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Beschreibung von Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 4° Cod. Ms. philol. 173
Patrizia Carmassi: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen lateinischen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Patrizia Carmassi.

Historia Apollonii regis Tyri

Pergament — III, 16, I Bl. — 24,3 × 16,5 cm — Frankreich — 15. Jh. Erstes Drittel

Pergament. Wasserzeichen (Vorsatzblätter): 1. Horn, frei, waagerecht, mit Beizeichen, Krone. 2. Wilder Mann, frei, mit Lanze in der linken Hand, ein totes Tier zu seinen Füßen. 3. Buchstaben S C, frei, mit Anker. Nicht nachweisbar. Lagen: I + 1 (III). 2 IV (16). 1 Bl. (IV). Reklamante fol. 8v. Moderne Foliierung (schwarze Tinte) nur auf fol. 14 ausgeführt. Breite Flecken wegen Feuchtigkeit in der oberen Hälfte der Blätter. Daraus kleben fol. 15 und 16 an der oberen Blattkante zusammen. Vordere Vorsatzblätter leicht lose. Buchschnitt wellig und am Kopf vergraut. Farbe und Gold z. T. gerieben und abgeplatzt. Am Kopfsteg beschnitten: Der Kopfsteg ist etwa 2 cm schmaler als der Fußsteg und die Dekoration ist im oberen Teil von fol. 1r beschnitten. Schriftraum: 18,5 × 12 cm. Textualis von einer Hand. Der Text ist durchgehend geschrieben, ohne Titel, Einteilung in Kapiteln oder Rubriken und ohne kleinere Initialen. Nur eine ornamentale Initiale fol. 1r. Zählung der Aenigmata von einer modernen Hand (Bleistift) am Rande. Siebenzeilige ornamentale Initiale mit Randbordure und Gold zu Beginn des Textes (Höhe: 4,5 cm). Auf einem quadratischen, schwarz konturierten Feld mit Buchtungen, Initiale mit einfarbigem, rotem Stamm und Linienfiligran (Silber, oxydiert: Punkte, S-förmige Linien). Im Binnenraum farbige Blattranken vor goldenem Grund mit Weißlinienfiligran. Der Buchstabenstamm wird links durch vegetabile Ausläufer aufgebrochen, der untere geht in die Randbordure über. Auf drei Seiten (bis auf den rechten Seitensteg) rahmende Leisten in Farbe mit Weißfiligran und Gold. Sie werden von ausbrechenden Blattranken aufgebrochen (Fünfblatt- und Herzblattform). Blätter in Gold oder Farbe mit Weißlinien- oder silbernem Filigran. Gelegentlich an den Spitzen der Blätter und an den Ecken der Leiste Fadenausläufer. Farben: Rot, Blau, Weiß, Silber, Gold. Vgl. für diese die Typologie von Initialen, die schon an der Schwelle zwischen 14. und 15. Jh. in Frankreich zu finden ist: Bauer-Eberhardt, Ill. Hss. französischer Herkunft 1, Kat.-Nr. 261, 262, S. 290-292: München, Bayerische Staatsbibliothek, Cod. Gall. 34; Clm 28844. Für die erste Hälfte des 15. Jh. s. z.B. Amiens, Bibliothèque municipale, MS 36 (15. Jh., erstes Viertel). 1r: R(ex).

Moderner Halbledereinband aus dem 19. Jh. VD und HD aus Pappe mit Überzug aus hellbraunem Papier. Ecken mit Leder verstärkt. Vier Bünde. Auf dem Rücken ein gelber Klebepunkt. Auf dem VD unten links Papierzettel mit moderner Signatur (Spuren von Klebstoff auch oben links). VS und HS aus Papier, jeweils aus dem ersten und letzten Blatt der ersten und letzten Lage (Vorsatzblätter) gebildet. Auf VS moderne Signatur (Bleistift), Angaben zur Digitalisierung und aufgeklebter Auszug aus Meyers Katalog über diese Handschrift. Auf HS Prüfangaben von 1989 bis 2006 (Bleistift) und alte Signatur, getilgt: Cod. philol. 83. Überzug abgerieben, mit Flecken. Rücken rissig und brüchig, z. T. mit Japanpapier restauriert. Deckel weisen Stauchungen an der Vorderkante auf.

