Arsidas hüpffete wegen vernommenen Siegs für Frewden/
als ob
er in einem Schawspiel vber dem der seinen Feindt erlegt
hette/ fro-
lockte/ vnd also baldt: Mich dünckt/ fieng er an/
Gobrias/ ich sehe
ewern Astiorist für meinen Augen/ wie er nach vberwundenem
Widersacher für dem Vatter vnd euch erschienen/ vnd durch
seine
Arbeit vnd [743] Gefahr grösser
worden sey; wie jhm die Frewden
vnd der glückliche Fortgang ein
Hertze gemacht; wie lange er den
blossen Degen/ der mit deß Feindes
Blute genetzet gewesen/ in der
Hand wird gehalten haben. Ich trage
Lust mich in so lieblichen
Gedancken auffzuhalten. Wie
stelleten sich aber die Soldaten vnd
das Volck als Commindorix vmbgebracht worden? Astiorist (gab
Gobrias zur Antwort) hatte das Volck also wie jhr
wündtschen
möchtet. Man hörete nichts als ein Geschrey/ ein Hände
klopffen/
vnd allerley Zeichen der Fröligkeit. Hernach schwur der
Soldat als-
baldt auff Befehl deß Britomandes dem Fürsten noch einmal. Auff
In solcher Glückseligkeit regierete er vnter dem Ansehen
deß
Vattern nach deß Commindorix Tode drey Jahr. Britomandes befahl
alles was er heissen würde
genehm zuhaben. Er gab der Obrigkeit/
er gab den
Kriegesbefehlshabern Anordnung; von jhm worden die
Herren
befördert/ oder/ wann sie es verdieneten/ abgestossen. Dar-
auff
beruhete Timandre/ vnd schätzte sich im Friede vnd Kriege
Glückselig. Sie hatte drey Kinder gehabt. Der elteste Sohn war von
dem Commindorix durch Zuthun der Saügammen vmbgebracht
worden. Astiorist der andere hat gemacht/ daß sein Hauß vnver-
ruckt geblieben ist. Zum dritten kam eine Tochter/ sechs
Jahr jün-
ger als Astiorist. Diese eine schöne vnd verständige Princessin/
er-
halten vns die Götter. Sie heisset Cyrthea. Timandre erlüstigte
sich
mit diesen jhren zweyen Kindern/ vnnd bey allen war das
erlittene
Elendt in Vergessen kommen; als jhm Astiorist/ auß sonderlichem
Eingeben/ wie
ich vermeine/ einen newen Anschlag fürnam. Auß
Begier Länder vnnd
Leute so ausserhalb Gallien sind zuschawen
wolte er sich auff das Mehr
ohne einige begleitung begeben. [746]
Er
wandte ein/ daß Hercules/ Theseus vnd so viel Helden von dem
ferrnesten
Auffgange durch solche Gefahr vnd Art zu leben jhnen
einen
grossen Namen gemacht hetten. Vber dieses/ sagte er/
daß von seinen
Mißgönnern außgesprenget würde/ als ob er bey die-
ser hohen Gewalt
mit der er den Hoff regierete nicht so sehr den
Vatter in seinem
Reich bestättiget/ als mit newer Dienstbarkeit vn-
tergetruckt
hette. Aber/ wie ich darfür halte/ es waren andere
vnd
geheimere Sachen/ die jhn zu dieser Reise verleiteten.
