[Seite 8]

78 Sz 73 Dü 82 1627

Das Hohelied Salomonis

Einzeldruck X: Salomons | Des Hebreischen Königes | Hohes Liedt; |
Vom Martin Opitz | in deutsche Gesänge ge- | bracht.
| [Zierstück,
4,1 × 3,4 cm; darunter eine Linie, 8,2 cm] | Gedruckt zu Breßlaw/ |
In Verlegung David Müllers Buch- | händlers/ im Jahr
1627.
[Kolophon, Bl. E4a:] Gedruckt zu Breßlaw/ durch |
Georg Baumann.
| [Dreieckiges Zierstück; Linie, 7 cm] | Im Jahr
1627.

40: A–E: Exemplare: Breslau 4 E 515/25; Berlin SB (PK) Yh
9001 u. Yh. 9101; München SB, P.o. germ. 160; Göttingen UB,
Poet. Germ. II 5129; Kiel UB, Cb 1650; Yale UL, FdF 209.

Gliederung, Inhalt etc.: [A1] Titel, Rückseite unbedruckt. A2a
bis A4a Widmung; A4b die Zeugnisse des Augustinus und Theodore-
tus
; Bl. A4b (= S. 1) bis S. 30 (= Bl. E3b) der Text der Paraphrase;
E4a Kolophon; E4b unbedruckt. Der Druck ist sorgfältig und mit
Bezug auf typographisch-künstlerische Gestaltung ausgeführt wor-
den. Die Arabeske auf dem Titelblatt bildet dazu den Auftakt. Der
Anfang der Widmung zeigt gezielte Anordnung des Schriftgutes:
massive Kopfleiste, verschiedene Schriftgrade, zwei Zeilengruppen
mit symmetrischen Einzügen, Hervorhebung des Namens durch
große Antiqua, Zierformen einiger Lettern, dazu eine Initiale von
ca. 5 Zeilen im Geviert. Auf Bl. A4a eine dreieckige Arabeske,
3,8 × 5,6 cm, die sich genau so auch auf S. 10, 24 und Bl. E4a findet.
Die beiden Testimonia auf A4b werden durch Kopfleiste,
1,1 × 9,8 cm, größere Schrift und eine rechteckige Arabeske,
3,4 × 6,9 cm, hervorgehoben. Ein allerdings zu großes und darum
klobig wirkendes Dreiecksornament, 7,1 × 10,5 cm, findet sich auf
S. 13 und 27. Die Initiale L auf S. 1 mißt 4 Zeilen im Geviert. Am
Schluß, S. 30 unten, ein kleines Arrangement aus (o) und 2 Eicheln,
die nach l. und r. weisen. Keine Kolumnentitel über der Widmung u.
S. 1; von S. 2 bis 30 lauten sie Martin Opitzen || Hohes Liedt.

Seitenzahlen ohne Punkte, in derselben Zeile wie die Kolumnen-
titel an den Außenrändern oben; nur auf S. 1 steht die Seitenzahl in
der Mitte; auf jeder numerierten Seite oben eine Linie, 10,8 cm.
Keine Zeilenbezifferung.

In Sammlung C eröffnet dieses Werk den zweiten Teil; darauf
folgt Nr. 73, Die Klage-Lieder Jeremia. Die Anordnung ist: Bl.

[Seite 9]


[a1a] (= S. [1]). Ganzseitiger Sondertitel, Wortlaut wie die ersten 6
Z. von X (aber Z. 3 hohes Liedt: und Z. 4 endet mit ... in|); die
Rückseite unbedruckt. S. [3] bis Mitte 10 die Widmung. S. 11 ent-
hält die beiden Testimonia, aus einer ziemlich großen Type (Text-
Fraktur) gesetzt. Der Text der acht Lieder des HLs folgt von S. 12
bis 36. Kolumnentitel: S. 4 bis 10 Dedicatio. S. 14 bis 34 Mar-
tin Opitzes || Hohes Liedt. S. 13 und 36 Mart. Opitzes Hohes
Liedt. Initialen: G auf S. [3] und L auf S. 12, beide
aus der Canon-Fraktur; vom oberen Rand des L ist etwa 1 mm ent-
fernt worden. Trennungslinien von 7,5 cm zwischen den einzelnen
Liedern, d. h. auf S. 16, 22, 26, 32 und 34. Zierate: Arabeske,
4,0 × 3,9 cm, auf S. 10 unterhalb der Widmung; massive Kopfleiste,
1,4 × 7,9 cm, auf S. [3]; einfachere, 0,5 × 7,9 cm, S. 11; anderes
Muster, 0,6 × 7,9 cm, S. 12. Seitenziffern auf Bl. al bis a2a berück-
sichtigt aber nicht ausgedruckt. Zeilenzählung nicht vorhanden.
Abgesehen von den verschiedenen Schriftgraden in Widmung und
Testimonia wurden unterschiedliche Schriften (Fraktur und Schwa-
bacher) in mehreren Graden für Überschriften und zur Bezeich-
nung der redenden Personen verwendet.

Auch in E steht das Werk (nach der Bandwidmung) an erster
Stelle, auch hier folgt ihm die Nr. 73. Bl. A4a (= S. [7]) enthält
den Sondertitel nach C (aber Deß in Z. 3 und Von in
Z. 4– endlich!). Die Widmung, S. 8 bis 11, ist jetzt An den Le-
ser. überschrieben, leicht abgeändert, undatiert und ohne Un-
terschrift. S. 12 bringt die Testimonia, wiederum aus einer größeren
Schrift gesetzt. Die Lieder erstrecken sich von S. 13 bis 34. Kolum-
nentitel: S. 9 bis 11 Vorrede. S. 14 bis 33 Martin Opitzen ||
Hohes Lied(t). Punkt hinter Opitzen auf S. 18, 20, 24, 26 u.
28. Auf S. 34 lautet der Kolumnentitel Martin Opitzen/ Hohes
Liedt. Initialen: G S. 8 und L S. 13 wie in C. Tren-
nungslinien von 6,9 cm zwischen den einzelnen Liedern. Kopfleiste
S. 8 mißt 1,1 × 7,1 cm; S. 12 u. 13 weisen dieselbe Kopfleiste auf,
0,7 × 7,9 cm; in deren Mitte finden sich zwei übereinanderstehende
Doppelpunkte. Die Seitenzahl fehlt erwartungsgemäß auf dem Zwi-
schentitel, doch sind Signatur und Kustos, A4 und An, vorhanden.
Seitenzahlen in der Mitte oben auf S. 8, 12 u. 13; sie stehen sonst 1. u.
r. über der Kolumne. Auch hier keine Zeilenzählung. Die Texte der
Lieder sind aus drei verschiedenen Schriftgraden gesetzt: S. 13–16
aus der Mittel-Fraktur, S. 17–20 aus der Cicero, S. 21 bis Mitte 22

[Seite 10]


aus der Garmond; S. 22 bis 32 unten wieder aus der Cicero. Das 8.
Lied, S. 32 unten bis S. 34 wieder aus der Garmond.

Das Werk erscheint in allen von Opitz nicht (mehr) autorisierten
Ausgaben des 17. Jahrhunderts. In den späteren bringt Triller es in
Bd. III/IV, S. 5–30, ohne wichtigere editorische Zusätze. Bei Bod-
mer
und Breitinger bleibt es sachgemäß ausgeschlossen; auch Titt-
mann
bringt es nicht. Oesterley, DNL 27, druckt es ohne die Wid-
mung (bzw. Vorrede). Auszüge bringen J.-D. Müller in Martin
Opitz, Gedichte, Reclam UB, Stuttgart 1970, S.5–11; und
A. Schöne, Die dt. Lit., Texte u. Zeugnisse, Metzler, Stuttgart,
Bd. III, 1968, S. 165–66.

