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Dem hochberuͤhmten Herrn Spielenden uͤberſendet dieſes
aus Wedel an der Elbe den 10. Tag des Auguſtmonden im
1643. Jahre.
Johannes Riſt.
DEr wolmeinende Leſer geruhe in dieſem Vierten Theile der
Geſpraͤchſpiele zu beobachten/ daß die Anfangs=Buchſta=
ben jedes Abſatzes vier oder acht Ecke habe
̅
: dergeſtalt/ daß
jene ſchwartz
Weil nun ſolcher Sinnbilder Obſchriften dem engen Holtzſchnie=
Das Ord=
nungs=Regi=
ſter.
rucket/ und des Spieles Titel und Zahlen/ zum Anfang des Blates/
bemerket werden muͤſſen. Bey ſolcher Enderung beliebe dem
Leſer/ ſich
zu erinneren/ daß in dieſem/ wie faſt allen
anderen Sachen/ die erſten
Gedanken der wandelbaren Jugend/ die folgenden dem
reiferen
Alter zu vergleichen: Dannenher auch das Format/ wegen der Lieder=
Kupfer=und Reimenzierde/ in ſothane ablange Art bequemet worden/
und auch
bey eheſter Wiederauflegung deß Erſten und Andern Thei=
les gebrauchet
werden wird.
Der Verfaſſer dieſes Werkleins iſt bemuͤhet/ die
Erfindungen/ wel=
che die auslaͤndiſchen Academien beruͤhmen/ nach
und nach in die Teut=
ſe Sprache zu uͤbertragen/ und wird ſich der
verſtaͤndige Leſer/ in Be=
trachtung ſolches Zweckes/ nicht
befremden laſſen/ wann er hin und wi=
der neue ungewohnte/ rauhe und zum
Theil ungeſtalte Kunſtwoͤrter
begegnet/ welche nach und nach
verbeſſeret/ ausgeuͤbet und gemein ge=
machet werden
koͤnnen. Weilen aber wenig unter beruͤhrten Academien
von
Geſpraͤchſpielen gehandelet/ hat er mehr zu nuͤtzlichem
Leſen/ als
zu kurtzweiligen Spielen/ alles doch zu angenemen
Geſpraͤchen/ gerich=
tet/ und mit eigenen Erfindungen/ nach ſeiner
Wenigkeit/ ausgeferti=
get; Beharrend in feſtgruͤndiger Meinunge/ daß
die Ehre des Teut Dieſe Spracharbeit iſt die ſchuldige
Danknemung/
Die Muſicſtuͤcke/ ſo dieſem und vorigen Werklein
einverleibet/ ſind
von dem hochberuͤhmten und Kunſterfahrnen
Herꝛn Johan
̅
Gottlieb Staden/ der zu endlicher Volkommenheit
dieſer Wiſſenſchaften gebo=
Hoͤrt doch/ was jene Schaͤferin fuͤr einen ſchoͤnen
Morgenſegen ſin=
get!
2. R. Wie ſchaͤndlich wird die edle Reimkunſt mißbraucht: an
ſtat eines
Gottgefaͤlligen Morgengebets/ laͤſt dieſe
Dirne ein uͤppiges Buhlliedlein hoͤren.
3. A. Ich hab nichts unrechts vernommen in dieſer Schaͤferin
Geſange. Wer
wil jhr verbieten/ daß ſie die Warheit ſaget/ und
ſingt. Doch kan ich davon nicht
urtheilen/ damit ich nicht das Sprichwort wahr
mache: Koͤnnen wir nicht
in 446.
Sprichw.alle dichten/
ſo wollen wir doch alle richten. Beſſer iſt es/ man
ſchweige/
oder bekenne ſeine Vnwiſſenheit/ als daß man
durch ungereimten Vrtheilſpruch
ſich laͤcherlich mache. Wer zu
richten eilet/ der eilet zu der Reue. Gefaͤllt er aber
dem Herrn nicht/
ſo fange er unſer Spatzirꝛeiß mit Geiſtreicheren Gedanken
an.
4. R.
5. J. Der Herr hat fuͤr uns alle beten wollen/ und dieſes
Geiſtliche jenem
Weltlichen entgegen ſetzen/ damit der Vnterſcheid
deſto mehr erhelle.
6. V. Gewießlich es iſt zu betrauren/ daß die edle Poeterey ſo
veraͤchtlich ge=
halten wird.
invidia ne-
gabit, nos
heroicam
poeſin, iterum ad argumeutum ſuum, hoc eſt,
apicem humanæ ac divinæ ſapientiæ transferre
conatos
eſſe. In quo Orpheus, Linus, ac Muſæus, tota
deniq; illa prima Sapientiæ familia, aut invenit eam
aut conſtituit:
niſi ꝙ Chriſtiano altius aſcendendum. Heinſ. in
dedicat. libell. de Contemptu Mort.
und Anfangs ſonderlich zu dem
Gottesdienſt gewidmet geweſen/ auch von CLI.
ſtili genꝰ &
certa elo-
cutionis
formula.
Verulam.
de Augm.
Scientialu
̅
l. 2. c. 13. f.
109.
Tacit. 2. 88.
de morib.
Germ. oder
von der
Teutſchen
Sitten.
gezogen. Es
laͤſt ſich aber ofternante Poeterey fuͤglich theilen in die
Reim=und Dichtkunſt: jene lehret die Reden auf mancherley Arten
zierlich binden; dieſe
7. C. Ich hab viel von den Meiſterſingern ſagen hoͤren/
aber niemand noch ge=CLI.
funden/ der von jhrer Kunſte berichten konnen.
8. D. Sie beobachten allein die Anzahl der Sylben und den Reimen; daß aber ei=
ne
Sylben lang=die andere kurtzlautend ſey/ das gilt jhnen gleich viel. Ob nun
jhre
Gedichte ſchlecht ſind/ und das Geſang dem Choral/ oder der Ebreer
Muſic
nicht ungleich zu hoͤren/ ſo haben ſie doch feine
Regel/ und jhre Wiſſenſchaft in
ſolcher
Verfaſſung/ daß ſie ungezweiffelt ſagen koͤnnen/ was gut
oder boͤß iſt. Sie
halten fuͤr einen Fehler/ wann zween oder mehr
Reimen/ ſie ſeyen gleich ſtumpf
(einſylbig) oder klingend
(zweyſylbig) in einem Geſetze erfunden werden/ die mit
einerley
Buchſtaben geſchrieben ſind/ als leben und erleben/ in
Handen und verhanden/ u. d. g. und werden von jhnen
ruͤhrende Reimen genennet. Oder
wann abgeleite Woͤrter nicht
ferne von den Stammwoͤrtern geſetzet werden/ als Herr und
herrlich/ Ehr und ehrlich: Oder wann zwey gleiche Woͤrter oder
Sylben einander folgen/ als/ daß/ das/ ewiglich/ ich/ u. d. g. Oder eine blinde
Meinung oder Wort fuͤhren/ das keinen richtigen Verſtand hat: Oder ein
CLI.wie ſoll wir/ fuͤr ſollen
wir/ gborn/ fuͤr
9. A. Es ſollen auch die Poeten unter den Heyden/ entweder
natuͤrliche/ Welt= kluge oder
ICh will beſagtem zu Folge die Geſchicht/ oder vielmehr das Ge=Pan.
dicht von der Poeten Schaͤfer=oder Waldgott Pan erzehlen/ als/ CLII.
nicht uͤbel
ſchicken wird. Etliche wollen/ Pan ſey von Mercurio erzeugt wor=
den/ etliche/ er ſey von der Penelope/ die mit vielen Buhlern zu
ſchaffen ſolle ge=
habt haben/ geboren; etliche/ ſeine
Schweſtern die Parcen ſeyen in den Hoͤlen/
und er Pan ſey
unter dem freyen Himmel auferzogen worden. Seine Geſtalt
wird alſo
beſchrieben: Er hat auf dem Haubt groſſe Hoͤrner/ einen
rauhen
und zottichten Leib/ einen langen Geisbart/ ober der Guͤrtel wie
ein Man
̅
/
unter derſelben wie ein Bock geſtaltet: in der linken Hand
traͤgt er ein Pfeiffen= Werklein von ſieben Roͤhren/ in der
Rechten einen langen/ unten geraten/
2. J. Durch die Parcen werden die Schickungen Gottes verſtanden/
ſo allezeit
in verborgen ſind/ die Welt aber iſt nechſt
denſelben geoffenbaret.
3. D. Durch des Pans Hoͤrner iſt vieleicht bedeutet werden/ daß
die Vm
ſchrenkung und Abmeſſung dieſer Welt in den
Driangeln beſtehe/ oder weil in ſol
cher Form das Feuer und alle
Erdgewaͤchs herfuͤrkom
̅
en. Durch den rauzottich=
ten Leib werden die
Stralen verſtanden/ welche von jedem Dinge zu ſehen kom
̅
en.
4. C. Der lange Bart Pans mag vieleicht/ die viel Stralen/ ſo
ſich von der
Sonnen/ als der Welt Angeſicht/ herablaſſen/
zu verſtehen geben.
5. R. Nachdenklich iſt/ daß er halb eines Menſchen/ halb eines
Bocks Ge= ſtalt hat/ zu bedeuten die himmliſchen und
jrdiſchen Dinge/ in welchen die Welt
6. A. Durch das Pfeiffenwerk mit ſieben Roͤhren iſt
angedeutet der ſie=
ben Planeten Wirkung/ Kraft und Tugenden/ welcher
Zuſammenſtimmunge
das Wachsthum der Erden beyzumeſſen.
7. V. Durch den untengeraten und oben krummen Stab iſt gebildet/
wieCLII.
die Regierung dieſer Welt fuͤr unſeren Augen auf der Erden
ſchlecht/ und gerat/
von oben herab aber/ gantz einen anderen Bug gewinne: daß
auch in der Natur/
wie in allen Regimenten/ viel durch den krummen Wege zu erhalten/
welches
durch den gerahten nicht auszuwuͤrken.
8. J. Durch die geſprecklichte Haut des Parterthiers iſt zu
verſtehen die
ſchoͤne Menge der Sterne am Himmel/ und die
mancherley Arten der Blumen
und Kraͤuter auf der Erden.
9. D. Er iſt der Jaͤgergott/ weil alles in dieſer Welt
nichts anders als eine
Jagt iſt: alle Wiſſenſchaften jagen
mit emſiger Hoffnung nach Luſt/ oder nach
Nutzen. Er iſt der
Hirten und Bauersleutgott/ weil durch ſie die Welt er=
nehret wird.
Ein Herr der Berge/ dieweil auf denſelben die Welt fuͤrgewieſen
wird. Daß er auch der nechſte nach dem Mercurio ſeye/ iſt dahin zu
verſtehen/
daß die Welt nechſt dem Wort Gottes unſer beſter
Prediger/ wie dann der Geiſt=
liche Poet und Profet ſingt: Die Himmel
erzehlen die Ehre Gottes/ undſeiner Haͤnde Werke weiſen das Geſtirne.
10. C. Die Nymfen ſind die ſchoͤnen Geiſter und
verſtaͤndige Leute/ welche in
Erkundigung des natuͤrlichen
Weltweſens und in deſſelben wunderlicher Zuſam=
menſtimmung jhr groͤſtes Belieben tragen. Weil aber aller und
jeder Sachen
Jugend und Alter/ Zu=und Abnemen befindlich/ welches dem/ ſo es
betrachtet/
faſt laͤcherlich ſcheinet/ als ſind die jungen
Satyri und die alten Sileni dem
Pan zu Gefehrden gegeben worden.
11. R. Die Natur hat allen lebendigen Geſchoͤpfen eine Furcht
oder eine aͤng=
ſtige Sorgſamkeit ſich zu erhalten/
eingepflantzet/ daß ſie ſich ins gemein befah=
ren/ da nichts zu befahren
iſt; wie ſonderlich/ bey ſchweren und zaghaften Noht=
niones Diis
applicare
profanum
eſt. Epictet.
Enchir. c. 6.
zukuͤnftigem Vngluͤcke ſchwerlich fahren laͤſt/ und
nicht unterſcheidet der Men=
ſchen Furcht/ von Gottes Willen.
12. A. Wenn man duꝛch Cupidinem die liebe Einigkeit verſtehet/
ſo iſt un=
ſchwer zu ermeſſen/ welchergeſtalt
Pan/ oder die Welt durch ſelben uͤberwunden
worden.
13. V. Cererem hat Pan gefunden/ als ſie andere/ und
groͤſſere Goͤtter verge=CLII.
bens geſucht/ deutet/ daß die Erfahrung/ welche aus natuͤrlicher Wirkung
der
Welt entſtehet/ von geringen Leuten am beſten und leichtſten
erkundiget wird.
14. J. Der Muſic iſt zweyerley: Goͤttlicher Weißheit/ und
Menſchlicher
Vernunfte; Dieſe hat Pan; jene Apollo. Der
Eſelohrichte Poͤvel haͤlt es mit
dem/ das er verſtehet/ und
ſeinem Gehoͤre gemaͤß iſt.
15. D. Pan liebet den Echo/ weil nichts iſt das jhm aͤhnlicher/
als die Wi=
derholung ſeiner Stimme/ und iſt dieſes die
beſte Wiſſenſchaft/ welche der Welt
natuͤrliche Rede
getreulichſt erforſchet/ widerholet und vernemlich hoͤren
laͤſt.
16. C. Durch die Jambe/ ſo fuͤr des Pans Tochter gehalten worden/
wer=
den bedeutet die/ ſo von natuͤrlichen
Wiſſenſchaften groſſes Geſchwaͤtz machen
koͤnnen/ im Werke aber gantz unfruchtbar ſind/ ſie
beluſtigen bisweilen
mit jhrer Vngeſchicklichkeit; ſind auch zu
Zeiten
darmit verdruͤſſlich.
GLeichergeſtalt hat die Fabel vom Perſeo ſchoͤne Kriegslehren in
ſich/
und lautet alſo. Perſeus/ als er gegen Aufgang der
Sonnen
woynte/ iſt von der Goͤttin Pallade gegen der Sonnen Nidergang
geſchicket
worden/ Meduſam/ ein dem Land
ſchaͤdliches abſcheuliches Meerwunder/ (deſ=
ſen
Anſchauen die Menſchen in Steine verwandelte) zu beſtreiten. Zu
ſolcher
Verrichtung haben jhn drey Goͤtter unterſchiedlich
verehret: Mercurius
hat ihn beſchenkt mit den Fluͤgelen/ welche er an der
Verſen gefuͤhret; Pluto
mit der Sturmhauben/ und Pallas mit einem ſchoͤnen
Spiegel. Als er nun
beſagter Maſſen
ausgeruͤſtet/ iſt er nicht den geraten Weg zu gezogen/ ſondern
zuvor bey den Graͤis (die von jhrer Geburt an graue Haar hatten/ als die
al=
ten Weiber/) eingekehret/ die jhm geliehen jhr einiges Aug/ und eintzigen
Zahn/ welche ſie alle/ nacheinander bey den Leuten/ und auf der
Gaſſen gebrauch=
2. J. Eine andere Art hat es Reichthum zu erwerben/ eine andere Land und
Leut/
jenes muß in des Feindes abgelegnen Gebieten/ dieſe gemeiniglich in dem
Vatterlande erhalten werden;
3. V. Die billichſte und angenemſte Vrſache Kriege zu
fuͤhren/ iſt die Ausrot=
tung und Zerſtoͤrung der
Tyranneyen/ und Wuͤderige/ durch welcher Anſchauen
das Volk
gleichſam Kraftloß und ohne Empfindlichkelt aus Furchte erſtarret.
4. A. Man mus ſeine Kraͤften und vermoͤgen zuvor pruͤfen/
damit man nicht
das Werk mit groſſer Hofnung angehe/ und mit Schanden
wider anlaſſen
muͤſſe.
5. R. Dieſes betriffet die Vorbereitung und Kriegsverfaſſung/ zu
welches
wirklicher Vollfuͤhrung dieſe drey vonnoͤhten ſeyn:
Geſchwindigkeit/ Verſchwie=
genheit und Fuͤrſichtigkeit.
Das erſte iſt durch die Fluͤgel Mercurii/ das andere
durch
die Sturmhauben Plutonis/ die auch unſichtbar machen koͤnnen/ das
dritte durch der Palladis Spiegel verſtanden.
6. C. Durch die Graͤas werden ſonders Zweifel die
Kundſchafter verſtanden/
welcheſtetig in Sorgen ſtehen/ und
deswegen billich fuͤr alte begraute Muͤtterlein
zu achten: von
dieſen entlehnet er das Aug/ die Aufſicht/ und den Zahn/ alles
verhaſſt zu machen/ und beiſſiger Weiſe in
boͤſen Verdacht zu bringen.
7. D. Die Weiſe Meduſam anzugreifen lehret/ daß man
ſicher/ und behut=
ſam verfahren ſol.
8. J. Hier mus der Spiegel Palladis/ das iſt die Erkantniß/
veruͤbter
fuͤrgeſchutzet werden; aus des Feindes Zagheit einen neuen Muht zu
faſſen.
9. V. Von erlangtem Siege wird Pegaſus oder das
Fluͤgelſchnelle Geruͤcht
erzeuget.
10. A. Das Bildniß Meduſaͤ/ oder die zu Grund gerichte Tyranney
macht
den Waffen ein Anſehen/ und erſchreckt alle/ die ſolches
Sinnbild
Impreſa 41.
mit der Ob=
ſchrifte: reru
̅
Sapientia
cuſtos.
Feinde Schilde betrachten.
UNter anderen vielen Sachen/ welche faſt von allen Mahlern/ Bild=Bacchus.
hauern/ Formgieſern/ in Tafelen/ Poſſamenten und auf Brunnen
gemahlet werden/ und faſt taͤglich zu Geſichte kommen/ iſt
der Bacchus der al=
ler gemeinſte. Scheinet derowegen wolſtaͤndig
ſeine Geſchichte (welche ich jetzt
erzehlen will) wiſſen
und verſtehen. Semele hatte Jovem gebetten/ er ſolte jhr CLIV.Junonem ſeine Gemahlin: als er nun jhren
Begehren willfahrt/
iſt ſie von ſeinen Stralen verbrunnen/ und die Frucht jhres
Leibs/
in Jovis Bein/ biß zur Zeit der Geburte/ enthalten worden; deswegen
Jupiter
ſich die Zeit uͤber des hinkens nicht entfchitten koͤnnvn.
Nachdem aber
dieſer Sohn Jovis und Semele an das Tagesliech
Bacchi Namen
angenommen/ iſt er von Proſerpina ernehret und auferzogen
worden/
und hat man mit zuwachſenden Jahren nicht wol unterſcheiden moͤgen/
ob er maͤnnliches oder weibliches Geſchlechtes ſey: iſt
auch ein zeitlang geſtor= ben geweſen/ und widerum
2. A. Nachdem aber mit Verlauf der Zeit die Begierde erſtaͤrket/ und an
das
Liecht geboren kommet/ mus ſie noch in dem Finſtern ernehret und
verborgen/
von Proſerpina auferzogen werden.
3. V. Die Begierde hat maͤnnliche Grimmigkeit/ und weibliche
Zagheit.
Ligt bisweilen als todt darnider und wird dann bald wieder reg und
lebendig.
4. J. Die Erfindung des Weinſtockes wird der Begierde
zugemeſſen/ weil
der Wein Zorn/ Lieb/ Ehrgeitz und dergleichen erreget
und heget.
5. D. Die Begierde bringt Lande und Leute unter ſich/ und laͤſt
ſich mit dem
erlangten niemals erſaͤttigen. Die wilden
Tiegerthier ziehen an dem Wagen CLIV.
dener
Vernunft Siegprachten/ und grauſam ſich erzeigen.
6. C. Die abſcheulichen Waldgeiſter/ ſo ſamt den
naͤrriſchen Weibern Bac=
chides genant/ uͤm jhn her laufen mit
ſchreien und jauchtzen/ bemerken die unge=
berdige Verfahrungen/ ſo
groſſe Begierlichkeit verurſachet/ und dem/ der ſelbe
betrachtet/ faſt laͤcherlich vorkommen.
7. R. Die Muſen finden ſich bey den Begierden; ſolche bey
groſſen Herren
zu entſchuldigen und zu bemaͤndelen/ bey
mitlern Standesperſonen zu verlachen/
und zu erinneren: dardurch gewieslich jhre
Ehre merklich geſchwaͤchet wird/ in
dem ſie ſolten uns zur
Tugend leiten/ und aus Armut gezwungen werden/ um ei=
nen Hofbecher mit Wein einen
Poetiſchen Fechtſprung zu thun.
8. A. Die Begierden erſtrecken ſich meiſtentheils nach dem/ was
mehrverſtaͤn=
dige von ſich geſchaffet/ wie die
Ariadne von Theſeo verlaſſen worden.
9. V. Daß Efeu dem Baccho beygemeſſen wird/ iſt nicht ohne
Geheimnus:
Efeu grunet im Winter/ daher es auch Wintergruͤn heiſt/ und
kreucht an den
Mauren und Baͤumen hinauf: Die Begierde ſtrebet nach den verbottenen/
undCLIV.
umwindet/ oder ſchwingt ſich um der Menſchen Gedanken und
Verrichtungen;
ja in alle muͤſſige Winkelein ſchlingen
ſie gleichſam jhre Zaͤſerlein ein; dahero nicht
zu
verwunderen/ wann die Leute durch uͤberherꝛſchende Begierden in
Raſerey ge=
rahten.
10. J. Ich zweiffele/ ob die Alten/ welche ſolche Sachen Anfangs
ſchriftlich
hinterlaſſen/ auf alles ſo genau
abgeſehen haben/ und ob wir jhren Erfindungen
nicht andere Meinungen andichten/
als nicht ſie ſelbſten gethan haben.
11. D. Ob zwar bey jhnen alles ſo deutlich ausgedruckt nicht zu finden;
ſo ſind
doch die Deutungen ſchicklich/ und geben zu feinen
Lehrgedanken Anlaß.
de Sapien-
tia Veteru
̅
.
12. C. Wie man aber ſolchen Gedichten nach der Teutſchen
Reimkunſt nach=
ahmen kan/ moͤchte ich gerne vernemen: in Erachtung/ daß
ich niemals derglei=
chen geſehen oder geleſen/ und daher glauben will/
es ſey faſt unſere Sprache
nicht faͤhig/ ein
Wald=Trauer= oder Freuden=Gedicht/ wie des Pans/ Perſei und
13. R. Es ſolte eine ſchlechte Ehre/ mit Wiederholung des vorbekanten/
einzule=
gen ſeyn; und wuͤrde ſcheinen/ als ob dergleichen
Erfindungen heut zu Tage un=
moͤglich fallen wolten. Zu Beweiſung aber/
daß nicht an unſerer Sprache/ ſon
dern an unſerem
Fleiſſe der Mangel erſcheinet; will ich ein Geiſtliches Waldge=
dicht/ welches ich unlangſten zuſammen geſchrieben/ an ſtat
einer Geſpraͤchun=
terhaltung herſingen: Dienſtlich
bittend/ die loͤbliche Geſelſchaft wolle jhr belie=
ben
laſſen/ ſolches angefangenes unzeitiges Werklein/ mit jhrem
reif=verſtaͤndi=
gen beyrahten zu vollenden.
14. V. Es iſt wol zugelaſſen von den Alten eingefallenen
Gebaͤuen die Stelne
ſten
Buch=
ſtabe
̅
in fol=
gende
̅
Spie=
le.
muͤhſamer alles von neuem/ aus einem
ſchoͤnen Bruch/ herholen: wann ſonder=
lich die Arbeit der
Muͤhe lohnet/ und nechſt dem Beluſten auch der Nutz darbey
zu
erhalten kommet.
15. R. Auſſer allem Zweifel iſt die Behandelung der
Freudenſpiele bey der Ju=
gend eine feine/ wolfruchtende Vbung: durch welche jhr
Gedaͤchtniß geſtaͤrket/
die Auſſprache und Maͤſſigung der Stimme erlernet;
die Hoͤflichkeit in den Ge=CLIV.
berden angewehnet; die Kuͤnheit frey und ungeſcheuet zu reden erhalten/
und der
Verſtand geuͤbet wird: Maſſen der
Zuhoͤrenden Gemuͤter in Volkreichen Zu=
ſammenkunften viel
Kraͤfteiferiger beweget und erreget werden. Dieſer find nun
wie
vorgedacht dreyerley Arten: handlende entweder von traurigen/ froͤlichen
oder
Mittelgeſchichten/ als Schaͤfereyen und dergleichen. Von den beiden er=
ſten leſen wir unterſchiedliche in unſerer Sprache; von den
letzten aber werden
noch zur Zeite wenig gefunden/ welche doch fuͤr die aller
annemlichſten und be=
weglichſten Schauſpiele/ in dem Land der
Muſic und Freudenſpiele/ (wie Bal=
le pais de
la Muſicque
& de la Co-
medie.
ſac Welſchland nennet) geachtet werden.
16. D. Mich bedunket/ daß die aus dem Welſchen gedolmetſchte
Schaͤferge=
dichte jhr Anmutigkeit gantz verlihren/ und wie die zarten
Pflantzen/ ſo vom
feiſten in ein duͤrres Erdreich geſetzet
werden/ nicht recht anſchlagen; wie der ver=
teutſchte Aminta der getreue
Schaͤfer und andere deſſen Beyſpiele weiſen
koͤnnen/
do.
und ſcheinet/ daß Poetiſche Sachen nicht ſollen in ungebundener
Rede CLV.
und Behandlungen.
17. V. Weil wir Teutſche nicht ſo zaͤrtlich/ wie jene/ iſt
unſere Sprache ge=
ſchickter tapfere Helden=Thaten
herauszuſtreichen/ als weithergeſuchte Liebs=
ſchwenke
auszukuͤnſtelen.
ICh wil mich doch erkuͤhne
̅
darzuthun/ wie auch ſolche Schaͤfereyen
unſerer Zungen nicht unmoͤglich falle
̅
/ welche dahero Waldgedichte
genen
̅
et werden/ weil ſie als in Waͤlderen verhandelt/
dargeſtellet/ und deswegen
der Schauplatz mit allerhand Gemaͤlden
koſtbarlich veraͤndert/ und ausgezieret
werden mus. Etliche nennen
dieſe Art Strafſpiele/
Wald=und
Berggeiſter eingefuͤhret Spielweis allerley Laſter beſtrafen.
Weil
aber dieſe meine geringe Arbeit nicht von thoͤrichten Liebesfantzen
handelt/ als
habe ich es uͤberſchrieben:
Vnd vermeine darinnen vorzuſtellen/ wie der boͤſe Feind den frommen
Seelen/
folgenden
Waldge=
dichtes.
aufvielerley Wege nachtrachtet/ und wie ſelbe hinwiderumb von dem
Gewiſſen
und dem Verſtande/ durch Gottes Wort/ vom ewigen Vnheil
abgehalten wer=
den.
2. J. Der Vortrag iſt zu loben. Wie heiſt aber ferner der Titel
ſolches Geiſt=
lichen Waldgedichtes.
3. R. Wie ſonſten andere Schriften von der vornemſten
Perſon den Namen
haben/ als Argenis/ Eromena/ Ariane/ Dianea/ u. d. g. ſo
habe ich auch dieſes
Werklein genennet:
verſtehend die ewige Seele/ gleichwie man ſagt Hettwig/ Ludwig/
Brunſchwig
oder Brynſwig/ dieſe Endung wil D Luther vom Weichen
herleiten/ und ſchreibet CLV.
eine
Freyſtatt/ da die Leute hinweichen: Brynſwig/ da Brynno oder Brenne hin=
weichet.
genen Na=
men am 10.
Blat.
bereichen/ oder vielmehr/
in Darzehlung jhres Reichthums/ die fremden Muͤn=
tzen (als dieſes Landes
unbekant/) ausſchieſſen; ſo moͤgen wir auch die uns ge=
meine Deutungloſe Woͤrter ſonderen/ und unſere
einheimiſche Verſtandmaͤchti=
ge Namen wieder
herfuͤrbringen.
in der Vor=
rede des 2.
Theils He-
licons.
welcher nicht einen nachdruͤcklichen Verſtand/ und ſeine
Vrſach hat: wuͤrde al=
ſo den Ebreeren ſo uͤbel als
uns angeſtanden ſeyn/ jhre Kinder von unbekanten
Sachen zu
benamſen.
4. A. Wie heiſen aber die anderen Perſonen?
5. R. Der Verſtand iſt vorgeſtellet unter dem Namen
6. C. Nach dem Namen Machtild/ Hermangild/ u. d. g. vieleicht zu
daß das Hertz/ aus welches Schatzes wir gutes und
boͤſes hervorbringen/CLV.
am meinſten gelten ſol.
7. R. Drittens iſt die Sinnlichkeit oder die Sinne bedeutet unter dem Namen
8. D. Gleichwie man ſagt Adelgund/ Kinnigunda/ u. d. g. und lautet gleich=
ſam der Sinne Kundigung; geſtalt allhier die euſſerliche
Sinne verſtanden wer=
den.
9. R. Dieſe drey Nymfen haben zu einer Zuchtmeiſterin das
Gewiſſen be=
namſt
10. J. Verſtehend die Huld oder Gunſt des Gewiſſens.
Dieſer Zuchtmei=
ſterin Gebote ſetzen wir aus den Augen und
ſtreiten mit Schwert und Brand
fuͤr die Religion/ als ob ſolche
ohne Gottesfurcht beſtehen koͤnte. Was CLV.
befoͤrderen!
contie-
poids de L’
ame f.
10.
11. R. Ferners iſt der Kunſtkuͤtzel fuͤrwitziger
Wiſſenſchaften eingefuͤhret
unter der Perſon eines
Hirten/ tragend den Namen
12. V. Als dem vermeinte Kunſt gelingen ſol.
13. R. Der andere Hirt heiſt
14. A. Das Gut macht Muht/ ſagt man/ der wird vieleicht den Reichthum
mit
groſſem Muht ruͤhmen.
15. R. Der dritte Hirt oder Schaͤfer iſt genennet
16. C. Weil die Ehre und Wuͤrde niemals der Lobſprecher ermangelen.
17. R. Dieſe drey Hirten ſind angeſtellet von dem Satyro oder
Waldgeiſt/
genennet
die Seelewig betruͤglicher Weiſe zu Fall zu bringen.
18. D. Weil der boͤſe Feind/ dieſen Namen gemaͤß/ gewaltig
iſt zu betruͤgen/
durch falſche
Wiſſenſchaften/ Reichthum und Ehre/ als ein Fuͤrſt
dieſer Welt/
und ein Luͤgner von Anbeginn. Dieſe Endung Walt
gleichet dem Nennwort Wald/ von welchem herkommet Sebald/ als See den Wald/ oder
See bald/ der
zu fruͤer Jahrszeit ſehet: Wilibald/ der viel Gewalt hat:
Walburg/ der Gewalt
nominibus
propriis.
uͤber die Burg hat. Dieſe und dergleichen Namen ſind viel
ſchicklicher zu den
Teutſchen Gedichten/ als Phylis, die (wie es ein
Vnberichter verſtanden/) viel
iſt Stelle/ die gerneſtielt/
Clorinde, die klare Rinden hat: Celadon, ein Geſell
vom Thon/ u. d. g.
19. R. Folget dann zu Ende einer jeden Handlung
Dieſe Perſonen alle ſingen/ und laͤſt ſich hinter
dem Fuͤrhang darzu hoͤren ein
Seitenſpiel/ (die Stimme ſo
viel lieblicher zu machen/) allermaſſen bey den Ita=
liaͤnern
dergleichen nichtungewohnet iſt.
20. A. Solchergeſtalt moͤcht dieſes Waltgedicht wol ein
Singſpiel heiſſen.
21. D. Oder auch ein Spielgeſang.
22. A. Iſt dann nicht gleich ſo viel Spielgeſang und
Geſangſpiel?
23. D. Nein/ dann das letzte Wort die Grund=Deutung fuͤhret/ das Vor=
wort
bemerket die Vnterſchied. Iſt nun das Spiel von einem Geſange/ oder be=
ſtehet im ſingen/ mag es ſolcher Form nach ein Spielgeſang
benamſet werden:
beſtehet aber das Geſange in dem Spiel/ ſo
muß es ein Singſpiel heiſſen.
24. C. Nach dieſer Meinung werden viel von unſeren
Geſpraͤchſpielen gruͤnd=CLVI.
licher Spielgeſpraͤche heiſſen koͤnnen/ weil
vielmals mehr auf des Geſpraͤches
Nutzen/ als des Spieles
Beluſten/ abgeſehen wird.
ES ſol auch ein Geſpraͤchſpiel werden/ wann Jungfrau Angelica ge=
ruhen wolte aus jedem Aufzug/ die ich nach der Ordnung ſingen
und auf der
Lauten werde hoͤren laſſen/ etwas zu merken; Herr
Veſpaſian ein
darzu ſchickliches Sinnbild erfinden; Frau Julia die
Lehre daraus zu ſagen;
Herr Degenwert von der Reimkunſt etwas
erwaͤhnen/ und Jungfrau Caſſan=
dra jhr Vrtheil von der
Muſic faͤllen/ oder/ was ſonſt jedem beyzutragen belieben
wird/ einzuſchalten.
2. J. Wir wollen alles/ ſo viel moͤglich/ beobachten.
4. A. Aus dieſem erſten Reimſchluß merke ich/ daß des
Poͤbel vermeſſenes Gut=
dunken/ und fauler unnuͤtzer Wahn
zierlich Frevelwitz Su= chenden
6. V. Hierinnen hat der Herr abgeſehen auf die Wort Jobs
Iſ. 6/ 3.Wo wareſt du/ damich die Morgenſterne mite in ander lobeten/ und
ſauchtzeten alle Kinder Gottes? Zu erweiſen der Muſic von
alters Adeliches Herkom=
8. J. Dieſer Reimſchluß ſihet auf die Geſchicht Davids/
welcher dem boͤſenCLVI.
Geiſt mit der Harfen Klang gewehret/ und Gott mit ſchoͤnen
Pſalmen gelobet.
10. D. Hier zielet der Herr auf den groſſen Mißbrauch der Muſic/
welche mehr
in Wirtshaͤuſern/ bey Daͤntzen und Gaſtereyen/
als in der Kirchen/ gehoͤrt wird/ ja
mehr Weltlich als Geiſtlich
ſcheinen wil.
12. C. Das muß zu verſtehen ſeyn von Verbeſſerung der
Kunſtreglen der CLVI.
neuen
Geſang=und Liederbuͤcher uͤberfluͤſſig
bezeugen.
14. A. Der Herr ſinget hier/ was vor erwaͤhnet worden/ daß die Weltliche
Freudenſpiele in Geiſtliche Gedichte ſollen verwechſelt
werden: und weil er in
der Muſic Name beklaget die Dienſtbarkeit/ in
welche ſie gerahten iſt/ ſo fuͤhret er
ſie hier an/
als ob ſie wieder auf freyen Fuß geſtellet/ etwas erbauliches zu Gottes
Ehren und des Nechſten Nutzen hoͤren laſſen werde.
16. D. Dieſer letzte Reimſatz wendet ſich zu den
Zuhoͤreren/ und drucket ausCLVI.
die genaue Verwandſchaft der Muſic und der Poeterey.
17. R. Wann dieſe Vorrede ein ſchoͤnes Weibsbild ſingen
wuͤrde/ die zugleich
darein auf der Lauten ſpielen koͤnte/
wuͤrde die Erfindung ſo viel angenemer zu
ſehen kommen.
18. C. Wil man wenig Noten haben/ ſo kan es/ als ein Lied/ von vier Reimzei=
len zu den anderen geſungen werden/ oder durch und durch Erzehlungsweiß in
recitativo.
die Muſic geſetzet werden.
19. D. Die Reimen ſind jambiſch mit 13. und 12. Sylben
geſchrenket.
20. J. Die Lehre iſt/ daß man die Muſic zu Geiſtlichen Sachen
gebrauchen ſolle.
21. V. Das Sinnbild aus dieſer Vorrede ſind zween Engel/ derer der eine
ſingt/ der ander auf der Harfen ſchlaͤgt/ mit der
Vmſchrift:
und zu ſolchen Gedanken haben mich veranlaſt die vier letzten Reimen.
22. A. Die Muſica wird billich in Geſtalt eines Weibsbildes/ welche/ (zu
Be=
deutung der edlen Poeteꝛey) mit einem Lorbeerkrantz gekroͤnet
ſeyn kan/ eingefuͤh=
ret; weil ſelbe iſt eine
Ernaͤhr=und Pflegerin aller in richtiger Ebenmaſſe
one.
henden Kuͤnſten/ wie ich dann berichtet
worden/ daß unter dieſen Namen/ von
welchen die Muſen den jhren erhalten/
Alard. de
veterum
Muſica. f.
188.
ſtanden werden.
23. D. Ihre Kleidung ſol erbar ſeyn; jhr Leibrock mit langen Streifen/
wie
Das Kupfer=
blat.
geſehen werden.
24. C. Damit aber der Zuſeher Verlangen vermehret werde/ kan der Schau=
platz noch verhaͤngt bleiben/ und erſt beſchriebene Perſon
vor den Fuͤrhang her=
austretten/ und ſelber nach verrichtem
Geſange erſt gaͤntzlich aufgezogen wer=
den.
25. R. Es dienet der Singkunſte oder Muſic nicht zu geringem Lob/ wider
der=
ſelben unwiſſende Veraͤchtere/ daß in der gar kurtzen
Erzehlung von der erſten
Menſchen Thun jhr Erfinder nicht iſt verſchwiegen/ und Jubal
genennet wor=CLVI.
Gen. 4, 21.
à radic.
produxit
ſonum.
Exod. 19.
den/ von welchem wir Teutſche das Wort jubiliren behalten.
26. J. Es hat die Muſic ſolche Lieblichkeit/ daß faſt
ſcheinet/ als ob vermittelſt
derſelben allein die ewige Freude in
dieſem Jam
̅
erthale ausgebildet wuͤrde. Bald
ſich dieſe
Kunſt hoͤren laͤſſet/ macht ſie ſchweigen
alles/ was ſonſten in den Men=
ſchen auch
ſtillſchweigend reden kan: ſie machet alle Sorgen aus dem Hertzen
entweichen/ linderet die Schmertzen/ beſaͤnfftiget den Zorn und
beluftiget mit
unſtraͤfflicher Wolluſt jhre Zuhoͤrer.
27. V. Ob zwar die Seele ein Geiſt iſt/ welcher durch leibliche Dinge
nicht
mag erreget werde
̅
/ ſo laſſen doch alle derſelben
Kraͤffte/ der Verſtand/ der Wille/
die Gedaͤchtnuͤß/ die
Bildung
tio.
28. A. Die Muſic iſt hier auf Erden der Echo oder Wiederhall der himmli=
ſchen Freuden: Dann wer kan nicht ohne erſtaunen betrachten ein ſo
Sinnrei=
ches Holtz/ ſo kuͤnſtlich klingende Seiden/ einen
ſingenden Faden/ und eine leere
Hoͤlen des Wiederhalls.
29. D. Der Muſic Mittelpunct iſt in dem Himmel/ zu welchem alle jhre Ton
ſtralen (wann alſo zu reden verlaubet iſt/) durch die Lufte eilen:
Sie iſt die Koͤ=
nigin edler Kuͤnſte; eine
Herrſcherin unſerer Sinne/ die alle Kraͤften den Ohren
zueilen
machet.
30. C. Doch ſolten die Voͤgelein uns das Lob dieſer Kunſte
ab erhalten/ wann
nicht die verſtaͤndige und artlich
gemeſſene Stimm des Menſchen darbey were.
31. R. Es iſt auch nicht das geringſte Lob der Muſic/ daß die
Sinnreichſte
unter allen Kuͤnſten/ die edle und faſt
Goͤttliche Poeterey/ jhr nachgeſetzet und
untergeben wird/ darinnen die
Hoheit der hurtigen Geiſter herfuͤrleuchtet; darin=
nen die
ſchoͤnſten Gedanken an jhre Ehrenſtelle erhaben/ und gleich
denen Edel=
geſteinen in das wehrte Golde gefaſſet werden.
32. J. Iſt aber nichts zu Nachtheil der Muſic aufzubringen?
33. V. Nichts anders/ als der zufaͤllige Mißbrauch. Man ſol den
Verſtand
vielmehr bemuͤhen/ das Gemuͤht als das Gehoͤr zu
beluſtigen: der nichtige Klang/
und das in der Lufte verrauſchende
Getoͤne/ kan niemals wirk=und weſentliche
Benuͤgung beybringen. Dem Frauenzimmer iſt ſicherer/ daß
ſie das Trauer=CLVI.
liedlein der Turteltauben/ als das Freudengeſang der Nachtigallen hoͤren
laſſen.
33. C. Dieſes iſt zu verſtehen von denen Syrenen/ deren
Lieblichkeit zu endlichen
Schmertzen locket; die eine faſt Goͤttliche
Stimme haben/ aber ein Teuffliſches
Leben fuͤhren.
34. D. Wir ſuchen hier eine Froͤlichkeit/ welche nirgend reinlicher zu
finden iſt/ als
bey der himmliſchen Muſic: Es ſol uns aber
genuͤgen/ wann unſer Thun mit
unſerem Gewiſſen
uͤbereinſtimmet/ und wir unſere Hoffnung nicht gar zu hoch
ſpannen.
35. A. Seyn wir hier Fremdlinge in dieſer Welt/ ſo ſollen wir
billich das Freuden=
lied in eine Klage verwandelen/ wie dort die Kinder Iſrael
auſſer jhrem Lande/
die Geiſtlichen Pſalmen zu
ſingen verwegeret. Doch iſt dieſes in weit anderem
Verſtande geredt/ und beliebe dem Herrn nach dieſem Ein=oder Vm=
gang/ im angefangenen Waldgedichte fortzu=
fahren.
2. C. Dieſe und dergleichen Sonnet oder Klingreimen moͤgen auf
mancherley
Art geſetzet werden/ hier iſt eine gleiche/ doch
ſchickliche Menſur.
3. D. Man heiſt es dactyliſche oder klingende Springreimen/ und
iſt eine ſonde=
re Art/ welche mit ſechsſylbigen Reimzeilen
endet.
4. J. Daß der Kuͤnſteling ſein Bildniß in dem Fluß betrachtet/
lehret/ wie derCLVII.
Sapientis
vita eſt co-
gitare.
Wiſſenſchaften groͤſtes Belieben in jhnen
ſelbſten iſt. Der Gelehrten Leben iſt
Gedenken/ ins gemein
haben ſie das hoͤchſte Wolgefallen an jhren Schriften/ und
werden
vielmals ſolche Narciſſi/ die andere neben jhnen verachten/ ſich
herfuͤr=
bruͤſten/ und vermeine
̅
jhres gleichen ſey
ſchwerlich anzutreffen. Dieſe Schwach=
heit der Gelehrten hat der
Apoſtel Paulus bemerket mit dieſen Worten:
5. V. Die Frau weiſt mir unwiſſend/ daß ich zu einem Sinnbild
erkieſen ſolle
ein Faß mit neuem ungeſundem Wein/ welches das
Boͤſe von ſich gieret; bene=
bens einer Flaſchen mit altem
gerechtem Wein. Jener bedeutet die eitele ver=
meinte Wiſſenſchaft
der jungen ſchwuͤlſtigen Leute/ ſo ſich beſagter
maſſen auf=
zublehen pfleget; Dieſe die reine und lautere
Erfahrung der Alten/ welche ſich
lange Zeit unbewegt bey guten Kraften befindet/
mit dem Beywort:
6. A. Der Fluß wird ein zerflieſſender Spiegel genennet/ weil das
Gegenbild
in deſſelben Lauff beruhet.
7. Truͤg.
8. A. Er ſagt hier nicht daß er Seelewig hold ſey/ ſondern er
lobet ſie/ wie einCLVII.
☞ CLIX.
Ehebrecher einer ehelichen Frauen aufwartet/ ſie zu Falle zu bringen/ welches
durch das Woͤrtlein berucken verſtanden worden.
9. R. Hierauf antwortet Kuͤnſteling:
10. V. Hierbey iſt vieleicht abgeſehen worden/ daß der
boͤſe Feind jederzeit mit
Vorwand der Wiſſenſchaft
zu betruͤgen geſucht/ und in dem man das Erkant=
nuß Gutes und
Boͤſes lernen wil/ wird man gemeiniglich in dem Ergſten unter=
richtet.
11. R. Truͤgewalt antwortet hierauf:
12. J. Das iſt die beſte Sicherheit der Jungfrauen/ die Gelegenheit zu
ſuͤndi=
gen meiden: Nach dem gemeinen Sprichwort; Wer nicht zum
Waſſer komt/ der erſaͤuft nicht.
13. R. Kuͤnſtel.
14. D. Dieſes iſt der Hofſchmeichler nechſter Raht; was
ſich nicht will laſſen
buͤgen/ das muß man brechen. Als ob
es mit gutem oder mit boͤſen groſſen Her=
ren nach
Wunſch gehen muͤſte.
15. R. Truͤgew.
16. C. Das Gewiſſen in dem Menſchen/ iſt ein Bildniß der
erſten Vollkom=
menheit/ und laͤſt ſich auch bey
wolerzogenen Kinderen/ durch Bereuung jhrer
Mißhandlungen erſehen.
17. R. Kuͤnſtel.
18. A. Die Sinne ſind der Seelen gefaͤhrlichſte
Wegweiſere/ als welche ins
gemein der rechten Tugend=Bahne verfehlen.
19. R. Truͤgew.
20. V. Wann es der boͤſe Feind dahin bringet/ daß der Menſch von
Gott ab/
und ſein Vertrauen auf ſelbſtmoͤgende
Kunſte ſetzet/ ſo hat er bald gewonnen.
21. R. Kuͤnſtel.
22. J. Die Sinne ſind die Werkzeuge des Verſtandes/ werden dieſes
Orts
fuͤr den Willen des Menſchen genommen/ weil ſelben vielmals
der Vernunft
Vrtheil weichen muß.
23. R. Truͤgew.
24. D. Wer bey Fuͤrſten und Herren wil wol ankommen/ der muß zu jhren
Beluſten Raht und That leiſten. Was man erlangen wil/ muß man durch an=
geneme Botſchafter/ und unter verdecktem Schein werden/ und auswirken.
25. R. Kuͤnſteling.
26. C. Durch den Fallſtrick verſtehet er ſich allein/ durch das
Garen die Samt=
huͤlf: iſt alſo der Verſtand/ er wolle jhm
uͤberlaſſen/ was er allein/ oder mit an=
deren werde erhalten
koͤnnen. Biedermann oder Bederman
̅
iſt wie ein Scheids=
mann/
deſſen Redlichkeit bederſeits vertrauet wird: oder es wird auch Bieder=
mann geſagt/ vom Bederben/ oder Nutzen/ Bederbmann/ ein Mann der mit Eh=
ren bederbet oder genutzet werden kan.
27. R. Darauf ſchlieſſet Truͤgew.
28. A. Fuͤrſten und Herren/ welche von Jugend auf nichts als
Gehorſam er=
fahren/ und in ſolcher Hoheit auferzogen worden/ halten den
fuͤr ſtoltz/ der jhnen
nicht unterworffen ſeyn wil.
29. V. Kein ſchicklicheres Sinnbild kan ich zu dieſem Aufzug finden als
einen
Schaͤfer/ welcher einen Spiegel fuͤr das Angeſicht
haͤlt/ weil boͤſe Buben ſich ein=
ander gleich
geſtalten/ und allezeit eines Sinnes ſind. Die Vberſchrift iſt
dieſe:
30. J. Die Lehre iſt/ daß der boͤſe Feind nicht nur herumgehet
wie ein bruͤl=
lender Loͤwe/ uns zu verſchlingen/ ſondern
auch zu erſchleichen/ deswegen er heiſt
die alte liſtige Schlange/
welche ſich in einen Engel des Liechtes verſtellen kan.
31. D. Dieſe Reimen ſind trochaiſch/ ſieben=und
achtſylbig: in welchen Truͤ=
gewalt den Endreimen biß zum letzten Satz
gleich wiederholet; Kuͤnſteling et=
was weniges veraͤndert.
32. C. Die Muſic iſt ein Wechſel=Lied/ gemeiner Art.
34. C. Dieſe beide Hirten ſollen ſtattlich bekleidet ſeyn;
Ehrelob in gruͤnen Da=
maſt/ weil die Hoffnung (durch dieſe Farbe
bedeutet) mehr Ehr und Lob zu erlange
̅
ſtetig gruͤnet/ und der Ehrgeitz anfaͤngt/ wo er ſolte
aufhoͤren: Reichimuht aber
mag einen Purpurfarb Atlaſſen Rock
anhaben.
35. A. Der Schatten wird tunkelſchartz genennet/ der mit leichten Streifen/
wie ein Mahler mit geringer Hand dahin ſtreichet. Wann man bedenket/ wie gar
mit genauer Maſe er jedes Bilde verzeichnet/ ſo findet ſich/ daß
alles natuͤrlich
ausgeredet.
36. V. Daraus iſt das Sinnbild leicht zu finden/ nemlich ein Kind/ welchesCLVII.
ſich in ſeinem Schatten ſihet/ mit der Beyſchrifte:
oder Merkmahl/ das uns gleichſam fuͤr die Augen mahlet/ die Nicht=und
Fluͤch=
tigkeit der Ehre und des Reichthums/ ſo ins gemein zugleich
ſteigen und ſinken.
37. J. Die Lehre dieſes Sinnbildes kan dieſe ſeyn:
38. D. Dieſe jambiſche Reimzeilen ſind erſtlich einzelich
gewechſelt/ und doppelt
geſchloſſen.
39. C. Die Muſic ſol ſich nicht allezeit nach dem Gehoͤr
richten/ ſondern nach
den Grundrichtigen Kunſtregelen: dann alles was der
Kunſt gemaͤß iſt/ wird
von dem Ohr fuͤr richtig
gepruͤfet; aber nicht alles was dem Ohr angenem/ iſt
auch fuͤr
Kunſtrichtig zu halten.
2. C. Iſt eine Beſchreibung des Abends. Was antwort die andere
Nymſe?
4. D. Das Meer lauft von ſechs/ zu ſechs Stunden ab und zu/ daher es
hier
recht gehend und ſtehend genennet wird.
de Ventis.
6. J. Die Muſchel welche ſich an dem Vfer des Meers finden/ ſind
Poetiſcher
Weiſe beſchrieben/ als ob deſſelben vermeinter Gott
ſolche gebrauchte fuͤr Span=CLVIII.
gen zu Bezierung ſeiner Guͤrtel.
8. V. Sinnigund weiß jhrer Geſpielin Reden zu fuͤrhabendem heimlichen
Be=
trug artlich zu ziehen/ und wil ſagen: daß/ wie der
geringſchaͤtzigen Muſchel Zier=
den zu verwunderen; alſo
auch daß das ſchlechte Schaͤfervoͤlklein Belieben brin=
gen
koͤnne.
10. A. Sie betrachtet ein zu Ankerliegendes Schiff im ſtillen Meer/ das
ſie
ungefehr von ferne ſehen.
12. C. Sie wil ſagen: Gleichwie das Schiff nichts wird erwerben/ wann es
den Anker nicht aufhebt/ und den Winden vertrauet; alſo wird das Gluͤck
mit
leerer Hoffnung erwarten/ der nicht kuͤhnlich darnach trachtet/ und
euſſerſten
Vermoͤgens darum bemuͤhet iſt.
14. D. Das Waſſer/ von der Abend=Sonnen beleuchtet/ ſcheint gantz
roht undCLVIII.
bruͤnſtig.
16. J. Hier iſt der Sonnen Hitz mit der Liebe verglichen/ nach Anlaß gegen=
waͤrtiger Fuͤgnuͤſſe/ zielet wie das vorhergehende
Seelewig zu jhrem Willen zu
reitzen. Die Lehre kan ſeyn/ daß man auch die
herrlichſten Gaben und Geſchoͤp=
fe Gottes/ als die Schiffarten/
und den lieben Sonnenſchein zu boͤſem Fuͤrhaben
mißdeuten
kan.
17. V. Das Sinnbild iſt ein zu Anker liegendes Schiff/ mit dem Wort:
18. A. Das Wort erfahren hat hier zweyerley Verſtand: einmal durch Schif=
farten erlangen/ das andermal durch Erfahrung wirklich genieſen.
19. C. Die Muſic iſt nach Art der dactyliſchen Lieder gerichtet/
weil es eine Er=
getzlichkeit antrifft/ mit 6/4.
gleicher Menſur.
20. D. Die Reunen ſind alſo geſchloſſen/ daß der
dritte mit dem erſten ſtim=
met. Es ſchickt ſich
dieſe Art wol zu Liederen.
22. A. Die Meinung dieſes Aufzuges verſtehe ich dahin/ daß den Sinnen
ſoCLVIII.
wenig als der Windſtille des Meeres zu trauen.
23. V. Das Sinnbild/ welches hierbey zu erwaͤhnen/ iſt ein Anker der
zwiſchen
Felſen hafftet/ mit der Obſchrift:
Es iſt aber alhier der Nymfen Geſpraͤch nicht von dem beſegelten
Schiffe/ deſſen
Maſt ſie zuvor von fernen geſehen/
ſondern von einem kleineren/ welches ſie naͤ=
her bey dem Vfer
beobachtet.
24. J. Die Lehre flieſſet aus erſtgedachtem Sinnbilde/ daß
nemlich wir Men=
ſchen uns gar leichtlich bereden/ es komme unſer
Standhafftigkeit von der Er=
den/ oder hoffen mit
uͤbermaͤſſigem Vetrauen auf das Irdiſche; da hingegen al=
hier nichts zu gewinnen/ wann wir nicht vom Lande ſtoſſen/ und uns
den himm=
liſchen Schikungen gaͤntzlich vertrauen.
25. D. Die Reimart iſt gemein; habe aber darbey beobachtet/ daß
ſpatzieren
CLVIII.verfuͤhren/ viel auf ſtill/ frey auf Reu/ und
dergleichen ruͤhrende Reimen
gebrauchet worden/ welche man noch zur Zeit muß
zulaſſen/ damit die Gedichte
nicht zu eng
geſchloſſen/ und zu ſtreng verbunden kommen: Solte aber
unſere
Sprache aus jhr ſelbſten und dem
Niederlaͤndiſchen/ darinnen noch etliche
Stammwoͤrter verborgen
ligen/ mit mehr Worten bereichert werden/ auch die
Reimkunſt zur
vollſtaͤndigen Grundrichtigkeit gelangen/ wuͤrde dann dieſe
Frey=
heit/ durch gewieſe Geſetze bemaͤſſigen oder
nach und nach gar aufheben muͤſſen.
26. C. Die Muſic bedunkt mich wolgeſetzt.
27. A. Die Welt wird einem finſterem Walde verglichen/ in welchem der
boͤſe
Feind/ als ein Fuͤrſt derſelben/ ſein
Werk haben wil/ in den Kindern des Vn= CLV.
28. V. Das Sinnbild iſt ein Brennſpiegel mit der Vmſchrifte:
Zu verſtehen/ daß der Satan trachtet/ durch Verhengniß Gottes/ den Menſchen
zu Schaden/ und ſie in das ewige Feuer zu bringen.
29. J. Solches thut er liſtig/ wie durch die Art der Brennſpiegel von
fernenCLVIII.
angezuͤndet wird/ und maͤchtig mit ſtrengen Feuerſtralen:
deswegen man ſich
fuͤr dieſem
Tauſendkuͤnſtler wol zu huͤten hat. Es ſchickt
ſich aber dieſes Sinnbild
wol zu der Gefaͤhrlichkeit des Meeres/
(von welches zuvor Meldung geſchehen/)
weil Archimedes erſtlich
dieſe Brennſpiegel erfunden/ und des Feindes Schiff=
heer darmit
angezuͤndet haben ſol.
30. D. Die vier trochaiſchen Reimzeilen werde
̅
mit zweyen
dactyliſche
̅
geſchloſſen.
31. C. Dieſe Muſic iſt nach Art der Lieder geſetzt/ und in
den dreyen Geſetzen
gleich wiederholet.
33. A. Die Wort=Gleichheit
maſia.
wenden und blenden/ fuͤgen und
biegen/ Tuͤck’ und Geſchick. Daß alſo in zweyen
Zeilen
ſechs Reimwort gehaͤuffet werden.
34. V. Das Sinnbild zu dieſem Aufzug kan ſeyn ein Zelt mit der
Schrift:
35. J. Weil wir verborgener Weiſe von dem boͤſen Feinde
beſtritten/ und un=
erwartet uͤberfallen werden.
36. D. Wie in den vorigen trochaiſchen Reimzeilen der erſte und der
vierte/ in=
zwiſchen der andere und der dritte zuſammen getroffen/ als
ſind dieſe jambiſche
anderſt geſchrenket/ und
gleichsfals dactyliſch geſchloſſen.
37. C. Hie iſt ein Chor der Muſic hinter dem Fuͤrhang: Sie
ſingen den Endrei=
men anfangs zugleich/ dann fuͤhret einer das
Geſang biß wieder zu den Endrei=
men/ bey welchen die Stimmen allezeit
zuſammen fallen.
Sinnigunda.
2. A. Es iſt eine groſſe Zierde in unſerer Sprache/ die
Schicklichkeit der Bey=
woͤrter und Verdopplungen ſich zu bedienen
wiſſen; als hier die liebliche Bluͤ=
melein/ das perlene Tauen/
die zartliche Schoͤne/ u. d. g.
4. V. Dieſe Blumen von der Morgen=Sonnen beſcheinet/ koͤnnen ein
Sinn=
bilde ſeyn Goͤttlicher Gnaden/ mit der Schrifte:
Daß/ obgleich der Menſch ſein Gewiſſen und Verſtand aus
der Acht laͤſt/ und
folget den ſinnlichen Beginnen/ daß jhn doch
der allguͤtige Gott/ der ſeine
laͤſt aufgehen uͤber Fromme und Boͤſe/ mit
ſeinem Vaͤtterlichen Obſchutz er=CLIX.
haͤlt/ ob jhn vieleicht die Langmuht wiederumb zur Buſſe leiten
moͤchte.
6. J. Die Voͤgelein unter dem Himmel ſollen uns zur Ehre Gottes aufmun=
terea: nebenſt erin
̅
eren/ daß alles dem Menſchen zu Nutze/ er aber
zur Ehre Got=
tes erſchaffen ſey.
8. D. Weil zuvor vom Taugeredet worden/ ſchickt ſich hier fein das
Gleich=
niß von den Goldſchmieden genommen/ welche die
Gefaͤſſe mit bunten Farben
(wie die Sonne Felder und
Wieſen) einſchmeltzen. Sonſten ſind dieſer Reimen
zweyerley Arten: Die erſten gantz dactyliſch/ daß der erſte/
dritte und vierte ſich
zweyſylbig fuͤgen; der andere und
fuͤnffte einſylbig: Die zweyte Art iſt jambiſch
und
dactyliſch/ ſo geſchrenkt/ daß der erſte mit dem vierten/ und
der zweyte mit
dem dritten/ reimet; haben auſſer den
Geſaͤngeren keinen Gebrauch.
9. C. Nach den Verſen iſt die Muſic gerichtet/ in dem das
Geſang der Sin=
nigundaͤ ſpringt und froͤlich/ der Seelewig
Lied mehr gemaͤſſiget iſt.
11. A. Wie die Edelgeſteine unter der Erden verborgen ligen/ ſo
laſſen ſich der=
gleichen auch ob der Erden ſehen: Den
Rubinen gleichen die Negelein; den
blauen und weiſen Safiren/ die blauen und
weiſen Lilien; welche morgens mit
dem Silbertau/ als mit Diamanten
umſetzet/ zu betrachten.
12. V. Das Sinnbild iſt eine Fackel/ durch einen Feuerſpiegel
angezuͤndet/ mit der
Schrifte;
Dergleichen Spiegel halt ich fuͤr der Kunſt hoͤchſtes
Meiſterſtuck/ welche doch CLIX.
Wolthaten Gottes/
ſo wir durch den lieben Sonnenſchein empfahen/ von uns
zur Eitelkeit
verwendet werden.
13. J. Weil ſehr ſchwer iſt ſich ſelbſten zu
erkennen/ ſol uns alles Lob verdaͤchtig
ſeyn: geſtalt
ſelbes von Freunden oder von Feinden herkommet: Die Freunde re=
den vielmals aus
blinder Liebe gegen uns; die Feinde entweder aus offentlichem
Neide/ oder aus
betruͤglicher Schmeicheley/ wie dieſes Orts beſchihet.
14. D. Dieſe Reimen ſind gemein/ aber von den vorigen Liederen in dem
un=
ter ſchieden/ daß ſich die Endreimen nicht wiederholen/
ſondern allezeit aͤnderen.
15. C. Es kan ſich dieſer Ton auf viel Oden oder Satzreimen
ſchicken/ es iſt
aber wol bedacht/ daß zur Enderung dieſe drey
Schaͤfer zugleich ſingend einge=
fuͤhret werden.
16. R. Bißher haben die Schaͤfer das Morgenlob eines lieblichen Tages
ge=
funge
̅
; Maſſen in den Wald=und Schaͤfergedichten
uͤblich/ Waͤlder/ Auen/ Felder/
des Lentzen Blumen/ des Som
̅
ers
Ernde/ des Herbſtes Weinleſe/ und anderes der=
gleichen angenemes
Landweſen mit den erſinnlichſten Worten auszumahlen.
17. D. Der Herr ſagt recht/ dann die Poeterey nichts anders/ als ein
natuͤrli=CLIX.
ches Gemaͤld iſt/ welches mit Kunſtſchicklichen Wortfarben
ausgeſtrichen wird;
Die Mahlerey aber ein ſtummes Gedicht/ und zu
vorgedachter Dichtkunſt gehoͤ=
rig.
18. V. Beide dieſe Stuck werden durch die Hertzbewegende Muſic oder
Sing=
kunſt kraͤfftiglich verbunden. Hierbey iſt auch zu
erin
̅
eren/ daß die Jugend in Er=
findung der Gemaͤlde/ Sinnbilder und
Schilderweſen nicht weniger zu uͤben und
zu unterrichten/ als im reden/
reimen/ ſingen und ſchreiben: und obwol nicht ei=
nes jeden Thun
iſt/ in Aufreiſung und Verzeichnung ſeiner Erfindungen bemuͤ=
het zu ſeyn; ſo kan doch ſolcher Mangel durch die
Beſchreibung etlichermaſſen er=
ſtattet werden/ wie
nutzlich aber ſolche Gemaͤlduͤbung in der Poeterey ſeye/
iſt un=
ſchwer zu ermeſſen.
19. D. Weil ein jede unter beſagten dreyen Kuͤnſten/ das gantze
Leben eines Men=
ſchen erfordert/ iſt nicht zu verwunderen/ daß wenig/ ja
faſt niemand zu finden/
der in allen dreyen zugleich etwas vortreffliches
leiſten koͤnte. Nun fahre der Herr
weiter fort.
2. A. Die Sinnt werden hier angefuͤhrt/ als der Seele Kuplerin/ oder Vnter=
haͤndlerin betruͤglicher Liebe.
3. R. Kuͤnſtel.
Sinnigund.
Kuͤnſtel.
Seelewig
ein Vergroͤſ=
ſerungs=o=
der Fern=
glaß ſin=
gend:
4. V. Das Sinnbild zu dieſem Aufzug iſt beſchrieben/ nemlich es
iſt ein
Fernglaß/ mit dem Beyworte:
Der Wahn iſt dieſes betruͤgliche Glaß/ vermittelſt welches wir
nahend achten
was fern iſt/ oder (wann man auf dem anderen Ende durch das
Fernglaß ſihet/)
entfernet was uns vor den Augen ſtehet. Dieſer
Kuͤnſteling haͤtte mit keinem
anderen Geſchenke die
falſchvermeinte Wiſſen ſchaften beſſer ausbilden
koͤnnen.
Wir ziehen oder ſchieben die ineinander
geſtoſſene Rohre beſagten Glaſes/ wie
wir wollen/
ſo wird das Beſchaute oder Betrachte allezeit unſerem Geſicht/
aber
nicht allerſeits der Warheit gemaͤß kommen.
5. R. Sinnig.
6. J. Es ſol ein fremdes Sprichwort
no veen co.
raçon que
no ll ora.
weint das Hertz nicht. Die Augen fuͤhren und verfuͤhren die Jugend
leichtlich/
wie darvon zur anderen Zeite iſt ausfuͤhrlich geredet
worden.
7. R. Ehrelob.
8. V. Dieſes Geſchenk iſt gleichfals ein Sinnbild/ nemlich die
Angelruhte/ mit
dem Wort:
Weil groſſer Fleiß und Gedult/ ſo wol zu dem Angelen/ als zu Erlangung
groſ=
ſer Ehren/ erfordert wird/ das Gefaͤng aber vielmals der
Muͤhe nicht wehrt iſt.
9. R. Sinnig.
10. J. Hier iſt vorbeſagtes Sinnbild ausgelegt. Es iſt zuvor der
Klippen ge=
dacht worden/ weil nach Ehren ſtreben nichts anderes iſt/ als
durch die Gefahr/
nach mehrerer Gefahr ſtreben.
