ALs sie nachmals vnter dem Gespräche von dem Aufflauffe der
Bawren zu reden kamen/ muthmassete der König selber/ daß ohne
das
Gesicht vnd Alter deß Archombrotus/ seine frembde Tracht
auch zu diesem Irrthumb
nicht wenig geholffen; vnd daß die vnver-
ständigen Leut vermeinet/
weil Poliarchus ein Außländer/ so müßte
er auch [119] außländische Kleyder tragen. Darauff sagte Archom-
brotus: Ich
wil es nicht mehr darzu kommen lassen/ daß die Tracht
meines Landes mich in
Gefahr bringen möge: sondern wil einen
Mantel auff Griechische Art vmbnemmen/
vnd mich in allen denen
Sitten gleichmässig halten/ von denen ich
lehren deß Gemüts all-
hier zu schöpffen gesonnen bin. Nein/ sagte der König/
haltet so
lang darmit jnne/ biß euch vnser Thun besser gefallen/ vnd die ge-
wonheit euch vnser vbermässige Kleydung gemeiner gemacht ha-
ben wirdt.
Wir kommen euch an jetzo gantz frembd für/ vnd jhr
haltet ewer
gewonheit/ welche ich die älteste zuseyn vermeine/ für
die beste: weil ich
die Fürbildung ewers Volcks noch nicht gäntz-
lich auß dem Hertzen gelassen.
Wann jhr aber euch vnsern Ge-
brauch vollkömmlich werdet eingebildet haben/
so werdet jhr euch
vber ewerm Vnterscheide verwundern/ vnd jhn nicht länger
erley-
den können. Ich weiß mich zuerinnern/ daß ich/ als ich in
meiner
Jugendt in Africa kam/ die jenigen außzulachen pflag/ welche sich
anders
als wir trugen. Hernach wie mir diese durch Gewonheit
angenehm worden/ vnd
wider in Sicilien kam/ so vernichtete ich
a
b
In dem Meleander dieses redt/ vnd nach alter Leute Gebrauch
seine
Weltweißheit sehen läßt/ hatt Arsidas Gelegenheit zu der Ar-
genis wider vmbzukehren/ da er
den Archombrotus lobte/ daß er
bey seiner ersten Ankunfft zu dem
Könige deß Poliarchus in allen
Ehren erwehnet. Aber in dem die
Princessin vnd jhre Wärterin von
dieser deß newen Gastes Beständigkeit mit
grosser Begier höreten/
kompt gehlinge ein Geschrey in dem Zimmer auß/
Poliarchus sey
in Verhafftung/ vnd würde zum König geführt.
Argenis erschrack
hierüber nichts/ in Meinung/ weil man nicht wüßte wie es
zugienge/
so redte man vom Archombrotus. Sie hub lächlende das Haupt em-
por/ vnd deutete
an sie solten vnbesorget [121] seyn; es were sonst
einer als Poliarchus. Eine von den Jungfrawen sagte hergegen/ daß
diß was
man jetzt erst ankündigte weit ein anders were/ als sie zwar
glaubete. Sie
hetten alle miteinander gute Wissenschaft/ daß der
junge Außländer den
die Bawren gebracht Poliarchus nit were.
Aber man erführe jetzundt durch gewissere
Zeitung/ Poliarchus
sey auß einer höle/ darinnen er mit veränderter Kleydung gelegen
von
anderen Bawren herfür gezogen worden/ die jhn dann jetzt
zum Könige führeten.
Argenis erschrocken von diesem Donner-
schlage/ stund doch nicht mehr
in zittern vnd forchte als Arsidas
oder Selenisse. Vnd zwar diese sagte kein Wort darzu. Arsidas aber
neigete sich zu der Argenis Ohre; vnd/ die boßheit
deß Glücks/ sagte
er/ hat all vnsere Künste vbertroffen. Es ist vmb jhn
geschehen/
gnädigste Princessin/ wo jhr euch seiner nicht offentlich
annemmet.
Der König gieng ohngefehr damals im Garten spatzieren/ sel-
best bekümmert wegen deß Poliarchus/ von welchem die gemeine
Rede war/ daß er in
Verhafftung kommen. Dem armen bekümmer-
ten Alten ließ das Glück wenig ruhe.
Was solte er sagen/ oder thun?
Es war jhme alles zuwider; alle Sachen liessen
sich zu newem Hert-
zenleyde an. Es waren fast zwey Tage/ daß er jhn als
einen Todten
dermassen bey sich beweinet hatte/ daß er vermeinete/ er hette
dar-
mit ein genügen [123] gethan/ vnd den
Fehler seinentwegen außge-
leschet. Jetzt warff das Verhängnuß diesen
Zweiffel auff das newe
auff/ ob es besser were sich an dem Jünglinge
vergreiffen/ oder
durch eine vnsichere Billichkeit den getroffenen Frieden in
Sicilien
zerreisen. Die ärgsten Feinde deß Poliarchus waren schon in grosser
Menge beysammen/ vnd
sagten zu jhm/ daß bey Lebe Zeiten dessen
Jünglings nichts beständiges in
Sicilien zu hoffen were.
???Archom-
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In dem sie aber sämptlich/ wegen der Vngewißheit dessen das
sich begeben solte/ im Zweiffel so stille stunden/ als ob es jhnen be-
fohlen worden/ kam Eurimedes/ vnd führte den Heraleon bey der
Handt. Dieser Mensch war wegen Blödigkeit der
Sinnen bey Hoffe
sehr bekandt. Hier sagte er/ ist der Poliarchus/ den die Bawren
auß der Flucht zu rück gebracht
haben. Da fiele Heraleon auff die
Knie/ vnd bate mit auffgehabenen Händen vmb
Gnade. Der König
ward etwas lustiger/ vnd fragte was er verbrochen. Nichts/
sagte er/
als daß ich Poliarchus bin. Sie huben alle an zu lachen. Der König
aber fragte vom Eurimedes/ ob solches auß Schertze oder Ernste
sich
zutrüge. Herr/ sagte Eurimedes/ als ich am Thore deß Schlos-
ses stund/ wie
jhr mir anbefohlen/ den Poliarchus/ wann er ge-
bracht würde/ anzunehmen/ sahe ich eine
grosse Menge von Bawers-
leuten kommen die den Heraleon vmbringeten. Der vnter jhnen
der Obriste zu
seyn schiene/ fieng an/ wie er an seinem Fleisse vnd
Trew nichts erwinden
lassen/ biß Poliarchus bekommen/ vnd in
gute Verwahrung gebracht worden
sey. Heraleon aber war Poli-
archus. Ich verbisse das Lachen/ vnd
fragte/ was für ein Glück jhn
in jhre Hände gebracht? Die fürnembsten vnter
vns/ sagte er/
welche es geoffenbaret/ sind deß Mor-[125]gens auff die Arbeit ge-
gangen; vnd haben sich verwundert/
als sie gesehen/ daß einer sein
Pferdt vber quer Feldt getrieben/ vnd auff
einen verwachsenen
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