreffe, des wir sicher vnd gewis sind,99 denn wir lehren noch vertedigen kein menschentradition. Wir wissen, Gott lob, auch wol aus der heiligen schrifft, das wir die falschen lehrer, vnser feinde, nicht beleidigen100 sollen, weder an leib vnd gut;101 aber das gebuͤrt vnns, den Wolff anzuschreien vnnd wider inn zu bellen, das wir nicht als vntrewe vnd stumme Hunde102 erfunden werden, die Christi, vnsers lieben Herrn, Schafe den Wolff fressen vnnd aus dem Reich Christi ins Bapsthumb vnnd dasaq Antichrists Reich fuͤhren lassen. Hat Georg Maior aus furcht vnnd menschlicher schwacheit gesuͤndiget, so wird er dis schreiben nicht verachten, sonder sich erkennen vnd bekeren vnd hinfort sich nicht mehr entschuͤldigen – wo nicht, so fahr er hin; wir haben einen richter, der wirds wol finden.

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Nv wollen wir besehen, was Doctor Pomer von vns auff der Kantzel sagt vnd inn seinem buch von den vngebornen kindern103 schreibt. Er gibt vns viererley schult: erstlich spricht er, der Teuffel hab vns erregt, wir thun den kirchen grossen schaden, wir halten keinen fried vnd machen, das die Christliche prediger veriagt werden. Jch meine, er hab das maul weit genug auffgethan wider die vnschuͤldige diener Christi. Denn er kan nicht einen einigen104 falschen odder irrigen Artickel jhrer lehr vnd predigetar beweisen noch anzeigen vnnd darff105 gleichwol offentlich schreiben, der Teufel as habe sie erwecket. Kompt solch erdicht vnd mutwillig schmehen vnnd lestern vom heiligen geist? Das laß ich sie selbst richten vnnd jederman erkennen, ob Doctor Pomer von Gott solche lesterwort zu reden erweckt sey. Auffs erste, das er sagt, der Teuffel hab vns er-[C 1r:]weckt, sage ich kurtz: Dieweil wir wider den Teuffel vnd sein Reich, wider den Antichrist vnnd seinen Roͤmischen hoff aus der reinen lehr desat heiligen Euangelij streitten vnnd kempffen vnd kein jrriger, falscher Artickel wider vnsern heiligen Christlichen glauben inn vnser lehr vnd Kirchen erfunden wird, so koͤnnen wir je vom Teuffel nicht erweckt sein. Wie solt der Teuffel vns wider sich selbst vnd sein Reich erwecken? Die der Teuffel erwecket,au die fordern106 des Antichrists Reich vnnd helffen das Bapstthumb bawen vnd widerumb auffrichten. Darumb solt Doctor Pomer billich anzeigen, womit vnd in welchem stuͤck wir des Teuffels vnd seins Antichrists Reich foͤrderten vnd bestetigeten. Dieweil er aber solchs nicht thun kan, so solt er des schmehens vnd lesterns vns vberheben107 vnnd bedechtiger von vns reden vnnd schreiben. Wie, wenn ich das spiel vmbkerte108 vnd spreche, das Doctor Pomer mit seinen Adiaphoristen, so das Leiptzigsche Interim geschmidet haben, vom Teuffel erweckt weren? Denn das Interim vnnd die newe ordnung richtet nicht inn einem stuͤck vnnd Artikel, sondern inn vielen, ia schier inn allen das Bapstthumb wider auff, damit sie des Teuffels vnd seins Antichrists Reich stercken vnd bestetigen. Jst der von Gott erweckt, der des Teuffels lehr, das verbot der speise, willigt vnnd annimpt?109 Das man am Freitag vnd Sonnabent nicht sol fleisch essen oder feil haben, welchs der Antichrist fuͤr ein Gottesdienst geordent, eingesetzt vnnd jdermanav zu halten geboten hat? Sind die