11. R. Reichimuht.
12. V. Dieſer Jagzeug kan in einem Sinnbild beſagte Wort haben:
13. D. Der Herr Reymund hat wollen ſagen:
weil es heiſt die Gabe/ und nicht die Gab/ hat deswegen die Wort verſetzt/
dann in der Teutſchen Poeterey/ wie auch in der Ebreiſchen/ faſt das
meinſte an
dem e gelegen iſt.
14. R. Sinnig.
15. C. Die Muſic iſt kuͤnſtlicher geſetzet/ als ich
ſagen kan: Kuͤnſteling ſinget
mit ſanfter Stimme/
Ehrelob mit hohen und praͤchtigen/ Reichimuht mit gieri=
gem und eilendem Ton.
Es iſt aber ſonderlich bedacht/ daß die Ehrbegierd mit
dem Angelen/
welches an einem gewieſen Orte geſchehen muß/ verglichen wor=
den:
Hingegen aber der Geltgeitz mit dem Jagwerk vereinbahret/ weil dem Gelt
zu aller Gegend
nachgeſtellet werden mag.
16. R. Seelew.
17. A. Seelewig laͤſt jhr dieſes Weltweſen gefallen/
haͤngt das Hertz daran/
Kuͤnſteling
fuͤhret Sinni=
gund/ die an=
deꝛen Schaͤfer
Seelewig.
und betrachtet nicht/ daß das Vertrauen gegen Gott/ dardurch gemindert/ wo
nicht
aufgehoben wird.
19. A. Das Gewiſſen iſt eine ſorgfaͤltige
Zuchtmeiſterin/ welche durch den
Verſtand ermahnet/ das
boͤſe zu unterlaſſen.
20. V. Das Sinnbild ſol deswegen ſeyn die Sonne und der Mond/ deren die=
ſer von jener erleuchtet und abweſend vertunkelt wird. Die
Obſchrift kan heiſen:
21. J. Obwol dieſes Sinnbild etwas tunkel iſt; ſo mag es doch
leichtlich erfor=
ſchet werden/ wann man weiß/ daß darunter verſtanden
wird/ wie in Gefaͤhrlich=
keiten/ der Geringſte Verzug
groſſes Nachtheil bringen kan.
22. D. Das Wort Gefaͤhrlichkeit hat vier Sylben/ dergleichen jhrer viel zu En=
de des Reimens nicht dulten wollen.
23. C. In der Muſic ſo hier traurig=und mitleidigen Ton fuͤhret/
klingt es wol/
und wird von vielen noch zur Zeit gebrauchet.
25. A. Das Wort niedlich iſt von den Schmieden oder Schloſſeren
herge=
nommen/ welche jhre Arbeit wiſſen artlich zuſammen zu
nieden. Hier iſt es zu
den Kraͤntzbinden Gleichnißweis gebraucht.
26. V. Es ſey dann das Sinnbild ein Krantz/ deſſen mancherley
ſchoͤne und
baldwelkende Bluͤmlein die Vergaͤnglichkeit der
Sinnbeluſtigung bilden: mit
dem Beyworte:
27. J. Dieſes Sinnbild gleichet dem Spruch Jobs:
iſt gleich wie eine Blume.
28. D. Die dactyliſche oder Datelverſe
liconis Ph.
Cæſii.
dern Reimſchluß eine Sylben zu Anfang und Ende uͤber.
29. C. Die Muſic iſt zu dieſer Reimart anmuhtig gebracht.
2. A. Die Meinung dieſes Sonnets verſtehe ich dahin: daß/ gleichwie
zweenCLXI.
mit Aeſten ineinander geflochtene Baumen/ ſo in gleicher Gegenlieb
einander
verbunden ſcheinen/ leichtlich den Brand bekommen/ und
ausroſten: ſolcherge=
ſtalt wird Seel und Sinn ſich
einander unfehlbarlich verderben und zu Grund
richten. Es iſt aber
nachſinnig geredet/ der Aeſtefug iſt ineinander verſchaltet/
(durcheinander geſchrenkt; dann ſchalten iſt einſchieben/
daher kommet Schalt=
Jahr/ von etlichen Tagen dieſelben eingeſchaltet/
oder eingeſchoben werden/) die
Blaͤtter kuſſen einander/
(verſtehe/ wann es wol hergehet/) jhre Zehren (in Vn=
fall und Widerwertigkeit)
triefen von Aſt auf Aſt: zu bedeuten/ daß die ſtreng=
vereinte
Lieb/ welche der Baumenbrand/ von denen einander beruͤhrenden Aeſten
entſtehend/ erſtlich der Fruͤchte beraubt/ und endlich
verurſachet/ daß ſie in das
Feuer geworffen werden: dann es heiſt/
ein jeder Baum der nicht gute Fruͤchte
c.
7/ 19.
Luc. 3/ 9.
bringet/ wird abgehauen.
3. V. Dieſes Sinnbild hat die Jungfer bereit ausgemahlet; ermangelt die
Obſchrift:
4. J. Hieraus flieſet die Lehre; daß man der Sinnlichkeit nicht ſol
alzuviel
nachhaͤngen.
5. D. In erzehlten Klingreimen faſſet die letzte Reimzeil die Deutung
ſolcher=
geſtalt/ daß die Seele
der Leibe/ wegen der anhangenden verderblichen und Suͤndreitzenden Sinnen/
zu
fruͤezeitig buͤſſen werde.
6. C. Die Rede der Gwiſſulda iſt in ſchlechtern Ton
geſetzet/ der Hertzigi
Sonnet aber laut viel nachdrucklicher.
7. R. Gwiſſulda faͤhret fort Seelewig zu ermahnen.
8. A. Hier iſt noch deutlicher zu verſtehen/ was durch der Hirten
Geſchenke
bedeutet worden: nemlich/ daß das Aug von angenemen Betrug/ das Ohr
von uͤppigen Sachen/ die Hand von gefaͤhrlichen Werkſchafften
abzuwenden;
welche Vermahnungen bey Seelewig noch wenig fruchten wollen.
9. V. Von dieſer Geſchenke Sinnbild iſt bereit zuvor Meldung
beſchehen.
10. R. Seelewig wil unter den Baumen ſchlaffen/ wird aber bald von ei=
nem
Wetter erſchrecket.
11. J. Die Lehre iſt leichtlich zu faſſen: daß wann wir
Menſchen nicht wol=
len guten Erinnerungen ſtatt geben/ daß wir dann von
den ernſtlichen Drohun=
gen erſchrecket/ und wegen Widerſtrebung
des Gewiſſens geaͤngſtiget werden.
12. D. Dieſes Sonnet iſt dactyliſch/ oder gantz Teutſch zu
reden/ dieſes ſind
klingende Springreimen. CLXI.
Form betrifft;
in dieſes Benamſung aber auf das letzte allein geſehen wird/ wie
man ſonſten hat/ Vierreimen/
huitain.
Sechsverſe. Durch einen Reimen werden zwo Zeile verſtanden/ durch den
Ver=
ſe nur eine. Es werden aber durch ſolche Klingreimen allezeit 14.
Reimzeilen
verſtanden/ welche auf mancherley Arten koͤnnen
verfaſſet werden/ und (wie
Anfangs gehoͤret worden) in
unterſchiedlichen Gebaͤnden beſtehen; doch derge=
ſtalt/
daß vier und vier Reimwort ſich aufeinander binden/ welches in den ande=
ren
ſo genau nicht beobachtet wird/ wann die Reimung unter
empel fol=
get bey Er=
klaͤrung des
Sinnbildes
d’
Geſpraͤch=
ſpiele in wi=
deꝛaufgeleg=
tem
erſten
Theile.
beſtehet.
In der letzten Reimzeile iſt der Wiederhall artlich vorgewieſen.
13. C. Nach ſolcher Art muß auch die Muſic gerichtet ſeyn/ und
weil ſich die
kurtzen Verſe viel beſſer zu ſingen
ſchicken als die langen/ moͤgen die
Klingreimen/ nach
erſtgehoͤrter Art geendet
werden.
15. A. Das Wort Chor kan mit einem K geſchrieben werden/ wann wir es
von
unſerem Teutſchen Wort erkoren/ auserkoren/ Koͤr und Abtrag thun/ u. d.
g wollen herfuͤhren.
16. V. Das Sinnbild will ich zu Ende dieſes Geſanges vermelden/
inzwiſchen
aber bemerken/ daß durch das ehren/ nicht allein
verſtanden wird/ der ſo in groſſen
Ehren mit viel Vnruhe
ſitzet/ ſondern auch der/ welcher hoͤhere Standsperſo=
nen
auf allerley moͤglichſte Fleiß ehret/ uͤm zu hoͤheren Ehren zu
gelangen.
18. J. Hierbey iſt ſonders Zweiffel auf die drey Hirten
abgeſehen/ welche von
10.
nemſten Eitelkeiten ſind/ deren
Fallſtricke die Menſchen pflegen zu berucken.
19. D. Die Art dieſer Reimen iſt auf einen zweyſylbigen
Wiedrehall gerichtet/CLXI.
welches Schluß in der letzten Reimzeile zugleich wiederholet wird: es verbleibt a=
ber in der fuͤnften und ſechſten Zeile zum Entwort Eitelkeit/
Freud und Leid/ durch
und durch.
21. C. Die Muſic iſt hinter dem Fuͤrhang ſolcher
geſtalt anzuſtellen/ daß die
Oberſtimmen fragen eine allein als
ein Echo antwortet/ dann zuſammen fallen.
22. R. Dieſe Reimart habe ich aus eines Spaniers Gedicht abgeſehen/ und
bedunket mich/ daß ſie zum Geſang gar ſchicklich ſeye. Ob
ich aber mich beſag=
ter Spaniſchen Erfindung bedienet/ iſt zu
erſehen aus erſtgeſungenem/ und der=
ſelben Reimen
Abſchrifte: weilen ſie noch nicht/ in Druck/ meines geringen Wiſ=
ſens zu finden/ mag es der Herren einer leſen/ hier iſt es.
24. D. Vnter viel tauſend Verſen iſt dieſe Art nicht zu
finden; doch erinnere
ich mich/ daß ich noch dergleichen geleſen. Die Nachfolg
iſt ſo vielmehr zu lo=
ben/ ſo viel ruͤhmlicher iſt
der Welt Eitelkeit verachte
̅
/ als ſelbe erheben und befoͤr=
deren:
Dann obwol die Poeten viemals in jhren Liebsgedanken fuͤr unſtraͤfflich
geachtet/ und die Tugendbegierde verſtanden haben wollen/ ſo reichen doch
jhre
Werke der blinden Jugend zu groſſem Ergerniß/ und reitzen auch die
reine Vn=
ſchuld zu unziemlichem Nachſinnen/ in Ermanglung der
Gelegenheit boͤſes zu
volbringen. Ein uͤppiſches Gedicht/
ein Bild/ welches der Bekleidung und Er=
barkeit entnommen iſt/ ein
kuͤtzliches Schandwort/ u. d. g. beſtreiten/ und uͤ=
bermoͤgen die Keuſchheit mit angenemen und gleichſam guldenen
Waffen/
ſolche Seribenten ſchaden ſo viel/ als wann ſie die
oͤffentlichen Brunnen
vergiffteten/ ſo manche Todſchlaͤge
begehende/ ſo viel jhrer dardurch unver=
ſchulder Weiſe
ſterben und verderben. Dergleichen Liebsbuͤcher werden nicht
in dem Hauß/ in der Kammer/ auf dem Lager und Bette heruͤm kriechen/
mit
jhrem Vnflate alles beſchmeiſſen/ ja auch unſere Ruhe/
durch ſchaͤndliche Traͤu=CLXI.
me verunruhen. Man ſuchet in beſagten Schrifften ſchoͤne
Wort/ und findet
in derſelben Folge abſcheuliche Werke; man
forſchet nach Wolredenheit/ und
erlernet Vbelthun. Gewißlich/ es kan keine wahre
Freude und beſtaͤndiges Be=
luſten ohne die Tugend und ein gutes
Gewiſſen ſeyn: in dieſem iſt die hoͤchſte
Lieb=
lichkeit/ und das volkommlichſte Genuͤgen allein zu befinden.
25. J. Ach/ daß dieſe Lehre in aller Jungfrauen und Juͤnglinge Hertzen
mit
guldenen Buchſtaben geſchrieben were! Es beliebe dem Herrn nach
dieſem Ab=
wege wiederuͤm zu dem angefangenen Waldgedichte zu
ſchreiten.
26. V. Das Sinnbild zu dieſem Chor ſoll ſeyn ein
groſſer Rauch von einem
kleinen Feuer/ mit der Obſchrifte:
2. A. Weil dieſes gemeine Reden/ als iſt die Poetiſche Zierde
beyſeits geſtzet
worden/ und auf ein bloſſes Reimgeſpraͤch gerichtet. Es
wird aber der AnſchlagCLXII.
Truͤgewalts mit Fleiß verſchwiegen/ der Zuhoͤrer mehrer Verlangen
zu erwe=
cken.
3. V. Das Sinnbild geben dieſe Wort an die Hand
Weilen aber vormals eine Mausfallen zu dergleichen Deutung gebraucht wor=
den/ wollen
wir dieſes Orts leere Fiſchreuſen vorſchlagen/ mit dem
Worte:
4. J. Zu verſtehen/ daß wann gleich nicht etliche Fiſche eine
Reuſſen verbey ge=
hen/ daß ſie ſich doch leichtlich in der
anderen oder dritten fangen. Der Boͤſe als
ein
Tauſendkuͤnſtler ſtellet den Frommen auf allerley Weiſe
nach.
5. D. Dieſe Reimen ſind der ungebundenen Rede gar gleich. Der
erſte ſchlieſ=
ſet mit dem vierten: der zweyte mit dem
fuͤnfften/ der dritte mit dem ſechſten.
6. C. Darnach iſt auch die Muſic gerichtet.
8. A. Seelewig iſt von den Ermahnungen der Gwiſſulda und
Hertzigild be=
ſtuͤrtzet/ auch von dem Donnerwetter erſchrocken/
ſetzt ſich deßwegen aus groſſer
Angſt an den Fluß:
betruͤbend ſelben mit jhren Zehren/ wil mit Klagen die Wel=
len zu rucke
halten/ und vergleichet jhre unvergleichliche Hertzenswehe mit des
Meers bitterem
Saltzwaſſer.
9. V. Das Sinnbild ſol ſeyn eine fruchtbare Regenwolken mit dem
Beywort:
10. J. Weil der Reuzehren Fruͤchte niemand gereuen.
11. R. Seelewig faͤhret fort zu fingen:
12. D. Dieſe Zuſaͤmmenſetzung der dactyliſchen und
trochaiſchen Reimen ha=CLXII.
ben auſſer den Liederen ſchlechte Art/ und iſt vieleicht
aus dem abgeſehen/ was
Saint Amant
Nachfolg
dem Herrn nicht zu verſprechen/ dann man liſet deswegen andere Buͤ=
cher/ daß man aus ſelben etwas erlernen und zu Nutz bringen wil.
13. C. Es iſt ſonderlich in der Muſic und Reimen beobachtet/ daß
in den letz=
ten Saͤtzen die Vnruhe und Eil mit den dactyliſchen Reimen
bemerket wer=
den.
15. A. Wer der Nachtigall Geſang recht betrachtet/ wird dieſe
GleichniſſenCLXII.
nicht ungereimt befinden. Es iſt aber die Nachtigall genennt ſchwank/
weil ſie
ſich (wie folget) mit einem leichten Fluͤgel
ſchwinget: ſie ſchlaͤgt mit gleichem
Ruf/ es
ſauſſelt jhr Getoͤn/ in welchem alle Gebaͤnde oder
Reimarten begriffen/
u. d g.
16. V. Solchergeſtalt ſchickt ſich die Nachtigall in ein
Sinnbild/ als welcher
Geſang bald traurig bald froͤlich erklinget/ mit
dem Wort:
17. J. Die Lehre iſt/ daß man das wankelbare Weltweſen recht erkennen
ſol.
18. D. Dieſes hat vieleicht der Herr aus dem Lateiniſchen Poeten
abgeſehen/
welcher von der Nachtigall faſt dergleichen ſingt:
hier laut es:
Dieſes aber iſt noch beſſer ausgedruckt:
Hier iſts mit guten Vrſachen verſetzet/
19. C. Dieſes alles erhebet die Muſic noch viel
kuͤnſtlicher/ in dem das To=
denlied den Ton fuͤhret: Wann mein
Stuͤndlein verhanden iſt/ und der Trom=
peten Schall ſo wol als
das Liſpelen des Waſſers auf das Erſinnlichſte mit einge=
bracht worden.
20. R. Hier auf faͤhret Sinnigund fort mit froͤlichen Verßlein Seelewig
auf=CLXII.
zumunteren.
21. A. Dieſer Klingreimen ſondere Zierde beſtehet in der
Wortgleichung/
maſia.
als da iſt Klagen und Zagen/ hindert und mindert/ fluͤchtig und nichtig/
ſchnur=
riſch und murriſch/ u. d. g
22. V. Weil dieſes kein neuer Aufzug/ ſondern des vorigen Inhaltes
Fortſe=
tzung; als iſt kein ab ſonderliches Sinnbildes von
thun.
23. J. Die Lehre iſt/ daß ein freundliches Wort das Trauren zu legen
vermag/CLXII.
wie das Waſſer das Feuer leſchet.
24. D. In den Reimen iſt wieder wol beobachtet/ daß die Datelverſe zur
froͤli=
chen Aufmunterung/ die jambiſchen zur traurigen
Entſchuldigung gebrauchet
werden.
25. C. Diefes alles beſeelet gleicher geſtalt das froͤliche und
traurende Geſang.
27. A. Der boͤſe Feind ſindet ſich um die Traurigen/ und
obwol ſeine Stim=
me uns angenehm ſcheinet/ und unſeren Sinnen
gemaͤß; ſo fuͤhret und leitet ſie
doch auf den vorigen
Suͤndenwege.
28. V. Das Sinnbild iſt ein altes Schloß/ zu welchem einer ſchreiet/
Ehe/
CLXVI.ehE
Anzu=
deuten/ daß die ſicherſte Geſelſchaft und
vollkommlichſte Freundſchaft ſey der Eheſt and.
Wolte man aber noch was beyſchreiben/ koͤnten es dieſe Wort
ſeyn:
29. D. Ich weiß mich ſonſten keines hieher ſchicklichen Wortes in
unſerer
Sprache zu erinneren/ welches man hinter ſich und
fuͤrſich leſen kan.
kunſt. am
205.
Bl.
30. J. Die Lehre iſt dieſe/ daß/ ob uns gleich das
Gewiſſen/ vermittelſt des
Verſtandes/ von den eitelen
Weledingen wendig machet/ wir uns doch leichtlich
von dem boͤſen Feinde
und unſeren Sinnen wieder auf das Eiß fuͤhren laſſen/ die
guten Vermahnungen aus den Augen ſetzen/ und in dem alten Trabe
ſortzuge=CLXII.
hen pflegen.
31. D. Der Wiederhall iſt einſylbig/ und vieleicht natuͤrlicher/
als vorgeſetz=
ter: Geſtalt der Echo alle Sylben eines jeden Worts
wiederholet/ deren die letz=
te die allervernehmlichſte iſt.
32. C. Dieſes iſt durch die Muſic beſſer zu
verſtehen/ wann noch eine andere
Stimme/ in gleichem Ton die letzere Sylben
wiederholet: und iſt wol zu verant=
worten/ daß Truͤgewalt/ der
ſonſten tief ſinget/ hier als ein Tauſendkuͤnſtler
in
hoher Stimme antwortet.
34. A. Weil der entſchloſſene und abgetroſchene Betrug
Beredſamkeit erfor=
dert/ iſt Kuͤnſteling billich darzu
gebrauchet worden/ wilcher dieſes Orts den
Mißbrauch der Kuͤnſte
und der Wiſſenſchaften bedeutet.
35. V. Das Sinnbild dieſes Aufzugs ſol ſeyn der blinde Cupido/
welcher ſichCLXII.
laͤſt von einem Hund leiten und fuͤhren/ zu verſtehen/ daß
wir blinder Weiſe oft=
mals unſeren viehiſchen Luſtbeginnen
folgen/ mit der Schrift:
37. J. Die Lehre iſt daß man ſich auch mit dem Schein der Erbarkeit und
der
Keuſchheit in groſſe Gefahr fuͤhren
laͤſſet.
39. D. Nun erhellet/ wiewol ſich hier zu des Herrn Veſpaſians
Sinnbild ſchi=
cket. Dieſes Spiel heiſt man ſonſten/
der blinden Maus/ oder der blinden Kuhe;
iſt aber hier nachſinnig die
blinde Liebe genennet/ weil wir blinde Menſchen in
dieſer Welt mit
unerſaͤttlichen Begierden fuͤr ſchoͤn lieben/ das in der
Warheit
41. C. Der Perſonen ſind fuͤnf; weil nun
Kuͤnſteling befoͤrchtet/ er moͤchte
von
Gwiſſulda und Hertzigild verſtoͤret werden/ als fanget er von
ſich an zu zeh=
len/ da es dann nicht fehlen kan: in der Vmzehlung wird er der
ſechſte/ und See=
lewig die ſiebende.
42. V. Wir weren elende Menſchen/ wann wir nicht ſo wol Mittel
haͤtten
das Vnſichtbare/ als das Sichtbare zu erkundigen. Das Ohr
iſt uns erthei=
let uͤm zu hoͤren/ das Aug zu ſehen/ der
Mund zu priefen: Wie ſolte aber unſer
Verſtand nur faͤhig
ſeyn das zu faſſen/ was durch die euſſerlichen Sinne
erforſchet werden mag? Wer in dieſem Wahn ſtehet/ hat
die
Kraͤffte emſiger Betrachtung noch
nicht erlernet.
Truͤgewalt hinter einer Hecken verborgen/ Gwiſſulda
ſitzt unter ei=
nem anderen Baumen/ und ligt Hertzigild in jhrer Schoß.
In dem nun Seelewig vermeinet/ ſie lauffe den Hirten nach/
laͤſt ſich Truͤgewalt
gerne von ihr fangen: In dem laufft Hertzigild und
Gwiſſulda
herzu/ reiſſen der Seelewig das Band vom Geſicht/ uud
verjagen Truͤgewalt und die Hirten.
2. A. Die Seele wird allhier als ein bußfertige Suͤnderin eingefuͤhret/
welchet
Verſtand theils aus dem Goͤttlichen Wort/ theils aus Antrieb den
innerlichenCLXIII.
Regungen des Gewiſſens/ von dem Weltlichen ab=und zu dem
Goͤttlichen ange=
fuͤhret worden.
3. V. Deswegen ſetze ich zum Sinnbilde einen Pyramidem oder Flammſeu=
len/ uͤber welcher die liebe Sonne ſchwebet/ mit dem Beyworte:
Dieſer Deutung/ daß wann unſere Hertzen mit bruͤnſtigem Gebet
uͤberſich ſtei=
gen/ wie die Flamm/ deren Geſtalt die Seule
bildet/ daß alsdann die Schat=
ten irdiſcher Vergaͤnglichkeit/ (deren
Anfangs von Ehrelob und Reichimuht
Meldung beſchehen/) nirgend befindlich/
ſonderen die Sonne der Gerechtigkeit/
uͤber einer ſolchen Seele/
mit bruͤnſtigen Gnaden ſchwebe und ſelbe erleuchte.
4. J. Die Lehre iſt/ daß gleichwie der Fiſch im Waſſer/
der Vogel im Lufte/
die Thiere auf der Erden ruhen/ alſo finde die Seele einig
und allein ihre wahre
Ruhe in Gott dem Allmaͤchtigen: wann nemlich ein
Menſch das Zeitliche CLXIII.
Goͤttlichen
Wortes/ nach der himmliſchen Wiſſenſchaft/ nach dem Reichthum
der Auſſerwehlten/ und nach der Ehre der Engliſchen
Heerſchaaren euſſerſten
Vermoͤgens ringet und
trachtet:
5. D. Die Vermahnunge Gwiſſulda und Hertzigild ſind
jambiſche geſchrenk=
te Reimen/ das Gebet aber Seelewig iſt eine
Ode/ in gleichsfalls ſechs und ſie=
benſylbigen Jambis
beſtehend. Man moͤchte aber hier erinneren/ daß in den
jambiſchen
Reimen die dactyliſchen Woͤrter/ Sinnigund/ Seelewig/ Faͤhrlich=
keit u. d. g. nicht zu gebrauchen: weilen aber die Lateiner zweierley Jambos haben/
reine und unreine/ kan es noch der Zeit gedultet werden.
6. C. Weil hier nichts froͤliches/ ſondern eine innere Hertzens=Bewegung
vorgeſtellet wird/ ſo iſt die Muſic auch ſehr
beweglich darzu erkieſet
worden.
8. A. Dieweil die H. Altvaͤtter die Zehren der bußfehrigen Suͤnder der
En=
gelwein benennet/ iſt allhier darauf abgeſehen: ſonderlich
aber auf die Wort un=
ſeres Seligmachers/ wann er ſagt/ daß
groſſe Freude ſeyn wird bey den Enge=
len uͤber einen
Suͤnder der Buſſe thut.
9. V. Meines Bedunkens iſt nichts fuͤglichers/ zu dieſes Chores
Sinnbild
als der Regenbogen/ das wahre Zeichen Goͤttlicher Barmhertzigkeit;
ſo nach
ausgeſtandener Hitze und Regen/ auf den Abend unſerer
Jahre pfleget zu er=
ſcheinen/ mit dem Worte:
10. J. Nach ſolcher Engelsfreude ſollen alle fromme Chriſten ein
ſehnliches
Verlangen tragen/ als welche alle Weltfreud weit weit
uͤbertrifft. Das Ewige
hat kein Aug jemals erſehen/ kein Ohr vernemen/
und kein Menſchen=Sinn ſatt=
de
Veritat.
Quæ in in-
finito diſtantiæ, quæ
tranſcendentiæ? cujus momentum ex eo æſtimabis, quod nullo
impleatur aut
depleatur numero: Ideoq; nec abjectione augetur neq; ſub
ductione minuitur: ſed modo abit in ſuam
naturam, modo redit in
infinitum. f. 240.
deſſen Zahl ohne
Zahl/ deſſen Zeit ohne Zeit nicht vermehret noch vermindert/
nicht verlaͤngert noch gekuͤrtzet/ nicht verzoͤgert noch
unterbrochen werden kan
11. D. Die Reimen ſind dactyliſch auf die Safiſche Art/ mit einem
fuͤnfſylbi=
gen Reimzeilein geſchloſſen.
12. C. Die Muſic zu dieſem Chor gleichet einem Reyendantz: kan aber auch
wie ein Echo geſetzet werden/ und die letzten fuͤnf Sylben zur
Gegenſtimme ha=
ben.
IN dieſem Waldgedichte hat die Singkunſt den Anfang gemachet/
nun
ſol die Mahlerey ſchlieſſen. Die Italiaͤner
fuͤhren vielmals zu
Vorredneren auf den Schauplatz Fluͤſſe/
Staͤtte/ Berge/ den Frie=
den/ die Zeit/ das Gluͤck/ Menſchliche
Schwachheit
Conſtante
Iapeta l’ o-
pera Thea-
tral. del
Montever-
de.
Vorſtellung der Mahlkunſt von den Zuhoͤreren nicht uͤbel
angeſehen werden/
wann ſie alſo ſinget:
2. A. Daß die Mahlerey mit der Reim=und Singkunſte verſchweſtert
ſeye/
wird niemand abredig ſeyn der ſelber wiſſend
iſt. Sie beſtehen alle drey in eben=
maͤſſiger
Bildungskraͤffte/ und ſonderlichen Erfindungen/ die dem Verſtand
durch das Gehoͤre und das Geſichte vorgeſtellet werden: Dahin
zielen die Wort/
Liebestreue/ Schweſterband/ Kunſtgeſang/
Reimgedicht. Weil aber die Hand=
lungen der aufgefuͤhrten Perſonen
gleichſam ein lebendiges Gemaͤhld/ wil ſich die
Mahlkunſt
hier beklagen/ als ob jhre Schweſteren dieſes Ortes ihrer
vergeſſen
haͤtten.
3. R. Nun endert ſie die Meinung/ ferners ſingend:
4. V. Es wird die Mahlerey gebildet/ wie ſie aufziehen ſolte/ wann
dieſes Wald=
gedicht wirklich vorgeſtellet wuͤrde: nemlich in
geblumter fliegender Bekleidung/
mit einem Blumenkrantz auf dem Haubte/ weil von den
Blumen die zaͤrteſten
Farben bereitet werden/ in der linken Hand tragend
die Pinſel und Polleten/ in
der rechten einen Maasſtab/ auf dergleichen
die Mahler ins gemein/ wegen meh=
rer Gewißheit/ die Hand zu ſteuren pflegen.
Weil aber vorbeſagte drey verbun=
dene Kuͤnſte in richtiger
Ebenmaaſſe
one.
kel mit dreyen Spitzen/ auf einem Papyr ſtehend/ wie man
ſonſten zu dem Feld=
meſſen gebrauchet/ mit der
Obſchrift:
5. R.
6. J. Hier wird beſchrieben/ was auf dem Schauplatz gemahlet zu
erſehen.
7. R.
8 C. Wie die Reimkunſt die Beſchaffenheit langſt vergangener
Haͤndel
handhabt/ alſo ſtellet die Mahlkunſt vor Augen die
unterſchiedliche Geſtalten/ der
verfallenen Gebaͤue/ Seulen/
Bilder/ u. d. g.
9. R.
10. D. Es iſt in dieſen Worten auf die Auszierung des Schauplatzes
geſehen/
welche bey Auftrettung der Mahlerey verwechſelt worden/ wie
erſtgedacht.
11. R. Nun folgt der Schluß an die Zuhoͤrer:
Wie nemlich bey den Alten
plaudite.
len gebraͤuchlich iſt/ daß die
Zuhoͤrer jhr Wolgefallen mit lauter Stimme und
Handklappen bezeugen. Es muß aber
hier bey noch von den Reim= und
dieſes Gedichtes erinneret werden/ daß dieſe letzere Reimen
eilfſylbig/ undCLXIV.
dem Gebaͤnde nach dem Lateiniſchen/ dem Wortlaut nach dem
Teutſchen Reim=
weiſe nachahmen. Ich ſtehe in dem Wahn/ man
koͤnne ſolchergeſtalt den Griechi=
ſchen/
Lateiniſchen und aller anderen Sprachen Reimmaaſſe oder Versarten
im Teutfchen nachkommen; jedoch einer fuͤglicher als in der anderen.
12. D. Ja wan
̅
wir ſicherlich wiſſen koͤnten/ welche
Sylben lang oder kurtz iſt.
13. R. Dieſe Gewieſheit iſt bald zu verhoffen/
Suchende
̅
.
endende ſind ins
gemein lang/ die anderen auf e und o ſind zum theil auch kurtz/
auſſer etlichen einſylbigen Vornen
̅
woͤrtlein: wan
̅
aber eine Vorſylben
eine Nachſylben
lang/ die angehangte Sylbenkurtz; als zum Beyſpiele: Lieb/
wort/ beliebt iſt kurtzlang oder jambiſch: lieben/
langkurtz oder trochaiſch. Iſt
alſo die Teutſche Mundart
richtig/ daß alle zweyſylbige Woͤrter eine Sylben er=
hoͤhen/ und
die andere ſinken laſſen. Wie hiervon ausfuͤhrlich zu handelen
zu CLXIV.
oder Gleichſtimmung
nia.
Floͤten/ den Schaͤferen Schalmeyen/
Zwerchpfeiffen/ Flageolet/ dem Truͤge=
walt ein groſſes Horn
zugeeignet werden. Es iſt aber durch ſolche Symfoni=
en die Muſic
dergeſtalt fortzuſetzen/ daß auch in waͤrender Verwechſelung des
Schauplatzes/ wann die Fuͤrhaͤnge vorgezogen/ ſtetig etwas zu
hoͤren iſt. Zu
dieſem Waldgedichte werden ferners erfordert
ſieben Perſonen/ die zu ſolcher Be=
muͤhung
ſelbſteigene Beliebnng tragen/ deren ein jeder ſeine Stimme vernemlich
ſinge/ alle Woͤrter auswendig lerne/ derſelben Verſtand
ihnen wol einbilde/
mit ſonderer Hertzensbewegung/ bald
ſanftmuͤhtig/ bald froͤlich/ nach Bege=
benheit/ die Stimme
ſinken laſſe und wiederuͤm erhebe/ wie ſie dann ſo
genau
nicht an die Menſur oder das Tohnmaaß gebunden; und ſolches alles/
ſo wenig
als die zierliche und anmuhtige Geberden/ fuͤr
zuſchreiben. Sie ſollen aber alſo
ausgekleidet ſeyn.
Seelewig in gantz weiſen Taffet/ die Reinigkeit zu bemerken/ in welcher
ſie hier
eingefuͤhret wird/ jedoch daß ſie mehr Neigung zum
Boͤſen als Guten traͤget.
14. J. Hertzigild/ welche den Verſtand bedeutet/ kan in Spaniſch
Leibfar=CLXIV.
ben Atlaß bekleidet ſeyn/ die hohe Wuͤrdigkeit deſſelben zu
bemerken.
15. V. Sinnigunda Kleidung mag man von allerley Farben auf das buntſte
geblumet angeben/ darunter die wandelbare Nichtigkeit der Sinnen verſtehend.
16. A. Gwiſſulda kan in Veielbraunen Sammet aufziehen/ weil ſie
alhier
als eine erbare Matron eingefuͤhret wird
17. R. Kuͤnſteling wie ein Jaͤger ausgeruͤſtet.
18. C. Ehrelob ſol wie ein Vogler oder Fiſcher
ausgeruͤſtet ſey/ weil er den An=
gel uͤbergibt/ und der
Ehrgeitz mit ſo betruͤglicher Arbeit ſich wol vergleichen
laͤſt.
19. D. So iſt dann Reichimuht allein ein Schaͤfer/ der eine
ſo wucherende
und Gewin
̅
ſuͤchtige Nahrung hat: obgleich die
anderen beide dieſes Ortes auch
fuͤr Schaͤfer koͤnnen
gehalten werden.
20. J. Weil dem muͤſſigen Schaͤfervoͤlklein ins
gemein dergleichen Liebshaͤn=
delein zugeſchrieben werden; wiewol
ſo liebliches Geſang/ und ſo hoͤfliche Reden
bey den
rechten Schaͤferen ſchwerlich anzutreffen.
21. V. Es ſolte auch ein ſchlechter Luſt ſeyn ihren groben
Poſſen zuzuhoͤren.
In ſolchen Schauſpielen wird von
den Schaͤferen entlehnet/ was bey dem Feld=
leben am aunemlichſten
iſt/ und unter ihren Namen oft tapfere Helden eingefuͤh=
ret/ an welchen
nichts Baͤuriſches als ſolcher Schaͤfertitel zu befinden.
gue du Ron
fard.
22. A. Wie ſolten ſie aber bekleidet ſeyn?
23. R. Nicht viel ſchlechter als die Nymfen: Kuͤnſteling
gruͤn/ Ehrelob
purpurfarb/ Reichimuht grau/ es ſey nun Taffet oder ein anderer
ſeidener
Zeuge. Wann Truͤgewalt mit einem paar Hoͤrneren/
und ſo gemachten Bo=
ckesfuͤſſen auftretten koͤnte/
ſamt einem groſſen Jagthorn/ wuͤrde es ſich ſo
viel
beſſer ſchicken. Ferners wird zu wirklicher
Vorſtellung dieſes Waldgedichtes
erfordert ein oftverwechſlender
Schauplatze/ der zum wenigſten mit allen Hand=
lungen (inzwiſchen der
Chor ſich ohne Erweiſung der Perſonen hoͤren
laͤſſet/ und
die Fuͤrhaͤnge zugezogen werden)
veraͤnderet. Sein Grund kan ſeyn eine runde
Scheiben/ in vier gleiche
Theile abgeſonderet/ und perſpectiviſch oder nach der
Sehkunſte ausgemahlet/ deren der erſte das Meer/
Fluͤſſe/ Felſen vorweiſet/
der andere Theil Berge/ Felder/ Auen/ der dritte Hoͤlen/ Wiſen/ Rangen/
u. d. g.CLXIV.
der vierte allerley Bau=und Mahlwerke begreiffet. Dieſe Scheiben muß ſich
umdrehen laſſen/ daß man faſt in einem Augenblicke einen anderen
Theil herbrin=
gen kan. Sonſten wird auch vonnoͤhten ſeyn ein
Fernglaß/ ein Angel/ ein Koͤ=
cher mit Pfeilen/ ein Bogen/ u. d. g.
Welchergeſtalt Flamminio Scala bey ſei=
nen Freudenſpielen/ die er
dem Großhertzogen zu Florentz zugeſchrieben/ jedes
Zugehoͤr
gleichesfalles nachſetzet. Dieſes mag zu einer Anfangsprob der
Muſicaliſchen Freudenſpiele genug ſeyn/ und kan man
dergleichen von allen
Chriſtlichen Tugenden nach und nach erſinnen und
auf den Schauplatz brin=
gen; der ungezweiffelten Hoffnung/ daß die Gemuͤhter
dardurch maͤchtig=
lich beweget und zur Gottesfurcht aufgemundert wer=
den
ſollen.
BEkant iſt/ daß vor Zeiten etliche Mahler uͤm das Meiſterſtucke
ge=
kuͤnſtelet: deren der erſte genant Zevxis/ etliche Weintrauben
ſo na=
tuͤrlich auf den Schauplatz geliefferet/ daß die Voͤgel
ſich darbey ge=
ſunden/ und darvon genieſen wollen; Der andere/
Parrhaſius benamſt/ mahlete
einen Fuͤrhang/ ſo
weſentlich/ daß ſein Gegner ſelbſten die Hand gezucket/ das/
hinter demſelben vermeinte Gemaͤlde zu eroͤffnen. Solche
Begebenheit ſchickt
ſich nicht unfuͤglich auf die gemeine
Mahlerey/ und die Klugmuͤhtige Erfindung
der Sinnbilder. Were die Natur
neidſuͤchtig wie die Menſchen/ ſo haͤtte ſie trie=
CLXXII.
licher Nachfolge faſt zu ſchimfen beginnet/ und ſo gar die
Spottvoͤgel derſelben
truͤglich bethoͤret und zu Schanden
machet: Aber nein/ die Natur und Chur die=
ſer Kunſt ſcheinen
miteinander vermaͤhlet: ſie bezeugen gleichwirkende Liebe/ in
dem
ſie ſo ſchoͤne Nachkoͤmmlinge erzeigen. Aber wie?
Iſt dieſe Gemaͤhlin (die
Mahlerey/) der Natur in aller Fuͤrtrefflichkeit gleich? Nein/ dann ob
ſich auchCLXV.
alles in hoͤchſter Volkomm enheit kraͤfftiglichſt
vermoͤchte/ ſo wuͤrde ſie doch ihre
Werke nicht
beſeelen koͤnnen Dieſen Mangel zu erſetzen/ und ſo gar
die Rede
anzufuͤgen/ wollen wir gleichſam die unter einem Fuͤrhang
verdeckte Sinnbil=
der wieder herbeybringen. Das Geſicht/ und Gehoͤr/
ſind die edelen Werkzeuge
deducit in-
tellectuale
ad ſenſibi-
le: ſenſibile
autem ſem-
per fortius
percutit
memoria
̅
,
atq;
faciliꝰ
imprimitur
Verul. de
aug. ſcient.
l. 5. c. 5.
f. 270
☞ XVIII.
unſeren Verſtand zu unterrichten/ und ſo viel maͤchtiger/
in dem ſie die Einbil=
dung zugleich (deren Kraͤffte alle Sinne weit
uͤbertrifft/) bemuͤhſigen/ und dar=
durch dem Verſtande und
Vrtheil untergeben. Dieſe meine Gedanken will ich
durch ein Gleichniß
ausfuͤndig machen: Die Sinnbildkunſt iſt wie ein Siegel=
graber/
der das Bild oder Wapen und den Namen unſerer Einbildung fertiget;
Der
Verſtand iſt das zarte Wachs/ in welches das Gedaͤchtniß ſolches
Siegel
eindrucket. Beſagtes zu leiſten haben die klugen Itakiaͤner
eine abſonderliche
Sinnbildkunſt aufgeſetzet und mit
gemeſſenen Satzungenbefeſtiget/ von welchen
vormals Meldung
geſchehen. Weilen es aber dazumal nur entwurfsweis be=
handelt worden/ wollen
wir jetzo ausfuͤhrlichen Bericht erſtatten/ wann ſolches
anderſt der Geſelſchaft gefaͤllig iſt.
2. J. Des Herrn Vorrede von den Sinnbilderen verſtehe ich dahin/ daß
das
Abſehen in Verfaſſung ſolcher Kunſte ſey/ mit dem
Gemaͤld das Geſicht/
mit deſſelben Obſchrift das
Gehoͤr/ mit beiden aber die Ein=und Vorbildung/
(von denen in den Gedanken
ſchwebenden Bildern alſo genennet/) den Verſtand
und das
Gedaͤchtnuͤs maͤchtiglich zu beherrſchen.
3. R. Ich habe die Zeit meines Lebens dieſe Kunſt ruͤhmen und
loben hoͤren/
und mich beredet/ es ſey eine treffliche Schicklichkeit bey
einem wolſtaͤndigen
Sinnbild; es pflichten mir auch in dieſer
Meinung viel Gelehrte bey/ welche in ih=
ren Schriften ſich bemuͤhen/
ihre ſchoͤne Erfindungen vorzuweiſen.
culi Societ. Iesu Imag.
4. A. Der gleichen hat H. Veſpaſian auch geleiſtet/ bey
vorgeendem Wald=
gedichte.
5. D. Weil aber die Kuͤnſtler der Sachen noch nicht verglichen/
iſt der Muͤ=
he wol werth/ abſonderlich von jedem zu reden.
6. C. So iſt es noch keine Kunſt/ weil man wegen deroſelben
Grundfeſte noch
ſtrittig iſt/ ſondern ſol mit der
Zeit erſt in richtige Verfaſſung geſetzet werden.
7. V. Es iſt eine Kunſt/ obgleich von ſelber
unterſchiedliche Meinungen fal=CLXV.
len: ja wenn auch darvon niemals kein Wort geſchrieben zu finden/ ſo were
es
doch unter die noch zur Zeit nicht hervorgebrachte Kuͤnſte zu rechnen:
Gleicher=
geſtalt aller natuͤrlichen Sachen natuͤrliche
Vrſachen zu finden/ ob uns gleich
ſelbe nicht bekant und
wiſſend ſeyn. Daß aber unterſchiedliche Meinungen fal=
len/
dienet ſonderlich zu Ausarbeitung und Nachgruͤndung ſolcher
Kunſte; de=
ren Geſetze nicht dahin angeſehen/ daß dardurch
jemands beliebte Gedanken ſol=
ten verbunden oder verwerfflich werden;
ſondern zu behuͤlfflicher Nachricht de=
rer/ welche in Erfindung der
Sinnbilder dienliche Anweiſung vonnoͤhten haben.
8. J. Moͤgen dann alle und jede Sachen in Sinnbildern verfaſſet
werden?
9. R. Alles/ was ſichtbarlich iſt/ unterfangt die Mahlerey
vorzuſtellen; was
aber unſichbarlich iſt/ kan mit der
Sinnbildkunſt/ vermittelſt der Vmſchrift/
verſtanden
werden.
10. A. Ja/ wann man ſagt/ zu was Ende dieſes und jenes erfunden worden/
ſo wird es zu verſtehen leicht ſeyn.
11. D. Wann man aber dergleichen Dolmetſcher nicht hat/ ſo kan ein jeder
ihm ſelbſt eine Auslegung/ nach Bedunken/ dichten. Es iſt nicht zu
laugnen daß
ein Sinnbild leicht/ das andere ſchwer; eines gut und eingriffich/
das andere
ſchlecht und einfaͤltig; eines auf eine gewieſe Sache/
das andere auf viel unter=
ſchiedliche Haͤndele zu deuten. Die
beſten aber ſind meines Bedunkens/ welche in
dem Mittelſtande
nicht allzuhoch/ nicht allzu nieder kommen; die wol verſtan=
den werden
koͤnnen/ aber nicht gleich einem jeden eroͤffnet darliegen; die einen
cta in Sym.
l.
2.
ſend vielmals uͤberwunden/) ihren kraͤfftigen
Nachdruk/ nur denen/ ſo ihnen
nachſinnen und nachſetzen/
erweiſen.
12. C. Warinnen beſtehen dann die Sinnbilder?
13. V. Meine Meinung iſt/ wie zu anderer Zeiten gedacht worden/ daß ein
Sinnbild (nach dem nun ins gemein wol angenommenen Wort/) beſtehen
ſol in einem oder mehr Bildern/ und etlich wenig Worten: dieſes
ſol
14. J. Gleichwie der Menſch zwey weſentliche Theil hat/ die Seele und
denCLXV.
Leib/ deren eines ohne das andere in dieſer Sterblichkeit nicht beſtehen
kan.
15. R. Dieſes iſt die Meinung Ruſcelli eines vortrefftichen
Mitgliedes der
preſe. p.
13.
Introneten zu Siena. Ob es nun wol ein feines Anſehen hat/ ſo wird doch
ſol=
ches von Bargagli, aus beſagter Geſelſchaft/
widerſtritten/ und behaubtet/ daß
die Schrift/ oder das Obwort in dem Sinnbilde/
nicht ſeye die Seele/ ſondern
derſelben Wirkung und Sprache. Dann/
ſagt er/ gleichwie die Rede des Meu=
ſchen nicht kan ſeine Seele
genennet werden/ und die Schrift von der Rede nur
beyfaͤlliger Weis
taliter.
oder obgeſetzte Woͤrter das Bild beſeelen:
Vielmehr iſt zu bejahen/ daß das
Gleichniß/ aus dem ſolche Wort
entſprieſen/ die wahre Seele des Sinnbildes
ſey/ ohne welches es
nicht beſtehen kan: Daher dann die Meiſter dieſer Kunſt/
Kaͤi=
ſer Carls des Fuͤnften Gemaͤlde mit der zweyen Seulen
Herculis/ fuͤr kein gutes
Sancta l. 2.
de Symbo-
lis Heroi-
cis.
Sinnbild wollen gelten laſſen; weil es in keiner
Gleichnuͤſſe beſtehet.
16. A. Was iſt aber der Ausſchlag in dieſem Streite.
17. D. Guazzo* wil beide Meinungen vergleichen/ und ſchreibet/ daß man die
Rede/ als den trefflichſten Werkzeug und die Bemerkung der vernuͤnfftigen
See=
len/ halten koͤnne. Doch wil Capaccio, daß die Figur des Sin
̅
bildes
nicht der Lei=
be/ noch die Obſchrift deſſelben die Seele zu
nennen/ ſondern es ſey eine Bildung
unſerer Gedanken/ welche
erſtlich eine Vergleichung/ nachmals die Rede/ oder
die Schrift als ihre
Zuͤchte gebere/ die beide doch nichts anders als finſtere Schat=
ten
entwerffen was wir im Sinne haben: Ohne Verbluͤmung aber darvon zu re=
den/
ſo ſey das Bild die Materie/ die Schrift die Form/ oder jenes der Gezeug/
welchen das Beywort geſtalte; Die Verfaſſung dieſer beiden
ſey das Gleich=
niß/ dahin die gantze Erfindung ziele.
18. V. Es iſt wol darvon geredet/ und will ich es noch deutlicher mit vorer=
wehntem Sinnbilde verſtehen machen: Es ſind in demſelben zween
Engel/ de=
ren der eine ſinget/ der andere auf der Lauten ſpielet:
Dieſer gleichet der Materi/
welche nicht koͤnte verſtanden werden/
wann nicht der andere mit deutlichen
beyſtimmete/ und ſolcher Stimme Forme gebe oder geſtaltete.
MDaher dann auch in dieſem Verſtand bleiben kan die Beyſchrift:
19. D. Es kan eben dieſes Sinnbild die Deutung tragen zweyer guter Freun=
de/ oder zweyer Ehegatten/ als welche haben ſollen einen Mund und Muht/ ein
Hertz und Sinn.
20. R. Wil man aber ein Geiſtliches Sinnbild daraus haben/ kan es auch den
Fruchtloſen Glauben bedeuten/ welcher ohne die Werke/ als
deſſelben natuͤrliche
Stimme/ nicht zu vernemen iſt.
21. J. Nun verſtehe ich beſſer/ daß der Herr geſagt hat/
die Sinnbilder be= ſtehen in einem oder mehr Bilderen/ und wenig Worten/
darinnen beider Sinn Meinung und Verſtand verfaſſet/ welche
dann mehr
22. A. Das verſtehe ich nicht/ waruͤm ſie mehr weiſen
ſollen als gemahlet o=
der geſchrieben iſt.
23. V. In dem nemlich die Gleichheit des Bildes mit dem Verglichenen/ in
unterſchiedlichen Stucken beſtehet/ deren das vornemſte bedeutet/
die anderen
darunter verſtanden werden.
24. R. Dieſes kan erſtbeſagtes Sinnbild vernemlicher ausdrucken.
Leichtlich iſt
zu er ſehen/ daß das Singen und Lautenſchlagen auf
die Vereinigung der Reim=
und Muſickunſt abſihet; Es kan aber auch
ferner betrachtet werden/ daß ſolche
Zuſammenſtimmung zweier
Engel/ bemerke himmliſche/ reine/ keuſche und heili=
ge Geiſter/
welcher Gluͤckſeligkeit in dem Lobgeſang Goͤttlicher
Majeſtaͤt be=
ruhet.
25. D. Hieraus kommet dann gleichsfals zu betrachten/ wann man dieſes
Sinnbild von dem Eheſtand oder Freundſchaften verſtehen wil/ wie
ſelbe ſollen
beſchaffen ſeyn/ daß ſie den ewigen
Freudenſtande in dieſer Sterblichkeit etlicher
maſſen
gleichen moͤgen.
26. J. Vnd ſolcherley Gedanken koͤnnen von allen bißhero erzehlten
Sinnbil=CLXV.
deren veranlaſſet werden.
27. R. Dieſe Sinnbildkunſt hat mir jederzeit fuͤr vielen anderen
beliebt/ nicht
allein weilen die Erheber und Vhrheber der
Geſpraͤchſpiele ſich eiferig darunter
bemuͤhet;
ſondern auch/ weil der ſelben Gebrauch faſt vielfaͤltig
iſt; als in Aufzuͤ=
gen/ Turnieren/ Muͤnſtbregen
Stammbuͤchern/ Tugendlehren/ Lobgedichten/
Schertzſchriften/
Liebshaͤndelein/ Gluͤck wuͤnſchungen/ Traurſachen/ und
vielen
dergleichen Begebenheiten.
28. V. Hierbey erinneren die verſtaͤndigen Meiſter dieſer
Kunſt/ daß man in
Erfindung der Sinnbilder/ welche ſonderlich
Fuͤrſten und Herren zu Lob gema=
chet werden/ beobachten ſolle/
daß ſelbe nicht widriges Anſehen/ und verachtliche
Deutungen bey dem
gemeinen Mann gewinnen koͤnnen: Dann ob zwar nichts
ſo gut/ das nicht
boͤßlich koͤnne ausgelegt werden/ ſo ſoll man doch die Gelegen=
heit darzu/ ſo viel moͤglich/ vermeiden.
29. A. Der Sinnbilder Lobſpruch iſt/ wie Herr Reymund ſagen
wird.
30. R. Welches iſt die Kunſt/ ſo die unbegreiffliche Gedanken des
faſt
Goͤttlichen Verſtandes des Menſchen belangen kan?
Welches iſt die Wunder=
volle Klugheit/ die das Vnſichtbare entwerffen/
das Vnbekante vorſtellen/ das
Vnausſprechliche
verabfaſſenkan? Welches iſt die hochweißliche Wirkung/ ſo
die unver gleichliche Gedaͤchtniß/ das mehr als irdiſche Gemuͤht/
und die hoͤchſt=
fahrende Vernunft des Menſchen
beherrſchen/ verpflichten/ und ausfuͤndig
machen mag? Die
Sinnbildkunſt iſt es. Die Rede iſt (oder ſolte ſeyn) des
Hertzens getreue Dolmetſcherin/ und die edelſte Gabe/ durch welche wir
von den
dumen Viehe unterſchieden werden: Wie wird aber ſolche Rede
erzeuget? Durch
die maͤchtige Bildung unſerer Gedanken Kein Wort kan aus
unſerem Mun=
de hervorbrechen/ welches nicht in dem Sinn zuvor gebildet worden
were/ und
muͤſſe in den leichten Luft dahin wallen/ wann es nicht
durch die Schrift ange=
halten/ und gleichſam Handfeſt gemachet
wuͤrde. Kurtz zu ſagen: Die Sinn=
bildkunſt iſt eine
nachdenkliche Ausdruckung ſonderlicher Gedanken/ vermittelſt
einer
ſchicklichen Gleichniß/ welche von natuͤrlichen oder
kuͤnſtlichen Dingen
mit wenig nach ſinnlichen Worten ausgefuͤhret iſt. Das
erſte Sinnbild iſtCLXV.
von dem Allmoͤgenden Schoͤpfer in dem Paradis erhaben worden/ in dem er
den
Baumen des Erkantniß Gutes und Boͤſes/ mit dieſem
Beywoͤrtlein: Du ſolt nicht davon eſſen/
geſetzet: nachmals den Engel mit dem Feuerflammenden
31. D. Wir wollen des Herren Veſpaſians juͤngſtgegebene
Geſetze wieder
aufſuchen/ durchgehen/ und von jedem abſonderlich
reden Von einer Sache
nach der Laͤnge ausfuͤhrlich handelen ermangelt
ſelten des Verdruſſes/ unter=
ſchiedlich und
oͤftermals darvon reden/ bringet Beluſten/ und das
faſtvergeſſene
in ſichere Wiedergedaͤchtniß.
DAs erſte habe ich/ meines erinnerens/ in ſolchen Worten verabfaſſet:
1. Jedes Sinnbild ſoll beſtehen in Figuren und etlichen
beygeſchriebenen Worten.
2. J. Hierdurch ſind ſolche Sinnbilder von anderen Gemaͤhlden und
Schrif=
ten abgeſondert/ als welche entweder nur in Gemaͤhlden allein
beſtehen/ oder in
Schriften als gemahlet beſchrieben/ oder gemahlet und
umſtaͤndig beſchrieben
werden.
3. R. Sie werden auch unterſchieden von den Bilderſchriften/ welche
entwe=
der ohne oder mit wenig Buchſtaben etwas zu verſtehen geben.
4. A. In der gleichen Bildereyen ſollen die Egyptier der Natur
Geheimniſſe
und allerhand Lehren verfaſſet haben.
5. R. Derſelben Auslegung hat muͤſſen von den
Lehrweiſen oder Prieſteren
nach und nach erlernet werden/ und ſind
dieſes Orts nicht gehoͤrig. Ich
aber durch die Bilderſchrift/ wann ein Bild oder Figur einen ſolchen
Na=CLXVI.
men hat/ der unvermeldet an ſtat der Schriftdienen kan/ als da iſt/ eine
Wol= len ohne Werk uͤberſchicken/ zu verſtehen gebend/
man habe das
6. D. Hieher gehoͤrt/ daß einer eine reiche Witfrau zu freyen gemeint/ und als
er ungeſehr mit jhr ſpatzieret/ und ein Kraut/ Mannstreu genant/
angetrof=
fen/ er darvon abgebrochen/ und der Meinung uͤbereiget/ daß er ihr
verſpreche Mannestreu/ oder eheliche Liebe: Darauf ſie ungefehr
weit darvon das Kraut Frauenmuͤntz erſehen/ und auf
daſſelbe deutend/ zu verſtehen geben/ Manns=
treu ſey fern
von Frauenmuͤntz; und daß die Heiraten/ welche aus Liebe zum
Gelde
geſtifftet werden/ nicht wol geluͤcken: iſt leichtlich zu erachten/ ob
er das Ohrband an ſeinem Degen angeſchauet. Die Italiaͤner/
Spanier und Fran=
tzoſen haben dieſer Sachen viel erfunden/ welche
ſich nicht laſſen in unſere Spra=
che bringen/ weil
ſie in zweydeutigen Worten beruhen. Als einer hat wollen zu CLXVI.
mahlen
laſſen/ ſauren Camfer/ welcher auf Spaniſch heiſt Malva,
mal va. Ein
anderer hat ſeine Liebe gegen eine Jungfrau/ Anna
benamſt/ bezeugen wollen
mit dem Gemaͤhl eines Ankers/ welcher auf
Italiaͤniſch heiſt an cor a, zu ver=
ſtehen/ die Anna habe
ſein Hertz. Die artlichſte Bilderſchrift aber/ welche ich je=
mals
geleſen/ iſt dieſe; Eine Jungfrau wurde von ihrem Buhlen
verlaſſen/ und
uͤberſchicket ihm deswegen einen
falſchen Diamant/ in deſſen Einfaſſung geſchrie=
ben ware perche m’ abandonni, di amante falſo? Zu Teutſch; Warum
verlaͤſt
du mich/ ſag/ du falſcher Buhler? Daraufhat er an
ſtat der Antwort ihr zuge=
ſchickt em zerbrochenes Perlein auf zweyen
ineinander geſchloſſene
̅
Haͤnden; aus=
druckend: per
la, wegen rotta fede, gebrochener Treu/ ſo durch die ineinander
geſchloſſene Haͤnde bedeutet war Die Frag iſt
geweſen eine Bildſchrift/ die Ant=
wort ein Schriftbild: weil in jenem
die Schrift das Bild oder die Figur erklaͤret/
in dieſem das Bild eine
Schrift in ſich haͤlt.
7. J. Od dieſes nun ſich nicht begeben haͤtte/ ſo
iſt doch die Erfindung lobens
wehrt. Dergleichen habe ich auch gehoͤrt/ (ob es ein Gedicht oder
Geſchicht ſey/CLXVI.
laß ich dahin geſtellet ſeyn. Ein alte Frau ſchickte ihrem
entrunnenen Mann ei=
ne Scheiden von einem Degen/ auf welcher
geſchrieben
Er wolte ihr hingegen zu erkennen geben/ daß ſie ihm zu alt/ und
uͤberſendet ihr
ein Kraut Alteehe genant/ mit der
Beyſchrift:
Alſo daß es ſich faſt reimet/ daß Scheiden thut wehe/ komt von der
alten Ehe.
8. V. Dieſe Wortarten moͤgen mit geringer Muͤhe in
groſſer Anzahl zu Hauf=
fen gebracht werden: muͤſſen
aber meinſtentheils ihren Dolmetſcher bey ſich ha=
ben/ oder
werden ſonſten von vielen fuͤr Raͤhtſelbilder
gehalten.
9. A. Dergleichen auch das Wuͤrffelſchloß iſt/ welches durch
behutſames dre=
hen nur der/ ſo es verſtehet/ oͤffenen
kan.
DAher ſchickt ſich auch/ wann die Buchſtaben/ deſſen Dings
ſo wir
betrachten/ verſetzet werden/ und aus denſelben ein
ſolches Wort
komt/ welches zu Erfindung des Bildes Anlaß giebet.
2. A. Durch ein Exempel werden wir es beſſer verſtehen.
3. R. Wir wollen in dieſer Sache/ darvon wir reden/ ein Beyſpiel finden.
Das
Wort
mit verwechſelden Buchſtaben/ ſchlieſſet
Wann ich nun betrachte alles was blind/ oder tunkel in der Natur/ und der Kun=
ſte zu finden/ beſinne ich/ daß eine finſtere Kammer/ in welcher
durch ein eintziges
Loͤchlein die Stralen einlauffen/ eine ſolche Blindniß
heiſſen kan/ in dem dasCLXVII.
finſtere Anſtat des Bildes/ der Strale an ſtat der
Schrift
ein feines Sinnbild ver=Sinnbild. Blindniß.
DAmit man aber wiſſe/ daß ſolche Erfindung von den verſetzten
Buch=
ſtaben entſtanden/ halte ich fuͤr ſchicklich/ daß man
das Wort un=
tenher/ die Auskunft deſſelben obenher
beyſchreibe.
4. D. Die Erfindung des Letterwechſels iſt bey den Ebreeren im Gebrauch
ge=
weſen/ und nicht der geringſte Theil ihrer Cabala. Es
ſchaͤrfet ſolcher das Vr=
theil/ veranlaſt zu
ſchoͤnen Gedanken/ vermehret allerhand Erfindungen/ brin=
get
ſondere Lieblichkeit und Nachdruck in den Reimen/ und flieſſen oftmals
feine
Erinnerungen aus ſo verſetzten Buchſtaben; ja ſie
dienen zu Loben und Schaͤn=
den/ wie aus vielen Exempelen deren/ die davon
geſchrieben haben/
ti reſponſio
pro Ana-
grammato-
graphiæ
ſtudio.
☞ CXLVI.
hen iſt.
5. C. Mich bedunket/ daß dergleichen zu Werke zu richten ſehr ſchwer
ſey/ und CLXVII.
werden muͤſſe.
6. R. Schwer moͤchte es wol ſeyn dem/ der hierinnen niemals einigen
Verſuch
gethan/ und des Vortheils unwiſſend iſt. Daß es
aber keine Kunſt ſondern nur
ein Fleiß/ iſt andermal
erwaͤhnet worden.
7. A. Es iſt ſolcher Fleiß ſehr langweilig und
verdruͤſſlich.
8. R Deswegen iſt auch ein viel naͤhrer Wege zu dem Letterwechſel
zu gelan=
gen/ erfunden worden.
9. J. Warum gebrauchet ſich der Herr des unbekanten Wortes Letterwech=
ſels?
10. R. Weil es ein gutes Teutſches/ wiewol noch der Zeit nicht gar gemeines
can. Her-
mathen. f.
36. 37.
147.Gelied/ daher Augenlieder/ glit= ter/ zergeliederen/ u. d. g. Das lit
kommet/ nach Becani Meinung/ vom Lein
11. J. Ein Exempelkan uns dieſes beſſer verſtehen
machen.
12. R. Ein ſolches habe ich unlangſten auf die Krankheit eines
hocherleuch=
ten Lehrers des Goͤttlichen Wortes gemachet.
Hierbey aber ſolte vieleicht nicht auſſer dem Wege ſeyn/ folgende
Anmerkungen
zu beobachten:
I. Die Teutſchen Namen ſollen mit Teutſchen Endungen den
Letterwechſel
ſchlieſſen: Wie auch die Lateiniſchen
Namen ihre Endungen behalten muͤſſen/ als
daß ich nicht darf
ſetzen Johann fuͤr Johannes/ Georg fuͤr
Georgius.
II. Wird erfordert/ daß in dem Wechſelſchluß alle
Buchſtaben mit eingebracht
werden/ keiner veraͤndert/ ſo gar daß
auch das u und v/ das j und i (wann es
moͤglich) nicht verwechſelet
werde; doch hat das h/ weil es vielmehr ein Hauch=
laut/ als ein volſtimmiger
Buchſtab/ die Befreyung/ daß es mag eingerucket oder
uͤbergangen
werden.
III. Der Wechſelſchluß ſol eine gantze/ oder zum
wenigſten eine halbe Meinung
geben/ welche das Sinnbild voͤllig
erſtatten kan/ auch der Namen nicht zu viel
Buchſtaben haben/ daß der
Letterwechſel zu einem Sinnbild eine halbe Zeile uͤber=
treffe.
Sonſten iſt bey Verleiſtung dieſer Anmerkungen keine Ehre
einzulegen/
und kan nicht anderſt als eine unartige Stimpeley
heiſſen.
13. V. Der Herr hat hier eine quellende Springaderen eroͤffnet/ welche zu
vie=
len Nachgruͤnden dienen wird. Man neme einen eigenen Namen/ ſuche durch
Verſetzung der Buchſtaben die Auskunft den Wechſelſchluß/
oder was heraus
kommet/ gebrauche dieſelbe an ſtat der Schrift/ und dero
Inhalt zum Gemaͤhlde.
II. DEr Figuren ſollen auf das meinſte drey ſeyn/ auf das
wenigſte eine.
2. J. Von denen Sinnbilderen/ welche faſt keine Figur haben/
iſt
bereit geſagt worden; Die Vrſachen aber dieſes Geſetzes
ſind noch zu erwaͤh=
nen.
3. R. Was man mit einer Figur genugſam kan ausbilden/ darzu ſol man
nicht mehr gebrauchen: damit aber die Anzahl der Figuren beſtimmet werde/
ſind
auf das meinſte drey derſelben zugelaſſen/
jedoch daß ſie alle zu einem Zweck zie=
len/
he
die drey
Spitzen im
eꝛſten Buch=
ſtaben die=
ſes Spiels
4. C. Solchergeſtalt iſt das vorgedachte Sinnbild von der Muſic
und Reim=
kunſte falſch; weil in denſelben die zween Engel das
Geſangbuch/ und die Laute zu
ſehen.
5. V. Die Figuren ſind nicht alſo zu rechnen: Die Engel weren an= und
fuͤr=
ſich ohne gewieſe Deutung/ wann ſie nicht
ſingend oder ſpielend gebildet worden/
welches zu verſtehen das
Singbuch und die Laute vonnoͤhten iſt/ ſind aber fuͤr
keine
abſonderlich Figuren zu halten.
