Die 1870 verbrannte Straßburger Tauler-Handschrift A 88, die Anfang des 15., vielleicht auch noch Ende des 14. Jahrhunderts entstand, enthielt in einem Anhang offenbar die vorliegende Predigt zusammen mit den Predigten sechs, acht und neun des Basler Taulerducks. Da Carl Schmidt erkannte, dass diese vier Predigten, die den sogenannten Gottesgeburt-Zyklus bilden, nicht von Tauler stammen,1 schrieb er sie nicht ab. Die vorliegende Predigt kann daher ebenso wie die Predigten sechs, acht und neun nicht aus frühen Tauler-Handschriften wiedergegeben werden.
Als Textgrundlage dient die älteste bekannte Handschrift, die wie die verbrannte Tauler-Handschrift A 88 alle Predigten des Gottesgeburt-Zyklus überliefert, nämlich die aus dem 14. Jahrhundert stammende Handschrift St 2 (E).2 Da diese Handschrift den Text der vorliegenden Predigt aufgrund von Blattverlust nicht mehr vollständig tradiert, wird der fehlende Abschnitt nach der Handschrift Mz 1 (E) wiedergegeben, die eine ziemlich frühe Textstufe bietet3 und von einer Vorlage abstammt, die noch alle vier Predigten enthielt.4 Im Apparat des Handschriftentextes werden abweichende Lesarten der kritischen Edition in Eckhart, DW IV,1, S. 334-336 verzeichnet.
Eine Auflistung aller gegenwärtig bekannten Handschriften, die die vorliegende Predigt überliefern, findet sich in Eckhart, DW IV,1, S. 279-289.
Weitere ältere Übersetzungen sind verzeichnet in Eckhart, DW IV,1, S. 318.
Nach heutigem Forschungsstand stammt die vorliegende Predigt ebenso wie die drei anderen Predigten des Gottesgeburt-Zyklus von Meister Eckhart. Dafür sprechen neben der Zuweisung an Eckhart in der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Handschrift St 2 (E)5 inhaltliche Übereinstimmungen mit anderen Werken Eckharts, insbesondere mit dessen Sapientiakommentar.6
Prägend für die Rezeptionsgeschichte der vorliegenden Predigt wurde ihre Überlieferung unter dem Namen Taulers. Bereits in der Tauler-Handschrift A 88, die Anfang des 15., vielleicht auch noch Ende des 14. Jahrhunderts entstand, ist die vorliegende Predigt zusammen mit den drei anderen Predigten des Gottesgeburt-Zyklus als Anhang in das Korpus der Tauler-Predigten integriert worden.7 Die vier überwiegend anonym überlieferten8 Eckhart-Predigten erachtete man offenbar, wohl aufgrund von inhaltlichen Bezügen, als passende Ergänzung zum Tauler-Korpus.9 In der 1486/87 entstandenen Handschrift Le 1 ist die vorliegende Predigt entsprechend der Abfolge im Kirchenjahr an zweiter Stelle in das Tauler-Korpus eingeordnet.10 Eine Vorstufe von Le 1 diente als Vorlage für den Leipziger Taulerdruck (LT) von 1498,11 der die Predigt ebenfalls als zweite innerhalb des Tauler-Korpus tradiert.12 Als solche wurde sie auch durch den Augsburger Taulerdruck von 1508 (AT) und den Basler Taulerdruck von 1521 und 1522 (BT) verbreitet. Im Kölner Taulerdruck von 1543 (KT) folgt sie ebenfalls auf die erste Predigt nach der Zählung des BT, vor der dort allerdings noch sechs Adventspredigten eingefügt wurden.13
Liturgischer Anlass der vorliegenden Predigt ist der Sonntag der Weihnachtsoktav, also der Sonntag nach dem Weihnachtsfest.
Da die Predigt mit großer Sicherheit Meister Eckhart zugewiesen werden kann, muss sie zu dessen Wirkungszeit entstanden sein, die sich von etwa 1290 bis 1328 erstreckt. Steer vermutet aufgrund von Bezügen zu den "Reden der Unterweisung", den "Quaestiones Parisienses", den "Sermones et lectiones super Ecclesiastici" sowie zum Sapientiakommentar, dass die Predigten des Gottesgeburt-Zyklus nach den "Reden der Unterweisung" und vor Abschluss des Sapientiakommentars zu datieren sind, also etwa zwischen 1298 und 1305.14