Wien
Träume
Auszug der Regelungen des Prager Friedens
Ehemaliger Page Hans Ehrenreich Geyer und anhaltischer Agent Johann Löw d. Ä. als Mittagsgäste
Anmeldung und Besuch beim Hofkriegsratspräsidenten Graf Heinrich Schlick
Kriegsnachrichten und andere Neuigkeiten
Gespräch mit dem kaiserlichen Obristen Johann David Pecker
☽ den 1. ⁄ 11. Junijdes Juni:
Mala insomniaSchlechte Träume, wie ich vndt vetter Casimir,
mitt dem Churfürsten von Saxen an einem kleinen
Täfelchen, stargk trincken müßen, Er wehre
aber, gar vertraẅlich, mitt vns gewesen,
darnach wie ich hette mitt einer Königin in Pohlen,
geredet, die hette wie ein scheledon außgesehen, Vndt
doch fast wie Schwester Anna Sophia ähnlich[,] hette sich höchlich bekla
get, wie man ihr gewaltt, vndt vnrecht gethan,
das man ihr vbel nachgeredet hette, Sie wehre
vor diesem Fürst Rudolfs wittwe, hernachmalß
aber, des Königs in Polen fraw worden, vndt hernacher vmb calum
nien willen, verstoßen worden, Jch sollte mich
doch ihrer annehmen, vndt Sie vertheidigen helfen.
En fin, elle voyoit fort, comme un mort, & j'en eus
horreur. Peut estre que cela denote la mort de Anna Sophia Fürstin zu Anhalt[.]
Dieu nous garde de mauvayses nouvelles.Zum Schluss sah sie stark wie ein Toter aus und ich bekam Furcht davor. Kann sein, dass das den Tod von Anna Sophia Fürstin zu Anhalt andeutet. Gott bewahre uns vor schlechten Nachrichten.
Extract der friedenspuncten, so mir herr Loẅ heütte hatt
communicirt, vndt gar weittlaüftig sollen gedruckt werden:
- 1. der Kayser soll vnverhindert in seinen Erblanden, nach ihrem
Allergnädigistem belieben, thun vndt laßen, außer 3 Städt in Schle
sien, als Breßlaw, Lignitz, vndt Briegk, welche in dem
Standt als Sie sich itzo befinden, verbleiben sollen.
- 2. Das Ertzstift Magdeburg soll des Churfürsten eltistem Sohn
sein, vndt verbleiben.
- 3. Bremen, halberstadt, Münden, so wol als halle
vndt noch 2 andere bisthumb, werden Ertzherzog Leopoldt vbergeben.
- 4. Die Laußnitz soll ChurSaxen auf Mannslehen behalten.
- 5. ChurSachsen soll innerhalb 15 Tagen, alle Städte vndt Festungen,
so er eingenommen, dem Römischen Kayser abtretten.
- 6. Chur Brandenburg[,] Weymar, Lüneburg vndt andere Fürsten vndt
Städte sollen inner 10 Tagen sich erklähren, ob Sie
auch in den friedensschluß eintretten wollen,
nach verfloßener zeitt, sollen Sie solchen nit mehr genießen.
- 7. Der König in Franckreich soll auß dem friede geschloßen
sein, auch nicht darein kommen, er restituire dann zu
vor das hertzogthumb Lottringen, Jtemebenso: Susa vndt Pigna
ruolo dem hertzogen von Savoya.
- 8. Chur Bayrn soll die Chur Pfalz behalten, vndt ihm verbleiben.
- 9. Das Kayßerliche Edict wegen restitution der geistlichen gühter
soll auf 40 Jahr aufgeschoben sein, hernacher soll
man auf einem Reichstage darüber sich vergleichen.
- 10. Der hertzog von Wirtemberg ist gäntzlich auß dem friede ge
schloßen, vndt soll sein landt dem Erzhause Oesterreich heimgefallen sein.
- 11. Chur Saxens habende kriegesmachtt soll dem Römischen Kayser vber
geben werden, hernacher soll ChurSachsen den 4ten: theil der völligen
Kayßerlichen armèe vndtergeben werden zur defension seines lan
des, den vberrest soll der König commandiren.
Zu Mittage seindt herr Geyer, vndt Loẅ meine gäste gewesen.
herrn Loẅ Nachmittags wiederumb zum herrn Graf Schligken geschickt.
Seine leütte haben sich erstlich zwar endtschuldigett,
daß sie nicht vorkommen köndten, doch endtlich hat er das
anbringen meinet wegen thun laßen, vndt erhalten, daß
mir der herr graf höfliche offerten gethan, wie es seine
schuldigkeitt zwar wehre, mir aufzuwarten, weil
er aber mitt vielfältigen geschäften, sehr beladen,
vndt ich ihm die ehre anthun vndt mich so viel be
mühen, vndt ihn der mühe vberheben wollte, (darzu
ich mich dann offerirt hatte) so wollte er meiner gar gern
vmb 3 vhr, erwarten. Jl faut honorer ceux que
nostre Empereur honore, & cherit, cela n'est pas malseant.Man muss diejenigen ehren, die unser Kaiser ehrt und liebt, das ist nicht unschicklich.
Bin derowegen vmb drey vhr zu ihm gefahren, Er ist gar
freündtlich vndt leühtsehlig gegen mir gewesen, auch gar
vertraẅlich, hat meine offerten sehr wol aufge
nommen, vndt mir gerahten, alles Schrifftlich aufzu
setzen, weil Jhre Kayßerliche Mayestät raht darüber
halten würden, vndt vor Sambstags gebe gott wür
de ich schwehrlich einen bescheidt bekommen, Ab hier ebenfalls zu streichen: "wegen zweyer Jagttage, eines"wegen
zweyer Jagttage, eines Feyertages, vndt
darnach würde man raht halten müßen, alß
dann möchte der bescheidt darauff erfolgen.
etcetera wegen zweyer Jagttage, eines fests, vndt
eines rahttages, das wehre der Freytag, darnach kähme der Sambstag.
Nota BeneBeachte wohl Nota BeneBeachte wohl[:] die recidiven würden excipirt auß dem frieden,
besorgte Fürst Ludwig vndt herzog Wilhelm von Weimar würden
auch mitt darundter außgenommen sein, benandtlich
auch der graf von hohenloe, der Graf Philips Reinhardt
von Solms, vndt der ReichsMarschalck von Pappenheim.
hertzog Julius von Wirtemberg aber, wehre der Ertzre
bellen einer, vndt es wehre demselben wol geschehen, daß
er gestorben, sonsten hette er oben an in der listaListe der excj
pirten stehen dörfen. hette sich sehr vbel gegen Jhrer Mayestät
bezeiget. Fragte gar fleißig, wje vjel Fürst Ludwig kinder
hette, auch Fürst Augustus[,] Jtemebenso: nach meinem bruder, nach deßen
lande, vndt wesen, jmprobirte die Theilungen. Sagte:
hertzog Julius henrich, vndt herzog Frantz Albrecht, würden wol
schwehrlich so baldt wieder loß kommen, hetten sich gleich
wol in das Fridländische wesen sehr starck eingemischt,
Schafgotzsch hette beichten sollen, vndt vmb gnade bitten,
So hette er ihm noch wollen custodia perpetualebenslängliche Haft zu wege
bringen, vndt ihn beym leben erhalten, denn es hieße:
Chi hà tempo, ha vita.Wer Zeit hat, hat Leben. Er hette aber noch wollen recht
behalten, da man ihm doch seine eigene schreiben vor
zulegen hette, wie ihn der Ehrgeitz vberteüffelt, vmb
großer chargen, vndt digniteten willen, so er in Schlesien
albereitt außtheilen wollen, dem tradiment mitt beyzuwohnen.
Ob schon Gallaaß vndt Piccolominj mitt vndter
schrieben, so hetten Sie es mitt des Kaysers vorwißen
gethan, vndt es wehre ein fingirt werck gewesen.
Er wüste zwar nicht, ob herr Schafgotzsch wehre torquirt
worden, besorgte aber wol, wenn er nicht beichten
würde wollen, man würde ihm den hencker
aufs wenigste, an die seitte stellen. Er der Graf,
wollte zwar gern helfen das beste thun, wegen
seiner armen kinder willen, wollte auch gern eins
zu sich nehmen, vndt aufziehen, als sein eigenes kindt,
aber das crimenVerbrechen wehre groß, da jnsonderheitt der
Nota BeneBeachte wohl Fridlandt zum Piccolominj gesagt, Man sollte
Nota BeneBeachte wohl keinen vom hauß Oesterreich leben laßen, auch
Nota BeneBeachte wohl die Königin, wann Sie schwanger wehre
aufhawen, vndt die frucht verderben. Ô diabo
lica intenzione! e parola abominevole!Oh teuflische Absicht! Und abscheuliches Wort!
Es grawselt einen daran zu gedencken.
Jedoch wehren die herren vom hause Oesterreich,
insonderheitt aber, der fromme Kayser, vndt
König sehr milde, wann man sich nur er
kennete vndt gnade suchte. Man hette
avisNachricht, das der Printz Tomaso von Savoya,
wie auch der Graff von Boucquoy, in neẅlich
stem Treffen, an der Mosel, gefangen worden,
vndt wehren (wo ichs recht observirt) 3 milletausend Mann,
auf der wahlstatt geblieben, der Frantzosen aber
noch ejns so viel, ob sie schon vndter dem Maréchal
de BrezèMarschall de Brézé das feldt behalten, weil sie noch eins
so starck vndt mehr gewesen, nemlich vber
30 in 35 milletausend Mann, da der andern kaum vber 9 milletausend gewesen,
die wehren darzu noch vber die Mosel paßirt
ohne noht gar vermeßener weise. Nun marchirten
zween armèen eine vndter dem gallaas, selbiger
enden, bey Lottringen, vndt der Mosel durch, die ander
vndter dem hertzog von Lottringen, durch Burgundt,
auff Franckreich zu, würden ihnen, den Franzosen, schon zu
schaffen genug geben. Man würde jhnen das Feldtlin
auch baldt reümen machen. Si ie voulois lever; je pour
rois le faire ouvertement, pour le service de l'Empereur sans
dissimuler cela envers l'Electeur de Saxe.Wenn ich anwerben wolle, könnte ich das offen für den Dienst des Kaisers tun, ohne das gegenüber dem Kurfürsten von Sachsen zu verbergen. Erinnerte
sich, wie er wehre zu Cöhten gewesen, wie er Fürst Ludwigs ge
mahlin, gar klein, gekennet hette, Beklagte, daß Fürst Ludwig
sich hette in das StadthalterDie Silben "Stadt" und "halter" sind im Original voneinander getrennt geschrieben. Ampt, mitt ejngesteckt,
Nota BeneBeachte wohl das hette mehr auf sich, wenn man in die Schreiberey
Nota BeneBeachte wohl sich steckte, auch mehr nachdrucks, Als wenn man
Nota BeneBeachte wohl jm felde dienete. Vetter Aribert, wehre ein Junger
herr, worümb er den krieg nicht continuirte. pergeusw. Vor
glück oder vnglück, köndte kejner gut sagen, noch bürge sein.
etcetera Er wiederriehte mirs gar sehr, alhier am
hoff nicht vmb hertzog Julius von Württemberg zu trawren.
Gedachte auch wie herrvatter Seliger zu Cöhten einmahl
gegen ihm gedacht hette, diese wortt: der Kayser
hat den Fridlandt hoch erhabenHier: erhoben., Sollte er nicht
danckbahr darvor sein, würde er wol vnrecht
daran thun, vndt Gott würde jhn straffen. Sonsten,
offerirte sich der herr Graff gewaltjg gegen mir,
vndt war gar sehr cortesisch.
Jm rückwege, begegnete mir der Oberste Pegker,
von der Ehr, vndt sprach mir zu, wie ich auch den herrn
Erasm Gundacker von Starhemberg, en passantim Vorübergeben
ersahe, den jch vor diesem, jn Franckreich, vndt in
Jtalien, sehr wol gekandt, Nach vollbrachter
visiteBesuch, des Grafen Schlickens, vndt heimbfahrt
in mein losament, haben herr Geyer vndt herr Löẅ,
ihren abschiedt von mir genommen. Cependant,
i'auray temps, de mediter, tout a loysir, mes con
ceptions, & nos discours.Dennoch werde ich Zeit haben, um in aller Ruhe über meine Vorstellungen und unsere Reden nachzudenken.
Graf Schlick sagte auch, wie herr Rudolf von Tie
fembach mich neẅlich noch so gelobt hette, daß ich ihm
sein Regiment in der Schlacht vor Prag, fast gar zu
schanden gemachtt, vndt den Obristen Preüner hette fangen helfen.
etcetera Man hette auf dieser weltt, nichts höhers zu achten,
als die Ehre vndt einen guten Nahmen, das bleibt, Reich
thumb aber vndt geldt vndt guht gehet hinweg, es
Nota BeneBeachte wohl hieße: Foy de gentilhommeTreue des Edelmannes, daß wehre ein großes
wortt, das wehre höher zu schätzen, alß alle Schätze
der gantzen weltt. Es ist auch viel beßer vndt
rühmlicher, mitt ehren arm zu sein, als mitt vnehren
reich, vndt einen bösen nahmen zu haben, alß wie dem
Fridländer wiederfahren. Mein Schwager hertzog hanß
Albrecht von Mecklenburg wehre mehr in graziain Gnaden bey
Jhrer Mayestät alß sein herr Bruder, hertzog Adolf Friderich, der
selbige wehre allezeitt Jhrer Mayestät wiederwertigen,
holdter gewesen, bevorab dem König in Dennemark[,] auch Schweden
mehr als der ander. Wann Sie aber 100 milletausend Rthlr: hergeben,
würden Sie perdonirt. Nota BeneBeachte wohl[:] die Stadt Hamburg hette alle
die Jehnigen lieb, welche nicht gut dennemärkisch wehren,
welches auch etzliche hertzoge von Hollstein nit wehren.
Brehmen wollten Sie wol ohne bluhtvergießen,
vom König in Dennemark wieder bekommen. Man ließe
die friedensartickel drügken, vndt würde
Sie in kurtzem publiciren, der König in Vngern,
würde nicht auf das Chur Bayrische beylager
anhero kommen, Sondern inß feldt ziehen. Der gute
fromme König, wehre mir so wol affectionirt
daß er auch meinen Nahmen in die listaListe deren verzeich
nett, welche vacirende Regimenter haben sollten.
Gott vergelte Jhrer Königlichen Würden diese gnade, vndt
Treẅhertziges angedechtnüß.
Nota BeneBeachte wohl[:] landesdefension dörfte nicht angehen, weil
der Churfürst von Sachsen die defension beyder krayse
des Ober: vndt NiederSäxischen sich vorbehalten.
Sagte auch vetter Geörge Aribert, sollte
nicht so stille sitzen, er köndte ia nun wol,
wieder die Papisten dienen, nemlich die Frantzo
sen, die wehren ia meist Päbstisch. Es wehre schade
vmb ihn daß er also versäße. Jch sagte drauff,
wann es schon wieder die Papisten nicht wehre,
vndt ob ich schon der reformirten Religion zuge
than, so hielte ich nichts von denen, die nicht glauben
hielten, vndt [dem Kayser nicht geben, waß des
]
Kaysers wehre, noch der Obrigkeitt, die gewaltt
vber Sie hette vndterthenig sein wollten, das
lehrete auch das wortt Gottes, vndt vnser glaube,
welche das nicht glaübten wehren keine rechte Christen.
Nota BeneBeachte wohl[:] vndter den recidiven, wehre auch daß consilium
formatum.
JdemDerselbe: daß die Staden all ihr volck bey Nymägen versamlet,
hetten.
Wien
Prater (Wien)
Wien
Verfassen einer Bittschrift an Kaiser Ferdinand II.
Besuch bei Löw
Beobachtung einer Prozession
Gestriger Bericht von Geyer über ein magisches Mittel gegen die Fallsucht
Anmeldung durch Pecker
Korrespondenz
Ausfahrt in den Prater
Gestriges Gespräch mit Graf Schlick
♂ den 2. ⁄ 12. Junijdes Juni.
Jch habe ein Memorial, an die Römische Kayserliche Mayestät
vnsern Allergnädigisten herren, auf Morgen gebe gott datirt, des
herrn graf Schlickens einrahten zu folge, aufgesetzt,
Gott gebe, zu beßerem succeß, als mitt den vorigen.
Bin heütte in herrn Loẅens hauß gewesen, noch einem vmb
gang, oder Proceßion zuzusehen, welche vorüber gegangen.
Diese proceßion wie auch die Neẅlichste am Sontag, ist dem
frieden zu ehren gehalten worden, vndt nicht dem Fronleich
nam eigentlich, dann die Fronleichnamsproceßion, ist am
donnerstag vergangen aller orten gehalten wordenzu ehren noch celebrirt worden, denn man begehet Sie
am FestoFest, vndt octava corporis Christjam Oktavtag des Leibes Christi, auch an andern Tägen,, soll
auch noch wieder auf künftigen donnerstag, alß vbermorgen be
gangen vndt celebrirt werden.
Nota BeneBeachte wohl herr Geyer hat mir gestern eine kunst gelernet
pro epilepsiafür die Fallsucht (davor vns Gott allerseits gnediglich
bewahren wolle) so er an einem pawer probirt,
welcher ihn selber drümb gebehten, nach dem er es
von einem Soldaten gelernet. Man soll einen hasen
hetzen, vndt so warm alß er gewürgt ist, den Magen auß
nehmen, vndt also rohe auffeßen, vndt darauf fortt
lauffen, so soll die Schwehre kranckheit außen blei
ben. Es kam diese relation daher, weil wir gestern im
herauß gehen, vom Graf Schligken, aufm platz, (pro malo
omineals schlechtes Vorzeichen) ein greẅlich spectakel, ejnes hjnfallenden Menschen
sahen, wie er sich erhub, krümmete, vndt schlug auf
den pflastersteinen. Gott erbarm sich sejner, vndt
allenr derglejchen, armen verlaßenen leütte.
Der Oberste Pegker, gedachte auch gestern, er sehe mich gar
gern alhier an diesem ortt, wollte schon kommen, vndt
mich heimbsuchen, jn mejnem losament, vndt seine Schul
digkeitt ablegen. pergeusw. War gar ehrerbiehtjg, vndt höflich. et cetera
Die post jst ankommen, mitt 2 schreiben von Madame vom 21. May:
Fürst Friedrich macht mir lose händel, will die Regierung reformiren,
vndt auf den Cantzeln, nicht wie bißhero vor mich bitten laßen.
Es scheinet eals wolle alles bundt vber gehen, wegen der Schwedischen
vndt Frantzosen, & de nos gens mesmesund selbst von unseren Leuten.
Zu Abends bin ich in den prater spatziren gefahren.
Graf Schlick sagte auch hierjgestern, wenn schon Franz Albrecht Herzog zu Sachsen Lauenburg
loß gebe, kähme, (welches doch so geschwinde nicht geschehen würde,)
So würde man ihme drümb eine solche armèe nicht ver
trawen, wie er bißanhero gehabtt, einem solchen Menschen,
der in der Fridländischen conspiration mitt begriffen gewesen,
vndt wo er nicht erbehten würde, vndter die recidiven
mitt gehörte. Er sagte auch, Fridtlandt wehre kein
Reichs Fürst gewesen, noch vor einen Reichs Fürsten hie erkandt
worden, recht nie nicht. Es hette ihm auch fast Njemandt den
Tittul, von Mecklenburg gegeben. perge perge pergeusw. usw. usw. Graf Schlichk[!] sagte auch,
wie der Kayser so viel von mir hielte, vndt so ein gutes
vertrawen zu mir hette, wie er auch allezeitt, nichts
denn alles guts von mir gehört hette.
Wien
Bezahlung von Wirtin und Kaufmann
Korrespondenz
Nachrichten
Besuche durch Geyer, den Sekretär des Herzogs Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg und den kaiserlichen Obristen Eberhard von Manteuffel
Spanische Prozession wegen des Prager Friedens
Löw als Mittagsgast
ꘉ ☿ den 3. ⁄ 13. Junijdes Juni:
Thomas Benckendorf zu berechnen 60 Vngrische ducaten.
Die wirtin vndt kaufmann zu befriedigen.
Abermahlig schreiben vom herzog Julio henrich, von Sachsen Lauenburg
das angefangene intercessionswesen, bey Kayserlicher Mayestät
zu gutem ende, helfen zu bringen.
AvisNachricht: daß herr Schafgotzsch, eylf mahl, seye
torquirt worden, hette aber nichts rechts bekandt. pergeusw.
herr Geyer, hat mich besucht, wie auch der
SecretariusSekretär Herzog Julius Heinrichs von Sachsen Lauenburg mitt vberreichung obi
gens schreibens, vndt vertröstung, daß von dem Churfürsten
von Saxen, eine bewegliche vorbitte, vor seinen
herren, auch sollte einkommen. So meint man
auch, hertzog Frantz Albrecht werde baldt loß
kommen.
Schaftemberg soll haben an Seine Fraw geschrieben,
nicht mehr, vor ihn, zu intercediren, etzliche meinen sein
kopf seye schon herundter. Schafgotzsch soll nur
haben Gott vmb gedultt angeruffen, vndt daß er
vmb seiner Sünden willen, also gestraft
würde, hette es also böse nicht gemeinet. pergeusw.
hat sich auch die glieder nicht mehr wollen
laßen einrichten, sondern will lieber sterben. etcetera
heütte haben die Spannier auch einen Stadtlichen vmb
gang vndt Procession gehalten, wegen des friedens. Gott be
stehtige denselben in der werthen Christenheitt, insonderheitt in Deützschlandt.
etcetera
herr Loẅ, ist mein gast zu Mittage gewesen.
Jch habe an Meine freundliche herzlieb(st)e gemahlin, wieder geschrieben.
Der Oberste Manteüfel, hat mich besucht, nachmittags.
Wien
Baden (bei Wien)
Wiener Neudorf
Wien
Reise mit Geyer und dem Hofjunker Ernst Dietrich von Röder nach Baden bei Wien
Prozession unter Teilnahme des Kaisers und Erzherzogs Leopold Wilhelm von Österreich
Gespräche mit dem böhmischen Oberstkanzler Graf Wilhelm Slawata und dem kaiserlichen Obersthofmeister Graf Leonhard Helfried von Meggau
Beschämung über den wegen eines Majestätsverbrechens angeklagten kaiserlichen Ex-General Hans Ulrich von Schaffgotsch
Ablehnung einer Essenseinladung des Grafen von Meggau
Unterhaltung mit Bischof Franz von Bamberg und Würzburg
Rückkehr nach Wien
Bereits mehrtägige Betrübtheit
Kriegsnachrichten
♃ den 4. ⁄ 14. Junijdes Juni.
Bin hinauß mitt Geyern vndt Rödern, nacher
Baden gefahren, Kayserlicher Mayestät aufzuwarten.
Es ist heütte wieder ein vmbgang gehalten worden,
deme Jhre Kayserliche Mayestät benebenst dem Ertzher
tzog, mitt großer devotion beygewohnet.