6. D. Ein Sinnbild ſol Grundſachlich nur auf ein gewieſes
Gleichniß abzielen/
zu welches Verſtand drey Haubtfiguren genug ſeyn: daß
aber ſelbe auch Neben=
deutungen haben/ iſt ungefehr/ und zu der
betrachtenden Gutachten geſtellet.
7. J. Wann man die Meinung/ oder den Sinn des Bildes durch nachdenkli=
che
Figuren zu verſtehen gibt/ ſo iſt vieleiche dieſe Regul
ſo eben nicht bedenklich.
8. V. Es ſollen nicht mehr als drey bedeutende Figuren/
unterſchiedliches Ge=
ſchlechtes/ in einem wolgeſtalten
Sin
̅
bild ſeyn.
l. 1. c. 20.
len wir zu urtheilen uns nicht erkuͤnen/ ſondern zu mehrerem
Verſtande das
des Oberſinnbildes der Geſpraͤchſpiele hiehero wiederholen/
welches iſt ei=
ne Sonnenuhr von Blumwerke/ mit der Schrift:
Hier iſt das Blumenfeld/ die umgeſetzte Zahlen deſſelben/ der
Zeigerreben/ nur
fuͤr eine Figur zu halten; die Sonnen fuͤr die andere
der Schatten fuͤr die dritte.
Daß aber der Zeiger ein Reben/ und der Schatten
auf die ſiebende Zahl triffet/
ſind Nebendeutungen.
9. C. Ob nun dieſe Dinge nicht eines Geſchlechtes ſind/ ſo
gehoͤren ſie doch zu
einem Haubtwerke.
f. 120.
10. R. Hieraus iſt zu ſchlieſſen/ daß von keinem Sinnbilde
kan geurtheilet
werden/ man habe dann der Figuren Eigenſchaften alle und jede
erlernet/ und be=
trachtet.
11. A. Weil dann ſolche abſonderliche Gedanken nicht allezeit zu
errahten/
und durch Beyſetzung weniger Wort nicht verſtaͤndlich/
als iſt es billich/ daß die
Rede nachgeſetzet werde/ wie bishero
auch faſt von allen der ſelben Scribenten zu
leſen.
12. V.
III.
Die Figuren ſollen in ihrer deutenden Geſtalte ſcheinlich und
ſichtig ausgemahlet werden.
13. C. Was wird dann durch das Wort ſcheinlich verſtanden/ daß
ſolches
ſonderlich bey den Sinnbilderen zu beobachten.
14. V. Dieſe Erinnerung iſt nicht zu verwerffen: Dann weil ins gemein zu
den Sinnbildern Landſchafften/ Gaͤrten/ Gebaͤue/ u. d. g. in die
ferne gebracht
werden/ ſo muß des Sinnbildes Figur auf dem forderſten
Grunde ſtehen/ damit
es ſcheinlich/ im erſten Anblick zu
Geſicht komme/ und mit den anderen ungefeh=
ren Gemaͤhlden nicht
verſetzet werde.
15. C. Es beliebe dem Herrn ſolches mit einem Beyſpiel ausfindig zu
machen.
16. R. Weil ihrer viel aus Vnwiſſenheit dieſer Regel manche
Fehler began=
gen zu haben ſcheinen/ als mahle ich eine Hand/ welche einen Stein
in das
wirft/ dardurch faſt unzehliche Rundungen entſtehen/ mit dem Obwort:Von geringer Vrſach. Wolte nun der Mahler etliche auf dem Meer
ſchwe=
bende Schiffe/ einen Meerhafen oder dergleichen darzu ſchickliche
Sachen darbey
mahlen/ wuͤrde man nicht wiſſen/ welches die Figur
des Sinnbildes were/ und
dardurch die Deutung unlauter und zweiffelich machen.
17. C. Was heiſt aber die deutende Geſtalt?
18. D. Ich verſtehe es alſo/ daß die Geſtalt der Figur/ welche am
fuͤglichſten
die Meinung des Erfinders deutet/ ſolle
erkieſſet und ausgebildet
werden. Als/ die alten Schwaben und Burgundier
haben in ihren
Fahnen eine Katz gefuͤhret
f. 65.
Wann nun dieſe Katz ſpringend oder lauſchend ſolte gemahlet
ſeyn/ wuͤrde es
das Anſehen gehabt haben/ als ob ſie
anderen nach hergebrachter Freyheit geſtel=
let haͤtten: were ſie
aber ſitzend oder ſchlaffend gebildet/ haͤtte man Traͤgheit oder
Fahrlaͤſſigkeit daraus abnemen moͤgen.
19. J. Nun erhellet wie wol ſolches alles ausgedacht worden/ und ob ich zwar
Sinnbilder zu erfinden mir nicht laſſe angelegen ſeyn; ſo
iſt mir doch lieb darvon
zu hoͤren und zu lernen.
20. V.
IV.
Die Figuren ſollen nicht gantz unbekant und ungeſtaltet ſeyn/
und keine Menſchliche Bildungen haben.
21. A. Nemlich nicht unbekant fuͤr ſich ſelbſten/
oder von unbekanter Wir=
kung.
22. R. Dergleichen ſind die Indianiſche Thiere und
Erdgewaͤchſe/ welche in
den Sinnbilderen nicht zugelaſſen
werden/ man unter ſchreibe dann ihren Na=
men/ und bedeute ausfuͤhrlich
ihre Wirkung/ oder es ſeyn deſſelben Fruͤchte ins
gemein
bekant/ wie Zucker/ Gewuͤrtze/ Corallen und dergleichen/ die allhier nicht
gemeinet ſeyn.
23. C. Ohne ſolche Beyſchrift ſind faſt alle
Kraͤuter in dem Gemaͤhlde ſchwer
zu erkennen/ ſo wol auch
als die Baumen/ und das Gefluͤgelwerk/ welches nicht
in Sinnbilderen zu
fuͤhren/ als in Ermanglung anderer Figuren/ uͤm ſeine Ge=
danken
zu verſtehen zu geben.
24. D. Vnter dieſe Zahle der faſt unbekanten/ oder ja ins gemein
verborgenen
Sachen gehoͤren auch die kuͤnſtlichen Geretſchaften/ von
ſelbſtbewegenden Ge=
werden/ Winden und Wellen/ wie auch alles
deſſen deutende Wirkung aus dem
Gemaͤhlde nicht erkant werden kan/
als das Qweckſilbers fluͤchtige Natur die an=
ziehende Staͤrke der
Magnetfelſen/ die Tugend des Bezoars oder Paradißhol=
tzes/ u. d. g.
25. J. In Summa was nicht ohne die Schrift kan erkennet werden/ oder
ſondere Farben erfordert/ ſcheinet zu vermeiden
26. V. Durch ungeſtalte Figuren werden verſtanden dieſe/
welche von Na=
tur ungeſtalt/ als Mißgeburten die Plemii/ von welchen Plinius
ſchreibet/ daß
ihre Augen/ Naſen und Mund auf der Bruſt
ſtehen: Wiewol von denen/ wel=
che die gantze Welt durchſchiffet haben/
noch der Zeit keine ſolche Leute angetrof=
fen worden/ und gebraucht ſich
ſolches Sinnbildes Anna Roͤmers/ zu bedeuten
nepoppen
derde
̅
Spock
dat XXXIV.
am 157. Bl.
einen aufrichtigen Mann/ der redet was er im Hertzen hat. Es ſind auch hier=
durch ausgeſchaffet die mißgeſtelte oder abentheurliche
Zuſammenſetzungen/
welche der Natur nicht gema
̅
ß kommen/ als ein
halber Adler/ und ein halber
120. dell’
Impreſe.
fluͤgender Schnecke/ ein gefluͤgelte Schildkrot:
Politicas
del Diego
Saavedra. f,
135. 540.
267.
gen nicht ermanglen/ aber nach den Regelen nicht richtig ſind:
Dann wie unge=
ſtalte Woͤrter die Rede/ alſo
ſchaͤnden ungeheure Figuren die Sinnbilder.
27. A. Ferners iſt die Frag von den Menſchlichen Bilderen/ ob
ſelbe in dieſer
Kunſte zulaͤſſig oder
nicht?
28. D. Welche ſie mit Nein beantworten/ geben dieſe Vrſachen;
Weil die
Bilder die Menſchen betreffen/ alle Menſchen aber eines
Geſchlechts ſind/ als
koͤnne unter ihnen eine Gleichniß ohne
Zuthun einiges Gemaͤhlds angeſtellet wer
den/ Welche Gleichheit vielmehr
ein Exempel als ein Sinnbild zu nennen kom=
me: Als wann man einen Helden zu
unſerer Zeite/ mit dem groſſen Alexan=
der/ oder einen Gelehrten
mit Ariſtotele vergleichen wolte/ ſo were es nichts an=
ders als den
Redneren oder Poeten eingegriffen/ denen zuſtehet der gleichen mit
praͤchtigen Worten nach der Laͤnge auszufuͤhren; oder es wird
ſolche Geſchichte
den Namen eines Gemaͤhldes/ und nicht eines
Sinnbildes erhalten. Zum an=
deren/ weil in der Natur und Kunſte ſo
vielerley zu finden/ daß man der
Figuren wol miſſen kan. Anſehlicher iſt eines
Loͤwens/ als eines Affens
Geſtalt/ obgleich dieſe den Menſchen aͤhnlich iſt.
Drittens/ weil das Sinnbild
eine ſichbarliche Ausdruckung des Menſchen
Gedanken ſeyn ſoll/ moͤgen ſolche/
vermittelſt eines
anderen ſtum
̅
en Menſchenbildes/ nicht verſtanden werden. Ich
will durch eine Prob mich beſſer verſtehen machen; Man mahle einen
Diener/ der
ſeinem Herrn durch eine aus dem Mund gehende Beyſchrift
dieſe Wort zuruft: Herr/ thut nicht wie ein Kind! und er antwortete
gleicherweis: Ich will es thun.
29. J. Iſt aber dieſe Meinung guͤldig/ ſo werden auch die
Engel/ welche in
Geſtalt der Juͤnglinge ausgebildet/ nicht ſtat
finden koͤnnen.
30. R. Daß unter den Gemaͤhlen/ und Sinnbilderen ein groſſe
Vnterſchied
ſey/ wird niemand abredig ſeyn; Hieraus folget aber
noch nicht/ daß keine Menſch=
llche Figuren in den Sinnbilderen zu gebrauchen.
Waruͤm ſolte doch das edelſte
unter allen
Weltgeſchoͤpfen hiervon ausgeſchloſſen ſeyn? Warum
ſolten unſere
freye Gedanken hierdurch eingezwenget werden/ daß
ſie gleichſam pflichtig/ das
Geringere dem Schaͤtzbaren
vorzuziehen? Vnter den Arten einerley Geſchlech=
te iſt die
groͤſte Gleichheit befindlich/ und moͤgen die unſichtbaren
Gedanken/ durch
die ſichtbare Geſtalt/ Werke und Stellungen des Bildes
meiſterlich verſtanden
werden; gleichwie zu unterſcheiden des
Menſchen Gemuͤht/ von ſeinem Thun
und Laſſen/ durch
welches ſolches gehandhabet wird. Wann die Kuͤnſtler bey
ſolchen Bildereyen erforderen/ man ſolle keine Menſchliche Figuren
gebrauchen;
hat es den Verſtand/ daß man die Gedichte und Geſchichte/
welche ohne ſothane
Figuren nicht koͤnnen vorgewieſen werden/ an
ihrem Orte fuͤr Beyſpiele beruhen
aſſen ſol. Sind alſo die Menſchlichen Figuren in den
Sinnbilderen zu verſtatte
̅
/
. Wan
̅
des Erfinders Gedanken dardurch am fuͤglichſten
geſtaltet werden koͤn
̅
en/
als dieſes Orts mit den Engeln:
Maſſen ein Geſangbuch und eine Laute den wol=
deutenden Nachdruck/
(das Singen und Spielen zugleich zu verſtehen/) nicht
gehabt haͤtten/ auf
welcher Thun/ und nicht auf die Perſonen/ das Abſehen ſon=
derlich
gerichtet iſt.
II. Wann die Menſchliche Figur erkantlich/ und das Gleichniß
nicht eine Per=
ſon/ ſondern etwan eine andere Sache betrifft/ ſo
ſonſten zu Geſichte nicht kom
̅
en
kan: als/ daß ein blinder
Cupido von einem Hund gefuͤhret wird/ kan uͤber obge=
dachte Deutung/ daß
wir Menſchen uns von viehiſchen Begierden/ als Blinde
leiten
laſſen/ auch zu verſtehen geben/ daß man ſich einem getreuen
Freunde ver=
trauen ſollen/ und denſelben mit blinden Gehorſam
folgen.
III. Werden die Menſchliche Figuren zugelaſſen in Geiſtlichen
Gemaͤhlden/
welche mit den Sinnbilderen eine genaue Verwandtſchaft tragen.
31. A. Der Herr erzehle etliche ſolche Geiſtliche Gemaͤhlde.
HVgo Herman
̅
in ſeinem Buͤchlein/ genant das Gottſelige Verlan=
ria.
gen/ fuͤhret ein die Gnad Gottes in der Geſtalt eines Engels; den
Menſchen in Geſtalt eines jungen Maidleins/ und ſtellet unter vie=
len Spruͤchen der H. Schrift/ die Wort aus dem 16. Pſalm/Du thuſt mir kund den Weg zum Leben/ alſo fuͤr: Daß der
Engel das Maͤgdlein in ei=
2. J. Herr Reymund wird uns auch hierinnen eine Prob leiſten/ und die
Spruͤ=
che/ welche wir ihm ſagen werden/ ſo viel moͤglich
iſt/ alſobalden ausbilden.
3. R. Ob ich wol hierinnen nicht ſonderlich geuͤbet bin/ ſo will
ich doch verhof=
fentlich erweiſen/ daß ſolche Erfindungen viel leichter
ſind/ als ſie ſcheinen.
4. J. Von der Liebe des Nechſten ſchreibet der Apoſtel: Wann
ich mit Menſchen/ und mit Engelzungen redete (oder es allen
himmliſchen und
irdiſchen Geſchoͤpfen in der Wolredenheit
gleich und bevor thaͤte/) und haͤtte die Liebe nicht/ ſo were
ich ein doͤnend Ertz/ oder eine klingen= de Schelle.
5. R.
DEs Menſchen Hertz iſt gleich einem ſchoͤnen Orgelwerke/ welches
faſt Engliſchen hocherhabenen Tugenden und
Wiſſenſchaften faͤ=
hig iſt; doch ohne Nutzen/ wann
nicht der Geiſt der Liebe in ſolches Orgelwerk
blaͤſet/ und
gleichſam die Kunſt beſeelet. Weil aber von dem doͤnenden Ertze
ge=
meldet wird/ koͤnte auch das Gemaͤhld ein Engel ſeyn/ deme
eine verloſchene Am=
pel oder Lampen aus den Haͤnden gefallen/
abſehend auf die klugen Jungfrauen
ſigkeit erloſchen.
6. V. Vnd wann ich weiſſagen koͤnte/ und wuͤſte alle
Geheimniß/CLXIX.und alle Erkaͤntnis/ und haͤtte die Liebe nicht/ ſo were ich
nichts.
7. R.
WIe viel Ringlein oder Zero ohne vorhergehende Zahle nichts gelten;
mne refert
in unum.
alſo iſt auch die Weiſſagung/ die Kundigung der
Geheimniſſen/ Er=
kantniß der Wiſſenſchaften/ ob
ſolches alles gleich in trefflichſter Volkom
̅
enheit
(durch die runde
Figur bedeutet/) ſeyn wuͤrde/ fuͤr nichtig und unrichtig zu halten
ohne Liebe/ daher es auch hier billich heiſet: Eins iſt euch
vonnoͤhten.
8. A. Vnd wann ich alle meine Haabe den Armen gebe/ und lieſſemeinen Leib brennen/ und haͤtte die Liebe nicht/ ſo we= re mirs
nicht nutze.
9. R.
NIcht das/ was der Bauersmann in der Scheiren hat/ ſondern das/
miſſus Cœ-
lo ſi deficit
Ignis.
was er bey der Son
̅
en Stralen dem fruchbaren Acker anvertrau=
et/ das nutzet
er.
10. C. Die Liebe iſt langmuͤtig.
11. R.
DErgeſtalt/ daß ſie auch das boͤſe mit gutem zu vergelten
pfleget/ wie
der edele Weinſtock/ fuͤr die Wunden/ die der Hecker
ſeinen Reben
zufuͤget/ mit koͤſtlichen Fruͤchten
belohnet.
12. D. Die Liebe iſt freundlich.
13. R.
MAn betrachte das Sonnenliecht/ ob es nicht Guten und Boͤſen gleich
freundlich iſt/ ob es nicht allen Geſchoͤpfen Wuͤrdige und
Vnwuͤr=
dige mit lieblichen Stralen beleuchtet.
14. J. Die Liebe eifert nicht.
15. R.
OBwol dieſes auszubilden bedenklich; ſo halte ich doch darvor/ man
ſolte keine ziemlichere Figur hierzu finden koͤnnen/ als eben die Son=
ne/ welche auch die duͤſteren Wolke
̅
/ ſo von der tufftigen
Erden durch
die Hitze erhaben/ und ſich ihrem Glantze entgegenzihen wollen/
beſcheinet/ erhel=CLXIX.
let und durchleuchtet.
16. V. Die Liebe treibet nicht Muhtwillen/ oder thut nicht unrecht/ oder frevelt
nicht.
17. R.
MAn betrachte die Sonne/ welche ein anderes Liecht/ vermittelſt ei=
mnia rectis.
nes Fewerſpiegels/ entzuͤndet/ ſo wird ſich befinden/ daß
ſolches al=
les mit rechten ſtrengen und geraden Stralen
beſchiehet? Die irdiſche Liebe gehet
mit vielerley Hinterliſt/
Truge und Verſchlagenheit uͤm; Die wahre Liebe wirket
hingegen offentlich
und am Tage ungeſcheuet/ nach der Richtſchnur der War=
heit und
Gerechtigkeit.
18. A. Sie blehet ſich nicht.
19. R.
ZV Vorſtellung dieſer Woͤrter moͤchte man mahlen einen neuen
purus ſin-
cerus in æ-
quo
eſt.
und alte
̅
Wein; jener gieret von Vnreinigkeit; dieſer ruhet in ſeiner
CLXIX.
Demut hingegen angenem und wehrt.
20. C. Sie ſtellet ſich nicht ungeberdig.
21. R.
IN dem die Liebe Vrſach hat zu zoͤrnen/ und ſich uͤber andere zu
er=
heben/ ſo nimmet ſie doch Magnet oder Eiſenſteins Art
an ſich/ wel=
cher/ ob er wol mit dem hohen Nordſterne in ſteter
Gegenliebe begriffen iſt/ ſtel=
let er ſich doch nicht ungeberdig
gegen das allerniederigſte und geringſte Metall/
das Eiſen.
22. D. Sie ſuchet nicht das ihre.
23. R.
NIcht anderſt als wie eine Muͤhle alles wieder gibt was man aufge=
ſchuͤttet/ ohne eignen Nutzen und Nachtheil.
24. J. Sie laͤſſet ſich nicht erbitteren.
25. R.
OB man gleich eine Seiten auf der Lauten hart anſpannet/ ſo wird
reſpondet
amicè.
ſie doch allezeit ein liebliches Getoͤne von ſich hoͤren
laſſen.
26. V. Sie trachtet oder denket nicht Schaden zu thun.
27. R.
BEy der irdiſchen Weltliebe waltet ſtetig der Argwohn und das Miß=
umbras re-
ctus Amor.
trauen; bey der wahren Chriſtlichen Liebe iſt dergleichen nicht zu be=
fahren; ſie iſt wie die Sonne am hellen Mittage/ die etliche
Voͤlker
ohne Schattensſtreife beſcheinet.
28. A. Sie freuet ſich nicht der Vngerechtigkeit/ ſie freu= et
ſich aber der Warheit.
29. R.
UNd wan
̅
es recht zugehet. Gleicherweis die falſchen Griffe auf
tur, iniquis
officiis af-
flicta dolet.
der Lauten dem Gehoͤr verdruͤßlich/ die
Kunſtmaͤſſige angenem ſind.
30. C. Sie vertraͤgt alles.
31. R.
WIe ein Knab die brennenden Son
̅
enſtralen durch ein kleines
Loͤchlein
in den Papyr ohne Verletzung der Augen vertragen
kan.
32. D. Sie glaubet alles.
33. R.
UNter anderen Wunderwerken in der Muſic iſt vieleicht nicht das
ringſte/ wann unter zwo gleichgeſtimmeten Lauten/ die eine beruͤh=
ret wird/ daß die andere dardurch gleichsfals ſich hoͤren
laͤſſet.
34. J. Sie hoffet alles/ ſie dultet alles.
35. R.
DAs Eiſen kan allerley Form/ vermittelſt des harten Hammersſchla=
ges/ an ſich nehmen. Dieſe und dergleichen Spruͤche dienen mit
ſol=
chen Gemaͤhlden zu beſſeren Angedenken/ als wann
ſelbe bloß in
Worten beruhen; Sie moͤgen auch auf unterſchiedene
Arten gebildet/ und mit
kurtzen Reimlein ausgeleget werden/ als zum Exempel der Schluß dieſes Capi=CLXIX.
tels: Nun aber bleibet Glaub/ Hoffnung/ Liebe/ dieſe drey; aber die
Liebe iſt das Groͤſte unter ihnen. Hier habe ich frey/
entweder einen Anker
ODer ich mahle den Anker/ gleich einem Geſchoſſe aufgerichtet/ mit
einem brennenden Boltze/ in erſtbeſagtem Verſtande. Wann man
nun dieſen Figuren eine halbe Reimzeil/ wie gebraͤuchlich/
beyſchreiben wil/ CLXIX.
merkſame Gemaͤhlde/ oder auch fuͤr Sinnbilder gelten.
36. C. Iſt alſo auſſer Zweiffel/ daß Menſchliche
Figuren von dieſer Kunſte
nicht ausgeſchloſſen
ſind. Was iſt aber von den anderen Geliedmaſſen des Leibes
zu urtheilen? haben ſelbe auch ſtat?
37. D. Guazzo
logo dell’
Impreſe.
le; es iſt aber von
allen bishero ſeine Meinung verworffen worden/ dieweil ge=
achtet wird/ als
ſtuͤnde die Perſon (welche ſonſten
muͤſſig und ohne Deutung we=
re/) auſſer der
Einfaſſung des Sinnbildes.
38. V. Dieſes moͤchte aber hierbey zu beobachten ſeyn/ daß in
Geiſtlichen Sinn=
bilderen die Hand aus einer Wolken/ in Weltlichen Sachen unter
einem Fuͤr=
hang oder ſonſten frey fuͤrgewieſen
werden koͤnte.
39. R. Wann man die Hand von der Sinnbilder Kunſte
ausſchlieſſen wol=
te/ wuͤrden unterſchiedene
Figuren mißſtellet werden/ zu geſchweigen/ daß ſolche
fuͤr
ſich ſelbſten feine Deutungen hat.
DIe Hand mag/ meines bedunkens/ ſo wenig als das Hertz/ von denOhne Be= trug.
2. R. Es iſt auch in den Spaniſchen Geſelſchaften im
Gebrauche/ daß die
ga. Arcad.
278.
& ſig.
der andere ſolche Sachen/ wo nicht alsbalden/ jedoch auf
nechſte Zuſam
̅
enkunfte
vorzuweiſen
3. D. Dieſem kommet faſt nahe das Spiel von den
Bildniſſen/ in welchem
geſetzet wird/ als ob aller
anweſenden/ oder auch bisweilen abweſenden Perſonen
Bildniſſe auf Muͤntze oder Denkpfenninge zu pregen weren/ und
eines von den
anderen befraget wird/ was auf die andere Seiten ſeines Bildes zu
mahlen/ oder
zu ſchreiben ſein moͤchte.
Seneſi. f.
206. de Ro-
veſci.
4. C Bey folcher Fuͤgniſſe habe ich geſehen/ daß auf eines
Bildnispfenninge/
der viel mit der Federen zu nutzen vermeinet/ iſt angegeben
worden ein Igel/ der
ſeinen Zuͤchten oder Jungen wilde Fruͤchte an
den Stachelen zutraͤget.
dell’Impre-
ſe. f.
204.
5. R. Auf einer Jungfrau Bildniß iſt zu mahlen fuͤr geſchlagen
worden dieCLXX.Schoͤnheit und Tugend/ welche ſich umfahend einander
kuͤſſen.
6. A. Zu eines unruhigen Kopfes vermeintes ſtudiren habe ich hoͤren
angeben
eine Hand/ welche mit einer Feder an die Wand ſchreiben wollen/
ſo faſt unmoͤg=
lich iſt/ dann die Dinten
ſolchergeſtalt nicht flieſſen kan; zu verſtehen/ daß zum
ſtudieren die Ruhe/ und das Stillſitzen erfordert werde.
7. V. Hier ſchicket ſich zu erzehlen/ daß ich auf dergleichen
Bilderpfenninge einer
Jungfrauen und ihres vermeinten Freyers/ auf der anderen Seiten
geſehen ei=
nen Fadenhaſpel: Weil aber ſolche Figur nicht wol ohne
Beyſetzung der Schrift CLXX.
yo el pie, y
os la cima.
Rand mit dieſen Worten umſchrieben geweſen:
8. J. Es laͤſt ſich auch manche Erfindung beſſer
ſagen/ als mahlen: dann
die blinde Liebe/ (wie jener auf eine Zeit
angegeben/) gefuͤhret von der Ver= nunft/ die
V. DIe Schrift ſol in wenig Worten beſtehen/ und aus be= kanten
Scribenten genommen/ oder von dem Erfinder ſelbſten nach
verſtaͤndiger Ermaͤſſigung erſonnen
ſeyn.
2. A. Wie viel/ oder wenig dieſer Wort ſeyn ſollen/ iſt
nicht wol vorzuſchrei=
ben; die rechte Anzahl derſelben iſt/ wann
darinnen der Verſtand oder Meinung
angedeutet wird.
3. R. Jovius wil/ daß die Obſchrift der Sinnbilder in fremden SprachenCLXXI.
Giovio
dell’ Impr.
geſetzet werden ſolle/ wird aber von allen Meiſteren
cio. Petra
Sancta. Bar-
gagli.
wiederleget. Ein jedes Volk ſchreibt in ſeiner Sprache;
Der Ebreer/ ebreiſch/ der
Griech/ griechiſch/ der Lateiner/
lateiniſch/ und ſo fortan: Waruͤm ſolten dann
wir
Teutſche auch nicht billich uns bemuͤhen Teutſch zu ſchreiben?
Heinſius und
Grotius ſind Weltberuͤhmte/ gelehrte Maͤnner/
Lond. Vor=
rede ſeiner
Gedichte.
ſchem Lobe nicht wollen
erſaͤttigen laſſen/ ſondern ihr Vatterlande mit einheimi=
ſchen Schriften reichlich geehret. Von unſerer Sprache koͤnte man
ſagen/ was
ein Florentiſcher Academicus
Salviati O-
rat. 3. f. 27.
ten wollen/ daß ſie der Griechiſchen und Lateiniſchen/ ja allen
anderen weit vor=
zuziehen/ weil nemlich wenig dieſelbe verſtehen/ in
Teutſchland ſind/ gegen de=
nen zu rechnen/ die das Teutſche zur
Mutterſprache haben: Aber hiervon iſt an
anderen Orten zu melden. Hier
ſage ich allein/ daß wir den fremden Obſchrif=
ten der Sinnbilder in
Teutſch nacharten ſollen/ deren Zierde vielmals in der CLXXI.
nem Sinnbild erkieſet
einen Schnecken/ mit dem Worte:
Zu bedeuten/ daß er in ſeiner kleinen Behauſung ſich vor Schulden
huͤte. Ein
anderer wolte die Fruͤchte der Gedulte ausbilden/ und
lieſe mahlen
den Safran/ der in denen Wegen und Orten/ da er oftmals be=
tretten wird/ am beſten waͤchſet/ mit der Beyſchrifte:
In dieſem Verſtande hat jener auch die Weyerpinſen gefuͤhret mit
der Deutung:
Die zweydeutige Woͤrter haben auch oftermals eine gute Art: machen ſie
eineCLXXI.
halbe Reimzeil/ ſo haͤlt man es fuͤr
kuͤnſtlicher.
4. C. Weil aber der Reimen nicht in einer/ ſonderen in zweyen Zeilen
beſte=
het/ ſo wird ein halber Verſe nicht wol erkantlich
ſeyn.
5. D. Iſt der Vers nach der Kunſtmaas richtig/ ſo wird er
leichtlich auch
ohne den Reimſchluß erkennet. Zuweilen findet man auch kurtze
Reimlein bey=
28.
geſchrieben/ welche den Verſtand des Sinndildes etlicher
maſſen andeuten. Zum
Exempel ſol ſeyn/ was auf des
Pantagruels Titelblate zu erſehen/ nemlich eine
rechte Hand/ welche eine
̅
Krebs/ und eine linke/ die einen Aal haͤlt/ mit dem Wort:
Der Sinnreiche Dolmetſcher/ Fiſcher genant/ hat die Figur von ſeinem Na=
men abgeſehen/ und das zu verſtehen geben wollen: Wann man in
ſeinem Buch CLXXI.
Deutungen andichte/ geſchehe der Sache an jenem zu wenig/ in dieſem zu
viel.
Dieſem Sinnbilde ſetzet er noch bey: im Fiſchen gilts
miſchen. Erſtbe=
ſagtes vernemlicher zu bemerken. Wann wir
viel gute Poeten haͤtten/ als wie in
dem Lateiniſchen befindlich/
ſolte wolſtaͤndiger ſeyn/ aus denſelben allezeit die Ob=
ſchrift herzuſuchen: weil aber unſer Sprache gar fuͤr
kurtzer Zeit zu der edlen
Poeterey kommen/ und der Gekroͤnte die
Muſen erſtlich Kunſtrichtig Teutſch
ſingen gelehret/
mag/ meines wenige
̅
Erachtens/ jedes eine ſchickliche Vberſchrift
zu
ſeinen Sinnbild machen/ oder von anderen auf vorweſende Erfindung zie=
hen/ wie Herr Veſpaſian aus Herrn Reymunds Waldgedichte
gethan.
6. J. Gantze lange Reimen unter oder ober die Gemaͤhld ſchreiben/
iſt niemand
verwehret/ aber nachd er Sinnbilder Art ſolle die Auslegung
von der Beyſchrift
unterſchieden ſeyn.
7. V. Hierbey iſt mit ſondern Ruhm zu gedenken der
dreyſtaͤndigen Sinn= bilder/ die der
8. A. Jedoch wird der Herr Reymund nicht unterlaſſen/ in dieſen
wie auch an=
deren die loͤbliche Nachahmung zu leiſten.
9. R. Auf die Erheber und Handhaber der hochloͤblichen Fruchtbringenden
Geſelſchaft/ habe ich ein ſolches dreyſtaͤndiges
Sinnbild ausgedacht. Ich mah=
le I. allerley Garten und Feld Geretſchaft/
dere
̅
man ſich bedienet die Fruͤchte aus
der Erden zu bringen/
uͤm einen Compaſten liegende/ als da iſt die Sichel/ das
Grabſcheid/ der Rechen/ das Heplein mit ungefehr dieſer Ob=oder
Vnterſchrifte:
10. A. Wie ſchicket ſich aber der Campaß hierzu?
11. R. Er bedeut/ daß der Fruchtbringende Feldbau/ mit gemeſſener Zeit
und
Ziel/ nach dem lieben Sonnenſchein zu richten: wie der Compaß
vermittelſt des
Magnet es die Stunden austheilet.
II. Mahle ich eben dieſe Feldgeretſchaften an einen Magnet= oder
EiſenſteinCLXXI.
hangend/ mit folgender Schrifte:
III. Mahle ich einen Meer=Compaß/ welcher ſich nach dem Mitternacht=oder
Leitſtern richtet/ mit ſchlieſſender Obſchrift:
Die Meinung iſt/ daß dieſe Geſelſchaft/ in dem ſie von den
Chriſtruͤhmlichen/
Hochfuͤrſtlichem Hauß Anhalt mit
gnaͤdigbeliebter Verfaſſung geſtifftet/
viel=Fruchtbringende Mitgenoſſen) gleichſam durch eine
Anhaltiſche oder an=
haltende Magnettugend/ zu ſich gezogen/
und mit Hindanſetzung dero hohen
Angelegenheiten ſich mit geringeren
Teutſchliebenden Perſonen vereinigt und
vergeſelſchaft
haben; uͤber welcher ſamtlicher Arbeit GOtt der Hoͤchſte ein
ſon=
deres Wolgefallen traͤgt/ weil ſelbe zu ſeiner Ehre
gerichtet/ und ſein Wort/ durch CLXXI.
bild kan auch dieſe Beyſchrift haben:
12. Der Magnet dienet in den Feldmeſſen/ Schiffarten/ Sonnenuhren/ Artz=
neyen/ u. d. g. daß alſo der hochloͤblichen Fruchtbringenden
Geſelſchaft Gemaͤhl=
wort/ alles zu Nutzen/ zur Figur eines
Sinnbildes haben kan/ eine Magnet= ketten/ deren Gelieder durch beſagte
13. R. Man koͤnte auch zwey=und vierſtaͤndige Sinnbilder
aufbringen/ und
von Erkieſung derſelben/ das uͤbel=und
wolſtaͤndige (als dieſes Orts die Wort= art iſt)
abmerken/ und gleichsfals in gewieſe Regelen verfaſſen: Dann nichts
14. C. Jedoch daß ſolche Betrachtung zur Nachricht dienen/ und keines Wegs
mit Geſetzeszwang die freyen Geiſter belegen ſolle.
15. D. Wie Herr Reymund/ von der hochloͤblichen Fruchtbringenden
Geſelſchaft
hochanſehlichen Herren Vrheberen/ ein
dreyſtaͤndiges Sin
̅
bild erfunde
̅
; alſo wil
ich von
deroſelben verſta
̅
ndigen Spracharbeit dergleichen anmelden. Ich mahle
I. einen wilden Birnbaum/ mit dem Worte:
II. Einen Aſt von einem ſolchen wilden Baumen/ der mit
einem Korbe/ ſo mit
Erden ausgefuͤllet eingeſchlagen/ und zwiſchen der geritzten
Rinden FaͤſerleinCLXXI.
Wurtzel gewinnet/ das Wort iſt:
III. Daß eben dieſem begleibten/ und von dem Staͤmmer abgeſaͤgtem
und in
die Erden geſenkeiem Aſte etliche Pelsreiſerlein
aufgeſetzet zu erſehen mit dieſen
Schlußworten:
Zu verſtehen/ daß unſer angeborne Sprache ohne Vnterweiſung und Fleiß
ſo
wenig zu erhalten/ als geſchlachte Fruͤchte/ von einem wilden
Birnbaum zu er=
warten.
16. A. Dieſes nun mus Reimweis beygeſchrieben werden.
17. D. Vngefehr ſolcher Geſtalt.
18. V.
VI.
DIe Schrift ſol niemals in der anderen Perſon/ ſondern allezeit
in der erſten oder dritten reden; (es ſey dan
̅
/ daß die Figur
redend vorgeſtellet werde) ſonderlich aber vermeiden/ daß dardurch
die gemeinte Gleichniſſen nicht an gewoͤhnliche
̅
Fuͤgwoͤrtlein hange: alſo/ dergeſtalt/ nicht
anderſt/
VII.
Die Vberſchrift des Sinnbildes ſol eine halbe Reimzeil (we= gen
genauer Verwandtſchaft der Poeterey und Mahlkunſt/) und in der
Sprache/ in welcher es dienen ſol/ verfaſſet ſeyn/ wie
gedacht.
VIII.
Die Figuren und Schriften ſollen dergeſtalt miteinander ver= bunden
ſeyn/ daß keines ohn das andere koͤnne verſtanden werden.
19. A Dieſes iſt alles leicht zu faſſen/ aber das fraget
ſich: was von den Sinn=
bilderen/ welche zweyerley Schrift haben/ zu halten
ſey?
20. R. Wann das Sinnbild nur einer Schrift vonnoͤhten hat/ ſo wird es
fuͤr
kuͤnſtlicher gehalten/ dann die Erfindungen/ deren Gemaͤhlde/
ſo ohne ZuthunCLXXI.
ſchriftlicher Erklaͤrung nicht koͤnnen verſtanden werden/
nicht fuͤr ſchicklich zu
achten.
21. C. Welcherley Sinnbilder erheiſchen doppelte Vber=oder
Beyſchriften?
22. D. Dieſe/ ſo von unkaͤntlichen Kraͤuteren/
Baͤumen/ Thieren/ Buͤcheren
hergenommen werden/ und ohne
abſonderliches Zuthun ihres Namen nicht zu
unterſcheiden ſind.
Saavedra hat ein ſolches Exempel. Er mahlet zwey Buͤ=
cher/ an deren
einem geſchrieben Euclides, an dem
anderen Homerus:
auf dieſen Buͤcheren ligt eine Koͤnigliche Krone/ und in
derſelben Mittelpunct
Anfangs
Buchſtaben
dieſes
Spiels.
Imperato-
riam Maje-
ſtatem non
ſolùm ar-
mis decoratam, ſed etiam
legibus oportet eſſe armatam. In Proœm. Inſtit.
ein Federbuſch/ wie man ſonſten auf den Helm zu fuͤhre
̅
pfleget/ darzu ſchreibend:
Er wil zu verſtehen geben/ was dort Juſtinianus der Kaͤiſer
ſagt; daß die Kaͤiſer=
liche Hoheit nicht nur mit den Waffen
gezieret/ ſondern auch mit guten Geſetzen CLXXI.
ten/ daß ein Fuͤrſt aus dem Euclide den Grund noͤhtiger
Wiſſenſchaften/ aus
dem Homero die ihm anſtaͤndige
Regier=Kuͤnſte erlernen koͤnne.
23. J. Nun wir gehoͤret haben/ wie die rechten Sinnbilder beſchaffen
ſeyn ſol=
len/ ſo wolle der Herr auch widerholen/ von welcherley
Sachen ſelbe ſollen her=
genommen ſeyn.
24. V. Wann das Sinnbild eine Tugendlehre begreift/ ſo ſollen
deſſelben Fi=
guren von natuͤrlichen oder
kuͤnſtlichen Dingen erkieſet werden: Iſt es aber da=
hin
nicht gemeinet/ ſondern bedeutet einen gewieſen Fuͤrſatz/ oder
ſol zur Zierd ei=
nes Aufzugs dienen; ſo mag es auch von
Geſchichten/ oder Gedichten her=
geholet werden/ welche doch nicht zu
gebrauchen/ als in Ermang=
lung beſagter natuͤrlicher und
kuͤnſtlicher Werke/ ſeine
Gedanken auszudrucken/ wie vormals ge=
dacht worden.
WEil von natuͤrlichen und kuͤnſtlichen Sachen zu reden kommet/ wil
ich an meinem Orte dieſe Schaltfrage aufgeben: Ob mehr zu verwunderen
die Werke der Natur/ oder der Kuͤnſte?
2. D. Durch die Natur wird alhier verſtanden die
ſelbſtwirkende Kraft/ wel=
che von dem
hoͤchſtmaͤchtigſten Gott allen Dingen eingeſchaffen
worden.
3. C. Durch die Kunſt wird gemeinet alles das/ was wir Menſchen/
durch
emſiges Nachſinnen/ und Vnterſuchung erfahren und
erforſchet haben.
4. R. Verwunderen kommet her von der Vnwiſſenheit/ und
beſtuͤrtzet oft
eſt progeni-
es Ignoran-
tiæ. Gell. in
N. A. l. 5. c. 1.
den gemeinen Mann/ daß er uͤbernatuͤrlichen Vrſachen
zuſchreibet/ was von
Handhabung der Kuͤnſte entſtehet.
5. A. Nun man wegen des Wortverſtandes richtig/ wird der Schluß leicht
zu
finden ſeyn.
6. R. Es iſt nicht die Frag: Ob die Natur oder der Kuͤnſte Werke
hoͤher zu CLXXII.
nauern Betrachtungen wunderſamer befunden werden?
7. J. Die Abbildung iſt niemals dem gleich/ von welchem es erſehen
worden.
Es wirke gleich die Kunſt ſo natuͤrlich als es im
̅
er
ſeyn mag; ſo muß es im Ende
doch ein Gemaͤhl/ oder ein Bild/ und
kein Menſch genennet werden; und ſolcher=
geſtalt iſt die
Kunſt eine Affin/ welche alles nach=aber niemals gleich thut.
8. D. Ich will erweiſen/ daß die Kunſt nicht nur der Natur gleich/
ſondern in
vielen Stucken zuvorkommet:
Belpiero
nel
diſcor-
ſo. 16. f.
240.
richt in Kuͤnſten und
Wiſſenſchaften? er iſt dem dumen Viehe aͤhnlich/ und
ſei=
ner Vernunft/ vermittelſt welcher Gebrauche/ er ein recht
Engliſches Leben fuͤh=
ren kan/ nicht von Natur maͤchtig/
ſondern durch Vnterweiſung. Die Thiere
wiſſen von
natuͤrlichen Regungen/ ſo bald ſie geboren werden/ was ihnen
vonnoͤh=
ten zu ihrem Vnterhalt/ was ihnen ſchaͤdlich/ und
genuͤget ſich ein jedes in ſeiner
Art: Wir Menſchen
ſind unerſaͤttlich/ wollen jederman regieren und fuͤhren/
und koͤnnen uns ſelbſten/ in ſo erkuͤhnten
Ohnmaͤchten/ ſonder verſtaͤndige
noch rahten noch helffen Wir mißbrauchen unſerer natuͤrlichen Ver=CLXXII.
nunft/ und machen uns veraͤchtlicher als die Thiere/ welche in ihrem
Geſchlech=
te mehr geachtet werden/ als ein Menſch/ der ſeiner
Sinne beraubet iſt/ oder ja
derſelben zu ewigen Verderben ſeiner
Seele gebrauchet.
9. C. Daß aber der Menſch guten Raht/ und ſo beſagte
Kuͤnſtgemaͤſſe Be=
lernung annemen kan/ iſt
der Natur zuzuſchreiben.
10. R. Der Acker und der Samen were mir wenig ja zu nicht nutze/ wann
ich nicht
wuͤſte denſelben zu pfluͤgen/ und der Saat faͤhig zu
machen/ welches der
Kunſt beyzumeſſen.
11. A. Es ſcheinet/ daß der Kunſt ſo hohes Lob nicht ohne
frevelen Vndanke
zuzutheilen. Sich verwunderen kommet nicht her von der Kunſte/
die alles un=
ter ſuchet/ eroͤffnet und gemein machet/ ſondern von
der Natur/ welcher Kraͤfte
in Verborgen ligen.
12. V. Deswegen entdecket jene ſo wunderſam/ was dieſe
unſerer Vnwiſ=
ſenheit verdecket hat.
13. J. Solchergeſtalt muß ſich die Weißheit von ihren Kinderen
rechtfern=
gen/ und die gutthaͤtige Mutter die Natur von der Kunſte
fuͤr unvollkommen
ſchelten laſſen.
14. D. Die Warheit fuͤhret keine Scheltwort. Man betrachte die ſieben
Wun=
derwerke der Welt/ und ſehe/ ob ſolche von der Natur oder Chur
erhaben worde
̅
?
15. C. Woher hat man aber die Stein/ die Metalle/ und alles das/ woraus
ſie gemachet geweſen/ entnommen?
16. R. Von der Natur: aber ſolches alles were ohne Verwunderung geblie=
ben/ wann es die Kunſt nicht haͤtte ausgearbeitet/ und zu Werke gebracht.
Das
Feuer/ welches die Kunſt angezuͤndet/ der Klang/ welchen der Luft in
den groſſen
Orgelpfeiffen hoͤren laͤſſet/ die
ſchoͤnen Waſſerwerke/ die mit Fleiß und Erfah=
rung gebaute
Gartenfruͤchte auf der Erden/ und dann die Schroll=und ſchlackige
Metalle
unter der Erden werden durch die kuͤnſtliche Hand/ und nicht durch die
Natur zu verwunderen vorgewieſen.
17. A. Wie iſt dann endlich dieſe Frag zu verabſchieden?
18. V. Die natur hat jedem Menſchen eine Stimme ertheilet/ er kan aber
die=CLXXII.
ſelbe/ ohne Kunſtmaͤſſige Vnterricht in der Ton=oder
Singkundigung/ nicht
wolklingend gebrauchen: wir koͤnnen gehen/ aber deswegen
nicht zierlich dantzen:
die Natur hat dem Menſchen das edle Thier/ das Pferd
untergeben/ die Kunſt
aber hat es gezaumet/ abgerichtet/ und ihm
deſſelben Zuͤgel (ſonder welche es faſt
ohne Nutzen
ſeyn ſolte) wolbedaͤchtlich uͤbereiget. Schlieſſe
demnach/ daß durch
die Kuͤnſte der Natur
Eigenſchaften eroͤffnet/ unterſuchet/ durchforſchet wer=
den/ und in Betrachtung ſo hoher Wolthaten/ der wunderbare Gott zu loben
und zu preiſen ſey/ welcher fuͤr den Menſchen nicht nur
ſo mancherley erſchaffen
hat/ ſondern demſelben auch den
Verſtand ertheilet/ ſolches alles ſich kluͤglich zu
gebrauchen.
19. J. Damit wir nun/ nach dieſem Abtrit/ wieder zu den Sinnbilderen gelan=
gen/ beliebe dem Herrn angefangenes Geſpraͤch fortzuſetzen.
20. V. Hier iſt zu gedenken/ daß in der Sinnbildkunſte der
natuͤrlichen Erfin=
dungen zweyerley Arten/ und entweder von
himmliſchen oder Elementari= ſchen Dingen
angefuͤhret werden.
21. J. Warzu dienet dieſe Abtheilung?
22. D. Darzu/ daß man mit Vnterſcheid jene him
̅
liſche Figuren
zu Geiſt=
lichen Sachen/ zu Ehren Fuͤrſten und Herren oder
ſonſten hohen Tugenden ge=
brauche: geringere minderen
Standsperſonen zueigene.
23. C. Durch ein Beyſpiel werden wir dieſe vernuͤnfftige
Erinnerung beſſer
abmerken.
24. R. Das Beyſpiel ſol ſeyn eine Sonne/ welcher Bildung in dem
Gegen=
ſchein einer Wolken zu erſehen/ mit dem Obworte:
Zielend auf die Gebenedeite unter den Weiberen/ welche die Sonne der Gerech=
tigkeit
angeſehen/ und die Gnade des Hoͤchſten
uͤberſchattet hat.
25. A. Die Figur und Deutung iſt Schriftmaͤſſig/ und
lobens wehrt. Von
dem Mond/ von den Sternen und himmliſchen Zeichen haben wir
vormals Sin
̅
=
bilder herfuͤhren hoͤren.
26. D. Vnter den Elementariſchen Figuren
Naturæ Hi-
ſtoricum
Kornman-
ni.CLXXII.
das Feuer/ Salamandra/ brennende Berge/ kuͤnſtliche Feuerwerke/
Geſchuͤtze/
u. d. g.
27. C. Aus der Lufte kommet auch das vielerley Gefluͤgel zu den
Sinnbildern
geflogen/ das Federſpiel/ Vogelwildpret/ Vogelfangen/ allerley
Muſicaliſche
blaſende Inſtrumenten/ u. d. g.
28. R. Nicht weniger Figuren flieſſen her aus dem
Waſſer/ welches an ſich
ſelbſten auf
manche weiſe dienet/ und mit ſeinen Schuppenheer zu ſonderlichen
feinen Gedanken veranlaſſen kan.
29. V. Solcher geſtalt iſt auch die Erden fruchtbar/ und leihet
dieſer Kunſte
Thiere/
vandi Or-
nitholog.
Nierimber-
gl hiſt. ani-
mal. pereg.
N. Cauſini
Polyhiſtor.
Symbolic.
turkuͤndigung nicht weniger Nutzen
als Beluſten bringet.
30. J. Nun folget von den kuͤnſtlichen Figuren der Sinnbilder zu
reden.
31. R. Allerley Kuͤnſte Handwerker/ und deren Gezeuge ſo ein
feines Anſe=
hen haben/ koͤnnen zu Sinnbilderen dienen/ und ſo
viel fuͤglicher/ wann ſie mit
der Natur vergeſelſchaft ſind. So aber ſolche
Kunſtwerke in Linien/ Circulen/CLXXII.
Characteren/ Zahlen/ und anderen weißkuͤnſtlichen Beweißthumen
ſtrationibꝰ
Mathema-
ticis.
ſo ſind ſolche nicht ſchicklich/ obgleich
ſonſten die Deutung ſehr nachdencklich und
darinnen wol
verfaſſet were/ wie bereit auch vorgedacht worden: als wann man
bedeuten
wolte/ daß alle die gute Zeit/ ſo man in Muͤſſiggang und
Vppigkeit ver=
bringet/ der Tugend/ ſtudiren und guten Sitten abgehe/ und
abgekuͤrtzet werde/
durch den 11. Satz des Euclidis/ in welchem
Augenſcheinlich dargethan wird/
daß in den Kreutzlinien ein Winkel/ ſo
viel kleiner/ ſo viel der andere groͤſſer iſt.
Oder
wann aus der Sehkunſte erwieſen wuͤrde/ wie alle Sonnenſtralen/
auf
gewieſe weiſe/ den Monden erleuchten/ zu verſtehen die
gutthaͤtige Eigenſchaft
der Chriſtlichen Liebe.
32. D. Wie nun dieſe Erfindungen gar zu ſchwer ſind und ohne die
Wiſſenſchaft/
in welche ſie einlauffen/ nicht erkundiget
werden moͤgen: ſo finden ſich im Ge=
genſatze auch gar zu
leichte Sinnbilder/ deren Figur oder Schrift allein ver=
ſtanden werden kan: als
zween Hunde an einem Bein nagende/ zu bedeuten der CLXXII.
Ein
Hertz mit einem Pfeile durchſchoſſen/ u. d. g. Mit welchen noch
ſchlechtere
Ehre/ als mit den vorigen/ einzulegen/ und bedunket mich
verantwortlicher eine
tiefſinnige Meinung verborgen fuͤhre
̅
/ als gar
zu gemeine Sachen hervorbringen.
33. V. Hieraus iſt leichtlich abzunehmen/ daß man von keinem Sinnbilde urthei=
len kan/ man habe dann zuvor der Figuren Natur und Eigenſchaften
gruͤndlich
erlernet/ welche vielmals verborgen iſt/ und nicht ausgemahlet
werden kan/ da=
her dann des Sinnbildes Verſtand ſchwer und tunkel
wird.
34. R. Anderstheils iſt auch oftermals die Obſchrift unlauter/ wann in
der=
ſelben ein Wort verſchwiegen wird und darunter verſtanden
werden muß.
reticentiæ
apud P.
Sanctam in
Symb. he-
roic. l. 3.
Bargagli
Impreſ. 375.
Exempel ſol
ſeyn die vorweſende Meinung/ daß nemlich auch ein ſchweres Werk/
mit der Zeit/ durch Fleiß und Vbung zu erheben ſey: Solches zu
bedeuten
mahle ich einen geringen und ſchwachen Aſt mit groſſen
Citronataͤpfelen und dem Obworte:
verſtehend/ koͤnnen die kleine Reiſerlein ſchwere Fruͤchte
tragen. Solche faſtCLXXII.
tunkle Sinnbilder haben einen tiefſinnigen Nachdruk/ geſtalt der Gedanken
Kraͤf=
te die euſſerliche Sinne weit uͤbertreffen/ und in
dem Gedaͤchtniß mit mehrer
Beluſtigung hafften/ wie hiervon urtheilet der
hocherfahrne Spanier Diego
Saavedra.
eſtà oculto
pareze
ſi-
empre ma-
yor, ꝓq;
ſon mayo-
res los efe-
ctos de la
Imaginaci-
on, que el
de los ſen-
tidos. f.
73.
35 J. Wann aber die Sache/ von welcher man handelt/ ein Bild fuͤr ſich
ſelbſt hat/ ſo kan man mit Fug bey ſelber Figur verbleiben/
und die Sinndeutung
darvon herfuͤhren/ wie zuvor in unterſchiedlichen
Exempeln gemeldet worden.
36. A. Ich habe beobachtet/ daß die Sinnbilder/ welche zuſammen
gehoͤren/
auf Becher/ Loͤffel/ u. d. g. von einerley Geſchlechte
Figuren hergenom
̅
en werden.
ES ſind auch in den Sinnepoppen Anna Roͤmers unterſchiedliche
Sprichwoͤrter ausgebildet/ als/ ſie mahlet ein par
Dantzſchuhe
und ſchreibet bey:
2. V. Dieſes mag man gemahlde Sprichwoͤrter fuͤglicher
nennen als ge=
ſchickte/ Kunſtmaͤſſige Sinnbilder/
welche auch ohne Gemaͤhlde zu verſtehen/
und vielmals faſt
laͤcherlich kommen/ als wann Cats/ n ſeinem Spiegel von
der alten und
neuen Zeit/ mahlet einen Narren der uͤber Eyren ſitzet/ und ſchreibt
darzu:
3. J. Oder wann man mahlte etliche Narren die ihre Kappen beſchaueten/ mit
dieſem Obwort:
4. R. So mißſchicklich wuͤrde auch ſeyn/ wann ich ein Hund wolte
mahlen der
eine Bratwurſt freſe/ und ſchriebe darzu:
abſehend auf das Sprichtwort: Die Hund eſſen keine
Bratwuͤrſt/ ſie ha Wir wollen etliche erzehlen die beſagter
maſſen auszu=
5. C. Was Waſſer geweſen iſt/ das wird
Waſſer.
6. D. Fuͤchs mit Fuͤchſen fangen.
7. J. Diſteln ſind des Eſels Salatkraͤuter.
8. V. Einander den Pallen zuſchlagen.
9. A. Das Ey wil kluger ſeyn als die Henne.
10. R. Die toden Hunde beiſen nicht.
11. C. Die Ruht macht die Kinder gut.
12. D. Ein jeder Vogelliebt ſein Neſt.
13. J. Ein Eſel heiſt den anderen einen Sacktrager.
14. V. Man ſol dem geſchenkten Pferd nicht in das Maul
ſehen.
15. A. Der Bettelſack iſt Bodenloß.
16. R. Die Narren haben das beſte Leben.
17. C. Irret der Hirt/ ſo irren die Schaafe.
18. D. Die Katz gehetuͤm den heiſſen Brey.
19. J. Die groͤſte Suͤnde zu Rom iſt kein Gelt ha=
ben.
20. V. Die Katz wil nicht in das Waſſer/ aber die Fi=ſche haͤtte ſie gerne.
21. A. Wann dem Eſel zu wol iſt/ ſo geht er auf das
Eiſe.
22. R. In den Rohren ſitzen/ oder
23. C. Solchergeſtalt koͤnte man ein gantzes Buch von gemahlden Sprich=
woͤrteren zuſammenbringen/ weilen derſelben viel/ unter welchen
die artlichſten
ſind/ die halb geſchrieben/ und halb gemahlet
werden.
24. R. Der Teutſchen/ wie auch aller anderer Voͤlker Weißheit
beſtehet in
der Zugab
II. Theils
ď Geſpꝛaͤch=
ſpiele.
den Sprichwoͤrteren/ und iſt ein Luſt denſelben
nachzuſinnen/ und zu forſchen
wie tiefſinnig oftermals etwas
ausgeredet/ welches wir heut zu Tage faſt taͤglich
ſtand noch die
Vrſachen und Ankunfften nicht beobachten: als man ſagt: alles zu
Boͤltzen drehen: Wie genau und eben ein guter Boltz muß gedrehet werden/
25. V. Man ſagt: Viel Schwaͤger/ viel Spieſe/ komt her von
der alten
Teutſchen Gebrauche/ ſo wegen der vielen Waͤlder ins
gemein Jaͤger und Waid=
leute geweſen/ welche zur Hochzeit jedesmals ihre
Spieſe mitgenommen/ die
Braut zu beſchuͤtzen: wie ſolches
noch an dem Reinſtrom gewohnlich/ und auch
die/ ſo ſonſten
keine Degen tragen/ ſolche bey hochzeitlichen Begengniſſen
anguͤr=
den. Wo dann nun die Freundſchaft in groſſer Anzahl
erſchienen/ haben ſich auch
die Spieſe/ ſo man bey der
Mahlzeit zuſammengeleinet/ gehaͤuffet/ daher man
dann geſagt:
Viel Schwaͤger/ viel Spieſe.
26. D. Dieſes gehoͤret zu dem Geſpraͤchſpiel von
den Sprichwoͤrteren. Wann
man aber zur Kurtzweil dergleichen mahlen wolte/
moͤchte man die
aus fremden Sprachen ſammelen/ und in der unſeren ausbilden/ als
wann
f. 92.
Saavedra mahlet zwey Stuck Purpur/ und ſchreibet ob dieſelben:
Solches ziehet er dahin/ daß ein Koͤnig ſeinen Purpurrock gegen ſeiner
hoch=
ruͤhmlichen Vorfahren Thaten halten ſol/ aus welcher
Geſchichtbeſchreibung
ſein wahres oder
falſchgefaͤrbtes Lob erhellen werde.
co
Privato
del Virg.
Malvezzi.
f. 21.
27. R. Ob zwar dieſe Erfindung ſehr ſchoͤn/ ſo
moͤchte doch ein Genauſichti=
ger erinneren/ daß ſie ohne die
Farben nicht zierlich zu mahlen kommet/ welches
ſonſten in den
Sinnbilderen erfordert wird: doch erſetzt den Mangel die deutliche
Schrift.
28. V. Von den Erfindungen der Sinnbilder werden ausgeſetzet die Gedich=
te und Geſchichte/ weil ſolche viel zu ſchwach die Tugendlehr/
dahin die Sinn=
bilder ins gemein zielen ſollen/ auszuwuͤrken.
29. D. Wie aber/ wann die Geſchichte oder Gedichte ſo gemein/ daß man
ſelbe
Pferd; deswegen man die Mauren zerriſſen/ weil es ſo groß/ daß
man es ſonſten nicht haͤtte koͤnnen in die Stat bringen/
mit der
Schrifte:
30. C. Wem dieſe Begebenheit nicht bewuſt/ der hat Vrſach darnach
zu fra=
gen/ und ſolche Geſchichte zu erlernen: wie man auch
ſonſten allen Sinnbilde=
ren ihre Deutung anfuͤget.
31. R. Es mag belieben wem es will; den Geſetzen/ welche die Meiſter der
Sinnbildkunſt gegeben/ lauft es zu wider/ und koͤnte faſt leichter
ohne Gemaͤhld
fuͤr ein Exempel eingefuͤhret werden. Noch
ſchwerer aber iſt es/ wann die Ge=
ſchichte unbekant: als/ man
lieſt daß ein Hund auf ſeines Herꝛn Grabe
geſtorben: Solches wolte ein Diener/ zu Bezeugung ſeiner
Treue/ in einem Sinnbilde fuͤhren/ mit der Beyſchrift:
verſtehend/ daß wann es moͤglich/ durch ſo ſchmertzlichen
Hungerstod/ ſeinem
Herrn zu dienen/ er darzu willig und erbietig ſey.
32. V. Damit wir uns aber nicht gar zu lang in dieſer Kunſt aufhalten/
iſt
ſchließlichen zu gedenken/ daß auch die Einfaſſung der
Sinnbilder nicht laß oder
muͤſſig ſeyn/ ſondern
ſich ſo viel thunlich darzu ſchicken ſol. Herr Camerarius/
l. 1. in Præ-
loquio.
welcher etlich hundert ſchoͤne Sinnbilder gefertiget/ wil/ daß
ſelbe allezeit mit ei=
ner Rundung umſchloſſen ſeyn
ſollen/ weil ſolches die vollkomlichſte/ raumlich=
ſte und
zierlichſte Figur ſey. Andere gebrauchen ſich ablanger Rundungen/ oder/
wie man ins gemein redet/ der Ovalen; Etliche der ſechs=oder achteckichten Ein=
faſſungen; Etliche allerley Schnorkel=Seul=oder Blumwerke. Es iſt
aber
☞ LXVII.
4.
LXXXV. 2.
LXXV. 2.
LXVIII. 1.
faſſungen ſind/ wann ſie das Sinnbild zugleich ausdrucken
und verſtehen helf=
fen. Iſt ſolches auf einer Muͤntz/
Schau=oder Gnadenpfenning/ in einem Fuß=
geſtell einer Seulen/ auf Schilden/
Buͤchslein oder Schaͤchtelein/ u. d. g. ſo be=
darf es keiner
anderen Zierde: Iſt es aber frey/ ſo kan es/ wie gedacht/ eine mit=
deutende nachſinnige Einfaſſung haben.
ICh will bey dieſer Gelegenheit erzehlen/ wie mir ein einiges Wort zu
einem
zweyſtaͤndigen Sinnbilde Anlaß gegeben/ welches vieleicht in Es ſey ein jeder ſeines Gluͤcks
ſelbſt eigener Werkmeiſter Dieſes kan zweyer=
2. J. Der Herr lege den Grund.
3. R. Der Grund dieſes Baues beruhet in ſicherer Erkantniß/ daß eines
je=
den Menſchen Gluͤck haffte in Vergenuͤgung ſein
ſelbſten/ welche auf dreyerley
weiſe zu erhalten: Erſtlich/
daß er alle/ mit denen er in dieſem Leben umgehen
muß/ zum anderen/ daß er
ſich ſelbſten erkenne/ zum dritten/ daß er alles ſein
Thun
und Laſſen mit reiffer Betrachtung angehe/ und ſolchergeſtalt
widerwerti=
ge Begebenheiten kluͤglich vermeide. Ich mahle einen Triangel oder
Bleywaag
mit welchem man alles auf das genauſte abwaͤgen kan/ benebens
einem Bleyſen=
kel an einer Schnur/ dardurch man erfahren mag/ ob auch das/ was
man nicht
ſihet/ recht oder ſchlimm iſt/ mit der Schrift:
In das andere Sinnbilde mahle ich eine Maͤſſe ſchnur mit einem
Roͤtelfaß/ ver=
mittelſt welches man das Bauholtz abſchnuͤret/ bezeichnet/ und
dann mit dem
Beule oder der Axte (ſo darneben zu erſehen) behauet/ und
das Zimmer abbin=
det/ mit folgender Reimzeil:
Dieſes zweyſtaͤndige Sinnbild iſt zwar einfaͤltig und
ſchlecht/ ſol aber zu gutem
Geſpraͤche Gelegenheit
geben.
4. J. Weil ſchwerer iſt ſich ſelbſt/ als andere zu
erkennen/ (maſſen man ſich ſel=
ten in den Spiegel/ andere
oft=und vielmals anſchauet/) wolle der Herr von den
leichtſten einen
Anfang machen.
5. R. An dieſer Wiſſenſchaft iſt viel gelegen/ und
ſolten wir billich euſſerſten
Vermoͤgens hierinnen
uns bemuͤhen: nicht anderſt als ein Werkmeiſter/ der zu
ſeinem Baue nohtwendige materialien/ Steine und Hoͤltzer/ zuvor mit der
Bley=
waag abwiget/ zurichtet/ behauet und abſihet/ an welches Ort ein jegliches
ſen/ alle Beſchaffenheit deren/
welche uns in unſerem Leben foͤrderlich oder hin=
derlich ſeyn
koͤnnen/ auf das allergenaueſte zu erkennen.
6. A. Iſt aber muͤglich/ in den betruͤgliche
Menſchen=Hertzen das Tiefver=
borgene zu durchſehen?
7. R. Salomon der weiſeſte unter allen Koͤnigen ſagt
hiervon alſo: Der Raht im Hertzen eines Mannes iſt wie tieffe
Waſſer/ aber ein ver= ſtaͤndiger kans merken was er
meinet/ nach der Grundſprache heiſt es/ kan
8. C. Solte alſo in gewieſe Vnterrichtung koͤnnen
verfaſſet werden/ wie ein
jeder Menſch abſonderlich zu
erforſchen und zu erkennen ſey?
9. R. Von jedes Standsperſonen wollen wir nicht ſagen: weil dieſe
Sache
alle zu weitlaͤufftig/ und an anderen Orten davon zu finden/
res Politici
I. H. Bœcleri ad Vell. Paterc.
gemein erzehlen/ was jener vnvergleichliche Engelaͤndiſche Cantzler
aufgezeichnet hinterlaſſen.
Es ſind ſechſerley weiſe andere zu erkennen:
I. Aus dem Angeſicht und den Geberden.
10. D. Hiervon ſind zwo abſonderliche Kuͤnſte/
Porta &
Bonifacio.
☞ XVIII.von den Italia= neren/ verfaſſet; aus dem Angeſicht des
Menſchen vernuͤnfftig zu ur= theilen/ (wie bereit vormals Anregung
beſchehen/) und dann die Deut=
11. R.
II.
Aus den Worten/ welche ob ſie wol vielmals falſch ſind/
doch aus Betruͤbniſſen oder unerwarten Faͤllen/
ſo zu dieſem Ende vielmals erdichtet werden/ zu erken
̅
en
ſind/ daher der Spanier Sprich= wort komt: Sag eine Luͤgen/
ſo hoͤrſt du die Warheit.
