[Seite 61]

85 Sz 79 Dü 89 1627

Dafne

Einzeldruck X: DAFNE. | Auff deß Durchlauchtigen/ | Hochge-
bornen Fürsten vnd Herrn/ | Herrn Georgen/ Landtgrafen zu
Hessen/ | Grafen zu Catzenelnbogen/ Dietz/ | Ziegenhain vnd
Nidda; | Vnd | Der Durchlauchtigen / Hochgebor- | nen Fürstinn
vnd Fräwlein/ Fräwlein Sophien | Eleonoren/ Hertzogin zu Sach-
sen/ Gülich/ Cleve | vnd Bergen/ Landtgräfinn in Thüringen/ |
Marggräfinn zu Meissen/ Gräfinn zu | der Marck vnnd Ravens-
purg/ | Fräwlein zu Ravenstein | Beylager: | Durch Heinrich
Schützen
/ Churfürstl. | Sächs. Capellnmeister Musicalisch in den |
Schawplatz zu bringen/ | Auß mehrentheils eigener erfindung |
geschrieben von | Martin Opitzen.
| [Linie, 8,2 cm] | In Vorlegung
David Müllers/ | Buchführers in Breßlaw.

4°: A–D2 Exemplare: Breslau; Berlin SB (PK), Yh 9001R; Yale
UB, FdF 210.

Gliederung: [A1] Titelblatt, Rückseite unbedruckt. [A2a] An die
... Braut ... A2b Personen des Stückes. A3 Der Vorreder. Von
A4a bis [D2a] die fünf Akte des Stückes. D2b unbedruckt. Druckge-
staltung: Das Titelblatt zeigt vier symmetrisch eingezogene Absätze.
Die Linie ist aus sieben Teilen zusammengesetzt. Auf A2 fehlt die
Blattsignatur. Die Initialen auf Bl. [A2a] und A3a messen 2 × 2 cm;
die Zierleiste auf A3a mißt 1,4 × 10,9 cm. Das Schlußornament auf
Bl. [D2a] mißt 6,1 × 6,8 cm. Es findet sich weder Zeilenzählung
noch sind Kolumnentitel vorhanden; keine Unregelmäßigkeiten bei
den Kustoden. Die Signatur des abschließenden Halbbogens ist le-
diglich D; keine Signatur auf Bl. 2.

In Sammlung C steht das Werk im zweiten Teil, S. 211–37: S.
[211] Sondertitel Martin Opitzen | DAFNE. Neu ist die No-
tiz An den Leser. auf S. 212: elf Zeilen aus einem größeren
Schriftgrad, die letzten drei symmetrisch eingezogen; darunter drei
Blättchen, die nach l., r. und unten weisen. Die Mitteilungen im
Titelblatt X finden sich, stark verkürzt, auf S. 213, oberhalb des
Gedichtes »Das starcke liebesgifft ...«; siehe den Wortlaut unten.
Vier verschieden große Schriftgrade wurden verwendet in insgesamt
sieben Zeilen, davon die letzten vier symmetrisch eingezogen.
215 Personen deß | Gedichts. aus einer größeren Type gesetzt.

[Seite 62]


216/17 DER VORREDER | Ovidius. Von 217 unten bis 237 der
Text des Singspiels. Ornamente: Kopfleisten, jeweils über dünnen
Linien; 212 (0,5 × 7,9 cm, sieben Einheiten mit Doppelpunkt zwi-
schen den letzten beiden Einheiten nahe am Bundsteg); 213
(1,4 × 7,9 cm); 215 (0,7 × 7,9 cm, Doppelpunkt in der Mitte); 216
(0,5 × 7,9 cm). Linien (7,2 bis 8 cm) unter den Rollenteilen. Das
Dreiecksornament am Schluß mißt 5,7 × 4,4 cm.

Die Ausführung des dritten Abdrucks, in F I, S. [103]–28, richtet
sich stark nach der in C. Sondertitel S. [103] MARTIN | OPIT-
ZEN | Dafne. S. 104 An den Leser. läuft in Spitzkolumne
aus, doch ohne Blättchen. 105/06 An die ... Braut ... 107 Per-
sonen ... 108/09 Der Vorreder ... 109 unten Erster Akt bis

Fünfter Akt, Tanz ... endet unten auf S. 128. Kopfleisten, alle
in Kolumnenbreite von 7,8 – 8,0 cm, S. 104 (0,7 cm hoch), 105 (1,9),
107 (1,1) und 108 (0,9). Markierung der Rollenteile durch dünne
Linien. Kein Ornament am Ende. Kolumnentitel 108–28 Dafne.

Weitere Drucke (abgesehen von denen in den postumen Samm-
lungen des 17. Jh.s): Triller, Opitzen Teutsche Gedichte, 1746,
Bd. I, S. 59–78, mit Frontispiece von M. Tyroff; Ludwig Tieck,
Deutsches Theater, 1817, Bd. I; H. M. Schletterer, Das deutsche
Singspiel
, Augsburg 1863, Reprint 1975, S. 332–38; Otto Taubert,
Pr. Torgau 1879, mit Einleitung und Nachwort, auch separat veröf-
fentlicht; Tittmann, S. 93–113 und H. Oesterley; DNL 27,
S. 58–74. Nur Taubert kommt heute noch eine gewisse Bedeutung
zu: er bezeichnet z. B. trochaisch beginnende Zeilen durch Einzug.
Wertvoll sind auch seine sonstigen Mitteilungen, die auf Einsicht der
Archivalien beruhen. Wir erfahren so u. a., daß unter den »Ergötz-
lichkeiten« der Hochzeit außer Feuerwerk, Kopf- und Ringelren-
nen, einem Ballett, Bogenschießen und Tänzen auch Wolf- und Bär-
hetzen veranstaltet wurden; zur übrigen Unterhaltung waren auch
englische Komödianten bestellt worden, die schon am 6. April, d.h.
acht Tage vor Aufführung von Dafne spielten.