Komponiert wurde die Opitzische Versparaphrase von Andreas
Hammerschmidt
(1611?–1675) unter dem Titel Geistlicher | Dia-
logen | Ander Theil | Darinnen | Herrn Opitzens | Hohes Lied Salo-
monis | in 1. und 2. Vocal-Stimmen/ 2. Violinen/ einem In- | strumen-
tal- vnd General-Baß componiert/ | Von Andrea Hammerschmie-
den. | Dreßden/ | Gedruckt vnd verlegt durch Gimel Bergens ...
Erben/ | Im M DC XLV. Jahre (Sz 255, Dü 82, a–b). Eine zweite
Auflage, aus dem Jahre 1658, ist autoptisch nicht nachgewiesen.
Einzelne Lieder wurden von Heinrich Schütz vertont; siehe die Ein-
leitung zu Dafne, Werk Nr. 85. Auch ein Schüler von Schütz, Cas-
par Kittel
(1603–1639), vertonte zwei Lieder, das 4. und das 7.:
Arien und Kantaten, Dresden 1638.

Die poetische Bearbeitung des HLs fällt in die turbulente Zeit
nach Vollendung der Argenisübersetzung, deren Abschluß am 30.
August 1626 an Buchner berichtet wird (Geiger 36). Nach einer
Schätzung von Anton Mayer (»Zu Opitz’ Dafne«, Euphor. 18
[1911], 756) dauerte die Ausarbeitung etwa sechs Wochen. Der
Dichter befand sich in Breslau im Hause Dohnas und genoß den
ersten der musischen Winterurlaube, die sein Dienstherr ihm ge-
währte und bei deren Ausbedingung der Rat Fornus ihm tatkräfti-
gen Beistand geleistet hatte. Mit der Zueignung des Werkes an For-
nus trägt Opitz also eine Dankesschuld ab (Widmung, Bl. A3a). In
der Korrespondenz aus dieser Zeit wird die Entstehung des Werkes
kaum erwähnt. In den beiden Briefen vom 20. November, dem kür-
zeren an Coler (Rei 221) und dem ausführlicheren an Gruterus (Rei
222), auch im Buchnerbrief (etwa vom 25. Nov., Geiger Nr. V) steht
kein Wort davon. Der terminus ad quem ist jedenfalls im Datum der
Widmung gegeben, dem 31. Dezember 1626. Am 23. Januar 1627

[Seite 11]


berichtet Opitz dann an Buchner: »Canticum item Salomonis pro-
diit odis Germanis a me reditum. ...« (Geiger 40). Zu der Zeit war
das Werk also schon ausgedruckt. Auch fehlt es an den üblichen
lobenden Kritiken kurz nach der Veröffentlichung. Wir hören ledig-
lich, daß Caspar Senftleben am 7. Juni 1627 ein Exemplar an Ber-
negger
geschickt hat (Rei 249).

Opitz erwähnt das HL zuerst in der »Vorrede an den Leser« zur
Sammlung A, also vor Oktober 1620. Dort wird es in einer vierglied-
rigen Praeteritio namhaft gemacht mit Worten, die z. T. in der Wid-
mung an Fornus wiederkehren: die Poesie des HLs sei göttlich und
weit erhaben über alle weltliche Dichtung. (Anschließend verteidigt
Opitz die Verwendung heidnischer Mythologeme in christlichen Zu-
sammenhängen; dieser aus Heinsius stammende Gedanke sollte ihn
noch lange beschäftigen.) Vor der Bearbeitung des HLs hatte Opitz
sich mit der einschlägigen Literatur bekannt gemacht. Aus den in
der Widmung angeführten Namen können wir mit ziemlicher Ge-
wißheit auf die Durchsicht der seinerzeit umfangreichsten Samm-
lung patristischer Schriften schließen, M. de La Bignes Magna bi-
bliotheca veterum patrum
, Köln 1618–22, 20 in 15 Bänden. Ein wei-
teres Werk, in dem die »Rabinen« enthalten sind, schließt sich an:
Canticum Canticorum Salomonis, versibus et commentariis illu-
stratur Gilb. Genebrardo ... auctore, adversus trochaicam Theo-
dori Bezae paraphrasim. Subjuncti sunt trium rabbinorum Salo-
monis, Jarhii, Abrahami Abben Ezrae et innominati cujusdam com-
mentarii, eodem interprete
, Paris 1585.

Die genaue textliche Vorlage ist bisher nicht bestimmt worden;
Goebel vermutet, der Dichter habe eine mit Lesarten versehene Po-
lyglotte verwendet. Daß er mit Vorbehalt auf Luthers Version zu-
rückgriff, läßt sich aus sprachlichen Parallelen unschwer erweisen
(Goebel 114)a. Bemerkenswert ist, daß Opitz sich bei seiner Bear-
bietung nicht bemüßigt fühlte, nach holländischem Muster gelehrte
Anmerkungen mitzuliefern, wie er es vorher bei Zlatna getan hatte
oder wenig später bei Jona, dem Lob des Krieges-Gottes und Vesu-
vius
tun würde. Hier verleibte er die Verdeutlichungen unauffällig

[Seite 12]


dem Gedicht selbst ein, wie er es in der Widmung angekündigt hatte
(Bl. A2a); einzelnes hierzu bei Goebel 114–16 und H. Max 36.

Zu korrigieren ist die Feststellung Goebels (er mißversteht eine
Angabe Guttmanns, Programm Ratibor 1850, S. 9, und H. Max
schreibt Goebel aus), daß nämlich Opitz in den von Goebel mit c, g
und k bezeichneten Ausgaben, das HL der Gräfin Sibylle Marga-
rethe von Dönhoff
gewidmet habe. Ihr gilt die Widmung der gesam-
ten Geistlichen Poemata, d. h. der Sammlung E (1638). In dieser
Sammlung wurde die Widmung dem Horatius Fornus entzogen und
der leicht veränderte Prosatext nun An den Leser. überschrie-
ben. Ferner herrscht bei Goebel Unklarheit über Hugo Grotius’
Einwirkung auf Opitz’ HL. Grotius hat sich dichterisch nicht mit
dem HL beschäftigt; seine Erklärungen dazu erschienen erst 5
Jahre nach Opitz’ Tode. Sie sind in den Annotationes in Vetus Testa-
mentum
(1644) enthalten und durch den Reprint der Opera omnia
theologica
von 1679 bei Frommann, Stuttgart 1972, Bd. I, S. 267–70
leicht zugänglich.

Zur Kritik an Opitz’ Bearbeitung des HLs siehe Martin Goebel,
Die Bearbeitungen des Hohen Liedes im 17. Jahrhundert, Diss.
Leipzig, Halle 1914, besonders S. 35–38 und 113–21. H. Max, der
die Opitzische Bearbeitung S. 22–42 unter der Rubrik »Dramatisie-
rungen« bespricht, stützt sich weitgehend auf Goebel. Seiner Sum-
mierung, S. 40, ist zuzustimmen: »Die Paraphrasierung ... durch
Opitz bedeutet die offizielle Einführung des biblischen Buches in die
deutsche Bildung und Dichtung des 17. Jahrhunderts. Opitzens
Deutungs- und Behandlungsweise ist typisch, vorbildlich, bestim-
mend für das Schicksal dieser Schrift, ... selbst dann, wenn nicht
Anklänge oder Abhängigkeiten anderer von ihm sich nachweisen lie-
ßen«. Arnold Oppel (Das HL Salomonis, Berlin 1941, S. 43) meint,
am HL habe Opitz vor allem das Formale gereizt. Opitz’ Umdich-
tung sei sprachlich fließend und mit ihren pastoralen Akzenten leite
sie über zur geistlichen Schäferpoesie, die dann von Zesen weiterge-
führt wurde. Man beachte ferner Szy S. 80f. (in der 2. Auflage,
S. 76f., leicht geändert); Hacken S. 57–62 u. 89 sowie Irmgard
Scheitler
, Das geistl. Lied im dt. Barock, Berlin 1982, S. 180–91.