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vom heiligen Geist erweckt, so im Artikel von der iustification inn solcher nott vnnd grossem kampff wider die Meßbischoff das wort „sola“ nicht streitten wollen? Jst der von Gott erweckt, der das Interim im predigen nicht [C 1v:] nennet, noch wil nennen lassen, ia verbeut, dawider zu predigen? Sind die vom heiligen geist, die aus der communio populi ein Messe, ein Specktakel oder Kirchengeprenge machen, wie sie inn jhrem Interim gethan haben? Vnnd inn Summa: es ist on not,110 alle stuͤck vnnd Artickel zu erzelen, damit sie den Antichrist angebetet haben. Es koͤnnen die inn keinem wege111 vom heiligen Geist erweckt sein, die durch jhre newe ordnung vnnd Caeremonien, mutation vnd enderung des Teuffels Reich, das Bapstthumb, foͤrdern, stercken, bestetigen vnd widerauffrichten. Hie las ich richten Himel vnnd erde, welchs teil von Gott oder dem Teuffel erweckt sey: die zu Magdeburg, die wider den Teuffel vnd seinen Antichrist, wider des Teuffels Reich, den Roͤmischen hoff, vnd seine Caeremonien lehren, predigen vnd schreiben, oder die zu Wittemberg, so inn jhrem Interim oder newen ordnung dasselbige alles wider Gott vnnd sein wort vertedigen, schuͤtzen vnd hanthaben.112 Zum andern sagt Doctor Pomer, wir thun der Kirchen grossen schaden. Nu stuͤnde es einem alten Doctor sehr wol an, das er anzeigte, womit wir solchen schaden theten. Was leren, predigen oder schreiben wir vnrechts? Worinne jrren wir, davon die Kirche moͤcht schaden nemen odder leiden? Thun wirs damit, das wir ewre newe ordnung vnd Menschen-Caeremonien nicht wollen willigen113 noch annehmen? Thun wir damit den schaden, das wir die Wolffe, Bapst vnd Bisschoffe, fuͤr vnser ordinarios pastores nicht erkennen noch annemen wollen? Thun wir damit den schaden, das wir keine Messe, sondern allein Communionem populi haben vnnd leiden wollen? Oder vielleicht, das ich am besten gleube,114 thun wir damit den groͤsten schaden, das wir armen, vngelerten, gregarij [C 2r:] ministri uerbi,115 widder euch hochgelerten schreiben vnd euch einreden duͤrffen.116 Aber wir muͤssen aus hoͤchster not, vnsern Christlichen namen zu erretten, euch weiter einreden. Wie, wenn jr den groͤsten schaden thet117 vnnd die wol angerichten Kirchen zuruͤttet vnnd verwirret hettet? Zum ersten damit, das jr das wort „Sola“, da es die not widder die Meßbisschoffe fordert, nicht streiten wolt? Wie, wenn jr ein anstos vnd ergernis der Kirchen damit anrichtet, das jr ein Spectakel-Messe neben der Communion populi erdicht, geordent vnnd eingesetzt habt, so doch

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Christus, vnser lieber Herr, gar keine Messe bey vnd neben der Communion gestifft noch eingesetzt hat? Wer hat euch befohlen, neben der Communion populi widder Gottes wort, gebot vnnd befehl eine Messe anzurichten? Wie, wenn jr den Kirchen Christi ein vnuͤberwintlichen schaden thet damit, das jr die Schaff vnnd diener Christi, so er mit seinem theuren blut erkaufft hat, dem Wolffe befehlt vnd vnterwerffet? Hie richte abermal Himel vnd Erde, welchesaw theil den Kirchen Christi schaden thut: die, welche menschentradition vnd teuffelslehr der Christlichen Kirche aufflegen vnd dringen, oder die, welche dawidder fechten vnd streiten? Darumb moͤchte Doctor Pomer sich wol bedencken, was er redte vnd schriebe, vnd nicht so leichtfertig vnnd vnbedacht vnschuͤldige leut one grunt vnnd vrsach schmehen vnd lestern. Zum dritten sagt Doctor Pomer, wir kuͤnnen keinen friedeax halten. Hie frage ich meine freunde vnd feinde, welchs theil den friede bricht, zanck vnnd hadder anfehet: der, welcher stille sitzt, nichts newes anfehet, nichts mutirt noch endert, odder der, so alles newert, mutirt vnnd seins gefallens endert. Es spreche nu das vrteil, wer da [C 2v:] wolle, so kan man vns keinen