Jch habe dem Graf Schlicken ein Memorial
an Kayserliche Mayestät in meinen sachen, einantworten
laßen. JtemEbenso: mitt Graf Schlawata geredet, der
hat mich an Secretariumden Sekretär Freißleben, zu ihm zu
schicken, remittirt. Graf Schlick hat sich sehr
wol, zur beförderung meiner sachen, erbotten.
Graf von Megkaw sagte, herr Schafgotzsch wehre
torquirt worden, weil er nichts in gühte bekennen wollen,
da man ihm doch zwey seiner eigenen handtschreiben
vorgelegt, vndt da man wüste, das er gegen
einen gedacht hette: Es wehre ein wunderding,
das man in kurtzem sehen würde, daß das gantze
hauß Oesterreich gleichsam in einer stunde
vndt augenblick sollte außgerottet werden.
Jn gewißen casibusFällen, insonderheitt da man wieder
seines herren hauß, vndt eigene person solch
vnerhörtes tradiment verv̈bte, köndte
man die case illustrjvornehmen Häuser sie seyen gleich
wer Sie wollen, nicht verschonen mitt der
tortur, sonsten pflegte man freylich die ca
vaglierjEdelleute nicht zu torquiren. Es wehre ihm
sonsten wol zu gönnen gewesen, daß es ihm beßer
ergangen, vndt er sich beßer verhalten hette. pergeusw.
Das gedachte er also gegen mir, in discursubeim Auseinandergehen, weil ich
erwehnte, daß ich zu Wien gehört hette, es wehren die
cavaglierjEdelleute zu Regenspurg torquirt worden, vndt wollte es
nicht hoffen, daß dem also, (wie auch Graf Porcia mich
versichern wollte, ich sollte es nicht glaüben,
weil es nicht styljdes Stils) insonderheitt aber daß herr Schafgotzschen
welcher mitt einer hertzogin von der Lignitz verhey
rathet gewesen, vndt mitt vns Fürsten verwandt, solches
begegnet. Jch gedachte auch ein solch tradiment vndt
Schrecklich vornehmen, würde niemandt loben, wenn
er es convincirt vndt vberwiesen würde. Darauff
gab er mir obige antwortt. Wollte Jch vor meine person
aber möchte von grundt meines hertzens wüntzschen, daß
er herr Schafgotzsch sich nicht allein beßer hette com
tiren mögen, Sondern auch das er nie kejne hertzogin
von der Lignitz, meiner so nahen anverwandtinnen
eine gefreyet hette, damitt die so große
vnaußlöschliche Schmach vndt jgnominiaSchande weitt
von vnserer Freündtschafft vndt Schwägerschafft
hette wegbleiben mögen. Ô infamia grandissima!
oh vergogna e macchia indelebileOh größte Schande! Oh Scham und unauslöschlicher Makel, beßer Tausendt mahl vnter
der erden! Ja beßer nie gebohren, als solche Schmach zu erleben!
Nach dem ich vom herrn Grafen von Meckaw als Obrist hofmeister
zur freytafel erbehten vndt eingeladen worden, habe
ich mich doch endtschuldiget, weil ich zu Noydorf
die mahlzeitt zu halten resolvirt, vndt angeordnet,
ligt von Baden zwey meilen.
Der Bischoff von Wirtzburg vndt der von Osenbrügk,
haben auch dem Kayser, in der Procession gefolget,
vndt der Bischoff von Wirtzburg hat mich in der anti
cameraVorzimmer freundlich angesprochen.
|
m. |
Von Baden nach Wien, sejndt |
4 hin |
vndt her |
4 |
SummaSumme |
8 m: hodieheute. |
Nota BeneBeachte wohl[:] das hertz ist mir heütte vndt ein tage
etzliche so schwehr, weiß nicht ob es meiner person Nota Benebeachte wohl
oder den meynigen ein vnglück bedeütten wirdt. Nota BeneBeachte wohl
Gott wende alles vnheyl gnediglich abe[!], vndt Steẅre
allen meinen offentlichen vndt heimlichen Feinden,
durch seine starcke handt, kräfftiglich. Amen.
Zeitung das 15 milletausend Türcken sich bey Ofen sehen laßen,
vndt einen streiff hehrwarts thun wollen. Gott
erhalte seine Christenheitt, vor allen Mordtpfeilen,
der wütenden feinde, vndt laße vns obsiegen,
zu rechter zeitt vndt stunden. Amen. Sejdthero,
ist diese zeitung, gantz negirt worden.
Wien
Furcht vor kaiserlicher Ungnade
Gespräch mit Löw
Schlechte Umdeutungen des Traumes vom 30. Mai
Wirtschaftssachen
Gestrige Begegnung mit dem außerordentlichen spanischen Botschafter Conde Íñigo de Oñate
Geldangelegenheiten
Nachrichten
♀ den 5. ⁄ 15den: Junijdes Juni.
Comme j'estois hier a Baden, a l'Antichambre tout proche
de la porte de Sa Majestè, l'Empereur revenant de la procession,
je fis la reverence a l'Archiduc Leopoldt, qui precedoit
l'Empereur[.] Il me fit douce mine. Mais comme je la fis
profonde a Sa Majestè laquelle passoit tout près de moy,
elle ne me donna aulcun gracieux visage, comme
autresfois, nj toucha a son chappeau. Je ne scay,
si quelque rapporteur, me veut mettre en disgra
ce, ou si l'Empereur ne m'a point veu. Dieu vueille,
qu'un chacun juge reellement de la vraye
sinceritè & jntegritè de mes actions, & que
mes ennemis secrets ou ouverts, ne me puissent
endommager, nj apporter aucun prejudice, a moy.Als ich gestern in Baden im Vorzimmer ganz nahe an der Tür Ihrer Majestät war, als der Kaiser von der Prozession zurückkam, grüßte ich ehrerbietig den Erzherzog Leopold [Wilhelm], der dem Kaiser voranging. Er zeigte mir ein freundliches Gesicht. Aber als ich die tiefe [Verbeugung] Ihrer Majestät machte, welche ganz nahe an mir vorbeiging, gewährte sie mir kein gnädiges Gesicht wie früher, noch fasste [sie] an ihren Hut. Ich weiß nicht, ob irgendein Verleumder mich in Ungnade setzen will oder ob der Kaiser mich nicht gesehen hat. Gott wolle, dass ein jeder tatsächlich über die echte Aufrichtigkeit und Unbescholtenheit meiner Handlungen urteilt und dass mir meine heimlichen oder offenen Feinde weder schaden, noch mir irgendeinen Nachteil bringen können.
herr Loẅ, ist zu mir kommen, diesen Morgen.
vndt ich habe mitt ihm geredet, wegen seiner rayse
vndt verrichtung nacher Baden: etcetera bey Graf Schligken,
bey Secretariodem Sekretär Söldner, vndt bey Secretariodem Sekretär Freißleben,
wie auch wegen eines paßes in caso del ritornoim Fall der Rückkehr.
Nota Bene Nota Bene Nota BeneBeachte wohl, beachte wohl, beachte wohl[:] J'ay eu aujourd'huy de fort sinistres
imaginations & pensèes sur mon beau songe dernierement,
si paraventure au lieu de la bonne esperance qu'il me
donna, les adversitèz des malvueillants, me le pourroyent
bouleverser, & me le faire devenir tout au rebours & mal expliquè.Ich habe heute sehr böse Einbildungen und Gedanken über meinem schönen Traum neulich gehabt, ob vielleicht anstatt der guten Hoffnung, die er mir gab, die Widerwärtigkeiten der Boshaften ihn mir umstoßen und ihn mir ganz umgekehrt und schlecht ausgelegt werden lassen könnten. Nota Bene Nota Bene[:]
Arca
ex arbo
re, cuj
caput
& dorsum
tam arcte applicavj, cum pileo nigro in capite, Jtem: custodia verbum?Beachte wohl, beachte wohl: der Sarg aus Holz, an den ich Haupt und Rücken so eng angelehnt habe, mit einer schwarzen Filzkappe auf dem Kopf, ebenso das Wort Bewachung?
Jch habe inquirirt nach den Victualien, alhier zu Wien,
Ein Muht haber, kostet 15 gülden, ein Muht
machet 30 Metzen, eine Metze ist so viel, als
eine woche ein pferdt freßen mag. Eine landt
metze macht 1½ Stadt Metzen. Auf 6 pferde,
verfüttert man, in Tag vndt Nacht, eine landt
metzen, oder 1½ Wiener Metzen.
Ein eymer wejn, gilt von 2 biß in 8 f:
Oesterreicher, nach dem er gut ist. Ein maß
6 creützer, zu 8[,] zu 10[,] zu 12 cr: etcetera[.]
Ein 24 hüner, verkaüffen die vngern, vmb
einen Rthlr: mehr, vndt minder.
Ein ℔: Rindtfleisch, gilt einen alhiesigen groschen.
Vndt wehre solcher gestaltt, nicht eben zu Theẅer,
wann man sich zu behelfen wüste, vndt das
die victualien nicht so ofte[!] stiegen vndt fielen,
die wohnungen auch sehr Theẅer wehren, wie
auch das gewandt zu kleidern, vndt andere delicate
SchnabelweydeDie Silben "Schnabel" und "weyde" sind im Original voneinander getrennt geschrieben.. Das brodt soll auch gar wol
fajl sein. Jtzt aber wirdt der wein auch aufschlagen,
wegen vergangenen frosts. Die melonen sollen auch,
mejstentheilß erfrohren sein. heẅ vndt Stroh
ist auch sehr theẅer. Weil aber der König mitt
seiner hofstadt, viel leütte von hinnen wegge
nommen, wirdt es in vielen dingen, wolfailer
werden. Nach dem die hofstadt sich mehret, oder
mindert, schlagen auch die victualien vndt viel
andere sachen auff, oder abe[!].
Hier l'Ambassadeur d'Espagne extraordinaire le Conte d'Onnata,
mon ancien bon amy, et patron, me rencontra
aussy en chemin entre cy – et Baden, en carosse.
Jl me semble aussy, qu'il ne me donna pas, si bon visa
ge, comme de coustume, ne scay pourquoy?Gestern begegnete mir auch der außerordentliche Botschafter von Spanien, der Graf von Oñate, mein alter guter Freund und Patron, auf dem Weg zwischen hier und Baden mit der Kutsche. Es scheint mir auch, dass er mir nicht so ein gutes Gesicht zeigte wie gewöhnlich, [ich] weiß nicht warum?
J'ay fait trajtter, avec les marchands, Selicoffre
pour Nostitz le page, vers Orange, afin qu'il aye de l'argent.
Jls s'offrent, pour 190 f: de Vienne ou
126 Thlr:
20 g:, de luy faire tenir
jllecq: 100 escus de France, dont je ne suis pas encores
contant[!], a cause de l'inesgalitè des monnoyes.Ich habe mit den Kaufleuten Zollikofer wegen Nostitz, dem Pagen, nach Orange handeln lassen, damit er Geld bekommt. Sie erbieten sich, für 190 Wiener Gulden oder 126 Taler 20 Groschen ihn dort 100 Écus von Frankreich erhalten zu lassen, mit denen ich aber wegen der Ungleichheit der Münzen noch nicht zufrieden bin.
₶ Französische f: |
|
100 machen 300 rechnet man den Rthlr: zu 48 stüber, machts |
125 Rthlr: |
rechnet man aber den Rthlr: zu 50 st: so kähm es auff |
120 Rthlr: |
Geyer erzehlte mir neẅlich als wir nach Baden fuhren,
Es hette ihm der Thumbprobst von Wienherr Erasmus von Starhemberg referirt, daß es gar
vbel wehre aufgenommen worden, daß man die Stücke
gelöset, der Oberste Löbel hette deßwegen dem Obrist leutnant
Bettinger einen filß gegeben, dann er ihm nicht befohlen
eine salve, oder drey vmb des geschloßenen friedens willen,
schießen zu laßen, sondern nur, er sollte die Stügke auf
den wall führen laßen, damitt man sich derselbigen
auf allen fall vndt weittere ordinantz hette können
gebrauchen. So hette ihm auch der Thumbprobst von Wien,
erzehlet, der pabst hette es durch seinen NunciumNuntius
erinnern laßen, Man sollte das Te Deum laudamusGott wir loben dich
in den kirchen nicht singen noch in processioneauf Prozession gehen, weil man mitt einem
ketzer, friede gemacht hette, der NunciusNuntius hette es
auch ex authoritateauf Befehl verbotten, nach dem es schon von
dem bischoff wehre angeordnet gewesen, vndt
hette also verbleiben müßen. Der NunciusNuntius hette
auch gesagt, es wehre vnrecht, daß man das Te Deum laudamusHerr wir loben dich
sünge, weil der krieg, wieder den Allerchristlichsten
König vndt erstgebohrnen Sohn der kirchen, wie
der König in Franckreich wehre, mitt Macht vor
sich gienge zu großem schaden, vndt abbruch der
Catohlischen Religion. Wann derselbige componirt
wehre, alßdann vndt nicht ehe[!] wehr es zeitt, zu frolocken.
Wien
Lektüre
Spaziergang auf den Wiener Festungsanlagen
Anhaltende Melancholie
Kriegsnachrichten und andere Neuigkeiten
Endzeitfurcht
♄ den 6. ⁄ 16. Junijdes Juni.
ꘉ
Jn den Politicis Georgij Schönborner Silesij Philosophiae et
Iuris Utriusque Doctoris, Consiliarij & Cancellarij zollerinjPolitica des Georg Schönborner, des Schlesiers, Doktors der Philosophie und beider Rechte, des Zollerischen Rats und Kanzlers,
gar ein schön buch vor Fürsten vndt herren, gelesen.
Es Jst ejn 8o.im Oktavformat zur Lignitz gedruckt. Thomas Benckendorf hat mirs recommendirt.
Bin auch heütte vormittage zu fuß spatziren auf
die nächste pasteye gegangen, wiewol es in Wien
nicht viel der brauch ist, per pedeszu Fuß, zu wandern, wann
man sich nicht leßet pferde nachführen. So muß man
mich dennoch, wol kennen, weil ich auf der post bin hehrgerjtten.
Les melancholies & jmaginations d'hier, ne me veulent
pas quitter encores, Dieu scait pourquoy? J'ay la con
fiance en sa grace & bontè paternelle qu'il convertira tout
le mal quj me menace, en bien, & tout le malheur en bonheur!Die Melancholien und Einbildungen von gestern wollen mich noch nicht verlassen, Gott weiß warum? Ich habe das Vertrauen in seine Gnade und väterliche Güte, dass er all das Schlechte, das mich hier bedroht, ins Gute und all das Unglück in Glück verwandeln wird!
[Es ist genug daß ein Jeglicher tag, seine eigene plage habe!]
Nescio quid serus vesper vehat!Ich weiß nicht, was der späte Abend bringen würde!
Zitat nach dem Titel der menippeischen Satire "Nescis quid serus vesper vehat" des Marcus Terentius Varro, überliefert durch [Gell. 13,1,1] (ed. Marshall 1968, Bd. 2, S. 392).
Zeitung daß die holländer, Pariba in Brasilien, mehr durch hunger, als
mitt gewaltt erobert, gleichwol der gouverneur darinn zuvor alle
beste sachen verbrennen laßen, die Portugesen auch die andern Spannier
rüsten sich starck zur recuperation. Der König in Frankreich soll Nar
bona vndt Leucatea starck befestigen laßen, vndt dem Marchese
dj Santa Croce ist ordreBefehl gegeben auß Spannien, seine völcker (so er
nach Catalogna erst führen sollen) nach dem stado di Milano zu senden.
Die vnglaübigen Jndianer in Nova Granada, wie auch
in den Philippinen, vndt im Königreich Japan, sollen ezliche
Geistliche Männer (so Sie bekehren wollen) iämmerlich ermordet
haben.
JtemEbenso: das die Kayserliche armèe vor Vlmb gerückt, selbige
Stadt zu belägern, vndt zu occupiren. h Der Feldtmarschall Piccolo
minj aber, solle sich nacher heßen mitt seinem volck ge
wendet haben, hat den obristen Jsolanj auch bey sich mitt den Crabahten.
hingegen liegen die Bannerischen Schwedischen im Stifft
Magdeburg laßen allen proviandt zusammen führen, verbiehten
den pawren daselbst vndt im Stifft halberstadt, bey
Nota BeneBeachte wohl Feẅer vndt Schwerdt, nichts anzubawen, vndt dasiehnige
Nota BeneBeachte wohl so albereitt besahmet, vndt gebawet, laßen Sie durch
Nota BeneBeachte wohl das vieh, kühe, Schafe, Schweine, vndt pferde, so wol
wintter[-] als Sommergetreyde, in den grundt verderben.
Es scheinet Sie wollen einen stanck hindter sich laßen,
wann Sie ihr maß gefüllet. Jnterim patitur Justus.Unterdessen leidet der Gerechte.
Sie wollten auch gern Wolfenbüttel wegnehmen,
es jst aber gar ansehlich vndt wol mitt aller Notturft
versehen. Der Schwedische Cantzler Oxenstern hat zu Paris
vom König in Frankreich einen demantring auf 20 milletausend ₶: werth, ver
ehrt bekommen, zeücht in hollandt.
hertzog Julius von Wirtemberg, soll den 6ten: May gestorben sein,
zu Straßburgk. On ne le plaint pas beaucoup.Man beklagt ihn nicht sehr.
Churfürst von Trier ist zu Namen, mitt salven auß Stügken
stadtlich entpfangen worden. Wirdt fürstlich tractirt,
aber mitt Spannischen Trabanten bedienet.
Der Printz Cardinal Jnfante ist zu Antorf gar
Stadtlich entpfangen worden, vndt hat, waß alda
denckwürdig ist, besichtigett.
Die Frantzosen sollen in die 30 milletausend Mann starck, vmb
Namur oder Namen, vndt vmb Masieres sich befinden.
haben auch eine armèe vndter dem herzog von Rohan im Felteljn, vndt soll der hertzog
von Savoya, sich auch gewendet, vndt Frantzösjsch worden
sein, auch dem König in Frankreich 4 Regjment zu fuß zugeschickt haben,
hingegen laßen die Catohlischen Schweitzer, vor Spannien,
3 Regiment werben.
Der oberste Wahl Bayrischen general Feldtmarschall leütte
nampt, hat die feste Stadt Weyda in der Oberpfaltz,
mitt Sturm erobertt, weil sie sich nicht ergeben wollen.
Zu Gießen, jst im Schloß, ein Feẅer außkommen,
daß der Landtgraf, vndt Seine gemahlin, mitt naẅer
noht, errettet worden, vndt mitt dem leben darvon kommen sein.
Disordinj, confusionj, e turbulenze, da per tutto!!!Unruhen, Verwirrungen und Turbulenzen überall!!!
Jch glaübe der Jüngste Tag seye nicht weitt, weil man
immerfort von so vielerley empörungen, auflauff vndt
verenderungen, nur hören thut. Gott vereinige die gemühter,
vndt laße die hertzen mitteinander vbereinstimmen, damitt wir Seine
Allmacht, barmherzigkeitt, vndt gühte, desto einträchtiger
loben vndt preisen mögen.
Noch avisen, daß der hertzog von Lottringen die Stadt Chalons in Franckreich
glücklich erobert, vndt vber 200 vom Adel sampt reicher beütte
bekommen, auch ohne wiederstandt in Champaigne hinein, streiffen thut,
die Frantzosen wollen sich mitt den holländern conjungiren. Graf Gal
laaß ligt vor Vlm, Graf[!] Piccolominj aber vndt Graf Philipp von Mansfeldt, wollen dem Lü
neburgischen vndt heßischem volck vorbiegen, damitt Sie sich nicht mitt den holländern
noch den Frantzosen, conjungiren sollen können.
Zu Nürnberg soll eine vnaußsprechliche hungersnoht, ia viel eine
größere als zu Augspurg gewesen, sejn, deßgleichen auch zu
Franckfurt am Mayn.
Jhre Mayestät der Kayser sollen vber acht Tage von
Baden, wieder anhero gelangen, der König aber seye noch
zu Prag, alda sich vndterschiedliche partheyen auß dem
Reich anmelden, vndt sich des beschloßenen friedens,
theilhafftig machen wollen.
Wien
Prater (Wien)
Wien
Geldangelegenheiten
Gespräche mit Löw
Erkrankung des Sekretärs Thomas Benckendorf
Korrespondenz
Geyer und Löw als Mittagsgäste
Ausfahrt in den Prater
☉ den 7. ⁄ 17den: Junijdes Juni.
RestitutioRückerstattung Johann Löw 25 ducaten vor
50 Thlr: welche Thomas Benckendorf zu berechnen.
Berjcht herrn Löws so von Baden, gestern abendt, wieder
kommen, daß meine sachen, also in suspensounentschieden verbleiben,
Jhre Kayserliche Mayestät zwar, wehren mir allergnädigist
wolaffectionirt, köndten aber in der letzten, biß der
friede gantz richtig, an des ChurSaxen, noch nicht
schreiben, noch mitt ihme correspondiren. Die
andern anbringen, wegen der pension, vndt Böhmischen
anforderung, haben die Secretarien njcht einmahl
noch außgeschrieben, noch zum bescheidt verfertigett. et cetera
Mein SecretariusSekretär, Thomaß Benckendorf, wirdtist mir die
sengestern abendt, wieder kranck worden, vndt klagt vber großes haüpt
wehe. Mitt dem hofmeister hahn aber fängt es sich an zu beßern,
Gott lob. Ie voy que l'air de Vienne est insupportable a
nos Saxons, & compatriotes plus bas.Ich sehe, dass die Wiener Luft für uns Sachsen und Landsleute weiter unten unerträglich ist.
Gestern abendt spähte ist die post vmb 10 vhr ankommen
hat mir schreiben mittgebracht, von Meiner herzlieb(st)en
gemahlin, vom præsidenten Börstel zwey, von der herzo
gin von Wirtemberg eines darinnen Sie mir den
plötzlichen Todt ihres herren, hertzogs Julij, von
Wirtemberg Seliger (so den 25. Aprill in der nacht,
zwischen 1 vndt 2 vhr sanfte verschieden, nach dem
er noch den abendt zuvor zur Tafel gegangen,
aber sich doch etwas engbrüstig befunden)
ankündiget, vndt ihr vndt ihren allerseits
betrübten kindern mitt raht vndt That zu
assistiren, mich wehemühtig bittet. etcetera
BörstelIm Original verwischt. Der liebe Gott wolle Sie trösten. perge pergeusw. usw.
Börstel schreibt in dem einen briefe, daß sein vetter,
hanß Ernst von Börstel, sich in beysein Meiner gemahl[,] Schwestern vnd bruders mitt seiner Tochter,
Dorothea Louysa, meiner pate versprochen,
ob Sie schon einander in 3o. gradu lineæ inæ
qualisim dritten Grad ungleicher Linie verwandt, iedoch wehren solche heyrathen,
in Göttlichen, so wol alß Kayserlichen beschriebenen
rechten zugelaßen, vndt hette auch sein vetter so
wol im Ertzstift Magdeburg alß im Fürstenthumb,
dispensationem supremj Magistratuseine Dispensation der höchsten Obrigkeit zu wegen
gebracht, hofte ich würde auch mitt content sein, etcetera[.]