Die italienische Oper Dafne wurde 1598 mit einem von Ottavio
Rinuccini
(1562–1621) stammenden Libretto und der Musik von
Jacopo Peri (1561–1633) in Florenz aufgeführt. Das Werk erfreute
sich außerordentlicher Beliebtheit und Heinrich Schütz, der
spätere Dresdener Hofkapellmeister der mehrere Jahre in Italien
verbrachte, mag es dort gesehen haben. Die Anregung zu einer
Übersetzung des Textes kam durch Buchners Vermittlung von

[Seite 63]


Schütza und Opitz sagte am 9. Juni 1626 zu; Geiger Nr. 2. Doch nun
ergab es sich, daß Opitz’ Übersetzung nicht zu Peris Musik stimmte
und Schütz weitgehende Änderungen vornehmen mußte. Leider
sind sämtliche Musikalien zu Dafne bei einem Brande i. J. 1760 ver-
loren gegangen; Dü zu Opitz 89. Diese in den Akten als Sing Co-
moedi oder Pastoral Tragicomoedie bezeichnete erste deut-
sche Oper wurde am 13. April (alten Stils) nach der am 1. stattge-
habten Trauung von Sophie Eleonore von Sachsen und Georg von
Hessen
auf Schloß Hartenfels an der Elbe aufgeführt. Ein Teil der
Hochzeitsgäste war schon abgereist; Taubert, »Zweiter Nachtrag z.
Gesch. der ... Musik in Torgau«, Pr. Torgau 1890, S. 7.

Sophie Eleonore (1607–71), die älteste Tochter des Kurfürsten
von Sachsen, war seit dem 12. Januar 1625 mit Georg II., dem älte-
sten Sohne Ludwigs V., Landgrafen von Hessen, verlobt. Durch den
Tod Ludwigs (1626) war die Hochzeit auf 1627 verschoben worden.
Die Trauung erfolgte durch den sächsischen Hofprediger, Martin
Hoë von Hoënegg
(Taubert 1879 passim).

Die Formulierung »in den Schawplatz zu bringen« im Titel von X
(später heißt es »in den Schawplatz gebracht« CF) deutet an, daß
der Text dieser ersten deutschen Oper den Zuhörern in Torgau vor-
gelegen hat. (Doch bedeutet »Vorlegung« nichts weiter als Verle-
gung/Verlag!) Jedenfalls hatte Opitz in Breslau am 5. April (n. S.),
also vor der Aufführung, Exemplare zur Hand. Er sandte eins da-
von mit dem Brief desselben Datums an Venator; Rei 237. In diesem
Brief spielt der Dichter die Bedeutung seines Werkes herab: er wisse
wohl, daß das Drama den Gesetzen der Sachverständigen zuwider-
laufe (was er ja auch in der Notiz »An den Leser« mitteilt), doch sei
es ihm von den Dresdenernb abgenötigt worden. Am 1. Oktober 1627
(Brief an Buchner, Geiger Nr. 8) drückt er sich ähnlich aus, be-

[Seite 64]


zeichnet aber Schütz’ »amor erga me« als den Beweggrund, der ihm
diese »nugas« entwunden habe.

H. H. Borcherdts Aufsatz »Beiträge zur Geschichte der Oper und
des Schauspiels in Schlesien ...« in der Zeitschr. d. Vereins f.
Gesch. Schlesiens
, Bd. 43 (1909), 217–42, insbes. Teil II,
S. 223–36, war der Anlaß zu Anton Mayers Ausführungen »Zu
Opitz’ Dafne« in Euphorion Bd. 17 (1911), 754–61. Mayer präzi-
siert u.a. die Entstehungszeit des Operntextes: Nachdem Opitz
durch Buchners Vermittlung 1625 mit Schütz bekannt geworden
war, hatte er sich in einem Brief vom 9. Juni 1626 bereiterklärt, die
Bearbeitung des Textes von Rinuccinis Dafne zu übernehmen (Gei-
ger Nr. 2). Im August 1626 besprach Opitz sich wahrscheinlich mit
Schütz; ein Aufenthalt in Dresden ist bezeugt: er verließ die Stadt
am 30. August (Geiger, ibid.). Im Oktober oder November trat
Opitz seinen ihm von Dohna gewährten Winterurlaub an, der bis
Februar 1627 dauerte. Nach Mayers Überlegungen beschäftigte sich
Opitz mit dem Libretto vom Januar bis Mitte Februar 1627. Schütz
hatte also mindestens vier Wochen Zeit für Komposition und Einstu-
dierung der Oper. (Nach Taubert traf die Hofkapelle am 21. März in
Torgau ein und blieb bis 24. April; Programm 1879, S. 29ff.).
Mayer vergleicht ferner die italienische Vorlage mit Opitz’ Ausarbei-
tung derselben. Er stellt zunächst fest, daß Opitz Rinuccinis Fas-
sung von 1600 benutzt hat, nicht (wie Schletterer, S. 65 annahm) die
erweiterte von 1608. Viele »Zierrate« des Italieners seien ausge-
merzt worden, doch den Sinn der Vorlage habe Opitz nur gering
verändert. Wichtig sei vor allem (1) die Aufteilung von Rinuccinis
drittem Akt, wodurch Opitz das Schäferspiel von vier auf fünf Akte
erweitert habe, und (2) die Verwandlung Daphnes in den Lorbeer-
baum auf offener Szene: Rinuccini hatte sich mit einem Botenbe-
richt begnügt. Ferner kürzt Opitz den letzten Chor und bringt dafür
das Lob des Herrscherpaares mit einem Seitenblick auf die trauri-
gen Zustände des deutschen Vaterlandes. Die Angabe auf dem Titel-
blatt, das Stück enthalte »mehrentheils eigene erfindung« entspre-
che also der Wahrheit; es handle sich in der Tat um eine »bessernde
Bearbeitung«. Schließlich betont Mayer noch, daß Opitz’ Rechtfer-
tigung seiner Bearbeitung von Librettos – der Dafne folgte 1635 die
Judith – über die Zufälligkeit der Bekanntschaft mit Schütz hinaus
auch dadurch gestützt wird, daß Opitz einen sicheren Spürsinn be-
saß für die Wünsche und Forderungen seiner Zeitgenossen, für das,

[Seite 65]


was Opitz in der »Vorrede« als den »heutigen Gebrauch« bezeich-
nete.

