Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (copyright information)
Texterfassung durch double keying; Genauigkeit ca. 99,95%. Strukturelle Metadaten (z.B. div@type ="section") wurden ergänzt.
Text captured by double keying; Accuracy approx. 99.95%. Structural metadata (e.g. div@type="section") were added.
Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714
ERinnere sie / das sie den Fürsten vnd der Oberkeit vnderthan vnd gehorsam sein / zu allem guten Werck bereit sein / Niemand lestern / nicht hadern / gelinde sein / alle sanfftmütigkeit beweisen gegen allen Menschen. Denn wir waren auch weilandt vnweise / vngehorsam / jrrige / dienend den lüsten vnd mancherley wollüsten / vnd wandelten in bosheit vnd neid / vnd hasseten vns vntereinander.
Da aber erschein die freundligkeit vnd Ernewrung
des heiligen Geistes / welchen er außgegossen hat vber vns reichlich / durch
Jesum Christ vnsern Heiland / auff das wir durch desselbigen gnade gerecht vnd
Erben sein des Ewigen Lebens / nach der hoffnung / Das ist gewißlich war.
GEliebte im HERRN / Es spricht der Prophet Jesaias am 49. So spricht der HERR
HErr / Sihe / ich wil meine Hand zu den Heiden auffheben / vnd mein Pannier zu
den Völckern auffwerffen / so werden sie deine Sön in den Armen herzu bringen /
vnd deine Töchter auff den Achseln hertragen: Damit Gott die Christliche Kirche
tröstet / vnd anzeiget / das es im Newen Testament fein vn ergreiffenkan / nicht allein im Jüdischen Volckbleiben lassen /
Sondern auch vnter die Heiden bringen / Von welchen wir vnser ankunfft haben /
vnd werden alsdann solcher grossen Wolthat nicht allein Alte Leute / sondern
auch Junge Kinder / Man vnd Weibs Personen geniessen.
Was nun Jesaias also vber Sieben hundert Jar für Christi Geburt geweissaget / vnd zuuor verkündiget hat / das ist Gott lob vnd danck auch vnter vns erfüllet / vnd gehet jetzo noch in vollem schwang.
Denn bey vns / deren Vorfarn Heiden gewesen / nicht allein Alte Leute / Man vnd Weibs Personen zu Christi Reich vnd Wolthaten kommen / Sondern man tregt auch täglich die newgebornen Kinder Christo zu / das sie getaufft / dem HErrn Christo / als dem rechten Weinstock einuerleibet / vnd selig werden.
E Ben also sind wir jetzund in Gottes Namen zusammen kommen / Dieweil GOtt der
Allmechtig (jhm sey dafür lob vnd danck gesagt) die Durchleuchtige / Hochgeborne
Fürstin vnd Frawen / Frawen Elisabeth / geborne aus Königlichem Stammen zu
Dennemarck / Hertzogin zu Brauuschweig vnd
Aus dieser vrsach nun habe ich den gewönlichen Text des Sontäglichen Euangelij anstehen lassen / vnd an desselben stadt diesen schönen vnd trefflichen Spruch des Apostels Pauli verlesen wöllen / das wir mit Christlicher Andacht / dieses hohe Christliche Werck verrichten / vnd nicht / wie es offtmals / sonderlich bey fürnhemer Leute Kindertauff herzugehen pfleget / dabey mit andern frembden gedancken vmbgehen? auff das wir vns also in diese zeit vnd gelegenheit recht schicken.
ES ist aber die meinung Pauli in den verlesenen Worten / das er Titum berichtet / wie er als ein Prediger seine befohlene Zuhörer vermanen soll zu einem Gottseligen Christlichen leben vnd wandel / das sie sich gegen jederman recht halten / als denen / die höher / als sie / vnd im Ampt der Oberkeit sein / sollen sie / ob sie schon Heiden sein / gehorsam leisten / andern jrs gleichen sollen sie auch nach jhren gaben dienen / vnd guts thun / sie nicht lestern oder hassen / sondern sich sanfftmütig vnd gelind gegen jhnen erzeigen. Vnd dieweil sie fürwenden möchten / das die / denen sie gehorsam sein vnd gutsthun solten / Heiden sein / füret er jhnen zu gemüth / das sie selber zuuor auch eben solche Leute gewesen / nemlich vnuerstendig / vngehorsam / dienend den lüsten des Fleisches / Das es aber nun mit jhnen in einem bessern stand sey / das haben sie allein GOtt dem Himlischen Vater zu dancken / der sie aus gnaden ohn jhr verdienst vnd Werck selig gemacht / vnd durch die heilige Tauffe sie newgeborn / vnd den H. Geist vber sie ausgegossen habe / das sie nun in hoffnung das Ewig leben haben. Darumb sey billig / das sie Gottfür solche grosse vnaussprechliche Wolthat mit der that danckbar sein / vnd das sie auch die andern / die noch Heiden sein / wie sie zuuor selbs waren / nicht verachten.
Nnn stehen in diesem schönen Spruch viel nötiger vnd tröstlicher Lehr / Wir wöllen aber die andern alle auslassen / vnd nach der jetzigen gelegenheit allein diese Drey Puncten nach einander betrachten.
Erstlich / in was Jammer vnd noth von Natur alle Menschen stecken.
Zum Andern / Wie wir von dem Jammer erlöset / vnd selig werden.
Zum Dritten / Wie sich die Christen / wenn sie new geborn / vnd selig worden / forthin verhalten sollen.
