Alles Kriegstheater? Das Theatrum Europaeum im Kontext der Kriegsberichterstattung des 17. Jahrhunderts
KaiLohsträterElektronische Ausgabe nach TEI P5ebooks/ed000070000000000Herzog August Bibliothek WolfenbüttelLessingplatz 1WolfenbuettelD-38299Germany2011
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Erstellt im Projekt Welt und Wissen auf der
Bühne. Die Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit
Einleitung
Die Hauptmasse des im Theatrum verwerteten Materials holte man zweifellos
aus den in dem Frankfurter Sammelbecken zusammenfließenden journalistischen
und publizistischen Produkten. Mannigfaltige Andeutungen des Theatrum
besagen, daß ein guter Teil der benützten Relationen im Druck vorlag. Von
diesen in Frankfurt zusammenkommenden fliegenden Blättern leben alle
kompilatorischen Unternehmungen jener Stadt in der Hauptsache (Bingel, S. 11). So kennzeichnete Hermann Bingel 1909 das Verhältnis des
Theatrum Europaeum zu seinem publizistischen
Umfeld. Anhand zahlreicher Textvergleiche stellte er in seiner Dissertation, die
im Grunde noch immer den Forschungsstand zu der vom Frankfurter Kupferstecher
und Verleger Matthaeus Merian
(1593-1650) begonnenen 21-bändigen Jahrhundertgeschichte (1618-1718)
repräsentiert (Wüthrich 1993, S. 113-272), den Charakter
des Theatrum als vielschichtige
Quellenverarbeitung vor Augen (Bingel,
S. 9f., 25, 27-32, 60, 69, 79f., 113-116). Wie das Diarium Europaeum, das zwischen 1659 und 1683 als
zweites großes zeitgeschichtliches Serienwerk in Frankfurt erschien (Schultheiß-Heinz 1997, S. 315; Köstlbauer), basierte das Werk Merians und seiner Nachfolger auf
einem Gemisch aus Text- und Bildquellen, die letztlich das gesamte Spektrum
frühneuzeitlicher Verbreitungsmedien (Luhmann, S. 221) umfassten.
Das 17.
Jahrhundert war, folgt man der retrospektiven Einschätzung des Rektors der
Altonaer Lateinschule und Zeitungsredakteurs Daniel Hartnack (1642-1708) (Weber 1993),
nicht nur ein besonders kriegerisches, sondern auch ein
Schreiber-Seculum (Hartnack, Vorwort). In keinem Jahrhundert zuvor war das
Weltgeschehen publizistisch enger begleitet und dokumentiert worden, ob durch
Neue Zeitungen (Pfarr;
Lang), Flugschriften und Broschüren (Böning, S.
136-144), handgeschriebene oder gedruckte Zeitungen (Weber 1992;
ders. 1999; Welke 2008). Diese erschienen seit 1605
wöchentlich oder öfter und brachten eine deutlich verkürzte Periodizität in die
Berichterstattung. Niemals vorher waren so viele aktuelle Nachrichten regelmäßig
öffentlich verfügbar gewesen.
Diese Situation war das Resultat einer rasanten
Entwicklung der Boten- und Postsysteme seit der zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts sowie eines sich parallel ausbildenden, zunehmend
professionalisierten Nachrichtenhandels (Behringer 2003, S. 136-172, 330f., 344f.; ders. 1999, S. 40; Sporhan-Krempel; Kleinpaul; Schröder; Adrians,
S. 48-51). Wie in Bingels Äußerung anklingt, nahm die Reichsstadt Frankfurt am
Main, in der das Theatrum Europaeum entstand, in
diesem Kontext eine in vielfacher Hinsicht herausgehobene Stellung ein: Erstens
war die Messestadt das europäische Handelszentrum für gedruckte
Verbreitungsmedien (Kiesel/Münch, S. 127). Zweitens
verfügte Frankfurt früh über ein gut organisiertes System regelmäßiger
Botenlinien und gehörte zu den wenigen Reichsstädten, die schon vor 1600
Anschluss an die europäische Hauptpostlinie zwischen Italien und den
Niederlanden besaßen. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass vom
Frankfurter Reichspostmeister Johann
von den Birghden (1582-1645) wesentliche Impulse für die postalische
Erschließung Deutschlands seit dem zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts
ausgingen (Behringer 2003, S. 164f., 200; ders. 1999, S. 46f.; Kremer). Drittens stand die Stadt ihrer
infrastrukturellen Lage gemäß in einer Reihe mit den anderen großen
Nachrichtenhandelsplätzen im Reich. Nicht umsonst etablierte sich in Frankfurt
früh eine lebendige Presselandschaft (Kremer, S. 125-156).
Auch wenn Bingel
viele dieser Aspekte in seiner Dissertation andeutete, darf dies nicht darüber
hinwegtäuschen, dass die Korrelationen zwischen der skizzierten Entwicklung und
dem Theatrum Europaeum bis heute weitgehend diffus
geblieben sind. Zwar ist offenkundig, dass Merians Jahrhundertgeschichte ein
sinnfälliges Beispiel für den medien- und kommunikationsgeschichtlichen
Wandlungsprozess des ausgehenden 16. und 17. Jahrhunderts ist, über die genauen
Zusammenhänge ist in der ohnehin übersichtlichen Forschungsliteratur indes bis
auf wenige Indizien kaum etwas zu erfahren. So ist weitgehend unbekannt, auf
welche Weise das Text- und Bildmaterial an die Verleger und Autoren des
Theatrum gelangte und wie diese im
Nachrichtennetzwerk des 17. Jahrhunderts positioniert waren. Offen ist zudem wie
der Nachrichtenhandel von der Informationsgewinnung und -aufbereitung über den
Vertrieb bis hin zur Weiterverarbeitung personell und logistisch ausgestaltet
war. Freilich sind die formulierten Defizite keine alleinige Folge mangelnder
wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem Theatrum
Europaeum. Was an diesem Beispiel zutage tritt ist vielmehr
ein bislang grundsätzlich umschifftes, gleichwohl aber zentrales Problemfeld der
Medien- und Kommunikationsgeschichte. Die groben Linien der aus heutiger
Perspektive geradezu epochalen Entwicklung im Nachrichtenwesen wurden zwar
vielfach beschrieben, ebenso hat die sich parallel ausbildende Formenvielfalt
von Verbreitungsmedien großes Interesse gefunden (Wilke 2008;
Würgler). Der konkrete Entstehungskontext von Zeitungen
oder auch Nachrichtenflugblättern und -schriften ist hingegen bis auf
vereinzelte Ansätze noch wenig beleuchtet worden (s.a. Schilling, S. 97). Insofern ist das erst schwach
konturierte Bild von der Stellung des Theatrum
Europaeum im Umfeld der Frankfurter Publizistik und des
Nachrichtenhandels der Reichsstadt symptomatisch für die gesamte medien- und
kommunikationsgeschichtliche Forschungssituation.
Kriegsnachrichten im 17. Jahrhundert
Dominiert waren die Publizistik und der Nachrichtenhandel des 17. Jahrhunderts
von Berichten über kriegerische Ereignisse. Sie waren eine Reaktion auf das
eißerne oder martialische Saeculum, wie der Jurist und
Historiker Gregor Andreas
Schmidt (geb. 1655) das europäische Jahrhundert immerwährenden
Krieges rückblickend beschrieb (Münch 1999,
S. 155). In der ersten Jahrhunderthälfte lag der Anteil der Berichte über
Kampfhandlungen und deren Auswirkungen, Truppenbewegungen, Quartiernahmen und
Kriegsvorbereitungen in den Zeitungen bei 50 bis 60 Prozent. Rechnet man die
Meldungen über den diplomatischen Verkehr (Gesandtschaftswesen) der jeweiligen
Konfliktparteien mit hinein, steigt der Anteil auf 90 Prozent (Wilke 1984, S. 125f.; ders. 2008, S. 60f.; Adrians,
S. 185; Böning, S. 124). Eine ähnliche Tendenz wiesen die Inhalte der
ereignisabhängig erscheinenden Neuen Zeitungen auf
(Pfarr, S. 124). Während der Dreißigjährige Krieg eine
Katastrophe für den deutschen Buchmarkt war (Würgler,
S. 40), erwies er sich für die aktuelle Nachrichtenpublizistik, insbesondere für
das noch neue Verbreitungsmedium Zeitung, als fruchtbarer, geradezu
katalysatorischer Entwicklungsimpuls (Weber 1999;
Behringer 1999, S. 54, 81). Er war die erste größere
politisch-militärische Auseinandersetzung, die durch einen publizistischen
Krieg im Medium der periodischen Presse flankiert wurde (Behringer 1999, S. 57), der Krieg und auch der langwierig
ausgehandelte Frieden wurden hier zum ersten Mal im großen Stil zum
Medienereignis (Burkhardt, S. 225). Davon profitierte
letztlich auch der Verleger Matthaeus Merian, dessen Theatrum
Europaeum gleichsam im Schoß des Dreißigjährigen Krieges
entstand und der von der Buchhandelskrise damit offenkundig unbeschadet blieb.