Jörg-Ulrich Fechner betont u. a. einen Umstand, der bisher über-
sehen wurde: der Auftrag für die Übersetzung und Einrichtung des
Textbuches ging nicht vom kursächsischen Hof als solchem aus,
wurde folglich auch nicht mit demselben Nachdruck gefördert, als
wenn es sich um einen Hofauftrag gehandelt hätte. Der nicht gerade
durchschlagende Erfolg des Stückes fiel darum weit stärker auf den
Librettisten als auf den Komponisten zurück, denn Schütz war
durch seine Stellung als Kapellmeister abgesichert. Etwaige Hoff-
nungen, die Opitz sich auf Beförderung am Dresdener Hofe gemacht
haben mochte, wurden zunichte. Ihm blieb nach dem in Torgau ver-
säumten Erfolg lediglich die Aufnahme des Librettos in die Samm-
lungen C und F; J.-U. Fechner, »Zur literaturgeschichtl. Situation
in Dresden 1627: Überlegungen im Hinblick auf die ›Dafne‹-Oper
von Schütz und Opitz«, Schütz-Jahrbuch 10 (1988), S.5–29.

Bibliographische Hinweise: Schletterer, Taubert, Borcherdt, An-
ton Mayer
und Fechner wurden bereits erwähnt. Siehe ferner das
Kapitel »Dafne als Textbuch« in Ursula Bach, Martin Opitz von
Boberfeld
, Andernach 1959, S. 47–59. Zum Umfeld des Stoffes und
den italienischen Vorläufern: Bruno Reisner, Die musikalisch-dra-
matischen Bearbeitungen des Daphne-Stoffes im Zeitalter des Ba-
rock
, Diss. Königsberg 1929; Wolfgang Stechow, Apollo und
Daphne
, Teubner, Leipzig 1932, mit Illustrationen (Studien der Bi-
bliothek Warburg, 23); Barbara Russano Hanning, »Glorious
Apollo: Poetic and Political Themes in the First Opera« in Renais-
sance Quarterly
32 (1979), 485–513; Hellmuth Christian Wolff,
»Ovids Metamorphosen und die frühe Oper«, Fs. Federico Ghisi,
Florenz 1971.

Günstiger Leser/ wie dieses Drama auß dem Italienischen Meh-
rentheils genommen/ also ist es gleichfalls auff selbige Art/ vnnd
heutigem Gebrauche sich zu bequemen/ wiewol auch von der
Handt weg/ geschrieben worden. Welches der Auctor zu seiner
c d

[Seite 66]


Entschuldigung setzt/ dem sonst nicht vnbekandt ist/ was die Alten
wegen der Trawerspiele vnd Comedien zu befehlen pflegen. Die
Fabel aber/ darvon hier gehandelt wird/ ist bekandt; Daß nemlich
Dafne/ deß Flusses Peneus Tochter/ nach dem sie Apollo auß
Liebe verfolget/ vnd zu seinem Willen zubringen vermeynet/
die Erde vmb Hülffe anrufft/ welche sie zu sich nimbt/
vnd in einen Lorbeerbaum verwandelt.

e
f g DAs starcke liebeßgifft/ das vnsre hohe sinnen/
Die von dem Himmel sindt/ mit seiner krafft gewinnen
Vnd wann Vernunfft erliegt zu boden reissen kan/
Sieh’/ O du Edles Par/ auff diesem Schawplatz’ an.
Sieh’ an/ du freyer Heldt/ du bildtnüß aller Tugendt/
Du preiß der Zeit/ vnd du/ Sophie/ liecht der jugendt/
Deß grossen Vaters lust/ der werthen Mutter Ziehr/
Sieh’ an der liebe macht von der du für vnd für
Befreyt vnd sicher bist. Wer so wie du sich liebet
Mit vngefärbter Pflicht/ wer seine huldt ergiebet
In vrtheil vnd verstandt/ ist klüger als der GOtt
Der täglich zu vns bringt das schöne Morgenroth.
Ihm machet Dafne selbst von jhren frischen zweigen
Den krantz der nicht verwelckt; sein nachklang wirdt nicht schweigen
So lange Liebe wehrt. Nim dann in gnaden an/
Du duppeltes gestirn/ was Dafne geben kan;
Den jmmer-grünen krantz/ vnd dencke/ daß die gaben
So Fürsten als wie jhr vollauff zu geben haben
Zwar groß/ doch jrrdisch sindt: die flucht der zeit vertreibt
Das vnsrig’ vnd vns auch; was Dafne gibt das bleibt.
M. O.

h i j
[Seite 67]

k

Ovidius/ Vorreder. Der erste Hirt.

Dafne. Der ander Hirt.

Apollo. Der dritte Hirt.

Venus. Chor der Hirten.

Cupido. Der Nymfen vnd Hirten.

l IHr sterblichs Volck/ der ich nicht sterblich bin/
Komm’ jetzt zu euch von den Elyser-feldern/
Wo vnsre Geister ziehen hin/
Vnd letzen sich in grünen Wäldern:
Durch deß bleichen Charons Meer
Komm’ ich/ O jhr Menschen/ her.

Ich bin der Mann der ich so rhümlich sang
In meine Harff’ vnd die beruffnen seiten
Wie Amors macht vnd harter zwang
Den Himmlischen vor alten Zeiten
Hat verwandelt die gestalt
In geflügel/ Wildt vnd Waldt.

Ich habe mich die schwere liebeßkunst/
O dich/ mein Rom/ zu lehren vnternommen;
Hab’ auch gezeigt wie solcher brunst
Ein Hertze wider ab sol kommen.
Daß man recht liebt kömpt durch mich/
Daß man nicht liebt thue auch ich.

m Schaw’ aber zu/ was für ein heller schein
Vmbgiebt mich doch/ vnd wessen werd’ ich jnnen?
Was Majestät muß dieses sein
Die mir bescheint gesicht’ vnd sinnen?
Was doch blincket für ein Licht?
Ist es mein Augustus nicht?

Ich kenne dich/ du blume dieser Zeit/
Du Ziehr vnd spiegel aller jugendt:
n o p q
[Seite 68]

Der Rautenkrantz/ die freundtligkeit
Verrhätet dich du glantz der Tugendt:
Alle Menschen loben dich/
Vnd die Elbe neiget sich.

