Available at (c) Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Bei Meletaon handelt es sich um ein Pseudonym des Romanschriftstellers und
Astronomen in Praxi astronomica
öffters einige Beyhülffe
(darinnen hundert astronomische Problemata solviret zu finden
(
Erschienen 1711 bei
Eine zweite Auflage mit gleicher Kollation ist 1712 bei Johann Christoph Lochner in Nürnberg erschienen. Diese Ausgabe ist an sehr vielen Bibliotheksstandorten greifbar.
Harold Jantz Collection, Sign. no. 2148, reel 444
Folgt man den Hinweisen des Titels und der Vorrede, bezweckt Meletaons Roman eine
Unterhaltung des Lesers wie auch eine Anleitung für (angehende) Studenten, wie
sich diese auf der Universität bzw. während des Studiums richtig, d.h.
vernünftig, verhalten sollen. Damit erfüllt sich vordergründig die
frühneuzeitlich wichtige poetologische Maßgabe des prodesse
et delectare. Hinzu kommt jedoch, dass der Text selbst unter den
Bedingungen von Studium und Universität entsteht. Die Zuschrift richtet sich an
die in Jena studirende Nieder-Hessische Landsmannschafft
(Zuschrifft
, unpag. [S. 1]) und hier zuallererst an den Juristen alles mit
flüchtiger Feder entwerffen müssen
und die Poëtischen
Einfälle
in der Gesellschaft seiner Kommilitonen mit keiner
solchen Acuratesse ausarbeiten können/ als es billich seyn sollen
(Zuschrifft
, unpag. [S. 5]). Dieses Zugeständnis an einen schnellen Publikationsrhythmus
erklärt letztlich auch die erzählerische Machart des Textes, der sich an ein
Publikum wendet, das nach der jetzigen Mode lieber was Neues als was
Altes höret
(Teil II, S. 367).
Zentral für die Handlung und die Darstellungstechnik der beiden voluminösen
Romanteile ist die Präsentation einer Fülle von Figuren, die vor allem dem
universitären Bereich entstammen und besonders den jungen Lesern einen
Entwurff von der Academischen Lebens-Art
(Teil I,
Vorrede
, unpag. [fol. )( 4v]) geben sollen. Es werden dutzende Personengruppen additiv
eingeführt, die – zumindest der Vorrede nach – dazu bestimmt sind, als positive
oder negative Exempel zu fungieren. Die Schauplatzmetaphorik bietet für solche
Schreibintention das passende begriffliche Bezugsfeld: Was aber sonsten
die Materie und die Invention von dem Schau-Platz betrifft/ so ist das
Allermeiste davon aus meinem Gehirne erdichtet/ und das Wenigste in der That
geschehen/ so daß ich nichts anders damit exprimiren wollen/ als die
vielfältigen Schwachheiten und Laster/ davon man heut zu Tage/ auf mancher
Universität/ einen sonderlichen Staat machet/ oder sich wol gar damit in
Renommeè setzen will.
(I, Vorrede
, unpag. [fol. )( 2r]) Im zweiten Teil heißt es außerdem: eine
Universität ist wie ein Opern- oder Comödien-Haus/ auf deren Schau-Platz
neue Begebenheiten præsentiret werden/ die unterschiedliche Arten der Leute/
und die Mannigfaltigkeit der Gemüther/ die bald zu diesen/ bald zu jenen
geneiget/ die suchen entweder eine Ergötzlichkeit oder stellen doch was an/
worauf man/ mit mehr als gemeinen Augen/ Achtung geben muß.
(II, S.
127) Die vorgeführten Geschichten sind dem Muster der antiken Schulrhetorik
gemäß zumeist historiae, zu denen es jedoch keinerlei
Hinweise auf Textquellen gibt, oder argumenta, also
entweder tatsächlich vorgefallene oder zumindest denkmögliche Begebenheiten.