Ob nun
III. die Werke fuͤr wahre Kennzeichen des
Menſchlichen Ge= muͤhtes zu halten/ ſo iſt doch auch
vielmals groſſer Falſch darunter verhuͤllet: Solche zu
erkennen muß man derſelben Wichtigkeit/ End= und Nebenurſachen/
ſamt anderen Vmſtaͤnden/ reiflich betrachten.
IV.
Sind einfaͤltige Leute aus ihren angeerbten natuͤrlichen Neigun=
gen; die Verſchlagene aus ihrem Fuͤrhaben und Begierden
auszufor= ſchen.
Wie auch V. die Betrachtung/ warzu ein jeder von Jugendauf erzogen und
angewaͤhnet worden/ fuͤr ein treffliches Kennzeichen zu erachten.
VI.
Lernen wir auch die Leute erkennen aus anderer Berichte/ ſo nicht ſo
wol von fremden/ (gegen welche man allezeit ſich verbirget/) als von den
Haußgenoſſen erſtattet wird.
Zum Gebrauch nun dieſer abgetheilten richtigen Bleywaage dienet/ daß man mit
vielen verſtaͤndigen Leuten umgehe; daß man mit groſ=
ſer Klugheit die Reden in Acht habe; (dann derſelben Freyheit zu
mehreren Vertrauen/ und unbedachtſamer Beſchuldigung einer
12. J. Vnd dieſer Bericht andere zu erkennen ſol dienen zu
beſagtem Gluͤcks=
bau/ damit man wiſſe wo/ wann und wie man ſich der Freunde zu
gebrauchen/
und vor den Feinden zu huͤten habe.
13. R. Die andere Figur des Sinnbilds iſt der Bleyſenkel an einer langen
Schnur abhangend; deſſen man in dem Bauwerk ſich gebrauchet zu
erforſchen/
die Hoͤhe eines Hauſes/ die Tiefen eines Brun
̅
ens/
oder dergleichen Ort da man
ſonſten nicht hinlangen kan; dienet benebens
zu erkundigen/ wie Waagrecht und
gerad ein jedes Werk ſeye.
14. A. Was verſtehet aber hierdurch der Herr?
15. R. Die Kunſt ſich ſelbſten zu erkennen: Dann weil
ein Mann ſein leib=
24.lich Angeſicht in dem Spiegel beſch auet/ und nach dem er es
beſch au= et hat/ gehet er von ſtund an davon/ und
vergiſſet wie er geſtalt war/
Solches nun zu leiſten iſt I. zu betrachten: ob und wie unſere
Neigun
II.
Ob ihm die weiſe/ ſein Leben zuzubringen/ welche er mit
groͤſtem Bedacht und verſtaͤndigen Einrahten von Jugend
auf abgeſehen/
III.
Wie weit er ihm getraue zu kommen/ unter den jenigen/ welche mit ihm jn gleichem
Stande dahin zu gelangen bemuͤhet ſind.
IV.
Daß er ihm anſtaͤndige Freunde erkieſe/ welcher Raht und
Huͤlff er ſich zu gebrauchen gedenket/ und von welchen Vermahnungen
er ſich ſelbſten erkennen lerne.
V. Sol er anderer Exempel nicht zu wenig noch zu viel nachahmen/ und jederzeit
gedenken/ es weiter zu bringen und lieber anderen vor= kommen/ als nachfolgen
wollen.
VI.
Iſt ſehr viel daran gelegen/ daß man das/ was man ihm zu leiſten
getrauet/ nicht zu ruck halte/ noch zur Vnzeit damit hervorpralle;
16. C. Dieſes aber heiſt noch nicht gebauet/ ſondern nur den
Vorraht zur
Hand ſchaffen.
17. R. Wie aus einer vollen Kuchen leichtlich eine Mahlzeit kan zubereitet
werden; alſo iſt auch von allerley Baugeretſchaft leichtlich ein
Hauß aufzurich=
ten. Wer einen Thurn bauen wil/ der ſitzet zuvor und
uͤberſchlaͤgt die Vnkoſten/
ob ers habe hinaus zu fuͤhren.
18. D. Was iſt dann die Deutung des zweiten Sinnbildes?
19. R Das Roͤtelfaß ſamt der Schnur und dem Beulen bedeutet/ wie man
ſich der vorermelden Anmerkungen gebrauchen ſol. Der Werkmeiſter
muß den
richtigen Maasſtab ſeines Verſtands ſtetigs bey
ſich tragen/ und nach Abſe=
ſehung/ wie und wo jedes
dienſtlich/ folgende Erinnerungen beobachten:
I. Sol er in ſeinem Gluͤcksbau der Natur nachahmen/ welche nichts ohne
gruͤndliche Endurſache richtet und verrichtet. Nachmals iſt
hierbey ordentlich zu verfahren/ und zu betrachten/ daß/ wann das Maas nicht
ſo eben genommen ſeyn ſolte/ und ſich eines oder das an=
dere/ warzu wir unſere Arbeit angewendet/ nicht ſchicken wolte/ wie
es alsdann zu lenken und zu wenden/ daß die Muͤhe nicht vergebens
ſey. Nicht anderſt als wie man die Geſanden/ ſo in
entlegene Ort ab= geſchicket werden/ umſtaͤndig befehlicht/
wie ſie ſich auf alle Begeb= niſſen verhalten
ſollen.
II.
Iſt auch durch die Roͤtelſchnur und das Beile ausgebildet/ wie
Stein und Holtz zum Bauwerke zu bereiten/ daß ſich nicht nach dem
III. Muß ſich der Werkmeiſter nicht laſſen hinderen/ wan
̅
ihm gleich unterſchiedliche Aeſte/ harte Knoͤde
̅
/ jare/
oder andere Beſchwerniſſen in Zubereitung der
Geretſchaft zu handen ſtoſſen; ſich erinnerend/ daß
er ihms muͤſſe laſſen ſauer werden/ und
nicht mehr zu leiſten ſchuldig ſey/ als den
moͤglichſten Fleiß ſeiner Kraͤfften.
IV.
Daß er nicht in vergeß ſetze das gemeine Sprichwort: Wer wil
bauen an die
Straſſen/ der muß die Leute reden laſſen. Wann er
ſeine Be= quemlichkeit und Vergnuͤgung findet/ hat er nicht viel zu
fragen/ was der Mißverſtand darvon urtheile: oder nach der Frantz
oſen Sprich= wort zu reden: Man ſol ſein Gluͤck
nicht meſſen nach fremder Elen.
V. Sol dieſer Bau auf die Waͤhr= und Daurung gefuͤhret werden/
und zu feſten Grundſteinen
haben/ die Liebe GOttes und des Nech= ſten/ in welchen Stucken die wahre
Gluͤckſeligkeit beruhet.
VI.
Weil dieſes/ wie auch alle andere Menſchenwerke/ in ihrer Ge=
brechlichkeit beſtehen/ als wolle der Werkmeiſter ſich nicht
bereden/ als ob dieſer Gluͤcksbau/ welchen er nach der Bleywaage
ſeines Gut= dunkens hat aufgefuͤhrt/ ohne Wandel ſeyn
ſolte. Vielmehr wird er erfahren muͤſſen/ daß man in
der Baukunſt niemals auslernet/ und wie wir Menſchen uns nicht
leichtlich mit unſerem Zuſtande genuͤgen laſ=
ſen; ja vielmals lieber Vngluͤck haben/ als erwarten wollen/ wird er
ihm ſelbſten die begangenen Fehler und Maͤngel anmerken.
20. J. Die Ebenmaͤſſigkeit dieſes Baues wird man zuvor auf
dem Papyr vor=
reiſſen muͤſſen.
21. V. Ja freylich/ mit Zuziehung Kunſtverſtaͤndiger
Rahtgeber.
22. A. Wie niemand leichtlich in eines anderen Hauß vergenuͤget lebet/
alſo kan
man auch vielmals die Gluͤckſeligkeit in ſich
finden/ welche man umſonſt auſſer
ſich ſuchet/ und iſt gewißlich die Geſundheit fuͤr
den Eckſtein dieſes Bauwerkes
zu halten.
23. R. Auch dieſelbe ſtehet faſt in unſeren
Maͤchten/ nach dem Sprichwort: Der Mund iſt des Menſchen Henker
und Artzt. Vm lang und geſund
zu leben/ hat hochermelter Cantzler in
Engeland gerahten/ man ſolte einem jeden
Kinde/ nach ſeiner
Beſchaffenheit/ bald von den zarten Jahren an/ gewieſe Reg=
len
vorſchreiben/ wie ſelbes ſich in Speiß/ Trank/ Schlaffen/ Wachen/ Vbun=
gen/ u. d g. verhalten ſolle.
24. C. Herr Degenwert hat zuvor von einer neuen Kunſt Meldung gethan/
welche/ wie ich mich erinnere/ in Deutungen der Geberden beſtehen muß. Ihm
beliebe uns hierinnen mit mehreren zu berichten.
ISt unter allen Kuͤnſten eine/ die nicht/ oder wenig bekant iſt/
ſoCLXXV.
Die Deut=
kunſt.
halte ich darfuͤr/ es ſey die ſo genante Deutkunſt.
Dann die vierer=
ley Arten/ derer wir Menſchen zu Ausdruckung oder
Verſtaͤndniß CLXXV.Rede/ 2. die Schrift/ 3. die Bilder/
und 4. die Geberden. Von jenen dreyen haben ihrer viel geredet/
geſchrieben
und gemahlet/ von dieſen (meines geringen
wiſſens) niemand/ auſſer eines Aca-
demici zu Verona.
nifacio A-
tademico
Filarmoni-
co dell’ ar-
te de’ cen-
ni.
redſamkeit/
4. ſt. 85. cio
che la lin-
gua eſpri-
mer ben
non
puote,
Muta elo-
quenza ne’
ſuoi geſti
eſpreſſe.
ſich zu verſtehen machen. Wie nun
unter der Menſchen Verſtand oder Geiſt eine
gruͤndliche
Vnterſcheidung zu finden/ daß etliche mit Erfindungen/ etliche mit
Abtheilungen/
etliche mit Ausfuͤhrungen/ etliche mit Beurtheilunge
̅
fuͤrgegebener
Sachen begabet ſind; alſo laſſen ſich etliche durch
die Rede/ andere durch Schrif=
ten/ andere durch Bildereyen oder bewegliche Geberden
uͤbermoͤgen und beherr=
ſchen.
2. C. Dieſes iſt eine neue mir/ und vieleicht vielen eine gantz
unbekante Kunſt.
3. D. Die Sache an ſich ſelbſten iſt alt/ derſelben
Kunſtrichtige Verfaſſung
neu: dann der Menſch wird
ſtumm und taub geboren; Erſtlich hoͤrt er/ dann ſi=
het/
und letzlich redet er: So bald er aber ſeiner Gliedmaſſen in etwas
maͤchtig
wird/ ſo bald iſt eine gewieſe Deutung in allen ſeinen
Geberden/ wie dann un=CLXXV.
ſchwer zu erſehen/ daß ein Kind/ welches noch ſeines
Verſtandes/ noch der Rede
faͤhig iſt/ ſein Begehren nichts
deſto minder durch die Regung der Haͤnde und
Bewegung des Haubts
verſtehen machet. Iſt alſo die Lehrmeiſterin dieſer
Kunſt
die Natur ſelbſten/ welche auch das unvernuͤnfftige
Vieh verſtaͤndigt/ wie ſie ihr
Verlangen und Begierden entdecken
ſollen. Es iſt eine hohe Wundergabe Gottes
mit vielen Zungen zu reden;
jedoch ſcheinet als ob nicht minder zu preiſen ſey die
Deutkunſt/ welcher Wuͤrkung allen Voͤlkeren von der Natur
ſelbſten eingepflan=
tzet/ da hingegen/ eine gewieſe Sprache
reden/ muß nach jeder Landsart durch
Vnter weiſung erlernet werden: Dann wann
eine Sprache dem Menſchen an=
geboren were/ wuͤrden wir alle ins gemein
uns derſelbigen gebrauchen/ und alle
Voͤlker einander wol
verſtehen/ wir auch nicht benoͤhtiget ſeyn/ unſere
faͤhigſte
Jahre in Erlernung der Sprachen zuzubringen/ ſondern
alsbalden die Wiſſen=
ſchafften ſelbſten
faſſen und erhalten koͤnnen.
4. R. Flieſet nun dieſe Kunſt von der Natur her/ und iſt
allen Menſchen an=
geboren/ ſo bedarf es keiner
Kunſtverfaſſung/ oder abſonderlichen Reglen.
5. D. Mein Herr weiß/ daß die Kunſt vollzieht/ was die Natur anfaͤnget/
wie
zuvor erwaͤhnet worden.
6. A. Weil das Ende der Anfang aller Sachen ſeyn ſol/ ſo geruhe
der Herr
mum eſt in
intentione,
ultimu
̅
eſt
in executi-
one.
7. D. Ich will nicht gedenken/ daß etliche Voͤlker gegen Aufgang der Son=
nen/
30. Quibꝰ-
da
̅
pro ſer-
mone
nu
motusque
membroru
̅
eſt.
kauffen an ſtat der Sprache gebrauchen/ ſondern wiederholen/ was
zuvor Herr
Reymund erwaͤhnet/ daß man aus den Geberden vielmals abnehmen kan/
was
man ſonſten mit Worten und Werken zu verbergen ſich
bemuͤhet/ nach des wei=
ſen Haußlehrers Spruch: Ein Vernuͤnfftiger merket den Mann an ſei= nen Geberden. Vnd der
Koͤnig Salomo ſagt:
8. V. Es kan aus allen Wiſſenſchaften etwas unter dieſe
Deutkunſt gezogen
werden. Von der Sprachlehre iſt bekant/ daß die
Buchſtaben nichts anders
Mercenne
aux
Veri-
tes des Sci-
ences. f. 70.
und ſind
ſolche Zuͤge (wie etliche wollen/) von der Natur ſelbſten
erfunden/ als
daß das Orund gezogen wird/ ſol die Vrſach ſeyn/
weil wir den Mund in die
Rundung formen/ wann wir ſolchen Buchſtaben
ausſprechen/ daß das ſ lang/
und das s krumm/ ſol von dem
ziſchen der Schlangen abgeſehen ſeyn. Derglei=
chen iſt
auch von anderen Buchſtaben in einem beſonderen
Geſpraͤchſpiele zu ge=
denken/ welches wir dahin verſparen
wollen/ damit nicht alles untereinander ge=
menget werde. Von der Vernunfftkunſt
iſt eine gantze Streitrede
tio.
Pantag. l. 3.
f.
83.
bey dem Pantagruel/ in welcher Nazdecabre und Panurge mit
Zeichen und Ge=
berden einander widerlegen/ und berichten. Von der Wolredkunſt
iſt wiſ=
ſend/ daß ihre Meiſterſtuͤcklein in
den ziemlichen Geberden
ne.
die
Beredſamkeit des Leibes genennet/ die von innerlichen Bewegungen herkom=
men/
und der Zuhoͤrer Hertzens=Regungen lenken und wenden. Die Poeterey
iſt im Werke nichts anders als ein Wortgemaͤhl/ welches alle
Vmſtaͤnde undCLXXV.
Geberden auf das artlichſte ausdrucket/ und gleichſam gegenwaͤrtig
vor Augen
ſtellet: und ſcheinet daß die gebundene Rede/ wann ſelbe
ſoll oͤffentlich angehoͤ=
ret und vernommen werden/ der Geberden
mehr vonnoͤhten habe/ als die unge=
bundene/ weil jene/ wegen der
Reimgeſetze/ mehr gezwungen iſt/ als dieſe. Von
der
Singkunſt iſt bekant/ daß durch den Tact oder Maasſchlag/ das
Geſang ge=
meſſen wir/ wie das Gewant durch die Elen. Von der
Zahl=oder Rechenkunſt hat
Pythagora geſagt/ Gott/ der die Sterne zehlet
und alle mit Namen nennet/ ſey
eine unaußſprechliche Zahl: bevor aber die
Zahl/ mahl (oder Characteres nume-
rales) er funden worden/ haben die Alten an den
Fingeren gezehlt/ deren Anzahl
40.
Sprichw.
30/ 26.
Vegetius l.
4. c. 245.
Piccart. ob-
ſerv. Dec.
XI. cap. V.
die volkommene Zahl macht/ und mit ſchwartz und weiſen Steinlein der Son=
nenlauff nachgerechnet. In der Naturkuͤndigung iſt ſich zu
verwunderen/ wie
uns Menſchen faſt das meinſte die
unvernuͤnfftigen Thiere/ durch ihr Thun und
Laſſen/ bedeutet und
unterrichtet haben. Von dem Krebs haben wir die Galeren
zu bauen erlernet/ von der
Schwein Wuͤhlen das Ackeren/ von den Kaninigen
das Vntergraben/ u. d.
g.
9. R. Wann man dieſe Deutkunſt ſo weit erſtrecken wil/
ſo ſolten aus allen
Wiſſenſchaften etliche
Stuͤcke darunter moͤgen gezogen werden. In der Sitten=
lehre werden die
Tugenden von den feinen euſſerliche
̅
Anſehen vielmals abgenom=
ter Sal. 31/
13.
mutmaſſen. In der Haushaltung iſt ein gutes anzeigen/
wann die Weiber mit
Wollen und Flachs umgehen/ und arbeitet gerne mit ihren
Haͤnden/ die da mer=
ket/ wie ihr Handel Frommen bringet/ die auch ihrem Mann an
den Augen an=
ſihet was er befihlet. In der Regierlehre kan unter die
Deutkunſt gerechnet wer=
den/ wann dorten der Koͤnig Ahasverus/ der
Eſther ſeine Gnade durch Neigung
des Scepters angedeutet; Wann der
Tuͤrkiſche Kaͤiſer einer von ſeinen Kebs=
weiberen
das Fatzolet uͤbereiget. Wann der Richter den Stab bricht: und wie
man
groſſe Herren von andere
̅
hochangelegenen Beſcheffigunge
̅
/ mit
vielen Wor=
ten/ und umſtaͤndigen Erzehlungen nicht ſol
abmuͤſſigen; alſo pflegen auch ſelbe
mit wenig
Worten oder kurtzen Deutungen ihren Willen zu erklaͤren. Derglei=
chen
koͤnte auch von dem Geſchichtſchreiben/ dem Kriegsweſen/ dem
Feldbau/ den
Schiffarten/ und von allerley Handarbeiten aufgebracht werden/ welches
dieſesCLXXV.
Ortes auszufuͤhren zu viel Zeit erforderen wuͤrde.
10. J. Wie kan aber ſolche Kunſt in ein
Geſpraͤchſpiele gebracht werden?
11. D. Auf manche Art. Wann man nemlich etliche Buchſtaben/ etliche Syl=
ben/ etliche Wort/ u. d. g. zu vermeiden bedingen wolte. Weilen aber ſothane
Beyſpiele vormals angefuͤhret/ wil ich das Haubt des Menſchen
folgender
Geſtalt austheilen/ daß Herr Veſpaſian ſol haben
das Haubt/ den Sitz des
Verſtandes. Frau Julia das Angeſicht/ die
Abbildung des Gemuͤhts. Herr Rey=
mund den Mund/ den Dolmetſcher
unſerer Gedanken/ weil er mit Recht des Reyens Mund/ oder der
Vorſinger dieſer Geſpraͤchſpiele heiſt. Jungfer
An=
gelica die Augen/ die Spiegel des Hertzens Jungfer Caſſandra die
Stirn/ Wan=
gen und Naſen/ die Zierde des Angeſichts. Ich das Haar und
den Bart/ die
Ehre des Haubtes. Nun ſol jedes von dem ihm ertheilten Stucke ei=
ne Bewegung ſagen/ und eine andere
fragen.
DAs Haubt hochtragen bedeutet Stoltz und Vbermuht/ nach den Deine Feinde toben/ und die dich
haſſen/ richten den Kopf auf. Was bedeutet ein froͤliches
Angeſicht?
2. J. Salomon ſagt: Wann des Koͤnigs Angeſicht freundlich
iſt/ das iſt Leben/ und ſeine Gnade iſt wie ein
Abendregen. Was bedeutet es/ wan
̅
3. A. Die ſich demuͤtigen/ die erhoͤret Gott/ und wer ſeine
Augen ni= derſchlaͤgt/ der wird geneſen. Was bedeutet die
Haare und den Bart abge=
4. D. Es iſt ein Anzeigen einer groſſen Schmach; wie aus der
Geſchichte/ ſo
ſich mit Davids Geſanden begeben/ abzunemen.
Es bedeutet auch groſſes Trau=
ult. Perſas
ſcribit ob
Maſiſtii cædem
ſe ipſos ac jumenta totondiſſe apud Plutarch. Alex. M.
defuncto Hephæſtione Equos
& mulos in ſignum luctus
tondere juſſit. Curt.
Viehe
beſchoren/ und hin und wider bey den Profeten das Kahlmachen ge=
drauet
wird. Was bedeutet unreine Lippen haben?
5. R. Sich mit dem Mund gegen Gott verſuͤndigen/ nach des Profeten
Wort:Ich bin unreiner Lippen/ und wohne unter einem Volk von unreinen
4. Koͤn. 16.
Job. 40.
Perſ. Sat. 4.
--- barbatu
̅
crede Magi-
ſtrum.
Horat. l. 2.
Sat. 3.
--- Sapien-
te
̅
paſcere
barbam.Lippen. Was iſt aber das geredet: Einen Ring in die Naſen
legen?
6. C. Es iſt ſo viel als den wilden Stoltz demuͤtigen/ unter
ſich/ und zu der Ge=
buͤr bringen.
7. D. Auf eine andere Art kan man aufgeben/ daß jedes in der Geſelſchaft
ei=
nen Geberden ſeines Gliedmaſſens ſelbſten deuten
ſolle: als/ Einen langen Bart
ziehen/ macht ein Mannliches Anſehen/
bisweilen iſt es auch einer ſonderen
Weißheit anzeigen.
8. A. Die Augen mit der Hand bedecken/ bedeutet Schamhafftigkeit/ daß wir
etwas
nicht ſehen noch hoͤren wollen/ wie dann der Sitz der Schamhafftigkeit in
den Augen iſt/ und abzumerken bey denen/ welche die Vnwarheit nicht wol mit
nell Triu
̅
f.
della Caſti-
tà: Sonet.
30. & Cant.
19.
erhabenen/ ſondern ins gemein mit niedergeſchlagenen Augen erzehlen.
9. R. Es hat die Wunderſame Natur das Gute mit dem Boͤſen/
ſo genau ver=
geſelſchaftet/ daß ſchwerlich eines von dem
anderen geſondert und unterſchieden
Gedanken zu eroͤffnen; wie
oft aber unartet er ſich ſelbe zu bergen/ und den ſauren
Neid mit
ſuͤſſen Worten zu durchfaͤlſchen: Daher dann
erſcheinet/ daß die natuͤr=
liche Deutungen der Geberden ſich
ſo leichtlich nicht verhuͤllen laſſen/ und den Er=
fahrenen
ſolcher Kunſte die inneren Hertzens=Gedanken unfehlbarlich zu erken=
nen
geben. Gleichwie die Menſchen ſich nicht wollen begnuͤgen
laſſen mit dem
Glauben/ welchen ihnen der Schoͤpffer der Natur
ertheilet hat/ und dannenhe=
unſerer angearten Geberden Deutungen zu behalten/ ſondern
ſuchen durch bitte=
re Honigwort uns ſelbſten zu betruͤgen.
Mir ligt ob zu erwaͤhnen/ wie mit dem
tuam here-
ditatem in-
hiat, quaſi
eſuriens lu
pus. Plaut.
in ſtich.
geben. Dem Mund gegen etwas eroͤffnen/
deutet Verlangen/ Begierd/ Verwun=
derung Die Zaͤhne aufeinanderbeiſen/
zeiget de
̅
Zorn und die hitzig vergallte Rach=
gierde. Ich will geſchweigen
iederman bekante Deutungen/ des ſeufftzens/ aͤch=
tzens/ huſtens/
biſen/ murmlen/ knirſchen mit den Zaͤhnen/ heulen/ bruͤllen/
wei=
nen/ lachen/ und anderer ohne ausdruckliche Wort uͤblicher Geberden/ nicht
gedenken/ ſondern nur von der ſuͤßlieblichſten Regunge des
Mundes Meldung
thun. Was wir Teutſche kuͤſſen heiſſen/ hat
bey den Lateinern drey Namen/ Baſi-
um, die Liebe zwiſchen den Elteren
und Kinderen; Oſculum, die Liebe vertrauter
Hertzenfreund; Suavium, die Liebe
zweyer Buhlen zu unterſcheiden. Von dem
erſten iſt zu
verſtehen was dorten Eliſa ſagt: Laß mich meinen Vatter und
19.meine Mutter kuͤſſen/ ſo will ich dir nach folgen.
Von dem andern iſt zu
verſtehen/ was David wuͤnſchet/ daß
Friede und Gerechtigkeit ſich kuͤſſenmoͤchten. Von dem dritten ſagt dort der Braͤutigam/ im
Hohenlied Salomo=
nis: Er kuͤſſe mich mit dem
Kuſſe ſeines Mundes. Vber dieſes hat der Kuß
Ovid. vocat
oſcula ſo-
roria & co-
lumbina.
Pſalm. 2/ 11.
1. Moſ. 41/ 40
1. Sam. 10/1.
Oſe. 13/ 2.
1. Reg. 19/ 18.
die Deutung einer ſonderlichen Ehrerbietung/ gegen dem hoͤchſten
Gott/ und dan
̅
demſelben nechſt nachgeſetzte hohe Obrigkeit. Auf welche Gewonheit
zielen die
Wort des Pſalmiſten: Kuͤſſet den Sohn/
daß er nicht zuͤrne/ und ihr um= koͤm
̅
et auf dem Wege. Vnd an
einem andern Ort:
10. V. Das Haubt verhuͤllen bedeutet Traurigkeit und Vnmuht/ wie aus
des Hammons Geſchichte klaͤrlich abzunemen. Solchergeſtalt kan
Teutſchland
mit verhuͤlltem Haubte und Angeſicht ſich
ſelbſt ermorden wollend/ vor=
geſtellet/ und dieſer Meinung
klagend eingefuͤhret
werden.
Aber genug von dieſem/ nach Anleitung der Verhuͤllung des Haubtes/ damit
wir nicht von angefangenem Geſpraͤche abgefuͤhret werden.
11. A. Nicht weniger ſolte von den Augen zu ſagen ſeyn;
dann/ nach meinem
unſeren Willen
beſſer zu verſtehen koͤnnen geben/ als durch die Augen; In ihren
Kryſtall
gebildet zu erſehe
̅
.
Fruͤlingsluſt.
am 76. Blat.
Luc. 11/ 34.
Pſal.
121/ 1.
Matth. 14.
Marc. 6.
Luc. 9.
Luc. 18/ 13.
Job. 22/
29.Das Aug iſt des Leibes Liecht. Wan
̅
dein Aug einfaͤl= tig
iſt/ ſo wird dein gantzer Leib liecht ſeyn: Wan
̅
aber dein
Aug ein
12. C. Die Stirn des Menſchen iſt der offene Schauplatz
ſeiner verborge=
nen Gedanken. Wer ſich wegen eines begangenen Fehlworts
ſchaͤmet/ haͤlt die
Sat. 3. Re-
jectum ſe-
mel attrita
de fronte
pudore
̅
&c.
Cicero in Bruto: Nulla perturbatio animi, nulla corporis, frons non
percuſſa &c.
Hand fuͤr die Stirn: Die Stirn runtzelen und uͤber ſichziehen
bedeutet Zorn/ wie
hingegen eine freye Stirn ein freyes und froͤliches
Gemuͤht bemerken machet. Die
Hand an die Stirn ſchlagen bedeutet
Schmertzen und Betruͤbniß.
13. D. Der Bart weiſet den Mann/ ſagt man im Sprichtwort/ und
brin=
get ein ſonderliches Anſehen/ daher auch Aarons Bart in der H.
Schrift gedacht
wird/ wie ingleichen auch die Haare des Haubts nicht die
geringſte Zierd deſſel=
ben ſind. Hierbey erinnere ich
mich/ daß Kaͤiſer Auguſtus/ als er ſeine Tochter
Auguſt.
oder grau ſeyn? als ſie ihm aber geantwortet/ es were zwar keines zu
wuͤnſchen/
doch wann ſie wehlen muͤſte/ ſo
wolte ſie lieber mit grauen Silberhaaren/ als oh=
ne Haare zu ſeyn/
erkieſen. Darauf der Kaͤiſer geſagt: Warumb macheſt du
dich
dann vor der Zeit kahl? Vnter anderer Leibszierde/ welche das Frauenzimmer
wuͤnſchet/ iſt die hoͤheſte/ goldgelb=krauſe
Haare zu beiden Seiten der Roſen=
Wangen abhangend tragen/ welche ſie oft
mit nicht minderen muͤheſamen Kuͤn=
ſten/ als der Bergmann
das Gold aus der Erden/ zuwegenbringen. Damit aber
ſolcher Haarſchmuck
auch in der finſtern vernemlich ſey/ pflegen ſie ſelbe mit
wolriechenden Pulverwerk zu beſtreuen/ daß da ſcheinet als ob die
ſonſt bald ver=
gaͤngliche Blumenzeit/ durch das gantze Jahr/ auf
ihrem Haubte anzutreffen ſey.
Dieſes bedeutet/ daß die Schoͤnen ihre Schoͤnheit noch viel
ſchoͤner/ uud ihre
Holdſeligkeit lieblicher und Hertzerfreulicher/ die Heßlichen ihre
Geſtalt etwas
koſtbarer/ oft auch mit zuwachſendem Alter/
laͤcherlich machen; in dem man
mehr Vrſach hat den angenemen Geruch/ als
ihnen ſelbſtendas Lob zu ſprechen.
Das Alter kan ſie bald
mit falſchen Haaren einſchleiren/ daß die zuvor lieber ei=
malunt
rempubl.
quàm cri-
nes
turba-
ri. in Ep.
Ovid. ep. 3.
Lachrymas
ſine fine
dedi,
rupi-
que capil-
los.
ne Vnordnung und Verwirrung im Roͤmiſchen Reiche/ als in ihren Haaren
geſehen haͤtten/ ihnen fuͤr Schmertzen die Haare ausrauffen. Man
moͤchte alſo
von jeden ein beſonderes Spiel aufgeben/ welches mit
mehreren Nachdenken
zu anderer Zeit geſchehen kan: Maſſen viel
noch von den Augbraunen/ von den
Ohren/ von der Zungen/ von den Zaͤhnen/ von dem
Kihn/ von der Naſen zu ſa=
gen were. Gleichergeſtalt folgte die
Schuldern/ die Arme/ die Bruſt/ Knie=
ſcheiben/ der gantze Leib und
deſſelben Bekleidung zu betrachten/ weil aber in die=
ſer
Kunſt das meinſte durch die Haͤnde verhandelt wird/ als wolle jedem
belieben/ etliche ſolche Geberden ſehen zu
laſſen.
UNd der Herr laſſe ihm gefallen ſolche auszulegen.
2. A. Da recht. Dieſes beſchiht/ weil der Herr zuvor ſo viel bey
den Haaren herbeygezogen hat.
3. D. Die Jungfrauen wollen mir nur die Haͤnde in dieſem Begehren
bieten/
in Romulo.
annoch pflegt
der gemeine Mann ſeinen Fuͤrſten aus den Haͤnden zu beurtheilen/
ſo wol im Nehmen als Geben.
4. V. Ich hebe meine beide Haͤnde gegen den Himmel.
5. D. Das bedeutet/ von Gott etwas bitten/ oder ihm wegen empfangener
Wolthaten
danken. Fuͤrwahr die euſſerlichen Geberden helffen der innerlichen
Andacht auf verborgene un
̅
wunderſame weiſe/ dz faſt eines ohn
das andere nicht
ſeyn kan/ und ein kaltſinniger Beter von jedem
leichtlich zu erkennen iſt. Es be=
deuten auch die aufgehabene Haͤnde zu
Zeit Verwunderung/ und iſt zu merken/
daß der Frommen Koͤnige Bildniſſen in Franckreich mit
zuſammengeſchloſſenen
und in die Hoͤhe gehabnen Haͤnden zu ſehe
̅
/ zu Bedeutung/ daß
ihnen Gott Weiß=
heit und Verſtand wol zu regieren verliehen hat/ die anderen
aber/ welche dem
Reiche uͤbel vorgeſtanden ſind/ in anderen
Stellungen gemacht. *
6. J. Ich lege meine Hand auf meine Bruſt.
7. D. Bey den Tuͤrken bedeut ſolches eine Ehrerbietung/ weil ſie
die Buͤnte
nicht von dem Haubt zu thun pflegen/ ſondern nur den Kopf zu
neigen/ mit erſt=
beſagter Beruͤhrung der Bruſt. Wir
pflegen auch ſolchergeſtalt unſere Hertzens=
treue zu
beglauben.
8. R. Ich biete dem Herrn die Hand.
9. D. Hier iſt es ein Anzeigen ſeiner Hoͤflichkeit;
ſonſten aber bedeutet es/ daß
4.
--dabit
victas fer-
reus ille
manus.
Plin. l. 22. c.
4.
quos jungit amor, jungit & ipſa manus. Alciat.
man von den anderen uͤberwunden iſt. Vor Zeiten iſt auch der
Gebrauch geweſen/
daß der Vberwundene ein wenig Graß unterſich
ausgeriſſen und es ſeinem
Vberwinder dargereichet hat. Die
Haͤnde aber ineinander ſchlieſſen/ iſt jeder=
zeit
fuͤr das Merkzeichen der Treu und Freundſchaft gehalten worden.
10. A. Ich ſtrecke meine rechte Hand aus.
11. D. Die rechte Hand bedeutet Schutz/ Staͤrke/ Gerechtigkeit und alles Gu=
Eccleſ.
confer
Sprichw. 4.
iſt mein Schutz. Die Rechte des HErrens iſt erhoͤhet/ die
Rechte des HErrens hat Ehr eingelegt. Salomon ſagt:
12. C. Was ſoll aber die offene/ oder die geſchloſſene
Hand?
13. D. Jenes bedeutet die Freygebigkeit/ dieſes die Kargheit. Du
ſolſt die Hand gegen deinem armen Bruder nicht
verſchlieſſen oder zuhalten/ ſondern ſolt
ſie ihm aufthun/ und ihm leihen/ nach dem er mangelt. Da=
14. V. Ich waſche meine Haͤnde.
15. D. Von dem Handwaſchen iſt in dem Alten Teſtament befohlen/
daß
31. 32.
Pſal. 17/ 25.
und 72. der=
gleichen.
wann ein Todſchlager/ nach veruͤbtem Todſchlag/ entflohen were/
ſo ſolten die
Elteſten in der nechſten Statt darbey ihre
Haͤnde waſchen/ und ſagen; unſere
Haͤnde ſind
unſchuldig an dieſem Blut; Daher auch zu ziehen/ was Job ſagt:
Der Vnſchuldige wird errettet werden uͤm ſeiner
Haͤnde Reinigkeit willen.
16. J. Ich ſchlage die Haͤnde zuſammen.
17. D. Zu Erzeigung der Freude und Froͤlichkeit/ nach den Worten Davids:
Frolocket mit Haͤnden alle Voͤlker/ und jauchtzet Gott mit
froͤlichemSchalle.
18. R. Ich lege meine Haͤnde auff das Haubt.
19. D. Dieſe Geberden bezeugen groſſen Jammer und Hertzenleid/
wie abzu=
nehmen aus den Drohworten Jeremiæ: Du muſt deine
Haͤnde uͤber dem Haubt zuſammenſchlagen/ dann der HErr
wird deine Hoffnung feh= len laſſen.
20. A. Ich ſchwinge die Hand hin und her wie ein Seeman.
21. D. Es bedeut ſparſam mit einem Dinge umgehen/ daher jener Poet
Lehre gibt/
man ſol mit der Hand und nicht mit dem Sack ſaͤen.
22. C. Ich verberge die Haͤnde.
23. D. Zu bedeuten/ daß die Jungfer keine Geſchenke nehmen wil/ wie die ge=
rechten Richter thun ſollen. Es koͤnte auch von den Fingern und den
Deutun=
gen ihrer Bewegniſſen viel geſagt werden/ weil ich aber
ſehe/ daß Herr Reymund
mit der Hand winket/
ſchicht 21/
40.
Zeit ſchweigen ſol.
24. R. Bevor wir die Hand von dieſem Spiele abziehen wollen/ wir ſie an
die
Zahlbuchſtaben legen. Es hat die fuͤr ſichtige Natur dem
Menſchen die Finger
Quintil. l. 1.
inſtitut. O-
iat. Cicer.
ad Attic. l.
5. ep. ult.
nicht allein ertheilet/ damit zuzugreiffen/ ſondern abſonderlich auch an
denſelben
zu erzehlen/ daher wir Teutſche auch von einem
Einfaͤltigen ſagen/ er weiß nicht
wie viel er Finger hat/ man kan es an
den Fingeren abzehlen/ u. d. g. er kan nicht
viere zehlen.
zweyen gegeneinander gebogenen Haͤnden/ die tauſend bemerken/ von welchendie=
ſes D. die Helffte iſt.
25. D. Hingegen moͤchte man einwenden/ daß die Roͤmer wie die Ebreer
und
Griechen mit den Buchſtaben gezehlet/ und das M. mille tauſend/ das C.
cen-
tum fuͤr hundert/ (von denen wir das Wort Centner noch haben/) gelten
laſ=
ſen.
26. R. Dieſer Meinung ſind die alten unberichten Moͤnichen
geweſen/ wel=
che dieſes/ wie auch viel andere Dinge
cords bi-
garrures
chap. 21.
men/ ſo muͤſte das D. 10. das Q. 50. und 500.
bedeuten/ fuͤr welches doch das X.
L. und D. gebrauchet wird. Ich wolte vielmehr
waͤhnen/ daß die Roͤmer ihren
Buchſtaben C. und M. mit ſo
gebogener Hande/ und durch dieſes Zeichen die be=
ſagte Zahlen zu
verſtehen gegeben haben. Es iſt mir auch nicht unwiſſend/ daß
ſie noch eine andere Art an den Fingeren zu zehlen gehabt:
Rhodig. in
Lect. An-
tiq. l. 22. c.
23.
dienen zur Entſchuldigung/ wann die Roͤmiſchen
Buchſtaben in unſeren Teut=
ſchen Zahlreimen gefunden werden; weil
nemlich die Natur/ welche an keine ge=
wieſe Sprache gebunden iſt uns
ſelbſten an den Fingeren zehlen lehret. Ferne=
re Ausuͤbung der
Deutkunſt beruhe zu anderer Gelegenheit.
VOn dem Worte Deu ſollen die Teutſchen Voͤlker ihren Namen fuͤh=
ren/ und iſt die Frag/ ob Deutſch oder Teutſch recht
geſchrieben
werde? Dieſes zu behaubten/ finden ſich
allerſeits feine Vrſachen/
CXLVIII.
chem Antrieb einen Gott geehret/ den
ſie Deut oder Duͤd genennet/ welchem
Wort die Haubtendung iſch
beygeſetzt/ wie man von dem Mann maͤnniſch/ von
dem Weib
weibiſch/ vom Deut deutiſch/ oder Teutſch heiſſe.
2. J. Weil den Menſchen die Furcht Gottes eingepflantzet/ und/ als ein
Fuͤnk=
lein der erſten Vollkommenheit/ in der verderbten Natur
verblieben/ iſt glaub=
lich/ daß durch ſolchen Namen die
verſtaͤndige Großvaͤtter ihren Nachkommen
ein immerwerendes
Angedenken des Hoͤchſten Schutzherrens ſtifften wollen.
Daher auch
nachmals der fuͤnfte Teutſche Koͤnig Teuto
Frank
im
Anfang des
Teutſchen
Zeitbuches.
bey uns heut zu Tag die Namen Gottlieb/ Gottſchalk/ Gottart/ Gottfried nicht
ungewoͤhnlich ſind.
3. R. Hierbey waltet aber die Frage: ob Deut oder Teut zu ſchreiben ſey.
Die
Cic. l. 3. de
Nat. Deor.
Plato in
Phœdro.
Lactant. l.
1. c. 6.
Lateiner alle und jede ſchreiben Teut/ Teuto, oder Theut. Herr Doctor Luther
nibus pro-
priis. f. 6.
vide omnis
Th. Reine-
ſiu
̅
de Deo
Endovelli-
co.
Schottel. in
der 3. Lob=
rede. Cæſ. in
der Spꝛach=
uͤbung.
(ſeel. Angedenkens/) ſchreibt Deut/ und wil es von den Ebreiſchen
ches Wort einen lieben Freund heiſt/
und unſeren Taufdoden den Namen gege=
ben) herziehen. Es iſt aber den
Teutſchen nichts neues/ daß ſie das T der Lateiner
in ein D wandelen/ als
in Tu, du/ Tonitru, Donner/ Tria, drey/ u. d. g.
4. A. Es mag ein jeder ſchreiben wie er wil/ wann er nur Vrſachen darvon
ge=
ben kan.
5. D. So wir durch und durch fuͤr der Lateiner T ein D gebraucheten/ ſo
were dieſe Frage beantwortet/ weil es aber nur bisweilen geſchiht/
ſo kan daraus
kein Regel gemachet werden: als Dalmatia, Dalmatien/ Tabula,
Tafel/ Tonus,
Ton/ Tapetum, Tepicht. Darnach ſo komt ſolches Wort nicht
von dem E=
breiſchen her/ noch der Deutung/ noch nach erweißlichem Gebrauch
nach/ dann
ja gedacht worden/ daß Dod einen Freund/ aber nicht Gott
heiſſe: weilen auch be=
wuſt/ daß in den aͤlteſten
Schriften viel mit Griechiſchen Buchſtaben
in Mithri-
date.
iſt vermutlich das 𝈒 und ϑ oder
θ verwechſelt worden.
6. C. Kan man ſich wegen des erſten Wortes in der Teutſchen
Sprache nicht
vergleichen/ wie wil man ſich dann in anderen Stucken
derſelben ſich vereinigen?
7. V. Die andere Vrſach/ waruͤm man dickbeſagtes Wort mit einem
Dſchrei=
6.
Zuthun des Geſchlechtworts die Aſcanier d’
Aſcener/ Daſcer/ Duaſce
̅
/ Deutſche
̅
/
genen
̅
et
worden/ und hin und wieder in der Ebreer Schriften
nazim heiſen.
8. J Weil es kein Glaubens=Articul/ mag ein jeder ſeine Meinung behalten/
und behaubten ſo gut er kan.
9. R. Es iſt unlaugbar/ daß viel Voͤlker von ihren Heerfuͤhreren
die Namen
bekommen/ und wir Teutſche bey den Ebreeren Aſcanier
heiſſen/ daß aber das
Wort Teutſch auch dieſe Ankunft haben
ſol/ kan ich mich in meiner Einfalt nicht
bereden.
10. A. Mit dem Ebreiſchen wollen uns die Herren zu frieden
laſſen.
11. D. Aſcenas/ oder Aſcanier/ hat nur zween Buchſtaben/ welche
ſich mit
dem Wort Teutſch gleichen/ als das e und das ſ/ zu geſchweigen/
daß eine gan=
tze Sylbe mit der anderen eintreffen ſolte.
12. C. In dergleichen Sachen gilt es rahtens/ und weiß im Ende faſt keiner/
wer es errahten hat.
13. V. Gedachter Aſcenas oder Aſcenes ſol ſeinen Sitz an
dem Rheine ge=
gen Coͤln genommen/ denſelben Flecken den Namen
Deutſch gegeben haben/ und
3.
Coſmo-
graph. c. 6.
weil er aus dem Vogelflug das Zukuͤnfftige zuvor verkuͤndet/ der Deuter
oder
vermeinten Goͤtter Dolmetſcher ſeyn benamſet
worden.
14. J. Wann dieſem alſo/ ſo iſt bekant/ daß man deuten mit
einem d und
nicht mit einem t ſchreibet.
15. R. Daß dieſes von des Aſcanes Nachkommen/ welche von Teut oder Teu=
to Manni Sohn und ſeinen Nefen die Teutſchen geheiſſen/
geſchehen ſey/ iſt wol
glaublich/ daß aber er Aſcenes
vielmehr im Anhaltiſchen Fuͤrſtenthum ſich nider=
gelaſſen/ beweiſet nicht allein die Grafſchaft
Aſcanien/ ſondern auch Aſchersle=
ben/ Mannsfeld/ oder das Feld
Manni/ der Fluß Aſcen/ Aſchenburg/ Aſberg/
erſtrecket/ (und mag vieleicht dieſer der Aſcanierweg in
Teutſchland geweſen ſeyn.)
16. A. Alſo vermeint der Herr/ ſie haben ſich von Teut genennet/
bevor ſie in
dieſen Landen einen gewieſen Anſitz
auserleſen haben.
17. D. Dieſer Aſcenes/ ein Sohn Gomers/ oder Cimmers/ heiſt zu
Teutſch
ein Verwahrer des Feuers/ (daher auch unſer Wort Aſchen
entſprungen/) hat
den Namen in der That gefuͤhret/ daß das tapfere/
unverzagte/ feurig=und bruͤn=
ſtige Heldengemuͤht auch bey
ſeinen Nachkommen erhellet/ die ſtarke groſſe Leu=
te
geweſen/ und Anhalt/ welches als eine Freyſtatt lautet/ und dann Bernburg
ſamt anderen Orten erbauet.
18. C. Man ſagt aber nach gemeiner Auſprache Deutſch und nicht
Teutſch.
19. V. Die unrichtige Mundarten koͤnnen keine gewieſe Regelen in der
Schreibung machen; an vielen Orten ſpricht man das T ſcharf aus/ und
iſt auch
alſo geſchrieben zu finden in den Reichs
Abſchieden/ in den Cammergerichts=und
Policey=und peinlichen Halsgerichts =
Ordnungen/ offentlichen Kaͤiſerlichen
Ausſchreiben/ und anderen Reichshandlungen in gemein/ daß ich/ an meinem
ringſchaͤtzigen Orte/ darfuͤr halte/ man ſol ſich
ohne erhebliche Vrſachen/ von
der ins gemein beliebten Gewonheit/ nicht
abſonderen: wann ſelbe ſonderlich
kan mit guten Vrſachen/
wie dieſes Ortes/ behaubtet werden. Es iſt auch hier=
bey zu gedenken/
was Becan
then. l. 6. f.
127.
den Gott Mercurium Thoot/ den Hut/ das hoche oder das Haubt genennet/
wel=
chem die Traͤume zugeſchrieben werde
̅
: der auch mit dem
Fluͤghut gemahlet wird/
ſtrad.
und daß die Wegſeulen bey den Cimbern mit einem Haubte geſtaltet/
deſſen Hut=
ſtulp ſpitzig aufgebogen zu ſehen
geweſen/ die hohen und feuerflammende Gedan=
ken zu bemerken/ daher Theutates
bey den Galliern und Teutſchen ſo viel als
Anfangs=
Buchſtabe
̅
.
Mercurius heiſſet; Vnd die alten Teutſchen ihre lange Haare/
uͤber dem Haub=
te zuſammen gebunden/ wie in den alten
Bildniſſen
Germ. An-
tiq. l. 1. c. 16.
p. 131.
beſagter Scribent
4. f.
622.
haben/ und
bejahen/ Theutſch/ ſolle mit th geſchrieben werden/ gleich als Theut=
ſen/ die aͤlteſten Soͤhne/ in welchem Wahn ihm wenig
beypflichten. Kan alſo
gemeinen Ausſprache geſchrieben
werden.
NAchdem wir vor dieſem der Wapen und der Heroldskunſt gedacht/
erinnere
ich mich hierbey/ wie wir derſelben Deutungen heut zu
Tag faſt verlohren/
oder ſo gar in Vergeß ſinken laſſen/ daß in we=
nig
Buͤchern gruͤndliche Anzeig darvon zu befinden. Es iſt aber
auſſer Zweifel/
daß vor Alters keinem kein Wapen ertheilet worden/ er
habe es dann mit einer
ſonderlichen That/ und wolgeleiſten
Dienſten ruͤhmlich erworben; daher dann
leichtlich der Schluß zu machen/
daß nach Veranlaſſung ſolcher Dienſte das
Wapen
viſiret und ausgemahlet worden ſey.
2. V. Heut zu Tage werden die Wapen durch das Sonnen=Metall erhalten/
welches an
ſtat aller anderer Tugenddienſte herfuͤrleuchtet.
3. D. Das iſt der guldenen Zeite zuzuſchreiben/ in welcher die
Beutelfuͤlle
das fuͤnffte Element iſt. Aber wiederuͤm auf die Wapen zu kommen/
ſo ſind aus
vorbeſagter Vrſache/ daß jeder durch
ritterliche Kriegsdienſte zu einem Adeli=
chen Wapen gelanget/ die
unterſchiedliche Veraͤnderungen der Loͤwen/ der Ad=
ler und
Einfaſſungen entſtanden; weil ihm ein jeder fuͤr eine hohe Ehre
gehalten
dergleichen Koͤnigliche Thiere/ oder etwas von denſelben mit
ſteter Ruhmge=
daͤchtniß zu fuͤhren. Vor Zeiten hat man bey
Ertheilung der Wapen in Acht
genommen/ daß das Gefluͤgel (unter welchen der
Adler Koͤnig iſt) fuͤr ruͤhmli=
cher/ als die
vierfuͤſige Thiere gehalten worden; weil ſelbe mit dem
hoͤheſten Ele=
menten/ dem Feuer und Luft/ die anderen mit der Erden und
dem Waſſer ge=
naue Verwandſchaft haben. Beruͤhrte Thiere
hat der Herold dem Weltlichen
Stand/ ſonderlich aber tapferen Kriegshelden
zugeeignet; den Gelehrten Pfaͤle/
Hermelin/ Balken/ u. d. g. dem Geiſtlichen Stande aber die viel und mancher=
ley Kreutze ertheilet/ wie ſolcher Vnterſchied aus alten
Geſchichten und Adeli=
4. R. Dieſe Veraͤnderungen ſind faſt unzaͤhlig/ und
iſt theils der Vnterſchied
an den Farben der Schilde/ theils an den Figuren und ihren Stellungen. Einer
fuͤhrt einen ſteigenden Goldloͤwen mit einer rohten Zungen
in einem blauen Schilde. Der ander fuͤhrt einen
5. V. Dergleichen Veraͤnderungen befinden ſich auch bey den Adlern/
welche
aber leichter zu bemerken/ als die viel unter ſchiedliche Kreutze/ die in
den Viſirun=
gen dienen. Nachdem Conſtantin der Groſſe den
Krieg wider Maxentzen/ den
Wuͤterig zu Rom/ gefuͤhret/ und ihn im Schlafe
ein Kreutz/ mit der Engelsſtim=
me/ er ſchienen/ er werde in
ſolchem Zeichen uͤberwinden/ hat er ſolches
Kirchenge=
ſchicht. c.
9.
Kreutz in ſeinen Fahnen mahlen laſſen/ fuͤr dem Heer
gefuͤhret/ und nachmals den
Wapen Abſehen und
Endurſache iſt die Vnterſcheid deren/ die ſelbe fuͤhren/
zu
bemerken/) ſelbes auf vielerley weiſe geaͤndert/ zu ihren
Schildzeichen tragen
wollen. Hierbey kommet zu gedenken/ daß der ſtreitbare Held
Gideon/ mit drey=
hundert Manneren/ die Feinde erlegt/ und ein Fuͤrbild
geweſen unſeres Seelig=
machers/ der durch das Kreutz (ſo in
Griechiſcher Sprache ein T iſt und 300.
bedeutet) den
hoͤlliſchen Seelenfeind uͤberwunden und erleget hat: Wie auch
Cour ſaint.
tom. 2.
f. 89.
hinterlaſſen. Es haben die Egypter und Araber die Figur des Kreutzes/
viel
hundert Jahre vor Chriſti Geburt/ hoch gehalten/ und ihren Bilderen an die
Bruſt gemacht; vorgebend/ daß ſolches Zeichen ſonderliche Krafft
und Tugend
habe.
xia en la
ſilva de va-
ria
Leçion.
c. 2. f. 13.
6. D. Daher ſchicket ſich ein zuvor vergeſſenes Stuck der
Deutkunſt; nem=
lich mit der Hand das Zeichen des H. Kreutzes machen/ welches
bedeutet/ daß
wir Chriſten ſeyn/ und uns erinneren deſſen/
der fuͤr uns am Kreutze gelitten hat;
Geſtalt bey den Altvaͤtteren zu leſen/ daß ſie durch
ſolches Zeichen die boͤſen
Gretſer. de
Cruee.
Gedanken vergeſſen/ mit demſelben alles Thun angefangen/ und durch
ſolches
euſſerliche Mahl/ den innerlichen Hertzensglauben
erweiſend/ vielmals Kran=
ke geſund gemacht haben/ deutende dahin den
Spruch Eſaiæ: Der HERRwird unter den Voͤlkeren ein Zeichen erhoͤhen. Zu merken
iſt/ daß die Roͤ=
mer bey ihren Kriegsheeren unterſchiedliche
Thiere auf langen Stangen den
Soldaten vortragen laſſen; theils den
Feinden Furcht und Schrecken einzuja=
gen/ theils die Soldaten zur Tapferkeit
aufzumunteren: jenes zu verurſachen/
haben ſie der uͤberwundenen
Feinde Haͤubter und Haͤnde beſagter maſſen aufge=
ſtecket; Dieſes auszuwirken/ haben ſie ihrer Goͤtter/ ihrer
verſtorbenen Kaͤiſer und
Hertzogen oder Feldherren
Bildniſſen vortragen laſſen. Als aber nachmal Kaͤi=
de vita
Conſtant.
ſer Conſtantin die Chriſtliche Religion angenommen/ hat er
dieſes alles abge=
ſchaffet/ und an ſolcher Bilder ſtat das
Kreutz zu gebrauchen verordnet/ daher
auch noch die Kreutzfahnen in den Kirchen
verblieben.
6. V. Damit wir aber wieder zu den Kreutzen in den Wapen gelangen/ iſt un=
ter den gebraͤuchlichſten
8. D. Dieſes alles laͤſt ſich noch wol ausſagen/ es
finden ſich aber etliche Wa=
pen/ welche ſich faſt mit nichts
wollen vergleichen laſſen/ und ſelbe ſind am aller=
ſchwerſten zu viſiren. Die Einfaſſungen/
Vmſchweife/ oder wie es etliche neu=
nen/ der Rand
dure.
melinen/ Lilien/ Roͤslein/ Steinlein/ Tropfen/
Pfeilerlein: welche Zier ad zu
Zeiten drangs/ zu Zeiten ſchwebend
gefuͤhret wird/ (das iſt/ daß ſolche den Rand
beruͤhret
oder nicht beruͤhret/) maſſen dann auch in den Wapen noch viel andere
wunderliche Sachen anzutreffen/ deren anders Ortes zu gedenken/ damit die
Feinde
und Schaͤnder unſerer Sprache erſehen moͤgen/ daß ſolche
vollkom=
men/ und alles und jedes in allen Kuͤnſten und
Wiſſenſchaf=
ten wol vernemlich auszureden
vermag.
REcht ſchicket ſich hieher/ daß jener Spanier in ſeinen
Sinnbilderen
armis.
mahlet einen Helm mit einem Igel/ an ſtat deß Federbuſches/ weil
die
Natur dieſes ſonſt fromme Thier gewapnet/ daß es ſich
ſelbſt
vertheidigen/ und ſeine Feinde verletzen kan; zu
verſtehen gebend/ daß der Waf=
fen ſchoͤnſte Zierde
beſtehe in ſelber rechtmaͤſſigem Gebrauche.
2. D. Der Helm
aulme, Ital.
Elmo, &
Hiſpan.
yelmo.
Martin. in
Lex. p. 998.
Paſchal. l.
10. c.
14.
und
bedecket/ ſeinen Namen haben.
3. R. In den Wapen werden entweder offene oder zugethane und ver=
ſchloſſene Helme gefuͤhret; jenes deutet/ daß der
Feldherr/ mit ſeinen Ober=
4. V. Dieſes ſolten ſonderlich die Mahler in Acht nemen/ welchen
es gleich
viel iſt/ einem jeden Wapen einen offenen Helm beyzuſetzen/ ja
ſelben von Gold/
mit Kleinodien/ guͤldenen Kronen/ und vielen reifen
auszieren/ deren Deutung/
noch der es mahlet/ noch der es mahlen laͤſt/
verſtehet. Kaͤiſer und Koͤnige fuͤh=
ren allein
guldene Helm/ und das Viſier mit eilf Reifen. Chur=Fuͤrſten und
Hertzogen/ welche unmittelbar regieren/ ſilberne mit neun Reifen; Die anderen
Hertzogen/ Maggrafen/ Grafen und Freyen ſollen eiſerne polirte Helm
fuͤhren/
mit ſieben Reifen; Die Edlen aber ſollen ſich der
eiſeren Helm mit ſechs Reifen
bedienen.
de jure
Inſi-
gnium.
5. R. Es wird auch dieſe Vnterſchied beobachtet/ daß der erſte
des Geſchlechts/
welcher den Adelichen oder offenen Helm erlangt/ ſelben
der Seiten/ oder dem
Durchſchnied nach
des armoi-
ries de
France ch.
5. p.
178.
6. D. Wie nun der Schild durch ein gewieſes Gemaͤhld von anderen
geſondert
iſt/ alſo wird auch deſſelben Helm mit
ſeinen Zeichen unterſchieden. Die alten
Teutſchen haben ihr
Haͤubter bedecket mit Loͤwen/ Woͤlf und Beerenhaͤuten/ (in
denen ſie auch geſchlaffen/ und daher annoch die faulen
Beerenhaͤuter ihren Na=
men haben/
Germ. Ant.
c. 16. p. 120.
dem aber nachmals die Helm aufkommen/
haben ſie zum theil ſolcher Thiere
Haͤubter gebildet/ behalten.
Die gebraͤuchliche Zierd der Feder/ an welchen man
von ferne zu erkennen
geweſen/ ermangelt auch nicht ſeiner Deutung/ weil der
Sieg eilend/ und
gleichſam fliegend/ ſol erhalten werden/ wie Alexander der Groſ=
ſe faſt die Welt durch beharrliche Emſigkeit uͤberwunden
hat. Der Helm bedeutet
ſicheren Schutz und Staͤrke/ und daher kan
verſtanden werden was Eſaias von
dem Meſſia ſagt/ er
werde aufſetzen den Helm des Heils.
Lap. in Eſa.
c. 59.
v. 17.
p. 491.
6. V. Wie nun die alten Teutſchen ihre Waffen und Wapen/ in dem Schild/
Helm und deſſelben Zierd beſtehende/ ſehr geliebet/ und
auſſer dem Gebrauch be=
decket haben; iſt daher entſtanden
die noch heut zu Tage bewuſte Gewonheit/ ei=
ne Helmdeck/ (und zwar/ der Zierd
wegen/ von gleichen Farben mit den Wa=
pen/) beyzumahlen: iſt auch glaublich/
daß die Schildloͤhre oder Riemen/ ſamt
rer. Alem.
p. 196.
den Helmbrunloͤhrn/ oder Zindelbinden/ Vrſachen ſind/ daß
erſtbeſagte Decke/
verſchlungen/
geſtaltet worden. Mit den Kleinodien auf dem Helm hat es auch
dieſe
Meinung/ daß die unterſchiedliche Linien dardurch unterſchieden werden/
jedoch daß der Schild unveraͤndert bleibe: wie dann bey begebener
Geſchlecht=
theilung/ ins gemein die Namen der angefallenen Herrſchaften/
zu mehrerer
Vnterſchied/ beygerucket werden.
Hertzog. l.
6.
Chron.
Alſat. p.
260.
7. D. Es gilt auch nicht gleich/ daß man die Schild und Helm zu halten/ bey=
ſetze was man will. Der Koͤnig in Franckreich hat allein Engel bey
ſeines Koͤ=
nigreiches Wapen/ weil die Engel ſolches vom Himmel
ſollen gebracht haben.
Das Engelaͤndiſche Wapen haͤlt ein
gekroͤnter Leopart/ und ein Einhorn zur an=
au roy d’
Armes. f.
605.
halten zween
Greifen/ der Hertzogen von Bethune zween wilde Maͤnner/ u. d. g.
Ferners
iſt zu merken/ daß allein der Koͤnige Wapen unter einem Thronzelt
lon auec
ſon chape-
au.
Fuͤrhaͤngen zu
beiden Seiten gehangen werden: Andere Fuͤrſtliche Wapen ſol=
len
das Zelt ohne Thron haben.
8. J. Aus dieſem Geſpraͤche hab ich ſo viel gelernet/ daß
faſt nichts ſo unbe=
kant als die Wapen/ von welchen ſonders Zweiffel noch viel ein mehrers zu
ſa=
gen were: Weil aber ſcheinet/ als ob die Herren dieſer
Jungfrauen Gedult zuzuhoͤ=
ren mißbrauchen wollen/ beliebe denſelben/ von
denen Worten/ welche in red=und
ſchreiben die bedeutlichſten ſind/
ein Spiel aufzugeben.
ICh halte/ daß ſolches die Bey=oder Eignungswoͤrter am kraͤfftig=CLXXXI.
Man kan ſie
auch nen
̅
en
Anſatzwoͤr=
ter.
Beſihe den
erſten Buch=
ſtaben.
ſten leiſten koͤnnen/ und were wol zu wuͤnſchen/ daß
ein gelehrter
Mann alle ſolche Epitheta, die ſich aus dem
Griechiſchen und Latei
niſchen fuͤglich in unſere Sprache
bringen laſſen/ in ein abſonderliches Buch
ſamlete:
Maſſen ſie eines theils nohtwendig/ und gleichſam die
Zuͤgel heiſſen koͤn=
nen/ vermittelſt welcher
unſere Wort ſicher geleitet werden; anders theils zier=
lich und
praͤchtig ſind/ und ſich mit dem Geſchmeide oder Spangen
unſerer Rede
maͤſſung ſelbs erdenken und gebrauchen; als zum Exempel/ in
dieſem Geſpraͤche/ Wapen zu verbleiben/ ſage ich/ die Wapen ſind
der Ahnen Helden= ſchmuck.
2. D. Das theur=erworbne Lob.
3. C. Der Tugend Ehrenmahl.
4. R. Der Pracht der Tapferkeit.
5. J. Der ſchoͤn erhabne Schild.
6. V. Der Ahnen Heldenlohn.
7. D. Dieſes Spiel fortzuſetzen/ wil ich von dem/ was mir zu
Geſicht kommet/
ſagen: Schauet der Schaafe linde
dicitur a-
pud Heſi-
od.Wollen=Herd.
8. A. Das frommgedultige Thierlein.
9. V. Das nehret und bekleidet/ mit dem Fleiſch und der Wollen.
10. J. Vnd machet Arme reich/ in dem die Schaafe ſich leichtlich vermeh=
ren/ auch leichtlich dahin ſterben.
11. R. Daszarte
Ovis apud
Pont.
Der Hund.Wollenthier.
12. C. Das in den Auen bleckt. Bey den Schaafen iſt ihr Hund oder Ruͤd/
welcher ſtetig iſt wagſam.
13. R. Getreu.
14. J. Arbeitſam.
15. V. Stark und geſchwind.
16. A. Vnverzagt.
17. D. Wolffgierig und fuͤhret die Herd des Morgens und folget derſelben
des Abends.
18. R. Der mit dieſem Fluß umgebene Garten kan heiſſen
Blumenbunt.
19. J. Dieſer Jahrszeit neubegruͤnet.
20. V. Er iſt Baumenreich/ welche zur Fruchtzeit nicht undankbar
ſeyn
werden.
21. A. Das Safftgruͤndige Erdreich iſt frech und geil.
22. D. So/ daß ſeine ſchwartze Feiſte recht
Samgierig ſcheinet.
23. C. Er iſt
24. J. Der Fluß/ welcher den Garten auf dieſer Seiten an ſtat der
Mau=
ren dienet/ kan genennet werden das ſchoͤne oder
naſſe Quellenkind.
25. R. Welches bringt der Erden Fruchtbarkeit.
26. A. Der ſchlanke Waſſerfluß.
27. D. Die ſtete Waſſerfolg.
28. C. Der Erden Aderfeuchte.
29. V. Der Silberhelle Fluß. Weil wir von dem Fluß geredt/ ſo wollen wir
Schiffes auch nicht
vergeſſen/ welches iſt ein ſchwankes
Waſſerhauß.
30. J. Der leichte Wellenlaſt.
31. R. Das Fingerdicke Bret/ das von dem Tode ſcheidet.
32. A. Der Wind und Wellen=Spiel.
33. D. Die wankelbare Ruh.
34. C. Die Reisfuhr ohne Muͤhe.
ICh hab von den Fiſchen/ deren Element der Fluß oder Deuch iſt/
ſchen.
ein ſolches Spiel ſehen aufgeben.
Herr Veſpaſian habe den Barben.
Frau Julia den Salm.
Herr Reymund die Neunaugen.
Jungfer Augelica die Grundel.
