Einzeldruck X: DAFNE. | Auff deß Durchlauchtigen/ | Hochge-
bornen Fürsten vnd Herrn/ | Herrn Georgen/ Landtgrafen zu
Hessen/ | Grafen zu Catzenelnbogen/ Dietz/
| Ziegenhain vnd
Nidda; | Vnd | Der Durchlauchtigen / Hochgebor- | nen Fürstinn
vnd Fräwlein/ Fräwlein Sophien | Eleonoren/ Hertzogin zu Sach-
sen/ Gülich/ Cleve | vnd
Bergen/ Landtgräfinn in Thüringen/ |
Marggräfinn zu Meissen/ Gräfinn zu | der
Marck vnnd Ravens-
purg/ | Fräwlein zu Ravenstein | Beylager: | Durch Heinrich
Schützen/ Churfürstl. | Sächs. Capellnmeister Musicalisch
in den |
Schawplatz zu bringen/ | Auß mehrentheils eigener erfindung |
geschrieben von | Martin Opitzen. | [Linie, 8,2 cm] | In
Vorlegung
David Müllers/ | Buchführers in Breßlaw.
4°: A–D2 Exemplare: Breslau; Berlin SB (PK), Yh 9001R; Yale
UB, FdF 210.
Gliederung: [A1] Titelblatt, Rückseite
unbedruckt. [A2a] An die
... Braut ... A2b Personen des Stückes.
A3 Der Vorreder. Von
A4a bis [D2a] die fünf Akte des
Stückes. D2b unbedruckt. Druckge-
staltung: Das
Titelblatt zeigt vier symmetrisch eingezogene Absätze.
Die Linie ist aus sieben
Teilen zusammengesetzt. Auf A2 fehlt die
Blattsignatur. Die Initialen auf Bl. [A2a] und A3a messen 2 × 2 cm;
die Zierleiste auf A3a mißt 1,4 × 10,9 cm. Das Schlußornament auf
Bl. [D2a] mißt 6,1
× 6,8 cm. Es findet sich weder Zeilenzählung
noch sind Kolumnentitel
vorhanden; keine Unregelmäßigkeiten bei
den Kustoden. Die Signatur des
abschließenden Halbbogens ist le-
diglich D; keine Signatur auf Bl. 2.
In Sammlung C steht das Werk im zweiten Teil, S. 211–37: S.
[211] Sondertitel
Martin Opitzen | DAFNE. Neu ist die No-
tiz An den Leser. auf S. 212: elf Zeilen
aus einem größeren
Schriftgrad, die letzten drei symmetrisch eingezogen; darunter
drei
Blättchen, die nach l., r. und unten weisen. Die Mitteilungen im
Titelblatt X finden sich, stark verkürzt, auf S. 213, oberhalb des
Gedichtes
»Das starcke liebesgifft ...«; siehe den Wortlaut unten.
Vier verschieden große
Schriftgrade wurden verwendet in insgesamt
sieben Zeilen, davon die letzten vier
symmetrisch eingezogen.
215 Personen deß | Gedichts. aus einer größeren Type
gesetzt.
Die Ausführung des dritten Abdrucks, in F I, S. [103]–28, richtet
sich stark nach
der in C. Sondertitel S. [103] MARTIN | OPIT-
ZEN | Dafne. S. 104 An den Leser.
läuft in Spitzkolumne
aus, doch ohne Blättchen. 105/06 An die ... Braut ... 107
Per-
sonen ... 108/09 Der Vorreder ... 109 unten Erster Akt bis
Fünfter Akt, Tanz ... endet unten auf S. 128. Kopfleisten, alle
in Kolumnenbreite
von 7,8 – 8,0 cm, S. 104 (0,7 cm hoch), 105 (1,9),
107 (1,1) und 108 (0,9).
Markierung der Rollenteile durch dünne
Linien. Kein Ornament am Ende. Kolumnentitel
108–28 Dafne.
Weitere Drucke (abgesehen von denen in den postumen Samm-
lungen des 17. Jh.s):
Triller, Opitzen Teutsche Gedichte, 1746,
Bd.
I, S. 59–78, mit Frontispiece von M. Tyroff; Ludwig
Tieck,
Deutsches Theater, 1817, Bd. I;
H.
