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Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714
WIrdiger vnd Wolgelarter lieber Herr vnd freund / auff ewer begeren / vberschicke ich euch die Predigt / so ich bey der begrebnis Weiland des Ernuesten vnd Hochgelarten Herrn Jochim Gagelmans / ewers gelibten Bruders seligen gethan. Denn ich nicht allein Euch / als einem mitarbeiter am worte Gottes gerne wilfaren / sondern auch gegen gemelten ewern bruder seligen mich danckbar erzeigen wollen. Sintemal er mir nun viel Jar hero / in meiner vielfaltigen leibs schwacheit / wie auch den meinen mit rhat vnd that trewlich vnd gutwillig gedienet. Vnd weil ich sonst in seinem leben / es nicht also verschulden vnd gleichmachen können / Wie ich gerne gewolt / Als ist mir lieb gewesen / weil es je Gott wolgefallen / jhn also durch den Todt dißmal abzufordern / das ich jhm in seinem Letzten beyzuwohnen / vnd nach seinem seligen abscheid diesen letzten dienst zuerzeigen / vnd etlicher massen auch / so viel an mir / sein gedechtnis bey bekanten vnd vnbekanten zu erhalten / vnd auff die nachkomen zubringen vrsach vnd gelegenheit gehabt.
Es ist ja ein grosse Wolthat vnd habt jhr Gott dafür zudancken / das er euch in seinem Testament mit seiner verlassenschafft wolbedacht vnd angesehen. Aber nicht weniger sol euch lieb sein / das er einen guten Namen vnd gut gerücht / welches Köstlicher ist den Salben / wie der weise man redet / hinder sich verlassen hat.
Denn das ich von seiner geschicklicheit vnd erfaren heit nicht sage / die jhn dieser örterberümt gemacht / so ist hie menniglich bekandt / das er ein fleissiger zuhörer des Göttichen Worts gewesen. So hat er auch in seinem caelibatu sich eingezogen vnd vnuerweißlich verhalten. Insonderheit aber hat jhm das grossen ruhm gegeben / das er ab dem geitz vnd eigennutz / der fast alle drey Faculteten, Theologiam, Iuris prudentiam vnd Medicinam verderbet / einen abschewen gehabt / vnd Reichen vnd Armen / in seinem beruff gern vnd williglich gedienet hat.
Derwegen er von meniglich / sonderlich auch der lieben Armut sehr
beklagt worden. Wie gantz getrew vnd fleissig er in seinem beruff in die 30.
Jahr gewesen / können alhie fürneme / Ja auch Fürstliche Personen bezeugen
Andere tugenten / als das er niemants vbergeben / noch in vngutem / Welches
sonst an den höfen sehr gemein ist / gedacht / vielweniger andere verachtet /
sich auch nicht in frembde Hendel gemenget / sonder bey seinem beruff geblieben
vnd des mit trewem fleiß abgewartet / Will ich jetzo geschweigen.
Als er auch vermercket / Das das ende seines lebens verhanden were / hat er in
acht gehabt / das Jesaias zum König Hiskia sagt / Bestelle dein haus / denn du
wirst sterben vnd nicht Leben. Denn er mich als seinen Seelsorger zu sich
forderen lassen / das bekentnis seiner sünde / wie auch seines glaubens gethan /
vnd zu Christi gedechtnis vnd sterckung solches seines glaubens / den waren Leib
vnd Blut
E. W.
Basilius Satler D. Hofprediger daselbst.
ABer ich weis das mein erlöser lebet / vnd er wird mich hernach aus der erden Aufferwecken / vnd werde darnach mit dieser meiner haut vmbgeben werden / vnd werde in meinem fleisch Gott sehen / denselben werde ich mir sehen / vnd meine augen werden jhn schawen / vnd kein frembder.
GEliebte im HErrn / dieweil wir für dißmal einen Alten Fürstlichen diener / vnd zwar einen Doctorem der Artzney zur erden bestattet haben / sollen wir alle / sonderlich aber wir Herrn diener vns erinnern / das wir auch sterben müssen / vnd wird vns dawieder weder langwiriger dienst / noch vnser Ehrnstand / weder Herrn gunst / noch einige Kunstschützen.
Wie dan auch wir darauff vns nicht verlassen sollen / das wir noch
an vnserm Leib vnd gesundheit nicht viel schwacheit gefület / vnd also noch
starck vnd bey guten krefften sein. Denn fast die wenigesten leut alters vnd
vnuermöglicheit ein Liecht von sich selber ausgehet / weil es kein fett
mehr hat / oder wie die reisfen Apffel abfallen / Sondern die meisten sterben
von andern zufellen / die jnen Gott zuschicket / eben als wenn man ein Liecht
mit gewalt dempffet vnd auslesschet / Oder / wie ein hefftig Wind vnzeitige
Apffel mit gewalt abwirfft.
Derwegen keinem Menschen zurhaten / auch nicht zuuerantworten / das er sagen / vnd jhm einbilden wil / Ich bin bey guten krefften / vnd fühle mich noch wol / darumb hat es kein noth mit mir.
Dann eben diese Person / so wir jetzund zu jhrer ruhestedt beleitet / wen sie solche gedancken gehabt / were betrogen worden / Denn sie
wenig jhr lebenlang gekrancket / Auch kurtz fur dieser schwacheit starck vnd wol
bey krefften gewesen / aber nicht desto minder in wenig tagen darauff gangen
ist.
Darumb ist nicht bessers / als das man / wie Moses im 90. Psalm redet / klug sey
/ vnd bedencke / das man gewisse sterben müsse / vnd das / wenn man sichs am
wenigsten vermuhtet / Damit man also stets zum Tod bereit vnd gefasset sey /
vn nicht vnuersehens dauon vberfallen werde. Vnd wie sonst
offt gesagt wird / sol vns anders nicht zusinnen sein bey den Begrebnissen / als
wenn der todte Mensch aus dem Sarck vns gleich auff diß leben die loß thete /
vnd zu vns spreche / Gestern wars an mir / heut ists an dir.
Also hat der Edle Knab / (Adolff von Detfort) den wir newlich begraben / diesen Doctor angeredet / also redet dieser Doctor jtziger zeit vns auch an.
