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106 Sz 97/98 Dü 107 a 1629

Disticha Catonis

Einzeldruck X: [DIONYSII CATONIS DISTICHA DE MORIBUS
AD FILIUM. Ex mente Joſ. Scaligeri potiſſimum & Caſp. Barthii
Germanice expresſ a à MARTINO OPITIO; Cum ejusdem excerptis
ac notis brevioribus. VRATISLAVIAE, Typis Baumannianis.]

8°: 5 Bl. Vorstoß, 85 bezifferte Seiten


Der nicht in die Paginierung einbezogene Vorstoß dieses Druckes
macht es wahrscheinlich, daß es sich hier um den Erstdruck han-
delt. Er wurde zuerst von Hoffmann von Fallersleben in Martin
Opitz von Boberfeld: Vorläufer und Probe der Bücherkunde
, Leip-
zig 1858, S. 11 mit der Standortangabe Berlin aufgenommen; Hoff-
mann rückte ihn hinter den von uns als Y bezeichneten Druck ein:
Goedeke (III 45, 39b, ohne Standort), Oesterley (Nr. 81, Berlin)
und Szyrocki (1956 Nr. 98, Berlin, doch in der dem Neudruck der
Weltl. Poemata, Teil 1, angefügten Bibliographie erscheint die
Standortangabe nicht mehr) sowie Dünnhaupt (Nr. 107 a, ohne
Standort und mit Zweifel am Datum) hielten sich an Hoffmanns An-
gaben. Dieser Druck muß heute als verschollen gelten; als Vorlage
für vorliegende Ausgabe wurde der folgende Druck verwendet.


Einzeldruck Y, Sz 97, Dü 107: DIONYSII CATONIS | DISTICHA |
DE MORIBVS | AD FILIUM. | Ex mente Ioſ. Scaligeri potisſimum |
& Caſp. Barthii Germanicè | expresſa | à | MARTINO OPITIO; |
Cum ejusdem excerptis ac | notis | breviori- | bus. | [Zierstück] | [Li-
nie] | VRATISLAVIAE, | Typis Baumannianis. Impenſis | Davidis
Mulleri.

8°: A–F Benutzte Exemplare: Breslau 8 V 483,2; Wolfenbüttel


Die Vorderseite des Titelblattes zählt als S. [1], die unbedruckte
Rückseite als [2]; unter einer massiven Kopfleiste bringt S. [3] die
Anrede der Zueignung und deren erste drei Zeilen; sie erstreckt sich
von dort bis S. 7, wo sie nach vier Zeilen mit der Datumsangabe
endet. S. 8 enthält das Zitat aus Lukrez; [9] und [10] bringen die
Testimonia und S. [11] ist unbedruckt. Von 12 bis 59 findet sich
der lateinische Wortlaut der Distichen auf der linken Seite, die
Übersetzung steht auf der rechten. Die Seiten 58–96 enthalten die
Excerpta et Notae.

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Die Seitenzahlen (sofern vorhanden) stehen von 4–19 in der Mitte
über der Kolumne, von 21–57 an den oberen Außenrändern und
von 58–96 wieder in der Mitte oben. Auf die Ziffern in der Mitte
folgt, außer bei 4 und 61, ein Punkt; 35 ist als 53 verdruckt, 45 als
54, 72 als 27 und 90 als 99. Die zweite Ziffer 39 sollte 41 sein, die
wiederholte 82 sollte 83 und 83 sollte 84 sein. Die Bogensignaturen
sind unregelmäßig: während bei Bogen A nur Bl. 2 signiert ist, trägt
das erste Blatt jedes folgenden Bogens die ihm gemäße Signatur B bis
F; außerdem sind signiert: B2 und 5; C2; D2; E2 und 3 sowie F2.
Auf S. [8] fehlt der Kustos; auf S. [10] bezieht sich der Kustos nicht
auf die leere S. [11], sondern auf 12. Von S. 12 an verweisen die
Kustoden nicht auf die unmittelbar folgende, sondern auf die näch-
ste Kolumne in derselben Sprache. Falls die Kolumne mit einer
Zahl beginnt, nimmt der Kustos häufig keinen Bezug darauf, oder er
signalisiert nur die Ziffer, nicht das folgende Wort. Auf S. 91 lautet
der Kustos fälschlich iper, doch die nächste Seite beginnt mit
litterarum. Kolumnentitel: S. 20/21 Liber Primus. || Das Erste
Buch. S. 28/29 Liber Secundus. || Das andere Buch. S. 36/37 Liber
Tertius. || Das Dritte (nur S. 37 dritte) Buch. S. 44/45 Liber
Quartus. || Das Vierdte Buch. Über den Anmerkungen stehen keine
Kolumnentitel. An typographischen Auszeichnungsmitteln finden
sich: Das kleine Zierstück und die Linie auf dem Titelblatt; die mas-
sive Kopfleiste S. [3] und die Initiale Q; S. [10] unten enthält ein
kleines Ornament aus Eichel, § und Eichel. Die Anfänge der Bücher
sind durch Initialen hervorgehoben, viereckige musizierte auf der
lateinischen, einfachere, nicht ganz so große auf der deutschen
Seite. Zierleisten, die aus Röschen zusammengesetzt sind, betonen
das Ende der Bücher eins bis drei. Die Anmerkungen beginnen mit
einer musizierten Initiale, vier Zeilen im Geviert, am Ende keine
Verzierung.

Abdruck in F. Der einzige andere autoritative Druck findet sich
als elfter, nach den Trojanerinnen und vor Pibracs Tetrasticha, auf
S. [441]–506 der Sammlung Weltliche Poemata, Teil 1, Frankfurt
1644 (Reprint, Tübingen 1975). Der Titel ist nur leicht verän-
dert: DE erhält eine eigene Zeile; in MORIBVS und FI-
LIVM wird der U-Laut durch Vau ausgedrückt; nach OPI-
TIO steht ein Punkt; Zeilenumbruch kommt nach notis;
bei breuioribus tritt in der zweiten Silbe ein u für v ein; Zier-
stück und Linie, wie natürlich auch die Angaben zu Drucker, Verle-

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ger und deren Wohnsitz fehlen. Die (im Reprint wegretuschierte)
Signaturzeile lautet Ee 5.

Gliederung: Die gezählte, aber unbezifferte S. [442] enthält,
leicht gekürzt, die Anrede an die beiden Söhne Hannibals von
Dohna
. Die Zueignung selbst beginnt S. 443 und endet auf der obe-
ren Hälfte von 445; darunter das Zitat aus Lukrez. Die Testimo-
nia nehmen S. 446 und die oberen 8,5 cm von 447 ein. Von 448/49
bis 482/83 ist die linke Kolumne die lateinische, die rechte die deut-
sche. Unter dem beidseitigen Kopftitel D. CATONIS | DISTI-
CHA. die Prosaeinleitung und die Sententiae breviores. Auf
der unteren Hälfte von 452/53 beginnt LIBER PRIMVS. || Das Er-
ste Buch. der Distichen; 460/61 LIBER SECVNDVS. || Das An-
dere Buch.; unten auf 466/67 LIBER TERTIUS. || Das Dritte
Buch.; und in der Mitte von 472/73 LIBER QVARTVS. || Das
Vierdte Buch. Von S.484 bis 506 unter dem Kopftitel MARTINI
OPITII | IN | DIONYSII CATONIS | DISTICHA | De | Moribus |
Excerpta & Notae. Weitere Unterteilungen finden sich auf S. 487:
In Librum Primum.; 494 ... Secundum.; 498 ... Tertium. und 501
... Quartum.

Die Seitenzahlen von 443 bis 453 stehen in der Mitte über der
Kolumne; von 454 bis 506 links und rechts an den oberen Außenrän-
dern. Verdruckt sind: recte 492 und 493 als 412 und 413; recte 496
als 416.

Die Kolumnentitel beginnen 454/55 mit Liber Primus. || Das
Erste Buch.; 462/63: Liber Secundus. || Das Ander Buch.; 468/
69: Liber Tertius. || Das Dritte Buch.; 474/75 bis 482/83: Liber
Quartus. || Das Vierdte Buch.; 484: In D. Catonis Disticha || 485:
Excerpta & Notae. und so bis 504/05; 506: In D. Cat. Dist. Ex-
cerpta & Notae.

Kustoden. Da keine der Zwischentitel in F Kustoden aufweisen,
fehlen sie erwartungsgemäß auf S. [441] und [442]. Für 448/49 gilt
(wie in Y), daß die Kustoden sich auf die nächste Seite in derselben
Sprache beziehen; gelegentlich wurde die Schriftart (Antiqua/Kur-
sive) außer acht gelassen: 491 und recte 492, 499 und 500, 503 und
504. Bogen- und Blattsignaturen stehen vollständig und fehlerlos.

Verzierungen etc. Die erste Kopfleiste auf S. 443 mißt
1,9 × 7,2 cm, erstreckt sich also nicht ganz über die 7,8 cm betra-
gende Breite der Kolumne. Sie besteht aus 5½ nach oben und unten
weisenden Doppeleinheiten mit Arabeskenmuster. Eine entspre-

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chende Leiste mit 6 Doppeleinheiten steht, die ganze Breite der Ko-
lumne einnehmend, vor Beginn der Anmerkungen oben auf S. 484.
Nur nach oben weisende, 5½ Einheiten enthaltende Leisten dersel-
ben Art, 0,85 × 7,2 cm, finden sich oben auf den Seiten 448 und 449
und etwas unterhalb der Mitte von 452 und 453. Eine aus 3 Schich-
ten horizontaler Einheiten zusammengesetzte einfachere Kopfleiste,
1 × 7,8 cm, steht auf S. 446. Leisten dieses Musters, aber nur ein
Drittel so hoch (0,3 × 7,8 cm), trennen die einzelnen Bücher der
Distichen voneinander, S. 460/61, 466/67 und 472/73; sie markie-
ren auch die Abschnitte der Anmerkungen zu den Büchern: S. 487
vor Lib. I; 494 vor Lib. II; 498 vor Lib. III und 501 vor Lib. IV. An
Initialen finden sich: S. 443 ein Q von 2,5 × 2,5 cm; 452 ein
S von 1,8 × 1,9 cm vor Dist. I 1 und S. 484 ein D von
2,4 × 2,5 cm. Die Leerstelle unter den Zeugnissen, S. 447, enthält
eine medaillonartiges ovales Zierstück, 2,3 × 3,3 cm. Auf die lateini-
schen Distichen folgt Mitte 482 ein dreieckiges Zierstück mit einer
Gesichtsmaske, 3,1 × 3,7 cm; auf der deutschen Seite, 483, etwas
tiefer plaziert, ein ähnliches mit linearem Muster, 3,6 × 4,1 cm.
Dünne Linien finden sich auf S. 445 (eine), 446 und 447 (je zwei).
Das Ende der Excerpta et Notae, d. h. der Abschluß des Werkes,
weist, wie in Y, keine Verzierung auf.

In den Druckvorlagen YF stimmen die Schriftarten an 5 Stellen
überein: Das Zitat aus Lukrez, der Hinweis auf Barths Adversar.
und die lateinischen Distichen sind aus der Kursive (hier mit k
bezeichnet) gesetzt; die Sententiae breviores erscheinen in Lettern
aus der Antiqua (hier = a) und die deutschen Distichen in solchen
aus der Frakturschrift. An allen andern Stellen tritt Schriftart-
wechsel ein (Y wird zuerst genannt): Die Widmung – k, a; Testimo-
nia – Autorennamen und Stellenangaben – a, k; die Stellen selbst –
k, a; die drei Zitate aus den Dist. Cat. – a, k. Bei den Excerpta et
Notae werden die Lemmata in beiden Drucken rechts von eckigen
Klammern abgeschlossen. Die Lemmata selbst sind a, k; die Kom-
mentare – k, a; Zitate darin – a, k.

In vorliegender Ausgabe ist in Angleichung an ähnliche Stellen in
Werken wie Zlatna und Die Trojanerinnen ausgeglichen und verein-
facht worden.

Die Dist. Cat. waren vor Opitz schon mehrmals ins Deutsche
übersetzt und meistens mit dem lateinischen Text zusammen abge-
druckt worden. Zwischen 1490 und 1570 konnten mindestens acht

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Versionen festgestellt werden, wovon einige sogar in mehreren Auf-
lagen erschienen waren. Die bekannteste hiervon ist die von Seba-
stian Brant
, Basel 1498 (Goedeke I 388,14; Abdruck in Zarnckes
Ausgabe des Narrenschiffes, 1854, Reprint 1961). Eine von J. Hoff-
meister
(Kaspar von Barths ... »Deutscher Phönix«, Heidelberg
1931, S. 15) erwähnte Übersetzung von Johann Fischart ist biblio-
graphisch nicht nachweisbar. Falls Opitz mit den Übersetzungen
seiner Vorgänger vertraut war, so hat er davon nichts verlauten las-
sen. Ihm ging es darum, auch dieses bekannte und beliebte Werk
durch exemplarische Übertragung seinen Zeitgenossen vor Augen
zu führen und daran zu zeigen, daß die Straffheit der lateinischen
Aussage und die gefällige Einkleidung der allerdings recht hausbak-
kenen Weisheiten auch in deutschen Sprache erreichbar seien.

Auf dem Titelblatt teilt Opitz mit, er habe sich bei der Bearbeitung
der Disticha Moralia stark an Scaliger gehalten: »Ex mente Jos.
Scaligeri potissimum ... expressa«, also etwa im Sinne / nach dem
Verständnis
des großen Altphilologen. Scaliger hatte das Catosche
Corpus angelegentlichst bearbeitet. Auf dem Titelblatt seiner Aus-
gabe von 1598 hatte er dem bisher nur als Cato bekannten Autor das
Praenomen Dionysius beigelegt und das Ganze in griechische Sätze
und Verse übertragen. In der zweiten Auflage, Paris 1605, stehen
dann auf S. 39–83 die ausführlichen Anmerkungen, auf die Opitz
sich in seinen »excerpta et notae« über vierzigmal bezieht. Frühere
Herausgeber und Erklärer wird Opitz hauptsächlich über Scaliger
kennengelernt haben – Erasmus, Pithoeus, Corderius und andere.

Im Vergleich mit den von Scaliger bezogenen Hilfen fallen die aus
den Adversarien des ebenfalls auf dem Titelblatt genannten Caspar
von Barth weniger stark ins Gewicht. Barth schätzte die Disticha
besonders hoch: er hatte sie in seinen »notatiunculae« (Barths eige-
nes understatement) mit Dutzenden von Anmerkungen bedacht, aus
denen Opitz sich das ihm Genehme heraussuchte und zitierte. Doch
wird Barth nur etwa zwanzigmal genannt, gegen Ende überhaupt
nicht mehr.