Herr Degenwert die Hechte. Dieſe und dergleichen Fiſche zu fangen wird
folgender Werkzeug gebrauchet:
Wann ich nun einen Fiſch benenne/ ſo muß hingegen das vorhergehende und her=
nachfolgende von beſagtem Fiſchgeruͤſte in Gegenantwort
geſagt werden/ als
zur Probe: Die Hechte faͤngt man mit dem
Netze.
2. D. Auch mit dem Angel und mit der Saͤgen.
3. C. Die Salm faͤngt man mit dem Hammen.
4. J. Oft mit den Reuſſen/ bisweilen auch an dem
Angel.
5. C. Es iſt ein feines Eſſenuͤm die Neunaugen/
welche zwar nicht/ wie etli=
che andere Fiſche/ koͤnnen durch den
Schuß bekommen werden.
6. R. Bey Tag ſind ſie nicht wol zu fangen in der
Reuſſen/ aber bey Nacht
mit der Saͤgen.
7. C. Wil man nun das Spiel verkehren/ ſo benamſt man eines von
vorbeſag=
tem Werkzeuge/ und einen Fiſch/ daß dann der/ welcher
ſolchen hat/ ſeiner
beyden Nachbaren Fiſche benennen muß.
DEm Geſpraͤchſpiel von den Fiſchen ſol folgen das Spiel
vom Schif=
ribus.
fe/ welches ſolchergeſtalt angeordnet wird: es habe
Herr Veſpaſian das ſtille Meer/ und zu ſelbiges Deutung
die
beyde Haͤnde flach ausgeſtreckt.
Jungfer Caſſandra das ungeſtuͤmme Meer/ zu
deſſen Deutung die Be=
wegung der Haͤnde wie die Wellen.
Herr Degenwert den aufgeblaſenen Segel: Zur Deutung aufgeblaſene
Backen.
Jungfer Angelica guten Wind: Zur Deutung das Lachen.
Herr Reymund das Ruderen/ zur Deutung/ beyde Arme in einem Cirkel
herumbdrehend.
Ich wil nemen boͤſen Wind/ zur Deutung das Weinen. Dieſes Spiel
wird
nun auf zweyerley Art gefuͤhret; Erſtlich/ daß ich einen
Zuſtand des Schiffes
ſage/ und der/ oder die/ welchem ſolcher
zugetheilet worden/ deſſelben Deutung
veruͤbe/ und
deſſelben Deutung ſagen mache: als/ ich breite die beyden
Haͤn= de flach aus.
2. V. Das Schiff ſchwebt in der Meerſtille: doch haben wir Vn=
geſtuͤmme zu befahren.
3. C. Ich bewege die Haͤnde wie die Wellen. Wo bleibt der gute Wind?
4. A. Ich wil lieber lachen/ als ein Pfand geben/ u. d. g.
5. J. Die andere Art dieſes Spiel zu fuͤhren iſt/ wann
deſſelben Vrheber ei=
ne Geſchicht von Schiffarten erzehlet/ und
die ausgetheilte Namen fuͤglich mit
einbringet; bey welchen die Zuhoͤrer
jedesmahls angenommene Vmſtaͤnde mit
den Geberden zu erweiſen
ſchuldig ſind.
DIe Sinnbilder/ Deutkunſt/ Wort=und wuͤrkliche Mahlerey haben
uns bis
anhero vielerley zu betrachten/ an die Hand gegeben. Aber
einen weit
kuͤnſtlicheren Mahler hat Jungfrau Angelica an der
Seiten/ den ſie auch alle Morgen mit groſſer Liebe
empfaͤhet/ und zu ihrem ſteten
Geferten erwehlet hat.
2. A. Ich kan des Herrn tunkle Wort nicht verſtehen.
3. R. Ich rede von dem ſchoͤnen Spiegel/ welchen die Jungfrau an der
Guͤr=
tel traͤgt/ deſſen wunderſame Gemaͤhld
alle und jede Bewegniſſen des Leibes bil=
det/ da hingegen der
allermeiſterlichſte Pinſel nicht mehr als eine Stellung zu
leiſten vermag. Narciſſus hat ſeine Bildung im kalten
Kryſtallbrunnen erſe=
hen/ und iſt dardurch gegen ſich
ſelbſten in Liebe entbrant: Viel unter den Jung=
frauen erſehen
ihre Bildniſſen in Lieberhitzten Hertzen/ mit kaltſinniger Gegen=
gunſt. Aber gleichwie Apelles allein den groſſen Koͤnig
Alexandrum mahlen
duͤrffen/ alſo ſtehet nur in den Haͤnden
dieſer Koͤniginnen ſich ſelbſten/ vermit=
telſt ſo gebraͤuchlichen Kunſtglaſes/
auſſer ſich zu entwerffen.
4. A. Der Herr laſſe das ge fahren/ und mache aus dem
Spiegel ein Spiel.
5. R. Hier fragt ſich nun: Ob die Spiegelbildung dem Gegenbild in aller
Vollkommenheit gleiche; oder ob jenes dieſes uͤbertreffe? Der
6. V. Die Eigenſchaften des Spiegels ſind gewißlich hocherleuchte
Stuͤcke/
welche faſt mit erſtaunen zu betrachten kommen.
Vermittelſt des Spiegels faͤl=
let durch den Gegenſchein das
Geſtirne auf die Erden/ und das Weltaug die
Sonne/ welches alles ſihet/
wil nur in dem Spiegel geſehen werden. Daher auch
teliche die Spiegel der Kunſtzauberwerk genennet/ dieweil ſie ſich
ſo gar Wun=
dervoll erweiſen: Ihre Wirkung iſt Geiſtſchnell/ und
beſchiht in einem Augen=
blick: Das Ferne iſt ihnen nahe/ ſie
belangen und erlangen alles/ ohne Beweg=
niß: ſie ſind faͤhig
aller Sachen/ da andere Dinge nur gar wenig faſſen moͤgen:
ſie weiſen die Gewißheit/ welche ohne ſie verborgen oder unbekant
iſt/ und iſt ihnen
als Zeugen die nicht von hoͤren ſagen/
ſondern von dem/ was ſie ſelbſt geſehen/ un=
gezweiffelt glaubenz zuſtellen; daher dann auch die/ welche das
Kuͤnfftige ver=
kuͤndiget/ die Seher genennet worden/ weil an der Warheit
ihrer Wort ſo wenig
zu zweiffelen/ als derer/ ſo alles im Traum/ oder
Geſichte geſehen haben.
7. J. So moͤchte man wol von dem Spiegel ſagen/ was man
ſonſten von dem
Menſchen ruͤhmet/ daß er nemlich eine
kleine Welt ſey/ welche die groͤſſere in ſich
begreiffe.
8. D. Aber doch kan das Aug nichts zierlicheres erſehen/ als ſich
ſelbſten:
und beweiſet der Spiegel/ unter vielen anderen Stucken/
auch in dem ſeine
Macht/ daß er alles umwendet; was zur Rechten iſt/
weiſet er zur Linken/ das
er mit ſeinem Silbergrunde:
als daß eine Perſon nicht moͤge an vielen Oerteren
ſeyn/ welche
doch an ſeinem Orte verbleibet/ und zugleich in dem Spiegel nahe
und ferne
iſt.
9. C. Vnter des Spiegels Lob moͤchte man auch zehlen/ daß er ein getreuer Raht=
geb der Schoͤnheit ſey/ und ſo getreu/ daß er als ein
boͤſer Hofmann die Warheit
den Vngeſtalten und meines gleichen
oͤffentlich an Tag leget.
10. R. Die Gratien oder Huldgoͤttinen beluſten ſich/ durch
ſo beliebtes Mit=
tel zu betrachten/ damit ſie ſelbſten
ſich bereden koͤnnen/ wie ſchoͤne Vrſachen man
habe/
ſie zu lieben. Ihre Haare ſcheinen mit einer
nachlaͤſſigen Kunſte ausge=
kraͤuſſet/
und ſchertzen zu beyden Seiten mit dem ſanftumwebenden Winde: Die
weiſe Stirne und Wangen ſind/ nicht mit Spaniſchleibfarb/
ſondern mit na=
tuͤrlicher und geſunder Feiſte untermahlet;
Die lieblichen Augen weiſen/ daß ſie
nicht ohne Ebrerbietung wollen
geliebt ſeyn: Die zarte Geruchſtelle oder Naſen
neiget ſich
gegen den beſeelten Corallenmunde/ welcher ſcheinet/ als ob er
ſolte bemuͤhet ſeyn/ die Schaͤtze ſeiner
gleichſam von Helfenbein eingefa=
ſten Schatzkaſtens zu entdecken: Von der Zungen wil ich
ſtillſchweigen/ weil ich
niemals Lobgenuͤgig darvon werde reden
koͤnnen; und iſt bekant/ daß dieſe ſchoͤne
Gefangene
die Hertzvertraute Dolmetſcherin des Verſtandes iſt/ welche uns
auch vorſtellen kan/ was man ſonſten zu durchſehen nicht
vermag. Ich will nicht
beruͤhren das wolberunde Kihne/ den
ſchneeweiſen Halß/ noch den Alabaſterbu=
ſen/ von welches
Schoͤne nur ein kleines Muſter zu ſehen kommet. Nun in dem
Spiegel
hat die Jungfrau erlernet ſich ſelbſten zu erkennen/ und ſo oft
in denſel=
ben geſehen/ uͤm ihr wiederum ein Anſehen zu
machen: Er iſt ſtumm/ und un=
terrichtet/ wie man mit guter Arte reden
ſol: Er iſt ohne Seel und Geiſt/ und
kan doch das Geſichte
mit Schoͤnheit beſeelen: Er iſt unbekleidet/ und lehret doch
wie
man ſich zierlich kleiden ſol. Er iſt der natuͤrlichſte
Bildhauer/ und iſt doch
nichts/ als ein fluͤchtiges Gemaͤhld/ eine
flache Bildung/ un
̅
ein brechliches Glas.
Wir wollen aber unſere Gedanken
wieder zu rucke fuͤhren/ dieweil der Spiegel
uns zu lieb/ und wir nicht wegen
des Spiegels geſchaffen ſind; geſtalt die Abbil=
dung allezeit
geringer iſt/ als das ſelbſtaͤndige Bild.
11. J. Nun wird er wiederuͤm zu der Haubtfrag gelangen.
12. R. Es waltet der Zweiffel; ob die Augen der Jungfrauen die Bildung in
des
Spiegels Grund bemahlen/ oder ob der Spiegel eine ſo helleuchtende Tafel
ſey/ welche der Jungfrauen Augen ausbilde?
13. J. Ich glaube/ daß dieſes jenes/ und jenes dieſes ſehen
mache.
14. D. Zu Behuf der erſten Meinung kan man anfuͤhren/ daß die Augen
ſelbſt=
lebendige Spiegele ſind/ und daß der Spiegel zugleich zwo
Sonnen vorweiſen
kan: darzu kommet/ daß der Spiegel/ als ein gantz
unentpfindlich todes Ding/
nicht vermag das entpfind=und lebendige zu
begeiſteren. Es ruhet aber im Ende
die Frage darauf: Ob die Sehung
geſchehe/ in dem die Stralen aus dem Auge/
oder in das Auge
ſchieſen?
15. C. Die Stralen hab ich jeder zeit mit den Feuersflammen vergleichen hoͤ=
ren/ deren Mittelpunet in dem Aug/ und ihre Grundbreite
Dinge hafftet. Man reibe die Augen in der Finſteren/ ſo
wird man ſehen/ daß
gleichſam etliche Fuͤnklein herausglentzen/
oder man ſehe einen im Zorn
Mann/ dem die Augen als feurig gleichſam in dem Haubte brinnend auf=
flammen: und ſol nicht der Baſiliſc ſeine Anſchauer
mit toͤdlichem Gifft an=
ſtralen/ wie man ins gemein glaubet.
gen in den
warhaften
Luͤgen.
16. R. Vnter anderen dienet auch beſagte Meinung zu behaubten/ daß das
kleine Aug die Geſtalt eines groſſen Berges nicht wuͤrde
ſehen koͤnnen/ wann die
Sehſtralen von dem Berge/ und nicht von
dem Auge entſtuͤnden; maſſen wir
auch/ wann wir in die
Weite ſehen wollen/ das eine Aug zu thun/ die Stralen
deſto
ſtaͤrker zuſammen zu halten.
17. J. Nun iſt die Frag meines Erachtens/ gruͤndlich beantwortet.
18. V. Man mus den anderen Theil auch hoͤren/ welcher mit dem Glantz der
Warheit das beſagte leichtlich wird hintertreiben koͤnnen. Iſt der
Spiegel ſtum
̅
/
ſo kan er ſich doch durch ſeine
Deutkunſt verſtehen machen: iſt er ohne Seele fuͤr
ſich/ ſo wird er doch durch die Sehſtralen der
Jungfraͤulichen Augen begeiſtert: iſt
er unbekleidet/ ſo
bedeckt er ſich mit den Hertzregungen/ welche in des anſchauen=
den
Geſichte erhellen. Das Aug iſt durchſcheinlich/ nicht anderſt
als ein helles
bers unter dem
Spiegelglaß; anderer geſtalt wuͤrden die Stralen durchſchieſen
und keine Gegenbildung geſtalten moͤgen. Daß dieſem alſo/
iſt unter anderen
auch erweißlich/ daß/ wann man einen in das Aug
ſchlaͤgt oder ſtoͤſt/ das Waſſer
herausflieſet Bey ſo wahrbewanten Sachen iſt leichtlich zu
ſchlieſſen/ wie das
Sehen/ oder die Sehung durch Entfahung der
Stralen/ geſchehen muͤſſe/ und
bewant ſey/ wie auch
alle andere euſſerliche Sinne/ geſtalt das Hoͤren beruhet in
Entfahung des Tons; das Riechen/ in Entfahung des Geruches; das Schme=
cken/ in
Entfahung der Speiſe; das Anruͤhren/ in Entfahung dieſes oder jenes
Dinges. Wie ſolte dann das Sehen eine geringere Bewantnis haben/ weil es
unter allen Sinnen der edelſte iſt.
19. J. Es iſt vernemlich darvon geredet/ wie iſt aber die widerige
Meinung
zu beantworten?
20. V. Wann etwas aus dem Aug herausſtralet/ frage ich/ was
daſſelbe ſey?
iſt es ein gar reinliches Feuer/ wie gedacht
worden/ ſo wird es doch in ſeiner Ge=
ſchwindigkeit durch den
Lufft verhindert/ zertheilet und unterkommen werden/ in
dem der Stralen unzehlich viel
zugleich wirken muͤſſen.
21. D. Das Aug iſt wie die Sonne/ deren Stralen den Luft zu allen Seiten
durchleuchtet.
22. V. In dem Auge iſt nicht genug Liechtes/ wie in der Sonnen. Eine kleine
Kertze kan keinen groſſen Saal beleuchten. Ferner ſage ich: wann
die Stra=
len aus den Augen die Sehung verurſachen/ ſo beſchihet
ſolches/ in dem ſie von
dannen auſſchieſen/ oder in
dem ſie wieder zu ruck kehren: iſt es in jenem/ ſo iſt
wunderlich zu hoͤren/ daß ich das behalten ſolte/ was ich von mir
ſchiebe; geſchi=
het es in dieſem/ ſo beſtehet das
Sehen in Entfahung der Stralen.
23. C. Was wil aber der Herr auf meinen Einwurf antworten.
24. V. Daß denen/ ſo die Augen im Finſtern reiben/ keine
wuͤrkliche Funken her=
ausſpringen/ ſondern daß die ſtarke
Bewegung einen hellen Schein/ gegen dem
Tunkelen zu achten/ ſehen machet. Des
Zornigen Augen = Kryſtall wird durch
das aufwallende Gebluͤte erhitzet/
deswegen ſie gleichſam durchfeuret ſcheinen.
Von dem
Baſiliſe zihen wir den Gifft vielmehr von ſeinen Augen an uns/ als
daß er uns mit demſelben anſtralen ſolte. Es iſt auch die
Groͤſſe des Berges dem
maͤſſige Geſtalt (welche gleichſam in dem Sehen von
der Selbſtaͤndigkeit geſon=
dert iſt/) zu dem Aug gelanget.
Daß man auch das eine Aug zuhaͤlt/ in die Fer=
ne zu ſehen/ iſt
die Vrſach/ damit die innerliche Sehſtralen durch der Sonnen
Liecht nicht
koͤnnen vertunkelt werden.
25. J. Das iſt eine lange Rede von einer Sache/ welche nur einen Augenblick
waͤhret.
26. V. Wir reden von dem Sehen/ wie die Blinden von der Farbe. Es iſt ei=
ne magere Kurtzweil/ ſeinen Schatten in einem Glaſe/ oder auf der Erden
be=
trachten. Aber dieweil die Eitelkeit nicht nur aus Gold und Silber/ ſondern
auch
aus dem Glaſſe ein Goͤtzenbild machet/ wollen wir
ſolches aus unſerem Hertzen
und aͤrgerlichen Augen reiſen.
Beſſer iſt die Jungfrauen gleichen der Diane/ wel=
che ſich
nicht wollen ſehen laſſen/ als den ſelbſtliebenden
Narciſſen. Die ihnen all=
zugroſſes Anſehen machen
wollen/ ſind vielmals bey Gott uͤbel angeſehen/ und
ſolten
lieber wuͤnſchen/ daß auch des Tages Liecht ihre Zucht mit einer
finſteren
Wolken verſicherte/ als daß alle Oerter/ wo ſie ſich aufhalten/
voll Spiegel we=
ren. Sie beſpiegelten ihr Thun/ und verleiſten ihr
Gewiſſen; Sie bemuͤhen ſich
vielmehr die innerliche
unſterbliche Seelen Schoͤnheit/ als die euſſerlich ver=
gaͤngliche Leibesſchnoͤde zu erlangen. Ich geſtehe gerne/
daß der Menſch allein
ſeine Geſtalt in dem Spiegel erkennet/ aber
nicht ſeine Schwachheit/ und dieſer
Mangel kommet nicht von ſeinem
Verſtand/ ſondern von ſeinem verderbten
Willen her: Damit aber die
Eitelkeit der Jungfrauen ſcheinlicher zu Geſichte
komme/ ſo wollen
wir die Nichtigkeit ihres Mahler Spiegels genauer beſchaue
̅
.
Der
Wunderſchoͤnſte Gott hat geſchehen laſſen/ daß der
Menſchen Verſtand ei=
ne Erden erfunden/ welcher Glantz faſt
himmliſch iſt. Er hat die Perlen erfin=
den laſſen/ und die
Ochſen erſchaffen/ iſt aber deswegen mit nichten Vrſach des
Stoltzes/ des Prachts und der Abgoͤtterey/ welche vermittelſt
ſolcher Geſchoͤpfe
in Schwang kommen. Ja dieſe durchleuchte
Erden (der Spiegel ſage ich) wird
ein Zeug ſeyn/ wider die/ welche bey
ſelber des Himmels vergeſſen. Wir betrach=
ten unſere
Geſtalt/ und laſſen auſſer der Achte/ daß wir zum
Ebenbild Gottes
ne beſcheinet? iſt auch
etwas gebraͤchlich = vergaͤnglich=und geſchwinder verrau=
ſchendes als die Bildung in dem Spiegelglaß? Ich ſage das
Menſchenbild/ wel=
ches alle Tage un
̅
Stunde dem Tod zueilet Das Liecht
iſt viel ſchoͤner und freyer/
als wann es in ein enges
Glaſe eingefangen wird/ und wann die Augen nichts
anders als Todenfenſter
ſind/ welche den Verluſt zuwachſender Jahre am eh=
theat. nat.
p. 452.
nuͤtzlich iſt/ zu ſchaͤtzen komme! Wir
belieben unſeren Schatten/ bevor unſere Lei=
ber Todenſchatten
werden/ und wollen doch nicht erſehen/ daß wir Staub und
Aſchen
ſind. Iſt der Spiegel ein treuer Freund/ der mit uns lachet und weinet/
mit unſerem Angeſicht ſich lendet und wendet/ zoͤrnet und
freundlich iſt: ſo wird er
auch vielen zum Hofmeiſter der
Laſter/ und die hohe Schul aller Vppigkeit/ die
ſchoͤnſten
Spiegel ſind die Tugendthaten/ welche in Geiſtlichen und Weltlichen
Geſchichten
Weyhe de
Specul. n.
107.
Vngeſtalte erkennen/ und mit unſterblichem Ruhm nach der
wahren Schoͤnheit
ſtreben. Hier moͤchte man in Anſehung unſerer
Wahnſucht das Sprichwort
B. Weißh.
am
7.
einwenden: Was ſol dem Blinden der Spiegel?
OBwol Herr Reymund ein nachdenkliches Spiel von der Junfer An=
menbuſch.
gelica Spiegel aufgegeben; ſo will ich doch/ nach meiner Wenigkeit/
nicht
unterlaſſen von der Jungfer Caſſandra
Blumenſtrauſſe der=
gleichen zu fragen: Ob
ſelber ihren Buſen/ oder ihn der Buſen ziere?
2. C. Von den Blumen hat der Herr Macht zu reden.
3. R. Es iſt keine ſo eingriffliche Frage als es ſcheinet.
4. D. Mancher wuͤnſchet/ wie Narciſſus oder Ajax/ in eine
Blume verwan=
delt zu werden/ uͤm an ein ſo ſchoͤnes Ort zu
gelangen: weil er aber ſolches nicht
zu erwarten hat/ uͤberſendet
er ſeiner Liebſten einen Blumenbuſch/ und in denſel=
ben
ſein Hertz; der Hoffnung/ er werde das ihre durch ſo angeneme
Beſchenkung
der beharrlichen
Liebesneigung erinneren.
5. J. Oder daß der Geruch ihr das Hirn von boͤſen Gedanken reinige.
6. D. Dieſe Bluͤmlein ſind aus der Erden erwachſen: noch
ſolte man mei=
nen/ ſie weren von dem Himmel gefallen/ oder ja die Sterne
der ſo buntferti=
gen Erden. Betrachten wir die trefflichen Farben/ ſo
werden wir darbey des
Geruches vergeſſen; achten wir den Geruch/
ſo haben wir nicht ſatſame Au=
gen dieſes
wunderſchoͤne Farbweſen zu durchſehen. Es iſt eine
natuͤr=
liche Bildung aller Schoͤnheiten/ die ſich in den
Fuͤgungen der Elementen
befinden. Es iſt ein Regenbogen/ in welchem alle
Farben ſelbſtaͤndig aufbli=
cken. Ein jedes Bluͤmlein
iſt unvergleichlich/ und ſie ſetzen doch alle ihre Zierde
ohne
Vermiſchung durch einen Seidenfaden/ (dann das Gold iſt dieſes Orts
viel zu ritzend/) zuſammen. Das ſuͤſſe Hoͤnig
der Immen iſt nichts anders als
ein wuͤrklicher Geſchmack
dieſes umwallenden lieblichen Geruches. Wer nun
dieſen Blumenbuſch
fuͤr ein gemeines Erdengewaͤchs und nicht fuͤr ein
der Natur halten wolte/ der wird ſich ſehr betriegen: ſie
iſt bemuͤhet ihren
reichſten Schmuck/ ſo wol auf dem Erdenkreiſe auszulegen/ als in
derſelben
Grundklufften zu verbergen. Ach/ dieſe Blumen erfreuen
ſich unter den Fuͤſen
abgeſchnitten zu werden/ in ſo
zarte Haͤnde zu gelangen/ und gleichſam zwiſchen
dieſen
weiſen Schneepallen zu verwelken: ihre Wuͤrtzelein ſind verborgen/ daß
man vermeinen ſolte/ ſie weren vieleicht nicht von der Erden/
ſondern aus der
Wolken entſproſſen. Es iſt aber der
allerkoͤſtlichſte Wolſtand dieſes Blumenbu=
ſches/ daß er an ſo feſtem Orte zu ſtehen kommet; welchen
er noch viel herrlicher/
anſehlicher/ und wehrter machet. Der bedeute Ort wird
gleichſam von ſo artig=
vermiſchten Farben untermahlet/ und macht
ſie der weiſe Atlaß viel hoͤher ſchei=
nen als nicht die
nidere Pechſchwartze Erden: wiewol ſie auch an dieſem Ort
auf
einem Theile der Erden ſind.
7. J. Sie ſind ſchoͤn auch ohne dieſe Ehrenſtelle/
und werden ihrer zuwachſen=
den Blaͤtter Schutze beraubt/ ihrer zarten
Wurtzelfeuchte entnommen/ damit
ſie deſto geſchwinder verderben
muͤſſen.
8. A. So viel ungluͤckliche Blumen/ ſo viel und mehr
ungluͤckliche Weibs=
perſonen koͤnten gefunden werden.
9. R. Man ſol aber lebloſe Dinge dem lebendigen Gottes Bilde nicht
vorzie=
hen. Wann die Blumen bey der Jungfrauen Buſen eingeſtecket
werden/ entſa=
hen ſie vielmehr Zierde von ihnen/ als ſie nicht
mit ſich bringen. Sie werden zu
ſo hohen Ehren aus dem Staub erhaben; Sie
werden fuͤr allen Vnziefer/ und
Geſchmeiſſe verwahret/ und
verliehren ihre allerſchoͤnſte Farben/ in Gegenhal=
tung ſo
uͤberſchoͤnen Weiſe. Die Blumen ſind die Zierde der
ſchnoͤden Erden/
werden aber von ſo faſt himmliſcher
Schoͤne gezieret. Gleichwie die Kron der=
wegen geachtet wird/ weil ſelbe
der Kaͤiſer oder Koͤnig gebrauchet; ſo ſol auch
dem
Buſche zu ſonderen Ehrenpreis dienen/ daß ſelber ſo
Tugendreichen Her=
tzen nahet; und zwar nicht aus noht/ als ob ſie
ſolchen Wolſtand von euſſerli=
cher ungefehrer
Beſchmuckung/ und nicht vielmehr von innerlichen Gemuͤhts=
gaben/
ſolten herſuchen: ſondern weil ſie belieben tragen/ die in der
Vergaͤnglich=
keit beſtehende Bluͤmlein/ aus den verſperten
Gaͤrten/ in oͤffentlichen Zuſammen=
kuͤnften
fuͤrzuweiſen.
10. C. Die Herren ſuchen alle Blumen der Wolredenheit herfuͤr/ um die
na=
tuͤrlichen ſo viel praͤchtiger auszuloben.
11. V. Im Ende beſtehet die gantze Sach auf dem Lob der Blumen und der
Jungfrauen. Man ſchenket oft der Jungfrauen eine oder mehr Blumen/ uͤm
ihr zu rauben den Jungfrauen Krantz/ der ſchoͤner iſt als alle
Blumen. Das
Bluͤmlein kan von des Menſchen Leibe wenig Behuf haben/ weil
auch ſelber/ wie
eine Blum/ dahinfallen muß. Schicket alſo die Erden/ die
unſer aller Mutter
iſt/ ihren Toͤchteren dergleichen
Geſchenke/ ſelbe dardurch erinnerend/ daß ſie
dahin kommen werden/
wo die Gabe herkommen iſt. Iſt aber ſolches Blumen=
werk etwan von
eines Buhlen Hand eingelanget worden/ ſo heiſſet es hier auch
recht/ die Geſchenke blenden die Weiſen/ und hat der/ ſo
einen gerechten Rich=
ter/ und eine gute Sache hat ſein Vertrauen nicht auf
ſo zweiffelhaffte Neben=
mittelein zu ſtellen: ſie verehren auch
oftmals Blumen/ dieweil ſie nichts gerin=
geres zu verſchenken haben.
Dieſer ſchenket einen Blumenbuſch nicht ſeine Lieb=
ſten Bruͤſte auszuzieren/ ſondern ihr Hertz darmit zu
verwunden. Aus ſeiner
auch ohne das hoͤher haͤlt/
als er ſolte. Was die Natur (welche ihre Gaben nicht
wil mißbrauchet
wiſſen/) auf der Erden ausgeſtreuet/ mag nicht himmliſch ge=
nennet werden: ein anders iſt das Geſtirne/ ein anders ſeine
Wirkung Die Li=
lien ſind beſſer bekleidet als der
allerweiſte Koͤnig Salomon/ vieleicht/ weil er
nicht in Gott
wolgefaͤlliger Vnſchulde beharret/ und durch die Abgoͤttiſchen
Weiber ſein Hertz mit allerley Vnreinigkeit beflecket hat. Der Wind/ der Regen/
die allzuheiſſen Sonnenſtralen koͤnnen bald das Ende mit
den Blumen machen;
ja wenn ſich auch dieſer keines begeben ſolte/
wuͤrden ſie doch von ſich ſelbſten ab=
fallen und
vertrocknen. So ſchoͤn ſie ſind/ ſo viel
ſchoͤner und mehr beſtaͤndiger
kan ſie der Mahler
bilden. Ihren Geruch ferners belangend/ iſt ſolcher in ſeiner
Lieblichkeit vergaͤnglich. Die Kraft der Blumen beruhet in denſelben und
ver=
ſchwindet in dem Gebrauche. Nicht alle Blumen ruͤchen wol/ und die
wolruͤchen=
den ſind die unanſehlichſten; daß alſo
etliche des Geſichtes/ andere des Geruches
wegen geachtet werden. Die Tulippe
iſt ohne Nutzen/ die Kaͤiſers Krone hat
abſcheulichen Geſtank/ die Roſe zerflattert/ in dem ſie
ihre Blaͤttlein ausbrei=
tet: In Summa/ die Blumen ſind ſchoͤn/ uͤm zu verwelken Der
himmliſche
Braͤutigam vergleichet ſich einer Blumen auf dem Feld/
welcher man nicht mit
Fleiß in dem Garten gewartet und gepflogen/ zu bezeugen/ daß
Erwie oft das
allerniedlichſte Kraͤutlein und Bluͤmlein das
unwehrtſte iſt.
12. J. Viel fleiſſigen ſich mehr ihre Blumenfelder/ als ihren
Verſtand/ zu er=
bauen/ dieſelben/ mit ſchoͤneren
Gewaͤchſen/ als ihr Leben mit loͤblichen Tugen=
den auszuzieren:
Ihre Hand/ welche ſolche Bluͤmlein herfuͤrbringet/ iſt ein ver=
dorrter Aſt/ der niemals gute Fruͤchte traͤgt. Man lachet
deſſen/ der behaubten
wollen/ der Menſch ſey geboren die
Sonnen anzuſchauen; Wie ſol man aber
Anaxago-
ras.
gegen die jenigen verfahren/ welche all ihre Aufſicht auf die Blumenfelder wen=
den? Sie ſchauen nicht gen Himmel/ als zu beobachten/ ob er ihre Blumen
freundlich anblicke. Sie wollen niemand zu Gebot ſtehen/ als ſolcher
ſelbſter=
wehlter Thorheit.
13. D. Der kurtze Wolſtand der Blumen beweiſet uns die
Vergaͤnglichkeit
zugenau verbinden
ſollen. Iſt aber dardurch der Betrachtung ſolcher Schoͤn=
heiten nichts benommen/ und emfahen wir/ gleichſam mit Verwunderung/ den
Geruch des Paradiſes in dieſem Jammerthal.
14. C. Jedoch iſt jeder zeit mehr auf die Frucht/ als auf die Blumen gehalten
worden. Man ſchreibt/ daß auf eine Zeit die Frantzoſen im Heerzuge die
Pin=
ſen und Waſſerrohr fuͤr Piquen angeſehen; das
Gegenſpiel widerfaͤhrt den Blu=
menknechten/ welche fuͤr liebe
Freund halten/ die keine Empfindlichkeit haben.
15. R. Durch beſagtes Gedicht oder Geſchicht wird bedeutet/ daß/ wie im
Kriege alles ſchaden kan/ auch alles zu fuͤrchten und zu beobachten
ſey.
16. A. Bey den Blumen befindet ſich/ wie bey allen anderen Sachen/ der Mit=
kommende Mißbrauch: Selbe loben und lieben iſt/ meines wenigen Erach=
tens/
nicht zu ſchelten: ſich aber uͤber derſelben Schoͤnheiten
erheben hoͤren/ und
ſich weiſer achten als die Lilien/ lebhafter
als die Roſen/ lieblicher als die Vielen/
u. d. g. kan eine Gelegenheit
ſeyn/ die ſonſten muͤſſige Zeit mit erfreulichen
hinzubringen. Nnn wolle der Herr die Anfangs aufgegebene Frag ent=
ſcheiden/ und ausſprechen/ welcher unter beiden Meinungen den
Obſieg Rech=
tens gebuͤhre.
17. V. Ich wil behaubten/ deß der Blumenbuſch der Jungfrauen Bu=
ſen nicht zieret/ noch auch von ſelben gezieret werde. Eine Eitelkeit
iſt mit der
anderen verknuͤpfet/ und eine Vergaͤnglichkeit wird
durch die andere erwie=
ſen. Der Menſch vom Weib geboren gehet auf wie
eine Blume/und faͤllet ab. Die ſo hoch ausgeruͤhmte Farben ſind
nichts anders als
Verblendungen der Augen/ welche das Sonnenliecht bemahlet/ und bald
wider entfaͤrbet. Die Hitze und Feuchte haͤlt es empor/ und machet es
austrock=
nen nach kurtzer Zeit/ und zur Erden fallen. Solten die Jungfrauen ihre Zierd
von der Erden entlehnen? Solte ihr Lob in ſo unbeſtaͤndigem Stucke
beruhen?
oder wie ſolten ſie das jenige mit ihrer Gegenwart
ſchmucken/ das ſie nicht ge=
pflantzt/ begoſſen/ gewartet/
ſondern uͤm Geld/ (deſſen vielmals die Allerlaſter=
hafftigſten am meinſten haben/) oder in andere Wege mit Begierde
erhalten/ und
bunten Staub/ ſo durch die
Entladung
ments.
durch den Seidenfaden zuſam
̅
mengehalten wird. Vielmals
werden auch die
zur Schlachtbank gefuͤhrte unſchuldige Schaafe mit Blumen
gezieret/ welche
ihres annahenden Todfalles Merkzeichen ſind. Ach/ wir
kroͤnen uns mit Roſen/
da unſers Seligmachers Haubt mit Dorneren
gekroͤnet worden.
18. J. So kan man von geringen Sachen hohe Gedanken faſſen/ welche von
jungen Leuten vielmehr zu erwuͤnſchen als zu verhoffen ſind.
WEil wir uns aber der Eitelkeiten ſo ſchwerlich entbrechen koͤnnen/ ja
uns ſelbe auf keine Weiſe aus den Haͤnden winden
laſſen/ ſol man
billich bedacht ſeyn/ feine Lehren/ auch
aus nichtigen Sachen zu er=
ſinnen. Als vom gewinnſuͤchtigen
Kartenſpiel iſt bewuſt/ daß daraus Zorn/
Betrug/ Feindſchaft/ Fluchen/ ein unordenliches Leben/ Verluſt der Zeit
und
Horat. l. 1.
ep 19. Lu-
dus enim
genuit tre-
pidum cer-
tamen & i-
ram: Ira
truces ani-
mos & fu-
nebre bel-
lum.
Ovid. 3. de
Arte. Nu-
daq́ per lu-
ſus pectora
noſtra pa-
tent.
andere Vngelegenheiten erfolgen: Jedoch haben ſich etliche Sinndichter gefun=
den/ welche ſonderliche vortreffliche Lehren nach Veranlaſſung
derſelben erfun=
den.
2. A. Des Menſchen Leben iſt faſt nichts anders als ein
Kartenſpiel/ in wel=
chem der oftmals verliehret/ der zu gewinnen hoffet: da der
Arme reich/ und der
Reiche arm wird: Ein Spiel darinnen das Gluͤck viel/ die
Kunſt etwas/ der
Fleiß und Aufmerkung wenig oder nichts vermag.
3. D. Die Karten heiſt mit verſetzten Buchſtaben eine
Ken
̅
art; Maſſen
nicht allein der/ welcher mit der Karten
ſpielet/ ſich und ſeine Neigungen eroͤffnet;
ſondern
weil auch ſonſten vielerley aus der Karten zu erkennen und abzumerken.
4. C. Wann man das Kartenſpiel betrachtet/ finden ſich in ſelbem
Koͤnige/
Oberraͤhte/ Knechte/ u d. g. welchen allen auch das
kleinſte Blaͤtlein obſiegen
kan: Zu bemerken/ daß wen viel
fuͤrchten muͤſſen/ der habe auch den allerring=
ſten
zu befuͤrchten.
5. R. Ich wolte gerne ſagen/ daß die vier Farben in der Karten die vier Jahrs=
zeiten bedeuten/ als das Gruͤne den Fruͤling/ das rohtbrennende
Hertz den
Sommer/ (alſo genant/ weil er der Sonnen Herr iſt)
die Aichel den frucht=
baren Herbſt/ die Schellen die
Maſquenfreude ſo im Winter gebraͤuchlich/
beſagte
kalte Schneezeit (alſo genant/ weil der Wind in ſelber Herr iſt) be=
merke.
6. C. Die erſten Buchſtaben von dieſen vier Farben/ S
Schellen/ A Ai= chel/ R
7. V. Wer gewinnen wil/ muß die meinſten Augen haben/ ſo wol das Spiel/
als alles Fuͤrhaben mit Fuͤrſichtigkeit zu fuͤhren.
8. J. Die Buhler haben zu lernen/ daß wer etwas gewinnen wil/
muͤſſe Geld
daran ſetzen/ und ſich begebenen
Verluſt nicht abſchrecken laſſen.
9. R. Das Soldatenſpiel iſt nicht gantz/ wenn Hertz oder
Gruͤne (die
Hoffnung) mangelet: oft muͤſſen
ſie mit ſchlechter Koſt/ durch die Aichel
verlieb nehmen/ und pflegen doch ein
groſſes Geſchell von ihrer Gluͤck=
ſeligkeit zu machen.
10. C. Die Fuͤrſten ſollen aus dem Kartenſpiel erlernen/
daß ob ſie gleich groſ=
ſe Bilder ſind/ jedoch bald mit
anderen geringen muͤſſen vermiſchet werden.
11. D. Wann man es alſo betrachten wil/ ſo moͤchte man
ſagen/ daß des Men=
ſchen Hertz ſtetig zu kaͤmfen
habe mit der Thorheit/ durch die Schellen bemer=
ket; mit der Bauchſorg/
durch die Aichel verſtanden/ weil dieſe der Menſchen
erſte Speiſe geweſen/
groͤſten Elende
gruͤn iſt.
12. A. Aber die Trapellierkarten haben andere Figuren.
13. V. In denſelben ſind die vier hoͤheſten Tugenden
gebildet: durch die Pfen=
Academi-
que.
f. 15.ninge die Gerechtigkeit/ durch die Becher die
Maͤſſigkeit/ durch die Staͤbe
die Weißheit und der Verſtand/ durch die Spaden oder Saibel
die Staͤrke.
14. J. Oder daß der Reichthum/ die Nahrung/ die Scepter und Waffen
nichts
anderes/ als ein wandelbares Gluͤcksſpiel ſind.
15. R. Die Regimentsperſonen/ haben daraus abzuſehen/ wie ſie in
Krieg=
und Friedenszeit zu verfahren: nemlich/ daß ſie der Waffen
(Spaden) von=
noͤhten haben/ ſich zu ſchutzen/ und der
Gerechtigkeit durch die geraden Staͤbe/
(welche auch den Roͤmiſchen Rahtherren dieſer Meinung vorgetragen
worden)
bedeutet damit ihre Vntergebene bey ihrem Haab/ Gut und Geld
(Pfen
̅
ingen)
erhalten werden/ und ihres Weinſtockes (in den
Becheren) mit Ruhe genie=
ſen koͤnnen.
16. C. Von den Farben und Zahlen iſt zu anderer Zeit gedacht worden.
17. D. Aus erſtbetrachten Karten iſt auch eine Warnung zu ziehen/ daß
man
ſich fuͤr hohen Geitzſpielen huͤten ſolle/ wann
nemlich die Pfenning gedeutet wer=
den auf den Verluſt/ welcher ein oder
das andermal zu gewarten; Die Becher/
daß dardurch der Verſtand/ gleichwie durch zu viel Wein trinken verlohren wer=
de; Die Spaden und Staͤbe das Schlagen und Rauffen/ das aus
derglei=
chen Geldſpielen nicht ungewoͤhnlich erfolget.
18. A. Mag man dergleichen auch von den Welſchen Karten aufbringen?
19. V. Ja/ noch faſt fuͤglicher/ und erinnere ich mich
deſſen/ das in der Belaͤ=
gerung Verua in Welſchland ſich begebe
̅
/ wie nemlich die Soldaten in
den Wach=
haͤuſeren mit der Karten geſpielet/ und auf
Spaniſcher Seiten einer das Spa=
den/ oder Piquenzehen an einen Stein gebunden
und zuvor darauf geſchrieben mit dieſen/
nun ſolches zu dem Feinde
geſchlaudert/ iſt darauf gleichsfals ein Kartenblat/
nemlich das
Hertztaus erfolget/ mitbringend die Antwortſchrift: vielmehr mit
eſſo.dieſem.
DErgleichen laͤſt ſich auch von den Welſchen Karten
auſſinnen/ aus=
LXXXVII.
Die Edelge=
ſteine.
gen m
̅
en/ daß an ſtat der Aichel die Stein ſind/ welche zu etwas an=
deren Gedanken Anlaß geben koͤn
̅
en/ und wil ich von den Edelgeſteinen
ein ſolches
Spiel anfuͤhren/ Herr Veſpaſtan ſey des
Spieles Koͤnig.
2. V. Dieſe Ehre wil der Frauen gebuͤhren/ ſie geruhe den
Spielſtab zu behal=
ten/ und das angemeldte fortzuſetzen.
3. J. So nehme dann der Herr hingegen den Diamant mit dem Beywort:
Geſetzet nun/ ich habe eine Kron auf dem Haubt/ und benenne derſelben Edelge=
ſteine; ſo mus des benamſten erſt ertheilte Wirkung
ſo bald erwaͤhnet und bene=
bens mit wenigen angemeldet werden/ wie
ſolche eine Tugenddeutung haben kan;
Zur Probe: Meine Krone glaͤntzet von
den ſchoͤnen Granaten und Perlen.
4. R. Die Koͤnigin ſol ſich billich in dieſem
hocherhabenen Stande erfreuen.
5. A. Wegen ihrer Weißheit und reinen Verſtandes.
6. J. Doch ſcheinet als ob der Tuͤrkes mit dem Diamant und
Rubin fuͤr
nichts zu achten komme.
7. D. Ein Koͤnigliches Gemuͤht ſol ſich nicht leichtlich
ſchrecken laſſen.
8. V. Sondern in aller Bebegenheit beſtaͤndig verbleiben.
9. C. Sonſten kan der Luͤgengift leichtlich Schaden bringen/ u.
d. g.
NVn wir in dieſer Spatzierreiß unterſchiedliche
Geſpraͤchſpiele auf=
gebracht/ wollen wir auch von der Sache
ſelbſten reden/ und beden=
ken des Spatzierluſtes
Eigenſchaft ins gemein/ dann deſſelben
Wuͤrk=und
Endurſachen abſonderlich.
2. A. So mache der Herr den Anfang.
3. R. Die Indianer haben auf eine Zeit/ zween Spanier ſehen auf=und
abſpa=
tzieren/ und darvor gehalten/ ſie weren beide
naͤrriſch worden/ daß ſie ohne Vrſa=
che an einem Orte hin
und wider giengen/ und doch noch dar noch dorten etwas
ſchafften. Die Barbaren/
welche der Verſtanduͤbungen nicht faͤhig ſind/ ha=
ben auch
barbariſch von der Vbung des Leibes geurthelt. Spatzierengehen iſt
das
ſicherſte und erfreulichſte Beluſten/ und faſt allen
anderen vorzuziehen. Das
Spiel gewinnt uns das Geld und die Zeit ab: das Lauffen macht
uns am Ziel
muͤd und laß: das Springen laſt uns in manche Verrenk=und
Verzuckung
Aber das Spatzieren hat
dieſe Eigenſchaft/ daß es das Mittel haͤlt/ und
LXXXVIII.
Peripathe-
tici.
Pythago-
ræi.
Platonici.
nicht zu viel/ noch zu wenige Bewegung mit ſich bringet. Welche unter den Ver=
nunftlehreren von den hin=und widerſpatzieren den Namen bekommen/ ſind
die
allervortrefflichſten geweſen/ und denen anderen/ ſo alle
Wiſſenſchaft durch der
Fiſche Sprache/ das
Stillſchweigen zu ergruͤnden vermeinet/ oder ihre Vnteꝛwei=
ſung in einem gewieſen Schulort vorgetragen/ weit vorzuziehen. Wann man
ſitzet/ neigt man ſich zu der Erden: wann man ſtehet und gehet/
nahet man gleich=
ſam zu dem Himmel. Die Bewegung erwaͤrmet den Leib/
erwecket die zarten
Geiſterlein/ vetreibet die groben aufſteigende
Daͤmpfe und entbindet den Ver=
ſtand von aller Sorgenlaſt/ durch
die anmuhtige Beſchauung des weiten Fel=
des: da dann der muntere Luft/ und die
Schoͤnheit der Natur keine ungeſtalte
Gedanken eingeben kan.
4. J. Daher komt es vieleicht/ daß alle Poeten an den luſtigen
Fluͤſſen/
und in den gruͤnen Auen ihre Gedichte
verabfaſſet/ vorgebend: Die Muſen woh=
nen auf dem Berg
Parnaſſo/ zu bedeuten/ daß die hochlieblichſten Gedanken/
LXXXVIII.
und wider gehen/ erhalten werden und abſonderlich beſtehe in erfreulichem
Nutz=
geſpraͤche.
5. V. Vnſer Verſtand iſt niemals mehr ſein/ als wann er
von allen Sorgen
befreyet/ und ſich ohne Zwang ſelbſten
uͤben kan. Selben (ſagt Plato) ſol man
nicht
bemuͤhſigen/ es werde dann zugleich auch der Leib mit
beſchaͤfftiget; und im
Gegenſatz ſol man den Leib auch ohne
den Verſtand nicht laſſen ausſpatzieren.
Gleichwie der
Mahler oder Kunſtſtecher die Augen von der reinen Arbeit zu Zei=
ten
abwendet/ und in Anſchauung der gruͤnen Farbe ausruhen laͤſt:
alſo ſollen
auch die Augen des Verſtandes/ von ſcharfen
Nachdenken im Spatzieren raſten/
und in den Blumenreichen Auen neue
Kraͤften erweiden. Nachdem die Tugend
viel gethan hat/ (ſagt jener)
ſo feiret ſie/ iſt aber doch nicht muͤſſig.
6. C. Die Felder/ welche man auf ein Jahrlang ruhen laͤſſet/
werden nach=
mals mit ſo viel mehrerem Nutzen gebauet.
7. D. Dieſes iſt auch in der Naturverfaſſung
gegruͤndet/ welche den Tag mit
der Nachte/ die Arbeit mit der Ruhe/ das Regenwetter mit dem Sonnenſchein
LXXXVIII.
umwechſelen wollen; und ſchicket ſich hieher was jener
Koͤnig in Egypten geſagt/
als er ſich auf eine Zeit mit
kindiſchen Spielen beluſtiget/ und deswegen von ſei=
nen
Raͤhten ermahnet wurde/ daß die den Bogen fuͤhren/ ſelben nicht
ſpannen als wann ſie ſchieſſen wollen.
8. A. Das bezeuget auch die Erfahrung/ in dem faſt alle/ welche zu emſig
und ohn
Vnterlaß dem ſtudieren und der Kopfarbeit obligen/ zu letzt
bloͤd/ oftmals gar
aberwitzig werden; wie wir deſſen an der
vortrefflichſten Jungfrauen in Nieder=
land ein trauriges Beyſpiel
haben.
9. R. Iſt alſo die Eigenſchaft des Spatzierengehens die freye
Beluſtigung
des Verſtandes/ und ſittſame Beuͤbung
des Leibes. Weil nun dergleichen Er=
getzlichkeit ſo nohtwendig iſt/
kommet zu betrachten/ daß ſelbe der Tugend gemaͤß
ſey/ dann es
anderer geſtalt nicht nohtwendig heiſſen kan.
10. J. Wer wolte weinen/ wann man/ vermittelſt des ſchoͤnen
Wetters/ alles
ſihet lachen? wer wolte trauren/ wann ſich die gantze Welt
erfreuet?
11. V. Hat man aber ja viel Betruͤbniß im Hertzen/ ſo mag man nirgend
beſ=
ſer dieſelbe herausſchuͤtten als in die
heiteren Lufte/ da Berge und Thaͤler unge=
zweiffelte Verſchwiegenheit
leiſten/ und da der Wiederhall die mitleidliche Ge=
genwort ſo bald in
den Wind ſchlaͤgt. Dar darf man ungeſcheut herausſagen/
was
man ſonſten vor der gantzen Welte wil verborgen halten. Der Leib des
Menſchen lebet uͤm zu ſterben/ beſtehend in den vier
widerigen Elementen/ wel=
cher Wirkung die Bewegung erwecket/ und die Ruhe
beſaͤnftiget. Solche V=
bung iſt eine Vrſach der
Geſundheit/ wie die Geſundheit eine Vrſach der Vbung
iſt:
in dem nemlich die natuͤrliche Waͤrme aufwallet/ die boͤſen
feuchten Daͤmpfe
zertheilet/ der Hunger und Luſt zur Speiſe
ergangen/ und die Deuung befoͤrdert
wird: daß alſo Socrates/ als er
befragt worden/ wo er hingienge/ recht geant= Ich ſuche den Luſt zum
Eſſen. Vnd Dionyſius/ als er von einem
Lacedemoniſchen Knechte/ etliche belobte Geruͤchte nicht gut finden
wollen/ hoͤren
muͤſſen: Er ſol vor der Mahlzeit
ſo viel Leibsuͤbungen gebrauchen als die Lacedemonier/ ſo
werde er dann ſolche Eſſen auch wolge= ſchmack
befinden/ wie ſie.
12. C. Iſt nun das Spatzierengehen ſo dienlich zu der Geſundheit/
ſo mag es
LXXXVIII.
auch die Schoͤnheit/ welche darinnen beſtehet/ merklich foͤrderen:
und weil die
Weibsperſonen ſchwaͤcher ſind/ als die
Maͤnner/ haben ſie ſolcher Artzney deſto
mehr
vonnoͤhten.
13. D. Dieſer Artzney Verleiſtung mag es zuzuſchreiben
ſeyn/ daß mancher
reiche Mann in der Statt auf ſeinem Bette
ſchmertzlich ſeufftzet und klaget/ da
der arme Bauer hinter dem Pflug
froͤlich ſinget und jauchtzet.
14. A. Vieleicht hat dieſer zu wenig/ und jener zu viel beſchwerliche
Ruhtage.
15. R. Das Geſpraͤch iſt die huldreichſte
Gewerbſchaft des Menſchlichen Le=
bens/ und den
gefaͤhrlichſten Betruͤgniſſen unterworffen. Dan
̅
der
Verſtand iſt
ſo viel leichter zu verletzen/ als der Leib/
ſo viel eines zarteren Weſens er iſt/ und
die Anzahl der
Boͤſen aller Orten ſtaͤrker iſt/ als der Frommen/ deren
Beginnen
wir unvermerkter Weiß an=und in uns nehmen: vielmals auch ſchadet eines
Vp=
pigkeit mehr/ als nicht zehen frommer Tugend Nutzen.
16. J. Wann man ſich von dem Boͤſen jederzeit ſonderen
ſolte/ ſo wuͤrde man
LXXXVIII.
1. Joh. 6/
19.
wider ſich ſelbſten genug zu
ſtreiten finden.
17. V. Es iſt eine Art des Vnterrichtes anderer Tugenden oftmals
anſchauen
und betrachten. Wir ſollen uns nicht ſtetig allein/ noch
allezeit in Geſelſchaft
finden/ ſondern in dieſem/ wie auch
allen anderen/ die guldene Mittelſtraß zu tref=
fen wiſſen. Sind
wir aber bey anderen/ ſo ſollen wir entweder durch ſie
gebeſſert
werden/ oder ſie durch uns. Jener ſagt nicht
unrecht/ wann du allein biſt/ und
mit dir ſelbſten redeſt/
ſo huͤte dich/ daß du keinen Schalk anſprecheſt.
18. C. Der Ort kan niemand boͤß oder fromm machen/ man kan auch in der
Einſamkeit ſuͤndigen/ und in Geſelſchaften fromm
ſeyn.
19. D. Daß die Einſamkeit wider des Menſchen Natur ſey/ erhellet
daraus/
daß ihm die Rede gegeben/ welcher er nicht vonnoͤhten hat ſich
ſelbſten zu verſte=
hen/ ſondern ſeine Gedanken
anderen zu entdecken.
20. A. Es gibt auch wol Einſiedler in den Staͤtten/ ich wil ſagen
einſame Ge=
muͤhter in den Geſelſchaften/ und
boͤſe Geſellen in den Einoͤden.
21. R. Ferner die Vmſtaͤnde des Spatzierluſtes zu betrachten/
will ich nicht ſa=
LXXXVIII.
gen von der Zeit/ die doch zu Erfreuung unſerer Sinne viel vermag/ weil wir
ſol=
Bequemlichkeit jedesmals wehlen/ und bey einfallendem Regenwetter andere
Kurtzweil anzuſtellen wiſſen: ſondernden Ort durchgehen/ an
welchem man zu
ſpatzieren pfleget. Selber iſt mit den alten
Fabelgaͤrten der Heſperiden Alcinois/
Adonis und andern gedichten
Luſtorten nicht zu vergleichen/ ein jeder Ort iſt
ſchoͤn
und unvergleichlich/ wo ſich die Jungfrauen befinden.
22. J. Welche aber der natuͤrliche Kunſtbau/ durch des Gaͤrtners
Handfleiß/
Kupfertitel
welcher alhier
nach der Laͤnge beſchrieben wird.
L’ Alée.
beblumet/ pflegen ſolche lebendige Fruͤchte ſo viel oͤfter
einzuladen.
23. V. Ein umgruͤnter Huͤttengang/ welcher mit ſeinem angenemen
Schat=
ten die beſchwerlichen Sonnenſtralen unterbricht/
beluſtiget alle die dardurch
ſpatzieren.
24. C. Iſt nun nicht ferne darvon ein Labyrinth oder Irrgarten/ mag man
the.
ſich daſelbſt verſpatzieren/ und auch in den Irrwegen
Belieben ſuchen.
25. D. Das vielgezierte Blumwerk iſt nicht auf den hohen Seulen/ ſondern
auf der niederen Erden zu ſehen/ ja in ſtillem Nachdenken
anzuhoͤren/ wie alle
kraͤfftige Kraͤutlein/ und edle
Hertzbluͤmlein/ ſich uͤber die ſtoltze Schoͤnheit der Tu=
lippen/ bey der Flora beſchweren; erweiſende/ wie ſie von
unzehlichen Jahren
her groſſen Nutzen in der Welte geſchaffet/ und
nun gegen beſagter Geſelſchafte=
rin verachtet/ vernichtet/
vertretten/ ſelbe aber um faſt unglaubliche Geldſumma
erkauffet/
fleiſſig gewartet/ und wegen kurtzverbleichender Schoͤne uͤber
alle und
jede erhaben werde.
26. A. In dieſen Kryſtallenen Waſſerbrunnen iſt zu
erſehen die langgeſuch=
te ewige/ oder ſtetigwaͤhrende
Bewegung.
27. R. In dieſem Fluſſe ſchwimmen die Schwanen/
Fiſche und Enden. Ihr
Element iſt ſo helleuchtend/ daß
ſcheinet als ob die Baumen ſich von dem Erde=
reich ausgewurtzelet und in
dieſen anreinenden Fluſſe verſetzet haͤtten.
28. J. Ob man nun vermeinet an dieſem Orte allein zu ſeyn/ ſo
hoͤret man
doch auf jenen Fruchtbaumen die Voͤgelein
uͤberkuͤnſtlich ſingen/ und des
einſame Gegenſtimme lieblich uͤben; welcher allen denen/ die ihn
an
LXXXVIII.
ſprechen/ unverzoͤgerte Antwort wiederfahren laͤſt.
29. V. In jenem Thiergarten ſind etliche ſchnelle Stuck Wilde/ die
gleichſam
ihren Namen verlohren/ in dem ſie die hierumſpatzierende
zu ſich nahen laſſen.
30. C. Fuͤrwahr es ſcheinet/ als ob die Natur den Muſterplatz
ihres Reich=
thums allhier angeſtellet/ in dem ſie in dem
Waſſer/ auf der Erden und in der
Lufte verſammelt/ was dem
Menſchen zu ergetzen geſchaffen worden.
31. D. Vnd ſolche Dinge alle bemuͤhen ſich/ bey der
Geſelſchaft wol angeſe=
hen zu ſeyn. Jedoch iſt das
freye Geſpraͤch dieſer Jungfrauen allen anderen weit
vorzuziehen.
Die Vnſchuld/ mit welcher man allhier umgehet/ ſetzet uns auſſer
Zweiffel/ wo das irdiſche Paradis anzutreffen ſey.
32. A. Die Warheit zu bekennen/ ſo glaube ich/ daß ſo belobter
Luſt nicht oh=
ne merkliche Gefahr ſeyn koͤnne: Dann was
iſt es doch/ das uns ergetzen und zu=
gleich nicht verletzen kan? Spatzieren
iſt an ſich ſelbſten ein Muͤſſiggang/ wel=
ches ſich auch die zur Ruhe bedienen/ die zuvor faſt ihres Lebens niemals
LXXXVIII.
were von den
fleiſſigen Spatzierengehen verſtaͤndiger worden. Man
ſuchet oft
nicht die Einſamkeit/ die Suͤnden zu beweinen/
ſondern Gelegenheit/ ſelbeunge=
ſcheuet zu begehen. Die Decke/
welche uͤm der Engel willen ob unſeren Haͤubtern
ſchweben
ſol/ bedeutet nichts anderes/ als daß wir uns zu Hauß unter dem Ob=
dach halten/
oder ja alſo auſſer ſelben verhalten ſollen/ daß wir
niemals vergeſſen/
daß hier auf der Erden der Himmel uns aller Orten mit
ſteter Aufſichte bedecke.
33. R. Die Jungfrau empfahe den Spielſtab.
MAn hat bishero von luſtigen Sachen gehandelt: weil nun das Dan=
tzen vielen die
liebſte Kurtzweil iſt/ moͤchte ich hoͤren/ was darvon zu
halten ſey.
2. D. Der Himmel iſt das ſchoͤnſte
Geſchoͤpf/ der haͤlt ſeinen Reyen/ die
gehet herein wie ein Held/ und gehet in der anderen Welte auf/ wann in die=
ſer alle Thiere niedergehen: Der Luft iſt in ſteter Bewegung/ und
wird durch die
hin=und herwallende Winde er gereiniget: das Feuer ſpringet
gleichſam mit ſei=
nen Flammen in die Hoͤhe: Das Meer dantzet ohne
Vnterlaß bald hinter=bald
vorſich/ bald hoch bald nieder/ nachdem die Winde
aufſpielen: daß die ſtetwaͤh=
rende Bewegniß (welche die
Vernunftlehrer in dem Democratiſchen Brun=
nen geſuchet/) allein in dem
Meere zu finden ſcheinet: von den ſchwim
̅
enden In=
ſulen wil
ich nicht ſagen/ noch von den Erdbeben/ und deren Meinung/ welche
wollen/ die
Erd lauffe unaufhoͤrlich in ihrem Vmkreiſe/ und der Him
̅
el ſtehe/
ſon=
dern aus erſterzehltem ſchlieſſen/ daß alles in
dieſer Welt in beharrlicher Vnru=
he gleichſam daher dantze.
3. C. Waruͤm ſolte dann dem vernuͤnfftigen Menſchen
ſolches zu verargen
ſeyn?
4. R. Der Menſch allein kan ſich mit Verſtande bewegen/ und
Geſchicklichkeit
in ſeinen Geberden erweiſen. Dieſe
wolſtaͤndige Bemuͤhung wird durch die edle
Die
Zierde hoͤflicher Geberden machet ſich auf manche Weiſe verwunderen:
und
iſt keine Arbeit/ durch welche die innerliche Hertzensfreude/ mit ſo
angenehmer
Vnruhe/ erſcheine/ als in dem Dantzen. Iſt das Jagen ein
Fuͤrſtenluſt/ ſo iſt
das Dantzen die Jagt derer/ die
nicht Fuͤrſten ſind. Ich weiß keine ſo
ſuͤſſe Wert
zu finden/ durch welche ich ſo
ſuͤſſe Beliebung ausreden koͤnne. Es iſt eine
ſchlech=
te Muͤhe einem Dantz zu ſehen/ aber ein faſt
ſchwere Sach/ ſelben eigentlich aus=
zubilden: Die Rede hat nicht
Geiſts genug/ mit ſo lebendigen Farben alle Vm=
ſtaͤnde
herauszuſtreichen. Den ſchoͤnen Ort/ an welchem der Dantz
angeſtel=
let wird/ zieren die viel hellherumleuchtende Liechter und Fackel.
Nicht die er=
dichte/ ſondern die wahren lebendigen Nymfen begehen ihr
Freudenfeſt. Sind
die Amazonen wieder auferſtanden/ die mit ſo
tapferen Geberden hereintretten?
Nein/ es ſind die Sibyllen/ ſo die
Roͤmiſche Geſchichteherausloben/ welche von
wunderlichen Regungen
ſo getrieben werden. Ihre Kleider ſchwingen ſich mit
ihnen/ und
ſcheinet/ daß wann die Tugend ſelbſten/ in ſichtbarlicher
Geſtalte/ ſich
wolte lieben machen/ ſie ſolte nicht anderſt als dieſe
ſchoͤne Jungfrauen aufzie=
hen koͤnnen. Dieſen leiſten angeneme Geſelſchaft
ſo viel verſtaͤndige Rittersleu=
te. Der Kriegsgott Mars
iſt niemals ſanftmuͤtiger/ als wann er von der Liebe
bezwungen
wird. Sie haben gleichſam Fluͤgel an den Fuͤſſen/ wie
Mercurius/
ſo leicht und ring ſpringen ſie daher/ und iſt
doch nichts leichtfertiges an ihnen zu
bemerken. Wer ſolte da Verdruß haben/ wo
man gleichſam ein himmliſches
Saitenſpiel hoͤret/ bey
welchem ſich faſt mehr als irdiſche Geſchoͤpfe
erfreuen.
5. J. Wo mag doch Dantzen ſeinen Vrſprung her haben?
6. R. Weil mich die Frau fragt/ ſo wil ich antworten/ ob mich wol die Ord=
nung nicht betrifft. Das Dantzen iſt faſt ſo alt als die Welt/
abgeſehen von der
Planeten Wechſeldantz. Alle Voͤlker haben ihre
Freude nicht beſſer bezeugen
koͤnnen/ als mit Hupfen und Springen.
Dergleichen hat Plato zugelaſſen; Ly=
curgus bey den Lacedaͤmoniern und Ariſtonikus bey den
Anthenienſeren ange=
ordnet
und von
den Iſraeliten Kaͤlberdantz/ durch welchen ſie ihre Froͤlichkeit
bezeugen
2. Sam. 6/
16.
zu Ehren gedantzet/ und
deswegen von Michal verlachet worden. Aus welchen
allen zu
ſchlieſſen/ daß das Dantzen an=und vorſich nichts
boͤſes/ und durch zu=
faͤllige Vrſachen ungleiche
Betrachtung haben kan.
7. J. Hieruͤber wollen wir auch Herrn Veſpaſian
hoͤren.
8. V. Zu verwunderen iſt/ daß die Gelegenheit zu ſuͤndigen/
ſo einen beredten
Schutzſprecher gefunden. Ich bin kein Feind
zulaͤſſiger Beluſtigung/ und auch
kein Freund
unverantwortlicher Leichtfertigkeiten Wann Gott alle unſere Tritt
in Acht hat/
ſo ſollen wir billich fuͤr ſichtig wandlen/ als am Tage. Alle
Geſchoͤpfe
bewegen ſich nach ihrer Ordnung/ die Menſchen
aber oftmals nach ihrer Thor=
heit/ welche auch uͤm Geld/ mit
groſſer Muͤhe/ muß erlernet werden. Ich verſiche
aber nicht
einen erbaren Freudendantz/ der don keinem Verſtaͤndigen wird uͤbel
geſprochen werden/ ſondern ſolchen/ da die
muͤſſige Vppigkeit/ zu Reitzung al=
lerhand Wolluſt/ den
Reyen fuͤhret. Fuͤrwahr die Indianer ſolten ſich
hieruͤber
mehr verwunderen/ als uͤber das Spatzierengehen/ wann
ſie ſehen ſolten/ daß ſich
ſo viel Maͤn
̅
er und Weiber in gantz muͤſſigem
hin=und herſpringe
̅
und lauffen ver=
☞ C
LXXXVIII,
3.
geblich bemuͤhe
̅
. Die ſchoͤne
̅
Angeſichter/ welche
zuvor ſo zierlich fuͤrgemahlet wor=
den/ koͤnnen nicht leuchten/
oder ſich ſehen machen ohne andere Liechter: ſie ſolten
gedenken/ daß dieſe Goͤttin
̅
en zu dem Grab und vieleicht in die
Hoͤlle dantzen. Von
der Muſic kan man ſagen/ daß eine Thorheit der
anderen folget. In dem einer mit
der Hand die klingenden Saiten beruͤhret/
ſchreibt er des anderen Fuͤſſen gewieſe
Geſetze fuͤr/ wie er ſeine Mutter die Erden betretten ſol.
