Predigt 8 - Einleitung

1. Überlieferung

1.1 Herangezogene Handschrift

Zur Auswahl der herangezogenen Handschrift vgl. die Einleitung zu Predigt 2. Im Apparat des Handschriftentextes werden abweichende Lesarten der kritischen Edition in Eckhart, DW IV,1, S. 474-492 verzeichnet.

Eine Auflistung aller gegenwärtig bekannten Handschriften, die die vorliegende Predigt überliefern, findet sich in Eckhart, DW IV,1, S. 426-437.

1.2 Frühe Drucke

2. Edition

3. Neuhochdeutsche Übersetzungen

Weitere ältere Übersetzungen sind verzeichnet in Eckhart, DW IV,1, S. 470.

4. Autorschaft

Nach gegenwärtigem Forschungsstand geht die vorliegende Predigt ebenso wie die drei anderen Predigten des Gottesgeburt-Zyklus auf Meister Eckhart zurück. Sie wird in der aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts stammenden1 Handschrift Sa (E)2 und in der um 1470 entstandenen3 Handschrift St 1 (E)4 Meister Eckhart zugeschrieben.5 Die beiden Handschriften gehen auf eine gemeinsame Vorlage zurück und repräsentieren eine Überlieferungsstufe, die nach der Analyse Steers dem Archetyp am nächsten steht.6 Neben den beiden Zuschreibungen spricht für eine Autorschaft Meister Eckharts vor allem, dass die vorliegende Predigt mit den drei anderen Predigten des Gottesgeburt-Zyklus inhaltlich eng verwandt ist und darüber hinaus zahlreiche Parallelen zu anderen Werken Eckharts aufweist.7

Prägend für die Rezeptionsgeschichte der vorliegenden Predigt wurde ihre Überlieferung unter dem Namen Taulers. Bereits in der Anfang des 15., vielleicht auch noch Ende des 14. Jahrhunderts entstandenen Tauler-Handschrift A 88, die 1870 verbrannte, ist die Predigt zusammen mit den drei anderen Predigten des Gottesgeburt-Zyklus, nämlich mit den Predigten zwei, sechs und neun (= 101, 102, 104 [E]), als Anhang in das Korpus der Tauler-Predigten integriert worden.8 In der 1486/87 entstandenen Handschrift Le 1 ist die Predigt dann entsprechend der Abfolge im Kirchenjahr an achter Stelle in das Tauler-Korpus eingeordnet.9 Eine Vorstufe von Le 1 diente als Vorlage für den Leipziger Taulerdruck (LT) von 1498,10 der die Predigt ebenfalls an achter Stelle innerhalb des Tauler-Korpus tradiert.11 In dieser Position wurde sie in den Augsburger Taulerdruck von 1508 (AT) und den Basler Taulerdruck von 1521 und 1522 (BT) übernommen. Dementsprechend wird die Predigt im zweiten Teil der Handschrift W 6 (E)12, der etwa zwischen 1530 und 1540 entstand13 und die Predigt in einer stark redigierten Fassung14 enthält, Tauler zugeschrieben.15 Schließlich ist sie auch im Kölner Taulerdruck von 1543 (KT) enthalten und folgt dort ebenso wie in den vorangegangenen Drucken auf die Predigt sieben nach der Zählung des BT.16

5. Datierung

Liturgischer Anlass der Predigt ist der Sonntag in der Oktav von Epiphanie, also der erste Sonntag nach dem am 6. Januar gefeierten Epiphaniasfest. Den gleichen Anlass hat die Predigt neun, die von der modernen Forschung ebenfalls Eckhart zugewiesen wird. Folglich sind die beiden Predigten offenbar in unterschiedlichen Jahren entstanden.

Da die vorliegende Predigt mit großer Sicherheit Meister Eckhart zugesprochen werden kann, muss sie zu dessen Wirkungszeit entstanden sein, die sich von etwa 1290 bis 1328 erstreckt. Steer vermutet, dass die Predigten des Gottesgeburt-Zyklus etwa zwischen 1298 und 1305 zu datieren sind.17


