105 Sz 95 Dü 103 1629

Trewer Freund/ in dem

Ampliſſimo Viro, | BERNHARDO GVILI- | ELMO NÜSSLERO, |
Celſiſs. Principi Bregenſi à Secretis, | de filiolo ipſi nato; | MARTI-
NUS OPITIUS A BOBERFELDA | fratri conjunctiſsimo. | [Zu
Ende:
] Fuſum raptiſsime, Vratiſlaviae | Cal. Maiis | [Linie] |
M. IƆC. XXIX. | Typis Baumannianis.

1 einseitig bedrucktes Folioblatt Exemplare: Breslau

4 E 315/35 und 4 O 8/10

Opitz hatte zu der i. J. 1624 stattgefundenen Hochzeit seines
Freundes vier Gedichte geschrieben; siehe Nr. 63. Vorliegendes Ge-
dicht, den 1. Mai datiert, ist unter der lat. Überschrift in zwei Spal-
ten gedruckt, je drei Strophen, durch einen Vertikalbalken vonein-

[Seite 329]


ander getrennt. Das Genethliacon wird in F II als 16. Gedicht des
ersten Buches der Poetischen Wälder ohne nennenswerte Änderun-
gen wiederholt. Die darüberstehende Zierleiste ist aus 15 Eicheln
und 4 Doppelpunkten zusammengesetzt. Die Überschrift ist nun
vereinfacht, und die Angaben am Ende sind weggelassen worden.
Gel 212 f. weist auf den spielerischen Ton hin sowie auf die Meta-
phernkette, die durch Nüßlers finanzielle Amtstätigkeit angeregt
worden ist.

TRewer Freund/ in dem du hier
Embsig bist der Stewer wegen/
Hat dir wollen deine Zier
Eine liebe Zinse legen/
Vnd gemerckt daß dreymal drey
Recht vnd richtig Neune sey.

Wer mit Weibern Rechnung helt
Kan nicht mehr als erstlich fehlen/
Wann der Zoll zu zeitlich fellt/
Vnd schon liegt eh’ als wir zehlen;
Sonsten muß es nur allein
Sieben oder neune sein.

Hier ist niemand welcher wil
Vngrad’ oder grade rhaten;
Dann Lucina hat jhr Ziehl
Da sie rufft nach Amm’ vnd Paten.
Ist die reiffung einmal aus
Legt diß Korn sich selbst ins Hauß.

O der angenehmen Frucht
Die dir deine Liebste bringet/
Vnd du nicht vmbsonst gesucht!
Deiner Musen schar die singet/
a b c d
[Seite 330]

Pflantzt für diesen jhren Sohn
Myrten auff den Helicon.

Hola/ gebt mir ein Glaß Wein;
Wasser hab ich nicht von nöthen.
Nun es gilt dir/ Bruder mein/
Auff Gesundheit deß Poeten
Welcher künfftig mich vnd dich
Weit sol lassen hinter sich.

Fahre fort/ vnd mache mir
Anlaß künfftig mehr zu schreiben;
Die Poeten dürffen wir.
Dieses Wesen das wir treiben/
Fodert einen solchen Mann
Der sein Lob recht preisen kan.

e

Fußnotenapparat

a F II 37 Überschrift: An Herrn Bern-
hard Wilhelm Nüßlern.
b Stewer: Hier im Sinne von Ab-
gabe
c Zi.: früher noch häufig fem.
d Lucina: Röm. Geburtsgöttin,
mit Hera identifiziert; genau so
63.4,126
e dür. (mit Acc.) = bedürfen (mit
Gen.)
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