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Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714
DAß der Gütige vnd Barmhertzige GOTT mitten im Zorn vnd Trübsal an seine Barmhertzigkeit gedencke / vnd nichtHabac. 452. Esa. 57, 16. ex. Ps. 103, 9.Ps. 60. 5. Herrn / Herrn HENRICH-JULIUM, Postulirten Bischoff zu Halberstad / Hertzogen zu Braunschweig vn Lüneburg / etc. vnsern allerseits gewesenen gnädigen Fürsten vnd Herrn / hochlöblicher gedechtnis / durch einen vnverhofften Todesfall aus diesem Leben hinweg genommen. Ein trawriges Spectakel ist gewesen / daß man J. F. G. todten Leichnam bey die Fünfftzig Meileweges von Praag naher Wulffenbüttel führen / vnd daselbst zur Erden bestatten müssen. Darüber hat billig das gantze Land getrawret / vnd nicht so sehr J. F. G. Todt / alß seine selbst eigene orbitatem vnd betrübten Zustand beklaget.
Nun aber hat der liebe GOTT wiederumb ein Gnadenzeichen gegeben / dadurch alle die jenige / welche bißhero betrübt gewesen sind / wo nicht gentzlich / Jüngsten Herrn Sohn / den Hochwirdigen vnd Durchleuchtigen / Hochgeborne Fürsten vn Herrn / Herrn HENRICH-CAROLUM, Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. durch eine einhellige Wahl postuliret vnd erwehlet.
Durch welche Wolthat der oberste Erb-Herr Ps. 82, 9. Dan. 2, 21. & 5, 21. gar verderben lassen / auch Thren. 3, 31. seiner göttlichen Allmacht billig Lob vnd Danck zu sagen; Vnd / wie zu allen zeiten gebreuchlich / zu dieser letzten vnd gefährlichen Zeit aber hoch Regenten zu jhrer Regierung Glück / Heil vnd alle Wolfart von GOtt dem Allmechtigen zu wünschen.
Dieweil ich nun nicht anders weiß oder gedencken ka / als daß dasselbe auch mir meines orts gebühren wolle / vnnd aber keine andere occasion vnd bequemigkeit zu einem publico documento vor dißmahl ersehen mögen: Als habe ich die Predigt / welche zuvor Hochgedachter J. F. G. zum Ehren Gedechtnis / auff gnädige anordnung vnd befehl eines Hoch: vnd Ehrwirdigen Donr-Capittels in der hohen Stifft-Kirchen alhie gehalten / zum öffentlichen Druck befordern / vnd dabey meine aus des hertzen Grund wolgemeinte / Vnterthänige gratulation vnd Glückwünsung verrichten wollen.
Wünsche demnach Glück der Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürstinen vn Frawen / Frawen ELISABETH, Geborn aus Königlichem Stam zu Dennemarck / Hertzogin zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. Fürstlichen / hinterlassenen hochbekümmerten Wittwen / meiner gnädigen Fürstin vnd Frawen / daß der Barmhertzige GOtt J. F. G. in jhrem Hochbetrübten Wittwen-Stand / dieses zu Erquickung vnnd Trost jhres Hertzen hat wiederfahren lassen / daß dieselbe Hochgedachten jhren Ersigebornen Herrn Sohn auff des seligen Herrn Vaters Stuel sitzen; Den Jüngsten Bischoff vn Regenten dieses Stiffts destiniret vnnd erwehlet sehen: Der getrewe GOtt wolle J. F. G. auch in andere wege mehr erfrewen / trösten vnd stärcken / vnnd beydes jhren jungen Herrn vnnd Fräwlein / vnd dem gantzen Lande zu trost vnd bestenin guter gesundheit vnd aller ersprießlichen Wolfart Leibs vnd der Seelen lange zeit erhalten.
Demnach so wünsche ich auch Glück vnd Heil / Segen vnd Wolfart / dem Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn FRIEDRICH-ULRICHEN, Hertzoge zu Braunschweig vn Lüneburg / etc. meinem gnädigen Fürsten vnd Herrn: Gott verleihe S. F. G. gesundheit vnd langes Leben / regiere dieselbe Esa. 11, 1.
Ich wünsche Glück dem Hochwürdigen vnnd Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn HENRICH-CAROLO, Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. daß S. F. G. durch vngezweifelte Göttliche providents vnd Vorsehung an des seligen Herrn Vaters stadt / zu einem Bischoff dieses Stiffts postuliret vnd erwehlet. Der himlische Vater wolle S. F. G. jhm zu Vaters-Gnaden lassen befohlen seyn / damit dieselbe in allen Christ-Fürstlichen Tugenden mögen erwachsen / vnnd diesem Stifft Heut oder Morgen lange zeit wol für stehen.
Ich wünsche Glück vnd alle Wolfart dem gantzen Hochlöblichen Hause Braunschweig vn Lüneburg / etc. Gott lasse dasselbe / alß eine vorneme Seule des Röm. Reichs in gutem Flor / gedeyen vnd auffnemen / immerdar wachsen vnd grösser werden / seiner Christlichen Kirchen vnd Schulen zu trost / alß eine vorneme Seugamme vnd Pflegerin / vnd dem gemeinen NutzEsa. 49, 23.
Ich wünsche auch in sonderheit Glück einem Hoch: vnd Ehrwirdigen Dom-Capittel / meinen gnädigen / gebietenden Herrn: Der Allmechtige GOtt wolle J. Gn. vnd Hoch: Ehrw. beneben gesundheit vnd langem Leben / zu der Sedisvacants-Regierung viel Glück / Heil vnd Segen verleyen / damit sie sich darin (daß ich mit einem Wort alles sage) alß rechte Patres Patriae vnd Landes Väter erweisen mögen.
Endlich so wünsche ich auch Glücke dem gantzen Lande / vnnd wiederhole meinen Wünsch aus dem 85. Psalm, Welcher auch in dieser Predigt ist eingeführet worden:Psal. 85, v. 9.
Ach daß ich hören solte / daß GOtt der HERR redet / Daß er Friede zusagte seinem Volck vnd seinen Heyligen / auff daß sie nicht auff eine Thorheit geraten. Doch ist ja seine Hülffe nahe / dene / die jhn fürchten / Daß in vnserm Lande Ehre wohne: Daß Güte Friede sich küssen. Daß Trewe auff der Erden wachse / vnd Gerechtigkeit vom Himel schawe. Daß vns auch der HERR guts thue / Damit vnser Land sein Gewächs gebe. Daß Gerechtigkeit dennoch für jhm bleibe / vnd im schwang gehe.
Beschließlichen sol ich das vnerinnert nicht lassen / daß ich die Predigt Herrn D. MARTINI MIRI, seliger Gedechtnis / (welche er Anno 1591. am tage Matthaei zur renovation vnnd einweihung der hohen Stiffts Kirchen alhie gethan / vnd hernach in offenen Druck außgehen lassen /) Weil derselben in meiner Predigt gedacht wird / vnnd aber dieselbe: Vorlangst verrückt vnnd nicht mehr zu bekommen / gleichwol aber in aeternam rei memoriam wol auffznheben wirdig / guter wolmeinung hiebey habe drücken lassen / verhoffe / solches niemande zu wider; Allen Liebhabern aber der Warheit lieb vnd anmühtig seyn werde.
Datum Halberstad / den 22. Octobris ANNO 1613.
M. IOANNES REINE CCIUS, Dom-Prediger daselbst.
M. HENRICUS REINECCIUS Pastor Mülingensis.
Rmi. Dni. Episcopi Halberstad:
Vicarius
JACOBUS REINECCIUS.
Humilimi adfectûs & gratulationis quale-quale hoc monumen L. Mque. poneb.
BERNHARDUS REINECCIUS LL. Studiosus.
Aus dem 2. Buch der Chronicken am 34. Cap:2. Paral. 34. v. 1.
ACht Jahr alt war Josta / da er König ward / vnnd regieret ein vnnd dreissig Jahr zu Jerusalem. Vnd thet das dem HErrn3.
WAs GOtt der HERR seinem Volcke drewet /Esa: 3, 1.
Ich wil nicht weitläufftig sagen von dem Vorrath des Brots / vnd weisen Werckleuten / welche in den Haußstand gehören. Esto! Laß es seyn / daß dasselbe noch in einem mittelmässigen vnd leidlichen Zustande gefunden werde. Wiewol / wenn wir vnsere Augen etwas höher erheben / vnd anschawen wollen / wie alle Creaturen GOTtes / vnd in sonderheit die vier Elementa, sich nach Rom. 8, 23.Gen. 4, 12. Dörffer / in die Aschen geleget / vnd allen Vorrath hinweg genommen / vnnd zwar so offt vnnd vielmahls / daß nicht ein Monat fürüber gangen / da man nicht von grossen vnnd erschrecklichen Fewersbrunsten solte gehöret haben; Wie auch in der Lufft nicht allein schreckliche Zeichen vnd Wunder gesehen / sondern auch schädliche Donner / Blitzen / Hagel vnnd Vngewitter fürgefallen / auch vngesunde Vergifftung / Pestilentz vnd andere Kranckheiten verursachet: zugeschweigen / wenn man an vielen Orten die aeraria publica vnd Schatzkammern besehen solte / würde der Vorrath gering gnug / vnd also GOTtes Drewung in diesem Stücke mehr dann zu viel / im wercke erfüllet / befunden werden.
Von Propheten vnd Warsagern / welchen vnsere Theologi vnd gelarte Leute nicht vnbillig verglichen werden / wil ich auch
Aber wenn wir / vors dritte / die starcke Kriegßleute / Richter / Elteste / Räthe vnd Redener / dadurch der dritte Stand der weltlichen3.
Von außländischen Königreichen / Franckreich / Schweden Polen vnd andern / welche das Röm: Reich nicht angehen / wil ich nichts sagen.
Es sind noch nicht drey Jahr verflossen / daß das Deutsche Röm: Reich verloren hat den Friedliebenden vnd (wenn man etliche wenig der letzten Händel beyseits stellet) glückseligen / hochberühmten Regenten Rudolphum IIdum Röm: Keyser / hochlöblichster vnd Christmilder gedechtnis.
Es hat verlore den Ertz Bischoff vnd Chur Fürsten zu Cöln / Ernestum; vnd den Pfaltz Grafen vnd Chur Fürsten Fridericun IVtum beyderseits hochlöblichster gedechtnis. Welche / ob Sie wol nicht vnser Confession zugethan / sondern der eine Päbstisch / den ander Calvinisch gewesen; so werden doch J. C. F. G. von vielen gerühmet / daß sie nicht tyrannische Blutdürstige Köpffe; sonderr hochverstendige vnd Friedliebende Regenten gewesen seyn.
Wir haben auch verloren Christianum IIdum Churfürsten zu Sachsen / hochlöblichster gedechtnis / dessen C. F. G. jederman hochpreiset / daß es eine sehr fromme Seele gewesen.
Endlich / heu fatum Patriae! Haben wir auch verloren den Hochwirdigen vnd Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn HENRICH-JULIUM, Postulirten Bischoff dieses Stiffts / vnd Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / vnsern allerseits gnedigen / Fürsten vnnd Herrn / hochlöblicher vnd Christmilder gedechtnis; Ach GOTT! Quantum decus & columnam Patriae! Welch eine Zierde vnd Seule des Vaterlandes! Welch einen Weisen / Gelarten / Beredten / Großmüthigen / Tapffern Fürsten vnd Held! Welcher allein universim vnd zusammen viel herrliche / fürstliche Tugende an sich gehabt / in welchen eintzelen wol andere excelliren vnd berühmbt seyn.