Vnd dieweil auff diesen Dreyen Puncten die gantze Christliche Lehr / vnd alles / was vns in Gottes Wort fürgetragen wird / beruhet / bin ich der zuuersicht / fromme Hertzen werden fleissig darauff achtung geben.
Nachdem es aber mit vnserm pflantzen vnd begiessen / das ist / predigen vnd vermanen nicht ausgerichtet ist / wölle Gott hierzu das gedeyen geben vmb Jesu Christi willen / Amen.
Vnsern jämmerlichen elenden zustandt / darin wir sein / ehe wir widergeborn vnd
Gottes Kinder werden / beschreibet Paulus mit diesen Worten /
Da beschreibet Paulus als ein rechtschaffener Meister / vnd malet vns für / mit lebendigen Farben / was es mit allen Menschen / sie sein wer sie wöllen / vor jhrer Widergeburt für eine gelegenheit vnd zustandt habe.
Erstlich seind wir vnweis vnd vnwissend / Denn ob wir schon in eusserlichen sachen etwas verstehn / wie man Haushalten / regieren etc. sol / vnd dergleichen / so sein wir doch in Geistlichen sachen / vnd die vnsere Seligkeit betreffen / vnuerstendig / vnd rechte Thoren / erkennen Gott vnd seinen willen nicht recht. Wie Paulus 1. Corinth. 2. schreibet / Der Natürlich Mensch vernimpt nicht / was des Geistes Gottes ist / Es ist jhme ein Thorheit. Darumb heist vns Johannes Finsternis / Johan. 1.
Zum Andern / sind wir vngehorsam. Wir solten / wenn es recht herginge / Gott
williglich gehorsam sein / vnd vmb Gottes willen auch der Oberkeit die Gottes
Dienerin ist / freywillig vnd gern solchen gehorsam leisten. Aber wir sind
vngehorsam / Wenn Gott diß wil / so wöllen wir ein anders / vnd das wiederspiel
/ beschweren vns der Oberkeit zugehorchen / vnd gehen also allezeit den
vnrechten
Zum Dritten / solte vnsers Hertzen lust vnd frewde sein / das wir GOtt liebten von gantzem Hertzen / vnd vnsern Nehesten als vns selber / Aber da gelüstet das Fleisch (welches auch die Widergebornen fühlen) wider den Geist / Galat. 5. Dienen also den Fleischlichen lüsten / haben lieb die Welt / vnd was inn der Welt ist / Da herrschet bey vns Fleisches lust / Augen lust / vnd hoffertiges leben / Da reget sich in vns Neid / Haß / vnd bosheit / das wir einander nicht zu dienen / sondern schaden zuzufügen geneigt sein.
Also hat Gott den Menschen nicht geschaffen / sondern wie Gen. 1. stehet / Gott schueff den Menschen jhm zum Bilde / zum Bilde Gottes schueff er jhn / das ist in weisheit / heiligkeit vnd seligkeit.
Es kömpt aber dieser schade her von vnsern ersten Eltern / vnd wird vns durch die Leibliche Geburt angeerbet / Derowegen man jhn einen Erbschaden vnd die Erbsünde nennet.
Dauon stehet Gen. 5. Adam zeuget einen Son nach seinem Bilde / Vnd Dauid Psam.
51. bekennet / Sihe / ich bin aus Sündlichem Samen gezeuget / vnd meine Mutter
hat mich in Sünden empfangen. Vnd Johan. 3. zeucht Christus solches auff alle
Menschen / vnd spricht: Es sey dann / das
VNd diesen Mangel haben nicht allein der Heiden / sondern auch der Jüden Kinder / vnd die so von Gleubigen Christlichen Eltern geboren sein. Wie denn Paulus Roman. 3. schreibet / Hie ist kein vnterscheidt / sie sind allzumal Sünder / vnd mangeln des rhums GOttes / vnd hie / wie auch Ephes. 2. zelet sich Paulus mit vnter die / so vnwissend / vngehorsam gewesen / vnd den lüsten gedienet haben / vnd also von Natur Kinder des Zorns sein.
Aus solcher verderbung folget / das Gott vber die Menschen zürnet / vnd sie von seinem Reich ausschleust / Daher sein die Menschen von Natur vnter der gewaldt des Teuffels / Ephes. 2. Coloss. 1. vnd ist also ein Mensch von Natur viel ein elender Creatur / als ein Schlang oder Kröten / das jhm / wo er nicht wiedergeboren wird / zu wünschen were / das er nicht geboren were.
WJR sollen aber diese Lehr darumb mercken / Erstlich / Das wir solchen grossen
Zum Andern / sollen wir diese Lehr darumb mercken / das wir hinwider auch erkennen GOttes Wolthaten / was er an vns gewandt / vnd bey vns gethan habe / vnd noch thue. Denn wer nicht recht weis vnd bedencket / in was Jammer vnd noth er stecke / der verstehet auch nimmermehr die Wolthaten / die jhm Gott erzeiget / vnd gibt Gott seine gebürliche Ehr nicht / das er allein aus grossen gnaden jhn selig mache / vnd aus dem Ewigen Verderben erlöse.
Zum Dritten / das wir vns hüten für falscher Lehr in diesem stück / Wie denn der
Teuffel allwege in der Kirchen Leute erwecket hat / vnd noch erwecket / die
diese Lehr verfelschen. Denn das bringt jhm grossen vorteil / wenn die Leute
jhren schaden geringe achten / vnd etlicher massen jhnen das zuschreiben / das
Gott gebürt / so wird Gott sein Ehr entzogen / vnd werden die Leute verführet.