M. Schletterer, Das deutsche
Singspiel,
Augsburg 1863, Reprint 1975, S. 332–38; Otto
Taubert,
Pr. Torgau 1879, mit Einleitung und Nachwort, auch separat veröf-
fentlicht; Tittmann, S. 93–113 und H. Oesterley; DNL 27,
S. 58–74. Nur Taubert
kommt heute noch eine gewisse Bedeutung
zu: er bezeichnet z. B. trochaisch
beginnende Zeilen durch Einzug.
Wertvoll sind auch seine sonstigen Mitteilungen,
die auf Einsicht der
Archivalien beruhen. Wir erfahren so u. a., daß unter den
»Ergötz-
lichkeiten« der Hochzeit außer Feuerwerk, Kopf- und Ringelren-
nen,
einem Ballett, Bogenschießen und Tänzen auch Wolf- und Bär-
hetzen veranstaltet
wurden; zur übrigen Unterhaltung waren auch
englische Komödianten bestellt worden,
die schon am 6. April, d.h.
acht Tage vor Aufführung von Dafne spielten.
Die italienische Oper Dafne wurde 1598 mit einem von Ottavio
Rinuccini (1562–1621) stammenden Libretto und der Musik von
Jacopo
Peri (1561–1633) in Florenz aufgeführt. Das Werk erfreute
sich
außerordentlicher Beliebtheit und Heinrich
Schütz, der
spätere Dresdener Hofkapellmeister der mehrere Jahre in Italien
verbrachte,
mag es dort gesehen haben. Die Anregung zu einer
Übersetzung des Textes kam durch
Buchners Vermittlung von
Sophie Eleonore (1607–71), die älteste Tochter des Kurfürsten
von
Sachsen, war seit dem 12. Januar 1625 mit Georg II., dem älte-
sten Sohne Ludwigs V., Landgrafen von Hessen, verlobt. Durch den
Tod Ludwigs
(1626) war die Hochzeit auf 1627 verschoben worden.
Die Trauung erfolgte durch den
sächsischen Hofprediger, Martin
Hoë von Hoënegg (Taubert 1879 passim).
Die Formulierung »in den Schawplatz zu bringen« im Titel von X
(später heißt es
»in den Schawplatz gebracht« CF) deutet an, daß
der Text dieser ersten deutschen
Oper den Zuhörern in Torgau vor-
gelegen hat. (Doch bedeutet »Vorlegung« nichts
weiter als Verle-
gung/Verlag!) Jedenfalls hatte Opitz in
Breslau am 5. April (n. S.),
also vor der Aufführung, Exemplare zur
Hand. Er sandte eins da-
von mit dem Brief desselben Datums an Venator; Rei 237. In diesem
Brief spielt der Dichter die Bedeutung
seines Werkes herab: er wisse
wohl, daß das Drama den Gesetzen der Sachverständigen
zuwider-
laufe (was er ja auch in der Notiz »An den Leser« mitteilt), doch sei
es ihm von den Dresdenernb abgenötigt worden. Am 1. Oktober 1627
(Brief an
Buchner, Geiger Nr. 8) drückt er sich ähnlich aus, be-
H. H.
Borcherdts Aufsatz »Beiträge zur Geschichte der Oper und
des
Schauspiels in Schlesien ...« in der Zeitschr. d. Vereins f.
Gesch. Schlesiens, Bd. 43 (1909), 217–42, insbes. Teil II,
S. 223–36,
war der Anlaß zu Anton Mayers Ausführungen »Zu
Opitz’ Dafne« in Euphorion Bd. 17 (1911), 754–61. Mayer präzi-
siert u.a. die
Entstehungszeit des Operntextes: Nachdem Opitz
durch Buchners Vermittlung 1625 mit Schütz bekannt geworden
war, hatte er
sich in einem Brief vom 9. Juni 1626 bereiterklärt, die
Bearbeitung des Textes von
Rinuccinis
Dafne zu übernehmen (Gei-
ger Nr. 2). Im August 1626
besprach Opitz sich wahrscheinlich mit
Schütz; ein Aufenthalt in Dresden ist bezeugt: er verließ die Stadt
am 30. August (Geiger,
ibid.). Im Oktober oder November trat
Opitz seinen ihm von Dohna gewährten Winterurlaub an, der bis
Februar 1627 dauerte. Nach
Mayers Überlegungen beschäftigte sich
Opitz mit dem Libretto vom Januar bis Mitte
Februar 1627. Schütz
hatte also mindestens vier Wochen Zeit für Komposition und
Einstu-
dierung der Oper. (Nach Taubert traf die Hofkapelle am 21. März in
Torgau ein und blieb bis 24. April; Programm 1879, S. 29ff.).