Derhalben/ als er die fürnembsten deß Königreiches
beruffen
hatte/ so sich vber seinem newen Anschlag wunderten/ fieng
er an/
daß er jhnen seine Eltern vnd das Regiment zu beschützen
auff ein
kurtze Zeit vberliesse. Er hette vorlängst den Göttern ein
Gelübd
gethan/ einen Tempel von Gallien sehr weit entlegen/ zu besuchen;
welchem
er nun wolte nachkommen. Sie solten sich vber diesem
sei-
b
Astiorist war nicht viel vber ein Jahr aussen gewesen/
als Brito-
mandes diese Welt gesegnete. Sie klagten sämptlich vber
den jungen
Printzen/ der das Königreich verlassen/ vnd keine
Nachrichtung
von seinem Verreisen gegeben hette; also daß bey deß
Brito-[748]
mandes Leichbegängnisse
die Klagen deß Todten wegen so groß
nicht waren/ als das Geschrey
deren/ die dem Abwesenden rufften/
zu erhaltung deß Vatterlandes
sich einzustellen. Vnterdessen mußte
man die Angelegenheiten
fortstellen/ vnd Timandre sagte für ge-
wiß/ jhr Sohn were noch
lebendig vnd gesund/ man solte nur jhr/ so
lange biß er
zurück käme/ das Regiment vberlassen. Es strebten
allein die
jenigen darwider/ denen daran gelegen war/ daß Astiorist
nicht lebete. Diese sprengten hin vnd wider seinen Todt auß/
vnd
c
Arsidas/ der seiner Hoffnung nunmehr besser glaubete/
vnd die
Augen niederschlug/ nach dem er alles bey sich erwogen
hatte; Ich
kenne/ sagte er/ keinen Astiorist: wann er noch einen andern Nah-
men hat/
so mag ich vielleicht wol von jhm gehöret haben. Ja/ fieng
Gobrias stracks an/ wie ich selbst von jhm verstanden/
als hat er
sich anders geheissen/ darmit er in dem niedrigen
Stande/ welchen
er fürgab/ destomehr möchte gesichert seyn. Er
sagte/ man nennete
jhn daselbst Poliarchus. Seinen Gefehrten auch/ der Cerovist seinem
Vattern nach heisset/ nannte er/
ist mir recht/ Gelanor. Arsidas ver-
lohr vber diesen Namen alle Kräfften/
vnd Gobrias/ als er jhn so be-
stürtzet vnd für Frewden
verkehret sahe/ ward ingleichen vber Er-
wartung solcher Fröligkeit
verwirret; biß jener anfieng: Welcher
Gott hat mich in eine
so glückhafftige Bestrickung fallen lassen?
Ich were vmb ewer Vfer
herumb gejrret/ nach dem der König abge-
fahren ist/ vnd hette mit
vergebener Mühe bey denen so vmb die
Sache nicht wissen an statt
deß Astiorists nach dem Poliarchus ge-
fraget. Dieser ist der Poliarchus welchen ich suche/ vnd jhm etwas
erzehlen wil/ das jhm zu seinem besten nicht sol [751] verborgen
bleiben. Wie glückselig seydt jhr wegen
eines solchen Königes?
Wie wirdt Gallien von den Göttern so sehr geliebet? Wer wirdt
für dem Schrecken ewres Namens nicht zittern? Wie für glückhafft
werden sich die Könige vnd frembde Völcker schätzen/ die jhr in
ewere Freundschafft vnd Bündtniß nehmen werdet? Vnd was mich
noch mehr vergnüget/ ist dieses/ daß ich euch mit gewaffneter
Handt schiffen sehe; wiewol ich weiß daß es mehr wirdt eine herr-
liche Siegespracht/ als ein Kampff oder Schlacht seyn. Dann ewere
Feinde begehren die Waffen nur zu sehen/ nicht zu versuchen. Aber
ich muß eylendts zum Könige/ der mir die Ehre gibt/ daß
ich mich
seinen sonderlichen Freundt rühmen mag. Gobrias/ als er dieses ge-
höret/ ehrete er den
Arsidas mehr als zuvor/ vnd fragte frey herauß/
was
er brächte vnd von wem er käme. Aber Arsidas/ der nach vn-
achtsamer Vberfallung der
plötzlichen Frewde die Rede klüglicher
zurücke hielt/ war
sehr vngehalten auff sich selber/ daß/ da Gobrias
weißlich verbergen können/ daß dieses Volck in Sicilien schiffete/
er
so vnbedächtig herauß gestossen hette/ wie jhm das gantze
Wesen
e