Zeücht auch vornehmlich die conformitatem ReligionisÜbereinstimmung der Religion an.
etcetera
Jn dem andern Schreiben vom 25. May, berichtett er, das die voll
machtt vndt instruction in der Reichslehenssache,
auf mich gerichtett, nebst einem Schreiben an die
Kayßerliche Mayestät in meiner herrenvettern gesamptem
Nahmen, schon eingerichtett vndt resolvirt ist, Jch
köndte es aber nicht eher bekommen, biß daß der
friede richtig geschloßen. Es würden auch alßdann
die acceptationspatenta, vndt andere Notturfft,
daß friedenswerck betreffende, abgefaßet, vndt
damitt iemands von rähten, an mich abgesandt,
alßdann nebenst der gehörigen lehenwahr eine
SummaSumme zu etwas spesen, so ich bey der lehensent
pfahung zu thun, mir vbermacht werden solle.
Der Friedensschluß würde in kurtzem richtig
werden. Sein sohn wehre nicht allein Fürst Augusti
iunger herrschaft hofmeister, Sondern auch dero Raht,
so wol in dero Cammersachen, alß anderer vorfal
lenheitt, bevorab in den gesampten consultatio
nibusBeratungen, vndt in verschickungen bestaltt, Würde
aber wol kein ander alß er, wegen vnver
mögenheitt der andern Adelichen Rähte, darzu
gebraucht werden, mir alhier aufzuwartten.
Offerirt sich selber wann ihn Seine leibes indisposition
nicht hinderte. Sonsten stünde vnser Fürsten
thumb in nicht geringer gefahr, weil Feldtmarschalck
Banner sich nicht allein sehr gestärcket, sondern auch seine
Schantzen biß auf ¼ meile von Bernburg schlagen leßet,
gestaltt er dann gesinnet sein soll, sein Feldtläger
zwischen Niemburg vndt Calba zu schlagen. Wann
es nun zu den extremisSchlimmsten kommen sollte, würde
vnser landt, ein hartes außstehen müßen.
Madame schreibt vom 24. May: que l'on me remettra
mille Thlr: qu'elle esperoit, que j'aurois la condition du
vieil Comte de Mansfeld en Hongrie, que le President se comporte bien
envers elle, que son fils ne sera paraventure pas bien
veu icy, a cause qu'il a estè a frankfordt aux consultations,
contre l'Empereur que je ne doibs faire de despences a cause du
dueil du Duc Julius de Württembergdass man mir tausend Taler zustellen wird, dass sie hoffte, dass ich den Dienst des alten Grafen von Mansfeld in Ungarn bekommen würde, dass sich der Präsident ihr gegenüber gut verhält, dass sein Sohn hier vielleicht nicht gut angesehen sein wird, weil er in Frankfurt bei den Beratungen gegen den Kaiser gewesen ist, dass ich keine Ausgaben wegen der Trauer um den Herzog Julius [Friedrich] von Württemberg machen soll (Nota BeneBeachte wohl que Madame m'envoye mes habits brodèz,
et la bouette d'Anna Sophia Fürstin zu Anhalt) quelle m'escrira en bref davantagedass Madame mir meine bestickten Kleider schickt und die Schachtel von Anna Sophia, Fürstin zu Anhalt), dass sie mir in Kürze mehr schreiben wird.
Nota BeneBeachte wohl Johann Löw hat avisNachricht vom Löbzelter, daß er seye zu Prag
Nota BeneBeachte wohl ankommen, mitt der ChurSächsischen ratification, also daß Gott
Nota BeneBeachte wohl lob vndt danck der friede numehr richtig ge
schloßen, vndt die außwechßlung mitt ehistem zu erfolgen.
SecretariusDer Sekretär Pucher, hat sich gestern treflich wol erbohten,
Nota BeneBeachte wohl auch gesagt, es wehren alle Fürsten von Anhaltt,
Nota BeneBeachte wohl mitt in dem frieden begriffen, keiner außgeschloßen.
Nota BeneBeachte wohl Jch wehre aber in sonderbahren gnaden, vndt respect bey Jhrer
Kayserlichen Mayestät vndt würde wol dran thun, wann ich des
ChurBayerischen beylagers erwartete, vnd Schriftlich bey ChurSachsen meine
sachen, wann die correspondentzen wieder giengen procurirte.
etcetera
Geyer, vndt Loẅ, sejndt meine gäste, zu Mittage gewesen.
Gegen abendt, hinauß in den Prater spatziren
gefahren, alda ich, von weittem, viel DamesDamen gesehen.
Wien
Traum
Korrespondenz
Klage über den unglücklichen Verlust von Gegenständen auf Reisen
Wetter
Kriegsnachrichten
☽ den 8. ⁄ 18den: Junijdes Juni.
Songè; comme j'aurois fait donner neuf fois,
la question a Vriel Von Eichen lequel auroit attentè contre
ma vie, mais n'auroit jamais rien voulu confesser.Geträumt, wie ich Uriel von Eichen neunmal foltern lassen hätte, welcher mir nach dem Leben getrachtet habe, aber niemals habe etwas gestehen wollen.
Auf Morgen datirt: an Churfürsten von Saxen geschrieben,
ihm meine lande recommendirende, vndt zu dem
friede gratulirende. JtemEbenso: an Meine freundliche herzlieb(st)e gemahlin,
vndt an den præsidenten, auch an die hertzoginn von
Wirtemberg condolenterkondolierend, Jtemebenso: an Schwester Sibylla Elisabeth pour le Bezoar
que ie l'aye, ou pour rien ou pour Dal:
400wegen des Bezoar, dass ich ihn entweder für nichts oder für 400 Taler bekomme.
Hò riguardato alle cose comprate a Venezia,
e trovato, che s'era perso una corona incirca
un letto, si ch'io sono stato malaventurato
l'anno passato, in perder parecchie cose contra
l'usanza solita, ne'miej viaggij.Ich habe die in Venedig gekauften und gefundenen Sachen angesehen und bemerkt, dass eine Krone um ein Bett herum verloren wurde, sodass ich im vergangenen Jahr auf meinen Reisen gegen die gewohnte Art beim Verlieren etlicher Sachen unglücklich gewesen bin. Fortuna
volubilis est, etFortuna ist unbeständig, und non bisogna abbandonarsj troppo
in sulla Fortuna, ben che grande, qualche volta.man darf sich auf die Fortuna, obwohl manchmal groß, nicht zu sehr überlassen.
heütte hats geregnet, vndt gegen abendt gedonnert,
nach dem es ein par tage, gar heiß gewesen, alhier.
Zeitung daß der printz Thomaß von Savoya, im nehrmah
ligem treffen, nicht gefangen, sondern noch darvon
kommen seye.
Wien
Geldangelegenheiten
Traum
Korrespondenz
Kriegsnachrichten und andere Neuigkeiten
Schlechter Zustand der ungarischen Grenzfestungen
♂ den 9. ⁄ 19den: Junijdes Juni.
ꘉ
Thomas Benckendorf zu berechnen,
100 ducaten, pour
Carl Heinrich von Nostitz & pour ...für Karl Heinrich von Nostitz und für
Mala jnsomnia di me, & diSchlechter Traum über mich und über Fürst Ernst Seliger[.] perge pergeusw. usw.
Nach Orange auch geschrieben, wegen Nostitz wechßel.
Zeitung daß general leutnant Arnheim solle mitt 10 milletausend Mann, vom Churfürsten
von Saxen ab, vndt zu den Schweden gefallen sein. Jch
kan mir aber solche metamorphosin noch nicht jmaginjren.
JtemEbenso: daß der König zu Vngarn vndt Böhmen, von
Prag auß, naher Regenspurgk aufgebrochen, die
armada inß feldt zu führen, naher Franckreich zu.
JtemEbenso: das mein vetter, Marggraf hanß Geörge,
von Brandenburg auch zu Prage wol angekommen.
Nota BeneBeachte wohl Diese dreyerley zeitungen seindt von Prage gekommen,
vndt werden alhier spargirt.
Quelqu'un a dit hier, en discourant avec mes gens,
que jamais les places frontieres d'Hongrie, avoyent
estè si mal pourveuës que ceste fois, veu que non
seulement les fortifications ne se rebastissoyent point,
mais aussy en plusieurs chasteaux il n'y avoit pas de
la poudre, pour faire une salve. Sj l'ennemy Turcq
en estoit averty, & qu'il n'auroit une si forte guerre
du Persan, sur les bras, il nous pourroit grandement en
dommager. Et l'on tient, que parmy ces Croahtes, il
y a sous leur habit, force espions Turcs, pour trahir les
forces de la Chrestientè, au Grand Seigneur.Irgendeiner hat gestern gesagt, als er mit meinen Leuten redete, dass die Grenzplätze [d. h. Grenzfestungen] von Ungarn jemals so schlecht versehen worden seien wie diesmal, da sich nicht nur die Befestigungen nicht wieder aufbauten, sondern es auch in mehreren Schlössern kein Pulver gibt, um eine Salve zu tun. Wenn der feindliche Türke davon unterrichtet würde und wenn er keinen so starken Krieg mit dem Perser am Hals hätte, könnte er uns in hohem Maße schaden. Und man nimmt an, dass es unter diesen Kroaten, unter ihrem Gewand, viele türkische Spione gibt, um die Streitmacht des Christentums dem Großsultan zu verraten. pergeusw.
Wien
Nachrichten
Geldangelegenheiten
Abschrift zweier Wechselbriefe der Sankt Galler Kaufleute Tobias und Heinrich Zollikofer für den Pagen Karl Heinrich von Nostitz
Besuch durch Löw
Abgelehnte Anmeldung durch Manteuffel
Umrechnungskurse zwischen verschiedenen Münzen
☿ den 10. ⁄ 20den: Junijdes Juni.
heütte ist das dritte, vndt letzte Standtrecht,
Alhier, vber den Obersten Cratzen, gehalten worden.
Wegen der 100 kronen, so Nostitzen zu vbermachen,
will des Sollicoffre Factor, 190 f: oder gar 127
Rthlr: in spetiein bar haben, vndt alßdann die 100 ₶:
nach Lion remittiren. Er rechnet die krone, nicht
zu 50 sondern zu 48 stüber, vndt saget, er müße
noch dran verlieren, weil man ihm zu Sankt
gallen nur 110 kreützer, vor eine krone erlege,
will auch die Rthlr: in spetiein bar haben, vndt keine
ducaten zu 2 Rthlr: annehmen, sondern aufs hundert
2 ducn. haben, wo ich ihm nicht Rthlr: in spetiein bar erlege.
Alßdann, will er mir, eine recognition, zu mehrer
meiner versicherung außhändigen, vndt mitt doppel
ten wechsel: auch avisbriefen versehen.
Der wechselbrief lauttet mutatis mutandisnach Änderung des zu Ändernden Also:
Lauß Deo anno 1635Lob dem Gott im Jahr 1635 Adjam Tag 20. Junijdes Juni, Jnn Wien Praesentatus 100 a sos 60100 von seinen 60 vorgelegt
vff fürweißung diesen vnsern Ersten wexelbrief, wolle
den herren gelieben zu bezahlen, an den Edlen herren, Carll
heinrich von Nostitz, Cronen Einhundert, vmb den werth
sein wir von Jhrer hoch Fürstlichen Gnaden, herrn herrn Fürst Christian
von Anhaltt, Graven von Aßcanien[,] herrn von Bernburg vndt
Zerbst, alhier contentirt, Thut gute zahlung, laut avisoNachricht
Göttlicher allmacht wol bevolen. Tobias [und] heinrich Zollikoffer
vndt Mittverwandte Eines Ehrbaren dinerAuflösung unsicher.
Der ander aber also:
Lauß Deo anno 1635Lob dem Gott im Jahr 1635 adjam Tag 20. Junijdes Juni, in Wien Praesentatusvorgelegt von 100 a sos 60100 von seinen 60
vff fürweisung diesen vnsern Andern wexelbrief (so
ferrn der Erste vnbezahlt) wolle dem herren gelieben, zu
bezahlen, an den Edlen herren, Carll heinrich von Nostitz
Cronen Einhundertt, vmb den werth, sein wir von
Jr hoch Fürstlichen Gnaden herren, herren, Fürst Christian von An
haltt, Graven von Aßcanien, herren von Bernburgk
vndt Zerbst, alhier contentirt, Thut gute zahlung,
lautt avisen Göttlicher Allmachtt wol bevolen
Tobiaß [und] heinrich Zollikoffer
vndt Mittverwandte Eines Ehrbaren dinerAuflösung unsicher.
Nota BeneBeachte wohl[:] An des ersten wexel
briefs inscription, stunde:
Nominadie Namen
herren Tobiaß [und] hainrich Zollikoffer vndt Mittver
wandten, Jnn a⁄1Für das erste Siegel. Lyon
Lyon.
An des andern wexelbriefs vberschrifft, stunde:
Nominadie Namen
herren Tobiaß [und] hainrich Zollikoffer, vndt
Mittverwandten, inn
Lyon a⁄2Für das zweite Siegel.
Nota BeneBeachte wohl[:] 38 Pistolen vndt ½ f:
machen die 100 ₶: nach Lion.
NotaBeachte: Ejnen wexel: vndt avisbrief werde ich heütte
an Nostitzen, eingeschloßen, fortschicken, den andern
aber vber 8 tage, auf daß wenn einer verlohren
würde, der ander doch in salvoin Sicherheit vberkähme.
herr Loẅ, ist diesen Nachmittag auch bey mir gewesen.
38 pistolen Thomaßen zu berechnen vor Nostitzen.
Jch habe mich gegen dem Obersten Manteüffel, welcher
mich besuchen wollen, endtschuldigen laßen, wegen
vieler obligenden geschäffte.
Nota BeneBeachte wohl[:] Eine pistole gilt an itzo alhier zu Wien,
fünf gülden, hiesiges valors, den Rthlr:
zu 1½ f: gerechnett. Zu Leiptzig aber, gilt
eine pistole, nur 3 Rthlr: wehre ejn ½ f:
verlust an einer. Jn Franckreich aber, gelten
Sie noch mehr, nemlich 8 holländische f: vndt ein halben,
auch wol mehr, nach dem das goldt steiget oder fället.
3 Rthlr: zu 50 stüber oder soldsSous gerechnet ieden, machten
nur 7½ holländische f: oder Frantzösjsche Francken, oder
livres, welches alles eins ist.
Nota BeneBeachte wohl[:] Michel Rarisch, hat mir einen doppelten
ducaten, vor 5 Thlr: vndt ejne goltstück zu
2½ f: vor 3 Thlr: zugezehlet, vndt mich also
betrogen, schändtlich.
Wann ich zu Paris eine Pistole, wie Sie gänge
vndt gebe ist, zu 170 Stüber, oder 8 f: 10 st: alda rechne,
kähmen alda 1000 Pistolen, auf 3400 Rthlr:
ieden zu 50 stüber oder soulsSous gerechnet zu stehen.
Zu Wien die Pistole zu 5 deützsche f: gerechnet,
da der Rthlr: 1½ deutsche f: gilt kähme es auf, 3333 Rthlr: 10 g:
Zu Leiptzigk aber kähmen die pistolen, wann man Sie
(wie alda braüchlich) zu 3 Rthlr: rechnet, milletausend auff 3000 Rthlr:
welches aber ein großer abgang wehre. Nun aber
ist auch zu notiren, daß noch vorm Jahr die pistolen, nemlich Spannische
zu Calais, 9 holländische f: oder Frantzösische Francken, gülden, oder
oder[!] livres galten, vndt ein Rthlr: galt alda 54 souldsSous, oder stüber.
Zwischen Calais Bouloigne vndt Paris, galten die Patagons, oder
diecreüz Rthlr: etwaß minder nemlich 52 stüber, dann andere Rthlr
wollten Sie nicht kennen vndt nach advenant die pistolen. Zu Paris aber galte nicht
anders die pistole vndt Rthlr: wie am vorigen blat gedacht, vndt verzeichnet.
Zu Lion aber wolten Sie nur eine pistole vmb weniger als nemlich
8 f: 8 St: nehmen, vndt also vmb 2 stüber minder als zu Paris, Sie gegolten.
Zu Orange aber nahmen Sie eine pistole vmb 8 f: 14 stüber, gar gern,
hingegen war es geringere müntze. Von Paris hehr landt ein
warts biß nach Marseille, wurden keine Rthlr: oder patagons,
im lande gesehen, biß wir wieder nach Venedig kahmen, wegen der deützschen,
vndt hatten doch verlust daran, weil die Realen von achten,
von achtenoder Spannische Matten, mehr galten, die doch alhier zu Wien zu weilen
weniger als die Rthlr: oder doch ihnen gleich gelten. Auß obgesetztem verzeichnüß
siehet man, wie viel man an vndterscheidt der Müntze
Sorten verliehren kan, ohne das vfgeldt vndt lagioAufgeld oder
wechßelgeldt, da dje kaufleütte ejnen raysenden
auch nicht groß zu schonen pflegen, wo man sich bißweilen
selber nicht zu helfen weiß, vndt in die vndterschiedliche lan
desarten zu schigken. Tenax requirit prodigum, aliquando!Der Geizige erfordert irgendwann einen Verschwender!
Sonst heißt es: Magnum vectigal Parsimonia!Sparsamkeit ist eine große Einnahme!
Zitat aus [Cic. parad. 6,49] (ed. Nickel 1994, S. 240f.).
ItemEbenso: Sera in fundo parsimonia!Zu spät ist die Sparsamkeit am Boden des Fasses!
Zitat aus [Sen. epist. 1,1,5] (ed. Fink 2011, Bd. 1, S. 10).
Wien
Neuliches Gespräch mit Geyer
Deutung des Traumes vom 30. Mai
Manteuffel und der ehemalige markgräflich-brandenburgische Hofmeister Hans Volkmar Hahn als Mittagsgäste
♃ den 11. ⁄ 21den: Junijdes Juni.
Seigneur Geyer, me conta dernierement que quand en Austriche le
feu se prennoit a quelque mayson, il falloit que le
maître payast pour le serviteur coulpable tout le damn, a
propos d'un PrinceVermutlich entweder Mattias oder Francesco de' Medici. de Florence, du quel un cuysinier
par mesgarde auroit mis le feu au quartier de son
maître en une ville d'Austriche, & consumè 18 maysons,
en l'absence du Prince, frere du Grand Duc, & qu'il
faudroit neantmoins, que ce Prince payast du sien pro
pre tout le dommage causè par le cuysinier, puis que ce cuy
sinier n'avoit de quoy pour restituer tels grands fraix.
Ceste loy est un peu rude, & par fois impratticable.Herr Geyer erzählte mir neulich, dass es, wenn sich in Österreich das Feuer irgendeines Hauses bemächtigte, nötig sei, dass der Herr für den schuldigen Bediensteten den gesamten Schaden bezahlt, übrigens einen Fürsten aus Florenz betreffend, von welchem ein Koch das Viertel seines Herrn in einer Stadt von Österreich in der Abwesenheit des Fürsten, Bruder des Großherzogs, aus Versehen in Brand gesteckt und 18 Häuser verbrannt habe, und dass es dennoch nötig sein würde, dass dieser Fürst aus seinem Eigenen den ganzen durch den Koch verursachten Schaden bezahlte, da dieser Koch keine Mittel hatte, um solche große Kosten zu erstatten. Dieses Gesetz ist ein wenig hart und manchmal undurchführbar.
Nota BeneBeachte wohl Nota Bene Nota Bene[:] Jnfluenza dj questa notte, ch'jo non harej assaj pesato l'im
portanza del sogno del SabbathoBeachte wohl, beachte wohl: Eingebung von dieser Nacht, dass ich nicht genug erwogen hätte die Bedeutung des Traumes vom Samstag [dem] 30. May ⁄ 9. Junijdes Juni: poj ch'io doveva
aggiungere, ch'in fine, dopò tutte queste belle appararenze,
Nota BeneBeachte wohl il bel arbore si seccò perse lj ramj, e le foglie, si rese arido, ed io vi fuj talmente
attaccato co'l corpo e con la testea ch'io non potettj
sciolgermene, e ne fù fatto una tomba, si che poj glj An
gelj m'accompagnarono così nella arca giacente morto, e questo fù jn un subito. Non me ne ri
cordo bene, e pur me ne ricordo, in qualche maniera, come
suol avenire superficialmente ne sognj e sempre, che la nostra memoria ac
cetta più volentierj, e ci lusingha, in quello, che cj piace
e che c'è grato in questo mondo, che non altro. Jddio saprà il
vero tempo del vivere e del morire, a luj lo commettiamo,
e ce ne rimettiamo al suo santissimo beneplacito, pacientemente.
Nota Bene[:]
Subito
morendo
co'l arbo
re, il cap
pello nero
fù (mj parse) cambiato in una callotta o cäplein rosso sanguigno, cioè una ferita nella testa, forse
dovrà uccidermj.weil ich hinzufügen musste, dass zum Schluss nach allen diesen schönen Erscheinungen der schöne Baum verdorrte, die Äste und die Blätter verlor [und] dürr wurde, und ich war daran dermaßen mit dem Körper und dem Kopf befestigt, dass ich mich nicht davon lösen konnte und damit ein Grab gemacht wurde, so dass mich darauf die Engel, als ich so tot in dem Sarg ruhte, begleiteten, und dies wurde in einem ausgestanden. Ich erinnere mich nicht gut daran und doch erinnere ich mich auf irgendeine Weise daran, wie es in Träumen und immer oberflächlich zu geschehen pflegt, was unser Gedächtnis eher gern annimmt und uns in jenem schmeichelt, was uns gefällt und was uns in dieser als keiner anderen Welt angenehm ist. Gott wird die richtige Zeit des Lebens und des Sterbens kennen, ihm übergeben wir es und überlassen uns damit geduldig seinem heiligsten Gutdünken. Beachte wohl: Als ich plötzlich mit dem Baum starb, wurde (schien mir) der schwarze Hut in eine Kappe oder [ein] blutrotes Käpplein verwandelt, das heißt eine Wunde am Kopf wird mich vielleicht töten sollen.
Der Oberste Manteüffel, ist mein gast zu Mittage gewesen,
wie auch der hofmeister hahn, des Marggrafen zu Brandenburg
vndt haben allerley gute sachen, mitteinander gesprachet. et cetera
Wien
Drei Träume
Reflexionen über die Bedeutung von Träumen und der Seele
Spazierfahrt um die Stadt
Erhalt eines gedruckten Exemplars des Prager Friedens
♀ den 12. ⁄ 22. Junijdes Juni.
Nota Bene Nota BeneBeachte wohl, beachte wohl SomniumTraum diesen Morgen wie ich zu meinem kleinen Erdtmann
gesagtkommen, alß wir vber landt gefahren, vndt er auf einer
andern kutzsche geseßen, aber mitt einer Magdt abgestiegen,
ich auch von Meiner kutzsche abgeseßen, (weil etwas am
rade wieder zu machen gewesen) Meine gemahlin aber
war auf meiner kutzsche sitzen blieben, vndt ich hette ihn
gefragt: Willstu mitt vetter Fritz (denn also hette er
pueriliterkindlich vette Fitz, meinen bruder genennet, vndt
immer von ihm geschwatzt) ins Niederlandt ziehen. Das
kindt hette ia gesagt, vndt in dem will ich ihm wieder auf
seinemeine kutzsche helfenvon der seinigen herunder helfen weil er Fürwitzig war, vnd bey vns sizen wollen,, vndt faße ihn bey dem rechten arm,
ihn also hinaufherundter zu heben, vermeinende seine magd hielte
ihn feste auf der andern seitten, So leßet Sie ihn gehen, vndt wirdt
darüber dem kinde der leib zu schwehr, vndt verrückt sich den
arm, wirdt darüber gantz Todtbleich, vndt siehet einem
sterbenden ähnlich. Tempus demonstrabitDie Zeit wird zeigen was diesem somnioTraum zu
attribuiren, Deus clementer avertat jnfortuniaGott wende gnädig Unglücke ab.
