[94ra]
1 aDyesen sermon sprach bruͦder
Johan Thauler.
a
1 Die sele weiz wol, daz
got ist
f, van naturlichem
lichte.
2 Mer wie
g he si
obe wa he si, daz iz
zuͦmale ir unbekant
und verborgen und in-
weiz danabe zuͦmale
niet
h.
3 Nuͦ steit uf
eyne minekliche beger-
unge und suchet und
vraget vlizlichen und
wiste gerne umbe
iren got, der alsus
ir bedecket und verbor-
gen ist.
4 In diseme vliz-
lichem suchen so geit
yr uf eyn stere, daz
iz eyn schin und eyn gl-
antz gotlicher genaden,
eyn gotlich licht.
5 Want
diser, sprichet daz
liͤcht, he iz iͤtzuͦ gebo-
ren und wiset die sele
uf die geburt, da
i die
[94va]
ist.
6 Want
jdar inkunde
j
si
k keyn
l naturlich
licht niet uf
m gewisen.
7 Wa
nist he
n?
8 Etzliche
olude wollent bit ir-
me naturlichen lichte
herna tasten
o, na diser
geburt.
9 Und alle die
muzen verbliben und
p
verderben und
q inwirt
niet daruz
r.
10 Dise ge-
burt inmach niet
vunden werden.
11 Dan
daz selve liͤcht, daz die
geburt gesait hait,
daz muͦz ouch die ge-
burt bewisen
s, welch
si si und wa si geschiͤ
t.
12 Nuͦ dise dorechtige
lude inkunnent noch
inwillent niet also
lange erbeiden, daz in
dit
u licht geluchte,
da si inne vunden
wirt.
13 Ane si brechen-
t sich heruz und
willent bit irme
naturlichen lichte
dit
v vinden.
14 Und des
inmach niet sin:
15 Si
muͦzen der zit erbei-
den, die iniz noch niet.
16 Dise begerunge wir-
ket sich und wirt
alse groz in etlichen,
daz si geit durch vleiz
und durch
w blut und
x
durch daz mark
yin
deme
y gebeine.
17 Wan
daz die nature gelei-
sten mak, daz muͦz dit
kosten, sal diser beger-
ungen gnuͦch geschiͤn
und sal dise geburt
in der warheit vunden
werden.
18 Alle natur-
lich liͤcht inwiset
si dich niet.
1 Der schin der
sunnen, der ist gar
eynveldich an yme
selver, aber der selbe
schin wirt ungelich
intphangen in deme gla-
se:
2 Daz eyne glaiz, daz
ist swartz und
ah daz
ander geyl und
ai daz
dritte wiz.
3 Bi deme
[b]swartzen glase mag
man nemen die sin-
licheit und
aj bi deme
geilen die vernunft
und bi deme wizen
den luteren blozen
geist.
4 Daz nuͦ die sin-
licheit
aksich inzúge
ak
in die vernunft und
die vernunft in den
geist, so wurde daz
swartze glaiz
al geil
und daz geile wiz und
wurde eyne luter
eynveldeckeit, da diz
liͤcht alleine inluchtet
und anders nyͤrgen,
und wirt dit licht
rechte intphangen
in der warheit.
5 Und
da vallent alle bilde
und forme und ge-
lichnisse abe und
wisit alleine
die geburt in
der warheit.
6 Der
[95va]
himel ist nuͦ in sinre
naturlicher dunkerc-
heit.
7 Wirt he nuͦ ge-
wandelt in eyne lu-
ter clare sunne alt-
zuͦmale, so inmochte
nyman des anderen
bilde gesehen vur
der clarheit.
8 So
am wanne
dit clare licht lucht-
it in der selen
an, so int-
wichent alle bilde und
formen.
9 Und wa dit
ao
licht sal erschinen,
da muͦz daz natur-
liche licht undergan
und verleschen
ap.
10 Wan
der sterre, der dise
kuͦnige dise geburt
wiste, daz inwaz nit
eyn naturlich sterre
alse
aq ander sterren.
11 He instunt ouch
niet an deme
himel natur-
lichen alse die anderen.
12 Die sinne nement
die bilde van
ar natur-
lichen dingen und doch
vil edelre in den sinnen,
wan die dink van in
selver sin.
13 Daz swart-
ze glaiz meinet die
sinne.
14 Die vernunft
kuͦmet da inboben
as
und intkleit die sin-
liche bilde van irre
sinlicheit und machet
si vernunftich.
15 Da
wirt iz gel
at.
16 Alse die
vernunft iriz selbes
intweset
au und si
av iriz
selves verleunint und
wandelt sich in den
luteren blozen geist,
da wirt iz wiz.