Nihil do auribus! Daß es wahr sey / weiß das gantze Deutscheland; Es wissens auch Ausländische Es weiß es in sonderheit der Aller Durchleuchtigster / großmächtigster vnnd vnüberwindtiger Römischer Keyser Matthias II, etc. Wie daher J. K. M. J. F. G. tödlichen Abgang höchlich betrauren vnnd beklagen / als dieselbe beydes in einem sonderliche gnedigen condolets Schreiben / an die hochbetrübte / hinterlassene Fürstliche Wittwe; so wol auch durch Keyserliche Botschafften allergnedigst zu erkennen gegeben haben.
Vnd scheinet sonderlich ominosum vnd nachdencklich / daß hochgedachte J. F. G. aus deroselben Eltesten vnnd Räthen bey diesem Stiffte: den Herrn Cantzler / den Herrn Richter / den alten Praeceptorem vnd Hoffprediger / den alten geheimsten Secretarium, theils voran geschicket / theils bald hernach geholet. Vnnd muste derjenige entweder gar ein
Wir / die wir solches alles sehen vnd erfahren / vnnd das
Den tödlichen abgang der Verstorbenen / fürnemlich hochgedachter J. F. G. können vnd sollen wir billig beweinen / trawren vnd klagen.
Vor allen dingen aber haben wir zubeklagen vnd zubetrawren vnsere vielfältige vnnd schwere Sünde / damit wir GOTtes Zorn vnd ernste exsecution vnd Straffe erreget haben.
Wolan! confiteamur Jehovae! Lasset vns dem HErrn vnsere Sünde mit rewigem Hertzen abbitten / vn auß den Klagliedern sagen: Vnsers Hertzen Frewde hat ein Ende: Vnser ReigeThren. 5, 15. verkehret; Die Kron vnsers Häupts ist abgefalle: O weh / daß wir so gesündiget haben. Laßt vns forschen vnd suchen vnser Wesen / vnnd vns zumThren. 3, 40.Thren. 3, 22.Ose. 6, 1.
Dieweil nun der Morgende Tag zu hochgedachter J. F. G. Leichbegängnis / vnd allgemeinen Trawren in dem gantzen Hertzogthumb Braunschweig angeordnet: Vnd aber es einem Hoch: vnd Ehrwürdigen Dom-Capittel dieses Ttiffts / vnsern gnedigen gebietenden Herrn vnd Oberkeit / also gefällig gewesen / daß wir in
Wollen demnach die Materiam, zu vnserm vorhaben dienlich / nemen aus der Historia des frommen / Gottseligen Königes Josiae, wie dieselbe beschrieben stehet im 2. Buch der Könige am 22. vnd 23; vnd im 2. Buch der Chroniken am 34. vnd 35. Capittel: vnd nachfolgende vier Stück zu handeln vornehmen:
Acht Jahr alt / sagt die Historia / war Josia / da er König ward: Daraus wir vernehmen / daß er sehr Jung zum Reich vnd Regiment kommen sey.
Dieweil aber nicht gemeldet wird / was in den ersten acht Jahren seines Königreichs sich begeben habe / ist daraus abzunehmen / daß die Regierung domahls nicht bey dem Jungen König; sondern bey dem Hohenpriester Hilkia vnnd andern Eltesten des Reichs / gestanden; Der König aber inmittelst vnter deroselben Pflege: vnd Vormundschafft gewesen / vnnd von denselben zu allem Guten aufferzogen sey.
Im achten Jahr aber seines Königreichs / vnnd im sechstzehenden seines Alters / fängt der König an zu fuchen den GOTT seines Vaters Davids. Zweifels ohn hat man an jhm einen herrligen Verstand vnnd Indolem gespüret; Vnnd derohalben angefangen / jhn herfür zuziehen / vnnd zu den Regiments Sachen zugebrauchen. Worin er dann sich also angelassen / daß man vor allen andern dingen seine Gottseligkeit zuspüren gehabt: Wie er nemlich solche anzeige öffentlich gegeben / daß er an der Abgötterey vnd Greweln / welche seyn Vater Amon, vnnd seyn Großvater Manasse, vnd andere vörige Könige eingeführet / gar kein gefallen trage; Sondern er wolle suchen den GOTT seines Vaters Davids / das ist: den waren GOTT Israëlis, welcher den David von den Schaffen genommen / zu einem Könige über sein Volck gesetzet / vnd jhm die Verheissung von einem ewigen Königreiche vnd zukünfftigen Messia gegeben Den hat er allein vor den waren lebendigen GOTT erkand / an denselben hat er gegleubet / dessen GOTtesdienst hat er vor seine Person lieb vnd werth gehalten / vnd durch das gantze Königreich lauter vnd rein wieder anzurichten; alle Abgötterey aber vnd Götzendienst abzuschaffen / lust vnd beliebung getragen.
Alhie felt nun die Frage für: Weil Josias so gar jung1. Lehr.2. er viel zu schwach / vngehorsame Vnterthanen im zwang zu halten; Daher werde coelum terrae misciret, vnd in den Regimenten zu grosser Zerrüttung vnd Vnheil vrsach vnnd anlaß gegeben.
Also / wenn Salomon in seinem Prediger am 10. spricht: Eccl. 10, 16. der König oder oberste Regente ein Kind ist; die Fürsten aber / das ist / Räthe vnd Königliche Amptsverwalter / früe essen / vnd mehr auff Pancketiren / Fressen vnd Sauffen / als auff die Regierung vnd des Landes Wolfart bedacht seyn.
Daß aber gleichwol der weise König Salomon nicht simpliciter vnnd schlecht von einem Kinde rede / das von Jahren ein Kind; sondern vielmehr / das am Ingenio vnnd Verstande Kindisch . 17.
Hie setzet er gegeneinander / ein Kind / vnd einen Edlen: Nun kan aber auch ein Kind / obs gleich an Jahren noch jung / gleichwol Edel seyn / beydes von Geschlecht vnd herkommen / vnd dann von gutem Verstande vnnd Edler art. Darumb redet Salomon von einem solchen Kinde / das nicht von Edler Zuneigung vnd gutem Verstande / ob es gleich entweder von hohem Geschlechte / oder
Also lieset man im 2. Buch der Könige am 11. vnnd 12. daß2. Reg. 11, 21; & 12, 2.
Dagegen ist Rehabeam viertzig Jahr alt / wie er an seines1. Reg. 14, 21.2. Paral. 13, v. 7.1. Reg. 12, 14; & 14, 22.
Also Josiae Sohn / Joahas ist drey vnd zwantzig; Jojakim2. Reg. 13, 31; & v. 36.
Ist demnach ein junger Knabe nicht simpliciter oder schlecht / von der Wahl zum Regiment außzuschliessen; Aber gleichwol / wenn einer dazu erwehlet werden sol / hat man auff nachfolgende puncte mit vleiß achtung zu geben:
I. Daß er nicht allein von Edler Geburt / sondern auch von edler Art / von gutem Verstande vnnd Gaben; Daß man die zuversicht vnd hoffnung zu jhm tragen könne / daß ein tüchtiger vnd nützer Regent in jhm stecke / der Heut oder Morgen Land vnnd Leuten wol fürstehen werde.
II. Daß es dem Regiment vnd gemeinen Nutz / zu scheinbarem Besten gereiche / daß ein Knabe / vnnd nicht ein ander / erwehlet werde.
III. Daß die jenige / penes quos summa rerum, welche die Regierung zu verwalten haben / mit höchstem vleiß dahin traehten / daß inmittelst / bis der junge Regente erwachse / Land vnd Leuten wol fürgestanden / vnd das Regiment wol bestalt werde. Daß sind die Fürsten / von welchen Salomon sagte / Sie solten zu rechter zeit Essen / zur Stercke vnd Gesundheit / vnnd nicht zur Lust. Esa. 5, 11.Jer. 48, 10. sie dem Fluch vnd Weh entlauffen wollen / welches Esaiae am 5; vnnd Jeremiae am 48. gedrewet ist.
IIII. Daß auch endlich der junge erwehlte Regente in allen löblichen Tugenden / auffsbeste / als müglich / aufferzogen werde: Wie 2. Sam. 12, 1. 25. 2. Reg. 11, 3; & 12, 2.
Vnd eben dis ist die andere Lehr / die alhie an dem Exempel Josiae zu betrachten fürfelt / wie nemlich / ein junger Regent wol vnd nützlich zum Regiment erzogen werden solle. Denn wie es sonst in andern dingen / also wirds auch hier fürnemlich heissen:
Jung gewohnt; Alt gethan: Was ein gut Hake werden sol / muß sich bey zeitten krümmen.
Alhie könte man nun sagen / in was Tugenden fürnemlich ein junger Regent zu erziehen sey: Dieweil aber dieselbe hernach im dritten Theil bey dem formular eines guten Regiments werden erzehlet werden / so wollen wir alhie abbrechen / vnd den ersten theil hiemit beschliessen.
Im andern Theil wird nun angezeiget / vnnd nach der länge
1. Im zwölfften Jahr seines Königreichs / im1. Reg. 13, 2.
Diese erste reinigung vnd abschaffung des Götzendienstes hat sechs Jahr gewehret.
2. Im achtzehenden Jahr aber seines Königreichs / das ist im2. Reparatio Templi.Exod. 23, 15. Deuter. 16, 17. gebracht / vnd durch die Leviten auffgehaben vnnd verwahret war / daß man dasselbe Geld neme / vnnd gebe es vnter die Hände der Arbeiter / damit das Hauß des HERRN gebessert werde / wo es Bawfellig befunden.
3. Wie man nun dasselbe ins Werck gestellet / Bawmeister / Zimmerleute vnd andere Arbeitsleute vnd Lastträger / auch Treiber vnd Auffseher verordnet / vnnd zur bezahlung den Schatz des Tempels herfür genommen / Sihe / da findet der Hohepriester Hilkia das Gesetzbuch / welchs GOTT durch Mosen gegeben hatte. Vmb dasselbe Buch haben sich beydes der Hohe: vnd andere Priester bißhero so wenig bekümmert / daß sie nichts davon wissen / wo es sey / bis sie es ohngefehr bey dem Gelde verschlossen vnd verwahret finden. Dasselbe Buch gibt nun der Hohepriefter dem Secretario Saphan, daß er es dem Könige zu einem sonderlichen praesent bringen / vnd dabey anzeigen solle / wie es bey dem Schatz sey gefunden worden.
Als nun Saphan dem Könige referiret, wie J. M. Befehl sey zu Wercke gerichtet / offeriret er auch das Buch / welchs jhm von dem Hohenpriester zugestellet war / vnnd lieset etwas drauß für dem Könige. Demselben gehet es also bald zu Hertzen / daß er seine Kleider zerreist / sich zu wahrer Busse schicket; Vnnd weil er leichtlich gedencken kan / daß der Zorn des HERRN wegen verachtung vnd vbertretung des Gesetzes / vnd in sonderheit vmb der grewlichen bißhero im Lande getriebenen Abgötterey willen / beydes vber den König vnd das gantze Volck sehr entbrand / vnd grosse Straff / nach drewung des Gesetzes / zubesorgen sey: Schicket er vorneme Gesandten zu einer Prophetin / mit namen Hulda, lesset das Angesicht des HERRN ersuchen vnd fragen: Ob nicht
Der HERR lesset durch die Prophetin erstlich zwar eine5. Responsum Domini.Deut. 28, 15. & seqq.
Darauff wird das Hertz des Königs wieder getrost / vnnd6. Plenaria reformatio & renovatio foederis, inter Deum & populum.
Die Elteste vnnd das Volck sind auch nicht Halstarrig;7. Populi obedientia.
