Zur Auswahl der herangezogenen Handschrift vgl. die Einleitung zu Predigt 2. Im Apparat des Handschriftentextes werden abweichende Lesarten der kritischen Edition von Fassung A in Eckhart, DW IV,1, S. 565-610 verzeichnet.
Eine Auflistung aller gegenwärtig bekannten Handschriften, die die vorliegende Predigt überliefern, findet sich in Eckhart, DW IV,1, S. 493-505.
Weitere ältere Übersetzungen sind verzeichnet in Eckhart, DW IV,1, S. 560.
Nach gegenwärtigem Forschungsstand geht die vorliegende Predigt ebenso wie die drei anderen Predigten des Gottesgeburt-Zyklus auf Meister Eckhart zurück. Diesem wird sie in der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Handschrift St 2 (E) zugeschrieben.1 Außerdem wird sie in dem zwischen 1303 und 1323 entstandenen "Traktat von der Seligkeit", als dessen Verfasser eine Handschrift Eckhart von Gründig nennt,2 als Werk Meister Eckharts zitiert.3 Daneben spricht für dessen Autorschaft vor allem, dass die vorliegende Predigt mit den drei anderen Predigten des Gottesgeburt-Zyklus, insbesondere mit Predigt acht (= 103 [E]), sowie mit den "Reden der Unterweisung"4 textlich und inhaltlich verknüpft ist und darüber hinaus Parallelen zu weiteren Werken Eckharts aufweist.5
Prägend für die Rezeptionsgeschichte der vorliegenden Predigt wurde ihre Überlieferung unter dem Namen Taulers. Bereits in der Anfang des 15., vielleicht auch noch Ende des 14. Jahrhunderts entstandenen Tauler-Handschrift A 88, die 1870 verbrannte, ist die vorliegende Predigt zusammen mit den drei anderen Predigten des Gottesgeburt-Zyklus, nämlich mit den Predigten zwei, sechs und acht (= 101, 102, 103 [E]), als Anhang in das Korpus der Tauler-Predigten integriert worden.6 Darüber hinaus wurde die Predigt in mehreren Handschriften als einzelne an das nach dem Kirchenjahr geordnete Tauler-Korpus angehängt,7 und zwar in einer stark redigierten Textgestalt, die als Fassung B bezeichnet wird.8 Der älteste gegenwärtig bekannte Beleg dafür ist die Handschrift N 1 (= N 10 [E]), die in das zweite Viertel des 15. Jahrhunderts zu datieren ist.9 In der 1486/87 entstandenen Handschrift Le 1, die die vorliegende Predigt in der Fassung B zusammen mit den drei anderen Predigten des Gottesgeburt-Zyklus enthält, ist die Predigt dann entsprechend der Abfolge im Kirchenjahr an neunter Stelle in das Tauler-Korpus eingeordnet.10 Eine Vorstufe von Le 1 diente als Vorlage für den Leipziger Taulerdruck (LT) von 1498,11 der die Predigt in der Fassung B ebenfalls an neunter Stelle innerhalb des Tauler-Korpus tradiert.12 In dieser Position wurde sie in den Augsburger Taulerdruck von 1508 (AT) sowie in den Basler Taulerdruck von 1521 und 1522 (BT) übernommen. Im Kölner Taulerdruck von 1543 (KT) wurde der Predigt ein anderer liturgischer Anlass zugewiesen,13 weshalb sie vor Predigt drei nach der Zählung des BT eingeordnet wurde.14
Liturgischer Anlass der Predigt ist der Sonntag in der Oktav von Epiphanie, also der erste Sonntag nach dem am 6. Januar gefeierten Epiphaniasfest. Den gleichen Anlass hat die Predigt acht, die von der modernen Forschung ebenfalls Eckhart zugewiesen wird. Folglich sind die beiden Predigten offenbar in unterschiedlichen Jahren entstanden. Im Kölner Taulerdruck von 1543 (KT) wurde der Predigt ein anderer liturgischer Anlass zugewiesen, nämlich das Fest der Beschneidung des Herrn am Neujahrstag (1. Januar).15
Da die vorliegende Predigt mit großer Sicherheit Meister Eckhart zugesprochen werden kann, muss sie zu dessen Wirkungszeit entstanden sein, die sich von etwa 1290 bis 1328 erstreckt. Steer vermutet, dass die Predigten des Gottesgeburt-Zyklus etwa zwischen 1298 und 1305 zu datieren sind.16