Im Gegenteil: Sein verlegerischer Erfolg fußt gerade in dieser Phase (Wüthrich 2007).
Welche Bedeutung die militärischen Ereignisse dieser
Jahrzehnte im Theatrum hatten, wird bereits
augenfällig, wenn man sich die historisch-topographischen Abbildungen der ersten
fünf Bände ansieht, die zwischen 1633 und 1647 erschienen und den Zeitraum 1618
bis 1647 abdecken. Von den insgesamt 262 entsprechenden Kupfern, die den Lesern,
wie es auf dem Titelblatt des 16. Bandes von 1717 heißt, den Begriff der
Historie anmuthiger und gewisser machen sollten (siehe auch
Wüthrich 2007, S. 214), handelt es sich bei 67 Prozent um
Illustrationen kriegerischer Ereignisse, wobei das quantitative Spektrum von 43
Prozent (Band 2) bis 81 Prozent (Band 5) reicht (Wüthrich 1993, S. 153-224). Den mit Abstand größten Anteil
haben Darstellungen von Belagerungen und Einnahmen von Städten, Ortschaften und
Festungen, erst danach kommen Illustrationen von Schlachten,
Treffen und Anfällen, bildliche
Dokumentationen von Festungswerken und Schanzen sowie Abbildungen von
Feldlagern. Woher die Abrisse und Entwürfe der vestungen, schantzen,
belägerung, bataillen vnd schlachten stammten, die dem leben,
wesen, vnd geschichten gemäß gestaltet und mit fleiß auffs
kupffer gebracht worden seien, darüber gibt Matthaeus Merian selbst
Auskunft: Demnach beruhten sie zum Teil auf seinem eigenen augenschein,
theils von guten vnd verständigen ingenieurn, die beydes dem schimpff vnd
ernst beygewohnet (TE, 1. Aufl., Bd. 2, 1633, An den Leser, unpag. [S. 1, 2]). Von diesen Zeichnern sind bis heute nur ein Bruchteil namentlich
bekannt, weil die wenigsten Kupferstiche signiert sind
(delineavit) (Wüthrich 1993; Bingel; S. 122). Nachweisbar ist etwa
der Ingenieur Carlo Cappi, der im
Dienst des kaiserlichen Generals Octavio Piccolomini (1599-1656) stand, über den aber ansonsten nichts
bekannt ist. Ein weiterer in kaiserlichen Diensten stehender Beiträger war der
Generalquartiermeister und Obrist Carl Friedrich von Reich (gest. 1647), der Leopold Wilhelm von Österreich
(1614-1622) begleitete (Warlich). Andere bekannte Zeichner stammten aus dem Umfeld der
schwedischen Armee. Zu ihnen gehörte Georg Wilhelm Kleinstretl, der die
Handlungen des schwedischen Feldmarschalls Carl Gustav Wrangel (1613-1676) bildlich und
auch kartographisch dokumentierte (Bingel, S. 62, 122; Warlich; Wüthrich 2007, S. 157). Ebenfalls in schwedischen Diensten standen der
Ingenieur und Festungsbautenspezialist Conrad Freiherr von Mardefeld
(1610-1688) (Warlich), Carl Heinrich von Osten
(Wüthrich 2007, S. 331), der 1616 in Utrecht geborene und
letztlich als Wolfenbütteler Festungsingenieur tätige Cornelius von dem Busch (Thöne, S. 98) sowie Erik Jönssen Dahlberg (1625-1705) (Wüthrich 2007, S. 331).
Dass die Armeen des 17. Jahrhunderts eigene
Zeichner beschäftigten, ist in der Kunstgeschichte wie auch der
militärgeschichtlichen Forschung bekannt (Nowosadtko, S. 171-179). Dennoch sind auch in diesem Bereich
noch viele Fragen ungeklärt. Dazu zählt auch der aus heutiger Perspektive –
geprägt von den Erfahrungen der systematischen Medienmanipulationen oder
Propaganda des 20. Jahrhunderts – teils überraschend offene Umgang mit
militärischen Informationen. Dies betrifft sowohl die Illustrationen als auch
die dazugehörenden schriftlichen Berichte. Angesichts dieses Phänomens muss man
zum einen konstatieren, dass die Grenze zwischen militärischer Geheimhaltung und
ziviler Berichterstattung im 17. Jahrhundert noch nicht im gegenwärtigen Sinne
ausgestaltet war. Ähnliche Beobachtungen wurden bereits hinsichtlich des
verbreiteten Handels mit Informationen in den Diplomatenkreisen der Frühen
Neuzeit gemacht (Droste, S. 178-184; Friedrich, S. 236-241). Zum anderen unterstreicht das Phänomen
die Stellung des Dreißigjährigen Krieges als Wegmarke in der Geschichte medialer
Manipulationsstrategien (Burkhardt, S. 225-244; Behringer 1999, S. 57). Dass insbesondere Burkhardt bei seinen
Ausführungen vornehmlich an die allegorische Publizistik und die Pamphlete der
Zeit denkt, die quantitativ stärkeren Nachrichtenveröffentlichungen dagegen
allenfalls am Rande beachtet, sei nur nebenbei bemerkt.
Es ist hier nicht der
Raum, dieses Themenfeld ausführlich zu beleuchten. Mit Blick auf das
Theatrum Europaeum, seinen Verlagsort und
sein Verhältnis zur Publizistik des Dreißigjährigen Krieges verdient allerdings
die Rolle der Schweden sicher eine stärkere Beachtung als bisher (Bingel,
S. 17-23). Dazu gehört nicht nur die Beziehung des merianschen Verlages zum
schwedischen Feldmarschall Wrangel, der bei der Herausgabe des 1647 erschienenen
fünften Bandes mit vbersendung vnderschiedlichen schönen delineationen
vnd abrissen, nebst andern gnädigen bezeygungen [...] angenehme
beförderung verkündete (Wüthrich 2007, S. 232; Bingel,
S. 113). Berücksichtigung verdient auch, dass Frankfurt in den 1630er Jahren als
Sitz der schwedischen Reichskanzlei unter Axel Oxenstierna (1583-1654) zum erstrangigen
deutschen Umschlagplatz für Kriegsnachrichten avancierte. Über die Reichsstadt
liefen sämtliche Relationen aus den schwedischen Feldlagern, die von dort weiter
an den schwedischen König und Reichstag gingen. Die schwedische Post im Reich
organisierte in dieser Phase nebenbei bemerkt der von der kaiserlichen
Reichspost aufgrund seiner protestantischen Konfession entlassene ehemalige
Frankfurter Postmeister Johann von den Birghden, der gleichzeitig als
Zeitungsherausgeber tätig war (Rystad, S. 144; Hempel, S. 37f., 60; Kremer,
S. 364-375, 391f., 397). Es wurde bereits in verschiedenen Studien gezeigt, dass
sowohl Birghden als auch andere Protagonisten des schwedischen Nachrichtenwesens
ein ausgeprägtes Medienbewusstsein und auch Medienwirkungsbewusstsein hatten. So
schrieb der Anfang der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Reichspostmeister
in Frankfurt eingesetzte Johann Adam
Wetzel 1667 rückblickend an den Generalpostmeister Lamoral Claudius von Taxis (1621-1676):
Der van der Birghden, der mehr der schwedischen Partei zugeneigt war,
hat es gewagt, sich zu rühmen, dem König von Schweden eine Armee von 20000
Mann unterhalten zu haben, indem er seine Truppen viel zahlreicher machte
und Furcht in der Welt verbreitete (Kremer,
S. 366f.; siehe auch Behringer 1999, S. 75). Seine Eingriffe in
die Berichterstattung äußerten sich darüber hinaus beispielsweise in der
nachweislichen Verschleppung der Nachricht vom Schlachtentod des schwedischen
Königs Gustav II. Adolf
(1594-1632) in seinen Ordentlichen Wochentlichen
Zeitungen (Kremer, S. 392). Eine proschwedische
Parteinahme des Frankfurter Blattes kann für die 1630er Jahre kaum bestritten
werden. Dennoch ist mit Blick auf die Gesamtheit der Nachrichtenpublizistik zum
Dreißigjährigen Krieg durchaus nicht ausgemacht, ob die Manipulationen bereits
als Propaganda im Sinne eines systematischen intentionalen Eingriffs
charakterisiert oder mit dem Schlagwort der psychologischen
Kriegsführung belegt werden können und sollten (Weber 1999, S.
44; Hempel, S. 150f.). Die
aktuelle Berichterstattung zu kriegerischen Ereignissen, soviel ist klar, war
niemals vollkommen frei von expliziter Parteinahme, gleichwohl darf die
Informationsfunktion und -qualität nicht vorschnell abgewertet werden
(Adrians, S. 185f.).
