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91 Sz 83 Dü 92a 1628

.1 Trostschrift an David Müller

.2 »Die Zeit so wir«

.3 Threnen zu Ehren der Ewigkeit:
»Ach! was ist diß«

Spiegel aller Christlichen Matronen/ | oder | Ehrengedächtnuß |
Der ... | ... Frawen Marien gebor-|nen Rhenischen/ Herren Da-
vid | Müllers geliebten Haußfrawen: | Von gelehrten gutten Freun-
den | geschrieben. | Gedruckt zum Brieg/ bey Augustin Gründern/
| Im 1628. Jahre.

4°: A–K, M 2 Exemplare: Breslau 4 V 65/48; Göttingen UB,
Poet. Germ. 2731

Auf Bl. B1–D3 der Text von Martin Opitzen | Trostschrifft. Der
Zwischentitel steht auf B1a, die Rückseite ist unbedruckt. Kopftitel
ist mit dem Zwischentitel identisch, der Text endet Mitte D3b mit
einem kleinen rechteckigen Ornament. Auf Bl. D4a wird unter dem
Kopftitel Eben sein Martin Opitzen Trostgesang. das Gedicht
»Die Zeit so wir verschliessen«, Nr. 90, wiederholt. Schließlich folgt
auf Bl. K2–D3b »Ach! was ist diß?«

Nr. 91.2 (als Einzeldruck Nr. 90) stellt Opitz’ erste Schrift zum
Tode von Maria Rhenisch dar. Etwa gleichzeitig erschien eine wei-
tere Veröffentlichung, SSLS III 437 (2169); sie enthält auf 7 Quart-
seiten den Lebenslauf der Verstorbenen und die Predigt von Pastor
David Faber. Ein Ungenannter stellte eine dritte Leichenschrift zu-
sammen, den hier behandelten Spiegel: Mende 405 (R4071); SSLS
IV 946 (24575). Diese Sammlung ist im Hinblick darauf, daß es sich
um den Tod einer Bürgersfrau handelt, überdurchschnittlich um-
fangreich. Allerdings entstammte die Verstorbene einer angesehe-
nen Gelehrtenfamilie, und der Witwer war Breslaus bekanntester
Verleger und Buchhändler, der mit vielen Männern der Feder in
Verbindung stand. Die Beiträger, ›ein gantzer hauffe‹ (Bl. D3b),
über 75 an der Zahl und manche mit zwei oder drei Beiträgen sind
natürlich z. T. dieselben, welche vier Jahre zuvor den Tod von Maria
Müllers Bruder beklagt hatten (siehe die Nummern 61 und 62). Er-
wähnenswert sind vor allem die Lehrer der beiden Breslauer Gymna-
sien: David Rhenisch (der Vater der Verstorbenen), Elias Major,

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Gottfr. Wagner, Melchior Ost PCL, Michael Poll, Jeremias Tschon-
der
, Mich. Caelius, Joh. Curtzmann, Casp. Wolfahrt und Christoph
Schwartzbach
PCL. (Christoph Colerus fehlt, denn er mochte Mül-
ler nicht.) Wohl aus der Familie der ersten Gemahlin Müllers er-
scheint ein Heinr. Brusky. Weitere bekannte Okkasionaldichter
sind B. W. Nüßler, Balth. Venator (Straßburg), Jonas Melideus, Va-
lentin Ludwig
, Joh. Heermann, Dan. Czepco, Joh. Mochinger,
Georg Gloger, zwei Träger des Namens Baudisius und viele andere.

Der nächste authentische Druck von .1 findet sich in C II,
S. [423]–450. Zwischentitel, S. [423]: Martin Opitzen | Trost-
schrifft; | an Herrn Davidt Müllern. S. 424: Kopfleiste,
1,3 × 7,9 cm; Linie, 7,9 cm; Kopftitel: Martin Opitzen | Trost-
schrifft. Initial-F, vier Zeilen im Geviert (1,7 × 1,7 cm). Der Text
endet in Spitzkolumne im oberen Drittel von S. 450, dem vorletzten
Blatt des Buches. Auf das Wort ENDE. folgt noch ein groteskes Mas-
kenornament, 4,9 × 4,7 cm. Kolumnentitel sind nicht vorhanden;
Seitenzahlen in der Mitte über der Kolumne; die Kustoden enthal-
ten keine Irrtümer oder Unregelmäßigkeiten.

In F II steht .1 auf S. [167]–192 wie folgt: S. [167]: MARTINI |
OPITII | Trostschrifft: | An Herrn David Müllern. S. [168] enthält
die unten abgedruckte Notiz »An den Leser«, deren Überschrift aus
der Tertia gesetzt ist. Unter einer Linie von 6,9 cm Länge folgt der
aus der Textfraktur gesetzte Wortlaut der Notiz. Die Initiale W mißt
1,2 × 1,4 cm. S. 169: unter dem Kolumnentitel Trostschrifft.
und einer Kopfleiste von 0,8 × 7,2 cm der Kopftitel wie in C. Initia-
le F, 1,3 × 1,2 cm; der Text der Trostschrift endet in Spitzkolumne
mit der 4. Zeile auf S. 192; in der Mitte der Seite ein medaillonähnli-
ches Ornament von 2,4 × 3,3 cm. Kolumnentitel: MART. OPITII ||
Trostschrifft. Seitenzahlen l. und r. außen über der Kolumne. Auf
S. 192 steht rechts vom Kolumnentitel auch noch die fehlerhafte Sei-
tenzahl 272. Unregelmäßige Kustoden: 187 Rettulit 188 Retulit;
189 muß 190 Sie; 191 Leuthen 192 Leuten.

Der einzige erwähnenswerte spätere Abdruck findet sich bei Tril-
ler: Bd. I/II. S. 707–28. Triller benutzte F als Druckvorlage und
fügte 22 Anmerkungen hinzu, davon enthalten einige Quellenanga-
ben.

Der Text von .1 ist recht nachlässig gesetzt. Hrsg. hat Umlautzei-
chen dort stillschweigend eingefügt, wo sie in C oder F oder in beiden
aufscheinen.

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Wie der Dichter selbst betont (Bl. B2a), hat er die Schriften der
Alten weitgehend herangezogen, sie umschrieben oder zitiert. Es
sind vor allem Senecas Dialoge und Briefe, die er verwendet hat. In
seinem Aufsatz »Martin Opitz und der Philosoph Seneca«, Neue
Jahrbücher für das klassische Altertum, Geschichte und deutsche
Literatur
VIII bzw. XV (1905), 334–44, hat Eduard Stemplinger
auf eine Anzahl von Quellen und Parallelen hingewiesen. Die Zahl
ließe sich noch vermehren, wenn es gälte, die in der »Trostschrift«
vorhandene Mischung von Übernommenem und Selbstformuliertem
zu zerlegen. Gellinek 237–41 analysiert und kommentiert .1 mit
Hervorhebung der beiden Sonettübersetzungen.

Zu .2 siehe Nr. 90.

»Threnen | zue ehren | der ewigkeit« beginnt auf Bl. K2a und en-
det unten auf Bl. K4b über einem aus zwei Blättchen bestehenden
Ornament. Die Vorlage findet sich in dem Traktat Nicetas seu
triumphata incontinentia
des Konvertiten Jeremias Drexel, S. J.
aus Augsburg. Nicetas erschien zuerst 1624 bei Nicolaus Heinrich
in München und war bis 1628 an verschiedenen Orten elfmal aufge-
legt worden. Die deutsche Übersetzung von Christoph Agricola
kam zuerst 1625 heraus. Weitere Auflagen und Übersetzungen in
andere Sprachen folgten; siehe Dünnhaupt ›Jeremias Drexel‹,
Nr. 8.

Drexels Gedicht »Lachrimae aeternitatis sacrae« ist in Buch II,
Kapitel 11 zu finden und besteht aus 44 vierzeiligen Strophen. Das
Wort aeternitas ist durch Großbuchstaben hervorgehoben.
Hierin und in der Länge hält Opitz sich eng an die Vorlage. Bei Opitz
sind die Strophen weder numeriert noch im Satz abgesetzt, doch
sind die Zeilen 1, 5, 9 usw. nach links vorgerückt. Zu Opitz’ Über-
setzung liegt bisher noch keine Spezialuntersuchung vor. H. Max,
146/47, kommentiert das Gedicht, als ob es Opitz’ eigenes sei, und
weist auf Rists Paraphrase »O Ewigkeit, du Donnerwort« hin. Zu
Drexel siehe Karl Pörnbacher, Jeremias Drexel, Seitz, München
1965; bibliographisch bringt Dünnhaupt einige über Pörnbacher
hinausgehende Titel.

Zur Identifizierung der Vorlage siehe John Bruckner, »›Threnen
zu Ehren der Ewigkeit‹: Überlegungen zur Vorlage einer Opitz-
Übersetzung, 1628«, Dt. Barockliteratur u. europäische Kultur,
Bd. 3, M. Bircher u. E. Mannack, Hrsg., Hamburg 1977, 227–29.

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Wir sind auf Vermutungen angewiesen über die Gründe, warum der
Dichter den Autor der »Threnen« verschwieg.

In den Sammlungen ist .3 wie folgt abgedruckt: C II, S. 396–402
in der Abteilung Oden oder Gesänge. Dort unter einer Kopfleiste,
0,6 × 7,9 cm und einer Linie derselben Länge, der Titel »Threnen |
Zu Ehren der Ewigkeit; | Auß eines andern seinem | Lateinischen. |
IV.« Initial-A vier Zeilen in Geviert; das Wort Ewigkeit ist
zwar hervorgehoben, doch die für die Emphase verwendete Type
(Schwabacher in gleicher Größe wie die für dies Gedicht verwendete
Frakturschrift) ist nur schwer wahrnehmbar. Auf der unteren
Hälfte von 402 ein kleines Ornament aus drei Blättern um (o) grup-
piert.