vnfrieden, zanck, noch hadder zumessen odder aufflegen. Denn wir haben jhe nichts newes angefangen, mutirt, noch geendert, viel wenigeray jemand etwas newes auffgedrungen, wie Bapst Victor den Orientischen Kirchen das newe vnd veranderte Osterfest auffdringen wolt.118 Das wir aber wider die newe ordnung, mutationes vnd enderung geschrieben vnd geprediget haben, dazu haben sie vns vrsach geben, das sie disiunctiones vnd separationes angefangen, sich von vns disiungirt vnnd separirt, vnd mit zu den Meßbisschoffen coniungirt haben, das wir den Wolffen weren musten, das sie mit jhren menschlichen traditionen vnnd aufflagen die Schafe Christi nicht mordeten vnd auffressen Vnnd nicht wider vnter den Antichrist in sein reich gebracht vnd gefuͤrt wuͤrden. Jst aber das nicht ein jemerliche vnd verdriesliche plage, wenn der Wolff die Schaf fressen vnd der Hirte jhm weren wil, das man den zanck vnnd hadder vom Wolffe nemen vnd auff den Hirten schieben sol? Was ist das anders, denn den Wolff absoluirn vnd lossprechen vnnd die armen Schaf mit jhrem Hirten verdammen, den Wolff fuͤr ein friedsamen vnnd den Hirten fuͤr ein friedbrecher erkennen vnd halten? Solche iudicia vnnd vrteil muͤssen wir jtzund vom Pomer vnd Maior dulden vnd leiden. Zum vierden vnd zu letzt schreibt der Pomer, wir machen, das die Christlichen Prediger veriagt werden. Wie kuͤmpt das, odder wie gehet das zu? Das

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wir, so das Euangelium lauter vnnd rein, ohn allen menschlichen zusatz, lehren vnnd predigen vnnd widder den Antichrist vnd seine ertichte Caeremonien vnd Gottesdienste [C 3r:] so hefftig streiten, ein vrsach sein sollen, das die Euangelischen Prediger veriagt werden? Es ist kunt vnnd offenbar im gantzen Roͤmischen Reich, das das Keyserliche edict119 des veriagens ein vrsach ist vnnd nicht die vnschuͤldigen Diener der Kirchen zu Magdeburgk. Worumb ist denn der Pomer so vnbedechtig, das er vns solchs schuld gibt? Ach, lieber Gott, er wolt sich gern entschuͤldigen, aber es wil sich nicht entschuͤldigen lassen, denn es ist zu hell vnd offenbar, das die jeger120 jhre prediger aus des Keysers befehl, nicht vmb vnsers schreibens willen, veriaget vnd vertrieben haben. Vnd wenn wir gleich nie kein wort wider die newe mutation geschrieben vnnd beide Interim, groß vnd klein, angenomen hetten, so muͤsten sie doch die prediger vmb des Keysers edicts willen veriagt haben. Das aber die jeger vnser schrifft wider das Leiptzigischeaz Interim jren predigern zeigen, das thun sie darumb, das sie sich mit ewrem Interim entschuͤldigen, das sie nicht vnrecht thun, das sie die Lutherischen mit jrer lehr veriagen, dieweil ewer Interim die Lutherische lehr vnnd Religion verandert hat. Darumb jr vnnd ewer Interim – vnd nicht vnser schrifft – des veriagens ein vrsach seint. Ja der Keyser selbst vnnd viel abgefallene Kirchen troͤsten sich mit jhrer mutation vnnd enderung, das sie nu dafuͤr halten, die Lutherische Lehr vnnd Religion sey falsch vnnd vnrecht, dieweil die Theologen zu Wittembergk dieselbe jtzt durch jre Interim vnd newe ordination mutirt vnd verandert haben. Hettet jr mit vns feste gehalten, so kuͤnten sie jhres veriagens kein entschuͤldung furwenden. Nu aber ewrba ordnung vnd verenderung mit dem grossen Interim vbereinstimmen, so nemen sie beide vrsach sich zu entschuͤldigen, das sie recht vnd Christlich gethan haben: der Key-[C 3v:]ser, das er die Lutherische lehr in seim edict verdampt hat, die jeger, das sie die Lutherischen Prediger veriagt haben. Habt