In sonderheit wird hernach beschrieben / wie herrlich vnnd prechtig der König Josia habe das Osterlamb schlachten / vnnd dasselbe Fest feyren lassen: Wovon im 2. Buch der Könige / das 2. Reg. 23. 2. Paral. 35.
AVß dieser Historia haben wir nun erstlich dasselbe wol zubehalten / was der König Jossas für einen zustand in der Kirchen GOttes zu seiner zeit gefunden habe / Nemlich: 1. der Baw des Tempels war verfallen; 2. das Gesetzbuch verloren; 3. vnd alles im gantzen Lande mit Abgötterey erfüllet.
Mit was gepränge vnd Herrligkeit der König Salomon 1. Reg. 6. & 8. t. c.2. Reg. 12, 7.2. Paral. 34, v. 11.
Das Gesetzbuch aber hatte GOTT der HEERR mit besonderm Ernst vnnd Eiffer gegeben / vnnd beydes dem gantzen Deut. 4, 1; & 17, 18.
Domahls aber zu Josua zeitten / war es so vnbekant geworden / daß auch der Hohepriester Hilkia selbst nichts davon gewust / biß ers / alß ein Newes / seltzames vnd vnbekandes ding wieder findet / vnnd auch dem Könige praesentiren lesset. Also stehet im 1. Buch Samuelis am 3: daß zu des Hohenpriesters Eli zeitten / des1. Sam. 3, 1.Esa. 5, 24.
Die Abgötterey endlich vnd Götzendienst hatte GOtt der HERR mit solchem Ernst verbotten / daß bey nahe nicht ein eintziges Gebot zu finden / welchs so offt / beydes im Mose vnnd andern Propheten wiederholet were / alß eben desselbe / daß sie jhnen keine Götzen / dem HERRN zum Bildnüß vnd dienste / machen / vnd keine frembde Götter haben oder ehren solten. Gleichwol aber waren sie sehr geneigt vnd hinfällig zur Abgötterey; tödteten auch die Propheten / welche dawider Predigten / wie auß der gantzen Historia altes Testaments klar zu befinden. Worüber dann der thewre Prophet Elias zu seiner zeit klaget / im 1. Buch der Könige am 19. Ich habe geeifert vmb den HERRn den GOtt1. Reg. 19, v. 10Esa. 2, 6; & 44, 9; & 48, 5; & 57, 5. Jer. 1, 16; & 2, 7; & 3, 6; & 5, 7; & 7, 17; & 16, 11; & 17, 1; & 22, 8. Ezech. 8. t. ??? & 20, 8.
Also klaget GOTT der HERR selbst vber die Abgötterey vnd erbärmlichen zustand des Gottes dienstes in seinem Volcke / beim Esaia 2. 44. 48. 57; Im Jeremia am 1. 2. 3. 5. 7. 16, 17. 22. etc. Im Ezechiele am 8. 20. vnd sonst hin vnd wieder bey den Propheten
Weil wir nun dasselbe auß der Schrifft wissen / so sols vns so viel weniger wunder nehmen / wenn wir dran gedencken / wie es vorzeiten vnter dem Pabstumb vmb den Gottesdienst gestanden / vnd noch stehe / an denen Orten / da es im vollen schwange gehet. Zwar auff Stiffte / Klöster / Kirchen / Capellen vnnd Clause / hat man zu der zeit gnugsam gewand / daß wol nicht eben darüber zu klagen were: Doch ist gleichwol dasselbe dabey zuerinnern / daß man dero vermeintlich zum Gottesdienst erbaweten Häuser / entweder gar keine / oder doch gar wenige / dem waren lebendigen GOTT allein zu Ehren; Sondern alle / oder ja die meisten / den verstorbenen Heyligen / vnd auß eigener Andacht erwehleten Patronen vnd Nothhelffern / wider GOttes Wort / consecriret, vnd geweihet hat.
Daß Gesetzbuch aber / daß ist / die heylige Schrifft / ist bey nahe gar verloren / vnnd alles mit abgötterey erfüllet gewesen. Zwar vnsere Widersacher können es nicht wol leiden / daß man sage / D. Luther, seliger / habe die Bibel vnter der Banck steckend gefunden / vnd wieder herfür gesuchet. Nun ist wol nicht ohne / die Bibel ist nicht gantz vnd gar verloren / sondern noch / aber bey wenigen / verhanden gewesen / doch in verrichtung jhres Gottesdienstes / nur stückweise auß den Breviarijs vnnd in Lateinischer sprach gebraucht; Die einfältige Leyen aber haben sich behelffen müssen mit den gewöhnlichen Sontags vnnd Fest Evangelien vnd Episteln / neben den Häuptstücken das Catechismi / darauß zweifels ohne jhrer viele durch GOttes Krafft / im einfalt des Glaubens / 1. Pet. 1, 5. vberauß grossen Blindheit vnd Finsterniß: Habe aber inmittelst ein hertzlich Mitleiden mit denen guten Leuten / die es nicht besser haben wissen können / vor denen / die jtzund das helle Liecht der Warheit wol sehen / aber muthwillig die Augen zu thun / vnnd nicht sehen wollen.
Daß aber auch eine sehr grosse Abgotterey vnd Götzendienst vnter dem Pabstumb getrieben: Die Herrligkeit des Lebendigen GOttes in ein Bilde / mit Menschen Händen gemacht / vorwandelt; die Ehr / so GOTT allein zustehet / den verstorbenen Heyligen zugelegt; Vnnd in sonderheit dem Verdienst vnd Vorbit Christi vnsers einigen Erlösers / Mitlers vnnd Vorsprachen bey1. Tim. 2, 5. / man bementele es auch / wie man jmer wolle.
Dasselbe muß vns nun nicht befrembden / weil wir gehört haben / daß es zun zeiten Iosiae, vnd sonst offt im alten Testament / auch einen solchen Zustand in der Kirchen GOttes gehabt: Vnd dann zuforderst / weil wir wissen / daß nicht allein der ProphetDan. 12, 1. Luc. 17, 22. & 21, 25. Matt. 24, 15.2. Thes. 2, 3. 1. Joan. 2, 18. & 4, 3. Apoc. 17. & 18. t. c. 2. Officium Magistratûs in reformatione cultûs divini.
Inmittelst werden die Obrigkeiten an dem Exempel Iosiae jhres Ampts erinnert / wie sie sich Christliche reformationes vn Verbesserung des Gottesdienstes mit vleiß sollen angelegen seyn lassen. Also thut Iosias:
Also / wenn Obrigkeiten wollen Seugammen vnd Pfleger der Christlichen Kirchen seyn / wie sie Esaiae am 49. genennet werden; So haben sie mit vleiß dahin zu sehen / daß nicht die Brüste vergifftet / vnd die Seuglinge vnd Pflegekinder dadurch getödtet / daß ist / daß alle falsche Lehr / Irrthumb vnd Abgötterey abgeschaffet / vnnd dagegen die lautere Milch des reinen vnverfälscheten 1. Pet. 2, 2.
Die Gottes Heuser sollen sie auch billig in zierlichem Baw erhalten / damit es 2. Sam. 7, 2. wohnen gern in stadlichen Pallasten;
Wollen sie auch Gehorsame vnnd Gottsfürchtige Vnterthanen
Regis ad exemplum totus componitur orbis,
Wie der König ist / also sind auch die Vnterthanen Darum sollen sie selbst auß dem Gesetzbuch jhre Sünde erkenen / ware Busse thun / vnnd mit embsigem demütigem Gebet den Grim vnd Zorn des HERRN abwenden helffen.
Also that David in der grossen Pestilentz / im 2. Buch Samuelis2. Sam. 24, v. 10. Jon. 3, 9.Act. 10, 34.
Welche dann / vors dritte / daß Exempel des Volcks Gottes4. Subditorum obedientia imitanda.en vnd Gottsfürchtigen Regenten Exempel, Ordnung vnd Befehl nach leben / vnd sich zum rechten / waren Gottesdienst / in Gottseligkeit / furcht des HERRN / vnd Bußfertigkeit / williglich begeben / vnd jhnen gesagt seyn lassen / was im 95. Psalm stehet: Heute / wenn jhrPsal. 95, v. 8.
Dem Exempel sollen nun Gottselige Vnterthanen nachfolgen; Aber beides Vnterthanen vnnd Oberkeit haben dieses Stück noch dabey zu mercken / welchs jhre Regel vnd Richtschnur in aller reformation vnd verbesserung seyn solle / nemlich GOttes Wort / wie sich Iosias vnnd sein Volck nach dem Gesetzbuch Esa. 8, 20.Deuter. 4, 2; & 12, 32.
Darumb sollen wir mit David sagen: Lucerna pedibus nostris Verbum tuum: HERR laß dein Wort vnsern Füssen eine Leuchte seyn vnnd ein Liecht auff vnsern 2, Pet. 1, 19.
Wer nun im Liecht oder bey Tage wandelt / der stösset sich nicht / sagt Christus Iohannis am 11; Wer aber in Finsternis wandelt / der weiß nicht / wo er hingehet: Darumb gleubet an das Liecht / wandelt im Liechte / dieweil jhrs habt / auff das jhr des Liechtes Kinder seyd / Iohan. am 12.
Endlich / so wollen wir auch den Trost alhie mit nemen:Deus poenitenti à & precibus motus, avertit poenas.Jon. 4, 2.Jer. 18, 7.
Das hat er bewiesen an David vnd Jerusalem / im 2. Buch2. Sam. 24, v. 11. 16.1. Reg. 21, 29. 2. Reg. 20. 19. Jon. 3, 10; & 4, 11.Thren. 3, 22.
Darumb sollen wir / wen der Grim des HERRN anbrent /Psal. 2, 12.Esa. 54, 8. Habak. 4, 2.1. Cor. 10, 13.
Im dritten wollen wir nun forschen / was es zu Iosiae zeiten in weltlichen Regierungs sachen für einen Zustand gehabt habe.
Davon wird nun zwar in der Histori nicht außdrückliche meldung gethan; Wir habens aber darauß abzunemen / daß von jhm gesagt wird: Er wandelte in den Wegen seines Vaters Davids / vnnd weich nicht / weder zur Rechten / noch zur Lincken. Denn darauß haben wir vngezweifelt zu schliessen / daß er nicht allein den Gottesdienst / vnd die Wercke der Gottseligkeit / sondern auch die Regierung vnd weltliche Gescheffte / nach dem Exempel Davids / angestellet vnd verwaltet habe.
Wann wir aber nun forschen / was der König David für ein Regiment gefüret / was er für Leute vmb sich gehabt / was er nicht habe gedüldet in seinem Reich / vnnd was er dagegen gewünschet vnd angeordent; So finden wir davon ein schön formular in dem 85. vnnd 101. Psalmen, welchs zweifels ohne auch Iosias, alß den Weg seines Vaters Davids / wird haben in acht genommen: 1. Abrogatio mali.
Erstlich alle böse Sachen / vnd die böse Leute ab geschaffet / vnd in seinem Königreich nicht gelitten:
1. Et hat jhm keine böse Sache für genommen: Was öffentlich Vnrecht / Frevel vnnd Gewaltsam gewesen / daß hat er selbst nicht eins für genommen / viel weniger andern für zunemen / oder außzuführen / verstattet;
2. Den Vbertreter hat er gehasset / vnd nicht bey jhm bleiben lassen;
3. Ein verkeret Hertze hat müssen von jhm weichen;
4. Der Bößhafftige vnd Gottlose ist nicht gedüldet / hat keine Bestallung bekommen können;
5. Den Ohrenbläser / welcher seinen Nehesten heimlich verleumbdet / hat er vertilget;
6. Der Hochmütige / der mit stoltzen Geberden einher gepranget / hat auch keinen dienst funden;
7. Lügener vnd falsche Leute haben auch an seinem Hofe kein gedeyen vnd auffnemen haben können;
8. Vnd ins gemein hat er scharffe justicien administriret, alle Vbelthäter aus der Stad des HERRN außgerottet / vnnd alle Gottlose im Lande früe / mit schleuniger / ernster exsecution vertilget.
