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114 Sz 106 Dü 110 1629

Psalm 91

.1 Dum sancti Domini

.2 In dem ein Mensch

Einzeldruck X: PSALMUS XCI. | verſibus Latinis ac Germani- | cis
expreſſus a | MART. OPITIO.

4°: 1 Bogen, unsigniert Exemplare: Breslau; Berlin SB (PK), Yh
9341; Yale UL, FdF 215 a

Der Kustos auf Bl. 1b fehlt. Strophe 1 von .2 erscheint unter den
Musiknoten der Melodie auf χ3a; am Ende ein aus 25 Bestandteilen
zusammengesetztes rautenförmiges Ornament, 4,9 × 4,9 cm; χ4b ist
unbedruckt.

Druck Se: Ein unveränderter Abdruck von 114.2 erscheint in
Sechs | Psalmen | Auff anderer Psal- | men ... wei- | sen ... [1635],
(Sz 171, siehe unter 1635), S. 17–22. Auch hier die erste Strophe
unter den Musiknoten.

In die Sammlung Geistl. Poemata (1638) wurde 114.2 nicht aufge-
nommen. In den Psalmen Davids, Danzig 1637, ist Ps. 91 ein gänz-
lich verändertes Gedicht von 8 achtzeiligen Strophen. Die lateini-
sche Version, 114.1, wurde nicht in die von Nüßler edierte Samm-
lung Silvae 1631 aufgenommen. Eine Abschrift findet sich als Nr. 58
in Hs. R 402.

Die Entstehungszeit dieser Psalmumschreibungen ist bisher nicht
genauer bestimmt worden. Hoffman von Fallersleben gibt »Vor
1639« an: Martin Opitz, Probe der Bücherkunde, 1858, S. 12. Ju-
lius Mützel
setzt sie »in die Zeit um 1634/35«: Geistl. Lieder aus d.
17.... Jh.
, 1858, S. 205. Oesterley, Nr. 88, bringt dies Werk erst
unter 1629, wiederholt es aber als »zeitlich unbestimmbar« als
Nr. 188; Witkowski korrigierte das Versehen: »Zur Opitz-Bi-
bliogr.«, 1888. Auch Goedeke hatte den Druck zweimal genannt:
Grundriß II, Opitz Nr. 43 und 70. Szyrocki und Dünnhaupt halten
sich an 1629, wie auch Hrsg. vorliegender Ausgabe. In der erhalte-
nen Korrespondenz wird das Werk nicht erwähnt.

Über die Versform von 114.2, Opitz’ einziger sapphischer Ode,
berichtet Reinhard Hoßfeld in seiner Dissertation Die dt. horaz.
Ode von Opitz bis Klopstock
, Köln 1961, S. 12–14.

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a

ITa faciamus, Frater charissime, Patriae libertatem simul ac orna-
menta studiorum quibus possumus modis vindicemus et vel conati-
bus erectis, si per malos aliter non licet, bonos nos cives exhibeamus.
A me Psalmi XCI. versionem nunc habe, Latinam in amici gratiam,
Germanicam in tui, in honorem Dei utramque. sequentur alii sive
tempore meliori, ut grati sic Numini supremo simus, sive durantibus
his calamitatibus, ut benigniora fata nobis exoremus. Vale.

b DUm sancti Domini fidem latebris
Totam hanc imputo, Numinis sub umbra
Summi dum vigil usque delitesco,
Has erumpere cogor in loquelas:
5 Rerum vera salus Deus mearum est,
Et munimis instar invidendi,
In quem quicquid adest spei repono.
In te retibus hic nihil dolosis
Ignavoque sinet licere morbo:
10 Hic te (quaesieris modo volentem)
Alae remigio suae potentis
Et fido clipei cavo recondet.
Ne coecae timeas operta noctis,
Nec quae triste micant die sagittas,
15 Aut qui serus obambulat pavorem
Pestis, vel lue morbidum furentes
Horas tabifica meridianas.
Vel mille hinc, decies et inde mille
Cingant te, cariosa turba, mortes:
20 Securis dabitur tibi scelestae
Poenas luminibus videre gentis,
Sit spe perfugium tibi serena
Dum solus superi parens Olympi.
Certe non erit ut trahas venenum,
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25 cNon ut plaga tuas inhospitale
Aedes hospitium maligna reddat:
Nam tibi divi spiritus iubente hoc
Quotquot devenies vias locosque,
defendent silicum graves salebras,
30 Ne casuque trahas pedem, ministras
Caute subiicient utrasque palmas.
Scandes aspidas horridas videri,
Et reges nemorum obvios leones,
Scymnos prosubiges feros leonum
35 Et qualem timet Aethiops draconem.
»Est«, inquit Deus, »est mei, fatebor
Impensa reverens amansque cura:
Quapropter studium mihi tueri
Illum semper erit: locabo charum
40 In faustam caput editamque sortem,
Novit namque meum vocatque nomen,
Semper cominus audiam annuamque,
Incurasse simul volet querelis
Me pronum calidis: periclitantem
45 Praesens eripiam, novique honoris
Quam vix quaerit adorea replebo.
Sano corpore, mente sana eidem
Producam seriem morantis aevi,
Et tandem faciam, ut mea salute,
50 Maius qua nihil uspiam est, fruatur.«
d
1. IN dem ein mensch deß Höchsten schutze trawet/
Ihm einen sitz in seiner herrschafft bawet/
Vnd ohn verdruß in Gottes schatten wacht
Die gantze nacht.

