Druck X: Die Episteln | Der Sontage vnd für- | nemsten
Feste des
gantzen | Jahres/ | Auff die Weisen der Fran- |
tzösischen Psalmen
in Lieder | gefasset/ | Von | Martin
Opitzen. | [rechteckiges Orna-
ment, 2,7 × 1 cm] | In verlegung David Müllers/ | Buchhendlers in
Breßlaw. | Leipzig/ | Gedruckt durch Johan-Albrecht Min- | tzeln/
1628.
12°: A–H 3 Exemplar: Weimar ZB
Von diesem Druck war nur ein einziges Exemplar verfügbar, das
Weimarer.
Das Büchlein mißt etwa 10,3 × 5,8 cm; der Druckspie-
gel,
inklusive Kolumnentitel und Signaturzeile, 8,1 × 5,0 cm. Die
Rückseite des Titelblattes, [A1], ist unbedruckt. Bl. A2a
enthält die
10 Zeilen der Widmungsüberschrift des Gedichtes an Herzog
Georg
Rudolf; die ersten 3 Zeilen sind aus einer
größeren Type gesetzt, die
letzten 2 symmetrisch eingezogen. Es folgen
die ersten 6 Zeilen des
Gedichtes, das auf der oberen Hälfte von Bl.
A3a endet. Die Blätter
bis A3a sind nicht paginiert. Seitenzählung beginnt mit
der Ziffer 2
auf Bl. A3b und läuft bis 86 auf
Bl. H3b. Die Ziffern befinden sich an
den
oberen Außenrändern. (Die Seitenzählung wie die Blattsignatu-
ren
erstrecken sich weiter bis S. [118] siehe hierzu die Angaben zu
Druck Y von Werk Nr. 98, Über das Leiden ... unseres Heilandes.)
Das rechteckige Ornament auf dem Titelblatt ist aus 12 Teilchen
zusammengesetzt, deren »Spitzen« nach oben bzw. unten weisen.
Auf
der unteren Hälfte von Bl. A3a findet sich ein
ähnliches Zier-
stück, doch sind hier 2 Elemente aus dem Rechteck
entfernt und je
eines ist dem resultierenden Zehnerblock 1. und r.
angefügt worden.
Über der Kolumne auf Bl. A2a
ein kleines Typenornament aus 2
nach l. und r. weisenden Eicheln, in
der Mitte (o). Dasselbe Orna-
ment findet sich auch unter der letzten
Zeile des Gedichtes auf S. 86.
Über dem Text jeder Kolumne erscheint eine zusammengesetzte,
5 cm
messende Linie; darüber der Kolumnentitel. Im Vorstoß lautet
er
(abgesehen von dem Ornament auf Bl. A2a) Vorrede.
Bei den
Epistelgedichten, von S. 2 an, ändert er sich mit dem Inhalt;
z. B.
Am 1. Sontage des Advendts. Er ist überall in sich vollständig;
nur
auf S. 4/5 erstreckt er sich über die zwei Seiten: Am andern
Sontage
|| des Advendts. Auf S.2 findet sich zwischen der Linie und der
Der Druck des Werkes wurde abgeschlossen, ohne daß Opitz oder
ein von
ihm beauftragter und mit den Regeln über die Apostrophie-
rung
vertrauter Korrektor sich um die Apostrophe gekümmert
hätte: der Druck
enthält nicht einen einzigen Apostroph. (Daß
Apostrophzeichen in der
verwendeten Nonpareilleschrift vorhan-
den oder beschaffbar waren, ist
daraus ersichtlich, daß die Nach-
drucke dieses Schriftzeichen
sporadisch verwenden.) Weil der
Druck in dieser Hinsicht ohne Autorität
ist, hat Hrsg. folgende, von
der sonstigen Gepflogenheit abweichende
Sonderbehandlung ein-
treten lassen: Der Wortlaut folgt X, die
Apostrophierung richtet sich
aber nach E. Für das Widmungsgedicht sind
auch die Drucke CE
und F herangezogen worden. Einige wenige Sonderfälle
wurden im
Apparat gerechtfertigt.
In Sammlung E, Geistliche Poemata 1638, rangieren die
Epistel-
lieder auf S. 121–95, hinter Judith und vor den Geistlichen
Oden.