Wer das nicht achtet / sondern aus dem sinn / vnd in den wind schlegt / den
heisset die Schrifft eine nerrischen Menschen / vn
wird mit den fünff törichten Jungfrawen Matth. 25. von Christi Zukunfft
vberfallen / ehe er sich vermuhtet / vnd weil da kein Oel in den Lampen / das
ist keine ware Buß vnd Glauben vorhanden ist / wird er von der ewigen Himlischen
Hochzeit ausgeschlossen.
Wer aber sich alle stunde vnd augenblick zu einem seligen Ende gefasset machet / der thut weißlich vnd wol / vnd ist ein seliger Mensch / wie Luc. 12. Christus saget / Selig sind die Knechte / so der HErr / wenn er kömpt / wachend findet / Warlich ich sage euch / er wird sich auffschürtzen / vnd wird sie zu Tisch setzen / vnd fur jhnen gehen / vnd jhnen dienen.
Das wir nun alle dieses jetz / vnd sonsten alle wege bedencken vnd behertzigen / dasverleihe vns Gott Vater / Son / vnd heiliger Geist / Amen.
Damit wir aber jetziger zeit nicht one Lehr vnd Trost von einander gehen / hab
ich vns lebendigen zu gut / diesen Spruch zuhandeln furgenommen / vnd das darumb
/ dieweil dieser Spruch ettliche furnheme Artickel vnsers Glaubens / als von der
stercket vns auch im Glauben /
dieweil wir hören / das der heilige Man Hiob / der albereit fur Drey Tausendt
Jahren gelebet / so deutlich von der Person vnd Wolthaten Christi / Insonderheit
aber von der Aufferstehung des Fleisches / vnd Ewigem Leben redet / als einer im
gantzen Alten Testament thun mag / Vnd thut solchs nicht / da es noch wol vmb
seine sache stund / sondern in seiner grössesten not / da es auffs eusserste vnd
höchste mit jhm kommen war.
Wir alle / vnd ein jeder insonderheit sollen darumb diesen Spruch vns lassen befohlen sein / vnd jhn mit fleis mercken / dieweil er vnsern höhesten trost begreifft / vnd an vnserm letzten ende vns bewerete / vnd bestendige Ertzney / trost vnd erquickung gibt / die wir wieder das schrecken des Todes heilsamlich gebrauchen können vnd sollen.
ES ist aber vnnötig weitleufftig zuuermelden / wer Hiob / der diese wort geredet
hat / gewesen sey / alldieweil im anfang seines Buchs solchs deutlich
Die weil aber fast ein jedes Wort was auff sich hat / vnd lehr vnd trost giebt / wollen wir eines nach dem andern erwegen / Als erstlich das er sagt / Ich Weis. 2. Das er allen trost auff sein person zeucht / 3. Wollen wir erwegen das Wort / Erlöser. 4. Das er sagt / Er wolle Aufferstehen vnd Gott schawen. 5. Wollen wir dis letzte wort erwegen / Vnd kein fremder.
ES ist sehr ein starck Wort / das er von solchen dingen / die er nicht siehet /
vnd die noch nicht geschehen sein / ja die der vernunfft zuwieder lauffen / vnd
da er stracks das wieder spiel bey sich fület / sagen darff / er wisse es vnd
zweiffel gar nicht daran / sondern sey des gewis / als das er einen erlöser habe
/ vnd das der jhn werde aufferwecken vnd selig machen / wie wir hernach hören
werden. Stellet sich doch Gott / als sey er sein Feind / hat jhm alles genomen /
hat jhn von seinem Scheitel bis auff seine Fussolen mit schweren
Wa kombt doch dem lieben Hiob die grosse Künheit vud gewisse zuuersicht her?
Antwort / Er verlesset sich auff Gottes Wort / darin Gott einen solchen erlöser
verheissen hat / Der der Schlangen den Kopff zertreten soll. So ist jhm ohn
zweiffel bekandt gewesen die widerholte verheissung von Christo dem Abraham
geschehen / in deinem samen sollen alle Völcker der erden gesegnet werden. Da
gedenckt nun Hiob / Ich habe Gottes zusag / die kan mir nicht feile / Er ist gütig / hat sich erboten vns menschen aus aller not helffen zulassen
/ So ist er auch warhafftig / vnd kan nicht liegen / Er ist auch allmechtig /
der vberschwencklich thun kan vber alles / das wir bitten oder verstehen: Der
wegen bin ich dieses Heilandts / das er Mensch werden / vnd vns erlösen wird /
so gewis / als wenn ich es für augen sehe / Kere mich derwegen weniger den
nichts an meine vernunfft / die mir sonderlich in diesem meinem jetzigen zustand
gern ein anders einbilden wolte / Lasse mich auch an solcher hoffnung meine
grosse noth nicht jrre machen.
Vnd lehret vns da der Heilige Man Hiobwas die rechte Art / vnd eigenschafft sey eines reinen vnuerfelscheten Glaubens / nemlich / das ein mensch nicht folge seiner vernunfft / sondern wie Paulus in der 2. Cor. 10. redet / nehme die vernunfft gefangen in dem gehorsam Christi / vnd sehe schlecht auff Gottes wort / vnd verlasse sich gantz vnd gahr darauff / ob er schon nicht verstehet / wie solches sein vnd geschehen könne / das jhm darin verheissen ist / wie Lutherus fein sagt / ein glaubiger thue die Augen zu / vnd die ohren auff.
Vnd daher ist der Glaub Hebr. 11. ein gewisse zuuersicht des / das man hoffet / Vnd nicht zweiffele an dem / das man nicht sihet. Weil er auff Gottes Wort / das die Warheit ist / sich gründet.
Darumb sagt Paulus Rom. 10. Der Glaub kömpt aus der Predigt / die Predigt aber durch das Wort Gottes / Ist also das Wort Gottes als die Seele des Glaubens / darauff er sich gründet / vnd dauon er lebet / Vnd es nicht allein so gewiß / sondern auch noch gewisser helt / als wenn ers mit leiblichen augen sehe: Denn das gesicht kan einen Menschen betriegen / aber GOttes Wort betreugt nicht.