Dieſes ſind keine Ama=
zonen/ welche nur die Spiele und Kurtzweil lieben:
jene wolten tapferer als die
Maͤnner ſeyn; dieſe ſind
muͤſſiger/ als den Weiberen wol anſtehet. Solte man
ſie fuͤr Sibyllen und Profetinen halten/ in dem ſie
naͤrriſche Vngeberden an ſich
nehmen?
9. A. Der Herr bedenke aber was Salomon ſaget: Dantzen hat ſeine
Zeit.
10. V. Vnd die Jungfrau erinnere ſich was bald darauf folget: Dieſes
iſt auch eitel. Die mit aufgerichtem Halſe dahergehen/ und vor
Zaͤrtlichkeit ih=
11. C. Jedoch wird der Herr hierunter nicht verſtehen/ welche in
Ehrengebuͤr=
niß mit den Froͤlichen ſich froͤlich
erweiſen; ſondern das Dantzen/ welches die
Waldgeiſter/ und
Bacchusgeſindlein mit thoͤrichte
̅
Geberden zu veruͤben pfleget.
12. V. Die Freude/ ſo aus dergleichen Eitelkeiten entſtehet/ iſt
eine falſche
Freude/ der die wahre Reue auf dem Fuß nachfolget.
WIr haben von dem Spatziergehen und dem Dantzen bishero gere=
det: weil nun jenes im
Fruͤling/ dieſes zur Herbſt=und Winterszei=
ten
gebraͤuchlich; hab ich Anlaß zu fragen: Ob der Fruͤling vor dem
cad. del
Tomaſ. Ca-
raffa.
f. 171.
2. A. Der Herbſt von den herben Winden alſo benamſt/ komt als ein
rechter naſſer
Bruder mit ſeinem verdruͤßlichen Regenwetter
aufgezogen/ umkleidet mit falben
Blaͤtteren/ gekroͤnet mit den krummen
Reben/ ſeine faſt moſtige Haͤnde fuͤh=
ren das
gebogene Heplein/ und weiſen die reifen Erſtlinge des Weinſtockes.
3. R. Der freche Lentzen hingegen eilet mit lachendem Munde herbeyzuſprin=
gen/ ſeinen grasgruͤnen Ehrenrock anzuziehen; ſein Haubt mit dem
bunten Blu=
menkrantze zu ſchmucken; tragend in ſeiner Hande die
wolruͤchenden Violen/ die
liebliche Mertzenbluͤmlein/ die
ſilberweiſe Narciſſen/ u. d. g.
4. J. Den Herbſt mag man wol den ſchweren Saufwanſt nennen/ der
raubt
der Auenzierd/ lange Naͤchte gibt/ und dem kalten Winter die Herberge be=CXC.
multo gra-
vidus vino
Autumnus.
Colum. l. 4.
Ver hor-
rentem Ze-
phyris la-
xaverat an-
num.
ſtellt.
5. D. Da hingegen der Fruͤling heiſſet die
ſchoͤnſte Zeit des Jahres/ da alles er
neuet ſich im Felde
freuet/ und der muntere Zefyrus die raue Kaͤlte verſchoͤllet.
6. A. Der Herbſt muß man doch fuͤr aller Fruͤchte Großvatter/ und
faſt des
gantzen Jahres Speismeiſter halten.
7. D. So iſt der Fruͤling die Mutter der heilſamen
Bluͤmlein/ Kraͤutere und
Erdengewaͤchſe/ die
Saͤug=und Pflegammen/ welche das Jahr mit ihrem gruͤnen
Rockedecket und
erwaͤrmet/ die Schatzmeiſterin der Erden/ die Bottſchaffterin
der
Liebe/ welche die verdruͤſſliche lange Naͤchte mit
lieblich=erſtreckten Tagen ab=
kuͤrtzet. Die Fruͤlingszeit
iſt wie eine Kunſtgeſchickte Mahlerin/ welche die zar=
ten Winde
an ſtat der Pinſel fuͤhret/ die Morgenroͤhte an ſtat der
Farben/ und
die Auen und Felder fuͤr die ausgeſpanten Tuͤcher hat/
und gleichſam den Him
̅
el
ſelbſten auf der Erden ausbildet/
oder ja denſelbe
̅
durch ſo mancher Blumen Ge=
ruch verehret/ da
hingegen der Herbſt die blaſſen Fieber und allerhand Kranck=
heiten bringet.
8. C. Prachtet nun der Herbſt mit ſeinen Gaben/ ſo muß er doch
geſtehen/ daß
ſelbe von dem Fruͤling erzeuget/ von ihm aber an das
Liechte hervorgetragen wer=
den.
9. R. Jedoch iſt aus allen Vmſtaͤnden zu
ſchlieſſen/ daß die Welt nicht im Fruͤ=
ling/
ſondern im Herbſte erſchaffen worden/ als in welchem ſo bald
alle Fruͤchte/
dem Menſchen zu beſten/ in ihrer Vollkommenheit zu
finden geweſen.
10. A. An ſolchen verbotenen Fruͤchten hat er Gelegenheit zu
ſuͤndigen gehabt/
nach faſt aller Menſchen Art/ ſo
die guten Tage/ wie man im Sprichwort ſa=
get/ nicht vertragen koͤnnen.
Beſſer und ſicherer iſt der unfruchtbare Fruͤling/
als die uͤberfluͤſſige Herbſtzeit.
11. Dieſem kan auch beygeſetzet werden/ daß der Fall unſerer
erſten Elteren/
welcher im Herbſte geſchehen/ zu
mutmaſſen/ in dem Fruͤling fuͤr das gantze
menſchliche Geſchlechte gebuͤſſet worden:
maſſen wir zu deſſen ſchuldigen Eh=
rendaͤchtnuß die Karwochen/ und Oſterfeſte feierlich zu begehen/
annoch im Ge=
brauche haben.
12. C. Weil mir nichts beyfallen wil/ als bitte ich den Herren/ er wolle fuͤr
michCXCI.
ein Frag/ oder Geſpraͤchſpiel aufgeben.
UNter den Venetianiſchen Academicis hat Herr Dandolo, mit deſ=
Academi-
che de Fran-
ceſco Lo-
redan. f. 183.
ſen vielfaltiger Wiſſenſchaft und hohen
Verſtaͤndniß wenig zu ver=
gleichen/ umſitzende
Geſelſchaftere gefraget: Ob Weinen oder das
Singen einer
ſchoͤnen Jungfrauen mehr zur Liebe bewegen koͤnte? Fuͤr das Wei=
nen hat er ungefehr dieſe Rede abgeleget.
Der Heyden blinde Abgoͤtterey ſcheinet in nichts mehrers zu
entſchuldigen/ als in
dem/ daß ſie der lieben Sonne/ wegen
taͤglich erwieſenen hohen Wolthaten/ Goͤtt=
liche Ehre angethan/
und fuͤr den allerſchoͤnſten Gott gehalten. Dieſer
Apollo/
wie ſie ihn Gedichtweis benamſt/ ſolle ſich in eine
Jungfrau verliebet haben/ und
ob er von der gantzen Welt angebeten worden/ ſo
habe er doch von ſelber nicht CXCI.
ſie ſich in einen Baumſtock verwandelt/ zu bedeuten/ daß ihm nun
alle Hoffnun=
ge abgehauen/ und daß die Weibsbilder oftmals faͤlſchlich
der Vnbeſtaͤndigkeit
beſchuldiget werden. Bey dieſem
Verlauf meldet der Poet/ daß Apollo damals
zu weinen beginnet/ welcher
ſonſten allezeit zu ſingen gewohnet: dardurch bewei=
ſend/
wie die ſtummen Zehren in der Liebe mehr vermoͤgen/ als das wolklingende
Geſang. Aus dieſem Gedichte entſtehet die Frage: Ob das
ſonſten unbewegli=
che Hertz durch die heiſſen Zehren eines
Liebhabers leichter zu erweichen/ als
durch deſſelben
bruͤnſtige Klage und Schmertzengeſange. Ob nun wol ſchei=
net/ daß dieſer Streit von gedachtem Gott der Poeten/ der auch das
unentſindli=
che die Zehren entfinden machen/ entſchieden ſey;
ſo will ich doch die Gegenmei=
nung auszufuͤhren nicht
unterlaſſen; nicht zweifflend/ ich werde bey dieſem an=
ſehlichen Vmſeſſe den Verſtand des Hirten Paridis/
und die Gerechtigkeit des
Richters Ariſtidis antreffen/ und einen gewinnlichen
Ausſpruch anhoͤren.
Die Zehren werden von den Augen erzeuget/ da auch die freundlichen Liebesblicke
entſpringen/ und haben beide ihre Beredſamkeit/ (alſo zu
ſprechen/) in einer
Schule erlernet. Das Geſang wird eines ſo viel niederigen Standes/ in
dem Munde geboren/ und ins gemein mit innerſter Falſchheit
vermiſchet. Die
Natur hat die Zehren verordnet zum Schutze des Hertzens/ und
ſie deswegen in
das Haubt den Thron Menſchlicher
Gliedmaſſen geſetzet. Die Augen ſind Wun=
derwercke der
Schoͤnheit; die Zehren Wunderwerke der Augen: und wer ſolte
ſich
nicht verwundern/ daß daher die Feurſtralen ſchieſſen/ auch
ſo reines Waſ=
ſer quellen ſolte? Vieleicht hat deswegen
Democritus die Zeit ſeines Lebens ge=
weinet/ weil er die Warheit/ in Verachtung
des eitelen Weltweſens/ geliebet hat.
Der die Zehren Perlen genennet/ hat ihre
Wuͤrde nicht genugſam außgeredet:
ſelbe erwachſen durch die
Sonne/ aber ferne von derſelben hohen Liechte; dieſe
kommen von und aus
den Sonnencirclen ſelbſten: jene werden in Gold und Sil=
ber
gefaſſet/ dieſe in dem Angeſicht den Roſenwangen
obgeſetzet.
Von jenem hat Cleopatra eines zerſchmoltzen/ und dardurch ihres Antonii
Huld
erlanget; dieſe koͤnnen viel leichter alle andere Vberwindere
uͤberwinden. CXCI.
uͤm baares Geld bald bauet er Brucken auf unbeſtaͤndige Hoffnunge;
bald wil er
durch die Muſiclaiteren die verlangte Feſtungen
erſteigen. Werden aber alle
dieſe Anſchlaͤge zu
Waſſer/ oder in das Weinen verwandelt/ ſo muß ſich die Be=
ſatzung bald ergeben. Dieſe Waſſerkunſt kan die
aufflammende Liebe erhitzen/
wie der Schmid das ſpiſſige
Eiſen durch den Spritzwedel erweichet/ und hat er
vieleicht ſolches
Stuͤcklein ſeinem hinkenden Vatter Vulcan abgeſehen. Nichts
iſt kraͤfftiger allen Erdgewaͤchſen aufzuhelffen/ als die
Feuchte und die Hitze:
gleichergeſtalt waͤchſet auch die Huld
durch die Hertzenszehren der brennenden
Aeuglein. Man moͤchte waͤhnen/
das Feuer und Waſſer gantz wideriges We=
ſens weren/ aber es
iſt unter die Kunſtfeure zu rechnen/ welcher Kugele auch
mitten in der
Flute brennen. Etliche wollen die Zehren fuͤr das allergeringſte
Gebluͤte des Hertzens halten; und iſt gewiß/ daß wie der blutige Rock/
des toden
Kaͤiſers Julii/ der Roͤmer Gemuͤhter zur Liebe
gegen ihren verſtorbenen Herren
erregen koͤnnen; daß die lebendigen
Zehren dergleichen Tugend Kraft nicht
Die
Schoͤnheit kan gleichſowol ein Tyrann oder Wuͤterich genennetCXCI.
werden/ der zu Gewaltthaten von der Natur angereitzet wird/ da hingegen in
dem
Geſang nur die ſchwache Kunſt zu herrſchen vermeinet. Die Liebe
iſt jeder=
trarchaͤ
Siegprach=
ten Anhang.
zeit ein Kind/ welchem das Weinen nicht uͤbel anſtehet/
entbloͤſt von allem Be=
truge/ und kan zwar das Singen hoͤren/
aber ſelbes nicht nachthun. In dem
Singen muß man ſich des Stilhaltens/
Seufftzens und Klagtoͤne gebrauchen/
welches in der Warheit von dem Weinen
entlehnte Stuͤcke ſind. Pythagoras hat
behaubten wollen/ die
himmliſchen Bewegungen geben ein liebliches Getoͤn oder
Geſang von
ſich/ von welchem er ſeiner Einbildung nach auch ſelbſt
gehoͤret: In
ſolchen Betrachtungen hat er ſich ohne Warheitsgrund
vertiefet: Aber das iſt
gewis/ daß der Himmel vielmals weinet/ und durch
ſo triefende Regenwolken
uns zur Liebe gegen Gott vermoͤgen wil. Sind die
Zehren ein Schweiß der Au=
gen/ ſo iſt ſolcher ſeines
Lohnes werth/ welcher nur mit Gegenlieb bezahlet wer=
den kan: und ich achte/ daß
Myrrhen und Weirauch deswegen zu den Opferen
erkieſet worden/ weil es Zehren
ſind der edelſten Baumen. Das Geſang wird CXCI.
ſtaͤrkſten Waffen des Frauenvolkes/ die uͤbermoͤgen
was ſonſten unuͤberwind=
lich ſcheinet/ in dem
ſelbe/ ihrer Eigenſchaft nach/ uͤber die Wangen dem Hertze
zueilen: und ich will glauben/ daß die Augen der Liebe deswegen vorbunden ge=
mahlet worden/ damit man ſeine Zehren/ welchen niemand widerſtehen
koͤnte/
nicht ſehen ſol/ wie dann auch deswegen die Natur die
ſchwachen Kinderlein mit
den ſtarken Zehrenguͤſſen
verſehen/ uͤm jederman gegen ſie zur Liebe und Wolthaͤ=
tigkeit zu bewegen. Dieſem nach iſt das Weinen eine Sprach des
Gemuͤhtes/ deſ=
ſen Kunſtlehre die Natur
ſelbſten allen und jeden eingeſchrieben hat: Die Bot=
ſchafter und Anwaͤlte des Hertzens/ welche die Warheit ausrichten/ und an
ſtat
der Verhoͤr/ bey der Porten des Hertzens (ich wil ſagen den
Augen/) nur uͤm et=
liche Blicke anhalten/ und ſtillſchweigend
bereden. Wer verreiſet von ſeinem lie=
ben Vatterland/ Freunden und
Bekanten ohne Weinen? Wer hinterlaͤſt nicht
mit oder in denſelben
gleichſam ſeinen Geiſt ſelbſten? Wer verlichret das
Belieb=
te ohne Threnen? Ja das Weinen kan die vormals abgeſtorbene Liebsneigung
wiederuͤm erwecken. Da hingegen das Geſang in den leichten Luft zergehet/
undCXCI.
gleich dem Vogler die Freyheit in das Netze locket.
2. A. Wann man nur einen Theil hoͤret/ ſo iſt leichtlich die Sach
zu erhalten.
3. R. Auf erſterzehlte Vrſachen hat Herr Loredan/ ein von Stand und
Ver=
Loredano
nelle biz-
zarie
Aca-
demichc f.
192.
ſtand beruͤhmter Edelmann/ ungefehr dieſer Geſtalt
geantwortet:
Jener Philoſophus, als er ſolte antworten einem/ der mit viel
ſchoͤnen Worten
behaubten wollen/ es ſey keine wahre Bewegung zu
finden/ iſt ſtillſchwelgend auf=
geſtanden und an dem Ort
auf=und abgetretten; dardurch anzudeuten/ es ſey al=
les Vernuͤnftelen
uͤberfluͤſſig/ wo die euſſerlichen Sinne
Schiedrichtere ſeyn
koͤnnen: Gleichergeſtalt ſolte ein
kurtzes Geſang/ mit dem holden Muſicklang
vergeſelſchaftet
dieſe lang=zierliche Rede hintertreiben und widerlegen/ wann nicht
ſolche
Wolredenheit viel mehr ſich/ als den feſten Grunde der aufgegebenen Frage
erweiſen/ und uns in ſo angenemer Betrachtunge haͤtte uͤben
wollen. Man be=
denke nun das Weinen und das Geſang an ſich
ſelbſten/ nach dero wahren Tu=
gendwirkung/ und anderer Hochhaltung dann
in dieſen Stucken hafftet Herrn CXCI.
zeuget/ da die freundlichen Liebesblicke entſpringen/ ſo fliehen
ſie doch vielmehr
von ſolchem Ankunftsort/ und verfinſteren/ ja
verdunklen vielmals die Augen/
ſchwaͤchen und beraube
̅
die zarten
Sehſtralen Sind nun ſolche Liechter gleich den
hellen Fenſteren/
ſo iſt der Mund die Thuͤr: von jenen ſtuͤrtzen die Zehren
mit Vn=
bedacht/ von dieſen gehet das Geſang mit holdſeligen
Bewegungen herfuͤr. Das
Aug weiß wol/ daß es Schildwacht des Haubtes iſt/
und des Mundes Befehl zu
erwarten hat: Das Geſang aber iſt eine
beſeelte Stimme/ welche den erhabenen
Verſtand herfuͤrbringet
zwiſchen Perlen und Korallen/ zwiſche
̅
Lachen und Kuͤſ=
ſen/ und allein maͤchtig/ auch in den blinden Gegenliebe zu erwecken. Man
ſon=
dere die Zehren von ihrem Vrſprung/ und erfahre dann ihr.
Vermoͤgen; man
ſondere das Geſang von der Schoͤnheit/ und
erfahre was ſolches auf unſichtba=
re Weiſe zu leiſten
vermoͤge. Geſtehet die Liebe in ſonderer Erregung der Lebens=
geiſterlein/ ſo iſt ſolche nicht von den kalten
Zehrenquellen/ ſondern von der hitzig=
ergeiſterten. Stimme zu erwarten/
ſo viel naͤher dem Lufft das Feuer/ als das
Waſſer iſt/ und die Zuſammenſtimmung der
kuͤnſtlichen Muſic ſich mit den in=CXCI.
nerlichen als euſſerlichen Eigungen vereinet. Des Menſchen
erſte Stimme iſt
ein trauriges Klaggeſang/ durch welches die
Zehren aus den zarte
̅
Aeuglein nach=
mals herfuͤrdrucken/ und ohne Zuthun
der Wort nichts zu verſtehen geben koͤn=
nen/ als ihren traurigen
Zuſtand/ welcher zu Liebesfreuden ein gantz wideriges
Mittel iſt. Der
Rauch/ der Wind/ der Sand/ und dergleichen/ kan zu weinen
Vrſach geben/ und
nicht die Liebe: Daher dann dem Freyerweſen die drey Huld=
goͤttinne oder
Grazien/ das Singen/ Lachen und Spielen/ und nicht das Weinen
zugeordnet worden. Es
iſt ein Brunſt/ welche durch den Athem des Geſanges
aufgeblaſen/ durch das Zehrenwaſſer ausgeleſchet wird. Ich
wil der vernuͤnff=
tigen Menſchen geſchweigen/ und nur
dieſes zu bedenken heimgeben/ daß alle un=
vernuͤnfftige Thiere das
Geſang lieben. Von den Elefanten/ Delfinen und Bie=
nen iſt bekant/ daß
ihnen die Natur ſolches Belieben eingeſchaffen/ und ſo gar in
den
Hoͤlen/ Berg=und Felskluͤfften eine Gegenſtimme und Gegenliebe verbor=
gen. Das Geſang kan oftmals durch kuͤnſtliche
Verfaſſung traurige Zehren zu CXCI.
zwiſchen den Kinderen und derſelben Warterinnen Damit aber ja
ſolche Traur=
zeichen nicht gar armſelig ſcheinen/ pflegt man
ſelbe Perlen zu benamſen: ach
ein elender Schatz/ der auch die
allergeringſte Zeit uͤber nicht mag erhalten wer=
den/ und an ſtat
der allergebraͤuchlichſten Weiberwaffen ſich in der
Zerfluͤſſung
anblicken laͤſſet. Die
Muſic machet behertzt/ und uͤberwindet gleichſam die Liebe
ſelbſten/ zu der Zeit/ wann der triefende Winter
verfloſſen/ und ſich der Voͤge=
lein Klinggedichte
hoͤren laſſen. Die Liebe hat zween Wege zu dem Hertzen zu
gelangen: durch das Gehoͤr/ vermittelſt des Geſanges/ und durch
das Geſichte/
wann ſolches nicht von dem Weinen vertunkelt iſt/
das dan
̅
Erbarmniß und Mit=
leiden/ an ſtat der Zuneigung/ auswirken mag.
Aber wer ſolte nicht lieber ein
Jungfrau wehlen wollen/ die durch das liebliche
Geſang erfreuet/ als eine/ die
durch heiſſe Zehren
betruͤbet? Die ſo vielbenante Threnen bilden die Vndank=
barkeit/ in dem
ſie betruͤben die Augen/ von und in welchen ſie erzeuget werden;
deswegen auch Apollo die ungluͤckliche Nymfen erſtlich mit dem
Geſang/ nach
ihrer Verwandelung mit Weinen verhret: ihren Vndank/ und ſeine
Vngluͤck=CXCI.
ſeligkeit zu bezeugen. War zu dienet aber dieſes Dichtwerk/ wann die
Warheit
ſelbſten bewaͤhret/ daß die ſeeligen Engel ihre
Freude mit Lobſingen/ die boͤſen
Geiſter aber ihre
Schmertzen mit Weinen und Heulen beweiſen.
4. J. Was iſt nun der Auſpruch?
5. V. Selber wird den Zuhoͤreren ſolcher Streitfrage
uͤberlaſſen/ welche auch
nach der Ordnung ihre Meinungen
eroͤffnen/ und nach den meinſten Stimmen
ſchluͤſſen moͤgen. Zu wuͤnſchen were
aber/ daß die Italianiſchen Academien
vielmehr in dergleichen
nuͤtzlichen/ als luſtigen Fragen bemuͤhet weren. Die H.
Vnbekanten
oder Incogniti zu Venetig haben zu ihrem Haubt erkohren Se=
baſtian Quirin
Ertzbiſchoffen des Ortes/ und meines Wiſſens nichts herfuͤrge=
geben/ als zween Theile ihrer Maͤhrgedichte/
Bizzarie
Academi-
che.
Einfaͤlle.
Ihr Abſehen iſt die Sprach und Wolredenheit in ſolchen Fragen auß=
zuuͤben/ welche in keine abſonderliche
Wiſſenſchaften auch nicht in Geiſtliche oder
Weltliche
Haͤndele einlauffen; ſolten aber/ meines Erachtens zugleich mehr auf CXCI.
Adel/ welche ihr
Belieben in der gleichen erfreulichen Vnterhalt ſuchen/ kan
man ſich
ſolcher mit Beſcheidenheit gebrauchen/ und das Gute von dem Nichti=
gen
auſſerleſen. Wann bey uns in Teutſchland dergleichen
Zuſammenkunften
in allen Hofhaltungen und Staͤtten/ zu Ausuͤbung
der Sprachen und des Ver=
ſtandes/ ſolten angeſtellet werden/
iſt nicht zu zweiffelen/ daß wir es allen anderen
weit bevor zu thun
vermoͤchten; dieweil wir von den Italianeren/ Frantzoſen
und Spanieren zu
lernen pflegen/ ſie aber unſere Sprache und
Wiſſenſchaften
(welchen wir von Jugend auf mit mehr beharrlicher
Emſigkeit/ als kein Volk/ ob=
ligen) verachten: und iſt gewiß/ daß der
viel liſet/ allezeit vorweſendem Geſpraͤ=
che mehrere
Gedanken beyſetzen kan/ als der alles aus ſeinem Hirn ſpinnen muß:
dergleichen Erlernung iſt bewand/ wie jener bey Koͤnig Alfonſo
geklaget/ er ha=
be einen Glaubiger/ dem er die Schuld/ auf Begehren/ bezahlet; als er
aber ſelbe
zum anderen/ dritten und vierten mal mit allem Ernſt
geheiſchet/ habe er ihm ſol=
che ſo lang bezahlet/ als er es im
Vermoͤgen gehabt; weil ihm mehr nichts
ſo wolle er Koͤnigl. Majeſt. in
Vnterthaͤnigkeit angeflehet haben/ ihn vonCXCI.
ſolchem Beſchwerniß zu retten/ und iſt der Schluß nach
umſtaͤndiger Vnter=
rede gefallen/ daß ſolcher Schuldner der
Hunger ſey/ welchen er ſo oft/ und viel=
mal die Schuld abgetragen/ und
nunmehr wegen ſeiner Armut nicht zu befrie=
digen habe: Solchergeſtalt/
ſage ich/ iſt es mit der Begierd zu lernen beſchaffen/
die gantz
unerſaͤttlich taͤglich mehr und mehr heiſchet und fordert.
6. C. Es iſt eine feine Art geweſen ehrlich zu bettlen.
7. D. Die Wiſſenſchaft zu bettelen darf ſich niemands
ſchaͤmen/ es ſollen aber
die Reichſten oft am
wenigſten geben koͤnnen.
WEil von dem Geitz zu reden kommet/ und mir ein Spiel anzufangenCXCII.
Mediu
̅
te-
nuere bea-
ti.
oblieget/ will ich fragen: Ob ſelber oder die Verſchwendung ein
geringeres Laſter ſey?
2. R. Wer das Mittel zu halten weiß/ im Gebrauch des Reichthums/ und ſich
die Goldſtralen nicht zu viel noch zu wenig verblenden
laͤſſet/ der iſt in dieſem Le=
ben fuͤr
gluͤckſelig zu achten. Die Geſchenke ſind ſo
kuͤhn/ daß ſie in des Richters
Kammer gehen doͤrffen/ wann er noch
zu Bette lieget. Durch den verderblichen
Geitz/ welcher niemals veraltet/ werden die
Weiſen bethoͤret: wie im Gegenſpiele
des Reichthums weniger wird/
wann mans vergeudet/ daß die ſolches thun/ end=
lich darben
muͤſſen. Doch ſcheinet beſſer ſeyn/ bey dem
Geitz zu leben haben/ als
durch Verſchwendung Mangel leiden.
3. A. Ich verſtehe die Frag dahin; daß/ weil beide Laſter von der wahren
Tu=
gendſtelle abweichen/ zu betrachten aufgegeben worden/ welches noch das
naͤhe=
ſte/ oder das weiteſte zu achten ſey?
4. J. Dieſes iſt die Meinung.
5. A. Die Verſchwender ſtuͤrtzen ſich in
fuͤrſetzliches Verderben/ in dem ſie ſich
nach und nach auf
den Bettelſtab ſtuͤtzen/ ihnen ſelbſt das Vngluͤck
am Halß
jauchtzen/ und mit ſpater Reue betrauren/ daß ſie in dem Saufmeer
an Ehr und
Gut Schiffbruͤchig worden. Wie nun alle Tugenden gleichſam an einer
KettenCXCII.
zuſammengeſchloſſen/ alſo iſt auch vielmals
mit dem Laſter der Verſchwendung
der Geitz
vergeſelſchaftet/ dergeſtalt/ daß mancher ſparet und geitzet/ wo
er nicht
digi, etiam
unde non
oportet
ac-
cipiunt, at-
que in hoc
ſunt illibe-
rales. Ari-
ſtoteles 4.
Moral. c. 1.
ſoll: Hingegen verthut und umbringet/ wo er ſolte zu rucke halten.
6. D. Dem Geitzigen wird ſein Gut zu Handen gelaſſen/ dem
Verſchwender
aber ein Verwalter beſtellet: Beides iſt
ſchaͤndlich und ſchaͤdlich/ wann derglei=
chen Leute/
ſo ihrem eigenen Hauſe nicht wol vorſtehen koͤnnen/ eine gantze
Ge
meine regieren ſollen: dieſe koͤnnen anderen wolthun und wollen
nicht; jene wol=
ten
das Laſter der Verſchwendung nicht ohne Freunde; da hingegen
der Schindgeitz
des Alters jederman zum Feinde hat: jene enden mit der Armut/
dieſe mit dem
Tode.
7. C. Der Geitz iſt der Magnet/ welcher alle und jede Laſter an
ſich ziehet; Ei=
ne unheilſame Krankheit/ der faſt der Tod
ſelbſten nichts anhaben kan: die
Verſchwendung hingegen/
iſt nichts anders/ als eine uͤbermachte Freygebigkeit/ CXCII.
den; findet aber oftmals Dankbarkeit in begebenen Elendſtand.
8. V. Der Geitz nutzet niemand/ auch ihm ſelbſten nicht; er gedenket
vielmehr
jederman zu ſchaden: Hingegen iſt die dumme Vergeudung mit den
zuwachſen=
den Jahren/ und reifendem Verſtande/ bisweilen auch durch
Mangel leicht zu
aͤnderen.
9. J. Jener hat fuͤr ein Wunder gehalten/ daß ein Junger geitzig/ und ein Al=
ter freygebig ſey. Es iſt aber/ wie in allen Sachen/ das Ende zu
betrachten; und
hat unſer HErr Gott nicht allein uns eine unſterbliche
Seele zur Verantwor=
tung anvertrauet/ ſondern auch einen geſunden Leibe/
und zeitliche Guͤter; In al=
len dreyen Stucken kan man ſich
groͤblich verſuͤndigen/ und iſt unter den Laſteren
keines zu wehlen/ weil ſie alle boͤß und verderblich ſind.
Befindete ſich aber jemand
zu einem oder anderen geneiget/ ſo ſol
er lieber trachten auf die andere Seiten zu
wanken/ als denſelben nachzuhangen/
damit er mit der Zeit in der Tugend Mit=
telſtelle beharren koͤnne: als
dieſes Orts ſol der Geitzige ſich bemuͤhen freygebig/
und
der Verſchwender karg zu ſeyn.
SOl man den Purpur neben dem Purpur betrachten/ ſo werden
Buchſtab
iſt an dem
251. Blat
vergeſſen/
und deswe
ge
̅
hier bey=
gebracht
worden.
auch die Tugenden/ ohne wahre Vergleichung/ ſchwer zu erkennen
ſeyn:
als/ den Geitz nennet man Sparſamkeit/ das Verſchwenden
Freygebigkeit/
das Schwelgen Leutſeligkeit. Ich will aber von den Tugenden die=
ſe Frage
aufgeben: Ob die Keuſchheit oder die Maͤſſigkeit fuͤr
eine hoͤ= here Tugend zu achten?
2. C. Weil die Vnkeuſchheit eine groͤſſere Suͤnde
iſt/ als die Trunkenheit/ iſt
unſchwer zu
ſchlieſſen/ daß die Keuſchheit der
Maͤſſigkeit vorzuziehen ſey.
3. D. Die Tugend iſt keine Tugend/ wann ſelbe nicht freywillig
geuͤbet wird.
Nun ſind viel/ welche aus Armut
maͤſſig/ und aus Mangel der Gelegenheit uͤ=
bels zuthun
keuſch ſind. Die Maͤſſigkeit hat unter ſich die
Keuſchheit/ weil un=
maͤſſiges Leben zur
Vnkeuſchheit reitzet und fuͤhret.
4. A. Natuͤrlich iſt den Leib mit gebuͤrlicher Speis und Trank zu
unterhalten/
ohne welches wir nicht leben moͤgen/ doch alſo/ daß er nicht
geil werde.
5. R. Die Maͤſſigkeit geziemet jederman/ ſowol als die
Keuſchheit/ durch jen
werden
wir erhalten/ durch dieſe wol erhalten. Doch ſaͤttiget ſich
unſer Gemuͤht
von der Liebe; unſer Leib von der Speiſe.
Wenig eſſen iſt in unſerem Vermoͤgen/
wenig lieben
iſt nicht in unſerer Willkuͤhr.
6. J. Die Keuſchheit wird durch das Gebet erlanget/ und ziemet ſowol dem
Ehe=als ledigem Stande; ja ſcheinet in dieſem eine
groͤſſere Tugend/ als in jenem/
weil viel ſchwerer
iſt ſich in zulaͤſſigen/ als in verbottenen Sachen zu
maͤſſigen.
Es iſt aber die reine Keuſchheit
ſo viel hoͤher/ als die Maͤſſigkeit zu achten/ ſo
viel
ſchwerer iſt ſeine Gemuͤhtsregungen/ als die
Beluſtigungen des Mundes zu be=
zwingen.
7. V. Dieſe beide Tugenden kommen mit annahendem Alter/ welchem faſt
fuͤr alles/ was ſonſten andere erfreuet/ eckelt. Die Frage
belangend/ ver=
gleiche ich mich mit erwaͤhntem Gutachten; daß die
Keuſchheit
eine hoͤhere Tugend/ als die Maͤſſigkeit
zu
ſchaͤtzen.
KEine dergleichen Frage hat mir beſſer gefallen als dieſe: Ob die
quen.
Manzzini
furori del-
la
gioven-
tù. f. 115.
heßlichen oder ſchoͤnen Jungfrauen ſich der Maſquen
billicher be=
dienen? Weil ich mich unter die erſten zehle/ moͤchte
ich mit
Fug derſelben gebrauche/ oder nicht.
2. D. Ich achte fuͤr eine ſonderliche hohe Gabe Gottes ungeſtalt
von Leib ſeyn/
und ſich der Schoͤnheit des Verſtandes
befleiſſigen/ welche keiner Maſquen von=
noͤhten hat.
3. A Vielmehr iſt die groͤſte Kunſt zu
ſchaͤtzen/ ſeinen Verſtand nur an gehoͤri=
gen Orten
ſehen laſſen/ und oftmals unter dem Stillſchweigen/ als einer
ſiche=
ren Maſquen/ erweiſen.
4. R. Nicht zu zweiffelen iſt/ es habe die Zaͤrtlichkeit der Jungfrauen
dieſe
Art das Angeſicht zu bedecken erfunden/ uͤm vor dem Staub/
Winde/ Rauch und
anderem Vngemach ſich zu verwahren: weilen aber auch
dieſe/ welche nicht mehr CXCIV.
gleiche Beſchwerniſſen zu befahren/ wird jeder
heimgegeben nach ihrem Belieben
ſich der Maſquen zu bedienen. Die
Schoͤnen bedecken das Angeſicht/ damit ſie
nicht
heſſlich werden ſollen; Die Heſſlichen/ damit man
ſie ſol fuͤr ſchoͤn halten.
5. V. Man ſage was man wolle von den Maſquen/ ſo haben
ſelbe doch ihre
Ankunft von der Faßnacht=Kurtzweil/ den Maſqueraten/ und
in ſolcher Be=
trachtung geziemet es noch den Schoͤnen/ noch
Vngeſtalten/ ſondern denen die
auſſer der Zeit
ſolches Feſte halten.
6. J. Jedoch muß man hierinnen dem Gebrauche etwas zu gut haben/ ob
derſelbe gleich nicht ſo gar loͤblich iſt;
gleichermaſſen man auch etliche Reden be=
halten muß/ damit man nicht an
ſtat verhofften Lobes/ Schand und Spott er=
werbe.
7. D. Solches hat erfahren jener Waͤchter/ der nicht ſchreyen wollen:
die Glock hat drey geſchlagen/ weil die Glocke fuͤr ſich
nicht ſchlaͤget/ ſondern
ausgeruffen: der Gluͤpfel hat
drey geſchlagen/ wegen welches hohen
er von jederman nach Gebuͤr ausgelachet worden. Doch hat es mit denCXCV.
Maſquen eine andere Bewantniß.
NAch Veranlaſſung dieſer Erzehlung ſchicket ſich zu
forſchen/ in wel=
Reden.
chen Redarten wir von den natuͤrlichen Wortverſtand abweichen/
und
ſcheinet ſolche Betrachtung noͤhtiger als in ſo
muͤſſigen Fragen
die Zeit verliehren. Vnſere Sprache
iſt ja kein Gebrumm/ kein eiteler Klang/
kein raſſlendes Gemarr/
welches nur einerley Stimme von ſich hoͤren laͤſſet/
ſon=
dern hat ſeine gehoͤrige Verfaſſung/
ſeine wolſtaͤndige Lieblichkeit/ ſeine Kunſt=
lautende Fertigung. Ein anders iſt reden/ ein anders recht reden; ein anders
iſt
ſingen/ ein anders wolſingen; ein anders iſt auf der
Trompeten/ ein anders auf
der Maultrommel ſpielen. Wie ungereimt klingt es doch
wann man ſagt: ſchrecklich luſtig/ greulich
ſchoͤn/ grauſam fro/ u. d. g. iſt es nicht wider
allen richtigen Verſtand geredet?
2. V. So ſagen auch ihrer viel/ die heilige Weynachten/ nicht
bedenkende/
daß das Wort Wey und Weyen fuͤr ſich heilig
heiſſe/ daher ſagt man/ Wey= waſſer/
Weyprieſter/ Wittib/ (gleichſam als ein
3. J. So ſchreibt man auch nach der Larven/ und wider die Natur/ er
iſt hie erzogen und geboren: man hat ihn aus=und eingehen
laſſen/ da doch kei=
4. D. Hieher gehoͤret auch daß man ins gemein ſagt: einer oder acht/
eins oder zehn/ da es heiſſen ſolte/
5. C. Es iſt auch eine gebraͤuchliche Rede/ daß die Kraͤmer ihre
Waaren verſchlieſſen: und das Verkauffen den
Verſchluß nennen/ da ſie doch
das verſchloſſen haben/ was ſie nicht verhandelen
koͤnnen: So ſagt manCXCV.
auch/ der ſey verſperret worden welcher uͤber Nacht
auſſer der Statt iſt/ da doch
die in der Statt mit Grund
verſperret genennet werden ſolten.
6. R. Was iſt gemeiner als einander alle gluͤckſelige
Wolfahrt anwuͤn=
ſchen/ als wann eine Wolfahrt ſeyn
koͤnte welche ungluͤckſelig moͤchte genennet
werden:
beſſer lautet es/ alle Gluͤckſeligkeit und Wolfahrt So
iſt auch gefehlt/
wann ich ſage: guͤnſtig geehrter
Herr/ es ſol heiſſen/ guͤnſtiger geehrter
Herr/ dann ich ehre keinen guͤnſtig.
OHne beſondere und erhebliche Vrſach ſol man uͤbliche
Gewonhei=CXCVI.
Maͤnner od’
Weiber.
ten nicht aͤnderen/ damit nicht das unzeitige Huͤlffmittel Vbel
aͤr=
ger machen: jedoch iſt man auch nicht ſchuldig/ alle wider
den Ver=
ſtand lauffende Sprachfehler zu erdulten/ noch derſelben
boͤßliche Gewonheiten CXCVI.
und zu unterbrechen: Ich wil an ſtat eines
Geſpraͤchſpieles fragen: Ob beſſer
were (im Fall
Gottes ausdruckliches Gebot nicht verhanden/) daß ein Mann
viel Weiber/ oder ein Weib
viel Maͤnner haͤtte?
ferences
des beaux
eſprits à Pa-
ris.
2. A. An dieſer Frag iſt dem Roͤmiſchen Reiche viel
gelegen.
3. V. Wir gedenken auch nicht von ſolchen Reichsſachen zu reden/
ſondern ſu=
chen die Gelegenheit zu Geſpraͤchen/ den
Verſtand zu ſchaͤrffen/ und von ande=
ren/ ſo die Frage
betrifft/ als da ſind die Tuͤrken und Tarteren/ beſſer zu
urtheilen.
4. J. Viel haben den Eheſtand fuͤr ein nohtwendiges Vngeluͤck
gehalten/ bey
welchem man das Paradis ſuchet/ und die Hoͤlle findet:
Andere wollen man ſol
die Weiber lieben/ wie die Kranken der Artzney hold
ſind; nemlich uͤm ein groͤſ=
ſeres Vbel zu
vermeiden.
5. A. Etliche Mißtraͤuling unterſtehen ſich zu behaubten/ daß
auch der Weiber
Tugenden voll Gefahre weren. Es iſt eine groſſe
Marter/ ſeine Reiß mit ei=
nem feindſeligen Geferten verrichten/ wil
geſchweigen/ ſein Leben mit einem
Ehegatten zubringen: ja derſelben ſo viel haben/ daß der Eifer/
Neid/CXCVI.
☞ den er=
ſten Buch=
ſtaben.
Zank und Mord nicht verbleiben koͤnte.
5. C. Ach man ſihet leider gar vielmals die Ehe Nabals mit Abigail/ und daß
wunderliche Maͤn
̅
er mit ſchoͤnen Weiberen eiferen/ oder den
Vngeſtalten gram
werden/ ſolchen Vnfall darf man faſt niemand
klagen oder ſagen/ weil ſelber An=
fangs in der verbundenen
Willkuͤr beſtanden; und ſchwebet die Frage: Ob man heirahten
ſol oder nicht? in beharrlichem Zweiffel. Vnſer Verſtand/ Sorg=
6. D. Die erſte Gehuͤlffin des Menſchen hat ihm und allen
Nachkoͤmmlingen
in das endliche Verderben geholffen. Job hatte alles
auſſer ſeiner Frauen ver=
lohren/ und muſte mehr Vbels von
ihr/ als vom Teuffel ſelbſten/ leiden. Es
finden ſich aller Orten
mehr/ die des Tobiaͤ/ als des Abrahams Ehefrauen/ glei=
chen. Welche unter den
Weiberen anderen vorkommen wollen/ ſind in dem ledi=
gen Stande verblieben/ als
die Amazonen/ Sibyllen/ Muſen/ Veſtalen/ und
viel andere/ weil der
Eheſtand uns verhindert an einem ruhigen Leben/ und laͤſſet
uns nicht ohne Vorſorge/ wegen der Hinterlaſſenen ſterben.
Ein jeder muß in
dieſer Frage ſich ſelbſten priefen/ ob er
ſo viel Tugend habe/ daß er die Laſter eines
Weibes erdulten
koͤnne.
7. V. Von der Trefflichkeit einer Sache zu reden/ muß man derſelben Anfang
und End zu reifer Betrachtung ziehen. Von dem Stiffter des Eheſtandes
iſtCXCVI.
geſchloſſen worden/ es ſey nicht gut daß der
Menſch allein bleibe. Es ſeye
nun ſolches Gebots/ oder
nach etlicher Meinung/ Rahtsweis ausgeſprochen/ ſo
bleibet doch wahr/
daß die Einſamkeit fuͤr boͤß oder nicht gut zu halten.
Die Endurſach aber iſt die Fortſetzung des Menſchlichen
Geſchlechtes/ die Vn=
ſterblichkeit/ welche die ſterblichen
Menſchen in ihren Nachkommen erſehen; der
Troſt unſerer
Schwachheit/ und der Gluͤckſeligſte Ehrenſtand; ohne welchen das
Feuer der Vnkeuſchheit in den Weltkinderen mit einer neuen Suͤndflute
ausge=
leſchet werden moͤchte. Ferners iſt gewiß/ daß die Tugend
allein den Eheſtand
gluͤckſelig machen kan/ welche dieſes
Band mit gleicher Gegenliebe knuͤpfet und
verbindet. Das zufaͤllige
Vngeluͤck kan hier keine Gewißheit machen/ ſolten wir
deswegen uns des
Lebens berauben/ weil wir den Krankheiten unterworffen ſind?
Ach nein:
ſondern weil die Freundſchaft die herrlichſte Gabe iſt/ welche
wir Men=
ſchen von dem getreuen Gott empfahen/ koͤnnen wir unter allen
keine mehr vol=
kommene und ſuͤſſere finden/ als in dem
oftgedachten Stande der Ehe.
neſte Ma-
riage de
Greneille.
8. R. Jener hat meines Erachtens recht geſagt/ es ſol Venus in dem Ehe=
ſtande zur Geſpielin haben die Muſen/ den Mercurium und die
Gratien/ oder
Goͤttinnen der Hulde; Die Muſen zu Tugendreichen
Beluſtungen; Den
Mercurium zu friedſamen Berahtſchlagungen in dem
Haushalten; Die
Gratien zu ſuͤßfreundlichſter
Gefaͤlligkeit/ welche gleichſam die Seele und
der Geiſt in der Ehe
Freundſchaft heiſſen kan/ und ohne welche auch die Tu=
gend
ſelbſt unangenem iſt. Man achtet einen Spiegel nicht/ wann er gleich
mit
dem ſchoͤnſten Ebenholtz eingefaſſet/ und mit
Edelgeſteinen verſetzet iſt: alſo iſt
auch ein Weib
ohne ſo holdreiche Gefaͤlligkeit mit allem Reichthum/ und andere
̅
Gaben/ nicht zu lieben/ wann ſie ſich ihrem Eheherrn nicht nach zu
bequemen
weiß. Was iſt gefolgiger als ein Spiegel? rede ich gegen ihm/ ſo
beweget mein
Bild die Lefftzen; bin ich blaß/ ſo aͤndert er die Farbe;
erroͤhte ich/ ſo thut er auch
desgleichen: Ja/ wann man auch
ſolches Glaß/ aus Vnachtſamkeit/ in viel
Stuͤcklein brechen
wuͤrde/ ſolte doch ein jedes das Gegenbild beſtaͤndig vorzeigen.
Hierbey mus ich erzehlen/ was ſich zu meiner Zeit zu Orleans begeben: Ein jun=
ger Edelmann begehrete an ſeine Hochzeiterin/ in Beyweſen
beiderſeits
ſie ſolte
nieder knie
̅
/ und ihm mit Ehren zu gedenken/) die Schuhe ausziehen.CXCVI.
Wie unerwart dieſes Begehren der zu Bette gehenden Braute vorkommen/ iſt
unſchwer zu erachten: doch hat ſie ſich faſt ohne Bedacht/
dem Erheiſchen zu Fol=
ge/ auf die Erden niedergelaſſen.
9. C. Ich haͤtte mich zu ſolchem Dienſte nicht verſtanden/
und dieſe Arbeit den
Laqueyen uͤbergeben.
10. R. Iſt aber ſo bald von ihrem Liebſten erhaben/ umfangen/ und
wegen ge=
leiſter Probe ihres Gehorſams gekuͤſſet
worden/ benebens verſprechen/ daß viel=
mehr er die Zeit ſeines Lebens
ihr Diener ſeyn und bleiben wolle. Nun gelangen
wir wieder auf meine Frage/ in
welcher ich an meinem wenigen Orte darvor hal=
te/ daß thunlicher ſeyn
ſolte/ ein Weib habe viel Maͤnner/ als daß ein Mann viel
Weiber nehme;
Dieweil ein Weib etliche Maͤnner/ ein Mann aber nicht wol et=
liche Weiber
bemuͤhſigen kan.
11. D. Manchem iſt eine Frau zu viel/ wie ſolte er dann mit mehreren
aus=
kommen? Hingegen dienet zu der Weiber Ehre von vielen bedienet und geliebet
zu werden.
12. V. Die Kinder zu ziehen und zu ernehren/ wuͤrde vielen Vaͤtteren
leich=
ter als einem allein fallen.
13. J. Dieſe Vrſachen ſind alle von keiner Erheblichkeit. Die
Liebe/ welche
ſich theilet/ iſt nicht wahre Liebe/ darauf der
Eheſtand gegruͤndet iſt/ zu nennen.
14. R. So moͤchte man auch von den Weiberen ſagen: laͤſt
ſich aber in dieſer
Frage nicht wol anfuͤhren.
15. J. Verantwortlicher ſcheinet/ ein Mann habe viel Weiber/ wie in dem
Alten Teſtament/ welches Gott ſelbſten zu Vermehrung des
Menſchlichen Ge=
ſchlechtes geſchehen laſſen.
16. A. Die Liebe gegen die Kinder wuͤrde ſonders Zweiffel
groͤſſer und bruͤnſti=
ger ſeyn als nach
vorgedachter Meinung.
17. C. Weil heut zu Tage viel mehr Weiber als Maͤnner in der Welt/
wuͤrde
die Austheilung ſchicklicher kommen/ wann jeder etlich Weiber/
ſo viel er nemlich
zu ernehren getrauet/ nehmen ſolte/ als nicht im
Gegenſpiele.
18. V. Dieſe Frage iſt aufgehoben durch den Spruch des
Allmaͤchtigen Sie werden zwey in
einem Fleiſche ſeyn/ welches nach erſtbeſagten bei=CXCVII.
1. Moſ. 2/ 24.
1. Cor. 6/ 16.
☞ Meliſ.
II. II.
11/ 12/
13.
den Meinungen nicht geſchehen koͤnte. Das erſte Weib iſt
von dem Mann ge=
nommen/ als er in einem tiefen Schlaffe gelegen/ zu bedeuten/ daß
ſie werde ſeine
Ruhe ſeyn/ welche Ruhe bey Tugendſame
̅
Weiberen ungezweiffelt anzutreffen.
Viv. de Of-
fic. Mariti.
f. 63.
Buͤcher odeꝛ
Buͤchſen.
LEichter iſt dieſe Frage zu verabſchieden: Ob die Erfindung der
Druckerey mehr genutzet/ als die Stucke und das Buͤch= ſenwerk
Schaden gebracht?
2. V. Wir wollen eines nach dem anderen uͤmſtaͤndlich betrachten/
ſo wird
alsdann die Antwort leicht fallen. Man kan nicht ausſagen den
Dank/ wel=
chen wir Joh. Fauſten/ und Joh. Guttenberg/
de
Biblio-
theca Nori-
ca. f. 110.
reyen/ mit
ſtetigem Nachruhm zu leiſten ſchuldig ſind. Sie haben nach und
nach dieſe Handkunſt erſinnet/ obgleich dergleichen etwas zuvor in
China CXCVII.
Theat. c.
128.
Mendoza l.
3. c. 16. de
regno Chi-
næ.
Haͤuſer anzutreffen; jetzund kan auch der
Geringſte uͤm ein ſchlechtes Geld dar=
zu kommen/ und ein Mann kan
in einem Tage/ in allen Sprachen ohne Fehler/
und ſondere Bemuͤhung
ſo viel zu Papyr bringen/ das zuvor hundert Schreiber
mit emſiger
Aufſicht zu leiſten niemalsvermoͤget. Solte ſolche Kunſt
gleich An=
fangs der Welte bewuſt geweſen ſeyn/ wie wuͤrden
ſich doch die Buͤcher bis zu die=
ſer Zeit gehaͤuffet
haben; ſolte aber es noch ferners verborgen geblieben ſeyn/ wie
manche
Schriften haͤtten niemals an das Liecht kommen koͤnnen. Sind gleich
etliche unnuͤtze Werklein mit eingeſchlichen/ ſo iſt es
doch fuͤr nichts zu achte
̅
/ gegen
den unausſprechlichen Nutzen der
guten Buͤcher. Daß ein unerfahner Geſell/
vermittelſt der
Druckpreß/ auf das zierlichſte und gewieſte ſchreibet/ wann er
auch mehr Wein/ als Verſtand in den Kopf hat/ oder daß ein Weib in einem
Zug mehr in fremde Sprachen uͤberſetzt/ als der Allergelehrtſte/
iſt ſo ein gemei=
nes und alltaͤgliches Wunderwerk/ daß wir es
heut zu Tage faſt veraͤchtlich hal=
ten. Man betrachtet viel ander Sachen
fuͤr ſeltzame Wunderdinge/ ſo dieſem
Werk mit nichten zu
vergleichen.
3. J. Ich habe viel von den Druckereyen gehoͤret/ und etliche Buͤchlein
durchle=CXCVII.
ſen/ wie man aber damit verfaͤhret/ und uͤmgehet iſt mir
nicht wiſſend. Man
reiſet oft in fremde Laͤnder wunderliche
Dinge zu erkundigen/ und laͤſſet das unſe=
re/ aus
angewehnter Fahrlaͤſſigkeit unerforſchet. Ich habe
ſolcher Meinung ſa=
gen hoͤren; Die zwo groͤſten
Vrſachen unſerer Vnwiſſenheit weren/ daß wir erſt=
lich unſern Kinderen/ mit zuwachſendem Verſtande/ nicht allerley
Handarbeit
zuweiſen und ihr Vrtheil darvon zu forſchen pflegen: Zum
anderen/ daß wir
unſere Juͤnglinge auſſer Land
ſchicken/ und ihnen nicht einmale ſagen/ was die
End=und
Nebenurſachen ihrer Reiſen ſeyn ſolle.
4. V. Dieſes gantze Kunſtwerk beſtehet in den
Buchſtabgieſſen/ Setzen und
Drucken. Der Gieſſer
gebrauchet an ſtat des Holtzes/ von welchen man vor Al=
ters die
Buchſtaben geſchnitzet/ Zien/ Bley/ Kupfer/ Meſſing/ Stal/
Eiſen und
das Antimoninm oder Spiesglaß/ das die Metall vereiniget/
miſchet und ſchmel=
tzet es in einem Gefaͤſſe
zuſammen/ und gieſſet es nachmals mit einem Loͤffel in die
Materen oder Moͤdel/ welcher mancherley Arten ſind/ als:
Dieſe alle ſind auf ſonderen Kegelen/ dardurch ſie gleich
geſetzet werden/ und hat
jeder ſeine ſondere Zugehoͤr/ als
da ſind Beyſtrichlein/ Strichpuͤnctlein; Dop=
pelpuncte: Punct.
Mittelſtrichlein=Hinterſtrich oder Haͤcklein’ Frag=
zeichen? Verwunderungs Zeichen! Einſchluß () Zahlen/ Quadraten/
Sternlein * kleine und groſſe Spatia/ u. d. g. daß alſo zu jeder
Schrift 95 abſon=
derliche Materen und abſonderliche Buchſtaben
erfordert werden.
5. A. Wann nun die Buchſtaben gegoſſen ſind/ wie
gebrauchet man ſelbe?
6. R. Ein jede Art Buchſtaben hat ſeinen beſonderen
Kaſten/ jeder Buchſta=
ben abſonderlich ſein
gewieſes Faͤchlein. Der Setzer nimt den Winkelhacken in
die Hand/
ſtecket das Exemplar auf den Tenackel/ welches das Diviſorium haͤlt/
und ſetzet die Buchſtaben mit ſolcher Geſchwindigkeit/ daß
er bald ein Wort/ ei=
ne Zeil/ ein Blat/ eine Form oder halben Bogen unter die
Preſſe fertiget.
7. C. Muß man es dann nicht zuvor durchſehen/ ob der Setzer nicht einenCXCVII.
Buchſtaben fuͤr den anderen erwiſchet?
8. D. So bald die Form zuſammengeſchraubet/ machet man einen
Abdruck/
klaͤrung des
Sinnbildes
an den Leſer/
auf dem Bo=
gen C zu
Ende.
dergeſtalt/ daß alle Buchſtaben mit den Ballen/ welche zuvor mit der
Druck=
farb aufgetragen oder uͤberſchwaͤrtzet und beruͤhret
werden. Dieſer Bogen wird
durchleſen/ die Fehler bezeichnet/ ſelbe
geaͤndert/ und alsdann von den zuvor an=
gefeuchtem Papyr/ erſtlich der
Schoͤn dann der Widerdruck gefertiget.
9. V. Hierbey iſt nun zu betrachten/ daß die hohe Wolthaten der Druckerey=
en mit Worten nicht auszuſprechen ſind/ durch ſie werden allerhand
Kuͤnſte und
Wiſſenſchaften erhalten/ gemehret/ und
auf unſere Nachkommen gebracht.
10. R. Nechſt dieſem wird auch durch oftbeſagtes
Druckweſen/ das Wort
Gottes fortgepflantzet/ die H. Schrift in allen Zungen und
Sprachen eroͤffnet/
und ſolcher theuer=wehrter Schatz wolmeinend
ausgebreitet und gemein gema=
chet.
11. D. Dieſes haͤtte durch viel abſchreiben niemals ſo
fuͤglich geſchehen CXCVII.
mals verfaͤlſchet/ und auch uͤm das Gelde nicht zu bekommen
geweſen.
12. J. Iſt nun ſolcher Erfindung Nutzen ſo groß und gereichet zu
der Teut=
ſchen unſterblichen Ehrenruhm/ Was verurſachen dann die
Stucke/ und das
Buͤchſenwerk fuͤr Schaden/ und Nachtheil?
13. V. Es hat vor Zeiten der Teutſchen Roͤmiſcher Scribent
gezweiffelet;
Ob der Goͤtter (wie er vermeinte) Genade oder Vngenade
zuzuſchreiben/ daß ſie
keine Gold=oder Silberbergwerke haben: vielmehr
hat man zu zweiffelen Vr=
ſach/ ob nicht die Erfindung des
Geſchuͤtzes billicher dem Goͤttlichen Zorn/ als
ber in Sinn
gegeben/ und iſt ſo wenig von den Chineſeren/ als das Buchdrucken
in Teutſchland kommen/ weil bewuſt/ daß zur ſelben Zeit die neue
Welt und
China noch nicht bekant geweſen.
Beſold. de
invent.
Bombard.
ben/ der den verflucht/ welcher zum erſtenmal den Poltz befedert/
gebraucht
dieſes Wort
deriſchen Gewalt ſo viel ſchneller zu
beſtaͤrken?
in der Vermahnung zu Aufrichtung der Schulen/ ſich mit fremdem Lobe befederen.
14. A. Iſt des Menſchen Leben nicht kurtz genug/ daß man faſt aus
der Hoͤl=CXCVII.
len Mittel erſuchen muß ſelbes zu unterbrechen?
15. R. Spieſſe/ Degen/ Dolgen/ Saibel/ Stillet iſt nichts als
Kinderwerk ge=
gen dieſen Mordwaffen zu achten. Der Hagel/ Blitz/ Donner/ Stral
und alle
grauſamſte Wetter/ welche der Zorneifer Goͤttlicher
Majeſtaͤt auf die Erden ge=
ſchuͤttet/ haben ſo viel
Menſchen nicht hingerichtet/ als die Piſtolet/ Tercerol/
Muſqueten/ Carabiner/ Feldſtuͤcke/ Schlaͤnglein/
Falkoneten/ Moͤrſner/ Pe=
darten/ grobe Stuͤcke/ Orgelpfeiffen/
Hagelgeſchoß/ u. d. g. dardurch man die
Staͤtte/ Flecken und
Doͤrffer in die Aſchen/ die Menſchen tauſendweis lebendig
in die Graͤber/ ja die Seelen in ihrer Vnbußfertigkeit vorſetzlich und
mit gutem
Bedacht in das ewige Hoͤllenfeure ſtuͤrtzet.
16. C. Bey dieſem allen laͤſſet man es noch nicht
verbleiben/ ſondern man ge=
brauchet ſich vergiffter Kugel/ Granaten/
welche mit vielen Raquetlein ausge=
fuͤllet/ groſſe K
und weil man ſich der boͤſen
Geiſter ſelbſten nicht ſichtbarlich gebrauchen kan/ ſo
bedienet man ſich ihres Elements des Feures/ auf unzaͤhliche
Weiſe.
17. D. Der arme unſchuldige Soldat/ nachdem er viel Jahre in Hunger und
Kum
̅
er/ oftermals mit Waſſer und Brod/ (welches man auch denen die
auf den
tod gefangen liegen/ nicht verſagen kan) verliebnehmen
muͤſſen/ wird durch einen
ungefehren Schuß dahingerafft/ und
verkauffet ſein Leib und Seele uͤm die thoͤ=
richte Hoffnung
groſſen Reichthum zu erwerben. Ihm iſt die Vrſach des Krie=
ges gantz unbewuſt/ die Gefahr beſtaͤndig vor Augen/ ſein
Beruf Gott vergeſſen/
und taͤglich allerley Suͤnde/ Schande
und Laſteren zu veruͤben.
18. J. Mit was Gewiſſen kan der in den Tod gehen/ der die Armen
beraubet/
die Vnſchuldigen ermordet/ ſeine Nebenbruͤder und
Mitchriſten verbrennet/ und
gegen die Frommen ſich als ein lebendiger/
eingefleiſchter Teuffel erweiſet?
19. R. Die Erfindung dieſer verderblichen Kunſte kommet allem
Augenſchein
nach/ von der Chimia her/ welche der Metallen und Mineralien
Eigenſchaft
auf das ſubtilſte unterſuchet und
erforſchet Wann man alſo den trefflichen Nu=
tzen der Buͤcher/
gegen den erſchrecklichen und unausſprechlichen Schaden des
Geſchuͤtzes halten wil/ wird ſich befinden/ daß viel
tauſend Menſchen mehr durch
dieſe uͤm das Leben gebracht/ als durch jene erhalten worden. Dann ob
zwar auch
das Geſchuͤtze zum Schutze wider allerhand Gewalthaten zu gebrauchen/
ſo iſt
doch leider/ Gott erbarme es/ der Mißbrauch weit
groͤſſer als der Gebrauch ſelb=
ſten.
CAnonen/ grobe Stucke/ Degen und Spieſe ſind zu Kriegszeiten un=
Die Gaſte=
rey.
ſere oͤffentliche Feinde; Zu Friedenszeiten die groſſen
Hofbecher/
Glaͤſer und Kannen/ welche bey den Gaſtmahlen von den
Kriege=
ren inder Fuͤllerey gebrauchet werden. Zu Behuf aber der
Geſpraͤchſpiele ins
gemein wollen wir etliche Erfindungsqwellen
oͤffnen/ aus welchen von allen Sa=
chen
uͤberfluͤſſige Geſpraͤche zu
erſchoͤpfen. Die erſte ſol ſeyn die vormals er=
waͤhnte.
Hierunter gehoͤret alles was von der Ankunfte/ Ableitung und Verdopplung
eines
jeden Wortes zu ſagen iſt/ als/ Gaſt iſt das Stammwort/
heiſt den der
bey einem die Einkehr nimmet/ und als ein Fremder oder Freund
bewirtet wird.
2. C. Daher kommet Gaſterey/ Gaſtgeb/ Gaſtiren oder zu
Gaſtbitten.
3. D. Wie auch Gaſtfrey/ Gaſtung/ Gaſtbar oder
Gaſtpar/ Vngaſt= bar/ Nimmerwirt.
4. A. Jenes iſt ſo viel als Gaſtfrey ſeyn/ oft
Gaſtbote oder Gaſtgebote er=
gehen
laſſen/ und wird der Ort/ da ſolches beſchihet/ genennet der
Gaſthof.
5. R. Gaſtrich
ſumitur
pro guloſo
& obſcœ-
no.
Ariogaſtus.
Sigaſtes.
Segeſtes.
Arbogaſtꝰ.Gaſtriechend/
deſſen man nach dreyen
Tagen genug hat Einen Schmarotzer kan man nennen
Gerngaſt. Erbgaſt iſt
der Zukoͤmmling/ der ein
unverhoffter Gaſt bey dem Erbe iſt.
6. J. Man ſagt auch das Gaſtrecht/ die Gaſt=oder
Ehrengabe/ Gaſtli= ches Geſpraͤch/ u. d. g.
7. V. Hierbey moͤchte man allerhand Sprichwoͤrter von den
Gaͤſten und Ga=
ſtungen herbeybringen. Die andere Quelle
ſol ſeyn
Darbey zu betrachten/ wer die Gaſtungen zu halten pfleget.
8. C. Gott der Allerguͤtigſte Haußvatter haͤlt alle
Menſchen in dieſem Leben zu
Gaſt/ und ſpeiſet jeden
wie er wil und zu Zeiten verdienet hat.
9. D. Kaͤiſere/ Koͤnige/ Fuͤrſten haben
praͤchtige Mahlzeiten gehalten/ welche zu
erzehlen lang=hinderlich ſeyn
moͤchte.
10. A. Auch geringere Leute haben ſich zu Zeiten/ mit ihren Freunden und Ver=
wandten ergetzet/ wie von den Ertzvaͤtteren bekant iſt.
11. R. Die Juden ſind alle Feſt=und Sabbathtage zuſammen kommen
das
Brod zu eſſen/ und ſich mit freundlichen
Geſpraͤchen zu unterhalten.
12. J. Die Vaͤtter haben ihren Kinderen und fremden Gaſtmahle
angeſtellet/
wie auch der Erſtgeborne ſeinen Bruͤderen und
Geſipten.
13. V. Die dritte Qwelle mag ſeyn
Nemlich es ſind Gaſtereyen gehalten worden/ zu Beweiſung des Prachtes.
14. C. Freundſchaft und Bindniſſen zu ſtifften und zu
bekraͤfftigen.
15. D. Auch wol von Anſtellung des Krieges zu handlen/ wie wir von den al=
ten Teutſchen leſen.
16. A. Von den Hochzeitlichen Gaſtungen iſt bekant.
17. R. Wie auch von Toden=Mahlzeiten/ welche jaͤhrlich zu Angedenken ihrer
Stiffter gehalten worden.
18. J. Von den Geburtstaͤgen und derſelben
Begaͤngniſſen were gleichsfalls
viel zu ſagen. Hieher
gehoͤret meines Erachtens von Gebrauch und Mißbrauch
der Gaſtungen zu
reden/ wann alles nach der Laͤnge ſolte verhandelt werden.