Anspruch und Realität der Kriegsberichterstattung
In dem Spannungsverhältnis zwischen Parteilichkeit und Information standen auch
die Autoren des Theatrum Europaeum. Johann Philipp Abelin (gest.
1634) ist von Merian bekanntlich posthum in der Neuauflage des zweiten Bandes
vorgeworfen worden, sich der Partheylichkeit vnnd eigenes
Urtheils nicht enthalten zu haben, obwohl dies einem
rechtschaffenen Historico nicht anstehe, sondern ihme vielmehr
gebühren vnd obligen würde, die Sachen also/ wie sie sich
begeben vnnd zugetragen haben/ ohn einige Privat-Affection/ loben oder
schelten/ zu erzehlen (TE, 3. Aufl., Bd. 2, 1646, Vorrede). Tatsächlich weist die 1633 erschienene Erstausgabe
(Zeitraum 1629-1633) deutlich proschwedische Tendenzen auf (Bingel,
S. 18-23). Im beschriebenen Umfeld war eine andere Neigung zu dem Zeitpunkt aber
vielleicht auch gar nicht denkbar – insbesondere, da die Verfasser gerne auf die
Publikationen Johann von den Birghdens zurückgriffen: auf seine Zeitung, wie
auch auf die vielen Extraordinari Ausgaben, Kriegstagebücher und
-relationen, die im Umfeld der Ordentlichen Wochentlichen
Zeitungen erschienen. Mitunter wurden Passagen daraus
wörtlich übernommen (Kremer, S. 366-378). Dies gilt auch für
Heinrich Oraeus von
Assenheim (gest. 1646), den Verfasser des 1639 erstmals erschienenen
dritten Bandes des Theatrum Europaeum (Zeitraum
1633-1638), der sich in der Vorrede ebenfalls deutlich gegen jeglichen Einfluss
eigener Affecten aussprach (Bingel,
S. 44). Die Selbstzurücknahme änderte allerdings nichts daran, dass die
Nachrichtenvielfalt, mit der die Verfasser in Frankfurt konfrontiert waren, eine
Herausforderung darstellte, vor allem bei den Bänden, die gleichsam parallel zu
den beschriebenen Ereignissen entstanden. Dabei bereitete es nicht selten
erhebliche Probleme, dem Credo Matthaeus Merians nach der vnlaugbaren
bloßen wahrheit als einige substantz vnd seel der
historien zu streben, gerecht zu werden, wie es in der dritten
Ausgabe des zweiten Bandes von 1646 hieß (TE, 3. Aufl., Bd. 2, 1646, Vorrede). Am deutlichsten formulierte dies der Arzt und
Schriftsteller Johann Peter
Lotichius (1598-1669) in seiner Vorrede zum 1647 publizierten fünften
Band (Zeitraum 1643-1647): Wer wolte dann heutiges Tages bey diesen
häuffigen/ intricirten vnd vielfältigen verwirrten vnd fern entlegenen
Kriegen/ da mehr als Kriege/ ja fast allenthalben Tumult vnd Alarm im
schwang gehen/ auch so viel Nationes gegen einander in den Waffen begriffen/
promittiren vnd sich anmassen dörfen/ daß er in so vielen vnterschiedlichen/
in vnd durch einander lauffenden Kriegs-Empörungen vnnd Actionen/ das
Punctum, nemblich die eygentliche Wahrheit vnnd Beschaffenheit aller vnd
jeder Dingen Verrichtungen vnd Stücken so accurat vnnd genauw erreichen vnd
treffen würde? (TE, 2. Aufl., Bd. 5, 1651, Vorrede). Mit seiner Klage weist Lotichius auf die vielleicht
wichtigste Konsequenz der Entwicklung des Nachrichtenwesens und der
Nachrichtenpublizistik des ausgehenden 16. und 17. Jahrhunderts hin: Angesichts
der neuen Quantität an Informationen, die im Titelkupfer des dritten Bandes ihre
bildhafte Entsprechung fand (Abb. 1), verschwand die
eygentliche Wahrheit zunehmend hinter multiperspektivischen
Wahrheiten. Die Zeitungen des 17. Jahrhunderts lösten das Problem mit der
redaktionellen Maxime Relata refero: Wie mirs verkaufft ist/ so geb ichs
wieder (Hartnack, S. 89f.) bzw. mit dem
wiederholten Bekenntnis zur Unparteilichkeit, das im 17. und 18. Jahrhundert vor
allem die ausgeglichene Publikation von Berichten aller Parteien meinte
Weber 1999, S. 25-29, 41, 44; Schultheiß-Heinz 2004, S. 180, 273; Berns 1976; ders. 2008). Die Parallelen zwischen der
aktuellen Nachrichtenpublizistik und dem Theatrum
Europaeum sind dabei unverkennbar (siehe auch Bingel,
S. 111). Symbolisch drückte sich die Gradwanderung zwischen den Möglichkeiten
der neuen Geschwindigkeit im Nachrichtenwesen und der Wahrheit seit Ende des 16.
Jahrhunderts im vielfach verwendeten Motiv des hinkenden Boten aus, der mit
seiner Mitteilung alle vorschnellen Berichte der Postreiter revidiert
(Schottenloher, S. 250-261). Dieser Zusammenhang wurde
daher auch zum zentralen Bild in der ausdrücklichen Medienkritik, die 1639 im
Vorwort An den vnpartheyischen geneigten Leser des dritten
Theatrum-Bandes formuliert ist: [...] vns nicht vnwissend, daß einem der
vergangene geschichten beschreibet, auch dasjenige, was ihme selbsten zu
wider, mit reiner warheit ans tage liecht zu legen obligt, oder [Manum de
tabula] gar vnderlassen. Nicht ohne ist es, daß die ex adverso veritatis
stehende compta affectum licentia ? intemperis, bey manchem offtermahlen
vber die mase praedominirt, also daß sich zu verwundern, vnd zwar höchlich
zu verwundern, wie mancher deroselben den zügel zu gar weit schiessen
lässet, daß ihne endlich der hinckende Bott gar schamroth macht
[...] (TE, 1. Aufl., Bd. 3, 1639,
Vorrede).
Die Worte sind gleichzeitig ein Beispiel dafür, dass die Parteilichkeiten und entsprechenden
Manipulationen in der Nachrichtenpublizistik von den Zeitgenossen nicht
unbemerkt blieben, sondern die Praxis allgemein bekannt war. Die Existenz des
Phänomens der Manipulation darf nicht den Blick darauf verstellen, dass es im
17. Jahrhundert gleichzeitig aufrichtige Bemühungen um eine möglichst exakte
Berichterstattung gab.
Von der Nachrichtenpublizistik zum zeitgeschichtlichen Werk
Auch nach den Friedensschlüssen von Münster und Osnabrück 1648 änderte sich an
der Dominanz der Kriegsberichte in der aktuellen Nachrichtenpublizistik nichts.
Wenngleich das Themenfeld nicht ereignisunabhängig war und sein quantitativer
Anteil entsprechend variieren konnte, sanken die politisch-militärischen
Nachrichten auch in den seltenen friedlicheren Phasen des 17. Jahrhunderts nie
unter 50 Prozent. In den 1670er wie auch in den 1690er Jahren stieg der Anteil
von Berichten aus dem Bereich Konflikt/Krieg/Militär teilweise bis auf 70
Prozent (Wilke 1984, S. 125; ders. 2008, S. 60f.; Neumann, S. 141-143, 149; Schultheiß-Heinz 1997, S. 95, 111) und erreichte damit
mindestens wieder das Niveau der Phase des Dreißigjährigen Krieges. Die Frage
nach den Beziehungen zwischen der zeitgenössischen Kriegsberichterstattung und
dem Theatrum Europaeum lässt sich demnach nicht auf
die ersten sechs Bände reduzieren. Im Unterschied zu den von 1633 bis 1653
erschienenen Exemplaren lag in den folgenden 15 Bänden zwischen den historischen
Darstellungen und den Ereignissen, auf die sie Bezug nahmen, aber ein deutlich
größerer zeitlicher Abstand (siehe auch Wüthrich 1993, S. 116). Die Verfasser hatten also weitaus
bessere Möglichkeiten, Ursachen, Wechselwirkungen und Folgen von Geschehnissen
zu überblicken. Während in den Zeitungen des 17. und 18. Jahrhunderts das
redaktionelle Primat der Aktualität galt (Welke 2000,
S. 12f.), überließen die Herausgeber die qualitative Bewertung der Meldungen in
der Regel der zukünftigen retrospektiven Betrachtung. Es wird die Zeit
lehren, lautete die gängige redaktionelle Floskel (z.B.
