Leipzig
Weißenfels
Naumburg
Weiterreise nach Naumburg
Unterwegs Besichtigung des Schlachtfeldes bei Lützen
☿ den 1sten: Junijdes Juni.
Mich zu Leiptzigk licentiirt, vndt beyde Börstel, wie auch
BidersehenEntweder Georg oder Matthias von Biedersee. dim alda gelaßen, vndt mich mitt Einsiedeln,
Rödern, vnd Rindorfen, aufgemacht, mitt Meiner kutzsche, vndt vier
kleppern, nacher Weymar zu, ob Gott will zu raysen.
Die hofmeisterinn von Plötzka ist auch mitt nachgefahren.
|
m. |
heütte von Leiptzigk nacher Weißenfelß zu Mittage |
4 |
von dannen, nach der Nawmburgk Nachtlager
Sechß dragoner vom general CommissarioKommissar vndt Obersten Schleinitz,
seindt mir zur convoy, von Leiptzigk auß mittgegeben
worden, wiewol ich sie schwehrlich erhalten können. |
2 |
|
6 |
Zwey meilen von Leiptzigk das feldt bey Lützen besehen, da die Schlacht geschehen,
vndt mein bruder geblieben.
Naumburg
Weimar
Weiterfahrt nach Weimar
Begrüßung durch Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar und dessen ältesten Sohn Johann Ernst II.
♃ den 2. Junijdes Juni.
|
m. |
Von der Nawmburgk, nach Weymar
vndterwegens gefüttert, auf halbem wege.
Etwan ein 1½ meilen von Nawmburg ist eine partie
fußvolck 24 Mann starck a an vnß kommen, so
aber baldt ihr Fendrich fort marchiren heißen. |
5 |
hertzog Wilhelm an den ich geschrieben gehabtt,
hat mir vom adel entgegen geschickt, vndt mich
annehmen laßen, mich auch selber, mitt seinem eltisten
Sohn, willkommen geheißen.
Weimar
Korrespondenz
Abfertigung des Begleitschutzes
Jagd mit dem Herzog von Sachsen-Weimar
Söhne des Herzogs
Begegnung mit Herzog Ernst I. von Sachsen-Weimar
Gespräch mit dem sächsisch-weimarischen Obristen Jaroslaus Wolf von Steinbach
Musik beim Essen
Schöne Gläser aus Weimar
♀ den 3. Junijdes Juni.
Nach Bernburgk geschrieben, vndt die dragoner auch abgefertigett.
Vormittags hat hertzogk Wilhelm sich in meinen petitisGesuchen bemühet.
Nachmittags aber seindt wir mitteinander hinauß auf die
iagt, es seindt drey hirsche geschoßen worden, einen
habe ich geschoßen, zweene herzog Wilm. Seine beyde eltisten
Söhne, hanß Ernst, vndt hanß Wilmchen seindt
auch mitt draußen gewesen. Seine beyde iüngsten
Söhne heißen: Adolf Wilhelm, vndt hanß Geörgen,
der elltiste von allen vieren hanß Ernst, ist im
achten iahr, hat an der rechten handt zween daumen,
der alleriüngste biß datozum heutigen Tag, hanß Geörge ist im
andern iahr. Gott behüte sie alle viere. Es seindt
schöne liebe kinder.
Jm rückwege von der iagt, einen hasen gehetzt,
vndt hertzogk Ernst mein vetter, ist vnß begegnet,
haben einander angesprochen.
Bey der Mittagsmahlzeitt war auch der Oberste
Steinbach, so aufm weißen berge, (da er capitainHauptmann
war vndter den Kaplirischen,) neben mir, vom
Obersten Verdugo gefangen worden, vndt haben
vnß der allten geschichten erinnert.
Bey beyden Mahlzeitten, hat eine feine
musicaMusik aufgewartett.
herzog Wilhelm, hat mir schöne gläser gezeigett,
so alhier wie fast zu Venedig, anitzo gemacht werden.
Weimar
Gartenspaziergang
Besichtigung der Drechselstube und Wunderkammer des Herzogs Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar
Anhörung der Predigt
Besuch durch Herzog Albrecht von Sachsen-Weimar
Nachrichten
Fortwährende Schwangerschaften der anhaltisch-plötzkauischen Hofmeisterin Mackwitz
♄ den 4. Junijdes Juni.
heütte Morgen, bin ich alhier zu Weymar, in garten
gegangen. Darnach in die dreßelstuben, darinnen
sich hertzogk Wilhelms Liebden mitt artigen sachen
zu drehen, sehr delectiren. Er hat mich auch in
sein cabinetKabinett geführt, darinnen Jhre Liebden schöne
mathematische instrumenten, auch hüpsche bücher,
theilß auß der Münchenischen kunstkammer
haben.
Nachmittags predigt gehört, jn der kirche,
auß meiner stube, vndt hertzog Albrecht
ist darnach in mein losament kommen, mich anzu
sprechen, da wir dann gar amicefreundlich mitteinander
geredet.
Zeitung daß der König in Polen, von einem FrantzosenPerson nicht ermittelt.,
(welcher darzu von Jesuitern subornirt sein solle)
an den rücken mitt einem schoßHier: Schuss. gestreift seye
worden, weil er ihn durch sonderliche vorsehung
Gottes, durch den leib, dahin es gemeint gewesen,
nicht treffen können.
La gouvernante de Plözka, laquelle est
venuë icy avec moy, a estè six ans durant,
continuëllement enceincte.Die Hofmeisterin aus Plötzkau, welche mit mir hierher gekommen ist, ist während sechs Jahren andauernd schwanger gewesen.
Weimar
Zweimaliger Kirchgang zu Pfingsten
Gartenspaziergang mit Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar
Hilfsangebote durch alle drei Weimarer Herzöge
Anwesenheit des hennebergischen Oberaufsehers Ludwig Ernst von Marschall
Besichtigung eines leichten Feldgeschützes
Besuch beim Hofmaler Christian Richter
☉ den 5. Junijdes Juni. Pfingsten.
Auf heüttigem pfingstfest, zweymal in die kirche.
Jn garten spatziret, mitt hertzogk Wilhelm vormittags[.]