Du edle Braut/ wol deiner lieb’ vnd dir;
Ich aber wil jetzt wie vorweilen singen
In was für noth ein Cavallier
Vnd eine Dame sich kan bringen
Die nicht nach der Liebe fragt/
Vnd nur thut was jhr behagt.

Ihr werdet sehn für schwerer liebeßpein
Denselben Gott mit nassen seufftzen klagen/
Der vns den schönen Tageschein
Herumb führt auff dem güldnen wagen.
Der vns allen giebt das Licht
Sieht für Liebe selber nicht.

r VNter diesem schatten hier
Liegt das grimme wunderthier:
Ihr Hirten weicht/ geht weg jhr Schäfferinnen;
Schawt daß kein ast sich nicht bewegt/
Daß kein geräusche sich erregt/
Es wird sonst ewer jnnen.

Der Andere Hirt.
SO müssen wir dann aus gefahr
Die süssen Felder meiden/
Vndt können vnser Vieh vnd weissen Lämmer schar
Nicht sicher weiden?

Der Dritte Hirt.
O Jupiter der du mit Donnerflammen
Erschütterst See vnd Landt/
s t u
[Seite 69]

Nim deinen plitz vnd hagel gantz zusammen/
Beuth her die starcke handt:
Komm vns armen doch zu stewer
Wider dieses Vngehewer.

v Der Erste Hirt.
VMb diesen Waldt vnd schatten haben wir
Bißher gesehn das Blutgetränckte Thier. Echo. Hier.
Wie daß ich jetzundt sicher bin?
Ists weg/ ists anderßwo dann hin? Echo. hin.
Ich weiß nicht wie ich doch diß ebenthewer deute:
Kömpt es inkünfftig auch noch wider für vns Leute? Echo. heute.
Ach! ach! wer dann tröstet mich
Wann das Thier lesst sehen sich? Echo. Ich.
Wer bist du welcher mir verheischt so grosse wonne/
O bester trost den je beschienen hat die Sonne. Echo. Die Sonne.
Bist du der Gott aus Delos welcher sich
Mir zeigen wil? O Sonne/ hör’ ich dich? Echo. Ich dich.
Du du hast pfeil’ vnd Krafft; drumb stewre der gewalt
Der grimmen Bestien/ O Phebus/ alsobaldt. Echo. baldt.

w Apollo.
SO ist dann nun dem Drachen
Durch meines bogens macht
Gestillt der wilde rachen?
Vmbringt jhn nun die Nacht
Der vor die Pest der Erden/
Die schew der Menschen war?
Ihr Hirten bringt die Herden;
Ihr seidt nun auß gefahr.
Ihr Nymfen windet Kräntze/
Hegt schöne Lobetäntze/
x y z aa ab ac ad
[Seite 70]

Kompt kühnlich in den Waldt/
Singt daß die Heyd’ erschallt.
Das Thier wird nicht forthin
Die Lufft vergifften können/
Vnd Kranckheit nach sich ziehn.
Erfrischet Hertz’ vnd sinnen;
Die Wangen müssen nun euch nachmals nicht verbleichen/
Die sollen Lilien vnd roten Rosen gleichen;
Dann die Schlang’ ist vmbgebracht
Die euch kummer hat gemacht.

Chor der Hirten.
DU grosser Gott der du den Fewer-wagen
Rings vmb den schönen himmel führst/
Der du den Tag so offt es pflegt zu tagen
Mit einem güldnen Mantel ziehrst/
aeDas der helle schein sich dringet
Durch der finstern Nächte rhue/
Das vns klares Liecht vmbringet/
O Apollo/ das machst du.

Das auff den Frost diß grosse rundt der Erden
Sein grawes Winterkleidt ablegt/
Das Wiesen/ Feldt vnd Wald verjünget werden/
Das des Geflügels Heer sich regt/
Daß sie in den Lüfften fliegen/
Vnd vns lieblich singen zu/
Das die Bäwme Blätter kriegen/
O Apollo/ das machst du.

Du Künste-Gott/ du Artzt/ du Trawmaußleger/
Du Sengerfürst/ du Kraußpenhaar/
Du jmmer-jung/ du Meister aller Jäger/
Von dir kömpt alles gantz vnd gar;
Doch dein Pfeil vnd schneller Bogen/
Deines güldnen Köchers pracht/
Wird dem allen fürgezogen
Was dich sonst berhümet macht.

af
[Seite 71]

Wer kundt’ ohn dich/ O Phebus/ vberwinden
Das Wilde Gifft- vnd Flammenthier?
Komm/ Cynthius/ laß frische Kräntze binden
Vmb deiner gelben Haare ziehr;
Laß die Blumen so wir haben
Dir/ O Vater/ lieber sein
Als der edlen Palmen gaben/
Vnd der Cedern reichen schein.

ag ah WAs suchet jhr/
O Königinn der schönen Frawen?
Wollt jhr nach Rosen schawen/
Nach Lilien/ zu ewres Häuptes ziehr?
Nein/ liebste Mutter/ nein. aiWas solt’ es dann wol sein/
Mein Kind/ das mir gebricht? ajWol Lilien noch Rosen nicht:
Adonis liegt euch in den Sinnen/
Vnd wo ein schöner Hirte sunst/
Die vrsach einer newen Brunst/
Mag angetroffen werden können. akDu kleiner Bösewicht. alSeht jhr den Gott aus Delos nicht? amWas wird hernach doch aus dem Himmel werden?
Gehn jetzt doch fast die Götter gantz auff Erden. anErzehle/ du berühmbter Schütze/
Worzu sind dir die Pfeil vnd Bogen nütze?
Ist ein grimmes Thier
Das du meinest vmbzubringen/
Oder auch gedenckst du dir
Einen Drachen zu bezwingen?
ao ap aq
[Seite 72]