Dortmundische vermischte Zeitungen Nr. 24,
1769, o.S.). Den Autoren des Theatrum Europaeum kam
allerdings nicht nur die Aufgabe zu, die eygentliche Wahrheit aus
dem Sammelsurium von Nachrichten herauszufiltern, sondern auch deren Relevanz zu
beurteilen. Der Druck zur Selektion von Meldungen hatte sich mit der neuen
Quantität verfügbarer Informationen im 17. Jahrhundert deutlich erhöht. Der
Redakteur der Relation aus dem Parnasso (Böning, S.
152-156), Daniel Hartnack, fasste
die Verarbeitungsschritte von der aktuellen Nachrichtenpublizistik zum
zeitgeschichtlichen Werk 1688 im eindrücklichen Bild der Methode der
Destillation zusammen: Sintemal nicht eben mit der ersten destilation die
Chymici ihre Sachen zur Vollkommenheit bringen: sondern erst die Materialien
samlen/ in einem Kolben müssen maceriren lassen/ so dann durch das Feuer
nach und nach den subtilen Spiritum davon ab ziehen/ und dieses Letzte zwar
so offt/ als biß derselbe seinen völligen Grad erlanget hat. Die Nouvellen
vergleich ich hierin der ersten Collection oder Samlung der Materien/ die
die halbjährigen Relationes der ersten/ das bißherige Diarium und noch
itzige Theatrum Europaeum der andermahligen Destillation; und ob zwar das
Theatrum das beste/ so wird doch der Autor desselben von mir nicht übel
auffnehmen/ daß ich meine/ es sey noch etwas Phlegma dahinten/ und durch
eine abermahlige Destilation etwas ob schon nicht so vieles und
weitläufftiges/ doch beständigers so für die künfftigen Zeiten noch
nützlicher seyn würde/ hervorgebracht werden könne (Hartnack, S. 60). Dass die Analogie eine starke Vereinfachung
darstellt, ist evident. So fußte das Theatrum
Europaeum nach heutiger Kenntnis sicher nicht auf einer
schlichten selektiven Übernahme von Inhalten der in Frankfurt und Leipzig
halbjährlich erscheinenden Messrelationen
(Behringer 2003, S. 310-318; Bender), wie Hartnack andeutete (Bingel,
S. 9f., 25, 27-32, 60, 69, 79f., 113-116). Auch die Idee der kontinuierlichen
Perfektion der Geschichtsschreibung ist aus heutiger Perspektive nicht
uneingeschränkt teilbar. Allerdings liefert Hartnack damit einen interessanten
Einblick in die historiographischen Konzepte des 17. Jahrhunderts (Berns 1983).
Was den Hamburger Zeitungsredakteur letztlich an dem Theatrum
Europaeum störte und von ihm als Phlegma kritisiert wurde, war vor allem die Ausführlichkeit der Kriegsberichterstattung.
Hier sah er das Werk zu nah am Charakter der aktuellen Nachrichtenpublizistik
des 17. Jahrhunderts orientiert, was seiner Funktion als Geschichtsdarstellung
zuwider liefe: [...] was wird es/ sag ich von nöthen seyn/ daß man über
hundert Jahr und länger her die Specificationes noch habe von denen
Generals-Personen und Obristen die bis und andere Jahre bey dem Feldzug
gewesen? was für Partheien hie und da an einander gerathen/ welche mit
Nahmen und wie viel gefangen worden? Wie man von Tag zu Tag in den
Belagerungen/ dieser oder jener zumahl kleinen Städte sey näher gekommen?
wie viel Tonnen Pulffer unter die Minen gesetzt wie viel Batterien gemacht?
Mit was Conditionem man accordiret? was für Beute man bekommen? wie man denn
Einzug gehalten? [...] wie man weiter fort gemarchiret/ wie man die Armee
vertheilet/ wie viel Stücken wieder vor einen andern Ort gebracht wie viel
hülffs Völcker dieser oder jener bekommen? Alles dieses alles mit einander
wird über hundert Jahre die Nach-Welt so haarklein und nach allen Umständen
nicht verlangen zu wissen/ wie viel weniger wenn andre Zeiten dazu kommen
Belieben haben so weitläufftig nachzulesen (Hartnack, S. 109f.). Was aus heutiger Sicht, das
Theatrum Europaeum als Quelle betrachtend,
als regelrechter Glücksfall erscheint, kritisierte Hartnack als Makel des
Verdichtungsprozesses. Nicht bestritten wird von ihm aber, dass grundsätzlich
eine selektive Bearbeitung stattfand. Bei aller Nähe zur aktuellen Publizistik
unterstreicht diese Tatsache, welche quantitative Dimension und Komplexität die
Nachrichtenverfügbarkeit und insbesondere auch die Disponibilität von
Kriegsnachrichten in Städten wie Frankfurt erreicht hatte.
Das Beispiel der dänischen Belagerung Hamburgs 1686
Damit
nochmals zurück zur eingangs formulierten Frage, wie man sich den Ablauf der
Berichterstattung über kriegerische Ereignisse im 17. Jahrhundert von der
Nachrichtengewinnung über die Veröffentlichungspraxis bis hin zur Verarbeitung
durch die zeitgenössischen Historiographen letztlich konkret vorzustellen hat.
Einen Einblick in die Zusammenhänge ermöglicht das Beispiel der erfolglosen
Belagerung Hamburgs durch den dänischen König Christian V. (1646-1699) im Spätsommer 1686 (Loose
1982, S. 275-281, Dreyer ). Das Ereignis wird im fünf
Jahre später erschienenen 12. Band des Theatrum
Europaeum ausführlich dargestellt (TE, 1. Aufl., Bd. 12,
1691, S. 985-996). Anhand der Berichterstattung über die Belagerung lassen
sich viele der angesprochenen Aspekte aufschlussreich ergänzen. Dabei wirft das
Beispiel nicht zuletzt ein erhellendes Licht auf die Stellung des Merianschen
Verlages im Kontext des Frankfurter Nachrichtenhandels und auf den Markt
gedruckter Verbreitungsmedien. Denn es liefert ein deutliches Indiz dafür, dass
Matthaeus Merian wie auch dessen Erben nicht nur die in Frankfurt verfügbaren
aktuellen Nachrichtenpublikationen zur weiteren Verarbeitung sammelten, sondern
auch selbst in dieses Geschäft verwickelt waren. Das Beispiel erhärtet damit
eine Vermutung, die Schilling mit Blick auf einige offenkundige Korrelationen
zwischen den von ihm untersuchten illustrierten Flugblättern und Inhalten des
Theatrum Europaeum äußerte (Schilling, S. 123f.). Als Hauptquelle der Darstellung über
die Hamburger Belagerung lässt sich die 1686 ohne Angabe eines Verlegers,
Druckers oder Druckorts erschienene Materialsammlung Die Bekriegte
und nicht Besiegte Stadt Hamburg (Abb. 2, Abb. 3, Abb. 4, Abb.
5) ausmachen, die insgesamt sechs Texte und zwei Kupferstiche
umfasst. Sie enthält die Proposition Christians V.,
den zwischen ihm und Hamburg ausgehandelten
Interims-Recess, einen Auff Seiten
Ihro Königl. Majestät in Dänemarck herausgegebene[n]
Bericht wie auch einen Hierauff erfolgten
Unpartheyischen Gegenbericht. Hinzu kommen die mit dem
widersprüchlich anmutenden Titel versehene Kurtze und außführliche
Relation, Was sich in währender Berennung der Stadt Hamburg In und
ausser derselben [...] von Tage zu Tage begeben und die Erzehlung/
welcher Gestalt Court Jastram, und Hieronymus Schnittger/ Verrätherey
wider ihr Vatterland angesponnen/ wie selbe glücklich entdeckt/ und wie
an besagten Verbrechern die peinliche Straffe endlich vollzogen
worden. Beide letztgenannten Texte, die insgesamt 23
Seiten umfassen und damit den größten Anteil der Sammeldruckschrift ausmachen,
sind darüber hinaus als separate Broschüre erschienen. Bei den
Kupferstichen handelt es sich um zwei aus Vogelperspektive entworfene
Illustrationen der Belagerungssituation, wobei die eine Darstellung einen
Überblick über die Stadt Hamburg und ihre nähere Umgebung gibt (, die andere
aber das Detail der besonders umkämpften Sternschanze zeigt . Abgesehen davon,
dass die Texte die wesentliche Grundlage der historischen Ausführungen bilden,
weisen insbesondere die Kupferstiche auf die darüber hinausgehende enge
Beziehung zwischen der 1686 publizierten Druckschrift und dem Merianschen
Verlag. Denn bei der Illustration der Hamburger Belagerung findet sich im
Theatrum Europaeum neben dem Portrait
Christans V. (Abb.