jr nu nicht ergernis vnnd anstos mit ewer mutation vnnd ordnung gegeben, so gebet sie noch121 vnnd machts besser. Jnn summa: Des Keysers edict ist des veriagens ein vrsach. Aber die Leiptzigische mutation vnnd ordnung ist ein vrsach, das die jeger sich ruͤhmen, das sie die Lutherischen prediger recht vnd billich veriagt haben; aber vnser schrifften zeigen an, das sie vnrecht vnd vnchristlich daran gethan haben. Dagegen bezeuget vnnd beweiset die mutation vnnd newe ordnung inn ewrem Interim, das sie recht vnnd wol gethan haben, denn ewre mutation vnnd ordnung macht die Lutherische Lehr vnnd Religion bey jhn verdechtig. Vnnd sonderlich das buch „Gruͤndtlicher bericht“122 lobt des Bapsts Caeremonien vber die masse, das es gute, loͤbliche

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Caeremonien seint. Derhalben sie solche Christliche gefallene Caeremonien wider auffgericht haben, welchs nicht anders laut, was Luther guts abgethan hat, das haben sie wider auffgericht vnnd zu rechte bracht. Solche wort solten noch wol ander leut bewegen, die Lutherische lehr zu uerlassen; aber Gott vergebe es jhm, der das spiel angefangen hat vnnd sich jtzt mit der Messe vnd dem Bapst weißbrennen123 wil.124 Vnnd ich sage noch weiter: Wenn der Keyser kein edict het lassen ausgehen, so wuͤrde er durch der Adiaphoristen schrifft, vnd sonderlich durch dis vergifftige125 buch „Gruͤndtlicher bericht der hendel“, genugsam verursacht, die Lutherische lehr zu uerdammen. Aber dis heist nicht ergernis vnd anstos geben, es heist nicht spaltung vnd trennung machen. Es heist nicht, Christum vnnd sein wort verleugken, sonderbb es mus eitel126 geist, fried vnnd einigkeit heissen. [C 4r:] Solchs solt der Pomer billich bedacht haben vnd die vnschuͤldigen nicht so leichtfertig wie ein Holhiplerbc 127 geschmehet vnnd gelestert haben. Jch bin auch einer aus den128 zu Magdeburgk, der allezeit (ehr ich auch jtzund widder gen Magdeburgk komen bin)129 die Interim angefochten habe; solt ich aber darumb vom Teuffel erweckt sein, wie der Pomer vns schendet vnd lestert? Mein glaub vnd gewissen haben mich erwecket vnnd gedrungen, den Wolff anzubellen, auff das ich durch mein stillschweigen nicht angesehen wuͤrde, ob ich mein lehr vnnd glauben, so ich inn meinem predigampt fast bey xxx. jarnbd gepredigt habe, jtzt, nu die fahr130 daher tritt, verleugkent hette. Vnd habe also diese be schrifft aus hoher notturfft,131 die reine lehr des heiligen Euangelij vnd meinen Christlichen namen widder D. Pomer vnnd Maior zu erretten, lassen ausgehen, auff das auch vnser volck, dem wir gepredigt haben, durch die Interim nicht verfuͤrt noch betrogen wFrden.bf

Textapparat
a gedechnis: B.
b Derselbige: B.
c schrieb.: B.
d zu ruͤttet: B.
e rhuͤmens: B.
f heuchlen: B
g folget: B.
h vergleichen: B.
i sondern: B.
j sondern: B.
k Warumb: B.
l mittel vnd: B.
m willen: B.
n zanck: B.
o zanck: B.
p zanck: B.
q weiniger: B.
r Leiptzigischen: B.
s gemeit: B.
t Gerg: B.
u zanck: B.
v wich: B.
w dem: B.
x je: B.
y vergleichen: B.
z kein gewinst: B.keins
aa streiten: B.
ab vmmer rhuͤmet: B.
ac Vgl. Act 20,28–30.
ad Koͤnnig: B.
ae jrthum: B.
af Dar: B.
ag mich: B.
ah schmirn: B
ai bekert: B
aj denck: B.
ak gewinst: B.
al zween: B.
am weinig: B.
an voͤrigen: B.
ao wisse: B.
ap vertedigen: B.
aq des: B.
ar predigt: B.
as hab sie erweckt: B.
at der: B.
au erweckt: B.
av jederman: B.
aw welchs: B.
ax fried: B.
ay weiniger: B.
az Leiptzigsche: B.
ba ewer: B.
bb sondern: B.
bc Holhipeler: B.
bd jaren: B.
be die: B.
bf wuͤrde.: B.

