Einzeldruck X:
TrostGedichte | In Widerwertigkeit | Deß Krieges; | In vier Bücher
abgetheilt/ | Vnd vor etzlichen Jahren von einem | bekandten
Poëten
anderwerts | geschrieben. | In verlegung David Müllers
Buchhendlers | in
Breßlaw. | Leipzig/ | Gedruckt bey Henning Kö-
lern/ | [Strich, 60 mm] | Anno M DC XXXIII.
4°: A–N. Exemplare: Breslau 355 124 (= 4 E 515/62), Marburg
UB. XVI B 157 n u. Staatsbibl. Pr. Kulturbesitz Yh 9408 R.
Gliederung und Inhalt: [A1a] = S. [1] Titel wie oben; S. [2]
leer.
S. 3–5 Widmung »Serenissimo Principi ULDERICI ...«; S. 6 Das
1633 entstandene Gedicht ›Si
justas mediter‹, fünf Distichen; es
wird unter 1633 mit dem Einzeldruck
›An den Durchlauchten ...
Herren Uldrichen ... Lobgetichte‹
abgedruckt. S. 7–[14]: An eben
Ihre Fürstl. Durchlauchtigkeit. 212 Zeilen.
(Auch dies Gedicht
kommt, mit ›Si justas mediter‹ zusammen, unter
1633 zum Ab-
druck.) S. [15]–102 Zwischentitel, Inhaltsangaben und Text der
vier Bücher des Trostgedichts.
Einzelheiten zum Druck X: Dasselbe dreieckige Zierstück von
42 × 56 mm
steht auf S. [14] (am Ende des deutschen Widmungs-
gedichtes), S. 36 und S. 102
(Ende des 1. und 4. Buches). Am
Ende der Bücher 2 und 3 steht ein Typenornament aus
zwei
Blättern, die mit den Spitzen nach außen gerichtet sind. Über den
Inhaltsangaben jeweils breite Kopfleisten; über den Buchanfängen
schmälere
Kopfleisten von 103 mm Länge. Oben auf jeder Seite,
unmittelbar nach der
Seitenzahl, ein Strich; er fehlt auf allen un-
paginierten Seiten und auf S. [14].
Seitenziffern von 3 bis 16 in
der Mitte; von 17 bis 102 links und rechts außen. Der
Kolumnen-
titel über dem Text des Gedichts auf S. 17 und S. 36 lautet: Der
Trost-Getichte Erstes Buch; von 18 bis 102 in geteilter Anord-
nung: (l.) Der
Trost-Getichte (r.) Erstes (Anderes, Drittes, Vierdtes)
Buch. Keine Kolumnentitel
auf Seiten mit Zwischentiteln und
auf S. [80]. Satzspiegel 155 × 105 mm.
Die Unstimmigkeit in der Seitenzählung rührt daher, daß das
leere Blatt H2b und der Zwischentitel auf H3a ohne
Seitenzahl
blieben und auch nicht gezählt wurden. Die leere Seite L1b wurde
mitgezählt als S. 80. N3 ist fälschlich als A3
signiert; Kustos auf
S. 53: 0/ sagt; Seitenanfang 54: O! sagt.
Der Zweitdruck befindet sich in Sammlung E (1638), Geistliche
Poemata, S. 334–408, und ist wie folgt gegliedert: S. 334 Sonder-
titel; (die Seitenzahl erscheint hier, wie auch bei den Zwischen-
titeln der
einzelnen Bücher, als Bestandteil des Titels und ist so
aufgenommen) 334 | Martin
Opitzen | Trostgedicht | In Wider-
wertigkeit | Deß Kriegs: | In vier Bücher
abgetheilt/ | Vnd vor et-
lichen Jahren anderwerts | geschrieben. S. 335/36 Unter
einer
Kopfleiste von 7 × 73 mm die lateinische Prosawidmung an Ul-
rich. S. 337–408 Text; jeder Zwischentitel nimmt eine Seite
ein,
auf deren Rückseite der Inhalt des folgenden Buches steht. Vor
Buch I
fehlen Zwischentitel und Inhaltsangabe. Für Buch II ste-
hen sie auf S. 353/54; für
III, S. 373/74; und IV, S. 391/92. Kopf-
leisten vor jeder Inhaltsangabe und vor
jedem Buchanfang. Der
Kolumnentitel von 338 bis 407 mit Ausnahme der Zwischentitel-
seiten lautet: Der Trost-Gedichte | | Erstes (Anderes, Drittes,
Vierdtes)
Buch. Unregelmäßig (Der Trost-Gedicht) S. 344, 366,
370; S. 408: Der Trostgedichte/
vierdtes Buch. Das Ende jedes
Buches wird unter der Kolumne mit Ende deß ersten
(andern,
dritten, vierdten) Buchs. bezeichnet. Siehe den Neudruck 1966.
