ABer Archombrotus (dann er war damals im Rahte) als er von
Vermählung der Argenis hörete/ ergrimmete er dermassen wider
den Radirobanes vnd Cleobulus/ daß jhm die veränderung seines
Hertzens fast vnter das
Gesichte stieg. Doch durffte er nicht dar-
wider seyn/ oder nur etwas sagen. Der
König aber lobte deß Cleo-
bulus Meinung/ vnd ließ stracks in den Hafen schicken/
damit sein
Damals wurden die Bäncke mit herlichen Tapetzereyen gezieh-
ret/ vnd hinten ein Thron auffgerichtet für zwey Personen. Euri-
medes verblieb zu rücke das Schloß zubewahren; Arsidas wardt
auff einem Rennschifflein vorher gesandt/ der deß
Meleanders An-
kunfft zuwissen machte. Das Geschrey kam baldt durch
gantz
Epeircte/ daß die Sardinier angelanget waren Sicilien mit starcker
Hülffe beyzustehen. Welches man dann leichtlich glaubete. Der-
halben
worden die kurtz zuvor Furchtsamen mit plötzlicher Frölig-
keit vnd nicht allein
Hoffnung/ [355] sondern Versicherung deß
Sieges erfüllet.
Sie erfülleten den gantzen Marckt/ vnd schlugen
Arsidas hatte allbereit den Radirobanes angesprochen/ vnd jhm
die Schiffe in welchen Meleander sampt den Seinigen ankam/ ge-
zeiget. Dann es waren viel
Barcken/ die den König zubegleiten
auff die See kamen/ mit einem grossen Getümmel
vnd Frewdenge-
schrey/ derer so darinnen waren. Deß Radirobanes Hauptschiff
stundt mit königlicher Pracht
gezieret an dreyen Anckern. An
allen Segeln ‹hingen› schöne Quasten
die nur zum Schmuck waren/
b
Endtlich lendete Meleanders Gondel beym Schiffe an/ der auff die
Treppen schritte
nebenst dem Archombrotus/ an dem er sich stewer-
te; biß er so weit kam/ daß er
dem Radirobanes die Handt reichen
kundte. Da vmbfiengen sie
einander/ als ob sie lange Zeit
zusam-
c
d
e
Archombrotus aber war vber diesem wenig erfrewet/ in dem er
bedachte/ daß er einen bekommen hette/ zu welchem der König
vnd Argenis
nohtwendig Liebe tragen musten. In dem derhalben
die andern deß Radirobanes Freundte empfangen/ wandte er noht-
wendige Geschäffte
für/ als ob er auff die Mawren gehen/ vnd im
Nahmen deß Königes die Wache
besichtigen muste; damit sie auß
Zuversicht der Hülffe nicht vnachtsam weren:
weil vormals auch
erfahren worden/ daß der Feindt solche Gelegenheit ersehen/ vnd
grossen Schaden zugefüget hette. Als er von dem Hauffen
weg-
f
g
h
i
j
Vber diesen Gedancken fiel er in Zweifel/ wessen er sich berah-
ten solte/ machte trutzige weite Schritt/ vnd schwieg ein gute weyl
stille;
biß er wider anfieng mit dem Glück zu streitten/ vnd mit
einem herben
Lachen sagte: Schawe man doch zu; vnserer drey
[361] sind in Kummer der Argenis wegen; wir hoffen alle drey ein
Glückseligkeit/ welche doch nur einem werden kan: ich/ Poliar-
chus/ vnd
Radirobanes/ daß ich von denen nicht weiß/ die eben in
solcher
Thorheit/ wie ich/ stecken/ vnd mir noch vnbewußt sindt.
