IN dessen ruheten nicht allein die Befehlichshaber vnd
Soldaten/
sondern auch der meiste Theil der Schiffleute. Es war nur der
einige
Stewerman deß Hauptschiffes/ welchem die Lufft vnd die Art
deß
Gebirges das an der Seiten Liguriens herlieget verdächtig war; weil
er erfahren hatte/ daß es vmb die Oerter wo es sich erniedriget vnd
wiederumb erhöhet/ durch die Enge der zertheileten Spitzen ge-
schwinde Sturmwinde auff die See zustossen pfleget. Derhalben ver-
mahnete er die Boßgesellen zuwachen/ vnd in dem er auff alle
Winde Achtung gab/ war er gewiß keines guten gewärtig. Vmb Mit-
ternacht erhube sich von den Bergen ein Windt/ der zwar erstlich
zwischen den Mastsei-[754]lern nur ein wenig mit
rauschen spielete/
a
Nach vberstandener Nacht war der Tag nichts frölicher/ sondern
trawrig vom Regen/ vnd stellete den bevorstehenden Todt mehr für
Augen. Die folgende Nacht gieng der Windt eben so vngestümm.
Auff den andern Morgen legete sich zwar das Gewitter/ sie kundten
aber nicht erkennen an welcher Gelegenheit deß Landes/ vnd wo sie
auff der See weren; als sie auch die Schiffe zehleten/ mangelte
jhnen
mehr als das halbe Theil/ so entweder anders wohin verworf-
fen/
oder vntergegangen war. Wie sie aber wegen Versicherung
b
c
In dem er diesem also nachdachte/ vnnd wie derer so in Vn-
glück kommen Gebrauch ist/ sich [757] fast mit dem
Gobrias vervn-
einigte/ daß er jhn von seinem Wege
zu dem Poliarchus auffgehal-
ten/ meldeten die Schiffleute an/ es
liesse sich von ferrnen gleich-
samb etwas gewölcktes oder finsteres
sehen/ welches jhrem Be-
düncken nach eine Landtschafft were. Gobrias befahl dahin zu
lenden/ es were was es wolte. Wie
sie besten Vermögens fortgeru-
dert hatten/ stiessen jhnen vmb den
Mittag etliche mit kleinen
Schiffen auff/ die nach vergangenem Vngewitter
in der See herumb
spatziereten/ zu schawen ob sie etwas antreffen möchten
das durch
Schiffbruch verlohren were. Von denen erfuhren sie/ daß dieses
eine
seitte von Africa were; im vbrigen sehr vnsicher wegen der Sandt-
bäncke/ welche von gefährlichen Oertern disseits vnd jenseit be-
decket würden. Nicht ferrne lege Numidien. Der nechste Port stündt
wüste/ vnd sie waren im
Zweiffel/ ob sie auch würden eingenommen
d
e
Es hatte auch das Vngewitter deß Poliarchus Flotte nicht ver-
schonet. Wann er Sicilien/
wann er die Rache vnd seine Heyraht
jhm zu Gemüte führete/ kundte
er sich nicht vnbillich auff seine
Macht verlassen. Weil er in königlichem
Zustande war/ so viel
Güter vnd solche Heereskrafft hatte/ warumb solte
jhn Meleander
zum Eydam nicht annehmen? Wann die Sache zu eintzeln oder
allgemeinen Waffen je gelangen muste/ vnd jhn Radirobanes/
Archombrotus vnd andere seine Mißgönner darzu vervrsacheten/
so kundte er sie sicherlich verachten. Letzlich vermeinete er das
Sicilische Gesetze/ welches nicht zugab sich an ein mächtiger Hauß
zuvermählen/ entweder mit dem Schwerdte abzuthun/ oder mit
einer
Erklärung zuwiederlegen; daß nämlich nicht solte gesaget
werden/
Sicilien würde der Cronen Galliens angehenckt: sondern es
möchte nach seinen
al-[759]ten Gesetzen leben/ vnd da Argenis
mehr
als einen Erben zur Welt bringen würde/ solte die Erbschafft
an das andere
fallen.
[760: Kupfer Nr. 15]
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