Der Druck in E bietet einige grundsätzliche Änderungen gegen-
über X:
Zusammenschreibung von zu + Infinitiv, wofür Raum-
not verantwortlich ist; desgl.
kanst du] wird zu E kanstu etc.;
genung] genug E;
Deutschland, dringen etc.] Teutschland, tringen
etc., doch wird gelegentlich auch
Tenuis zu Lenis: tapffer] dapffer;
ferner erscheint Vater,
treten] als Vatter, tretten; Finsternis] als
Finsternüß; Städte] Stätte; fodert] fordert; Segel] Sägel; weis]
weiß. Diese
Unterschiede sind NICHT in die Lesarten aufgenom-
men worden. (Siehe auch die
Einleitung zu Sammlung E unter
1638.)
Zeilenzählung ist weder in X noch in E vorhanden.
Im siebzehnten Jahrhundert wurde unser Gedicht nur noch
einmal gedruckt: in den
beiden Fellgibelschen ›Gesamtausgaben‹
von 1689 und 1690,
Abteilung Geistliche Poemata, der dritte
Teil, S.
263–324. Die Ausgabe ist kritisch ohne Wert.
Zwei moderne Ausgaben – von Julius Tittmann, S. 203–266 in
Ausgewählte Dichtungen von Martin Opitz,
Leipzig 1869 und von
H. Oesterley, S. 270–324 in DNL Bd. 27:
Martin Opitz, Berlin
1889 – benutzen den
Zweitdruck, modernisieren die Schreibung
und bringen Anmerkungen, die z. T. hier
mitbenutzt wurden.
Auch auf den Auszug in Schönes Barock-Anthologie sei verwie-
sen.
Das Werk, eines der wichtigsten unseres Dichters, entstand in
der Zeit von gegen
Ende 1620 bis in den Frühling 1621 hinein in
der winterlichen Abgeschiedenheit des
dänischen Archipels,
wahrscheinlich auf dem der Familie Buchwald gehörigen Gute
Gram bei
Hadersleben, wo sich Opitz sieben Monate lang auf-
hielt.a Der Plan zu
dem Trostgedicht geht in die Heidelberger Zeit
zurück. Opitz erwähnt das Gedicht in der Vorrede
zur Überset-
zung von Daniel
Heinsius’ Lobgesang Jesu Christi, Nr. 43,
und auf
Bl. C4b und D1 des Buches von
der Deutschen Poeterey, wo er aus
Buch I die Zeilen 1–36 zitiert.
(Die wenigen Lesarten daraus sind
mit der Sigle P bezeichnet). Die Veröffentlichung
unterblieb aus
politischen Gründen bis 1633. Die Einordnung dieses Werkes
unter 1621, dem Datum der Entstehung, verursacht nun gewisse
Schwierigkeiten:
das deutsche und das lateinische Gedicht an
den Prinzen
Ulrich, die beide zuerst in einem andern Einzeldruck
1633
veröffentlicht wurden, fielen hier weg; dagegen mußte die
Prosawidmung als
integraler Teil des Trostgedichts stehen bleiben,
obgleich sie auch erst kurz vor
der Veröffentlichung des Trost-
gedichtes am 21. August 1633 geschrieben wurde,
einen Tag vor
dem Tode des Prinzen. Siehe Szyrocki S. 102.
Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang noch auf folgende
Schriften Opitz’:
die Einleitung zur Übersetzung von Heinsius’
Lobgesang
Jesu Christi, Nr. 45, ›An den Leser‹; das Gedicht ›Gala-
thee‹ Sammlung B (1625), Nr. 72. 57; ›De reditu ex Chersoneso
Cimbrica suo ...‹, Silvarum
libri III., S. 41; und ›An seiner
Freunde einen ...‹, Sammlung
B. Nr. 72. 24. Während derselben
Zeit entstanden, aber ohne wörtliche Beziehungen,
ist auch das Ge-
dicht ›Auff den Anfang des 1621. Jahres.‹ Sammlung
B, Nr. 72. 2.