Solche
Neben diesen finden sich auch andere / die sonst in vielen Puncten der Lehr
wieder die Papisten mit vns einig sein wöllen / die Caluino vn
andern seinen adhaerenten nachahmen / welche fürgeben / das die Kinder / so von
gleubigen Eltern geboren / für den Kin dern der Vngleubigen einen vorteil haben
/ das sie im Bund Gottes vnd heilig sein / vnd germen fidei, das ist / ein
Wurtzel des Glaubens haben / nicht weil sie durch die heilige Tauff newgeboren
werden / Sondern weil sie von einem oder beiden gleubigen Eltern geboren
sein.
Daher vnd aus diesem grund auch etliche jetziger zeit den Exorcismum abschaffen.
Nun sein wir nicht die Leute / die den Exorcismum also wöllen vertheidigen / als sey er bey der Tauffe nötig / wissen wol / das es an der ordnung Christi gnug ist / wenn die gegalten wird.
Wir verdammen auch die nicht / so jhn sonst mit gutem Rhat vnd bescheidenheit
fallen lassen haben / oder nicht gebrauchen: Sondern das allein ist dißmal die
Frage / Ob man jhn mit gutem Gewissen
Darauff ist vnser erklerung / das man den Exorcismum wol könne dülden / vnd sol jhn / sonderlich jtziger zeit / die Wiedersacher in jhrem falschen wahn / von der Gleubigen Kinder vortheil zustercken / vnd die vnsern zuergern / nicht abthun.
Denn eben mit dieser Lehr vom vortheil der Gleubigen Kinder / darauff des Exorcismi abschaffung gegründet ist / wird eigentlich die Lehr von der Erbsünde verfelschet / als wenn die Kinder / weil sie von Gleubigen Eltern geborn / auch etwas gutes / vnd nicht allein eitel Sünde erbeten. Denn in den Gnadenbundt GOttes / das sie von Gleubigen Eltern entsprossen sein / mit eingemenget wird. Da hinwider GOttes Wort der Gleubigen Kinder so wenig vorteil gibt / als der Vngleubigen Kinder / Sondern sagt / Was vom Fleisch geboren wird / das ist Fleisch / Item / Wir waren von Natur Kinder des Zorns.
Zum Andern / wird hiedurch die Tauffe / als ein Mittel von GOtt zu vnser Seligkeit verordnet / Wie wir im andern Teil hören werden / jhrer krafft vnd wirckung beraubet.
Zum Dritten / werden die Leute von GOtt vnd seiner Ordnung abgeführet / auff einen Triebsand / vnd sehr bawfelligen Grundt / das wenn sie wissen wöllen / ob sie GOtt wölle selig machen / sollen sie auff jhre Eltern sehen / ob die Gleubige gewesen. Für dem faulen grundt / vnd jämmerlichen trost behüte vns GOtt / das wir ja die Seligkeit darauff nicht setzen.
Zum Vierden / Daß das aller fürnembst / ist dawieder GOttes Wort. Denn je Johannis 1. stehet / GOttes Kinder sein nicht geboren von dem Geblüt / noch von dem willen eines Mannes / etc. vnd Roman. 9. zeuget Paulus. Wie auch die Historien von der Heiligen Kinder / das nicht alle die Abrahams Samen sein / die sein auch Kinder / Wie Esau / Absolons / vnd dergleichen Exempel gnugsam aus weisen.
DAmit wir nun nicht dieser Irrthumb vns theilhafftig machen / behalten wir jtziger zeit den Exorcismum / doch allein in dem verstande / das die einfeltigen erinnert werden dieses Jammers / das das Kind wegen der angebornen Sünde / sey Geistlich vnter der gewaldt vnd Reich des bösen Feindes / vnd helffe es gar nichts / das es von Gleubigen Eltern geboren / Sondern jhm sey nötig / das es durch die heilige Tauffe widergeboren werde.
Sagt einer / Gott hat nicht befohlen / das man den Exorcismum sol gebrauchen. Antwort / Er hat viel dinges nicht befohlen / das wir gleichwol inn Christlicher Freyheit zur erbawung behalten. Als / er hat nicht befohlen von der Cantzel zupredigen / das ist darumb nicht vnrecht / vnd bricht man darumb die Cantzel nicht ab. Er hat nicht befohlen / ein Vermanung bey der heiligen Tauff zuthun / oder das Vater vnser zusprechen / wir thun es gleichwol.
Sagt einer weiter / Der Exorcismus ist Papistisch. Antwort. Nicht vrsprünglich / sondern allein aus erfolgtem mißbrauch. Denn wie aus Cypriano / Augustino / Nazianzeno etc. zubeweisen / der Exorcismus etliche hundert Jar für dem Bapsthumb gewesen. Wenn aber die Papisten auff solche dinge tringen als nötig / oder daraus einen Aberglauben machen / darin sein wir mit jhnen nicht einig.