Man wäre jedoch falsch beraten, wollte man Opitz’ Anmerkungen
– sie wenden sich betont an zeitgenössische Gelehrte und durchaus
nicht an die Söhne seines Kostherrn – als gänzlich unselbständig
abwerten. In der heute noch beachtenswerten Ausgabe der Disticha
von Otto Arntzen, Amsterdam 1754, wird Barth viel häufiger ange-
zogen als Opitz. Doch in der neuesten Ausgabe, der postumen von

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Marcus Boas, Disticha Catonis, Amsterdam 1952, bringen die zwei,
Altphilologe und Dichter, es nur noch auf je vier Nennungen.

Aus der erhaltenen Korrespondenz erfahren wir enttäuschend we-
nig über die Arbeit an den Distichen und die damit verbundenen
Absichten. Im Brief vom 29. Juni 1629 an Buchner erwähnt Opitz den
etwas nachlässig ausgefallenen Druck seines jüngsten Werkes und
meint, Buchner werde die Verse nicht ungern lesen, die »a brevitate
sua non parum leporis trahunt« (Schnorrs Archiv 5 [1876], 353). Er
übersandte zwei Exemplare, eins für Buchner, das andere für Barth,
der sich auf seinem Besitztum im damaligen Dorfe Sellerhausen auf-
hielt. Am 15. Juli dankte Buchner für sein Exemplar der Dist. Cat., er
habe die Übersetzung »cum summa voluptate, ut tua omnia« gelesen.
Barth habe dem Boten eine lakonische Empfangsbestätigung ausge-
stellt, wodurch Buchner sich brüskiert fühlte. Dennoch werde er
fortfahren, Barth zu lieben und zu bewundern (Epistolae 1707, I 9).
Einem Briefe vom 19. Juli 1629 an Lingelsheim in Straßburg wurden
Exemplare für Bernegger und den Theologen Daniel Tilenus in Paris
beigegeben (Rei 304,44). Ein zweiter Pariser, Hugo Grotius, bekun-
det sein Wissen um das Werk, indem er am 1. September 1639 an
Opitz schreibt: »Minime spernenda esse Catonis illa disticha, magnis
auctoribus Scaligero et Opitio consentio« (Rei 507,35).

In unseren Tagen ist die Opitzische Distichenübersetzung nur we-
nig beachtet worden. Im Rahmen seiner Briefausgabe charakteri-
siert Ludwig Geiger sie kurz: sie lese sich ziemlich gut, sei aber nicht
frei von Fehlern (in Dist. I 29 und IV 49), und manchmal sei sie ohne
Danebenhaltung der lateinischen Fassung gar nicht verständlich (I
9 und III 8) (Schnorrs Archiv 5 [1876], 330f.; 320 passim).

Die Lobsprüche Buchners und Grotius’ verblassen, wenn man
den buchhändlerischen Erfolg des Büchleins betrachtet. Allerdings
wurde der Absatz durch die nun schon einige Jahrhunderte wäh-
rende Beliebtheit des Urtextes mitbestimmt. Wir sahen bereits, daß
noch im Jahre des Erscheinens eine zweite Auflage nötig wurde. Szy-
rocki zählt ein rundes Dutzend späterer Auflagen, und Dünnhaupt
(Opitz Nr. 107, a–x) beschreibt die doppelte Zahl und weiß (nach
Mitteilung im Januar 1986) von mindestens fünf weiteren. Hrsg.
sieht davon ab, sie hier zu bibliographieren; Opitz konnte auf diese
keinerlei Einfluß ausüben.

In dem schon erwähnten Buche spricht Hoffmeister eine zunächst
interessante Vermutung aus: Hatte Barth vielleicht Opitz beauf-

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tragt, die catonischen Distichen, von ihm (Barth) selbst übersetzt
und mit Anmerkungen versehen, herauszugeben?« (S. 16). Opitz
habe sie vielleicht mit einigen dürftigen Bemerkungen und der pom-
pösen Widmung an die jungen Adligen als eigenes Werk ausgegeben
und die Verfasserschaft Barths »unter den sonderbaren Floskeln
›ex mente Casp. Barthii expressa a Mart. Opitio‹ versteckt« (ibid).
Um diese Vermutungen plausibel zu machen, führt Hoffmeister die
Volkstümlichkeit der Sprüche Catos an, das Vorkommen unreiner
Reime und das »Vorherrschen der Knittelverse« sowie die willkürli-
che Schreibart, welches alles im Widerspruch stünde zur stilisti-
schen und metrischen Art des »strengen Humanisten« Opitz. Man-
gels Faktizität fallen diese Argumente in sich zusammen.

Triller, der kein besonderes Interesse für dies Werk an den Tag
legt, bringt seinen Abdruck (mit dem Latein der Vorlage) in Bd. I/II,
S. 269–99. Das ganzseitige Titelblatt ist neu formuliert: »Dionysii
Catonis Disticha De MORIBVS, ad FILIVM. In Teutsche Verse
übersetzet von Martin Opitzen.« Die Widmung sowie die Opitzi-
schen Anmerkungen sind weggelassen worden. Trillers einzige ei-
gene Anmerkung erscheint bei II 27 und lautet »Janus, bifrons, ut
notum.« bzw. »Janus, wie bekannt.« Oesterley bringt die Disticha
nicht.

a b

QUartus nunc annus labitur, adolescentes Illustrissimi, ex quo do-
mus vestrae cliens esse, hoc est
, [4] vivere serio coepi. Prior enim c d e f g

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aetas mea, unum et alterum annum si excipiam, aut incauto mihi aut
nequicquam reluctanti inter continuas iactationes et incerta
rerum, accedentibus publicis etiam calamitatibus, vel nihil, vel
aliud agendo consumpta fere fuit. Postquam vero Celsissimus heros
Parens vester ea me dementia, eo favore, de quo nemo eorum, qui
me noverunt, dubitat, prosequi voluit, bona tandem fide et adeo
quidem Musas amplecti solitus sum, ut omne mihi tempus, quod lite-
ris periit, periisse existimem. Alii quomodo punctum hoc aevi, quod
vitam nominamus, transigant suaviter et inducias cum laboribus
suis paciscantur, ipsi viderint, ego condimentum studiorum dulcius
non inveni hactenus quam studia. Quorum libertatem ac otium uti
Patri vestro soli acceptam fero feramque, ceu confido
, [5] diutius,
ita rationem eius cui reddam neminem quemquam alium habeo
praeter ipsum. Libellus tarnen hos, omni licet sapientia instructissi-
mos, frustra illi dederim, ut quos a pueris ille optimo secutus est
imitandi genere, vivendo. Proximi vos estis paternarum virtutum
expressi haeredes, quique passibus in ista aetate non exiguis
Aeneam hunc vestrum referre conanimi. Quanta me laetitia utrius-
que vestrum in literas ardor et fatalis Dohnano generi vigor ac doci-
litas extulerit, cum de incolumitate vestra statuque sciscitatum nu-
per Calisiam
h ad vos mitterer, quamque voluptatem parentes inde
vestri perceperint, haud facile dixerim. In spem certe maximam
adducimur, novum posthac vos lumen avitae domui vestrae, novos
triumphos virtutum vestrarum beneficio illaturos, cui rei ut Provi-

[6]dentia divini Numinis incrementa suggerat et felices successus,
ex animo optamus. Ipsi vero grassari ad partam immortalibus fac-
tis majorum famam proniori non poteritis itinere, quam si exemplo
magni Parentis studia literarum, quod facitis, amare ac monita
Philosophiae, ad splendorem fori et ordinis, in quo vos nati estis,
ornamenta maxime ducentia, usu vestra facere magis magisque
pergetis. Cujus rei gratia vetera haec epigrammata, nostro ser-
mone in praediis vestris paternis obiter a me superioribus diebus
reddita, vobis dico; quae simul tum observantiam erga vos meam
i
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testari, tum obsides esse majoris alicujus curae ac laboris deinceps
mei possint. Si tamen et puritatem dictionis et sententiarum, quas
nonnulli, qui morum praecepta oderunt pariter ac mores ipsos,
male hactenus neglexerunt, gravitatem per-
[7]pendetis, istud
etiam munus meum aequi bonique consuletis, atque hoc Catone con-
tenti eritis. Vratislaviae, a d〈ie〉 XVI. Calend. Quinctil.
j CIƆ IƆC
XXVIIII.

k l
m

LUCRETIUS
LIB. IV.

QUantae conscindunt hominem cuppedinis acres
Sollicitum curae quantique perinde timores!
Quidve superbia, spurcities, petulantia, quantas
Efficiunt cladeis! quid luxus desidiesque!
5 Haec igitur qui cuncta subegerit ex animoque
Expulerit dictis, non armis, nonne decebit
Hunc hominem numero divum dignarier esse?
n o Vindicianusp Comes Archiatrorum in Epist. ad Imp. Valentinianum:

Quod cum pati coepisset infirmus, flens et gemens illud Catonis
saepe dicebat:

Corporis auxilium medico committe fideli.q

Ego autem et perito restiti.

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In libello quoque quo parvuli initiantur, ut virtutis instructio et
usus teneris ebibitus annis facile nequeat aboleri, quoniam et testa
diutius servat odorem ejus quo se-[10] mel imbuta recens est, ait vel
Cato vel alius, nam auctor incertus est:

Multa legas facito, etc.r


Cujus rei admoneri certe debuerant trito illo versu, nescio cujus,
sed certe inter auctores minutos Latinissimi et quo mille annis nemo
carmen scripsit elegantius:

Indulgere gulae noli, quae ventris amica est.s

De aliis vide Casp. Barthium Adversarior. lib. xxiv. cap. IV.t

[Seite 342]

u v

Cum animadverterem quam plurimos homines errare graviter in
via morum, succurrendum et consulendum opinioni eorum fore exi-
stimavi, maxime ut gloriose viverent et honorem contingerent. Nunc
te, fili charissime, docebo, quo pacto morem animi tui componas.
Igitur mea praecepta ita legito, ut intelligas. Legere enim et non in-
telligere negligere est.


I. Itaque Deo supplica.

II. Parentes ama.

III. Cognatos cole.

IV. Magistrum metue.

V. Datum serva.

VI. Foro pare.

VII. Cum bonis ambula.

IIX. Antequam voceris ad consilium, ne accesseris.

IX. Mundus esto.

X. Saluta libenter.

w

XI. Majori cede.

XII. Minori parce.

XIII. Rem tuam custodi.

XIV. Verecundiam serva.

XV. Diligentiam adhibe.

XVI. Libros lege.

XVII. Quae legeris, memento.

XVIII. Familiam cura.

XIX. Blandus esto.

XX. Irasci ab re noli.

XXI. Neminem irriseris.

XXII. Mutuum dato.

XXIII. Cui des, videto.

XXIV. In judicium adesto.

XXV. Ad praetorium stato.

[Seite 343]

x

Nach dem ich innen worden/ daß sehr viel Leute in der art wol
zu leben hefftig jrreten: Als habe ich für notwendig erachtet jhrem
Wahne zu helffen vnd ein zurahten/ damit sie bevorauß rühmlich
leben vnd zu ehren gelangen möchten. Anjetzo lieber Sohn/ wil ich
dich lehren/ worauff du dein Gemüte wenden solst. So liese nun
meine befehle also/ daß du sie auch verstehest. Dann lesen vnd
nicht verstehen/ ist eben als gar nicht darnach fragen.


1. Derowegen so ruffe GOtt an.

2. Liebe die Eltern.

3. Ehre die Verwandten.

4. Fürchte den Lehrmeister.

5. Was dir gegeben wird das hebe auff.

6. Richte dich nach dem Marckte.

7. Gehe mit guten Leuten vmb.

8. Komm zu keinem Rathschlage ehe du darzu erfodert
wirst.

9. Sey reine.

10. Grüsse gerne.

y

11. Weiche dem grösseren.

12. Schone deß Kleineren.

13. Gib acht auff das deine.

14. Halte Schamhafftigkeit.

15. Was du thust/ thue mit Fleiß.

16. Liese Bücher.

17. Was du gelesen hast/ das behalt.

18. Versorge dein Haußwesen.

19. Sey freundlich.

20. Erzürn dich nicht ohne Vrsach.

21. Lache keinen auß.

22. Leyhe gerne.

23. Schawe zu welchem du leyhest.

24. Erscheine für Gerichte.

25. Gestelle dich für dem Rathstuhl.

z
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XXVI. Convivare raro.

XXVII. Quod satis est, dormi.

XXVIII. Iusjurandum serva.

XXIX. Vino te tempera.

XXX. Pugna pro patria.

XXXI. Nihil temere credideris.

XXXII. Tu te consule.

XXXIII. Meretricem fuge.

XXXIV. Literas disce.

aa

XXXV. Nihil mentire.

XXXVI. Bonis benefacito.

XXXVII. Maledicus ne esto.

XXXIIX. Existimationem retine.

XXXIX. Aequum judica.

XL. Parentes patientia vince.

XLI. Beneficii accepti memor esto.

XLII. Miserum noli irridere.

XLIII. Consultus esto.

XLIV. Utere virtute.

XLV. Iracundiam tempera.

XLVI. Trocho lude.

XLVII. Aleas fuge.

XLVIII. Nihil arbitrio virium feceris.

XLIX. Minorem te ne contempseris.

L. Aliena concupiscere noli.

LI. Conjugem ama.

LII. Liberos erudi.

LIII. Patere legem quam ipse tuleris.

LIV. Pauca in convivio loquere.

LV. Illud stude agere, quod justum est.

LVI. Libenter ferto amorem.

ab

LIBER PRIMUS.

I.