[Seite 13]

GEstrenger Herr/ Von dem hohen oder Hauptgesange Salomons
ist beydes die alte vnd jetzige Zeit vnterschiedener Gedancken ge-
wesen. Etliche haben vermeinet/ es sey dieses Liedt nichts als ein
Gespräche des Königes mit seinem Reiche/ welches er aus gnädi-
gem vnd Leutseligem Gemüte seine Liebste/ seine Braut vnd
Schwester nenne. Andere halten es für ein
[A2b] Buhlergetichte/
darinnen er seine vnd seiner Gemahlinn (ich weiß nicht was für
eines Pharaons Tochter) oder der Sulamithinn Abisag jrrdische
Brunst feyre vnd erhebe. Aber es ist so gar kein zweiffel/ es müsse
hierdurch viel eine heiligere vnd höhere Liebe verstanden wer-
den/ daß auch ohn die gutheissung des Canonis oder der Richt-
schnur der heiligen Bücher/ viel Lehrer vnd grosse Männer der
Alten Kirchenc/ Bernhardusd/ Originese/ Gregorius Nyßenusf/
g h i j k

[Seite 14]


Gregorius der grossel/ Philo Carpathiusm/ 〈Justus Orgolitanusn/
E〉 Honorius Augustodunensiso/ ein Apt Rupertusp/ Aponiusq/
Theodoretusr/ Bedas/ 〈Apt Willermust/ Psellus
u/ E〉 Lyra-
nus
v/ vnd 〈sehr viel
E〉 andere/ wie ingleichen etliche Rabinen/
als Salomon Jarhiusw vnd Abben Ezrax (〈der Menge
E〉 newer
[Seite 15]


Außleger zu geschweigen) diesem edlen Hochzeitliede den rech-
ten Verstandt zu geben sich bemühet haben. Es sind freylich Flam-
men hier; aber von solchem Fewer mit dem die Seraphim bren-
nen/ vom Fewer durch welches die frommen Seelen wie Elias zu
Himmel geführet werden/ daß die Zungen der Botten Gottes am
heiligen Pfingsttage erfüllet/ vnd zu allen zeiten der gläubigen Ge-
müter erwärmet hat. Die Braut ist ein Hertze das GOtt liebet;
oder/ wie der meisten meinungen gehen/ die außerwehlte Kirche
des Höchsten/ 〈das newe Jerusalem/ die Versamblung der Ge-
rechten/ das heilige Volck/ die sieghaffte Königin
/ E〉 die vnser
Heylandt Christus/ der die Liebe selber ist/ also mit jhm vereiniget
daß sie niemand aus seinen Händen reissen kan.

[A3a] Diesen herrlichen Lobgesang nun habe ich meines be-
dünckens nicht vnbefugt in deutsche Lieder bringen wollen: Weil
er für eines in seiner eigenen Sprache Poetisch gesetzt sein soll/
wie Arator so vnter dem Käyser Justinian gelebet/ erwehnet

Hexametris constare modis in origine linguae Cantica, Jeremiam, Iob quoque dicta ferunty:

Vnd dann/ weil ich jetzund das dreyßigste Jahr des Alters/ für wel-
chem nach der Hebreer gutachten dieses tunckele Getichte zu le-
sen keinem vergönnt ward/ hinter mich gebracht habe. Ich bin
dem rechten Sinne des allerweisesten Königs/ so viel meine wenig-
keit zu thun vermag/ nachgegangen/ vnd habe mich einer solchen
Deutligkeit befliessen/ die an vielen Orten an statt einer Erkle-
rung sein kan. Wil jemand vermeinen/ eine vnd andere rede sey
etwas zu buhlerhafftig vnd weltlich/ der erwege daß hiesige Lieder
nichts sind als eine Historie der allerkeuschesten Liebe/ die Salo-
mon/ nach ablegung der verführerischen üppigen Begierden (wie
gelehrte Theologen darfür halten) zu bezeugung seiner Busse auß
Göttlicher regung dermassen herauß streichet/ daß seine zierliche
Worte so weit vber andere gehen/ so weit zeitliche Wollust von der
z aa ab ac ad ae

[Seite 16]


Himmlischen vbertroffen wird. Er erwege/ daß die Poeterey so
wenig ohn farben/ als wenig der Frühling ohn Blumen sein soll.
〈Wie er dann/ als der von einem andern Geiste weder die Heidni-
schen Poeten angeblasen wirdt/ an diesem Orte alle ziehr/ art
vnd eigenschafft der Eclogen oder hirtengetichte begrieffen hat.
Es sind/ wie auch von andern auffgezeichnet worden/ hierbey
keine andere Personen als hirten/ keine andere worte als von der
Liebe/ keine vergleichungen vnnd exemple als vom Felde genom-
men. Sie verlassen die Statt/ bleiben auff den Aeckern/ essen in
den Gärten/ singen vmb das Obst vnnd die Bäume. Der Virgiliani-
sche Corydon sucht in der Mittagshitze seinen Alexis/ als er
spricht:

At mecum raucis, tua dum vestigia lustro, Sole sub ardenti resonant arbusta cicadisaf;
In dem die Sonne brennt/ vnd ich gleich nach dir lauffe/
Erhebt sein rawes Liedt der Feldhewschrecken hauffe:

Also eilet die Salomonische Buhlschafft jhrem Freunde nach/ fra-
get wo er weide/ wo er zu Mittage liege. Corydon sagt/ Alexis solle
seiner weissen Farben nicht zu viel zumessen/ dann auch die
schwartze jre anmuth habeag: vnsere gleichfals fengt an: ich bin
Schwartz/ aber lieblich: dann die Sonne hat mich gefärbet. Gallus
beym Virgilius klagt/ daß Lycoris geflohen seyah: die Salomoni-
sche Jungfraw deßgleichen/ daß jr liebster/ als er nicht baldt
eingelassen worden/ darvon gegangen. Derowegen folget sie jm
bey nachte/ sucht jn durch alle Gassen/ vnd als sie nachmals von
den Wächtern darüber beschädigt wirdt/ lest sie jhrem Buhlen
andeuten/ wie sie nit von den Wunden/ sondern von der liebe
kranck sey. Welches alles mit gehörigen worten außgedruckt muß
werden.
CE〉 Scheinet ferner jrgendt einer vnd der andere Verß
was harte vnd genötigt zu sein/ so
[A3b] wisse man/ daß auch der
Adler zuweilen schlaffe/ vnd diese art zu schreiben schwerer sey
als die jenigen glauben/ die von andern vrtheilen/ vnd weder
ai aj ak al

[Seite 17]


Vrtheil noch Verstandt selber haben. Ihm/ Gestrenger Herr/ sol-
len diese Himmlische Hirtenlieder darumb zugeschrieben wer-
den/ daß E. Gestr. mir die stille Rhue/ derer anjetzo mein Gnädi-
ger Herr/ (dem ich den grössesten theil der Wolfahrt zu dancken
habe) in dieser vnserer schönen Stadt zu meines studierens fro-
men mich seiner Leutseligkeit nach wil geniessen lassen/ von eige-
ner bewegniß außbitten helffen/ vnd wolgeneiget bedacht hat/ daß
sich die blutige Bellone mit den friedtsamsten Musen/ derer gant-
zes thun in freyheit vnd eigenem willen bestehet/ nicht begehen
köndte. Ja mehr/ weil E. Gestr. ob sie gleich mit Käyserlichen
hohen Amptsgeschäfften (sonderlich bey jetzigem betrübten vnd
gefährlichen Zustande des Landes) vber alle massen beleget ist/
dennoch nicht vnterlest auch nur bey weniger musse meine ger-
ringschätzige sachen/ so dieser Ehren kaum werth sind/ mit Lust
vnd Anmuth zu durchschawen. Welches dann machet/ daß ich eine
vnd andere Rede/ so entweder von neidischen oder vnwissenden
Leuten vber mich ergehet/ getrost verlache/ vnd angesehen ne-
benst E. Gestr. auch sonsten vieler fürnemen Herren vnd Leute
Gnade/ Gunst vnd Liebe/ wegen der Zufälle des Lebens sicher vnd
vnbesorget bin.

[A4a] So neme nun mein Hochgeehrter Herr dieses wenige
Pfandt meines dienstwilligsten Gemütes mit denen Augen an/ mit
welchen er mich allzeit von sich zu lassen pfleget/ vnd lese die
Liebe dessen/ den ich von Hertzen bitte/ daß er E. Gestr. auff
dieses newe Jahr newes Glück vnd Fortgang in allen sachen verlei-
hen/ vnd jhre gedancken wie bißhero auch ferner darauff richten
wolle/ wodurch des gantzen Landes Schlesien wolfarth in vorigen
werth gebracht vnd aufferbawet werden möge. Breßlaw den letz-
ten Tag deß 1626. Jahres

E. Gestr.
Diener
Martin Opitz.

am an ao ap aq
[Seite 18]

ar

Das hohe Liedt ist eine Geistliche Wollust heiliger Gemüter/ in der
Heyrath des Königes vnd der Königinn/ welches Christus vnd
die Kirche sind.