Ich
Vnglückseliger! Siehestu nicht/ daß jhrer täglich mehr in sol-
che Begier
gerahten werden? Es sey dann daß sie nicht werth ist/
daß man sie liebe/ oder daß
du alleine Augen hast. Aber du köndest
Zeit haben die andern abzustossen. Schawe
nur zu/ daß dieses Vn-
gewitter vom Radirobanes/ deine Hoffnung nicht vber einen Hauf-
fen
werffe. So lang Lycogenes lebet/ wirdt dich dein Haß wider jhn
nicht helffen. Gewiß
er wirdt die Belohnung für dem Sieg nicht
erlangen. Was für grosse Vngewißheit
aber stecket hinder den
k
Den folgenden Morgen hielten die Könige mit jhren fürnembsten
Leuten Kriegesraht. Deß Radirobanes Volck war noch in den
Schiffen. Weil er aber wuste/ daß
es sich verdächtig machte/ wann
er eine solche Heereskrafft in die Stadt
führen wolte; so entledigte
er den Meleander/ welcher außgab/ als ob er sich nichts besorgete/
von
seiner Furchte mit solchen worten; In dieser Flotte/ sagte er/
welche an jetz zu
Ancker lieget/ Allerliebster Bruder/ habe ich
Acht tausendt Soldaten mit schwerer
Rüstung/ vnd bey Vier tau-
sendt so Schleudern vnd Bogen führen anher
gebracht. Ich habe
auch eine ritterliche Jugendt von Reysigen bey mir/ der
schwere
aber vnd weiten Weges halben habe ich viel Roß einzunehmen be-
dencken gehabt. Können wir jhrer habhafft werden/ so wollen wir
sie schon
beritten machen. Im vbrigen/ damit man dem Lycogenes
nicht lenger Ruhe lasse/ so wöllen wir das Volck/ wann es euch ge-
liebet/ ans Land setzen. Weil aber das Vfer felsicht ist/ vnd der weg
durch
die Stadt gehet/ so wollen wir sie Fänlinweise herein nehmen.
Wann sie hernach
durch das andere Thor zur Festung hienauß sindt/
vnd sich in das Läger/ welches
wir an dem Fusse deß [363] Berges
auffschlagen
wöllen/ machen; so kan wiederumb ein Fahn nach
l
m
n
Als nun das Sardinische vnd Balearische Heer auß den Schiffen
an das Gestade kommen war/ ritten sie beyde das Volck zubesehen
vnd
auffzumunteren. Radirobanes hatte einen Wapenrock von
Purpur vmb/ der seine
vergüldete Rüstung nur halb bedeckte/ vnd
war Bloßhaüpticht/ außgenommen
daß er seinen Königlichen
Bundt darumb hatte. Meleander war auch gewaffnet/ vnd machte
mit seinem grossen Ansehen
vnd Majestet/ daß ein jeder die Augen
auff jhn werffen muste. Die mit den
Schleudern kamen erstlich in
die Stadt. Diese waren Balearisches Volck vnd war
ein jeder mit
dreyen Schleudern außgerüstet. Es wuste keine Nation zur
selbigen
Zeit besser darmit vmb zugehen/ weil sie sich hierauff von Kindt-
heit an zu legen [364] pflegten. Es ward gesagt/ sie
köndten das ge-
flügel in der Lufft treffen/ vnd hielten es für eine Schande/
wann
einer fehlet. Auff diese folgten der Sardinier Fahnen/ die/ wegen der
Nachbarschafft/ auff Carthaginisches Muster/ mit glatten vnd gros-
sen
Schilden außgestaffieret waren. Sie hatten kurtze Degen an den
Gürteln hangen/
welcher sie sich gebrauchten/ wann jhnen die
Pfeile abgiengen. Die Sturmhauben
waren mehrertheils von Ertz/
auff deren Spitzen Beerenrachen oder Löwenköpff
stunden. Ein
solch weitläufftes Heer kundte den Tag vber kaum gantz durch
pas-
sieren. Archombrotus vnd Timonides waren in Meleanders Läger/
die Kriegsgenossen/ wann sie auß der Statt in den
zubereiteten Wall
kämen/ zu empfangen. Diese wurffen weiter auff/ vnd erfülleten
die
Schantzen/ welche Meleanders Volck jhnen eingeräumet hatte.
Der König schickte
jhnen Proviant vollauff/ vnd den Siciliern ward
anbefohlen/ theils mit den Sardiniern zu essen/
theils sie zu sich in
jhre Zelten zu laden.