In E steht das Gedicht in der Abteilung Geistliche Oden oder Ge-
sänge. Es nimmt die unteren drei Viertel von S. 235 (verdruckt als
253) ein und erstreckt sich bis 240. Über dem Titel eine Zierleiste,
0,7 × 7,4 cm; der Titel lautet nun »...| Auß eines andern Latei-| ni-
schen. | Auff die Weise deß 9. Psalm. | Ich will dich Herr/ von Hert-
zen grunde.« Hervorhebung des Wortes Ewigkeit ist nun nicht
mehr vorhanden.

〈Nur F II, S. [168]:

An den Leser.

WIewol diese Trostschrifft nicht Poetisch ist/ dennoch weil sie zu-
vor bey diesen Büchern gewesen/ auch gleichmässigen Inhalt mit
den Begräbnüßgedichten hat/ ist sie dabey gelassen worden.〉

a

FReundtlich geliebter Herr Müller; Vber dem abschiede Ewerer
seligen Haußfrawen bin ich ewrentwegen nicht vnbillich beküm-
mert/ vnndt trage ein solches mitleiden/ wie dem jenigen gebüh-
ren wil/ dessen freundtschafft sich weiter erstreckt dann die
b

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worte. Ob ich aber wol nicht zweiffele/ jhr werdet euch bey ewe-
rem betrübniße nicht allein als ein vernünfftiger mann/ sondern
auch als ein Christ auff zue richten wissen: jedennoch/ weil der
kummer/ wie ein scharffer fluß der für die augen fellt/ vnß gemei-
niglich die mittel so doch bey der handt sindt/ nicht ersehen leßt/
wil ich schawen/ ob ich etwas herfür zue suchen vermöge/ dadurch
ich die wunden ewrer trawrigkeit wo nicht gantz zuestreichen/ je-
doch lindern könne. Ihr werdet mitt ewerem weinen einen an-
standt machen/ vndt gedultig hören/ das ich mich solcher wege
gebrauche/ die ich bey euch am meisten ersprößlich zue sein ver-
meine. Ein grosses betrübniß leßt sich von sanfften worten nicht
abweisen: Es will mit kräfften vberwunden sein/ vndt ist wie eine
nessel/ welche wann man sie starck angreifft nachgiebt/ hergegen
wann man gelinde mitt jhr vmbgeht zue brennen pflegt. Alles kla-
gen begehr ich euch nicht aus zue winden; dann so natürlich es ist
zue sterben/ so natürlich ist es die gestorbenen zue betrawren. Es
wil sich aber auch gebühren lieber den lehren der weißheit/ der
alten jhren schrifften (dann mitt jhnen wil ich mehrmals reden)
vndt dem worte des Höchsten/ als der zeit/ die doch endtlich deß
kummers meister wirdt/ gewonnen geben.

Was ist es aber/ das jhr dem schmertzen so viel einräumet? Be-
weinet jhr nicht einen Menschen/ der eben das jenige gethan
[B2b]
hatt/ was wir alle thun müssen? Es hatt einen solchen zuestandt
vmb die allgemeine notwendigkeit/ das sie alle dinge/ sie wieder-
fahren mitt jhrem willen oder vnwillen/ an eine vrsache die vber
vns vndt Göttlich ist verbindet; das sie fodert/ vndt nimpt wann
man nicht giebet; das sie für schreibt/ vndt jhr nicht fürschreiben
leßt: welcher darumb ein weiser mann/ nichts versaget/ vndt sich
auß dem lauffe deß gantzen vndt der theile/ vnter die er auch ge-
höret/ in das jenige was jhm geschiehet mitt beständigkeit schi-
cken lernt〈/ vnd eben das saget was Cleantes beim Seneca:

c d e f g
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Duc me parens, celsique dominator poli, Quocunque placuit: nulla parendi mora est. Assum impiger: fac nolle, comitabor gemens: Ducunt volentem fata, nolentem trahunt: Malusque patiar, quod pati licuit bono.h
O Vater aller ding’/ vnd Herr der gantzen Welt/
Nim hin vnd führe mich wohin es dir gefellt;
Es ist kein säumniß hier; ich bin geschickt darzu/
Vnd muß auch/ wann ich schon es nicht gar gerne thu.
Du führst den der dir folgt/ vnd schleppst die widerstehn/
Vnd wann ich guet nicht wil/ so muß ich böse gehn.
CF〉

Dieses grosse Gantze was wir Welt nennen/ was in himmel/ erden
vndt see besteht/ hanget an gemeldeter Notwendigkeit dermaßen/
das nichts bestendiges darinnen gefunden wirdt als die vnbestendig-
keit.i Die elemente/ auß denen alle andere sachen herrühren/ fan-
gen vnendtlich zuegleich an zue leben vndt zue sterben; vndt von
jhrer verenderung pfleget dieses zue werden/ jenes vnter zue ge-
hen. Die fackel der welt die Sonne/ das schöne liecht des erdtbo-
dens/ weichet der nacht/ vndt drewet täglich/ was sie dermaleins/
wann alles krachen vndt brechen soll/ wirdt thun mäßen. Sie wirdt
zue weilen vertunckelt/ vndt zeiget an/ es werde ein tag sein/ an dem
sie nicht mehr sein wirdt. Dieser jhrer Königinn folget nebenst dem
vnbestendigen Monden/ das andere heer der sternen/ gehet so offt
hinweg als es kömpt/ vndt gesegnet vns die wir sämptlich gesegnen
sollen. Es ist niemals allzeit früling/ allzeit sommer/ allzeit herbst
vnd winter/ vndt diese zeiten sindt mitt der Zeit vmbschloßen.

Die thiere der erden/ was laufft vnd kreucht/ die fische vndt
wundergeburt des meeres/ die kinder der lufft die vögel/ führen
vns mitt jhrem tode den vnsrigen zue gemüte. Die bäwme laßen
jhre blätter fallen/ vndt scheinen zue sterben so offt der winter
jhre ziehr hinweg reißt. Der felder glantz die blumen hangen jhr
wolschmeckendes Haupt/ vnd verwelcken entweder von sich
j k l m

[Seite 103]


selbst/ oder wer-[B3a]den durch hitze/ frost/ windt vndt regen
verdörrt vndt vmbgebracht.

Es wehren allhier wenig sachen lange/ keine nicht ewig. Lucius
Anneus Seneca
/ oder wer es sonsten ist/ spricht gar wol:

Omnia tempus edax depascitur, omnia carpit; Omnia sede movet: nil sinit esse diu. Flumina deficiunt: profugum mare littora siccat: Subsidunt montes et juga celsa ruunt. Quid tam parva loquor? moles pulcherrima mundi Ardebit flammis tota repente suis. Omnia mors poscit: lex est, non poena, perire. Hic aliquo mundus tempore nullus erit.n
Die zeit setzt jhren zahn in alle sachen ein;
Reißt alles mit sich hin; leßt nichts nicht lange sein.
Die flüße trucknen auß/ das meer verleßt den randt/
Die klippen stürtzen ab/ ein berg wirdt ebnes landt.
Was sag’ ich dieses nur? der schöne baw der welt
Soll endtlich von der glut noch werden gantz gefeltt.
Durch ordnung nicht durch straff’ ist alles rauch vndt windt;
Die erde wirdt nicht sein in der wir menschen sindt.

Gehe nun einer hin/ vndt beklage den betrübten zuestandt
Deutschlandes des schönsten theiles von Europa. Er beweine die
verwüstung so vieler länder vnd städte; weil auch die erde vnter-
gehen vndt fallen soll/ die doch keinen ort hatt wo sie hin fallen
kann. Betrawret Ihr ewre Liebste/ nach dem so viel tausendt men-
schen/ so viel ritter vnd helden beyderseits/ durch jetzigen jäm-
merlichen krieg vndt einheimische waffen hingewürgt vndt auffge-
opffert worden sind.

Freylich wird ohn schmertzen nicht verlohren/ was mitt liebe
beseßen ist worden: Doch wollet jhr sie je betrawren daß sie ge-
storben ist/ so betrawret sie auch das sie ein mensch gewesen ist.

[B3b] Der erste eingang zum leben ist schon ein schritt zum tode.o
Mitt dieser bedingung sindt wir herein kommen/ das wir wieder-
umb wollen hinaus gehen. Vndt wann wir alles was menschlich an
p q r s

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vns ist beklagen wollen/ so wirdt es vns ehe an threnen mangeln als
an der vrsache zu weinen.

Was sindt wir anders als ein spiegel des elendes/ ein hauß der
kranckheit vndt sorgen? Keiner stirbet so arm/ als arm er geboh-
ren wirdt. Die thiere bringen jhre diecke häute/ jhre haare/ bor-
sten/ schuppen vndt schalen mit sich: Die bäwme sindt mitt jhrer
rinde vmbhüllet. Der Mensch das göttliche thier/ dessen vrsprung
vom himmel ist/ hebet nicht ehe an zu leben als zue weinen/ vndt
zeiget mitt seinem klagen an/ daß er dahin gelange wo nichts als
klagen sein werde. 〈So das er keinmal weniger leuget/ als wann er
das Leben mit weinen anfängt.t
CF〉 Lachen 〈aber CF〉 wirdt man
für dem viertzigsten tage/ wann es zeitlich geschiehet keinen se-
hen.u Wann lernet er gehen? Wann reden? wann eßen? Also das er
auch das jenige nicht gern zue thun scheinet/ was er thun muß/ im
fall er anders leben wil. Seine kindtheit ist ohnmächtig/ sein alter
kindisch/ seine jugendt vnbeständig/ seine manneszeit mühselig/
vnd wo er hinsiehet/ da findet er nichts als mangel der nottdurfft/
vndt vberfluß der dürfftigkeit.