Auß dieser vrsachen wird hiesiges Buch der Hauptgesang aller Ge-
sänge genannt/ weil die anderen Gesänge dessen Gesanges we-
gen gemacht sind/ vnd auff diesen Zweck ziehlen.au

av
aw LIebster (sagt in süssen schmertzen
Deine Sulamithinn dir)
Komm doch/ saget sie von Hertzen/
Küsse mich/ O meine Ziehr:
Deine Huldt ist zu erheben
Für des schönsten Weines Reben.

ax
[Seite 19]

Dein Geruch der ist viel besser
Als der feist’ Olivensafft
An dem Syrischen Gewässer/
Als des Balsams edle Krafft.
Darumb müssen auff dich schawen
Vnd dich lieben die Jungfrawen.

ay Zeuch mich hinter dir; wir kommen/
Folgen deinen Händen nach:
Nun er hat mich eingenommen
In sein heilges Schlaffgemach/
Wil mich wissen an den enden
Wo sich meine Brunst kan wenden.

Wem darff ich am Glücke weichen/
Weil mich der so sehnlich liebt
Dem kein Wein ist zu vergleichen
Den die beste Traube giebt?
Alle Leute welche leben
Müssen meinen Freundt erheben.

Meint jhr das ich minder gelte/
O jhr Töchter Solyme/
Weil ich schwartz bin wie die Zelte
An der heissen Morensee?
Köndt’ ich schönheit doch noch leihen
Salomons tapezereyen.

Daß ich braune haut gewonnen
Seht mich darumb nicht so an:
Ich bin schwartzbraun von der Sonnen/
Ihre Brunst hat diß gethan/
Seit das mich in Zorn vnd hassen
Meiner Mutter Kinder fassen.

az Ich müst’ jhnen stets verwachen
Ihre Berg’ vnd jhren Wein;
Ihre Berge welche machen
ba bb
[Seite 20]

Das ich jetzund schwartz soll sein.
Aber mein Berg blieb nur liegen
Weil ich müste sie vergnügen.

Sag’/ O Sonne meiner Seele/
Sage doch/ wo weidest du?
Welchem Thale/ welcher Höle
Gönnst du deine Mittagsrhue?
Wo doch pflegst du jetzt zu schlaffen/
Mein gantz Ich/ mitt deinen Schaffen?

Soll ich dann in frembden Stellen
Irrig gehen aus vnd ein
Weit von deinen Mitgesellen
So dir pflegen huldt zu sein?
Soll ich vngebührlich lauffen
Von der guten Freunde hauffen?

Salomon.
O du schönest’ aller Frawen/
Weissest du nicht wo ich bin/
Den du wündschest anzuschawen/
So verfüge bald dich hin
In den Fußpfadt meiner Herde/
Da ich mich befinden werde.

bc Treib du deine junge Ziegen
Wo die schönen Wiesen stehn/
Wo die andern Hirten liegen/
Oder in dem Grase gehn;
Wo sie jhre dicke scharen
Lustig weiden vnd bewahren.

Wie für andern Wagenpferden
König Pharons seine Schlacht
Billich soll gelobet werden;
So muß ich auch deine pracht/
Deinen güldnen Glantz erheben/
O mein Liecht/ mein Trost vnd Leben.

bd be
[Seite 21]

Deine bräunlichrote Wangen/
Welche meine machen bleich/
Stehen lieblich in den Spangen/
Sind durch grossen Zierath reich;
Vnd dein Halß tregt Edle Steine/
Die er vbertrifft am scheine.

Nun wir wollen noch mehr sachen
Bringen lassen dir zur Ziehr/
Vnd ein newes Halßbandt machen
Das für allen leuchte für;
Spangen sollen dir gefallen
Von den köstlichsten Metallen.

bf Die Sulamithinn.
Weil der König vnd sein Leben
Sich gebrauchten jhrer Zeit/
Muste meine Narden geben
Den Geruch der Liebligkeit/
Muste lufft vnd ort erfüllen
Weil sie jhre Liebe stillen.

Köndte mein Gemüt’ auch jrren?
Mein Hertzliebster kömpt mir für
Als ein Püschlein frischer Myrrhen
Zwischen meiner Brüste ziehr/
Als die Trauben welche stehen
Auff des Flecken Engadts höhen.

Salomon.
Meine schönste/ meine Wonne/
Deines gleichen lebet nicht;
Du bist aller Schönheit Sonne;
Deinen Augen/ O mein Liecht/
Müssen Taubenaugen weichen/
Ihrem Glantz’ ist nichts zu gleichen.

bg
[Seite 22]

Die Sulamithinn.
Du bist schön vnd außerlesen;
Vnser Bette grünet wol;
Vnser Cedern Zimmerwesen
Vnd der Baw ist Schönheit voll;
Zu den Decken sind Cypressen;
Nichts ist an der lust vergessen.

WIe die Rose pflegt zu stehn
In den hohen Saronswäldern/
Wie die Lilie auff zu gehn
In denselben grünen Feldern
Wann die Sonne zeiget sich/
Also bin ingleichen ich.

Salomon.
Wie der güldnen Rosen Ziehr
Vnter scharffen Dörnern blühet/
Vnd für jhnen ragt herfür;
Wie jhr schöner Glantz außsiehet/
So muß meiner Liebsten schein
Vnter andern Töchtern sein.

Die Sulamithinn.
Wie ein Oepfelbawm der Frucht
In dem reichen Herbste treget
Für den Bäwmen wird gesucht
Die man ohne nutzen heget;
So weit blickt der Liebsten Ziehr
Für den andern Söhnen für.

bi
[Seite 23]

bj Was ist besser als daß ich
Wann mich brennt die Sommerhitze
Seiner Frucht gebrauche mich/
Vnter seinem Schatten sitze?
Dann zu meiner Kehlen lust
Ist mir süssers nichts bewust.

In die Keller vnterhin
Wil er mich zum Weine führen;
Daß ich frey vnd sicher bin
Deckt er mich mit Liebspanieren:
Seine trewe Liebe macht
Daß mein Sinn deß Glückes lacht.

Wo der Wein darinnen steht
Stützet mir die Legel vnter
Dann mein Hertze das vergeht;
Machet mich mit Oepffeln munter;
Liebeskranckheit kömpt mich an
Daß ich nicht mein selbst sein kan.

Er hat seine lincke Handt
Vnter meinem Häupte liegen/
Als der wahren Liebe Pfandt
Vnd mein eusserstes genügen;
Vnd vmb meinem Leib vnd mich
Schlegt er mit der Rechten sich.

bk Salomon.
O jhr Töchter Solyme/
Ich beschwer’ euch bey den Rehen
Die zu Feld’ vnd auff der Höh’
In der feisten Weide gehen/
Weckt mein Lieb nicht auff mit macht
Biß sie von sich selbst erwacht.

bl bm
[Seite 24]

Die Sulamithinn.
Hör’ ich meinen Liebsten nicht?
Seh’ ich jhn nicht zu mir dringen?
Schawe doch mein werthes Liecht
Auff den weissen Hügeln springen/
Wie ein Rehbock sich erzeigt/
Vnd die wilde Gemse steigt.

Hat er sich doch schon allhier
Hinter vnsre Wandt begeben/
Sieht durchs Fensterliedt herfür/
Durch das Gitter schawt mein Leben/
Singt auffs lieblichst’ als er kan/
Vnd hebt also zu mir an.

Salomon.
Komm/ O schöne/ wo ich bin/
Auff/ Lieb/ stille mein verlangen:
Schnee vnd Eiß ist vberhin/
Sturm vnd Regen sind vergangen:
bnDas vorhin bereiffte Landt
Wird in Blumen vmbgewandt.