Auf S. 121 der ganzseitige Sondertitel Die
Episteln | Der Sontage/
vnd fürnembsten Fest | deß gantzen Jahrs/ |
Auff die gemeine Wei-
sen der Psal- | men gefasset/ | Von | Martin
Opitzen. Die Seitenzahl
steht oben, in der Mitte der Kolumne;
Blattsignatur H v und
Kustos Dem 3,3 cm unter der letzten Zeile des
Titels und nach
rechts gerückt. Auf S. 122 (Seitenzahl in der Mitte
über einer Kopf-
leiste von 0,7 × 7,4 cm) folgt die gegenüber X
gekürzte Widmungs-
anrede; darunter die ersten 14 Zeilen des Gedichtes
»Hier habt jhr
...« Es endet auf S. 123, deren Kolumnentitel Vorrede.
lautet.
Auf S. 124, unter einer Zierleiste derselben Größe wie der auf
122,
aber eines andern Musters, beginnen die Epistellieder. Bei jedem
Lied steht als Z. 4 der Überschrift der Anfang des Psalmliedes, nach
dem das Epistellied zu singen ist. Die lebenden Kolumnentitel sind
meist über den einzelnen Kolumnen komplett in sich, doch kommen
auch solche vor, die sich auf zwei gegenüberstehende Seiten vertei-
len; z. B. 124 Am Ersten Sontag 126 deß Advents. Aus Platz-
Außer der Überarbeitung in E existieren noch drei weitere
Drucke der
Episteln, alle an Ausgaben der Psalmen angehängt, alle
drei sind mit
separaten Titelblättern und separater Seitenzählung
versehen, wurden
also auch wohl einzeln verkauft.
Druck y: Sz 204 Dü 99 a (an Sz 200, Dü 176b) Die Episteln
|
Der Sontage vnd | fürnembsten Feste des | gantzen Jahrs. | Auff
die
Weisen der | Frantzösischen Psalmen in | Lieder gefasset/ Von |
Martin Opitzen. | [rechteckiges Ornament] | Im Jahr/ nach Christi
Geburt/ | [Linie] | M. DC. XXXVIII.
12°: [Cc1a]; Cc1b bis Cc2b die Vorrede; Cc3a (=
S.1) die Episteln
bis S.78 (= Gg5b) unten;
dort ENDE. und etwa rechteckiges
Schlußornament aus 2 Röschen.
Benutztes Exemplar: Wolfen-
büttel
Druck z: Sz 218 Dü 99b (an Dü 176 a) Die Episteln | Der
Son-
tage vnd für- | nemsten Feste | des gan- | tzen Jahrs/ | Auff
die Wei-
sen der Fran- | tzösischen Psalmen in Lieder | gefasset/ |
Von Mar-
tin Opitzen. | [ovales Zierstück] | Dantzigk/ | Gedruckt vnnd Ver-
legt durch |
Andream Hünefeldt/ Buchhänd- | ler/ im Jahr
1639.
12°: 2 Bl. Vorstoß u. 67 S. Text + 1 Bl. Benutztes Exemplar: Yale
Univ.,
FdF 223 b
Druck zz: Sz 219b Dü 99 c (an Dü 176 c) Die Episteln | Der
Sontage vnd Fürnemsten Feste des | gantzen Jahrs. | Auff die Wei-
sen der Fran- | tzösischen Psalmen in Lieder gefasset vnd jtzo
ver-
12°: 3 Bl. u. 98 S. Die 1., 5. und letzte Zeile des Titels in Rot-
druck. Benutzte Exemplare: Breslau, Gö., Berlin SB (PK)
Zu diesen Drucken ist zu bemerken, daß sie direkt oder indirekt
auf X
zurückgehen. Aber wie Opitz 1628 schon das im Auftrage bzw.
auf
fürstlichen Befehl hergestellte Werk am liebsten nicht veröffent-
licht
hätte »nisi fere cogerer«, so war er ein Jahrzehnt nicht dazu
aufgelegt, die Epistellieder mehr als einmal – nämlich für die Samm-
lung E – durchzugehen und zu verbessern. Die Nachdrucke bringen
durchgehend verschlechterte Versionen: neue Setzer- oder Flüchtig-
keitsfehler, Schlimmbesserungen und vereinzelt auch einige Apost-
rophe. Selbst wenn Hünefeld sich Opitz’ Erlaubnis für den Druck z
eingeholt haben sollte, so kann seine Auflage sich lediglich einer
rechtlichen, nicht einer textlichen Überlegenheit rühmen. Für vorlie-
gende Ausgabe konnten die Drucke y, z und zz also nichts hergeben.
In Christoph Colerus’ Laudatio ...
Opitii, Leipzig 1665, S. 35f.