arZwar Python ist durch meine handt/
Apollo/ nicht entleibet worden;
Jedennoch ist bekandt
Was ich für thaten thue.
Ich bin so wol in deinem Orden/
Bin auch ein Gott wie du. asDas weiß ich wol; doch wann dein bogen
Wird von dir abgezogen/
Machst du sehendt andern wunden/
Oder triffst du auch verbunden? atIm fall du ja wilt wissen/
Apollo/ was mein Sohn
Erwiesen hat im schiessen/
So höre nur hiervon
Was neben vns Neptun im Wasser sage/
Vnd vber vns der Jupiter;
Geh’ vnter vns zum Pluto hin vnd frage;
Alßdann komm wieder her. auWeil Himmel/ See vnd Erden/
Vnd was darunter lebt/
Von dir gezwungen werden/
Weil nichts dir widerstrebt/
So zeige man mir doch noch einen Himmel an/
Noch einen Erdenkreiß/ in dem ich frey sein kan. avIch wuste wol du würdest mich verlachen/
Vnd daß ein Kindt bey dir nichts gilt/
Du grosser schütz vnd todt der grimmen Drachen:
Halt mich für närrisch wie du wilt.
awErzürne dich so sehr nicht vber mir/
Cupido mein; O wende gnade für:
Wilt du mir ja mit deinem bogen lohnen/
So wollest du deß Hertzens doch verschonen. axDu wirst wol sehn was du gethan/
Wann aus dem schertzen ernst entstehet;
ay az ba bb bc
[Seite 73]

Wirst sehen was mein Söhnlein kan/
Wiewol es bloß vnd blindt hergehet. bdBring’ ich dem stoltzen Hertzen
Nicht angst vnd todeßpein/
So wil ich nicht dein Kindt mehr sein. beDu empfindest billig schmertzen/
Eyferst billig/ liebster Sohn.
Gieb jhm seinen rechten Lohn/
Daß er möge noch erfahren
Was deine macht vnd seine hoffart thue:
Du wirst hier keiner kräfften sparen. bfIch habe weder rast noch rhue
Biß ich mich recht an jhm gerochen/
Vnd mit dem bogen hier
Den er verhöhnt zur vngebühr
Ihm seinen stoltzen muth gebrochen.
Gar gerne thue ich’s nicht daß ich soll von dir gehen;
Ich bleib’ auch wo mir’s wirdt geschafft:
Doch Rache die man an leßt stehen
Verleurt durch saumung jhre krafft. bgGeh’ jmmer hin in Zeiten/
Vnd denck’ auff Rach’ vnd List;
bhDann wann du zornig bist
So hat man ohn gefahr dich nicht an seiner seiten.
Ich wil allhier in dessen bleiben/
Vnd vmb den grünen Waldt
Die Zeit vertreiben;
Hernach so bald
Du herkömpst wil ich mit dir hin
In vnsern Himmel ziehn.
Wer von der Lieb’ ist franck vnd frey
Der mag wol frölich leben/
Doch schaw’ er zu das er nicht sey
Der Hoffart allzusehr ergeben.
bi bj bk bl bm bn bo
[Seite 74]

Er laß’ vns vnverlacht;
Diß ist der schluß den mein Sohn hat gemacht/
Der Abschied den er spricht.
Fühlt jhr gleich Lieb’ anjetzundt nicht/
So kan doch bald ein stündlein kommen
In dem durch jhre Pein
Euch Muth vnd Hertze wird benommen
Alßdann wird Amors macht
Euch nicht verborgen sein
Die jhr jetzundt verlacht.

Chor der Hirten.
O du kleiner nackter Schütze/
Wann der Bogen den du spannst
Giebet solche Liebeshitze
Das du Götter fellen kanst:
bpWas dann wirst du nicht/ O Kindt/
Vns thun/ die wir Menschen sind?

Vnser Hertze muß sich krencken/
Vnsre Sinnen sind betrübt/
Wann wir an den Jüngling dencken
Der sich in sich selbst verliebt;
Der verlohr die Menschenart/
Vnd zu einer Blumen ward.

Aller schönen Nymfen Hertzen
Brannten gegen jhm für Pein;
Aber er ließ jhre schmertzen
Ohne Trost vnd Hoffnung sein.
Zwar sehr groß war seine ziehr/
doch der Hochmuth gieng jhr für.

Eine starb im Liebesorden/
Gar zu tieff durch jhn versehrt/
Die hernach ein schall ist worden
Den man nach vns ruffen hört:
bq br bs bt
[Seite 75]

Aber Amors grimme macht
Straffte solche strenge pracht.

Wie er sonst hatt’ euch versehret/
O jhr Nymfen/ für der zeit/
Also ward er jetzt bethöret
Durch sein’ eigne ziehrligkeit/
Biß er noch sein ende nam/
Vnd in zahl der Kräuter kam:

bu Laßt vns ja vns selbst nicht lieben/
Bild’ jhm niemand zu viel ein/
Wil er sich nicht selbst betrüben/
Vnd in Furcht ohn Hoffnung sein:
Wündsch’ jhm weder Weib noch Mann
Zu erfahrn was Amor kan.

bv ES ist die spur des Hirschen ja für mir.
Wie laß bin ich! Ach! wer’ er doch allhier. bwWer muß nur diese sein/
Die aus den Augen lesset blincken
So einen hellen Himmelsschein
Den ich spür’ in mein Hertze sincken? bxIch denck’ jhm noch wol für zu biegen
Im fall ich eile.
Ich muß nur sehn ob auch der Pfeil wird fliegen/
Vnd scharff sein wie er soll. byAch? scharff genung sind deiner Augen Pfeile:
Ich fühle sie ja wol;
Sie verwunden mich von fernen.
Bist du nicht der Nymfen eine/
Oder/ wie ich auch vermeine/
Eine Göttinn aus den Sternen?
Wie das du Pfeil’ vnd Bogen an dich henckest?
bz ca
[Seite 76]