6) eine
exakte Kopie der besagten Überblicksabbildung (Abb. 4 und 7). Es spricht daher
einiges dafür, dass beide Drucke gleichermaßen aus der Frankfurter Werkstatt Johann Görlins stammten, der in
diesem Zeitraum für Merians Erben tätig war. Dass die Sammeldruckschrift nicht
in Hamburg publiziert wurde, obwohl die Elbmetropole fraglos zu den führenden
Pressestädten des Alten Reiches zählte und dort massenhaft vergleichbare
Broschüren und Flugschriften erschienen (Böning, S. 136-144), wird zudem durch
den Wortlaut auf dem Titelblatt der Kurtzen und außführlichen
Relation unterstrichen. Dort äußert der anonyme
Herausgeber, dass ihm der Bericht Von einem Freunde –
wahrscheinlich per Post – zugesandt worden sei, der die Ereignisse theils
Augenscheinlich gesehen/ theils aber auß beglaubten Munde erzehlen
gehört habe.
Abgesehen vom stadtgeschichtlichen Wert der im Tagebuchstil gehaltenen
Aufzeichnungen – in diesem Kontext ist die Relation
bislang rezipiert worden – handelt es sich gerade bei diesem Text um eine
aufschlussreiche Quelle zur Geschichte der Kriegsberichterstattung im 17.
Jahrhundert, da der Autor darin nicht nur in aller Ausführlichkeit seine
Beobachtungen schildert, sondern auch die Praxis der Nachrichtengewinnung
offenlegt. Die Identität des Verfassers bleibt anonym, gleichwohl erfährt man in
seiner einleitenden Schilderung, dass er im August 1686 aus dem türkisch
besetzten Ofen (heute: Budapest) an die Elbe kam. Die Eroberung der ungarischen
Stadt durch Karl V. Leopold von
Lothringen (1643-1690) im September hatte er demnach nicht mehr erlebt:
Ich hatte kaum diese Gegend/ nach so vielen im Königreich Ungarn
außgestandenen travallien, da ich/ währendder Belägerung Ofen/ manche
glückliche und unglückliche Actiones, zwischen den Christen und Ungläubigen
gesehen/ und beygewohnet/ erreichet/ und meinete nun endlich allhier/
nachdem mich dem mit Kriegs-Feur entzündeten Ungarn entfernet/ und das
heisse Ofen bey meiner Abreise in den letzten Zügen liegend hinterlassen/
dem Mars auff eine Zeitlang zu valediciren/ allein ich war kaum in dieser
Stadt angelanget/ da hörete ich so fort in der Herberge/ wie alles allarm
und männiglich von einem Dänischen Kriege redete/ die Trommel gerühret/ und
neue Mannschafften angenommen/ auch Auxiliar-Völcker von hohen Potentaten
gesucht/ und der Friede unter den dissentirenden Gemüthern gestifftet
worden. Weßwegen ich mich denn auch so fort resolvirete/ mein kurtz
beyseiten gesetztes Handwerck zuergreiffen/ und mich unterhalten zu
lassen (Relation, S. 3). Wie aus der Formulierung, dass er ‚sich
unterhalten lassen’ wolle (zu dem zeitgenössischen Ausdruck siehe Zedlers Universal-Lexicon, Bd.
49, Sp. 2135), hervorgeht, war der Autor offenkundig Söldner, der –
vermutlich auf kaiserlicher Seite – am Großen Türkenkrieg
teilgenommen hatte, sich nun aber in Hamburg für den Kriegsdienst gegen die
dänische Belagerung anwerben ließ. Worin genau seine militärische Aufgabe
bestand, geht aus dem Text allerdings nicht hervor. Folgt man den Schilderungen
seiner Handlungen, scheint sein Handwerck vornehmlich in der
Beobachtung und Dokumentation der Ereignisse gelegen zu haben. In die
Kampfhandlungen selbst war er nicht verwickelt. Im Gegenteil: Diese beschrieb er
vielmehr aus einer vergleichsweise distanzierten Zuschauerperspektive, die keine
offene Parteinahme erkennen lässt. Den frankophonen Einsprengseln nach zu
urteilen, verfügte er über eine höhere Bildung, so dass man insgesamt davon
ausgehen muss, dass er einen höheren Rang bekleidete, jedoch außerhalb der
kämpfenden Verbände stand. Möglicherweise handelte es sich auch hier,
vergleichbar mit den bereits beschriebenen Beispielen, um einen Ingenieur. 1647
hatte Matthaeus Merian in der Widmung zum fünften Band des Theatrum
Europaeum geschrieben, dass viele militärische
Operationen in frischem Angedencken/ auch von vielen geübten vnnd
geschickten Cavalliere selbsten mit gespielet/ angemercks vnd theils
auffgeschrieben/ die Belägerungen/ Haupt-Treffen vnd sonsten abgerissen vnd
communiciret (TE, 2. Aufl., Bd. 5, 1651, Widmung) hätten. Dabei unterstreicht das Beispiel aus Hamburg die
schon formulierte These einer noch weitgehend unausgestalteten Grenze zwischen
militärischer und ziviler Berichterstattung. In seiner detaillierten Schilderung
der Ereignisse erinnert der Text jedenfalls mehr an das Vorgehen
journalistischer Frontberichterstatter als an militärische Propaganda. Mit den
Attributen ordentlich und accurat (Relation, Titelblatt) beschreibt
der Herausgeber den Charakter des Berichts durchaus treffend. Auch wenn man im
17. Jahrhundert sicher noch nicht von Journalisten als homogener und
professionalisierter Berufsgruppe sprechen kann, stand der Anonymus doch in
gewisser Hinsicht in der Tradition einer sich seit der zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts etablierenden Gruppe von Schreibern, die unter anderem von
Nachrichtengenerierung und -handel lebten.
Die Informationen, aus denen die
Relation bestand, trug der Verfasser aus
ganz unterschiedlichen Quellen zusammen, die keine äußere Beeinflussung erkennen
lassen. Ein Teil stammte aus Gesprächen mit Reisenden sowie öffentlichen
Diskussionen in der Herberge des Autors, an denen – besonders zu den Mahlzeiten
– so wol militair als andere Personen (Relation, S. 3) teilnahmen. In diesem Umfeld
kursierten auch die Listen mit Namen der Befehlshaber sowie der Aufstellungen
und Stärken der Truppenverbände (Kavallerie und Infanterie), die vollständig in
den Text übernommen wurden (z.B. Relation, S. 3f.). Auch die von der Stadtobrigkeit öffentlich
angeschlagenen Plakate sowie Gespräche mit den Bewohnern der Elbmetropole, in
der gegen Ende des 17. Jahrhunderts zwischen 70.000 und 75.000 Menschen lebten,
lieferten Informationen, die der Autor in seinem Logiament
regelmäßig in seine Schreib-Taffel übertrug (Relation, S. 11). Eine
weitere wichtige Quelle bildete die direkte Befragung der auf Seiten der Stadt
Hamburg kämpfenden Soldaten wie auch der Gefangenen. Wie erwähnt, konzentrierten
sich die Kampfhandlungen insbesondere auf die der eigentlichen Stadtfestung
vorgelagerte, 1681 entworfene Sternschanze. Wie das im Jahr zuvor fertig
gestellte Neue Werk vor der östlichen Stadtseite, hatte die Schanze die Aufgabe,
gegnerische Angriffe auf Distanz zu halten und feindliche Kräfte zu binden
(Loose 1982, S. 260-262). Die dort eingesetzten Mannschaften wurden
regelmäßig ausgetauscht. Diese Wachwechsel nutzte der Verfasser der
Relation zur Nachrichtensammlung:
[...] als verfügte ich mich nach dem Altenauer-Thor und erkundigte
mich bey der abgelöseten Soldatesca/ welche mir berichtete/ daß in dieser
eintzigen Nacht die Königliche in die 156. Bomben/ und 50. Pfund Granaten/
ohne die unzehligen Hand-Granaten eingeworffen hätten/ davon aber dennoch
gar wenig ihren Effect gethan/ dann der Hamburger während der Action nur 4.
getödtet und etwan 10. oder 12. Mann blessiret worden. Hierauff begab ich
mich nach dem Gefangenen-Hause und erfuhr von einem Gefangenen/ oder welcher
vielmehr ein Uberläuffer war/ daß die Königl. bey so hitziger Attaque und
einigen Anlauffen ohne die Blessirten über 300 Mann verlohren hätten (Relation, S. 7).
Auch vor der Befragung schwer verletzter Soldaten schreckte der Autor nicht
zurück: [...] kam ein Lüneburgischer Musquetier ungefehr Mittags umb 1.
Uhr auß der Stern Schantz/ welchem von einer feindlichen Bombe der Arm
entzwey geschlagen/ und das Gesichte einiger massen verbrand war/ zu
demselben verfügte ich mich/ umb noch einige particularia zu erforschen/
dieser gute Kerl/ ob ihm gleich/ wie man auß seinem Gesichte abnehmen kunte/
solche Blessur schmertzte/ erzehlete dennoch so viel ihm bewust
[...] (Relation, S. 9). Auch andere in Hamburger Diensten stehende, befreundete
Söldner konnten zu Informanten werden (Relation, S. 12). Die eigentlichen
Kampfhandlungen sowie die Vor- und Nachbereitungen beobachtete der Verfasser in
der Regel von den Stadtwällen aus, zum Teil mit einem Fern-Glaß (Relation, S. 9, 18).