Kommentar
1 Die Verehrung Luthers begann bereits zu seinen Lebzeiten. Einer der frühesten ikonographischen Belege dürfte Hans Baldung Griens Darstellung Luthers als Mönch mit Heiligenschein und Taube des Heiligen Geistes aus dem Jahr 1521 sein, vgl. Katalog Nürnberg 1983, Nr. 280, S. 222f.
2 Johannes Oekolampad. Vgl. Ulrich Gäbler, Art. Oekolampad, in: TRE 25 (1995), 29-36; Martin H. Jung, Art. Oekolampad, in: RGG4 6 (2003), 458f.
3 Geselle, Mitstreiter.
4 Ulrich Zwingli. Vgl. Volker Leppin, Art. Zwingli, in: TRE 36 (2004), 793–809; Emidio Campi, Art. Zwingli, in: RGG4 8 (2005), 1945–1955.
5 Streit, Hader. Vgl. Art. Keif 1), in: DWb 11, 441.
6 Andreas Bodenstein aus Karlstadt am Main. Vgl. Ulrich Bubenheimer, Art. Karlstadt, in: TRE 17 (1988), 649–657; Hans-Peter Hasse, Art. Karlstadt, in: RGG4 4 (2001), 820f.
7 anfangs. Vgl. Art. von erst, in: Goetze, 88(a).
8 noch ehe.
9 ohne.
10 Im Oktober und November 1524 hatte Andreas Karlstadt durch Vermittlung seines Schwagers Gerhard Westerburg in Basel mehrere Abendmahlstraktate veröffentlicht, in denen er die leibliche Gegenwart Christi im Abendmahl bestritt und u. a. die These vertrat, Christus habe bei den Worten „Das ist mein Leib“ nicht auf das Brot, sondern auf seinen eigenen Körper gedeutet. Im Dezember 1524 und Januar 1525 setzte Luther eine zweiteilige Schrift dagegen: Wider die himmlischen Propheten, von den Bildern und Sakrament, Wittenberg (Joseph Klug), WA 18, (37) 62–125; (126) 134–214. 1525 erschien bei Christoph Froschower in Zürich: AD MATTHAEVM ALBERVM RVTLINgensium Ecclesiasten, de Caena Dominica, Huldrychi Zuinglij Epistola (VD 16 Z 782), worin der Zürcher Reformator sein rein symbolisches Verständnis der Einsetzungsworte darlegte. Seine Position wurde unterstützt durch IOANNIS OECOLAMPADII DE GENVINA Verborum Domini, Hoc est corpus meum, iuxta uetustissimos authores, expositione liber, Straßburg (Johann Knobloch d. Ä.) 1525 (VD 16 O 331). Darauf antworteten schwäbische Theologen, darunter Johannes Brenz, mit einem SYNGRAMMA CLARISSIMOrum qui Halae Sueuorum conuenerunt uirorum, super uerbis Cœnæ Dominicæ, & pium & eruditum, ad Iohannem Oecolampadion, Basiliensem Ecclesiasten, Augsburg (Simprecht Ruff) 1526 (VD 16 B 7884), zwei Vorreden Luthers zu deutschen Ausgaben in WA 19, (447) 457–461; (524) 529f. Oekolampad antwortete mit dem Antisyngramma (vgl. VD 16 O 305). 1528 veröffentlichte Luther „Vom Abendmahl Christi. Bekenntnis“ (WA 26, (241) 261–509). Das Marburger Religionsgespräch im Oktober 1529 brachte den ersten Abendmahlsstreit zu einem gewissen Abschluss, auch wenn Zwingli und Luther sich hinsichtlich der Frage, auf welche Weise Christus im Abendmahl gegenwärtig sei, nicht einigen konnten. Vgl. May, Marburger Religionsgespräch; Hoffmann, Kirchenväterzitate.
11 eben also = geradeso.
13 zerrüttet.
14 Ärgernis erregt.
15 in die Irre geführt. Vgl. Art. verirren 2.b), in: DWb 25, 598.
19 Maske, Tarnung. Vgl. Art. Deckel 3), in: DWb 2, 886f.
20 lügen.
21 einen Nachweis erbringen. Vgl. nachbringen 1.d), in: DWb 13, 33.
22 verändert.
23 ihnen.
24 Veränderungen.
27 übergeben. Vgl. I Kor 5,5; I Tim 1,20.