Ey / die Wort / sagt einer / sind all zu schrecklich. Antwort: Wenn man sie recht
verstehet / von dem angebornen Jammer der Menschen / so sein sie nicht zu
schrecklich. Denn der so gros ist / das er mit keinen Worten kan ausgesprochen
werden. Denn wir ja von Natur sein vnter der gewaldt vnd Reich des bösen Feindes
/ Gen. 3. 1. Joh. 3. Eph. 2. Col. 1. das ist noch erger / als leiblich besessen
sein. Denn einer der Leiblich besessen ist / wenn er an Christum gleubet / (wie
ich hie eine Person in der
Das meinet man / wenn man saget / Fahre aus du vnreiner Geist / vnd das wil man den vmbstehenden zuuerstehen geben / Liebe Leute / ob man wol dem Kinde eusserlich nichts ansihet / das jhm mangelt / so ist doch grosser Jammer vorhanden / es ist in Sünden emfangen vnd geboren / steckt vnter der gewalt des bösen Feindes / darunder müste es ewig bleiben vnd verderben / das behertziget / vnd bittet Gott fleissig für diß Kind / vnd gedencket / das Gott hie ein gros Gnadenwerck verrichte / vnd des Teuffels Werck zerstöre / etc.
So sollen wir diesen Jammer behertzigen / damit wir hernach auch die Gnade vnd Wolthaten / die vns Gott in Christo durch das Wort vnd Sacramenten erzeiget / recht erkennen.
Wie vns aber aus solchem Jammer vnd noth geholffen werde / dauon im Andern Teil.
ES ist wol ein gros Liecht / vnd herrliche Geistliche Weisheit / das ein Mensch
weis vnd erkennet / den schaden / der vns auff dem Halse ligt / ja / von vnsern
Eltern angeboren wird. Aber noch ein
Dieweil nun dem also / vnd es sonsten auch / damit nicht ausgerichtet ist / das einer wisse / was jhm schade oder mangele / Sondern da ligt mehr an / das einer auch wisse / wie jhm möge gerhaten vnd geholffen werden / sollen wir diesen Andern Theil mit fleis mercken.
Es fasset aber dieses auch alhie der Apostel Paulus mit kurtzen vnd deutlichen /
jha gar herrlichen Worten / vnd spricht. Da aber erschein die freundligkeit vnd
leutseligkeit Gottes vnsers Heilands etc. Damit gibt Paulus zuuerstehen / das
wir oder keine Creatur der sachen zu rathen gewust / Sondern Gott habe das beste
gethan / vnd wie er zuuor in der Schöpfung seine grosse liebe gegen vns Menschen
erzeiget / in dem er vns zu seinem Ebenbilde erschaffen / Also habe er nicht
weniger / sondern noch mehr dieselbige liebe scheinen lassen / das man zu
spühren hette / das er ein sonderlicher Menschenfreund sey / vnd zu dem Menschen
ein sonderliche zuneigung habe / Summa / er habe sich bewiesen mit der that /
Dieweil aber die Menschen jhnen starck einbilden / auch die vernunfft gibt / das sie auch das jhr zu solcher hülff thun / oder je mit jhren Wercken solche hülff vnd die Seligkeit verdienen müssen / wie denn die Phariseer mit jhren Wercken die Seligkeit verdienen wolten / Vnd auch auff diesen Irthumb das gantze Bapsthumb erbawet ist / das man die Sünde mit guten Wercken büssen / oder je durch die Wercke sich die Seligkeit zueignen müsse / vnd aber solche Lehr vnrecht vnd verführisch ist / so wiederlegt S. Paulus dieselbige mit deutlichen Worten / vnd setzet jhr entgegen GOttes lautere vnd grundlose Barmhertzigkeit / vnnd spricht / Nicht vmb der Werck willen der Gerechtigkeit / die wir gethan hatten / Sondern nach seiner grossen Barmhertzigkeit machet er vns selig.
Derowegen wir hie lernen sollen / vnser Seligkeit allein GOtt zuzuschreiben / Dem
Vater / der seinen Eingebornen Sohn zu vnserm Mitler verordnet hat / vnd vmb des
willen er die Sünde vergibt / Dem Sohn / der vns die Seligkeit
Vnser Werck aber werden ausgeschlossen aus dem Articul der Rechtfertigung vnd seligmachung / nicht das man keine Gute Werck thun soll / Sondern das man jhnen die Seligkeit vnd Gerechtigkeit / so für Gott gilt / auff keinerley weise zuschreibe / Sondern das Gott seine Ehr vngeschmelert bleibe / das er wie Dauid Psalm. 51. spricht / Recht behalte in seinen Worten / vnd rein bleibe / wenn er gerichtet wird / vnd er gerecht sey / Rom. 3. vnd das wir auch vnser Seligkeit gewiß vnd versichert sein / vnd vns derselbigen bestendiglich trösten können / welches nicht geschehe / wenn wir auch auff vns vnd vnsere Wercke sehen müsten. Wie S. Paulus sagt Roman. 4. durch den Glauben / auff das die Verheissung gewisse sey. Vnd abermal sagt er aus dem 32. Psalm. Die Seligkeit sey des Menschen / dem die Sünde vergeben ist. Vnd Phil. 3. helt er seine eigene Gerechtigkeit Dreck vndschaden / das er Christum gewünne.
Hieher gehören andere dergleichen Zeugnis mehr / als Jesai. 45. Allein im HERRN habe ich Gerechtigkeit / wie es in seiner Sprach lautet / Eph. 2. Aus gnaden seid jhr selig worden / nicht aus euch / Gottes Gabe ists / Auff das sich niemandt rhüme.
DArumb sollen wir vns für der Papisten Irrthumb hüten / die dahin gehen (sie verdrehen es auch wie sie wöllen) das man die Wercke mit einmengen soll in den Articul der Rechtfertigung vnd Seligmachung / von welchen sie Paulus vnd sonsten die Propheten vnd Apostel deutlich ausschliessen. Wie denn auch mitten im Bapsthumb viel frome Hertzen / als Bernhardus vnd andere in den anfechtungen mit der that befunden / das diese Lehr den stich nicht halte. Derowegen sie / wenn sie in der anfechtung der Sünden auff die prob gesetzt worden / allein auff das Verdienst Christi sich verlassen haben / wie zu andern zeiten weitleufftiger ausgeführet wird.