Nichts ist trawrig was man sieht/
Frewde steckt in allen dingen/
Waldt/ Feldt/ Berg vnd Wiese blüht/
Die verliebten Vögel singen/
Vnd die Turteltaube rufft
Ihrem Buhlen aus der Lufft.

Der fast blawe Feigenbawn
Hat viel Knotten schon gewonnen/
Vnd der Weinstock helt sich kaum/
Krieget Augen von der Sonnen/
Sein Geruch macht sich herfür;
Komm/ Lieb; schöne/ komm zu mir.

bo bp bq
[Seite 25]

Meine Taube die du dich
Setzest in Gebirg’ vnd Klippen/
Laß die schönheit schawen mich/
Laß mich hören deine Lippen;
Nichts ist das der Stimme gleicht/
Der gestalt ein jeder weicht.

Leidet nicht die Füchse mehr/
Schlaget jhre jungen nieder
Die den Weinberg also sehr
Vns verwüsten hin vnd wieder/
brDann er jetzt kaum wird gehegt/
Vnd noch wenig Beeren tregt.

Die Sulamithinn.
Der mich mehr noch liebt als sich/
Der nur mich liebt vnd sonst keine/
Der ist mein’ vnd sein’ auch ich/
Seine bin ich vnd er meine;
Liljen sind jhm eine lust/
Vnd Violen seine kost.

Wann der rote Tag anbricht/
Wann der Schatten ist vergangen/
Komm alßdann vnd säume nicht/
Komm herwieder/ mein Verlangen/
Wie ein Rehe sich erhebt
Das auff Bethers Alpen lebt.

NAchdem ich lag in meinem Oeden Bette
Sucht’ ich mein edles Liecht/
Ich sucht’ ob ich den Liebsten bey mir hette/
Ich fandt jhn aber nicht.

[Seite 26]

Mich zwang die Brunst das Lager zu verlassen:
Ich lauffe was ich kan
Hin durch die Stadt/ such’ vmb auff allen Gassen/
Vnd treff jhn doch nicht an.

Ich fragte drauff die Wächter aus verlangen:
Wißt jhr mein Leben nicht?
Vnd als ich war ein wenig fortgegangen
Da fandt ich erst mein Liecht.

Ich grieff jhn an/ begierig jhn zu zwingen
Zu meiner Mutter hin;
Ich must’ jhn doch biß in jhr Hauß heimbringen
Vnd in die Kammer ziehn.

So grosse lust jhr habt zun Reheböcken/
Ihr Töchter Solyme/
So wenig solt jhr meinen Liebsten wecken/
Biß das er selbst auffsteh.

bt Salomon.
Wer ist sie doch die jhre schönheit zeiget/
Kömpt aus der Wüsteney/
Wie Rauch empor von thewren Myrrhen steiget/
Vnd vieler Specerey?

Die Sulamithinn.
Lest Salomon sein Bette nicht vmbgeben?
Stehn sechtzig nicht allhier
Auß Israel/ die stärcksten so da leben/
Vnd wachen stets darfür?

Sie allesampt sind ritterlich geübet/
Sind jhres Königs macht/
Vnd schützen jhn in dem er liegt verliebet/
Behüten jhm die Nacht.

Der Salamon ließ schönes Holtz abhawen
Vom grünen Libanon/
Von Silber ließ er edle Säulen bawen
An seinen Bettethron.

[Seite 27]

Die Deck’ ist Goldt/ vnd Purpur ist sein Küssen;
Der Grundt ist Lieb’ vnd Gunst/
Aus Solyma von Töchtern die wol wissen
Zu sticken nach der Kunst.

bu Kompt doch heraus/ kompt her doch/ jhr Jungfrawen/
Ihr Töchter von Zion.
Ach säumet nicht/ kompt eilendts anzuschawen
Den König Salomon.

Seht auff sein Haupt/ seht an die schöne Krone
Auff seine Heyrathzeit/
Die jetzund giebt die Mutter jhrem Sohne
Zu rechter Fröligkeit.

MEin Lieb/ wie schöne bist doch du!
Wie zeucht mich die gestalt herzu!
Als Taubenaugen sind die deinen/
Wann zwischen deiner Haare ziehr
Ihr heller Glantz sich giebt herfür/
Vnd sie gleich als zwo Sonnen scheinen.

Wie ferren jenseit dem Eufrat
Hoch an den Klippen Galaad
Sich lustig macht das Heer der Ziegen/
Vnd wie sie springt die geile Schar/
So sehn wir auch das güldne Haar
Vmb deine zarte Stirne fliegen.

Die Zähne geben gantz nicht nach
Den Schaffen die erst aus der Bach
Ganz rein vnd weiß gewaschen kommen/
bw bx
[Seite 28]

So Zwilling’ haben allzumal/
Vnd bringen richtig jhre Zahl/
Auch nur nicht eines außgenommen.

Noch röter ist der Lippen schein
Als eine Rose pflegt zu sein;
An reden lebt nicht deines gleichen;
Ein Granatapffel ob er wol
Ist Ziehrligkeit vnd röte voll
Muß deinen weichen Backen weichen.

by Als wie der Thurn den David hat
Mit einer Brustwehr’ in die Stadt
Jerusalem hoch auffgebawet/
Dran Tausend Schilde sind gemacht
Vnd vieler starcken Waffen pracht/
So wird dein Hals auch angeschawet.

Als wie zur newen Frülingszeit
Wann alles blühet weit vnd breit
Zwey junge Reh’ in Rosen gehen
Die Zwilling’ einer Mutter sind/
So sieht man gleichfals auch/ mein Kind/
An dir die weissen Brüste stehen.

Ich wil/ biß das die Hitze weicht/
Vnd jhre Brunst vns nicht erreicht/
Mich zu dem Myrrenberge lenden;
Zum Weyrauchhügel wil ich mich
Begeben biß die Sonne sich
Wird vnter vns zu Nachte wenden.

Gantz schöne/ meine Lust/ bist du/
Du bist gantz schöne/ meine Rhue;
Wer ist es der dich recht beschreibe?
Du bist die Liebe selbst/ mein Liecht/
Du hast gar keine mackel nicht/
Kein Flecken ist an deinem Leibe.

bz ca cb
[Seite 29]

cc Komm mit mir von dem Libanon/
Vom Amansberge/ vom Hermon/
Vnd von des hohen Senirs wüsten/
Da wo man Tigerthiere findt/
Wo starcker Löwen Hölen sind/
Vnd grimme Leoparden nisten.

Du nimpst/ O Braut/ mir meine Rhue/
Du reissest dir mein Hertz’ herzue
Mit deiner scharffen Augen scheine/
Vnd deines Halses edle Bandt
Hat mir bestricket Sinn vnd Handt;
Ich bin nun selber nicht mehr meine.

Wie gut pflegt deine Huldt zu sein!
Die Brüste lieb’ ich für den Wein
Der gleich am besten ist auff Erden:
Dem was Arabien vns schickt
Muß der Geruch noch vorgezückt
Von deiner thewren Salbe werden.

O Braut/ die Lippen trieffen dir
Von Honigseime für vnd für/
Die Zung’ ist Milch vnd Honigsüsse:
Die Kleider haben den geschmack
Den Libanus nicht geben mag
Auch wenn er alle Krafft außliesse.

cd Du kömpst mir/ Schwester/ liebste Ziehr/
Als ein verschlossner Garten für/
Als eine zugedeckte Quelle;
Du bist ein Brunnen dessen Fluß/
Man zugesiegelt halten muß/
Der nicht rinnt ausser seiner stelle.

Es ist/ du Spiegel aller Zucht/
Von Granatöpffeln deine Frucht/
Man kan bei dir viel Cypern finden/
ce cf cg
[Seite 30]

Vnd Narden/ Saffran/ Kalmes auch/
Gewürtze/ Myrrhen/ Weyherauch/
Vnd Aloes/ vnd Zimmetrinden.

Gleich wie ein kühler Brunnen fleust/
Vnd in ein dürstigs Thal sich geust/
So pflegst du/ O mein Quell/ zu fliessen.
Du bist die vnerschöpffte Bach
So reichlich wächset nach vnd nach
An Libanons begrünten Flüssen.

