Einzeldruck X: MARRTINI | OPITII | Lob deß Feldtlebens.
4°: A–B Exemplare: Breslau 4 V 283/5 (defekt); Oberlausitzische
Bibliothek der
Wissenschaften, Milichsche Sammlung, Görlitz,
SW V 26b
Die Größe der Kopfleisten auf Bl. A2a und B1a beträgt 21 × 109
mm, die des dreieckigen
Zierstücks am Ende, 73 × 103 mm. Bl.
A1a Titel;
A1b und B4b leer. Die für die
Widmung verwendete
Schriftgröße erweckt den Eindruck, als ob mit dem vorhandenen
Manuskript Bogen A gefüllt werden sollte. Der zweite Bogen ent-
hält das in
normaler Typengröße gedruckte Gedicht. Der einzige
Hinweis auf das Datum der
Veröffentlichung steht in der Wid-
mung; die Möglichkeit, daß es 1624 gewesen
sein kann, ist nicht
auszuschließen. Die Entstehungszeit läßt sich zwischen Juni
1619
und Oktober 1620 festlegen. Gellinek (S. 46) mutmaßt Spät-
sommer oder
Herbst 1619.
Druck in Sammlung A: Das Gedicht steht ohne Widmung unter
der Überschrift
»Die Lust deß Feldbawes.« auf S. 10–14. Aus die-
ser
Position erhellt, daß der Text sich schon in dem Manuskript
befunden haben muß,
das Opitz bei der Abreise Zincgref hinter-
ließ. Dessen editorische Änderung hat Opitz nicht
übernommen.
Bei Witkowski (1902) findet sich unser Gedicht als Nr. 6.
Sammlung B: Zwischentitel auf Bl. P2a (= S. [30]
unbeziffert
aber gezählt) MARTINI | OPITII | Lob des Feldt- | lebens. P2b
(unbeziffert und ungezählt) ist leer. Unter einer Kopfleiste von
Sammlung C, Erster Teil: S. [119] Zwischentitel wie in B; C2
buchstabiert jedoch deß. Unter einer Kopfleiste von in C1 14 ×
79,5 mm, in C2 11,5 × 77
mm, auf S. 120 Anrede und Widmung an
Teubner; S. 123 Schlußornament: in C1 Fratze, 50 × 49 mm, in C2
Engelkopf mit zwei Adlerköpfen, 37 × 44 mm. Unter jeweils der-
selben
Kopfleiste wie auf S. 120, das Gedicht von S. 124–128. Bei
C1 eine dreieckige Arabeske, 51 × 64 mm; bei C2 derselbe Engel-
kopf wie auf S. 123. Kolumnentitel, S.
124–129: (l.) Der Poetischen
Wälder | (r.) Anderes Buch.
Sammlung F, Erster Teil: Auf P5a (= S. [233]) Zwischentitel
wie in B aber mit der Zeilentrennung ... Lob des | Feldtlebens.
Auf P5b (= S. [234]) Anrede und Titel Teubners; der Text der
Widmung folgt unter einer Kopfleiste, 19 × 72,5 mm, von S.
235–238; am Ende, dreieckige Arabeske, 51 × 64 mm. Unter einer
Kopfleiste, 9 × 73 mm, der Text des Gedichts bis S. 244. Kolum-
nentitel S. 240–243: (l.) Lob des | (r.) Feldlebens. Auf S. 244: Lob
des Feldlebens.
Keine der Ausgaben hat Zeilenzählung. In allen Sammlungen
steht die Widmung in
größerer Schrift, der Zitiertype der be-
treffenden Ausgabe.
Unter den späteren Ausgaben verdienen nur die von Bodmer
und Breitinger (1745, S. 597–618) und die von Triller (1746, Bd. I,
S. 137–44) Beachtung. Unser Gedicht
erscheint nicht bei Tittmann,
Oesterley und Schöne. Die Schweizer drucken
Lesarten zu dem
von ihnen aus F gebrachten Text. In den Anmerkungen polemi-
sieren sie stark gegen Gottsched, der das Lob des Feldlebens unter
den Beispielen zu seinem Versuch einer Critischen
Dichtkunst ab-
gedruckt hatte. (Reprint aus der 3. Auflage, 1742,
Wissenschaft-
liche Buchgesellschaft, Darmstadt 1968, S. 135–140.) Bodmer
und Breitinger bezeichnen die Gottschedschen Modernisierungen
als unnötig,
eigenmächtig, als bloßes Flickwerk usw.
Triller, der grundsätzlich keine Lesarten bringt, hält sich eben-
falls an
Sammlung F, doch sind seine Änderungen im Vergleich
mit Gottscheds zaghaft und
geringfügig.
Im Grunde handelt es sich bei unserem Gedicht um eine erwei-
terte Paraphrase
von Horaz’ zweiter Epoche. Daß Opitz die Über-
setzung derselben
von Johann Fischart (1579) benutzt hatte,
wurde von Oberlehrer Opitz
festgestellt; siehe »Opitz als Benutzer
Fischarts«, Zeitschrift f. dt. Philol. VIII (1877), 477–82. Mit der-
selben Materie befassen sich A. Lehnerdt in »Die deutsche Dich-
tung
des 17. und 18. Jahrhunderts in ihren Beziehungen zu Ho-
raz«, Programm,
Königsberg 1882; und E. Stemplinger in »Martin
Opitz und die
Antike«, Blätter f. d. Gymnasial-Schulwesen XLI
(1905), 177–90. Am gründlichsten hat zum Thema beigetragen
Gertraud
Wüstling, »Fischart und Opitz. Ein Vergleich ihrer Be-
arbeitungen der 2.