In seiner Beschreibung der eigenen Handlungen macht der Verfasser das
empiristische Prinzip sichtbar, das den Blick vieler Zeitgenossen auf die Welt
charakterisiert und eines der Merkmale von Merians Theatrum
Europaeum ist (Schmale). Dazu passt auch die Darstellung der Beobachtung des
Ausfalls der Hamburger Truppen. Nachdem der Verfasser von dem geplanten
Gegenangriff erfahren hatte, mischte er sich unter die Gesandten und anderen
höheren Militärs und begutachtete das Geschehen: Auff solch eingenommenen Bericht/ eylete ich mehr als ich konte nach
meinem Logiament/ nahm ein Pferd/ und verfügte mich nach dem Damm-Thore/ da
sich dann nebst denen Chur-Fürstl. Brandenb. zweyen Generalen/ als Monsr. du
Pance/ und du Hammel, und viel andere Cavallier eingefunden/ umb solche
Action anzusehen. Ich kan nicht beschreiben/ mit was für einer Courage
hiesige Milice zu solchem Tantze außzoge/ welchen ich auch
folgete (Relation, S. 12).
Dass der Autor in der Beschreibung in die Sprache der Schaubühnen verfällt, ist
ein typisches Phänomen der Darstellung kriegerischer Ereignisse im 17. und 18.
Jahrhundert. Wie Marian Füssel ausführlich darstellt, avancierte die Theatrum-Metapher, wie bei vielen anderen Segmenten der
Wissenschaft und Künste (Weber 2008, S. 333-334), auch im Bereich der Ordnung und
Repräsentation [...] militärischen Wissens zum leitenden Modell
(Füssel,
S. 206). Auch Merian selbst verglich in der Widmung zum fünften Band des
Theatrum Europaeum die
Cavalliere, die ihm Berichte und Bilder des Kriegsgeschehens
sandten, ganz selbstverständlich mit Schauspielern (selbsten mit
gespielet) (TE, 2. Aufl., Bd. 5, 1651, Widmung). Es handelt sich hierbei allerdings nicht um eine rein
literarische Wendung. Denn reflektiert man die dargestellte Praxis der
Nachrichtengewinnung, sind die realen Bezugspunkte der Theater-Motivik
unübersehbar. Die zurückgenommene Beobachtung von erhöhter Warte (Stadtwall oder
Feldherrenhügel) war die typische Position der Frontberichterstatter des 17. und
18. Jahrhunderts, die von dort die ansonsten unübersichtlichen Kampfhandlungen
(Füssel,
S. 218) zumindest ansatzweise im Überblick hatten. Es handelte sich um eine
zurückgenommene Zuschauerperspektive. Insofern lässt sich die Theater-Metaphorik
als Folge realer Erfahrungen lesen, für deren sprachliche Fassung die gelehrten
Skribenten im Kontext der Schaubühnen brauchbare Allegorien fanden. Die Motivik
ist damit nicht zuletzt ein Ausdruck des erwähnten empiristischen Prinzips. Die
bildlichen und textlichen Darstellungen waren keine vornehmlich theatralischen
Inszenierungen. Im Gegenteil: Das geltende Credo der eigenen
Anschauung führte zu einer Zurückdrängung von Stereotypen (Schmale), auch wenn es weiterhin Darstellungskonventionen gab.
Insbesondere bei den Illustrationen muss man dabei aber bedenken, wie viel
eingeschränkter die Möglichkeiten einer realistischen Fassung der Geschehnisse
im Vergleich mit der ebenfalls technisch begrenzten und keineswegs
konventionslosen fotografischen Bildlichkeit waren. Jedenfalls berührt ein auf
die theatralische Inszenierung oder die Ästhetisierung (Schwarzer) fokussiertes Verständnis der
Kriegsberichterstattung des 17. und 18. Jahrhunderts allenfalls einen
Teilaspekt. Eine solche Lesart verdeckt allzu leicht den Blick für das doch
deutlich erkennbare Bemühen um Authentizität und teils minutiöse Genauigkeit
(siehe auch Wüthrich 1993, S. 116). Schon Bingel
konstatierte, dass die im Theatrum abgedruckten
Situationspläne von Schlachten, Belagerungen und dergleichen
von Personen angefertigt wurden, die über genaue Kenntnisse der
wirklichen Vorgänge und Verhältnisse verfügten (Bingel,
S. 122). Für sämtliche Illustrationen wird diese Behauptung sicher nicht haltbar
sein, hier ist eine Einzelprüfung nötig, aber es ist nicht von der Hand zu
weisen, dass sie zumindest teilweise auf Zeichnungen beruhten, die unmittelbar
während des Geschehens entstanden. Auch hierfür liefert die
Relation der Hamburger Belagerung ein
eindrückliches Beispiel: Den 11. [August, K. L.] war bereits die Passagie
frey und die Thore offen/ und hatten die Dänischen ihre Approchen gäntzlich
verlassen/ da denn eine grosse Menge Volckes auß dieser Stadt sich hinauß
begabe/ umb solche Wercke zu besehen/ welche über alle masse wol angeleget/
und darinnen eine grosse Arbeit angewendet/ weßwegen mich auch die Mühe
nicht verdriessen liesse/ solche so fort/ weilen ich fast der erste in
solchen Wercken war/ abzuzeichnen (Relation, S. 18). Der daraus entstandene
Kupferstich von der Stern-Schantze/ Approchen und Trencheen ist
dem Druck, wie erwähnt, beigefügt. Möglicherweise stammt auch die Vorlage der
Überblicksdarstellung von dem Verfasser des Belagerungsberichts. Laut Wüthrich
handelt es sich bei der Ansicht Hamburgs von 1686 um eine Neufassung (Wüthrich
1993, S. 211). Grundlage war jedenfalls nicht die
Stadtdarstellung aus Merians Topographia (Abb. 8). Allerdings ist die Abbildung aus der Materialsammlung und dem
Theatrum Europaeum perspektivisch deutlich
an einen Kupferstich angelehnt, der bereits 1661 in Peter Lambecks (1628-1680) Origines
Hamburgenses sive rerum Hamburgensium erschienen war.
Erkennbar sind auf beiden Abbildungen die zwischen 1616 und 1625 erbauten
städtischen Festungsanlagen des niederländischen Ingenieurs Johann van Valckenburgh (1575-1625), die das
Aussehen Hamburgs bis ins 19. Jahrhundert prägten (Loose
1982, S. 260-262). Bei Lambeck fehlen allerdings die erst 20 Jahre
später entstandene Sternschanze sowie die während der Belagerung von 1686
errichteten militärischen Anlagen der Dänen, die als zusätzliche Bildelemente in
die Illustration der Materialsammlung und des Theatrum
Europaeum integriert wurden. Der Vollständigkeit halber
muss an dieser Stelle noch auf eine dritte, nahezu identische Illustration der
Belagerung hingewiesen werden, die in einem weiteren anonym und ohne Angabe von
Druckort und -zeit erschienenen tagebuchartigen Kriegsbericht mit dem Titel
Eine Kurtze Verfassung/ Der Anno 1686. von der Königl.
Dennemarckischen Armee belagerten Stadt Hamburg
3:664143M) publiziert worden sein soll. Allen Bildern der Belagerung ist
gemeinsam, dass es sich um Contrafakturen handelt, also
um perspektivisch naturgetreue Darstellungen (Würgler,
S. 29). Wie viele andere Abbildungen im Theatrum
Europaeum betonen sie die militärisch-taktische
Seite des Geschehens (Schwarzer, S. 220) und gehören damit zu
den analytischen Bildern (Wilke 2005, S. 29; Paul, S.
28f.), wie sie im 17. Jahrhundert massenhaft erschienen. Dabei zeigen die Bilder
keine Momentaufnahmen, sondern eine Synopse der Ereignisse (hierzu auch Füssel, S.
210f.), die sich realiter über eine Woche hinzogen. Auf der Detaildarstellung
sieht man beispielsweise die Bombardierungen der Sternschanze, den beobachteten
Ausfall sowie die Lauf- und Schützengräben. Mit der Angabe der wichtigsten
Örtlichkeiten in den Legenden dienen die Abbildungen der Orientierung während
der Textrezeption.
Vergleicht man nun die in der 1686 veröffentlichten
Sammeldruckschrift vereinten Texte und Bilder mit der historiographischen
Umsetzung im Theatrum Europaeum fünf Jahre später,
erkennt man, dass auf allen Ebenen ein Verdichtungsprozess stattgefunden hat.
