[35v]
1 Die
a ewige worheit
bunsers herren
b cJhesu Cristic het gesproc-
hen:
2 "Min joch, daz ist senfte
d und min búr-
de, die
e ist
f liht."
3 Dis
g wider sprechent alle na-
túrliche menschen also verre, also
h sú
i nature treit,
[36r]
und
j sprechent, daz gottes
k joch bitter si und
sin búrde swer.
4 Und muͦs doch wor sin, wan-
ne die ewige worheit
l het es gesprochen.
5 Ein joch heisset ein ding, daz men
m swerlic-
he noch
nsloͧffet eder zúhet
n, und ein búrde
heisset
oein ding
o, daz sere trucket eder
p swe-
re vellet
q.
6 Bi deme joche nimet men den inde-
wendigen menschen und bi der búrden
rnimet man
r
den ussern menschen, den alten, den ersten
s menschen.
7 Der
indewendige
t edele mensche, der ist us dem edelen
u
grunde der
v gotheit her us kummen und ist ge-
bildet noch dem edelen lutern gotte und ist
do wider in geladen und
w xwider in
x geruͤffet
und wurt wider gezogen, daz er alles des guͦ-
tes teilheftig mag werden.
8 Des der edel wún-
nenkliche grunt
y hat von naturen, daz mag
sú erkriegen von genoden.
9 Wie got in dem inde-
wendigen grunde den
z selen gegrúndet het
und verborgen und bedecket lit, der daz vinden
und bekennen moͤhte und beschowen, der wer
one allen zwifel selig.
10 Und wie der mensche sin ge-
siht het us gekeret und irre get, doch so
aa
[36v]
het er ein ewig locken und ein neigen her
zuͦ und enkan kein raste niergent han
ab, waz
ac
er dis umbe get.
11 Wande alle ander
ad ding
enmúgent ime nút genuͦg gesin
aein ussen
diseme
ae, wan dis treit
af und zúhet in alles
agins allerinnerste
ag sunder sin wissen.
12 Wan dis
ist sin ende.
13 Als alle ding rastent an irre
ah
stat als der stein uffe der erden und daz
fúr in deme luft, also tuͦt
ai die sele in gotte.
14 Wenne
aj ist nuͦ dis joch suͤsse, dis ziehen
ak,
dis
al tragen
am?
15 Niemanne denne de
nan menschen, die
aosich hant gekert, ir antlitz, ir gemuͤte
ao
inwert
ap und
aq von allen creaturen.
16 Die
sele ist rehte ein mittel zwischent zit und
ewikeit.
17 Kert sú sich
ar zuͦ der zit, so vergisset
sú der ewikeit und werdent ir die ding ver-
re.
18 Und denne abe sint
as sú
at kleine, also alles
au,
daz man verre siht, daz schinet kleine und
daz
av nohe ist, daz schinet gros, wenne es
aw
het
ax wenig mittels.
19 Also die sunne: wie
ay sú
sehtzig werbe merre si
az wan alles
ba ertriche,
der ein beckin mit wasser neme ze sum-
[37r]
mer, so
bb sú
bc hohe an dem himel stat, und leite
dar in einen kleinen
bd spiegel, dar inne erschi-
ne
be die grosse
bf sunne alzemole
bg und schine
kume als ein kleine bodem.
20 Und wie kleine
oͧch daz mittel si, daz der zwúschent dem klei-
nen spiegel und der grossen sunnen keme, daz
neme deme spiegele daz bilde der grossen sun-
nen zemole.
21 Also rehte
bh ist es
bi umbe
bj den menschen,
der daz
bk mittel
blgeleit het
bl, es si, waz daz
bm si
booder
wie kleine daz
bn si
bo, daz er in disen grunt nút
enkan gesehen.
22 One allen zwifel: daz selbe
mittel benimet ime, daz sich daz grosse guͦt,
bpdaz got ist
bp, in deme spiegel
bqsinre selen
bq nút
erbilden mag.