19. V. Folget zu bedenken die vierte Qwelle/ nemlich.
vorweſender Sachen/ als die Zeit/
20. C. den Ort.
21. D. Die Perſonen oder Gaͤſte.
22. A. Derſelben Zahl und Geſelſchaften.
23. R. Ihr Thun und Laſſen/ Vnterſcheid.
24. J. Die Speis und das Trank ſo aufgetragen wird.
25. V. Dann kommet zu bedenken
Mit welchen Stucken eines ſich mit dem anderen vereinbaret/ und dann
da von der Einſamkeit/ vom Hunger und Durſt/ vom Trauren/ von
Genieſſung
findungs
qwellen ſol=
le
̅
in folgen=
dem Theile
volſtaͤndig
ausgefuͤh=
ret werden.
ungewohnter Speiſen/ u. d. g. zu reden ſeyn ſolte. Hier darf man
der beſagte
Ordnungsfolge nicht ſo eben nachſetzen/ ſondern
es ſind dieſe Titel oder Erfin=
dungsquellen zu dem Ende beygebracht/
damit man ſich eines oder des anderen
leichtlich erinneren/ und von allen und
jeden zu reden wiſſe. Zum Exempel be=
denke ich daß Eva in dem Stande der
Vnſchuld von dem Baume des Lebens ge=
noſſen; und daß wir
Sterbliche taͤglich eſſen uns des Todes zu erwehren. Die
II. III. VI.
haben ſolchen Abgang durch die Speiſen wiederuͤm zu
erſetzen. Dieweil aber das
Eſſen eine faſt Viehiſche
Sache iſt/ und auch die allerſchoͤnſte/ wann ſie die Ba=
cken mit Speiſen angefuͤllet hat/ ungeſtalt ſcheinet/
ſirs des Da-
mes dans le
Banquet.
Trinken eine Beluſtung und Begierde
eingeſchaffen: Geſtalt unwiderſprechlich
wir in
Beſpeiſung unſeres Leibes/ und Fortpflantzung unſeres
Geſchlechtes den
Thieren/ im Reden dem Menſchen/ in den Gedanken den
Englen zu verglei=
chen ſind.
26. C. Durch Hunger und Durſt bezwinget man die Feinde/ durch
Eſſen und
Trinken die lieben Freunde.
27. D. Wo die Liebe Hofmeiſter iſt/ da loͤſen die
Kraͤmer Gelt. Die Liebe ſage
ich/ die entbloͤſſet
gemahlet wird/ zu bezeugen/ ſie ſey dem Geitze feind: Sie hat
Fluͤgel alle Elementa eiligſt zu durchſuchen/ damit man
Vrſach habe ein groͤſſe=
res Feuer in der Kuchen zu machen/
u. d. g.
28. A. Der Bauch iſt der Teutſchen abſcheulichſter
Goͤtz. Viel eſſen nicht uͤm
zu leben/ ſondern leben
uͤm zu eſſen/ und ſich von dem Raube aller Elementen zu
erſaͤttigen. Man bedarf ein kleines Feld einen Ochſen zu ernehren;
Viel Ele=
fanten koͤnnen in einer Wildniß leben: aber die Menſchen wollen noch von
dem
Meere/ noch von der Erden ihren Luſthunger erſaͤttigen.
29. R. Wahr iſt es/ es erheiſchet nicht die Noht/ ſondern
unſere boͤſe SittenIV.
ſo uͤbermaͤſſigen Vnterhalt. Der Hunger iſt
ein ungeſtuͤmmer Glaubiger/ laͤſt ſich
aber mit
geringer Koſte auch abſpeiſen; da hingegen unſer angewehntes
Begin=
nen unerſaͤttlich iſt. Die alten Teutſchen haben des
Tages nur einmal zu eſſen
pflegen: Die Mitternaͤchtiſchen
Voͤlker/ die kaͤlter und gefreſſiger ſind als wir/
haben die Gewonheit zweymal zu eſſen in Teutſchland gebracht.
30. J. Da man Saltz und Honig fuͤr Pfeffer und Zucker gebrauchet/ ſtande
es
in Teutſchland ſehr wol: Nun wir aber das Gewuͤrtz/ fremde
Krankheiten und
fremde Laſter einkommen laſſen/ muß man
ſich auch fremder Artzneyen gebrau=
chen: wie wol ſcheinet/ daß die in
unſerem Lande befindliche Gewaͤchſe unſeren Lei=
besbewandtniſſen viel anſtaͤndiger als
auslaͤndiſche.
31. V. Die Chriſten haben bey den Indianeren die Religion gepflantzet/ hinge=
gen aber durch ihre Kaufſchaften die Gottesfurcht und Tugend ausgewurtzelt.
ſtung verpraſſet/
ſo wuͤrde man ſonders Zweiffel die euſſerſte
Vnmoͤglichkeit ein=
wenden/ was aber zum Wolleben erfordert wird/ das mangelt
niemals.
32. C. Deswegen haben auch die Teutſchen einen ſchlechten Nachruhm/ daß
ſie ihre Freundſchaft durch Trinken ſtifften/ wie die Soldaten
durch die Gefahr/
die Gelehrten durch Buͤcher und Briefe/ die Kaufleute durch
den Gewinn.
33. D. Jedoch iſt denkruͤhmlich/ daß die hoͤchſten Reiche
dieſer Welt allezeit bey
denen beſtanden/ welche das Trinken
ſonderlich beliebet. Die Chaldeer/ Perſer/
alle vortreffliche Zechbruͤder geweſen:
Von Cores/ Alexander dem Groſſen iſt
nicht zu zweiffelen/ von den
Roͤmeren aber lieſet man/ daß ſie ſich und ihre Thie=
22.
wir Teutſchen/ nach wolhergebrachter Gewonheit/ uns das Roͤmiſche
Reiche
nicht abtrinken laſſen wollen.
34. V. Wolte man nun von jedem Gerichte abſonderlich reden/ wuͤrde die
Zeit
und nicht das Geſpraͤch ermanglen; als/ ein Ey iſt ein
gemeines Ding/ und wird
doch auf vielerley Weiſe zugerichtet/ und in den Schalen geſotten/ auf
dreyerley
U. Aldro-
vand. l. 14.
Ornithol. c.
1.
Art eroͤffnet: Die Juden machen das Ey bey der Spitzen auf/ und ſo etwan
ein
Troͤpflein Blutes (daraus des Vogels Hertz geformet wird/) darinnen
iſt/ ge=
nieſſen ſie ſolches nicht
Paſchalia
Stengelii.
& M Majer.
de volucri
arborea.
c. 9 VII.
auf der Flaͤchen oder Seiten. Daher faͤllet
mir bey daß ich zuvor den Titel von
oder Beſtaltung eines Dinges zu ſagen vergeſſen/ welches doch
eine wichtige Be=
trachtung iſt/ und noch etlicher Affter=oder Vntertheilung
ſio.
beſagte
Erfindungsqwellen) vonnoͤhten hat.
ISt dann ſo viel an der Form gelegen?
2. R. Freilich/ dann in der Form das Weſen eines jeden Dinges
hafftet/
eſſe rei.
daß jener Frantzos ſchreibet/
er habe geſehen/ und mit den Bren
̅
neſtelen die Prob CXCIX.
die vorige Geſtalten wieder an ſich nehmen/ und
daß aus ſolchem Kunſtucke die
Auferſtehung des Fleiſches/
auch aus natuͤrlichen Sachen zu ſchlieſſen.
in
den uner=
hoͤrten Sel
tzamkeiten
am 101. Bl.
Guercet. c.
23. contra
Anonym.
& Ang. Sa-
la in Exegeſ.
Chimiat.
f.
396.
Verulam.
de Aug.
Scient. f.
168.
☞ CXXII
☞ CXIX.
☞ C
LXVIII.
3. V. Ich wil ein leichteres Gleichniß geben/ und erweiſen/ daß viel an der Ge=
ſtalt gelegen: Ein rundes Holtz kan leichtlich von einem Berge abwaltzen/ wann
es aber eckicht behauet iſt/ wird es an der Haͤnge bald erliegen. Es
iſt ein anderes
ſchoͤn/ ein anderes ungeſtalt
ſeyn.
4. D. Ja/ nicht nur alles was mit den Augen geſehen wird/ hat ſeine
beſondere
Geflalt und Form; ſondern man kan auch in dem Sinne bilden das
ſonſt un=
ſichtbare/ welcherley von den weſentlichen Dingen
abgeſonderte Betrachtungen
Platonis Ideen geweſen/ als die Geſtalt
der Kaͤlte/ des Liechtes/ der Hitze/ der
Stimme des Menſchen/ u. d.
g.
5. V. Von den Form der Geſpraͤchſpiele zu gedenken/
moͤgen ſelbe in ge= bundener und
6. C. Aus den Buchſtaben werden die Sylben
zuſammengeſetzt/ daher wirCXCIX.
☞ CXLII.
CXLVI.
☞ CXL.
☞ LXXX
II.
☞ C
XLIX. 5.
☞ LXXX IX. XCI.
☞ XCIV.
von den Vor=und Nachſylben
ſub diviſæ.
7. D. Aus den Sylben entſpringen die Woͤrter; und koͤnnen
ſelber Verdop= pelungen
8. A. Oder auch wann man verbunden iſt von einer gewieſen Sache
etwas
fuͤrzubringen/ als von den Bonen/
ſubdiviſæ.
ſubdiviſæ.
u. d. g.
9. R. Oder daß ſolcher Aufgabe Materi oder Geſchlecht
erſtlich unterſu=
chet/ nachmals deſſelben Arten
afftertheilet
ſubdiviſæ.
Sternen gedacht worden/ von den Planeten/ ihrer
Wirkung/ ihrer Geiſtlichen
Deutunge/ von den Himmelslinien/ Erfindung der Sterne
Lauf/ u. d. g. Bey
dieſen und dergleichen Fragen iſt ſonderlich
der Seneſer Vermahnung zu beob=
achten/ daß der Erheber des Spieles ſich
nicht nach ſeiner Perſon/ ſondern nach
ber
Geſelſchaft richten ſolle/ und einen ſolchen Vortag thun/
welchem alle CXCIX.
dent/
welcher von des Affen affabilitet
poſſit dici
affabilis.
wurde
billich darmit von der Geſelſchaft zu rucke gewieſen: wie auch in einer
ande=
rer Zuſam
̅
enkunft ein Rittmeiſter nicht wenig Gelaͤchter
verurſachet hatte/ als
er an ſtat ſeines Spieles aufgabe/ Es
ſolte ein jeder/ oder jede ein veruͤbte ritterli=
che That erzehlen/
darauf eine Jungfrau geantwortet/ ihre ritterliche That were/
daß ſie ein
kleines ſchwartzes geſchwind=und den Weibsperſonen ſehr
beſchwerli=
ches Thierlein getoͤdet; Eine andere ſagte/ daß
ſie ihren Geſchmack und Geruch
uͤberwunden/ und eine Artzney/ die
ihr ſehr zuwider geweſen/ genommen; Die
dritte erzehlete/ wie ein Pferd
unter ihr gefallen/ und daß ſie fuͤr eine Rittersthat
halte/ daß
ſie wieder aufgeſtanden/ u. d. g. Es iſt zu anderer Zeit Meldung be=
ſchehen/ daß zu den Geſpraͤchſpielen zum wenigſten
drey/ zum meinſten neun
Vnterredere ſeyn ſollen: Nach
dieſer Anzahl kan der Anfaͤnger ſolcher Spiele
ſich auch
richten/ und nichts auf die Bahn bringen/ darvon nur wenig zu ſagen
iſt/
und in dem Ja und Nein beruhet; ſondern vielmehr Gelegenheit geben zu
weitlaͤufftigem Geſpraͤche/ ob ſolches gleicht zu Zeiten
keinem Spiele gleichen ſol=CXCIX.
te; wann nur der beliebte Nutzen/ in Ausuͤbung des Verſtandes/ der
Sprache
und anſtaͤndiger Gedanken daraus zu erwarten.
10. A. Wie kan man aber die Spiele aneinander hangen? Oft geſchicht es/
daß einem nichts beyfallen wil/ wann man ſich gleich zuvor auf mancherley be=
dacht hat.
UNnter allen Arten/ die Geſpraͤchſpiele nach und nach auf=und anzu=
fuͤhren/ bedunket mich die fuͤglichſte ſeyn/ welche aus
vorhergehen=
den Reden genommen wird; da dann leichtlich etwas zu erſinnen/
oder zu fragen/ was man zuvor nicht genugſam verſtanden hat/ (dann eine
fei=
ne Frage aufgeben/ hat ſo viel Ruhms als ſelbe mit Verſtand
beantworten)
oder aus einem Worte ein neues Spiel zu finden/ wie ich mich erinnere/ daß
einer CC.
nicht das wahre Lob erhaͤlt der Keuſchheit: und der andere
die Buchſtaben in dem
Worte Keuſchheit den anweſenden
ordentlich ausgetheilet/ und der geſtalt
uͤmgefraget/ daß jedem
obgelegen/ etwas von der Keuſchheit nach dem Abc zu XIII.
get/ er ſolte ſagen/ wie drey Dinge von einem Buchſtaben
beginnende ſich zuſam=
men ſchicken?
2. J. Als vom K anzuheben: Eine Kuhe/ ein Kees und eine Katz.
3. R. Von der Kuͤhe Milche wird der Kees gemacht/ welchen die
Katz
friſt.
4. V. Der Herr ſage/ wie ſich zuſammen ſchicket: Ein
Eſel/ Eiſen und Eiß.
5. R. Dieſes iſt leicht/ nach dem Sprichwort/ wann dem
Eſel zu wol iſt/ ſo
gehet er auf das
Eiſenkalte Eiß/ und bricht ein Bein.
6. C. Eine Vhr/ ein Vnterthan/ der Vndank.
7. R Ein undankbarer Vnterthan iſt gleich einer Vhre/ welche
nicht lang
richtig gehet/ ohne Gewichte.
8. D Die Schoͤnheit/ einen Schirm/ und die Schalkheit.
9. R. Die Schoͤnheit iſt ein Schirm/ hinter welchem
ſich die SchalkheitCC.
ſ
zu verbergen pfleget.
10. A. Citronien/ Caſſandra und Carfunkel.
11. R. Wie Citronien unter den Fruͤchten/ und der Carfunkel unter
denc
Edelgeſteine
̅
/ alſo erhaͤlt Jungfer
Caſſandra den Preiß unter den Jungfrauen.
12. J. Nun folgen zwey H. Ein Hauß/ ein Haan/ und ein Hund.
13. R. In dem Hauß iſt der Haan/ vor demſelben der
Hund.
14. V. Ein Hirſch/ ein Haſelhun/ und der
Hunger.
15. R. Fuͤr den Hunger hilfft dieſes und jenes.
16. C. Ein Elefant/ ein Edelmann/ und die Ehrſucht.
17. R. Die Ehrſucht iſt faſt die groͤſte
unter allen Laſteren/ wie der Ele=efant unter allen Thieren; ſtehet einem Edelmann uͤbel
an.
18. D. Eine Infel/ Immen und Indien.
19. R. Der Immenkorb gleichet faſt nach der Form einer Infel/ doch
muͤſ=i
ſen die Immen in Indien weit groͤſſeren Raum
haben/
20. A. Ein Teppicht/ einen Tnrren/ und eine Thuͤr.
21. R Der Teppicht/ in welchem ein Turre
̅
gewuͤrket
iſt/ haͤnget vor der Thuͤr.
22. D. Vnter den ungebundenen Spielen finden ſich alle andere/ welche
von nichts gewieſes handlen/ als da ſind: Lachen des Vngelachten/
fragen das Vnbefragte/ betrachten das Vnbetrachte/ wer was weiß der ſage
es/ und viel dergleichen. Es iſt aber ſonderlich aus
ſothanen Arten der Geſpraͤch=
Der Vielgekoͤrnte.
ſendet dieſes aus Ehrenguͤnſtiger Gewogenheit
Clara Maria Domwaldin.
Hans Michel Moſchroſch
von Wilſtaͤdt.
Joh. Heinrich Boͤckler.
Durch den Spielenden.
DEr kluge Fabeldichter Eſopus hat/ unter anderen Kunſtgedanken/
der
Menſchen unerſaͤttliche Begierden ſolchergeſtalt
ausgebildet: Ein Hund/ ſchreibt er/ truge ein Stuck Fleiſch in
ſeinem Rachen/ und als er uͤber ein flieſſend
Waſſer lieff/ erſahe er in demſelben/ nebenſt
ſei= nem Bilde/ des Fleiſches Schatten/ waͤhnend/ es were ein
anderes und groͤſſeres Stuck; ward deswegen begierig
ſolches auch zu erhaſchen; in dem er aber darnach ſchnappte/
entfuͤhrte ihm der Fluß das/ ſo er
2. Ob nun die Erfindung des Dichters eigentlich auf den unerſaͤttlichen Geitz
abſihet/ in dem ſelber gleich dem neidiſchen Hunde/ die Vbermaas
ſeiner Speiſe
aufzuhalten und zu verwahren gedenket; ſich aber
inzwiſchen durch den Schat=
ten der Gewinnſuͤchtigen Hoffnung/
oftmals in unwiederbringlichen Schaden
verleiten laͤſſet: So
iſt doch dieſe Erzehlung auch zu der Fremgierigkeit des ver=
derblichen
Sprachweſens nicht undeutlich und ungereimet.
3. Wir Teutſche fuͤhren in unſerem Munde/ eine
Krafft=Verſtand=und Wort=
reiche Zunge; in dem wir aber uns darmit nicht
erſaͤttigen laſſen/ und die nichti=
gen
Schattenwoͤrter auslaͤndiſcher Sprachen mit zu erhalten gedenken/
ſtuͤrtzen
wir uns und unſere Nachkommen in
unuͤberwindlichen Verluſt der endlichen
invincibi-
lis.
Vnwiſſenheit.
4. Mit was Muͤhe und Arbeit werden wir von den zarten Jahren an zu Erler=
nung
des Lateiniſchen/ des Griechiſchen/ und bisweilen auch des Ebreiſchen
ange=
ſtrenget? Mit was koſtbarem Vngemach/ mit was Leib=und vielmals
auch See=
lengefahr erwanderen wir der Welſchen/
Frantzoͤſiſchen/ Spaniſchen und En=
gelaͤndiſchen Rede=und Schriftenkundigung? unſere angeborne
Mutterſprache/
mit welcher man in Geiſtlichem als auch Weltlichem Stande die Lebensmittel
gewinnen muß/ wird verleiſtet; ſie bleibet ohne Vnter=und Nachrichtung
erlie=
gen/ und weil wir uns in dem Alter zu lernen ſcheuen/ was wir in der
Jugend
verabſaumet haben/ verachtet/ vernichtet und verlachet.
5. Hingegen fallen wir auf ſchwuͤlſtige fremde Pralwort/ flicken
ſelbe unſerer
Teutſchen Mundart hin und wieder ein: ja die Sache
iſt ſo weit kommen/ daß
nicht nur anderer Sprachen
Verſtaͤndige ſich fremder Kunſtwoͤrter wolbedaͤch=
tig bedienen/ ſondernder ungewanderte Poͤvel bruͤſtet
ſich mit vielen Lappwoͤrt=
lein hervor/ und vermeinet ſeine Rede
ſey nicht anſehlicher/ als mit dem das er
nicht verſtehet/
ausgeſchmucket.
6. Doch iſt dieſes Vnheil nicht nur unter geringen Leuten/ mit des Krieges
Jammerjoch verbunden/ und den Haubtuͤbelen des zu Grundſinkenden
Teutſch=
landes beyzurechnen: Sondern es wird durch offentliche
Ausſchreiben/ und un=
teutſche Handlungen des Teutſchen Reiches
beſtaͤttiget/ daß die Gelehrten dar=
uͤber in Zwiſt und
Zank/ die Vngelehrten in ſtetsblinden Gehorſam geſetzet wer=
den.
7. Es hat die Natur ſelbſten jedes Landes Bezirk mit hohen Gebuͤrgen
befeſti=
get/ mit der Voͤlker Sitten unterſchieden/ durch die
mancherley Sprachen ab=
geſondert: Wir Teutſche uͤberfahren
dieſe Markſteine/ wir unterbrechen das
Wolſtaͤndige/ und
zerruͤtten die im Sprichwort beruͤhmte Teutſche Treue/ in
dem wir/
durch einen neuen Babelbau/ uns groß zu machen bemuͤhet ſind.
8. Allen anderen Voͤlkeren iſt der Ehren=Schutz ihrer Landſprache
gleichſam
angeboren.
9. Ich will nicht ſagen wie die Griechen und Roͤmer ihr Sprachrecht mit
Ruhmwuͤrdigen Eifer jederzeit gehandhabt/ und wie ſich Chriſtliche
Koͤnige/
Fuͤrſten und Herren bemuͤhet das Wort Gottes in
ihrem Lande/ und ihrer Spra=
che euſſerſten Vermoͤgens zu
befoͤrderen/ und auf die Nachkommen zu pflantzen/
unter welchen der theure
Norden=Held wegen der Schwediſchen/ der Cardinal
de Opinio-
ne. f. 43.
Richelieu wegen der Frantzoͤſiſchen/ die Hertzogen von Florentz
wegen der Wel=
ſchen Sprache/ ewigen Namenspreiß haben werden: ſondern
allein gedenken/
daß auch die Barbaren/ die alle Wiſſenſchaften
haſſen/ und alle Tugend gemaͤſſe
Sitten fahren laſſen/ die Tuͤrken ſage ich/ die
Perſier und Reuſſen/ uͤber ihrer
Sprache ſo
beharrlich eiferen/ daß alle Werbungen ihrer hin und wieder abge=
ſchickten
Bottſchafter niemals in fremden Sprachen abgeleget/ oder die Geſan=
de in
anderen als der ihren angehoͤret werden.
10. Vorberuͤhrter Chriſtloͤblichen Sprachliebe haben mit
unſterblichen Tu=
gendlob nachgeahmet die Hochfuͤrſtliche
̅
Stiffter und Vrheber der ſtetsberuͤhm=
ten Fruchtbringenden
Geſelſchaft: welcher Anſtellung abgeſehen worden/
von den wolbenamten Academien in Welſchland/ die meinſten theils zur Heg=
Pfleg=und Ausuͤbung ihrer Sprachen gewidmet und angeordnet ſind.
11. In erſtbeſagten Academien oder Genoſſſchaften aber
iſt gewohnlich/ daß
ein jeder ſeinen Geſelſchaft=Namen/
& Camillo
Camili nell’
Impreſe.
cke zuertheilet
worden/ mit einer Schrift/ Rede oder Gedichte bewaͤhret und aus=
fuͤndig
machet.
12. Solchem zu wolgemeinter Nachfolge erkuͤhnet ſich der Spielende/ als
der juͤngſte und geringſte unter zuvor hochgedachten
Fruchtbringenden
eine
kurtze Rede von dem Worte Spiel in unſerer wichtigen Teutſchen
Helden=Sprache abzufaſſen.
13. Die Vrſache ſolches Beginnens iſt nicht das eitele Vertrauen auf
ver=
meinte Geſchicklichkeit/ nicht ſein ſelbſt ertraumte
Wolredenheit/ noch weniger
die ſtoltze Ehrbegierd ſeinen Namen mit
unverſchulden Ruhmthand hierdurch
anzufuͤgen und auszubilden.
14. Nein/ ſein Gewiſſen uͤberzeuget ihn ſeiner
Vnwiſſenheit/ ſeine unfertige
Lippen uͤberfuͤhren
ihn der verdrieſſlichen Ausrede/ und alle ſeine Beſchaffenheit
leitet ihn zu der Grundfeſte der wahren Demut.
15. Dieſer Nam des Spielenden wird ins gemein fuͤr veraͤchtlich/
nachthei=
lig und ſchimpflich gehalten/ als welcher Freyarten/ Spitz=und
Loderbuben bas
gezieme.
16. Ruͤhret ſolcher ſchlechtſinnige Wahn vom Vnverſtande
her/ ſo hat man
billiches Mitleiden: beſchihet es aus
Vnwiſſenheit/ ſo ſol ſolche durch willigen
Bericht
erſetzet werden: wallet aber dieſe unzeitige Beurtheilung aus einem
Gemuͤhte/ ſo hat man nicht Vrſach/ ſich dardurch von Gutem
abſchrecken zu
25/ 26.
Jeſ.
32/ 4.Ein fauler dunket ſich weiſer dann
ſieben die Sitten lehren.
17. Ich Vnvorſichtiger begehre Klugheit zu lernen/ daß meine ſtam
̅
=
lende Zunge fertig und reinlich rede.
18. Wird alſo folgende Ehrrettung verhoffentlich nach Genuͤge erweiſen
des
Wortes Spiel Vrſprung/ Gebrauch und Fuͤglichkeit: des
Spielenden Ge=
maͤhl und Beywort/ und wie gar eigentlich
ſolches alles von dem hoͤchſtgeehrten Nehrenden den
Geſpraͤchſpielen zugedeutet worden.
19. Bevor die Nachkommen Noaͤ den Thurn zu Babel/ nach der Bleywaage
ihres
Ehrſuͤchtigen Duͤnkels/ aufzufuͤhren angefangen hatten/
iſt unverneinlich/ alle Welt einerley Zungen und Sprachen gehabt/ nemlich die Ebrei=
ſche/ welche nach dem Wortverſtande lautet/ als abgeſonderet/
abgetrette
̅
/ weil
Becan. l. 5.
Idoſc. f. 534.
habt. Etliche wollen Japet habe
dazumal mit den ſeinen den angefallenen Welt=
theil bezogen/ und ſey
niemals wiederuͤm in das Land Sinear zu rucke kommen/
und alſo auch ſeine Sprache unverwirret auf die Nachkommen
fortgepflantzet/
welche noch unſer Teutſches ſeye/ das durch die
forthinnagende Zeit mit vielfaͤl=
tigen Enderungen verſtimmelt
worden.
20. So viel iſt gewiß/ daß Aſcenes
mers Sohn
und Japets
Enkel.
ſtenthum Anhalt zu ſeinem Anſitze
erkieſet/ und deſſelbe
̅
Chriſtloͤblichen Fuͤr=
nomine
Gorop. Be-
can. l. 5. In-
doſcythico
p. 459.
☞ C
LXXVIII.ſten das Schutzrecht unſerer edlen Sprache gleichſam erblich
hinter= laſſen: Geſtalt dann eben in beruͤhrten
Ankunfts=Gebiete der Teutſchen Voͤl=
21. Aber warzu dienet ſolches alles von ferne her zu holen?
22. Zu gruͤndlichem Beweiſthum daß von unſerem Stammwoͤrteren
auch
wahr/ was dorten von den eiſeren Fuͤſſen des
Nebucadnezars Traumbildes ge=
leſen wird/ daß die Pflantze oder Wurtzel
der Grundbuchſtaben darinnen ge=blieben/ und annoch auszuſuchen.
23. Solcher Meinung zu Steur erhellet/ das in dem Woͤrtlein Spiel/ dieſe
drey Buchſtaben S. P. L.
Puͤnctlein lautet ſpaal; nach Chaldaͤiſcher Mundart Speel/ auf
Teutſch/ er hat ſich gedemuͤtiget/ oder von
hoͤheren Geſchaͤfften zu geringeren
Sachen und der Kurtzweil
erniederiget.
24. Dieſes Wort Spiel gleichet der Griechen
als freund=und erfreuliche Geſpraͤche haben/
bey denen ein jeder ſeine Meinung
vertreulich eroͤffnet.
25. Ich uͤbergehe hier/ von der Spanier jugar, der Italianer giocare, und der
Frantzoſen jouer zu reden: beobachte allein daß dieſes letzte mit
unſerem
Teutſchen Wort Schul/ eine Aehnlichkeit weiſet/
welche bey den Lateineren lu-
dus literarius, bey den Griechen Schalah/ er
iſt muͤſſig oder ſicher
geweſen/ benamet ſcheinen; weil das Spielen der ſonſt
muͤ=
ſigen Leute Kurtzweil zu ſeyn pfleget.
26. Auſſer allem Zweiffel hat Adam allen Thieren und Geſchoͤpfen
aus ihren
Euſeb. de
præparat.
Evang. c. 4.
Gell. l. 10. c.
4.
Arten und wirklichen Eigenſchaften woldeutende Namen ertheilet: und
ſolcher=
geſtalt iſt das Wort Spiel in der Natur
befindlich/ und zu hoͤren von Berg=ab=
flieſſenden
Waſſerbaͤchen/ welche zwiſchen den bunten Kieß daher
liſpelen/ und
ein angenemes Getoͤn unſeren
ſonſt muͤſſigen Ohren gleichſam
einſpielen: daher
vieleicht entſtanden/ daß alle Sachen/
ſo ohne Muͤhe und Arbeit/ aus ſon= derem Belieben
herflieſſen/ Spiele und Spielen genennet worden/ daher
27. Die Goͤttliche Weißheit ſpricht durch Salomon: Ich bin geweſen da
der HERR dem Meer das Ziel ſetzete/ und den
Waſſeren/ daß ſie nicht uͤbergehen ſeinen
Befehl/ da ware ich bey ihm und hatte meinen Luſt taͤglich/ und
ſpielete fuͤr ihm allezeit: anzuzeigen/ daß GOtt der
28. Die Weißheit wird eine Geſpielin genennet/ derer/ die eine feine
Seele bekommen: eine Troͤſterin in Sorgen und Traurigkeit/ durch
welche ein Juͤngling Herrlichkeit bey dem Volk und Ehre bey den Al=
29. Durchwanderen wir die wunderreiche Verfaſſung dieſer gantzen Welte/
ſo werden uns hin und wieder der Natur gemaͤſſe
Luſtſpiele entgegen kommen.
30. Das Gewuͤlk unter den blauen Sternhauß ſpielet mit den
ſchnellbeben=
den Winden/ und weiſet allerhand lauffaͤrtige
Bildungen vermittelſt der nach
und nach aufwallenden Erdendaͤmpfe. Der
fruchtbare Regen und erqwickende
--per
undasſpielet mit den ruchreichen Feld=und
Garten=Bluͤmlein. Die umwaltzen=
de Meerwellen ſpielen/
vermittelſt der Segelſchnellen Vorwinde/ mit den
Laſtſchiffen. Was Belieben traͤget doch die Natur ihren
Spielluſt in
otium cari-
næ.
Job. 40/ 15.
dem Geſaͤme/ den Kraͤuteren/ Wurtzelen/ Blumen/ Steinen/ Ertze/
Gummien/
u. d. g. unſerem erſtaunen vorzuſtellen. Die Berge
tragen ihre Kraͤuter und alle Thiere ſpielen
daſelbſt. In der Luft
31. Das letzte Meiſterwerk dieſer Spielenden Natur iſt der
Menſch: Er
iſt zwar zu der Arbeit geboren/ wie der Vogel zum fliegen;
jedoch ſolchergeſtalt/
daß er die Sorgenſtille Nacht
wiederuͤm ausruhen/ am Tage wieder an ſeine Ar=
beit gehen; von dem
Laſte ſeines Berufes zu weilen abſetzen/ den
beſchaͤfftigten
Geiſt beluſtigen und die
laſſe Hand ausraſten laſſen ſolle.
32. Daher finden wir in den Geſchichten/ daß zu allen Zeiten/ bey allen Voͤlke=
ren/ bey allen Alteren und allen Geſchlechten unterſchiedliche
Spiele geuͤbet
Præfat. de
Ludis Gręc.
Zach. 8/ 5.
worden.
33. Die Knaͤblein und Maͤgdlein ſpielen auf ihrer
Gaſſen: ihnen ſolten
mit den zarten Jahren ſo bald die Kuͤnſte und
Wiſſenſchaften anmuhtig einge=
kunſt. Blat.
14.ſpielet/ ihre Faͤhigkeit und natuͤrliche
Neigungen/ welche in dem Spielen her=
fuͤrblicken/ erlernet/ und dahero
ihr gantzer Lebenslauf wolbedaͤchtig angeordnet
werden.
34. Der Menſch iſt Geiſt und Leib. Iſt mit dieſem und
jenem bemuͤſiget; kan
aber noch mit einem/ noch mit dem anderen ohne
benoͤhtigte Schaltruhe be=
ſtehen.
35. Den Leib belangend: ſihet man die Jungfrauen dantzen an den Reyen;
ſpatzieren in den
Auen/ neue Kraͤften zu erweiden. Ja der verſtaͤndigen Alten Tu=
gend ruhet und raſtet/ iſt aber niemals muͤſſig.
36. Von ſolchen Spieluͤbungen iſt dieſes Ortes nicht
ausfuͤhrlich zu handlen.
37. Was iſt aber das gantze Menſchliche Leben anders/ als ein Traur=und
Freuden=Spiel?
38. Ein Freudenſpiel/ wann man Gottlobet und ihm dichtet ein feines
Lied auf der Harfen und den Saitenſpielen. Solchergeſtalt
39. Das Saitenſpiel erwecket die Profeceyung und kan mit Fug genennet
werden das
Engelwerk/ welches der Menſchen Hand und Mund volbringet:
daher auch alle Fromme
der Chriſtlichen Braute Geſpielen genennet wer=
den/ welche dem
HERREN ſingen und ſpielen in ihren Hertzen: und bey
uns
ſammelt das Kirchſpiel noch heut zu Tage alle die ſo
ſich freuen in das Hauſe des HERREN zu gehen allezeit.
40. Was von Anfang geſchaffen iſt/ das iſt den Frommen gut/ aber
den Gottloſen ſchaͤdlich. Das Volk Iſrael
ſatzte ſich nach dem Kaͤlberopfer
41. Der fromme Haußlehrer ſagt: Stehe auf von dem Gaſtmahle/ ge= he
eilend heim und ſpiele daſelbſt: thu was du wilt/ doch daß du
nicht
42. Aus langbeſagtem wird verhoffentlich die Eigenſchaft und ſchickliche
des Wortes Spiel/ ſattſam erſcheinen/ und
deſſelben unbedachtſamen
Veraͤchteren unter die Augen
leuchten. Iſt etwan anderen das edle Ritter= ſpiel/ das
Koͤnigliche
43. Der Weiſe hoͤret zu und beſſert ſich/ daß er
verneme die Spruͤche
1/ 5/ 6.
Pſal. 33/ 7.
Ariſt. 2. de
part. c. 17.
Sprichw.
9/ 6.
Sprichw.
18/ 20.und ihre Deutungen/ die Lehre der Weiſen und ihre Beyſpiele/
durch welche die Tiefe der Gedanken in das Verborgene geleget wer= den.
44. Des Menſchen ſeyn und wolſeyn ruͤhret von
ſeiner Zunge: ſelbe liefert
dem Speisſchlunde die Leibes
Vnterhaltung/ ſie fuͤhret auf den Wege des Verſtandes/ und
ſaͤttiget uns von den Fruͤchten unſerer Lippen.
45. Des Weiſen Zunge machet die Lehre lieblich/ des Narren Mund ſpeyet
eitel Thorheit. Tod und Leben ſtehet in der Zungen Gewalt.
46. Ich ſage von dem Geſpraͤche/ durch welche die Menſchen zur
Freundſchaft
eingeladen/ in Bruͤderlichem Vertrauen erhalten/ in Trauren
getroͤſtet/ in Freu=
den ermahnet/ und zu allem Guten angefuͤhret
werden.
47. Vnter anderen iſt auch die Vbertrefflichkeit der Rede zu erweiſen/ daß
Japel und Gomer oder Cimer ihren in die Ferne ausgeſtreuten Nachkommen/
und
zwar den Elteſten in jedem Geſchlechte anbefohlen ihre Kinder zu
ſegnen/
gleichwie ſie von ihren Vaͤtteren/ und ſelbe vom
hoͤchſten Gott auch geſegnet
worden. Weil nun ſolches denen Erſtgebornen obgelegen/ welche zugleich
der
anderen Fuͤrſten und Prieſtere geweſen/ ſind
ſie daher die Sager und Sagen
can. in Sa-
xonic. l. 6. f.
597.Sagen Soͤhn/ nachmals durch
verſtimmelte Ausrede die Sachſen benamet worden. Welches
Hochfuͤrſtliche Hauß Sachſen annoch
zu Erhaltung des reinen
Wort Gottes feſtiglich beſtehet.
48. Weil aber dieſes Orts nicht iſt/ der Rede oder des
Geſpraͤches unlaugbaren
Lobſpruch ausfuͤndig zu machen/ als benuͤget uns hier zu
erwaͤhnen/ wie ſo beſag=
2.
te Geſpraͤchſpiele dahin angeſehe
̅
/ daß
ſie Gelehrten und Vngelehrten/ Hoch=
und Geringſinnigen/ Alten und
Jungen/ Man
̅
=und Weibsperſonen anſtaͤndiges
Belieben
leiſten moͤchten. Hierdurch kan der Verſtand (der ohne
Wiſſen=
ſchaft ein Vnverſtand zu nennen iſt)
geuͤbet/ das Vrtheil ausgeſchaͤrfet/ die Ge=
muͤhter
erforſchet/ die faͤhige Jugend aufgemunteret/ erziemende Tugenden er=
halten/ wolſtaͤndige Sitten angewaͤhnet/ und die Teutſche
Sprache wieder Hof=
gemaͤß und in ihrem adelichen Ruhmſtande erhaben
werden.
49. Wie in anderen vorerzehlten Spielen die muͤſſige Zeit oftmals
ſamt dem
Gelde verlohren/ und ein fluͤchtiges Beluſten
nechſt beharrlichem Nachreuen ge=
ſuchet wird; ſo ſol im
Gegenbetracht hierbey ehebeſagter Nutzen unzweiffelich zu
gewinnen
ſeyn.
50. Scheinet aber ob zu weilen zu freche Gedanken mit eingeſchlichen weren/
ſo wird ſich doch befinden/ daß hin=und herbeſchriebene
Eitelkeiten erſtlich mit na=
tuͤrlichen Farben ausgemahlet/ und alsdann
mit gruͤndlichen Vrſachen wieder=
uͤm haben durchſtrichen
werden muͤſſen.
51. Ob nun/ aus der geringen Anweiſung der Geſpraͤchſpiele/
erſterwaͤhnte
ſtetserfreuliche Fruchtung zu verlangen/ aber nicht
zu erlangen; ſonderen viel=
mehr durch die oͤfftere Beuͤbung/ und
ſelbſtverſtaͤndige Verbeſſerung auszu=
31/ 31.ſpielen kommet:
ſo hat doch die hochloͤbliche Geſelſchaft/ welche
geruͤhmet wird von den Fruͤchten ihrer Haͤnde/
hochgnaͤdiges Belieben getragen/ den
53. So hochbeſagte Begnaͤdigung wil der Spielende hier nicht als einen
ver=
dienten Lobſpruch ſeine Haſſere zu
beſaͤnftigen/ vorſchuͤtzen; Nein/ ſondern da=
hin
verſtehen/ daß er ſich ſolcher Andeutung gemaͤß/ und/ in
Erkaͤntniß ſeiner
Vnwuͤrdigkeit/ ſolcher Beſchenkung
faͤhig machen ſolle
54. Wir wollen dieſe Kunſtfinnige Erfindung umſtaͤndig bedenken.
55. Die Bone wird von dem Ebreiſchen
Latein Faba, wird ſonſten Faſel
(Phaſolus) genennet/ weil ſie gerne Faſelt/ das
iſt/
leichtlich Wurtzelfaͤſerlein gewinnet/ welche den Erdenſaft
anſichziehen und
das Gewaͤchs bekleiben machen.
56. Bald dieſe Frucht gepfropfet oder geſaͤt wird/
ſproſſet aus derſelben Fle= cken oder
57. Die Geſpraͤchſpiel ſollen faſelen durch ihre
zaſechte und ungeſtalte Wur=
rer. Pano-
nic. l. 4. c.
27.Fehler aufſproſſen/ und durch den Spielſtabe
emborge=
fuͤhret werden: ſie ſollen auf manche Art (wie man
auch der Bonen zwoͤlffer=
ley Arten zehlet) grunen/ bluͤhen/ und
durch ſo anſtaͤndige Bemuͤhung den ins
gemein
ausgeduͤrrten Acker unſerer Sprache/ allerhand
Kunſtfruͤchten faͤ=
hig machen.
58. Ob nun zu erwuͤnſchen/ daß oftbeſagte Spiele von einem
gelehrteren und
mehrverſtaͤndigen Mitgeliede zu Papyr gebracht worden
weren; (wie dann auſ=
ſer Zweiffel bey loͤblichen
Zuſammenkunfften ſolche viel beſſer muͤndlich auszu=
uͤben/ als beſchreiben/) ſo kan doch alhier das alte Sprichwort
gelten: der Hun Allermaſſen dem
Koͤnig David mit ſei=
59. Waruͤm Pythagoras der Bonen ſich zu enthalten gebotten/ ſind
unter=
ſchiedene Meinungen bey den Venetianiſchen Academicis
angefuͤhret zu leſen
Etliche wollen/ es ſey geſchehen/ weil
dieſe Frucht in dem Leibe Blehungen mache/
daher ſchwere Traͤume
erfolgen/ und tiefſinniges Nachdenken verhinderet wird:
Etliche/ weil ſie
gleiche Bezeichnung mit den Nieren habe und zur Geilheit reitze:
Etliche/ weil vor
Zeiten/ vermittelſt den Bonen/ die Koͤnige/ Oberen und Raht=
herren des
Volkes gewehlet wurden/ daher auch noch gewohnlich/ daß man am
Oberſttage einen
Bonen Koͤnig durch Austheilung eines zu ſolchem Ende ge=
bachnen Kuchens wehlet/ welche Wuͤrde der auf ſich traͤget/
ſo das Geſpraͤchſpie=
le regieret und fuͤhret.
60. Becan wil dieſe faſt aller Orten gewohnliche Jahrfeſte aus der
Archen
Noaͤh bewaͤhren; ſchreibend/ daß ernanter Patriarch die
erſten Saturnalia gehal=
ten/ den erſten Tag des zehenden Monats den
Kaſte
̅
eroͤffnet habe/ und das Liecht
wieder angeſchauet/ daher zu Angedaͤchtniß ſolcher Freude alle
ſeine Nachkom=
men zu ſelber Zeit Gaſtereyen anzuſtellen
und einander mit Liechteren zu beſchen=
ken hergebracht: und ſey ob
ſolcher Vrſache das Liechtmeß Feſt bey den Chriſten/
die
Saturnalia bey den Heyden im Gebrauch gekommen.
61. Daß aber bey ſolchen Saturnalien dergleichen Geſpraͤchſpiele/
und ergetz=
liche Fragen uͤblich geweſen/ iſt zu anderen Zeiten
ausfuͤhrlich dargethan worde
̅
.
& Lipſ.
libb.
Satur
nal.
Stukius in
Antiquit.
Conviv.
Jeſa. 23/ 16.
Jeſa. 32/ 17.
Jeſa. 32/ 14.
Jeſa. 33/ 12.
2.
Koͤn. 19/
30.
62. Ob nun wol unſere Feſte Faſten werden/ und Teutſchland ein
Land der Truͤbſal un
̅
Angſte iſt; ein Land das die
Frucht der Gerechtigkeit den
63. Wir ſind pflichtig unſer Vaterland/ mit Zuſetzung Gutes und Blutes
zu ſchutzen/ unſere liebe Elteren mit moͤglichſten
Gehorſam zu ehren und unſere
Mutterſprache (als in welcher beider
Ruhm gruͤndlich beſtehet/ und auf die
Nachkommen gebracht wird) zu
erhalten. Man zehle alle die fremder Sprachen
kundig ſind/ ſie werden
gegen denen ſo nur Teutſch allein reden koͤnnen/ eine gar
geringe
Zahle ſchlieſſen/ und bey allen Kuͤnſten ihre Sprache
nicht miſſen koͤn
̅
en.
64. Was aber folgends von vielernanter unſerer Sprache vollkuͤnſtiger
Hoch=
bringung und Ausſchmuͤckung/ auch bey Vnterdruckung alles
Wolſtandes/ zu
verhoffen/ iſt abzuſehen aus de
̅
Schriften des
NEHRENDEN/ VNVER=
ENDERLICHEN/ VIELGEKORNTEN/ NVTZBAREN/
FESTEN/ GEKRONTEN/
GENOSSENEN/ ORDNEN=
DEN/ SVCHENDEN und anderer Fruchtbringende
̅
Geſelſchafter mehr.
65. Dieſesmal endet der Spielende ſeine Rede (benebens Befehlung
ſeiner
Wenigkeit zu der hochloͤblichen Geſelſchaft
beharrlichen Gnadenſchutze) mit der
Muſen Friedensgeluͤbde/ in
folgenden Klingreimen:
1. Baß oder Grundſtimme. Truͤgewalt/ der Satyrus oder
Waltgeiſt.
Den Grund dieſer Muſic fuͤhret eine Theorba durch und durch.
1. Mein ho her Adel Stand/ laͤſt mich nicht gar verligen. Ich muß/ ich muß herfuͤr und weiſen was ich kan.
2. Es hat vor dieſer Welt der En gel Chor erſchallet: Darnach bey Gottes Volk ward ich in ſeinem Wort/
3. Der Harffen Wunderklang dem boͤ ſen Gei ſie wehret/ ward Troſt un ̅ dankens voll in Faͤhrlichkeit un ̅ Noht/
4. Noch hat ſich nach der Zeit die Mißvernunft gefunden/ mich von deß Tempels Thuͤr entzihend mit Gewalt.
5. Dann ob mein Kunſtgeſchmuk wurd eine Zeit bereichet/ ſo gar daß ich mit Ziel und Gre ̅ tzen wurd umſchre ̅ kt
6. Die ſchweren Feſſel=Band ſind mir jetzt abgefallen. Mein Freiheit leitet mich zu Gottes Lob und Ehr/
7. Hoͤrt nun ſo euch beliebt/ wie ſchoͤn mit mir vermaͤhlet/ die freye Reimen kunſt/ die ſo verliebt in mich/
Mag ich die Frevel witz deß Poͤvels nicht genuͤgen: So wird mein Ehre doch ge
lan g
als der Poſaunen Ruf nur durch die Lufft gewallet/ vnd ohne Schwertesſtreich
obſi
dem Abend opfer gleich/ dadurch man hat geehret/ mit ſuͤſſem Lob ge ruch/ den ewig groſſen Gott.
Ich ward der Knechtin gleich mit uͤppigkeit gebunde ̅ / daß nach und nach mit mir die Gottes Lieb’ er kalt.
doch hoͤrt man zu der Zeit wie ferne davon weichet/ der/ ſo nach ſeinem Kopf mit Grillwerk mich beſchenkt.
und zu deß Nechſten Lieb’: Ich laſſe hier erſchallen/ ein Geiſtliches Ge dicht ohn eitlen Ruhm und Ehr.
dz ſie mein Selbſt=Wort heiſt/ von meine
̅
Geiſt
beſeelet/ mein Spiel/ mein Hertz/ mein Schatz/ ja mein ſelbſt Ander
(Ich
1. Zerflieſender Spiegel und ſilberne Fluht/ lege nun deine ſtoltz wallende Wellen/
2. Noch harret noch ſtarret die haſtige Struht/ weiſend mein Angeſicht unter der Helle ̅ .
bey hieſigem Lande/ am kießlichen Strande beſtehets/ und geht/
welche die Winde mit beben erhellen/ und wandre gemachlich mit mindere ̅ Muht.
Ob nun viel Stroͤme ſich haͤuffen und ſchwellen/ mein Bildniß
hier dau
̅
och
doch moͤgen die Stralen mit nichten bemahlen die Menſchliche Red:
Truͤgewald. 1. Kuͤnſteling ich muß dir klagen/ daß ich lange Zeit in mir/ habe die
Truͤgewald. 2.
Truͤgewald. 3. Die Gwiſſul da ſie bekleidet/ von der zarten Jugend an und die Nym=
Truͤgewald. 4. Moͤchſtu ſie mit Liebe zaͤhmen/ durch dein viel und manche Kunſt: wolt ich dein
Truͤgewald. 5. Wilt mir aber uͤberlaſſen/ was du in der Sach erhaͤlſt: weil mich al=
Truͤgewald. 6. Dieſes hat mir auch verſproche ̅ / Ehre Lob und Reichemuht/ alſo wird
Begterd getragen/ Seelewig zu truͤgen hier/ wirſtu mir behuͤlfflich ſeyn/
ke zu ereilen/ jhr zu ſagen nur ein Wort wirſtu mir behuͤlfflich ſeyn/
fen ſo verleitet/ daß ſie fliehet meine Bahn/ wirſtu mir behuͤlfflich ſeyn/
Geſtalt annemen/ und dann kuͤhlen meine Brunſt/ wirſtu mir behuͤlfflich ſeyn/
le Nymſen haſſen/ und du jeden wolgefaͤlſt/ wirſtu mir behuͤlfflich ſeyn/
an jhr gerochen/ durch den Fall der Vbermuht. hilffſt mir zu den Haͤndelein.
1. So ſtell’ ich mich dankbar ein. Kuͤnſt: Solte wol auch dein Begehren/
2. ſo ſtell’ ich mich dankbar ein. Kuͤnſt: Kanſt du ſie dann nicht bezwingen/
3. ſo ſtell’ ich mich dankbar ein. Kuͤnſt: Sinnigunda als ich waͤhne/
4. ſo ſtell’ ich mich dankbar ein. Kuͤnſt: Sinnigunda ſoll uns dienen/
5. ſtell’ ich mich bald dankbar ein. Kuͤnſt: Truͤgewald du ſolt erfahren/
6. werd ich allzeit dankbar ſeyn.
(Gehen darauff ab.)
jemand in dem gantzen Land/ wegeren und nicht gewehren/ deme
etwan in der Einſamkeit/ oder ſie mit Liſt umringen/ reden
(wann Gwiſſulda liegt zu Ruh/) ſoll zu Hauß in jhrer Haine/ reden
ſie beliebt der Hirten Freud/ wann die Felder ſich vergruͤnen/ ſucht ſie
das/ was ich erjagen werd/ in’ dem Fallſtrick’ oder Garn/ ſol dir
1. deine Macht bekand? Meine Dienſt’ und was ich kan/ biet’ ich hier
2. ſich haͤlt bey der Weid? Ich wil leiſten was ich kan/ wie geziemt
3. offt das Beſte zu. Was ich darbey leiſten kan/ Biet’ ich freund=
4. Luſt und Froͤlichkeit. Was du mir befihleſt an/ Will iſt lei
5 alles ſein verehrt. Ich will leiſten was ich kan/ Als ein Freund
mitwillig an.
ein Freundes Mann.
und willig an.
ſten wie ichs kan.
und Bietermann.
E. 1. Der Schatten groͤſſert ſich/ umreiſend mein Geſtalt. R. Es iſt der Son=
E. 2. Die Sonne bildet mich durch jhre heiſſe Stralen. R. Dann ſo beginnt
E. 3. Schau wie weit uuvermerkt/ der lange Schatten ſtreifet. R. Vnd weiſet wie
E. 4. Das iſt das wahre Mahl/ der hellen Sonnen Gnade. R. Es iſt das Nach
E. 5. Mein’ Ehr dem Schatten gleicht/ der mit uns ſelbſten weiſt. R. Der Reichthum iſt
Sterne herfuͤro zu fuͤhren. Sinnig: Mein
tunus ſich pfleget zu guͤrten! Sinnig: Er=
Wellen verglichen er ligen. Sinnig: Sih
neiget die ruhig en Wellen. Sinnig: Vnd
1. Schoͤne Gefertin wir wollen ſpatziern/ an deme ſo ſandichen
2. lerne wie vielmals auch unter den Hirten/ und unter den Schaͤfern in
3. liebe Gefertin wie ſoll uns vergnuͤgen/ das ſtetige Hoffen das
4. ſolcher Geſtalte begienets zu hellen/ wann uns die ſuͤßbruͤnſtige
Vfer daher/ da gehet und ſtehet das ebene Meer.
nidrigen Stand/ ſich finde beluſten und hoher Verſtand.
man nicht erfaͤhrt; Als were das Gluͤck den Verzagten beſchert.
Liebe herblitzt/ und uns mit ſchmertzlieblichen Flammen erhitzt.
Laſſet uns auch mit ſpatziren/ wann euch unſre Weis gefaͤlt/
Gwiſſulda.
leichtlich koͤnt
Sinnigunda.
Seelewig.
flieht von dieſem
jhr euch verfuͤhren bald jhr euch zuſammen geſellt.
Meer geſtatten da des Schroffen Sandes viel.
Gwiſſulda.
Sinnigunda.
Folg nicht dieſer
Seelewig.
Es naͤhret die Zeit zu ſchlaffen/
Alten Rahten/ Iſt das Meer doch Winde ſtill.
mit dem dunkeln Schatten Schein/
Gwiſſulda.
Sinnigunda.
Wer mit diſem hat zu ſchaffen/ bilde
Seelewig.
keine Luſt jhm ein.
Schaut wie jener Anker hafftet/ zwiſchen einer Felſen
Gwiſſulda.
Sinnigunda. man
unſer Hoffnung wird bekrafftet/ von der freyen Er den klufft!
Seelewig.
Grufft.
muß von der Erden ſtoſſen/ und den An ker heben auf/ Sol man durch die
Gwiſſulda.
Winds genoſſen halten rechten Hoffnungs Lauff.
Sinnigunda.
Liebe laſſe dieſe ſtehen/ mach
Seelewig.
wegert jhr mit uns zu gehen/ ſo begegnet euch die Reu. Trom oď grob Horn.
dich von der Zuchte frey.
1. Sol das mich nicht recht betruͤben/ daß mein Herꝛlichkeit und Pracht/ wird verlachet
2. Sol ſich mein Gewalt entzihen/ die/ ſo wohnt in meinem Reich/ und mich achten
3. Was ſich ſind in dieſem Walde/ Sol auch billich weltlich ſeyn/ wie dann mir ob
1. Es iſt ein groſer Luſt/ mit kluger Hinterliſt/ dem Poͤvel unbewuſt/ ſein ſtetig
2. Es hat ein groſſen Laſt/ und angefeſſelts Leid/ der ſo rings umgefaſt/ Mit Einfalt
3. Einfalt iſt faſt verlacht/ bey dieſer klugen Welt/ die wankt durch Vorbedacht in dunke=
Die 1. Floͤten. à 3.
Die 2. Floͤten.
Sinn: Meine Gefertin wir wollen beſchauen/ die lieblichen Bluͤme
NB.
Der Baß muß ſich in dem Wiederholen nach der Oberſtimme richten.
1. Lufft den Weyrauch und Myrrhen: Ein jede Blum’ und Kraut entnommen
2. wirkt mit kraͤfftigen Stralen: Die koͤſt= und kuͤnſtlich alls beſchmeltzen
Kuͤnſt:
Ehre:
Reich:
1. Mit Rubinen und Saffiren iſt beſetzet dieſes Land/ das mit manchem Diamant pflegt der
2. Laſt uns bey de ̅ matten ſchatten/ ſingen in ď Morgenſtund/ ſinge ̅ mit erfreude ̅ Mund/ un ̅ die
3. Laſt uns williglich beken ̅ en/ daß hierbey die ſchoͤnſte Blum’ aller Welt un ̅ Felder Ruhm ſey die
4. Wan ̅ die helle Sonne taget/ wan ̅ der Vogel lieblich ſingt/ wan ̅ uns heitrer Luft umringt/ un ̅ ď
helle Tau zu zieren/ dieſer edle Blumen Schrein/ glaͤntzet von der Sonnenſchein.
Voͤgel umb uns laden. Jeder lobe ſeine Lieb/ auß befreytem Hertzens trieb’.
Seelewig zu nennen. Lobet ſie mit gleichen Schall/ uͤber andre Bluͤmlein all’.
Blumen Ruh behaget/ So gedenke Seelewig alles woll beluſten dich.
Sinn:
Sinn: Hoͤrſtu was die Schaͤfer ſingen? Seel: Haben ſie was an
Kuͤnſt:
Schoͤneſte Nymfen jhr Krone der Heinen/ flihet/ flihet Ein
zu bringen? Sinn: Dein Ruhm und Lob ligt jhnen ob!
ſamkeit/ Liebet:/: unſre Hirtenfreud welche befreyet von Trauren und Weinen.
Sinn: Wann uns dieſe Hirten leiten/ werden unſre Hertzen weiden/
Kuͤnſt: Schau/ den gebranden Thon/ den ſonſt der Wind zerſtaͤubt/ iſt durch die ſcharf
dein Ruhm und Lob/ ligt jhnen ob! Sie ſetzen ſich/ Kuͤnſt:
uͤberreicht Seel: ein Fernglaß und ſinget:
fe Glud ſo meiſterlich betaͤubt/ daß er ſich hat vereint.
Kuͤnſt: und weichlich koͤnnen flieſen/ als wie das zarte Wachs/ ja
Kuͤnſt: che Metall/ (Berundet meiſterlich) bringt auff den Mittelfall/ der
den Cryſtall zu gieſen. 2. Die Kunſt ſich unternimt. Das brechli
Augen Stralen Glantz/ daß alles was wir ſehen/ So viel vernemlicher
Kuͤnſt:
und groͤſſer komt zur naͤhen/ durch dieſes Wunder Glas be
Sinn: Hier kanſtu deinen Muht durch dieſes Eiß erweiten/ das dich von
ſchaue was du wilt; ſo findſtu (glaube mir/) was dein Verlangen ſtillt.
Traurigkeit/ zu Freuden kan beleiten Ehre: Wiltu bey dieſem Fluß
Ehre:
vertreiben deine Zeit/ ſo nim von meiner Hand’/ alls was ich dir bereit
ein Ambiß und Geſenke. Wann du nur emſiglich auff hohe Felſen
an deinem Angel hangen/ doch muß dem Vngedult/ der Hoffnung geben
ſteigſt und von den Klippen ab dich zu dem Waſſer neigſt.
ſtet/ das du nicht bald verlaͤſt/ dir ſo be liebten Pfad.
Sinn: Geſpiel was dunket dich/ von dieſem freyen Hirten?
Reich: Ob keine Gabe gleich die dieſer Nymfen werth/ zu finden
* durch Waͤlder/ Berg/ uud Thal// durch finſtere Gefuͤld’/ auf rechter
heiſt nicht die Muͤhe Luſt in hohen Eehebegierden? Reich:
in dem Meer’/ und auff der weiten Erd’/ jedennoch will ich jhr zu
Fuhr und Spuhr zu fellen manches Wild. Wird dieſer Herren Luſt der
Reich:
Fuͤſſen niderlegen hier/ Koͤcher/ Pfeile/ ſampt den Bogen in ge
Seelewig behagen: So wird ſie nechſt dem Luſt viel reichen Nutz er
Sinn: Sele:
die Pfeile koͤſtlich Holtz/ es iſt hier nichts gemein. Seele:
Sing:
*
Ich kuͤſſe die Geſchenk und werde mich befleiſen hingegen
Lieb’ und Gunſt euch ſaͤmtlich zu beweiſen. (gehen ab.)
Die
II.
Handlung.
2. Perſonen. Gwiſſ: und
Gwiſſ: Hertzigild du haſt vernommen Seelewig Gefaͤhrlichkeit.
G: 2. Ich ermahne ſie mit Weinen/ daß ſie Sinnigunda meid/
G: 3. Auf nun laß uns nacher eilen eh ſie ſonſt zu Schanden wird.
Hertz: 1. Diſc. und 1. Alt.
Hertz: Wir ſind ſchuldig jederzeit/ zu befoͤrdern jhren Frommen.
H: Ob wirs gut gleich mit jhr meinen/ ſo dankt ſie mit Haß und Neid.
H: Leichtlich wird ſie ſeyn verfuͤhrt/ wann wir kurtze Zeit verweilen.
Sin: 1. Haben dich unſere Hirten beſchenkt/ wie du begieriglich an dich ge
2. Sihe weißroͤhtliche Bluͤmelein hier/ blaſſen vor Schamme fuͤr Seele
haͤngt/ So will ich erkuͤnde nicht ferners bedenken/ dir diſes mein Kraͤntzelein
wigs Zier: So niedlich das Kraͤntzelein ſcheinet gewunden/ doch bleibet dir Sinigund
liebe Gebot loͤſet alleine der bittere Tod.
Gwiſſ: Nicht das/ was nur beliebt/ und unſrem Munde ſchmeckt/ wird
gilt das ſchnoͤde Sinn beginnen. vileicht kan dein Gelimf ſie
von dem klugen Artzt dem Kranken fuͤrgeleget. Verweiß jhr Hertzi=
Sonnet.
maͤchtiglich gewinnen. Hertz: Ihr Schweſtern hoͤret mich/
und merkt was ich werd ſagen! die Baumen ſo hier ſtehen gantz auß
Frucht mit gleicher Buͤrd getragen wann ſie der ſchweiffe Luft durchwandert
geroſt und alt/ ſind mit der aͤſte Fug einander ſo verſchallt/ als ob ſie bluͤh’ und
mit behagen kuͤſt jhrer Blaͤtter Meng einander manigfalt: Wann eine
Hertz:
Wolke ſie mit Regennaͤſſe mahlt/ Iſt ihrer Zehrentruͤpff’ auf Aſt von
beider theils daß ſie ſind abgeſtorben/ und nun deß Haͤckers Axt wird trennen jhre
Aſt geſchlagen. So ſtreng vereinte Lieb’ hat bald der Baumen Brand entzuͤndet
Band’/ erwartet gleichen Fall/ wann ihr nicht laſſet ab von Lieb geſchloſnem Band’.
Hertz:
ihr ſeit ſobald verdorben/ dort in dem Hoͤllen Feur/ hier in
binden/ und in deins Lebens Lauff die wahre Ruhe finden/ So reiß von
Gwiſſ:
dem toden Grab Gwiſſ: Wann du dich Seelewig wilſt der Gefahr ent=
deinem Haupt der Sinnigunda Krantz/ und jhrer Kupplerey verſtop dein’ Ohren gantz.
Gwiſſ:
Wend ab dein Angeſicht von Kuͤnſtelings betruͤgen/ dann er
durch ſein
und den Pfeil; im Fall du wilt entgehn dem angeſtrengten Seil’.
Geſchenk nur ſuchet zu beluͤgen/ Enthalt ſtets deine Hand
vom Bogen
dein Angelruten wirff zu Hertzi gil de Fuͤſſen/ wilt du nicht
Gwiſſulda.
jhrem Fang mit ſpater Reue buͤſſen/ laß auch die Sinigund
diſe Hand vol Eiffer Zorn Straf. Seele: es fellet
mit jhrem Narrenthand entweichen wann ſie nicht wil ſpuͤren
ſchwer zu laſſen was man von langer Zeit geliebet ohne
Maſſen.
Seel: duͤſtere Wolken/ :/: ſtark brauſende Winde
Hagels Geſchuͤtz/ ſchone mein ſchone/ ſchone daß
nichtes entzuͤnde. Raͤche
nummende Donner :/: Feurſtralender Blitz waſſrichte
Schloſſen und
nicht meine ſo haͤuffige Suͤnde. Maͤchtig und
ſchroͤckliches Him
̅
els Geſchuͤtz! berget mich Huͤgel un
̅
Seel:
felſichte Ritz/ daß mich bedrohete Strafe nicht finde! Alle Wort
ſind
mir zu Eng/ daß ich ſolcher Straf entgeh’ hoͤrt! der Echo
ſchallet
mir zu weng/ Alle Felſen ſind zu nider/ Ach! Ach! Ach! Die Welt
iſt
wieder meinem Weh/ Ach Ach Weh Ach Weh!
Chor der Nymfen. à 4. Echo.
Seel: Was kan unſren Sinn betruͤben?
Sin: Was mag unſre Ruh
Hertz:
Echo. lieben/
Echo.
verſtoͤren?
Was pflegt unſer Hertz zu reitzen?
ehren geitzen.
Echo.
Chor der Nymfen.
Das heiſt mit den Eulen beitzen/ lauffen nach der Eitelkeit/ und
das heiſt mit den Eulen beitzen/ lauffen nach der Eitelkeit/ und
das heiſt mit den Eulen beitzen/ lauffen nach der Eitelkeit/ und
das heiſt mit den Eulen beitzen/ lauffen nach der Eitelkeit/ und
das heiſt mit den Eulen beitzen/ lauffen nach der Eitelkeit/ und
ereilen eitel Leid/ wann wir lieben/ ehren/ geitzen/
ereilen eitel Leid/ wann wir lieben/ ehren/ geitzen.
ereilen eitel Leid/ wann wir lieben/ ehren/ geitzen.
ereilen eitel Leid/ wann wir lieben/ ehren/ geitzen.
ereilen eitel Leid/ wann wir lieben/ ehren/ geitzen.
Die III. Handlung. Der I. Auffzug. von 4. Perſonen.
Kuͤnſt: Ich ſag’ es ich habs gehoͤrt/ und
geſehen
Reich:
Ehre:
Truͤg: Iſt ſie ſo bald wendig worden?
Truͤgew: Kuͤnſt: Reich: Ehre:
durch die Hecken Glaubet ihr nicht meinen Worten.
hat ſie ſich dann
Die III. Handlung. Der I. Aufzug.
Kuͤnſt: Ihre Krafft wolt nicht rrklecken.
Reich:
Ehre: nichts gewehrt.
Truͤg: Glaubet ſie
wann ſie Sinigund behaͤlt.
Iſt ſie dann dar
wirds bald vergeſſen.
Die III. Handlung. Der I. Auffzug.
Kuͤnſt: Sie durft ſich keins Worts vermeſſen.
Reich: Ach ſie wur
Ehre: bey geſtanden?
Truͤg:
de ſo verſchellt? daß ſie nahm die Flucht mit Schanden!
laſt uns unſer
Die III. Handlung. Der I. Auffzug.