Die Sulamithinn.
Komm Nortwindt; Du/ O Sudt/ steh’ auff/
Nim durch den Garten deinen lauff/
Laß seine Wurtzel wol durchnässen;
Mein Liebster komm’ jetzt ohn beschwer
In diesen werthen Garten her
Von seiner edlen Frucht zu essen.

ICh bin schon in den Garten kommen/
Ich habe Myrrhen abgenommen
Vnd Würtze/ Schwester/ meine Rhue;
Ich esse Honig/ O mein Leben/
Ich trincke Safft von truncknen Reben/
Vnd meine süsse Milch darzue.

Nun kompt/ jhr Freunde/ kompt zum essen/
Des Leides sey jetzt gantz vergessen/
Thut weg die bleiche Trawrigkeit:
Wir wollen nur auff Frewde dencken/
Vnd nicht nachlassen einzuschencken
Biß das jhr truncken worden seyd.

ci cj ck
[Seite 31]

Die Sulamithinn.
Ich hatte mich zwar eingerieben/
Doch war mein Hertze wachend blieben/
Ob gleich der müde Cörper schlieff;
Das Hertze wachte mit verlangen
Da als mein Buhle kam gegangen/
Vnd mir mit lieber Stimme rieff.

Salomon.
Mach’ auff/ mein Leben/ meine frewde/
Mein Trost/ vnd meiner Augen weide/
clMach’ auff doch/ allerliebste Braut;
Mir sind bereiffet Haar vnd Wangen
Weil ich zu Nacht’ hieher gegangen;
Das Haupt ist gantz vnd gar betawt.

Die Sulamithinn.
Ich liege nackend schon darnieder/
Soll ich mich anziehn? soll ich wieder
Die Füß’ hernach erst waschen mir?
Ich Arme! weil ich jhn ließ stehen
Ließ er die Thür vnd wollte gehen;
Mein Hertz’ entsatzte sich darfür.

Da stundt ich auff jhn nicht zu jrren;
Die Hände troffen mir mit Myrrhen
Als ich sie leget’ an das Schloß.
Was hatt’ ich mich doch vnterfangen?
Er war mir schon hinweg gegangen/
Vnd ich war seines beyseins loß.

Folg’ ich? wo ist er hin mein Leben?
Ruff’ ich? wird er auch Antwort geben?
Mir zittert meines Hertzens grundt.
Die auff der Mawren wachen stehen/
Vnd in den Gassen hüten gehen/
Beraubten mich/ vnd ich ward wundt.

cm cn
[Seite 32]

co Wo ferrn euch Ehrbarkeit behaget/
Ihr Töchter Solyme/ so saget/
Wann euch mein Trost für Augen kömpt/
Sagt/ bitt’ ich/ jhm das ich auß Liebe
Mein waises Hertze kranck betrübe
So stets mit heißem Fewer glimmt.

Die Jungfrawen
Wer ist er den du denckst zu schawen/
Du schönest’ vnter allen Frawen?
Wer ist dein Liebster/ sag’ es an/
Den so dein Hertze muß begehren
Daß es dermassen vns beschweren
Vnd sich selbselbsten martern kan?

Die Sulamithinn.
Mein Trost auff den ich alles richte
Ist weiß vnd roth in dem Gesichte/
viel Tausendt weichen jhm an Ziehr:
Sein Haupt ist Goldt/ sein Haar erhaben
Vnd auffgekräust/ das auch den Raben
An schwärtze selber gehet für.

Wie Taubenaugen sind die seinen/
So gleich als zweene Sternen scheinen/
Milchweiß gewaschen an der Bach.
Den Bethen die in Gärten stehen
Da Blumen vnd Gewürtz’ auffgehen
Giebt seiner Wangen Glantz nicht nach.

cp Wie Rosen so mit Myrrhen fliessen
Sind seine Lippen die nichts wissen
Zu reden als von Huldt vnd Gunst;
Die Hände sind so zart vnd reine
Als Ring’ in welche thewre Steine
Gesetzet stehn durch schöne Kunst.

cq
[Seite 33]

Sein Leib (was kan man besser ziehren?)
Ist Helffenbein das mit Saffiren
Wird eingeleget vnd erhöht;
Vnd die geraden weissen Beine
Sind eine Säul’ aus Marmorsteine
So auff gantz güldnen Füssen steht.

Der Libanon kan jhm nicht gleichen/
Die edlen Cedern müssen weichen
So tragen kan sein reicher Waldt.
Ihr Töchter/ süß’ ist seine Kehle.
Der ists von dem ich euch erzehle;
Er ists/ mein Hort vnd Auffenthalt.

Die Jungfrawen.
Wo ist er dann nun hingegangen
Auf den du stellest dein verlangen/
Du aller Weibesbilder Ziehr?
In welchen ort ist er wol kommen?
Wohin hat er den Weg genommen/
Das wir jhn suchen neben dir?

IM Garten wird mein Trost zu finden sein/
Da samlet er die zarten Rosen ein/
Da weidet er/ da pflegt er einzubinden
Das Nardenkraut/ Gewürtz’ vnd Zimmetrinden.

Er ist der mein’/ er ists/ mein Hertz’ vnd Sinn/
Vnd ich weiß auch das ich die seine bin/
Von dem mich nichts auff dieser Erden scheidet/
Der jetzundt geht vnd in den Liljen weidet.

[Seite 34]

Salomon.
Ist Thirza gleich die allerschönste Stadt
Von derer Schar so stehen am Eufrat/
So bist doch du/ mein Augentrost vnd Leben/
Für jhrer Ziehr gar weit noch zu erheben.

Wie Solyma in jhren Thürnen steht
Mit denen sie fast an die Wolcken geht/
So bist du auch: doch kanst du gleichfals schrecken/
Wie Kriegesvolck pflegt furchte zu erwecken.

Ach wende doch mit deinen Augen dich
Von meinen weg/ dann sie entzünden mich;
Sie martern mich mit Tausent harten Qualen
Vnd Tausent noch der Augen heisse Stralen.

cs Nicht anders als der feisten Ziegen Schar
In Galaad/ ist auch dein schönes Haar:
Die Zähne sind wie Schaffe/ recht zu sagen/
So reine sind/ vnd Zwilling’ allzeit tragen.

Granatenfarb’ ist sie gleich trefflich hoch/
So vbertrifft sie doch am Glantze noch
Die grosse Ziehr vnd Schönheit deiner Wangen/
Vmb welche hier die güldnen Haare hangen.

Zwar sechzig sind der Königinn allhier/
Vnd achtzig halt’ ich Kebesweiber mir/
Die Mägdlein sind nicht alle fast zu zehlen/
Doch muß ich dich mir sonderlich erwehlen.

O meine Taub’/ O Hertz’/ O werthes Liecht/
Der Mutter lust/ dir gleicht sich keine nicht.
Es müssen ja die Töchter dich erheben/
Vnd dir dein Lob die Königsweiber geben.

Sie fangen an: Wer muß doch diese sein/
Die lieblich ist als wie der Morgenschein/
Wie Mond’ vnd Sonn’; vnd die vns mehr kan schrecken
Als wann man sieht ein Heer die Fahn auffstecken?

ct
[Seite 35]

Die Sulamithinn.
Ich gieng hinab in einen Nüssewaldt/
Vnd sahe zu ob nicht der Weinstock bald
cuHett’ Augen kriegt/ vnd ob nicht auch zu grünen
Mitt Blüte schon die Granatöpffel schienen.

Ich aber hab’ es nie bey mir bedacht
Wie jch doch wol zurücke ward gebracht
Aminadab auff deinem schnellen Wagen
An welchem sie vier frische Rosse jagen.

Salomon.
Komm/ Liebste/ komm; was fleuchst du dann für mir/
Der ich mich doch so gantz ergebe dir?
Komm jmmer komm/ komm Sulamithinn/ wieder.
Was schämst du dich? schlag nicht die Augen nieder.

Was seht jhr doch die Sulamithinn an/
Die mich so wol mit Liebe binden kan/
Die ähnlich sieht den Heeren so zum streiten
Zu offner Schlacht vnd kampffe sich bereiten?