Zudem sind die Geschichten mit einer illustrativen Funktion versehen. Mit der
Fülle der Erzählgegenstände (copia rerum) entfaltet sich
nach und nach ein ganzer Lasterkatalog, mit dem das Fehlverhalten der Figuren
zum einen differenziert benannt werden kann, zum anderen für die Varianz der
Geschehnisse sorgt. Zwar ist eine Anordnung (dispositio)
nach dem barocken Modell der loci communes nicht mehr
erkennbar; gleichwohl ergeben sich im Fortgang des Erzählens durch die Technik
der Häufung (coacervatio) und Reihung (enumeratio) thematische Schwerpunkte, die topischen
Charakter gewinnen. Auch wenn vor allem im zweiten Teil Figurenhandlungen noch
einmal aufgenommen und fortgeführt werden, hat die Abfolge der Begebenheiten
keine erzähllogischen oder strukturellen Konsequenzen (im Sinne eines
Höhepunktes oder Spannungsbogens etwa). Der Roman legitimiert sich als solcher
allein über die Vielzahl und die Varianz seiner Gegenstände. Geboten werden
immer wieder und fast ausschließlich Fälle zwischenmenschlichen Betrugs,
Eifersucht, Ehebruch, studentische Spiel- und Trinksucht sowie außer- oder
uneheliche Wollust als Affekthandlung, die meist mit den Begriffen der
Liebes-Avanture
(I, Vorrede
, [fol. )( 3r]),
des Hofierens oder ‚Courtisierens’ sowie des Verführens zu körperlichen
Ausschweifungen bzw. des Um- und Abwerbens von Partnern oder ‚Debauchierens’
gefasst werden.
Erzählstrategisch signifikant beim Darbieten der Begebenheiten sind die
zahlreichen in Fettdruck erscheinenden Kommentierungen, die so genannten
Maximen. Allerdings verhindert die Unzahl der Kommentare einen Einsatz als
permanent geltende und allein auf die Besserung des Lesers zielende praecepta oder regulae im
traditionellen Sinne. Stattdessen werden diese intentional frei verfügbar, auch
weil die Figuren sie situationsbezogen und für ihre Belange aufrufen können.
Bereits in der ersten Liebesgeschichte, in der Partenio versucht, die in
Selander verliebte Almire für sich zu erobern, heißt es demzufolge von
der Verliebten Staats-Regul
: Wer bey der Tochter/ oder
Jungfer/ in dem Haus/ Amour suchet/ muß nur mit der Mutter und der Magd gute
Freundschafft halten/ die erstere vergönnet den Zuspruch/ und die abgezielte
Conversation, die andere aber hat bißweilen den Schlüssel zum Haus und zu
ihrer Jungfer Schlaff-Zimmer/ da dann der Herr Urian durch diesen Pförtner
manche geheime Audientz erlangen kan.
(I, S. 27) Derartige
Kommentierungen weisen auf keinen religiös fundierten Sinnzusammenhang mehr,
sondern auf soziale Verhaltensregeln, erzeugen zumeist aber eine je eigene
Evidenz, auch wenn viele Geschichten inhaltlich große Ähnlichkeit besitzen. Ist
eine einheitliche Funktionsgebung im Sinne der persuasio
und des docere für die Vorrede noch mehr oder minder
gegeben, zielen die erzählten Begebenheiten mehr und mehr auf die kurzweilige
Lektüre, dem die eingefügten Maximen wiederum mit einem mal spitzfindig-arguten,
mal restriktiv-kritischen Duktus begegnen.
Die so vorfindbare Diskrepanz zwischen einem regelgeleiteten,
frühaufklärerischen Vernunftplan, der in den Kommentaren zum Ausdruck kommt, und
den davon abweichenden, auch disparaten Geschehnissen zeugt mehrfach davon, wie
stark etwaige Belehrungsabsichten und Tugendforderungen unterlaufen werden. Das
Divergieren von moralischer Didaxe und konkreter Handlung, das sich für den
Roman im nichtkongruenten Verhältnis von Schreibintention und textueller
Umsetzung abzeichnet, ist jedoch nicht allein ein Merkmal der von Rost
gesammelten und meist erfundenen Einzelfälle, sondern ein Phänomen des
institutionalisierten Gelehrtentums im frühen 18. Jahrhundert überhaupt. Die
Zuschrift zum zweiten Teil stellt dies unzweideutig heraus: Universitäten
sollen Sitze der Tugenden und der freyen Künste seyn/ allein ob man ihnen in
der That den Nahmen geben kan/ davon wäre vieles zu reden
(II,
Zuschrifft
, unpag. [fol. )( 3r]). Ein Topos, den der Roman in
diesem Zusammenhang bedient, ist der Generationenkonflikt zwischen Eltern und
Kindern, der aus der Verschwendungssucht der Zöglinge resultiert. So zeigt sich
Rosantes’ Vater in einem Brief an seinen Sohn erbost über den Umgang mit
finanziellen Zuwendungen, die eigentlich für das Studium vorgesehen sind:
HEist dann das auch studiret/ wann man auf Universitäten weiter
nichts thut/ als debauchiret/ frist und säufft/ Schulden machet/ und
hernach/ wann es soll bezahlet werden/ die Creditores denen Eltern über den
Hals schicket/ daß sie sich von ihnen müssen beschimpffen lassen.