Derowegen sollen wir alle Artickel des Glaubens / vnd vnsers gantzen Catechismi
nicht allein wissen / Sondern wir sollen auch aus GOttes
Als / das ein GOtt sey / vnd Drey Personen / sehen wir nicht allein nicht / sondern es ist vnser vernunfft zuwieder / aber weil Christus selbst heisset teuffen im Namen des Vaters / des Sons / vnd des heiligen Geistes / sollen wir es in keinen zweiffel ziehen.
Also das GOtt aus nichts alle ding erschaffen habe / Das JEsus Christus GOtt vnnd Mensch sey in einer Person / sey fur vns gestorben / aufferstanden / gen Himmel gefahren / sollen wir in keinen zweiffel ziehen / Denn wir haben dauon viel helle vnd klare zeugnissen in GOttes Wort.
Also / das der heilige Geist allezeit eine Kirche auff Erden samle / erleuchte /
erhalte / Das er vns durch das Predigampt die Sünde vergebe / vns am Jüngstentag
von Todten erwecken / vnd vns ein Ewiges Leben geben werde / das sollen wir /
wie auch Hiob thut / so fur gewiß halten / als wen es schon
geschehen were / Denn GOtt / der es vns
Also vertröstet vns GOttes Wort / das wir in der heiligen Tauffe Christum angezogen haben / das erscheinet an einem Menschen nicht / Man sihet an jhm / nach dem er getaufft / keine eusserliche enderung: Aber weil GOttes Wort saget / wir werden wieder geboren durch das Wasser vnd heiligen Geist / sollen wirs gentzlich dafur halten / das vns verdampte Menschen GOtt in der heiligen Tauffe zu seinen Kindern vnd Erben des ewigen Lebens auffgenommen habe.
Also verheisset vns Christus in seinem heiligen Nachtmal deutlich / er wolle vns nicht allein mit Brodt vnd Wein / sondern zugleich auch mit seinem Leib vnd Blut speisen / Wie der Euangelisten vnd Pauli Wort mitbringen. Derowegen sind wir schüldig / solches zugleuben / ob wir schon nicht begreiffen oder verstehen können / wie solches zugehe.
Vnd ist eine sonderliche arth der Gleubigen / das sie fest vnd vnzweiffelhafftig vber GOttes Wort halten / da die Vngleubigen hergegen sich nicht schewen / GOtt in seinem Wort zuwiedersprechen / vnd jhn lügen zustraffen.
Also rhümet den heiligen Ertzvater Abraham
So thut jhme Dauid in seiner tieffen noth / Psalm. 130. Ich harre des HERRN / Das ist / Ich weis / das er mir aus dieser meiner noth helffen wird / vnd ich hoffe auff sein Wort.
Ein solchen spiegel des Glaubens haben wir an viel Personen im Newen Testament /
als an Maria / die ob es jr schon seltzam ist / es auch mit jrer vernunfft nicht
fassen kan / das sie durch Gottes vberschattung ohn beywohnung eines Mannes mit
dem Sohn GOttes schwanger werden / vnd jhn in die Welt geberen soll / so
zweiffelt sie doch nicht daran / sondern helt sich an das Wort des Engels / vnd
spricht / Sihe / ich bin des HERRN Magd / mir geschehe wie du gesagt hast. Also
sagt der Heidnisch Heuptman zu Capernaum
O das gefellet GOtt aus dermassen wol / wenn also ein Mensch sich fur jhm demütiget / vnd jhm die Ehre gibt / das er warhafftig vnd allmechtig sey. Wie er hergegen je vnd allweg den Vnglauben / als an Mose / der nicht in das gelobte Land kommen / an dem Ritter / auff des Handt sich der König lehnet / 2. Reg. 7. der da meinet / es were vnmüglich / das es so bald wolfeil würde / vnd vertretten worden / an Zacharia Johannis Vater / der verstummet / vnd andern gestraffet hat.
Derowegen wenn wir von eim ding GOttes Wort haben / sollen wir mit Hiob sagen / Ich weiß das dem also / vnd nicht anders ist / vnd wenn schon die gantze Welt dawieder were.
ES scheinet ein grosse künheit vnd trotzigkeit / das Hiob nicht allein in gemein
gleubet / /
vnd jhne ein Ewiges leben geben / Sondern er zeucht auch allen
solchen trost stracks auff sich / das er jhm gelte / lesst andere leute aus /
eben als wenn er allein / vnd sonst niemand mehr in der Welt were / Ich weiß /
das Mein Erlöser lebet / Ich werde mit Meiner Haut vmbgeben werden / Ich werde
GOtt sehen / Meine Augen werden jhn schawen.
Dabey wir dann sehen / das Hiob nicht einen Papistischen Glauben gehabt / welcher denn auch nicht taug / sondern den rechten Christlichen glauben.
Denn die Papisten heissen allein in gemein dahin gleuben / was in dem
Christlichen Glauben stehet / als das Christus den Menschen zu gut geboren /
gestorben / anfferstanden / gen Himel gefahren / Item / das eine
aufferstehung des Fleisches vnd Ewiges leben sey: Aber das ein jeder solches
auff sich ziehe / sich gentzlich darauff verlasse / das lehren sie nicht allein
ander leute nicht / sondern sie verbietens auch / vnd heissen die leute an
vergebung jhrer Sünden / vnd aufferstehung zum ewigen leben zweiffeln: Denn das
sey eine
Vnd ist jhne eigentlich darumb zuthu / das jhr
gantzer Kram des Ablaß / der Vigilie vn Seelmessen
/ vnd dergleichen jhnen geleget vnd verdorben würde / wenn die leute allein auff
Christi Verdienst vnzweiffelhafftig sich verliessen / Vnd ist also jhr Glaube
nur ein solcher Glaube / den Jacobus auch den Teuffeln zuschreibet / das sie
gleuben / vnd crzittern.
Wir aber sollen vns fur solchem grossen vnd schedlichen Irrthumb / der den grundt vnsers Glaubens vmbreisst / vnd vns allen bestendigen Trost im leben vnd sterben entzeucht / fleissig hüten / Vnd wie Hiob thut / den Verheissungen des Göttlichen Worts nicht allein also glauben zustellen / das wir sie fur gewiß halten / Sondern wir sollen sie auch auff vns ziehen / das sie vns gelten / vnd also derselbigen vns trösten / als wenn sonst niemand mehr in der Welt were / den sie angiengen.