Nota Bene Nota Bene Nota Bene[:] Mi ricordo ancora del sogno del 30. Maggio: ⁄ 9. Giugno: ch'io havessi ha
vuto al principio, essendo così appoggiato all'arbore, nel habito verde, non
un capello[!] in testa, mà una ligatura bianca sopra la fronte, come
un ferito, et una callotta rossa in testa tutta insangujnata, ma altrj credettero
Nota BeneBeachte wohl che fosse un Diadema, ed jo risplendeva molto nella faccia,
(in quella miniatura) per il bel colore bianco e sanguigno, e
li capellj biondj da ambe le bande, molto risplendendo tutta la
faccia, e sopra la callotta stava quel iscritto con lettere indorate: Jl custodito:
et da banda glj Angelj e dirimpetto dj me stava molta gente che non osò troppo approssimarsj.
Mà dipoj cambiandosj la figura in realtà, mj parse, che
pur il l'habito verde sulla fine mj restò, mà non il Diadema, e
ch'io havessi havuto sulla fine in testa un cappello neroBeachte wohl, beachte wohl, beachte wohl: Ich erinnere mich noch an den Traum vom 30. Mai / 9. Juni, den ich am Anfang gehabt hatte, als ich so im grünen Gewand an den Baum gelehnt war, keinen Hut auf dem Kopf, aber ein weißes Band über der Stirn wie ein Verwundeter und eine rote Kappe auf dem ganz mit Blut befleckten Kopf, aber andere glaubten, das wäre ein Diadem, und ich strahlte sehr im Angesicht (in derartiger Malerei) durch die schöne weiße und blutige Farbe, und als ich, die blonden Haare auf beiden Seiten, das ganze Angesicht sehr strahlte, und über der Kappe stand jene Inschrift mit vergoldeten Buchstaben: der Behütete und auf der Seite die Engel, und mir gegenüber stand viel Volk, das nicht wagte, sich zu sehr zu nähern. Aber nachdem sich das Bildnis in der Tat verwandelte, schien mir, dass mir das das grüne Gewand am Ende doch blieb, aber nicht das Diadem, und dass ich am Ende einen schwarzen Hut auf dem Kopf gehabt hätte, &cetera
e poj fosse avenuto quel ch'jo scrissi hierjund dann wäre dasjenige geschehen, was ich gestern schrieb.
Nota Bene[:] Jl Pastor Fido diceBeachte wohl: "Der treue Hirte" sagt: Son veramente j sognj,
Delle nostre speranze;
Più che dell'avenir vane sembianze,
Jmmaginj del dj guaste et corrotte,
Dall'ombre della notte.Zeitgenössische Übersetzung übernommen von Statius Ackermann, S. 52: "Es seyn in warheit die Treume mehr ein vergeblicher Schein vnserer Hoffnung/ als desjenigen so zukünfftig ist/ Ja sie seyn nur Vorbilde des Tages/ so von dem Schatten der Nacht zerstümmelt und vernichtiget werden."
Zitat aus dem 1. Akt, 4. Szene, in Guarini: Pastor Fido, o. S.
Mà purAber dennoch, nulla regoula sine exceptionekeine Regel ohne Ausnahme. Perche il medesimo
dice un altra volta, poco dapoj, rispondendo al sudettoDeshalb sagt derselbe ein anderes Mal wenig später, indem er auf das oben Gesagte antwortet:
Non è sempre co'sensj l'anima addormentata,
Anzi tanto è più desta, quanto men traviata,
Dalle fallacj forme, Del senso all'hor ch'e'dorme.Zeitgenössische Übersetzung übernommen von Statius Ackermann, S. 52: "Die Seele ist nicht allezeit mit den Sinnen entschlaffen/ ja sie ist desto mehr wach/ je weniger sie zu der Zeit/ da sie schläfft/ von den betrieglichen Vorbildungen der Sinnen verführet vnnd verhindert wird."
Zitat aus dem 1. Akt, 4. Szene, in Guarini: Pastor Fido, o. S.
Jn der Schrifft stehet auch: [Narren verlaßen sich auff
]
Traẅme. Aber wenn die Traẅme von Gott, vndt nicht
auß vns selbst hehrfließen, seindt sie billich hoch zu achten,
vndt bey leibe nicht zu verwerfen, wie Danielis, Josephs, Ja
cobs, vndt anderer frommen leütte, heylige Traẅme, gewesen.
Anima immortalis, est spiraculum ex ore Dej.Die unsterbliche Seele ist der Hauch aus dem Mund Gottes. Die
selbige agirt jmmerzu, wenn wir gleich schlafen, vndt kan
vnß Gott endtweder mediatemittelbar durch dieselbige, oder
sonsten jmmediate; per Spiritum oris eius, Spiritum Sanctumunmittelbar, durch den Atem seines Mundes, den Heiligen Geist,
heylige vndt Göttliche gedancken, wir wachen oder schlafen,
jnfundiren laßen. Aber hingegen, muß auch, das vas recj
piensaufnehmende Gefäß, des irrdischen cörpers, vndt der sensualiteten, nicht
allzu perturbirt, vndt vnreine sein, damitt die Göttlichen
infusaEingüsse in vns desto beßer wircken mögen, vndt wir
durch impuriteten, vndt gleichsam durch einemn infectumamcanaljemfeindlichen Kanal
die Göttliche reinigkeitt vndt gnade nicht von vnß
stoßen, den heiligen Geist, vndt die heiligen reinen geisterlein,
die lieben Engel nicht betrüben, oder sonsten (wie gesagt)
durch einen inficirten heßlichen canal, der Jrrdischen
bösen gedancken, Fleisches lust, vndt vnsauberkeitt, die Schönen functiones
animæVerrichtungen der Seele, nicht verhindern. Oratio, castitas, tempera
ta vitaDas Gebet, die Sittenreinheit, ein maßvolles Leben, seindt gute waffen, zu solchem Göttlichem wandel.
[Fides sine operibus est mortua.] Ergo; Sustine & abstine.Glaube ohne Taten ist tot. Deshalb widerstehe und enthalte dich.
Vormittags, etwaß vmb die Stadt spatziren gefahren,
mitt Geyers vettern seiner kutzsche.
Nota BeneBeachte wohl Nota Bene Nota BeneBeachte wohl, beachte wohl[:] Je me suis aussy ressouvenu, comme j'allois avec Fürst Friedrich
l'an 1633 de Bremen sur la Weser, (vers Delfziel) i'eus
un remarquable songe, que je devois aller vers le Prince d'Orange &
y voir sa bonne fortune, devant Rhynberck, puis droit en
Poulogne voir veincre les Moscovites, & apres les Turcs, & tout
cela seroit achevè lors qu'on escriroit le 30me. Janvier, 1635. Mais
il me falloit alors oubljer ce songe, & ne l'effectuer en
aulcune façon, pour n'acquerir la bonne fortune en Poulogne
afin de m'en ressouvenir long temps apres, avec gran
dissime regret & crevecœur, ayant ainsy negligè &
mesprisè une si grande fortune extraordinaire, pour
laquelle mesmes, j'avois entreprins l'annèe aupara
vant, un sj dangereux voyage 1632 en la Pouloigne.Ich habe mich auch erinnert, als ich mit Fürst Friedrich im Jahr 1633 von Bremen auf der Weser (nach Delfzijl) fuhr, hatte ich einen bemerkenswerten Traum, dass ich zum Fürsten von Oranien gehen und dort sein gutes Glück vor Rheinberg sehen, dann gerade in Polen die Moskowiter und danach die Türken siegen sehen sollte, und all das würde vollbracht, wenn man den 30. Januar 1635 schreiben würde. Aber ich sollte damals diesen Traum vergessen und ihn keineswegs ins Werk setzen, um das gute Glück in Polen zu erlangen, um mich lange Zeit danach mit sehr großem Bedauern und Kummer daran zu erinnern, da ich so ein so großes außergewöhnliches Glück ungenutzt gelassen und gering geschätzt hatte, für welches ich 1632, im Jahr zuvor, eine so gefährliche Reise nach Polen unternommen hatte.
Fata possunt præviderj, non evitarj, si male
cedunt, sin vero fausta eveniunt; tunc sæpius
e manibus nostris, conjtra voluntatem nostram aufugiunt.
Vexatio dat jntellectumDie Schicksale können vorausgesehen, aber nicht abgewendet werden, wenn es schlecht ausgeht. Wenn es aber einen glücklichen Verlauf nimmt, dann entzieht es sich ohne unseren Willen oft unseren Händen. Plage bringt Erkenntnis, sed nimis sero sapiunt Phryges.aber viel zu spät, wissen die Phryger
Zitat nach [Fest. S. 460-462] (nach ed. Lindsay 1913).
Fronte cappillata est! posthæc occasio calva!Vorn ist die Gelegenheit behaart! Hinten ist sie kahl!
Zitat aus [Dist. Cat. 2,26] (ed. Duff/Duff 1982, S. 608).
Jl Pastor Fido diceDer treue Hirte sagt: Hà ben ella (la Fortuna) gran forza,
e non la chiama possente Dea, senza ragione il mondo,
Mà bisogna jncontrarla e far le vezzi spianandole
il sentiero! J neghittosj saran dj rado fortunatj maj!Zeitgenössische Übersetzung übernommen von Statius Ackermann, S. 111: "es hat zwar (das Glück) sehr grosse Macht/ vnd die Welt nennets nicht vnrecht eine gewaltige Göttin/ aber man mus ihm auch entgegen gehen/ es liebkosen/ vnnd ihr die Bahne ebnen/ die Faulen werden gar selten glückselig seyn!"
Zitat aus dem 2. Akt, 4. Szene, in Guarini: Pastor Fido, o. S.
Ces pensèes me font quasj enrager, qu'en 15 ans
& davantage, je n'ay sceu attrapper aucune
vraye fortune, pour mon honneur, & profit honorable.
Jl vaudroit mieux mourir cent mille fois, oh Dieu!Diese Gedanken machen mich fast rasend, dass ich in 15 Jahren und länger für meine Ehre und ehrenhaften Vorteil kein einziges wirkliches Glück habe erreichen können. Man müsste besser hunderttausendmal sterben, oh Gott!
Der alte Johann Löw nimbt auch die hofsitten, an sich, daß er sich
immerzu endtschuldiget, wenn er soll zu mir kommen, mitt
nichtswerdigen excusesEntschuldigungen, vndt helt nicht, was er ver
sprichtt, welches der gravitet, eines alten Manns schändt
lich anstehett. Solche leütte, welche so vjelen herren die
nen, vndt nur geldt einnehmen wollen, vndt njchts verrich
ten, verdienen ihr brodt mitt sünden, vndt es kan ihnen
nicht gedeyen, noch den ihrigen, wol bekommen.
heütte diesen abendt, habe ich ein gedrucktes exemplar
des friedenschlußes, zwischen Kayßerlicher Mayestät vndt dem
Churfürsten zu Saxen, (den 30. May, dieses itztlauffenden
1635. Jahres, zu
Prag vollnzogen) alhier zu Wien, gedruckt
bekommen. Jst also vnnöhtig daßelbige, weil es publicjrt
es, ist, alhier schriftlich zu wiederholen. Die neben
vergleich[!] aber, wegen Schlesien, vndt der Laußnjtz, Jtemebenso:
wegen etzlicher excipirten persohnen, auß der AmnistiaStraferlass
kan man noch nicht zu sehen bekommen. Es heißt aber:
Recte faciendo, neminem timeas.Wenn du recht handelst, mögest du niemanden fürchten.
Wien
Besuch durch Löw
Kriegsnachrichten und andere Neuigkeiten
Anmeldung durch den dänischen Gesandten Friedrich Günther
Spazierfahrt um die Stadt
Reflexionen über die Unbeständigkeit des Glücks
Ärger über einen Bediensteten
♄ den 13. ⁄ 23. Junijdes Juni.
herr Löw ist bey mir gewesen, avec excuses, & protestationsmit Entschuldigungen und Beteuerungen. et cetera
heütte ist der Geistliche,welsche Fendrich so falsch gemüntzet, vndt
dem Obersten Cratz auß der gefängnüß geholfen
gehabt, (welcher aber in Vngern, wieder ertapt worden)
gerichtett worden, vndt ob er schon verbrennet hat
sollen werden, haben ihn doch Jhre Mayestät mitt dem
Schwert begnadigen laßen. Er soll andere Mordtthaten
auch begangen haben et cetera[.] die
Ein ander vbelthätermittconsorte Cratzens diener hat auch sollen justificirt werden,
er ist aber erbehten, vndt nacher Rab in Vngern, auf 10 Jahr,
in eysen zu arbeitten, condemnirt worden.
Der dennemärkische Abgeordnete, Friederich Günther, hat sich
erkundigen laßen, durch Löben, wenn mirs würde ge
legen sein, ihm eine stunde zu ernennen, auf Morgen oder vber
morgen, So habe ich ihm, Morgen den Nachmittag, vmb 2 vhr,
vorgeschlagen, welches weil er heütte, bey dem bischoff
von Wirtzburgk, abschiedt zu nehmen.
Vormittags vmb die Stadt spatziren gefahren,
auf des Meckelburgischen agenten Pistorij kutzschwagen.
Man sagt, der Oberste Cratz, werde perdonVergebung er
langen, weil er viel freünde alhier, am Kayßerlichen
hoff hatt, sich auch wieder Catohlisch bekennet, vndt
nur auß forcht des Fridländers, seye außgetretten,
Sein sohn auch beym Churfürsten von Bayern, ihm solle
perdonVergebung zu wege gebracht haben. Tempus demonstrabit.Die Zeit wird es zeigen.
Zeitung daß der König in Vngern, von Prag nacher Pilsen aufgebrochen, zu welchem
bey Eger, etzliche Regimenter Churfürstlich Sächsisches volcks stoßen, vndt ins
Reich, wieder die turbatores pacisFriedensstörer, ziehen werden. Die belägerung
vor Vlm, soll aufgehabenHier: aufgehoben. sejn, weil Sie sich zum frieden ac
commodiren wollen. Oberster Fernamont soll albereitt den
paß nach Voltolina erobert, Bormio eingenommen, vndt
daselbst, 10 compagnien Frantzosen, gäntzlich rujnirt, vndt zerschlagen
haben. Die Spannischen, haben durch ein stratagemaKriegslist dem
Frantzosen, eine vornehme, vndt gleichsamb vnüberwindt
liche Festung OccaNicht ermittelt. genandt, abgenommen, entgegen hat der
Printz Tomaso am volck vndt Stügken von den Frantzosen,
vndt Holländern, so sich conjungirt, schaden erlitten, der hertzog
von Lottringen hat Besançon eingenommen, vndt des Frantzösischen
Obersten Degenfeldts Regiment, gantz ruinirt, des hertzogs
volck 76 compagnien zu roß, vndt 65 compagnien zu fuß starck, streifen
in Burgundt biß an Digion vndt an die Lionische frontiren,
vndt thun alle kleine Städtlein vndt dörfer außplündern, vndt
machen hiedurch große forcht in Franckreich, die in Böhmen,
vndt Schlesien, ljegende Regimenter, werden auch in das
Reich geführt. heütte auf den abendt, soll die Königinn
anhero kommen, auf den Montag, Jhre Mayestät die Kayserinn, sampt
den 2 Kayßerlichen Princeßinnen, am Mittwoch aber, Jhre Mayestät der
Römische Kayser, sampt dero hochfürstlichen herren Sohn, Ertzhertzog Leopoldt
Wilhelm, Allerley præparatoriaVorbereitungen zur Chur Bayerischen hochzeitt
zu machen, darzu sich auch andere herren vndt cavaglierjEdelleute, (welche nit
allein ein Ringel: vndt quintanarennen, sondern auch ein fußThurnier
(wie verlautt) halten werden, stadtlich außrüsten thun. JtemEbenso: daß am
verschinenen dinst: oder Erichtag, der Oberste Teüfel, mitt dem von
Churfürsten von Saxen, gantz verfertigt: vndt vndterschriebenem Friedens
Schluß, so dem König nacher Prag, itztgedachter Churfürst jnsinuj
ren laßen, seye ankommen, vndt damitt nacher Baden postirt,
Jhrer Kayserlichen Mayestät solchem allervndterthenigst zu vberreichen, so
auch hernachmalß, in druck, aufgelegt worden.
J'ay un peu estè pensif, sur la varietè des changements de la For
tune jnconstante en l'exemple de plusieurs quj ont creu longues annèes
comme de Grands arbres, & ont estè extirpèz en une heure, commeIch bin über die Vielfalt der Wechsel des unsteten Glücks ein wenig nachdenklich gewesen am Beispiel von einigen, die lange Jahre wie große Bäume gewachsen sind und in einer Stunde ausgerissen worden sind, wie:
- Le FortunèDer glückliche Polycrates Samiorum TyrannusPolykrates, Tyrann der Samoer, crucifiè
asur la fin de sa viegekreuzigt am Ende seines Lebens.
- L'Empereur Valentinian servant de marchepièd a Sapor Roy de Perse.Der dem König Schapur von Persien als Trittbrett dienende Kaiser Valerian.
- Bajazeth Grand Turc, mis en une cage, & repeu comme chien, par Tamerlan.Sultan Bayezid, durch Tamerlan in einen Käfig gesteckt und gefüttert wie ein Hund.
tou
te
leur
vieihr ganzes Leben,
- Les Roys de Juda Joachin & Zedekias, menèz captifs a Babylonne.Die als Gefangene nach Babylon geführten Könige von Juda, Jojachin und Zidkija.
- L'Empereur Henry 4
me: apres avoir glorieusement regnè, & donnè
plus des battailles que Jules Cæsar, en rase campagne, fut
en fin miserablement despouillè des ses Couronnes, & prins par son
fils, afin de mourir en prison, ignominieusement.Der Kaiser Heinrich IV., nachdem er ruhmreich geherrscht und mehr Schlachten im freien Feld als Julius Caesar geschlagen hatte, wurde am Ende elendiglich seiner Kronen beraubt und durch seinen Sohn gefangen, um im Gefängnis schändlich zu sterben.
- Louys Sforza Duc de Milan, quelle fortune eust il en Italie,
estant la frayeur de tous ses ennemis grands & petits, jusques
a ce qu'en sa vieillesse la fortune luy tourna tout a coup le
dos, qu'il fut prins des siens propres, & livrè aux françois,
pour mourrir en une estroitte, & ennuyeuse longue prison, ignominieusement[.]Ludovico Sforza, Herzog von Mailand, was für ein Glück er in Italien hatte, als er der Schrecken aller seiner großen und kleinen Feinde bis dahin war, als ihm in seinem Alter das Glück plötzlich den Rücken kehrte, dass er von seinen Eigenen gefangen und an die Franzosen ausgeliefert wurde, um in einem engen und ärgerlichen langen Gefängnis schändlich zu sterben.
- L'Empereur de Constantinople Constantin VII. le dernier d'iceux, a bien
esprouvè l'instabilitè de la Fortune, perdant sa ville capitale, sa
vie, & son Empire tout ensemble, pour laisser ses enfants & biens,
& tout ce quj luy restoit, a la proye & tyrannie des barbares Turcs.Der Kaiser von Konstantinopel, Konstantin VII., der letzte von diesen, hat die Unbeständigkeit des Glücks wohl empfunden, als er seine Hauptstadt, sein Leben und sein Reich alles zusammen verlor, um seine Kinder und Güter und alles, was ihm blieb, dem Raub und der Tyrannei der türkischen Barbaren zu überlassen.
- Le Grand Prince, de ceste vaste Province de Moscovie,
Suisky, a bien aussy esprouvè de nostre temps, l'jnstabilitè
de la Fortune humaine, mort en prison, en Pouloigne, a
pres avoir veu la ruine de son pays & de sa ville capitale,
mise a feu & a sang, & luy captif de ses propres gens, livrè a
son ennemy, avec son frere Demetrius.Der Großfürst von dieser ausgedehnten Provinz Moskovien, Schuiski, hat auch die Unbeständigkeit des menschlichen Glücks unserer Zeit wohl empfunden, [ist] im Gefängnis in Polen gestorben, nachdem er den Ruin seines Landes und seiner in Feuer und Blut gelegten Hauptstadt gesehen hatte und er als Gefangener seiner eigenen Leute mit seinem Bruder Dimitri seinem Feind ausgeliefert [worden war]. &cetera
- Frideric V. Conte Palatin du Rhyn, apres avoir usurpè le
bien d'autruy, & s'estre opposè a son legitime chef & superieur,
n'a non seulement perdu son Royaume nouvellement conquis, mais
aussy son Electorat, & ses propres terres E hereditaires,
au lieu d'avoir estè, un puissant Prince auparavant,
en grande authoritè près de ses amis & malvueillants,
a estè contraint de vivre 12 annèes en exil, avec tous les
siens, & de mourir en fin de la peste, comme il pensoit dea se
remettre par force en son Electorat, n'y a que 2½ ans.Nachdem er das Gut eines anderen widerrechtlich an sich gerissen hatte und sich seinem rechtmäßigen Kriegsherrn und Oberhaupt widersetzt hatte, hat Friedrich V., Pfalzgraf bei Rhein, nicht nur sein vor kurzem erworbenes Königreich, sondern auch sein Kurfürstentum und seine eigenen Erblande verloren, anstatt als ein mächtiger Fürst zuvor in großem Ansehen bei seinen Freunden und Übelwollenden gewesen zu sein, ist [er] gezwungen worden, mit all den Seinen 12 Jahre im Exil zu leben und schließlich an der Pest zu sterben, als er gedachte, sich vor nur 2½ Jahren mit Gewalt in sein Kurfürstentum wieder einzusetzen.