23 Las
br, wie edel und wie luter die
bilde sint, alle machent sú mittel des unverbil-
deten
bs bildes, daz got ist.
1 Welicher
bt sich
bu in
bv der
bw sun-
ne erspiegeln sol, die muͦs blos sin und ge-
friet von allen bilden.
2 Wanne wo einige bil-
de sich in deme
bx spiegel wiset
by, da wirt sú dis
bz
bildes
ca vermittelt.
3 Alle, die
cb diser blosheit nút
war ennement
cc, daz sich diser
cd verborgen
grunt
ce nút enmag endecken
cf noch erbilden,
[37v]die
cg sint alle
ch kúchindirnen und de
nci ist dis
cj
joch bitter
ck.
4 Und wer nie der in gesach noch
dis grundes nie gesmahte
cl, daz ist ein offen
zeichen, sprach
cm Origines, daz er ewiklichen
des niemer ensúlle gesmacken noch enbis-
sen
cn.
1 Welich mensche
codaz doch
co nút zuͦ deme minne-
sten einest an
cp dem tage nút
cq in enkert in
den grunt, doch noch sime vermúgende, der en-
lebet nút als ein reht cristenmensche.
2 Aber die
cr
diseme
cs rument und sich ime muͤssigent
und
ct bilde abe legent, daz sich die sunne der
in mag ergiessen, den ist dis
cu joch gotz úber
honig und úber allen den smak
cv suͤsse, und
cw
unsmeclich und bitter alles, daz dis
cx nút
enist.
3 Ya, alle
cy, die dis ie
cz gesmahtent, den
ist alle dise welt eine bitter galle.
4 Wande
wo dis
da gesmacket ist,
dbdiser edel grunt
db, da
trucket
dc er und zúhet so sere, es zúhet daz
marg us den beinen und daz bluͦt us den
adern.
5 Und wo sich dis bilde in der worheit
hat erbildet, do verloͤschent alle bilde in
schedelicher
dd wisen.
1 deWan abe
de húndernt dich die
[38r]
ding, sú
df sint, waz kúnne sú sint?
2 Daz ist, das
du mit
dgden dingen
dg bist verbildet mit eigin-
schaft.
3 Werstu
dh des bildes und der eiginschaft
lidig, hettestu danne ein kúngriche, es en-
schatte dir nút.
4 Wis one eiginschaft und bilde-
los und hab, wes du bedarft, in
di allen dingen.
1 Man vindet von eime heiligen vatter, der waz
also bildelos, daz ime keine bilde enbleip.
2 Do
kloppfete einer fúr
dj siner túren und hiesch
ime
dk ettewas.
3 Er seite
dl, er solte
dm es ime holn.
4 Do
er hin in kam, do was es ime zemole verges-
sen.
5 Ginre
dn kloppfete aber.
6 Er sprach:
7 "Waz wiltu?"
8 Diser
do hiesch aber.
9 Er meinte aber, er solte
dp
es ime holn und vergas es
dq aber.
10 Zuͦ dem dirten
mole ginre
dr klopfete aber.
11 Do sprach diser:
12 "Kume und nim selber.
13 Ich enkan des bildes
als lange in mir nút enthalten.
14 Also blos ist
min gemuͤte aller bilde."
1 In dise
ds bildelosen lúte
dt
do schinet die goͤtliche sunne in und werdent
du
so edellich
dv erzogen usser
dw in selber und usser
allen dingen und hant
dx iren willen gegeben
dy
gevangen und sich selber und alle ding deme
[38v]goͤttelichen willen.
2 Der in sint sú verstricket
dz.
3 Die werdent so
ea wúnnenkliche gezogen in
ebdaz
joch gottes
eb,
ecdaz sú
ec vergessent der
ed dinge.
4 Des schinent sú in
ee kleine.
5 Und ewige ding,
die
ef sint in nohe
eg, die sint in
eh indewendig,
eidie schinent
ei in gros von
ejirre nehe
ej wegen,
die sint in unmittelicher
ek.