Betrachte den steten einmahner seines zolles den leib; wie vnge-
stüm pflegt er täglich von vns zue fodern? Vnd wann du gleich
einmal ein vbriges gegen jhm thust/ so wird doch die folgende
schuldt darvon nicht geringer. Wir gehen wie ein roß auff der
mühlen deß lebens mitt verbundenen augen herumb/ vnd bringen
nichts für vns als die zeit die vns mitt sich fort reißet. Dieses radt
das wir treten ist hoffnung/ furchte/ hunger/ füllung/ wachen vnd
schlaffen/ vndt das gantze leben ein trawm des schattens.v Allein
der mensch kennet von allen thieren die wollust/ den geitz vndt
w x y z aa ab

[Seite 105]


ehrgeitz/ hoffart vndt alle andere laster. Keines ist so mißlichen
lebens/ so großer begiehr/ solchen schreckens/ grimmes vndt zor-
nes.
[B4a] Noch gehet alle vnserer fleiß dahin/ damit wir lange
allhier verbleiben mögen. Hierzue bawen/ seen vndt arbeiten/
hierzue reiten vndt schiffen wir: hierzue suchen wir wurtzeln vnd
kräuter: hierzue schmieden wir wehr vnd waffen/ führen mawren
auff/ machen eiserne thore/ wälle vndt schantzen.

Vergebens/ jhr armen sterblichen! Es ist kein ort da der todt
nicht hinkömpt/ keine festung die er nicht ersteiget. Wir sindt nir-
gendt vndt niemals sicher. Stehen wir auß dem bette auff/ so wis-
sen wir nicht/ ob wir vns noch einmal legen; legen wir vns/ ob wir
noch einmal auffstehen mögen.

– – tibi crescit omne Et quod occasus videt et quod ortus: Parce venturis, tibi Mors paramur: Sis licet segnis, properamus ipsi.
Todt/ es wächset alles dir/
Wo das rote tageliecht
Vndt der abendt kömpt herfür.
Ruff’ vns zue dir oder nicht:
Dann was hilfft vns dein verweilen?
Müßen wir doch selber eilen/

steht beym Seneca im wüttenden Hercules.ac Keine königliche
krone/ wie sehr sie gläntzet/ verblendet dem tode die augen/ keine
heldenstärcke bindet jhm die hände/ keine kunst wiederleget
seine halßstarrigkeit/ keine beredtsamkeit beuget seine vnbarm-
hertzige sinnen. Meinet jhr/ mein Freundt/ das es vns helffen
könne/ euch das jhr bücher habet/ vndt mich das ich bücher
schreibe? Didymus von ien ist mitt alle seinen drey tau-
sendt fünfhundert büchern/ die er soll gemacht habenad/ gestorben
vndt vertorben. Jetziger augenblick darinnen ich dieses schreibe/
ist ein theil von meinem leben. Keine schönheit gilt bey demselbi-
gen/ der in vnsern augen der häßlichste ist. Er ist vndt mach gräw-
lich. Dann so bald die seele gese-
[B4b]gnet hatt/ so sehen wir was
das übrige gewesen sey: ein schleim vndt galle/ ein gestanck/ vndt
etwas das ich nicht nennen mag/ damit auch die gedancken da-
durch nicht beleydiget werden.

[Seite 106]

Dieses faule kleydt das wir tragen ist eine zusammenflickung
der vnwißenheit/ eine steiffe des muttwillens/ ein bandt der verwe-
sung/ ein finsterer zaun/ ein lebendiger todt/ ein fühlendes aaß/
ein herumbgehendes grab/ ein eigener haußdiebae/ vndt wie etwan
Hermes Trismegistus weiter saget. Ich schäme mich zue dencken/
viel mehr zue sehen/ was das jenige sey mitt dem wir groß zue thun
vndt zue prangen pflegen. Peter Ronsardt/ der gelehrte Frantzösi-
sche Edelmann vndt Poet/ hat es kurtz für seinem tode am besten
an sich selbst zue beschreiben wißen; Dann folgendes Sonnet ist
fast sein schwanengesang gewesen:

Ie n’ay plusaf, etc.
Ich bin nur haut vndt bein/ bin durch des todes klawen
Geädert/ abgefleischt/ verdörrt vndt außgewacht;
Die sieche lagerstat hatt gantz mich hingebracht:
Ich fürchte meine händ’ vndt armen an zue schawen.
Apollo/ vndt sein Sohn/ ich habe das vertrawen
Vmbsonst gehabt auff euch vndt ewrer kräuter macht:
Die fenster brechen mir: O Sonne/ guete nacht:
Mein leib der taug nicht mehr zue flicken vndt zue bawen,
Kan jemandt welcher mir mitt seiner trewen handt
Die todten augen wischt mich sehen vnverwandt/
Behertzt zue hause gehn/ vndt vnbesorgter sachen
Gedencken an den leib der jetzt verwesen soll?
Ihr Freunde/ grüß’ euch Gott/ gehabt euch alle wol:
Ich reise zuevor an euch oben raum zue machen.

Was war damals/ O du ziehr der wissenschafft/ an dir übrig als
die seele/ welche über den leib ist/ vndt in jhre freyheit kömpt/
wann sie jhn wie ein kleydt das nicht mehr taug hatt abgelegt?
Oder/ Ihr/ was hatte das lange lager ewer Liebsten von dem je-

[C1a]nigen gelassen das wir schönheit nennen? Wo waren die zeu-
gen jhrer keuschheit die wangen? Sie waren eingefallen. Wo die
ag ah ai

[Seite 107]


augen welche euch ergetzten? Sie stunden tieffer/ vndt neigten
sich zum vntergange. Ihr mundt/ der euch eine frewde im glücke/
vndt ein trost in wiederwertigkeit war/ begunte schwächer zue re-
den. Die hände verwelcketen. Die füsse kundten jhr ampt nicht
mehr verrichten. Hettet jhr die vrsache jhrer kranckheit/ die
lunge vndt dergleichen/ beschawen sollen/ jhr würdet vielleicht
nichts als wust vndt eyter gefunden haben. Welches dann der weise
Grieche Gorgiasaj an seiner person sehr wol bedachte/ vndt dar-
umb als er bey herzuenahung seines endes gefragt wardt/ Ob er
auch gern stürbe/ Nein/ zur antwort gab; aber auß seiner faulen
wohnung schiede er mit allem willen. Dann er wuste wol daß er
mitt dem Leibe nicht vntergienge/ vndt die seele bleiben solte
wann schon er nicht were.

Ewere Haußfraw/ wie sie euch vndt den vnerzogenen Kindern
zum besten noch hette leben wollen/ also befandt sie letzlich/ das
sie mehr entlehnet als genommen/ mehr vorangeschickt als ge-
trennet würde. Sie erkandte den höchsten als Gott/ von dem kein
böses kommen kan: sie ehrete jhn als den Herren/ deßen willen
ein jetweder vollbringen muß: sie gehorchte jhm als einem Vater/
der beydes hertzlich liebet/ vnd auch die liebe selber ist. Sie be-
trawrete nicht jhren todt/ sondern ewren Witwenstandt; nicht die
frewden der Welt/ sondern jhre kinder die neben euch jhre frewde
auff der welt gewesen waren. Sie hatte bey jhrem leben sterben
gelernetak/ vndt war bey langwierigem siechbette alle tage gestor-
benal. Ihr wißet mitt was für begiehr sie die Threnen von der Ewig-
keit/ so ich jhr zue gefallen auß einem nicht vngelehrten manneam
auff der eyll deutsch gegeben/ vndt hierbey zue setzen habe ver-
gönnen wollen/ zue lesen/ vndt sich nach dem was künfftig ist zue
an ao ap

[Seite 108]


sehnen pflegte. Je [C1b] mehr der leib abnam/ je stärcker wardt
der geist/ den keine schwindtsucht/ kein feber/ keine kranckheit
noch todt verzehren kan. Diesen richtete sie im tode auff/ diesen
beugete sie als sie die knie nicht mehr beugen kundte/ diesen vber-
gab sie jhrem Heylande.

Liebsten Eltern/ fieng sie an/ begehret mich 〈lenger CF〉 nicht
weil mich Gott begehret/ vndt trawret ja nicht wie die Heyden. Wie
trawren die Heyden/ du selige seele?

Animula vagula, blandula, Hospes comesque corporis, Quae nunc abibis in loca, Pallidula, rigida, nudula, Nec, ut soles, dabis jocos?aq
Mein seelichinn/ mein flattergeist/
Deß leibes gast vndt spießgeselle/
Der bleich/ verstarrt vndt bloß verreist/
Du weißest nicht in welche stelle
Du ärmste von mir scheiden mußt/
Wirst nicht mehr schertzen wie du thust;

spricht Käyser Hadrian als er sterben soll in seinen nicht bösen
versen sehr böse. Ein anderer sagt:

Πάντες τῷ ϑανάτῳ τηρούμεϑα ϰαὶ τρεφόμεσϑα Ὡς ἀγέλη χοίρων σφαξομένων ἄλογος.ar
Wir menschen müßen vns/ O todt/ zue deinem besten
Wie eine herde säw’ ohn trost vndt sinnen mesten.

Quintilian/ als er der seinigen absterben beklaget/ fengt vnter an-
dern an: Welcher redlicher Vater wil es mir verzeihen/ wann ich
jetzundt noch studiren kan? vndt wil diese meines gemütes härtig-
keit nicht haßen/ wann ich meine rede zue was anders gebrauche/
als das ich/ der ich von allen den meinigen allein vbrig bin/ die
Götter verklage? das ich spreche/ es sey keine versehung die sich
vmb den Erdtboden bekümmere? Wo nicht meinenthalben/ dem
as

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doch nichts kan vorgeworffen werden als das ich noch lebe/ jeden-
noch wegen der jenigen/
[C2a] die der bittere todt zur vnschuldt
verdammet hatat; Vndt wie etwan die jämmerlichen worte ferner
sindt.