De tels exemples anciens & modernes s'en pourroyent produire
une jnfinitè, mais mon scope n'est pas, d'escrire un livre de
ceste matiere. Il suffit d'avoir fait un petit recueil de mes pensèes
pomeridiennes, sur ce sujet, afin de pouvoir servir d'instruction
aux trop ambitieux, lesquels si tant d'exemples ne pou
voyent esmouvoir a borner leur vaste ambition, & a
n'entreprendre a tort ou a travers, tout ce quj les flatte
outre mesure, devroyent avoir au moins horreur de
l'exemple tout seul arrivè l'annèe passèe, du Duc de
Fridlande, lequel ne se contentant pas, de tant d'ines
perèe fortune, qu'il avoit obtenuë par la grace de Dieu,
& de son bon maistre Sa Majestè Jmperiale nostre Sire,
avec tant de benignitè, outre son degrè & condition, & des
bordant son ambition insatiable, jusques a oublier son
propre maistre & souverain bienfacteur, dont il tenoit
tout ce qu'il avoit acquis & en gloire, & en richesse & en
honneurs desmesurèz, a en fin payè le loyer de son ingra
titude detestable extraordinaire, & du tout inouÿe, afin de servir
d'instruction a ceux, quj auront pour gujde, leur vaste
orgueil, & s'en lairront[!] tellement transporter, que de pouvoir
oublier leur propre maistre, avec honte & infamie
perpetuelle. Jl faut donc croyre mesme aux payens, en
ce sujet, quj ont eu en horreur telles choses, & dire avec VirgileAn solchen alten und neuen Beispielen könnten sich davon eine Unmenge sehen lassen, aber es ist nicht meine Absicht, über diesen Gegenstand ein Buch zu schreiben. Es genügt, eine kleine Zusammenstellung meiner nachmittäglichen Gedanken über diesen Gegenstand gemacht zu haben, um den zu Ehrgeizigen als Anleitung dienen zu können, welche so viele Beispiele nicht dazu bewegen konnten, ihren weitgehenden Ehrgeiz zu beschränken und nicht alles zu Unrecht oder mitten durch zu unternehmen, was ihnen übermäßig schmeichelt, [sie] müssten zumindest ganz allein von dem im vergangenen Jahr geschehenen Beispiel des Herzogs von Friedland Schrecken bekommen, welcher, da er sich nicht mit derart unverhofftem Glück zufriedengab, das er durch die Gnade Gottes und seines guten Herrn, Ihrer Kaiserlichen Majestät, unseres Herrn, mit so viel Güte jenseits seiner Ehrenstelle und Geburt erhalten hatte, und da sein unermüdlicher Ehrgeiz bis zum Vergessen seines eigentlichen Herren und obersten Wohltäters überlief, von dem er alles besaß, was er und an Ruhm, an Reichtum und an gebliebenen Ehren erworben hatte, hat [er] schließlich den Zins seiner verabscheuenswerten außerordentlichen und ganz unerhörten Undankbarkeit bezahlt, um denjenigen als Lehre zu dienen, die ihren riesengroßen Hochmut als Ratgeber haben werden und sich so führen lassen werden, um mit Schande und ewiger Ehrlosigkeit ihren eigenen Herrn vergessen zu können. Man muss also selbst den Heiden bei diesem Gegenstand glauben, die vor solchen Sachen Abscheu gehabt haben, und mit Vergil sagen:
Discite Justitiam monitj, nec temnere Divos!Lernt, durch mich gewarnt, Gerechtigkeit zu üben und nicht zu missachten die Götter!
Zitat aus [Verg. Aen. 6,620] (ed. Binder 2008, S. 318f.).
Maintenant comme j'escris cecy, j'entends un beau tour, qu'un de nos
serviteurs, me fait avec mes lettres; niant l'arrivèe de celles du Mercredy.Jetzt, als ich dieses hier schreibe, erfahre ich ein schönes Stück, das mir einer unserer Diener mit meinen Briefen tut, indem er die Ankunft derjenigen vom Mittwoch leugnet.
Wien
Misstrauen wegen ausbleibender Post
Johannistag
Vergebliches Warten auf Günther
Argwohn gegenüber Löw
☉ den 14. ⁄ 24. Junijdes Juni.
heütte ists 10 wochen, daß ich von hause weg bin.
Weil ich keine schreiben bekommen, die ich doch numehr, ein
par Posten hehr erwartett, fange ich an, allerley zu
suspiciren, vndt habe laßen, einen extract aller meiner
entpfangenen, vndt abgangenen schreiben aufsetzen,
durch Thomas Benckendorf[.] Ou bien l'on se desfie de moy sans ray
son & cela vient des lieux eminents, s ou bien il y a
Nota BeneBeachte wohl
Johann Löw quelque meschancetè d'une personne particuliere,
laquelle veut pescher, contre son devoir, dans l'eau trouble.
J'espere que Dieu descouvrira tous les torts, quj m'arrivent.Entweder man misstraut mir da ohne Grund und das kommt von hohen Orten, oder es gibt irgendeine Bosheit von einer besonderen Person, welche entgegen ihrer Pflicht im trüben Wasser fischen will. Ich hoffe, dass Gott all das Unrecht aufdecken wird, das mir geschieht.
heütte ist alhier zu Wien, Sankt Johannisfest, novj styljneuen Stils [nach dem neuen Gregorianischen Kalender].
Jch habe heütte außfahren wollen, So ist mir numehr zum
dritten mahl, Geyers vettern kutzsche, wieder
zusage, außen blieben. Jch habe auch des neẅen
dennemärckischen abgeordneten, den gantzen Nachmit
tag, contre promesseentgegen dem Versprechen vergebens erwartett.
Jl semble que le vieil Johann Löw me vueille secrettement
du mal, ne scay pourquoy? car il me fait plusieurs
affronts, encores que je l'honnore outre son merite.Es scheint, dass der alte Johann Löw mir im Stillen Schlechtes wolle, weiß nicht weshalb? Denn er bereitet mir einige Schimpfe, obleich ich ihn über seinen Verdienst ehre.
Wien
Gestrige Rauferei vor der fürstlichen Unterkunft
Kriegsnachrichten und andere Neuigkeiten
Besuch durch Günther
☽ den 15. ⁄ 25den: Junijdes Juni.
Gestern abendt, raüften sich ihrer zweene vor Mei
nem fenster, gemeine bursche.
Diese Nacht, hat sich einer weibspersohn alhier zu todt gefallen.
Es soll fast alle Tage dergleichen casusFälle sich alhier zutragen.
Nachmittags vmb 4 vhr, ist der königlich dennemärkische abgeordne
te, Friederich Günther, zu mir kommen, vndt hatt allerley mitt
mir, gespracht. Jl semble qu'il ait beaucoup d'esprit.
Mais il desapprouve la maniere de l'Electeur de Saxe,
a faire la paix ainsy nuëment, craignant que les autres
ne s'en faschent, & n'en viennent a des conseils desesperèz,
en particulier ceux quj craignent estre enexclus de l'amnistie,
et qu'on eust deu convoquer legitimement les Electeurs[,]
Princes, et EstatsEs scheint, dass er viel Geist hat. Aber er missbilligt die Weise des Kurfürsten von Sachsen, den Frieden so unmittelbar zu schließen, da er befürchtet, dass die anderen sich darüber ärgern und dadurch zu ausweglosen Beschlüssen kommen, insbesondere diejenigen, die fürchten, in von dem Straferlass ausgeschlossen zu sein, und dass man die Kurfürsten, Fürsten und Stände hätte rechtmäßig zusammenrufen müssen., &cetera[.] Ainsy le feu pourroit s'embraser davantage
en adherant comme par force aux puissances estrangeres.
J'ay disputè a l'encontre, pour l'honneur de Sa Majestè
Jmperiale nostre Sire. Jl dit aussy que le Turc fay
soit la paix avec le Persan, & viendroit puissamment
contre l'Hongrie, par les incitations du Roy de France.So könnte sich das Feuer weiter entzünden, wobei es wie mit Gewalt an den ausländischen Mächten haftet. Ich habe dagegen für die Ehre Ihrer Kaiserlichen Majestät, unseres Herrn, gestritten. Er sagte auch, dass der Türke mit dem Perser den Frieden schließe und durch die Anstiftungen des Königs von Frankreich mächtig gegen Ungarn ziehen würde.
Se plaint, qu'on n'a poursuivy, le chemin frayè par le
Roy de Dennemark auquel l'Empereur avoit donnè promesse,
de convoquer une Diete a Bamberg, la ou on eust
peu deliberer & conclurre les traittèz de paix, avec meil
leure maniere, & meur conseilBeklagt sich, dass man nicht den durch den König von Dänemark gebahnten Weg fortgesetzt hat, welchem der Kaiser das Versprechen gegeben habe, nach Bamberg einen Reichstag einzuberufen, wo man die Friedensverträge auf bessere Weise und mit ausgereiftem Beschluss hätte besser beraten und beenden kann etcetera[.] JtemEbenso: Que l'Electeur
de Saxe, n'a maintenant, que 14 mille chevaux, & 6 mille de pied,
en tout, qu'il ne peut recouvrir de l'jnfanterie.
Que l'armèe des françois, & Hollandois, s'est conjoincte
au de là de la Meuse, forte de 50 mille hommes, & que l'on
dict, qu'ils ayent prins BrüssellesDass der Kurfürst von Sachsen jetzt nur 14 tausend Pferde und insgesamt 6 tausend [Mann] zu Fuß hat, die er nicht mit der Infanterie abdecken kann. Dass sich die Armee der Franzosen und Holländer, 50 tausend Mann stark, dort an der Mosel verbunden habe und dass man da sagt, dass sie Brüssel eingenommen haben, &cetera & qu'ils assie
geront, Anvers. Jl semble, qu'il soyt bon amy de Oxenstern,
& encores qu'il blasme avec moy, les procedures Swedoyses,
si est ce, qu'jl semble, qu'il leur porte une affection secrete.und dass sie Antwerpen belagern werden. Es scheint, dass er ein guter Freund von Oxenstierna sei, und obgleich er mit mir die schwedischen Vorgehensweisen tadelt, so scheint es, dass er ihnen gegenüber eine heimliche Zuneigung trägt.
Jl est difficile de contenter en discours, tout le monde!Es ist schwierig, in Reden alle zufrieden zu stellen!
Jl Disoit aussy, que la ligue n'avoit plus aulcune armèe sur les
pieds, puis que le Electeur Duc de Bavière auroit soubmis la pluspart
de ses trouppes a l'Empereur.Er sagte auch, dass die Liga keine Armee mehr auf den Beinen habe, da der Kurfürst Herzog von Bayern die meisten seiner Truppen dem Kaiser unterstellt hätte. (Tanto meglio per Sua MaestàUmso besser für Ihre Majestät)
Wien
Korrespondenz
Spazierfahrt um die Stadt
Kauf einer silbernen Flasche
Umrechnungskurse zwischen verschiedenen Münzen
♂ den 16. ⁄ 26. Junijdes Juni.
An herrn von Dona nach Orange geschrieben, auf vbermorgen datirt,
habe auch durch Thomas Benckendorf an Nostitzen schreiben laßen, wegen des wechßels.
Vormittags in der Sta vmb die Stadt alhier spaziren
gefahren, mitt Rödern, in des Pistorij kuzsche. Sie
hat 12 bollwerck oder pasteyen, hiesige festung.
Ejne silberne flasche alhier gekauft, vmb 73 f:
Sie wigt 3 Marck, 11 loht, vndt 3 que. Jst Augspur
ger probaProbe [Güte eines Metalls], (welche mitt der Leiptziger prob vbereinstimmen,
vndt nicht so guht, als die Wiener prob sein soll)
Am gewicht soll man, (des Jubilirers bericht nach)
3 loht, an iederm Marck, zugang haben, al daß das
Wienerische schwehrer, als das Augspurger ist.
Vndt das Wienische Sjlber soll auch viel beßer
sein. Die flasche ist am rande vergüldt, an
den ecken gestreift, jnnwendig aber, gantz vergül
det, wie man die flaschen pfleget zu machen.
Das loht halten Sie zu 10 Schilling, das marck zu 13 Thlr:
vndt ½ f:
Es ist aber doch in der gantzen SummaSumme, etwaß weniges
abgedungen worden. 50 Thlr: machen 75 f:[,] ein Schilling
macht 7½ kreützer, 12 schilling 1 Rthlr:[,] 8 ß: ein gülden.
Man rechnet alhier zu Wien, wenn man etwas kaüft,
meistentheilß nach Schillingen. Sonst rechnet man auch
nach Reichsthlr: nach gülden, vndt nach kreützer. Ein f: thut
60 kreützer, 1 Rthlr: 1½ f: oder 90 kr:[,] ein Ducat 2 Rthlr:[,]
eine Spannische pistolette oder doppie, 5 f: deren der Jubilirer
heütte 12½ bekommen zu 5 f: vndt das vbrige an anderm gelde.
Jl est bon de scavoir la diversitè des monnoyes, afin de
se pouvoir reigler selon les circonstances des lieux & des personnes,
& pour n'estre trompè, comme desja m'est avenu diverses fois.Es ist gut, die Verschiedenheit der Münzen zu kennen, um sich gemäß den Umständen der Orte und der Personen einstellen zu können und um nicht betrogen zu werden, wie [es] mir schon verschiedene Male geschehen ist.
Jl faut scavoir de tout, pour bien juger & discerner. Jl
n'y a point de honte, d'apprendre, tant que nous vivons.Man muss alles wissen, um gut zu urteilen und zu unterscheiden. Es ist keine Schande zu lernen, solange wir leben.
Wien
Lektüre über die Eigenschaften von Träumen
Kontroverse Gespräche mit Mittagsgästen
Hitzegewitter
Gestrige Rückkehr des Kaisers aus Baden bei Wien
☿ den 17. ⁄ 27den: Junijdes Juni.
ꘉ
Leggendo delle proprietà de' sognj, hier sera nella 5ta: parte del Pietro
Messia, capitolo 8Das Folgende wahrscheinlich auf Grundlage der italienischen Ausgabe von Mexía: La selva di varia lettione, Teil 5, S. 24v-29r. trovaj questi avertimentj in questa materiaAls ich gestern Abend im 5. Teil, Kapitel 8, vom Pedro Mexía über die Beschaffenheit der Träume las, fand ich diese Erinnerungen zu diesem Thema:
- 1. Che non si può negare, che ne' sognj talhora non auvenghino divine
revelazionj, pur che si possanao ben discernere e che la fallacia
del Demonio non c'ingannj. (Il che la possanza e grazia
d'Jddio Omnipontente può fare solamenteDass man nicht leugnen kann, dass in den Träumen manchmal göttliche Offenbarungen geschehen, vorausgesetzt dass man [sie] gut erkennen könne und dass die Falschheit des Teufels uns nicht trüge. (Was nur die Kraft und Gnade des allmächtigen Gottes schaffen kann mediantibus precibus
nostris, et jejuniis, &cetera)vermittels unserer Gebete und Fasten usw. - 2. Nascono i sognj molte volte
dalla complessione dell'huomo, che il sanguigno sogna cosae allegre,
il maninconico[!] cose dolorose e di tristitia, il colerico, cose di fuoco,
il flemmatico, fiumj, nevj ed acqueDie Träume entstehen viele Male aus der Natur des Menschen, dass der Sanguiniker lustige Sachen, der Melancholiker schmerzvolle Sachen und von der Traurigkeit, der Choleriker Sachen von Feuer, der Phlegmatiker [von] Flüssen, Schnee und Gewässern träumt, etcetera[.]
- 3. Nascono j sognj alcune volte ancora dall'appetito e
affezzione, si come si vede dj uno che hà fame, che sogna dj
mangiare, e chi hà sete, dj bereDie Träume entstehen einige Male noch aus dem Appetit und der Zuneigung, ja wie man sieht von einem, der Hunger hat, der träumt vom Essen, und der Durst hat, vom Trinken, etcetera e questj talj s'ingannanound diese einigen täuschen sich.
- 4. La troppa attentione fà parimente causar sognj, come si ve
de deglj avarj ed usurarj, che sempre sognano dj contare e rice
ver danarj, e dj toccarglj e maneggiarglj.Zu viel Aufmerksamkeit lässt Träume desgleichen verursachen, wie man an den Geizigen und Wucherern sieht, die immer vom Gelder zählen und bekommen und sie zu berühren und sie zu behandeln träumen. &cetera
- 5. La corrottione del sangue fà parimente sognare, che l'huomo
caminj per luoghj immondj e sporchi.Die Verderbung des Blutes lässt desgleichen träumen, soweit der Mensch durch unreine und unflätige Orte geht. et cetera
- 6. La perturbazion del cervello, che è nel frenetico, fà
sognar cose horribilie e spaventose.Die Verwirrung des Gehirns, die es beim Wahnsinnigen gibt, lässt schreckliche und furchtbare Sachen träumen.
- 7. La mutazione dell'età fà sognar, il che appare per Aristo
tele, che vuole, che j fanciullj fin all'età de 5 annj non
sognino, mà si bene dopo che glj han passatj. Non sono di questo parere.Der Alterswechsel lässt träumen, was durch Aristoteles offenbar wird, der will, dass die Kinder bis zum Alter von 5 Jahren nicht träumen, aber doch wohl danach, wenn sie überschritten sind. Ich bin nicht dieser Meinung.
- 8. Coloro che sono ornatj dj virtù & bontà sogliono sognar miglio
rj cose, e haver miglior pensierj, ancora jn sogno, che quellj
che sono viziosj, e di mala volontà, ô pessime inclinazionj.Diejenigen, die mit Tugend und Güte geschmückt sind, pflegen bessere Sachen zu träumen und noch im Traum bessere Gedanken zu haben, als jene, die lasterhaft und bösen Willens oder von sehr schlechten Neigungen sind.
- 9. Le revelazionj o visionj sante sogliono auvenire nell'au
rora in tempo, ch'è già fatta la digestione del cibo all'huo
mo, nello stomaco, e i vaporj più non ascendono a causar
sognj, il che è arrivato non solo a moltj Santj, mà a'gen
tilj ancora, come alla moglie di Cesare[,] Calphurnia, che sognò
la morte del marito la notte innanzi, ed a Galeno, che hebbe
in sogno, un'avertimento, come dovesse rimediare a una jnfermita
e tal cosa auvenne a'parecchi, altrj, la bontà d'Jddio essendo
così grande inverso glj huominj, che non vuole che si perdino, anzj
glj ammonisce, e vuole che si guardino della loro impendente rouina.Die heiligen Offenbarungen und Erscheinungen pflegen rechtzeitig in der Morgenröte zu geschehen, da die Verdauung des Essens beim Menschen im Magen bereits getan ist und die Dämpfe nicht mehr aufsteigen, um Träume zu verursachen, was nicht nur vielen Heiligen, sondern noch den Heiden wie der Ehefrau von Caesar, Calpurnia, widerfahren ist, die die Nacht zuvor vom Tod des Ehemannes träumte, und dem Galenus, der im Traum eine Ermahnung bekam, wie er eine Krankheit heilen sollte, und eine derartige Sache geschah vielen anderen, denn die Güte Gottes ist so groß gegenüber den Menschen, dass er nicht will, dass sie sich verirren, ja er ermahnt sie und will, dass sie sich vor ihrem ungewissen Verderben hüteten.
- 10. Jl traduttore del Pietro Messia osserva ancora due a
vertimentj notabilj in materia de' sognj: L'uno è, che tuttj
quej sognj che sj fanno o sopra pasto, o da chi molto hà bevuto,
overo sopra sonno spezzato, overo dopo che son da glj alberj
cadute le fronde, per la maggior parte, riescon vanj.Der Übersetzer des Pietro Messia beachtet noch zwei bemerkenswerte Erinnerungen zum Thema der Träume: Die eine ist, dass all jene Träume, die entweder nach der Mahlzeit entstehen oder bei jemandem, der viel getrunken hat, entweder darüber zerbrochen sind oder sich, nachdem von den Bäumen das Laub abgefallen ist, vorwiegend als trügerisch erweisen.
- 11. L'altro è che quej sognj, o visionj che auvengono dj
notte, hanno contrarij eventj, di quello che si sogna, come
il piangere, l'esser battuto, o morto, o cadere, e similj horri
biltà, soglion significare ridere, allegrezza, e prosperità a
venire. Mà jo non truovo, questa regola semplicemente vera,
e può essere qualche volta, ne' sognj ordinarij, mà no ne'
strasordinarij.Die andere ist, dass diese Träume oder Erscheinungen, die nachts geschehen, gegenteilige Vorfälle von jenem bekommen, das man träumt, wie das Weinen, das geschlagen oder getötet werden oder [das] Fallen und dergleichen Schauderhaftigkeit zukünftig Lachen, Fröhlichkeit und Wohlstand zu bedeuten pflegen. Aber ich finde diese Regel einfach nicht richtig, und es kann manchmal in den gewöhnlichen Träumen sein, aber nicht in außergewöhnlichen.
- 12. Aggiungo del mio, questo ultimo auvertimento; che' bisog
na discernere glj spiritj, (il che è da ottenere da Dio Omnipotente)
e non sprezzar in modo alcuno li sognj divinj, ma glj sognj
ordinarij, non apprezzar, ne sprezzar troppo. Dove
son moltj sognj, ivj sono molte vanitadj, dice l'[Ecclesiastico capitolo 5].Ich füge von mir diese letzte Erinnerung hinzu, dass es nötig ist, die Geister zu erkennen (was vom allmächtigen Gott zu erhalten gebraucht wird) und die göttlichen Träume in keiner Weise gering zu schätzen, aber die gewöhnlichen Träume weder zu sehr zu würdigen noch [zu sehr] gering zu schätzen. Wo viele Träume sind, dort sind viele Eitelkeiten, sagt der Prediger, Kapitel 5.
Mi riferisco ancora in questa materia, a quel ch'io scrissj 12. ⁄ 22. Giugno
un Vennerdì, d in questo libbro delle funzzionj dell'anima nostra!Ich beziehe mich zu diesem Thema noch auf jenes, das ich am 12./22. Juni, einem Freitag, über die Tätigkeit unserer Seele in dieses Buch schrieb!
Zu Mittage, jst der königlich dennemärckische abgeordnete, Fri
derich Günther, wje auch, der Heßische Doctor Ljbenthaler,
vndt Bürgemeister[!] Alemann vnd der alte hofmeister hahn, meine gäste gewesen.
Es hat allerley discurß, pro, et contradafür und dagegen; gegeben, jnsonderhejtt,
wegen der frjedenstractaten, mitt welchen, der dennemärcker
nicht eins sejn wollte, aber hjelte doch obstates steht entgegen, mjtt großer
bescheidenhejtt. et cetera En fin, il parloit fort mal du Duc Christian de Braunschweig[.]
Jl se plaignoit aussy, de ce, qu'on ne vouloit laisser la libre
possession, de l'Archeveschè de Bremen, au fils du Roy de Dennemarck
& que ce quj estoit bon aux autres, ne le seroit pas aussy a
luySchließlich sprach er sehr schlecht über den Herzog Christian von Braunschweig. Er beklagte sich auch darüber, dass man dem Sohn des Königs von Dänemark nicht den freien Besitz über das Erzbistum Bremen lassen wolle, und dass das, was für andere gut sei, es ihm nicht auch sein würde, &cetera[.] Mais jl me dit cela, apres disner.Aber das sagte er mir nach dem Mittagessen.
Alemann me dit entre autres; que Fürst Ludwig estoit exclus
de l'amnistie. Mais Docteur Liebenthaler dit, qu'il n'y avoit
pas un Prince exclus, & que tous seroyent pardonnè,
hors mis le Duc de Wirtemberg. Le temps nous esclaircira.Alemann sagte mir unter anderem, dass Fürst Ludwig vom Straferlass ausgeschlossen sei. Aber Doktor Liebenthaler sagte, dass es bis auf den Herzog von Württemberg keinen ausgeschlossenen Fürsten gebe und dass allen vergeben würde. Die Zeit wird uns aufklären.
Es hat heütte diesen abendt, die heftige hitze, in etwaß
remittirt, auch stargk gewetterleüchtet, vndt gedonnert,
Jst sonsten etzliche Tage hero, eine extraordinarijaußergewöhnliche hitze,
gewesen.
Der Kayser, ist gestern wiederkommen, von Baden.
