IBburranes/ welcher beydes seiner Hohheit wegen/ vnd daß jhn Ar-
genis jhm anbefohlen/ dem König lieb war/ hielte sich bey Hoff zum
offtern auff. Diesen hatten die Syracuser angesprochen/ vnd sich
jhm in
seinen Schutz befohlen/ mit Ersuchung/ der Sicilier gerechte
Sache vnd Bitte dem König fürzutragen/ vnd jhn/
der von sich
selbst gesänfftiget worden/ auff die Wolfahrt seines Volcks mehr
vnd mehr zuleiten. Vnter andern Tugendten deß Ibburranes war
sonderlich
eine grosse Gütigkeit/ im Fall man jhn vmb Hülff vnd
billichen Beystandt
ersuchte; also daß er so freundlich in erzei-
gung der Wolthat war/ als ob sie
jhme von dem der sie empfieng/
erzeigt würde. Dieser derowegen hatte dem König
die Syracuser
offtmahls anbefohlen/ vnd sonderlich damals/ als deß Elends
der
Processen vnd Entscheidungen halben/ darüber sich das Volck be-
klagte/
erwehnet wardt. Darvon er dann also anfienge zu reden:
Vermeinet nicht/
Gnädigster König/ daß dieses ein geringes Wesen
sey/ von dem Sicilien erlöset zu
werden wündschet. Ich weiß nicht
ob dieser Bürgerliche Krieg/ welcher von
euch erst ist gestillet
worden/ hefftiger [576] gewütet
habe; vnd traget keinen Zweifel/
daß jhrer weniger in dieser schädlichen Rotte
sindt/ als sich jhrer
mit dem Lycogenes verbunden hatten. Die Advocaten/ Procura-
torn/ Schreiber vnd Scherganten (dann von den
Richtern/ weil jhr
sie selber einsetzet/ schewe ich mich zureden) sind in
solcher An-
zahl/ daß es nicht so viel Ackersleute/ nicht so viel Kauffmänner/
noch Personen hat/ welche das gemeine Wesen bewachen. Wannher
lebet aber
eine solche Menge anders als von dem Vnrechte deß
Volcks/ von dem Verderb vnd
Vntergang der Armen? Vnd zwar
mit destogrösserem Schaden deß gemeinen
Nutzens/ daß/ im Fall
das Advocaten Ampt in wenigern Personen/ deren Auffrichtigkeit
aber
bekandt were/ bestünde/ so würden viel Gemüter/ welche sich
mit schädlicher
Subtilitet verderben/ jhr Vatterlandt mit bessern
Studien zieren/ vnd entweder
newe Künste vnd Lehren erfinden/
oder die erfundenen auß vben. Solcher
gestalt aber ist diese Pest
nicht allein schuldig an dem Vbel das sie begehet/
sondern auch
an dem guten welches sie hinweg nimbt. Ihr möchtet aber sagen/
Sie möchten aber in grosser Anzahl seyn wie sie wolten/ vnd alles
was sich zu jhnen nahet/ gleichsam als mit einer Sucht an-
stecken/ wann sie
nur die jenigen so in jhre Hände fallen/ nach einer
kurtzen Marter loß liessen;
aber also bleiben die Strittigkeiten vn-
endlich/ so daß wann man neben
den Vnkosten die Beschwerligkeit
a
b
c
Worinnen sie täglich mehr jrren mag ich nicht erzehlen:
dann
vber dieses sämptlich hetten sich diejenigen bey euch beschweren
sollen/ welche noch die Gerichte zu bessern gerathen haben. Es ist
d
e
Dieses nun kan auch wenig nutzen/ wann jhr nicht außdrück-
lich/ mit angefügter harter Straffe/ vnd nicht nur wie wir pflegen/
zum vergänglichen Scheine deß Schreckens/ befehlet/ daß kein
Handel vber sechs
Monat für den Richtern schweben sol: es sey
dann daß man ausser der Prouintz
Zeugen erfordern müsse. Dann
damals bin ich nicht darwider/ [582] daß man solche Zeit doppeln
solle/ zwar die jenigen/ welche
langsame Mittel vorzuschlagen ge-
wohnet sindt/ werden diese Meinung nicht
billichen/ vnd in gäntzli-
cher Abrede seyn/ man könne so viel Sachen jnner
halben Jahres-
frist zu völliger Entscheidung nicht bringen. Diese frage ich nun/
ob die häuffung der Händel von Jahr zu Jahren zunehme; oder ob
nach
erörterung der Alten allzeit newe mit grösserer Anzahl ent-
springen? Wann
sie zunehmen/ was wirdt endlich darauß werden?
wie wöllen wir vns von häuffung so
vieler Jahre entledigen? Gewiß
man muß sie entweder fahren lassen/ oder auff
einen hauffen nicht
so sehr nach Billigkeit als durch ein loß beylegen. Im Fall
man
aber die alten Sachen für erwachsung der newen zu Ende bringet/
so begehren wir nichts weiter/ vnd sindt wegen der Anzahl einig.
