[Martini Opitii | Hipponax | ad Asterien | puellam formae
&
animi do- | tibus longe amabi- | lissimam. | Item Germanica quae-
dam
| ejusdem argumenti. | Gorlicii | IohannIs RhaMbae typI
eXCVDebant.]
4°: A–C?
Titel nach Rubensohn II, 59 und Oesterley Nr. 23; die beiden
Exemplare der
Staatsbibliothek Berlin sind verloren. Der Text des
Gedichtes ›Divina
virgo ...‹ nach Silvarum libri III., S. 86–96,
wo
es unter folgender Überschrift steht: ›HIPPONAX AD ASTE-
RIEN. |
Casp. Kirchnero et Guil. Nüsslero ab adolescen- | te
inscriptus‹. Es ist bisher
Opitz’ längstes Gedicht. Die sechs deut-
schen Gedichte erscheinen (mit
Titeln aber ohne die röm. Ziffern)
in Sammlung A als die Nummern .131, .132, .12,
.133, .134 und
.135. Lesarten bei Rubensohn VI und in Witkowskis Neudruck
ermöglichen eine fast buchstabengetreue Rekonstruktion des
Erstdruckes
dieser Gedichte.
Mit dem Beinamen Asterie bezeichnete Opitz Rosina Cüchler
(1603–1637), die Tochter des Görlitzer Rektors Elias Cüchler und
des Dichters erste Liebe. Er besang sie in
zahlreichen Gedichten,
besuchte sie 1622, kurz vor seiner Abreise nach Siebenbürgen, und
gedenkt ihrer noch 1626 Venator gegenüber. Sie heiratete 1623
den Pastor in Rothenburg, Paul Schubarth, der 1631 starb. In
zweiter Ehe 1632 mit dem
Görlitzer Amtssekretär Christian Al-
berti (1603–1670) verheiratet, starb sie im
Kindbett. Rosinas
Bruder Elias, 1597 geboren, starb 1622 als Student. Eine Schwe-
ster, die
1599 geborene Elisabeth, heiratete 1620 den Subdiakonus
Gregor Richter jr. in Görlitz; sie wurde 1633 Witwe und starb
1639.
Der 1608 geborene jüngere Bruder »Görg«, war mit Fleming
und Gloger befreundet; er starb 1645 als Stadtrichter in Görlitz.
Siehe
Rubensohn II, 83 und VI, 52.
Es ist Rubensohns Verdienst, Asteria identifiziert und den Gör-
litzer
Aufenthalt des Dichters nachgewiesen zu haben. Rubensohn
bespricht den Hipponax ad Asterien ausführlich II, 59f. und (mit
Inhaltsangabe) VI, 50f.; u. a. belegt er, daß der Hipponax ad
Thaumatiden des Heinsius Opitz als Vorbild gedient hat. Da der
Der Hipponax ad Asterien dürfte Anfang 1618 entstanden sein,
kurz nach der Vollendung des Aristarchus und als Gruß an
Kirch-
ner zu dessen Rückkehr in die Heimat. In der Widmungsvorrede
des Hipponax ad Asterien und im lat. Gedicht findet sich eine An-
zahl von Entsprechungen zum Aristarchus, doch zwingen
diese
nicht, den Aristarchus in die Görlitzer Zeit zu verlegen, wie
Rubensohn will. Siehe dazu Faber
du Faur, ›Neuwertung‹. Die
undatierte Widmungsvorrede ist »E
coenobio« unterzeichnet. Die
Görlitzer Lateinschule wurde u. a. auch als
Coenobium bezeichnet,
weil sie in einem alten Klostergebäude
untergebracht war.
Den Gedichten dieser Schrift geht eine Widmungsvorrede in
Prosa voraus, worüber
Rubensohn II, 59–61 berichtet; sie wendet
sich an zwei Jugendfreunde des
Dichters, »V. C. Casparo Kirch-
nero et Bern. Guilielmo Nüsslero, literatissimo adolescenti, amicis
summis«. Opitz führt darin aus, daß die Ruhe des Gemütes das
höchste
Gut sei. Sie zu erwerben durch wissenschaftliche Tätigkeit,
durch das Studium der
Philosophie und damit den einzigen
Reichtum, der des Strebens wert sei, sich zu
verschaffen, sei er
von Jugend auf bemüht gewesen. Wenn er daher jetzt noch an
die
Liebe denke und an ihre Freuden, »in tam prolixa adolescentiae
meae calamitate«, so sei das nicht verwunderlich. Denn da, wo es
andere Affekte nicht gebe (perturbationes reliquae absunt), ver-
schaffe
sich der freche Eindringling Amor am ehesten eine Stelle,
er verlange gar keine
Unterstützung von andern Dingen (nervos
caeterum rerum). Warum solle er also den
Kopf hängen lassen?
Habe doch Sappho in eines Dichters Haus keine Traurigkeit
dul-
den können, vielmehr nach Maximus Tyrius (VIII, 96) nicht eben
ungern mit dem schönen
Bathyllos, Smerdias und Kleobulos sich
beschäftigt. Man müßte denn meinen, sein
Liebchen (pellex)
[Auf das lateinische Gedicht folgt (nach Rubensohn VI, 25) diese ent-
schuldigende Erklärung:]
Quanquam satis me nugis putem defunctum, Juvenes doctissi-
mi, tamen ne Latine
solummodo delirem, vel propter argumenti
affinitatem Germanica quaedam, donec
junctim omnia edantur,
adjungere hic libuit. Si qui sunt, quorum stomachus
concoquere
haec non potest, poterunt sane Lucianum rogare, ut vomitorio se
purget. Ego et Seneca Graeco poetae et Platoni credimus, quorum
ille
aliquando et insanire jucundum esse, hic frustra poeticas fores
compotem sui
pepulisse affirmavit. Valete.