SI Deus est animus, nobis ut carmina dicunt,
Hic tibi praecipue sit pura mente colendus.
[Seite 345]

26. Halte selten Gasterey.

27. Schlaff nicht mehr als du vonnöthen hast.

28. Was du geschworen hast das halte.

29. Mässige dich im Weine.

30. Streite für das Vaterland.

31. Gleube nicht zu geschwinde.

32. Nim dich selbst zu rahte.

33. Fleuch die Hure.

34. Erlerne gute Künste.

ac

35. Leug nicht.

36. Guten Leuten thue guts.

37. Sey nicht verleumbderisch.

38. Halt vber deinem guten Namen.

39. Richte nach dem was billich ist.

40. Vberwinde die Eltern mit Gedult.

41. Sey ingedenck empfangener Wolthat.

42. Einen Elenden laß vnaußgelacht.

43. Sey nachdencklich.

44. Gebrauche dich der Tugendt.

45. Mässige deinen Zorn.

46. Mit dem reiffen magst du spielen.

47. Fleuch das Bretspiel.

48. Thue nichts auß geheiß deiner Kräfften.

49. Verachte den jenigen nicht der kleiner als du ist.

50. Was nicht dein ist das begehre nicht.

51. Habe dein Weib lieb.

52. Vnterweise deine Kinder.

53. Erleyde das Gesetz das du selbst gemacht hast.

54. Bey Gasterey rede wenig.

55. Befleisse dich zu thun was billich ist.

56. Die Liebe erdulde gern.

ad

1.

ISt Gott ein reiner Geist/ wie die Poeten lehren/
So solt du gleichfals jhn mit reinem Hertzen ehren.
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[Seite 346]

II.

Plus vigila semper, nec sonino deditus esto:
Nam diuturna quies vitiis alimenta ministrat.

III.

Virtutem primam esse puta compescere linguam:
Proximus ille Deo est, qui scit ratione tacere.

IV.

Sperne repugnando tibi tu contrarius esse:
Conveniet nulli, qui secum dissidet ipse.

V.

Si vitam inspicias hominum, si denique mores:
Cum culpes alios, nemo sine crimine vivit.

VI.

Quae nocitura tenes, quamvis sint cara, relinque:
Utilitas opibus praeponi tempore debet.

VII.

Constans et lenis, ut res expostulat, esto:
Temporibus mores sapiens sine crimine mutat.
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VIII.

Nil temere uxori de servis crede querenti:
Saepe etenim mulier, quem conjux diligit, odit.

IX.

Cumque mones aliquem, nec se velit ille moneri:
Si tibi sit carus, noli desistere coeptis.

X.

Contra verbosos noli contendere verbis:
Sermo datur cunctis, animi sapientia paucis.

XI.

Dilige sic alios, ut sis tibi carus amicus:
Sic bonus esto bonis, ne te mala damna sequantur.
[Seite 347]

2.

Sey wache mehrentheils/ vnd nicht dem schlaff ergeben:
Dann gar zu lange rhue macht lang’ in Lastern leben.

3.

Die erste Tugend ist die Zunge beugen können:
Er ist ein halber GOtt wer schweigt mit klugen Sinnen.

4.

Du must mit reden dir nicht widersinnig sein:
Wer mit jhm selbst nicht stimmt/ der stimmt mit keinem ein.

5.

Beschawe was der Mensch im Leben denckt vnd thut;
Wir tadeln frembde schuldt/ vnd ist doch keiner gut.

6.

Verlaß/ ist’s dir gleich lieb/ das was dich kan verletzen:
Nutz ist zu rechter zeit vor Reichthumb für zu setzen.

7.

Sey standhafft vnd gieb nach wie fug vnd zeit begehren:
Ein Weiser kan zur noth die Sitten wol verkehren.

8.

ag Nicht glaube wann dein Weib bey dir die Knecht’ angiebt:
Offt hasset eine Fraw den welchen jhr mann liebt.

9.

Verleyhst du Warnung dem der nicht gewarnt wil sein/
Vnd du jhm günstig bist/ so red’ jhm dennoch ein.

10.

Du solt mit dem der schwätzt zu schwätzen nicht beginnen:
Die red’ hat jedermann/ nicht viel denn witz vnd sinnen.

11.

Biß andern also huldt daß du auch freund seyst dir:
Sey guten Leuten gut/ schaw’ aber selbst dich für.
ah ai aj ak
[Seite 348]

XII.

Rumores fuge, ne incipias novus autor haberi:
Nam nulli tacuisse nocet, nocet esse locutum.

XIII.

Rem tibi promissam certo promittere noli:
Rara fides ideo est, quia multi multa locuntur.

XIV.

Cum te aliquis laudat, iudex tuus esse memento:
Plus aliis de te, quam tu tibi credere noli.

XV.

Officium alterius multis narrare memento:
Atque aliis cum tu benefeceris ipse, sileto.
al

XVI.

Multorum cum facta senex et dicta recenses,
Fac tibi succurrant, iuvenis quae feceris ipse.

XVII.

Ne cures, si quis tacito sermone loquatur:
Conscius ipse sibi de se putat omnia dici.

XVIII.

Cum fueris felix, quae sunt adversa, caveto:
Non eodem cursu respondent ultima primis.

XIX.

Cum dubia et fragilis sit nobis vita tributa:
In morte alterius spem tu tibi ponere noli.

XX.

Exiguum munus cum dat tibi pauper amicus:
Accipito placide et piene laudare memento.

XXI.

Infantem nudum cum te natura crearit,
Paupertatis onus patienter ferre memento.

XXII.

Ne timeas illam, quae vitae est ultima finis:
Qui mortem metuit, quod vivit, perdit id ipsum.
[Seite 349]

12.

Fleuch Zeitung/ daß man nicht die Schuld auff dich darff laden;
Dann schweigen strafft man nie/ das reden bringt zu schaden.

13.

Traw’ auff Verheissung nicht als könne sie nicht fehlen:
Trew ist ein tewres ding/ weil viel auch viel erzehlen.

14.

Lobt einer etwan dich/ nim dich zum Richter für/
Vnd gleube keinem mehr als du dir selbst von dir.

15.

Hat einer dir gedient so zeig’ es vielen an;
Schweig aber hast du gleich bey andern was gethan.
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16.

Zeigst du im Alter an was der vnd der gemacht/
So denck’ jhm gleichfals nach was du hast jung verbracht.

17.

Sagt einer heimlich was so laß es vberhin:
Wer jhm nicht wol bewust meint alles geh’ auff jhn.

18.

Im glücke schawe zu damit es sich nicht wende:
Sie sind nicht gleich’ allzeit der anfang vnd das ende.

19.

Weil dieses Leben nur ist furcht vnd Todesnoth/
So hoffe du auch nicht auff eines andern Todt.

20.

Gibt dir ein armer Freundt als viel er geben kan/
So lob’ es völliglich/ vnd nim es freundlich an.

21.

Weil du diß Leben bloß vnd nackendt hast gekrieget/
So leide wann die Last der Armut auff dir lieget.

22.

Lauff für dem ende nicht das allen ist gegeben:
Wer fürchtet seinen Todt vergisst der Zeit zu leben.
[Seite 350]

XXIII.

Si tibi pro meritis nemo respondet amicus,
Incusare Deum noli, sed te ipse coerce.

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XXIV.

Ne tibi quid desit, quaesitis utere parce,
Utque quod est serves, semper tibi deesse putato.

XXV.

Quod praestare potes, ne bis promiseris ulli:
Ne sis ventosus, dum vis urbanus haberi.

XXVI.

Qui simulat verbis, nec corde est fidus amicus:
Tu quoque fac simile, sic ars deluditur arte.

XXVII.

Noli homines blando nimium sermone probare:
Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps.

XXIIX.

Cum tibi sint nati nec opes, tunc artibus illos
Instrue, quo possint inopem defendere vitam.

XXIX.

Quod vile est carum, quod carum est vile putato:
Sic tibi nec cupidus nec avarus habeberis ulli.

XXX.

Quae culpare soles, ea tu ne feceris ipse:
Turpe est doctori, cum culpa redarguit ipsum.

XXXI.

Quod iustum est petito vel quod videatur honestum:
Nam stultum est petere id, quod possit iure negari.
ao

XXXII.

Ignotum tibi tu noli praeponere notis:
Cognita iudicio constant, incognita casu.
[Seite 351]

23.

Wird dir durch keinen Freund für gutes recht gethan/
So straffe dich nur selbst/ vnd klage GOtt nicht an.
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24.

Daß dir nichts fehlen mag/ so spare für vnd für;
Damit du sparen magst/ so denck’ es fehle dir.

25.

Das was du zugesagt solt du zu thun dich fleissen/
In dem du gut wilt sein/ betrieglich nicht zu heissen.

26.

Wer gute Worte giebt/ vnd ist nicht freund von Hertzen/
Dem thu als wie er dir/ so trifft man schertz mit schertzen.

27.

Vertrawe Leuten nicht die lieblich schwätzen wollen:
Die Pfeiffe klinget wol wann Vögel eingehn sollen.

28.

Sind Kinder/ vnd kein Geld zun Kindern dir gegeben/
So vnterweise sie/ damit sie können leben.

29.

Das schlechte sey dir lieb/ das liebe schlecht allein/
So wirst du weder dir noch andern geitzig sein.

30.

Was du zu tadeln pflegst das thue auch selber nicht:
Schand’ ist es welchen selbst sein lehren vnrecht spricht.

31.

Was recht vnd ehrlich ist das magst du recht begehren:
Mit Thorheit fordert man was niemand kan gewehren.
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32.

Bekandte solt du nicht nach vnbekandten setzen:
Es treugt nicht was man kennt/ das frembde kan verletzen.
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[Seite 352]

XXXIII.

Cum dubia incertis versetur vita periclis,
Pro lucro tibi pone diem, quicumque sequetur.

XXXIV.

Vincere cum possis, interdum cede sodali:
Obsequio quoniam dulces retinentur amici.

XXXV.

Ne dubita, cum magna petas, impendere parva:
His etenim rebus coniungit gratia caros.

XXXVI.

Litem inferre cave, cum quo tibi gratia iuncta est.
Ira odium generar, concordia nutrit amorem.

XXXVII.

Servorum culpis cum te dolor urget in iram.
Ipse tibi moderare, tuis ut parcere possis.

XXXIIX.

Quem superare potes, nonnunquam vince ferendo:
Maxima enim morum semper Patientia virtus.

XXXIX.

Conserva potius, quae iam sunt parta labore:
Cum labor in damno est, crescit mortalis egestas.

XL.

as Dapsilis interdum notis et carus amicis,
Cum fueris felix, semper tibi proximus esto.

LIBER SECUNDUS.

TElluris si forte velis cognoscere cultus,
Virgilium legito: quod si mage nosse laboras
Herbarum vires, Macer has tibi carmine dicet:
Si Romana cupis et civica noscere bella,
5 Lucanum quaeras, qui Martis praelia dixit;
Si quis amare velit vel discere amare legendo,
Nasonem petito: sin autem cura tibi haec est,
Ut sapiens vivas, audi quae discere possis,
[Seite 353]

33.

Diß Leben fleugt durch Noth/ gefahr vnd furchte hin;
Drumb halt dir jeden Tag so folget für Gewinn.

34.

Gieb vnterweilen nach kanst du gleich vberwinden:
Durch folge kan man jhm die Freunde sehr verbinden.

35.

Begehrst du grosses ding so wage kleine Sachen:
Durch diß kan sich ein Freund dem andern lieber machen.

36.

Mit dem du Freundtschafft hast/ errege keinen Streit:
Der Zorn gebühret Haß/ Gunst kompt auß Einigkeit.

37.

Wann dich der Knechte Schuld mit Zorne heisset lohnen/
So schone dich/ damit du kanst der deinen schonen.

38.

Schlag deinen Feind viel mehr mit langmuth als mit streiten:
Die höchste Tugendt ist Gedult zu allen Zeiten.

39.

Erhalt vnd sammle dir was du mit Müh erworben:
Wem Arbeit schaden bringt wird arm vnd ist vertorben.
at

40.

Wann du den Freunden was mit milter Hand verleyhest/
So dencke daß du doch dein nechster nachbar seyest.

Das Andere Buch.

HAst du den Ackerbaw zu wissen lieb’ vnd Lust/
So liese den Virgil: Sol dir dann sein bewust
Der Kräuter safft vnd krafft/ das wird der Macer sagen:
Wann dir der Römer Streit vnd Bürgerkrieg behagen/
5 So suche den Lucan/ der schreibt von schlachten viel.
Wer lieben/ vnd die Lieb’ auß Büchern lernen wil/
Dem giebet Naso Raht. Wer aber Klugheit achtet/
Vnd ausser Lastern hier zu leben embsig trachtet/
[Seite 354]

Per quae semotum vitiis deducitur aevum.
10 Ergo ades, et quae sit sapientia, disce legendo.

I.

Si potes, ignotis etiam prodesse memento:
Utilius regno, meritis acquirere amicos.

II.

Mitte arcana Dei caelumque inquirere quid sit:
Cum sis mortalis, quae sunt mortalia cures.
au

III.

Linque metum lethi: nam stultum est tempore in omni,
Dum mortem metuas, amittere gaudia vitae.

IV.

Incerta iratus de re contendere noli:
Impedit ira animum, ne possit cernere verum.

V.

Fac sumptum propere, cum res desiderat ipsa:
Dandum etenim est aliquid, cum tempus postulat aut res.

VI.

Quod nimium, fugito: parvo gaudere memento:
Tuta mage est puppis, modico quae flumine fertur.

VII.

Quod pudeat, prudens socios celare memento:
Ne plures culpent id, quod tibi displicet uni.

VIII.

Nolo putes pravos homines peccata lucrari.
Temporibus peccata latent, sed tempore parent.

IX.

Corporis exigui vires contemnere noli:
Consilio pollet, cui vim natura negavit.

X.

Cui scieris non esse parem te, tempore cede:
Victorem a victo superari saepe videmus.
[Seite 355]

Der nehme meine Lehr’ vnd gute Warnung ein.
So komm/ vnd lerne nun auß lesen weise sein.

1.

Auch fremden/ wo du kanst/ thue beystand vnd genügen:
Es nutzt mehr als ein reich durch Gutthat Freunde kriegen.

2.

Laß sein was Himmel sey/ vnd GOtt daselbst beginnt:
Schaw an was sterblich ist/ dieweil wir sterblich sind.
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3.

Thue Todes furchte weg/ begehr’ jhn nicht zu wissen:
Man kan bey Todesangst deß Lebens nicht geniessen.

4.

Im Zorne streite nicht was recht vnd unrecht sey.
Dem Zorne wohnt kein maß vnd glantz der Warheit bey.

5.

Du solt dich/ wo es Noth/ zu geben bald befleissen:
Wer geben wil der giebt wann sach’ vnd zeit es heissen.

6.

Was gar zu viel ist fleuch: Laß wenig dir gefallen:
Mehr sicher kan ein Schiff auff kleinem Wasser wallen.

7.

Was scham vnd schande bringt verbirg mit klugen Sinnen/
Damit was du nicht lobst/ auch viel nicht tadeln können.