Ich kan der armen leute Grabschrifften/ darinnen sie den todt
einen ewigen schlaff/ das grab ein ewiges hauß nennen/ bißweilen
ohn lachen/ mehrmals aber ohn mitleiden nicht lesen. Ist diß ein
ewiger schlaff/ auß dem wir zum ewigen leben erwachen? Kan diß
ein ewiges hauß sein/ aus welchem wir in die himmlische wohnung
versetzt sollen werden? Wie viel beßer/ du Gottsfürchtige Chri-
stinn/ kanst du die deinigen auffrichten/ mitt dem troste der ewig-
keit die für der zeit gewesen ist/ vndt nach der zeit sein wirdt?

Meine Eltern/ liebster Mann/ wündtschet jhr mich lieber allzeit
kranck/ als einmal genesen zue sehen? Ist das sterben mir etwas
guetes; warumb wollt jhr mir es nicht vergönnen? Ist es euch etwas
böses/ so bedencket/ das es gueten leuten gemeiniglich vbel/ vndt
bösen leuten wol gehet. Ihr habt meinen todt auß vielen vmbsten-
den bißher wol ersehen/ vndt leichtlich verspüren können/ das ich
nur geraden weges auff das jenige zue eile/ wohin jhr sämptlich
kommen müßet. Habt jhr es aber nicht gemeinet/ so habt jhr nicht
nachgedacht/ welch ein zerbrechliches guet das leben sey. Es be-
treuget einen jeglichen sein glaube/ vndt die willige vergeßenheit
der sterbligkeit in dem jenigen das jhm lieb ist. Die Natur hatt
keinem verheißen/ das sie jhm zue gefallen einen andern wolle
lenger leben laßenau. Da jhr mich erzeugt habt vndt gebohren/
wußtet jhr das ich sterben würdeav. Da jhr mich geheyrhatet habt/
aw ax ay

[Seite 110]


namet jhr mich mit solcher bedingung/ es solte vns nichts scheiden
als eben dieses was jhr jetzt für augen seht. Was ists newes das ein
mensch stirbet/ deßen gantzes leben eine reise zum sterben istaz?
Verlaße ich auch die Kinder/ so ist es je natürlich/ das eltern wie
sie den kindern an jharen/ also auch an sterben fürgehen. Ich
scheyde erstlich/ weil ich erstlich herein bin kommen. Der Herr
des Lebens ergreifft
[C2b] einen heute/ den andern morgen: Er
gehet bey keinem nicht fürüber. Dieser wolle euch trösten: mit
mir hat es weiter keinen kummer.

In warheit/ Herr Müller/ keinen kummer/ beydes den leib vndt
die seele betreffendt. Jenem habt jhr bey jhrem leben zue rhaten
kein mittel hinterlaßen/ habt verständige ärtzte gefodert/ die der
kranckheit zum öfftersten/ dem tode niemals begegnen können.
Nunmehr nach jhrem abschiede ist von euch alles das jenige ge-
schehen/ was der getrewen liebe gegen jhr vndt ewrem zuestande
gemeß ist. Mitt jhrer seelen hatt es so gar keine noth/ das sie auch
jetzt erst durch den todt in jhre freyheit gesetzt ist worden.

Ist sie in der blüte jhres alters von ewrer seiten gerißen/ so wis-
set das niemand zue zeitlich in den Himmel kömpt. Es ist hewer so
gutt selig werden als vber hundert jhare. 〈Spricht doch ein Heide:
ὅν φιλεῖ ϑεὸς ἀποϑνήσϰει νέοςba. Wen Gott lieb hatt/ der stirbt
jung.
CF〉 Muß sie ewerer/ der kinder/ jhrer freunde vndt der
jrrdischen dinge entberen/ so ist sie dahin gereichet/ wo man kei-
nes ehegattens/ keiner kinder/ keiner bekandten bedürffen wirdt;
wo keine sorge noch begiehr etwas zue genißen raum hatt. Es be-
stehet doch das menschliche wesen in lauter müh vndt jammer; ja
das jenige auch/ wormit wir vns glückselig zue sein glauben vndt
ausgeben/ kan den namen der eitelkeit vndt des elendes nicht ent-
fliehen. Dann was ist so hoch/ so schön/ so süße/ wann es schon was
newes vndt sonderliches ist/ das durch seinen steten gebrauch
vndt gewohnheit nicht bey vns geringe wirdt/ vndt einen eckel hin-
ter sich nachzeucht?

Sie ist vber sechs vndt zwantzig jhar kommen: Auch die helffte
darvon ist schon ein großes theil des alters.
Στιγμὴ χρόνου πᾶς ὁ bb bc bd

[Seite 111]

βίος ἐστὶbe. Ein jeglicher mensch ist nur ein augenblick der zeit/
vnd wo wir das menschliche alter gegen der ewigkeit halten/ so
befinden wir wie dieses was wir dermaßen wündtschen weniger als
nichts sey; angesehen sonderlich/ das auch dieselbige geringe zeit

[C2b] von vns zue rechtem gebrauche am wenigsten wirdt ange
legt. Ein großes theil vnsers lebens vertirbet mitt nichts thun/ ein
großes theil mitt böses thun/ vndt das größeste mitt was anders
thunbf.

– – praeter propter vitam viviturbg,

Wir leben neben dem leben; sagt Ennius. Vndt Manilius:

Victuros agimus semper, nec vivimus unquambh. – – Wir wollen allzeit leben/
Vndt leben kein mal nicht. – –

Martialis ingleichen/ im 6. buche.

At nostri bene computentur anni, Et quantum tetricae tulere febres Aut languor gravis aut mali dolores, Infantes sumus et senes videmurbi.
Vndt wann wir in der zahl der zeitverrechnung kommen
Auff das was feber/ schmertz vndt weh hatt hingenommen/
Entscheiden glück vndt fall/ die wolfarth von der pein/
So sindt wir kinder noch/ wie alt wir mögen sein.

Laß vns auch ein hohes alter erreichen/ werden wir nicht eben
hernach derselbige staub sein der wir jetzt sein köndten? Haben
wir nicht von den wenigen tagen so vbrig sindt nur dieses zum
besten/ das wir theils viel böses sehen/ theils leiden/ theils auch wol
selber thun; endtlich aber dennoch vnvermeidentlich der natur
jhren tribut ablegenbj/ anderen folgen/ anderen fürgehen/ vndt
bk

[Seite 112]


das ampt der threnen/ welches wir wegen anderer verrichten/
vnserthalben andere verrichten laßen?

Es bestehet nur in einer vergleichung/ das man dieses ein kurt-
zes/ vndt jenes ein langes leben heißt. Dann die thierlein beym
fluße Hypanis im Europischen Scythia/ von denen Aristoteles mel-
detbl/ welche des morgendts jung werden/ vndt mit der Sonnen
vntergange auch vntergehen/ wann sie zu mittage sterben/ so kan

[C3b] man sagen/ sie weren kurtzen lebens gewesen; sindt sie biß
auff den abendt verblieben/ sie hetten ein hohes alter erreicht;
welches sich doch kaum vber zwölff stunden erstreckt. Wann eine
fliege zwey sommer erlebt/ so ist es sehr viel: Wie hoch ist aber jhr
alter zue rechnen gegen dem menschlichen? Eines hundes weite-
ste lebens zeit sindt zwölff jharebm: ein mensch hatt schon lenger
gelebt wann er gleich noch in der jugendt stirbt. Dennoch müssen
wir sein alter nicht nach der anzahl der jhare/ sondern nach dem
gemüte/ der tugendt vndt allem was zum recht leben von nöthen ist
schätzenbn. In einem kleinen leibe kan doch ein vollkommener
mensch sein: so auch in einem kurtzen begrieffe der zeit kan ein
vollkommenes leben sein.

Sein alter hatt keiner in den händen. Es stehet nicht bey mir/ ob
ich lange leben werde; es stehet aber bey mir/ ob ich wol werde
lebenbo. Dieselbigen leben am kürtzesten/ die das vergangene ver-
geßen/ das gegenwärtige vbersehen/ vndt auff das künfftige nicht
gedencken. Ein Christ weiß das er von der arbeit zur rhue/ vom
kummer zur lust/ von der furchte zur sicherheit kömpt. Welcher
Kauffmann begehrt länger auff der see zu schweben/ wann er nach
wolverrichteten sachen in den hafen einlauffen kan? Des leibes
leben ist der seelen todt/ vndt des leibes todt ist der seelen frey-
heit.

bp
[Seite 113]

Das alter bringt kranckheiten mitt sich/ vndt ist an sich selbst
eine kranckheitbq. Die klare haut des frawenzimmers wirdt runtz-
licht/ der zarte halß gekrümmet/ die hellen augen trieffendt/ das
haar weiß/ die zähne schwartz/ vndt was vns zuevor dermaßen ge-
fallen hatt/ das pflegt auch nur nicht ein kennezeichen seiner ge-
wesenen ziehr hinter sich zue verlaßen. Wir männer verliehren
vnsere kräfften/ vergeßen nicht allein des reitens/ sondern auch
des gehens/ nehmen für den degen einen stab in die handt/ schlei-
chen gebücket als müßten wir sehen wo wir hin sollen/ wincken
mitt dem kopffe dem grabe/ werden kahl vndt zeigen die hirn-
schale/ so dem tode am ähnlichsten ist. Jener sagt:

br Ut mortem citius venire credas, Scito jam capitis perisse partembs.
Damit du glauben kanst wie baldt der todt wirdt kommen/
So ist dir schon ein theil des kopffes weggenommen.