Nachmittags nach der predigt haben die herren alle
drey, herzog Wilhelm, hertzogk Albrecht, vndt herzog Ernst, mich
in mein gemach begleitett, vndt sich zu allem guten,
in meinen sachen erbohten, Dieu nous en donne les effects.Gott gebe uns davon die Auswirkungen.
Der Oberaufseher in der Grafschaft hennebergk,
ein Marschalck von geschlecht, ist auch darbey gewesen,
im gemach, vndt mitt hertzog Wilhelm, wieder hinauß
gegangen, alß ich mitt den andern beyden herren conversirt.
herzog Wilhelm hatt mir eine invention gewiesen von hamilto
nischen Regimentsstücklejn, da man 6 schößeHier: Schüsse. darauß kan
geschwinde nacheinander abgehen laßen gar artig.
JtemEbenso: bey dem Mahler, allerley Mahlereysachen,
vndt künstliche stücke gesehen.
Weimar
Zweimaliger Kirchgang
Herzog Albrecht von Sachsen-Weimar, dessen Gemahlin Dorothea und Herzog Ernst I. von Sachsen-Weimar als Mittagsgäste
Geldangelegenheiten
Besuche durch den schwarzburgisch-rudolstädtischen Rat Dr. Georg Frantzke sowie den sächsisch-weimarischen Kammer-, Hof- und Konsistorialrat Dr. Lorenz Braun
Korrespondenz
Abendessen bei Herzog Albrecht und Herzogin Dorothea
☽ den 6. Junijdes Juni.
Abermals zweymal in die kirche.
hertzogk Albrecht vndt Seine gemahlin, wie auch
hertzog Ernst, haben zu Mittage, mitt vnß gegeßen,
extraordinarieaußergewöhnlich.
Alle drey herren, haben mir angezeigt die
convocation ihrer landtschaftStände, vndt wie
Sie mich gerne contentiren wollten, da nur mediadie Mittel
vorhanden wehren. perge Dilationes.usw. Verzögerungen.
Doctor Frantz ist wegen der FrawMuhme von Krannich
feldt mich dahin einzuladen, bey mir gewesen.
Doctor Braun, habe ich auch zu mir kommen laßen.
Nach Krannichfeldt habe ich geschrieben, meiner ankunft halber.
Diesen abendt, haben wir bey hertzogk Albrecht vndt
Seiner gemahlin zu Nacht gegeßen, in seinem hause vndt residentz.
Er hat vnß gar höflich vndt wol tractirt.
Weimar
Kranichfeld
Kirchgang
Gespräch mit Marschall
Reise nach Kranichfeld
Besuch bei Gräfin Anna Sophia von Schwarzburg-Rudolstadt
♂ den 7ten: Junijdes Juni.
Vormittags abermal zur kirchen.
Darnach mitt dem hennebergischen Oberaufseher,
einem von Marschalck, gute vertraẅliche discourß
gepflogen, wegen itziger zeitt beschaffenheitt,
wie auch der angefangenen heßischen vndt Wirtz
burgischen Friedenstractaten.
|
m. |
Nachmittags, nach Krannichfeldt gezogen,
die Frawmuhme alda angesprochen, welche
mich gar höflich willkomb geheißen, vndt
viel confidente dißcourß mitt mir gehabt. |
2 |
Kranichfeld
Nachricht von der Geburt der Herzogin Wilhelmina Eleonora von Sachsen-Weimar
Gespräch mit der Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt
☿ den 8. Junijdes Juni.
Ein Trompter von hertzogk Wilhelm, so diesegestern
abendt noch von Weymar anhero geschickt worden, bringt
den frölichen avisNachricht, daß meine Muhme die hertzoginn
alda gestern abendt zwischen 7 vndt 8 vhren, gar
glücklich vndt leicht, mitt einem iungen Freẅlein,
von Gott gesegnet, vndt gnediglich endtbunden worden,
nach dem ich Meinem vetter dem hertzog zu Mittage, auß
vermeinten indiciisAnzeichen, prophezeyet, es würde gewiß
eine iunge Tochter sein. So baldt aber hetten wir
nicht gedacht, daß die hertzoginn niederkommen sollte.
Gott seye davor gepreyset.
Wegen plackereyen händel gehabtt.
Discourirt mitt Meiner FrawMuhmen, von allerley
guten sachen.
Kranichfeld
Arnstadt
Kranichfeld
Fahrt mit der Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt nach Arnstadt
Rundgang durch Garten und Schloss
Gespräch mit Graf Günther XLII. von Schwarzburg-Sondershausen
Rückkehr nach Kranichfeld
Korrespondenz
Besichtigung des gräflichen Gartens in Kranichfeld
♃ den 9ten: Junijdes Juni.
Nach Arnstedt mitt der FrawMuhme gezogen,
den schönen garten alda zu besehen – – – – 1½ m:
von Krannichfeldt. Jst wol zu sehen, wegen seiner
großen capacitet, schönen gängen vndt compartementen,
waßerspiel vndt fontanen, durchrauschendt
wäßerlein vndt Forellenbach, auch einer hüpschen
grotten darinnen, vndt etzlichen lusthaüßerlein, in deren
einem, wir mahlzeitt gehalten, vndt wol tractirt
worden. Die rennbahne, vndt reithauß ist auch aller
nechst daran.
Nach der Mahlzeitt, habe ich das hauß besehen, vndt
bin in des königs losament stadtlich logirt worden.
Darnach habe ich den löblichen alten 66iährigen Grafen
Günther von Schwartzburgk, in seinem losament
angesprochen, weil er vnpaß, vndt an händen
vndt füßen also beschaffen, daß er nicht wol
außm seßel aufstehen können. Jst sonst ein
feiner wackerer leühtsehliger alter herr.
Darnach des freẅleins artiges gärtlein
besehen, vndt wieder mitt contentoZufriedenheit nacher
Krannichsfeldt – – – – – – – 1½ [Meilen]
vndterwegens briefe von bernburg bekommen,
mitt zimlicher satisfaction.
Zu Krannichfeldt der Fraw Muhme gärten besehen.