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2. So sagt er recht der Herr ist meine schantze
Auff derer macht ich trost vnd hoffnung pflanze;
Er ist mein schloß in dem ich kan allein
Versichert sein.

3. Deß stellers garn/ den strick der dir zum bösen
Geleget ist/ den wird er warlich lösen:
Wird Embsig sehn daß pest vndt scharffe gifft
Dich nicht betrifft.

f 4. Sein fittig wirdt dich decken vnd bewachen/
Wann du dich wirst zue seinen flügeln machen:
Dein fester schildt wird seines wortes schein
Vnd warheit sein.

5. Du wirst für dem was grawsam ist zue schätzen
Bey stiller nacht/ dich nimmermehr entsetzen;
Noch fürchten auch deß pfeiles flüchtigkeit
Bey Sonnenzeit.

6. Es wirdt dein mundt für keiner pest erbleichen
Die vnvermerckt im tunckeln pflegt zue schleichen;
Noch für der sucht die mitten auff den tag
Sich regen mag.

25 7. Es werden dir zur lincken tausendt sterben/
Zehn tausendt mann zur rechten handt verterben/
Doch soll es auch bey keiner seuche stehn
Auff dich zue gehn.

8. Du wirst an dem was solche menschen leiden
Die augen zwar/ doch mehr das hertze weiden/
Vnd was für lohn dem bösen wirdt geschehn
Mitt frewden sehn.

9. Dieweil der spricht: ich wil die hülffe faßen
Darmit mir Gott besegnet thun vnd laßen/
Weil du jhn selbst als ein getrewer gast
Zur wohnung hast/

10. So wirdt darumb in allen deinen dingen
Kein anlauff sein/ kein übel dich bespringen:
Die plage soll vor deinem hause fliehn/
Vndt weiter ziehn.

g
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11. Er wirdt gebot vndt gutte warnung geben
Der Geister schar die heilig für jhm schweben/
Daß sie genaw bey deinen tritten stehn/
Nicht jrr zue gehn.

h 12. Sie sollen dich/ wie Mütter/ so zue sagen/
Den Kindern thun/ auff beyden händen tragen/
Damit dein fuß stets mag für stock vndt stein
Versichert sein.

13. Du wirst dich auch auff grimme löwen setzen/
Auff schlangen gehn/ doch sonder dein Verletzen;
Auff Drachen selbst/ auff löwen/ junger art
Sein wolbewahrt.

14. Weil er/ spricht Gott/ mich kan von hertzen meinen/
So will ich jhm mitt aller hülff erscheinen/
Ihn höher ziehn/ dann er mich eigen kent/
Vndt offtmals nennt.

15. So baldt er mich ersuchet wil ich hören/
Wil seine noth Vndt kümmernüß Zerstören/
Ihm rettung thun/ jhn krönen für vndt für
Mitt ehrenziehr.

16. Ich wil jhm gern ein langes ziel zue leben
Vndt frischen sinn bey frischem leibe geben:
Es soll mein heil jhm einig vndt allein
Zue diensten sein.

i

Fußnotenapparat

a am Rand: [χ1b]
b am Rand: [χ2a]
c am Rand: [χ2b]
d Anführungszeichen vom
Hrsg. eingesetzt.
e am Rand: [χ3a]
f am Rand: [χ3b]
g Anlauf = feindl. Angriff
h am Rand: [χ4a]
i jhrr Dkf Se
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