Was die Bildlichkeit betrifft, fand die Detaildarstellung der Kämpfe um die
Sternschanze keine Berücksichtigung. Ausgewählt wurde lediglich der Überblick,
was letztlich kennzeichnend für die Kriegsbilder des gesamten 21bändigen Werks
ist. Die Aufnahme des Portraitkupfers Christians V. in kämpferischer Montur und
Pose entsprach hingegen der redaktionellen Maßgabe, Bilder berühmter
Kriegshelden zu berücksichtigen (TE, 2. Aufl., Bd. 16, 1717, Titelblatt). Was den Text angeht, lag Hartnack mit seiner Kritik der
Weitläufigkeit der Schilderungen nicht ganz falsch. Neben den Namen der
einzelnen Befehlshaber finden sich im Theatrum
Europaeum beispielsweise auch die genauen Zahlenangaben der
in die Sternschanze gefeuerten Bomben und Granaten. Aber nicht nur in diesen
Punkten folgt der Geschichtsschreiber dem tagebuchartigen Drehbuch der
Relation und der anderen Berichte über das
Ereignis. Hinzu kommen die in der Materialsammlung zusammengestellten
offiziellen Stellungnahmen der Konfliktparteien sowie darüber hinausgehende
Dokumente. Zum einen ist im Theatrum Europaeum der
komplette Text eines 1686 in Hamburg ausgehängten Plakats mit Anschuldigungen
des Stadtrates gegen die bürgerlichen Oppositionsführer Cord Jastram (1634-1686) und Hieronymus Snitger (1648-1686) (Loose 1967)
abgedruckt. Ihnen wurde ein Verrat der Stadt vorgeworfen und damit die
Hauptschuld an der Belagerung gegeben. In der
Relation wird der Aushang nur am Rande erwähnt,
es ist allerdings möglich, dass die Verleger des Theatrum
Europaeum auch eine Abschrift hiervon von ihrem
Korrespondenten aus der Elbmetropole erhalten hatten. Ausführlich in der
Geschichtsdarstellung wiedergegeben sind ferner sämtliche im Vorfeld der
Belagerung formulierten Punkte der Dänischen Beschwerden gegen
Hamburg. Detailreich wird zudem die Vorgeschichte der Belagerung –
der seit 1683 dauernde Streit zwischen Rat und Bürgerschaft sowie die Eskalation
nach der obrigkeitlich angeordneten Entführung des Kaufmanns Snitger (Loose 1982, S.
275-281) – dargestellt sowie der 1679 ausgehandelte Interims-Rezess zwischen den
Konfliktparteien (TE, 1. Aufl., Bd. 12, 1691, S. 39f.). In aller Kürze ist im Theatrum
(ebd., S. 996) hingegen die Hinrichtung Snitgers und Jastrams repräsentiert,
die in Hamburg eine solche Menge Zuschauer gefunden/ dergleichen niemahls
ist gesehen worden (Relation, S. 23) und im Bericht doch einen recht großen Raum
einnimmt. Was die Darstellung im Geschichtswerk letztlich bei allem
Detailreichtum von der Nachrichtenpublizistik unterscheidet, ist die
kontextuelle Einordnung des Geschehens. Beispielhaft kann in diesem Zusammenhang
die ausführliche Berücksichtigung der Vorgeschichte genannt werden, wie auch die
eingeflochtene Beurteilung der Handlungen der Protagonisten. Dazu gehört etwa
die Reflexion, was die auf Seiten der Stadt gegen Christian V. kämpfenden
Reichsfürsten zu ihrer Unterstützung bewogen haben mochte: Weilen nun die
benachbarten Chur- und Fürsten sahen/ daß Dänemarck der Stadt zu hefftig
zusetzen wolte/ so begunnen sie sich dieses Wercks eyfriger/ und mit Ernst
anzunehmen/ als welche/ wegen ihres eigenen Interesse, nicht zugeben kunten/
daß Hamburg in einen andern Stand gesetzet/ und unter eines gekrönten Haupts
absolute Beherrschung gerathen solte/ zumalen auch/ da Hamburg/ nebst
Lübeck/ und Bremen/ an der Ost- und West-See/ die Schlüssel deß H. Röm.
Reichs zu nennen/ und durch solche Städte die Commercien in gantz
Teutschland gleichsam könten geschlossen/ oder eröffnet werden (TE,
1. Aufl., Bd. 12, 1691, S. 991). An solchen Stellen entpuppt sich das Theatrum
Europaeum als ein früher Ort des politischen
Räsonnements, das in der Publizistik in diesem Zeitraum noch nicht fest
etabliert war (Weber 1994). Deutlich wird damit auch, welche positiven Folgen
aus der Informationsvielfalt erwuchsen, die den Menschen, zumal in Städten wie
Frankfurt, im 17. Jahrhundert zur Verfügung standen. Auch in Hamburg bildet sich
in den letzten Jahrzehnten vor 1700 eine Form der räsonierenden
Berichterstattung heraus. Einer der Protagonisten ist wohl nicht zufällig Daniel
Hartnack mit seiner Relation aus dem Parnasso (1687-
ca. 1740) (Böning, S. 152-156).
Zusammenfassung und Ausblick
Als Quellenkonglomerat ist das Theatrum Europaeum
gleichsam ein Muster für die mediale Situation des 17. Jahrhunderts wie auch für
die Bedeutung des Krieges, der für die Verleger ein überaus einträgliches
Geschäft darstellte. Fragt man sich nach den Gründen für das insgesamt große
Interesse an Kriegsnachrichten, findet man in den zeitgenössischen Darstellungen
zwei Aspekte nebeneinander. Zum einen dienten die Berichte freilich der
aktuellen Information. In dieser Funktion hatten sie eine
gesamtgesellschaftliche Bedeutung, unabhängig von Amt und Stande (Hartnack, S. 67). Während die Zeitungslektüre von
Kritikern im 17. Jahrhundert in der Regel nur Publiq-Persohnen [...]
Geistlichen und Weltlichen Standes (ebd., S. 69) zugestanden wurde, die zur Erfüllung ihrer
Aufgabe als soziale Führungspersönlichkeiten informiert sein mussten, bildete
der Kriegsfall eine argumentative Ausnahme. In dieser Situation gab es gute
Gründe dafür, dass sich auch Privat-Persohnen oder die
gemeinen Leut der Zeitungen gar wohl und nöthig bedienten,
sonderlich die auff dem Lande: [...] damit sie in
Zeiten wissen mögen/ wohin sie mit den Ihrigen und ihrem Armuth ihre
Zuflucht am besten zu nehmen hätten. Oder daß man in frembden entfernten
Landen seine Freunde und Verwandten habe/ von denen man nicht alle Posttage
Briefe hat/ wie es umb ihren Stand en particulir bewand sey/ alle Posttage
aber von dem allgemeinen und veränderten oder unveränderten Zustand selbiger
Gegend und Nachbarschafft in denen Nouvellen Nachricht haben kan (Hartnack, S. 67f.). Abgesehen von dieser
Informationsfunktion kann aber kein Zweifel darüber bestehen, dass
Kriegsberichte zum anderen auch als Unterhaltung verstanden wurden. Bei Daniel
Hartnack klingt dies 1688 in folgenden Worten an: Wer solt es verlangen/
daß alle Wochen grosse Haupt-Schlachten gehalten würden/ oder Bestürmungen
der Städte geschehen möchten/ damit mancher neugieriger von Victorien und
Eröberungen satt werden könte? (Hartnack, S. 83). Er wendet sich damit gegen den in der
zeitgenössischen Mediendebatte geäußerten Vorwurf, die Zeitungen brächten
vornehmlich unwichtige Meldungen. Sieht man die beiden nebeneinander
existierenden Funktionen, erfüllten Matthaeus Merian und seine Nachfolger mit
ihren Verlagswerken ein breites Bedürfnis. Mit ihren Drucken informierten sie
einerseits, wobei sie sich auf dem Markt eher mit ausführlichen Berichten als
aktuellen Zeitungen positionierten. Andrerseits bedienten Drucke wie das
Theatrum Europaeum von Beginn an auch die
Nachfrage nach unterhaltenden Stoffen. Texte wie Illustrationen sollten nicht
nur der Information und Belehrung, sondern immer auch der
Belustigung dienen (TE, 1. Aufl., Bd. 2, 1633,
An den Leser).
Überblickt man die Formen der Kriegsdarstellungen des 17. Jahrhunderts
und stellt diese in Beziehung zur bisherigen Forschungsliteratur, muss man
feststellen, dass die intermediale Perspektive, die alle möglichen Spielarten
der Kriegsberichterstattung berücksichtigt, bislang völlig unterbelichtet
geblieben ist. Die These Wilkes, die Entwicklung der periodischen
Nachrichtenpublizistik habe zu einer sukzessiven Entvisualisierung des Krieges
geführt (Wilke 2005, S. 36f.), kann in diesem Zusammenhang geradezu als
Aufforderung zu einer systematischen Beschäftigung mit den massenhaften
kartographischen Publikationen und Illustrationen von Schlachten, Belagerungen
und Feldlagern verstanden werden, die die vielen Kriegsrelationen,
zeitungsbegleitenden Sonderdrucke und das sonstige Gelegenheitsschrifttum
prägten (Paul, S. 32). Gerade die bebilderten und unbebilderten
Einzelblätter, Broschüren oder Flugschriften, die im 17. Jahrhundert neben den
Zeitungen, den Meßrelationen und der sonstigen periodischen
Nachrichtenpublizistik erschienen, gehören noch immer zu den unterschätztesten
Verbreitungsmedien politischer und auch militärischer Informationen (Böning, S.
