NAchdem die Zeit angesetzt worden/ daß nämlich Poliarchus vnd
Archombrotus auff den vierten Tag/ wann es die Zeit zuliesse/
ein-
kommen solten/ machten sich die Abgesandten wider in jhren
Na-
a
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chen/
vnd ruderten fleissig auff Paconien zu. Indessen war Melean-
der in grosser Vnruh;
vnd Argenis tröstete sich nichts mehr/ als
daß Poliarchus seine gantze Heerskrafft in Sicilien einzunehmen be-
gehret hatte. Der König hielte darfür/ man müßte Proviants wegen
keine Vnkosten sparen. Dann käme Poliarchus als ein Freundt/ so
wolte er einen solchen König
nach Würden empfangen; were aber
ein Betrug dahinter/ so gedächte er zum
wenigsten ansehnlich zu
sterben. Derhalben ließ er allerley Art Speisen
vnd was man son-
sten von der See haben kan/ herzu führen. Der Hoff wardt
mit den
köstlichsten Tapezereyen/ güldenen vnd Helffenbeinern
Bethen/
vnd anderm reichen Vorrath außgezieret. Die Stattmawren waren
für das Volck zu enge/ welches auß allen Orten herbey kam/ die
Ankunfft vnnd was sich [1012]
begeben würde zu
schawen. Wie sie
den Hoff also schmücken sahen/ nach Art deß Menschlichen
Ge-
müts das zur Geilheit geneiget ist/ wußten sie nicht warumb sie
fro-
lockten vnd sich zu förchten auffgehöret hetten/ vnd waren vber die
masse lustig. Die einen brachten jhre stattlichste Sachen in die Tem-
pel; andere trugen Speisen von den Opffern welche die Reichen ab-
geschlachtet hatten/ vnd vermeineten sie danckten den Göttern mit
spielen vnd tantzen. Meleander ließ jhm auch diese vnbedachte
frewde deß
Völckleins nicht mißfallen/ vnd zohe alles für sich an/
in Meinung/ was
sich auch lustiges oder trawriges zutrüge/ das
köndte er für ein gutes
oder böses Zeichen halten.
Es war der vierdte Tag kommen/ vnd man sahe von ferrnen die
Mastbäume der Könige. Eurymedes vnd Arsidas/ so vom Melean-
der zu beyden geschickt worden/
hatten die Flotte mit jhren Schif-
fen gemehret. Die Herren vnd das Volck
hatten das Vfer er-
füllet/ als ob etwan Götter in diesem Gepränge solten
angebracht
werden. Die Hauptschiffe kamen aber nicht zu erst in den Hafen/
welcher damals zwantzig Stadien von der Statt war. Gobrias kundte
in denselben den einen Theil seines Heeres
kaum in dreyen Stun-
den außsetzen. Es waren Sechstausendt außgerüstete
Männer. Mi-
cipsa brachte gleichfals Zweytausendt. Sie stunden mit jhrem
Ge-
wehr in Companien vnd Fahnen als zu einer Feldschlacht einge-
theilet/ ohne daß sie [1013] mehrentheils
den Helm abgenommen
hatten. Endlich stieg Poliarchus auß dem Schiff in Sicilien. So baldt
er das
Landt berührete/ als ob jhm der Geist deß Landes eine
sonder-
b
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licheZuneigung eingebe/ in dem er nun der Hoffnung vnd Forchte
näher war/ erschütterte er vnd entfärbte sich. Deß Archombrotus
wartete er am Strande/ der nicht eine Stunde aussen war/ vnd auch
abtratt. Meleander hatte Rosse geschickt/ darauff sie gantz König-
lich angethan sassen. Poliarchus hatte nach seiner Landsart einen
Rock von vielen
Farben/ vnd Hosen mit Perlen gestickt. Vmb den
Hals vnd lincken Arm trug
er eine güldene Ketten. Der Degen war
in einer Scheyden von Helffenbein
mit Spangen darinn Edelgesteine
versetzet stunden. Vmb die halb
entblösseten Arme waren güldene
Armbänder; auff seinem Haupt/
welches ohne das wegen der schö-
nen Haare zierlich genug war/ stundt eine
Kron von Goldt vnd Pur-
pur. Aber dieser gantze Schmuck war nichts gegen
der Anmutigkeit
deß Gesichts vnd dem lieblichen Ansehen/ welches alle
feine Re-
gung vnd Bewegung angenehm machte. Darumb schawete jhn das
Volck an/ viel frolockten/ vnd die so jhn in seinem Privatstande ge-
kandt hatten/ beklageten sich/ daß sie nicht damaln schon weren
jnnen
worden/ daß die Götter mit der Art einer solchen Majestät nur
einig Könige
begabeten. Als hernach auch Archombrotus sich auff-
gesetzet hatte/ war er an Gestalt
nicht geringer/ oder sahe schlechter
auß [1014]
als sein hoher Standt erforderte; war aber mit solcher
Kleydung angelegt/ wie Mauritanische Könige herein gehen. Die
Zuneigung deß Volcks verblieb eine weile vngewiß/ vnd gleichsamb
in
Trennung. Hernach vermengte es mit gutem Zeichen seine Glück-
wündschungen/ vnd frolockten mit einhelliger Stimmung wie
vber
einem also auch vber dem andern.
Also ritten sie/ gleichsamb ob keine Strittigkeit vnter jhnen
were/
zwischen jhren vnd den Sicilischen Herren. Die Soldaten aber vnd
der Pöfel lieffen in trefflicher Menge zuvor vnd hinden nach. So
weit
der Weg von dem Port biß in die Statt gieng/ war alles mit einer
grossen Welt Volck erfüllet. Die Matronen vnd Jungfrawen in der
Statt
lagen an den Fenstern nebenst jhren Knaben/ denen sie zu
Erinnerung
solchen Spectakels baldt Forchte baldt Frewde ein-
jagten. Die Leutseligen
Könige/ in Erinnerung daß die jenigen von
denen jhnen solche Ehr angethan
wurde/ jhre Vnderthanen nicht
weren/ liessen es an begrüssung nicht
mangeln/ kehreten jhre Augen
vnd Hände zum Volck/ biß Meleander sich im Eingang deß Hoffs
se-
c
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henließ. Als sie gewahr worden daß er zu Fuß zu jhnen kam/
fie-
len sie bald von den Pferden. Wie er sich nachmals entschuldigte/
daß er jhnen nicht biß an das Port were entgegen kommen/ vnd daß
er
solches nicht auß Hoffart/ sondern auß Begehren jhrer Abgesand-
ten
gethan hette; baten sie beyde mit lieblichen [1015]
Worten/ er
wolte sich gegen jungen Leuten/ die vor dieser Zeit seine
Gäste ge-
wesen/ solcher Ceremonien nicht gebrauchen. Hernach wündschte
er dem Poliarchus deß Sieges/ vnd dem Archombrotus deß König-
reichs Sardinien halben/ Glück/ vnd thete gleichsamb einen Ver-
weiß/ daß in verwichenen Jahren so ein grosser König auß Gallien
sich als ein Privatperson in Sicilien hette halten lassen.
[1016: Kupfer Nr. 23]