Wir werden furchtsam/ vnd müßen doch ohn diß baldt sterben;
sammlen viel Geldt vndt zehrung/ da wir noch den kürtzesten weg
zu reisen habenbt. Die sinnen dienen nicht mehr dem leibe/ die
vernunfft den sinnen: wir bringen die nacht ohn schlaff/ die mahl-
zeit ohn eßen hin/ machen vns andern vnd vns selbst verdrießlich.
In summa das leben ist wie der wein: wann er auff die neige kömpt/
so wirdt er sawer.

Derhalben gönnet ewrer Liebsten das sie damals gestorben sey/
als sie jhr das leben/ welches gemeiniglich den alten beschwerlich
ist/ noch hatt wündtschen können. Eines jungen menschen todt ist
allzeit weniger zue zeitlich/ als eines alten zue langsam. Wir kön-
nen nicht wißen/ ob es jhr guet gewesen daß sie lenger gelebet
hette. Bey jetziger beschaffenheit vndt zuestande scheinet nichts
gewiß zue sein/ als was fürüber ist. Hetten wir nicht mehr als das
zeitliche zue bedencken/ so würde keiner von vns das leben anneh-
men/ wann es nicht einem jeglichen ohn sein wißen gegeben
würde. Darumb sindt völcker gewesen/ die bey des menschen ge-
bu bv

[Seite 114]


burt geweinet/ bey seinem tode gelacht habenbw. Eine seele die
zeitlich auß dem leibe kömpt/ fleucht weit leichter zue himmel als
eine andere; weil sie noch nicht viel mitt den häfen vndt der last
des sündlichen wesens beschweret ist.

Seidt zue frieden mitt dem was ist; weil es doch sein muß wann
jhr schon nicht zue frieden seidt. Klaget jhr das sie gestorben ist/
so hettet jhr allzeit klagen sollen; dann jhr habt allzeit gewußt das
sie sterben würde. Gedenckt jhr das es viel sey was sie verlohren/
so gedenckt auch das es mehr sey was sie bekommen hatt. Sagt jhr

[C4b] sie habe die kinder verlaßen/ so trawret also damit sie nicht
auch von euch verlaßen werden. Das betrübniß kan vns zue den
todten/ die todten aber nicht zue vns bringen.

Zwar es ist menschlich das man sein vbel fühle; aber auch männ-
lich das man es ertragebx. Ein mann mag wol seufftzen: heulen
vndt schreyen soll auch ein weib nicht. In einem weichen holtze
wachsen die würmer am erstenby: der schmertz nistet am ehsten in
einem weichen hertzen. Ein mann steht vnbeweget: es ist allzeit
hell/ allzeit heimlichs wetter in seinem gemüte. Seine tugendt er-
scheinet auß der prüfung des vnglücks. Wo nicht geschlagen wirdt/
da kan auch nicht gesieget werden. Ein schiffmann wirdt im vnge-
witter/ ein soldat im treffen erkandtbz. Ein bawm der tieff gewurt-
zelt ist fragt wenig nach dem winde: ein wolgebawtes schiff wirdt
von den wellen getrieben/ nicht zerschlagen. Die sprew fleugt em-
por/ das korn bleibt liegen. Große gemüter laßen sich mehr sehen
in wiederwertigkeit/ als in glück vndt wolfarth. Ihnen ist mitt gue-
ten tagen nicht gedienet. Der gelehrte Hadrian/ als Florus/ jhm
seine stete reisen/ müh vndt arbeit für zue rücken/ sagte:

ca cb cc cd ce cf cg ch
[Seite 115]

Ego nolo Caesar esse, Ambulare per Britannos, Scythicas pati pruinas.
Ich mag nicht Käyser sein/ nicht rhue vndt wollust meiden/
Britannien durchziehn/ der Scythen frost erleiden.

gab gar recht zur antwort:

Ego nolo Florus esse, Ambulare per tabernas, Latitare per popinas, Culices pati rotundosci.
Ich mag nicht Florus sein/ durch küch vndt schenckhauß reisen/
Schmarotzen tag vndt nacht/ die runden fliegen speisen.

[D1a] Die tugendt liegt in keinem bette; sie wil herfür gesucht/
gefodert vndt auff die probe geleget werden. Vbel vndt vnglück ist
jhre beste gelegenheitcj. Sie klaget nicht himmel/ erde/ lufft vndt
dergleichen an/ wie die Poeten thun/ die eines theils lieber zue
anderer als zur zeit der anfechtung zue lesen sindt: wie dann Pe-
trarcha sonderlich hierinnen meister ist. Es thut mir bange das ich
noch der sprache nicht besser kündig bin. An ein Sonnet wil ich
mich gleichwol machen:

Valle, che de’ lamentick, etc.
Ihr thäler die jhr voll von meinem schweren klagen/
Ihr flüße die jhr groß von vielen threnen seidt;
Du wildt der wälder ziehr; jhr vögel lust der zeit;
Ihr fische denen strandt vndt bäche wolbehagen;
Du lufft die meine lufft vndt seufftzer pflegt zue tragen;
Du vormals süße bahn/ nun weg der bitterkeit;
Ihr hügel die ich hieß mein leben/ jetzt mein leidt;
Ihr örter wo ich frey kan meinen kummer sagen;
Den alten standt vndt art erkenn’ ich an euch wol/
Nicht aber auch an mir: Vor war ich frewden voll/
cl cm cn co
[Seite 116]

Jetzt herbrigt angst bey mir/ ich muß mich selber haßen.
Nun hier besinn’ ich mich/ vndt bin auff sie bedacht
Die blos vndt nackendt sich nach himmel hatt gemacht/
Vndt jhren schönen raub den leib hier hinterlaßen.

Warumb klagen wir das jenige an/ das vns nichts gethan hat?
Warumb ruffen wir denen sachen zue/ die vns nicht helffen kön-
nen? Laßet vns bedencken/ das es bey dem frölichen anblicke der
wolfahrt leichte sey mutig zue sein/ vndt die bestendigkeit auß dem
kreutze muß erkandt werden. Was weiß ich wie einer armut ver-
tragen kan/ wann er geldes vndt guetes genung hatt? Wannher kan
ich wißen wie er sich zue der seinigen absterben schicken werde/
wann er alle siehet die er gerne siehetcp?

Machet euch ewer vbel nicht größer/ vndt laßet euch mitt kla-
[D1b]gen vnbeschweret. Meinet nicht es sey euch vnrecht gesche-
hen/ das jhr eine solche ehegattinn verlohren; sondern haltet es
für eine wolthat/ das jhr jhrer liebe so lange genoßen habt. Der
jenige thut vnrecht/ der es jhm nicht für einen gewinn helt was er
bekommen hatt; sondern für einen schaden was er wiedergegeben
hatt. Gott hatte sie euch geliehen/ nicht geschencket: nunmehr
abgefodert weil es jhm also beliebet: vndt nicht ewrer sättigkeit/
sondern seinem willen gefolget. Ist es euch eine lust gewesen das
jhr sie gehabt; so ist es menschlich/ das jhr sie nicht mehr habtcq.
Wie woltet jhr ewren todt annemen/ wann jhr eines andern so
hoch empfindet? Laßt Gott machen/ der nichts böses macht.

cr cs ct cu cv
[Seite 117]

Wollt jhr aber nicht glauben/ das es euch zum besten geschehen;
so glaubet auch nicht/ das manchem zum besten ein schenckel/ ein
arm vndt dergleichen abgelöset werde/ was ohn vntergang des
gantzen leibes daran nicht bleiben köndte. Er siehet der höchste
artzt wo er vns in die haut schneiden/ wo er eisen vndt fewer brau-
chen soll. Er hatt ein väterliches hertze gegen vns/ vndt weiß wie
viel wir ertragen können. Der heilige Egidius/ als er gefragt wardt;
was wir in trübsall vndt angst zue thun hetten? sagte: Ob der HERR gleich steine vndt klüfften vom himmel regnete/ so würden
sie vns nicht schaden/ wann wir also weren wie er vns haben wilcw.
Ihm stellet alles heim; jhm vertrawet. Die hoffnung auff Gott ist
eine starcke schantze/ durch welche keine anfechtung dringet.
Dann wer die begiehr weltlicher sachen ablegt/ vndt an das jenige
denckt was nicht sterblich ist/ der liegt so feste zue ancker/ das jhn
kein sturm vndt vngewitter zum minsten beweget.

Hierbey thut auch die zeit nicht wenig/ die allem kummer/ er sey
so starck als er wolle/ dennoch endtlich obsieget. Was heute nicht
ist/ das kan morgen sein: also wirdt das leben fortgetriebencx.

cy Multa dies variusque labor mutabilis aevi Rettulit in melius; multos alterna revisens Lusit et in solido rursus fortuna locavit.
Die strenge müh der zeit/ vndt der geschwinde tag
Hatt viel ding guet gemacht was vor darnieder lag:
Das spiel des glückes hatt mitt vielen sich ergetzt/
Vndt wiederumb jhr thun auff starcken grundt gesetzt;

sagt Virgiliuscz. Die hoffnung ist eine muter der gedult/ vndt die
gedult vberwindet alles.

Zue euch kan sie ferner nicht kommen; jhr aber könnet vndt
sollet zue jhr kommen. Sie hat das böse kleidt des leibes abgelegt:
Dann was ist diese haut/ diß gerippe/ dieses fleisch anders als eine
hülle/ ein verdrüßlicher rock/ den man wegwirfft wenn er nicht

[Seite 118]


mehr halten wilda? Die seele/ jhr bestes theil/ sie selbst/ lebet bey
den lebendigen.