28 verändert.
32 ergänze: um.
33 mit Chrisam salben (polemisch).
34 zum Kauf anbieten. Vgl. Art. feil 3), in: DWb 3, 1447.
36 Zu den Vorgängen um die Absetzung und zeitweilige Gefangensetzung des greisen Torgauer Superintendenten Gabriel Zwilling (Didymus) und des Protodiakons Michael Schulz sowie zur späteren Absetzung weiterer Torgauer Prediger vgl. Chalybaeus, Durchführung, 46–58.
39 über die Maßen. Vgl. Art. Masze 5.d), in: DWb 12, 1736.
40 erdreistet sich (zu sagen und zu schreiben). Vgl. Art. dürfen 4), in: DWb 2, 1729.
42 verständigt, mit ihm einen Vergleich geschlossen. Vgl. Art. vergleichen 3.c), in: DWb 25, 452f.
45 ganz und gar nichts. Vgl. Art. überall 5), in: DWb 23, 128.
49 Vgl. Mt 24,11.
51 Ironie, Amsdorf identifiziert sich mit dem ernestinischen Sachsen, mit dem ehemaligen Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und mit der belagerten Stadt Magdeburg.
52 Merseburg; Major hatte die meisten der Predigten in Merseburg gehalten und deshalb die Buchausgabe den dortigen Bürgermeistern, dem Rat und der Gemeinde gewidmet.
53 Vgl. Auslegung des Glaubens / welcher das Symbolum Apostolicum genand wird / den einfeltigen Pfarherrn vnd allen Hausuetern zu dienste / in XX. Predig verfasset. Durch D. Georg. Maior. Mit einer Vorrede / des M. Flacij Illyrici schreien und schreiben belangend. 1. Corinth. 11. Jst jemand vnter euch / der lust hat zu zancken / der wisse / das wir solche weise nicht haben / die Gemeine Gottes auch nicht, Wittenberg 1550 (VD 16 M 2003), Bl. Gg 1r; vgl. Wengert, Major, 136–139.
54 nicht eine Haaresbreite, nicht das geringste. Vgl. Art. haarbreit 2), in: DWb 10, 25.
56 Vgl. Mt. 6,24.
58 Vgl. Gen 3,15.
60 I Kor 11,16; vgl. das Titelblatt von Majors Auslegung des Apostolicums, oben Anm. 55.
61 überlassen, übergeben, anbefohlen. Vgl. Art. anheimgeben, in: DWb 1, 373.
62 zu berufen wagt. Vgl. Art. dürfen 4), in: DWb 2, 1729.
64 der Ungnade bzw. dem Zorn Gottes überantwortet. Vgl. Art. Acht1 I.2), in: DRW I, 361f.
65 Marionette, Handpuppe des Gauklers. Vgl. Art. Gaukelmann 3), in: DWb 4, 1552f.
66 nach seiner Meinung. Vgl. Art. Bedünken, in: DWb 1, 1239.
67 wischt sich nach beendeter Mahlzeit den Mund, tut unbeteiligt, weist jegliche Verantwortung von sich. Vgl. Prov 30,20; Art. wischen A.2.b), in: DWb 30, 716f.
68 Vgl. Major, Auslegung des Apostolicums, Wittenberg 1550 (wie Anm. 55), Bl. Gg 2r/v: „Totum hoc genus rerum liberas habet obseruationes, Nec disciplina vlla est in his melior graui prudentique Christiano, quam vt eo modo agat, quo viderit agere Ecclesiam, ad quamcunque forte deuenerit. Quod enim neque contra fidem, neque contra bonos mores iniungitur, indifferenter est habendum, et pro eorum, inter quos viuitur, societate seruandum est.“ Major zitiert die Stelle auch schon in seiner Vorrede, Blatt A 1r. Er bezieht sich auf Augustinus, Ad Ianuarium, ep. 54, 2,2 (vgl. PL 33, 200; CSEL 34, 160,10–15).
69 Vgl. die Edward VI. von England gewidmete REFVTATIO HORRENDAE PROPHANATIONIS COENAE DOMINI, COLLECTA EX EVANGELIO ET SINCERIS ANTIQVAE ECCLESIAE TESTIMONIIS A GEORGIO MAIORE. Cum praefacione Philip. Melanth., Wittenberg (Veit Creutzer) 1551 (VD 16 M 2156); vgl. dazu Wengert, Major, 136f.
