Predigt Nr. 12 – Vetter 8 – F 58v-66v (vereinheitlicht); Str1 18-25; Str2 53-63
Überschrift
[
58v]
1 "Erat festus iudeorum
a.
A"
Abschnitt 1
1 In diseme
ewangelio
b Johannes lesen wir, daz ein fest
waz der iuden und
Jhesus ginc uf zuͦ
Jheru-
salem.
2 Do waz ein ti
ch
c,
dder hatte
d fúnf porten.
3 Do lag eine grosse menie der siechen; die bei-
tetent, bitz daz der engel unsers herren
nider ging in den tich und bewegede in
daz wasser in dem tiche.
4 Und welich men-
[
59r]
sche zuͦ dem ersten kam noch der
e bewe-
gunge des wassers, der wart zuͦ male ge-
sunt, von
f welicher kúnne siechetagen daz
g
er
hgehalten waz
h.
5 Do waz ein mensche, der waz ehti-
wi und drissig jar siech gewesen.
6 Do
den unser herre
Jhesus gesach und bekan-
te, daz er also lange do gelegen hatte, do
sprach er:
7 "Wiltu gesunt werden?"
8 Der sieche
antwúrte:
9 "Ich enhan nieman, der mich
in daz wasser losse, also
idaz wasser
i be-
weget ist.
10 Und wenne ich dar kumme, so
ist ein ande
rej vor mir do gewesen."
11 Und
k un-
ser herre sprach:
12 "Stant uf, heb uf din bet-
te und gang!"
13 Alzehant wart der sieche
gesunt und huͦb u
fl sin bette und ging.
14 Nach langer reden, die hie nach get
m, und
so stet der mensche
n und enwiste
o nút, daz es
Jhesus
waz.
15 Mer dar nach do vant in unser her-
re und sprach:
16 "Du bist nu gesunt worden.
17 Ensúnde nút me, daz dir út argers ge-
schehe!"
Abschnitt 2
1 Diser tich oder dis wasser, daz ist
die minnenkliche persone unsers herren
Jhesu
[59v]
Cristi.
2 Und daz wasser, daz alsus beweget
wart, daz in diseme tiche oder in diseme
wihere
p, daz ist daz hoch gelobete bluͦt dez
minnenklichen gottessuͤnes, der got und
mensche ist und uns allen
q in sime túren bluͦte
geweschen hat und von minnen alle die
weschen wil, die zuͦ ime iemer kumment.
Abschnitt 3
1 Die siechen, der ein
r grosse schar waz, die
bi diseme tiche lagent und wartetent
der beruͤrungen des wassers, das ist in ei-
me sinne ze nemende alles
s menschlich kún-
ne, die under deme alten testamenta gevan-
gen lagen in allen irme lebende.
2 Und nah
irme tode do
t muͤsten si in der vorhellen li-
gen und wartetent
u der beruͤrungen, daz dis
túre edele bluͦt beruͤret wúrde, daz in di-
seme minnenklichen
v tiche waz, solten sú gene-
sen, und nút enmoͤhten sú e gesunt werden
noch niemer genesen.
3 Mer oͧch in disen le-
sten tagen, daz da sint die tage dis
w heiles, so
enmag enkein mensche niemer me genesen noch
gesunt werden dan úbermitz daz minneklic-
[
60r]
he wasser dis
x tiches, daz ist daz bluͦt un-
sers herren
Jhesu Cristi.
4 Nu die siechen, die her in
nút enkumment, die muͤssent eweklichen ster-
ben und verderben.
5 Es sint oͧch soliche siechen,
die in disen minnenklichen tiche kumment, nach
deme daz
y dis wasser beruͤret wúrt.
6 Daz ist
ein ussewendig beruͤrunge:
7 Geschihet an in,
daz sú von gotte gemant werdent und geruͤf-
fet werdent úbermitz suͦhte oder betruͤpnisse
oder ander zuͦvelle liebes und leides, so ke-
rent sú sich zuͦ gotte.
8 Oder si werdent beruͤret
mit
z deme gotz worte us der lerer munde
und kumment also zuͦ gotte in dis wasser.
9 Aber
daz tuͦnt si also lewelichen, blintlichen und tre-
gelichen.
10 Und dar umbe, alleine si genesent, si
aa
blibent
ab doch also verre, als es an in ist, nút
als es an gotte ist.
