DEr König wuste wol/ wie harte jhm Lycogenes zusetzete. Derent-
wegen verschickte er den
Eurimedes mit etlichen wenigen von der
Reuterey/ eben den Tag als er den
verurtheileten jhr Recht thun
ließ/ ob er jhn heimlicher Weise vberfallen
köndte. Dann Lycoge-
nes hatte sich nach Bestrickung deß Eristenes vnd
Oloodemus in
den Krieg noch nicht gäntzlich ergeben. Er versicherte
zwar seine
Person mit vielen Soldaten: doch gab er allzeit vor/ er hoffete
Ver-
söhnung: daß er entweder vnter dem Scheine deß Bundes dem Köni-
ge die gefangenen außwinden/ oder jhn/ als einen vnbarmhertzigen
Tyrannen mit Lästerworten außtragen köndte. Damit man auch
desto mehr glaubete/ daß er von Hertzen Frieden begehrete/ so
bathe er
den Dunalbius schrifftlich/ daß er den König von so hitzi-
gem
Rhatschlage zu rück halten/ die gefangenen loß zu lassen vnd
zu Beföderung
gemeiner Rhue allen Argwohn vnd Haß auffzuheben/
ersuchen wolte. Dunalbius stellete sich/ als [310] ob er
solchem
Schreiben gäntzlich glaubete/ vnd das was an jhn gemuhtet
würde
zu Wercke richtete; vnd führete den Lycogenes herumb mit seinem
eigenen betruge. Dann er
verweilete sich/ in der Hoffnung den Kö-
nig zuberücken/ vnd seine Freunde
loß zubekommen/ so lange biß
der König seinem Wesen kundte Rhat schaffen.
Aber damals als
der König außschickte jhn zu vberfallen/ waren
etliche von seinem
Anhange/ die dem Eurimedes zuvor kamen/ vnd dem
Lycogenes
den Todt seiner Freunde/ nebenst seiner eigenen Gefahr zuwissen
machten. Er ward solches vber dem Nachtessen verständiget/ als er
viel von seinen Befehlichshabern zu Gaste hielt. Zu diesen fieng
Lycogenes an: Ihr Freunde/ vermeinet nicht/ daß wir vmbsonst
allhier zusammen kommen sindt: Wir halten an jtzo deß Eristenes
vnd
Oloodemus Begrebnüspancket/ welche Meleander grawsamer
Weise hinrichten lassen: wie ich dann/
im fall jhr mir nicht
bey-
a
b
Es waren jhrer nicht viel geblieben wegen des tunckelen
Wetters:
Lycogenes aber hielte dafür/ er hette obgesieget. War derhalben
wegen solchen Angriffes der seinigen/ frölich beruffete alle
gute
freunde/ [312] theilete Waffen vnter sie auß/
vnd schickte an die
Zusammenkunfften der Stätt gleichen lautes Schreiben/
daß sie
jhme als dem Beschützer allgemeiner Freyheit/ Hülffe leysten
c
d
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[313] Gebrauchte sich also Lycogenes deß königlichen Rechtens
vnd Wappens; den einigen
Namen außgenommen. Bey der Tafel
saß er auff einem Throne; im Läger gieng
er in Purpur/ allenthalben
mit dem Degen an der Seiten. Machte sich
entweder sehr freund-
lich/ oder sehr strenge/ damit er die
Widerspänstigen jhm verbünd-
lich oder für jhm forchtsamb machte.
Meleander säumete sich
gleichfals auch nicht/ vnd brachte
in kurtzem viel außerlesenes
Volck zusammen. Epeircte/ welche starck besetzt/ vnd mit Pro-
viant wol
versehen war/ ward darzu bestimmet/ daß man darauß
kondte Entsatzung
schicken/ vnd sich wider hinein flüchten. In den
Hafen daselbst
ließ man alle Königliche Schiff führen die sich noch
zu dem König
bekandten. Er ward beydes seiner Natur nach/ vnd
weil es jhn die grosse
Angelegenheit lehrete in Ehrung der Götter
andächtiger. Vnd weil diese
schandliche Rebellion als ein anfällige
Seuche durch gantz Sicilien
vberhandt nam/ schrieb er durch ein
offentliche Erklärung auß/ daß
er diese Auffruhr mehr für ein son-
derliche schickung vnd Thorheit
hielte/ als für ein fürgesetztes
g