8.

Nicht denck’ es sey geschenckt wann einer was verbricht:
Zeit decket Laster zu/ vnd bringt sie an das Liecht.

9.

Nicht schertze kleinen Leib der schwache kräfften hat:
Wem die Natur gewalt versagt/ dem giebt sie raht.

10.

Gieb einem weißlich nach dem du dich nicht kanst gleichen:
Zuweilen muß wer siegt dem obgesiegten weichen.
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[Seite 356]

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XI.

Adversus notum noli contendere verbis:
Lis minimis verbis interdum maxima crescit.

XII.

Quid Deus intendat, noli perquirere sorte:
Quid statuat de te, sine te deliberat ipse.

XIII.

Invidiam nimio cultu vitare memento:
Quae si non laedit, tamen hanc sufferre molestum est.

XIV.

Esto animo forti, cum sis damnatus inique:
Nemo diu gaudet, qui iudice vincit iniquo.

XV.

Litis praeteritae noli maledicta referre:
Post inimicitias iram meminisse malorum est.

XVI.

Nec te collaudes, nec te culpaveris ipse:
Hoc faciunt stulti, quos gloria vexat inanis.

XVII.

Utere quaesitis parce, cum sumptus abundat:
Labitur exiguo, quod partum est tempore longo.

XIIX.

Insipiens esto, cum tempus postulat aut res:
Stultitiam simulare loco prudentia summa est.
az

XIX.

Luxuriam fugito, simul et vitare memento
Crimen avaritiae: nam sunt contraria famae.

XX.

Noli tu quaedam referenti credere semper:
Exigua iis tribuenda fides, qui multa loquuntur.

XXI.

Quae potus peccas, ignoscere tu tibi noli.
Nam crimen nullum vini est, sed culpa bibentis.
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[Seite 357]

bc

11.

Mit einem den du kennst begib dich nicht in streiten:
Auß schlechten Worten wächst sehr grosser Zanck zu zeiten.

12.

Nicht suche nach durch Loß was Gott hat für ein Ziel:
Er schaffet ohne dich doch mit dir was er wil.

13.

Gedencke neyd den Pracht vnd kleydung bringt zu meiden:
Beleidigt sie gleich nicht/ so ist sie schwer zu leiden.

14.

Vervrtheilt man dich falsch/ so leyd’ es vnverdrossen:
Was krummes Vrtheil schenckt wird lange nicht genossen.

15.

Gedenck’ erloschnen Streit nicht wieder auff zu stechen:
Kein guter Mann der pflegt vergangnen Zorn zu rächen.

16.

Du solt dich selber nicht noch loben/ noch verachten:
Diß ist der Narren thun die bloß nach ruhme trachten.

17.

Halt an dich bist du reich/ vnd hast dir was erworben:
Was lange zeit erspart/ ist eh’ als bald vertorben.

18.

Nim nach gelegenheit an dich der Thorheit schein:
Die höchste Weisheit ist nicht allzeit weise sein.
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19.

Du solt mit üppigkeit/ wie auch dich nicht beladen
Mit Geitze: dann sie thun dem guten Namen schaden.

20.

Nicht allzeit gleube dem der allzeit reden wil:
Die vieler Worte sind/ die lügen auch sehr viel.

21.

Begehst du truncken was/ das leg’ auff dich allein:
Dann welcher den Wein säufft ist sträfflich/ nicht der Wein.
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[Seite 358]

XXII.

Consilium arcanum tacito committe sodali.
Corporis auxilium medico committe fideli.

XXIII.

Noli successus indignos ferre moleste:
Indulget fortuna malis, ut laedere possit.

XXIV.

Prospice qui veniunt, hos casus esse ferendos.
Nam levius laedit, quicquid praevidimus ante.

XXV.

Rebus in adversis animum submittere noli:
Spem retine, spes una hominem nec morte relinquit.

XXVI.

Rem tibi quam nosces aptam dimittere noli:
Fronte capillata, post est occasio calva.
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XXVII.

Quod sequitur specta, quodque imminet ante videto:
Illum imitare deum, partem qui spectat utramque.

XXIIX.

Fortius ut valeas, interdum parcior esto:
Pauca voluptati debentur, plura saluti.

XXIX.

Judicium populi nunquam contem[p]seris unus,
Ne nulli placeas, dum vis contemnere multos.

XXX.

Sit tibi praecipue, quod primum est, cura salutis,
Tempora ne culpes, cum sis tibi causa doloris.

XXXI.

Somnia ne cures: nam mens humana quod optat,
Cum vigilans sperat, per somnum cernit id ipsum.
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[Seite 359]

22.

Laß einen trewen Freund geheimben anschlag hören:
In Leibes schwachheit sol ein trewer Artzt dich lehren.

23.

Wann vnrecht fortgang hat/ so laß dichs nicht verdriessen:
Dem bösen hilfft das Glück/ vnd trit jhn doch mit Füssen.

24.

Gedencke was nicht ist das werde doch geschehen:
Viel minder schadet das was wir vorher gesehen.

25.

Sey frisch vnd vnverzagt wann alles knackt vnd bricht:
Halt Hoffnung/ Hoffnung lest vns auch im Tode nicht.

26.

Kompt dir was gutes für so nim alßbald sein war;
Dann die Gelegenheit die hat nur fornen Haar.
bi

27.

Was weg ist vnd was folgt darvon nim deinen Rath/
Vnd sey wie jener Gott der zwey Gesichter hat.

28.

Starck vnd wol auff zu sein so halte maß vnd Ziel:
Gesundheit heischet jhr sehr wenig/ Wollust viel.

29.

Verwirff nicht was das Volck für vrtheil von dir spricht;
Dann wann du viel verschmähst so lobt dich keiner nicht.

30.

Du solt wol auff zu sein deß Leibes erstlich pflegen/
Damit du deine schuldt nicht auff die Zeit darffst legen.

31.

Nach träwmen frage nicht; Dann was dein wachen dir
Für trost vnd hoffnung macht das bringt der schlaff herfür.
[Seite 360]

LIBER TERTIUS.

HOc quicumque voles carmen cognoscere, Lector,
Cum praecepta ferat, quae sunt gratissima vitae,
Commoda multa feres. Sin autem spreveris illud,
Non me scriptorem, sed te neglexeris ipse.
bj

I.

Instrue praeceptis animum, nec discere cesses:
Nam sine doctrina vita est quasi mortis imago.

II.

Fortunae donis raro parere memento:
Non opibus bona fama datur, sed moribus ipsis.

III.

Cum recte vivas, ne cures verba malorum:
Arbitrii non est nostri, quid quisque loquatur.

IV.

Productes testis, salvo tamen ante pudore,
Quantumcumque potes, celato crimen amici.

V.

Sermones blandos blaesosque cavere memento:
Simplicitas veri fama est, fraus ficta loquendi.

VI.

Segnitiem fugito, quae vitae ignavia fertur:
Nam cum animus languet, consumit inertia corpus.

VII.

Interpone tuis interdum gaudia curis,
Ut possis animo quemvis sufferre laborem.

IIX.

Alterius dictum aut factum ne carpseris unquam,
Exemplo simili ne te derideat alter.
bk

IX.

Quod tibi sors dederit tabulis suprema notato,
Augendo serva, ne sis, quem fama loquatur.
[Seite 361]

Das Dritte Buch.

WAnn diß Getichte dir/ O Leser/ recht beliebt
Dieweil es Vnterricht zum guten Leben giebt/
So wird dir grosser nutz: wilt du es nicht betrachten/
So wirst du gar nicht mich/ du wirst dich selbst verachten.
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1.

Nim vnterweisung an/ hör’ auch nicht auff zu hören:
Deß Todes Bildtnüs ist das Leben ohne lehren.

2.

Brich selten dich herfür mit Geld’ vnd Glückes Gaben:
Von Sitten muß man Lob/ vnd nicht von Gütern haben.

3.

Du darffst nicht/ lebst du recht/ nach bösen Mäulern fragen.
Es lieget nicht an vns was der vnd jener sagen.

4.

Wann Zeugnüs auff dir ligt/ vnd du nur kanst vnd magst/
So schawe daß du nicht deß Freundes schuldt verklagst.

5.

Sieh’ auff daß kein Betrug in süssen Worten sey:
Die Einfalt redet war/ List steckt bey Heucheley.

6.

Deß Lebens Fäuligkeit die lege von dir hin:
Der gantze Leib wird laß entschläfft dir schon der Sinn.

7.

Den sorgen mische dir bißweilen frewden an/
Daß dein Gemüte müh vnd Arbeit tragen kan.

8.

Was einer sagt vnd thut das laß vnaußgemacht/
Sonst wirst du auch von jhm wie er von dir verlacht.
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9.

Was durch ein Testament dir etwan wird bescheiden/
Das mehre selber auch/ gewäsche zu vermeiden.
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[Seite 362]

X.

Cum tibi divitiae superant in fine senectae,
Munificus facito vivas, non parcus amicis.
Utile consilium dominus ne dispice servi:
Nullius sensum, si prodest, tempseris unquam.
Rebus et in censu si non est, quod fuit ante,
Fac vivas contentus eo, quod tempora praebent.
Uxorem fuge ne ducas sub nomine dotis,
Nec retinere velis, si coeperit esse molesta.
Multorum disce exemplo, quae facta sequaris,
Quae fugias. Vita est nobis aliena magistra.
Quod potes, id tentato, operis ne pondere pressus
Succumbat labor, et frustra tentata relinquas.
Quod nosti haud recte factum, nolito silere,
Ne videare malos imitari velle tacendo.
bo Iudicis auxilium sub iniqua lege rogato:
Ipsae etiam leges cupiunt, ut jure regantur.
Quod merito pateris, patienter perfer id ipsum:
Cumque reus tibi sis, ipsum te judice damna.
Multa legas facito: perlectis perlege multa.
Nam miranda canunt, sed non credenda Poetae.
Inter convivas fac sis sermone modestus,
Ne dicare loquax, dum vis urbanus haberi.
[Seite 363]

10.

Kompt dir viel Gelt vnd Gut in hohem Alter ein/
So solt du Freunden frey vnd gar nicht geitzig sein.

11.

Laß deines Knechtes Rath der gut ist vnverachtet:
Verwirff gar keinen nicht der auff dein bestes trachtet.

12.

Hast du nicht mehr so viel als zwar vor jener Zeit/
So nim vor lieb mit dem was diese dir verleyht.

13.

Ein Weib/ wie reich es ist/ nim nicht zu deiner Pein;
Behalte sie auch nicht wann sie wil meister sein.

14.

Durch Beyspiel lerne du was hilfft vnd was versehret:
Der andern leben macht daß vnsers wird gelehret.

15.

Versuche was du kanst/ daß nicht der Arbeit Last
Dich heisse lassen stehn was du schon für dir hast.

16.

Verschweig das böse nicht ists etwan dir bewust/
Daß niemand dencken mag du habest gleiche lust.
bp

17.

Thut je ein recht zu viel so sprich den Richter an:
Der Billigkeit ist recht vnd Satzung vnterthan.

18.

Was billich dir geschicht das leide mit Gedult/
Vnd lerne Richter sein selbst vber deine schuldt.

19.

Ließ embsig/ vnd ließ hier wann da schon ist gelesen:
Poeten schreiben wol/ doch auch viel falsches wesen.

20.

Bey Gästen sol dein Wort auff sitsam-sein sich fleissen/
Daß deine Höffligkeit kein plaudern möge heissen.
[Seite 364]

XXI.

Coniugis iratae noli tu verba timere:
Nam struit insidias lacrimis, cum foemina plorat.

XXII.

Utere quaesitis, sed ne videaris abuti:
Qui sua consumunt, cum deest, aliena sequuntur.

XXIII.

Fac tibi proponas mortem non esse timendam:
Quae bona si non est, finis tarnen illa malorum est.

XXIV.

Uxoris linguam, si frugi est, ferre memento:
Namque malum est non velie pati nec posse tacere.

XXV.

bq Diligito caros aequa pietate parentes,
Nec matrem offendas, dum vis bonus esse parenti.

LIBER QUARTUS.

SEcuram quicumque cupis traducere vitam,
Nec vitiis haerere animum, quae moribus obsunt,
Haec praecepta tibi semper relegenda memento:
Invenies aliquid, quo te nitare magistro.

I.

Despice divitias, si vis animo esse beatus,
Quas qui suspiciunt, mendicant semper avari.

II.

Commoda naturae nullo tibi tempore deerunt,
Si fueris contentus eo, quod postulat usus.

III.

Cum sis incautus, nec rem ratione gubernes,
Noli Fortunam, quae non est, dicere coecam.

IV.

Dilige denari, sed parce dilige, formam:
Quem nemo sanctus nec honestus captat ab aere.
[Seite 365]

21.

Wann dein Fraw schon flucht so frage nichts nach jhr:
Ein Weib so weint das bringt mit Threnen list herfür.

22.

Brauch’/ ohne Mißbrauch doch/ das was du kanst erwerben:
Sie bitten frembdes brodt die jhres bald verterben.

23.

Nicht fürchte deinen Todt; er fodert Hertz’ vnd Muth/
Der böses enden kan/ ist er schon selbst nicht gut.

24.

Dein Weib/ ist’s sonst nur from/ laß immer etwas sagen:
Nichts schweigen ist nicht gut/ noch ärger nichts vertragen.
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25.

Schaw’ auff damit du stets die Eltern gleiche liebest;
Verhalt der Muter nicht was du dem Vater giebest.

Das Vierde Buch.

SOl deine lebenszeit mit furchte nicht beladen/
Vnd frey von lastern sein/ die guten sitten schaden/
So lerne diese Lehr’ vnd dencke wol daran:
Hier ist genug für dich was vnterweisen kan.

1.

Nicht räume/ liebst du rhue/ den Gütern zu viel ein:
Wer sie zu gar hoch schätzt muß stets ein bettler sein.

2.

Nie wird dir die Natur versagen jhre Gaben/
Wann du nicht mehr begehrst als was du darffest haben.

3.

Versihst du dir ein ding/ vnd schawest vbel zu/
Nicht heiß das Glücke blind das besser sieht als du.

4.

Der Müntze glantz vnd zier schaw’/ aber mässig an:
Den nutzen/ nicht den schein/ besieht ein weiser Mann.
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[Seite 366]

bt

V.

Cum fueris locuples, corpus curare memento:
Aeger dives habet numos, se non habet ipsum.

VI.

Verbera cum tuleris discens aliquando magistri,
Fer patris ingenium, cum verbis exit in iram.