Dagegen aber hat er sich in seiner Hoffhaltung vnd Regierung2. Ordinatio & promotio boni.
Da hat nun auch floriren können:
1. Der Güldene Friede;
2. Die heilsame Justicia vnd Gerechtigkeit;
3. Güte vnd Trew;
4. Der Segen des HERRN im Ackerbaw / vnd allen andern Stücken / so zur Hoffhaltung vnd Narung gehören.
Daß were nun wol ein rechtschaffen formular vnd Muster /
Wenn die Vbertreter / die verkehrte Hertzen / die Bösen vnd Gottlosen / die Verleumbder vnd Ohrenbläser / die Stoltzen vnd Hochmütigen / die Lügener vnd Falschen / nicht allein zu Hofe gelitten werden / sondern sie haben die vornemsten Ampter vnnd
Zuforderst wann auch dis noch hinzu kömpt / daß das Böse nicht gestrafft / die Vbelthäter nicht außgerottet / vnd die Gottlosen nicht vertilget werden; Sondern die Oberkeit sihet durch die Finger / vnd lesset allerhand Sünde vnd Schande vngestrafft hingehen / vnd die Oberhand gewinnen.
Die trewen Landsassen werden nicht allein gar wenig respectiret, sondern offtmahls gedrückt / vnnd die Schmaltzfedern jhnen also gerupfft / daß sie fast gar nicht bleiben können.
Fromme Diener hats gar wenig zu Hofe: dem Frommen wiederfehret auch wenig Gnade; sondern die Gottlosen Harpyae reissens alles hinweg; Es ist keine gleiche Wage des Rechtens; Die Person des Grossen wird angesehen; der Gottlose herfürgezogen; die Armen / die Wittwen / die Wäisen / werden vnterdrückt vnd haben keinen Erretter: Man gebraucht auch wenig Vorsichtigkeit / sondern plumpet vnvorsichtig vnnd vnbedachtsam in eine Sache hinein / vnd füret den Karren so weit / daß man weder hinter sich / noch vor sich kommen kan.
Trewe / Glaube vnd Auffrichtigkeit ist auch gar wenig verhanden; sondern es ist in der jtzigen newen Politica eitel simuliren vnnd dissimuliren, welches auff gut Deutsch anders nichts heisset / alß Falschheit vnd Vntrewe; daß man sich freundlich vnd auffrichtig stellet / vnd inmittelst böse Tücke im Hertzen hat.
Lieber GOTT / wo es so zugehet / was kan da für ein Regiment sey?
Wie kan da Fried vnd Einigkeit seyn? Friede ernehrt; Vnfriede verzehrt: Durch Einigkeit wird ein geringes Gut groß vnd vermehret; Durch Vneinigkeit aber ein grosses Gut klein vnnd verheret: Wie kan das Regiment bestehen / da die Festung des Os. 89, 15.Ps. 85, 11.
Darumb / so habens die Regenten mit vleiß zubehalten / diesen Spiegel stets vor Augen zu haben / das Böse nach demselben / alß einen schändlichen vnd schädlichen Vbelstand / abzuschaffen; vn dagegen das Gute anzuordenen vnd zu befordern: Vnd weil es doch in menschlichen Händen vn Krefften nicht stehet / so sollen sie vnablässig auß dem 85. Psalm beten: Ach daß ich hören solt /Ps. 85, 9.
Vnd das sey auch gleichsam
Nun ist noch vbrig zu betrachten / wie derselbe fromme König
Usque adeo nihil est ex omni parte beatum!
Es ist durch auß nichts in diesem Leben / das da stets im gleiche seligen Zustande bestendiglich bleiben solte. Also ist es auch dem guten Josiae gangen. Es verhelt sich aber die Historia also:
Pharao-Necho, König in Aegypten, wolte einen Krieg führen wider Carchemis am Wasser Phrat / vnnd muste etwas durch die Gräntzen des Jüdischen Landes ziehen / welches er dann gern gethan hette sine maleficio, ohne frevel vnd beschedigung / wie auß seinen worten abzunemen / da er dem Könige Josiae sagen 2. Paral. 35, v. 21.
Nun gieng dasselbe Josiam nichts an / hatte auch keine erhäbliche vrsachen / sich des Wercks anzunemmen: Gleichwol aber rüstet er sich / entweder dem Könige von Assyrien zu gefallen / oder weil er bißhero bey der friedlichen vnd glückseligen Regierung etwas zu muthig worden. Vnd wie es pflegt zu gehen: Dulce bellum inexpertis, der Krieg ist anmuthig vnd lieb denen / die jhn noch nicht versucht haben; Also hat auch Josias lust zu Kriegen / wil dem Pharaoni den Durchzug nicht verstatten / sondern zeucht jhm mit Kriegsmacht entgegen / den Paß zu verlegen. Pharao lesset 2. Par. 35, v. 21.
Josias aber wil nicht gehorchen den Worten Necho auß dem Munde Gottes; Wendet auch sein Angesicht nicht von jhm / sondern zeucht jhm entgegen / vnnd stellet sich mit seinem Kriegsvolck 2. Reg. 23, 30. Megddo ist elff Meilen vo Jerusalem gewesen.
Ein solches Ende hat genommen der Hochberühmte König / welcher das Zeugnis hat im 2. Buch der Könige am 23. daß an2. Reg. 23, v. 25.
Wir sehen aber dabey / daß Menschen sind Menschen; Vn /1. Doctrina: Nemo sine crimine vivit. Psal. 62, 10. Job. 15, 15.
Itzt haben wir das herrliche Zeugnis Josiae gehört / daß er an Gottesfurcht vnd Gottseligkeit seines gleichen nicht gehabt habe: Gleichwol aber versihet ers / daß er sich im Wolstande etwas erhäbt / vnd mänget sich in einen Krieg / der jhn nicht angieng; darin er auch / nach GOttes Willen vnnd Verhengnis / sein Leben einbüsset.
Also erhub sich auch das Hertz Ezechiae oder Hiskiae, alß jhm GOTT der HERR die grosse Gnade erwiesen / daß jhm noch fünfftzehen Jahr an seinem Leben zugeleget / Esaiae am 39;Esa. 39, t. c. 2. Reg. 20, v. 13.
Josaphat hat auch ein herrlich Lob vnter den Königen Juda / im 2. Buch der Chronicken am 17; Alß er sich aber mit dem Gottlosen2. Par. 17, 3. & 18. t. c.v. 31,
König Davids seine Legenda mit Uria, dem Hethiter, vnd seinem Weibe Bathseba, ist wol bekant / auß dem 11. vnnd 12. Cap. des 2. Buchs Samuelis.
Vnnd wird man schwerlich einen Heyligen finden in der Schrifft / von welchem nicht solten auch sonderbare Menschliche defectus vnd Mängel auff gezeichnet seyn; oder seind doch alle mit einander in die allgemeine proposition mit eingeschlossen / im 2. Exod 34, 7. Job. 14, 4; & 15, 15. bey denen / da keiner rein ist? Iob. am 15. Sihe / vnter seinen 1. Reg. 8, 46. Prov. 20, 9.Psal. 32, 6. Psal. 143, v. 2.Job. 9, 3.
GOTT hat alles beschlossen vnter dem Vnglauben vnnd Sünde / auff daß er sich aller erbarme. Welchs dann der heylige Geist in der Schrifft so vleissig auffzeichnen lassen / beydes gleubigen Christen zu Trost / wenn sie an Rom. 3, 19. Esa. 45, 24. fürnemlich zu dem ende / daß aller Mund verstopffet werde / vnd alle Welt GOTT schüldig sey / darümb / daß kein Fleisch durch des Gesetzes Rom. 3, 23.
Darnach weil Josias im Kriege verwundet vnnd vmbkommen1. Consolatio: Mors violenta non separat à quiete aeternâ. Sap. 3, 1.erlich vmbs Lebe kömpt / einen Mensche nicht hindere oder abscheide von dem ewigen Friede vnd Seligkeit / wenn er nur in warer Bußfertigkeit vnd Bereitschafft erfunden vnd betroffen wird.
Zwar die Gottlose / Sichere vnd Vnbußfertige / wenn die auff ein kalt Eisen riechen / oder eine Kugel gehet dadurch / oder kommen sonst plötzlich vmb; So stehets vmb jhre Seele sehr gefehrlich / vnd wird heissen: Wie der Baum felt / also wird erEccl. 11, 3.
Aber wenn GOTT vber Rechtgleubige vnd Gottsfürchtige Christen verhenget / daß sie durch einen plötzlichen Vnfal vmbs Leben kommen: Wie dann Abel von seinem Bruder Cain erschlagen; Jonathan kömpt vmb im Kriege; Wie auch Urias, vndGen. 4, 8. 2. Sam. 1, 4. 2. Sam. 11, 21.Psal. 116, v. 15. Rom. 8, v. 35, 38Joan. 5, 24. 3. Matt. 24, 42. Luc. 12, 35. & 21, 36. Psal. 31, 6.
Doch ist die Vermahnung dabey nötig / daß wir stets bereit seyn / weil wir nicht wissen können / wann GOTT der HERR über vns gebieten möchte; vnnd im täglichen Gebet / ümb abwendung eines bösen schnellen Todes / vn alles vbels / vn ümb eine selige Stunde vnd Heimfart / bey dem lieben Gott anhalten / vnd demselben vnsere Seele zu trawen Henden befehlen.
Dieses sind die vier Stücklein / die wir vor dißmahl auß der Historia Josiae zu handeln fürgenomwen; vnnd nun auch auff zuvor Hochgedachten vnsern Gnädigen Fürsten vnd Herrn / hochlöblicher gedechtnis / appliciren wollen.
VOn J. F. G. hohen Fürstlichem Stamme vnnd herkommen; Von deroselben ersten Heyrath mit einem Churfürstlichen Fräwlein zu Sachsen; Von der andern Heyrath mit einem Königlichen Fräwlich auß Dennemarck / nunmehr hochbetrübten / hinterlassenen Fürstlichen Wittwen; Von der Fürstlichen jungen Herrschafft vnd Fräwlein; So wol auch von andern Sachen / die etwa im Fürstenthumb Braunschweig mögen verlauffen seyn / vnnd vns in diesem Stiffte so gar nahe nicht angehen / halte ich nicht von nöthen / weitleufftig zu berichten.
ANNO 1566. Als J. F. G. zwey Jahr alt gewesen / sind dieselbe mit einhelliger Stimme von einem Hoch: vnnd Ehrwürdigen Dom Capittel alhie zu einem Bischoff dieses Stiffts Postuliret worden. Die Regierung aber ist zwölff Jahrlang bey jtzt Hochgedachtem Capittel gestanden; Vnd sind inmittelst J. F. G.
ES haben aber J. F. G. fast eben einen solchen Zustand in
Zwar im Fürstenthumb Braunschweig hatte der Herr Vater / der Durchleuchtige / Hochgeborne Fürst vnnd Herr / Herr JULIUS, Hertzog zu Braunschweig vnnd Lüneburg / etc. Christmilder gedechnis / ANNO 69. die Christliche reformation angefangen / vnd vollendet / die Academiam fundiret, ein wolbestaltes Consistorium angeordnet / vnnd also dem Herrn Sohn ein wolgefastes Kirchen vnd weltliches Regiment hinter lassen.