Kranichfeld
Weimar
Betstunde
Weiterreise mit der Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt nach Weimar
Begrüßung und Bewirtung durch Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar
♀ den 10ten: Junijdes Juni.
ꘉ
Alda zu Krannichsfeldt der behtstunde mitt bey
gewohnet.
|
m. |
Darnach, wie diese tage gleichsfalß, vornehme
verstendige discourß von Meiner Fraw
Muhme, (welche gewiß ein spiegel aller
Tugendt ist) mitt angehört, vndt seindt nach
der Mahlzeitt, mitteinander in Gottes
nahmen auff Weymar gezogen
alda vnß hertzogk Wilhelms Liebden gar gern
auffgenommen, vndt tractirt, nach dem mir
auch zu Krannichsfeldt aller guter wille wie
derfahren. |
2 |
Weimar
Abendgebet
Schießübungen mit der Armbrust
Gespräche mit der Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt
♄ den 11ten: Junijdes Juni.
Jnß abendtgebeht nachmittags.
Darnach zur vogelstange im armbrust vnß exercirt.
ConversationesGespräche, mitt der FrawMuhme, vndt vertröstungen,
im vbrigen.
Weimar
Zweimaliger Kirchgang
Vogelschießen
Nachrichten
☉ den 12ten: Junijdes Juni.
Jn die kirche, vormittags zur predigt, Nachmittags zum gebeht,
darnach ist daß rechte schießen zum vogel angegangen,
darbey jch, (more solito, in talj casunach gewohnter Art in einem solchen Fall) gantz kein
glück gehabtt, wejl ich mir auch meine vor
diesem, beschädigte achßel, durch gesterige viele
probschüße verderbett.
Avertissement Que l'Electeur de Saxe, a exclus
du fief de Lusacie, les Ducs de Weymar, y compre
nant seulement les Ducs d'Altemburgk.Nachricht, dass der Kurfürst von Sachsen die Herzöge von Weimar vom Lehen der Lausitz ausgeschlossen hat, indem er darin allein die Herzöge von Altenburg einschloss.
JtemEbenso: Qu'on on leur a ostè l'expectance du fief
de la Contè d'Jsemburgk, la donnant au Land
grave George de Hessen. Ce sont deux poincts
quj les touchent de près.Dass man ihnen die Anwartschaft auf das Lehen der Grafschaft Isenburg weggenommen hat, indem man sie dem Landgrafen Georg von Hessen gab. Das sind zwei Punkte, die sie in der Nähe betreffen.
Weimar
Lützendorf
Weimar
Betstunde
Besuch der Hochzeitsfeier des Hofarztes Martin Gebler am Nachmittag
Besichtigung des Vorwerks Lützendorf mit Herzog Ernst I. von Sachsen-Weimar und der Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt am Vormittag
Vogelschießen
☽ den 13den: Junijdes Juni.
Des Morgends, in die behtstunde.
Nachmittags zum hofmedicoarzt Martino Gebler, sampt
allen anwesenden Fürstlichen personen, seiner hochzeitt
beyzuwohnen, darbey man dann gar lustig gewesen.
Es waren hertzogk Wilhelm mitt seinen drey
elltisten herrlein, herzog Albrechtt mitt seiner gemahlin,
wie auch herzog Ernst, die Fraw Muhme von Schwarzburg[,]
Freẅlein Kunegunda Juliana, vndt ich, benebenst
vnserm allerseits meistem comitat. Die hochzeitt
wurde in des MedicjArztes hause celebrirt, vndt wie
derfuhre ihm, so wol bey der Trawe, alß
bey der Mahlzeitt recht adeliche ehre. Seine
brautt war eines Gräflich Schwartzburgischen Cantzlers
wittwe. Nach der Mahlzeitt hat man getantzt.
heütte vormittags aber, bin ich mitt herzog Ernsten,
auf seinem Forwerck zu Litzendorf gewesen,
die FrawMuhme war auch mitt. Er hat eine feine
kleine gelegenheitt, alda angerichtett, vndt
hüpsche gemälde in den losamentern stehen. Der
garten aber, ob er schon klein, ist er doch so artig
angerichtett, daß ein 60erley, baẅme, sechtziger
ley Stauden, vndt in die 400 kraütter, vndt blu
mengewächße, darinnen zu befinden, darundter
köstliche simpliciaeinfache Arzneimittel, auß den Morgenländern.
Nach diesem schoß man wieder nachm vogel,
vndt hielte Mahlzeitt vndter den gezellten.
hertzogk Wjlhelm hat endtlich den vogel herundter
geschossen, vndt den aufgesetzten pocal wieder gewunnen.
Weimar
Korrespondenz
Kriegsnachrichten
Gespräche mit der Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt und Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar
Komödie und Schlossbesichtigung
Besuch bei Gebler am Abend
♂ den 14. Junijdes Juni.
Schreiben von Wien, vom iungen Johann Löw[.]
Zeitung daß herzog Berndt vndt die Frantzosen sehr starck
dißeyt des Reins marchiren, vndt Gallaaß
sich retiriren thete.
JtemEbenso: das die vorstädte zu Wittemberg ange
stackt, vndt abgebrandt worden seyen.
Vor[-] vndt Nachmittags conversation mitt der FrawMuhmen,
wie auch mitt hertzogk Wilhelm.
habe einer comœdie zugesehen, wie die iungen herrn,
etzliche iungen deponirt. Darnach auch die gemächer
vndt losamenter alhier zu Weymar aufm hause.
Diesen abendt wieder beym hoffmedicoarzt zu gaste gewesen, vndt getantzt.
Weimar
Gespräche mit dem Herzog von Sachsen-Weimar und der Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt
Besichtigung von Haus und Garten des Herzogs Ernst I. von Sachsen-Weimar
Betstunde
Abendessen beim Herzog von Sachsen-Weimar
☿ den 15den: Junijdes Juni.
Vormittags mitt herzogk Wilhelm, vndt der
Frawmuhme conversirt, auch mitt hertzog Ernst in sejn
hauß vndt garten spatzirt, allerley schöne gemälde
auch andere rareteten von willkommen[-], vndt Trinck ge
schirren zu besehen. Er hat mir auch zween stücke de
lapide Nephriticoaus dem Nierenstein [harter grüner Speckstein, von dem man glaubte, dass er Koliken vertreibe] verehrt.