Wie wir denn in vnserm Catechismo gelehret werden / Ich gleube / das Jesus
Christus etc. mein HErr sey / der mich verlornen / verdampten Menschen erworben
/ gewonnen / vnd crlöset hat von
Denn gleich wie Ich die Gesetz vnd Straffpredigt / da Gott der Sünden halben vns Menschen anklaget / billich auff mich ziehen / vnd mich nicht daraus werffen soll / eben so wol soll ich auch die allgemeine Verheissung der gnaden auff mich ziehen / Das mir Gott durch Christum gnedig sein / vnd die Sünde vergeben wölle. Denn darumb hat Christus heissen predigen Buß vnd Vergebung der Sünden vnder allen Völckern. Item das Enangelium heist Christus predigen aller Creatur.
Daher weissaget Jesaias 44. dieser wird sagen / Ich bin des HERRN / vnd mit dem
Namen Jacob genennet werden / vnd Jener wird mit seiner Handt sich dem HERRN
zuschreiben. Wie denn auch die Verheissung dem Abraham geschehen in seiner
sprach also Lautet / Genesis 22. In deinem Samen werden sich segenen alle
Völcker auff Erden. Das wil Habacuc / da er spricht / der gerecht wird seines
Glaubens leben. Darumb sagt Jacob für seine Person / HERR Ich hoffe oder warte
auff dein Heil. Vnd Paulus Gal. 2. Schreibet / Was ich lebe / das lebe ich im
Sagt einer / das wolte ich auch gerne thun / vnd solte mir nichts liebers sein / als das ich alle gnaden Verheissung auff mich ziehen möchte / denn also könte ich desto frölicher leben vnd sterben / wenn ichs nur thun dürffte / vnd des gewissen grund hette / das sie auch auff mich giengen. Antwort / du darffst es wol thun / ja / du solt Gottes gnaden Verheissung auff dich ziehen / wa du nur nicht vnbußfertig / sonder bußfertig bist / vnd nach der gnad Gottes ein Hertzlich verlangen hast.
Vnd darffstu dißfals nicht auff ein sonderliche offenbarung vom Himmel warten / wie die Papisten felschlich fürgeben / Sonder du solt dich erstlich halten an Gottes allgemeine Verheissung / darin Gott seinen Rath vnd willen offenbaret / denn wie Gott alles vnder die Sünde geschlossen hat / also wil er sich auch aller erbarmen / vnd wil er nicht das jemand verloren werde / 2. Petri 3.
Du solt dich auch erinnern / das Christus nicht eines Menschen / sonder der
gantzen Welt Sünde getragen hat / das ist Gottes Lamb / das der Welt Nicodemo spricht Christus Johan. 3.
Also hat Gott die Welt geliebet / Item / Gott hat seinen Sohn nicht gesand in
die Welt / das er die Welt richten soll / sondern das die Welt durch jhn selig
werde.
Wie nun das Verdienst Christi für der gantzen Welt Sünde genugsam ist / also sein auch die Verheissungen des Euangelij nicht enger gespannet / sondern erstrecken sich eben so weit. Wie Jesaias 55. stehet / Wolan alle die jhr Dürstig seit / Kommet her zum Wasser / vnd die jhr nicht Gelt habt / Kommet her / Kauffet vnd esset / vnd Christus spricht / Komet her zu mir alle / die jhr müheselig vnd beladen seit / Ich wil euch erquicken / Vnd auch zu den gesten die ausblieben sprechen Luc: 14. Die Knechte Gottes / Komet / denn es ist alles bereit / So heisset Christus Mar. 16. Predigen das Euangelium aller Creatur / das also Gottes Handt offen stehet vnd ausgereckt ist vns zu helffen / Vnd dürffen wir vns hierüber keine schwere gedancken machen / Er spricht / vnd beteuret mit einem eyd / er habe nicht gefallen am Todt des Gottlosen / sonder das er sich bekehre vnd lebe.
Vnd soll vns auch hie die lehre von der / erkennen das es mit vns / vnsern
Krefften vnd wercken / allerding nichts sey / sonder er wolle vns aus lauter
gnade selig machen / da er vns eben so wol als den grösten
Theil verwerffe möchte / vnd das wir bestendigen Trost haben in
allen anfechtungen / das vnser Heil nicht in vnsern Henden stehe / da wirs bald
verwarlosen würden / sonder in Gottes Allmechtiger Hand / daraus vns niemand
Reissen kan / vnd denn das wir Gott fürchten lernen / das wir nicht in sein
schrecklich Gericht fallen. Das ist der rechte gebrauch dieser Lehr / vnd keines
Wegs / das wir daher vrsache nemen an Gottes gnad gegen vns zu zweifeln oder
Zuuerzweifeln.
Dieweil aber solche allgemeine Verheissung sich so schwerlich ins hertz bringen
lest / das wir sie auff vns ziehen / vnd vns derselbigen trösten dürffen /
sonder wir möchten gerne sehen / das Gott mit vns selbst insonderheit handelte /
Vns sein gnad zusagete / vnd derselben versicherte / so hat Christus gewalt
gegeben / wie er selber dem gichtbrüchtigen die Sünde in sonderheit Vergeben /
das also auch eine insonderheit seine gnad angeboten werden soll.
Denn er sagt / wie mich mein Vatter gesand hat / so sende ich Euch / welchen jhr
die Sünde erlasset denen sind sie erlassen. Also verkündiget Nathan dem Dauid
insonderheit Vergebung der Sünden / der HERr hat deine Sünde weggenomen. Vnd
Petrus saget Acto. 2. thut Buß / vnd lasse sich ein jeglicher teuffen zur
Vergebung der Sünden.
Vnd darumb hat Gott die Heilige Satrament geordnet / das die Verheissung der
gnaden einem jeden zugeeignet vnd versichert werde / dieweil da Gott mit einem
jede insonderheit handelt.