TRedecim ferme anni sunt, Princeps Serenissime, cum has in ad-
versitate
belli consolationes perscripsi, ea quidem aetate mea, qua
tu nunc oculos jampridem
omnium ac expectationem in te conver-
tisti. Itaque libelli hi vel ideo dedicandi
tibi erant, ut, quoties
juventutem tuam perpendes, simul cogites et illud,
clementiam
divini Numinis non stirpem tibi magis regiam dedisse, quam indo-
lem, cujus beneficio aequales omnes tuos majori virtutum inter-
vallo
post te relinquis, quam generis, isto licet maximo. Hanc
eruditionem certe, haec
memoriae miracula, hoc tam acre exac-
tumque judicium, ingentes hae, quibus imbutus
es, [4] artes, ut
omnem facundiae conatum excedunt. Ita modestia tua, sobrie-
tas, contemptor voluptatum animus, virtus bellica inprimis, cu-
jus in
tot periculis tanta hactenus specimina dedisti, novas te ge-
neris humani delicias
fore spem Orbi faciunt amplissimam. Mar-
tem togatum si quis te dicat, mea
sententia non erret; minus ille,
qui Phoebum armatum: adeo prorsus et securitatem
oppressae
aut dominandi libidine, aut aemulationis mutuae studio fraudi-
busque domesticis Germaniae polliceris, et Musarum decora omnia
sic exprimis,
ut, qui D. Julio fortitudine vix futurus es inferior,
par ei jam videaris esse
doctrina. Caeterum et in Chersoneso Cim-
brica, regni paterni provincia, natus est hic
foetus; adeo ut jure
ad eum redeat, cujus quasi auras primum hausit. Tu,
Princeps
Indulgentissime, eo illum ut vultu excipias, quo me illius aucto-
rem, nullo equidem merito tibi commendatum, vel Poeticus te
scripti character,
in quo et ipse versatus es egregie, vel argumen-
c
d
e
f
[S. 6–14, siehe Einleitung.]
DEr Poet hat hier der beredten Leute Gebrauch nicht nachfolgen
können/ welche dessen Vnfall/ den sie trösten wollen/ auff das
beste als
müglich verkleinern: sondern er beklaget weitleufftig in
diesem ersten
Buche den jetzigen vnglückseligen Böhmischen
Krieg/ der grösser vnd mehr bekandt
ist/ als daß er mit scheinbaren
Worten möge geringer gemacht/ vnd mit
stillschweigen verdeckt
werden. Darneben beweiset er/ es geschehe diß alles nicht
ohn son-
derbare schickung GOttes/ vnd setzet die Vrsachen/ warumb er sei-
ner Kirchen solches Creutz vnd Trübsal zusende.
Ende des ersten Buches.
cx cyHIer hebet der Poet an zu erzehlen/ wie jhm ein Mensch in dieser
langwierigen Verfolgung des Vaterlandes die Trawrigkeit aus dem
Gemüthe
solle schlagen; Vnd saget Erstlich von der Göttlichen Ver-
sehung: Es müsse
so seyn/ vnd were nur das beste/ Gehorsamb lei-
sten/ vnd bedencken/ Wer der vber
vns sey; Nemlich das jenige
vnd höchste Gut/ von welchem alle Dinge zu gutem Ende
gerichtet
werden. Hernach leitet er vns von der Eitelkeit dieser Welt auff den
Weg der Tugend/ vnd lehret wie ein weiser Mann in aller Anfech- tung vnd Gefahr
sicher vnd vnbewegt stehen könne.
Ende des andern Buches.
gv gw gxIN diesem Buche wird geredet von der Vnschuld vnd gutem Ge-
wissen: Welch eine veste Mawer/ vnd Zuflucht es sey/ jhm wol
bewust seyn/
vnd vmb GOttes/ der Religion/ vnd der Freyheit
willen Gewalt leiden.
Darneben wird auch angezeigt/ Was unver-
zagte Ritterliche Helden/ welche gute
Sache mit grossem Muthe
vnd Beständigkeit schützen/ für vnsterbliches Lob vnd
Ruhm bey
den Nachkommen zu gewarten haben.
Ende des dritten Buches.
[80: unbeziffert, leer.]
ksDAs vierdte Buch/ nach kurtzer Berührung noch vierer anderer
Mittel sich zu trösten/ saget/ daß/ im Fall ja sonst keine Besserung
hier zu
gewarten were/ so könne doch alles Vnglück niemanden
weiter verfolgen/ als
biß zum Grabe; Der Außgang alles mensch-
lichen Elendes sey der Todt/ welcher
nirgends leichtlicher zu erlangen
als im Kriege. Ferner wird auch gehandelt von
der Belohnung der
Standhafftigen/ vnd Straffe der Verfolger Göttlichen Namens
auff
jenen grossen Tag/ wann der HErr der Herrligkeit/ der grimmige
Löw aus
Juda wird wieder kommen mit den Wolcken/ vnd alle
Augen jhn sehen werden/ auch
die jhn gestochen haben/ vnd alle
Geschlechter der Erden von seinetwegen auff
jhre Brust werden
schlagen/ vnd das schreckliche Gerichte mit Zittern vnd Angst
an-
schawen. Letzlich folget ein ernstliches Gebet zu GOtt vmb Christ-
liche
Bestendigkeit vnd Frieden/ welchen vnser Seligmacher in
seinem letzten Testament/
als den höchsten Schatz auff Erden/ den
seinigen einig vnd allein
hinterlassen.
Ende des vierdten Buches.
ot ou ov[81: unbeziffert]