Nachmittags, nach gehaltener Mahlzeitt mitt
hertzogk Wilhelm, seindt wir mitteinander in die
behtstunde gegangen.
Zur abendtmahlzeitt, hat vnß allerseits hertzog
Ernst eingeladen. Wir seindt auch meistentheilß erschienen,
ausser hertzogk Wilhelm, welcher bey Seiner gemahlin
geblieben.
Weimar
Abreise der Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt nach Kranichfeld
Gespräch mit Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar
Anwesenheit des Veit Ludwig von Hutten
Geldangelegenheiten
Abendessen bei den drei Herzögen von Sachsen-Weimar
♃ den 16. Junijdes Juni.
heütte Morgends ist die FrawMuhme wieder
nach Krannichfeldt verrayset.
Mitt hertzogk Wilhelm allerley conversirt, vndt
Veitt Ludwig von hutten, mein alter bekandter,
hat sich auch anhero gefunden.
Gegen abendt, haben mir Meine freundliche liebe
vettern, hertzogk Wilhelm, herzogk Albrechtt,
vndt herzog Ernst, gar freundlich zugesprochen, itzige
zeitten vndt vnvermögen angezogen, iedoch die
gute affection repræsentirt, e faranno la metà
addesso, ed alla fiera dj NawmburgoPeter-Pauls-Messe., poj il resto
alla Sankt Michele. Jddio mj dia buon successo e
fortuna desideratissima.und sie werden jetzt und bis zum Naumburger Markt die Hälfte [der geforderten Geldsumme] leisten, dann den Rest bis auf Sankt Michaelis [Gedenktag für den Erzengel Michael (29. September)]. Gott gebe mir guten Erfolg und das höchstgewünschte Glück.
Die abendmahlzeitt, seindt wir vber alle
maßen lustig gewesen, wie auch hernacher. haben
getantzt, vndt ad hilaritatem usquebis zur Heiterkeit gezechtt,
auch vnß mitt der schönen MusicaMusik, jn dem herren
erfreẅet. O Dieu redonne moy la liesse perduë!Oh Gott gebe mir die verlorene Freude zurück!
Die hertzoginn von herzog Albrecht vndt Seine gemahlin, wie
auch herzog Ernst, vndt Freẅlein Kunigunde, seindt mitt
herzog Wilhelm vndt mir, bey der Taffel gewesen, auch 2 hutten etcetera[.]
Weimar
Anhörung zweier Predigten
Zeitvertreib mit Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar
Abreise von Herzog Ernst I. von Sachsen-Weimar
♀ den 17. Junijdes Juni.
Zweymal heütte vormittags predigt gehöret,
ejnmal in meiner stube, an der kirche, das
andermal in der hertzoginn ihrem gemach vndt wochenstube.
Darnach mitt hertzogk Wilhelmen zum feẅerwergker
spatzirt, vndt abriß gesehen, derer vor diesem ge
haltenen Feẅerwercke. Von dannen, jnß
forwergk, alda am kornbodem[!], feine inventionesaus einem musikalischen Einfall heraus entwickelte Stücke
von gehaltenen freẅdentäntzen vndt sonsten, noch
zu sehen.
hertzog Ernst, jst verrayset.
Nachmittags, allerley conversirt, co'l Ducamit dem Herzog, vndt
gegen abendt, mitt Jhrer Liebden im ballhause gespielet.
Weimar
Nohra
Erfurt
Weimar
Fahrt nach Erfurt
Besichtigung der Stadtbefestigung und großen Domglocke
Marschall als Essensgast
Kriegsnachrichten
Rückkehr nach Weimar
Bewirtung durch Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar
Unterwegs wundersame Pfütze in Nohra und wilder Birnbaum mit Prophezeiung
♄ den 18den: Junijdes Juni.
|
m. |
heütte bin ich nach Erfurdt gezogen, ligt von
Weymar
alda ich die fortification besehen, vndt die
neẅgebawten wercke, an Schleüsen, abschnitten,
retranchementen, außerwercken, so der König
in Schweden noch angegeben, befinde daß es weitt
laüftige wercke seindt, darzu viel volcks
behuffig, vndt kein eintziges real bollwerck.
Die Stadt ist groß. Wir haben im vmbritt,
ein drey stunden zugebrachtt, vndt zwey depu
tirten von der Stadt, bey vnß gehabtt, ohne des
herzogs zwey Junckern, Leyhtsch vndt Rabensteiner,
so mitt gewesen, nebenst meinen zweyen.
Daß waßer Gera, so durch die Stadt
rinnet, wirdt an vielen ortten in den graben
geleitett. Vber der Stadt, ligt ein casteel
die Cyriacksburgk genennet, welche Sie etwas
commandiren thut, wiewol zimlich von weittem.
Es hat auch sonsten weinberge vndt höhen, welche
die Stadt beherrschen. Allenthalben ist die
stadt nicht feste gemachtt, außer waß das waßer
thut, vndt alte Thürne[!] vndt mawren, darnach
an den andern ortten, die vorgedachten wercke.
Jch bin in der hertzoge von Sachßen Weymar, ihrem
hause logirt gewesen, dahin auch der hennebergische
Oberaufseher zu mir kommen, vndt mitt vnß
mahlzeitt gehalten. Der Raht hatt mir
den wein verehrt. |
3 |
Nach der Mahlzeitt, die große glocke auf
dem Turn[!] der Thumbkirchen besehen. hat 5 klaff
ter vmbfangen, vndt ist ein par Spannen dick.
Es hat einen schönen prospect, auff die Stadt vom
selbigen Turm.
Zeitung daß Landgraf Wilhelm, gewiß vor hanaw
mitt 10 milletausend Mann gerücktt, den Lamboy aufzu
schlagen, vndt hanaw zu endtsetzen.