cbIch such’ ein schnelles Wild/ ccVnd bin ein sterblichs Weibesbildt/
Nicht eine Göttin wie du denckest. cdGläntzt in der schönen Sterbligkeit
Dergleichen Liecht/
So frag’ ich nach dem Himmel nicht. ceDas Thier verläufft sich allzuweit:
Ich muß den Fuß nur ferner setzen. cfDu kanst mit deinen Augen hetzen/
Im fall du schon nicht Berg vnd Thall
Mit deinen Pfeilen
Durchsuchest vberall. cgNichts anders wündsch’ ich zu ereilen:
Die lust so ich im Sinne führe
Sind Berge/ Püsch’ vnd Thiere.
Den Raub den ich zu kriegen meine/
Vnd der bey mir am meisten gilt/
Sind Gembsen/ Reh’ vnd Wilde Schweine. chDu fellest nicht nur blosses Wildt;
Dann deiner stoltzen Augen liecht
Kan auch die Götter selbst versehren;
Ihr Hertz’ ist für dir sicher nicht. ciDie Götter pfleg’ ich hoch zu ehren:
Durch meine Pfeil’ vnd Bogen
Wird nur das Wild betrogen.
Du aber säumest mich
Mit langem stehen. cjVergönne mir das ich
Mag mit dir gehen.
ckIch weiß die Thiere wol zu fellen;
Wir wollen eine jagt
Mit grosser lust anstellen
Die mir vnd dir behagt.
cl cm cn co cp
[Seite 77]

cqEs darff sich nichts zu mir gesellen
Als Pfeil vnd Bogen nur. Glück zu. crAch/ warte! warumb eilest du?
Erkenne doch/ O schöne/ wer dich liebet;
Ein Gott ists der sich dir ergiebet/
Der dich begehrt. gieb deinem Glücke stat/
Nim an den guten Rhat.
Ach fleuch/ ach fleuch doch nicht!
Mein Hertze das zerbricht/
Vnd zwingt mich das ich schneller eile
Als diese meine Pfeile
Wann mir ein Wild auffstößt.
Du rennest/ läuffst vnd gehst
Wohin du wilt so wil ich folgen können.
Wer eyfrig liebt dem kan kein ding entrinnen.

Chor der Hirten.
LIebe wer sich selber haßt;
Aber wer sein gutes Leben
Wil der freyen Rhue ergeben
Reißt sich von der argen laßt;
Suchet für das süsse Leiden
Felder/ Wild/ Gepüsch’ vnd Heyden.

cs Ihm gefällt die Faulheit nicht
Die nicht als zum bösen wachet/
Die den Trägen schwächer machet/
Vnd der starcken Krafft zerbricht;
Die den Geist zeucht auff die Erden/
Vnd heißt Männer Kinder werden.

Seine lust die er begehrt/
Die jhm kürtzet manche stunde/
Sind berhümbte schöne Hunde/
Vnd ein ritterliches Pferdt;
Sein Gemüte muß sich letzen
Mit dem Adelichen hetzen.

ct cu
[Seite 78]

Wann der Reiff das Feldt betawt/
Vnd die Vögel mit dem singen
Vmb die Morgenröthe springen/
Sitzt er munter auff vnd schawt
Ob er mit den schnellen Winden
Kan ein grosses stücke finden.

Also dringt die scharffe Pein
Nimmer in sein grosses Hertze
Das von Wollust/ Lieb’ vnd Schertze
Gantz wil frey vnd sicher sein/
Wil nicht von den frewden wissen
Die Gemüt’ vnd Leib muß büssen.

Flieht ingleichen diese lust
Die doch nur den weichen Sinnen
So nichts Mannlichs üben können
Sol bekandt sein vnd bewust;
cvDie nur wie ein Schatten stehet/
Der bald wird vnd bald vergehet.

cw WAs gilt’s ich habe dir den stoltzen Muth gebrochen
Der meine Macht
Sonst hat verlacht
Vnd mich an dir gerochen?
So lernt jhr Götter nach der Zeit
Hier meines Köchers innen werden;
Vnd jhr/ jhr Sterblichen/ erhebet weit vnd breit
Mein hohes Lob auff Erden. cxO süsser Sohn/ was hastu doch gethan?
Was wil diß frölich sein vnd lachen?
Was ist es doch/ mein Kindt? sag’ an;
Daß ich mich auch kan lustig machen.
cy cz da
[Seite 79]

dbO Muter/ laß mir einen Wagen
Von Gold’ vnd Edlen Steinen bawen:
Jetzt mag ich einen Krantz zum Siegeszeichen tragen;
Die Götter sollen heute schawen
Wie recht ich triumfiren kan.
Der Gott so von der Himmelsbahn
Mit seiner Stralen krafft die gantze Welt durchscheint
Hat meines Bogens Rach’ empfunden/
Geht jetzt vnd weint/
Ist kranck an Liebeswunden. dcKan ein Gott auch rhümen sich/
ddDaß er für dir frey sey blieben?
Sohn/ Sohn/ dencke wer bin ich?
Folgt doch deine Muter dir/
Muß nach deinem willen lieben
Götter oben/ Menschen hier. deZwar trawrig hab’ ich dich gemacht/
Jedoch so hastu auch gelacht.
Ich habe dich gar nie gesehen weinen
Wir Mars in deinen Armen lag
Eh’ als der helle Tag
Verrhätrisch ließ die Stralen auff euch scheinen. dfAch schweig! Doch weissest du wie mir entfiel der Muth/
Vnd wie mein Antlitz ward als Blut.
Aber laß vns hier nicht stehen;
Es ist zeit
Heim zu gehen
In das Hauß der Ewigkeit.

Chor der Hirten.
KEin schnelles Wild das in den Püschen lebt/
Dem Graß die Nahrung giebt;
Kein Vogel auch der vmb die Wolcken schwebt;
Kein Fisch bleibt vnverliebt:
dg dh di dj
[Seite 80]

Nichts ist was wohnt auff Erden/
Was Lufft vnd See durchstreicht/
Was ist vnd noch soll werden/
Das nicht der Liebe weicht.

dk Die Kräuter selbst so ohne Geist auffgehn
Sind Freund doch vnter sich;
Kein Element kan bey dem andern stehn/
O Amor/ als durch dich.
Der Mensch ist’s der die gaben
Des liebens von sich streicht/
Vnd wil ein Hertze haben
Das nicht der Liebe weicht.

Der eine stellt auff vngezähmtes Wild/
Der reiset Tag vnd Nacht/
Ein andrer hört wann die Trompet’ erschüllt
Vnd fug zum kriegen macht/
Der schawet das mit schertze
Vnd lust die zeit verstreicht/
Damit er hab’ ein Hertze
Das nicht der Liebe weicht.