Mayer
vergleicht ferner die italienische Vorlage mit Opitz’ Ausarbei-
tung derselben. Er
stellt zunächst fest, daß Opitz Rinuccinis Fas-
sung von 1600 benutzt hat, nicht
(wie Schletterer, S. 65 annahm) die
erweiterte von 1608. Viele »Zierrate«
des Italieners seien ausge-
merzt worden, doch den Sinn der Vorlage habe Opitz nur
gering
verändert. Wichtig sei vor allem (1) die Aufteilung von Rinuccinis
drittem Akt, wodurch Opitz das Schäferspiel von vier auf fünf Akte
erweitert
habe, und (2) die Verwandlung Daphnes in den Lorbeer-
baum auf offener Szene:
Rinuccini hatte sich mit einem Botenbe-
richt begnügt. Ferner kürzt Opitz den
letzten Chor und bringt dafür
das Lob des Herrscherpaares mit einem Seitenblick auf
die trauri-
gen Zustände des deutschen Vaterlandes. Die Angabe auf dem Titel-
blatt, das Stück enthalte »mehrentheils eigene erfindung« entspre-
che also
der Wahrheit; es handle sich in der Tat um eine »bessernde
Bearbeitung«.
Schließlich betont Mayer noch, daß Opitz’ Rechtfer-
tigung seiner Bearbeitung von
Librettos – der Dafne folgte 1635 die
Judith – über die Zufälligkeit der Bekanntschaft mit Schütz hinaus
auch
dadurch gestützt wird, daß Opitz einen sicheren Spürsinn be-
saß für die Wünsche
und Forderungen seiner Zeitgenossen, für das,
Jörg-Ulrich Fechner betont u. a. einen Umstand, der bisher über-
sehen wurde: der Auftrag für die Übersetzung und Einrichtung des
Textbuches
ging nicht vom kursächsischen Hof als solchem aus,
wurde folglich auch nicht mit
demselben Nachdruck gefördert, als
wenn es sich um einen Hofauftrag gehandelt
hätte. Der nicht gerade
durchschlagende Erfolg des Stückes fiel darum weit stärker
auf den
Librettisten als auf den Komponisten zurück, denn Schütz war
durch seine Stellung als Kapellmeister abgesichert.
Etwaige Hoff-
nungen, die Opitz sich auf Beförderung am Dresdener Hofe gemacht
haben mochte, wurden zunichte. Ihm blieb nach
dem in Torgau ver-
säumten Erfolg lediglich die Aufnahme des Librettos in
die Samm-
lungen C und F; J.-U. Fechner, »Zur literaturgeschichtl. Situation
in Dresden 1627: Überlegungen im Hinblick auf die ›Dafne‹-Oper
von Schütz und
Opitz«, Schütz-Jahrbuch 10 (1988), S.5–29.
Bibliographische Hinweise: Schletterer, Taubert, Borcherdt, An-
ton Mayer und Fechner wurden bereits erwähnt. Siehe ferner das
Kapitel »Dafne als Textbuch« in Ursula Bach, Martin Opitz von
Boberfeld,
Andernach 1959, S. 47–59. Zum Umfeld des Stoffes und
den italienischen Vorläufern:
Bruno
Reisner, Die musikalisch-dra-
matischen
Bearbeitungen des Daphne-Stoffes im Zeitalter des Ba-
rock, Diss. Königsberg
1929; Wolfgang Stechow, Apollo und
Daphne, Teubner,
Leipzig 1932, mit Illustrationen (Studien der Bi-
bliothek Warburg,
23); Barbara
Russano Hanning, »Glorious
Apollo: Poetic and Political Themes in the
First Opera« in Renais-
sance Quarterly 32 (1979), 485–513;
Hellmuth Christian Wolff,
»Ovids Metamorphosen und die frühe Oper«,
Fs. Federico Ghisi,
Florenz 1971.
Günstiger Leser/ wie dieses Drama auß dem Italienischen Meh-
rentheils genommen/ also ist es gleichfalls auff selbige Art/ vnnd
heutigem
Gebrauche sich zu bequemen/ wiewol auch von der
Handt weg/ geschrieben worden.
Welches der Auctor zu seiner
c
d
Ovidius/ Vorreder. Der erste Hirt.
Dafne. Der ander Hirt.
Apollo. Der dritte Hirt.
Venus. Chor der Hirten.
Cupido. Der Nymfen vnd Hirten.