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Beschreibung von Cod. Guelf. 889 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.)
Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser (in Vorbereitung).
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms "Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung"

Johannes de Turrecremata. Guilelmus Peraldus

Papier — 242 Bl. — 20 × 14,5 cm — Werden, Benediktinerkloster St. Ludgeri — um 1500

Wasserzeichen: Buchstabe P, gebrochen, zweikonturig, mit gespaltenem Schaft, Bogenende mit Dorn, darüber Stange mit vierblättrigem Kleeblatt: WZIS NL0360-PO-111078, ≈ NL8370-PO-111398 (beide 1494), DE2130-B90_154 (1498–1500). Buchstabe P, gebrochen, zweikonturig, mit gespaltenem Schaft, Bogenende ohne Dorn, darüber Stange mit vierblättrigem Kleeblatt: WZIS NL8370-PO-110885 (1494), DE2040-PO-109280 (1497), NL8370-PO-111366 (1498), EE7185-PO-109573 (1506), ≈ DE4500-PO-109925 (1504). Hand/Handschuh, mit Fingergliedern, darüber vierblättriges Kleeblatt: WZIS DE2730-PO-155418, DE4620-PO-155359 (beide 1502, zwei weitere Typen nicht nachweisbar). Lagen: I (ungez.) 14 V (138)! VI 8150). V (160). VI (172). V (182). 3 VI (218). 2 V (238). Lagensignaturen in Minuskelbuchstaben und arabischen Ziffern: a1[u6], in den Lagen ab Bl. 160 durch Beschnitt fragmentiert oder verloren, ab Bl. 207 neu einsetzend: a1c4. Bleistiftfoliierung modern: 1238, 3 leere Vorsatzbl. vorn ungez., Zählfehler: Bl. 125 doppelt gez. Zwischen Bl. 97 und 98 liegt das abgerissene Fragment eines beschriebenen Zettels (4 x 2,5 cm), das vermutlich als Einmerkzeichen diente. Schriftraum: 14,5 × 9 cm, einspaltig, 32–38 Zeilen. Jüngere gotische Kursive von einer Hand. Rubriziert, rote, dazwischen unregelmäßig auch blaue Lombarden. 1r blaue sekundäre Initiale A in Unzialform über 6 Zeilen mit blattförmigen und geometrischen Schaftaussparungen; 207r analog gestaltete Initiale T in Unzialform über 6 Zeilen mit geometrischen Schaftaussparungen.

Spätgotischer Holzdeckelband, mit dunkelbraun gefärbtem Schafsleder überzogen. Streicheisenlinien. Einzelstempel Akanthusstaude: EBDB s013407. Lilie, Mittelblatt rhombisch, unterer Abschluss lilienförmig: EBDB s013408. Löwe steigend: EBDB s002859. Rosette, ein Blattkranz, sechsblättrig: EBDB s013406, s007850 . Sämtlich der sog. Hauptwerkstatt des Werdener Benediktinerklosters St. Ludgeri (EBDB w000262) zugeordnet. Drei Doppelbünde, Kapital an Kopf und Schwanz mit ungefärbten Lederstreifen umflochten. Zwei Riemenschließen mit Stiftlager in Lanzettform, Schließenlager mit Linienbündeln verziert, Schließenhaken in Vogelkopfform unten verloren. Im obersten Rückenfeld Titelschild (Papier, 3 x 3,5 cm) mit der Aufschrift Regula sanctissimi Patris Benedicti. Das vermutlich im darunterliegenden Rückenfeld befindliche Signaturschild der Konventsbibliothek wurde später in Wolfenbüttel entfernt oder mit dem gegenwärtigen Signaturschild überklebt.