VII.

Res age, quae prosunt: rursus vitare memento,
In quibus error inest nec spes est certa laboris.

VIII.

Quod donare potes gratis, ne vende roganti:
Nam recte fecisse bonis in parte lucrorum est.

IX.

Quod tibi suspectum est, confestim discute, quid sit;
Namque soient, primo quae sunt neglecta, nocere.

X.

Cum te detineat Veneris damnosa voluptas,
Indulgere gulae noli, quae ventris amica est.

XI.

Cum tibi proponas animalia cuncta timere,
Unum praecipio tibi plus hominem esse timendum.

XII.

Cum tibi praevalidae fuerint in corpore vires,
Fac sapias: sic tu poteris vir fortis haberi.
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XIII.

Auxilium a notis petito, si forte laboras,
Nec quisquam melior medicus quam fidus amicus.

XIV.

Cum sis ipse nocens, moritur cur victima pro te?
Stultitia est morte alterius sperare salutem.
[Seite 367]

bv

5.

Wohnt Gelt vnd Gut dir bey so wart’ vnd pflege dich:
Ein reicher Krancker hat die heller/ vnd nicht sich.

6.

Pflegt je dein Lehrer dich auß Vngedult zu schlagen/
So leide: Vater-Zorn den kan ein Kind wol tragen.

7.

Was nützlich ist das thue/ vnd meide solche sachen
Die voll von jrrthumb sind/ vnd falsche Hoffnung machen.

8.

Was du verehren kanst das gieb ersucht dahin
Ohn Geldt; Dann gutes thun den guten ist Gewin.

9.

Was dir verdächtig ist erforsche wie es sey:
Was erstlich wird verlacht fügt endlich schaden bey.

10.

Nicht schwelge wann dich nicht die Venus sol versehren:
Die Gurgel pflegt die Lust zur Wollust zu vermehren.

11.

Wann du gesonnen bist zu fürchten jedes Thier/
So siehe sonderlich dich vor dem Menschen für.

12.

Bist du von Leibe starck so sey auch klug von Sinnen/
So wirst du recht ein Mann geheissen werden können.
bw

13.

Wann dir was ist vnd fehlt so suche Rath bey mir:
Es ist kein besser Artzt/ kein trewer freundt als hier.

14.

Was würgst du Opffer ab in deiner eignen Noth?
Wer selber schuldig ist den hilfft kein frembder Todt.
bx
[Seite 368]

XV.

Cum tibi vel socium vel fidum quaeris amicum,
Non tibi fortuna est hominis sed vita petenda.

XVI.

Utere quaesitis opibus: fuge nomen avari:
Quid tibi divitiae prosunt, si pauper abundas?

XVII.

Si famam servare cupis, dum vivis, honestam,
Fac fugias animo, quae sunt mala gaudia vitae.

XIIX.

Cum sapias animo, noli ridere senectam:
Nam quicunque senet, puerilis sensus in illo est.

XIX.

Disce aliquid: nam cum subito fortuna recessit,
Ars remanet vitamque hominis non deserit unquam.

XX.

Perspicito tecum tacitus, quid quisque loquatur:
Sermo etenim mores et celat et indicat idem.
by

XXI.

Exerce studium, quamvis perceperis artem:
Ut cura ingenium, sic et manus adjuvat usum.

XXII.

Multum venturi ne cures tempora fati:
Non metuit mortem, qui scit contemnere vitam.

XXIII.

Disce, sed a doctis: indoctos ipse doceto:
Propaganda etenim rerum doctrina bonarum.

XXIV.

Hoc bibe, quod possis, si tu vis vivere sanus:
Morbi caussa mali nimia est quaecumque voluptas.

XXV.

Laudaris quodcumque palam, quodcumque probaris,
Hoc vide ne rursum levitatis crimine damnes.
[Seite 369]

15.

Wirst du dir einen Freund zu suchen jrgendt raht/
So schawe wie er lebt/ nicht was für Glück’ er hat.

16.

Fleuch diesen Namen/ karg: Laß dich dein gut ergetzen.
Bist du bey Reichthumb arm/ was machst du mit den Schätzen?

17.

Sol dir ein gutes Lob biß an das Ende bleiben/
So must du böse Lust des Lebens von dir treiben.

18.

Laß alte/ bist du klug vnd weis’/ vnaußgelacht/
Weil alter vns verzehrt/ vnd wieder Kinder macht.

19.

Lern’ etwas; wann das Glück vns plötzlich hat begeben/
So lesst vns doch die Kunst nicht eher als das Leben.

20.

Was der vnd dieser sagt das schawe heimlich an:
Durch rede wird das Hertz’ entdeckt vnd zugethan.
bz

21.

Nim dessen Vbung für was dir vorhin bekandt:
Viel dencken schärfft den Sinn/ Kunst wächst durch stete Hand.

22.

Nicht sorge was sich jetzt vnd nachmals wird begeben:
Der schewet den Todt nicht der wenig helt vom leben.

23.

Den lehre der nichts kan: Gelehrte laß dich lehren:
Man sol die Wissenschaft der guten dinge mehren.

24.

Trinck also viel du solt wann du gesundt wilt sein:
Durch lust der Schwelgerey schleicht manche Kranckheit ein.

25.

Das was du schon einmal erhebst mit grossem preyse/
Das solt du nicht hernach vernichten leichter weise.
ca
[Seite 370]

XXVI.

Tranquillis rebus semper quae adversa timeto.
Rursus in adversis melius sperare memento.

XXVII.

Discere ne cessa: cura sapientia crescit:
Rara datur longo prudentia temporis usu.

XXIIX.

Parce laudato: nam quem tu saepe probaris,
Una dies, qualis fuerit, ostendet, amicus.

XXIX.

cb Ne pudeat, quae nescieris, te velle doceri:
Scire aliquid laus est, culpa est nil discere velle.

XXX.

Cum Venere et Baccho lis est, sed juncta voluptas:
Quod blandum est animo complectere, sed fuge lites.

XXXI.

Demisso tacitos animo vitare memento:
Qua flumen placidum est, forsan latet altius unda.

XXXII.

Cum tibi displiceat rerum fortuna tuarum,
Alterius specta, quo sis discrimine peior.

XXXIII.

Quod potes, id tenta: nam litus carpere remis
Tutius est multo quam velum tendere in altum.

XXXIV.

Contra hominem justum prave contendere noli:
Semper enim Deus injustas ulciscitur iras.

XXXV.

Ereptis opibus nolito flere querendo,
Sed gaude potius, tibi cum contingit habere.

XXXVI.

Est iactura gravis, quae sunt, amittere damnis:
Sunt quaedam, quae ferre decet patienter, amice.
[Seite 371]

26.

Gedenck’ in guter Zeit das Glücke kan sich wenden/
Vnd hoff’ auch in der Noth der Vnfall wird sich enden.

27.

Fleiß mehret den Verstand: sey embsig fort zu fahren:
Die Zeit gebiehret witz/ vnd Weißheit kömpt von Jahren.

28.

Lob’ einen nicht zu sehr: ein Tag der zeigt vnd giebt
Was für ein Freund der sey den du zuvor geliebt.
cc

29.

Was du nicht kanst das sey zu lernen doch befliessen:
Was wissen ist ein rhum/ vnd schmach nichts wollen wissen.

30.

Bey Wein’ vnd Liebe wohnt zugleiche Lust vnd streit:
Laß jhre Zwytracht sein/ vnd fasse fröligkeit.

31.

Vermeide falschen sinn vnd stiller Leute grieff:
Wo leise flüsse sind das ist das Wasser tieff.

32.

Wil sich das Glücke dir nicht als du wilt ergeben/
So schawe wie noch viel gar sehr weit ärger leben.

33.

Versuche was du kanst: Dann rudern an dem Rande/
Ist weiter von Gefahr/ als segeln weit vom Lande.

34.

Wer recht lebt vnd gerecht den soltu nicht besprechen:
Zorn der nicht billich ist pflegt allzeit GOtt zu rächen.

35.

Nicht weine wo dir Gelt vnd Güter sind genommen:
Erfrewe dich viel mehr wann du sie hast bekommen.

36.

Schwer ist es was man hat durch schaden müssen meiden:
Doch viel ding ist/ mein Freund/ das sich geziemt zu leiden.
cd
[Seite 372]

ce

XXXVII.

Tempora longa tibi noli promittere vitae:
Quocumque ingrederis, sequitur mors, corpus ut umbra.

XXXIIX.

Thure Deum placa: vitulum sine crescat aratro:
Placari ne crede Deum, cum caede litatur.

XXXIX.

Cede locum laesus fortunae, cede potenti:
Laedere qui potuit, prodesse aliquando valebit.

XL.

Cum quid peccaris, castiga te ipse subinde:
Vulnera dum sanas, dolor est medicina doloris.

XLI.

Damnaris nunquam post longum tempus amicum:
Mutavit mores, sed pignora prima memento.

XLII.

Gratior officiis, quo sis mage carior, esto,
Ne nomen subeas, quod dicitur, officiperdi.

XLIII.

Suspectus cave sis, ne sis miser omnibus horis:
Nam timidis et suspectis aptissima mors est.

XLIV.

Cum famulum fueris proprios mercatus in usus,
Ut servum dicas, hominem tarnen esse memento.
cf

XLV.

Quamprimum rapienda tibi est occasio prima,
Ne rursus quaeras, quae jam neglexeris ante.

XLVI.

Morte repentina noli gaudere malorum:
Felices obeunt, quorum sine crimine vita est.
[Seite 373]

cg

37.

Zu lange Lebenszeit die bilde dir nicht ein:
Der Todt wird wo du bist wie schatten vmb dich sein.

38.

Mit Weyrauch ehre Gott/ das Kalb gehört zum pflügen:
An Thieren die man würgt lest Gott jhm nicht genügen.

39.

Du solt dem Glück’ vnd dem der mehr als du ist weichen:
Wer schadet/ kan ein mal auch wieder hülffe reichen.

40.

Sey deine straffe selbst nach sündtlichem verüben:
Durch schmertzen wann man heilt wird schmertzen auch vertrieben.

41.

Laß einen alten Freundt anjetzt vnaußgehandelt:
Denck’ an die erste Gunst/ hat er sich gleich verwandelt.

42.

Sey danckbar wer dir hilfft/ so hast du lenger gunst/
Daß niemand sagen mag/ sein wolthun sey vmbsonst.

43.

Laß argwohn/ wilt du nicht in angst vnd kummer schweben:
Dann furcht’ vnd argwohn sind ein steter Todt im Leben.

44.

Kauffst du dir diener ein/ vnd heist dichs dein gebrauch/
So halte sie für Knecht’/ jedoch für Menschen auch.
ch

45.

Ergreiff gelegenheit alßbald vnd auff der Flucht:
Ist sie schon einmal weg/ sie wird vmbsonst gesucht.

46.

Sey nicht fro wann ein Mann bald stirbt der vbel handelt:
So stirbt auch schnell vnd wol wer ohne tadel wandelt.
ci cj ck
[Seite 374]

XLVII.

Cum tibi sit coniux, ne res et fama laboret,
Vitandum ducas inimicum nomen amici.

XLIIX.

Cum tibi contigerit studio cognoscere multa,
Fac discas multa et vita nil velle doceri.

XLIX.

Miraris nudis versus me scribere verbis?
Hos brevitas sensus fecit conjungere binos.
cl
[Seite 375]

47.

Wann du verweibet bist/ daß ehr’ vnd gut nicht leiden/
So solt du einen Freund der Freund zu sehr ist meiden.

48.

Wohnt Kunst vnd Witz bey dir/ vnd lernst du wie wir sollen/
So meyd’ im lernen auch nichts weiter lernen wollen.

49.

Was wunder nimpt es dich daß ich so kurtz hier bin?
Bey gutem Hertzen sey ein reim als wie ein Sinn.
cm

DIonys. Catonis] Ita ex libro vetustissimo Simeonis Bosii Ios. Sca-
ligercn: licet Octaviani quoque nomen codices non pauci, neque ipsi
recentes, praeferant, uti Barthius annotat, Adversar. lib xxxiv.
cap. xviii. De Dionysio frustra, credo, inquiras et rarum hoc apud
Romanos nomen. VALERIAE DIONYSIAE cujusdam tamen Arela-
tensis quidam lapisco meminit, et Valerios etiam reperias inter Cato-
nes; ut Grammaticum ilium, cui Di-[59]rascp eruditi ascribere co-
nantur. Sed fortasse Dionysia nostra οὐϑὲν πρὸς Διόνυσον. Illud
magis placet, librum hunc, sive Auctorem libri, aut ob gravitatem
sententiarum et pondus aut, quod Cato similia scripserit, Catonem
dictum esse. De quo Horatius serm. lib. I. Sat. II.

cq
[Seite 376]

– macte
Virtute esto, inquit sententia dia Catonis.cr
Quod imitata est Sulpitia:
Quos inter prisci sententia dia Catonis
5 Scire duo magni fecisset: utrumne secundis
An magis adversis staret Romana propago?
Scilicet adversis.cs

〈Et potest Christiani hominis foetus esse; cum et alii ex eorum
numero Sibyllas, Theognidem aliosque auctores scriptorum suorum
credi voluerint.〉

Qua vero aetate Scriptor hic vixerit, ne id quidem constat. Illustris
Scaliger temporibus Commodi aut Severict recenti-[60] orem non cre-
dit, cum character et dictionis puritas non patiantur eum tam recen-
tem esse, quam quidam velint. Et jam Valentiniani Imp. aevo auctori-
tas ejus adducitur, in epist. Vindiciani Comitis Archiatrorum.cu
Quanti deinceps quoque habitus fuerit, vide Cas. Barthium virum
maximum et amicum nostrum, Adversar. lib. xxiv. cap. iv.

«l. 1f.» Cum animadverterem plurimos homines errare gra-
viter in via morum, succurrendum et consulendum opinioni
eorum fore existimavi] Quae haec opinio sit, fateor nos primo in-
tuitu assequi non posse. Nec cum arctius consideramus, quicquam
cur opinioni ei consulere velit, quam quae sit non [61] dixit unquam,
videmus. Verisimilis nostra conjectura est, quae eis consulere velle
autumat, qui non sponte aut voluntarie, sed coacti et inviti errare
videntur. Barthius.

«4. » morem animi tui componas] In ordinem redigas et legi-
bus rationis compescas mentem. Mos legem designat. Horatius:
Mos et fas maculosum edomuit nefas.cv

Petron.