11 So blibent sú als unge-
lutert, daz sú muͤssent in gen in daz vegefúr
und muͤssent da liden hellesche pine
ac, hellesche
ad
fúr und
ae sin da
af ein spot der túfele
ag also lan-
ge, bitz daz sú gelútert werdent.
Abschnitt 4
1 Nu an dise-
me tiche stuͦndent
ah v porten, vor de
nai lagen ei-
[
60v]
ne grosse menie der siechen, daz sú
aj alle war-
tetent der beruͤrunge
ak des wassers.
2 Und welicher
allererst dar in kam, der wart an allen
al zwi-
fel gesunt,
amvon weliche
am siechetagen er hatte.
3 Bi disen múgen wir nemen hochfertige und
zornige und hessige und gritige und unkú-
sche und also von allen den, die in diser wis
siech sint und sich in
Cristus bluͦt weschen mú-
gent, daz si gesunt werdent alzemole, obe si wel-
lent in dis wasser kummen.
Abschnitt 5
1 Die v
an porte dis
tiches mag man nemen in eime sinne die
heiligen fúnf wunden unsers herren, úbermitz
ao
in den daz
ap wir alle gesunt sint worden.
2 Aber
in eime andern sinne so sint dise v porten
v uͤbunge der túgende, mit underscheide genomen:
3 Alleine uns ir aller not si, doch ist solich
aq mensche
an eime teile krancker wan an dem andern
und dan abe bedarf er me flisses, sich mit
underscheid
ear zuͦ uͤbende an einre me dan
an der andern.
Abschnitt 6
1 Die erste porte an disen uͤbun-
gen, das ist ein tieffe underworfene
as demuͤtike-
it, daz der mensche von ime selber ze male nút
[
61r]
enhalte
at und kúnne sich in lidender wisen ge-
drucken under got und alle creaturen und
ein ieklich ding, wa es her kumme, daz er daz
demuͤteklichen von gotte neme und von nie-
man anders und las sich gotte in einre demuͤ-
tiger vorhte
au in wareme versmohene sich selber
in allen dingen, in
av liebe
aw, in leide, in habenne und
in darbende.
Abschnitt 7
1 Die ander porte, daz ist ein flis-
sig bibliben bi deme grunde.
2 Oͧch
ax kinder, wie
not wer dis manigeme
ay guͦten menschen, die in guͦter
einveltikeit ungewarnet us loufent von
irme grunde in guͦt schinender wisen und
az wer-
ken, es si an lerende, an hoͤrende,
baan redenne
ba,
an wirkenne, und loͧffent also us sinnelichen
und lústlichen unde
bb unwislichen
bc, daz in
bd geschi-
het, also sancte
Augustinus sprichet, daz ir vil si,
die also verre louffent, daz sú niemer
be wider in
kumment.
3 Der mensche solte in allen sinen werken und us-
giengen sins grundes ein flissig warnemen
haben und dar in sehen mit alleme erneste.
4 Wan er dar
bf us worhte, so blibe er
bgaller sin-
re werke
bg in wareme friden.
5 Und dan abe
bh hat
[
61v]
er nút friden in sinen werken und in sinen usgen-
gen, wande er us get unvernúnfteklichen na-
ch bewegunge der sinne und der uswendiger
zuͦvelle und nút von eime goͤtlichen triben-
de oder
bi manende.
Abschnitt 8
1 Die dirte porte von disen,
daz ist ein war wesenlicher ruwe der súnden.
2 Weliches
bj ist daz?
3 Daz ist ein ganz war abe-
ker von allen dem, daz nút luter got enist
oder des got nút ein ware sache enis
tbk,
und ein
war ganz zuͦker zuͦ gotte mit allen deme,
daz man ist.
4 Und daz ist alleine der kerne
bl,
daz marg des ruwen und dan mit einre
versaster getruungen versinken in daz minnen-
kliche luter guͦt, daz got ist, und an ime und
in ime iemer me zuͦ blibende und an ze han-
genne mit minnen und mit luterre meinungen
in ͤime
bm vollen
bn bobereiten willen
bo, dem
bp liebesten
willen gottes ze tuͦnde, also verre
bq er mag.
5 Kinder, dis ist wesenlicher ruwe.
6 Und wer di-
sen ruwen hat, deme werdent sunder zwifel
alle sine súnden vergeben.
7 Und
br wer dis
bs
[
62r]
me hat, deme wirt ouch lúterlicher und wer-
licher und
bt me vergeben.