WIe schöne Füß’ vnd auch wie schöne Schue
Sind deine doch/ du Fürstentochter du!
Wie Spangen stehn beysammen deine Lenden/
Sehr wol gemacht von guten Meisterhänden.

Dein Nabel wie ein runter Becher steht/
Dem niemals Tranck vnd süsser Wein abgeht;
Der Bauch gleicht sich dem Weitzenhauffen eben
Der rings vmbher mit Rosen ist vmgeben.

cw
[Seite 36]

Gleich wie man sieht zwei junge Rehe sich
Mit geilem Spiel’ ergetzen lustiglich/
Vnd frölich sein an einer grünen Wüste/
So stehn dir auch die rundterhabnen Brüste.

Dein weisser Hals giebt von sich solchen schein
Als wie ein Thurn gemacht aus Helffenbein.
Die Wangen sind wie Hesbons schöne Teiche
Am Bathrabs Thor’ in Armons seinem Reiche.

Die Nas’ ist dir wie Libans Thurn erhöht
Hier wo der Weg hin nach Damascus geht:
Das Haupt sieht aus wie Karmel an dem Strande
Der Mittelsee im Palestiner Lande.

Das edle Haar mit dem du/ Liebste blühst/
Hat einen Glantz wie Königspurpur ist.
cxDu hast doch nichts als lauter solche Gaben
Die manch’ jhr wündscht vnd du kanst einig haben.

Was ist es nun das dir an lenge gleicht?
Ein Palmenbawm der keiner last nicht weicht.
Die Brüste stehn wie Trauben die noch reiffen/
Vnd harte sind zum ersten anzugreiffen.

Was geb’ ich doch dem säumen weiter raum/
Vnd steige nicht auff meinen Palmenbawm?
Laß deine Brüst’ als junge Trauben stehen/
Der Nasen ruch für schmeckend’ Oepffel gehen.

Dein zarter Schlund sey wie ein süsser Wein
Der vns erquickt vnd schläfft die Sinnen ein/
Vnd machet das dein Buhle sachen saget/
Wie einer der im Trawme nach was fraget.

Die Sulamithinn.
Ich bleib’ vnd bin des Liebsten für vnd für/
Dann seine lust beruhet gantz auff mir.
cy
[Seite 37]

Komm/ Hertze/ komm; laß vns zu Felde bleiben
In feister Rhue/ vnd da die zeit vertreiben.

Wir lassen nur der Stadt nicht-rechten-schein/
Ihr eitels thun vnd falsche Frewde sein;
Wir wolln mit dir/ O Morgenröth’/ auffstehen/
Vnd frölich hin in vnsern Weinberg gehen.

cz Wir wollen sehn ob nicht der Stock schier blüht/
Vnd ob er nicht mit newen Augen sieht;
Ob dieses Jahr wird Granatöpffel tragen/
Ob jhre Haut beginnet außzuschlagen.

Als dann will ich dir reichen meine Brust
Vnd einen Kuß; wil alle Feldeslust
Dich lassen sehn/ dir alle Früchte geben
So ich für dich pfleg’ heilig auffzuheben.

ACh hettest du mit mir an einer Brust gesogen/
Daß meine Mutter dich wie mich hett’ aufferzogen/
So würde mich kein Mensch/ der jetzt vns neiden kan/
Verdencken/ grieff’ ich dich gleich offenbarlich an.

Ich wolte deinen Halß/ mein Trost/ auff freyer Gassen
Für aller Welt Gesicht’ erwischen vnd vmbfassen;
Ich führte/ Liebster/ dich in meiner Mutter Hauß/
Vnd liesse dich hernach auch nimmer nicht herauß.

Daselbsten würdest du/ mein Seelentrost/ mich lehren;
Hergegen wolt’ ich dir gemachten Wein verehren/
Vnd Granatöpffelmost. Die Lincke fügte sich
Vmb mein verliebtes Haupt/ die Rechte küßte mich.

db
[Seite 38]

Salomon.
Die Allerliebste schläfft: ich bitt’ euch/ jhr Jungfrawen/
Als wie auch zuvorhin/ jhr wollet fleissig schawen
Das jhr sie ruhen laßt; ach redet ja nicht viel/
Vnd ruffet jhr nicht auff/ biß das sie selber wil.

Die Jungfrawen.
Wer ist das werthe Bildt mit solchen schönen Brüsten/
Mit solcher grossen Zier/ die auffsteigt aus der Wüsten/
dcVnd lehnt so zierlich sich auff jhren Liebsten an?
Wer ist sie/ welcher nichts an Gaben gleichen kan?

Salomon.
Bey einem Apffelbawm’ hab’ ich dich/ Lieb/ gefunden/
Vnd aus der Rhue erwackt; hier wo zu guter stunden
Dich deine Mutter hat/ mein Hertzensliecht/ erzeugt/
Vnd mir zu dieser lust gebohren vnd geseugt.

Setz’ als ein Siegel mich dir auff dein Hertz’ vnd Armen;
Laß deine Liebe doch bey mir so sehr erwarmen
Das keine Wasserflut/ ob gleich sie Nacht vnd Tag
Sich mehr vnd mehr ergeust/ die Brunst verleschen mag.

Für rechter Liebe kan kein Silber nicht bestehen/
Das beste feine Goldt kan jhr nicht gleiche gehen
Die vber alles steigt: es ist kein edler Stein
Der jhr am minsten auch nur kan gemesse sein.

Was bringen wir hernach/ was bringen wir für sachen
Der kleinen Schwester für? was sol man mit jhr machen
Die noch nicht Brüste hat? was sagen wir nur wol/
Im fall man künfftig sich mit jhr bereden soll?

dd de df
[Seite 39]

Nun/ ist sie eine Wandt so wollen wir auch schawen
Daß wir darauff ein Schloß vnd silbern Bollwerck bawen.
Damit sie edler sey: ist sie dann eine Thür/
So soll schön Cedern Holtz vermehren jhre Ziehr.

dg Die Sulamithinn.
Ich bin ein Mawerwerck das wol gegründet stehet/
Vnd meine Brüste sind als zweene Thürn’ erhöhet:
Willkommen edle Rhue; jhr Waffen gute Nacht;
Ich bin nun franck vnd frey/ der Fried’ ist schon gemacht.

Es pfleget Salomon an Tausent Silberlingen
Für seinen grossen Berg der guten Wein kan bringen
Von einem jeglichen der diesen Wein verwacht
Die Zinsen einzuziehen; den Pact hat er gemacht.

Mein Weinberg ist für mich; Darauß solt du erheben
Auch Tausent Silberling’/ vnd ich wil gleichfals geben/
O König Salomon/ den Leuten allzumal
So drinnen Hüter sind zweyhundert an der Zahl.

Salomon.
Mein Hertze/ welche du die stillen Gärte liebest/
Vnd in denselben dich mit schönem singen übest/
Es stehen meine Freund’ vnd Mitgesellen hier;
Laß hören/ O mein Lieb/ der güldnen Stimme ziehr.

