Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel ( copyright information )
Thomson
großer Dichter nicht unbekannt. Seine
Jahrszeiten
ihn in seiner Sprache nicht lesen können, in der
Brockes
worden, so viel sie auch von ihrer Schönheit
darinne verlohren haben. Vor einiger Zeit ha
ben wir auch eine Uebersetzung seines Agamemnons
Es wird nöthig seyn vor allen Dingen meine
Lebensbeschreibungen der Dichter Großbritanniens und Irrlands,
* The Lives of the Poets of Great Britain and Ireland,
by Mr. Cibber and other hands.
Jacob Thomson
Geistlichen der Schottischen Kirche, in dem
Presbyteriate von Jedburgh.
Er ward an eben dem Orte gebohren, wo
sein Vater Prediger war, und zwar im Anfan
ge des jetzigen Jahrhunderts. Seine erste Er
ziehung genoß er in einer Privatschule der dasi
gen Gegend. In seinen ersten Jahren zeigte
er so wenig ein besonders Genie, daß ihn viel
mehr sein Lehrmeister, und alle die mit seiner
Erziehung zu thun hatten, kaum die gewöhn
lichsten und schlechtesten Gaben zutrauten.
Als er auf gedachter Schule die lateinische
und griechische Sprache lernte, besuchte er oft
einen Geistlichen, dessen Kirchspiel mit dem
Kirchspiele seines Vaters in eben demselben
* The Lives aud Characters of the most eminent Actors
and Actresses of Great Britain, aud Ireland, from
Shakespear to the present Time &c.
Presbyteriate lag. Es war dieses der
Rickerton
schaften, daß sehr viel Leute von Einsicht, und
Herr Thomson
umging, erstaunten, so große Verdienste an ei
nem dunkeln Orte auf dem Lande vergraben zu
sehen, wo er weder Gelegenheit hatte sich zu
zeigen, noch sonst mit Gelehrten umzugehen,
außer etwa bey den periodischen Zusammenkünf
ten der Geistlichen.
Ob nun schon der Lehrmeister unsers Thom
sons
Ohne Zweifel nahm unser
durch den fernern Umgang mit dem Ri
ckerton
So wenig nun aber Hr. Rickerton
jungen Thomson
Gabe hielt, sondern vielmehr ein sehr feines Ge
nie an ihm wahrnahm: so hätte er sich doch, wie
er oft selbst gestanden, niemals eingebildet, daß
er es so weit bringen und auf eine so erhabne
Staffel unter den Dichtern gelangen sollte. Als
er daher zuerst Thomsons Winter
kam, welches in einem Buchladen zu Edinburgh geschah, erstaunete er ganz, und ließ,
Nachdem Thomson
Zeit mit Erlernung der todten Sprachen anf der
Schule zugebracht, ward er auf die Universität
nach Edinburg geschickt, wo er seine Stu
dien enden und sich zu dem geistlichen Amte tüch
tig machen sollte. Hier machte er eben so we
nig als auf der Schule eine grosse Figur; seine
Mitschüler dachten sehr verächtlich von ihm, und
die Lehrer selbst, unter welchen er studirte, hat
ten keinen bessern Begrif von seiner Fähigkeit,
als ihre Untergebenen. Nachdem er endlich die
philosophischen Klassen durchgegangen war, ward
er als ein Candidat des h. Predigtamts, in das
theologische Collegium aufgenommen, in wel
chem die Studierenden sechs Jahr verziehen müs
sen, ehe sie ihre Probe ablegen dürfen.
Er war zwey Jahr in diesem theologischen
Collegio, dessen Professor damals Wil
liam Hamilton
ne Rede über die Macht des höchsten Wesens
auszuarbeiten, aufgetragen ward. Als es seine
Mitschüler erfuhren, hielten sie sich nicht wenig
über die schlechte Beurtheilungskraft des Pro
fessors anf, eine so fruchtbare Materie einem jun
gen Menschen aufzugeben, von dem man sich
ganz und gar nichts versprechen konnte. Doch
als Herr Thomson
sie Ursache, sich ihre eigene schlechte Beurthei
lungskraft vorzuwerfen, daß sie einen Menschen
verachtet hatten, der dem größten Genie unter
ihnen überlegen war. Diese Rede war se er
haben, daß sowohl der Professor als die Studie
renden, welche sie halten hörten, darüber er
staunten. Sie war in reimlosen Versen abge
faßt, welches aber Hamilton
setzte, weil es sich zu dieser Materie nicht schicke.