JtemEbenso: daß herzogk Berndt, vor Dole in Burgundt
gerücktt selbige Stadt zu belägern, Gallaaß
aber marchire gegen ihn, es zu secouriren, nach dem
Zabern soll vber sein, auf herzogk Berndts partey. Der
König, seye noch zu Donawertt.
|
m. |
Nachmittags von Erfurdt, wieder biß Weymar
gegen abendt, vndt ist herzogk Wilhelms Liebden
eben im badt gewesen, darumb Sie sich auch
endtschuldigen, vndt mich in meinem losament,
mitt etzlichen Junckern vndt auch den beyden
hutten, speisen laßen. |
3 |
NotaBeachte: auf eine meile weges von Weymar
haben wir das dorf Nora paßirt, alda eine
pfütze, darinnen das waßer wann die
Sonne darauf scheinet, in blut sich verwan
deln soll. Wir haben es aber nicht sehen
können, weil wir zur vnzeitt kommen.
Nicht ferrne darvon, stehet noch ein wilder
birnbawm, so vor drey iahren, verdorret gewesen,
hernachmals halb geblüet, an itzo trägt er
allenthalben schöne grüne bletter, vndt fruchtt.
Man will von einer Schlacht, so sich da herumb
begeben solle, prophezeyen, vndt daß sich ein herzogk
von Sachßen, also ermüdet von der Schlacht daran
lehnen solle. Tempus demonstrabit.Die Zeit wird es zeigen.
Weimar
Kriegsnachrichten
Anhörung der Predigt
Betstunde
Vogelschießen und Feuerwerk
☉ den 19. Junijdes Juni.
Auch zeitung gestern, daß die harzschützen das hauß
Manßfeldt occupiret, vndt mitt 500 Mann
besezt, großen schaden thun sollen, wie dann
auch die ChurSächsischen vndt Kayserlichen partien auf
drey meilen wegs, an Erfurdt hinan
streiffen.
Vormittags, zur predigtt.
Nachmittags in die behtstunde, weil ordinariegewöhnlich alhier
nachmittags nicht geprediget wirdt.
Darnach zum vogel schießen, welchen ich drey
mahl getroffen.
Wir haben auch draußen mahlzeitt gehalten.
Nach der abendtmahlzeitt, hat mir hertzogk
Wilhelm, ein schön feẅerwergk zu ehren halten
laßen, vom Jupiter, vndt Cadmo, vndt ezlichen ver
änderten figuren, auch ezlichen rädlein, feẅerkugeln,
vndt rackeetlejn gar artig zugerichtett.
Weimar
Zweimalige Betstunde
Geldangelegenheiten
Abschied
☽ den 20. Junijdes Juni.
Zweymahl in die behtstunde, vor: vndt Nachmittags.
Vergleich mitt hertzogk Wilhelm vndt sejnen herren brüdern getroffen, wegen
der schuldtanforderung, vndt solches schriftlich verreceßirt.
Die SummaSumme der abgestatteten 2200 Thlr: durch Thomas Benckendorf ein
nehmen laßen.
Diesen abendt, treẅhertzig abschiedt genommen, vndt
die verehrungen außtheilen laßen.
Weimar
Schulpforte
Naumburg
Weißenfels
Reise nach Weißenfels
Unterwegs Besichtigung der kursächsischen Fürstenschule im früheren Kloster Schulpforte
Besuch durch den Weißenfelser Amtshauptmann Rudolf von Dieskau
Begleitung durch den sächsisch-weimarischen Kammerjunker Rex
Kriegsnachrichten
♂ den 21. Junijdes Juni.
|
m. |
heütte früh, in Gottes nahmen, von Weymar aufge
brochen, vndt gefahren, zu vormittags biß nach Schulpforten 4
alda wir im kloster gefüttert[.] |
4 ½ |
Nach dem eßen, das kloster, die bibliothecamBibliothek,
vndt die kirche besehen, darinnen ein Monu
mentumGrabmal eines bischofs von Mörseburg, so ein Fürst
zu Anhaltt gewesen, Adolff genandt gesehen. |
|
An itzo seindt im kloster etwan 6 Tjsche
voll Studenten, da ihrer sonsten wol etzliche
Sibentzigk vndt mehr sein sollen. |
|
Von Schulpforten, (alda mich der verwalter
im kloster tractiret) nach der Nawmburgk |
½ |
Von dannen nach Weißenfelß Nachtlager
alda der haüptmann Dißkaw ins
wirtzhauß zu mir kommen, vndt mich besuchtt,
weil er mich im Schloß nicht aufnehmen können.
Jch habe ihn zu ende der Mahlzeitt darbey gehabtt. |
2 |
SummaSumme |
7 m. |
MonsieurHerr Reex, Weymarischer CammerJuncker ist
heütte den gantzen Tag mittgeritten.
Zeitung daß hamburg vom König in Dänemark belägert, wo sie die Schwedischen
thesaurosreichen Vorräte nicht heraußer geben.
Weißenfels
Halle (Saale)
Abschiedsgeschenke an die Weimarer Aufwärter Rex und Rabensteiner
Weiterfahrt nach Halle (Saale)
Besuch durch den Komponisten und Organisten Samuel Scheidt
Kaiserlicher Obrist Paul von Morzin und Obristleutnant Arndt Gebhard Stammer als Abendgäste
☿ den 22. Junijdes Juni.
Abschiedt vom Reex, dem ich einen rubinring
verehrt, vndt gestern dem Rabensteiner zu Weymar
einen Türkißring, wegen fleißiger aufwarttung.
|
m. |
Von Weißenfelß, (alda wir wegen abgeworfe
ner brücke, durch die Sahle flößen müßen) nach
halle, darvor wir wieder einmahl durch einen
arm der Sahle, vndt eine halbe meile darvon,
durch die Sahle, weil sie klein, durchgefahren.
Jst, gelegen, voneinander,
nach dem wir zwey m: von Weißenfelß bey
Merseburgk vorüber gefahren. Die vn
sicherheitt, wegen streiffender partheyen,
wirdt sehr groß gemachtt. Gott helfe vnß durch. |
4 |
Zu halle habe ich den weittberühmbten Cappellen
meister vndt organisten, Samuel Scheidt laßen zu mir
fordern. Er hat gantz extraordinarieaußerordentlich lieblich vndt wol
auf dem clavicordioKlavichord geschlagen, dergleichen ich mein lebetag
nie gehöret, vndt meritirt dem Kayser zu dienen.