Nota BeneBeachte wohl[:] Le Diable eust quasj derechef causè un malentendu a disner
avec Docteur Libenthaler sans ma coulpe a cause du Landgrave.Der Teufel hätte ohne meine Schuld fast erneut beim Mittagessen ein Missverständnis mit Doktor Liebenthaler wegen des Landgrafen verursacht.
Et i'ay veu expressèment qu'il ne pensoit pas luy mesme
le bon homme a ce qu'il disoit, & ce en termes bien durs,
encores qu'il soit autrement fort discret. Mais je voy
bien par cestuicy, & plusieurs autres semblables exem
ples m'arrivèz comme cela, un temps en çà que si Dieu n'y met la
main, je seray sujet a quelque grand malheur! Pacience!Und ich habe ausdrücklich gesehen, dass er selbst, der gute Mann, nicht an das dachte, was er sagte, und das in recht harten Worten, obgleich er sonst sehr taktvoll sei. Aber ich sehe wohl durch dieses hier und einige andere ähnliche, mir seit einer Zeit wie das widerfahrene Beispiele, dass ich, wenn Gott da nicht die Hand anlegt, irgendeinem großen Unglück unterworfen sein werde! Geduld!
Docteur Libenthaler disoit aussy; qu'on n'oseroit tourmenter,
ou monstrer le bourreau, a un Prince, a cause de leur
haute qualitè, & quand il auroit mesmes attentè contre
la vie de l'Empereur on ne le scauroit autrement punir, que
d'une prison perpetuelle, l'y traittant honorablement en Prince.Doktor Liebenthaler sagte auch, dass man wegen seines hohen Standes nicht wagen würde, einen Fürsten zu foltern oder [ihm] den Peiniger zu zeigen und selbst wenn er einen Anschlag gegen das Leben des Kaisers verübt hätte, könnte man ihn nicht anders bestrafen als mit einem lebenslänglichen Gefängnis, wobei man ihn dort ehrenhaft als Fürst behandelt.
Wien
Einnahme von Arznei
Erneutes Ausbleiben der Post
[Donnerstag, 18. Juni]
♃ den 18. ⁄ 28. Junijdes Juni. Manna habe ich heütte eingenommen,
vndt destwegen alß ein pacient, fleisch eßen dörfen,
welches sonsten heütte alß an einem fasttage,
Vigilia Petrj Paulj, verbotten.
Avec la poste d'hier, je n'ay derechef rien receu;
ne pouvant entendre ces variations.Mit der Post von gestern habe ich erneut nichts erhalten, wobei ich diese Abweichungen nicht verstehen kann.
Schreiben (Gott lob vndt danck) entp
Wien
Korrespondenz
Besuch durch den hessisch-darmstädtischen Gesandten Dr. Christian Liebenthal
Kriegsnachrichten und andere Neuigkeiten
Vergebliche Anmeldung beim Bischof Antonius von Wien und bei der verwitweten Fürstin Katharina von Siebenbürgen
♀ den 19. ⁄ 29. Junijdes Juni.
Schreiben entpfangen, (Gott lob vndt danck)
durch herrn Loẅen, vndt des Löbzelters vndt Postmeisters zu Leipzig
fleißige addresseNachricht, 2 von Madame[,] 1½ von schwester Anna Sophia[,]
1 vom præsidenten[,] 1 von Paul Ludwig con le lettere dj cambiomit den Wechselbriefen, ohne was
sonsten darneben gutes, vndt wiederwertiges berich
tett worden. La sospescha es ponçonna de la amistad!Der Verdacht ist Gift für die Freundschaft!
Doctor Ljbenthaler ist bey mir gewesen, hat mir be
richtett, wie 2 wichtige punctaPunkte in den albereitt ge
druckten friedenstractaten, wehren vergeßen
worden: - 1. wegen der neutral Stände, mitteinschließung,
vndt derer die einem oder dem andern theil beygestanden,
wann Sie sich accommodiren, vndt ablatadie geraubten Sachen restitujren.
- 2. Wegen notification vndt publication dieses friedens,
welche der Kayser zu intimiren versprochen. etcetera
Vndt
Diese 2 wichtige vndt gar weittlaüftig aufge
setzte punctaPunkte in dem Schriftlichen exemplar, hat Doctor
Gebhardt bekandt, daß Sie wehren per jncu
riamdurch Nachlässigkeit vergeßen worden, vndt dörften manchen
sonst stutzig machen, im frieden nisi recte intelliganturwenn sie nicht richtig verstanden werden. Madame escritMadame schreibt vom 3. Junijdes Juni:
vndt 7. Iunijdes Juni.
General Banner macht sich starck in vnserer lande
Nachtbarschaft, k vndt setzt auch dem Fürstenthumb
hartt zu. Die vndterthanen werden gantz desperat,
wegen der kriegspreßuren vndt vor augen stehenden
mißwachs, an allen erdtgewächs[,] wein vndt korn, etcetera[.]
Fürst Friedrich vndt sein hofmeister seindt vnpaß, setzen mir hart
zu, schaffen Melchior Loyß ab, wieder meine hoheitt,
Es ist auch Einsiedel vndt Obrist leutnant hanaw noch kranck.
Herzog Ioachim Ernst mein Schwager hat einen TochterSohn bekommen,
Madame[,] ich vndt Schwester Sibylla Elisabeth seindt gefattern.
Meine Schwester die herzogin von Mecklenburg hat eine Tochter[.]
Fürst Friedrich hat endtlich abgedanckt, bey den Schwedischen,
will den Sawerbrunn Trincken. Madame be
gehrt, Oesterreichische weine. Fürst Friedrich danckt auch
abe[!], von seinem Regiment. Fieberkranckheitt regirt zu bernburg,
Nota BeneBeachte wohl[:] Baldt darnach, alß mir Doctor Libenthal, obiges
gesagt, hat ihm Doctor Gebhardt, nomine Cæsaris, expresseim Namen des Kaisers ausdrücklich
inhibiren laßen, mitt niemanden, (biß auf ferrnere
verordnung) auß der außlaßungssache, zu communiciren.
Jch habe Nachmittags den herrn bischof von Wien, wegen meiner
sachen anreden, vndt besuchen wollen, vndt dann auch,
bey der Bethlen Gaborin, eine visiteBesuch thun, aber es
hat nicht sein können, - 1. weil der erste absenßabwesend vndt
nach KrembsMünster gezogen, - 2. die andere aber, soll
kranck, vndt bettlägerig sein, weil Sie das badt
zu Baden, nicht vertragen können, auch sich destwegen
gegen mir, gar hoch, endtschuldigen laßen, vndt gebehten,
biß auf eine andere zeitt, diese dingevisiteBesuch zu differiren.
An Meine gemahlin, an Schwester Anna Sophia[,] an Heinrich Börstel auf den
20. ⁄ 30. huiusdieses [Monats]: datirt, geschrieben, weil dje post erst Morgen
auf den abendt abgehet.
Wien
Kriegsnachrichten und andere Neuigkeiten
Korrespondenz
Abschrift eines Wechselbriefes des Leipziger Kaufmannes Georg Winkler
Unerwünschter Bezug der Nachbarzimmer im Gasthaus
Besuch durch den Sekretär des Herzogs Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg
Platzregen
Erneute Ausfahrt des Kaisers
Gespräch mit Löw
♄ den 20. ⁄ 30. Junijdes Juni.
Zeitung daß die Napolitanische schifarmada die Frantzösische costen zu
besuchen vorhabens, wie wol die Türckischen corsaren, an den
Neapoljtanischen Seekandten, starck sich sehen laßen.
JtemEbenso: daß der Spannische Ambassador von Paris nacher Brüßel, der
Frantzösische resident aber, von dannen nach Paris sich be
geben hatt, vndt die commercien zwischen den Spannischen,
vndt Frantzösischen vndterthanen beyderseits verbohten,
auch der König in Frankreich dem Cardinal Jnfante, & viceversaund umgekehrt,
durch herolde einander den krieg angekündiget.
Jn dem Lützelburgischen, seye zwar das treffen vorge
gangen zwischen dem Prinzen Tomaso von Savoya, welcher
die Spannischen angeführt, vndt den Frantzosen, so der
alte MaréchalMarschall de Chastillon, wie auch der MaréchalMarschall de
Brezè commendiret, nach dem erst die Frantzosen, selbiger
orten, vbel gehauset, gebrennet, geplündert, mitt
Mordten vndt rauben vbel gehauset, Jm treffen, hat sich
anfangs, das Spannische Fußvolck, sehr wol gehalten,
vndt wol gefochten, also daß es vor die Frantzosen,
(welcher viel mehr, als der Spannischen geblieben)
eine bluhtige victoriaSieg gewesen, aber endtlich hat
die fortun die Spannischen abbandonirt, weil auch die
Reütterey außgerißen, vndt das Fußvolck verlaßen,
also das geschütz, munition, fähnlein, vndt bagageGepäck
den Spannischen abgenommen worden. Die anzahl derer
so auf der wahl Stadt blieben, ist vngewiß. Beyde
Spannische brave Regimenter des Conte Sfondrato, vndt
Graf von Lodrons, haben den meisten schaden erlitten.
Der Printz Tomaß vndt iunge Graf von Buquoy,
seindt nicht gefangen, sondern mitt großer mühe vndt
gefahr in Namen einkommen, beyan welchem ortt,
die Spannischen sich wieder versamlen, ihres schadens,
sich wieder zu erholen, vndt zu rächen.
Es sollen theilß Biscayer, mitt hülfe der Duyn
kerker, die große Jnsel bey Rochelle in Franckreich
glücklich erstiegen, vndt ejngenommen haben.
Dem printzen von EspinoyBarbançon jst der sententz, zu
Mecheln, gesprochen, daß er soll auf einem Stul,
enthauptet werden, vndt alle seine gühter confis
cirt, Sein leüttenamptPerson nicht ermittelt. ist mitt dem Schwert gerichtett
worden.
Der Printz Cardinal Jnfante, will in eigner
persohn, den Staden, oder Frantzosen, entgegen ziehen,
mitt aller Machtt, vndt ... ihre vorhabende coniunctjon verhindern.
Auß Constantinopel hat man, daß auß[!] befehl des
GroßTürcken, so mitt der armada nach Mesopota
mia zeüchtt, 7 general[!] vndt andere hohe offizirer,
weiln Sie sich, mitt ihrem volck, zu langsamb ein
gestellet, deßgleichen der Emir Seyda, enthaup
tett, vndt seine SöhneVon den fünf bekannten und damals noch lebenden Söhnen des Emirs Fachr-ad-Din II. wurden lediglich Haidar, Mansur und Buluk hingerichtet. strangulirt worden, auch deßen
bruder, sampt seinen SöhnenPersonen nicht ermittelt., zu Damasco gesäbelt,
vndt also selbiges gantzes geschlecht außgetilget worden.
Des Königs in Frankreich heroldt hat dem Cardinal Jnfante den krieg
angekündiget, im fall er den gefangenen Churfürsten
von Trier, nicht loß laßen wollte, der cardinal aber ist
ihm zuvor kommen, vndt durch einen heroldt dem Frantzosen
zu Reimbs den krieg denunciirt, im fall er den getroffe
nen vergleich zu Vervins, nicht halten wollte, also sein
beyderseits die commerciaHandelsgeschäfte verbotten, vndt die repreßali
en vorgenommen worden, auch baldt darnach die
armèen aufeinander zu, gegangen, wie vorgemeldet.
et cetera
J'ay escrit encores a ma soeur, la Princesse Louyse Amelie.Ich habe noch an meine Schwester, die Fürstin Louise Amalia, geschrieben.
Nach Zachariaß vndt Christian hülger von Camüz geschickt,
a cause de la lettre de change, de Geörge Wincklerwegen des Wechselbriefes von Georg Winkler: Laus Deo annoLob Gott im Jahr 1635 adiam Tag 4. Junijdes Juni in Leiptzigk: Thlr: 1000.
Nach sicht 14 Tag, belieb den herren zu bezahlen auf diesen
meinen wexelbrief an den durchleüchtigen hochgebornen
Fürsten vndt herren, herren Christian Fürsten zu Anhaltt,
Meinem gnädigen herren Ein tausendt Rthlr: vndt stellets a contoin Rechnung
laut avisoNachricht. Der werth soll ihm alhier, mitt danck, wjeder
vergnüget werden. Gott befohlen.
Des herrn dienst williger
Geörg Wingkler.
Die vberschrift war:
Nominemit NamenAuflösung unsicher.
herren Zachariaß vndt Christian
hülger von Camitz gebrüderAuflösung unsicher. zu handen,
an itzo: Jn
Wien.
Die furrirer des Kaysers, haben vns heütte vber
rascht, vndt wieder meinen willen, ein neben losamentlein
eingenommen.
Des hertzogs von Saxen SecretariusSekretär ist alhier gewesen, Saget,
sein herr werde von Regenspurg hieher geführt werden, be
danckt sich auch, vor beschehene jntercessionesFürsprachen, gar
fleißig, gegen mir, vndt bittet vmb continuation dieser affection.
Il me dit aussy; que le Baron Schafgotzsch, auroit estè marty
rizè cruellement onze fois, en 4e. heures, sans avoir rien
confessè, que ce qu'on scait desja, & qu'on auroit autres fois
parlè de mettre un maître Jean a coste du Duc Iules Henri de Saxe mais cela n'a estè effectuè.Er sagte mir auch, dass der Freiherr Schaffgotsch in 4 Stunden elfmal grausam gepeinigt worden sei, ohne etwas als das gestanden zu haben, was man bereits weiß, und dass man früher davon gesprochen habe, einen Herrn Johann an die Seite des Herzogs Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg zu stellen, aber das ist nicht ausgeführt worden.
pergeusw.
Es hat heütte vndterschiedliche platzregen alhier zu Wien,
gegeben, dadurch die hitze in etwas gemiltert worden.
Jhre Mayestät seindt wieder hinauß. Jch aber bin alhier verblie
ben, zu schreiben vndt meine sachen zu befördern.
herr Loẅ, ist bey mir gewesen, referirt, daß der Registrator
so der die correctur der friedens handlung vornehmen sollen,
seye vnpaß worden, vndt darüber hette ein ander, so ein
großes vbersehen. Es würden aber die exemplariaExemplare itzt
alle vmbgedrucktt, vndt corrigirt.
Wien
Elfwöchige Abwesenheit von Harzgerode
Kriegsnachrichten und andere Neuigkeiten
Grassierende Fieber in Wien
Bedauern über den Tod des kurbayerischen Gesandten Graf Paul Andreas von Wolkenstein
Manteuffel, Geyer, Löw und Hahn als Mittagsgäste
Aufwartung im kaiserlichen Vorzimmer
Hilfsangebote des Hofkammerpräsidenten Abt Ignatius von Lilienfeld
☉ den 21. Junijdes Juni: ⁄ 1. Julijdes Juli:
Vndecj settimane, ch'io sono
partito dj Hartzgeroda.Elf Wochen, dass ich von Harzgerode weggefahren bin.
herr Löw sagte mir auch gestern, es wehre jm nahmen der hollsteinischen
landtschaft, ejn Abgesandter, einer von hattung, zu ihrem besten,
vom König in Dennemark vndt Regierenden hertzogk von holl
stein abgeschicktt, wollen die landtschaft von der
FreẅleinSteẅer eximiren, welche Sie den abgetheil
ten hertzogen von hollstein zu geben schuldig sejndt. perge pergeusw. usw.
Es hette auch hertzog Geörge von Lüneburg gar ejn freündtlich
handtschreiben, an Jhre Kayßerliche Mayestät abgehen laßen,
darinnen er sich erklähret, dem friedenschluß Sich zu accommodj
ren, wann es der Churfürst von Saxen, auch thun würde.
Es fangen an die hitzigen fieber vndt fast malignæ febresbösartigen Fieberanfälle,
alhier zu Wien zu regiren, vndt es jst der Chur Bayrische
Abgesandte, (welcher die hochzeitt tractirt) Graf von Wolckenstein
ein frommer cavaglierEdelmann, vor wenig tagen, mitt todt alhier ab
gangen. Jst schade vor ihn daß er so baldt faulen soll, weil er
in seinen besten iahren, vndt von guten qualiteten gewesen.
Der Oberste Fernamont, soll noch gewiß die Frantzosen,
in den pündten geschlagen, vndt Bormio eingenommen haben, auch
das gantze Veltlin. Das degenfeldische Regjment Reütter, ist
auch in dem Elsaß, gantz ruinirt worden.
Zu Mittage seindt der Oberste Manteüffel, der Geyer,
vndt herr Loẅ, auch der hofmeister hahn, meine gäste
gewesen.
Jch habe auch heütte der Römischen Kayßerlichen Mayestät vormit
tags, vndt Nachmittags, aufgewartett, in der Anti
cameraVorzimmer, benebens dem Pfaltzgrafen von Neẅburg, wie sie auß
der Meße, vndt vesper, gekommen seindt, mjtt der Kayserinn
vndt Königinn, auch Ertzhertzoginn, vndt Frawenzimmer.
L'apres disnèe a l'Antichambre, l'Abbè de Lilien
feldt, President de la chambre des Comptes, me fit force
bons offres. Dieu vueille que les effects, s'en ensuivent.Am Nachmittag im Vorzimmer machte mir der Abt von Lilienfeld, Präsident der Hofkammer, viele gute Angebote. Gott wolle, dass sich die Auswirkungen davon ergeben.
Jch habe mich nun ein tag, oder drey her, des Pfalzgrafen
von Neẅburg pferde gebrauchtt, welcher gar willig, mir sel
bige zu leyhen.
Le Grandchambellan, de Sa Majestè Jmperiale, comme aussy le
Prince Palatin, Duc de Neẅburgk, m'ont communiquè
fort confidemment les particularitèz escrites de Brus
selles touchant la desfaitte du Prince Thomas, lequel
pour sa personne a vaillamment combattu, & a voulu
mourir la picque en main glorieusement (ayant receu
5 coups de mousquet & de pistolet, sur sa cuirasse a
l'espreuve, & fait tous les devoirs, d'un prudent &
vaillant cavallier) si les autres hauts Officiers ne
l'en eussent retenu, mai& les Regiments, du Conte de Lodron,
& du Comte Sfondrato, ont le plus estè endommagèz, de chacun
sont demeurè 400 sur la place, & 300 prisonniers environ,
les deux Colonels prisonniers; & force officiers, de marque.
L'autre infanterie, les a suivy, mais a encores eu moyen
de se retirer, & toute l'Jnfanterie a bien combattuë, mais la
Cavallerie fort mal, les ayant la pluspart abbandonnè,
& s'en fuy vers Namur. On loue l extraordinairement la va
leur & bonne conduitte du Prince Thomas, & aussy du
Conte Bucquoy, lequel commandoit la Cavallerie, &
la prioit & conjuroit a bien combattre, en vain toutes
fois, a cause de leur laschetè. Jl y a 8 pieces de Canon,
& force bagage perdu, charroy, ammonitions, etcetera[.] Les 2 re
giments susdis estoyent un Espagnols, & Jtaliens, celuy
de Sfondrato Jtalien, l'autre Espagnol & Portuguais.Der Oberstkämmerer Ihrer Kaiserlichen Majestät wie auch der Fürst Pfalzgraf Herzog von Neuburg haben mir sehr vertraulich die aus Brüssel geschriebenen Einzelheiten mitgeteilt, was die Niederlage des Prinzen Thomas betrifft, welcher für seine Person tapfer gekämpft hat und mit der Pike in der Hand hat glorreich sterben wollen (nachdem er fünf Musketen- und Pistolenschüsse auf seinen Harnisch als Bewährungsprobe bekommen und alle Pflichten eines klugen und tapferen Edelmannes erfüllt hat), wenn die anderen hohen Offiziere ihn nicht davon zurückgehalten hätten, und die Regimenter des Grafen von Ladrón und des Grafen Sfondrati sind am meisten geschädigt worden, von jedem sind 400 auf dem Platz [d. h. dem Schlachtfeld] und ungefähr 300 Gefangene, die zwei gefangenen Obristen und viele vornehme Offiziere geblieben. Die weitere Infanterie ist ihnen gefolgt, hat aber noch das Mittel des sich Zurückziehens gehabt, und die ganze Infanterie hat gut gekämpft, doch die Kavallerie sehr schlecht, da sie sie größtenteils im Stich gelassen und sich nach Namur davon geflüchtet hat. Man rühmt außerordentlich die Tapferkeit und gute Führung des Prinzen Thomas und auch des Grafen Buquoy, welcher die Kavallerie kommandierte und sie allerdings vergeblich wegen ihrer Feigheit bat und beschwor, gut zu kämpfen. Er hat dort 8 Stück der Kanonen und viel Gepäck, Fuhren, Munition usw. verloren. Die 2 oben genannten Regimenter waren ein spanisch und italienisch, das von Sfondrati italienisch, das andere spanisch und portugiesisch. et cetera
On a rassemblè toutesfois encores, 25 mille hommes, entre
Tirlemont & Maestrich, en attendant un puissant secours,
du Roy d'Hongrie, et de l'Allemagne afin de se defendre
contre les deux armèes, Françoyse & Hollandoyse.
La Hollandoyse doit estre forte, de 28 mille hommes & il
semble qu'ils tascheront a se joindre, si cela ne s'est
desja fait. La perte n'a estè, que de 1500 hommes,
mais bons soldats, & braves gens. L'ennemy a bien
perdu de gens aussy. Ç'a estè une furieuse battaille,
& l'Jnfanterie susdite, a soustenu 6 charges de la ca
vallerie ennemie, avant que pouvoir estre desordonnèe.Man hat dennoch wieder 25 tausend Mann zwischen Tienen und Maastricht versammelt, wobei man auf die starke Hilfe des Königs von Ungarn und Deutschland wartete, um sich gegen die zwei französischen und holländischen Armeen zu verteidigen. Die Holländische soll 28 tausend Mann stark sein und es scheint, dass sie versuchen werden, sich zu verbinden, wenn das nicht bereits geschehen ist. Der Verlust ist nur 1500 Mann gewesen, aber gute Soldaten und tapfere Leute. Der Feind hat auch gut an Volk [d. h. Truppen] verloren. Dies ist eine erbitterte Schlacht gewesen und die oben genannte Infanterie hat 6 Angriffe der feindlichen Kavallerie ausgehalten, bevor sie in Unordnung gebracht werden konnte.
Wien
Traum
Kriegsnachrichten und andere Neuigkeiten
Pestgefahr in Wien
Bekanntschaft mit Graf Adam Batthyány
Gespräch mit dem niederösterreichischen Statthalter Seifried Christoph Breuner
Schwindende Hoffnung auf Hilfe durch den Abt von Lilienfeld
Ermunterung durch Löw
Besuch bei Edvige Maria Gonzaga
☽ den 22. Junijdes Juni. ⁄ 2. Julijdes Juli.
SongeTraum: wie ich in einen weitten außge
mawerten Tiefen brunnen hinein gesehen, vndt
seltzame Stimmen, echo, vndt wunder gethön
heraußer gehört.
Zeitung das die Spannische flottaFlotte, auß Jndjen, von 12 in 14 millio
nen reich, alß in langer zeitt, nicht geschehen, ankommen seye,
vndt daß der prætext der vrsache des krieges zwischen
Franckreich vndt Spannien, einig vndt allein, die captivitet
des Churfürsten von Trier, zum schein, angezogen werde.