Verschiedne von den Mitgliedern des Collegii,
welche ihm den durch diese Rede erlangten Ruhm
nicht gönnten, glaubten, er müßte einen gelehr
ten Diebstahl begangen haben, und gaben sich
daher alle Mühe, ihn zu entdecken. Doch ihr
Nachforschen war vergebens, und Hr. Thom
son
Man weis eigentlich nicht, warum Herr
Thomson den Vorsatz, in das heilige Pre
digtamt zu treten fahren ließ. Vielleicht glaub
te er, dieser Stand sey zu strenge, als daß er
sich mit der Freyheit seiner Neigung vertragen
könne; vielleicht fühlte er sich auch selbst und
glaubte, daß er sich, in Ansehung seiner Gaben,
auf etwas grössers Rechnung machen könnte, als
ein Presbyterianischer Geistlicher zu werden:
denn selten pflegt sich ein grosses Genie mit ei
ner dunkeln Lebensart, und mit einer jährlichen
Einkunft von sechzig Pfund in dem entfernten
Winkel einer schlechten Provinz, zu begnügen,
welches doch gewiß das Schicksal des Herrn
Thomson
sichten nicht über die Sphäre eines Predigers der
schottischen Kirche erstreckt hätten.
Nachdem er also alle Gedanken auf den geist
lichen Stand aufgegeben hatte, so war er mit
mehr Sorgfalt darauf bedacht, sich zu zeigen und
sich Gönner zu erwerben, die ihm zu einer vor
theilhaften Lebensart behülflich seyn könnten.
Weil aber der Theil der Welt, wo er sich jetzo
befand, ihm ganz und gar keine Hofnung hier
zu machen konnte, so fing er an, sein Augen
merk auf die Hauptstadt zu richten.
Das erste Gedicht des Hrn. Thomsons
welches ihm einiges Ansehen bey dem Publico
erwarb, war sein Winter, dessen schon ge
dacht worden; doch hatte er auch schon wegen
verschiedner andern Stücke, noch ehe er sein Va
terland verließ, den Beyfall deren, welchen sie
zu Gesichte gekommen waren, erhalten. Er
machte eine Paraphrasin über den 104ten Psal
men, welche er seinen Freunden abzuschreiben er
laubte, nachdem sie vorher von dem Rickerton
Es ist natürlich, daß Thomson
seiner Ankunft in die Stadt, verschiednen von
seinen Bekannten das Gedichte auf den Winter zeigte. Es bestand Anfangs aus abgerisse
Das Gedicht auf den
fel das am meisten vollendete und zugleich das
mahlerischste von seinen Jahrszeiten. Es ist voll
grosser und lebhafter Scenen. Die Schöpfung
scheinet in dieser Jahrszeit in Trauer zu seyn,
und die ganze Natur nimmt eine melancholische
Bildung an. Eine so poetische Einbildungs
kraft, als des Thomsons
also keine andre, als die grausesten und schreck
lichsten Bilder darbiethen, welche die Seele mit
einem feyerlichen Schauer über die Dünste, Stürme und Wolken, die er so schön schil
Eine kleine Anekdote ist hier mitzunehmen.
Sobald der Winter
Thomson seinem Landsmanne und Bruder in
Apollo, dem Joseph Mitchel
plar zum Geschenke. Dieser fand sehr wenig darin
ne, was nach seinen Gedanken zu billigen wäre,
und schickte ihm folgende Zeilen zu:
d. i. Schönheiten und Fehler liegen hier sehr dicke unter einander. Ich könnte jene gelesen haben, wenn diese
ihnen nicht so nahe wären.
d. i. Warum siehest du nicht überall
Fehler, ehrenrühriger Mitchell? Warum entdeckt sich deinem verdorbenen Auge auch einige Schönheit? Noch eine ungerechtere Verdammung, wenn es eine ungerechtere giebt, ist alles, was ich von dir verlange, und alles was ich von dir erwarte. Auf die Vorstellung,
Weil der Winter
fall fand, so ward Thomson
auf das Anrathen des Mallet
auch die andern drey Jahrszeiten auszuarbeiten,
mit welchen es ihm eben so wohl glückte. Die,
welche davon zuerst ans Licht trat, war der
HerbstFrühling
endlich der Sommer
Von jedem dieser vier Stücke, als ein be
sonders Gedicht betrachtet, hat man geurtheilet,
daß es in Ansehung des Plans fehlerhaft sey
Nirgends zeigt sich ein besonderer Zweck; die
Theile sind einer den andern nicht untergeordnet;
man bemerkt unter ihnen weder Folge noch Ver
bindung: doch dieses ist vielleicht ein Fehler der
von einer so abwechselnden Materie untrennbar
war. Genug, daß er sich keiner Unfüglichkeit
schuldig gemacht, sondern durchgängig lauter
solche Scenen geschildert hat, die jeder Jahrs
zeit besonders zukommen.