Kuͤnſt:
Reich: Man muß neue Fallen
Ehre: Alle Hoffnung iſt nicht auß.
Truͤg: Heil verſuchen!
Sol noch etwas werden drauß
bauen.
folget mir zu jener Buchen. Folget ich wils euch vertrauen.
Die III. Hondlung. Der II. Auffzug. Seelewig allein.
Seel: 1. Schnell eilende Wellen/ hellauffender Fluß/ Harre nun in dieſer Auen/
2. Dann langeſt du nachmals ans prauſende Meer/ frag ob auch in ſeiner Tiefen/
3. Die ruhige Nachte beſaͤnfftigt mich nicht/ weil ich keinen Luſt erwerbe/
4. Nun weile nicht ferners betruͤbeter Fluß/ kan mein Klag dein Eil verwehren/
1. druß/ will ich die ietzt anvertrauen.
2. Heer/ die von meinen Augen triefen.
3. Liecht ſchauend zu daß ich verderbe.
4. Guß meine Zehren dich vermehren.
Laß mich lang Betruͤbte tauen/ Mein’ haͤuffige Zehren/ meins Hertzens ver
ſolche Bitterkeit zu pruͤfen/ und ob es nicht weiche der Troͤpfelein
ſondern faſt in Kummer ſterbe/ die froͤliche Sonne verſagt mir ihr
und von deinem Lauff dich kehren; So rauſche/ ſo lauffe mit ſtaͤrkerem
Sin: Die III. Handlung. Der III. Auffzug.
Sin: Die ſchwanke Nachtigal ſo fluͤ gelſchnell
eim Toden lied ihr Ach und Weh muht ſingt bald ſchlur
Sinig: und Seelewig.
ſich ſchwingt/ umfuͤhret Wolken an ihr lang verlangtes Klagen/ und
gleich
fend Kehlen ein ihr Sehnen Angſt und Zagen. wie der Trompeten Schall
Die IV. Handlung. Der IV. Auffzug.
Sin:
wie der Trompeten Schall mit Pracht und Macht erklingt; ſo pfleget
lein den Schroffen Kies durchdringt! ſo ſauſſelt :/: ihr
Geſang
ihr Gethoͤn mit ſtarkem Ruf zu ſchlagen: Bald wie das
Waͤſſer
vol Freuden und behagen! Hoͤr doch :/: wie kuͤnſt lich bunt ihr
Stim=
Sin: Die III. Handlung. Der III. Auffzug.
melein ſich wind faſt jedes Toͤns
ſie die Lufft durch ſchneid mit einem leichten Fluͤgel! Erlerne
:/= :/: gebaͤnd in ihrem Thon ſich find/ wan
̅
wie das Gluͤck uns weinen machen kan/ und bald in einem
Sin: Die III. Handlung. Der III. Auffzug.
blick uns lachet wieder an; So wir dem Vnholdmuht nicht
unſerer Muͤtterlein ſorgliches Plagen/ das mindert und hindert den
hangen lange Zuͤgel. Seelewig haſſe das Klagen und Zagen
froͤlichen Muht/ verachte die fluͤchtig= und nichtige Zucht/ welche
Sin: Die III. Handlung. Der III. Auffzug.
ſie ſchnurriſch und murriſch gegroͤnet/ Alte
ſind Kuͤfens und Knei=
Seel:
meine Schmertzen und alles Trauren Weh abwenden von dem
Seelew:
fens gewohnet. Seel: Wann dem erfreulichs Wort moͤcht lindern
Hertzen/ ſo wolt ich ohn Verzug ergreiffen deinen Raht/ und gleichſam
gantzer
Die III. Handlung. Der III. Auffzug.
Seel: Sin:
neut mich freuen in der That. Sin: Frage die Baumen/ befra
Sin:
ſchoͤner ſeiſt wann du viel lachſt/ oder mit Weinen
nur ſeufftzeſt und achſt
ge die Waͤlder/ frage die blumichten Auen und Felder/ obe du
frage nur/ frage die Tochter der Luffte/ :/:
Die III. Handlung. Der IV. Aufzug. von 3. Perſonen. Seel: Truͤg:
Seele:
Sele: Wer kan dann troͤſten mich? Wer hoͤret was ich klag?
Sin:
Truͤg: in Widerhall verſtellt. ich ſag
Der Echo ſtill.
in dem Widerhall verſtelt und Sinn:
Mein Freud iſt nun dahin!
Sthe dort auß jenem Ort gibt der Echo gegen Wort!
hin?
Die III. Handlung. Der IV. Auffzug.
Seel: Was diliget Verluſt?
Sin: Luſt und Kurtzweil dir behag/ ſo vergiſſeſt
Echo Luſt.
was ziert mich in der Welt? was foll ich wuͤnſchen mehr?
du der Klag.
Gelt Ehr.
Die IV. Handlung. Der IV. Auffzug.
Seel: was
Sin: wann ein Schaͤfer dich verehrt/ wird dein Gut und Muht gemehrt.
bringt mir groſſe Gunſt? Was maͤſſigt
groſſes Leid?
wem ſol ſie dann
Kunſt Freud.
Die III. Handlung. Der IV. Auffzug.
Seel: Raͤhteſt du uns aber guts? was fuͤr
Sin: folgen hier?
Echo’ dir. thuts.
kurtzweil ſchicket ſich?
Jene Schaͤfer ſuchen dich
Der II. Auffzug. Die III. Handlung. Kuͤnſt: Sin: Seel:
Kuͤnſt: Hoͤrt/ was uns Truͤgewald befohlen in den Sachen/
das ſetz’ ich in das Werk/ ich kans am
Kuͤnſt: Sin:
folget mir/ iſt ſein und mein Begehr. Sin: Mit dieſer
Schaͤfer Zunfft laß
die 3. ſingen/ die andern gehen aber mit.
beſten machen/ und leiſten was er wil. Drumb trett ich forne her/ Ihr
beyde
uns die Zeite kuͤrtzen/ und in die weite Lufft das Kummer Sorgen
ſtuͤrtzen. Kuͤnſt:
Die III. Handlung. Der V. Aufzug.
Kuͤnſt: Sin:
Kuͤnſt: Ihr Nymfen laſſet euch belieben in der
Kuͤhl’; In dieſer
Sin: Wir beide ſpielen mit/ doch aber daß vor allen uns
Morgen Stund’ ein freyes Schaͤfer Spiel. Sin:
zieme ſolcher Luſt/ ſonſt mags uns nicht gefallen.
Kuͤnſt:
Kuͤnſt: Die III. Handlung. Der V. Auffzug.
Kuͤnſt: Wir wiſſen die Gebuͤhr. Das Spiel welchs uns
behagt heiſt
Kuͤnſt:
Kuͤnſt: rumb/ und pfleget zu verbinden/ den ſo die Zahle trifft/
der
man die blinde Lieb’: iſt alſo auß gedacht/ Man zehlt anfangs he=
muß umlauffend finden ein anders an die Stet zu ſeyn die blinde Lieb=
Kuͤn: Die III. Handlung. Der V. Auffzug.
und alſo nach und nach erfolgt deß Spieles Trieb. Sin:
Kuͤnſt: Es ſol das Siebende den erſten Blindfang wehlen.
Hoͤrt ich beginn von
verſuchen ſchadet nicht. Seel: Wer faͤngt dann an zu zehlen
mir an/ Zwey/ Drey/ Vier/ Fuͤnff/ Sechs/ Sieben/ Es laſſ ihr Seele
Kuͤnſtl: Die III. Handlung. Der V. Auffzug.
wig erſtmals zu fangen lieben.
Sin:
Biß du durch ſchnellen Lauf ein andern haſt errennt.
Sinn: das iſt das zarte Band/ das dein Ge ſicht verblend.
Die III. Handlung. Der VI. Auffzug.
Gwiſſ: Hertz:
Gwiſſ: Beſchau was du verblend’/ und faſt erblind erlauffeſt!
Der du fuͤr dunkel Luſt das wahre Leid verkauffeſt/
Hertz: Vnd weil du Sinigund die Seelewig verblendet/ ſo fall leben
beraubet aller Staͤrk die bald in Hohn verwendet/ du aber Seel
Seel:
du Trig= und Luͤgengeiſt/ entweich auß jhrem Arm.
entweich mit deiner Rott ſamt deinem Schmeichel Schwarm.
dig tod zu ihren Fuͤſſen hier.}
ewig folg uns nun fuͤr und fuͤr.
Die III. Handlung. Der VI. Auffzug.
Gwiſſ:
Gwiſſ: Dank/ Lob/ und ſinge Gott/ daß er dich nicht verlaſſen
der die ſen Wald und Welt beherꝛſchet ohne Maſſen
Hertz: Nachdem das eitle Thun auß deinen Augen weichet/
das Gottes Gnaden Hand zu dir vvm Himmel neiget/
In ſolcher Faͤhrlichkeit/ vielmals hat dein begehrt.}
und dich durch Lieb’ und Luſt verſuchet und gefaͤhrt.
Seelewig.
Seel: 1. Ach wunder ſtarker Gott/ der du durch manche Nacht/ mich gnaͤdiglich gefuͤhret.
2. Ach daß ich Fluͤgel haͤtt der guͤldnen Morgenroͤht/ mich Him ̅ el an zu ſchwingen!
3. Dein immer Guͤtigkeit/ die Morgen ſtaͤts erneut/ umſtrale mein Beginnen/
4. Es ſol zu aller Stund dein Lob in meinem Mund in dieſem Thal erſchallen/
Es iſt kein Vngeluͤck kein Aug=und Hertzenblick da ich mich wol regiret.
Dann mich nun alls betruͤbt/ was ich zuver veruͤbt in irr irdiſchen Dingen.
Ach HErr ich nehm mich mir/ und gib mich gaͤntzlich dir/ Ach laß mich dir gewinnen.
biß ich zu ſeiner Zeit werd in der Ewigkeit den Himmels Berg auf wallen!
1. Nun jauchtzet ihr Heiligen toͤnet und ſinget! nun lobet den Hoͤchſten/
2. So ferne der Morgen vom Abend entſtehet/ Sein himmliſche Guͤte
3. Mit heiligem Hertzen und heiligem Willen Viel werden die Engli
Dankopfer ihm bringet welcher bußthrenende Seelen erloͤſt und hertzlichen troͤſt.
die Frommen umfaͤhet/ Reuhiche Zehren uns ſchenket er ein/ der Engelein Wein.
ſchen Schaaren erfuͤllen/ Seelige jauchtzet/ daß ewige Freud den Frommen gedeyt.
1. Iſt die Liebes Trew nunmehr gantz erkaltet? wil das Kunſtgeſang ohne mich
2. Nein/ der Eiferneid meinen Sinn berucket. Wie das Bluͤmelein mein Gewant
3. Oede Stattgebaͤu/ brochne marmol Zimmer/ Venus Hercules Menſchen=Goͤt
4. Was die haſtige Zeiten koͤnnen fellen/ mag ſo meiſterlich meine Hand
5. Welches Kunſtgewerb kan mit uns ſich gleichen? Berge felſichte Huͤgel Thaͤ
6. Hat das liebliche Sing und Reimgebaͤude/ meiner Schweſteren Kunſtprob euch
auf prachten? und das Reimgedicht meiner nicht mehr achten/ iſt das Schweſter
be ſchoͤnet/ und der bunte Krantz meine Haare kroͤnet/ ſo
hat Mahler
ter Seulen/ halb verfallene Grufften/ Neſt der Eulen/ alte
moͤſi
erretten/ durch den Maſſeſtab Pinſel
und Poletten und behage
ler/ Waͤlder/ Fluͤſſe/
Meeresfurt’ Vfer/ Auen/ Felder/ in dem Augen=
gefallen/ ſo laſt
Seelewig Lobgeſchrey umſchallen; ſagt uns gute
1. Band unter uns veralten.
2. Werk dieſen Platz umſchmucket.
3 ge Siegesbogen Druͤmmer.
4. lich ſchoͤn vor Augen ſtellen.
5. blick’ unſrem Auffzug weichen.
6. Nacht ſchlaget in die Haͤnde.
* Die Erfindungs Qwellen.
* Die Lehrart.
* Das beſte Sprichwort.
* Das Haußhalten.
* Das beſte Buch.
* Die uͤbertrefflichſte Tugend.
* Das ſchaͤndlichſte Laſter.
* Die Erbauung deß Gemuͤhtes.
* Der Tugenden Hoffarben/
* Der Gluͤckstopf.
* Das Groſſe und Kleine.
* Alt und neu Teutſchland.
* Die Verwegenheit und Zagheit.
* Ob deß Mundes/ oder der Buͤcher Stimme beweglicher ſey?
* Ob die Lehrgeſetze oder die Exempel mehr fruchten?
* Ob die Rechtsgelehrten/ oder die Ertzte nohtwendiger im Regimen?
* Ob beſſer ſey lieben oder geliebet werden?
* Ob ins gemein die Maͤnner oder Weiber getreuer zu ſeyn pflegen?
* Ob zu Erlangung der Geſchickligkeit dienlicher ſey/ die Armuht oder der Reichthumb?
* Das gluͤckſeligſte Thier.
* Wie die Bildung/ Gedaͤchtniß/ und Vrheilskraͤffte/ mit der Mahl=Sing= vnd
Dichtkunſt zu vergleichen. Der Palaſt der
Wiſſenſchaffren nach den 7 Tagen der Erſchaffung
außgebauet:
* Das Liechr ☉ Fortſetzung der Seh=vnd Spiegelkuͤnſte.
* Der Merallen Auffzuͤg/ in welchem die 7 Toͤne der Muſic
Kunſtgruͤndig vorgeſtellet werden.
* Die Poetiſchen Entzuckungen.
* Die Zahlreimen.
* Die Zahlſchriften.
* Die Wortgrifflein.
* Die verſtimmelte Woͤrter.
* Der Hauptſprache Kampffſpiel.
* Magdeburg und Troja.
* F.
II.
R. K. Lebenslauff in einem Poetiſchen Gedichte beſchrieben.
* G. A. K. 3. S. Tharen durch Sinnbilder vorgeſteller.
* Das Sieb der Warheit.
* Die guldene und eiſerne Waffen.
* Die Roſen.
* Von der Lieb und der Furchte Gottes.
* Alles miteinander und noch viel mehr auß dem Quevedo uͤberſetzet.
Die Zugabe wird benebens denen im Dritten Theile vermeldten Spielreimen/
ſeyn ein Trauer Spiel auß dem Italieniſchen
uͤberſetzet.
Das ☞ bedeutet/ wo zuvor in den Geſpraͤchſpielen dergleichen ge=
handelt worden.
Das † weiſet in die Scribenten/ die darvon geſchrieben.
Das * bemerket die angezogene Buͤcher.
udg. iſt geſetzet an ſtatt des etc. als die
Anfangs=Buchſtaben von
den Worten und dergleichen.
Die Roͤmiſche Zahl zeiget auf das Spiel/ die gemeine den Abſatz §.
Meliſ. bemerket die Zugab des Dritten Theils/ und die beygeſetzte
erſte Zahl die Handlung/ die andere den Aufzug/ die dritte den §.
SR. Sind die erſten Buchſtaben dieſer Zugabe/ nachgeſetzte Zahlen
weiſen den Abſatz.
Abbildungen/ CLXXII. 7.
Abentheurliche Zuſam ̅ enſetzungen der Figuren in den Sinnbildere ̅ / CLXVIII. 25.
Abgoͤtterey der Heyden/ CXCI. 1.
Abigails Ehe mit Nabal/ CXCVI. 5.
Academien in Italien/ CXCI. 1. SR. 10. 11.
Ackerbau/ CLXXII. 10.
Adams Schlaf/ CXCVI. 18.
Affengeſicht/ CLXVIII. 27. ihre affabilitaͤt, CXCIX. 9.
Aicheltaus mit einer Obſchrift/ CLXXXVI. 9.
Alcaiſche ̅ Ode am 452 Blat.
Alles oder nichts/ CXCII.
Anna/ CLXVI. 5.
Ancora, CLXVI. 5. der Anker in einem Sinnbilde/ CLVIII. 17. 18.
Angelruten in einem Sinnbild/ CLX. 8. 15.
Arbeiten und maͤſſig ſeyn/ CLXXXVIII. 5.
Archimedes Brennſpiegel/ CLVIII. 24.
Aſcenes was es fuͤr ein Wort/ CLXXVIII 17. hat das Schutzrecht der Teutſche
̅
Sprache dem Hochfuͤrſtlichen Hauſe Anhalt erblich
hinterlaſſen/ SR. 10.
Auferſtehung der Toden aus der Natur erwieſen/ CC. 2.
Augen Geberden/ CLXXXVI. 3. 8. 11. wie die Stralen in den Augen die Se=
hungen
wirken/ CLXX. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. ruhen auf dem
gruͤnen/ CLXXX.
5.
Auskunft der Letterwechſel/ CLXVII. 11.
Bacchus Fabel/ CLIV. Bacchides/ CLIV. 6.
Bart und ſeine Deutung/ CLXXVI. 4. 12.
Bauch iſt der Teutſchen Goͤtz/ CXCVIII. 28.
Bauen an die Straſſen/ CLXXIV. 19.
Baukunſt iſt nicht auszulernen/ CLXXIV. 19.
Baumen in einander verwachſen/ CLXI. 1. Baum des Lebens iſt ein Sinnbild/
CLXVI. 29.
Begierden/ CLIV. wie ſie erzeuget/ 1. erzogen/ 2. erſterben und wieder
lebendig
werden/ 3. reitzen zur Vngebuͤhr/ 4. werden maͤchtig/ 5.
unbaͤndig/ 6. fin=
den Lobſpraͤcher/ 7. ringen nach dem
verbottenen/ 9. Viehiſche Begierden/
CLXII. 35.
die Bekehrung/ CLXIII.
Beſchreibung des Auges/ CXC. 3. der Blumfelder/ CLXXVIII. 25. CLIX.
2. 3.
eines Brunnens/ CLXXVIII. 26. des Dantzes und Dantzſaales/
CXCIX. 4. 8. der Ehefreude/ CXCVI. 8. des Fluſſes/ CLXXXVIII. 26.
der Druckerey/ CXCVII. 4. 6. 8. des Geitzes/ CXCII. 7. eines Luſtgartens/
CLXXXVIII. 21. des Geſanges/ CXCI. 3. Haare die
ausgeſchmuͤnket/
CLXXVI. 13. des Herbſtes/ CXC. 2. eines
Irrgartens/ CLXXXVIII. 24.
der kuͤnſtlichen und
unkuͤnſtlichen Muſic/ zu Anfang der Zugabe. Des Len=
tzens/ CLXXX. 3. der Schoͤnheit/ CXCVI. 8. des
Soldatenlebens/ CXCVII. 17. 18. des Spiegels/ CLXXXIII.
10. eines Ziergartens/
CLXXXVIII. 29. Teutſchlandes Elend/ CLXXVI. 8. SR.
62.
Beſtaͤndigkeit/ CLXXI. 3.
Bettelen auf eine Sinnreiche Art/ CXCI. 5.
Bewegung des Leibes/ CXCVIII. 24.
Beywoͤrter/ CLXXX. ſollen aus allen Sprachen in einem ſonderen
Werke ge=
teutſchet werden/ 1. 2. des Hundes/ 13. 14. 15. 16. 17. 18. des
Fluſſes/ 25.
26. 27. 28. 29. 30. der Schaafe/ 7. 8. 9. 10. 11. 12. des
Schiffes/ 30. 31.
32. 33. 34. 35. der Wapen/ 2. 3. 4. 5. 6.
Bilderſchrift/ CLXVI.
Bildereyen/ CLXX.
Bleywaag in einem Sinnbilde/ CLXXIV. 5.
Blinde fuͤhren die Hunde/ CLXII. 35. der blinden Lieb ſpielen/ CLXII. 38.
blinde
Woͤrter fuͤhren/ CLI. 8.
Blumen/ CLIX. werden gelobt/ 2. 3. 10. 11. verachtet/ CLXXXIV. vom 1.
bis auf den 10. §. CLXXXVIII. 25. CLXXXV. 11. 12. 13. der Blumen
Gebrauch/ CLXXV.
16.
Blutstroͤpflein in dem Ey/ CXCVIII. 34.
Botſchafter der Tuͤrken/ SR. 16.
Bone was es fuͤr ein Wort/ SR. 16. werden von Pythagora verbotten/ und
aus
was Vrſachen/ 59. der Bonen Koͤnig Namen/ 59.
Brunſchwig was es fuͤr ein Wort/ CLV. 3. Boͤſe Weiber/ CXCVI. 6.
Buͤcher drucken/ Buchſtaben gieſſen/ † Druckerey.
Buͤchſen oder Buͤcher/ CXCVII. der Buͤchſen
Schaden/ 13. 14. 15.
Buchſtabſpiel/ CC.
Buß/ CLXIII. Bußgeberden/ CLXX. 7.
C. ob es ſo viel als 100. und waruͤm/ CLXXVII. 24.
Camera obſcura, CLXVII. 3.
Canon, CXCVIII. 1.
Chor/ ob es mit einem K zu ſchreiben/ CLXI. 14. Chorhemter
Vrſachen/
CLXVII. 10.
Circul und Characteres in der Sinnbildkunſt/ CLXXII. 32. der Circul iſt die
raumlichſte Figur/ daſelbſt.
Citronoͤpfel in einem Sinnbilde/ CLXXII. 32.
Cleopatraͤ Perle/ CXC. 1.
D. waruͤm es 500. zehlet/ CLXXVII. 24.
Dactyliſche Liedlein/ CLVIII. 14 wie ſie in die Muſic zu ſetzen/
CLVII. 71. wer=
den vermiſchet mit anderen Reimen/ hin und wieder in Seelewig
Matth.
Dandolo, CXCI. 1.
Dantzen/ CLXXXVIII. wird gelobt und aus der Natur erwieſen von 2. bis 10.
wird verlachet von dar bis zu Ende des Spiels.
Democritus, CXCI. 1.
Deut/ CLXXVIII. ob Teutſch oder Deutſch zu ſchreiben
daſelbſt nach der Laͤnge
ausgefuͤhret.
Deutkunſt/ CLXXV. beſchrieben/ 1. iſt in der Natur
gegruͤndet/ 3. dienet in der
Sprachkunſt/ zu der Vernunftlehre/ zur
Poeterey/ zur Singkunſte/ u d. g.
8 in der Sittenlehre/ Haußweſen und
Regierkunſt. 9.
Diamant zu einer Bilderſchrift/ CLXVI. 5.
Dichtkunſt/ CLI. 5. ihre Abtheilung/ 9. † Reimen.
Diſtinctiones, CXCVII. 8.
Dolmetſchen ſol aus gebundener Rede nicht in ungebundener beſchehe ̅ / CLIV. 16.
Donner mit den Geſchuͤtzen verglichen/ CXCVII. 14.
Dreyſtaͤndige Sinnbilder/ CLXXI. 3.
Druckerey wird beſchrieben/ CXCVII. von 1. bis 9. iſt zu verwunderen/ 9.
10.
Duͤnkelwitz/ CLVII.
Echo/ CLXII. 26.
Ehe/ CLXII. CXCVI. 28. Eheſtandes Sinnbild/ CLXV. 24. iſt zu lieben wie
die Artzney/ CXCVI. 4. iſt oft ungluͤcklich/ 56. ſein Stiffter/ 7.
wird belobt/ 8.
Ehrgeitz/ CLVII. 33.
Ehren und Loben iſt zu unterſcheiden/ CLXXV. 7.
Efeu Bacchi und ſeine Deutung/ CLIV. 9.
Eitelkeit der Welte/ CLXI. 18.
Eiferſucht/ CXC. 4. 5.
Einfaſſung der Sinnbilder/ CLXXIII. 32.
Einſamkeit/ CXCVI. 7. CLXXXVIII. 17.
Elementa dienen zu den Sinnbilden/ CLXXIII. 32.
Epitheta, CLXXX.
Erfindung der Sinnbilder/ CLXXII. 20. † Sinnbilder.
Erkaͤntniß der Menſchen iſt auf ſechſerley
Weiſe zu erhalten/ CLXXIV. 9. bis
15. Erkaͤntniß ſein
ſelbſt/ von 15. bis zu Ende.
die Ermahnung/ CLXI.
Erzehlung vom Kartenſpiele/ CLXXXVI. 19. vom Spatzirengehe
̅
/ CLXXXVIII.
3.
vom muͤſſig ſeyn/ CLXXXVIII. 7. von der Einſamkeit/
CLXXXVIII. 17.
von den Leibsuͤbungen/ CLXXXVIII. 11. vom Hunger/ CXCI. 5. von laͤ=
cherlichen Aufgaben/ CXCVIII. von einem Hochzeiter/ CXCVI. 8. von ei=
nem
Waͤchter/ CXCIV. letzter §.
Eſopus Fabelwerk/ SR. 1.
Eſſen des Tages zweymal/ CXCVIII. 29.
Ey wird auf manche Weiſe eroͤffnet/ CXCVIII. 34.
Ewig was es ſey/ CLXIV. 10.
Fabel ſind zu wiſſen den Poeten/ Mahleren/ Stein=und Bildhaueren/
CLIV. 1.
ihrer Vmſtaͤnde genaue Deutungen/ 10. 11. 14. vom Hunde und dem
Schatten/ SR. 1.
Faſel/ † Bone.
Fernglaß/ CLX. 4.
Feur in den Sinnbilderen/ CLXXII. 26.
Figuren der Sinnbilder/ CLXVIII. † Sinnbilder.
Finger/ CLXXVII. 24.
Fiſche/ CLXXXI. Fiſchreuſe/ CLXII. 3. 4.
Fluͤſſes Beywoͤrter/ CLXXX. von 24. bis 30.
Form der Geſpraͤchſpiele/ CXCVIII.
Frauenmuͤntze/ CLXVI. 5.
Freudenſpiele Nutzen/ CLIV. 15. Abtheilung 15. Dolmetſchung. 16.
Freundſchaften werden auf manche Art geſtifftet/ CXCVIII. 32. in einem Sinn=
bilde/ CLXII. 19.
Fremgierigkeit in dem Sprachweſen/ SR. 3.
Freyheit in einem Sinnbilde/ CLXVIII. 18.
der Fruchtbringenden Geſelſchaft Vrheber/ SR. 20. CLXXI. 9. ihr Na=
men in einem Sinnbilde/ CLXXI. 9. ihre Spracharbeit/ CLXXI. 10. 14.
ihr Ruhm/ SR.
51.
Fruͤchte des Glaubens/ † Glauben.
Fruͤlings Lob/ CXC. 3. 5. 7.
Fuͤchſe mit Fuͤchſen fangen/ CLXXIII. 6. der Fuchsbau/ CLXXIII. 24.
Fuͤrſten werden aus den Haͤnden erkant/ CLXXVII. 3.
Gartens Beywoͤrter/ CLXXX. von 18. bis 24.
Gaſt/ CXCVIII. Gaſtbar/ 3. Gaſterey/ Gaſtiren/
Gaſtgeb/ 2. Gaſtfrey/ Ga=
ſtung/ Gaſpar/ 4.
Gaſtrich/ Gerngaſt/ Erbgaſt/ 5. Gaſtrecht/ Gaſtgab/
Gaſtlich/ 6.
Gebaͤnd metrum, CLI. 8.
Gebet/ CLXIII. 1. 3.
Geberden der Liebe/ Wolthaͤtigkeit/ Reue/ CLXXV. 7. † Deutkunſt.
Geburtstag/ CXCVIII. 13.
Gedanken uͤbertreffen die euſſerliche Sinne/ † Sinnbild/
ſind Engliſch/ CXC.
25. erzeugen erſtlich das Bild/ nach mals die
Rede oder Schrift/ CLXV.
17. 29.
Gegenſatz/ CXCVIII. 25.
Geiſtliche Gemaͤhlde/ CLXVIII.
Geitz wird betrachtet/ CXCII. 2. 4 SR. 2.
Geliedmaſſen des Menſchen/ ob und wie ſie in der
Siu
̅
bildkunſte dienen/ CLXIX.
37. 38.
Gemaͤhlde ſind von den Sinnbilderen zu unterſcheiden/ CLXVIII. 27.
Geringes kan groſſes verurſachen/ CLXVIII. 16.
Geſang/ † Muſic und Reimen=Geſaͤnger mit den Zehren verglichen/ CXC 3.
Geſchenke nehmen/ CLXXVII. 23.
Geſchuͤtze/ CXCVII. von 9. bis zu Ende.
Geſchichte der Vorfahren leſen/ CLXXIII. 26.
Geſpraͤchſpiele ſollen der Geſelſchaft
gemaͤß ſeyn/ CXCIX. 9. unartige/
CXCIX. 9. wie
ſie aneinander zu hangen/ CC. 1. ihr Endurſache/ SR. 48.
ſind
durch den Gebrauch auszuuͤben/ SR. 51. werde
̅
entſchuldiget/ SR. 50.
Geſpraͤches Lob/ CLXXXVII. 16. SR. 45. 46.
Gewonheiten ſind nicht auf einmal zu verbeſſeren/ CXCVI. 1.
Gezelt in einem Sinnbilde/ CLVIII. 31.
gild was es fuͤr eine Endung/ CLV. 6.
Glaubensfruͤchte in einem Sinnbilde/ CLXV. 20.
Glaͤſer die vergroͤſſeren/ CLX. 3.
Gleichheit/ CXCVIII. 25. Gleichniſſe ob ſie der Sinnbilder Seele zu
nennen/ †
Sinnbild.
Gluͤckſelige Wolfahrt anwuͤnſchen/ CXCV. 25.
Gluͤckesbau/ CLXXIV.
Goldſchmids=Arbeit mit den Blumen verglichen/ CLIX. 8.
Grentze der Laͤnder/ SR. 7.
gund was es fuͤr eine Endung/ CLV. 8.
Haare auf dem Haubte/ CLXXVI. waruͤm ſie die alten
Teutſchen aufgebun=
den/ CLXXVII. 18.
Haͤnde in den Sinn bilderen/ CLXIX. 37. 38. Handſchlagen/
CL XIV. 11.
Haͤubter der Jungfrauen waruͤm ſie bedecket werden/ CLXXXVIII. 32.
Heiraten/ † Eheſtand.
Heydniſche Gedichte/ CLI. 9.
Helm/ CLXXIX. ſeine Abtheilung/ 3. 4. Ziere/ 1. Helm des Heils/ 5. Helmde=
cken Vrſprung/ 6.
Heroldskunſt/ CLXXVIII.
Hertz Taus mit einer Obſchrift/ CLXXXVI. 19. Hertz des Menſchen in einem
Sinnbilde/ CLXX. 1.
Hettwig/ CLV. 3.
Hoffnung/ CLVIII. 12. in einem Sinnbilde/ CLXIX. 9.
Hund dient zu vielen Sprichwoͤrteren/ CLXXIII. 4. 10. 23. ſeine
Beywoͤrtlein/
CLXXX. von 13. bis 18. ein Hund iſt auf ſeines
Herren Grabe Hungers
geſtorben/ CLXXIII. 31.
Hunger/ CXCI. 5. CXCV
Ideæ Platonicæ, CXCVIII. 4.
Igel auf dem Helm/ CLXXIX. 1.
Indianer urtheilen vom Spatzierengehen/ CLXXXVIII. 3. ihre Bekehrung/
CXCVIII.
31.
Jonas Abendruhe/ CLXVII. 12.
Italia iſt das Land der Muſic und Freudenſpiele/ CLIV. 15.
Kahl ſeyn/ CLXXVI 4. 13.
Kartenſpiele/
CLXXXVI. bringet groſſen Schaden; vergleichet des Men=
ſchen Leben/ 2. 11. iſt eine Kennart/ 3. dienet zu vielen Lehren/ 4.
gleichen
den vier Jahrs Zeiten/ 5. ſind des Beutels Sarg/ 6. haben Augen/ 7. un=
terrichten die Buhler/ 8. die Soldaten/ 9. die Fuͤrſten/ 10.
Katz in einem Sin
̅
bilde/ CLXVIII. 17. Sprichwoͤrter von der Katzen/ CLXXIII.
20.
Keuſchheit/ CC. 1.
Klingreimen und Klinggedichte welches beſſer/ CLXI. 12.
Knaben ſind in der Kindheit zu erkennen/ CLXXV. 7.
Koͤnige ſollen jhrer Vorfahren Thaten wiſſen/ CLXXIII. 26.
Kreutzes Figur CLXXVIII. 6. ſeine Deutung/ 4.
Kraͤuter behalten ihre Geſtalt in der Aſchen/ CXCVIII. 2.
Krieg fuͤhren/ CLIII. was darzu vonnoͤhten/ 5. 6. 7. darbey iſt
alles zu beob=
achten/ CLXXXV 15.
Kunſte verfaſſen/ CLXV. 6. 7. wie es zu verſtehen/ CLXXII. 3.
ihre Figuren in
den Sinnbilderen/ CLXXII. 31.
Kundſchafter/ CLIII. 6.
Kurtze Reue/ CLXII.
Kuͤſſen/ CLXXVI. der Elteren/ Freunde/ Verliebten/ die Obrigkeit/
die Haͤn=
de/ den Rock/ 9. 10.
L. waruͤm es 50. bedeute/ CLXXVII. 24.
Leben des Menſchen/
CLXXXVI. 2. wird durch das Geſchuͤtz
verkuͤrtzet/
CXCVII. 14. 15. iſt ein Spiel/ SR. 37. 28.
Leibes Vbung/ CLXXXVIII. 5.
Leo der VII. Pabſt befreyet die Meiſterſinger/ CLI. 8.
Letter ob es Teutſch/ CLXVII. 10. Letterwechſel/ CLXVII. Letterzwang/ 5.
iſt
bey den Ebreeren uͤblich/ 4. ihre Geſetze/ 10. dienen zu den
Sinnbilderen/ 11.
Liebe mit der Sonnen Stralen verglichen/ CLVIII. 14. Chriſtlicher Liebe Eigen=
ſchaften nach der Laͤnge außgebildet/ CLXVIII. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
Liechtmeß/ SR. 60.
Ling was es fuͤr eine Endung/ CLV. 12.
Loben iſt von ehren zu unterſcheiden/ CLXXV. 7.
Gio: Franceſco Loredano wird gelobt/ CXCI. 1.
Loͤwen in den Wapen/ CLXXVIII. 4.
Ludwig was es fuͤr ein Wort/ CLV. 3.
Luft in den Sinnbilderen/ CLXXII. 27.
Luͤgen dienet die Warheit zu forſchen/ CLXXIV. 9. der
Luͤgenden Geberden/
CLXXIV. 8.
M waruͤm es 1000. bemerke/ CLXXVII. 24.
Magnets Wunder/ CLXXI. 10.
Mahlkunſt/ CLXIV. ihr Aufzug/ 4. iſt mit der Poeterey
verſchweſtert/ 2 ihr
Vermoͤgen und Lob/ 5. 6. 7. 9. der Mahler
Meiſterſtuck/ 1. 2.
Malva, CLXVI. 5.
Mannsfeld/ CLXXVIII. 17.
Mannstreu/ CLXVI. 5.
Maria Wundergeburt in einem Sinnbilde/ CLXXII. 24.
Meduſa, CLXIII. 7. 10.
Meermuſchel/ CLVIII. 1. 4. 5.
Meiſterſinger und ihrer Kunſt Verfaſſung/ CLI. 8.
Menſch iſt zur Ehre Gottes erſchaffen/ CLVIII. 6.
Menſchliche Figuren in den Sinnbilderen/ CLXVIII. 27. 28. 29.
Mercurius, † deut/ ſeine Fluͤgel/ CL. 5.
Metrum das Gebaͤnde. CLI. 8.
Mißbrauch der Schiffarten/ CLVIII. 16.
Monarchey iſt jederzeit bey den Saufferen geweſen/ CXCVIII. 33.
Morgenlob/ CLIX.
der Mund iſt der Artzt und der Henker/ CLXXIV. 23. mit unreinen
Lippen/
CLXXII. 5.
Muſen befinden ſich bey Baccho, CLIV. 8.
Muſica CLVI. ihre Ankunft/ 3. 4. 24. ihr Aufzug/ 21. 22. Alterthum/ 5. 6.
heunte zu Tag/ 10. 11. Endurſach/ 12. 13. 19. 27. 28. iſt mit
der
Poeterey verbunden/ 14. 15. 20. ihr Lob/ 25. 26. ihre Wunderwir=
kung/ 6. 7. ihr
Mißbrauch/ 8. 9. 32. † auch Geſang.
die Nachtigal wird ſingend beſchrieben/ CLXII. 14.
Natur oder Chur/ CLXXII was durch das Woͤrtlein Natur verſtanden wird/
CLXXII. 2. wird daſelbſt nach der Laͤnge betracht.
Narrenkappen/ CLXXIII. 2. 3. Narrenleben/ 16.
Niedlich und nieden/ CLX. 25.
O waruͤm es eine runde Figur hat/ CLXXV. 8.
Obſchrift der Sinnbilder/ † Sinnbild.
Ode zu Teutſch/ CL X. 15.
Opfer der Intronaten, CLXIX. 1.
Oſculum, CLXXVI. 9.
Pan/ CLII. ſein Amt/ 9. ſein Bart/ 4. ſeine Bekleidung/ 8.
ſeine Bocksfuͤſſe/ 5.
ſeine Forſchung/ 15.
ſeine Furcht/ 11. ſeine Geburt/ 2. ſeine Geferten/ 10.
Jambe, 15.
ſeine Hoͤrner/ 3. ſeine Liebe/ 15. ſein
Muſicſtreit mit Apolli=
ne/ 14. ſein Ringkampf/ 12. ſeine
Schwegelpfeiffe/ 6. ſein Stab/ 7.
Palladis Spiegel/ CLIII. 8.
Palmreimen/ † dactyliſch.
Parrhaſius, CLXV. 1.
Paranomaſia, CLVIII. 28. CLXII. 21.
Parnaſſus, CLXXXVIII. 4.
Pegaſus Fluͤgel/ CLIII. 9.
Perle mit den Zehren verglichen/ CXC. 1.
Perſeus/ CLII. ſeine Fabel bildet den Krieg/ der in fremden
Laͤnderen zu fuͤhren/
2. der Feldherren Tugenden/ 5. des Krieges
Vrſachen/ 3. erfordert lange
Vorbereitungen und Geſchwindigkeit// 4.
Phylis, CLV. 18.
Pferd von der Kunſt gezaumet/ CLXXII. 18.
Pinſen werden fuͤr Soldaten angeſehen/ CLXXXIV. 14. CLXXI. 3.
Poeterey/ CLI. wird mißbraucht/ 1. 2. iſt mit der Muſic
vergeſelſchaftet/ CLVI.
14. 15. wird von dem Lateiniſchen
abgeſehen/ CLXII. 13. der Poeterey Ab=
theilung/ CLI. 6. wird an den
Fluͤſſen getrieben/ CLXXXVIII. 4.
zu Poͤltzen drehen/ CLXXIII. 24.
Proportio zu Teutſch/ CLXIV. 4.
Proſerpina erzihet Bacchum, CLIV. 2.
Purpur in einem Sinnbilde/ CLXXIII. 26.
Pyramis oder Flammſeulen/ CLXIII. 3.
Pyrnbaum in einem Sinnbilde/ CLXXI. 14.
Quadrain zu Teutſch/ CLXI. 12.
Seb. Quirino Stiffter der unbekanten Academie/ CXCI. 5.
Rauch in einem Sinnbilde/ CLXI. 23.
Regenbegen und ſeine Deutung/ CLXIII. 9.
Reichthum mit dem Schatten verglichen/ CLXVII. 33. 36.
Reimkunſt/ CLI. 6. 8 hat etliche zur Zeit erdu te Maͤngel/ CLVIII. 19.
Reiſen was darbey in Acht zu nehmen/ CXCVII. 3.
Reymund als Reyen Mund/ CLXXV. 11.
Reticentiæ verbum in arte Emblematica, CLXXII. 34.
Richten und urtheilen/ CLI. 3.
das Roͤmiſche Reich mit Trinken erhalten/ CXCVIII. 33.
Ruhe der Augen und des Gemuͤhts/ CLXXXVIII. 6.
ſ. s. woher ſolche Figur entſtanden/ CLXXV. 8.
Sachſen und ihres Namens Vrſprung/ SR. 47.
Safran in einem Sinnbilde/ CLXXI. 3.
Satyrica, CLV. 1.
Saturnalia wo ſie herkommen/ SR. 60.
Sauffen/ CXC. 32. 33.
Schaafe/ CLXXX. 7. 8. 9. 10. 11. 12. Schaͤfereyen
dolmetſchen † Dolmet=
ſchen.
Schalten was es fuͤr ein Wort/ CLXI. 2. Schaltruh/ SR. 34.
Schatten und ſeine Deutung/ CLVII. 33.
Schiffſpiel/ CLXXXII. CLXXX. des Schiffes Beywoͤrter von 30. bis 40.
das zu Anker ligt/ CLVIII. 13.
Schildloͤhr/ CLXXIX. 6.
Schillerreimen/ CLI. 6.
Schlangen Mercurii, CLXXVI. 9.
Schnecken in einem Sinnbilde/ CLXXII. 3.
Schoͤnheit wird beſchrieben/ CLXXXIII. 10. wird
durch das Spatziren be=
foͤrdert/ CLXXXVIII. 11.
Schriften in der Druckerey/ CXCVIII. 7. der Sinnbilder/ CLXXI.
Schul à
Schulden meiden/ CLXXI. 3.
Schwaͤger und Spieß/ CLXXIII. 25.
SEELEWIG/ CLV. 3.
Seelengefahr/ CLX.
Seulen Herculis Caroli V. CLXXV. 15.
Sexain zu Teutſch/ CLXIV. 13.
Singen/ † Muſic.
Sinnetrug/ CLVIII.
Sinne Vnbeſtaͤndigkeit/ CLVIII. 16. verfuͤhren/ CLXI. 3.
Sinnbildkunſt/ CLXV. Eigenſchaften/ 20. Figuren und ihre Nebendeutung/
8. CLXXII. von 20. bis 30. 35. ihr Gebrauch/ 26. ihr Lobſpruch/ 28. des
Sinnbildes Seele/ CLXV. 14. Obſchrift/ CLXXI.
Soldaten Leben/ CXCVII. 17. 18.
Sommer was es fuͤr ein Wort/ CLXXXVI. 5.
Sonnen anbeten/ CXCI. 1.
Spatziren/ CLXXXVIII. wird mit anderen Vbungen verglichen/ 3/ gelobt bis
auf 32.
geſchaͤndet von daran bis zu Ende/ wird verneinet/ CXC. 3.
Spiegel/ CLXXXIII. wird beſchrieben/ 1. 3. CXCVI. 8. ſeine Bildung/ 10.
Eigenſchaften/ 6. 8. 10. iſt voll Eitelkeit/ 25. ſeine Stralen/ 9.
iſt der Schoͤn=
heit Rahtgeb/ 9. die Welt iſt voller Spiegel/
5.
Spiel der Karten/ CLXXXVI. der Kinder/ CLXXXVIII. 7. des Wortes An=
kunfft/ SR. 23. 24. 26. Gebrauch/ 27. Spiel der Natur/ 30.
Sprache von Babel/ SR. 19. Sprachen ausarbetten/ CLXXI. 3.
ſind den
Menſchen nicht angeboren/ CLXXV. 3. Teutſche Sprache
† Teutſch.
Spruͤche der H. Schrift wie ſie zu mahlen/ CLXVIII.
Sprichwoͤrter/ CLXXIII. mahlen und uͤberſetzen/ 25. 26. 27.
Stillſchweigen iſt eine Maſque/ CXCIV. 3.
Stirn veraͤnderen/ CLXX.
Subdiviſiones, CXCIX. 9.
Sylben werden in ſtumpfe und klingende getheilet/ CLI. 8. welche lang oder kurtz/
CLXIV. 13.
Sylvie Tod/ CLXII. 12.
Symphonia, CLXIV. 13.
Tact zu Teutſch/ CLXXII. 8.
Teut oder Deut/ CLXXVII. Teutſche Sprache/ SR. 3. wie ſie verderbet wird/
5. 6. 19. iſt zu Babel nicht verwirret worden/ 19. hat ſeine Wurtzel in
dem
Ebreiſchen/ SR. 22. iſt noch nicht zaͤrtlich/ CLIV. 17. iſt allen anderen
Sprachen vorzuziehen/ CLXXI.
3. Teutſche Namen/
CLV. 3. Teut=
ſche manglen der Scribenten/ CLI. 8. das
Teutſche Reich ausgebildet/
CLXVIII. 27. die Teutſche zechen vor der
Kriegshandlung/ CXCVIII. 33.
Theſeus ſchaffet Ariadne von ſich/ CLIV. 8.
Tiegerthier Bacchi/ CLIV. 5. ihre Haͤute bekleiden Pan/ CLII. 5.
Thiere und ihre Klugheit/ CLXXII. 6. ihre Haͤubter auf dem Helm/ CLXXIX. 5.
Trapellierkarten Deutung/ CLXXXVI. 13.
Trinken bleibt bey den Haubtreichen/ CXCVIII. 23.
Tugend iſt die ſchoͤnſte Blum/ CLXXXIV.
12. laͤſt ſich in Geſtalt der Jung=
frauen ſehen/
CLXXXIX. 4. Tugendregel/ CLXXXII. 9. feyret iſt aber
nicht
muͤſſig/ CLXXXVIII. 5.
Tuͤrken lieben ihre Sprache/ SR. 16.
Tyranney/ CLIII. 10.
V. ob es 5 zehle/ CLXXVII. 24.
Vbung des Leibes/ CLXXXVIII. 11.
Vertrauen auf das Irdiſche/ CLVIII. 18.
Verſtand des Menſchen/ CLXXII. 8. Vnterſchiede
der Verſtandgaben/
CLXXV. 1.
Verſchwender werden betrachtet/ CXCII. 2. 4. 5.
Verſchluß der Waaren/ CXCV. 5.
Vld was es fuͤr eine Endung/ CLV. 10.
Vnartige Reden/ CXCV.
Vndank durch das Weinen gebildet/ CXCI. 3.
Vorredner der Freudenſpiele/ CLXIV. 1.
der Wafen Gebrauch/ CLXXIX. 11.
Wahn iſt truͤglich/ CLX. 4.
Walt was es fuͤr eine Endung/ CLV. 18.
Waſſer dienet in der Sinnbildkunſte/ CLXXII. 8.
Waldgedichte/ CLIV. 13. CV. 1.
Weg des Lebens/ CLXVIII. 1.
Weiden bemerken die Reue/ CLXIII. 1.
Weinen oder Singen/ CLXX. CXCI.
Wapen/
CLXVIII. ihre Loͤwen/ 4. Kreutze/ 5. Beywoͤrter der
Wapen/
CLXXXIX. 1. 2. 3.
Weißheit iſt die ſchoͤnſte Geſpielin/ SR 28.
Weinſtock von Baccho erfunden/ CLIV. 4.
Wetter wird beſchrieben/ CLXI. 10.
Weyen mit ſeiner Deutung/ CXCV. 2.
wig was es fuͤr eine Endung/ CLV. 3.
Wirkurſach/ CXCVIII. 7.
Winkelmaaß in einem Sinnbilde/ CLXXIV. 3.
Wollen ohne Werke CLXVI. 4.
Wort/ Wortgleichheit/ CLXXI. 3. CLVIII. 28. Wortart/ CLXVI. 7.
CLXX. 12. CXCVIII. CLXII.
29. Wortforſchung beſtehet zu weilen im rahten/ CLXXVII. 11.
VII. Wunderwerk. CLXXII. 14. 15. 16.
Wunder der Natur/ CLXXII.
Wuͤrffelſchluß/ CLXVI. 8.
X. waruͤm es 10. bemerke/ CLXXVII. 24.
Zahlbuchſtaben/ CLXXVII. 24. Zahlirrthum/ CXCV. 4.
Zehren Kraft/ CXCI. der Bußfertigen ſind der Engel Wein/ CLXIII. 8. ſind
mit dem Geſang zu vergleichen/ CXC. 12.
Zeitliche Guͤter † Geitz.
Zeuxis, CLXV. 1.
Zindelbinden/ CLXXIX. 6.
Zunge des Menſchen/ CLXXX. 10. hat zweyerley Gebrauch/ SR. 44.
Zuhoͤrer werde ̅ in der Verſamlung eiferiger beweget/ als abſonderlich/ CLIV. 15.
Zweyſtaͤndige Sinnbilder/ CLXXI. 12.
Zweydeutige Woͤrter in den Sinnbilderen/ CLXXI. 3.
Diego DE AGRADA: Novelas Morales. Madrid. 1620.
Anton. AGOSTINI: Metaglie. Rom. 1592.
Lamprid. ALARDI: de Veterum Muſica liber ſingularis. Schleuſing. 1636
Andr. ALCIATI JC. Emblemata. Lugdini 1592.
Antipathia Amoris divini & humani. Antuerp. 1629.
Armorial ſommaire, dans le quel eſt compris tout ce que depend de la
ſcience
du Blaſon. Paris. 1638.
Luc. ASSARNO: Raguagli di Cipro. Bologna 1642.
Auguſt. Augſpurger: Reiſende Clio. Dreßden 1642.
Jacob. BALDE, de Vanitate Mundi. Monach. 1638. Batrachomyomachia.
Ingolſtadii
1637. Templum Honoris apertum FERDINANDI III. In-
golſtad. 1637. Epodon libb.
Monachi. 1642. Sylvarum libb. Monach.
1643.
BANDELLO: Novelle. Vener. 1554.
Scipio BARGAGLI: Academico Intronato L’ orazione delle Lodi dell’ Aca-
dcmie. Venet. 1594.
Coſimo BARTOLI, Academico Fiorentino Diſcorſi Hiſtorici.
Genoua 1582.
Dionyſ. Labeus BATILIUS: Emblemata Francofurti ad Mœn. 1598.
Giacinto BELPIER: Raccoltore de vari diſcorſi Academici Cremon. 1638.
BENZO
Hiſtor. Novi Orbis. 1578.
Gioſep. BETUSSI: Dialogo d’ Amore, Venet. 1544.
Theodor. BEZA: Emblemata. Genev. 1599.
Bernhard. BIBIENA: Cardinal di S. Maria Calandra Comed. Venet. 1554.
Lorenz. BIFFI: Lode de la Guerra. Cremon. 1638.
Bizzarie Academiche † LOREDANO.
Jacob. BO
Raffael BORGHNI: La Donna Coſtante. Venet. 1606.
Jacob. BORNITIUS: de rerum ſufficientia. Francof. 1625.
BRUNO NOLANO, Academico di nulla Academia, detto il Faſtidito.
Candelajo Comedia, Parigi 1582.
Phil. CÆSIUS: Scala Heliconis Teutonici. Amſtelod. 1643.
Fruͤlingsluſt.
Hamburg 1642.
Georg. CALIXTUS: Evangeliſtarum Concordia. Halberſtad. 1624.
Joachim. CAMERARIUS: Emblemata Centuriæ IV. Norimberg. 1597.
Camillo CAMILLI: Impreſe Illuſtri. Venet. 1586. Autore digrandbrio.
Jul. Cæſ. CAPACCIO: Secretario. Venet. 1599.
Tomaſ. CARAFFA: Diſcorſi Academici. Cremona. 1638.
Guido CASONI: diſcorſi interni. Crem. 1638.
Pierre CHARON: La Sageſſe. Rouen 1623.
Vincent. DU CREST: Complainte & advis que fait Luiziandro contre
Amour. Rouen. 1605.
Luigi CONTARENI: Il Giardino. Vicenza. 1597.
Daniel Czepko: Triumfbogen. Breßlau 1641.
DONI: Academico Pellegrino: Mondi Celeſti, terreſtri & infernali.
Vener.
1583.
Jer. DREXELIUS: Rhetorica Cœleſtis Monach. 1636.
Nicetas. Colon.
1631. Phaëton. Colon. 1631.
DES EARS: Les contrepoids de L’ame Genev. 1625.
ESTIVAL: Les Alarmes d’ Amour. Lyon. 1605.
FEDELE Academico Affidato diſcorſo dell’ Amore di non veduto
oggetto,
Cremon. 1638.
Franceſ. FIGUEROA: Obras. Lisbon. 1625.
Cap. FLEGETONE: Comico inflamado. Cyſelia. Paris. 1609.
Hieron. GARIMBERTO: Concetti per ſcriver & ragionar familiarmente.
Venet.
1525.
Pompon. GAURICIUS: de ſculptura. Urſellis 1603.
des GEHEIMEN dreyſtaͤndige Sinnbilder/ Braunſchweig 1643.
Feder. GIORGI: Il modo di cognoſcere i buoni Falconi, Aſtori e Spervieri.
Venet. 1573.
Guilielm. GRATEROLUS: Opuſcula, de Memoria, prædictione morum,
de temporum
mutatione, &c. Baſil. 1554.
Panico GRANACCI Academico Cruſcano: Il Laſca, nel quale ſi
moſtra, che
non importa che la Storia ſia vera-Fiorenz. 1484.
Chatounieres DE GRENAILLE: Les Plaiſirs des Dames. Paris 1643.
La
gentileſſe de ce liuret a tresbien ſervy en cet oeuvre.
Luigi GROTO Cieco d’ Hadria: La Alteria Comed. Venet. 1612. La Cali-
ſto,
favola paſtorale. Venet. 1612. La Adriana Tragedia. Venet. 1626.
Il
Theſoro Comed. Venet. 1622.
Bendict. HÆFEENIUS: Schola Cordis. Antuerp. 1629.
Dan. HEINSIUS: de contemptu Mortis lib. IV. Lugdun. Batav. 1621.
Guilielmi HESIUS: Emblemata Sacra Antuerp. 1636. Egregia quampluri-
ma ex
ſolertiſſimo hoc Autore mutuavimꝰ quæ, ut & alia,
propter mar-
ginis anguſtiam adnotari non potuerunt. Nos interim ingenuè fa-
temur, per quos profecimus.
Hieron. HORNSCHUCHIUS:
Volph. HUNGERUS: Notæ in Tabb. vocum Gallicanarum Caroli Bovil-
li. Argent.
1583.
Ben. JANSON: Catiline his conſpiracy. Londen. 1635.
De gl’ INTRONATI: Il Sacrificio celebrato ne i giuochi d’ un
Carnevale in Siena.
Venet. 1554.
Bernhard Jobin: Neu Jaͤgerbuch. Straßburg. 1590.
ISYCHIUS in Leviticum libb. VII. Baſil. 1527.
Franciſc. JUNIUS de Pictura veterum, Amſtelod. 1637.
Hiſtorie d’ Hypolite & d’Iſabelle. Rouen 1603.
Frantz Keſſler: Holtzſparkunſt/ Frankfurt 1618.
Athanaſ. KIRCHNERUS: Prodromus Coptus, ſive
Ægyptiacus. Rom.
1630. de Arte Magnetica. Colon. 1643.
Henr. KORNMANNUS: Templum Naturæ hiſtoricum. Darmſtad. 1611.
Gio: Franceſ. LOREDANO:
Aeademico incognito e Nobile Venetto Biz-
zarie Academiche. Venet. 1638. Scherzi
geniali. Bologn. 1641. Auto-
re di grand talento.
Franc. LOUBAYSSIN DE LAMARCA: Engannos deſte ſiglo. Paris 1615.
Piet. de LUXAN: Coloquios Matrimoniales. Barcelona 1564.
Nicolai MACCHIAVELLI: Mandragola Comed. Venet. 1554.
Giov. MASSARENGO: Academico innominato: Tre ſorelle. Comed. Prag.
1609.
Noe MAVRER: Jag=und Forſtrecht Marburg 1617.
Rabbi MOSES MAIMON
redditus à
Johanne Buxdorfio F. Baſil. 1629.
Bartol. MEDUNA: Lo Scolare. Venet. 1588.
Anton. MINTURNO: arte Poetica. Venet. 1564.
Aſcanio MORI: Novelle Mantoua. 1585.
MENASSE BEN ISRAEL: Conciliator. Amſtelod. 1633.
Maeſtro NICODEMO: Lezione della pietra al Migliajo
ſuprail Capitolo
della Salſiccia del Laſca, al
Arciconſolo della Cruſca. Fiorenz. 1559.
Mart. OPITIUS: Incerti Poëtæ Teutonici Rythmus ante D. circiter annos
conſcriptus Dantiſci. 1639.
OTTFRIDI Evangelienbuch in Altfraͤnkiſchen Reimen. Baſel. 1571.
Eſtienne PASQUIER: Les Recherches de la France, Paris 1607.
Pantagruel † Rabelais.
Les Penſees du ſolitaire. Paris 1629.
Juan PEREZ de Montalvan. Para Todos, Exemplos Morales, humanos &
divinos repartidos en los ſiete dias de la ſemana. En Hueſca 1633.
Au-
torm uy Principal.
Gior. GUINIO PARISIO: La Sorella Comed. Venet. 1607.
Aleſſand. PICCOLOMINI: Aleſſandro, & L Amor coſtante.
Comedie. Ve-
net. 1554.
Battiſt. PITTONI: Impreſe. Venet. 1566.
Gaſpar Gil POLO: La Diana enamorada Büſſeles. 1613.
Jean Baptiſtæ DU PONT: L’Enfrd’ Amour. Lyon. 1604.
Jacob. PRIMEROSIUS de Vulgi Erroribus in Medicina. Amſtelod. 1639.
Franciſ. DE QUEVEDO VILLEJAS: Juguetes de la ninnez, la Caldera
de Perro
gotero, la culta Latiniparla, & el Libro de todas las coſas, y
otras muchas
mas, el cuento de cuento. Sevilla. 1634.
Franceſ. DE QUINTANA: Hiſtor. de Hipolito y Aminta. Sevilla. 1631.
Ortacio RABASCO: Il Convito Academico L’ Incitato & Gelato, detto L’
Aßi- curato. Fiorenz. 1615.
François RABELAIS: Oeuvres. Lyon. 1599.
Eugen. RAIMONDO: La Caccie dellefiere. Breſcia. 1621.
Thoma REINES US: de Deo Entovellico. Altenburg. 1637.
Academici RICOVRATI di Padoua: Diſcorſo intorno all’ antro delle
Nimfe
Najadi d’Homero. Impreſa del Pellegrino. Patona. 1601.
Joh. RISTEN: Himmliſche Triumflieder. Luͤneburg 1642.
Madam. DE RIVERY: Diſcours. Paris 1623.
Monſ. DE RIVERY: Le Cabinet des ſaines affections. Paris 1623.
Gab. ROLENHAGIUS: Nucleus Emblematum. Colon. 1619.
D. Diego SAAVEDRA FAJARDO: Empreſas Politicas. Monaco 1640.
Autor illuſtre y degrand valor.
SADI: Guilſtan oder Koͤniglicher Roſengarten. Tuͤbing. 1636.
Il Sacrificio de gl’ INTRONATI. Venet. 1554.
SAINT-AMANT. Oeuvres. Paris 1629.
Angel SALA: Ternarius Ternariorum. Erf. 1630.
Lionhardo SALVIATI: Academico Fiorentino. Orarione. Fiorenz. 1575.
Matth. Caſimir. SARBIEVIUS. Lyric. libb. Antuerp. 1634.
Joh. SAUBERTUS: reſponſio pro Anagrammatographiæ ſtudio. Altorf.
1613. Hiſtoria Bibliothecæ Noricæ. Norimberg 1643.
Flaminio SCALA: Theatro Comico, Boſchareſcho e Tragico. Venet. 1611.
Wilhelm. SCHICKARDUS:
binicis erutum. Argent. 1625.
mentationum
Rabbinicarum Tub. 1624.
Juſt. Heorg. SCHOTTELIUS: Sprachkunſt. Braunſchweig 1641. Einlei=
tung der Teutſchen Sprache. Luͤbeck 1643.
Nicol. SECCHI: L’intereſſe, Comed. Venet. 1587.
The Sophiſter a Comedy, Londen 1639.
Andres DE SOTO: La verdedera Soledad. Brüſſel. 1611.
Sprachkunſt. Hall bey Melchior Oelſchlaͤgelen 1630. (Lauing. 1638.
Georg. STENGELIUS: Ova Paſchalia Sacro Emblemate inſcripta & deſcripta.
Gabriel SYMEON: Symbola Heroica Antuerp. 1600.
Eberh. TAPPIUS : Cent. VII. Germanicorum Adagiorum cum Latinis
&
Joh. Georg. Triegler: Sphæra Leipzig 1642.
Andreas TSCHERNING: Teutſche Gedichte. Breßlau 1642.
Jacob. TYPOTII, Symbola Divina & humana ex Muſæo
Octavian: DE
STRADA. Prag. 1601.
Franciſco UBEDA : La Picara Juſtina. En el qual
debaxo de gracioſos di-
Bonifacio VANNOZZI: Avertimenti Politici Morali & Chriſtiani. Bolo-
gna 1909.
Verachtung der Welt Coͤthen 1641.
Gasbar. WASERI Mithridates Geſneri. Tiguri 1610.
Eberh. von der WEYHE: diſcuſ. de Speculi origine
uſu & abuſu. Hag.
Schaumburg. 1612.
Jacob. ZEVECOTIUS: Obſervata Politica. Amſtelod. 1637.
Jul. Guilielm. ZINCGREFIUS: Emblemata Ethico-Politica. Francof. 1619.
Ludovic. ZUCCOLO, Academico Filopono di Faenza: Diſcorſi dell’
Honore,
della reputatione, della Gloria, del buon concetto. Venet. 1624.
Marc. ZUERUS: Emblemata Politica. Amſtelod. 1635.
APud Te, mi lector, inſtituti mei rationes liberè exponam, ſive
judicii
tui ſtatera ad dexteram & æquiorem, ſive ad ſini-
ſtram, & ſequiorem partem deflectat, nihil intereſt: modò
ſententia juſto obfirmata pondere conſiſtat. Nihil mihi
commodius obve-
nire poterit, quàm civilis & amuſſitati judicii
caſtigator: nihil vilius, quàm
impudens & imprudens Cenſor, qui
ignorantiam ſuam Veritatis normam
& modum conſtituit.
Cùm Romani Juvenes, ſunt verba Scaligeri, ſub Moderatorum cuſto-
c. 39.
dia haberentur: datum eſt eis, ut per Luſum & Jocum liceret
animu
̅
recreare.
Poſtea, natu grandiores admiſſi, etiam
utriusque ſexus: manſit verò nomen à
priorum ætate, ut
Juveniles Ludi dicerentur. Cùm, ante aliquot annos, in
hunc locum inciderem,
meditari aggreſſus ſum, quo modo infirmiores
animi, & circa degeneres nugas ineptientes, ad honeſtiorem lubentiam,
morum probitatem, externarum artium cognitionem, &, ut verbo dicam, ad
ardua
Virtutum adyta, quaſi per delicioſa vireta deduci, vel inſcitiæ
rubore
pertrahi poſſint. Poſt perperam dilectæ
ætatis oſcula, ita ferè opinione, aut u-
ſu introductum
eſt, ut artes, non niſi effugio egeſtatis, parentur: Eruditio in
ſpeciem adornatur ipſaque ſcientiarum ſublimitas, docentium
moribus, ad
Scholas detruſa, procul Aulâ, vileſcit.
Cùm autem inde à teneris ſincera vernaculæ noſtræ puritas,
(quæ regun-
alligavit, conſtricta eſſe deberet,) mihi cordi fuerit,
nihil ſum veritus cruda
ſtudia in forum propellere & ignorantiam meam
primùm proſtituere. De-
lincavi agitur, rudi Minerva, Loquiludia, vel ut
græci vocabuli felicitate expri-
mam,
Haud pauci gratiâ novitatis, aut ſtudii peregrinitate, pellecti, Autores mihi
extitere, ut inſtarem viâ, graviora ſubnecterem &
Adoleſcentiam ad laudabi-
lem ſapiendi lubidinem prolixius
concitarem: id quod extra vanitatem,
tenuitatis meæ immemor, lubens
volensq; molior. Nihil hic laude dignum,
meum eſt, Italica, Gallica,
Hiſpanica paſſim legis, niſi fortè ipſum conatum
benignius interpretari, & in magis voluiſſe magnum reputare
volueris. Incu-
dem & cotem cogita: exacuunt, nec acies illis ulla eſt. Quid
infelicius rupibus?
aurum, gemmasq; tegunt, non producunt, &
nobiliſſimorum metallorum
matres ſaxa ſunt,
intrinſecus auro fœta, extrinſecus ſterilitate
ſqualentia.
In quarta hâc parte Theoriam artis Emblematicæ potiſſimum
exhibui:CLXVII 10. 11. 12.
Notabis autem, mi Lector, Lemmata Emblematum juxta Figuram ini-
tialis Literæ
cujusvis, adſcripta, & maximâ ex parte Anagrammatica eſſe.
Inamœnas has ingenii amœnitates, in Amicorum gratiam adornatas,
apud ſeveriorem Judicem non excuſabo, ſed ſi languida rerum
& verborum
conſortia, ſi quid erroris, aut caloris in his & aliis
meis; provoco ad huma-
nam conditioem, cujus hoc proprium, ſicut nusquam labi
divinæ.
Non illi modo conferentur præmia, qui propoſiti ſcopi Centrum ac-
curatè ferit, ſed etiam inter aberrantes
PROXIMIORI!