Diese hohe Lehre nun / so vns Gott in diesen letzten zeiten wider geoffenbaret
hat / sollen wir nicht allein wissen / sondern auch vns nutz machen / vnd recht
gebrauchen / nicht das wir nichts gutes thun / Sondern wenn vnser Gewissen vns
für Gottes gericht stellet / vnd der böse Feind darzu kömpt / vns anklaget vnd
verdampt / vnd da alle vnsere gute Werck vns zu Wasser werden / das wir das
Hie fraget man aber weiter / Wodurch denn GOtt die heilige Dreyfaltigkeit vns solche Güter / als nemlich / die Gerechtigkeit vnd Seligkeit schencke vnd anbiete.
Es gibt vns Gott solche Güter nicht ohn mittel / wie jhnen die Enthusiasten einbilden / Sondern hat vmb vnser schwacheit willen / gewisse Mittel darzu verordnet / dabey wir jhn mit solchen Wolthaten ergreiffen vnd fassen müssen. Denn dißfals recht gesagt wird / das wir an den blossen Himel vns nicht halten können.
Das Mittel nun ist die heilige Tauffe / vnd das Wort des heiligen Euangelij / das
in der heiligen Tauff mit eingeschlossen / vnd darin begriffen ist / Vnd darumb
werden wir getaufft im Namen des Vaters / Sohns / vnd heiligen Geistes /
anzuzeigen / GOtt der Vater wölle vns das Verdienst Christi zueigenen vnd
zurechnen / Christus der Sohn Gottes wölle vns seinen Gchorsam vnd
Das aber die heilige Tauffe / dauon wir jetzt fürnemlich handeln / ein Mittel sey / dadurch Gott vns selig machet / das hat gewaltigen starcken grundt in GOttes Wort. Es sagt je Christus / Wer gleubet vnd getaufft wird / der wird selig. Worumb gedencket er hie neben dem Glauben der Tauff / als darumb / Dieweil die Tauffe ein mittel ist / dadurch vns GOtt die Seligkeit gibt? Darumb treibet er auch Johan. 3. die Tauffe so gewaltig / das / wo ein Mensch nicht newgeborn werde / durch das Wasser vnd den heiligen Geist / so könne er das Reich GOttes nicht sehen. Darumb saget Petrus Actor. 2. Thut Busse / vnd lasse sich ein jeglicher teuffen zur Vergebung der Sünden.
Darumb hat Ananias Actor. 22. zu Paulo gesagt / Stehe auff Bruder Paule / vnd
lasse dich teuffen / vnd abwaschen deine Sünde. Vnd Paulus Roman. 6. schreibet /
Wisset jhr nicht / das alle / die wir in Christum getaufft sein / die sein in
seinen Todt getaufft. Vnd 1. Corinth. 12. Wir sein durch einen Geist alle zu
einem Leib getaufft / Vnd Galat. 3. Souiel ewer in Christum getaufft sein /
Sölche krafft vnd herrligkeit ist vns fürgebildet bey der Tauff Christi / da sich
der Himmel auffthut / der Himlisch Vater sich mit gnediger Stim
vernhemen lesset / Das ist mein lieber Son / an dem ich wolgefallen habe. Vnd
der heilige Geist in Tauben gestalt / auff de getaufften Christum
herunter fehrt / das wir nicht sollen zweiffeln daran / wenn wir getauffet
werden / all drey Person getauffet han. Da thut sich vber dem Teuffling der
Himmel auff / Gott
VND eben das ist die andere vrsache / das man bey der Tauffe den Exorcismum / das ist / diese wort brauchet / Fahre aus du vn reiner Geist. Item / Ich beschwere dich du vnreiner Geist / das du ausfarest / etc. Das man die Leute berichte / das wenn mit der Tauffe Christi Ordnung gehalten / das Element des Wassers gebraucht / GOttes Name angeruffen / vnd seiner Gnaden verheissung durch die heilige Tauff einem jeden applieieret vnd zugeeignet werde / so werde man gereiniget von Sünden / los gelassen vom Zorn GOttes vnd Fluch / vnd werde ördentlicher weise aus dem Reich der Finsternis / oder des Teuffels / versetzet in das Gnadenreich vnsers HErrn Jesu Christi.
Denn je gewiß / das wir wegen der angebornen Sünd vnter des Teuffels Reich vnd gewaldt sein / vnd daß das Christi Ampt ist / das er vns aus solchem Reich vnd gewaldt erlöset / vnd in sein Gnadenreich versetzt.