Es ist heütte alhier das fest Mariæ heimbsuchung, nach dem Neuen kalender.
Es fänget sich albereitt alhier an, die seüchen der pestilentz
entzelen zu regen, dörfte wol ins künftige, wann das
Obs recht zeittig, insonderheitt gegen den herbst, ärger werden.
Vormittags nach hoff, alda ich mitt dem vngrischen Grafen
Wudiany bekandt worden. Es hat auch der alhjesige Stadt
halter, herr Preüner, viel mitt mir conversirt, auch wegen
der Religion. pergeusw. in der Kayßerlichen anticameraVorzimmer.
Jl semble, que mon esperance d'hier, commence a se raffroidir
auprès de l'Abbè de Lischamp, aujourd'huy.Es scheint, dass meine Hoffnung von gestern sich heute bei dem Abt von Lilienfeld abzukühlen beginnt.
Zeitung das die Türcken, den Bassa zu Ofen, niedergehawen,
vndt aufrührjsch worden, gar neẅlich, wie Sie alda
eine zusammenkunft gehalten, vndt Sie sollen es ohne das
im brauch haben, (wie mir graf Wudiany vndt der Tschernin
erzehleten) wann Jährlich, die roße in die weyde geschlagen
werden, daß Sie starck zusammen kommen. Daß hat den
neẅlichsten lermen vervrsachet. Sie sollen auch noch einen
Bassa, der nach dem Bassa zu Ofen, zu commandiren gehabtt,
neben ihm, haben niedergehawen, vndt 3 andere Bassa; seindt auch
noch darbey gewesen, denen Sie kein leydt zugefüget.
Dieser Bascha von Ofen, soll gar ein Tyrannischer Mann,
gewesen sein, wie ich vor diesem, als wir auß Vngern
kahmen, aufgezeichnett, vndt diese seine Strengig
keitt, mag ihm wol den halß gebrochen haben, insonder
heitt weil der Türckische Kayser nacher Persien, weitt
von den vngrischen grentzen hinweg, marchiret, vndt gleichsam absensabwesend jst. pergeusw.
Bon esperance, de Iohann Löw au nom du Coeur.Gute Hoffnung von Johann Löw im Namen des Herzens.
Je ne me puis ressouvenir du songe d'a ce mattin, quelles
parolles i'ay entendu de la profondeur du puits, mais
je scay bien, que c'estoyent d'estranges voix, & force echo,
mesmes des choses remarquables, mais il me l'a fallu oublier!
Aussy cela ne me sert de rien, si je ne scay discerner
les vrays songes d'avec les faulx, ayant desja estè
abusè si souvent, en obmettant les choses bonnes,
& croyant aux abus, ce qui m'a souvent contristè,
& si faut il pourtant, que je soye admonnestè par fois, pour
mon bien, autrement j'eusse perdu l'honneur & la vie,
si je n'eusse estè averty, de Roussel, en songe, & des
Rüsses, quj m'auroyent fait le mesme traittement qu'ils
ont fait a Alexander Leßler, dont Dieu vueille garder,
tous les Princes, & tous honnestes gens, non accoustumèz,
a telle barbaresque bienvenuë. Mais ces affaires de Pologne
& de Moscovie m'ont bien entortillè l'esprit, avec tant &
differents songes, partie sensuels & ambigus, partie faulx,
partie extraordinaires & sans doute divins, depuis 1631 jusqu'a
l'annèe 1634 comme mes pappiers journaulx, tesmoigneront.Ich kann mich nicht an den Traum von heute Morgen erinnern, welche Worte ich aus der Tiefe des Brunnens gehört habe, aber ich weiß wohl, dass das fremde Stimmen und viel Echo waren, sogar bemerkenswerte Dinge, doch das habe ich vergessen müssen! Auch das dient mir zu nichts, wenn ich nicht die wahren Träume von den falschen zu unterscheiden weiß, da ich schon so oft verführt worden bin, als ich die guten Sachen unterließ und dem Betrug glaubte, was mich oft betrübt hat, und so ist es dennoch nötig, dass ich manchmal zu meinem Wohl ermahnt werde, sonst hätte ich die Ehre und das Leben verloren, wenn ich im Traum nicht über Roussel und über die Russen unterrichtet worden wäre, die mir dieselbe Behandlung angetan hätten, die sie Alexander Leßler angetan haben, wovor Gott alle Fürsten und alle ehrbaren, an ein solches barbarisches Willkommen nicht gewohnten Leute beschützen wolle. Aber diese Angelegenheiten von Polen und von Moskowien haben mir den Geist mit so vielen und unterschiedlichen, teils wollüstigen und zweideutigen, teils falschen, teils außergewöhnlichen und ohne Zweifel göttlichen Träumen seit 1631 bis zum Jahr 1634 recht eingewickelt, wie meine täglichen Schriften bezeugen werden. pergeusw.
Nachmittags habe ich die hertzogjnn von Sachßen, des Marggrafen
Gonzaga seine gemahlin besucht, vndt ist die Fraw
Stadthalterinn, fraw Preünerinn, auch dahin kommen.
Entre autres choses, elle me disoit, que le Baron Schaf
gotzsch, n'auroit estè torturè, que deux fois, & pojnt
onze fois, mais jl n'auroit rien confessè. Jl auroit
eu la question, apres avoir desja estè sententionnè a la mort.Unter anderen Sachen sagte sie mir, dass der Freiherr Schaffgotsch nur zweimal und nicht elfmal gefoltert worden sei, aber er habe nichts gestanden. Er habe die Folter bekommen, nachdem er bereits zum Tod verurteilt worden war.
Wien
Geldangelegenheiten
Traum
Ausfahrt in die Stadt
Kriegsnachrichten und andere Neuigkeiten
Klage des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg über die spanische Krone
Korrespondenz
♂ den 23. Junijdes Juni; ⁄ 3. Julijdes Juli;
Thomas Benckendorf zu berechnen, an 50 duc:n.
hundert Rthlr: vndt zu handtgelt
56 ducn. siveoder 112 Thlr: per me stessofür mich selbst.
Von dem hülger, meine 1000 Thlr: völlig eingenommen, so
mir Meine freundliche herzlieb(st)e gemahlin, durch Wincklern von Leiptzig
hieher per cambiodurch einen Wechsel, an den Senioratgeldern vbermachtt.
SomniumTraum diesen Morgen früh, wie daß mich der Churfürst
von Saxen, erstlich greẅlich geschmähet, vndt verhonet, hernach
mals aber, alß ich gesagt, ich köndte es nicht anderst machen,
ich wollte doch gut kayserisch bleiben, hette er mich so hertz
lich vmbhalset, zuküßet, vndt vmb verzeyhung gebehten,
vndt sein angesicht wehre so klar vndt so schön worden,
wie einer zarten Jungfraw, also daß ich mich verwundert,
daß er so gar zart von hautt geworden, vndt sich so gählingen
verwandelt, hette mir auch die besten wortt gegeben. et cetera Peut
estre que cela denotera sa mort; sj Dieu ne l'en preserve par sa grace.Kann sein, dass dies seinen Tod andeuten wird, wenn Gott ihn davor nicht durch seine Gnade bewahrt.
Jch bin heütte außgefahren mitt des Pfaltzgrafen kutzsche,
so habe ich nicht nach hoff kommen können, weil die ketten
an gaßen, verschloßen gewesen, vndt Jhre Mayestät beym Vice
Cantzler Strahlendorff, geheimen Raht gehalten. Bin derowegen ein
wenig zur Stadt hinauß, spatziren gefahren, mitt hahn
vndt Röder.
Man sagt, es werde der Printz Casimirus auß Polen, gegen
die hochzeitt, des Churfürsten von Bayern, wieder hehrkommen,
vndt darnach zum Könige jns feldt marchiren. So soll
auch des Großhertzogs von Florentz, herr bruder, gegen selbige
zeitt, anhero kommen.
Le Palatin Wolfgang Wilhelm se plaint fort de ce que depuis 1621
il n'a rien receu du Roy de Espagne que le Pere du Roy
d'aujourd'huy, a fait present a son fils, comme figlieul
du Roy, d'une pension annuelle de 4 mille Dal: mais depuis
ledit temps n'a rien payè. Que le Roy d'Espagne luy a
promis aussy, d'entretenir sa compagnie des gardes, par an,
& de luy payer, pour 60 chevaux, 640 Philjppes, par mois,
mais depuis le terme susdit, point aussy de payement[.] Jl se
plaint fort, du Conte d'Onnata, lequel (a ce qu'il m'a
dit) ne tient pas tousjours ce qu'il promet.Der Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm beklagt sich sehr darüber, dass er seit 1621 vom König von Spanien nichts erhalten hat, was der Vater des heutigen Königs seinem Sohn als Patenkind des Königs als eine jährliche Pension von 4 tausend Talern geschenkt hat, doch seit besagter Zeit hat er nichts gezahlt. Dass der König von Spanien ihm auch versprochen hat, seine Gardekompanie jährlich zu unterhalten und ihm für 60 Pferde pro Monat 640 Philippstaler [spanisch-burgundische Silbermünze] zu bezahlen, doch seit dem oben genannten Termin ebenso keine Bezahlung. Er beklagt sich sehr über den Grafen von Oñate, welcher (nach dem, was er mir gesagt hat) nicht immer hält, was er verspricht. perge pergeusw. usw.
Schreiben von Madame[,] von Meinem bruder, (so resignirt)[,] von Schwester Anna Sophia[,] vom
Præsidenten[,] von Nostitz, vom Postmeister Syber, etcetera[.] Vnser Fürsten
thumb wirdt sehr bedrenget, Obrist leutnant hanaw, ist noch nicht auß
gezogen, ia man will noch mehr ChurSächsisches volck einlegen,
Schweden werden hochmühtig, weil der Frantzose ejne VictoriaSieg
vber die ander erheltt, ich im schwartzen Register, vndt
können sich wegen meiner begehrten abschickung, so wol,
alß wegen der acceptation des friedens, (weil Sie ihnen noch
nicht notificirt ist) vnsere leütte, noch nicht recht resolviren.
Pacience!Geduld!
Wien
Prater (Wien)
Wien
Geldangelegenheiten
Einkauf beim Juwelier
Anmeldung bei der Fürstin von Siebenbürgen
Korrespondenz
Ausfahrt in den Prater
ꘉ ☿ den 24. Iunijdes Juni. ⁄ 4. Julijdes Juli. heütte ist in unsern landen, Sankt Johannis.
60 Reichsthlr: Thomas Benckendorf zu berechnen.
44 Vngrische ducn. Thomas Benckendorf zu berechnen.
Jch habe heütte ein gießfaß vndt handtbecken,
von einem Jubilirer selber gekauft das lohtm: vmb: 18 f:
18 f: oder 12 Rthlr: oder iedes loht vmb 9 Schillinge ist nur ziergoldt daran, vndt
hat 7 marck 14 loht gewogen, Wiener gewicht,
welches an iederm Marck 3 loht vndt 1 que: schwehrer sein
soll, alß das Leiptziger, frankforter oder Nürnberger gewicht. Die
Wiener probaProbe [Güte eines Metalls] ist beßer am silber als die Augspurger probaProbe [Güte eines Metalls]
dann die Augspurger probaProbe [Güte eines Metalls] helt 13½ loht fein Silber iedere m:
(diß wa handtfaß vndt gießbecken war Augspurger, prob)
Wiener probaProbe [Güte eines Metalls] aber helt 14½ loht fein Silber. Er wollte erst
kurtzümb vor ein loht 10 schilljnge haben. et cetera
Jch habe fragen laßen, wie es der Fürstin in 7benbürgen
gjenge, durch Rödern. Die antwortt jst mir gar höflich
worden, daß Jhre Liebden noch vbel auf wehren, hetten vermeint,
Sie müsten gar drauff gehen, so kranck wehren Sje
gewesen, aber numehr hat es sich Gott lob gebeßert.
haben sich gar hoch bedanckt, wegen der visiteBesuch vndt wollen
meiner, Morgen wils Gott, erwarten.
An Meine herzlieb(st)e gemahlin, An Schwester Anna Sophia[,] an Fürst Friedrich escrit aujourd'huyheute geschrieben.
Jtemebenso an præsidenten luy envoyant la conclusion de paixwobei ich ihm den Friedensschluss schickte.
Gegen abendt, auf des Pfaltzgrafen von Neẅburg kutzsche,
hinauß in Prater gefahren, vndt Spannische weixeln gegeßen.
Wien
Bekanntschaften und Begegnungen am Kaiserhof
Gespräch mit dem Abt von Lilienfeld
Kriegsnachrichten
Besuch bei der Fürstin von Siebenbürgen
Spazierfahrt um die Stadt
Düstere Miene des Grafen von Meggau
♃ den 25. Junijdes Juni: ⁄ 5. Julijdes Juli:
hinauf nach hof vormittags, alda den Schlesischen herren von
Burghausen, kennen lernen, Jtemebenso: den Feldtmarschalck
leüttenampt Götz, Jtemebenso: den herren Setzschi, auß Vngern,
Jtemebenso: den herren von Sintzendorf, welchen ich annoim Jahr 1624 zu
Venedig, auch gesehen. So jst auch der iunge Fürst von Lichten
stein, Fürst Carlls sein Sohn, hinauf kommen.
L'abbè de Ljschamp, demeure en ses bons offres, mais
aujourd'huy m'a niè, que l'Empereur m'auroit promis une
pension annuelle, pour tousjours ains seulement durant la
vie de feu Son Altesse Monseigneur mon Pere, puis quand je serois Prince
regnant, je n'aurois plus affaire de cela. Or ie scay, que
cela n'est point, quoy qu'on me le vueille persuader par
force. Mais ie croy que cela vient du Conte de Meckaw,
car il me disoit desja a Ratisbonne; il y a 4e. ou 5 ans, que
je n'aurois plus affaire de pension, estant Prince reg
nant, & peut estre, qu'il recerche[!] ceste pension luy mesme
ou paraventure ce sont des eschappatoires, pour n'en rien faire.Der Abt von Lilienfeld bleibt bei seinen guten Angeboten, doch hat mir gegenüber heute bestritten, dass mir der Kaiser für immer ein jährliches Gnadengehalt versprochen hätte, sondern nur während der Lebenszeit Ihrer Hoheit, meines Herrn Vaters, dann wenn ich regierender Fürst sein würde, hätte ich nichts mehr damit zu tun. Nun weiß ich aber, dass das nicht stimmt, obwohl man mich mit Gewalt davon überzeugen will. Aber ich glaube, dass das vom Grafen von Meggau kommt, denn er sagte mir schon in Regensburg vor 4 oder 5 Jahren, dass ich kein Gnadengehalt mehr bekäme, da ich ein regierender Fürst bin, und es kann sein, dass er dieses Gnadengehalt für sich selbst sucht oder dies vielleicht Ausflüchte sind, um nichts dafür zu tun.
Zeitung daß sich die 4 außschreibende Städte, Straßburg,
Nürnberg, Vlm, vndt Franckfurt, Jhrer Kayßerlichen
Mayestät accommodirt, vndt zum friedensschluß bekennen,
So hofft man auch, der general Banner, werde cediren,
vndt der König in Franckreich, werde auch zu einem algemejnen
frieden, durch interposition des Bapsts, sich verstehen.
Die Schlesier vndt Breßlawer bequehmen sich auch zum frieden. et cetera
Jch habe Nachmittags, die Fürstin in 7benbürgen besuchtt,
nachdem Sie etwas genesen von ihrer Schwachheitt. Sie er
zehlte mir vndter andern, wie daß der Churfürst von Saxen
begehrte, der Kayser sollte Landtgraf Wilhelms von
heßen landt, Landtgraf Geörgen einraümen.
Elle a 103 mille f: de Ragozj, Prince de Transylvanie
cejourd'huy regnant, pour tous ses biens en Hongrie & 7benbürgen lesquels
valoyent, 400 mille f: & l'Empereur luy donne pour cela aussy,
150 mille f: pource qu'il luy a fallu prendre une Seigneurie
d'elle & la donner a Ragozj, a cause de la pajx.Sie bekommt 103 tausend Gulden von Rákóczi, heute regierender Fürst von Siebenbürgen, für alle ihre Güter in Ungarn und Siebenbürgen, welche 400 tausend Gulden wert seien, und der Kaiser gibt ihr dafür auch 150 tausend Gulden, weil er ihr eine Herrschaft von ihr hat wegnehmen und sie wegen des Friedens dem Rákóczi geben müssen.
Elle ne veut plus retourner en ce pays barbare se
plaignant fort de la rudesse des Hongrois & Transyl
vains, qu'ils l'ont elle mesme empoisonnè, veulent mal
aux Allemands, & ont commis force meurtres de leur Princes.Sie will nicht mehr in dieses barbarische Land zurückkehren, da sie sich heftig über die Rohheit der Ungarn und Siebenbürger beklagt, dass sie sie selbst vergiftet haben, den Deutschen Böses wollen und viele Morde an ihren Fürsten begangen haben.
Darnach vmb die Stadt ein
eckgen spatziren gefahren.
NotaBeachte[:] Aujourd'huy le Comte de Meggau m'a fait fort grise mine,
ne scay, pour quelle rayson.Heute hat mir der Graf von Meggau ein sehr düsteres Gesicht gemacht, weiß nicht aus welchem Grund.
Wien
Hietzing
Gatterburg, Schloss
Wien
Enthauptung des ehemaligen kaiserlichen Generalfeldwachtmeisters Graf Johann Philipp Kratz von Scharffenstein
Jagd mit dem Kaiser und Kaiserin Eleonora um das Schloss Gatterburg
Gewitterschäden an der Wiener Schottenkirche
Reitunfall der Kaiserin
Hilfsangebote der Grafen von Meggau und Oñate
♀ den 26. Iunijdes Juni: ⁄ 6. Iulijdes Juli: 1635.
heütte Morgen ist der Oberste Cratz, alß meineydig
vndt friedteydt brüchig auf dem Rahthause enthaüptet worden.
Es hat ihm auch sollen die handt abgehawen werden,
er ist aber damitt begnadiget worden.
Darnach bin ich mitt dem Kayser, vndt Kayserinn
hinauß aufs iagen, erst nach hietzingen, auf
die wahlfahrt, darnach nach Gatterburgk,
alda man gegeßen, vndt nach der mahlzeitt, geiagt,
Jhre Mayestät haben einen guten hjrsch geschoßen,
einen zwölfer der 4 zentner, vndt 60 ℔: Wie
ner gewicht, (welches wie mir Jhre Mayestät selber
sagten, vber 5 Centner vnsers gewichts ist)
gewogen.
Vndter deßen weil wir zu Gatterburgk aßen, schlug das donnergehlingGestrichenes im Original verwischt.
endtstandene wetter ein, iam Schotten Thor innerhalb der Stadt Wien,
an einerder Schotten kirche, vndt zündete die inngebeẅde des
Thurns[!] an, also daß er biß auf das Mawerwerck ab
gebronnen, die gantze spjtze, die glocken als sie
geschmoltzen vndt herundter gefallen, haben Sie an
der kirche das gewölbe etwas eingeschlagen, 2 personen, todt blieben vndt
das grab des alten Grafen von harrach etwaß
versehrt. Der pulverthurn[!] ist nicht weitt
darvon gewesen, aber Gott lob, so weitt ist das
wetter nicht kommen. Es that einen starcken schlag
diß donnerwetter, hat auch heütte viel geregnet,
biß gegen abendt, da wurde es gar schön wetter, wiederumb.
Die Kayserinn hette auch baldt ein groß vnglück
gehabt, da Sie nach der iagt auf ein pferdt sitzen wollen,
vndt zweymal herundter gefallen. Gott lob, daß es noch wol
abgelauffen, vndt Jhre Mayestät nicht getretten worden.
Der Erzherzog Leopoldt Wilhelm, war neben den Kayserlichen
Princeßinnen, auch mitt draußen, vndt viel vornehme herrn.
Der Kayser, hat mir etzlich mahl gar gnedigst
zugesprochen, vndt von allerley gesprachet.
Jch bin mitt dem Fürsten von Eggenberg, auf seiner
kutzsche hinauß gefahren, vndt der hertzog von Neẅburg
(welcher zwar selber nicht mitt gewesen) hat mich
beritten gemachtt. Der Bischoff von Gurck,
Fürst von Eggenberg, Fürst von Dietrichstain, etcetera
waren auch mitt draußen.
Al ritorno a ViennaBei der Rückkehr nach Wien, habe ich dem Grafen von
Megkaw, in der anticameraVorzimmer, dem Extraordinarioaußerordentlichen Spannischen
Ambassador Conte d'Onnata aber, an der stiegen im
Schloß zugesprochen, welche sich gewaltig, alle beyde,
diverso respectumit unterschiedlicher Rücksicht gegen mir, zu allem gutem erbotten.
Gott gebe darzu, gesegnete continuation, vndt erwüntzschte effectaAuswirkungen.
Wien
Gespräch mit dem Grafen von Meggau
Gestrige Bekanntschaft mit einigen Hofdamen und Fürst Gundaker von Liechtenstein
Kriegsnachrichten und andere Neuigkeiten
Streit um eine verkaufte Kutsche vor der fürstlichen Unterkunft
Keine Mittagsgäste
Besuch durch den Sekretär des Herzogs Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg
Gesang des kaiserlichen Kammermusikers Johann Nauwach
♄ den 27. Junijdes Juni. ⁄ 7. Julijdes Juli.
Nota BeneBeachte wohl[:] der Graf von Megkaw, sagte mir gestern in der anticameraVorzimmer
ich wehre ia der Regierende herr, vndter den Fürsten zu Anhaltt,
alleine, Jch antwortete aber wie es ist. JtemEbenso: auf mein an
halten, gab er mir auch gute vertröstung, wegen herrnvetters
Fürst Ludwigs, wann man sich darnach accommodiren würde
etcetera[.] J'ay aussy fait hier connoissance avec quelques
Dames de la cour de l'Jmperatrice.Ich habe gestern auch Bekanntschaft mit einigen Hofdamen der Kaiserin gemacht. JtemEbenso: avec le Prince
de Lichtensteinmit dem Fürsten von Liechtenstein.
Zeitung das die conjunction zwischen den Stadischen, vndt Franzosen,
vor sich gegangen, bey Maestrich. Sie sollen 50 milletausend Mann zu
sammen, stargck sein. Der Cardinal Jnfante aber, will
ihnen, mitt 40 milletausend begegnen, vndt soll gut volck, bey sich haben.
So hat auch Graf Johann von Naßaw, etzliche Stadische compagnien
geschlagen, nicht ferrne von Steffansweert.
JtemEbenso: zeitung, daß hertzog Rudolf Maximilian von Sachßen
Lawenburg nach dem er zu Meylandt, liberirt worden, an itzo
vor den Pabst, zwey Regimenter werben thue.