(meist zitiert nach K. G. Lindners Abdruck und Übersetzung in Um-
ständliche Nachricht von ... Opitz, Hirschberg 1740/41, Bd.I,
S.73, 119 und 179) heißt es,
Opitz habe nach dem Beispiel des Pfäl-
zers Posthius und auf Befehl des Herzogs von Liegnitz die »Epistolas
Dominicales et Festivales
anni« in Verse gebracht, so daß sie nach
den Goudimelschen Psalmmelodien gesungen werden konnten. Co-
lerus läßt dies i. J. 1624 geschehen, und folglich wurde angenom-
men, es existiere eine 1624 datierte Ausgabe dieses Werkes. In der
Mitteilung »Ein Opitz-Gespenst«, WBN 3 (1976),
202f., stellt Erich
Trunz den Irrtum endgültig richtig. Er zitiert
Opitz’ Brief (Rei 237)
vom 15. April 1627 an Venator in Straßburg, worin der Dichter be-
richtet, er habe den
ihm von seinem Dienstherrn von Dohna gewähr-
ten Urlaub im Winter 1626/27 mit
musischen Beschäftigungen ver-
bracht. Viel sei dabei allerdings nicht
herausgekommen, »nisi quod
sacras omnium dierum Solis festorumque
epistolas anni, quod cum
evangeliis Posthius ... fecit, iussu
serenissimi principis Lignicensis,
qui impense me amat, versibus
reddidi, singulisque singulare car-
minum genus aptavi, ut cani
melodiis psalmorum Gaudimelae Galli
possint. Nisi fere cogerer, publici
iuris eas facerem. Sed negare quic-
quam principi optimo nequeo«.
Diese Briefstelle bestätigt den Anlaß für die Versifizierung und
legt
die Entstehungszeit eindeutig in den Winter 1626/27. Unerklärt
Auf die Geschenke, die Opitz für das Werk erhielt, und die Verlei-
hung
des Ratstitels (Lindner S. 179, Anm. 45) geht Trunz nicht ein;
der Titel ist bisher archivalisch
nicht nachgewiesen worden.
Daß die Epistellieder noch lange beliebt und weit verbreitet wa-
ren,
erhellt u. a. aus der Zahl der Drucke. Dünnhaupt zählt außer
den oben angegebenen noch sieben
weitere auf. Vollständig kompo-
niert wurden die Episteln von Jakob Hintze (1622–1702) unter dem
Titel Praxis pietatis melica, Berlin 1661 (Dü 99f, g und h). Tobias
Eniccelius (1635–1680) vertonte die Episteln
ebenfalls: Melismata
epistolica oder des theuren
Poeten Martin Opitzens Sontags- und
der fürnembsten Fest-Episteln
... componiret ..., Selbstverlag,
Kiel 1667; es ist
Eniccelius’ einziges überliefertes Werk; Dü 99i.
Siehe auch Werk Nr.
99, Simon Beslers Komposition von 100.63,
»Das blinde Volck
der Heyden«. Abgesehen von den Abdrucken des
Werkes in den Sammlungen
des 17. Jahrhunderts bringt Triller die
Episteln ohne Apparat in Bd.III/IV, S.
102–74; er tadelt (mit
Tscherning) gewisse sprachliche Härten, macht
Verbesserungsvor-
schläge und ändert. Oesterley druckt alle
Epistellieder (doch ohne
das Widmungsgedicht und ohne editorische
Zutaten) in DNL 27,
S.203–44 ab.
1931 äußerte Hugo Max sich erwartungsgemäß abwertend über
die Episteln, S. 125–36. Seiner Darstellung wurde im
Ganzen wie
auch in Einzelheiten gründlich widersprochen von Renate Gerling
in Schriftwort und biblisches Wort: Die Umsetzung
biblischer Texte
in der Lyrik des 17. Jahrhunderts (Deutsche
Studien 8), Meisen-
heim 1969, S.7–46. Irmgard Scheitler, Das Geistliche Lied im
deut-
schen Barock (Schriften zur Literaturwissenschaft 3),
Berlin 1982,
befaßt sich S. 172–75 und passim mit den Perikopenliedern,
die sie
Einschlägiges zur Episteldichtung in Deutschland bringt W. G.
Marigolds Artikel »Evangelien- und
Episteldichtung des 16. u.
17.Jh.s: Textproben u. Bibliographisches«,
Semasia 2 (1975),
197–231, doch enthält er
wenig über Opitz’ Perikopenlieder.
M. O.
j k l m n o p q r sDAs blinde Volck der Heyden/ ...