Darumb brauchet Gott Gen. 3. von Christi Wolthaten diese Wort / Des Weibs Samen
wird der Schlangen den Kopff zutretten / das ist / die Menschen von des Teuffels
(der durch die schlangen geredt) gewaldt vnd Reich erlösen. Thut das
Das nu vnsere Wiedersacher hie der heilige Tauff solche krafft
entziehen / vnd die Leute von der heiligen Tauffe vnd Wort abführen / vnd
ausserhalb dieser Mittel auff GOttes Ewige Versehung weisen Item / jhnen den
elenden Trost geben / das sie von Gleubigen Eltern geboren / Darinne können wir
jhnen nicht beypflichten. Denn das der Eltern Glaube den Kindern die Seligkeit
nicht anerbe / zuuor gnugsam erwiesen / Vnd hat der heilige Augustinus contra
Donatistas diesen Irrthumb gewaltig wiederlegt / Das wie von einem Oelbaum ein
wilder Oelbaum werde / also werden von Heiligen nicht heilige Leute / sondern
verdampte Sünder geboren. Das auch durch die Tauffe die Seligkeit
Also brauchen wir den Exorcismum / das wir vnser Bekentnis thun von der heiligen Tauffe / das es ein Mittel sey / dadurch vns GOtt aus dem Reich des Teuffels in das Reich Christi versetzet. Wie wir gar tröstlich singen / Das Aug allein das Wasser sicht / wie Menschen Wasser giessen / der Glaub im Geist die krafft versteht / des Blutes Jesu Christi / vnd ist für jhm ein rothe Fluth / von Christus Bluth geferbet / die allen Schaden heilen thut / von Adam her geerbet / vnd von vns selbs begangen.
Ey / sagt einer / Worumb werden denn so viele verdampt / die getaufft sein?
Antwort. Darumb das sie die Wolthaten / so jhnen in der Tauff angebotten werden
/ mit wharem Glauben nicht ergreiffen / Sondern mit Vnbußfertigkeit vnd
Vnglauben ausschlagen / oder je wieder verlieren. Denn durch den Glauben wir die
Seligkeit ergreiffen / vnd annhemen / / Wer gleubet vnd getaufft wird / der wird
selig / Wer aber nicht gleubet / der wirdt verdampt / spricht Christus Marci 16.
Wie den alte Leute solchen Vnglauben an tag geben. Was aber die
kleine Kinder belangt / weil wir von solcher Tauff nach der algemeine gnadenverheissung vrteilen solle
Fraget einer weiter / Werden denn die vngetaufften Kinder verdampt? Antwort. Das sagen wir auch nicht / das GOtt ohne die Mittel (wo sie nicht verachtet werden) nicht wölle oder könne selig machen / Sondern das die Tauffe das ördentliche Mittel sey / dadurch GOtt new gebiert / vnd selig macht. Wir lassen aber / wie billich / GOtt frey / das er auch etliche von Mutter Leibe an heiliget / vnd im nothfall ohn die Tauff selig machen kan.
DIese Lehr nun sollen wir nicht allein wissen / sondern auch zu vnserm trost
gebrauchen / das wenn wir wissen wöllen / wie wir mit Gott daran sein / wir
nicht dürffen anfangen von Gottes ewiger versehung / die dergestalt nicht
zuergründen / Sondern anfangen von seinem vns geoffenbarten willen / Gott machet
mit dem Menschen in der Tauff einen Bundt / machet selig. Nun bin ich ja auch
getaufft / vnd in solchen Bundt Gottes auffgenommen / das reuwet jhn nicht / vnd
da ich schon abgewichen /
Es ist wol war / das man gleuben mus / wie
Vnd wölle sich hie gleich wol ein Christen eben wol fürsehen / vnd gedencken / wo
es zuletzt mit vnsern Wiedersachern hinaus wölle / vnnd was wir entlich für
trost behalten werden. Sie geben für / Christus sey nicht für alle Menschen
gestorben / die tröstliche Absolution / da man wie Nathan / Christus / Petrus /
Paulus gethan / sonderliche Personen von Sünden los zelet / verwerffen sie /
vnangesehen / das Christus Johan. 20. saget / Wie mich mein Vater gesandt hat /
so sende ich euch / Welchen jhr die Sünde erlasset / denen sind sie erlassen.
Die gegenwart des Leibes vnd Bluts im Abendtmal Christi auff Erden leugnen sie /
sie thun gewalt den Sprüchen von der heiligen Tauffe / vnd machen die daran
gehengte gnaden verheissung zweiffelhafftig / heissen darauff sehen / ob man
Gleubige Elter gehabt. Woran wil sich doch ein betrübet Gewissen halten /
sonderlich / wenn es (wie offt geschicht) den Glauben nicht fühlet / vnd
gleichwol (als einer der ersauffen wil) gerne wornach griffe / daran es sich
gewiß halten / vnd damit es sich trösten köndte? Wir bleiben billich bey vnserm
Catechismo / vnd
WEnn ein Mensch die beide Stücke / dauon bißhero gehandelt / recht verstehet vnd behertziget / seinen Jammer erkennet / vnd sich der Gnad vnsers HERRN Jesu Christi / vnd der Liebe GOttes / vnd der Gemeinschafft des heiligen Geistes / so jhm im Wort vnd Sacramenten angeboten wird / tröstet / so ist er selig in hoffnung. Nun ist es aber nicht gnug / das wir solches wissen / Sondern wir müssen weiter berichtet werden / wie die Apostel / vnd sonderlich Paulus / es in jhren Schrifften allweg wol in acht haben / das wir auch vnsern Glauben mit einem Gottseligen leben vnd wandel bezeugen / vnd diese Gabe GOttes / vnd Ewige Seligkeit nicht wiederumb verlieren. Denn solches eben so grosse gefahr auff sich hat / als wenn man diese Güter nicht erlanget hette.
Dauon berichtet nun Paulus in den verlesenen Worten auch / vnd zeiget an / wie sich die Wiedergeborne vnd in hoffnung selige Christen verhalten sollen / beides gegen denen / die Ampts halben höher sein als sie / vnd denn gegen andern Menschen in gemein.
