Arsidas aber bliebe von jhnen vnverwachet/ weil sie wußten daß er
weder Poliarchus/ noch Herr deß Hauses were. Dieser gienge/ auff
a
Sie hatten ein gutes theil der Nacht mit solcher
Vnterredung ver-
schlossen als Arsidas wieder in sein Schlaffgemach kam nur ein
wenig zuruhen.
Aber die rauhen Stimmen/ vnd der Trunckenen
Geschnarche erweckten jhn alßbald
wider/ so das er ohn alle Hoff-
nung zuschlaffen/ mit Lachen auff die elenden
Soldaten schelten/
vnd die fürnembsten von jhnen erwecken muste/ mit
Anzeigung
daß er nach Hofe müste/ vnd sie jhm wann es jhnen gefiele/ mit
dem Archombrotus folgen möchten. Es waren drey Meilen biß da-
hin/
nach welcher Reise er in das Königliche Hauß einkehrete/ als
noch jhrer wenig
von der Argenis Leuten vom Bette auffwaren. Sie
Argenis hatte die
gantze Nacht wegen steter Kümmernuß der Ge-
dancken keinen Schlaff in jhre
Augen gebracht; nicht ohne Furcht
vnd Schrecken der Selenissa/ welche jndenck
deß wütens darinnen
sie vorigen Tag gewesen/ allezeit bebete/ wann sich nur
etwas rhü-
rete/ vnd zum offtersten mit ängstlicher Fürsorge auffstundt zu-
sehen/ wie es umb sie stünde/ vnd was sie fürhette. Sie war noch in
solcher Verrichtung/ als Arsidas die Diener auffweckte/ vnd be-
gehrete hienein zu der
Selenissen. Sie meldeten es den Kammer-
mägden an/ von welchen
die eine/ so es Macht hatte/ der Argenis
Gemach/ darinnen Selenissen Bette stundt/ eröffnete/ vnd sagte daß
Arsidas da were/ vnd begehrete mit der Frawen zu reden. Weil er so
früe kam/ da man sonsten einander nicht [113] zu
besuchen pfle-
get/ vnd sie auch wuste/ wie lieb Arsidas dem Poliarchus gewesen/
b
c
Arsidas war kaum von der Argenis hinweg [115] gegangen/ als
die Bawren für der Statt anlangeten/ vnd den
Archombrotus/ der
von jhnen auff allen seiten vmbringet war/
daher führeten. Die
Wacht fragte was sie wolten/ vnd brächten. Darauff sie
zur Ant-
wort gaben: Sie hetten den Poliarchus gefangen/ vnd wolten jhn
dem König liefern.
Derentwegen als man sie eingelassen/ giengen
sie auff das Schloß zu/ dessen
Thore noch vneröffnet waren. Euri-
medes fragt sie wer sie weren/ vnd was sie
suchten? Sie gaben eben
vorige Antwort/ daß sie kämen den Poliarchus dem König zuvber-
geben. Als Eurimedes
solches hörete/ erfrewete er sich höchlich daß
Poliarchus noch lebte: doch gleichwol war er in ängsten seines
Freunds Gefahr halben/ vnd begehrte den Poliarchus zu sehen. Sie
zeigten alle mit Fingern auff jhren
Archombrotus. Der Verwalter
aber ließ sich diß vnbekandte
Antlitz nicht lange auffhalten/ wandte
das Gesicht weg/ vnd sagte/
dieser were es nicht von dem sie sagten:
befahl darauff/ sie solten die
Gewehr niderlegen/ auß Forchte daß
sie nicht vom Lycogenes angestifftet vnd außgeschicket worden. Für-
nämlich
aber sahe er den Archombrotus an/ Vnd/ mein junger
Mensch/ sagt er/ was ist das
für eine Comedie? warumb gebt jhr
euch für den Poliarchus auß? Er antwortete/ daß er solches niemals
gethan
hette/ vnd were wider seinen Willen von diesen Leuten nach
Hoffe geführet
worden. Er hoffete/ dieser der Bawren Irrthumb
würde jhme nicht verfänglich
seyn. In dem sie also reden/ [116]
kompt gleich
Arsidas dazu/ vnd fordert sie auff Befehl deß Königs
alle in den Vorhoff. Daselbst sagte Cleobulus/ der obriste im Rath/
im Namen deß Königs wider die
Leut/ welche nun erfuhren/ daß sie
gejrret: Ihre Mayestät wolte jhrer
angewendten Trewe in Gnaden
hinfort jndenck seyn: vnd sie solten auch
nachmals bey aller Ge-
legenheit diesen jhren Muth vnd Hände/ Gott vnd dem
Könige
allein zu dienen/ gebrauchen. Nachmals führte er/ wie jhm
befoh-
len worden/ den Archombrotus für den König: welcher nach ge-
bürlicher
Ehrerbietung gegen Königlicher Majestät also zu reden
anfieng: Herr/ Wöllen
die Götter/ daß es kein böß Zeichen möge
seyn/ daß ich als ein Verbrecher zum
ersten euch vnter die Augen
In dem Archombrotus dieses vnd anders mehr redete/ sahe jhn
Meleander mit begierigen Augen jnnständig an. Seine Jugend/
seine Schönheit/ sein glimpffliches Antlitz/ vnd weder zu ernsthaff-
ter
noch leichtsinniger Glimpff vermehreten die Lust jhm zu zu
hören.
Nachdem er auch außgeredet/ bedanckte sich der König fürs
erste/ daß er in
sein Land kommen; vnd wolte er jhm durch alle
Gnade hergegen zuerkennen
geben/ daß jhm für andern dieselben
am liebsten weren/ die von jhrem freyen
Willen auß frembden Or-
ten ein solche Tugendt in Sicilien brächten/
dergleichen dasselbe
nicht verdienete/ auch nicht trüge. Zugleich
reichete er dem jungen
Herrn die Hand/ welcher sie mit Vnterlegung der
seinigen nam/
vnd so tieff zur Erden gebogen küssete als jhm möglich war.
Dar-
auff vmbfieng jhn der König; weil er sich was grosses zu jhm ver-
sahe: er aber/ als er von seinem Lande vnd Ankunfft ge-[118]fraget
ward/ gab nichts anders zur Antwort/ als daß er
auß Africa bürtig.
Welches dann grössere Begierde beym Meleander erweckete/ zu
wissen wer er seyn müßte: doch kundte
er weiter nichts von jhme
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