(I, S. 115) Kurz darauf werden die Folgen dieses Fehlverhaltens demonstriert,
als nämlich Rosantes und seine Kommilitonen nach einem Zechgelage sich
wieder nach der Stadt begeben sollten/ wobey es recht lächerlich anzusehen/
wie die guten Herren hin und her taumelten/ und was sie vor confuses
Gespräch miteinander hielten/ ein paar schwatzeten Frantzösisch/ ein paar
Lateinisch/ […] mit einem Worte/ es gienge fast zu wie bey dem Babylonischen
Thurn [!]/ dann es war ein Gewäsch durcheinander/ daß man wol mehr als zwey
und siebentzig Dollmetscher haben müssen/ wo sie das Gespräch in rein
Teutsch übersetzen sollen.
(I, S. 133) Hier wird nichts weniger
ersichtlich als die Krise eines Gelehrtentums, das sich unter den Bedingungen
von Unvernunft selbst subvertiert.
Den wohl größten Platz nehmen dagegen Fälle von intimen zwischenmenschlichen
Beziehungen ein, die auch über Binnenerzählungen der Figuren dargeboten werden
können. Diese sind für das Darstellungsverfahren durchaus von Belang, weil zum
einen der Sammelcharakter des Romans davon profitiert – so reagiert Cleantes in
einer geselligen Runde prompt auf seinen Vorredner: muß ich doch auch was
erzehlen/ welches mit dieser Materie accordiret
(I, S. 176) – und weil zum anderen das galante Konversieren und der
gesellschaftliche Umgang die Triebfeder des gesamten Textunternehmens sind. Dass
es dabei nicht allein um positive Beispiele von Aufrichtigkeit und honnêteté geht, wird vielerorts deutlich:
Conversiren und Courtisiren ist noch ein grosser Unterschied/ alleine
auf Academien vermischet man es gemeiniglich miteinander/ und treibet das
erstere so lange/ bis man zu dem andern Gelegenheit/ und ein Frauenzimmer
erst treuhertzig gemacht/ wo sich diese einmal blos geben/ und unsere
Visiten gerne sehen/ so darff man schon muthmassen/ daß man ohne sonderliche
Bemühung weiter avanciren kan.