Der Frantzose rüstet sich mitt machtt, so wol im Nieder
lande, alß in Jtalien, wieder das hauß Oesterreich, iedoch
sagt man, das der Nuntius im Nahmen des Pabsts die
interposition tractire, vndt zum frieden den König in Frankreich
zu jncliniren man hofnung habe. Es soll sonsten zu
Roan in Normandy eine gewaltige meüterey, wegen der
vielen schatzungen, vndt auflagen, wieder des Königs
ministrosVollstrecker, endtstanden sein, dergleichen meynet man, gehe
zu Tholouze, Bordeaux, vndt anderer orten, auch vor, also
daß der König, die motus domesticosinneren Unruhen, werde stillen müßen,
vndt die externaäußeren Angelegenheiten auf eine seytte stellen.
Der König in Engellandt, soll sich auch mjtt Spannien,
zu waßer conjungiren, vndt auff Franckreich zu, wollen.
Vn autre malheur hier au soir devant ma mayson. Jl y a
un fayseur de carosses, quj en a fait un, pour quelque Agent.
Or estant achevè de faire; cest agent en a eu un desplaysir,
& luy a permis au maître de revendre ce carosse. Le maistre
le revend au Colonel Götz. ( L'agent change d'avis &
le veut ravoir. Le maistre l'ayant vendu, au Colonel se de
fend & ne veut laisser emmener le carosse a l'agent. Mais
l'Agent survient avec une dixaine de personnes, & l'emmeine
par force. Jl a eu beaucoup de bruit & du tintammarre
pour cela & ne scay, ce qu'en suivra encores: ainsy que le jour
d'hier, sera celebre, a cause de quelques funestes accidents.Ein weiteres Unglück gestern am Abend vor meinem Haus. Es gibt einen Hersteller von Kutschen, der eine davon für irgendeinen Geschäftsträger gemacht hat. Als sie vollendet war, hat dieser Geschäftsträger daran ein Missfallen gehabt und hat ihm, dem Meister erlaubt, diese Kutsche weiterzuverkaufen. Der Meister verkauft sie an den Obersten Götz. Der Geschäftsträger ändert die Meinung und will sie zurückhaben. Der Meister, da er sie an den Obersten Götz verkauft hat, weigert sich und will die Kutsche dem Geschäftsträger nicht bringen lassen. Doch der Agent erscheint plötzlich mit etwa zehn Personen und führt sie mit Gewalt weg. Es hat viel Lärm und Getöse deswegen gegeben und [ich] weiß nicht, was noch darauf folgen wird: so wie der Tag von gestern wegen einiger unseliger Unglücke berühmt sein wird.
Oberste Manteüffel, welcher gestern abendt, mitt mir
ins losament geritten, hat sich heütte zur Mittagsmalzeitt
endtschuldigett, weil er keine fische eße. Geyer ist
dem Bayrfürsten entgegen gezogen, vndter den Oesterreichischen
landtständen. Doctor Libenthal ist nicht zu hause. Nauwach
hat heütte seinen dienst. herr Loẅ hat den posttag zu schreiben,
ainsy que le jourd'huy n'est pas propre, pour faire des bancquetsso dass der heutige Tag auch nicht geeignet ist, um Festessen zu veranstalten.
Le Secretaire du Duc Jules Henry, de Saxe Lawenburg m'est
venu voir ce mattin, avant disner. Jl croyt; que son maître viendra
au plustost icy, & que le Duc Frantz Albert sera delivrè de sa
prison, a toute heure, pour loger chèz sa sœur, Madame la Marquise Gonzaga.Der Sekretär des Herzogs Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg hat mich heute Morgen vor dem Mittagessen besucht. Er glaubt, dass sein Herr bald hierher kommen wird und dass der Herzog Franz Albrecht jederzeit von seinem Gefängnis befreit werden wird, um bei seiner Schwester, der Frau Markgräfin Gonzaga, zu wohnen.
Nauwach jst bey mir gewesen, mitt sejnen liedern.
Nota BeneBeachte wohl[:] Gestern, hat sich des enthaüpteten Obersten Cratzens sejn kopf
nach der decollation, noch gereget, vndt das maul auff: vndt zuge
than, in dem man vor sejne Seele gebehtet. Seine gühter
sejndt auch confiscirt worden.
Le susdit Secretaire continue a dire, que le Baron Schafgotzsch
auroit eu la question onze fois, & non deux fois, qu'il aurojt
parlè a un sien deputè, & veu un escrit, soubsignè de sa
main, ou il s'en plaint, ainsy on n'en scait le fondement encores,
car je scay, que le Conte de Schligk, l'a dit aussy, de 2 fois,
& Madame La Marquise Gonzaga de mesme.Der oben genannte Sekretär sagt weiter, dass der Freiherr Schaffgotsch elfmal und nicht zweimal die Folter bekommen habe, dass er mit einem seiner Abgeordneten gesprochen und ein von seiner Hand unterzeichnetes Schriftstück gesehen habe, wo er sich darüber beklagt, so weiß man davon noch nicht die Grundlage, denn ich weiß, dass der Graf von Schlick es auch gesagt hat, von 2 Malen, und die Frau Markgräfin Gonzaga dasselbe.
L'on croyt, que si hier, nj aujourd'huy les complices du D
Fridlandois, n'ont estè executèz a Ratisbonne, qu'ils le seront
bien tost toutesfois. Voyla, ce que c'est, de s'opposer au Magistrat,
& aux puissances superieures. Faut bien observer la reigle de
Saint Paul; [Romains ]18 13. caput & l'on en void les effects de la main de
Dieu, quj tient la main, sur ses Lieutenants en terre.
Mais les Ducs Jules Henry, nj François Albert de Saxe Lauenburg
n'ont a attendre telles sentences, comme Princes de l'Empire,
esperants leur delivrance, par jntercessions.Man glaubt da, dass die Mittäter des Friedländers weder gestern noch heute in Regensburg hingerichtet worden sind, sie es jedoch demnächst werden. Das hat man davon, wenn man sich der Obrigkeit und den höheren Mächten widersetzt. Muss die Regel des heiligen Paulus, Römerbrief 18 13. Kapitel, gut beachten, und man sieht daran die Auswirkungen von der Hand Gottes, der die Hand über seine Stellvertreter auf Erden hält. Aber die Herzöge Julius Heinrich und Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg haben als Reichsfürsten solche Urteile nicht zu erwarten, wobei sie auf ihre Befreiung durch Fürsprachen hoffen.
Wien
Kriegsnachrichten und andere Neuigkeiten
Gespäch mit dem Conde de Oñate
Bekanntschaft mit dem Kardinal Ernst Adalbert von Harrach
Manteuffel, Dr. Liebenthal, Löw und der frühere Magdeburger Ratsherr Johann Alemann als Mittagsgäste
Vergeblicher Hofbesuch
Besichtigung der Gewitterschäden an der Schottenkirche
☉ den 28. Junijdes Juni: ⁄ 8. Iulijdes Juli:
Zeitung das der Churfürst von Saxen, dem Kayser, 10 Regiment wieder den
Frantzosen vberlaßen. Nürnberg hat sich accommodirt, Vlm, Franck
furt, vndt Straßburg, begehren sich zu accommodiren. Der König
seye auf frankfordt zu, marchirt. Der Cardinal Infante hat
35 milletausend zu fuß, vndt 13 milletausend zu roß beysammen, deme kömbt der Picco
lominj auch zu hülfe, mitt etzlich 1000 Mann. Die holländer haben
sich mitt den Frantzosen conjungirt, vndt in die 55 milletausend Mann zusammen
gebrachtt. Der general leutnant gallaaß marchirt nach Mayntz, den Churfürsten
alda in sein landt wieder einzusetzen. Die Schlesischen Stände
werden per legatosdurch Gesandte depreciren, vndt gnade erlangen. Cratz ist Catohlisch
gestorben, vndt hat gar sehr gebehtet, auch seinen Sohn zur fidelitet, dem haus Oesterreich, fleißig
vermahnet. Ezliche auß den Nieder Oesterreichischen Ständen,
seindt dem Churfürsten von Bayern, entgegen gezogen, ihn im
nahmen Kayßerlicher Mayestät anzunehmen, vndt außzuquittiren.
Er soll den 12ten: Julijdes Juli, Neẅen kalenders, anhero kommen. Der
ChurSäxische General leüttenampt Arnhejmb, soll cassiret worden sein.
heütte vormittags nach hoff gefahren, vndt mitt dem ex
z traordinarijaußerordentlichen Spannischen Ambassador Conte d'Onnata allerley conversirt,
auch mitt dem Cardinal von harrach bekandt worden.
Der Oberste Manteüffel, Doctor Libenthal, Johann Loẅ,
vndt Bürgemeister[!] Alemann, sejndt meine gäste zu Mittage
gewesen.
Nachmittags frustravergeblich nach hof gefahren, weil Jhre Mayestät
schon auß der kirche gewesen, vndt kejn cavaglieroEdelmann mehr
in der anticameraVorzimmer vorhanden. Der Pfaltzgraf von
Neẅburg ist mir vor der Ritterstube, herauß gehende, begegnet.
Darnach, habe ich von außen, an der Schottenkirche, den vom
wetter, getroffenen Thurm, besehen, vndt mich verwundert,
es auch vor ein großes glück gehalten, daß sich das feẅer
in dem Thurm verhalten, vndt nicht an den pulferThurn[!]
kommen, welcher etwan zehen Schritt darvon stehet, sonsten
hette ein großes theil der Stadt, des Grafens Schljcks,
vndt anderer herren haüser, dörfen im brande aufgehen.
Gott lob daß es noch so gnedig abgegangen.
Zeitung daß der König in Polen, wieder den Schweden gewiß
zu felde gezogen.
Wien
Hofgespräche mit dem Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg, Markgraf Christian Wilhelm von Brandenburg und dem kaiserlichen Schatzkämmerer Nikolaus Churland
Siebenundfünfzigster Geburtstag des Kaisers
Vorzimmerkonversationen mit dem bayerischen Kämmerer Marchese Nestor Pallavicino di Varano und dem Krainer Landeshauptmann Fürst Johann Anton von Eggenberg
Korrespondenz
Nachricht von einem großen Stadtbrand in Harzgerode und andere Neuigkeiten
Erneute Besichtigung der Gewitterschäden an der Schottenkirche
Gespräch mit einem Schottenklostermönch über dessen Benediktinerorden
☽ den 29. Junijdes Juni. ⁄ 9. Julijdes Juli. 1635.
Nach hof geritten, alda mitt dem Pfalzgrafen von Neẅburg
vndt altem Marggrafen allerley discurriret. JtemEbenso:
mitt dem Schatzmeister Curlandt.
Erfahren: daß heütte des Kaysers geburtstag ist, an
welchem Sie 57 iahr altt worden, vndt numehr ins
58. gehen, Gott wolle Jhre Kayserliche Mayestät zu seines
heiligen nahmens ehre, des Römischen Reichs wolfahrt, vndt
zu Jhrer Mayestät selbst eigenem besten, noch viel
vndt lange iahr in guter gesundtheitt vndt ge
deylicher wolfahrt, gnediglich erhalten. Jhre
Mayestät haben heütte 57 Rthlr: auf den altar
gelegt, vndt geopfert, so viel iahr alß Sie erleben,
pflegen Sie Rthlr: aufzulegen. Es werden auch so viel
eyer im schmaltz zugericht, zur Mittagsmalzeitt, als
Jhre Mayestät iahr altt sein. Jhre Kayserliche Mayestät aber,
pflegen meistentheilß, mitt der Kayserinn, eine
zeitlang hero, in cameraim Zimmer zu eßen, zu verhütung vieler
disordinjUnordnungen vndt competentzen der vmbstehenden, auch
daß Jhre Mayestät solcher gestaltt, geruhiger sein können.
Mjtt dem Marchese Palavicinj, habe ich auch zu discu
riren vrsach genommen, Jtemebenso: mitt dem Fürsten von Eggenberg
& aliisund anderen, in anticameraim Vorzimmer vndt droben zu hoff.
Schreiben von Madame, vom 16. vndt 18. Junijdes Juni, auch eins,
von hans ernst von Börstel par l'addresse du maître des postes de Leipzig>über die Anschrift des Postmeisters von Leipzig.
Nota BeneBeachte wohl Avis de MadameNachricht von Madame daß den 13den: dieses, Nachmittags vmb 2 vhr durch
einen Schmideknechtt, so einen schoßHier: Schuss. in ein Strohdach gethan, ein
großes Feẅer außkommen, das nichts mehr von hartzgero
da vbrig, alß das schloß, das Forwerck, Kittelshof vndt
7 haüser in der Stadt, 17 haüser in der vorstadt auf der
Freyheitt, vndt der Ehrenberg ist noch gantz stehen blieben.
Aber in der Stadt, ist die kirche, Rahthauß vndt alle
andere haüser, wie vorgedachtt, im grundt abgebrandt,
vndt haben die armen leütte fast nichts retten können,
die Schäferey bey Kittelshof wie auch der kornboden, etzliche
Ställe, das Thorhauß, ist alles hinweg, vndt wenn es
nicht bey Tag gewesen, wehre das schloß vndt alles mittein
ander besorglich in die asche gelegt worden. Daß feẅer
ist recht gegen dem winde zugebrandt. Mein bruder gibt
sich gedultig darein, will den armen leütten wieder aufhelfen.
hat gantz abgedanckt, sein Regiment hat einer von her
berstorff bekommen. Fürst Ludwig hat auch an Reichs
cantzler geschrieben, vndt vmb seine diensterlaßung
angehalten. Man förchtet sich im lande eines großen
blutbadts, weil der Churfürst von Saxen, auf die Schwe
dische zu, gehen will. Man macht sich lustig vber mich,
wenn ich selber sollte wollen die lehn entpfangen,
vndt nichts beßers verrichten, als was ein agent verrichten
köndte, wie Löben vndt seines gleichen. Man will
mir nur in allem vor alleß zur lehensentpfängnüß
3 milletausend Thlr: verwilligen, welche ich meistentheilß schon
entpfangen, vndt verzehrt. Börstel vndt Stammer werden
sich einstellen, vndt eine kutzsche mitt 6 pferden mittbringen,
auch etzliche raysigen, damitt wirdt man viel geldt
verzehren, vndt vngelegenheitt haben. Des præsidenten Sohn
werden die herrenvettern abordnen, Stammer aber, (welcher
difficulteten gemachtt) soll hofmeister sein, vndt man
hat ihm 100 Thlr: zu seiner außrüstung geben müßen,
hofft auch noch mehrere recompenß, weil er seine Mutter
sitzen leßet vndt seine SchwesternNicht ermittelt., hauß vndt hoff vmb meinent wjllen.
Fürst Augustus vndt der præsident würden nach Staßfort
zum Banner, vndt Oxenstern soll schon im lande sein.
Meine freundliche herzlieb(st)e gemahlin wüntzschet meine anwesenheitt,
sehr im iüngsten handtbrieflein, vndt befahret sich ei
nes großen blutbadts. Klaget vber den großen Miß
wachs vndt elendt der lande. Will durch hanß Ernst
Börstels hochzeitt, worbey die herrenvettern zu bernburg auch sein
werden, den præsidenten so viel als müglich verobligirt
machen, weil er ohne daß ein 30Jähriger diener ist.
Die Fürstin von Krannichfeldt ist alterirt wegen ihres
hofmeisters a prins a Madame pour la despiterhat der Madame weggenommen, um sie zu ärgern, sue giojeihre Juwelen.
Wirdt aber verhoffentlich, durch die salveguardie
wieder erfreẅet werden.
etcetera
Nachmittags, bin ich wieder nach der Schotten kirche zu geritten
die brunst so neẅlich endtstanden, beßer zu betrachten,
welches mir ein Benedictiner Münch, (denn es ein
Benedictjner kloster ist) eigentlich erzehlet, vndt
gezeiget. Jnnwendig, nach dem es durch den Thurm geschla
gen, hat es etzliche gräber verderbt, nicht des Grafen
von harrach, sondern der herren Preüner, welche aber leichtlich
zu repariren. Es hat aber auch, von ejnem Altar, einen
meßingen leüchter hinweg vndt mitten entzweyen geschlagen, welcher Altar, zjmlich weitt,
hindter diesen gräbern jst, fast mitten in der kirchen,
vndt man kan gar nicht sehen, wo der Strahl an diesem
ortt durch die Mawer gangen seye. So hat es auch,
etzliche Todtenknochen, hindter der kirche verderbett.
Am Thurn[!] aber hat es beyde weyser durchstrichen,
vndt ezliche ziffern außgelescht, darüber ich mich ver
wundert, wie es beyde weyser (die doch gegen
einander vber, rückwarts stehen) also treffen können,
vndt an dem ortt nicht durch die Mawer quer hindurch
sondern von oben herabwerts geschlagen, vndt das feẅer
entzündet. Sonsten, ist das inngebeẅde am Thurn[!] ver
brandt, die glogken zerschmoltzen, der knopff
herundter gefallen, vndt ein drey personen so
retten wollen hart verwundet worden, darundter
ein Capuziner, ein Schlotfeger, vndt ein zimmermann
gewesen, Es ist aber, keiner gestorben. Der pulferthurm
ist gar nahe an der kirchen, vndt hette leichtlich ein
großes vnheyl, wann das pulfer angangen, den nechsten
haüsern daherumb, alß der Bethlen Gaborin, dem
Graf Schligken, dem herrn bischoff zu Wien vndt andern,
ia der gantzen Stadt, auß solchem brandt endtstehen können.
Es jst noch allezeitt beßer in die barmhertzige handt
Gottes, zu fallen, alß in der Menschen hände.
Aber leyder! zu hartzgeroda, ists strenger abgegangen.
Der benedictiner zeigete mir auch ihr refecto
riumSpeisesaal, vndt erzehlete mir, vndter andern, wie ihr orden,
fast der stärckste wehre, vndter den Münchsorden,
Es wehren wol 24 Päbste, 1500 Cardinäle,
3000 bischoffe, vndt 25000 heiligen, auß
diesem orden creirt vndt geweyhet worden, da
durch hette der Orden also zugenommen. Die residentz
Sancti Benedictj, ihres Patriarchen, (wie er ihn nennet,
weil er gleich dem Patriarchen Abraham, vndt
Jacob, etcetera viel anzahl kinder, die nach seinem
nahmen genennet, hinterlaßen) seye zu Monte
Cassino, jm Königreich Neapolis gewesen.
Diß kloster alhier zun Schotten ist schlecht, gebawet,
hat einen Prælaten vndt 20 ordensbrüder.
Wirdt darumb zun Schotten genennet, weil es selbi
ger nation erstlich gegeben vndt eingereümt worden,
itzundt aber ist kein Schottländer mehr darinnen zu finden
perge perge pergeusw. usw. usw.
Wien
Korrespondenz
Keine Teilnahme an der kaiserlichen Jagd
Geldangelegenheiten
Wirtschaftssachen
Gespräche bei Hofe
Vergebliche Bekehrungsversuche durch den Abt von Lilienfeld
♂ den 30. Junijdes Juni: ⁄ 10den Julijdes Juli:
Escrit a MadameAn Madame geschrieben auf morgen; gebe gott datirt, wegen des Posttags.
Jhre Mayestät sejndt wieder hinauß, aufs iagen. Jch
habe es zu spähte erfahren, bin destwegen, nicht mitt hinauß,
wjewol auch, vjel andere herren innegeblieben.
Jl faut ajnsy lanterner jcy; et perdre mon temps,
a mon grand regret, sans rien faire, quj vaille.Man muss sich hier also mit vergeblichen Worten aufhalten und zu meinem großen Bedauern meine Zeit verlieren, ohne etwas zu tun, das etwas wert ist.
Johann Löw hat mir abermal manquirt, wegen der promittirten
1000 f: del coraçonvon Herzen. Promissis, dives quilibet esse potest.Jeder kann an Versprechen reich sein.
Sprichwort nach [Ov. ars 1,144] (ed. Holzberg 2011, S. 68f.).
Mas el coraçonAber das Herz, è stato sforzato; d'jmprestarlj al
Signor Abbate, di Gigljocampo, (per l'Jmperatore)ist gezwungen gewesen, sie beim Herrn Abt von Lilienfeld zu leihen (über den Kaiser)[.] Chacun
prend maintenant, ou jl trouve, afin d'avoir e de quoy
contenter le monde, principallement en ces solennitèz.Jeder nimmt jetzt, wo er [etwas] findet, um [genug] davon zu bekommen, die Welt hauptsächlich bei diesen Feierlichkeiten zufrieden zu stellen.
Wann eine Marck Sjlbers, auf 12 Rthlr: alhjer
kömpt, so kömbt das loht, auf 9 schilling, wie ichs neẅlich
am handtbecken, mitt ziergoldt gekaüft, wanjedoch nach Wie
ner gewichtt. Wann jch aber, weiß sjlber kaüffe,
kan jch das loht alhier, vmb 8 ß: bekommen, Augspurger probaProbe [Güte eines Metalls],
Thete das Marck; 10 Rthlr: Vndt 1 gülden, Wjener gewichtt,
wie ich dann heütte, ejn par klejne Sjlberne leüchter erhandelt,
das loht, vmb 1 f: oder 8 schjlljnge, welches ejnes ist. et cetera
Es wuge 1 m: 10 loht, vndt 1 quintle, helt jst aber keine
probaProbe [Güte eines Metalls] drauf, vndt mir vor 12 löhtig Silber nur verkauft
worden.
Diesen abendt zu hof aufgewartett, alß Jhre Kayserliche
Mayestät vom iagen wiederkommen, vndt mitt dem Cardinal
von Dietrichstain conversirt, wie auch mitt den Fürsten
von Lichtenstain, Dietrichstein vndt Neẅburg, auch
dem Fürsten von Eggenberg. Darnach haben
wir im ballhause, die beyden Fürsten von Eggenberg
vndt Dietrichstain, vndt andre cavaglierjEdelleute, thur
nieren sehen, da sie Sich gev̈bt, gegen die Chur Bayrische
bevorstehende hochzejtt.
Nota Bene Nota BeneBeachte wohl, beachte wohl[:] promesseVersprechen a Abbate Lilliumcampi 3æ. partiseines Drittels vom Abt von Lilienfeld, combien qu'il ne
face autre chose, que cercher[!] des subterfuges & eschap
patoires, voire, (comme par jeu, mais quelquesfois a bon escient)
me veut induire a devenir Papiste, & se plaint de ce
que je ne l'ay voulu devenir, il y a 15 ans, a Neẅstadt.
Ô Dieu, fortifie moy, en la vraye constance, afin
que nj pour promesses, nj pour dons, je ne fleschisse nj a
droite, nj a gauche, ains que je chemine fidellement
en tes voyes.obgleich er keine andere Sache tut, als nach Ausflüchten und Entschuldigungen zu suchen, will mich (wie zum Spaß, doch manchmal im guten Ernst) sogar dazu verleiten, papistisch zu werden, und beklagt sich darüber, dass ich es vor 15 Jahren in Neustadt nicht habe werden wollen. Oh Gott, stärke mich in der wahren Beständigkeit, damit ich weder durch Versprechen noch durch Geschenke weder nach rechts noch nach links nachgebe, sondern dass ich treu auf deinen Wegen gehe. Es wehret nur ein klejne zejtt, vndt
hilfft doch nichts, zur Sehligkeitt!
Zitiert nach den beiden letzten Zeilen der 13. Strophe des Kirchenliedes "Warum betrübst du dich, mein Herz" von Hans Sachs (1494-1576) aus dem Lutherischen Gesangbüchlein (1638), S. 580.