Was den poetischen Ausdruck in den Jahrs
zeiten anbelangt, so ist dieser dem Thomson
Die Vortreflichkeit dieser Gedichte hatte un
serm Verfasser die Bekanntschaft verschiedner
Personen erworben, die theils wegen ihres vor
nehmen Standes, theils wegen ihrer erhabnen
Talente berühmt waren. Unter den letztern be
fand sich der Dr. Rundle
von Derry, welchem der Geist der Andacht, der
überall in den Jahrszeiten hervorstrahlet, so
wohl gefallen hatte, daß er ihn der Freundschaft
des verstorbenen Talbot
ihm die Aufsicht über seinen ältesten Sohn an
vertraute, welcher sich eben zu seiner Reise nach
Franckreich und Italien fertig machte.
Mit diesem jungen Edelmanne hielt er sich
drey Jahr lang in fremden Ländern auf, wo er
ohne Zweifel seinen Geist durch die vortrefflichen
Denkmähler des Alterthums, und durch den Um
gang mit gelehrten Ausländern bereicherte.
Die Vergleichung die er zwischen dem neuen
Italien und dem Begriffe anstellte, den er
von den alten Römern hatte, brachte ihn ohne
Zweifel auf den Einfall seine Freyheit, in drey
Theilen zu schreiben. Der erste Theil enthält
die Vergleichung des Italiens
der zweyte Griechenland, und der Britannien. Das ganze Werk ist an den älte
Unter den Gedichten des Thomsons
findet sich auch eines zum Andenken des Isaac Newtons, von welchem wir nichts mehr sagen
Um das Jahr 1728. schrieb Thomson
ein Gedicht, welches er Britannia
Sein Vorsatz war darinne, die Nation zu Er
greifung der Waffen aufzumuntern, und in den
Gemüthern des Volks eine edle Neigung an
zuflammen, das von den Spaniern erlittene
Unrecht zu rächen. Dieses Gedicht ist bey wei
ten nicht eines von seinen besten.
Auf den Tod seines großmüthigen Beförde
rers des Talbots
tion mit dem Thomson
aufrichtig betauerte, schrieb er eine Elegie,
welche ihrem Verfassers, und dem Andenken
des großen Mannes, den er darinne ge
priesen hatte, Ehre machte. Er genoß, bey
Lebzeiten des Talbots
liche Stelle, die ihm dieser würdige Patriot als
eine Belohnung für die Mühe, den Geist seines
Sohnes gebildet zu haben, zugetheilt hatte.
Nach seinem Tode behielt der Nachfolger dessel
ben diese Stelle dem Thomson
wartete nur darauf, bis dieser zu ihm kommen,
und durch Beobachtungen einiger kleinen For
malitäten, sie in Besitz nehmen würde. Doch
dieses versäumte der Dichter durch eine unver
antwortliche Nachläßigkeit, so daß zuletzt seine
Stelle, die er ohne viele Mühe länger hätte be
halten können, einem andern zufiel
Unter die letzten Werke des Thomsons
Es ist nunmehr Zeit den Thomson
auf derjenigen Seite zu betrachten, welche mit
unsrer Absicht eine nähere Verwandtschaft hat;
nehmlich auf der Seite eines dramatischen Dich
ters. Im Jahre 1730, ungefehr in dem sech
sten Jahre seines Aufenthalts in London, brach
te er seine erste Tragödie, unter dem Titel Sophonisbe
Ehe ich schliesse, sagte er,
muß ich noch bekennen, wie sehr ich denjeni
gen, welche mein Trauerspiel vorgestellt ha
ben, verbunden bin. Sie haben in der That
mir mehr als Gerechtigkeit wiederfahren lasLeben des Herrn
sen. Was ich demMasinissanur liebens
würdiges und einnehmendes gegeben hatte, al
les dieses hatHr. vollkommen ausgeWilk
drückt. Auch diehat ihre Mad. Oldfield
Sophonisbeunverbesserlich gespielt; schöner
als es der zärtlichste Eigensinn eines Verfassers
verlangen, oder sich einbilden kann. Der Reitz,
die Würde und die glückliche Abwechslung aller
ihrer Stellungen und Bewegungen hat den
durchgängisten Beyfall erhalten, und ihn auch
mehr als zu wohl verdient.
