Die vorliegende Predigt ist in vier frühen Handschriften als Predigt Taulers überliefert und weist Parallelen zu Predigten auf, die auf Tauler zurückgeführt werden. Es ist unbestritten, dass sie auf eine Predigt Taulers zurückgeht. Der Schlussteil, der von den Handschriften des 14. Jahrhunderts nur in Handschrift W 1 überliefert wird1 und dessen Drucküberlieferung erst mit dem Kölner Taulerdruck von 1543 begann,2 dürfte allerdings von einem anderen Verfasser ergänzt worden sein.3
Liturgischer Anlass der vorliegenden Predigt ist das Epiphaniasfest, das am 6. Januar gefeiert wird. Zum gleichen Anlass sind zwei weitere Predigten Taulers überliefert, nämlich die Predigten 5 und 7. Die Predigt 7 und die vorliegende Predigt 4 entstanden offensichtlich in unterschiedlichen Jahren. Diese und die Predigt 5 werden in der Handschrift W 1 in umgekehrter Reihenfolge zusammen mit einem Schlussteil4 als eine einzige Predigt tradiert. Da zudem Predigt 5 recht abrupt endet und an deren Schluss ebenso wie am Beginn der vorliegenden Predigt von den Gaben der Könige die Rede ist, wurde die Ansicht vertreten, die beiden Predigten hätten ursprünglich eine Einheit gebildet.5 Die zwei Predigten sind allerdings inhaltlich nicht fest verknüpft, etwa durch Vor- oder Rückverweise. Der Übergang von Predigt 5 zu Predigt 4 ist zudem nicht ganz passgenau: Am Ende von Predigt 5 werden die drei Gaben der Könige als Sinne, Vernunft und reiner Geist ausgelegt. Bei der Auslegung der Myrrhe in Predigt 4 wird daran aber nicht angeknüpft, sondern eine neue allegorische Deutung geboten. Es erscheint somit auch möglich, dass es sich um zwei in verschiedenen Jahren entstandene Predigten Taulers handelt, die nur in unvollständig ausgearbeiteten Fassungen vorlagen und erst nachträglich von dem Redaktor, der auch den Schlussteil ergänzte, zu einer einzigen Predigt zusammenfügt wurden.
Eine genauere Datierung der vorliegenden Predigt innerhalb von Taulers Wirkungszeit als Prediger, die frühestens etwa 1325 begann und mit dessen Tod 1361 endete, ist nach gegenwärtigem Forschungsstand nicht möglich.