ALs Nicopompus weiter reden wolte/ stewerte sich der König auff
den Cleobulus/ vnd gieng fort. Die andern giengen mit Lachen her-
nach. Cleobulus aber erinnerte den König/ daß ob gleich hinder
diesem Frembden nichts steckte/ so köndte er dannoch schaden/
vnd
müßte man jhn mit Spott nicht fortlassen. Dann weil man jhn
gereitzt
hette/ so köndte er leichtlich außgeben/ daß die Gestirne
auff
nichts gutes zeigeten/ vnd die Soldaten zu allerley [338] Forcht
vnd Aberglauben bewegen. Derhalben beruffen sie jhn/
der schon
etwas trawrig war/ vnd sagten jhm Danck für seinen guten Willen.
Daß man aber seiner nicht gebrauchte/ stunden die Zeiten am We-
ge;
in Ansehung/ daß es königlicher Majestet nicht zum Ansehen
gelangete/ wann er/ als ob er am Siege zweifelte/ nach der Be-
stimmung
seines Geburtstages so hoch fragen wolte: Doch solte er
für solche seine
geneigete Meinung vnbelohnet nicht bleiben.
Der-
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[340] Wer solle vermeinen/ daß in so schrecklichen
Zerrüttungen/
vnd bey augenblicklich bevorstehender Gefahr ein
Mensch sich mit
anderen Affecten vnd Begierden vberwerffen könne. Nichts
desto-
weniger wurden Archombrotus vnd Argenis von jhren geheimen
Sorgen mehr
geplaget/ als von denen die man offentlich sahe. Jene
hatte allezeit deß
Poliarchus Tugend für augen/ wardt häger/ ver-
zehrte mit einsamen klagen alle Kräfften jhres Gemütes/ vnd sagte
außdrücklich/ man müste deß Lycogenes alten Feindt/ welcher jhm
obzusiegen gewohnet
were/ wieder fodern. Archombrotus aber hatte
anderen Kummer. Es machte jhn die
mühselige Süssigkeit der vn-
gewissen Hoffnung so vnruhig/ daß er baldt
den Krieg verfluchte/
weil er in wehrendem Vnwesen den Rahtschlag
seine Liebe zuoffen-
baren nicht köndte fortstellen/ baldt sich frewete/
daß er anlaß be-
kommen hette/ seine Mannheit vnd Stärcke zuoffenbahren:
so daß
jhn alle beyde diese Vrsachen wieder den Feindt reitzeten. Doch
klagte er sich offtmals selber an/ daß er in solcher Gefahr Melean-
ders vnd der Argenis allein zugegen were. Er hette vielmehr ein
Heer auff die Füsse bringen/ vnd durch die grösse solcher Wolthat
zugleich seine Liebe/ vnd hohen Standt zuerkennen geben sollen.
Gewiß
er würde dieses auch nicht vnterlassen haben. Aber es wolte
viel Zeit
darzu gehören/ diesen Zustandt Siciliens in sein Vatter-
landt
zuwissen machen/ das Volck hernach werben/ vnd die gantze
Macht
vber-[341]führen: weil sonderlich Lycogenes geschwinde
were/ vnd solcher langsamen Hülffe
schwerlich erwarten würde. So
stundt er auch nicht in geringeren Sorgen
deß Poliarchus wegen/
welchen der wütende Eyfer seinem krancken
Gemüte allzeit zeige-
te: darumb lobete er jhn mit verdrucktem
Hasse bey dem Könige auff
solche weise/ daß er sich bedüncken ließ als ob
er seinethalben gar
nichts thete. Er zohe es für einen Vngehorsam an/ daß
Poliarchus/
wie er deß Lycogenes Brieff geschickt/ dem Könige schrifftlich
nichts
zuentbotten hette. Er hette bey solcher seiner Nachlässigkeit
oder
Hoffart/ seiner vnd deß Königes vergessen. Es würde auch dem
f
g
Im vbrigen/ wiewol er eylete in Africa wider vmbzukehren/ so
ward er doch mit vergebener
Auffwartung lange Zeit gehindert. Biß
der König/ auff eingeben deß
Archombrotus/ jhn vnbeschenckt/
vnd auch nicht mit gar
freundlichen Worten von sich ließ/ vnd jhm
befahl/ dem Poliarchus zu vermelden: Er were ein König/ vnd
kein
Vergiffter. Was seine Sach belangete/ so were sie an dem
Oloodemus vnd
Eristenes hinauß geführet worden. Im vbrigen so
wüßte er nicht besser
warumb Poliarchus nicht an jhn geschrieben
hette/ als warumb
Lycogenes hette an den Poliarchus geschrieben.
Gelanor ergrimmete sich vber der harten Abfertigung/ vnd ver-
mochte den Zorn kaum zu halten. Doch bedachte er sich/ daß er
mit dem
König redte/ vnd es dem König weniger an der Rache/ als
jhm an Worten
mangelte; sagte derowegen nur so viel: Poliarchus
würde nicht allein schreiben/ sondern sich auch vnverdrossen ein-
stellen; damit er es köndte wider gut machen/ im Fall er an etwas
gejrret hette. Nach diesem tratt er ab/ vnd machte daß Meleander/
der ohne diß nunmehr vber allen Sachen forchtsam
war/ in allerley
Gedancken geriethe. Hernach gieng er zur Argenis/ mit
vermel-
dung/ wie vngnädig der König vom Poliarchus geredt hette. Sie
[343] aber kundte die Threnen kaum verhalten/ vnd
fieng an: Mein
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