Bey der ersten Vorstellung dieses Trauer
spiels fiel eine kleine lächerliche Begebenheit
vor. Thomson
sonen gegen die Sophonisbe folgende Zeile
sagen:
O Sophonisbe, Sophonisbe O!
Diese Worte waren kaum ausgesprochen, als ein
Spötter aus dem Parterre laut schrie:
O Jacob Thomson, Jacob Thom!
son O
So ungesittet es nun auch war, die Vorstellung
durch einen so lächerlichen Einfall zu unterbre
chen, so kann man doch das falsch Pathetische
dieser getadelten Zeile nicht leugnen, und ein tra
gischer Dichter muß es sich zur Warnung die
nen lassen, ja wohl auf sich Acht zu haben, daß
er nicht schwülstig wird, wenn er erhaben seyn
will - - Thomson
dem ersten Tage seines Trauerspiels alle die Be
wegungen und Besorgnisse eines jungen Schrift
stellers empfinden; er hatte sich daher an einen
dunkeln und abgelegenen Ort auf der obersten
Gallerie gemacht, wo er die Vorstellung unge
hindert abwarten könnte, ohne für den Dichter
erkannt zu werden. Doch die Natur war viel
zu stark bey ihm, als daß er sich hätte enthalten
können, die Rollen den Schauspielern nachzu
sagen, und manchmal bey sich zu murmeln:
nun muß die Scene kommen; nun muß das
Und hierdurch ward er gar bald
geschehen.
von einem Manne von Stande, welcher wegen des
grossen Gedrengs keinen Platz, als auf der Gal
lerie, hatte finden können, als der Verfasser
entdeckt.
Nach einem Zwischenraume von vier Jahren
brachte Thomson
AgamemnonPope
gab bey dieser Gelegenheit einen sehr merklichen
Beweis seiner grossen Gewogenheit gegen den
Hrn. Thomson
Briefe an die Entrepreneurs der Bühne, und
beehrte die erste Vorstellung mit seiner Gegen
wart. Weil er seit langer Zeit in kein Schau
spiel gekommen war, so wurde dieses für ein
Zeichen einer ganz besondern Hochachtung auf
genommen. Ob man nun schon an dem Hrn.
Thomson
spiele die Handlung allzusehr verkürzt habe; daß
verschiedne Theile desselben zu lang, und andre
ganz und gar überflüßig wären, weil nicht die
Person, sondern der Dichter darinne rede; und
obschon die Aufführung selbst erst in dem Mo
nate April vor sich ging, so ward sie doch zu
verschiednenmalen mit Beyfall wiederhohlt.
Einige Kunstrichter haben angemerkt daß die
Charaktere in seinen Tragödien mehr durch Be
schreibungen, als durch thätige Leidenschaften aus
gedrückt werden; daß sie aber alle einen Ueber
fluß an den seltensten Schönheiten, an Feuer,
an tiefen Gedanken, und an edeln Empfindun
gen haben, und in einem nervenreichen Aus
drucke geschrieben sind. Seine Reden sind oft
zu lang, besonders für ein englisches Audito
rium, dem sie manchmal ganz übernatürlich ge
dehnt vorkommen. Es ist überhaupt angeneh
mer für das Ohr, wenn die Unteredung öftrer
gebrochen wird; doch wird die angestrengtre Auf
merksamkeit desselben wohl in keinem Stücke des
ThomsonsAgamemnon
Ich habe mich nicht enthalten können, diese
Stelle abzuschreiben; und zwar nach der obge
dachten Uebersetzung, Sie ist in Göttingen im
Jahr 1750 auf 7 Bogen in Octav ans Licht ge
treten. Ihren Urheber weis ich nicht zu nennen;
zwar könnte ich mit einem vielleicht angezogen
kommen; doch dieses vielleicht könnte sehr
leicht falsch seyn. Wie man wird gemerkt ha
ben, so ist sie, gleich dem englischen Originale,
in reimlosen Versen abgefaßt. Nur bey der
Rolle der Cassandra ist eine Ausnahme beob
achtet worden; als eine Prophetin redet diese
in Reimen, um sich von den übrigen Personen
zu unterscheiden. Der Einfall ist sehr glücklich;
und er würde gewiß die beste Wirkung von der
Welt thun, wann wir uns nur Hofnung ma
chen dürften, diese Uebersetzuug auf einer deutschen
Bühne auf geführt zu sehen. Sie ist, überhaupt
betrachtet, treu, fliessend und stark. Ihr Ver
fasser aber gestehet, daß er die zweyte Hand nicht
daran habe legen können, sondern daß er den
ersten Entwurf dem Drucker ohne Abschrift ha
be ausliefern müssen. Diesem Umstande also
müssen wir nothwendig einige kleine Versehen
zuschreiben, die ich vielleicht schwerlich würde ge
merkt haben, wenn ich nicht ehmals selbst an
einer Verdolmetschung dieses Trauerspiels gear
beitet hätte. Zum Exempel; in der ersten Sce
ne des ersten Aufzuges werden die Worte given to the Beasts a Prey, or wilder famine über
Ich komme wieder zu unserm Dichter selbst.