Vnter so vielen meinungen der Heiden von der seelen/ haben
die vernünfftigsten selbst (sonderlich jhre älteste lehrer die Poe-
ten) sie für vnsterblich gehalten. Dann/ solte sie sterblich sein/
warumb dürfften wir dem leibe abbrechen/ seine wollust ver-
schneyden/ seine begiehr zähmen/ vndt vns wehe thun/ damit wir
der tugendt genung thun mögen/ welche entweder in diesem/ oder
in dem andern leben/ wie die Platonischen vndt Pythagorischen
recht vermeinen/ jhre belohnung sucht? Was hülffe vns die reli-
gion vndt Gottesfurcht/ welche vns mit Gott vereiniget/ vndt die
seele dahin schickt von wannen sie entsproßen ist? Wannenher
fühlten wir bey vns ein solches verlangen der vnsterbligkeit/ die in
diesem leben nicht zue hoffen ist? Warumb begräben wir die tod-
ten mitt solcher vorsorge/ als ob sie zuegegen weren?

Es ist je nichts geschwinders als die seele: sie durchlaufft in ei-
nem augenblicke die weite lufft/ wandert durch alle vier theil der
Welt/ beschawet die gestalten vndt art der dinge die sindt vndt ge-

[D2b] wesen sindt; vndt je mehr sie des leibes vergißt/ je schneller/
je besser verbringt sie was jhr obliegt/ in betrachtung das sie desto
reiner vndt mehr für sich selbst ist. Muß sie derowegen noch rei-
ner vndt mehr für sich selbst sein/ wann der leib weiter mitt jhr
nichts zue schaffen hatt. Weil sie nun also für sich selbst vndt ein-
fach ist/ so kan sie nicht getheilet/ vndt folgendts auch nicht auff-
gelöset vndt zum vntergange gebracht werden.

Sie allein beschawet GOtt dessen bildtniß sie ist: sie allein kömpt
seinem erkäntniß allhier auff erden am nechsten. Vndt angesehen
das jhre eigenschafft mit dem leibe nichts zue thun hatt/ so hatt sie
auch nichts zue thun mitt seinem vntergange. Sie reget sich von
jhr selber/ ist jhrer bewegung eigener vrsprung/ vndt macht also
das solche bewegung vnendtlich bleibetdb. Auß jhr rühret das le-
dc dd de

[Seite 119]


ben her/ darumb kan sie nicht sterben. Sie beherrscht die begier-
den vndt alle dinge so den leib angehen: darumb ist sie was anders
als der leib/ vndt seiner verwesenheit nicht vnterworffen.

Andere leibliche sachen werden von jhr/ sie aber von Gott er-
halten/ der das leben ist/ vndt es jhr hatt mittgetheilet. Darumb
weil sie das was in dem leibe sterblich ist zuesammen helt/ was
darnieder liegt auffhebet/ was welck ist erfrischet/ so ists nicht
glaublich wann sie vom leibe geschieden ist/ das sie jhre krafft
durch welche sie den leib geheget hatt verlieren könne. Sie wird
weder zue waßer/ noch zue fewer/ lufft oder erden/ in welche alles
was vergänglich ist kommen muß. Sie ist von dem/ deßen wort/
vngeachtet alles andern beweises/ gar genung ist: Fürchtet euch
nicht für denen die den leib tödten/ dann die seele können sie nicht
tödtendf. Sie ist vom Himmel/ vndt steiget zue himmel.

Daselbst war Ewre Liebste/ als sie noch allhier war. Ihre frömig-
keit hub sie dahin/ wohin sie GOTT anjetzt erhaben hatt. Derhal-
ben sollet jhr jhren todt nicht beweinen/ sondern ewre zue-

[D3a] sammenkunfft frölich hoffen. Es ist jhre sterbligkeit geen-
det/ nicht jhr leben. Sie ist zue großem vndt ewigen frieden kom-
men. Sie erfehrt nicht das gegenwertige/ vndt fürchtet nicht das
künfftige: ist befreyet der last welche die flügel jhrer seele darnie-
der druckte. Was jhr jhren todt heißet/ das ist jhr sicherer hafen/
jhre rhue/ eine verreisung zum gueten/ eine entlaßung vom bösen/
ein weg von der erden zum Himmel/ von den menschen zue den
engeln denen sie allhier mitt dem leben nachgeartet/ vndt zue dem
Herren der engel/ der die ewige wahrheit/ die wahre liebe/ vndt
die geliebte ewigkeit ist. Sie siehet des Vaters gewalt/ des Sohnes
weißheit/ des heiligen Geistes güte. Sie siehet Gott in sich selbst/
jhn in jhr/ vndt sich in jhm. Sie ist wo Salomons verstandt eine
thorheit/ Absolons schönheit ein grewel/ Samsons stärcke eine
schwachheit/ Mathusalems alter eine sterbligkeit ist. Vber jhr hatt
sie Gott/ vnter jhr den sitz des himmels/ in jhr die verklerung/
außer jhr die gesellschafft der engel vndt außerwehlten. Sie wünd-
schet nicht was wir haben/ vndt hatt alles was wir wündtschen.

dg
[Seite 120]

Sie führet ein leben das ohn arbeit/ ohn schmertzen vndt ohn
ende ist. Ihre frewde können wir nicht begreiffen/ können leichtli-
cher sagen was sie nicht hatt/ als was sie hatt. Sie weiß von keinem
tode/ von keinem trawren/ keiner müdigkeit/ schwachheit/ hun-
ger/ durste/ hitze/ verwesung/ dürfftigkeit vndt dergleichen. Das
vbrige hatt kein rechenmeister gezehlet/ kein landtmeßer abge-
stochen/ kein gelehrter außgelegt/ kein auge gesehen/ kein ohr
gehöret/ vndt ist in keines menschen hertze nicht kommen. Diese
seligkeit/ dieses vnbegreifliche guet/ hatt sie jhrem Heylande/ dem
Erlöser der sterblichen/ zue dancken. Ihm gehöret es zue/ das sie
bey den außerwehlten im himmel ist.

Damit sie aber auch allhier nach dem tode bey vns verbleybe/
laßt jhr/ Herr Müller/ an euch nichts erwinden/ vndt/ weil jhr je

[D3b] mehr zue thun nicht vermöget/ so haltet jhr darfür/ es
könne jhr gedächtniß beßer als durch die handt gelehrter leute/
derer euch dann ein gantzer hauffe hierinnen willfahren/ nicht
bekleiben.

Ich/ der schlechteste sonst von jhnen/ habe doch allhier nicht
der letzte sein wollen; vndt wie ich dieses/ nebenst dem nechtsfol-
genden trostgesange/ welchen an vnterschiedenen orten zwey für-
neme Poeten auff eben eine zeit in Latein vmb zue setzen gewürdi-
getdh/ der seligverschiedenen Matron zue ehren geschrieben/ also
wündtsche ich mir/ wann dermal eines auch mein tag/ welchen ich
allzeit frölich zue empfangen willig bin/ wirdt fürhanden sein/ das
ich wol sterben/ vndt von gueten leuten möge gelobt werden. Oder
woferren meine wenigkeit vndt geringschätziges wesen solchen
ruhmes würdig zue sein nicht befunden wirdt/ so laße ich mir doch
an mir selbsten lieb sein/ das ich von todten leuten gerne alles
guetes rede vndt schreibe/ vndt jhnen nach vermögen erzeige/ was
ich wolte das mir nach meinem tode von andern möchte erzeiget
werden.

di dj dk dl dm dn
[Seite 121]

ACh! was ist diß? mein hertz’ ist wundt/
Das schrecken schleußt mir zung’ vndt mundt/
Der sinnen krafft fellt gantz darnieder/
Mir zittern alle meine glieder.
Mein’ augen werden eine bach/
Die wangen schwimmen nach vndt nach:
Diß quell das stets zue fließen pfleget
Wirdt durch ein bloßes wort erreget.
Ein schrecklichs wort/ von deßen macht
Vndt drewen furcht vndt angst erwacht;
Das kein tag/ keine nacht wirdt schließen/
Kein stern wirdt zueverdecken wißen.
Ein wort von eisen vndt von stein/
Vndt was noch sonst mag härter sein/
Ist in mein kranckes hertze kommen/
Hatt marck vndt bein mir eingenommen.
Diß donnerwort heißt Ewigkeit/
Für dem jhr himmel schwach noch seidt/
Ob schon jhr ewres wetters flammen/
Schloß/ plitz vndt hagel rafft zuesammen.
Es ist vndt heißet Ewigkeit/
Das gar kein ziehl hatt weit vndt breit/
Das die gemüter heißet stehen
Nach sachen welche nicht vergehen.
dp dq dr
[Seite 122]

dsDiß wort hatt Keyser new gemacht/
Vndt in geringe kappen bracht;
Hatt viel gelehret einsam leben/
In wüste hölen sich begeben;
Hatt tausendt Lauren eingehüllt/
Vndt tausendt Mandren lust gestillt;
Gekleidet sehr viel frome seelen/
Mitt rawen haaren von Kamelen.
Die Ewigkeit nimpt gantz mich ein/
Macht das ich nicht kan ruhig sein;
Die Ewigkeit bringt meinem hertzen
Ein stetes sorgen/ furcht vndt schmertzen.
O ferres end’ vnendtlich weit!
O große zeit ohn alle zeit!
O jhare/ jhare nicht zue nennen!
O anzahl die kein mensch kan kennen!
Steig ab/ steig in die hölle hin/
Nicht zum verbrennen/ O mein sinn!
Bedencke nur die glutt vndt leyden/
Daßelbe beßer zuevermeiden.
Ich nem’ Ixions radt auff mich/
Ich trage/ du berg Etna/ dich/
Ein geyer mag sich an mir stillen/
Den bauch mitt meiner leber füllen.
Ich wil der spinnen schädlichs safft/
Der bleichen nattern böse krafft/
Die gelben molch’ vndt scorpionen
Zue eßen meiner nicht verschonen.
Gieb gifft her so das leben nimpt/
Gieb pech das erst vom fewer kömpt/
dtLaß in den halß metall mir lauffen/
Vndt laß mich goldt wie Craßus sauffen.
du dv dw dx
[Seite 123]