Darumb spricht Paulus Rom. 6. Wisset jhr nicht / das alle die wir in Jesum Christum getaufft sein / die sein in seinen Todt getaufft? Item Gal. 3. So viel ewr getaufft sein / die haben Christum angezogen.
Vnd im Heiligen Nachtmal wird zu einem jeden insonderheit gesagt / Nim hin vnd iß / das ist der leib Christi / der für dich gegeben ist / trinck / das ist das Blut des newen Testaments / das für dich vergossen ist zur Vergebung der Sünden.
Kan sich derwegen ein jeder für seine Person so wol seiner empfangnen Tauff vnd des Heiligen Nachtmals trösten / als sich Dauid wieder den Goliath der bescheidung tröstet.
Hierzu kompt auch das zeugnis des Heiligen Geists / das er er vnserm Geist gibt / das wir Gottes Kinder sind Rom: 8.
An solchen willen Gottes / den er vns im wort des Euangelij geoffenbaret hat / sollen wir vns mit festem Glauben halten / das wir also mit Hiob sagen / Ich weis das mein Erlöser lebet / Ich werde mit dieser meiner Haut vmbgeben werden / vnd Ich werde in meinem Fleisch Gott sehen / meine Augen werden jhn schawen / denselben werde ich mir sehen.
DEr Heilige Man Hiob lesst es dabey nicht bleiben / das er angezeigt / das er wisse / es werde einmal gutt mit jhm werden / vnd er also in seiner not nicht stecken bleiben / wie wir albereit angedeutet vnd hernach weiter hören werden / sondern zeigt auch mit deutlichen worten an / warauff er also trotze / vnd spricht / das mein Erlöser lebet / das ist / das weiß ich / das Gott einen Heiland verordnet hat / der mich retten / vnd an meinem Mörder dem Teuffel rechen soll / alls mein Vetter vnd Blutsfreund (Denn das heist das wort Erlöser in seiner sprache) Darauff hat Gott mich vnd alle Menschen vertröstet / der wird gewiß zu bestimter zeit kommen / vnd Mensch werden / vnd leiden vnd Sterben / vnd durch seinen Todt das Menschliche geschlecht erlösen / vnd jhnen jhre verlorne Güter wiederbringen / derselbige lebet albereit / als warer Gott / vnd hat er ein solch starck leben / Ja er ist das leben selber / das er auch andere seine Brüder kan vnd wil lebendig machen / Vnd ob er wol leiden sterben vnd begraben wird / wenn er nun kompt in der letzten zeit der Welt / so wird er doch aus der Erden aufferstehen / vnd also vns Menschen das Leben vnd alle verlorene Güter widerbringen.
Das ist doch ein schöne alte vnd herrliche
Denn von seiner Person zeuget er / das er sey warhafftiger Gott vom Vater von ewigkeit geborn / darumb ob schon Christus der zeit noch nicht fleisch vnd Blut angenomen hatte / vnd Mensch worden war / sonder solchs lange Ihar hernach erst geschehen ist / sagt er doch er lebe / weil er nun nach der Menschheit das mal noch nicht gelebet / so gibt er vns an die Hand / das er warer Gott sey / wie eben auff die weise Christus zu den Jüden Johan: 8. sagt / ehe denn Abraham war / bin Ich.
So lehret er zum andern / das Christus auch warer Mensch sein werde / darumb er
in seiner sprach jhn seinen Vetter vnd Blutrecher nennet / denn das heist hie
das wort Erlöser / da er denn on zweiffel auff die Verheissung gesehen von des
Weibs Samen / vnd Abrahams Samen. Vnd eben mit dem Wort beschreibt er das Ampt
vnd wolthaten Christi / vnd zeigt an / das er als vnser Blutfreund sich vnser
trewlichen annemen / vns an vnserm Feinde dem Teuffel rechen / vnd die
Sehen also / das dieser Heuptartickel vnsers Christlichen Glaubens / der der grund ist vnser seligkeit / vnd alles trosts im leben vnd sterben / nicht new sonder alt / vnd auch den Ertzvetern bekand gewesen sey / welches denn vns in vnserm Glauben gewaltig stercken soll:
Dieweil aber diese lehr sonst ausfürlich gehandelt wird / wöllen wir für dißmal dauon nicht weiter berichten / sonder allein weisen / wie wir dieselbige lehr seliglich gebrauchen / vnd vns recht zu nutz machen sollen.
Vnd ist nun dieses der gebrauch der lehr von Christo / das ein armer Sünder / der
in grosser not ist / ligt etwa da in Gottes gewalt / erkennet seine Sünde /
fület den Zorn Gottes / befürchtet sich für der ewigen straffe vnd Verdamnis /
vnd weiß also nicht wo aus oder wo ein / vnd wolte gerne / als einer der
ersauffen wil / etwas ergreiffen / daran er sich halten könte / das er nicht
vnterginge / Ein solch betrübt vnd geengstigtes Hertz / sage ich / soll sich im
Glauben keren zu vnserm Mitler vnd
Darumb hat auch Moses mit bilden vnd Worten so vielfaltig von Christo geschrieben
/ auff das die armen durch das Gesetz wolgeengstigte Hertzen trost an jhm
hetten. Darumb sagt er / einen Propheten wie mich wird dir der HERR dein Gott
aus deine Brüdern erwecken / den soltu höre. Was
sagt denn der Prophet / dauon hie Moses redet? Also hat Gott die Welt geliebt /
das er sein eingebornen Sohn gab / auff das alle die an jhn gleuben nicht
verloren werden sonder das ewige Leben haben. Das hat bedeutet die eherne
Schlang / des gleiche alle Schuld vnd versünopffer / Ja der hohe Priester selber
/ der das Volck versünete / vnd denn
Darumb haben von Christo alle Propheten gezeugt Acto: 10. Damit alle arme
betrübte Sünder sich seiner zukunfft trösteten / an jhn gleubten / vnd durch jhn
selig würden / denn es ist je in keinem andern Heil / auch kein ander Name den
Mensche gebe darin wir sollen
selig werden Ac: 4.