Der iunge Marrazin ein Kayserlicher Oberster, des general Wachmeisters bruder
wie auch der Obrist leutnant Stammer haben mitt vnß zu Nacht gegeßen.
Halle (Saale)
Werdershausen
Bernburg
Weiterreise nach Bernburg
Gespräche mit dem Hof- und Regierungsrat Georg Friedrich Schwartzenberger, Erlach, dessen Sohn August Ernst, dem in der Stadt einquartierten kursächsischen Obristen Wilhelm von Brincken und dem Regierungspräsidenten Heinrich von Börstel
Korrespondenz
Unterhaltung mit dem Magdeburgischen Domherren Cuno von Alvensleben
Todesnachrichten
Entschuldigung durch Morzin
♃ den 23. Junijdes Juni.
|
m. |
Von halle mitt der Weymarischen auch anderer convoy,
wie auch mittin comitat des obersten Marrazin, vollends nach
Bernburgk
vndterwegens zwey partien angetroffen, zwischen
Werderßhausen vndt Bernburg[,] die eine hatte vieh
bey sich. |
5 |
Zu Bernburg conversation mitt dem hofraht Schwartzenberger[,]
mitt dem Marschalck Erlach, vndt seinem Sohn,
hernachmalß, nach der Mahlzeitt, mitt dem alhier
einlogirten ChurSächsischen Obersten Brinck, vndt dem præsidenten[.]
habe auch raht gehalten, mitt Mejnen rähten.
Einen gantzen hauffen schreiben bekommen, von Madame[,]
vom herzog Augusto von Braunschweig von meinen beampten, &cetera[.]
Mitt Almßleben auch conversirett. Difficoltà per tutto.Mühe durch jeden.
Der DiaconusDiakon in der Stadt alhier, Paulj Ludwigs vatter,
ein gelehrter, frommer, vndt exemplarischer prediger
ist vor wenig tagen, mitt todt abgegangen, wie
auch der allte landtrichter, so des Ampts gelegen
heitt wol gewust. Die gerechten werden weggeraft
vor dem vnglück, vndt die richtig vor sich gewandelt
haben, kommen zum friede, vndt ruhen in ihren kammern.
Der Morzin, ist auß der Stadt alhier gezogen, vndt hatt
sich endtschuldigen laßen, daß er mjr nicht auffwartett.
Bernburg
Besuch durch August Ernst von Erlach
Gespräch mit Schwartzenberger sowie dem Lehens- und Gerichtssekretär Paul Ludwig
Administratives
Beratung der nächsten Reisepläne
Klagen des Bürgermeisters Andreas Orlob d. J. und des Ratskämmerers Joachim Döring
Korrespondenz
♀ ♄ den 24. Junijdes Juni. Sankt Johannis.
Den Jungen
Erlach zu gaste.
Wegen capitän Bellegeois, händel gehabtt. ConversatioGespräch
mitt Schwartzenberger
Vndt Paul Ludwig[.]
Meine sachen angefangen zu ordiniren.
DeliberatioBeratung: vndt in diversumin verschiedene Richtungen agitirt worden,
ob ich nach hamburg oder Regenspurg zu verraysen.
Bürgemeister[!] Orlaub, vndt der kämmerer Döhring
haben mir dieser Stadt Bernburg große noht vndt
drangsahlen wehemühtig geklagt. Gott helfe ihnen.
Schreiben nach Cöhten, vndt Plözka.
Bernburg
Zepzig
Bernburg
Beratungen und Gespräche mit Schwartzenberger
Besichtigung der Rüstkammer und anderer verwüsteter Schlossräume
Hofmarschall Erlach, Schwartzenberger und der Stadtvogt Johann Fuhrmeister als Essensgäste
Gestriger Besuch des Lustgartens
Administratives
Ausfahrt nach Zepzig
Kriegsfolgen
♄ den 25. Junijdes Juni.
Co'l negromonte diversj discorsj importantj, e
varje deliberazionj.Mit dem Schwartzenberger verschiedene wichtige Gespräche und unterschiedliche Beratungen.
Nach dem ich die verwüstete Rüstkammer besehen,
vndt andere gemächer, wie man alhier zu Bernburg
alß wie in der zerstörung zu Jerusalem gehausett,
b habe ich den Marschalck Erlach, Schwarzenberger
vndt den Stadtvogtt zu gaste gehabtt.
Gestern war jch auch im lustgarten.
Dem Stadtvogt, die hülfe zur verfertigung
des Sahlbuchs alhier recommendirt, wie
auch wegen des Diaconats in der Stadt, vndt
tergiversation des rahts vndt der bürgerschaft,
ihm die meynung zimlich deützsch gesagt.
etcetera
Nachmittags, hinauß nach Zeptzig auf das forwerck
wie auch auf die äcker, alda ich eine große ver
wüstung, vndt schlechte bestellung gesehen.
Deus abstulit; quj dedit benedictionem.Gott hat genommen, der den Segen gegeben hat.
Zeitung daß man am donnerstage eine convoy wagen,
dabey 30 Mußcketirer gewesen, von 40 pferden
bey Wolfen chargirt worden, vndt 6 Reütter davon ge
blieben, die Soldaten sollen sehr grimmig, vndt
gierig, selber auf einander sein.
heütte haben meine leütte ein großes vnglück
gehabtt, in dem sie von den bürgerpferden zwelf
pferde mitt wagen naher höchstedt geschicktt,
Mühlsteine abzuholen, dieselbigen ob sie schon
6 Brinckische Mußcketirer, zur convoy
mittgehabtt, vndt 4 wagenknechte, seindt
sie doch von der convoy schändtlich verlaßen,
vndt ihnen die pferde zu höchstem schaden, auß
gespannet worden. Wirdt ihnen zu bevor
stehender erndte großen vngelegenheitt vervrsachen,
denn ohne daß, fast keine pferde mehr in der Stadt,
vndt vorm berge vorhanden. Weiß auch nicht, wie
ich mein getreydig soll einführen laßen.