– morem


Frugalitatis lege callet exacta.cw

Hoc est legem. Barthius.

[Seite 377]

VI. Foro pare] Secundum annonam fori utere commercio: aut
secundum campsorum et trapezitarum institutam negotiationem, ita
rem tuam [62] gere et illis legibus pare. Hoc enim est parere foro: et
qui secundum illas leges negotiantur, dicuntur uti foro. Ita Scaliger,
et ita nos vertimus.

XXV. Ad praetorium stato] Hoc ex alieno loco huc reposuit Sca-
liger.

XLIII.cx Consultus esto] Consultus est, quem vulgo discretum
vocamus. Scal.


XLVI. Trocho lude] Maturinus Corderiuscy Gallicus interpres:
Trochus c’est à dire trompe ou sabot ou toupie. Trochus, id est,
turbo; ein Topff/ oder Triebekaule.cz Planudes,da vetus interpres
Graecus: σφαίραις ἄϑυρε: pilis lude. Utrumque male. Tam pilaedb
lusus, inquit Scaliger, a trochi lusu differt [63] quam pila et trochus;
hoc est, quam globus et circulus. Trochus erat circulus aereus ma-
gnus cui anuli multi inserti erant, ut eorum strepitu obvii trochis
cederent de via. Hunc lusum pueri Batavi quotidie per plateas expe-
riuntur circulo ligneo, quo vietoresdc dolia sirpant. Multum igitur
differunt σφαίραις ἀϑύρειν ϰαὶ τρόχω παίξειν.


LVI. Libenter] Gnomologusdd praecipit non reluctandum esse
amori, sed ita cedendum, ut gubernator vento. Scal.

I. Si deus est animus] Quia deus mens est, mente etiam colendus
est. [64] Scal. Et fortasse Auctor dicere voluit: Quia Deus pura mens
est, mente etiam pura colendus est. Illud ejusmodi disticho incluse-
rim:

[Seite 378]

Quod si pura Deus mens est, ut carmina dicunt, Ille tibi pura mente colendus erit.

Ut carmina dicunt] Antiquissimorum Poetarum ac doctorum
sapientiae, Orphei imprimis; cujus divinos in hanc rem versus apud
Iustinum Martyrem leges, serm. paraenetico ad Graecos.de Et inter
nostros Virgilii:

Principio coelum ac terras camposque liquenteis
Lucentemque globum Lunae Titaniaque astra
Spiritus intus alit: totamque infusa per artus
10 Mens agitat molem et magno se corpore miscet.df
dg

Vide Lactant. Instit. lib. I. cap V.

〈Philosophos autem priscos dicta brevia sua et sententias ᾀδό-
μενα, id est, carmina dixisse, idque observatum in hoc libello, qui a
moribus Cato inscribatur, esse, docet Dan. Heinsius Introductione
in Hesiodi Opera et Dies.dh

pura mente] Non puris solum manibus; quod sacrificantes tam
anxie observabant.

〈Neque id pagani solum, de quibus Porphyrius lib. II. περὶ
ἀποχῆςdi
scribit, nonnullos de animi purificatione parum sol«l»ici-
tos existimasse tamen, non modo vestes purgandas esse, sed et totum
corpus purificandum, cum sacrificium offerendum est, verum etiam
Christiani, quos ad omnem orationem aquam sumpsisse, cum totius
quoque corporis lavacro, ex Tertulliano annotat Desid. Heraldus,dj
digress. II. lib. II. Optime vero Porphyrius lib. eod.dk ait, puritate
animae Deum maxime gaudere, velut ad eius cognitionemdl genitae.
Neque male Plinius Paneg. ad Trajanum: Animadverto enim etiam
deos ipsos non tam accuratis adorantium precibus quam innocentia

[Seite 379]


et sanctitate laetari: gratioremque existimari, qui delubris eorum
puram castamque mentem, quam qui meditatum carmen intulerit.dm
Posset hic et pura intellegi pro sola, ut illud Tertulliani ad Scapu-
lam: Sacrificamus, quomodo praecipit Deus, pura mente.dn Ubi vide
V. C. Nic. Rigaltiumdo amicum nostrum. Sed obstat illud praecipue.
Placet itaque interpretatio vulgaris.〉

III. qui scit ratione tacere] Ratione, id est, cum ratione, pru-
denter. Videtur enim sextus aliquando casus vicem adverbii prae-
stare. Infra:

10 Utilitas opibus praeponi tempore debet.dp

Tempore, in tempore. Plura annotavit eruditissimus vir Augustus
Buchnerus
noster ad Hymnum Venantii de Resurrectione Domini.dq

IV. Conveniet nulli, qui secum dissidet ipse] Scribendum ex
ratione oppositionis: ipso. Qui ipso a se dissidet, nulli conveniet.dr
Barthius.

[66] V. Cum culpas alios] Lectio vetustissimarum editionum
vera est: Cum culpent alios. Omnes enim eo morbo tenentur, ut nihil
non alieni culpent atque strictissime examinent, suos ad naevos
prorsus coeci. Idem.


VII. Constans et lenis] Constans pertinacem et propositi tena-
cem denotat; ut apud Ovid. de Fortuna:

Et tantum constans in levitate sua est.ds

Et Boëthium lib. II. de Consol. Servavit circa se propriam in ipsa
mutabilitate constantiam.dt Idem.


VIII. Nil temere] Mulier hic non simpliciter τὸ ϑῆλυ, sed ἡ γα-
μετή. Iurisconsul. D. de legat. tertio l. 93. § 2.du Semproniae mulieri
meae. Ita idiotismus Ita-[67]lorum, Hispanorum, Aquitanorum,
Tectosagum, Provincialium.dv Scal. Ita et Germanorum.

[Seite 380]

IX. Cumque mones] Cumque eodem modo significat ποτὲ et
πότε; praepositive et postpositive. Scaliger, apud quem plura.

XIII. Spem tibi] Itadw Scal. ex editione Pithoeana.

Rara fide ideo est] Phoedrus lib. III. Fab. XLVIII.

5 Vulgare amici nomen, sed rara est fides.dx

multi multa loquuntur] Plerumque vulgus ait deditum rumori-
bus saltim fabulis capi; ideoque fidem esse raram. Hallucinantur
qui secus ista exponunt. Barthius.

〈XIV. Plus aliis] Ad hunc locum respexit haud dubie Radulphus
Ardens
, quamvis diverso sensu; Homil. Dominic. III. Quadrag.
Plus nobis quam aliis de nobis credamus.dy

[68] XV. Officium] τὸ ipse plebeium est in hac quidem scriptura.
At ego auctor sim vetustissimae editionis Florentinae,dz quae et Ro-
manam illam alias principem anticipavit, auctoritate reponendum:

15 Atque aliis quantum benefeceris ipse, sileto.

Stat tarnen a vulgata Planudes. Idem.ea

XVI. Multorum] Recenses hoc loco a censendo seu judicando,
non a narrando aut repetendo ductum existimat Nobilissimus Bar-
thius. Nos, antequam hanc ejus sententiam vidimus, Planudis et
Scaligeri interpretationem secuti sumus.

XX. Accipito placide, piene et [69] laudare memento] scribe
– plene at. placide cape, at piene lauda. Captavit alliterationem vo-
cum. Barthius. Ita Philistion, seu Philemon potius, in commissione
cum Menandro:

25 Ἅπαν διδόμενον δῶρον, εἰ ϰαὶ μιϰρὸν ᾖ,
Μέγιστόν ἐστι μετ εὐνοίας διδὸμενον.eb
Quodcunque munus, quamlibet id exile sit,
Animo benigno si datur, fit maximum;

interprete Rutgersio.ec

[Seite 381]

XXII. Ne timeas] Eadem prorsus mens distichi IV. lib. II. infra.

quae vitae est ultima finis.] Haec paganorum de morte senten-
tia erat. Quo alludit Crinagoras, Anthol. cent. III. [70] tit. Εἰς
ϑάνατον ϰαὶ εἰς ϑανόντας: 5 Μὴ εἔποις ϑάνατον βιοτῆς ὅρον.ed
Ne dixeris mortem vitae finem.

XXV. Quod praestare potes, ne bis promiseris ulli]

Ὠϰεῖαι χάριτες. γλυϰερώτεραι.ee Celeres gratiae dulciores;


ut est in epigrammate Luciani Anthol. cent. III. tit. Εἰς Εὐχαρί-
στους ϰαὶ Ἀχαρίστους.

XXVI. Qui simulat] Ita et Proverbium jubet, ἀλωπεϰίξειν πρὸς
ἑτέραν ἀλώπεϰα.ef

Et ita Horatius monet:

20 Nunquam te fallant animi sub vulpe latentes.eg
eh

Hos homines a Graecis λαιϑάργους et λαϑροδήϰτας sive
ϰρυφοδήϰτας vocari ad Theophrasti Characteres Ethicos notat Ca-
saubonus
.ei

XXVII. Homines blando] hoc est, τοὺς χρηστολόγους intelle-
git. Ut domus sanie dapibusque cruentis. Cicero magna eloquentia.
Scal. Ita homo moribus antiquis et mille talia. Barthius.

〈Fistula dulce canit] Martialis:

Non solum calamis, sed cantu fallitur ales.ej

Vide Salmasium ad hunc Martialis locum in Exercitationibus Plinia-
nis,ek p. 221.〉

XXXIII. Cum dubia] Scal. pro laboras sequetur reponit versu
secundo. Barthius vero ita haec exponit:

Cum ipsa vita in dubio semper sit summis a morte periculis perpe-
tuo imminentibus, pro lucro aestimare debemus eum diem, quo la-

[Seite 382]

boramus, quo non ever-[72] timur imminenti nece; ita, si majora
pericula, quibus circumfundimur, consideramus, minora illa, ut la-
borem, sine quo vita nostra non est, pro lucro habere decet. Haec
ille. Et sic prorsus Horatius lib. I. Od. XI.

5 Quem Sors dierum cunque dabit, lucro Appone.el

Ita idem, Epod. XIII.

– rapiamus, amici, Occasionem de die.em


Epigramma vetus:

Vivite felices moneo: mors omnibus instai.en

XXXVII. Servorum culpis] Vetus Edit. superius laudata: Ser-
vorum ob culpam. Barthius.

[73] XXXIX. Conserva potius] Prior versus sententiam ita non
ineptam habet: at secundus intricate loquitur. ›Cum in damno est
labor, crescit paupertas, nescio an Latine loqui possis. Elegans et, ut
videtur, genuina lectio, sententia certe, distinctione potest restitui
perfacile.

Conserva potius quae jam sunt parta‹: labore,
20 Cum labor in damno est, crescit mortalis egestas.eo

Labore ipso crescit egestas, cum laboras ut damnum facias, hoc
est, perdas luxu et delitiis jam parta. Ita plane locutus est Petronius
Bello civili:

– inde Lucrinis
Eruta littoribus vendunt conchylia coenas,
25 Ut renovent per damna famem.ep

[74] Et Manilius initio lib. IV.

Et summum census pretium est effundere censum.eq

XL. Cum fueris felix] Scal. non dubitat ab auctore scriptum
Cum fueris dando. Cum dando multa amicis dapsilis audiveris et
liberalis, tarnen memineris te tibi proximum esse.

[Seite 383]

«3»Macer] Aemilius Macer, de quo Ovid. lib. IV. de Tristibus,
eleg. IX.

Saepe suas volucres legit mihi grandior aevo,
5 Quaeque nocet serpens, quae juvat herba, Macerer;

et cuius nomine tres de Medicina [75] libelli falso circumferuntur.
Versum illum,

Corporis ut cunctos possis depellere morbos,es

quem ex Pithoeano libroet laudant Scaliger et Barthius, Planudes
non agnoscit, neque Erasmi, Corderii, Scipionis Lentulieu interpretis
Itali, aut aliae editionesev expresserunt; quas nos, ut verum fatea-
mur, ratione carminis Germanici imitati sumus, cum rythmorum
numerum aequalem esse necesse sit.

«4»Si Romana cupis] Vetustissima editio non Civica sed Punica
bella claris prorsus Uteris habet. Unde nescio an dicendum sit exci-
disse, quae ad Silium aut Naevium Enniumve referenda fuerint.
[76] Sane Lucanus Romana bella cognituris nonew sufficit, qui parti-
culam eorum vix describit. Sufficiat Ennius, qui Annales, ut alii
quoque, texuit. Barth. Adversar. lib. XXI. cap. XXI. Idem lib.
LIII. cap VI. Romanorum bellorum vel maximum praeconem (Lu-
canum) facit Dionysius Cato, antiquior scriptor Theodosianis tem-
poribus, lib. II.

Si Romana cupis et civica noscere bella,
Lucanum quaeras, qui Martia praelia dicet.


Ita legend. hoc de Lucano testimonium, languidum et repens humi
vulgo.

[Seite 384]

«6»Si quis amare velitex vel discere amare legendo] ταυτόλογα
haec sunt. Nam amare velle et discere amare, quid differunt, ubi
Poetae recensentur? [77] Alia lectio in ultima editione est:

Si quid amare libet. –


Et alluduntur notissimi versus Ovidii:

Principio, quod amare velis, reperire labora,ey etc.

Barthius.

«8»Ut sapiens vivas, audi, quae discere possis] Rursus
veram scripturam puto Editionis vel primae omnium, vel proximae
principi:

– audi, quo discere possis.

Audire enim absolute capiendum velut verbum τεχνιϰόν, quod
necessarium discere volenti. Sic audire Cratippum apud Cicero-
nem
ez et mille scriptorum locis capiendum. Barthius.


I.fa Utilius regno] Proverbium: [78] Utilius regno. Par illi apud
Horatium:

– pueri ludentes ‘rex eris’ aiunt, ‘si recte facies’.fb

Quod inde venit, quod beati vulgo Reges aut Regum vivere vitam
dicebantur. Eiusdem sensus est apud eundem Horatium, Attalicis
conditionibusfc movere, hoc est, regno, in quo summa velut votorum
humanorum. Barthius.

V.fd Fac sum«p»tum] Concinnius omnino leges: – cum res desi-
derat, ipsi. Rei videlicet aliquid dandum est, cum propere deside-
rat. Tempus vero occasionem hic recte notat et pro eodem accipit
Latinis non abnuentibus Planudes; licet [79] Scaligero aliter videa-
tur. Sic aliquoties Cato noster. Horatius:

– nisi dextro tempore Flacci
Verba per attentam non ibunt Caesaris aurem.fe


hoc est, commoda occasione. Barthius. Vide eund. Adversar. lib.
XXXIII. cap. XXI.

