NAchmals berahtschlagten sie sich miteinander/ durch was Mittel
Poliarchus am sichersten auß Sicilien kommen möchte; vnd be-
funden für gut/ daß er Bawerskleider anlegte. Arsidas hatte in der
Brutier Lande geheuratet/ vnd kundte nach Messine zu seinem
Schweher ohn allen Verdacht senden. Der verhiesse/ er wolte den
Poliarchus auff eines seiner Schiffe setzen/ vnd in Italien vbersetzen
lassen. Vber dieses sagte Timoclee/ sie
hette etwas mit dem sie
durch einen artlichen Betrug sein Gesicht
verändern köndte. Es ist
vor diesem/ sprach sie/ vmb Palermo ein Rauber gewesen/ der
lange Zeit durch seine
künstliche List ist vnergriffen blieben: dann
er hat drey Gesichter gehabt/
wie die Alten in jhren Fabeln vom
Geryon erzehlen. Nach diesen Worten hielte sie stille/ vnd hub ein
wenig an zulachen/ so viel zwar gegenwärtiges Leyd zu-[86]gab.
Dieser Mann/ redte sie weiter/ war in seinen besten
Jahren/ rotbär-
ticht vnd kleine. Er trug aber allzeit heimlich zweyerley
Haar bey
sich an dem auch zweene Bärte hiengen/ der eine zotticht vnd
Graw wie alte Männer haben; der ander Schwartz vnd nach art
iunger Leute gemacht. Diese Larven waren so künstlich/ daß kein
Mensch der
angenommenen Gestalt innen werden/ noch das falsche
Andtlitz erkennen mögen.
Derentwegen ließ er sich baldt alt/ baldt
a
Sie erwartete nicht biß sie es gut hiessen; sondern lieff auß
der
Höle/ vnd brachte geschwind diese zwey Vorbildungen der Jugendt
vnd deß Alters. Als sie dem Poliarchus eines angemacht/ welcher
vnwillig [87] war daß er sich zu Rettung seiner eines frembden vnd
Schelmens
Antlitzes gebrauchen mußte/ sahe er dermassen an-
derst auß/ daß auch Argenis
selber dardurch hette können betrogen
werden. Sie rufften die Götter an/ zu
solcher bequemen List Glück
zu geben/ vnd bathen jhn jnnständig/ daß
er jhrer sich nicht entbre-
chen wolte. Timoclee verhiesse auch folgende
Nacht jhm bequeme
Kleider zu bringen: dann es were gut/ daß Poliarchus in vnbe-
kandter Tracht in der Höle verbliebe/ damit
er/ wann ja jemandt
nachzusuchen ohngefehr dahin käme/ sicher vnd vnbesorgt
er-
kandt zuwerden auff das Feldt entrinnen köndte. Als sie gleich von
jhm Abschiedt nemmen wolten/ ruffte Poliarchus dem Arsidas auff
die seitte/ nebenst Entschuldigung gegen dem
Archombrotus vnd
Timocleen/ daß er absonderlich mit jhm redete.
Sein Heimligkeit
aber war/ daß dieser als sein trewester Freundt vmb seine
vnd der
Argenis Liebe wußte. Derentwegen vermahnete er jhn/ zu der Ar-
genis auff das geschwindeste als möglich/ zu gehen; weil er mehr
für die
Princessin als für sich selber in Sorgen stünde. Dann jhm
wolbewußt ware/ daß
sie vnmenschlichen Schmertzen seines Vn-
glücks wegen ertrüge. Was müste sie
aber wol thun/ wann jhr
Zeittung von seinem Todt zukäme? Es möchte
sich wol begeben/
daß sie durch falschheit eines so kläglichen Gerüchtes auff
den
schwersten vnd eussersten Rahtschlag geriethe. Arsidas solte ja zu
jhr gehen/ vnd sie in jhrem Betrübnüß
trösten; [88] darmit sie
nicht jhn/ der noch lebte/
beklagte als einen Todten. Würden jhm