So war auch in diesem Stifft Halberstad / beides draussen auffm Lande / vnd in dieser Stad / in den Stad-Kirchen / die reine vnverfälschete Lehr des heyligen Euangelij, wie dieselbe auß den Schrifften der Propheten vnnd Aposteln / in der Augsburgischen Confession wiederholet ist / etliche viel Jahr zuvor öffentlich bekandt vnd angenommen.
Aber in dieser hohen / so wol auch andern Unirten Stiffts-Kirchen vnnd Klöstern / waren noch alle Päbstische Irrthumb / Mißbreuche / vnd aber gleubische caeremonien geblieben / biß daß Hochgedachte J. F. G. auß Fürst- vnnd Christlichem Eifer das Christliche reformation Werck an die Hand genommen / welchs dann fürnemlich an J. F. G. hochzupreisen. Vnd mögen zwar andere an J. F. G. commendiren vnnd loben / das Hoch Fürstliche Geschlechte / den edlen Verstand / hohe Weißheit / Kunst vnnd Geschickligkeit / wissenschafft vnd erfahrung vieler dinge /
Wir aber sollen fürnemlich dieses Wercks nicht vergessen / sondern mit danckbarem Gemüth hochpreisen vnnd rühmen / daß J. F. G. den rechten Gottesdienst in dieser vnd andern Stiffts-Kirchen restituiret haben.
An dem Baw des Tempels haben zwar die Stiffts Kirchen alhie / weil von den lieben Vorfahren ohne das gnugsam dazu deputiret, J. F. G. nicht groß von nöthen gehabt; Wiewol dieselbe / wo es von nöthen gewesen / sich alß ein rechtschaffener Josias im Werck erwiesen: Alß die überauß schöne Kirche zu Grüning; das Templum Musarum oder schöne newe Collegium zu Helmstad; der newe angefangene Kirchen baw in der Heinrich Stad etc gnugsam außweisen vnd bezeugen.
In restitution aber des Gesetzbuchs / daß ist / der heyligen Göttlichen Schrifft vnd Warheit / vnnd abschaffung der eingerissenen Mißbreuche / Abgötterey vnd sändlichen bösen Lebens der Geistlichen / haben sich J. F. G. gantz eiferig vnnd Fürstlich erwiesen.
ANNO 1591. den 23. Februarij, jhres alters im 27. der Regierung aber im 14. Jahr / sind J. F. G. in eignener Person zu Capittel gangen / vnd haben einem Hoch: vnnd Ehrwürdigen Dom-Capittel in einer außführlichen vnnd zierlichen oration zu erkennen gegeben / was J. F. G. für eine Christliche reformation meditirte, vnd im Sinn hette: Da dan J. F. G. die vornemste Bäpstliche Irrthumb / von Anruffung der Heyligen / communion vnter einer Gestalt / Meß Opffer für die Lebendige vn Todte / Busse / Beicht vnd Satisfaction, Rechtfertigung / Verdienst der Wercke / vnnd der gleichen: Item, die abergleubische Caeremonien des canonis missatici, Ohlung / Weihung / Procession, Außstössung
Ob nun wol ein Hoch: vnnd Ehrwürdig Dom Capittel domahls etwas bedenckzeit genommen; So ist doch gleichwol hernach das Christliche vorgenommene Werck durch Gottes Gnade vnd Segen / vnnd J. F. G. recht Bischöfflichen Eifer / so weit promoviret vnd befördert worden / daß jtzt Hochgedachtes Dom-Capittel mit einhelligem consens vnnd beliebung der gantzen Union, die angedeutete Christliche reformation selbst vor die Hand genommen / vnnd zu dem Behuff den Ehrwürdigen vnnd Hochgelarten Herrn Martinum Mirum, der heyligen Schrifft Doctorem, seliger gedechtnis / von der Kirchen S. Martini alhie / zum ersten Dom Prediger beruffen / welcher dann / nunmehr vor 22. Jahren / auff S. Matthaei tag die Encaenia oder renovalia, das ist / Kirchweihe in diesem Hohen Stifft gehalten / vnd die erste Euangelische Predigt an dieser Stelle gethan hat.
Vnnd ob gleich noch nicht alle Stiffts Personen sich dazu bekennen / sondern es sind noch etliche verhanden satis absurde Catholici, welche in allem Bäbstlichem Irrsall / Abgötterey vnd sey / lassen sich aber gleichwol inmittelst Catholische nennen / vnd haben zum wenigsten den Vortheil davon / daß sie bey andern Catholischen in grossem ansehen seyn / vnd die geistliche beneficia so viel leichter impetriren vnnd erlangen können; Etliche aber heissen nur mit dem Namen Catholisch / daß sie in jhren Sünden / Schanden vnd Vntugenden so viel sicherer vnd vngestrafft hin leben können / Wie ich etliche mit Namen zu nennen weiß / wenn es von nöthen thut.
Welches alles dann dem lieben GOtt anheim zustellen / in betrachtung / daß die Bekerung GOttes werck ist: Vnd daß die reformation des Königes Iosiae auch nicht so leicht zugangen / vnd etliche Jahr darüber verlauffen / alß wir zuvor gehöret. Wen ein Sarcker gewapneter seinen Pallast in hat / so wil er so leicht nicht herauß / sondern versucht alle Mittel / ob ers entweder gantz / oder doch etwas davon behalten möge:
Jedoch so haben wir gleichwol dem lieben GOtt höchlich zu dancken / daß Er dasselbe löbliche Christliche Werck / nunmehr die zwey vnd zwantzig Jahr erhalten / vnd glücklichen fortgang dazu verllehen hat. Denn so wenig alß der Schnee oder Regen vergeblich Esa. 55, 10.
Vnd wolte GOtt / daß ich so Bittselig seyn könte / daß meine Widersacher GOtt zu ehren / vnnd jhnen selbst zum besten / sich wolten einstellen in dieser Werckstad des heyligen Geistes / vnd die Predigten Göttlicher Warheit selbst anhören! Mir zweifelt gar Psal. 29, 11. 1. Cor. 15, 58.
Nun die noch zu gewinnen sind / die wird der Barmhertzige GOtt herzu füren zu seiner zeit; Die es aber muthwillig vnd halstarrig verachten vn von sich stossen / auch jhres theils verhindern vnd verfolgen helffen / die befehlen wir dem Gerichte Gottes / vnd sind gewiß / daß sie demselben nicht entgehen werden.
Bitten inmittelst den getrewen GOtt von Hertzen / Er wolle diß Christliche reformation Werck jhm ferner zu Gnaden lassen befohlen seyn / dasselbe gnädiglich continuiren, alle zu desselben Beförderung vnnd Fortsetzung gedeyliche Rathschläge fortuniren, vnd gesegenen / die hinterstellige Sordes gnädiglich außfegen / vns bey seinem heyligen vnd allein seligmachenden Worte / vnnd heilsamen Gebrauch der Sacramenten erhalten / vnd die Widersprecher erleuchten vnd bekeren / daß sie neben vns der Warheit bey fal geben / vnd durch den Glauben an Christum die seligkeit davon bringen mögen.
Diß reformation Werck ist das aller löblichste / daß J. F. G. zeit jhrer gantzen Regierung fürgenommen / vnd durch GOttes Gnade verrichtet haben. Darumb müssen wir vns dasselbe zu rühmen nicht schewen oder schämen: J. F. G. habe sich dessen selbst nicht geschämet / wie auß deroselben andern Theil Braunschweigischer Händel zu befinden; Auß welchem ich vmb derer willen / die etwa die Bücher nicht gesehen / nachfolgende versiculen wil hieher setzen:
DIe weltliche Regierung / vors dritte / belangende / haben J. F. G. warlich sich dahin bevlissen / daß ein gut Regiment müchte gefüret werden. Zu dem Ende haben sie vorneme Gelarte Leute je vnd allewege geliebet / geehret / befördert / gern vmb sich gehabt / vn mit denselben von aller hand fürfallenden Sachen liscurriret. Vnnd wer wolte dran zweiffeln / daß nicht J. F. G. gantz gerne fromme vnd getrewe Diener vmb vnnd neben sich gehabt hatten?
Den Vbertretter / ein verkehrtes Hertz / den Gottlosen / Verleumbder / Hochmüthigen vnd Stoltzen / Lügener vnnd Falschen / haben J. F. G. mit gutem Wissen vnnd Willen nicht neben jhnen gedüldet; auch eine scharffe ernste Justiciam wider alle Vbelthäter administriret, vnnd alle Bößheit auß dem gantzen Lande außzurotten sich bemühet.
Aber wie kan alles schnurgleich getroffen werden? Vnd wer kan einem jeden ins Hertz sehen? Wolte GOtt / daß nicht die jenige / welche beides von J. F. G. vnd männiglichen wol für die besten vnnd getrewesten seyn gehalten worden / nicht die aller ärgeste gewesen weren / vnd bißweilen J. F. G. auff böse Sachen / vnd schädliche / vnvorsichtige Vnwege gefüret hetten? Wie J. F. G. von Hertzen grund Gütig / From vnd Gnädig gewesen; Also haben sie sich gern zu einem jeden des besten versehen: Vnnd kan seyn / daß Sie etlichen Leuten zu leicht vnd viel getrawet / vnd darüber betrogen vnd verfüret worden seyn.
Wir haben aber gleichwol in sonderheit nicht groß zu klagen / fürnemlich in diesem Stiffte / sondern vielmehr dem lieben GOtt zu dancken / daß bey J. F. G. Regierungs zeit / Gnade / Güte vnd Wolthätigkeit / allen / die es rechtmessig begeret haben / wiederfahren; Gerechtigkeit vn Trew / so viel an J. F. G. selbst gelegen gewesen / aequabiliter verwaltet; der güldene Friede erhalten / vnd GOttes mildreicher Segen / beides im gantzen Stiffte / vnd fürnemlich in dieser Stadt / wol mehr / alß an andern örten befunden vnd gespüret worden.
LEtzlich / gleich wie Josias an einem frembden ort gestorben
Was nun J. F. G. darin gethan / wie sie Tag vnd Nacht gearbeitet / zwischen Wien vnd Praag auff der Post getrabet / vnnd nicht eh abgelassen / biß höchstgedachte beide Potentaten / die Herrn Brüder / mit einander Brüderlich verglichen / dasselbe ist Reichskündig vnd am tage; Vnd hat das gantze Röm. Reich J. F. G. deswegen ewig lob vnnd danck zu sagen. Denn was sonst der Teuffel für ein Vnheil im Reich hette stifften mögen / wolle wir nunmehr nicht forschen / weil es durch Gottes Güte vnd Barmherhigkeit / vnd offt hochgedachter J. F. G. vnablässigen vleiß / gantz gnädiglich abgewendet vnd verhütet worden.