Anmerkungen

2 Sarnen, Bibliothek des Benediktinerkollegiums, Cod. chart. 170. Zu dieser Handschrift vgl. auch http://pik.ku-eichstaett.de/9744/.
4 Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. ascet. HB I 6.
5 Abdruck der Zuschreibungen in Eckhart, DW IV,1, S. 431, 433, 474.
6 Vgl. Eckhart, DW IV,1, S. 445f., 470f.
7 Vgl. Eckhart, DW IV,1, S. 471.
9 Vgl. Leipzig, Universitätsbibliothek, Ms 559; vgl. auch http://pik.ku-eichstaett.de/1083/.
10 Vgl. Mayer, Vulgata-Fassung, S. 34; Eckhart, DW IV,1, S. 316. Zum Verhältnis zwischen dem Leipziger Taulerdruck und der Handschrift B5 (Tauler-Sigle) / B35 (Eckhart-Sigle) vgl. auch zusammenfassend Franzke, Überlieferungskontext, S. 53f.
12 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2926.
14 Diplomatischer Abdruck dieser Fassung in Eckhart, DW IV,1, S. 435-437.
15 Vgl. den Abdruck der Zuschreibung in Eckhart, DW IV,1, S. 437, 474
16 Zur Stellung der vorliegenden Predigt im KT vgl. auch die Übersicht in Weigand/Benzinger, Sprösslinge, S. 72f.
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Eckhart, Meister
Anm.: Dominikaner; Theologe, Philosoph und Mystiker
weiterführende Informationen
Eckhart, 〈Meister〉, Die deutschen und lateinischen Werke. Die deutschen Werke, Bd. 4,1: Meister Eckharts Predigten, Bd. 4,1, hg. und übersetzt von Georg Steer unter Mitarbeit von Wolfgang Klimanek und Freimut Löser, Stuttgart 2003Quint, Josef (Hg.), Meister Eckehart. Predigten und Traktate, Zürich 1979 (Diogenes Taschenbuch 20642)Mieth, Diethmar (Hg.), Meister Eckhart, Olten/Freiburg i. Br. 1979 (Gotteserfahrung und Weg in die Welt)Stachel, Günter, Meister Eckhart. Beiträge zur Diskussion seiner Mystik, Würzburg 1998Eckhart, 〈Meister〉, Die deutschen und lateinischen Werke. Die deutschen Werke, Bd. 4,2: Meister Eckharts Predigten, Bd. 4,2, hg. und übersetzt von Georg Steer unter Mitarbeit von Wolfgang Klimanek und Heidemarie Vogl, Lieferung 1-10, Stuttgart 2019Bretscher-Gisiger, Charlotte / Gamper, Rudolf, Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Klöster Muri und Hermetschwil, Dietikon-Zürich 2005Autenrieth, Johanne / Fiala, Virgil Ernst, Die Handschriften der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, 2. Reihe: Die Handschriften der ehemaligen königlichen Hofbibliothek, Bd. 1: Codices ascetici, Teil 1: HB I 1-150, Wiesbaden 1968Mayer, Johannes Gottfried, Die "Vulgata"-Fassung der Predigten Johannes Taulers. Von der handschriftlichen Überlieferung des 14. Jahrhunderts bis zu den ersten Drucken, Würzburg 1999 (Text und Wissen 1)Franzke, Janina, Der Überlieferungskontext des Predigtzyklus "Von der ewigen Geburt" (Meister Eckhart), Masterarbeit Augsburg 2013 [Digitalisat]Menhardt, Hermann, Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der österreichischen Nationalbibliothek, Bd. 1 (Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Sprache und Literatur 13), Berlin 1960Weigand, Rudolf Kilian / Benzinger, Tobias, Sprösslinge aus dem Wurzelwerk der Mystik: Zur frühneuzeitlichen Verbreitung der Tauler- und Eckhartpredigten im Druck, in: Quero-Sánchez, Andrés (Hg.), Mystik und Idealismus: Eine Lichtung des deutschen Waldes. Akten der vom 19. bis 21. Mai 2016 im Kapitelsaal des Predigerklosters in Erfurt stattgefundenen internationalen interdisziplinären Tagung (Meister-Eckhart-Forschungsstelle am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt), Leiden/Boston 2020 (Studies in Mysticism, Idealism, and Phenomenology 1), S. 57-118
Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. brev. 88
Literatur: http://pik.ku-eichstaett.de/4066/
Digitalisat: http://digital.wlb-stuttgart.de/purl/bsz500430624
Tauler, Johannes, Joannis Tau||leri des ſeligen lerers || Pꝛedig / faſt frucht||bar ʒů eim recht || chꝛistlichen || leben.|| Deren Predigen || garnah hie in diſem Bůch des halb=|| theyls meer sind deñ in andern vorge||truckten buͤcherẽ die man ſidhar mit || der hilff gottes funden hat / Der ſeyn || woꝛt yetzt wider erwecket vnnd aller || welt verkündet.||
Basel: Petri, Adam 1522, 2° (VD16 J 785)
Digitalisat: http://diglib.hab.de/drucke/ed000745/start.htm
Tauler, Johannes, Sermon des groß||gelarten in gnadẽ erlauchtẽ docto||ris Johannis Thauleri pꝛedigerr || oꝛdens. weiſende auff den neheſtẽ || waren wegk. yn geiſte cʒu wãdern || durch vberſchwebẽden ſyn. vnuoꝛ||acht võ geiſtes ynnigẽ voꝛwãdelt || ĩ deutſch mãchẽ mẽſchẽ ʒu ſelikeit.||
Leipzig: Kachelofen, Konrad 1498, 4° (GW M45246)
Digitalisat: http://diglib.hab.de/inkunabeln/65-2-theol/start.htm
Tauler, Johannes, Sermones: des hoch||geleerten in gnaden erleüchten do||ctoꝛis Johannis Thaulerii ſannt || dominici oꝛdens die da weißend || auff den naͤcheſten waren weg im || gaiſt ʒů wanderen durch überſwe||bendenn ſyn. von latein in teütſch || gewendt manchem menſchen ʒů || ſaͤliger fruchtbarkaitt:||
Augsburg: Otmar, Johann 1508, 2° (VD16 J 783)
Digitalisat: http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10813511-4
Tauler, Johannes, Des erleuchten D. Johan||nis Tauleꝛi / von eym waren Euangeliſ=||chen leben / Goͤtliche || Pꝛedig /|| Leren /|| Epiſtolen /|| Cantilenen /|| Pꝛophetien /|| [...] nů erſtmals ins liecht kommen.|| Auch ſeynd hier bey die [...] Pꝛedigen Thauleri / woͤlche [...] || gekurtʒt / gelẽgt vnd ver||dunckelt waren [...] || treüwlich gebeſſert.||
Köln: Gennep, Jaspar von 1543, 2° (VD16 J 777)
Digitalisat: http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10149255-0