Bernburg
Kirchgang
Korrespondenz
Brincken, Börstel sowie Burkhard und August Ernst von Erlach als Mittagsgäste
☉ den 26. Junijdes Juni.
Jn die kirche vormittags.
Briefe von Wörlujz vndt von Madame[.]
Oberster Brinck ist zu Mittage mein gast
gewesen, mitt præsidenten[,] Marschalck vndt
deßen Sohn. Libertà in varij discorsj.Freiheit in verschiedenen Gesprächen.
Bernburg
Reisevorbereitungen
Administratives
Behandlung und Beratung durch den Leibarzt Dr. Johann Brandt und den alten Barbiermeister Friedrich Neuser
Abfertigung zahlreicher Bediensteter
Korrespondenz
Abschied von Börstel, dem Hofmarschall Erlach und Ludwig
Kriegsfolgen
Hoffnung auf göttlichen Beistand
☽ den 27. Junijdes Juni.
Præparatoria ad jterVorbereitungen zur Reise, mitt Schwartzenberger vndt andern.
Befehliche, vndt Ordinantzen, hinc indevon beiden Seiten ertheilt.
Den MedicumArzt Doctor Brandt, laßen hehrkommen, wie
auch den allten Meister Friederich Balbirer, meinen
schaden, so mir defluxionesFlüsse [Katarrh] causirt, zu besehen, vndt
sonsten zu rahten. Jch habe auch den MedicumArzt absonderlich
consulirt, wegen preservatifen vorn calculumStein,
vndt Scarabutum. Pro calculoSkorbut. Für den Stein, vermeinet er,
vngesaltzene butter, einen welschen nuß groß,
des Morgends in einer brüh eingegeßen. Oder 7
bittere Mandeln, des Morgends nüchtern gegeßen,
oder pfirschkern, Oder aber 9 oder 7 wacholderbeeren,
weil die medicjÄrzte, vom numero septenarioaus sieben bestehender Zahl viel halten.
Vorn Sccharbock aber, wehre endtweder conserva cochlnea
riædie Löffelkrautkonserve [frisches Löffelkraut mit Zucker zu einem Brei gestoßen] einer welschen nuß groß, des Morgends gegeßen, sehr
gut, oder noch viel beßer, die essentia cochleariæLöffelkrautessenz [mit Zucker vermischter gereinigter Löffelkrautsaft], davon
5[,] 6 biß 7 oder gar 9 tropfen, in warmer brüh manemorgens eingenommen.
J'ay expediè, & contentè Röder, comme aussy le page
Brandt, et fait donner satisfaction a la pluspart
des serviteurs, quj viennent avec moy. Dieu me vueil
le donner heureux succéz, a tous mes desseings, & entreprinses.Ich habe Röder abgefertigt und zufrieden gestellt wie auch den Pagen Brandt und die meisten der Bediensteten zufrieden stellen lassen, die mit mir kommen. Gott wolle mir zu allen meinen Plänen und Unternehmungen glücklichen Erfolg geben.
Escrit a Madame, ma chere compaigne, & ailleurs.An Madame, meine liebe Ehefrau, und anderswohin geschrieben.
Mitt dem præsidenten raht gehalten, ihm nachmittags a DieuLebewohl
gesagt, vndt auch den Marschalck von mir abschiedt
nehmen laßen. JtemEbenso: Paul Ludwjgen.
Es soll heütte ein gewaltiges reytten im felde
gewesen sein. Gott helfe vns, wie bißhero,
mitt glück, vndt contentoZufriedenheit, aller ortten hjndurch.
Mes desseings sont sujets a beaucoup d'hazard.
Si Dieu ne m'assiste par une fortune extraordinajre,
je suis perdu. J'espere desormais, qu'il m'exaucera.Meine Pläne sind viel Gefahr unterworfen. Wenn Gott mir nicht durch ein außergewöhnliches Glück beisteht, bin ich verloren. Ich hoffe von nun an, dass er mich erhören wird.
Bernburg
Halle (Saale)
Reise nach Halle (Saale)
Gespräch mit Brincken
Melchior Siber als Mittags- und Abendgast
Besichtigung des Gartens von Stadtkämmerer Volkhard Grebe
Kriegsnachrichten
Abfertigung des Kammerjunkers Ernst Dietrich von Röder und des Pagen Brandt
Korrespondenz
♂ den 28. Junijdes Juni.
|
m. |
Jn Gottes nahmen, mitt guter intention; (welche Gott
gesegenen wolle) fortt, nacher halle von Bernburg
Der Oberste Brinck sprach mich noch diesen Morgen
an, vndt gab mir seinen Fendrich zu, mitt funfze
hen convoyern, welche von halle wieder zurückDie Silben "zu" und "rück" sind im Original voneinander getrennt geschrieben. giengen. |
5 |
Melcher Syber ist zu Mittage mein gast gewesen.
Weil ich zu halle remorasVerzögerungen gefunden, weitter fortzu
kommen, habe ich mich alda aufhalten müßen. habe
auch einen hüpschen garten alda, Valtinollkaht Grebens
Stadtkämmerers alda besehen.
Man hatt zeittung, daß der Banner vom hatzfeldt
geschlagen seye, si credere fas estwenn man das glauben darf.
heütte früh habe ich Rödern vndt Brandten,
gäntzlich expedirt, noch zu Bernburgk.
Von halle auß an Schwarzenberger geschrieben, wegen
Wesembecks, vndt Nawmburger marcktsPeter-Pauls-Messe., auch
wegen des Schafmejsters, vndt restitution meiner
abgenommenen Schafe.
Melchior Syber aufn abendt wieder gehabtt, vndt
allerley angeordnet.
Halle (Saale)
Naumburg
Weiterfahrt nach Naumburg
Ehemaliger magdeburgischer und halberstädtischer Kammerpräsident Franz von Trotha als Mitreisender
Besuch durch einen Aufwärter der Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt
Ressourcen benachbarter Territorien
Gespräch mit dem Leipziger Handelsmann Johann Joachim Göring
Beginn der Naumburger Peter-Pauls-Messe
☿ den 29sten: Junijdes Juni.
|
m: |
Von halle mitt 11 convoyern zu Fuß, auff
die Nawmburgk zu |
5 |
Frantz von Trota, gewesener Cammer
president, ist mittgeraysett, ein feiner
wolqualifizirter Mann, von gutem dißcurß.