Die Sulamithinn.
Fleuch/ mein geliebter/ fleuch/ fleuch fort mit freyem zügel/
Mein Alles vnd mein Ich/ fleuch auff die Kräuterhügel/
Als wie ein junger Hirsch vnd Rehe seine Rhue
In öden Wüsten sucht/ vnd läufft den Bergen zue.

dh

Kolophon

di

unbedruckt

dj dk

Fußnotenapparat

a Die lat. Versparaphrase des Görlitzers Joachim Hoßmann, 1599, oder
die eines Gießener Anonymus von 1611 ist bisher übersehen worden; beide
sind im Katalog des British Museum angeführt. Ein Nachtrag zu Goebel von
K. Vietor in GRM 14 (1926), S. 174 Anm. 2.
b Horatius Fornus, 1587–1654, Freiherr aus ursprünglich italien. Ge-
schlecht, Besitzer von Lissa u. Stabelwitz, war Präsident der schles. Rech-
nungskammer.
c Siehe die Einleitung, S. 12.
d Zwischen 1135 und 1148 schrieb Bernhard von Clairvaux 86 Sermones
über das HL; PL 183, 785–1196. Zu den älteren Kommentaren siehe Fried-
rich Ohly, Hohelied-Studien, Wiesbaden 1958.
e Origenes, ca. 185–ca. 253, Hauptvertreter der im Abendland weit ver-
breiteten allegorisch-hierarchischen Auslegung; PG 13, 35–216.
f Gregor von Nyssa, ca. 335–ca. 394; sein Kommentar steht in PL 44,
755–1120.
g vnd fehlt C
h 4–8 Röm. Kays. Maj. Cammer-
rhat vnd Rentmeister in Ober
vnd Nieder Schlesien. C
i 8/9 Meinem bis beförderer. fehlt
C
j Dem bis 10 Herr/] An den Le-
ser. | GVnstiger vnnd Standes-
würden nach geehrter Leser: E
k ich ... für fehlt E
l Gregor der Große, ca. 540–604; seine Expositio super Cant. Cantic.
findet sich in PL 79, 471–548.
m Philo Carpasius, ca. 400; seine Enarratio in Cant. Cantic. wurde von
Steph. Salutatus ediert und erschien zuerst Paris 1537; sie steht in der Bibl.
PP. u. in PG 40, 27–154.
n Justus von Urgel in Lérida, Spanien, † 540; seine Explicatio mystica,
seit 1529 im Druck, steht in der Bibl. PP., eine weitere Ausgabe erschien
Halle 1617; PL 67, 965–94.
o Die um 1300 von Honorius von Autun verfaßte Expositio in Cant. Can-
tic.
erschien zuerst Köln 1490, steht in der Bibl. PP. und ist in PL 72,
347–496 abgedruckt.
p Rupert von Deutz, vor 1070–1129; sein Kommentar wurde zuerst
Köln 1527 gedruckt; PL 168, 839–962; Ohly 121–35.
q Aponius, ca. 670; seine Commentarior. in Cant. Cantic. lib. VI (von
12), zuerst Freiburg i. B. 1528 gedruckt, wurden in die Bibl. PP. aber nicht
in die PL aufgenommen.
r Theodoret von Kyrrhos, ca. 386–ca. 457; sein Kommentar wird unter
die besten seitens der Kirchenväter gezählt; PG 81, 27–214, z. T. von Hie-
ronymus übersetzt.
s Beda venerabilis, ca. 677–ca. 737, ist einer der bedeutendsten Ausle-
ger des HLs; PL, 1065–1236.
t Williram, † 1085; zwischen 1059 u. 1063 benutzte er den Kommentar
Haimos von Halberstadt (oder von Auxerre), um anhand dieses eine Para-
phrase des HLs in leoninischen Hexametern zu schreiben; der dt. Text läuft
nebenher. Möglicherweise hat Menrad Molthers Ausgabe mit der lat. Über-
setzung des deutschen Textes, Hagenau 1528, wahrscheinlicher aber (der
Namenform nach) die von Paulus Merula edierte ... Paraphrasis gemina
... Willerami, [Leyden] 1598, dem Dichter vorgelegen.
u Michael Psellus, 1018–1079; seine Paraphrasis in Cant. Cantic. steht
in der Bibl. PP. und PG 122, 477–1186.
v Nicolaus von Lyra, † 1340, verfaßte zwei Kommentare zur ganzen Hei-
ligen Schrift; der erste Druck erschien Rom 1471/72.
w Salomon Jarhius, besser bekannt unter dem Namen Raschi, Troyes
1040–1105, war der im Mittelalter und bis auf die Neuzeit angesehenste
Autor der Exegese der jüdischen Bibel und des Talmuds. Sein Einfluß er-
streckte sich u. a. auf Nicolaus von Lyra. Eine von Genebrardo übersetzte
Ausgabe der Auslegung des Hls erschien Paris 1570.
x Aben Esra: Abraham Ibn Esra aus Tudela oder Toledo, 1089–1164,
Dichter, Grammatiker, Arzt und Astronom, schrieb einen nach dem dreifa-
chen Schriftsinn angelegten Kommentar zum HL. Separate Ausgabe von
H. J. Mathews, London 1874.
y 19 Arator, »Epist. ad Vergilium«, 25f.; PL 68, 84
z eignen CE sein soll/] ist: E
aa wie bis 45 ferunt: fehlt E
ab / weil fehlt E
ac nach] auß CE
ad streicht/ CE
ae zeitlicher Dkf E
af Verg. Ecl. 2, 12 f.
ag ibid. 15–18
ah Verg. Ecl. 10, 46
ai erwege/] gedencke/ CE
aj weder = als
ak ander E
al genötigt (genot) = gezwungen
am Neuer Absatz bei Ihm/ C Von
Ihm/ bis 122 Opitz.] Tritt
ein
An deiner Gunst/ geliebter
Leser/ will ich nicht zweiffeln:
weil du diese Hirtenlieder/ wo
nicht meines geringfügigen Flei-
sses/ jedoch derentwegen lieben
wirst/ daß darinnen die Liebe
dessen beschrieben wird/ der
vns die Liebe gegen einander
zwar jederzeit/ doch damals
zum meisten befohlen hat/ als er
für Liebe gegen vns hat sterben
wollen. Sey Gott befohlen. E
an E. Gestr.] Er C
ao den grössesten] einen grossen C
ap zu ... fromen] fehlt C
aq gantzen] fehlt C
ar am Rand: [A4b]
as Vielmehr Buch 17, Kap. 20; PL 41, 556.
at Es dürfte hierzu. gemeint sein; Theodoret wird Macarios/Beatus,
nicht Hieros genannt.
au Theodoret. Interpr. in Cant. Cantic. I, 23; PG 81, 51/52.
av hiesiges] Aus Dkf X hiesieges
nach CE
aw am Rand: [1]
ax Überschr. Z. 3: Von E Opitzen E
ay am Rand: [2]
az am Rand: [3]
ba S. = Jerusalems
bb must’ E verw. = bewachen
bc am Rand: [4]
bd dick = dicht, gedrängt
be Schlacht = Geschlecht
bf am Rand: [5]
bg Büschlein E
bh am Rand: [6]
bi Überschr. Z. 2: Salomon Dkf E
bj am Rand: [7]
bk am Rand: [8]
bl »und die Liebe ist sein Panier
über mir« Lu. »ordinavit me in
caritatem.« Vg.
bm Legel, Lägel = Fäßchen
bn am Rand: [9]
bo F. = operculum fenestrae,
Lade(n)
bp überh. = vorbei, vorüber
bq Auge = (ruhende) Knospe
br am Rand: [10]
bs am Rand: [11]
bt am Rand: [12]
bu am Rand: [13]
bv am Rand: [14]
bw Töchtern] Aus Dkf X Tochtern
nach CE
bx Hach Dkf E
by am Rand: [15]
bz erstes weichen] zarten E
ca Als wir Dkf E
cb lenden, länden = wenden, be-
geben
cc am Rand: [16]
cd am Rand: [17]
ce 51 Senirs] fehlerhaft überall Seirs
cf vorzücken = vorziehen
cg C.: Cypernblumen (Lu.), die
Hennapflanze
ch am Rand: [18]
ci K.: Kalmus (Vg. fistula), Be-
standteil des heiligen Salböls
cj Sudt = Südwind
ck Nicht vnterlassen einzuschenk-
ken/ CE
cl am Rand: [19]
cm lieber] lauter E
cn irren = beirren, verdrießen
co am Rand: [20]
cp am Rand: [21]
cq Nach 54: Bezeichnung der Spre-
chenden fehlt
X; nach CE eingefügt
cr am Rand: [22]
cs am Rand: [23]
ct sicht CE
cu am Rand: [24]
cv am Rand: [25]
cw öffner Dkf E
cx am Rand: [26]
cy sieht] sicht CE
cz am Rand: [27]
da am Rand: [28]
db Im Dkf E
dc am Rand: [29]
dd schläfft:] Aus schläfft Dkf X
nach CE
de erwacht E
df Arme; Dkf C
dg am Rand: [30]
dh am Rand: [31]
di am Rand: [32]
dj Soll schönes Cedern-Holtz E
dk Salomen/ Dkf E
XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000257/Band_IV/Band_IV_I/IV_78.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/edoc/ed000257/skripte/tei-transcript.xsl