Auch nach seligem absterbe Höchstgedachtes Löblichen Key. Rudolphi, dessen May. J. F. G. alß ein Vater geliebet vnd hochgeehret / weil man sich aller hand gefährlicher Practiken vnd anschläge besorgen müssen / hat man glaubwirdige nachrichtung / daß domahls vorneme Potentaten vnd Stände des Reichs / an J. F. G. geschrieben / vn inständlich gebeten / dieselbe wolten ja nicht ablassen / sondern ein wachendes Auge haben / vnd nach sonderlicher J. F. G. nach Gottes Willen den Tag hetten erleben mögen / daß sie den jtzigen Reichstag hetten besuchen können / so würden dieselbe dem gantzen Röm. Reich mit gutem Rath beygewohnet / vnd dan auch jhre eigene vnruhige Sachen / Entlich einmahl / zu einem andern Stande gebracht haben. Aber Gott dem HErrn / der alle vnsere Tage auff sein Buch geschrieben / da noch nicht ein einigerPsal. 139, v. 16. Job. 14, 5.20. Jul. St. V. Anno 1613. AEt: 49; à postul: 47; Gubern: 35.Job. 1, 21.Psa. 62, 10.t / (daß ich keine andere Exempel einfüre) zufinden:
So ist doch das das beste dabey / daß der Barmhertzige Gott / J. F. G. mit der zeitlichen Ruthe der Kranckheit etliche Wochen gezüchtiget / vnd zu warer Buß gefüret hat. Wie man dann glaubwirdigen Bericht hat / von denen die in wehrender Kranckheit stets vmb J. F. G. gewesen / daß dieselbe etliche Tage vor jhrem Ende in warer Rew vnd Leid / vnd öffentlicher Bekentniß jhrer Sünden / zu dem gebrauch des heyligen Abendmahls sich geschicket / dasselbe in warem Glauben gebraucht / vnd die vbrige zeit in inbrünstiger Anruffung des Namens Gottes zugebracht / vnd jhre Seele demselben / der sie mit seinem thewren Blut erkaufft / vnnd von allen Sünden gereiniget / zu trewen Henden befohlen.
Der Himlische Vater wolle J. F. G. verleihen eine selige Ruhe vnd fröliche Aufferstehung an jennem Tage: Die hochbetrübte Fürstliche Wittwe / gesampt der jungen Herrschafft vnnd Fräwlein / so wol auch das gantze Land / vnd alle / die J. F. G. tödlichen Abgangs halber trawrig vnd bekümmert sind / anderweit trösten vnd erfrewen. Sein heyliges Wort / vnd den güldenen Friede erhalten; Alle vnruhige streitige Sachen / durch bequeme vnd behägliche Mittel lassen hinlegen; Ein wolbestaltes / glückliches Regiment verleihen:
In sonderheit dieses Löbliche alte Stifft / mit den Augen der Barmhertzigkeit gnädiglich ansehen: Ein Hoch: vnd Ehrwürdig Dom Capittel / vnsere Gnädige gebietende Herrn vnd Landes Väter / durch seinen heyligen guten Geist regieren vnd erleuchten / daß J. Gn. V. Ehrw. beides in der Sedis vacantz Land vnd Leuten wol fürstehen; Vnd wenn die zeit der Postulation heran kömpt / ein solches Ober Häupt vnd Bischoff Postuliren / vnter welches Bischöfflicher Auffsicht vnd Regierung / daß heylige vn allein seligmachende Wort Gottes lauter vnd rein erhalten / fortgepflantzet / vnd weit außgebreitet / der gemeine Nutz wol vnd friedlich regieret / vnd also dieses löblichen Stiffts vnd aller Einwohner vnd Vnterthanen / zeitliches vnd ewiges Heil vnd Wolfart gesucht vnnd befördert werden möge / Amen.
ENDE.
Halberstad / Gedruckt bey Jacobo-Arnoldo Koten / Im Jahr / M. DC. XIII.
HOchwirdiger / Durchleuchtiger / Hochgeborner Fürst / gnediger Herr / Ewren Fürstlichen G. ist mein demütiges Gebet zu GOtt für E. F. G. sampt derselben Gemahl / junge Herrn vnd Fräwleins / zeitliche vnnd ewige wolfahrt in vnterthenigkeit zuvor: Gnediger Fürst vnd Herr / im Buch Tobiae am 12. Cap. sagt der Engel Raphael: Der Kömge vnnd Fürsten Tob. 12, v. 3. sonderlich Werck Gottes / welches die Handt des Höchsten gewircket / daß alhie die Christliche Reformation, daran E. F. G. aus hohen Fürstlichen Eifer / vnd Bischöfflicher Vorsorge / lange zeit mit trewen vleiß gearbeitet / zu gewündschtem Ende gelauffen;
Erstlich / daß hieraus erkant werde / Wie Christus noch heutiges Tages zur rechten GOTtes herrschet / vnd sein Reich durch die Predigt des Euangelij teglich erweitert / bey seinem Wort gegenwertig ist / dasselbe mit seinem starcken Arm / vn mechtiger Handt gewaltiglich fortsetzet / vnd wider das wüten vnnd toben des Satans / vnnd aller Pforten der Hellen krefftiglichMat. 16, 18.Psal. 110, v. 2.Psal. 45, v. 6.
Zum andern / daß menniglich hieraus verneme / Act. 17, v. 23.dten GOTT: Inen von dem waren Gott / dem sie vnwissent dienete / zu predigen / vn denselben bekant zu machen / in der Apostel Geschicht am 17. Im Tempel zu Jerusalem ist grewliche Abgötterey getrieben worde / wie Christus darüber klaget / daß sie eine Mörder gruben Luc. 19. v. 46.Luc. 2, v. 22.
Das ist eine rechte Christliche Reformation, welche niemandt mit grunde tadeln wird / sintemal nicht verneinet werden kan / daß in der Römischen Kirchen viel Mißbreuche eingerissen / darüber viel frommer Hertzen lange zeit geseufftzet / vnnd die auch zu vnser zeit Keyser Carl der Fünffte gerne geendert gesehen hette / vnnd derowegen vmb ein frey Concilium beym Pabst offt angesucht vnd gebeten.
Der Almechtige GOtt erhalte E. F. G. bey solchem Christlichen Eifer / für die seligmachende Warheit Gottes; Vnd erwecke viel andere Potentaten / die in E. F. G. Fußstapffen tretten / vnnd jhnen die selige2. Tim. 1, v. 14.en pflantzen: Dagegen falscher Lere vnd Irrthumb / sonderlich aber der Calvinischen Lesterung / welche gleich als eine Sündflut mit gewalt daher fehret / als wolte sie die gantze Welt verschwemmen / mit gebürlichem Ernst widerstehen / stewren vnd wehren / damit Christus der HERR seine Herberge vnd Krippelein bey vns in diesen Landen behalten möge / biß auff seine fröliche Wiederkunfft / welche nunmehr für der Thür ist / vnd nach welcher alle Creaturen sich engstiglich mit vns sehnen vnd verlangen.
E. F. G. habe ich diese meine Predigt in Vnterthenigkeit dediciren wollen: Bitte demütig / E. F. G. wolle Ihr solches in Gnaden gefallen lassen / vnd mein gnediger Fürst vnd Herr seyn vnd bleiben. Thu E. F. G. sampt derselben hertzgeliebten Königlichen Gemahl / jungen Herren vnd Fräwlein / hiemit in Gottes gnedigen Schutz / zu langwiriger Gesundheit / friedlicher Regierung / glücklichem Zustande / zeit lichen vnd ewigen Heil / in vnterthenigkeit trewlich befehlen. Datum Halberstadt / den 7. Novembris, nach Christi vnsers lieben HErrn vnd Seligmachers Geburt / im tausent / fünffhundert vnd ein vnd neuntzisten Jahr.
Ewer Füst: Gnad.
vntertheniger Diener
MARTINUS MIRUS Doctor, Domprediger daselbst.
VNd da Jesus von dannen gieng / saheMatt. 9, v. 9.10.11.12.13.14.
GEliebten in Christo / Itzt seind es acht hundert vnd elff Jahr / da dieses Stifft anfenglich vom Keyser Carolo dem Grossen fundirt vnnd auffgerichtet worden. Denn derselbe Fromme Keyser hat gantzer dreissig Jahr Kriege gefüret / mit diesen Sächsischen Landen vnnd Völckern / biß er sie zum Christlichen Glauben bracht: Vnd hernach / da sie Christen worden / hat er / zu fortpflantzung vnd erhaltung des heyligen Euangelij / etzliche Bisthumb in diesen Grentzen gestifftet / als zu Bremen / Padelborn / Verden / vnd dieses alhie / welches anfenglich zu Sälingenstedt oder Osterwick gewesen / vnd folgendes nach viertzig Jahren / durch Bischoff Hildegrin / mit Rath vnnd Hülffe Keyser Caroli, hieher nach Halberstadt gelegt worden.
Hildegrin der erste Bischoff alhie / ist ein fürnemer / gelerter / vnd Gottfürchtiger Mann gewesen; Wie auch viel seiner Nachfolger / deren Namen noch heutiges Tages im Catalogo illustriu Virorum Germaniae gefunden werden: Haben GOttes Wort selbst geprediget / vnd die Leute von Heidnischer Abgötterey abgewiesen / vnnd zu Christo gefüret. Denn Bischoffe sind für zeiten Prediger gewesen / oberste Pfarrer vn Superintendenten; Klöster sind Schulen gewesen; Stiffte sind Collegia oder Lectoria gewesen / wie jtzundt die Academiae, da man teglich zu gewissen stunden die heylige Bibel gelesen / vnnd erkleret hat: Daher die horae Canonicae, vnd die Personen Canonici lectores genennet worden sind. Wie noch solche jhre Empter mit etlichen legibus, so Papst Eugenius, vnd Leo jhnen gegeben / in Concilio Toletano zu finden.
Aber weil mit der Zeit viel guter Ordnung gefallen / vnd dargegen viel Mißbreuche in allen Stifften eingerissen / also daß etliche 1. Cor. 3, v. 11, 12.
Im Propheten Zacharia am 14 stehet geschrieben: VmbZach. 14, v. 7.Matt. 24, v. 14.Luc. 1, 79.
Durch die Predigt des Euangelij / lernen wir GOtt erkennen / nach seinem Wesen vnd Willen.
Im Euangelio hören wir die grossen Geheimnissen / davon sonst die gantze Welt nichts weis: Als wie es anfenglich nach der Schöpffung vmb den Menschen gestanden; Item, woher Sünde vnd Todt in die Welt kommen; Item, was GOTT in Christo für ein Remedium dawider geordnet; Item, wie wir vns ferner verhalten sollen / wenn wir durch Christum geheilet / vnnd gerecht worden stnd. Denn wie in der Medicina diese vier Pünctlein geleret / vnd nothwendig sind zu wissen: Erstlich Physiologica, wie es vmb des Menschen Natur geschaffen / wenn er gesund ist; Zum andern / aetiologica, woher so mancherley Kranckheiten kommen; Zum dritten / therapeutica, was für Artzeney wider eine jegliche Kranckheit zugebrauchen; Zum vierden / diaetetica, wie sich der Patient halten mus / wenn er wieder gesundt worden / damit er nicht in ein Recidiva falle / vnnd das letzte erger werde / denn das erste: Also werden auch solche vier stücke vns in der Geistlichen Medicin fürgeschrieben / wie der HERR Christus diß Gleichnis im heutigen Euangelio braucht: Die Starcken bedürffen
Das Euangelium ist das einige Mittel / dadurch GOtt bey3.Joan. 14, v. 23.
Das Euangelium ist die Richtschnur vnsers Lebens / vnd die4. Psael. 119, v. 105.
Das Euangelium weiset bestendigen Trost / in allem Creutz5.Sap. 16, 20.Psal. 119, v. 92.
Das Euangelium ist eine starcke Gegenwehr wider den6. Ps. 91, 4.
Im Euangelio lernen wir / wie wir selig sterben / frölich wieder7.Joan. 8, 51; & 5, 25.
Derwegen sollen wir billig GOtt für dieses Gnadenwerck dancken; Vnd weil Er vns jtzt alhie in diesem Stifft auch damit heimsuchet / es mit frölichem Hertzen annemen.