Man hat den weg, (bey Mörßburg vorüber)
sehr vnsicher gemachtt, wir seindt aber wol
durchkommen, Gott lob.
Der FrawMuhme von Krannichfeldt,
ihr aufwärter, hat sich auch bey mir præsentirt,
ob ich wegen des Grafen von Buchhanß, oder sonsten,
etwaß zu commendiren haben möchte.
Nota BeneBeachte wohl[:] Jm AErzStift Magdeburg hats 18 Aempter,
vndt der erzbischof etwan, 120 milletausend Thlr: aufs aller
meiste einzukommen, 26 Städte, (darundter die
zween vorstädte zu Magdeburg nemlich die Neẅstatt
vndt Sudenburg mitt eingerechnet) vndt 690
dörfer, bey 700 vndt von zween inn 300 dienstpferde.
On estime qu'au pays de l'Electeur de Brandenburg
il y a, 5000 chevaux feudatairesMan schätzt, dass es im Land des Kurfürsten von Brandenburg 5000 Ritterpferde gibt, dienst
pferde, y comprenant la Prüsse aussy, & tout
ce quj luy appartient. En l'Electorat
de Saxen, il y a 1700 chevaux de service,
feodalwobei man darin auch Preußen und alles, was ihm gehört, einschließt. Im Kurfürstentum Sachsen gibt es 1700 Dienst- [oder] Lehenspferde, Ritterpferde, oder lehenpferde. pergeusw. oder dienstpferde
L'Eveschè de Merseburg, rente de 40 ou 50 mille
florins, & l'Eveschè de Halberstadt de mesmes.
En celuy d'Halberstadt il y a trois villes, et
82 villages, & 12 gentilshommes.Das Bistum Merseburg hat Einkünfte von 40 oder 50 tausend Gulden und das Bistum Halberstadt ebenso. In demjenigen von Halberstadt gibt es drei Städte und 82 Dörfer und 12 Edelmänner [d. h. Rittergutsbesitzer].
L'Electeur de Saxe, a de revenu plus d'un
million, & le Duc de Brunswyck autant. Ce
sont de grands Princes; quj ont assèz, pour se pouvoir contenter.Der Kurfürst von Sachsen hat an Einkommen mehr als eine Million und der Herzog von Braunschweig ebenso viel. Das sind die großen Fürsten, die genug haben, um sich zufriedenstellen zu können.
Ô Dieu, donne moy, les mesmes moyens; pour me contenter.Oh Gott gebe mir die gleichen Mittel, um mich zufriedenzustellen.
Johann Joachim Gehring zugesprochen so alhier ist.
heütte gehet der Nawmburger MarcktPeter-Pauls-Messe. an, gestern ist
er eingeleüttet worden. Auf den Sonnabendt gehet die
zahlwoche an, vndt endet sich dienstag abends.
Naumburg
Besuch durch den Hamburger Kaufmann Hein Sillem
Ankunft des früheren Pagen Karl Heinrich von Nostitz
Korrespondenz
Gespräch mit dem Präzeptor des Paris von dem Werder
Mitteilung des sächsisch-weimarischen Stallmeisters Friedrich Albrecht von Rumrodt
Kriegsnachrichten und andere Neuigkeiten
♃ den 30. Junijdes Juni.
Heyne Silm ist zu mir kommen.
Carll henrich von Nostitz, welcher pagen weyse
von mir verlegt worden in Franckreich,
vndt daß gewehr zu Oreange in der garnison
getragen, auch reytten, fechten, Tantzen vndt
die Frantzösische sprache gelernett, auch in die
zwey iahr also von mir verlegt worden, der
hatt sich heütte Morgen bey mir præsentirt,
nach dem er mitt zween iungen herren von
Dona, von Orange auf Paris, vndt von dannen
nach Calais, zur See auf Amsterdam, vndt
ferrner nach Hamburg, von dannen aber
mitt den kaufleütten, (nicht ohne vndterschied
liche angriffe vndt gefahr) hieher gerayset,
vndt sich eben mitt fuhren, auf Bernburgk,
vnwißendt meiner ankunft, verdingen wollen,
da er ohngefehr, meinen leütten, auf der
gaße begegnett. Er har mir auch schreiben
vom herren von Dohna; gouverneur zu Orange,
mittgebrachtt. Gott lob vndt danck, der
ihm also durchgeholfen, der helfe ferrner, mir, vndt
allen den meynigen, mitt glück hjndurch. Amen.
Escrit a Madame a DessaAn Madame in Dessau geschrieben, Itemebenso: a ma femmean meine Frau. JtemEbenso:
au Guerissantan den Heilenden.
Schoor des Obersten Werder sohn præcep
torLehrer hat mich angesprochen.
Ruhmroht hertzogk Wilhelms Stallmeister,
hat mich angesprochenansprechen lassen, weil er ohne daß, alhier ist.
Zeitung daß die ChurSächsische oder Kayserliche Reütterey,
die Schwedischen zu Tangermünde vberfallen, ihnen
drey Regiment ruinirt, vndt also einen
glücklichen succeß gehabtt. Sie hetten aber
mitt dem Frawenzimmer, vndt andern Jnnwoh
nern in Tangermünde, sehr vbel vndt Barbarisch gehausett.
Jst also nichts daran, wie man heütte spargiren
wollen, daß der Churfürst wehre vor Magdeburg
aufzubrechen, von den Schwedischen gezwungen worden,
vndt hette eine Schlachtt, verlohren. Es sollen
auch gar gewiß, etzliche Schwedische hohe Offizirer
zu Tangermünde, sein gefangen worden.
Capitän Müller soll auch zu Leiptzigk vom Obrist leutnant
Trandorf, gar wol gehalten werden, mitt
ihme eßen, vndt frey ledig gehen, vndt nicht
zu Dresen[!] steine schneiden dörfen, wie man
erstlich außgesprengett. Das jst sein danck,
das er mein hauß Bernburg also gedefendiret,
wieder meinen willen.