Poliarchus aber/ wiewol er der Wunden halben kaum noch gehen
kundte/ entschloß sich die Reise in Sicilien ferrner nit zuverschie-
ben. Dann er köndte im Schiff ruhen/ vnd was etwan zu seiner Hey-
lung von nöthen were mit sich nehmen. Dieses gefiele dem Gelanor
zwar wenig; er durffte aber vergebens nicht darwider seyn. Doch
mußte man noch auff den Arsidas warten/ dessen Ankunfft Phor-
bas deß dritten Tags
verheissen hatte. Derhalben war Gelanor
seinem Herrn/ der sehr [909] eylete/ vnd sich zur
Reise bereiten
hieß/ in allem gehorsamb. Die Verwalter der Galleren
rufften die
Kriegsbefelchshaber vnd Schiffleute zusammen; man trug
Proviant
ein/ vnd erwartete nur deß Zeichens zum abstossen.
Hyanisbe
kundte auch jhren Gast nicht auffhalten/ wiewol jhm der newen
Wunden halben noch Gefahr drauff stundt. Sie wußte jhr nicht ein-
zubilden/ wannher jhm so eine plötzliche Entschliessung käme;
durffte
auch zu vermeydung deß Fürwitzes allzuscharff nicht fra-
gen. Er
vermochte wegen Trawrigkeit deß Gemüts nicht zu
schlaffen/ der Furchte für
die Argenis/ vnd deß Zornes halben
vber den Archombrotus; machte jhm also seine Vnpaßligkeit die-
selbige Nacht noch viel ärger. Doch versuchte er mit hertzhafftigen
Worten die Kranckheit zu bergen/ damit die seinigen nicht sämpt-
lich darwider weren/ daß er sein Leben mit vnzeitiger Gefahr zu-
schiffen in die Schantz setzte.
Phorbas war kaum vor zweyen Tagen hinweg/ als Arsidas dem
Gelanor/ der ohngefehr auß dem königlichen Zimmer gieng/ be-
gegnete; zwar auch von der Kranckheit/ mehr aber wegen Zorns
vnd Trawrigkeit im Gesicht verändert. Als er seine Kräfften eher
dann
die Aertzte vermeinet wider bekommen/ hat er sich den Tag
hernach wie
Phorbas jhn beraubet hatte in die Sänffte gesetzt. Die
anderen Tag saß er ohne Besorgung zu Rosse/ vnd gedachte für
Schmertzen der verlornen Schreiben halben weder an sich/ noch an
einige Reise vnd Arbeit. [910] Wohin solte
er dem Diebe
nachfol
Die Wichtigkeit aber deß Geschäffts so damals vnterhanden war/
ließ sie von den Schelmstücken deß Phorbas weitläufftiger nicht re-
den. Derhalben/ wie
Poliarchus den Arsidas besonders führte/ vnd
von jhrem Zustandt sich
befragte: Meinet jhr wol/ sagte er/ daß die
Arme/ welche ich wider meinen
Willen in Elendt bringe/ noch lebe?
Was für Hülffe/ was für Raht wisset
jhr? mit was für einer Art deß
Tods werde ich mich an dem Archombrotus gnug-[914]samb re-
chen? Arsidas/ ich wolte noch heute auß Africa: aber diese Nacht
sindt mir die Wunden widerumb
auffgebrochen/ so daß ich die Be-
wegung deß Meers nicht ertragen kan.
Indessen aber/ biß ich zu
Kräfften komme/ wil ich euch vnd dem Gelanor den besten Theil
meines Volcks vntergeben. Ihr
könnet ewerer Princessin Wolfahrt
fortstellen im Fall das Glück
ewerer Hülffe nur erwartet hat. Ich
wil baldt bey euch seyn; vnd entweder
durch den Todt oder durch
Sieg Ruhe finden. Arsidas meldete jhm beydes was jhm Argenis bey
seinem
Abschiede anbefohlen; wie auch was sich sonsten seyt Poli-
archus aussen
gewesen zugetragen hette: fürnämlich redete er von
deß Radirobanes angestellten Auffzügen/ durch welcher Betrug er
die Argenis entführen wöllen. So wardt auch der Selenissen nicht
wenig erwehnet/ wie sie gesündiget/ vnd
sich selber am Leben ge-
strafft hette. Item in was für Gnaden Archombrotus beym König
stünde/ vnd wie er der Princessin
nachzugehen wüßte. Gelanor war
der dritte bey dem Gespräche: dann
Poliarchus wolte jhm/ welchem
er das Leben selbst
vertrawete/ nichts verschwiegen seyn lassen.