Abschnitt 9
1 Die vierde porte ist
ein willig armuͤte.
2 Kinder, hie
bu ist ze pruͤfene
ein uswendig armuͤte nach dem zuͦvalle
und indewendig
bv armuͤte, daz daz wesen des
gewaren armuͤtes ist.
3 Daz uswendige armuͤ-
te, daz enist aller der
bw lúte ding nút und zuͦ de-
me insint nút alle menschen geruͤffet, daz sú us-
wendig arm sint.
4 Zuͦ deme wesenlichen armuͤ-
te sin wir alle geruͤffet, alle, die gottes frún-
de wellent sin.
5 Daz ist, daz uns
bx got alleine
besitze unsern grunt und daz wir von kei-
nen dingen besessen anders insin und daz
wir alle ding also halten, also si got in uns
wil gehalten haben in armuͤte unsers geistes,
also sant
Paulus sprach: "also die nút enhabent
und alle ding besitzen".
6 Daz ist, daz wir
by en-
kein ding so lieb enhabent, weder
bz guͦt noch
frúnt noch
ca lip noch sele noch lust noch nutz,
wolte got ein anders von uns, wir soltent
ime daz
cb zuͦ liebe und zuͦ lobe gerne in
cc
sinen guͦten willen lassen in aller der wisen,
[
62v]
als er es gelossen wolte haben.
7 Dis sol unser
gantz guͦt wille sin.
8 Aber obe wol die kran-
ke nature her wider si
cd, da ingelit nút an, so der
wille her zuͦ gereit ist.
9 Kinder, dis ist daz ware
wesenliche armuͤte, zuͦ deme alle guͦte menschen in
der warheit gehoͤrent und daz got von in
wil, und so, daz sú habent ein fri, lidig, erha-
ben gemuͤte, daz ungevangen ist von allen
dingen, noch mit lust noch mit liebe, und
stet in der gereitschaft, alle ding ze lasen-
ne, ob es got wolte gelassen haben.
10 Het der
mensche ein kúngerich, daz wer doch ein wesen-
lich arm mensche, und enhúndert in nút der
enphenglicheit gotz, alle die wile das dis
menschen gemuͤte enkein vergenglich ding ze ra-
sten noch ze friden mag gesetzen, wan allei-
ne ist er allewegen die hant sinre begerun-
gen us reckende zuͦ den
ce milten almuͦsen des
lutern guͦtes, daz got selber ist.
11 Daz mag
in alleine begnuͤgen in sime willen und in
sime grunde.
12 Es si in de
ncf nidersten kref-
ten und in der veilicheit, daz lust und unlust
[
63r]
hat in fromen und schaden, daz enist
cg her wider
nút.
13 Da muͦs man sich inne liden und gotte
dar an uf tragen.
Abschnitt 10
1 Die v. porte ist, daz der
mensche gotte steteklichen ein wider in- und uftra-
gen habe alles
ch, daz man von ime enphangen
hat lúterlichen, als wider in den ursprung,
in den grunt
ci, da es us geflossen ist.
2 Ouch
cj
kinder, die in dise
ck porte wol und reht
clgera-
ten weren
cl, wie ein minnenklich ding daz we-
re!
3 Und hie verblibet vil
cm manig grosser menschen,
die sere wol der ane wenent sin:
4 Und also
in got grosse súnderliche goben inschenket
cn,
da si alze male mitte solten geborn werden,
so vallent si der uf mit liebe und mit lust
und spilent si
co da mitte und infliessent
cp zuͦhant
cqda mitte nút
cq wider in den ursprung, sunder
si hebe
nt
cr der
cs ane und ziehent es an sich, als
út
ct des iren si, und tunͦt iren moͤrdigen scha-
den hie ane
cu.
5 Den
cv menschen solte also ernest sin zuͦ
gotte, daz
cwer also mer als
cw enkein gemerke
ensolte haben uf alle die ding, die bede
cx siten
zuͦ
cy slahen an einige usflússe, rehte
cz gelicher
[
63v]
wis der ein ding mit allen sinen knehten
da
sere nauwe múrte durch ein engen spalt
oder ein dúnne gerenze:
6 Alle die wile daz er
mit allen sinen kreften daz gerne ane se-
he, daz er da
db durch sihet, so enhúndert in
daz mittel niht
dcdes gens
dc.