6 Do abe volgent
el sú
in suͤssekliche
em.
1 Nu nemen wir
en das ander wort:
2 "Min búrde ist liht."
3 Do mitte niment man
den ussern menschen, do
eo manigvaltig liden uf
vellet.
4 Oͧch
ep, minnenklicher got, wie
eq sint nu
die selige
er lúte, den die búrde gottes lihte ist?
5 Wand nieman enwil
es liden und muͦs doch ie-
mer ein liden und ein lossen sin, ker es, wer
du wilt.
6 Cristus muͤste liden und kumen
also in sin ere.
1 Waz soltu nu liden?
2 Du solt li-
den die urteil und
et verhencnisse gottes, wo und
wie die uf dich vallent, es si von gotte oder
eu
von den lúten.
3 Dir sterbent dine
ev frúnt oder
verlúrest
ew des guͦtes oder
ex der eren, des trostes
indewendig oder ussewendig, gottes oder
der creaturen, die búrde soltu lihteklichen
[39r]tragen und dine
ey eiginen gebresten, die dir
leit sint und
ez nút úberwinden maht noch en-
kanst.
4 So leg dich under die búrde zuͦ lidende
in
fa deme
fb goͤttelichen willen
fc und gib
fd es
fe gotte.
1 Daz
pfert, daz
ff machet den mist in deme stalle.
2 Und wie der mist einen unflot und
fg einen stank
an ime selber het, daz selbe pfert zúhet
den selben mist mit
fhgrossen erbeiten
fh uf daz
velt.
3 Und wehset dan
fi us edel schoͤne weisse
und
fj edel suͤsse
fk win
fl, der niemer also engewuͤsse,
und
fm were der mist nút do.
1 Also din mist, daz
sint dine eigenen gebresten, den du
fn nút getuͦn
enkanst
fo und
fp nút
fq abe gelegen noch úberwin-
den enkanst, die trag
fr mit erbeiten
fs und
ft mit flis-
se uf den acker des minnenclichen willen got-
tes in rehter gelossenheit din selbes
fu.
2 Spreite
dinen mist dar
fv uf daz edel velt!
3 Ane allen
zwifel do wehset in einre demuͤtiger gelossen-
heit
fw edele wunnenkliche fruht us.
1 Wer sich
druckete under dise und under alle die
fx ur-
teil und
fy verhengnisse gottes mit demuͤtiger
gelossenheit und litte
fz sich in gottes willen
[39v]
in habende und
ga in darbende mit eime bi
blibendem erneste in
gb demuͤtiger hoffenun-
ge und alle ding von gotte nemen
gc und sú
ime wider uf tragen
gd in rehter abegeschei-
denheit und mit eime inneblibende bi ime
selber und
ge sich
gfin senken
gf in den ewigen wil-
len gottes in eime
gg verloͤukenne sin selbes
und
gh aller creaturen, so
gi wer dis dete und
in diseme stuͤnde, dem
gj wer
gk die búrde got-
tes lihte in der worheit, jo, also lihte, daz
uf den
gl menschen alle die búrden wúrdent geleit,
die alle die welt
gmzuͦ mole
gm treit, die wúrde
gn
ime also liht,
godaz es
go ime rehte were, es
were
gpime also
gp ein
gq luter niht.
2 Ja, es were
ime eine wunne, eine genuͤgede, eine froͤu-
de
gr, ein himelrich.
3 Wande got
gs truͤge die búr-
de und der mensche wer
gt zuͦ mole lidig und
gu were
gv al-
so
gw us gegangen und got
gx ginge zuͦ mole in
aller wisen in in alles des menschen tuͦn und lossen.
1 Daz alsus
gyder edele got
gy an uns wirken
gz wer-
de, daz uns sin joch
ha suͤsse werde und sine búr-
de lihte, daz helfe uns got.
2 Amen
hb.