Ich schewe nicht das Drachenblut/
Wil schlingen kohlen von der glut/
Wil keiner pest nicht wiederstreben/
Noch dem was Styx vndt Lethe geben.
Den rost am fewer flieh’ ich nicht/
Vndt das ein spieß mich gantz durchsticht/
Es mag mein grab ein holtzstoß werden/
Zerstücke meinen leib mitt pferden.
Ein roß das glüet/ des schwefels pein/
Der sack mag meine marter sein/
Ich wil durst/ hunger vndt die plagen
Der meßer vndt die hacken tragen.
Vndt dieses tausendt jhar ohn rhue/
Vndt tausendt jhare noch darzue/
Im fall ich hoffen kan vndt wißen
Die zeit werd’ endtlich noch verfließen.
Die marter sey auch wie sie wil/
So hofft man hatt sie nur ein ziehl:
Die Ewigkeit ists die mich plaget/
Die tag vndt nacht mein hertze naget.
Sie sie macht erst die hellenpein/
Sie heißt das creutz ein creutze sein/
Sie rufft die straffen gantz zuesammen
Vndt duppelt jhre grimme flammen.
Ach! Ach! was ist die Ewigkeit?
Wie groß ist sie/ wie weit vndt breit?
Nicht vieler tag’ vndt monden hauffen/
Die als ein waßer sich verlauffen.
dyJa tausendt tausendt jhare nicht/
Nicht zeit die doch der Sonnen liecht/
Der erden fackel/ also wendet
Das sie da anfängt wo sie endet.
dz ea eb ec ed
[Seite 124]

So geht man durch die kurtze zeit
Hin zue der steten ewigkeit;
Zwar Phebus steiget auff vnd nieder;
Hier geht man hin/ vndt kömpt nicht wieder.
Der anfang ist ein end’ allhier/
Das end’ ein anfang für vndt für.
O ärger als der todt ein leben!
O todt der keinen todt kan geben!
Geh’/ hurer/ in die hölle hin/
Du wirst da nicht zurücke ziehn;
Die jhr nur sauffen köndt vndt freßen/
Ihr sollt der wiederkunfft vergeßen.
Hinunter ist ein grader weg/
Herauffwerts sieht man keinen steg;
Der den man ein mal hin wirdt treiben/
Wirdt allzeit wol darunten bleiben.
Wer in des himmels zahl wirdt stehn/
Soll fort für fort in frewden gehn;
Wer in der hellen schlundt wirdt rennen
Soll stets mitt angst vndt zittern brennen.
Der fromen seelen fröligkeit
Wirdt haben weder ziehl noch zeit;
Der bösen jhren heißen zehren
Vndt seufftzen wirdt kein ding nicht wehren.
Der vngeleschte höllenbrandt
Soll stündlich nemen vberhandt:
eeSie sollen jhre große plagen
Mitt jhren henckern ewig tragen.
Laß frölich sein ein himmelskindt/
Laß leben die so selig sindt:
Die aber so hinab gedeyen
Laß ewig in den flammen schreyen.
Gedenckt den himmel auff zue gehn/
Er wirdt nicht allzeit offen stehn:
ef eg eh ei
[Seite 125]

Es ist zue spat erst büßen wollen
Im fall wir schon verrecken sollen.
Herauß jhr hunde/ freßt vndt bellt
Mitt Cerberus der euch gefellt.
Zur keuschheit schloße sollen kommen
Die lämmer so Gott angenommen.
Herauß du geyer/ es soll dir
Prometheus speise legen für;
Den tauben wirdt diß mahl geschencket/
Der weißen schar die an Gott dencket.
In dem ein steter himmelsgast
Nun ewig ißt mit rhu vndt rast;
Was hatt ein hundt der Gott vergeßen
In seiner großen qual zue eßen?
Das bitten wirdt sein in der noth
Ein tropffen nur/ ein bißen brodt:
Doch wirdt der himmel jhrem klagen
So ein geringes auch versagen.
Nur threnen wirdt die Ewigkeit
Zue trincken geben jederzeit/
Wirdt jhnen sonsten nichts bescheren
Als waßer jhrer heißen zehren.
Die strenge flut der angst vndt pein
Wirdt einig jhr geträncke sein/
ejWirdt durch das fewer nicht verterben
In dem sie brennen vndt nicht sterben.
Zum waßer das jhr antlitz netzt
Wirdt ein krug galle noch gesetzt/
Der niemals wirdt ein loch gewinnen
Vndt außgetruncken werden können.
Die galle wirdt in ordnung gehn/
Der strenge Wirth für jhnen stehn/
Vndt sie zue trincken allzeit plagen.
Wie beßer wer’ es durst ertragen!
Alleine dieses faßnacht spiel
Ist lenger als man wündtschen wil.
ek el
[Seite 126]

Du kanst nun einmal nicht entkommen:
Warumb hast du es angenommen?
Der dem du einmal zuegesagt
Leßt keinen wann es jhm behagt.
Es ist nicht wie man hier gedencket
Wann nicht genung wirdt eingeschencket.
Es bleibt allzeit der erste gang/
Die erste speis’ vndt erste tranck:
Wann du schon satt wirst wollen gehen/
So wirdt die erste tracht noch stehen.
Der höllenschlundt der vbrig hatt
Ist kostfrey vndt macht mehr als saat:
Weh dem der also saat muß leben/
Weh dem auch der jhm saat muß geben.
Schrey immer Cras, O rabe/ schrey/
Vndt sing dein’ alte melodey:
Der Ewigkeit jhr ziehl zue sehen
Kan warlich morgen nicht geschehen.