7 Kert er aber
sin gemerke uf daz mittel und sihet daz a-
ne, wie kleine daz ist oder
dd wie túnne daz
mittel ist, so wúrt hie gens gehúndert,
daz er dar durch
de sehen solte.
8 Rehte also
enmag daz mittel nút so kleine gesin, daz
man restet uf den gaben, oder die usflús-
se enmúgen
df so luter noch so edele nút ge-
sin, blibet man der uffe mit lust und
dg ge-
nuͤgede, man enwerde
dh gotz
dida mitte
di gehún-
dert, den man in den gaben nemen solte
und solte sú wider in got tragen und mit
den gaben in sinken in den ursprung mit
aller kraft, da die gabe uf
dj flússet.
Abschnitt 11
1 Nu an
disen porten dis tiches lagen vil siechen und
ein ieklich, der in dis wasser kam nach
der bewegunge des wassers, der wart
[
64r]
zuͦ male gesunt.
2 Waz ist nuͦ dise bewegun-
ge oder
dk beruͦrunge dan daz der heilige geist
kummet von in boven
dl in den menschen und beruͤ-
ret als
dm des menschen
dn indewendikeit und mac-
het ein gros bewegunge da, also daz rechte
des menschen indewendikeit wurt umbe gekert
und in ime zuͦ male verwandelt, daz ime
do die
dp
dinge smackent, die ime e nút
dq smahtent,
und da
dr im
dse des
ds vor gruwelte, daz gelust
in
dt nuͦ, also smacheit, ellende, einoͤte, lidike-
it, indewendikeit, demuͤtikeit, verworfenhe-
it, abegescheidenheit von allen creatu-
ren.
3 Daz
du ist nuͦ sin alrehoͤheste wonen.
4 Wan dise beruͤrunge ist beschehen und
dv kum-
met der sieche, daz ist der ussewendige mensche
mit sinen ússern kreften gentzlichen und
grúntlichen in disen tich und weschet sich
rehte in
Cristo, in sime hochgúldinen bluͦte.
5 Usser diseme grunde diser beruͤrungen
so wirt er sicherlichen
dw gesunt, also geschri-
ben ist
dx oͧch anderswa:
6 "Alle, die in ruͦrten,
die wurdent gesunt."
7 Nuͦ lies unser herre
[
64v]
von grosser
dy truwen dise
dz lúte underwilen
fúr siech ligen.
8 Und sint si
ea doch genesen zuͦ
mole, sú
eb enwissens doch nút und hant sich
ec
alle
ed ir leben fúr siech.
9 Wan unser herre bekent
daz von in
ee:
10 Wuͤsten si daz, daz
ef si als ganz ge-
nesen sint
eg und gesunt sint worden, si kerten
uf sich selber mit behegenlicheit.
11 Und dar
umbe von grosser truwen so lies er si alle ir
tage in eime
ehunwissene stan
eh, in vorhten und
in getrenge und in demuͤtekeit, und stent
doch ie in deme, daz sú noͤt wider got en-
tetent umbe alles, daz varen
ei oder
ej komen
moͤhte.
12 Also nuͦ kummet der minnenkliche
tag, daz si der liebe got mit ime heime wil
fuͤren, die
ek zit irs todes, oͧch
el kinder, dan
ergetzet er si dan
em dis unwissens und
dis vinsternisses und tuͦt in denne so vet-
terlichen und troͤstet sie danne und lot dan-
ne
en dicke
eo vor irme tode smackendes
ep si ewi-
klichen gebruchen súllent, und sterbent
dan in grosser sicherheit.
13 Und die ime dan
in diseme vinsternisse truwe hant gehal-
[
65r]
ten
eq, die fuͤrt er an alle
er mittel in sin unsprec-
henliche ewig
es liep und werdent in der got-
heit begraben und sint selige toten.
14 Si sint in
gotte gestorben.
Abschnitt 12
1 Nuͦ kummet unser herre und
vant einen siechen do ligende, der waz xxxviii
jar siech gewesen, und sprach zuͦ deme:
2 "Wiltu
gesunt werden?"
3 Do sprach der sieche:
4 "Herre,
ich han nieman, der mich in daz wasser los-
se nach der beruͤrunge."
5 Und unser herre sprach:
6 "Stant uf und hebe uf din bette und gang!"
7 Und
alzehant waz der sieche gesunt und huͦb
uf sin bette und ging.
8 Kinder, dis ist sere
zuͦ merkenne, daz diser sieche also lange
und also
et vil jar da gelegen hatte.