Nicht hat es diese meinung mit angestalter Reformation, als wolte man die alte Catholische Religion vnnd Kirche gantz verwerffen / vnd etwas newes auff die Ban bringen; Nein traun / vnser Euangelium / laut der Augspurgischen Confession, lehret nichts anders / denn was die alte Catholische Kirche / das ist / Propheten / Aposteln / vnd alle Heyligen jederzeit geleret vnd gegleubet Actor. 15, v. 11. lauter / ohne Menschen Zusatz gepredigt / die Sacramenta, nach Christi ordnung vnd einsetzung gehandelt / vnnd das Leben derselben Lehr gemeß / Christlich vnd selig angestellet / vnd hinfort gefüret werden. Das ist die Reformation: Sonsten bleibet das gantze Stifft in seinem esse, vnd alle Kirchen vnd Clöster bey reinen Gottesdiensten / vnd jhrem Einkommen / ohne einigen abbruch vnd nachtheil.
Damit wir nun einen anfang machen / vnd diesem Tage / da dieses Stifft seine Encaenia helt vnd darneben das Apostel Fest mit einfelt / sein recht thun / so wollen wir zwey Pünctlein für vns nemen zu handeln:
DIs Hauß / darinnen wir zusammen kommen / heissen wir eine Kirche / das ist ein Griechisch wörtlein / Exod. 20, v. 24, das Volck segnen / vom Fluch vnnd ewiger Verdamnis erlösen. Im 3. BuchLevid. 26, v. 11.Ezech. 43, v. 5.Psal. 76, 2.Psal. 132, v. 14.
Lateinisch heist diß Hauß Templum, à contemplando, daß Christen für vnnd für jhr Angesicht dahin richten sollen / vnnd in Nöten jhr Zuflucht zu dem GOTT nemen / der sich alda durchs Dan. 6, 10. warten / da Mala. 4, 2. Luc. 1, 78.
Anfenglich hat man nicht solche Kirchen gehabt. Berosus vnd Josephus schreiben von Adam / als er aus dem Paradis verstossen worde / habe er zwo steinerne Seulen auffgerichtet / darin er die drey Historien gegraben: Erstlich / von der Schöpffung der Welt; Zum andern / von seinem erbärmlichen Fall; Vnnd zum dritten / die verheissunge von dem Zukünfftigen Weibessamen / welcher der Schlangen den Kopff zutreten sol. Diese zwo Seulen sind Adams Kirche gewesen / dahin hat er sich alle Tage mit seinen Kindern versamlet / vnnd geprediget / haben auch jhr Gebet vnnd Gottesdienste / mit Opffern vnd Lobgesängen alda verrichtet.
Zu Noah vnd Abrahams Zeiten sind Altar gebawet worden. Gen. 12, v. 7. 8.
Als Jacob für seinem Bruder Esau fleugt / vnd in MesopotamiamGen. 28, v. 11.v. 16.v. 20.Gen. 35, v. 2, 3.
Dergleichen Altar haben sie auch in jhren Hütten gehabt zuGen. 13, 18. Gen. 33, 20. hat dieser geweret 2454. Jahr.
Hernach da die Israeliten aus Egypten zogen / vnd Moses befehl entpfieng / das Volck ins gelobte Landt zufüren / redet MosesExod. 25, & 26. t. c.Ex. 33, 15.Ex. 36. & seqq. die Israeliten viertzig Jahr mit sich in der Wüsten: Vnd wenn das Volck fortziehen solte / erhub sich die Wolcke Num. 10, v. 35.v. 36.
Bey dieser Kirchen hat der Sohn Gottes grosse Wunderzeichen Jos. 3, 16; & 4; 18.Jos. 6, 11; v. 15. 20.Jos. 18, 1.1. Sam. 4, v. 4; & 5, 1.2. Sam. 6, v. 17.Psal. 23, 6. & 26. 8. & 27, 4.Psal. 42, 2.Psal. 84, 2. sehnet sich nach den Vorhöfen des HErren; Mein Leib vnd Seel frewen sich in den lebendigenPsal. 122, v. 1.
Hernach bawet Salomon den ersten Tempel zu Jerusalem / das war ein groß herrlich Werck. Denn als David sterben solte / 1. Paral. 23, v. 14.1. Reg. 6, 38. 1, Reg. 5, 15.en / vnnd haben jhre Gottesdienste alda verrichtet. Diß hat geweret 2. Reg. 25, v. 9. Gnaden-Thron / der ewige Sohn Gottes / an der stedte solte sterben vnd begraben werden. Den Golgatha / da Esrae. 3, t. c.Jo. 2. 20. ist der Tempel abermal verbrandt / vnd gantz Jerusalem zerschleufft worden / daß kein Stein auff den andern blieben.
Hierauff sind die Apostel außgelauffen in alle Welt / vnd haben dem HERRN Christo aus allen Völckern vnd Zungen einen heyligen Samen gesamlet: Da sind die Fana idolorum zerstöret / vnnd dagegen Christo viel schöner Kirchen gebawet worden; Sonderlich zur zeit Constantini Magni, da die Christenheit nach langwiriger verfolgung Halcyonia erlanget; Deßgleichen vnter dem Keyser Theodosio, Marciano, vnd andern.
Carolus Magnus, wie droben gemeldet / hat alhier in Sachsen vnnd Westphalen viel Bistumb gestifftet / vnnd vnter andern auch diß alhie zy Halberstadt: Das haben hernach die Bischoffe von tage zu tage gebessert / wie es denn viel fürnemer Leute in diesem Stifft gehabt.
Haymo der dritte Bischoff alhie / ist ein sehr gelerter MannEpisc. 3. Halberst.
Bernhardus der siebende Bischoff / ein Marggraff vonEpisc. 7. hat das Pfortenhauß alhie fundirt / darinnen noch heutiges tages
Hildebardus der achte Bischoff hat das Closter zu Stötterlinburg gestifftet.
Arnoldus der neunde Bischoff / hat die Kirche alhie zu vnser lieben Frawen gebawet / vnd Canonicen darin gesetzet / welche er geordnet / daß sie sich nach diesem Dom richten / vnnd demselben conformiren sollen; Item das Closter zu Ilsenburg.
Brandagus der zehende Bischoff / hat das Closter S. Johannis fundirt, vnd erstlichen Canonicen darein gesetzet; Item die Stifft Kirche Bonifacij, ausser der Stadt.
Burcardus der elffte Bischoff / hat den Peters Hoff in der Burg gebawet / vnd 24. andere Höse für die Canonicos.
Burcardus Bucco, der zwölffte / hat das Closter im Holtz Hüseburg auffgerichtet; Item / in der Stadt das Collegium zu S. Paul / vnd das Hospital zu S. Alexio für arme Leute.
Reinhardus der fünffzehende / hat das Closter Hamerßleben fundirt, in welchem der gelerte Mann Hugo in seiner jugend erzogen worden / welcher nachmahls zu Pariß ein grosser Doctor gewesen; Item das Closter zu Caldeborn; Hat auch das Stifft S. Johannis alhie zu einem Closter gemacht.
Conradus der 21. hat mit den Tempel-Herrn / so zu S. Burghard gewesen / gewechselt / vnd darein die Nonnen zu S. Jacob transferirt.
Hermannus der 27. ein Herr von Blanckenburg / oder Graffe von Reinstein / hat das Barfüsser Closter / das Hospital zum heyligen Geist / das Closter in der Newstadt / vnnd S. Nicolaus Closter gestifftet.
Albertus der 28. das Jungfrawen Closter Aderßleben / bey Wegeleben / etc.
Gleicher gestalt haben andere Bischöffe mit hülff der Weltlichen Obrigkeit / jhre Stiffte gebessert / vnd allenthalben viel Kirchen auffgerichtet / alle zu dem ende.
Fines Templorum, sind diese drey gewesen:
1. Daß Gottes Wort gelehret / vnd die Hochwirdigen Sacramenta alda administirt werden sollen / Psal. 122: JerusalemPsal. 122, 3.
2. Vmb des Gebets willen / daß alda die Leute zusammen kommen / GOtt anruffen / loben vnd preisen sollen: Hievon sagt Christus: Mein Hauß ist ein Bethauß / Luc. 19. Vnd verheistLuc. 19, 46.Matt. 18, 19.
3. Zum zeugnis / daß der HERR vnser GOTT sey / wie die Kinder Ruben / Gad / vnd Manasse sagten / da sie einen Altar gebawet hatten / jenseid dem Jordan: Dieser Altar sol ein Zeugnis seyn / daß der HERR / der Gott Israel / vnser GOTT sey / Josu. am 22.
Hiezu haben sie auch die Kirchen geweihet / vnnd vnserm HERRN GOTT zu eigen gegeben / vnd bey jhrer Kirchweihe das Sprengwasser / Räuchfaß vnnd Opffer gebrauchet. Das Sprengwasser ist GOttes Wort / das haben sie geprediget / Den dadurch werden die Hertzen der Menschen besprenget mit dem Blute Jesu Christi / 1. Pet. 1. Daß Räuchfaß ist das liebe Gebet /1. Pet. 1, 2.
Also weihet Moses seine Kirche in der Wüsten / prediget dem Volcke / betet mit jhnen / vnd opffert / da erscheinet der HERR vom Himmel / vnnd erfüllet die Kirche mit seiner Herrligkeit. Exod. 40, 18,
Salomon weihet auch also seinen grossen Tempel / setzet die Bundes Lade darein / das ist / die Predigt vom Sohn Gottes / kniet nachmahls vor dem Altar / breitet seine Hende aus gen Himmel / v. 23.v. 27.v. 29.v. 37. Thewrung oder Pestilentz oder Dürre / oder Raupen / oder Heuschrecken im Lande seyn werden; oder daß der Feinde die Thore v. 35.v. 36. 2. Par. 7, v. 1.v. 5. 1. Reg. 6, v. 63.
Gleicher weise weihet Eßdras den andern Tempel nach der Esrae 6, v. 16.
Item / Judas Maccabeus hielt Encaenia oder Renovalia, als Antiochus Epiphanes den Tempel verunreiniget / vnd Abgötterey vnnd Vnzucht darinnen getrieben hatte / Ruffte das Volck v. 59.
Dieser vnser Tempel vnd Stifft Kirche / ist ANNO 992. geweihet worden / vnter dem Bischoff Hildebardo, vnd ist Keyser Otto selbst in der Person / mit vielen Fürsten vnd Graffen gegenwertig gewesen / deßgleichen zwölff Bischoffe vnd Crtzbischoffe / an stadt der zwöff Aposteln: Ist geschehen amtage S. Galli / dieweil Bischoff Hildebardus im Closter S. Gallen erzogen war; Wird auch das gedechtnis solcher Kirchweihe noch Järlich bey vns an S. Gallen tag gehalten.
Heute halten wir Encaenia oder Renovalia dieses Tempels / da die Mißbreuche abgeschafft / vnnd eine Christliche reformation angefangen wird. Vnnd brauchen auch hierzu: Erstlich das Spreng Wasser / das ist / GOttes Wort; Setzen hierein die Bundes Laden / die Predigt des H. Euangelij / vom Sohn Gottes / daß der allein vns fürgestelt sey / zum GnadenstuelRom. 3, 25. Segen vn Gedeyen darzu geben / daß es gereiche zu seinen Göttlichen Ehren / zu außbreitung seines Euangelij / zu erbawung der Kirchen / vnd zu aller Zuhörer ewigen Seligkeit / Amen / HERR Jesu Amen. Zum dritten wollen wir vnser Opffer verrichten: Vnd ob wir nicht zwey vnd zwantzig tausent Ochsen / vnd hundert vnd zwantzig tausent Schaffe zu opffern haben / wie Salomon in seiner Kirchweihe; Wollen wir die Opffer vnser Lippen bringen / welche besser sind denn ein Farr / der Hörner vnd Klawen hat. Psalm 69. vnd nach der Predigt vnserPsal. 69, v. 32.
