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Beschreibung von Cod. Guelf. 1044 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil VI: Cod. Guelf. 930 bis 1160 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.)
Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil VI: Cod. Guelf. 930 bis 1160 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser (in Vorbereitung).
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms "Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung"

Sermo de patrono. Notae. Hugo de Sancto Victore

Pergament — 156 Bl. — 19,5 x 12 cm — Minden (?) — 12. Jh., 2. Hälfte

Aus zwei Teilen zusammengesetzt: I 1r–4v; II 5r–156v. Lagen: I+2 (4). 19 IV (156). Nachträglich bei der Neubindung angebrachte Kustoden in Minuskelbuchstaben, in der ersten Lage auf dem Fußsteg von Bl. 2r, sonst in der Regel auf dem Fußsteg der ersten Recto- und der letzten Versoseite jeder Lage: au. Bleistiftfoliierung modern: 1156. Grobes, z. T. perforiertes Pergament mit zahlreichen Löchern und Fehlstellen, Bl. 47 unteres Drittel abgetrennt und mit grünem Garn wieder angenäht. Der Codex wurde bei der Neubindung an Kopf- und Seitensteg erheblich beschnitten.

Der mittelalterliche Originaleinband ist verloren und wurde vermutlich von Matthias Flacius Illyricus entfernt. Dabei dürfte es sich um einen Holzdeckelband gehandelt haben, der nach Ausweis der Rostspuren auf dem letzten Bl. mit der im Mindener Dominikanerkloster üblichen Kettenbefestigung versehen war, vgl. bei Cod. Guelf. 1027 Helmst. Gegenwärtig in einen Halbledereinband aus Pappdeckeln mit dunkelbraunem Kiebitzpapierüberzug gebunden (wie bei Cod. Guelf. 1034 Helmst.), angefertigt laut Bibliotheksrechnung (BA III, 5 unter Nr. 21) zwischen August und Dezember 1763 vom Buchbinder Anton Friedrich Wirck in Helmstedt.

Herkunft: Die beiden Teile des Codex wurden in der zweiten Hälfte des 12. Jh. vermutlich in Minden geschrieben; eine genauere Lokalisierung ist bislang nicht möglich. — Der Codex gehörte im 14. Jh. Hermann von Niem, der gleichzeitig mit dem Chronisten Hermann von Lerbecke Konventuale des Mindener Dominikanerklosters St. Paul war, vgl. Hartmann, 108; Westfälisches Klosterbuch 1, 629–632. Beide schenkten den Codex im späten 14. oder frühen 15. Jh. der Konventsbibliothek; ein entsprechender Vermerk steht 1r auf dem Kopfsteg: Liber fratris Hermanni Nym Mynda datus ad librariam sacram ibidem a fratribus Hermanno de Lerbeke et Hermanno de Nym. Darunter ein gleichzeitiger Titelvermerk: Tractatus Rabani. Beide Angaben sind palimpsestiert und wurden im 19. Jh. mit Reagenz behandelt, so dass die Lesung in Heinemanns Katalog heute selbst mit Hilfsmitteln nicht mehr überprüft werden kann. Der Codex gelangte zusammen mit Cod. Guelf. 11a Helmst., 588 Helmst., 1008 Helmst. und 1151 Helmst. im Juli oder August 1555 in den Besitz von Matthias Flacius Illyricus, der sich dort anlässlich einer Bibliotheksreise aufhielt, vgl. Hartmann, 107f. Auf Bl. 1r befindet sich ein Inhaltsvermerk von der Hand eines Mitarbeiters oder Sekretärs der Centuriatoren (gleiche Hand wie Cod. Guelf. 1006 Helmst., 1r): Summa Rabani. Darunter befindet sich dazu ein Vermerk von Hermann Conring: Liber hic non solet Rabani nomine laudari nec in hoc codice usquam nomen illud comparet. Alicubi etiam propugnantur dogmata Rabani invisa. Auf dem Fußsteg ist schließlich die Signaturnummer der flacianischen Bibliothek vermerkt: № 85 — Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg erwarb den Band mit der übrigen Bibliothek des Matthias Flacius am 20.4.1597 für die Wolfenbütteler Hofbibliothek. 1614 ist der Codex von Liborius Otho in deren Gesamtkatalog (Cod. Guelf. A Extrav., p. 306 [301]) unter Nr. A.a 13 der Papalia miscellanea gemäß dem zitierten Titelvermerk als Summa Rabani aufgeführt. 1618 in die Universitätsbibliothek Helmstedt überführt. 1644 in deren Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 14v) unter den Theologici MSSti in quarto als Summa Rabani Mauri. In membrana ohne bandt hinten defect beschrieben; auf dem Kopfsteg des VS die entsprechende Helmstedter Signatur T. 4° 36. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 446 aufgeführt.

Heinemann Nr. 1146. — Krämer, 580. — Hartmann, 108 und 243 — Schätze im Himmel, 407–410 (P. Carmassi).