Epoche des Horaz«, Diss. (masch.), Halle 1950,
71 S. Horst Nahler, »Das Lehrgedicht bei Martin
Opitz«, Diss.
(masch.), Jena 1961, bespricht Lob des Feldlebens kurz
auf S.
101/02. Conrady 201–08 zieht die ersten 25 Zeilen zu einer Charak-
terisierung von Opitz’ Stil heran. Gel. 41 und 44–46 macht auf das
Vorhandensein von Ersparungsreihen aufmerksam, weist auf die
zahlreichen
Beziehungen zu Nr. 40.2 hin und nimmt etwa gleich-
zeitige Entstehung an. Eine
kurze Besprechung bringt Richard D.
Hacken in The Religious
Thought of Martin Opitz (Stuttgarter Ar-
beiten zur Germanistik 18)
Stuttgart 1976, S. 42–44.
Wie bei Zlatna ist es kaum möglich alle Quellen anzugeben, da
viele der Bilder und Motive geläufig und weit verbreitet sind.
Nach den
üblichen Hinweisen auf Horaz und Fischart macht Wit-
kowski (1902) folgende auf
Bodmer und Breitinger basierende An-
gaben: Vergil, Georgica I, 105 (Lob Feldl. 33 f.); IV,
202 (LF 50);
I, 307 ff. (LF 79); I, 259 (LF 90). Culex 51
f. (LF 41); 144 ff. (LF
65 ff.). Bei Z. 160 weist Triller auf das von Opitz zu Zlatna 464 an-
gezogene Zitat aus Senecas
Thyestes hin.
ALs ich newlich bey meiner gutten Freunde einem im Durchreisen
einsprach/ fand ich vnter andern seinen Sachen auch diß Gedichte
von
Glückseligkeit deß Feldlebens/ welches ich vor etlichen Jah-
ren/ als ich mich
noch auff hohen Schulen befunden/ sol geschrie-
ben haben/ Dann ich mich
dessen kaum entsinnen kan. Weil aber
mein Zlatna, so
nicht vnlengst aufgeleget worden/ fast eben dieses
inhalts ist/ vnd auch von
der Ruhe deß Gemüts redet/ als habe ich
lust halben/ vnd damit ich jnnen würde/
ob [A2b] ich auch diese
Jahr
her in denen Sachen etwas zugenommen/ sie beyde gegen
einander halten/
vnnd den vnterscheid derselben/ welchen die so
von der Poesie recht zu
vrtheilen wissen leichte kennen/ betrachten
wollen: Angesehen/ daß wir theils
in der Jugend alles freyer vnd
mit feisteren worten (daß ich so sagen darff) zu
geben pflegen/ Theils
aber nicht alle stunden einerley Geist vnd antrieb zum
schreiben
haben. So sehen wir auch/ daß die Alten offte von einem dinge
mehr
als ein mahl mit andern wörtern/ vnd an vnterschiedenen Stellen zu
reden pflegen. Wie dann eben dieses Ackerleben Virgilius in seinem
c
d
e
f
g
h
i
j
k
l
Daß ich aber/ günstiger Herr Teubner/ jhn mit diesem Gedichte
verehre/ meine ich/ daß ich mehr
als genung vrsache darzu habe.
Dann mir vnd andern wissend/ wie ein grosses
zuneigen Er zu den
jenigen/ welche [A4a]
jhres studierens halben jm anbefohlen wer-
den/ treget/ vnd
wie er auch alle gelegenheit in acht nimpt/ jhnen
bestes vermögens
auffzuhelffen vnd Vorschub zu thun. Wordurch
dann gutten Gemüttern anlaß wird
gegeben werden/ dem Herren
auch bey den nachkommenen ein solches Lob zu
ertheilen/ welches
die Reichen nicht schencken/ vnd die Vntugendthafften
nicht
kauffen können. Ferner hat er absonderlich mir vnd den meinen
eine
zeitlang her so viel guttes erwiesen/ daß ich mehr mich jhm
verpflichtet zu
sein befinde/ als daß es durch Zuschreibung auch
viel grösserer Sachen von mir
könne gutt gemacht werden. Ich wil
aber auch sonsten nicht vnterlassen/
mein danckbares Gemüte in
allen vorfallenden gelegenheiten so viel an mir ist
zu erweisen.
Letzlich scheinet sich auch der Inhalt dieses Gedichtes auff den
Herren nicht vbel zu schicken/ dann [A4b] Er zweiffels ohne inn
Erkauffung seiner Landgütter vornehmlich
auff die Ruhe vnd Lust
deß Feldbawes/ von welcher ich hier schreibe/
gesehen hat. Die ich
jhm dann von Hertzen wündsche/ vnd verbleibe
Sein willigster Freundt
Martin Opitz.