70 immer (möglicherweise Einfluss des niederdeutschen „jümmer“ oder v statt y).
72 Sprichwörtlich: es mit beiden Parteien halten. Vgl. Art. tragen IV.A.1.c), in: DWb 21, 1100. Vgl. a. I Reg 18,21.
73 Vgl. Mt 6,24.
74 Verleugner des wahren christlichen Glaubens, nach den ägyptischen Militärsklaven meist christlicher Herkunft. Vgl. Lepp, 49–52.
77 Karikaturen. Im 16. Jahrhundert konnten auch Holzschnitte u. dgl. als Gemälde bezeichnet werden. Vgl. Art. Gemälde 1.b), in: DWb 5, 3160f.
78 Bislang bei Major nicht nachgewiesen.
79 ungefähr, in etwa; das Zitat ist also nicht unbedingt wörtlich. Vgl. Art. ungefährlich 3.f), in: DWb 24, 662f.
81 wiederholen, einschärfen.
84 Vgl. oben bei Anm. 82.
85 ergänze: dass er.
86 Federzüge, Schnörkel, Geschreibsel. Vgl. Art. Feder 6.h), in: DWb 3, 1397.
87 wird deutlich. Vgl. erscheinen 6), in: DWb 3, 957.
89 Sprichwörtlich. Vgl. Art. Wind 42, in: Wander 5, 249: Der Wind bläst nicht aus einem Loche.
90 Sprichwörtlich: seinen Mantel nach dem Wind hängen = opportunistisch handeln. Vgl. Art. Wind 10.14, in: , 113f.
91 was er meisterlich beherrscht.
92 Bislang war nicht festzustellen, welche Schrift Majors gemeint sein könnte. Möglicherweise geht Amsdorf auch in der Zuschreibung fehl, jedenfalls stellt Major in seiner Replik fest, dass er manche der von Amsdorf als Beleg herangezogenen Schriften gar nicht verfasst habe: „AVff den siebenden vnd achten Artikel / ist dis meine kurtze antwort / das ich den herren Ambsdorff wil gebeten haben / er wolle / so jme der zorn mitler zeit vergangen / in sich selbs gehen / bedencken vnd bewegen / aus was veterlichen / Christlichen hertzen vnd gemuͤt / er etzlicher schrifften gedencket / zu welchen allen ich mich nicht bekenne / welche ich aber geschrieben / nimermehr verleugnen wil / dieselbige auch fur jedermeniglich wol vnd mit bestendigem grund zuuerantworten weis.“ (Auff des Ehrenwirdigen Herren Niclas von Ambsdorff schrifft, so jtzundt neulich Mense Nouembri Anno 1551 wider Georgen Maior öffentlich im Druck ausgegangen, Antwort“ [VD 16 M 1996], Bl. E 1r).
93 Vgl. PSALTERIVM DAVIDIS, IVXTA TRANSLAtionem ueterem, Repurgatum & ad Hebraicam ueritatem recognitum, cum argumentis & scholijs breuissimis. Per D. Georgium Maiorem. Magdeburg (Michael Lotther) 1547 (VD 16 B 3188; ZV 1638).
94 Vgl. Grüntlicher vnd Warhafftiger Bericht der vorigen vnd jetzigen / für vnd nach dem Kriege ergangen Handlungen / von den Adiaphoris oder Mitteldingen. Sampt einer Christlichen kurtzen verantwortung / Doctoris Johannis Pfeffinger. Allen lieben Christen nützlich vnd tröstlich zu wissen. AD GALAT. I. Si adhuc hominibus placerem, Christi seruus non essem. M. D. L. (VD 16 P 2326). Unsere Ausgabe Nr. 6, S. 642–730.
95 Vgl. PSALTERIVM DAVIDIS IVXTA TRANSLATIONEM VEterem, Iterum repurgatum & ad Hebraicam ueritatem recognitum, cum argumentis et scholijs breuissimis auctis. Per D. Georgium Maiorem. Leipzig (Michael Blum) 1549 (VD 16 ZV 1676).
96 wir trachte(te)n ihm nach dem Leben.
97 Verdacht, Misstrauen. Vgl. Art. Argwohn, in: DWb 1, 550.
98 böswillig verleumdet. Vgl. Art. anlügen, in: DWb 1, 403f.