Doch wann vns kömpt des Leibes thewre wahr/
Der Augen Stralen für/
Der weisse Halß/ das goldtgemengte Haar/
Der roten Lippen Ziehr/
So muß man innen werden
Das nichts sich jhnen gleicht/
Vnd kein ding sey auff Erden
Das nicht der Liebe weicht.

dl dm
[Seite 81]

dn do BLeib/ Nymfe/ bleib; ich bin dein Feindt ja nicht
Das du so läuffst/ mein Liecht/
Als wann ein armes Schaff vom Wolffe wird getrieben.
Mein folgen kömpt vom lieben.
Ach/ ach/ daß für die grosse Brunst
Kein Kraut wächst auff der Erden!
Was hilfft mich jetzo meine Kunst
Durch welche sunst
Ein jeder heil kan werden. dpO Vater Peneus/ nim mich an/
Dein vnbeflecktes Kind. O Vater/ hilff doch mir/
Im fall ein Fluß auch helfen kan.
Bedeck’/ O Erde/ mich; nim zu dir meine Ziehr/
Verschling sie/ oder laß sich meinen Leib verkehren
In etwas welches mich kan der gewalt erwehren. dqSoll dann/ ihr harten Rinden/
Die vnbefleckte Ziehr
So Hertz vnd Sinn mir kundte binden
In euch verdeckt sein für vnd für?
Ihr Augen/ die jhr mehr ein Quell als Augen seidt
Bleibt an die Zweige hier gehefftet jederzeit.
Hier da ist das edle Hertze
So das meine mir zerbricht;
Hier ist mein der Sonnen Liecht/
drDaß die helle Tageskertze/
Die vertreiberinn der Nacht/
Aller schwartz vnd tunckel macht.
Wiewol ich sonst vnsterblich bin/
Doch sterb’ ich jhrentwegen hin.
Ach Nymfe/ die du dich
Hast eines Gottes Lieb’ erwehret/
Dadurch dein schöner Leichnam sich
ds dt du dv dw dx
[Seite 82]

In einen Lorbeerbawm verkehret/
Es widerfahr’ in Ewigkeit ja nicht/
Daß ich dein Lob soll’ in Himmel mit mir führen.
Mit deinen Blättern wil ich allzeit/ O mein liecht/
Diß güldne Haar mir ziehren.

Diese meine Pflantze hier
Sol begrünt sein für vnd für/
Sol in Kält’ vnd Hitz stehen/
Für dem Wetter frey vnd loß:
Donner Plitz vnd harter Schlos
Sol bey jhr fürüber gehen.

Die Regenten dieser Welt/
Vnd ein vnverzagter Heldt
Der sich ritterlich geschlagen
Vnter seiner Feinde Schar/
Sol vmb sein sieghafftes Haar
Diese frische Zweige tragen.

dy Herd’ vnd Hirten sollen dir
Lassen seine grüne Ziehr:
Hier soll frey von andern dingen
Nymf’ vnd Göttinn jhre zeit
Lustig vnd in Fröligkeit/
O du edler Bawm/ verbringen.

Der Nymfen vnd Hirten | Tantz vmb den Bawm.
O schöne Nymfe/ frewe dich/
Dein Leib der vor besorgte sich
Für Liebes-vbelthätern/
Nach dem er Laub vnd Schatten giebt
So wird der schöne Baum geliebt
Von Menschen vnd von Göttern.

Kein Plitz ist der dein Kleid zerbricht/
Du achtest keinen Regen nicht/
dz ea eb ec ed
[Seite 83]

Blühst stets mit grünen Haaren/
Legst nimmer von dir deine Ziehr/
Bekräntzest grosse Fürsten hier/
Vnd auch der Götter scharen.

Nun wachse fort als wie du thust/
Geneuß mit frewden deiner lust/
Vnd deiner schönen gaben.
Wir aber/ wo ja Amors Pfeil
Vns auch wird geben vnser theil
Wolln jhn in ehren haben.

ee Vnd trügen wir dann Liebesgunst/
Laß vnsrer Augen trewe Brunst
Der Liebsten Sinn durchdringen;
Laß vnsers guten Hertzens Pflicht
Wie Eyß das von der Sonnen bricht
Ihr hartes Hertze zwingen.

Wo aber es sich auch begiebt
Das die von vns nicht wirdt geliebt
Die vns liebt je auff Erden/
So laß diß vnser haar allhier
An stat des Lorberbawmes Ziehr
In Hew verwandelt werden.

Nun grüne fort/ vnd mit dir auch
Der vberedle Rautenstrauch/
Der vns erhelt das Leben;
Der Himmel laß’ jhn seine frucht/
Die manches krancken Landt jetzt sucht/
Von zeit zu zeiten geben.

Nim zu vnd wachse für vnd für/
O Rautenstrauch/ der Felder Ziehr/
Für dem die Schlangen fliehen/
Der böse lust vnd schmertzen stillt/
Für dessen Krafft kein Gifft was gilt/
Vnd kan vns nicht durchziehen.

ef eg eh ei ej ek
[Seite 84]

Nim zu vnd wachse für vnd für/
Vnd deine Zweige neben dir/
Die alle Schönheit ziehret;
elVon denen einer sich jetzt giebt
Dem Löwen der jhn hertzlich liebt/
Vnd hin in Hessen führet.

O schöner Früling/ frewe dich/
Der Blumen lust erhebe sich/
Die Vögel müssen singen;
Der Zweig so dich/ O Löw’/ ergetzt/
Den Venus in dein Landt versetzt/
Wird newe Zweige bringen.