Das ander Theil vom heutigen Apostel Fest / warumb wir die Gedechtnis der Apostel in vnsern Kirchen behalten / vnnd wie wir die verstorbenen Heyligen recht ehren sollen.
WIr haben Heute den Tag S. Matthei / den halten wir billig / wie auch ander Apostel Festa, in vnsern Kirchen feyerlichen / nicht der meinung / daß wir die Aposteln vnd andere Heyligen anbeten sollen; Daß ist nicht die rechte ehre der Heyligen / sondern ist vnrecht / auß diesen vrsachen:
1. Erstlich ist hievon kein Buchstabe in Gottes Wort: Man findet sonst viel in der Schrifft vom Gebete / wen wir anruffen sollen / was wir bitten sollen / wie vnd warumb wir erhöret werden; Auch sind viel schöner Form vnnd weise zu beten / in Psalmen vnd anderswo beschrieben / aber nichts von anruffunge der verstorbenen Heyligen.
2. Zum andern ist es wieder GOttes Wort. Deutr. 6. steht geschrieben: Du solt GOTT deinen HERRN anbeten / vnd jhm allein dienen. So leret vns Christus beten: Vater vnser / der du bist im Himmel / etc. Vnnd im 50. Psalm spricht GOTT: Ruff Mich an in der zeit der Noth / so wil ich dich erretten / so soltu mich preisen. Jere. 2, 12. / spricht der HERR. Mich / die lebendige Quelle / verlassen sie / vnd machen jhnen hie vnd da außgehawene Brunnen / die doch löchericht sindt / vnd kein Wasser geben.
3. Zum dritte ist es wider das Mitler Ampt Christi: 1. Tim. 2, v. 5. 1. Joan. 2, 1. Rom. 8, 34.
4. Zum vierden ist es den Heylige selbst eine vnehre: denn wenn man sie anruffet / so mus man jhnen Omnipotentiam vnd Omniscientiam; Allmacht vnd Allwissenheit zuschreiben / daß sie alle vnser Noth sehen vnd wissen / die seufftzen vnser Hertzen kennen vnd verstehen / vnnd eine allmechtige Handt haben zu helffen; Das ist zu viel für die Heyligen / vnd gehöret allein GOtt zu. Zu dem wollen die Engel sich nicht anbeten lassen / Apoc. 22.Apoc. 22, v. 9.Luc. 1, 49.Gen. 32, v. 10.
5. Zum fünfften ist es in der Kirchen GOTtes nihe breuchlich gewesen: Vnnd ist kein Exempel hievon / weder im alten noch newen Testament zu finden / auch nicht bey den Vätern / etliche hundert Jahr nach Christi Himmelfart. Von Origene, vnd andern wenigen ist es wol in Schrifften ventilirt worden / Aber andere fromme Kirchen Lerer / alß Lactantius, Chrysostomus, Hylarius, Epiphanius vnd Augustinus habens in jhren Büchern widerlegt vnd verworffen. Epiphanius schreibet im Buche contra Antidico-Marianitas: Revera sanctum erat corpus Mariae, sed non Deus; Revera fuit virgo honorata, sed non ad adorandum data; sed ipsa adorans eum, qui secundùm carnem ex ipsa genitus. Quis Prophetarum unquam
Anno Christi 470. hats Petrus Gnaphaeus, ein Ketzer erstlich in die Kirchen bracht / vn angefangen öffentlich die Heyligen anzuruffen: Darnach ist es Anno 681. in Synodo OEcumenica sexta mit einem besondern Canone bestetiget worden; Aber vnrecht: Darub es jtzt in reformirten Kirchen wieder abgeschafft ist.
Daß man aber hie fraget: Ob man denn die thewren Märterer / vnd Heyligen Gottes nicht ehren sol? Darauff ist die antwort: Ja traun / Warumb wolten wir die nicht ehren / die GOtt Act. 9, 15. 1. Cor. 3, 16; & 6, 19; 2. Cor. 6, 16. 2. Tim. 4, 7.
Wir gedencken jhrer seligen Seelen mit aller ehrerbietung im besten; Wir halten auch jhre Leibe vnd jhre Gebeine heylig: Den wir wissen / wie nicht allein die Seele / sondern auch der Leib / Gottes geschöpff; Also ist derselbe auch durch Christum erlöset / in der heyligen Tauffe mit dem Blute Christi gewaschen / vnnd im Joan. 6, v. 54.Act. 3, 21. Matt. 13, 43. Dan. 12, 3.
Wir verwerffen auch nicht alle Gemehlte vn Bilde der Heyligen / sondern sagen mit Doctor Luther: Daß die Bildstürmer / Zwinglianer vnd Calvinisten vnrecht thun / die alle Bilder aus der Kirchen reissen; Bekennen mit Gregorio: Quod doctis est scriptura, illud vulgo est pictura, Was die Gelerten in der Schrifft haben / das können die Einfeltigen an den Gemehlden vnnd Bildern lernen vnd studiren.
Wir behalten auch die gedechtnis der Heyligen in vnsern Kirchen / vnnd begehen die Festa der hochgelobten Jungfrawen Maria / vnnd der Apostel feyrlichen. Hie von haben wir Gottes Wort: Psalm. 112: In memoria sempiterna erit justus, DesPs. 112, 6. & 116, 15.Ps. 105. t. & 106. t. Act. 7, t. c. Ebr. 11, t. c.
Erstlich loben wir GOTT in seinen Heyligen / Psalm. 150.Ps. 150, 1.Col. 1, 13. Ephes. 1, 7.
Hiefür loben vnnd preisen wir GOTT / denn es sint nicht wercke der Heyligen / sondern des Sohns Gottes / wie S. Paulus Ephes. 4, v. 8, 11.1. Cor. 12, 4.1. Cor. 15, 10.
Hiebey examiniren wir auch vnser Lehre vnd Bekentnis / ob es mit der Lehre der heyligen Apostel vberein stimme / vnd wen wir das befinden / schliessen wir / daß wir Gliedmassen der waren Apostolichen Kirchen seyn / vngeachtet was andere wider vns schreyen vnd schreiben.
Wir betrachten auch das Leben der Heyligen / vnnd wenn wir darinnen schwachheit oder auch grosse fehltrit befinden / wie bey David vnd Petro / lernen wir daraus / daß wir nicht durch vnsere Wercke oder Verdienste / sondern durch die Gnade vnsers HERRN Jesu Christi selig werden.
An jhrer Straffe vnnd Züchtigung erkennen wir die grosse Barmhertzigkeit Gottes / daß er seine Kinder nicht strafft / wie die Gottlosen / Sondern züchtiget sie mit der Ruten / vnd wendet seine Gnade nicht von jhnen / lest auch seine Warheit nicht fehlen / vnd seine Verheissung nicht auffhören / Psalm. 89.
Ihr vielfeltiges Creutz vnd trübsal / darinnen sie auff Erden gewallet / erinnert vns / daß GOTT seine Heyligen wünderlich füret / Psal. 4; Vnd seine Kirche ohne Menschliche gewalt / alleinPsal. 4, 4. mechtiger Handt / schützet vnd erhelt.
Ihre herrliche rettung zeugen von der grossen Krafft vnd Allmacht GOttes / daß wir einen GOTT haben / der da hilfft / vnd einen HERRN HERRN / der vom Tode errettet / Psalm. 68. Daß die Hand des Höchsten kan alles endern / Psalm. 77. vndPsal. 86, 21. & 77, 11. & 130, 7.
Ihr Todt vnd Marter / vnd in derselben jhre grosse frewdigkeit vnnd bestendigkeit / ist ein gewiß vnnd vnwidersprechlich zeugnis / daß jhr Lehr vnnd Predigt GOttes ewige Warheit sey / vnd daß gewiß ein ander Leben müsse folgen nach diesem / darinnen GOTT vermöge seiner Gerechtigkeit / jhnen wiederumb in alle ewigkeit guts thun / vnd sie jhres Leids vnd Leidens reichlich ergetzen wird / Wie sich Paulus damit tröstet / 2. Timoth. 4. Ich werde2. Tim. 4, 6.
Zum andern rühmen vnd preisen wir auch die Personen der Heyligen / daß sie GOTtes trewe Knechte gewesen / Matth. 25.Mat. 25, 21. 2. Tim. 4, 7. Act. 14, 22. Apocal. 7, 14. & 12, 11.1. Sam, 25, v. 29.
Zum dritten / stellen wir vns der Heyligen Exempel für zum Vorbilde / bevleissen vns derselben / was jhren Glauben vnnd Leben belanget / nach zufolgen. Wie in der ersten Kirchen bey den Begrebnissen der Merterer Vigilia gehalten worden / da sie bey Nacht zu samen kamen / vnd bey dem Leichnam der erwürgeten geprediget / sich mit Psalmen / vnd andern Lectionibus auch Geistlichen Lobgesängen vnter einander zn gleicher bestendigkeit ermanet: Nicht daß sie den Todten Exequias gehalten / vnd jhnen damit zum Himel haben helffen wollen; sondern daß die Lebendigen hiedurch erinnert worden / solchem Exempel des Glaubens / Bekentnis / Bestendigkeit / vnnd anderer Tugenden der Heyligen nach zu folgen / vnd sich zu gleichem Kampff zu bereiten.
Also betrachten wir auch der Heyligen Glauben / vnd Gottseliges Leben / vns zur nachfolge: Daß / wie sie an Christum gegleubet / jhn hertzlich geliebet / vmb seinet willen sich alles auff der Welt verziehen / ein heyliges / vnstreffliches Leben gefüret / jhr Creutz mit grosser gedult getragen / vnd sich keine gefahr / auch den Todt nicht lassen schrecken / sondern bey Christo / vnnd seinem Euangelio bestendig biß an den letzten Seufftzer beharret / selig gestorben / vnnd sind nu droben im Himmel / stehen für dem Stuel des Lambs / angethan mit weissen Kleidern / haben Palmzweige in jhren Henden / loben vnd preisen GOTT mit den lieben Engeln / sehnen sich auch nach jhres Leibes erlösung / vnd schreyen mit heller Stimme: HERR du Heyliger vnnd Warhafftiger / wie lange richtestu / vnnd rechest nicht vnser Blut an denen / die auff Erden wonen? Apocal. 6, 10. & 7. 12.
Daß auch wir also vns vnser Christenthumb lassen ein ernst seyn / an Christum recht gleuben / jhn von Hertzen lieben / vnd vns nichts in dieser argen Welt lassen von jhm abwenden / auch in Ereutz vnser Seele mit gedult fassen / eine gute Ritterschafft vben /Luc. 21, 29. 2. Tim. 4. v. 7. Tit. 2, 12. die Weltliche Lüste verleugnen / züchtig / gerecht vnd Gottselig in dieser Welt leben / vnnd jmmerdar warten auff die selige hoffnung vnd erscheinung der herrligkeit des grossen Gottes vnsers Heylandes Jesu Christi / vnd mit Johanne seufftzen: Kom HERR Jesu /Apocal. 22, v. 20. balde / auff daß wir endtlich zu der rechte Gemeinschafft aller Heyligen versamlet werden / vnd mit jhnen GOTT von Angesicht zu Angesicht anschawen / vnd in alle ewigkeit loben vnd preisen / Amen. Das ist die Ehre / so den Heyligen nach Gottes Wort gebüret: Vnd soviel auff dißmal. Wollen hiemit GOTt vmb seine Gnade anruffen / etc.
GOtt allein die Ehre.