Den Obern / als der Oberkeit / Fürsten / vnd wer sie sein / die in der Oberkeit Ampt sitzen / sollen sie gehorsam sein. Denn ob wir wol für Gott im Geistlichen reich Christi gleich sein / so hebet doch solches in der Welt die vngleicheit der Stände nicht auff / Sondern bleibet das Vierde Gebot / vnd die darunter begriffene Haustafel vnd vngleicheit der Stände in der Welt. Derowegen so lange die Oberkeit nichts heisset / das wider GOtt vnd sein Wort ist / man jhr vnderthenig vnd gehorsam zu sein schüldig ist / wie Joseph Gen. 50. nicht ohn des Königs befehl verreiset / Daniel seine Ehrerbietung gegen dem Gottlosen König Balthasar bezeuget / Joseph der Man Mariae nach Keyserlichem befehl sich schätzen lest. Da sie vns aber etwas zumuthen / das wider Gott vnd sein Wort ist / da müssen wir / wie die Apostel sagen / Gott mehr gehorchen / denn den Menschen / Actor. 5. Wie Daniel vnd seine Gesellen / als jhnen in Religions sachen wieder Gott zuhandlen zugemuthet wird / Gott mehr als die Menschen in acht gehabt.
Gegen seines gleichen sol ein getauffter vnd wiederborner Christen / mit einem Wort zusagen / die liebe beweisen / vnd jhnen guts thun / vnd solches sol aus einem gleubigen Hertzen herfliessen / Das meinet Paulus / wenn er hie saget / Wir sollen zu allem guten Werck geschicket sein.
Darzu sein wir geschaffen / vnd wie Paulus in vorhergehendem Capitel anzeiget / von Christo erlöset vnd gereiniget / das er jm zurichtete ein volck / das da fleissig were zu guten Wercken. Darzu werden wir newgeboren / vnd wird vns darzu der H. Geist in der Tauff gegeben / Eph. 2. Wir sein sein geschöpff geschaffen zu guten Wercken / das wir darin wandelen sollen. Wir sein GOttes newgeborne Kinder / darumb sollen wir vns auch als Gottes Kinder halten vnd erzeigen.
Er erzelet aber etliche stück insonderheit / dafür sich die Christen hüten sollen / als / LESTERVNG. Das ist gar ein gemeine Sünde in der Welt / da man andern vbel nachredet / vnd einen bösen Namen machet / vnd sonderlich jhnen jhr Wort vnd Werck verkeret / vnd auffs ergest deutet / wie der Doëg den Priester Abimelech lestert vnd verunglimpffet bey Saul / als das er es mit Dauid halte. Vnd das geschicht bißweilen aus hoffart oder neid / bißweilen aus angeborner bosheit / oder vmb geniesses willen / als da Ziba den Mehiboseth lestert.
Dafür sol sich ein Christ hüten Prouer. 4. Thue von dir einen verkerten Mund / vnd ein lestermaul las fern von dir sein. Denn es ist eine Teuffelische Sünde / vnd sollen die lesterer das Reich GOttes nicht besitzen / Gal. 5. werden auch / wie der 52. Psalm. aus weiset in dieser Welt schrecklich gestraffet.
Zum Andern / sollen sich die Christen hüten für HADER / welcher auch sehr gemein ist. Denn dieweil wir Adams Kinder durch die Sünde verderbet sein / so begibt es sich baldt / das einer dem andern mit Worten oder Wercken zunahe ist. Da folget denn / das man einander hasset / mit Worten oder Wercken wieder beleidiget / bißweilen einander schmehet / oder nach des andern Gut trachtet / vnd sich wol müde rechtet.
Nun kan ein Christen dessen nicht allwege geübriget sein / nach dem gemeinen Sprichwort / Niemandt kan lenger frieden haben / denn sein Nachbaur wil. Prediger müssen auch bißweilen zancken / entweder vmb der Leut ergerlichen lebens / oder falscher Lehre willen. Aber wenn einer selber weis / wie offt geschicht / das er vnrecht hat / vnd hadert gleichwol / vnd dürffte doch das Recht nicht am Cammergericht / oder dergleichen örten holen / man köndte es wol neher / jha in seinem Hertzen / finden / da kan man nicht selig werden / Matth. 5. Lasse allda deine Gabe / vnd versöne dich mit deinem Bruder. 1. Corinth. 6. Die Vngerechten sollen das Reich Gottes nicht besitzen.
Wenn man aber je rechten mus / wil man anders seine Ehr vnd Gut vertheidigen / so
sol man sich eigener rachgyrigkeit begeben / GOtt die
Hinwider erzelet Paulus etliche Tugent vnd gute Werck / deren sich die Christen befleissigen sollen / vnd spricht erstlich / Sie sollen gelinde sein / das ist / alle ding / so etwa zweiffelhafftig / vnd vbel ausgelegt werden köndten / so viel mit gutem Gewissen geschehen kan / auffs beste deuten / nach dem löblichen Deudschen Sprichwort / Der Man ist weis vnd wolgelert / der alle ding zum besten kehrt. Vnd ist eben das Paulus zum Phil. 3. schreibet / Euwer lindigkeit lasset jederman kundt sein. Diese Tugend sol allenthalben im schwang gehen / Also sollen Zuhörer den Predigern / vnd Prediger den Zuhörern / desgleichen Vnderthanen der Oberkeit / Oberkeit den Vnderthanen / nicht alles auffs ergeste / sondern zum besten deuten. Vnd je ein Christ soll des andern Reden vnd Werck nicht vbel / sondern im besten auffnehmen.