Es ist genug/
sage ich/ daß so viel Gerichte in einem Jahre gehegt
werden/ als Händel in
demselbigen fürkommen. Wann sie mir aber
die Wichtigkeit in Nachsuchung deß
Rechtens einwenden/ welche
bißweilen etliche Jahre haben wil/ so ist die
Entschuldigung nichts
destobesser. Dann warumb sindt die Sachen verworren/
als daß jhr
Richter sie selbst verworren habt? Betrachtet die Vorfahren. Sie
wußten viel eher zu sprechen als wir fürzuschreiben: jedannoch
könnet jhr
nicht verneinen daß sie der Gerechtigkeit sind nachge-
gangen/ weil sie
mehrentheil die Satzungen gemacht [583] haben
k
l
m
Als er so redete/ kriegte jhn Meleander bey der Hande; Wo leitet
euch/ sagte er mit frölichem
Angesichte/ ewere Hitze hin/ daß jhr
mit Abwesenden [584] redet? Es sey dann daß jhr mich auch vnter
die Richter zehlet/ oder daß jhr mich
warnet/ vnter dem Scheine
als ob jhr wieder andere erzürnet weret. Dann ich
vernehme/ daß
sich auch diejenigen so bey Hofe sind selber vber die
langsame Fort-
stellung der Rahtschläge beklagen. Ibburranes entschüldigte seinen
Eyfer im Reden/ weil jhn die Fürsorge deß gemeinen Nutzens darzu
gereitzet
hette. Aber vielleicht/ fieng er an/ werden die Richter alle
Schuldt den
Advocaten zumessen wöllen. Dann sie weren es/ welche
mit
Augenscheinlichem oder verdecktem Säumnisse im Wege stün-
den/ vnd mit allerley
Außflüchten die Nachfragenden auffhielten.
Gleichsam als Advocaten ohne Bewilligung der Richter dieses Vbel
begehen köndten.
Ein Theil begehret den Handel zu verschieben;
der ander gibt es zu. Welchem ist
nun die Schuldt am meisten? Ich
halte darfür daß sie derer sey/ welche das
Böse nicht verhindern/ ob
sie es schon thun können. Dann ein Advocat dörffte
nicht
Vnter-
n
Wo aber noch dieses alles der Richter Gemüte nicht bewegen
kan/ wo sie mich wiederlegen/ wo sie mit Anziehung jhrer Trew/
Mühe vnd
Gewonheit sich vber vnbilliche Nöttigung beschweren
werden/ so wil euch
Barmhertzigkeit fürzuwenden nicht verhin-
dern. Lasset jhnen zu/ daß sie
wolwissenden Leuten diejenigen Par-
teyen zuentscheiden vbergeben/ welche sie/ zu
vieler Geschäffte
wegen/ nicht bestreiten können. Es sind vnter den
Advocaten viel
erfahrene Männer; zu denen können sie die
Strittigkeiten/ welche
sie vermeinen/ weisen. Dann sie legen die Sachen selbst/
oder durch
andere hin/ so wird es doch dem gemeinen Besten zu statten kom-
men/ wann die Sachen nur vber gesatzte Zeit nicht hangen bleiben.
Ihr
werdet sehen wie sie werden zu Kräfften kommen. Sie werden
nicht zugeben wöllen/
daß andere an jhrem Gewinste vnd Macht
theil mögen haben. Leget jhnen noch mehr
Geschäffte auff/ sie/ die
kurtz zuvor auß Zärtligkeit einen solchen Eckel vor der
Arbeit
hatten/ werden alles zu Ende bringen; fürnemlich wann jhr/ wie
dann geschehen muß/ diesen Befehl mit einer grossen Straffe erge-
hen
lasset.
Aber/ werdet jhr sprechen/ was sol man mit den alten Sachen an-
geben/ welche nun viel Jahre lang für Gerichte schweben? Dann zu
derselben
Außtrage/ nebenst denen die noch täglich fürkommen/
[586] dieses Jahr gewiß nicht genug ist. Hierzu sollen
denen welche
Gerichte hegen auch wider jhren Willen Personen beygeordnet wer-
den/ so viel jhrer zu besserung deß Entschieds vonnöthen sindt. Ihre
Gewalt
sol vber Sechs Monat nicht weren. Wann nachmals die Ge-
richtstüle von der Alten
Ordnung gesäubert worden sindt/ sol die
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