Fragment: Spiegel. Westdeutschland. 13. Jh., 2. Hälfte. Pergament. 1 Bl. 20 × 14 cm. Das Bl. ist zur Verwendung als Spiegel halbiert (originale Maße ca. 30 x 20 cm); die beiden Teile sind jeweils quer eingeklebt und mitgeheftet. Schriftraum: 23 × 17 cm, zweispaltig (Spalten jeweils ca. 8 cm breit), 24 blindliniierte Zeilen erhalten. Frühe Textualis von einer Hand. Rubriziert, rote Lombarden. VS, HS Collectarium. Das Bl. enthält zusammengesetzt noch insgesamt sechs in den gängigen Repertorien nicht nachgewiesene, z. T. rhythmisch gereimte Gebete an Maria: (VSa) … parcens apud tuum filium ut non pro peccatis meis perpetuum …(VSa–HSa) ›Alia‹. Mater eterni regis veniam roga peccatis meis per Christum … — … peccatis subruar malis sub misericordie tue me protege alis.(HSa) ›Item alia‹. Lucidissima maris stella ad te clamo civis et favilla … — … ubi cum spiritibus beatorum laudare merear in Syon deum deorum.(HSa–VSb) ›Alia‹. Regie stirpis puella tu nos serpentine deceptionis eruisti felle … — … nos paciaris dampnari.(VSb–HSb) ›Item‹. O lylium redolens inter spinas aures pro me pulsa divinas … — … crimina et corporis ergastulo eductum tua fide teneas receptum.(HSb) ›Alia‹. Vite oraculum mundo perdito perpiaculum rogo anime mee te exhibeas clementem … — … cuius omnis creatura tua inseruit honor. Prestante.

Herkunft: Nach Ausweis des Einbandes wurde der Codex um 1500 im Werdener Benediktinerkloster St. Ludgeri geschrieben. — Die Hs. gelangte kurz darauf in das Werdener Tochterkloster St. Ludgeri bei Helmstedt, möglicherweise war der Band von Anfang an für dieses bestimmt. Ein entsprechender Besitzvermerk IIv: Liber monasterii sancti Ludgeri prope Helmstat. Dort erhielt der Codex das für die ab 1602 neu geordnete Konventsbibliothek charakteristische Rückenschild mit Titelaufschrift. — Nach der Aufhebung des Ludgerusklosters wurde sie mit der übrigen Konventsbibliothek per Reskript des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel vom 28.12.1802 (Abschrift: BA III, 43, unpag. Beleg Nr. 3) der Universitätsbibliothek Helmstedt übergeben, vgl. BA III, 43, p. 13. Auf dem VS befindet sich das bei der Inventarisierung in Helmstedt eingeklebte gedruckte Schenkungs-Exlibris (vgl. bei Cod. Guelf. 657 Helmst.) Im Handschriftenkatalog der Helmstedter Universitätsbibliothek von P. J. Bruns (BA III, 52) unter Nr. 1336 (№ 9) folgendermaßen beschrieben: Regula monachorum Sancti Benedicti una cum expositione Johannis de Turricremata b) Tractatus Wilhelmi super regulam Benedicti. chart. 4.

Schönemann, 99 Nr. 21.10. — Heinemann Nr. 991. — Krämer, 345. — Germania Benedictina 6, 186. — Jahrtausend der Mönche, 317 Nr. 3 mit Abb. (J. Gerchow).

Ir–IIr leer, IIv Besitzvermerk (s. oben).

IIIr Probationes pennae. Zu erkennen sind ein getilgter und mit Reagens lesbar gemachter Titelvermerk (Regula) sowie darunter einzelne unzusammenhängende Buchstaben und Ziffern ( B H F 4 h 6 p d). – IIIv leer.