[Seite 385]

VI.ff parvo gaudere memento] Parvum dicit quod sufficit. Ex-
empla vide apud Barthium lib. XXI. Adversar. cap. XXI. Ita Horat.
lib. II. Od. XVI:

Vivitur parvo bene.fg


XIII. nimio cultu] Nimius cultus est, qui Graece περίεργος ϰο-
μιδή: nimia cura circa corporis cultum et munditias.

[80] XIIX. Insipiens esto] Horatium more suo imitatur Od. XII.
lib. IV.

Misce stultitiam consiliis brevem: Dulce est desipere in loco.fh

XX. qui multa loquuntur] qui multi sunt in loquendo. Ut apud
Cic. de Legibus: Aliquis in loquendo multus et ineptus ad summam
impudentiam.fi Multos pro stolidis Barthius accipit, qui sic etiam
versum priorem emendat: Nolito tu eadem referenti – Et sane pris-
cis Latinis fatuus a fando dictus fuit. Vide Casaub. in Theophrasti
Characteres ad caput περὶ ἀδολεσχίας.fj

XXII. Corporis auxilium] Auxilium non solum hic ϑεραπείαν,
[81] sed et alibi designat; ut in illo:

Auxilium a notisfk petito, si forte laboras.fl

20 «XXIII.»〈Noli successus] In membraneis suis invenisse se ait
Vossius: Successu indignos. Catonem tarnen scripsisse prout nunc
excusum in melioribus libris: De arte Grammatica lib. I. cap.
XVI.fm

XXVII. Illum imitare Deum] Ianum, quem bifrontem fingebat
antiquitas, quod oporteat prudentem virum πρόσσω ϰαὶ ὀπίσσω,
id est, a fronte et tergo, ut inquit Homerus,fn habere oculos. Eras-
mus.

[Seite 386]

XXX. Tempora ne culpes] Multi aegrotare incipientes, causas
valetudinis in anni tempus conferunt. Auctumno, exempli gratia,
febres vulgo increbescunt. Causam homines in auctumnum, non in
victum immoderatum reiiciunt. Scal.


fo

«2»Cum praecepta ferat] Ita ex Pithoeana editione Scaliger.
Vulgatae: Haec praecepta feres. Idem hunc prologum, male antea
sex versiculis conceptum, hoc modo suae menti restituit.

I. Nam sine doctrina] Optime Posidonius apud Senecam, epi-
stola LXXVIII. Unus dies hominum eruditorum plus patet quam
imperiti longissima aetas.fp

II. Fortunae donis raro] Ita Scaliger; cum antea legeretur sem-
per, contraria priori sententia. Parere est ostentare sese, πομπεύε-
σϑαι, ἐλλαμπρύ νεσϑαι. Graeci etiam ad verbum di-[83]cunt φαν-
τάξεσϑαι, quod plane est parere. id. Scaliger.

IV. Salvo tarnen ante pudore] Existimatione. Scal.

V. Simplicias veri] Ita editio Pithoeana. Vulgares male: Simpli-
citas veri sana est. Fama hic est μαρτυρία aut argumentum. Quem-
admodum simplicitas vero praecurrit, ita dolus hypocrisi. Scal.


VII. Interpone tuis] Phoedrus lib. III. Fab. LIII.

Sic lusus animo debet aliquando dari,
Ad cogitandum melior ut redeat tibi.fq

IIX. Exemplo simili]fr τὸ alterius in principio prioris versiculi,
et τὸ [84] alter in fine posterioris de eodem dicitur. Scal.


IX. Quod tibi sors] Quae tibi scripto in tabulis testamenti su-
prema voluntas alicujus reliquerit. Scal.

Ne sis quem fama loquatur] Aut aliquod proverbium in profu-
sores bonorum jactatum hic invenitur, ut nos vertimus, aut simplici-
ter accipiendum: ‘ne occasionem praebeas vulgo de te et sis fabula’,
ut bene concepit Planudes. Scal.

[Seite 387]

X. Cum tibi] Omnino a Pindaro, ait Scal., Nemeaco I:

Οὐϰ ἔραμαι πολὺν ἐν μεγάρῳ πλοῦτον ϰαταϰρύψαις ἔχειν,
ἀλλ ἐόντων εὖ τε παϑειν ϰαὶ ἀϰοῦσαι φίλοις ἐξαρϰέων.fs

Non amo magnas domi di-[85]vitias absconditas habere,
sed de bonis praesentibus cum bene affici, tum audire, amicis suffi-
cienter benefaciens.

XI. Utile consilium] Aliter Poetaft apud Athenaeum lib. VI.
Deipnosoph. ex vers. Dalechampii:

Altisonus mentis privavit Iupiter omnes


Dimidio, quotquot fatum servire coegit.fu

XIII. Nec retinere] Nec propter dotem duc uxorem, neque, si
duxeris, retinere velis, siquidem molesta esse coeperit, sed malis po-
tius dotem amittere, quam conclusam, ut ille dicebat, in aedibus
feram habere. Ita Scal. ex editione Pithoeana; quod et nos expressi-
mus. Et exemplum ad hanc rem aptissimum vi-[86] de apud Ari-
staenetum
lib. II. epist. XII.fv

XVII. Iudicis auxilium] Praecipit Gnomo«log»usfw invocare au-
xilium iudicis in lege iniqua, quam ipse temperet in aequo et bono.
Nam leges ipsae, inquit, opus habent, ut ad aequum et bonum corri-
gantur, ubi in eis infuerit aliquid, quod aequitati adversari videa-
tur. Obscure vero auctor dicit, ut jure regantur. Ius hic est aequitas,
τὸ ἐπιειϰές, regere est corrigere. Iniquam legem dicit ex mente pro-
verbii:

Summum jus summa injuria est.fx


Cum igitur a pedaneo judice sub iniqua lege damnatus fueris, quia
pedaneo a rigore legis discedere non licet, tum confugiendum ad
judicem, a quo provo-[87] catio non est, ut rigorem sententiae ϰαὶ
τὸ τοῦ νόμου ἀϰριβές ex aequo ac bono moderetur. Haec est mens
distichi. An ullus antea assecutus sit, nescio. Scal. saltuatim.


XIX. Perlectis perlege multa] Perlegere Barthio idem hic est ac
cursim et perfunctorie legere. Adversar. lib. XXVIII. cap. I.

[Seite 388]

XXIV. Uxoris linguam] Mens est: Fateor molestum esse hanc
non posse tacere (qui morbus Graece γλωσσαλγία dicitur), sed tibi
longe molestius non posse garrulitatem pati. Clarius ita scripsisset
Gnomologus:

5 Namque malum est te nolle pati, hanc non posse tacere.

Ita vitasset τὸ ὕστερον «πρότερον» Scal. Ita illa [88] ap. Euripi-
dem ex versione incomparabilis viri Hugonis Grotii:

Sumus mulieres, quale non dicam, malum:
Sumus: Sed haud te decuit aequatum malis
10 Dementia certare cum dementibus.fy

XXV. Aequa diligitofz] Ita Pithoeana editio rectissime. Vulga-
tae: Dilige non aegra, mendosissime. Scal.

I. Despice divitias] Simile distichon et hoc etiam elegantius est
apud Lucret. lib. V.

Divitiae grandes homini sunt vivere parce
Aequo animo; neque enim’st umquam penuria parvi.ga

IV. Dilige denari] Ita legit Scaliger. Est elegans distichon, ait
idem. Avarus [89] diligit numum propter materiam, aurum, argen-
tum, aes, sapiens propter usum. Non, inquit, veto te amare numum
ipsum, sed intra modum: quatenus sapiens ab usu captat eum, non
ut vulgus, a materia amans duntaxat ‘concisum in’ formas ‘parvas
faciesque minutas’, ut jocatur Juvenalis.gb Forma denarii est τὸ χά-
ραγμα, denarius. Est ἑλληνισμὸς.


X. Quae ventris amica] Attende praeceptum simul et rationem,
quam apponit. Praeceptum: si natura deditus es rebus Veneris, noli
gulae indulgere. Ratio: quia gula est ventris amica. Quid intestinis
aut voraci stomacho cum Venere? Qui antiquitus hunc libellum pue-
ris legebant, quaedam, quae minus Christianismo conveniebant,
mutabant, ut Deus, ubi auctor posuerat dii, et, ut apparet, multa

[Seite 389]


disticha sustulerunt, quia plus ad [90] cultum deorum paganicorum
quam ad Christianam pietatem faciebant. Praeterea, si quid minus
honeste minusque caste dictum esset, id quoque pudentioribus ver-
bis commutarunt; quale hoc, quod hic propositum est: quae ventris
amica est.
Nam sine ullo dubio Gnomologus scripserat quae penis
amica est.
Gula τῶν ὑπὸ γαστρὶ amica est juxta illud: Sine Cerere et
Libero friget Venus.
gc Quam vera est ea sententia, tam certum est
penis ab auctore scriptum fuisse et ventris a Magistris substitutum,
ne pueri praetextata verba legerent. Nos et menti auctoris et recep-
tae lectioni satis fecimus; cum pro obscoena voce vertimus: τῶν ὑπὸ
γαστρὶ. Scal.

XI. Cum tibi proponas] Bias apud Ausonium: Pernicies homini
quae maxima? solus homo alter.gd

[91] XIII. Auxilium] Auxilium intellegit, quam Graeci νοση-
λείαν vocant: nimirum opem, quae aegris ab assidentibus praesta-
tur. Scal.

XIIX. Nam quicunque] Excerptage Sophoclisgf:

πάλιν γὰρ αὖϑις παῖς ὁ γηράσϰων ἀνήρ.
Namque aetas hominis ultima in puerum redit.


XXVII. Discere] Haec videtur mens hujus loci: Sapientiam ex
literis discendam, non ex longo temporis usu. Sed mira est sententia,
communi sensui ac veterum scriptis contraria experientia longi tem-
poris raro acquiri sapientiam. Ego arbitror RARA hic non σπάνια
esse, sed ἔξοχος, ἀϰριβὴς, ut intellegimus studio longi temporis et
magno [92] litterarum usu raram et praecellentem sapientiam nobis
acquiri. Scal. carptim.

XXIX. Culpa est] In vulgatis pudor est nil discere velle. Scal.

XXXII. Cum tibi] Planudes legit quo sit. Et recte. Nihil magis
aerumnas levat, quam cum fortunam alterius cum nostra compar-
ando perspicimus, quanto deterior eorum quam nostra sit. Scal.

XXXIII. Quam velum] Puto legend. quam velis tendere in
altum.
Quod si error non est, velum tendere erit velificari: quod
nuspiam memini me legere in eam notionem. Scal.

XXXV. Sed gaude] Haec est mens Gnomologi: Quemadmodum
gaudendum, quoties contingit habere, ita non moerendum, quoties

[Seite 390]


desinimus habere. Quod expressius apud Senecam epist. XCIX:
Danda opera erat, ut magis gauderes quod habueras,gg quam moere-
res quod [93] amiseras. Postea: Quid doles amisisse, si habuisse non
prodest?gh Quam sententiam Senecae melius expressisset Gnomolo-
gus, si scripsisset tibi quod contingit habere. Est autem figura ὕστε-
ρον πρότερον apud Gnomologum, qua et alibi non semel utitur.
Scal.

XXXVII. Corpus ut umbra] Lectio Scaligeri. Erasmi et aliorum
editiones habent corporis umbra; quasi mors nunquam corpus dese-
rat, non magis quam umbra.

XLII. Gratior officiis] Apud hunc auctorem et alios vetustiores
officium est beneficium; ut in illo:

Officium alterius cunctis narrare memento.gi

Quo gratior quis erga benefactorem, eo chariorem illi futurum di-
xit. Scal.

Officiperda] Pithoeana editio: officiperdi. Sive igitur offici-
perda sive of-[94]ficiperdus, quod utrumque probum est et utro
modo dicatur non refert, est is, in quem omnia ingesta beneficia,
tanquam in dolium rimosum, effluunt et qui, ut Seneca loquitur,
beneficia haurit perforato animo et transmittitgj quicquid accepit.
Scal. Ita Officia pro beneficiis etiam Manilius accipit lib. III.

Format amicitias et saepe cadentia frustra Officia et cultus.gk

XLIII. Suspectus cave sis.] Suspectus pro suspicaci non novum
est. Tertullianus non raro utitur; ut in Apologetico: fallerent suspec-
tos. Αανϑάνοιεν τοὺς ὑποπτεύοντας.gl Et alibi frequenter. Glos-
sae: ὕποπτος suspectus, suspiciosus. Scal.

XLIV. Ut servosgm dicas] Quanquam servos esse dicas. Scal.

Homines tamen esse memento] Philemon «in» comparatione
cum Menandro:

[Seite 391]

gn Εἰς χεῖρα δοῦλον δεσπότῃ υὴ συμβαλῇς.
Κἂν δοῦλος ᾖ τις, σάρϰα τὴν αὐτὴν εχει.go
Nolito servum tradere in manus heri.
Servus licet sit,gp carnem eandem habet tarnen.

In hanc mentem Seneca epist. XLVII.: Libenter ex his, qui a te
veniunt, cognovi familiariter te cum servis tuis vivere. Hoc pruden-
tiam tuam, hoc eruditionem decet. ‘Servi sunt?’ immo homines,
etc.gq 〈Vide et Macrob. lib. I. cap. XI.gr Item Salvian. de Gubern.
Dei, lib. IV.gs


XLVI. Felices obeunt] Deest τὸ Sic.

〈Lineam hanc a Typogr. praepostere huc positam antepone verbis Scaligeri: Qui repentina
etc.〉

Qui repentina morte moriuntur, nullis foedati criminibus, felices
sunt. In repentina morte nullum est probrum, nisi quis probris con-
taminatus ita moriatur. Scal.

XLVII. Ne res et fama] Ita ex edit. Pithoeana legit Scaliger atque
sic exponit, uti et nos interpretati sumus: Si tibi sit res et uxor, ca-
vendum, ne quis nomine tenus amicus nimium familiaris cum uxore
tua consuetudinem non honestam habeat, unde tua fama laboret, et
praeterea [96] mulier in moechum bona tua congerat, unde res fami-
liaris tua laboret. Ita nomen amici erit amicus ipse: Ut nomen agelli
Val. Catoni agellus.gt Amicus inimicus φίλος ἄφιλος.