(II, S. 367) Das Simulieren und Dissimulieren von Verhaltens- und
Redeweisen zeugt von einem planmäßigen Vorgehen der Figuren zum Zwecke der
Triebbefriedigung. Markanterweise gibt es keine geschlechterspezifischen
Verhaltensweisen, wie es das Ideal des gentilhomme
vielleicht vermuten ließe. Frauen und Männer können gleichermaßen unaufrichtig
und skrupellos vorgehen. Im ersten Teil etwa bezahlt Leander für Maronettes
Liebesdienste einen hohen Geldbetrag, den sie wiederum juristisch korrekt
quittiert: ICh Endes Unterschriebene bekenne hiemit/ daß/ nachdeme ich
mit Monsieur Leandern einig worde/ ihme eine gantze Nacht meines Mannes
Stelle vertretten zu lassen/ und alle Liebes-Freyheiten zu gönnen/ welche er
von mir fordern würde/ woferns er mir zur Erkänntlichkeit/ und wegen der
erzeigten Caressen fünffzig/ sage fünfftzig Species-Ducaten/ am Golde
auszahlen wollte; […] dahero zu dessen Versicherung gegenwärtige Quittung
eigenhändig unterschrieben
(I, S. 317) Ordnungsverstöße wie hier der Ehebruch sind im Vernunftplan,
mit dem die Geschichten erzählt werden, nicht nur einkalkuliert und narrativ
identifizierbar, sondern laufen zuweilen und paradoxerweise auch ordnungsgemäß
ab. Die Verstellungskunst avanciert zu einem Handlungsprinzip, das als solches
beschreibbar und bei dem die sprachgewandte Routine zum wichtigsten Bestandteil
erhoben wird. So resümiert Clorinde in einer Arie: Man spielet heut zu
Tag mit Worten/ | Als wie mit einem Karten-Blat/ | Und mischet sie in solche
Sorten; | Daß keines seine Farbe hat
(II, S. 494). Evident wird dieses Prinzip etwa an der Beziehung zwischen
Olorene und Melintes, dessen Liebschaft zu Emilie von Bisental im ersten Teil
abgehandelt wird. Im zweiten Teil will sich der Erzähler erkundigen/ wie
es in Montevin mit dem Melintes stehe
, und stellt fest, dass die
Treue/ die er Emilien geschwohren
(II, S. 237) nach wie vor hält. Diese Treue wird jedoch erprobt, als
Melintes Olorene vor dem aufdringlichen Freyherrn von Binou in Schutz nimmt und
sie sich daraufhin in Melintes verliebt. Dieser hat allerdings keinen
Lust zu ihr
(II, S. 246), weswegen sie vorgibt, weiterreisen zu müssen, um einen Tag
später als Mann verkleidet wiederzukommen und so in Melintes’ Compagnie
zu continuiren
(II, S. 248). Zusätzlich initiiert Olorene ein anagrammatisches
Namensspiel, das erst im Laufe der Erzählung aufgeklärt wird: Der
geehrteste Leser muß wissen/ daß dieser Reloneo niemanden anderst/ als das
Fräulein Olorene/ welche sich in Cavalliers-Kleider gestecket und die
Buchstaben ihres Nahmens verändert.
(II, S. 252) Auf Figurenebene setzt Constantin seinen Freund Melintes von
dieser Verstellung in Kenntnis, der sich in seiner Liebe zu Emilie als nach wie
vor beständig erweist, aber auch nicht ohne Täuschung auskommt, um sich der
unnachgiebigen Olorene zu entziehen. Er flieht regelrecht vor ihr, weilen
man doch dem Wuht einer Manns-Person eher entweichen könnte/ als der
erhitzten Rache eines Frauen-Zimmers
, und darum nahme er
seine besten und benöthigsten Sachen mit sich und gab vor/ wie er nach
Harlem reisen wollte/ da er aber vor dem Thore/ wendete er sich und nahme
den Weeg auf Haag zu
(II, S. 256). Damit ist eine brisante Problemlage gelöst, die nächste aber
schon wieder vorbereitet. Olorene, die Melintes in die falsche Richtung
hinterherreist, gerät in ihrer Verkleidung an eine Kaufmännin, die sich
einmal in den Reloneo verliebet
(II, S. 259). Somit setzt Rost in seiner Darstellungstechnik nicht nur auf
den abrupten Wechsel beim Reihen seines Materials, sondern auch auf
erzähllogische Übergänge. Daneben deutet das trotz allen Affekten meist
reflektierte und wohlüberlegte Vorgehen der Figuren, zuweilen auch das
Eingeständnis des eigenen Fehlverhaltens, eine Ereignisdarstellung unter den
Voraussetzungen eines vormodernen Bewusstseins an. Die Vernunft und der Verstand
des Einzelnen stellen sich hierbei als Mittel heraus, die nicht nur moralischen
Zwecken, sondern zunehmend auch individuellen Interessen dienen können.