em

Fußnotenapparat

a am Rand: [B2a]
b .1 C II 423 F II 167
c (Augen)fluß = delacrymatio
(Stieler)
d zustreichen = zureiben, ver-
kleistern
e Anstand machen mit = auf-
schieben
f auswinden = entwinden, aus
der Hand drehen
g vndt] sondern CF
h Sen. Ep. 107,11; siehe auch Bd. II, S. 776; ferner die Diss. von Peter
Meinel, Seneca über seine Verbannung: ... Mit einem Exkurs: »Ducunt vo-
lentem fata«
..., Bonn, Habelt 1972.
i nichts ... vnbestendigkeit.] Diese Stelle, wofür Pl. Krat. 402A, nach
Diog. Laert. 9,8 angeführt werden könnte, bezeugt, daß Opitz mit der anti-
ken Trosttopik vertraut war.
j Ged. 5 führest Dkf F
k jhren CF
l gesegnen: (mit Segenszeichen,
~ spruch sich) verabschieden
m schmecken = riechen
n Anth. Lat. I 232: ›Senecae De qualitate temporis‹.
o Der erste ... Tode.] Sen. Rem. fort., ed. F. Haase, II 6: »Vitae limen
initium mortis est«. (Stemplinger)
p Ged. 4 ebens CF
q jämmerlich = Jammer verur-
sachend
r worden] Fehlt CF
s wollen] Fehlt CF
t Die thiere ... anfängt.] Plin. Hist. nat. 7,2: »Ceteris varie tegimenta
tribuit, testas, cortices, spinas, coria, villos, saetas, pilos, plumam, pinnas,
squamas, vellera; truncos etiam arboresque cortice ... tutata est: hominem
... natali die abicit ad vagitus statim et ploratum ... ad lacrimas, et has
protinus vitae principio«.
u Lachen ... keinen sehen.] ibid.: »risus praecox ille et celerrimus ...
ante XL diem nulli datur«.
v Pind. Pyth. VIII 95: σϰιãς ὄναρ (ἄνϑροπος)
w wann] wo CF zeitlich = früh
x gerne CF
y Notdurft = die zum Leben not-
wendigen Dinge
z zweites den fehlt: Dkf CF
aa Mühle = Tretmühle
ab Füllung = Sättigung (mit An-
klang an Völlerei)
ac v. 870–73
ad Die Zahl nach der Suda
ae Dieses faule ... haußdieb/] ›Poim.‹; Corp. Herm., Tract. VII 2b
af Dies Sonett findet sich in der Gruppe ›Les derniers vers‹; L XVIII 176,
S VIII 104. zur Übersetzung siehe Gül 19, Gel 239 und das ›Nachwort‹ zu
Trunz’ Reprint von Opitz’ Weltl. Poem. Teil 2, S. 78*.
ag Steife = obstinatio Mutw. =
Bosheit
ah tode an sich selbst am besten zu
CF
ai Ged. 2 ausgewacht = durch Schlaf-
losigkeit erschöpft
aj Dies Apophthegma, Stob. 51,28 [z. T. ohne Quellenangabe zitiert bei
Sen. Ep. 58,35]. G. von Leontinoi starb 380 v. Chr. im Alter von über
100 Jahren.
ak Sie hatte ... sterben gelernet] Sen. Dial. X 7,3: »Tota vita discendum
est mori«.
al war ... tage gestorben.] Sen. Ep. 24, 20: »Cotidie morimur«.
am Jeremias Drexel, Nicetas; siehe Nr. 91.3.
an unerzogen = non adultus, un-
erwachsen
ao vndt ... wollen/] Fehlt CF, weil
das Ged. nun woanders er-
scheint.
ap sich] Aus Dkf sie nach CF ver-
bessert
aq Hist. Aug. ›Hadr.‹ 25,9; schon in der Widmungs-Vorrede zu Acht Bü-
cher Deutscher Poematum
(Bl. a4a; Nr. 72, Bd. 2, S. 536,11) erwähnt.
ar 17 AP. (Palladas) X 85; zu O. s Lesung ἄλογος statt ἀλόγως siehe Ru-
bensohn S. 111.
as Versehung = Vorsehung, pro-
videntia
at Welcher ... verdammt hat;] Quint. Inst. 6 Pr. 4: »Quis enim mihi bo-
nus parens ignoscat, si studere amplius possum, ac non oderit hanc animi
mei firmitatem, si quis in me alius usus vocis, quam ut incusem deos super-
stes omnium meorum, nullam in terras despicere providentiam tester? si
non meo casu, cui tarnen nihil objici, nisi quod vivam, potest; at illorum
certe, quos utique immeritos mors acerba damnavit: ...«
au Es betreuget ... leben lassen.] Sen. Dial. XI 11, 1: »Sua quemque
credulitas decipit et in eis, quae diligit, voluntaria mortalitatis oblivio: na-
tura nulli se necessitatis suae gratiam facturam esse testata est«.
av Da jhr ... sterben würde.] Sen. Dial. XI 11, 2: »Ego cum genui, tum
moriturum scivi«.
aw schlaff/] Virgel nach CF einge-
fügt
bißweilen ... aber]
Fehlt CF
ax nicht] kaum CF
ay meinen = erkennen, wahrneh-
men
az deßen gantzes ... sterben ist.] Sen. Dial. XI 11, 2: »Tota vita nihil
aliud quam ad mortem iter«.
ba Men. Fr. 111 (Koerte)
bb hinterlassen = unterlassen
bc zeitlich = früh
bd gereicht = gelangt
be Plu. Mor. II 13B
bf Ein großes ... anders thun.] Sen. Ep. I 1, 1: »Maxima pars vitae
elabitur male agentibus, magna nihil agentibus, tota vita aliud agentibus«.
bg Enn. Scen. 241: »Iphigenia«
bh Man. 4, 5
bi Mart. 6, 70, 7ff., doch ist Z. 10 (a vita meliore separentur) ausgelassen.
bj vnvermeidentlich ... ablegen/] Sen. Rem. 2, 8: »Morieris: immo carnis
tributum naturae debitum persolves«. (Stemplinger)
bk unvermeiden(t)lich:
frühnhdt. Form für unver-
meidlich vnvermeindentlich
Dkf CF
bl Arist. Hist. an. V 19 (552b)
bm Eines hundes ... jhare:] Plin. Hist. nat. 10, 178: »vivunt Laconici
annis denis, feminae duodenis ...«
bn alter ... schätzen.] Sen. Dial. VI 24, 1: »incipe virtutibus illum, non
annis aestimare: satis diu vixit«.
bo Sein alter ... werde leben.] Sen. Ep. 22, 17: »Nemo quam bene vivat,
sed quam diu, curat, cum omnibus possit contingere, ut bene vivant, at diu,
nulli«.
bp Vergleichung = kritische Ne-
beneinanderstellung
bq Das alter ... kranckheit.] Terent. Phorm. 575: »Senectus ipsast mor-
bus«. Siehe auch A. Otto, Sprichwörter ... der Römer, S. 316.
br am Rand: [C4a]
bs Petron. Sat. c. 109, 10
bt sammlen ... haben.] Cic. Cat. mai. 66: »Potest enim quidquam esse
absurdius quam, quo minus viae restat, eo plus viatici quaerere?«
bu verlassen = (hinter)lassen
bv langsam = spät
bw Hdt. 5, 4, 2; vom thrakischen Stamm der Trauser
bx Zwar ... ertrage.] Sen. Dial. XI 71, 2: »Nam et non sentire mala sua
non est hominis et non ferre non est viri«.
by In einem ... ersten.] Petron. 57: »In molle carne vermes nascuntur«.
bz Ein schiffmann ... erkandt.] Sen. Dial. I 4, 5: »Gubernatorem in tem-
pestate, in acie militem intellegas«.
ca Häfe = Hefe, Bodensatz
cb zweites sie] Aus Dkf sich X
nach CF
cc Das] Aus Dkf Des X nach CF
cd heimlich = heiter
ce Pfrüfung Dkf F
cf vnglücks. Ein schiffmann ...
erkanndt. Wo nicht ... werden.
CF (Umstellung der 2 auf
vnglücks. folgenden Sätze)
cg zerschlagen.] zerschmettert CF
ch für-, vorrücken = vorwerfen,
tadeln
ci Hist. Aug. ›Hadr.‹ 16, 3
cj Die tugendt ... geleget werden.] Sen. Dial. I 4, 6: »Calamitas virtutis
occasio est«.
ck Petraca, Rime, Albertini Hrsg., Bd. II 55, Nr. 33; siehe Anton Mayer,
Euphor. 18 (1911), 759 u. Max v. Waldberg, Dt. Ren.-Lyrik 132.
cl Ged. 1 Ruhe Dkf F
cm klaget] schreyet CF
cn Ged. Überschr. de’] Aus d’e Dkf
X →
co ich] Aus jhr Dkf X nach CF
cp Was weiß ... gerne siehet?] Sen. Dial. I 4, 5: »Unde possum scire,
quantum adversus paupertatem tibi animi sit, si divitiis diffluis? ... Unde
scio, quam aequo animo laturus sis orbitatem, si, quoscumque sustulisti,
vides?«
cq Meinet nicht ... mehr habt.] Sen. Dial. XI 10, 1–6: »Illud ... necesse
est te adiuvet cogitantem non iniuriam tibi factam, quod talem fratrem ami-
sisti, sed beneficium datum, quod tam diu tibi pietate eius uti fruique licuit.
Iniquus est, qui ... non lucri loco habet, quod accepit, sed damni, quod
reddidit. ... 4 Rerum natura ilium ... non mancipio dedit, sed commodavit;
cum visum est deinde, repetiit nec tuam in eo satietatem secuta est, sed suam
legem. ... 6 Gaude itaque habuisse te tam bonum fratrem. ... Cogita iucun-
dissimum esse, quod habuisti, humanum, quod perdidisti«.
cr Ged. 11 herbrigt = herbergt, wohnt
(son fatto albergo)
cs wolfahrt = Glück; bonorum
cumulus (Stieler)
ct muß] Aus muße Dkf X nach CF
cu vnrecht] vngütlich CF
cv Sättigkeit = satietas, Fülle, Ge-
nuß, Vergnügen
cw Der heilige ... haben wil.] Aegidius von Assisi, Aurea dicta in Acta
Sanctorum
XII (Apr., Bd.3, S. 230): »Dixit ei quidam Frater: Quid facie-
mus, si venerint in temporibus nostris tribulationes magnae? Respondit
Aegidius, si plueret Dominus lapides et saxa de coelo, non nocerent nobis, si
essemus, quales debemus«.
cx Was heute ... fortgetrieben.] Petron. 45, 2: »Quod hodie non est, cras
erit: sic vita truditur«.
cy am Rand: [D1b]
cz Aen. XI 425–27; Nr. 70, Bd. II, S. 522, ist als Werk Opitz’ zu streichen.
da was ist ... halten wil?] Sen. Ep. 102, 25: »Detrahetur tibi haec cir-
cumiecta, novissimum velamentum tui, cutis. Detrahetur caro et subfusus
sanguis discurrensque per totum ...«
db Sie reget sich ... bleibet.] Nach dem Unsterblichkeitsbeweis Pl.
Phaidr. 245 C; ähnlich Cic. Tusc. 1, 53 und Rep. 6, 25 (27) = ›Somn. Scip.‹
dc selbst] Fehlt CF
dd abbrechen = Abbruch, Scha-
den tun verschneiden =
(durch Schneiden) vermindern
de Macht (Großschr.) Dkf F
df Fürchtet ... nicht.] Mt. 10,28
dg druckte: drücken u. drucken
sind im 17. Jh. gleichwertig
dh Der eine Übersetzer ist Nüßler, Venator der andere.
di ohne dreimal CF
dj abgestochen = abgesteckt
dk Diese] Dieselbe CF
dl bekleiben = coalescere, gedei-
hen
dm nechstfolgenden] Fehlt CF
dn welchen] den CF
do am Rand: [K2a]
dp .3 C II 396 E 235 (verdruckt als 253)
dq Überschrift: ... | Auß eines andern
seinem | Lateinischen. C ... Auß ei-
nes anderen Lateinischen. | Auff die
Weise des 9. Psalm. | Ich will dich
HERR/ von Hertzen grund. E
dr rafft] rufft CE
ds am Rand: [K2b]
dt am Rand: [K3a]
du Lauren: Petrarcas Laura (Pl.)
dv Mandren: metonymisch Klö-
ster
dw ferre = fern
dx Die (falsche) Auskunft, der
parthische General Surenas
habe Crassus umgebracht, in-
dem er ihm geschmolzenes
Gold in den Rachen gegossen
habe, beruht auf Flor. III
11, 11; siehe RE 13 unter »Lici-
nus« Nr. 68.
dy am Rand: [K3b]
dz roß d. g.: Anspielung auf den
ehernen Stier, den Phalaris
von Agrigent als Marterwerk-
zeug benutzte. glüet ist einsil-
big.
ea sack: rauhes Gewand, tunicas
moletas
eb hacken: Haken, uncos
ec Jahr’ E
ed Creutz’ CE
ee am Rand: [K4a]
ef da] ja E
eg Mann Dkf E
eh wirdt] will E
ei gedeyen: sich (nach irgend ei-
ner Richtung) entwickeln
ej am Rand: [K4b]
ek tauben: columbis
el loch gew.: auslaufen
em Cur symbolam dedisti. sy. =
Geldbetrag für einen gemeinsa-
men Schmaus
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