Sehet / Geliebte / dahin solt jhr in ewern höhesten anfechtungen vnd nöten die Augen ewers Hertzen richten / so werdet jhr getröstet / vnd lebendig werden. Denn wie Moses ein Schlangen in der wüsten erhöhet hat / also ist des Menschen Sohn erhöhet worden / auff das alle die an jhn Gleuben nicht verloren werden / sonder das ewige leben haben.
Denn an jhm haben wir erstlich einen solchen Heilandt / der Almechtiger GOtt ist / durch den der Vater alleding erschaffen hat vnd erhelt. Der kan aus aller noth helffen / der kan von allen vnsern feinden / wenn sie noch eines so mechtig weren / erlösen / der kan Gerechtigkeitvnd ewigs leben widerbringen / da sonst kein Bruder den andern erlösen / noch jemandt mit Gott versünen kan / denn es kostet zuuiel ein Seel zuerlösen / das ers muß anstehen lassen ewiglich. Aber dieser hat sein leben gegeben zum Schuldopffer / ja so vns vnser eigen Hertz verdammet / so ist er grösser / den vnser Hertz.
Zum andern dürffen wir vns nicht besorgen / das er vns zu statlich für sey / vnd sich vnser entschlagen werde / denn / da er des sinnes gewest / were er nicht Mensch worden / vnd hette sich nicht mit vns befreündet. Aber darumb ist er ein Fleisch von vnserm Fleisch / vnd Bein von vnserm Bein / Ja vnser Bruder worden. Das er sich vnser annemen wil / sage zu meinen Brüdern / spricht er / Ich fare auff zu meinem Vater / vnd zu ewerm Vater.
So hat er auch wegen der Verwandnis das recht / vnd die macht vns zuerlösen / die wir verkaufft vnd verstanden waren. Da aber die zeit erfüllet war / sandte Gott seinen Sohn geboren von einem Weib / vnd vnder das Gesetz gethan / auff das er die / so vnder dem Gesetz waren / erlösete. Vnd Jes: 52. Stehe auff du gefangen Jerusalem / vnd mache dich loß von den Banden deines Halses / du gefangene Dochter Zion. denn so spricht der HERr / jhr seit vmbsonst verkaufft / jhr solt auch vmbsonst gelöset werden. Vnd zu Rom. 5. Wie durch eines Menschen vngehorsam viel Sünder worden sein / also werden durch eines MENSCHEN gehorsam viel Gerechten.
Wer nun also Christum ansihet / der hat bestendige trost wieder
alles / das so jhn anfechten entsetzt er sich für seiner Sünden / so siehet er an Christo
seine Gerechtigkeit vnd heiligung 1. Cor. 1. Schreckt jhn die gewalt vn Tyranney des Teuffels / so sihet er an CHristo den / der dem
Teuffel sein macht genomen hat / Heb. 2. Fürchtet er sich für Gottes Zorn / aus
seiner / des HErrn Christi fülle haben wir alle empfangen gnad / vmb gnad Johan
1. Sihet einer gleich die Helle offen / die wil jhn verschlingen / so sihet er
an Christo den / der vns aus der Helle erlöset hat Os: 13. Grawet einem für dem
Todt / so hat er an Christo den / der da ist die aufferstehung vnd das Leben
Johan 11.
Daher haben sich von anfang der Welt die gleubigen des HERRN Christi getröstet. Der Ertzvater Jacob sagt in seinem letzten / HERR / ich hoffe auff dein Heil / da er sich freilich nicht des Simsons / wie Jener Rabiner gar Christlich sagt (den damit wolte jhm wenig geholffen sein) sonder des Messiae tröstet.
Also ist kein zweiffel bey den gleubige / das Dauid wol gestorben
vnd selig worde sey / war auff er sich aber verlassen habe /
zeugt sein Testament / darin er sich nenet de man
/ der sich verlest auff Messiam / vnd vom Messia (in seine
hertze) versichert ist.
Das Simeon mit Frewden / dahin fehret kompt daher das seine Augen den Heiland
gesehen
Paulus fület dauon ein new leben / das ist Trost vnd frewd in seinem hertzen / das er gleubet Christus habe jhn geliebet / vnd sich für jhn gegeben Gal. 2. Vnd tröstet damit Timotheum 2. Thimo. 2. Halte in gedechtniß Jesum Christum / der aufferstanden ist von den Todten.
Der wegen sollen wir dem Hiob hierinn nachfolgen / vnd wie er in seinen höchsten
nöten an Christum gedacht / vnd sich des wider alle noth vnd vorstehende Todes
gefahr getröstet hat / also sollen wir jhn als waren Gott vnd Menschen in vnser
Hertz schliesse / das er vnser Bruder worden / für vnser Sünde
gestorben / vnd vmb vnser Gerechtigkeit wille aufferwecket sey /
vns von Hertzen trösten. Denn der hat vns von aller nodt erlöset / vnd ewige
Himlische güter zu wegen gebracht / dauon folget im vierden Theil.
VNd Ich werde mit dieser meiner Haut vmbgeben werden / vnd werde in meinem fleisch Gott sehen / vnd meine augen werden jhn schawen.
Es möchte einer sagen / lieber Hiob / du magst dich fast Christi deines Heilandes
frewen / was hilfft es dich? Du must gleichwol sterbe / dein leib
ist allbereit vbel zu gerichtet / das man schier nicht bey dir bleiben kan / Vnd
wen du nun stirbst / so wirds noch erger werden / so wird er
gar verfaulen vnd verwesen.
Da antwortet Hiob / ich weiß es gar wol / das ich sterben werde / Passe auch so gar nicht auff dieses leben / das ich mich des gantz vnd gar begeben hab / vnd bin alle stund des Tods gewertig / aber des frewe ich mich / ich werde im Todte nicht bleiben / sonder wie mein Heiland wider aufferstehen wird / also werde ich zu seiner zeit auch widerumb aufferwecket werden / vnd zwar eben mit dem leibe / den ich jetzund habe / darin ich Gott gedienet / vnd nun auch so grosse schmertzen gelitten habe / aber wie das weitzen Körnlein schöner widerumb herfür kompt / also wird meine Haut vnd Fleisch frisch / gesund vnd herrlich sein / vnd werde nicht ein solch arm elend leben haben in diesem jammerthal / sonder ich werde bey Gott im Himmel sein / denselbigen sehen / das in dieser Welt also nicht geschehen kan / vnd werde ewig selig sein.
