Archombrotus/ nachdem er alles betrachtet/ vnd ein so schwere
Tugendt ohne Mühe/ aber nicht ohne gutes Genügen mit Frewden
angesehen hatte/ bate er einen von jnen/ einen Alten ansehenlichen
Mann/ jhme die gantze Ordnung vnd Gesetze solchen Lebens zu er-
zehlen. Er aber: Was wir/ Gnädigster König/ sagte er/ für Vortheil
haben/ auß abschaffung deren Dinge welche die Menschen für das
vornembste halten/ wil ich anjetzo nicht sagen. Dann jhr scheinet
mehr zu fragen/ was wir in dieser entweichung machen/ als warumb
wir
darein kommen sindt. So pflegt vber diß der Nutz solchen rawen
Lebens mit Menschlichen Worten nicht an den Tag gegeben zu wer-
den.
Allein die Götter loben diese newe Glückseligkeit/ so anderer
Leute Augen
vnd Sinnen nicht fassen/ denen die sie lieben mit
heimlichem Gespräche
ein. Doch wil ich sa-[951]gen/ daß der Zweck
Das lange Gespräche/ vnd die Vngedult der Jugendt leitete den
Archombrotus auff etwas anders. Derhalben/ als ob er auch das
vbrige hören wolte/ befahl er diesem Priester/ er solte folgenden
Tag
nach Calaris zu jhm kommen. Er aber wandte sich wider zu
seinen gewöhnlichen Sachen nebenst den Seinigen/ die Achtung
gaben was
für Vrtheil er fällen würde/ ob die Stiffter dieser harten
Tugendt zu
loben oder zu schelten weren. Als er aber bey der Nacht
Zeit hatte/ auff
den gemeinen Zustandt zu gedencken/ bedünckete
es jhn ein sehr nützliches
Wesen zuseyn/ daß der Pöfel mit solchen
Exempeln vnterwiesen/ vnd
zu dem Gottesdienste gehalten würde.
Wie derwegen auff folgenden Morgen
die Priester seinem Befehl
nach zu jhm kamen; begehrte er viere auß jhrer
Gemeine/ welche
Africa ihre heilige Ceremo-[954]nien
lehren solten. Alsbaldt wor-
den jhm zwene Alten/ zwene Jünglinge
fürgestellet. Damit aber die
Africaner nicht etwan wegen Verachtung oder Hasses gegen die
Sardinier/ so kurtz zuvor jhre Feinde gewesen/ diese Vnterrichtung
außschlagen möchten/ als worden lauter Aussländer hierzu er-
lesen;
zwene Ligurier/ vnd zwene Gallier. Dann es hatten sich jhrer
von allerley Nationen in
selbiges Hauß zusammen begeben.
Nachdem alles zur Rückreise fertig war/ vnd in die
bequemesten
örter Besatzung eingeleget worden/ ließ Archombrotus durch einen
Heroldt offentlich außruffen/ er
habe Sardinien seiner Mutter
Hyanisben erworben. Es were also der Götter Wille gewesen/ damit
der Könige Vneinigkeit beyden Nationen weiter nicht zum Schaden
gereichete. Das Verhängniß hette auch Sardinien seinem Stamme/
dem es von seiner vorfahren
Rechten wegen gebührete/ wieder ge-
geben. Also nam er die fürnemsten
Sardinier Herren/ sonderlich die
jenigen so mit den Königen in
Blutverwandtschafft stunden/ zu
sich/ vnd hatte so guten Windt/ daß er
auff den dreyssigsten Tag
[956: Kupfer Nr. 21]