XLIIX. Cum tibi] Uno disticho comprehendit, quod alibi diver-
sis locis:

25 Multa legas facito –gu

Item:

Ne pudeat, quae nescieris, te velle doceri.gv Scaliger.

Fußnotenapparat

a am Rand: [1] u. [2]Titelblatt
b am Rand: [3]
c N. B. Diese Widmung ist vollständig
abgedruckt in O. Arntzens Ausgabe
der Dist. de Moribus, Amsterdam
1754, sowie auch bei Rei 852.
d u. 7 fehlen F
e Burggraviis Dohnanis, F
f fehlt F
g MARTINUS F
h Die beiden Söhne Dohnas wurden auf der Jesuitenschule zu Kalisch in
Polen erzogen (Szy. Opitz [1956], S. 89). Von der Reise spricht Opitz in
seinen Briefen an Buchner, Breslau, 22. Mai 1629; er werde in sechs Tagen
zurück sein (Schnorrs Archiv 5 [1876], 351).
i heros] Fehlt F
j 2 den 16. Juni 1629
k nonnulli,] maleferati magistel-
li, F
l male] e Scholis suis F
m am Rand: [8]
n Efficiunt] Aus Effictunt Dkf Y
nach F geändert
o am Rand: [9]
p V (!) 45ff.
q Der Arzt Vindician war unter Valentinian II. Prokonsul in Afrika. Die
letzte Zeile des Briefes – Ego autem, & perito, restiti. –, von Opitz nach
Scaliger zitiert, ergibt so keinen Sinn. Siehe hierzu M. Boas, »Das älteste
Catozitat«, Rhein. Mus. 75 (1926), 121–41; auch Boas S. LXXXIII.
r Policraticus VII 9 (655b), Webb II 125 (leicht abweichend); Dist. III
19,1
s »Elegantiar. lat. ling. lib. VI.« in Opera omnia, Basel 1540, S. 128
(Repr. Torino 1962); Dist. IV 10,2
t Caspar Barth, Adversarior. lib. LX., Frankfurt 1624. Barths Bemer-
kungen zu den Dist. Cat. finden sich hauptsächlich an dieser Stelle, sowie
auch in Buch XXI, Kap. 21
u am Rand: [11]unbedruckt, gezählt, aber unbeziffert
v am Rand: [12]
w am Rand: [14]
x am Rand: [13]
y am Rand: [15]
z 25.den F
aa am Rand: [16]
ab am Rand: [18]
ac am Rand: [17]
ad am Rand: [19]
ae Schon B 227 (72. 113)
af am Rand: [20]
ag am Rand: [21]
ah Ruhe Dkf F
ai beugen = bändigen (Stieler)
aj Virgel nach F eingef.
ak den] den F denn = dagegen
al am Rand: [22]
am am Rand: [23]
an am Rand: [24]
ao am Rand: [26]
ap am Rand: [25]
aq am Rand: [27]
ar sein/] Virgel nach F eingef.
as am Rand: [28]
at am Rand: [29]
au am Rand: [30]
av am Rand: [31]
aw Todes furchte] Spatium einge-
fügt, da
jhn sonst sinnwidrig
wäre.
ax Rat im Sinne von Einsicht,
Klugheit
ay am Rand: [32]
az am Rand: [34]
ba XIII 2 laedit,] Aus laeit, Dkf X
bb XX 2 iis] his F
bc am Rand: [33]
bd am Rand: [35]
be Kleydund Dkf F
bf am Rand: [36]
bg XXIV 2 laevius Dkf F
bh XXVII 2 deum] Aus DEVM Y nach
F
bi am Rand: [37]
bj am Rand: [38]
bk am Rand: [40]
bl am Rand: [39]
bm am Rand: [41]
bn unausgemacht: unbekrittelt,
unverspottet
bo am Rand: [42]
bp am Rand: [43]
bq am Rand: [44]
br am Rand: [45]
bs Ruhe/ Dkf F
bt am Rand: [46]
bu am Rand: [48]
bv am Rand: [47]
bw am Rand: [49]
bx 13. fehlt sprich die Bekandten an:
|... ist ein trewer Freundt der
Arzt so helfen kann. F
by am Rand: [50]
bz am Rand: [51]
ca Durch] Aus Dkf Durst Y nach F
cb am Rand: [52]
cc am Rand: [53]
cd besprechen: anklagen
ce am Rand: [54]
cf am Rand: [56]
cg am Rand: [55]
ch am Rand: [57]
ci lest jhm Gott F
cj Hülff erreichen Dkf F
ck unausgehandelt: unver-
schmäht; aushandeln = repu-
diare, respuere (Stieler); cf.
III 8,1.
cl XLIIX 1 contigerit] Aus contingerit
Dkf Y nach F verbessert
cm am Rand: [58]
cn Joseph Scaligers Ausgabe erschien i. J. 1598 bei Plantin in Leiden. Sie
wurde mit erweiterten Anmerkungen wiederholt als Teil der Opera diversa,
Paris 1605. Zur Namenszuschreibung siehe Boas, » Woher stammt der Name
Dionysius Cato?«, Philolog. Wochenschr. 50 (1930), 649–56.
co CIL, XII, Nr.897; Gruter 837
cp Scaliger hatte dem Dichter und Grammatiker P. Valerius Cato (1. Jh.
v. Chr.) das pseudo-Vergilianische Gedicht Dirae zugeschrieben.
cq N. B. Zusätze in F stehen in einfachen spitzen Klammern; solche des Hrsg. in
kleinen doppelten, bzw. Anführungszeichen (« »). Die wenigen anderen Ab-
weichungen werden in den Anmerkungen berücksichtigt.
cr Hor. Sat. I, 2, 31
cs Epigrammata Bobiensia, hrsg. von W. Speyer, Leipzig 1963, Nr.37,
48 ff.
ct L. Aelius Commodus regierte 180–192; L. Septimius Severus folgte ihm,
193–211.
cu Siehe Anm. 1, S. 340 oben.
cv Carm. IV 5, 22; dort Mos et lex ...
cw 5,2f.
cx XLIII.] Aus XLVII. Dkf Y nach F verbessert
cy Cordiers Ausgabe der Dist. Cat. »cum latina et gallica interpretatione«
erschien 1533 zu Leiden; sie wurde mehrmals aufgelegt.
cz Topf, Trieb(e)kaule = Brummkreisel
da Maximus Planudes (ca. 1260–1330) übersetzte unermüdlich aus dem
Griechischen und ins Griechische; seine Übertragung der Dist. Cat. wurde
zusammen mit Otmar Luscinius’ Moralia Instituta 1523 in Augsburg ge-
druckt.
db pilae] Aus fehlerh. pili YF verbessert
dc vietores] Aus victores Dkf Y nach F
dd Mit Gnomologus bezeichnete Scaliger den Autor der Disticha; Opitz
und andere folgen ihm hierin.
de Ps. Justin, Ausg. von J. C. Th. von Otto (Corpus Apologetarum, Bd. 3),
»Cohort. ad gentiles«, cap. 15
df Aen. VI 724ff.
dg am Rand: [65]
dh Heinsius’ Ausgabe von Hesiods Opera et Dies erschien Leiden 1603
(D. H. Sellins, Daniel Heinsius, Nr. 226); weitere Auflagen 1613 und 1622.
di Περὶ ἀποχῆς ἐμψύχων, II 44, 2; ed. I. Bouffertigue u. M. Patillon, Pa-
ris 1979
dj Didier Herault/Heraldus hatte seiner Ausgabe von Tertullians Apolo-
geticum
, Paris 1613, zwei Bücher »Digressiones« angefügt.
dk II 45, 4
dl cognitionem] Aus Flüchtigkeits- oder Setzerfehler cognationem geän-
dert
dm 3, 5
dn 2, 8; dort pura prece
do Seiner Tertullian-Ausgabe von 1634 hatte Rigault (1577–1654) schon
1628 neun Bücher Observationes et notae vorausgeschickt.
dp Dist. I 6,2
dq Dies Werk, Dü 27, war 1628 erschienen.
dr convenit F
ds Trist. V 8,18
dt II. P.1.30
du Nach mod. Zitierweise Dig. 32, 93. 1(!)
dv Tectosagum, Provincialium] Fehlt F Tectosages: keltische Völker-
schaft um Tolosa/Toulouse. Scaliger meint den Sprachgebrauch im Ital.,
Span., Okzitanischen.
dw Ita] Fehlt F
dx Nach neuerer Zählung III 9,1
dy Radulphus Ardens (ca. 1040–1100), frz. Theologe In Epistolas et
Evangelia Dominicalia Homiliae
, I(!), Hom. 40; PL 155, col. 1809
dz Eine Florentiner Ausgabe von 1604 (also kaum vetustissima) wird bei
Boas 51 erwähnt.
ea Idem.] Barthius. F; Änderung verursacht durch eingefügte Anm. zu
XIV.
eb Menandri Sententiae/Comparatio Menandri et Philistionis, Jaekel, II
91f.
ec Johannes Rutgersius (1589–1625); die Übersetzung vermutlich in Va-
riar. lection. lib. VI., Leiden 1618
ed AP IX 81,1
ee AP X 30; cf. Lukian, ed. Jacobitz, vol. III, Nr.7 und Nr.8 (= AP IX
120)
ef Leutsch/Schneidewin, Corpus paroemigraphor. Graecor., Bd. II,
Diogenian I 32
eg Epist. II 3, 437
eh am Rand: [71]
ei Casaubonus’ brillante Ausgabe von Theophrasts Characteres war
1592 zu Paris erschienen; zahlreiche Neuauflagen folgten.
ej 14, 216
ek Die Plinianae exercitationes in Solini Polyhistora des Claudius Salma-
sius waren gerade erst erschienen – Paris 1629.
el I 9 (!), 14f.
em 3f.
en Quelle für dies Epigramm bisher nicht festgestellt
eo Zu dieser Umdeutung siehe Boas 82.
ep Sat. 119, 34ff.
eq IV 11
er X (!) 43 f.
es Siehe Boas 92
et libro] Fehlt F
eu Der Neapolitaner Scipio Lentulus (1525–99) verfaßte eine zuerst 1567
erschienene italienische Grammatik, die er »einem Sohn des Kurfürsten von
der Pfalz, der in Genf seine Schule besucht hatte, widmete«. (M. E. Co-
senza, Italian Humanists, Boston 1962–67, Bd. III, S. 1962). Als
Übungsbuch fügte er bei: Praxis grammatices, hoc est disticha moralia,
Italica reddita et exposita
, Bern, Jacobus Chouet 1598. Chouet verlegte
aber zu Genf, nicht Bern. Siehe auch Index Aureliensis Nr. 134 365.
ev editiones] Aus editines Dkf Y nach F
ew non] Fehlt F
ex velit] Aus velis Dkf X nach F; Kommas hinter velit (früher velis) hier
und auf S. 352, Z. 3 v. u. editoriell getilgt
ey Ars I 35
ez Off. I 1,1
fa I.] Aus Dkf II. YF
fb Epist. I 1, 59 f.
fc Carm. I 1, 12
fd V.] Aus Dkf VI. YF
fe Sat. II 1, 18f.
ff VI.] Aus Dkf VII. YF
fg 13
fh 27 f.
fi 1, 7 (Text unsicher)
fj Siehe Anm. 29 zu Lib. I.
fk notis] Aus fehlerh. nobis YF geändert
fl Dist. IV 13, 1
fm »Quod Vossius de arte gramm. II, c. XVI, p. 226 dicit, se in membranis
suis invenisse successu indignos, id aut ex Erasmo hausit, aut errore ex cod.
L (Voss. 89) petivit.« Boas 130; Opitz’ »lib. I.« ist Flüchtigkeitsfehler.
fn Il. 1, 343 u. öfter
fo am Rand: [82]
fp Epist. 78, 28; dort »imperitis«. Opitz schrieb dies Zitat am 6.März
1630 zu Leipzig einem Unbekannten in sein Stammbuch: Henrici, Katalog
75 (März 1922). Am 5. April 1630 trug er es zu Straßburg in das Album von
Rompler von Löwenhalt ein. J.-U.Fechner, »Zu einem unbekannten
Stammbucheintrag von Martin Opitz«, WBN 15 (1988), 21–23.
fq III 14 (!), 12f.
fr Vor dem ersten τὸ wurde ein unverständl. in YF editor. getilgt.
fs Nem. I 31f.
ft Der Poet ist Homer: Od. 17, 322f.
fu VI 264e; Jacques Dalechamps (1513–1588) hatte 1583 die Deipnoso-
phistae zu Leiden in lat. Übersetzung herausgebracht. Casaubon, nach des-
sen Seitenzählung hier zitiert wird, folgte 1597.
fv Opitz mag die Ausgabe (mit lat. Übersetzung) von Josias Mercerus
(† 1626) benutzt haben; es lagen Drucke von 1595, 1600 und 1610 vor.
fw Dkf Y nach F korrigiert
fx Schon von Cicero zitiert: Off. I 33.
fy Hugo Grotius, Excerpta ex tragoediis et comoediis Graecis, Paris 1626
(TMD 468); Eurip., Med. 889ff.
fz Hier wird Pithous, nicht Opitz’ eigene Lesung zitiert.
ga 1118f. (andere Zählung, 1054f.)
gb XIV 291
gc Terent. Eun. 732
gd »Incertorum olim cum Ausonianis edita: Septem Sapientium senten-
tiae«, I 2 (Peiper, S.406)
ge Excerpta] fehlt F
gf Fr. 447,3 (Nauck)
gg habueras,] Aus habueris, YF nach Seneca geändert
gh 3 u. 4
gi Dist. I 15,1; dort multis
gj 9 Ep. 99, 5; leicht abgeändert
gk 108f.
gl XXI 20
gm servos] servum Dist. IV 44, 2 supra; Opitz folgt Scaligers Lesung.
gn am Rand: [95]
go Menandri Senteniae/Comparatio ... (S.380, Anm.23), II 91 f. Da-
nach wurde geändert: δεσπότῃ] Aus δεσποτον und δουλος ῆ τις] Aus δουλος εστι.
gp sit,] sis, Dkf F
gq XLVII, 1
gr Sat. I 11,7
gs IV 3; Salvian plädiert für christl. Gerechtigkeit den Sklaven gegen-
über. Pithous Salvianausgabe von 1580 war 1617 neu aufgelegt worden.
gt nomen agelli steht in V.90 des Gedichts Dirae, welches Scaliger dem
Neoteriker Valerius Cato zugeschrieben hatte: Appendix Vergiliana.
gu Dist. III 19, 1
gv Dist. IV 29, 1
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