Zum Andern / sollen die Christen sich der sanfftmut befleissigen / das ist /
nicht alles so genaw mit ein ander suchen / Sondern einander etwas zu gut halten
/ vnd wenn schon einer bißweilen dem andern
Damit aber wird nicht verbotten / das Prediger / Oberkeit vnd andere / denen es
Ampts halben gebüret / nicht solten gebürlichen ernst vnd eifer im straffen
gebrauchen. Freilich gebüret einem Prediger keines wegs darzu zulachen / wen Gottes Wort verfelschet / vnd der Name Gottes verlestert wird.
Wer wird geergert / vnd Ich brinne nicht? spricht Paulus 2. Cor. 11. Sölcher
Christlicher eifer gefellt GOtt wol. Hergegen verderbts Eli / da er höret / das
seine Kinder sich schendlich hielten / vnd hette nicht ein mal saur darzu
gesehen / 1. Sam. 3. vnd Saul thut vnrecht / das er mit dem König Agag wider
Gottes klares Wort gelinde fehret / vnd jhn leben lest. Die alten Kirchen Lerer
haben recht vnd wol daran
Also sol die Tauffe bey vns wircken ein newes leben / Wir sind sampt Christo
durch die Tauffe begraben / spricht Paulus Rom. 6. das wie er aufferstanden ist
durch die herligkeit des Vaters / also sollen auch wir in einem newen leben
wandeln. Darumb heist hie Paulus die Tauff nicht allein ein Bad der Widergeburt
/ sondern auch der ernewerung des Heiligen Geistes / vnd bedeutet das eintauchen
/ so anfenglich bey der Tauffe gebraucht worden / das der alte Adam vnd
sündliche Feisch sol erseufft werden / vnd das heraus ziehen / das aufferstehen
vnd wider herfür kommen sol ein newer Mensch / der in Heiligkeit vnd
Gerechtigkeit lebe. Wie es in dem Catechismo recht erkleret wird. Wir sind in
der heiligen Tauff Gottes Kinder werden / Galat. 3. Darumb sollen wir als Gottes
Kinder wandlen / Wir sind gewaschen von Sünden / vnd haben ein schön Kleid der
vnschuldt Christi angezogen / welches das Westerhembd bedeutet / Darumb sollen
wir vns nicht (wie ein Schwein / das gewaschen / sich wieder im schlam waltzet) auffs new besudeln. Der Himmel ist vns auffgeschlossen
/ wie in der Tauffe Christi / Mat. 3. fürgebildet wird / oder wie hie Paulus
sagt / Wir sind gerecht vnd Erben des Ewigen Lebens
Denn das vnser Wiedersacher fürgeben / Man behalte gleich wol den heiligen Geist / vnnd die Seligkeit / wenn man schon in Sünden wider das Gewissen lebe / darauff es denn etliche getrost wagen / vnd ohne schew in den tag hinein sündigen / in stetem Geseuffe / Vnzucht / Neid vnd Haß / Vngerechtigkeit / Geitz / vnd dergleichen Sünden leben / das ist GOttes Worte vngemeß / vnd zuwieder. Denn das zeuget klärlich Roman. 8. So jhr nach dem Fleisch lebet / so werdet jhr sterben müssen. Vnd 1. Corinth. 6. Weder die Hurer / noch die Abgöttischen / noch die Ehebrecher / noch die Weichlinge / noch die Diebe / noch die Geitzigen / noch die trunckenbolt / noch die lesterer / noch die Reuber / werden das Reich GOttes ererben. Vnd wird solches Galat. 5. Ephes. 5. vnd Apocal. 21. widerholet. Also hat Saul / vnangesehen / das er beschnitten gewesen / Vnd den heiligen Geist gehabt / wie er GOtt vngehorsam worden / den H. Geist verloren.
Darumb sollen wir von Sünden abstehen / vnd in einem newen leben wandlen. Ist
vnser angefangener newer Gehorsam schon vnuolkommen /
Also ist E. L. dißmal von Dreyen Puncten berichtet.
Erstlich / in was noth von Natur alle Menschen stecken / Nemlich / das sie in Geistlichen sachen sind vnwissend / vngehorsam dem Wort GOttes / vnd dienen nicht GOtt / sondern den lüsten. Gölchen schaden sollen wir behertzigen / GOtt / das er vns dauon hilfft / dancken / vnd vns hüten / das wir vnser Ersten Geburth nichts guts zuschreiben / Sondern erkennen / das wir von Natur stecken vnter Gottes Zorn / im Reich des Teuffels / vnd verdamnis / wir sein von Gleubigen oder Vngleubigen Eltern geborn.
Zum Andern / Haben wir gehört / wie wir gerecht vnd selig werden / nemlich / ohn
vnsere Wercke / aus gnaden durch das Verdienst Christi / welche wolthaten vns
durch das Wort vnd die heiligen Sacramenten angeboten / vnd geschencket werden /
Wir sollens im Glauben ergreiffen / vnd vns des
Zum Dritten / wie wir vns forthin / wenn wir widergeboren / halten sollen / nemlich / der Oberkeit gehorsam sein / sonsten den Nehesten nicht lestern / nicht hassen / Sondern gelind vnd sanfftmütig sein / damit wir Gotts gnad / den heiligen Geist vnd die Seligkeit / so wir in der heiligen Tauff empfangen / nicht widerumb verlieren / Das verleihe vns Gott der Vater durch seinen heiligen Geist vmb Jesu Christi vnsers HErrn willen / AMEN.
Gedruckt zur Heinrichstadt durch Conrad Horn / Anno 1593.