Darumb ist mir / das ich dieses leben verlieren soll / ein geringer verlust. Denn ich weiß / das ich ein bessers wider bekomme.
Damit liebe Christen / tröstet euch auch in ewerm leiden / vnd sonderlich in Todtes nöten / da es / Traun / einen Menschen sawr ankompt / das er diese schöne Welt mit allen jren gütern / Item Weib Kinder ja auch das leben / das lieb ist / verlassen muß / da sich leib vnd Seel scheiden / vnd wir nicht sehen / wo die Seele bleibt / wir sehen aber für augen an andern leuten / das vnser leib so jemmerlich verrottet vnd verweset / vnd gar zu Erden wird.
Nun ist zwar das albereit ein grosser Trost / das wir wissen in dieser Welt / das wir einen gnedigen Gott haben / der vns die Sünde Vergibt / vnd wir also für seinem Zorn vnd Gericht vns nicht fürchten dürffen. Aber der Trost gehet vor / vnd ist viel gewaltiger / das nicht allein die Seel vnsterblich / vnd in der Hand des HERRN ist / sonder das auch Gott beschlossen hat / er wölle die Todten wider aufferwecken / Vnd vns denselben leib / der sich hat leiden müssen in dieser Welt / wenn er verwesen ist / wider geben / vnd also leib vnd Seel wider zusamen bringen.
Solchen seinen Rhat hat vns Gott in seinem Wort offenbaret / wie E L. sonsten
höret. Der Prophet Daniel am 12. Schreibet / viel so vnder der Erden schlaffen
liegen / werden hat / das wer den
Sohn sihet / vnd gleubet an jhn / der habe das ewige leben / vnd ich wil jhn am
Jüngesten tag aufferwecken. Das beweiset Paulus gewaltig 1. Cor. 15. So Christus
geprediget wird / das er von den Todten aufferstanden sey / wie sagen etliche
vnder euch / die aufferstehung sey nichts? Vnd 1. Thes: 4. So wir glauben das
Jesus gestorben / vnd aufferwecket ist / also wird Gott auch die so da
entschlaffe sind durch Jesum / mit jhm füren / vnd
beschreibet da den gantzen Proceß / wie es mit der aufferstehung der Todten
hergehen werde.
Das kan nun Gott auch wol vnd leichtlich thun / ob es schon für vnser vernunfft etwas seltzam / Ja vnmüglich scheinet. Denn er ist allmechtig jhm ist kein ding vnmüglich / Er schaffet alles was er wil / im Himmel vnd auff Erden.
Solche seine Allmacht hat Gott so viel vnd manchmal bewiesen / das wir jhm billich hier in Glauben zu stellen / das er dieses auch thun könne. Denn er hat ja aus nichts Himel vnd Erden / vnd alles was darin ist sichtbar vnd vnsichtbar geschaffen.
So hat auch Gott anfenglich dem Menschen / als er Todt war / einen lebendigen
athem
Weil es nun mit vns die gelegenheit hat / das vns Goct leib vnd leben wider geben wil / sollen wir vns wol zu frieden geben. Wenn ein ofen: Oder fenster macher zu vns kompt / vnd den alten ofen / der nichts taug vnd die bösen fenster ab vnd aus nimbt / das er sie wider einsetze vnd gantz mache / das wir damit verwaret sein / so erschrecken wir nicht / sonder lassen es gern geschehen / also lassen wir billig geschehen / das vnser HERR GOtt dieses alte Gebew vnsers Lbeis in einen hauffen schlage / das er vns dasselbige vnd zwar besser / wie wir jetzt hören werden wider gebe. Den Trost weiset vns vnser Christlicher Glaube / dar auff wir getaufft sein / denn darin sagen wir / Ich Gleube ein aufferstehung des Fleisches.
Der ander Trost den vns Hiob hie gibt / den wir auch von Christo vn seiner aufferstehung haben / ist noch grösser / als der vörige dauon wir
jetzt gesagt / vnd ist dieser / das wir nach diesem auch das ewige leben haben
sollen.
Es ist ja das leben lieb / vnd einem Menschen ein grosser Trost / das er es wider
haben soll / desgleichen / das die 2. Nahe vnd gute Freunde leib vnd Seel wider
sollen zusamen komen / aber es ist
Darumb saget hie Hiob / er werde bey Gott sein. Das mangelt vns armen menschen in diesem leben. Denn von Gott haben wir mehr nicht in dieser Welt / als das wir jhn im wort als in einem spiegel erkennen / vnd Trost dauon im Hertzen befinden vnd fülen 1. Cor. 13. Wissen auch das wir sein Tempel sein darinn er wonet. Aber wir sind nicht also bey jhm / das wir jhn von angesicht zu angesicht anschawen. Nach diesem leben aber / wenn wir von den Todten aufferstehen / werden wir jhn / vnd zwar mit verklertem leib von angesicht zu angesicht anschawen.
Das wird vnser seligkeit sein / das wir aus diesem jammerthal zu Gott versetzt
werden in den Himmel / vnd werden jhn als vnsern gnedigen Vater anschawen / da
wird Gott vns sich selber vnd also alle seine Güter mitheilen / Ja er wird alles
in alle sein. Da werde wir weder essen /
trincke / kleider oder einige lust begere /
sonder an Gott werde wir alles gnug habe. Der wird
alles sein in
Dauon stehet im 16. Psalm / für dir ist frewd die fülle / vnd lieblich wesen zu deiner rechten ewiglich / vnd im 17. Psalm / Ich wil schawen dein antlitz in Gerechtigkeit / Ich wil sat werden / wenn ich erwache nach deinem Bilde. Vnd Christus Johan 17. Spricht / ich wil Vater / das wa ich bin / auch die sein die du mir gegeben hast / auff das sie meine Herrligkeit sehen.