136, 279), obwohl ihre Bedeutung in einzelnen Studien nachdrücklich Betonung
fand (Rystad, S. 5-9; Hempel). Das Theatrum
Europaeum, in dem sich die gesamte Vielfalt abbildet,
bietet sich in diesem Zusammenhang geradezu an, als Ausgangspunkt der weiteren
Forschung genutzt zu werden. Stärker einbezogen werden müsste dabei auch sein
Frankfurter Umfeld. Damit würde letztlich wohl auch ein neues Licht auf die
Geschichte der Kriegsberichterstattung geworfen. Denn eines deutet sich an
dieser Stelle bereits an: Die gängige Annahme, journalistische
Frontberichterstattung gäbe es erst seit dem Krimkrieg Mitte des 19.
Jahrhunderts (Karmasin; Daniel), muss differenziert, wenn nicht
revidiert werden. Sie beruht im Wesentlichen auf der anachronistischen Trennung
zwischen ziviler und militärischer Berichterstattung, die es in der Frühen
Neuzeit so noch nicht gab sowie auf weitgehender Unkenntnis der zeitgenössischen
Nachrichtenpublizistik und ihrer Entstehungskontexte.
Bibliographische Nachweise und Forschungsliteratur
Quellen
[Anonym]: Die Bekriegte und nicht Besiegte Stadt Hamburg.
Das ist: Alles was zwischen Ihro Königl. Majest. von Dänemarck/
und derselben von 1679. biß zu völligem Abzug im 1686. Jahre/
und ferner merckwürdiges sich begeben und zugetragen/ als:
I. Die Proposition, so Ihro Königliche Majestät Christianus der Fünffte/
König zu Dänemarck/ Norwegen/ [et]c. durch Herrn groß-Cantzler von Ahlefeld/
Reichs-Marschalck Cörbitz/ und Ober-Jägermeister Hahn ... thun lassen.
II. Der darauff erfolgte [...] Interims-Recess [...]
III. Auff Seiten Ihro Königl. Majestät in Dänemarck heraußgegebene Bericht [...]
IV. Hierauff erfolgter Unpartheyischer Gegen-Bericht [...]
V. Noch eine kurtze und außführliche Relation, was sich in währender Berennung der Stadt Hamburg [...] zugetragen;
VI. Und dann welcher Gestalt Court Jastram, und Hieronymus Schnittiger/ Verrätherey [...] angesponnen [...];
Zusampt zweyen der Stadt und Stern-Schantz Grund-Rissen und Situationen [...]
deutlich vorstellen zweyen Kupffer-Bögen [...] erläutert/ [...] zu [...]
deß Neubegierigen Lesers Vergnügung außgefertiget. [Frankfurt a.M.] 1686.
[Anonym]: Eine Kurtze Verfassung/
Der Anno 1686. von der Königl. Dennemarckischen Armee belagerten Stadt Hamburg.
Was sich darin Von Tag zu Tag [...] begeben. [Hamburg] 1686.
[Anonym]: Kurtze und außführliche Relation,
Was sich währender Berennung der Stadt Hamburg In und ausser derselben zwischen Ihr. Königl. Maj. von Dännemarck
und obgedachter Stadt [...] begeben/ und remarquables zugetragen.
Von einem Freunde [...] beschrieben mir zugesandt;
Sampt beygefügter Erzehlung/ Welcher Gestalt Court Jastram, und Hieronymus Schnittger/
Verrätherey wider ihr Vatterland angesponnen/ wie selbe glücklich entdeckt/
und wie an besagten Verbrechern die peinliche Straffe endlich vollzogen worden;
Worbey das Kupffer von der Stern-Schantze/ Approchen und Trencheen. [Frankfurt a.M.] 1686.
Dortmundische vermischte Zeitungen Nr. 24, 1769.
Daniel Hartnack: Erachten Von Einrichtung Der Alten Teutschen
und neuen Europäeischen Historien. Celle, Hamburg 1688.
Peter Lambeck:Origines Hamburgenses sive rerum Hamburgensium, Teil 2:
Ab Anno Æræ Christianæ vulgaris M CC XXV usque ad annum M CC XCII. Hamburg 1661.
Matthaeus Merian: Theatrum Europaeum. 21 Bde.,
Frankfurt a.M. 1633-1738 (ausführliches Siglenverzeichnis).
Topographia Saxonia Inferioris:
Das ist Beschreibung der Vornehmsten Stätte unnd Plätz in dem hochl:
NiderSachß: Crayß. Hg. von Johann Matthäus Merian. Bearb. von Martin Zeiller. Frankfurt a.M. 1653.
Johann Heinrich Zedler (Hg.):
Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste.
Leipzig, Halle 1746, Bd. 49.
Forschungsliteratur
Frauke Adrians:
Journalismus im 30jährigen Krieg. Kommentierungen und „Parteylichkeit“
in Zeitungen des 17. Jahrhunderts. Konstanz 1999.Wolfgang Behringer:
Veränderung der Raum-Zeit-Relation.
Zur Bedeutung des Zeitungs- und Nachrichtenwesens
während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in:
Benigna von Krusenstjern, Hans Medick (Hg.): Zwischen Alltag und Katastrophe.
Der Dreißigjährige Krieg aus der Nähe. Göttingen 1999.Wolfgang Behringer:
Im Zeichen des Merkur. Reichspost und Kommunikationsrevolution in der Frühen Neuzeit.
Göttingen 2003.Klaus Bender:
Relationes historicae. Ein Bestandsverzeichnis der deutschen Meßrelationen
von 1583 bis 1648. Berlin 1994.Jörg Jochen Berns:
„Parteylichkeit“ und Zeitungswesen.
Zur Rekonstruktion einer medienpolitischen Diskussion an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, in:
Argument-Sonderband 10 (1976), S. 202-233.
Jörg Jochen Berns:
Zeitung und Historia. Die historiographischen Konzepte der Zeitungstheoretiker des 17. Jahrhunderts,
in: Daphnis 12 (1983), S. 87-110.Jörg Jochen Berns:
Nochmals zur „Parteylichkeit“. Entstehungsbedingungen, Kriterien, Geltungsbereich, in:
Astrid Blome, Holger Böning (Hg.): Presse und Geschichte.
Leistungen und Perspektiven der historischen Presseforschung. Bremen 2008, S. 67-75.Hermann Bingel:
Das Theatrum Europaeum. Ein Beitrag zur Publizistik des 17. und 18. Jahrhunderts,
Neudruck der Ausgabe 1909. Wiesbaden 1969.Holger Böning:
Welteroberung durch ein neues Publikum.
Die deutsche Presse und der Weg zur Aufklärung: Hamburg und Altona als Beispiel. Bremen 2008.
Johannes Burkhardt:
Der Dreißigjährige Krieg. Frankfurt a.M. 1992.Ute Daniel:
Augenzeugen. Kriegsberichterstattung vom 18. zum 21. Jahrhundert. Göttingen 2006.Alfred Dreyer:
Die Belagerung Hamburgs durch die Dänen im August und September 1686,
in: Nordelbingen 7 (1928), S. 251-299.Heiko Droste:
Im Dienste der Krone. Schwedische Diplomaten im 17. Jahrhundert. Berlin 2006.Susanne Friedrich:
Drehscheibe Regensburg. Das Informations- und Kommunikationssystem
des Immerwährenden Reichstags um 1700. Berlin 2007.
Marian Füssel: Theatrum Belli. Der Krieg als Inszenierung und Wissensschauplatz im 17. und 18. Jahrhundert,
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Abbildungsnachweise
Abb. 1: Ausschnitt Titelkupfer, aus: TE, 1. Aufl., Bd. 3, 1639.Abb. 2: Die Bekriegte und nicht Besiegte Stadt Hamburg, 1686. Abb. 3: Kurtze und außführliche Relation, 1686. Abb. 4: Stadtansicht Hamburg, aus: Staatsarchiv Hamburg, A 331/0007, Kapsel 3.Abb. 5: Sternschanze Hamburg, aus: Staatsarchiv Hamburg, A 331/0007, Kapsel 3.Abb. 6: Christianus Quintus, aus: TE, 1. Aufl., Bd. 12, 1691, Tafel 54.Abb. 7: Hamburgische Belagerung, aus: TE, 1. Aufl., Bd. 12, 1691, Tafel 55.Abb. 8: Hamburg, aus: Topographia Saxoniae Inferioris, Frankfurt a.M. 1653, Tafel 20.