Dies Gedicht wurde als Empfehlungsgedicht zu Bernhard Wil-
helm Nüßlers
Princeps literatus,
Nicolaus Voltz, Frankfurt a. O.
1616, geschrieben und in diesem Büchlein mit dem Zusatz »suo et
Musarum succrescenti amori, cum principem literatum ederet«
zuerst
veröffentlicht. Der Frankfurter Professor der Logik Chri-
stoph Neander schickte dem Werk Nüßlers ein Eulogium auf den
Fürsten Georg Rudolf von Liegnitz-Brief voraus; Rei 709. Die
Widmung ist vom 1. Dezember
datiert.
Da der Originaldruck bisher nicht aufzufinden war, wird der
Text nach Silvarum lib. III. 109 gegeben. Der dortige Titel, ›IN
Bernhard Wilhelm Nüßler, Opitz’ Jugend- und Lebensfreund,
wurde am 12. Januar 1598 zu Friedlanda geboren. Er starb als
fürstlich liegnitzischer Rat am 1. Juni 1643 an der Schwindsucht
(die er
sich »durch sein übriges Studieren zugezogen hatte« – Lind-
ner I, 149) zu Breslau auf dem Elbing. Er war der Sohn des im
Dezember 1616 als
Pastor primarius verstorbenen Martin Nüßler
(siehe Nr. 6.4), der seit 1610 in Bunzlau amtiert hatte.
Zusammen mit Opitz besuchte Nüßler die Bunzlauer Schule
unter Valentin Sänftleben. 1615 ging er jedoch zum Abschluß sei-
ner
Gymnasialbildung nach Görlitz, wo er Dornaus Schüler wurde.
Er wohnte bei Pastor Gregor Richter, dem Gegner Böhmes. Im
Sommer oder Herbst 1616 bezog er die brandenburgische
Univer-
sität Frankfurt a. O., um sich dort etwa zwei Jahre lang durch das
Studium der Rechte auf eine Stellung als Hofbeamter vorzuberei-
ten. Er
hatte sich zwar schon am 3. April 1614 inskribiert, wurde
aber erst 1616
vereidigt. Wahrscheinlich aus diesem Jahre stammt
ein Gedicht auf Abraham von
Bibran, das bei Rei 709 abgedruckt
ist. Von Frankfurt aus sandte er
drei kleine Beiträge für Dornaus
Dulc-Amarum nach
Beuthen; siehe Nr. 23.
1616 widmete er sein erstes gedrucktes Werk, den Princeps
literatus, dem Fürsten Georg Rudolf; siehe obige Einleitung.
1617 beabsichtigte er (zusammen mit Wilhelm Bundschuh) seine
Studien in Marburg fortzusetzen – vielleicht auf Anraten von
Abraham
von Bibran oder V. Sänftleben, die dort studiert hatten.
Aber der Plan scheiterte
und ein schon gedrucktes Propemptikon
von Opitz (siehe Nr. 16) wurde hinfällig.
Während Bundschuh
nach Heidelberg ging, begab sich Nüßler nach Bunzlau.
Am 1. Januar 1618 widmete er seine Comparatio galli gallinacei
cum principe, Görlitz 1619, seinem Lehrer Dornau, jetzt Professor
und
Rektor des Schönaichianums in Beuthen. Am 1. Juli war
Ein deutsches Gedicht von 216 Alexandrinern auf den am
24. Juni 1622 erfolgten Tod von Magdalena Geisler, geb. Baudißin
(wohl die erste Frau von Dr.
Andreas Geisler; er heiratete am
7. März 1623 Blandina Gerstmann), bekundet noch eine gewisse
Unbeholfenheit in
der Handhabung des neuen Betonungsgesetzes.
(Abdruck von 8 Alexandrinern in den
Weimar. Jahrbüchern, VI
[1856], 147f.) Auch W.
Bundschuh trug ein Trauergedicht in
deutschen Alexandrinern bei.