Vnd 1. Thes: 4. Wir werden bey dem HERrrn sein alle zeit / vnd Johannes in 1. Epist. 3. Schreibet / Es ist noch nicht erschienen / was wir werden sollen / wir wissen aber wenn es erscheinen wird / das wir jhm werden gleich sein / denn wir werden jhn sehen wie er ist. Das erkleret die offenbarung Johannis 7. (Weil Gott wird alles in allen sein) So werde sie die gleubigen nicht mehr Hungern oder dürsten / Es werde auch nicht auff sie fallen die Sonne / oder jrgent eine Hitz / denn das Lamb mitten im Stuel werde sie Weiden vnd füren zu den lebendigen Wasserbrunnen / vnd Gott werde alle threnen abwischen von jhren augen.
Das alles begreifft Hiob mit den kurtzen Worten / Ich werde in meinem Fleisch Gott sehen vnd meine augen werden jhn schawen.
Damit / vnd dieweil wir ein bessers leben bekomen / als wir verlieren / sollen wir vns Trösten / vnd vns wol zu frieden geben / ja von Hertzen vns frewen / wenn wir dieses jammerthal verlassen sollen / vnd durch den Todt in das ewig leben versetzet werden.
ES setzt der Heilige Hiob noch ein Wort an diesen seinen spruch / das heist / Vnd kein Frembder / als wolt er sagen / es mögen die Gottlosen in dieser Welt jubiliren wie sie wollen / so sind es doch frembde Kinder / da Gott in gutem nichts mit zuthun hat / vnd die jhn nicht angehören / wie die frommen / die werden der Frewd vnd seligkeit nicht theilhafftig werden / sonder wen die frommen GOtt in ewiger Frewd vnd Seligkeit anschauwen / werden sie von GOttes gnedigem angesicht abgescheiden sein / vnd jhm ewiglich nicht mehr vnder angen kommen dürffen.
Das sind nun schreckliche Wort / die alle Feind vnd Verechter Christi mercken
sollen / vnd sie dazu gebrauchen / das sie Gottes Wort lieben / sich bekeren vnd
in der gnadenzeit Busse thun. Denn das sind Freunde Gottes vnd seine bekanten
vnd hausgenossen / die sich zum Wort vnd Heiligen Sacramenten halten / vnd das
Wort mit
So sind nun frembde / dauon Hiob hie redet / vnd denen er ein schwer Vrtheil
fellet / alle die so Gottes Wort nicht hören / vnd die Heilige Sacramenten nicht
gebrauchen / wie denn der Verechter hie auch gefunden werden / die die
Versamlung verlassen wie die Epistel zun Heb: 10. redet. 2. Alle die es zwar
hören / aber nicht annemen / noch sich darnach bessern / Insonderheit aber die
Heuchler / die sich from stellen nicht anders / als wen einer eine Person in
einer Coemedien hat / vnd sihet das er seiner Person gemeß sich geberde vnd
stelle / also erzeigen sie sich eusserlich als fromme Christen / aber im Hertzen
meine sie es nicht / thun nicht Buß gleuben nicht / vnd
bessern auch jhr leben nicht / dauon sagt Christus Matth. 7. Es werden nicht
alle die da sagen HERR HERR /
Die Straffe aber / die Vber die Gottlosen gehen soll / die hie Hiob andeutet / ist schrecklich vnd vnaussprechlich / kein frembder sol Gott sehen / Darunder ist die ewige Pein vnd Qual begriffen. Denn wer von Gottes Gnedigem angesicht ewig abgescheiden ist / dem mag in ewigkeit kein tröpflein der gnaden Gottes / wie vom Reichen Man stehet / widerfaren. Das meinet Christus wenn er sagt Matth. 7. Weichet alle von mir jhr vbeltheter Matth. 25. Weichet von mir in das ewige Fewr / das dem Teuffel vnd seinen Engeln bereitet ist. Paulus 2. Thes: 1. Sie werden Pein leiden / das ewige verderben von dem angesicht des HERRN / vnd von seiner Herrlichen macht. Apo: 21. Lehrt das sie in den pful geworffen werden / der mit Schwefel vnd Fewr brennet.
Darumb wer bißhero ein Verechter oder verfolger des Worts Gottes gewesen ist /
der stehe
Es ist ein grosses da Cain von seines Vaters / vnd wie die Schrifft redet / von des HERrn angesichte (in diser Welt) abgescheiden wird / aber das gehet weit vor / von Gott im Himel vnd zukünfftigen leben Verstossen sein / der der Brunne des lebens / der seligkeit / vnd alles guten ist / da ist nichts den Heulen / Zittern / Zeenklappern / ja ewige noth Pein vnd Qual. Machet aber mit GOtt in seinem Wort kuntschafft / höret dasselbige / thut Buß / nemet das Wort an mit gleubigem Hertzen / bessert ewer leben / So habt jhr zugewarten / das jhr mit Hiob Gott / ewiglich mit frölichen augen von angesicht zu angesicht anschawen / vnd also selig sein werdet.
WIR haben / als anfenglich gemeldet / für dißmal zu seiner Grab: vnd Ruchstett
beleitet einem Fürstlichen Diener vnd Medicum Doctorem Ioachimum Gagelmannum,
von Hamburg / so vnsers G. F. vnd Herrn / auch S. F. G. Herrn Vater vnd
Frawmutter / wie auch besonders den
Das ist aber vnser trost / das er die versamblung nicht verlassen / Sonder als ein Schefflin Christi / Gottes Wort fleissig gehört in vnser gemein / das H. Nachtmal bey gesundem Leib / vnd auch in seiner Kranckheit / nach gethanem Christlichem bekentniß empfangen / ein erbar vnd vnstreflich Leben geführet / vnd das an jhm ein sonderliche Tugent gewesen / reichen vnd armen / auch on allen entgelt / gern vnd willig gedienet / vnd noch in seinem Todtbett zu bezeugen seinen Glauben / die Kirche alhie mit einer ansehnlichen Summen Geldes bedacht.
Derwegen wir auff jhn billig den Trost ziehen / das er werde an jenem Tage / von der Erden aufferwecket / mit seiner Haut wieder vmbgeben werden / vnd in seinem Fleisch Gott mit frölichen Augen anschauwen vnd ewig selig sein / Dazu vns allen auch verhelffe Gott Vater / Sohn / vnd Heiliger Geist / Amen.
ENDE.