17 Da
luchtit dirre sterre
alleine, und heruf
geit alre menschen
leben zuͦmale bloz-
lichen.
18 Und dise
aw dru ant-
werten
ax den drin
[96ra]
offeren, die die kun-
ige offerten alhie.
1 Dise mirre
wirt anegetastet
gl
zweirleie wiz: mit
den sinnen und
gm bit der
vernunft.
2 Die uzer
[99ra]
mirre wirt anege-
tastet bit den sinnen,
also daz sullich lude wi-
llent alse wise sin und
wenent iz bit ire wisc-
heit alliz
gn bewaren und
gebent
godiseme uzwendigen
zuͦvallend
go glucke und
gp
unglucke und meinent
alliz
gq, si sulden die liden
wol
gr bewart han.
3 Were
iz alsus und also kumen
gs,
so were iz wol kumen
und
gt were
gu bewart.
4 Si
willent gode zuͦ wise
sin und in leren und
gv meist-
erin und inkunnent niet
die dink van yme ge-
nemen.
5 Die hant groz
liden und wirt in die
gw
mirre sere bitter.
1 Die
anderen
gx tastent die ine-
wendige mirre ane
bit ire naturlicher be-
hendecheit und brechent
sich uz diseme gedren-
ge, daz
gyin yn ist
gy, bit
[b]
vernunftigen
gz bilden
haund werken
ha.
2 Und gient
hb
dicke eynveldge lude
vil
hc snelicher zuͦ wan
die bit den vernunftigen
grozen dingen umbe-
gient
hd.
3 Wan die eyn-
veldigen volgent gode
eynveldiclichen, si in-
wizzent niet anders.
4 Sunder, intruwen
he, vol-
genden
hf die vernunft-
igen und liezen sich
hg, si que-
men vil edelicher
hh und
wuneklicher in.
5 Wan
ire vernunft dinet
in zuͦ allen dingen mine-
cliche.
6 Och
hi, der
hj sich
ocker lieze
hk diseme, so
inwere keyn bludes-
troppechen
hl zuͦ
hm kleine,
iz indinte
hn sunderlichen
herzuͦ.
1 Hinuz
ho weset
dan
hp eyn
hq edil
hr roche-
lin
hs und
ht eyn swigelin,
hudaz edil wirouchkorn-
ichen
hu.
2 Daz wirouch
[99va]
hat eynen
hv guden rouch.
3 So wanne daz vuͦr daz
kornchen begrift, so
lachet iz und sucke
thw
ocker
hx den roch in deme
korne.
4 Iz loset den ge-
vangen, der in deme kor-
n
hy lach, daz der ufgei-
t, und wirt eyn guͦt
roch daruz.
5 Dit
hz vuͦr
iniz anders niet wan
birnende minne zuͦ gode.
6 Der
ia in deme gebede
ib
daz ist der wirouch
ic uz-
leizit, den rechten guden
roch der heiliger an-
dacht.
7 Wan alse geschr-
iben steit:
8 "Gebet iniz
niet
id dan eyn ufgank
des gemuͦdes in got."
9 Rechte alse daz stro
iz umbe des
ie kornes
willen und niet
if me
indouch
ig,
ihdu inwillis
ih
dan eyn bette daruz
machen, da du uf
restes, oder eyn mist,
also inist alle
ii uzwen-
dich gebet niet me
nutze dan alse verre
ij
iz den menschen zuͦ
dirre edelre anda[cht]
ik reizit
und dan
il uzbrichet der
edil roch.
10 Wan der dan
uzkuͦmet, so la daz
gebet des mundes
kunlichen varen.
11 Hie
scheiden
im ich die uz,
die van gebode
in der
heiliger kirchen zuͦ
gebede verbunden
sint.
1 Intruwen,
aber die erste lude,
da rizzit sich der himel
altzemale und diͤnt
sich zuͦmale intgen
die minekliche lude
uf und da uber die
lude so wirt die
vederliche stimme
[100va]
gehorit:
2 "Dit ist
min geminter sun,
in deme ich mir wol
behagen."
1
3 Und der heilige
geist wirt uf in ge-
siehen in der warheit
in gelichnisse der duben.
2
4 Dan wirt vollenbracht
daz dritte zeichen
daz alse hude geschak:
5 Daz wazzer wirt zuͦ
wine gemachet
3 und
die kreaturen - durst
ich sprechen - zuͦ gode,
si werdent zuͦmale
gotlich.
6 Und da in-
blibit noch inist da
niet dan eyne bloze
sele und eyn bloze luter
got.