9 Diser siec-
he, der was zuͦ den glorien gottes
eu und nút zuͦ
deme tode.
10 Oͧch
ev, der diseme grunde wol nach
ging in der waren gebeitsamekeit, daz
diser sieche xxxviii jar gewartet hatte,
bitz daz in got selber gesunt mahte und
hies in gan!
11 Dis ist wider die lúte, die al-
so schiere, also si
ew eins súnderlichen lebens
bestent
ex und loͧffent in dan nút alzehant
[
65v]
gros ding zuͦ, so ist es also
ey verlorn und
beklagent sich von gotte, rehte als er in
unrehte tuͦ.
12 Oͧch
ez, wie wenig lúte hant di-
se edele tugent, daz si sich kúnnent gelas-
sen und geliden und haltent sich fúr daz
si sint, und lident ir krangheit,
faire sieche-
tagen
fa, ire gevengnisse und bekorunge, bitze
sú der herre selber gesunt machet.
13 Und
dar umbe ensprach
fb er nút, das si in der
worheit uf stent und gont und tragent
ir bette und sin gesunt.
14 Der sich in diseme
gevengnisse hielte und nút e us inbre-
che, bitze daz in der herre selber loste,
ouch
fc kinder, welich ein edel wunnenkl-
ich ding daz were, welich gewalt, we-
lich
fd herschaft wurt dem menschen gegeben!
15 Ime
wúrde rehte zuͦ gesprochen:
16 "Stant uf, nú-
me
fe ensoltu
ff ligen.
17 Du solt allen geveng-
nissen úberkomen und
fgin boven
fg sin und
fri sin und wandelen frilichen und solt
rehte din bette tragen, so waz dich hie
vormales truͦg, daz soltu nuͦ uf heben
[
66r]
und tragen daz
fh gewelteklichen und meg-
etliche
fi."
1
18 Ouch
fj der mensche, den der herre alsus sel-
ber erloste, der wúrde so
fk wol gelost
fl und
wandelte so
fm lústlichen und keme noch diser
gebeitsamekeit in wunderlicher friheit, der
alle die enberent, die sich selber loͤsen
fn we-
nent und us brechent e zit.
19 Als ouch nu
dise lúte in diser friheit vallent und irs
gevengnisses
folos sint
fo und vindent sich
gar gesunt, so geschihet daz
fp wol, das si
usser diseme friden ettewenne unversehenliche
und unbehuͦtlichen us gant under die menie
oder zuͦ den ússeren dingen oder in alle die
wisen oder
fq uͤbunge.
20 Und geschihet in dan
rehte also diseme, daz si kummen gotz in
ein unbekentnisse.
Abschnitt 13
1 Do die iuden disen fro-
geten, wer in gesunt gemaht hatte, do
enwuste er es nút.
2 Als er aber wider in
den tempel kam, do sprach ime
Jhesus zuͦ
und do bekante er in und brediete do al-
len dem
fr volke.
2
3 Also sol dis minnenkliche
mensche tuͦn:
4 Wan er dis unbekentnisses in
[
66v]
ime gewar wirt, so sol er alle ding
begeben
fs und gan snelleklichen in den tem-
pel, daz ist, daz er in einre samenunge al-
ler sinre krefte in sinen
ft inwendigen tempel,
in sinen tieffen grunt
kumfu.
5 So er wol dar in kum-
met, an allen zwifel so vint er do werlichen
got, und da wurt er in erkennende und weis
fv
da
Jhesus.
6 Und der sprach ime da
fw zuͦ und seit
ime und sprach zuͦ ime:
7 "Sich, du bist nu ge-
sunt worden.
8 Nu huͤt dich vort me!"
3
9 Und
dan
fx brediet alle des menschen wirken und wissen
und leben dan got in der warheit.
10 Und dan
fy
also der mensche
fz alsus
ga von goͤtlicheme ware-
me bevindende in deme luteren bekentnis-
se in deme indewendigen tempele, in sime
grunde, got funden hat und oͧch vil wol
von eigineme schaden gekeret
gb ist und dan
von gotte gewarnet wirt, oͧch
gc, so ist des
menschen brediet
gd sin got und kúndet in.
11 Daz kum-
met us bevintlicher warheit und ist sere
nútze und ouch vil
ge fruhtber.
Abschnitt 14
1 Das uns
daz allen
gf geschehe, des helfe uns got.
2 Amen.