99 daß er uns nicht betrifft, dessen sind wir sicher.
100 ihnen kein Leid zufügen. Vgl. Art. beleidigen, in: DWb 1, 1444.
101 weder hinsichtlich ihres Körpers noch hinsichtlich ihres Eigentums.
102 Vgl. Jes 56,10.
103 Von den vngeborn kindern / vnd von den kindern / die wir nicht teuffen können / vnd wolten doch gern / nach Christus befehl / vnd sonst von der Tauff / etc. Geschrieben durch Johannem Bugenhagen Pomern / D., Wittenberg (Joseph Klug) 1551 (VD 16 B 9449).
105 wagt es (zu schreiben). Vgl. Art. dürfen 4), in: DWb 2, 1729f.
106 fördern, unterstützen. Vgl. Art. fordern 13), in: DWb 3, 1892f.
107 uns damit verschonen, in Ruhe lassen, nicht behelligen. Vgl. Art. überheben I.B.1.a), in: DWb 23, 306f.
108 den Spieß umdrehte, die Argumente gegen ihren Urheber richtete.
109 Zur teuflischen Urheberschaft der Speisegebote vgl. I Tim 4,1–3.
112 beschützen, decken. Vgl. Art. handhaben 6), in: DWb 10, 395f.
113 bewilligen, ihnen zustimmen, darin einwilligen. Vgl. Art. willigen 2.a), in: DWb 30, 183.
114 was ich für das wahrscheinlichste halte.
115 Das Adjektiv „gregarius“, das Amsdorf hier ironisch gebraucht, bedeutet wörtlich „zur Herde gehörig“ und kann mit „gering“ übersetzt werden, „geringwertig“, „von geringem gesellschaftlichem Ansehen“; im substantivischen Gebrauch kann das Wort den Hirten, aber auch den gemeinen Soldaten bezeichnen. Gregarii ministri verbi gehörten demnach gleichsam zum theologischen Fußvolk, während die Gegner sich – so legt es Amsdorf nahe – für etwas Besseres halten.
116 euch zu widersprechen wagen. Vgl. Art. einreden 2), in: DWb 3, 247f;
117tätet/tatet, verursachtet.
118 Victor I. von Rom wollte einen Sonntag als Ostertermin durchzusetzen und kündigte darum die Gemeinschaft mit den kleinasiatischen Kirchen auf, die das Passafest am 14. Nisan begingen; Irenäus von Lyon rügte ihn deshalb, dass er eine solche Ritusfrage zum Anlass für eine Spaltung der Kirche nahm. Vgl. Wolfram Kinzig, Art. Passa-/Osterterminstreitigkeiten, in: RGG4 6 (2003), 973.
119 Augsburger Interim.
120 Verjager.
121 wenigstens jetzt noch.
122 Vgl. VD 16 P 2326, oben Anm. 98, unsere Ausgabe Nr. 6, S. 642–730.
123 von jeglichem Verdacht reinigen. Zur Herkunft vgl. unsere Ausgabe Nr. 4: Leipziger Interim, S. 421, Anm. 421.
124 Anscheinend meint Amsdorf hier Major, den Verfasser der „Refutatio“ (VD 16 M 2156; vgl. oben Anm. 71), dem er den von Pfeffinger laut eigenem Bekunden lediglich herausgegebenen „Gründlichen Bericht“ zuschreibt. Vgl. unsere Ausgabe Nr. 6, Einleitung S. 648 und Text S. 706.
125 giftige, vergiftete, bösartige. Vgl. Art. vergiftig 1.b), in: DWb 25, 441f.
126 nichts als, ausschließlich. Vgl. Art. eitel, adv. 1), in: DWb 3, 387f.
127 ambulanter Waffelverkäufer, sprichwörtlich für sein vorlautes Mundwerk. Vgl. Art. Hohlhippler, in: DWb 10, 1719.
128 von denen.
129 Amsdorf war in den Jahren 1524 bis 1541/42 Superintendent und Pfarrer an St. Ulrich in Magdeburg gewesen; er hatte den Kampf gegen das Interim bereits aufgenommen, ehe er 1548 als „Exul“ wieder nach Magdeburg zurückgekehrt war und dort in Gallus, Flacius und anderen Gleichgesinnte getroffen hatte.
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