Im Jahr 1736. both Thomson
Bühne ein Trauerspiel an, unter dem Titel Edward und Eleonora
Im Jahr 1744 ward sein Tancred und Sigismunda
Auf Befehl
von WallisThomson
meinschaftlich mit dem Malletdie
Maske des Alfred
Die letzte Tragödie des Thomsons
ist sein Coriolanus
Tode aufgeführet ward. Die dem Verfasser
davon zukommenden Einkünfte wurden seinen
Schwestern in Schottland gegeben, davon
eine mit einem Geistlichen daselbst, und die an
dre mit einem Manne von geringem Stande in
Edinburgh verheyrathet ist. Dieses Trauer
spiel, welches unter allen Trauerspielen des
Thomsons, ohne Zweifel, das am wenigsten
vollkommne ist, ward zuerst dem Garrik
D. i. Er liebte seine Freunde - - verzeiht den herabrollenden Thränen: Ach! ich fühle es, hier bin ich kein Schauspieler mehr - - Er liebte seine Freunde mit einer solchen Inbrunst des Herzens, so rein von allem Eigennutze, so fern von aller Kunst, mit einer so großmüthigen Freyheit, mit einem so standhaften Eifer, daß es mit Worrten nicht auszudrücken ist. Unsre Thränen mögen davon sprechen! Die schöne Abbrechung in die
Auch der Epilogus, welcher von dem Herrn
Weffington
halten ward, gefiel ungemein. Diese Umstände
nun, nebst der Ueberlegung, daß der Verfasser
nunmehr dahin sey, verschaften diesem Trauer
spiele eine neunmalige Vorstellung, die es an und
vor sich selbst schwerlich würde gefunden haben.
Denn, wie gesagt, es ist bey weitem nicht, irgend
einem von den Thomsonschen Werken, an
Güte gleich. Er hatte als ein dramatischer
Dichter den Fehler, daß er niemals wußte,
wenn er aufhören müsse; er läßt jeden Charakter
reden, so lange noch etwas zu sagen ist; die
Handlung steht also, während dieser gedehnten
Unterredungen, still, und die Geschichte wird
matt. Nur sein TancredSigismunde muß von diesem allgemeinen Tadel ausge
Im August 1748 verlohr die Welt diese Zier
de der poetischen Sphäre durch ein heftiges Fie
ber, welches ihn im 48ten Jahre seines Alters
dahin riß. Vor seinem Tode ward ihm von
dem George Lyttelton
liche Stelle eines Controlleurs von America verschaft, deren wirklichen Genuß er aber
d. i. Seine keusche Muse brauchte ihre himmlische Leyer zu nichts, als zu Einflössung der edelsten Gesinnungen. Kein einziger unsittlicher, verderbter Gedanke, keine einzige Linie, die er sterbend ausstreichen zu können, hätte wünschen dürfen.
Zum Schlusse muß ich noch erinnern, daß
sein Bildniß, welches man vor diesem Stücke
findet, nach demjenigen getreulich gestochen ist,
welches vor seinen sämtlichen Werken stehet,
deren wir hoffentlich noch einmal gedenken werden.