Herkunft: Merkmale von Schrift und Ausstattung weisen auf eine Entstehung des Codex in Frankreich hin. Was die Entwicklung der Schrift betrifft, kann die Göttinger Handschrift z. B. mit Paris, Bibliothèque nationale, MS latin 5197 (Rouen, 1431), Paris, Bibliothèque de l'Arsenal, MS 326 (ca. 1412-1425), oder Paris, Bibliothèque Mazarine, MS 345 (1417), verglichen werden: Manuscrits datés Frankreich, II, Pl. XCIII; Manuscrits datés Frankreich, I, Pl. LXXXII; ibid., Pl. LXXXIII. — Provenienz: Aus der Bibliothek des Philologen Abraham Gronovius (1695-1775). Siehe zu seiner Person auch die Beschreibung von 2° Cod. Ms. philol. 140 und 2° Cod. Ms. jurid. 160b. — Im Jahr 1785 erworben. Vgl. Notiz auf fol. 16v und Eintrag im Auktionskatalog, Bibliothecae Gronovianae Pars Reliqua Et Præstantissima. Sive Catalogus Librorum, In quo recensentur Veteres Codices Manuscripti optimi Auctorum Græcorum et Latinorum [...] Quæ omnia constituerunt partem optimam Bibliothecæ [...] Abrahami Gronovii, Leiden 1785, S. 4, Nr. 18: Codex Membranaceus paucarum plagellarum [!] sine titulo, cujus initium: Rex antiochus a quo antiochia nomen acceperat ex amissa conjuge habuit filiam virginum speciosissimam etc. Auf dem Kopfsteg links von fol. 1r ein aufgeklebter Papierzettel mit der handgeschriebenen Zahl 18 (braune Tinte). Es bezieht sich auf die Zahl dieser Handschrift in der Auflistung im Auktionskatalog. . Schwarzer ovaler Stempel auf dem Fußsteg von fol. 2v: EX BIBLIOTHECA REGIA ACAD. GEORGIÆ AUG: (3,5 x 4 cm), in Benutzung ab ca. 1765. Vgl. Bibliotheksstempel, S. 93.

Göttingen 1, S. 40. — Göttingen 3 (Nachträge), S. 528. — Historia Apollonii regis Tyri. Prolegomena, text edition of the two principal latin recensions, bibliography, indices and appendices by G. A. A. Kortekaas, Groningen 1984 (Mediaevalia Groningana 3), unter Berücksichtigung dieser Handschrift, S. 36.

Ir leer bis auf die bibliographische Notiz (Bleistift, 19. Jh.): v. Gesta Rom. Cap. 153 p. 232-25015 (Keller). Es bezieht sich auf Gesta Romanorum, hg. von A. Keller, Bd. 1: Text, Stuttgart und Tübingen 1842.