1624 verheiratete Nüßler sich mit Justine Gierlach und Opitz
schrieb für die Hochzeit mehrere
lateinische und deutsche Epi-
thalamien, darunter die Ode ›Du güldne
Leier, meine Zier‹; siehe
die Nummern 62 und 63. 1626 verließ er Brieg auf
einige Zeit,
wegen der dort grassierenden Pest. Als dem Ehepaar Nüßler 1629
ein Sohn geboren wurde, schrieb Opitz das Gratulationsgedicht
›Treuer
Freund, indem du hier...‹. Eine Tochter, Elisabeth (1631–
1677), heiratete den Breslauer Handelsmann Ernst von Schmet-
tau; SSLS, Bd. IV, Teil
2, 928.
Aus Siebenbürgen schrieb Opitz ein Empfehlungsgedicht von
23 Distichen
auf einen deutschen ›Hymnus in Christum‹, den
Nüßler nie
veröffentlicht hat; siehe Silvae 25/7. 1623 widmete
Opitz
dem Freunde in einem lateinischen Brief, dem er eine Elegia
»ante annum
perscripta« hinzufügte, seinen Lobgesang über den
freudenreichen Geburtstag unseres HErrn und Heilandes Jesu
Christi;
siehe Nr. 56. Eine Verbindung zwischen diesem Werk und
dem Nüßlerschen ist
nirgends angedeutet. Im selben Jahre schrieb
Nüßler ein Empfehlungsgedicht von 13
Distichen für Opitz
Zlatna; siehe Nr. 53.
In der Leichenschrift Zwo Leych Odae (siehe Nr. 60) auf den
jung verstorbenen David Rhenisch stellte Opitz die eine, Nüßler
die andere
›Ode‹, ein Gedicht von 64 Zeilen. Es beginnt »Wie
einen
Wandersmann, der sich zur See begiebet | Das ungeheure
Meer viel hundertmal
betrübet«, verrät völlige Beherrschung der
neuen Dichtungsart und schließt
sich dem Opitzischen Beitrag
1630 erwies Opitz seinem Freunde Nüßler die Ehre, ihn (zu-
sammen mit Buchner und Venator) in der Schäferei von der
Nymphe
Hercynie als redende Figur aufzunehmen.
1631 gab Nüßler die gesammelten lateinischen Gedichte von
Opitz heraus. Das Buch
erschien unter dem Titel Silvarum libri
III., Epigrammatum liber unus in Frankfurt; es ist den Profes-
soren Bernegger und Buchner gewidmet. Durch diese Heraus-
gebertätigkeit setzte Nüßler
sich gewissermaßen in Parallele mit
Petrus Scriverius, dem Herausgeber der niederländischen Gedichte
seines Freundes Daniel Heinsius.
1633 versah Nüßler den Vesuvius von Opitz mit zwei lateini-
schen Empfehlungsgedichten.
Aus der Folgezeit sind keine direkten Zeugnisse der Beziehun-
gen zwischen Opitz
und Nüßler erhalten. Daß Nüßler über Opitz’
Tätigkeit in Polen gut unterrichtet war, geht aus einem seiner
Briefe an
Buchner (Brieg, 21 Juni 1636) hervor. Die zwei erhalte-
nen Briefe von
Opitz an Nüßler sind nicht datiert. Ein lat. Gedicht
in einer scherzhaften
Hochzeitsschrift aus dem Jahre 1628 unter-
zeichnete Nüßler als Arcturus Caryota
[caryon = die Nuß]; Rei
839. Auch sonst wird gelegentlich mit dem Namen
»Nüßler« ge-
spielt. Nüßler bat den Danziger Prediger Albert
Niclas, ihm einen
Bericht über Opitz’ Tod zu schicken. Er ist
bei Lindner II, 92–98
mit Nüßlers Antwort darauf abgedruckt.
Colerus berichtet, daß
Nüßler beabsichtigte eine Lobschrift auf
Opitz zu verfassen.
Andreas Sanftleben (1602–1643), der in seinem Peplus bonorum
ingeniorum Boleslaviensium einhundert Bunzlauer mit je einem
Distichon charakterisiert, schreibt über
Nüßler (Lindner I, 149):