Wir sehen schon wie nach der zeit/
Wann Jupiter den harten streit
Durch Deutschlandt noch wird stillen/
Wir sehen wie der Beuten Ziehr
Mit grüner lust wird für vnd für
Feldt/ Berg vnd Thal, erfüllen.

em en eo

Fußnotenapparat

a Zeugnis der engen Beziehung zwischen Opitz und Schütz ist das durch
persönliche Teilnahme ausgezeichnete Gedicht ›O du Orpheus unsrer Zei-
ten‹, das Opitz nach dem am 25. Sept. 1625 eingetretenen Tode der Gemah-
lin Schütz’ übersandte; siehe Werk Nr. 115, 210. Schütz komponierte 5 Ge-
dichte Opitz’: drei aus dem Hohenlied – ›Liebster, sagt‹; ›Nachdem ich
lang‹ und ›Lest Salomon‹; Werk 78.1 u. 3; ›Itzt blicken‹, 72.50; ›Tugend
ist‹, 72.74 und ›Die Erde trinkt‹, 72.115; Ursula Bach 14, siehe unten.
b Wir wissen von einem weiteren Dresdner Bekannten des Dichters,
Johann Seussius, dem neulateinischen Dichter und Kammersekretär des
Kurfürsten. Er war ein Gönner Buchners und mit Schütz befreundet. Siehe
Bd. II, 653, Anm. und C II 370 (= Werk 115. 190).
c An den Leser.] Überschrift u. 1 bis
6 pflegen. Nur CF
d Author F
e Die bis 11 verwandelt. Hinzu-
fügung
F
f Fabel: Ov. Met. I 452–567
g am Rand: [A2a]
h Überschrift: ... Bräutigam/ bey de-
rer Dafne durch Heinrich Schützen
im 1627. Jahre Musi- | calisch auff
den Schawplatz ge- | bracht ist wor-
den. CF
i Vatters grosse F
j M.O. nicht vorhanden CF
k am Rand: [A2b]
l am Rand: [A3a]
m am Rand: [A3b]
n Überschrift: Gedichtes F
o Harpff’ F berufen = be-
rühmt
p mein] Aus Dkf ein X nach CF
verbessert
q Fehlt X
r am Rand: [A4a]
s Rautenkr.: Siehe Anm. zu Z.
520, S.83.
t du] O CF
u allein Dkf F
v am Rand: [A4b]
w am Rand: [B1a]
x starck Dkf F
y Steuer = (Ab)hilfe
z Ebenth. = abenteuerliches
Tier, Monstrum
aa ins künfftig F
ab lesst] Aus Dkf lesset X→ ver-
bessert
ac verheist F
ad Lobet. = Tanz zu Ehren der
Gottheit
ae am Rand: [B1b]
af K. = Krauskopf (zazzerino:
Beiname des Dichters Jacopo
Peri, Taubert)
ag am Rand: [B2a]
ah am Rand: Cupido.
ai am Rand: Venus.
aj am Rand: Cupido.
ak am Rand: Venus.
al am Rand: Cupido.
am am Rand: Venus.
an am Rand: Apollo.
ao kondt’ F
ap Cynthius: Apollo
aq solt’] wird CF
ar am Rand: [B2b] Cupido.
as am Rand: Apollo.
at am Rand: Venus.
au am Rand: Apollo.
av am Rand: Cupido.
aw am Rand: [B3a] Apollo.
ax am Rand: Venus.
ay Python: der das delphische
Orakel bewachende Drache
az Apollo/] Virgel nach F einge-
fügt
ba In bin Dkf C
bb dir nichts F
bc erzörne F
bd am Rand: Cupido.
be am Rand: Venus.
bf am Rand: Cupido.
bg am Rand: Venus.
bh am Rand: [B3b]
bi Todtes-Pein/ F
bj lieber CF
bk gesch. = befohlen
bl i. Z. = beizeiten, ehe es zu spät
ist
bm denck Dkf F
bn wil] kan CF
bo wol billich frölich F
bp am Rand: [B4a]
bq schluß/ hat den mein Sohn CF
br anietzt CF
bs Blume: Narcissus
bt Eine: die Oreade Echo
in Dkf F
bu am Rand: [B4b]
bv am Rand: Dafne.
bw am Rand: Apollo.
bx am Rand: Dafne.
by am Rand: Apollo.
bz Überschrift: TRITTE C
ca scharpff F
cb am Rand: Dafne.
cc am Rand: [C1a]
cd am Rand: Apollo.
ce am Rand: Dafne.
cf am Rand: Apollo.
cg am Rand: Dafne.
ch am Rand: Apollo.
ci am Rand: Dafne.
cj am Rand: Apollo.
ck am Rand: [C1b]
cl mit deinen] doch mit den CF
cm Diß ist der raub der bey mir
gilt. CF
cn fehlen CF; von hier an ist
unsere Zeilenzählung der Titt-
mannschen um 2 voraus.
co pfleg Dkf F
cp chI Dkf; manche Exemplare F
cq am Rand: Dafne.
cr am Rand: Apollo.
cs am Rand: [C2a]
ct nicht als = nur
cu schöne] schnelle F
cv am Rand: [C2b]
cw am Rand: Cupido.
cx am Rand: Venus.
cy Winde = Windhunde
cz grosses] schnelles F stü. =
Stück Wild
da scharpffe F
db am Rand: Cupido.
dc am Rand: Venus.
dd am Rand: [C3a]
de am Rand: Cupido.
df am Rand: Venus.
dg Mutter CF; so auch 387
dh leben Dkf F
di hab Dkf F
dj Verrähterisch den Glantz ließ
auff F
dk am Rand: [C3b]
dl Wo Dkf F
dm von sich str. = abwirft
dn am Rand: [C4a]
do am Rand: Apollo.
dp am Rand: Dafne.
dq am Rand: Apollo.
dr am Rand: [C4b]
ds lauffst F
dt heil] Aus XC Heil nach F geän-
dert
du Virgeln nach F eingefügt
dv aller = allerdings
dw sterb Dkf F
dx dardurch F L. = Leib, Kör-
per
dy am Rand: [D1a]
dz Kält’] Apostr. eingefügt
ea Schlos = Hagel
eb bey dir Dkf F
ec Man würd’ jhn nicht verscho-
nen F
ed Auch da wo Götter wohnen F
ee am Rand: [D1b]
ef Haare: lat. coma = Laub
eg Wir wollen/ wo F
eh Vns gleichfalls giebet F
ei Ihn auch in F
ej fort/] Aus Fort/ XC nach F
ek »Der Rauten-Krantz ist
Haupt-Stück in dem Wappen,
welches der Churfürst zu Sach-
sen ... führt«. Zedler
el am Rand: [D2a]
em Zweygen Dkf F
en Die Landgrafen von Hessen
führten u. a. einen Löwen im
Wappen.
eo Teutschland F
XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000257/Band_IV/Band_IV_I/IV_85.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/edoc/ed000257/skripte/tei-transcript.xsl