1r-14r Historia Apollonii regis Tyri. Rex Antiochus a quo Antiochia nomen acceperat … — … siliens in collo Tharsie filie sue exclamavit voce magna. Endet abrupt mit dem Beginn von Kap. 45. Nach der Einschätzung von Kortekaas wären die leer geblieben Blätter ausreichend für eine komplette Abschrift des Textes gewesen. Der Text dieser Handschrift gehört zu einer Bearbeitung der recensio RA, die mit der Sigel Rα bezeichnet wird. Diese Fassung Rα ist wiederum in zwei Textgruppen geteilt, von denen eine kürzer ist (Rα II). Die Göttinger Handschrift gehört zu dieser letzten Kategorie. Diese Fassung auch von Lambert von Saint-Omer für den Liber floridus verwendet. In den kritischen Editionen wird die Göttinger Handschrift mit der Sigel G verzeichnet. Editionen: Historia Apollonii Regis Tyri, iterum rec. A. Riese. Stuttgart 1973 (ND der Ausgabe Leipzig 1893)(Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). Historia Apollonii regis Tyri, hrsg. von D. Tsitsikli, Königstein (Taunus) 1981 (Beiträge zur klassischen Philologie 134), unter Berücksichtigung dieser Handschrift, s. S. IV. Historia Apollonii regis Tyri. Prolegomena, text edition of the two principal latin recensions, bibliography, indices and appendices by G. A. A. Kortekaas, Groningen 1984 (Mediaevalia Groningana 3), unter Berücksichtigung dieser Handschrift, s. S. 16, 36, 78, 183, mit Datierung zu Beginn des 15. Jh., nach Mitteilung von B. Bischoff. Historia Apollonii regis Tyri, ed. G. Schmeling, Berlin 1988 (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), unter Verwendung dieser Handschrift, vgl. S. IX, XI, XIII, XVIII, XXIX, Stemma S. XXXI. G. A. A. Kortekaas, The story of Apollonius, King of Tyre. A study of its Greek origin and an edition of the two oldest Latin recensions, Leiden 2004 (Mnemosyne. Supplementum 253), unter Berücksichtigung dieser Handschrift, vgl. S. 100. La storia di Apollonio re di Tiro. Introduzione, testo critico, traduzione e note a cura di G. Garbugino, Alessandria 2010 (Studi e ricerche 90), unter Berücksichtigung dieser Handschrift (G), vgl. S. 37. Storia di Apollonio re di Tiro, a cura di G. Vannini. I edizione, Roma 2018, unter Berücksichtigung dieser Handschrift, vgl. S. LXIII, 4. Historia Apollonii regis Tyri. A Fourteenth-Century Version of a Late Antique Romance. Edited from Vatican City, Biblioteca Apostolica Vaticana, MS Vaticanus latinus 1961 by W. Robins, Toronto 2019 (Toronto Medieval Latin Texts 36). Literatur: E. Klebs, Die Erzählung von Apollonius aus Tyrus. Eine geschichtliche Untersuchung über ihre lateinische Urform und ihre späteren Bearbeitungen, Berlin 1899, mit Erwähnung dieser Handschrift S. 52. E. Archibald, Apollonius of Tyre. Medieval and Renaissance themes and variations. Including the text of the "Historia Apollonii Regis Tyri" with an English translation, Cambridge 1991. G. Garbugino, Enigmi della Historia Apollonii regis Tyri, Bologna 2004 (Testi e manuali per l'insegnamento universitario del latino 82). G. A. A. Kortekaas, Commentary on the Historia Apollonii regis Tyri, Leiden 2007 (Mnemosyne. Supplementum 284). Apollonius pictus. An illustrated late antique romance around 1000. Facsimile edition of the Historia Apollonii Regis Tyri (National Széchényi Library, Budapest, Cod. Lat. 4), hg. von A. Boreczky und A. Németh, Budapest 2011. S. Panayotakis, The story of Apollonius, king of Tyre. A commentary, Berlin 2012 (Texte und Kommentare 38), hier S. 10. G. Vannini, Note al testo della Historia Apollonii regis Tyri, in Maia 66 (2014), S. 352-373.

14v-16r leer.

16v leer bis auf bibliothekarische Notiz (18. Jh.): Ex Bibliotheca Abrah. Gronovii. 1785.


Abgekürzt zitierte Literatur

Bauer-Eberhardt, Ill. Hss. französischer Herkunft 1 U. Bauer-Eberhardt, Die illuminierten Handschriften französischer Herkunft in der Bayerischen Staatsbibliothek. Teil 1. Vom 10. bis zum 14. Jahrhundert. Anhang: Die illuminierten Handschriften englischer und spanischer Herkunft. Textband, Wiesbaden 2019 (Katalog der illuminierten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Band 7, Die illuminierten Handschriften französischer Herkunft in der Bayerischen Staatsbibliothek. Teil 1)
Bibliotheksstempel Bibliotheksstempel. Besitzvermerke von Bibliotheken in der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. von A. Jammers, Wiesbaden 1998 (Beiträge aus der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz 6)
Göttingen 1 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1)
Göttingen 3 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 3: Universitäts-Bibliothek: Nachlässe von Gelehrten, Orientalische Handschriften, Handschriften im Besitz von Instituten und Behörden, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1894 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 3)
Manuscrits datés Frankreich Catalogue des manuscrits en écriture latine portant des indications, de date, de lieu ou de copiste, par C. Samaran et R. Marichal, Bd. 1–7, Paris 1959–1985

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Lateinische Handschriften.
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