1r–204v Johannes de Turrecremata: Expositio regulae sancti Benedicti.
(1r–201v) Textus. ›Incipit prologus sancti Benedicti abbatis in regulam monachorum una cum expositione Johannis de Turre Cremata‹. Ausculta o fili precepta magistri … [Bened. reg. prol.,1]. Premittit regule sue sanctus pater Benedictus hunc prologum tamquam clavem tocius operis in quo exhortatur discipulum ad intentissime audiendum doctrinam suam … — … in hoc laborioso opere principalter suscepimus et cuius adiutrice gracia opus ipsum consummavimus tuis tuorumque fratrum oracionibus nostram studeas recommissam facere infirmitatem. Die Textgliederung erfolgt nicht nach Traktaten, sondern mit Ausnahme von cap. 4 allein nach den Kapiteln der kommentierten Regel. Widmungsbrief und auktoriale Vorrede fehlen, der Text enthält tract. 1–4 (1r–9v, zu Bened. reg. prol.) und tract. 8–148 (ab 9v, zu Bened. reg. 1–73), vielfach gekürzt.
(202r–204v) ›Quod non omnia in regula sancti Benedicti contenta cadunt sub precepto‹. Quod autem non omnia in regula ipsa contenta vim habeant preceptorum pater ipse clarissimus beatus Benedictus in ipsius regule exordio apertissime demonstrat … — … ita sane si per surreptionem aut oblivionem non autem per contemptum horum transgressio contigerit. Der hier nachgestellte Textabschnitt gehört als tract. 5 eigentlich hinter den Prolog. In ähnlicher Textgestaltung auch in Köln, HA, GB 8° 63, 1r–276r (Köln HA 3, 59f.); eine weitere Teilabschrift aus Werden auch in Düsseldorf, ULB, Ms. B 165, 65r–85v (Düsseldorf 2, 231). Druck: RETM I430-30/5–30/25; Regula Sancti Benedicti cum doctissimis et piissimis commentariis Ioannis de Turre Cremata … , Köln 1575 (VD16 B 1708), 35290, hier in der Reihenfolge 3846, 54290 und 4749. Literatur: Kaeppeli 2723 und Suppl. (Hs. genannt). – 205r–206v leer.

207r–238r Guilelmus Peraldus: De professione monachorum. ›Incipit Tractatus magistri Wilhelmi super regulam beati Benedicti abbatis‹. Tractatus iste qui est de professione monachorum tres habet partes: In prima forma professionis monachorum declaratur in secunda temeritas profitencium reprimitur in tercia negligencia iam professorum excitatur … — … ideo aliqui si bona commissa dissipant quia de reddenda racione non cogitant sic habetur in Proverbiis XXVIIIo[,5]: Tunc mali non cogitant iudicium qui autem requirunt dominum animadvertunt omnia etc. ›Explicit tractatus super regulam beati Benedicti abbatis‹. Die Abschnitts- und Kapitelgliederung entspricht den Ausgaben. Zu Ausgaben und Literatur vgl. Cod. Guelf. 691 Helmst., 238r–271r. – 238v leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

Düsseldorf 2 Die mittelalterlichen Handschriften der Signaturgruppe B in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, Teil 2: Ms. B 101a bis B 214, beschrieben von A. Mazurek und J. Ott, hrsg. von I. Siebert und G. Dreis, Wiesbaden 2011 (Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf. Kataloge der Handschriftenabteilung 2)
EBDB Einbanddatenbank (http://www.hist-einband.de/, besonders die Sammlung Wolfenbüttel)
Germania Benedictina Germania Benedictina, hrsg. von der Bayerischen Benediktiner-Akademie München in Verbindung mit dem Abt-Herwegen-Institut Maria Laach, Bd. 1–, St. Ottilien 1994–
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Jahrtausend der Mönche Das Jahrtausend der Mönche: Kloster Welt Werden 799–1803. Eine Ausstellung des Ruhrlandmuseums Essen im Museumszentrum Essen und in der Schatzkammer der Propsteikirche Werden, 26. März bis 27. Juni 1999, hrsg. von J. Gerchow, Köln 1999
Kaeppeli T. Kaeppeli, Scriptores ordinis praedicatorum, Bd. 1–4, Rom 1970–1993
Köln HA 3 Die theologischen Handschriften des Stadtarchivs Köln, Bd. 3: Die Oktav-Handschriften der Gymnasialbibliothek, beschrieben von J. Vennebusch, Köln, Wien 1983 (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln. Sonderreihe: Die Handschriften des Archivs 3)
Krämer S. Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters, Bd. 1–3, München 1989–1990 (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsband 1)
RETM Repertorium edierter Texte des Mittelalters aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete, 2. Aufl., hrsg. von R. Schönberger u. a., Bd. 1–4, Berlin 2011
Schönemann K. P. C. Schönemann, Zur Geschichte und Beschreibung der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, in: Serapeum 18 (1857), 65–91, 97–107
VD16 Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts, Online-Ressource: http://gateway-bayern.bib-bvb.de/aleph-cgi/bvb_suche?sid=VD16
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV.
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