Nicht nur Rosts Pseudonym, auch sein Roman gibt explizite Hinweise auf den
literaturgeschichtlichen Kontext, in den Autor und Text sich zugeordnet wissen
wollen. Pauline etwa führt ein Gespräch mit ihrem Geliebten Calindro über
zeitgenössische Romane und Romanschriftsteller, von denen sie Hunold
nachdrücklich favorisiert: Es ist der Herr Menantes/ dessen Europäischen
Höfe/ Liebes- und Helden-Geschichte mich ungemein delectiren/ und wo mein
einfältiges Raisonament zulänglich/ wollte ich sagen/ daß dessen galante
Feder keinen Roman so delicat als diesen ausgeführet/ indeme ja kein Blat in
dem gantzen Buche/ welches man nicht mit der grösten Zufriedenheit
durchlesen wollte.
(I, S. 236) Dem schließen sich weitere Fürsprachen an. Leander trifft im
Ratskeller auf etliche Pursche
, die unterschiedliche
Discurse führeten/ und dann auch auf die Romaine zu reden kamen
, von
denen sie des Herrn Menantes Satyrischen Roman
(I, S. 318) hervorheben. Im zweiten Teil schließlich stellt Gerano im
Gespräch mit Amando seine Vorliebe heraus: ich habe von keinem neuen
[Roman] Nachricht/ der sonderlich verdienet gelesen zu werden/ wie ich dann/
ausser des unvergleichlichen und galanten Herrn Menantes und Talanders
seiner Arbeit/ sonsten keine æstimire/ die in teutscher Sprache geschrieben
sind.
(II, S. 360) Damit sind bereits auf der Handlungsebene die Namen genannt,
die für eine Abgrenzung des galanten vom höfisch-historischen Roman sorgen
(in einer Sphäre
ahistorischer höfischer Geselligkeit
(conduite und
der bienséance maßgeblich, das bei Thomasius eine
naturrechtliche Begründung erfährt und in die Konzeption des decorum einfließt (oft
in Nachbarschaft zum politisch klugen Verhalten auf
(Simons, S.
277), das sich vor allem auszeichnet durch Höflichkeit, Konzilianz,
Wendigkeit, Anpassungsvermögen, Anerkennung sozialer Ordnungen und
geselliger Konventionen
(
Insofern fungiert Rosts passiren täglich neue Begebenheiten/ die man
andern zur Erinnerung vorzuschreiben/ nicht verwehren wird.
(I,
Vorrede, unpag. [fol. )( 3v]) Die zahlreichen eingefügten Maximen, mit denen das
jeweilige Geschehen kommentiert wird, vermitteln zudem in konziser Form höfische
bzw. akademische Verhaltensideale wie auch Klugheitsregeln. Anders jedoch als
die prominenten Sprichwörtersammlungen des 16. und 17. Jahrhunderts ist das
wissenswerte Material nicht mehr nach topischen Mustern disponiert, sondern nur
noch auf den Wechsel der erzählten Begebenheiten abgestimmt. Die schnelle
Auffindbarkeit konkreter Geschehnisse oder Merksätze durch den Leser, wie sie
oft zur enzyklopädischen Funktion des historischen Barockromans gehört, scheint
hier indes nicht beabsichtigt, auch weil kein Sach- oder Personenregister und
keine thematische Ordnung durch Kapiteleinteilung vorhanden ist.
Was das studentische Milieu anbelangt, kann das allegierte Material gesprächsweise
ausgearbeitet
(
Dass Rosts Texte sowohl in Leipzig als auch in Nürnberg erscheinen und der
soziologische Stellung […] zwischen Adel und
Bürgertum
zukommt. Denn während das Lesen von Romanen als
Zeichen der höfisch adeligen Unabhängigkeit
gilt, ist das Schreiben
von Romanen eine unwürdige, weil nutzlose Beschäftigung
(weilen
Sie fast insgesamt meine bißherige Romans mit besonderer Begierde
durchgelesen/ und den gegenwärtigen gleichfalls längstens gewünschet/ so
gedencke doch/ ich werde excusiret seyn/ wo Ihre Nahmen demselbigen
vorschreibe/ und Ihnen als ein Andencken ergebenst überreiche.
(I,
Zuschrifft
, unpag. [S. 4f.]) Die Neugierde (curiositas) auf Rosts Romane ist also zumindest unter
der studentischen Leserschaft groß. Der zweite Teil ist