I

Pergament — 4 Bl. — 19,5 × 12 cm — Minden (?) — 12. Jh., 2. Hälfte

Lagen: I+2 (4). Schriftraum: 16–16,5 × 10 cm, einspaltig, 28–30 blindliniierte Zeilen, Punkturen an den Blatträndern sichtbar. Späte karolingische Minuskel von einer Hand; das nachgetragene Gebet 1r in älterer gotischer Kursive. Rubriziert, rote sekundäre Initialen in Capitalis rustica und Unzialis.

1r Oratio ad BMV. O virgo virginum regina angelorum spes desperatorum solamen miserorum … — … nunc et semper per infinita secula seculorum Amen. Breit und variant überliefert, u. a.: Berlin, SBBPK, Ms. theol. lat. oct. 137, 117r–118r; Darmstadt, ULB, Hs. 1105, 125r–127v (Darmstadt 3, 159); Düsseldorf, ULB, Ms. C 73, 68r–69v; (Düsseldorf 3, 331); Frankfurt/M., StUB, Ms. Praed. 169, 106v–107v; (Frankfurt 1, 375); Köln, HA, GB 4° 37, 117r–v; Köln, HA, GB 4° 54, 15r–16r (Köln HA 2, 35 und 54); Köln, HA, GB 8° 8, 9v–10v (Köln HA 3, 8); Mainz, StB, Hs. I 127, 8v–9v (Mainz 1, 226); München, BSB, Clm 10126, 86v–88r (München BSB 4,1, ); München, BSB, Clm 14528, 234v235r; Uppsala, UB, C 480, 55r–56r (Uppsala 5, 204); Weimar, HAAB, Oct 62, 35v–37r (Weimar 1, 366). Im 14. oder frühen 15. Jh. unter dem Besitzvermerk nachgetragen. Zu den außerdem auf dem Bl. befindlichen nachträglichen Vermerken vgl. oben.

1v–3r Sermo in festo patroni. Vincenti dabo edere de ligno vite … [Apc 2,7]. Deus hominem factum ad imaginem et similitudinem sui in terrenam [!] paradisum posuit in locum magne felicitatis … — … hoc nobis intercessio eius impetret et gratia domini nostri Ihesu Christi misericorditer prestet qui vivit et regnat in secula seculorum Amen. Bislang nur hier nachgewiesen und ungedruckt.

3v Sequentia de Spiritu Sancto. Amor patris et filii | veri splendor auxilii … — … fons vere sapientie | per hunc amministratur Edition: Mone Nr. 180. Literatur: Chevalier 1004.

3v–4r De Gloria nota. Gloria Patri. Iste versiculus post unumquemque psalmum decantatur et ideo scilicet quia unusquisque psalmus sive sit exortatoris [!] … — … ut semper a creaturis honorificetur et magnificetur benedictus deus Amen etc. Mit geringfügigen Modifikationen entnommen aus Haimo Halberstadensis: Commentaria in Ps CL. Edition: PL 116, 694A–B.

4r–v De bestiis diversis notae.
(4r–v) De cerva. Dicitur de cerva quod cum vulnerata fuerit a venatore si quidem tanta exstiterit plage violentia ut currere non queat … — … et cum mens illam gustare ceperit statim istam sponte dereliquid [!]. Weitgehend wörtlich entnommen aus Ps.-Hugo de Sancto Victore: Miscellanea tit. 177. Edition: PL 177, 574D–575B.
(4v) De animalibus diversis notae. Corcodrillus a croceo colore dictus. Gignitur in Nilo animal quadrupes in terra et in aquis valens … — … aut genus aspidis et latine situla quia quem momordet siti perit. Vier kurze Abschnitte: De corcodrillo (Isid. orig. 12,6,19 = Hraban. univ. 8,5), De urso (Isid. orig. 12,2,22 = Hraban. univ. 8,1) De rhinoceronte (Hraban. univ. 8,1), De dipsa (Isid. orig. 12,4,32 mit 12,4,13 = Hraban. univ. 8,2).

II

Pergament — 152 Bl. — 19,5 × 12 cm — Minden (?) — 12. Jh., 2. Hälfte

Lagen: 19 IV (156). Schriftraum: 16–17 × 10 cm, einspaltig, 29–31 blindliniierte Zeilen, Punkturen an den Blatträndern sichtbar. Späte karolingische Minuskel von mehreren schwer unterscheidbaren Händen. Rubriziert. Am Beginn der einzelnen Kapitel und Abschnitte sorgfältig ausgeführte sekundäre Initialen in Capitalis rustica und Unzialis, z. T. mit Punktverdickungen und kleinen vegetabilen Silhouettenornamenten. 5r nachträglich unbeholfen übermalte sekundäre Initiale M über 3 Zeilen in Capitalis quadrata; der rote Buchstabenkörper ist mit schwarzen Mustern und Strichelungen versehen; 8v von der gleichen Hand nachträglich übermalte und vergrößerte sekundäre Initiale I über 4 Zeilen mit unbeholfen rot gestrichelten Konturbegleitverzierungen. Von der gleichen späteren Hand sind auch einige der originalen sekundären Initialen in den Binnenfeldern mit Strichelungen versehen worden, z. B. auf Bl. 59v.

5r–156v Hugo de Sancto Victore: De sacramentis christianae fidei liber II. Incipit prologus sequentis opusculi. Magne sunt in scripturis sacris spiritualium sensuum profunditates … — … videbimus et amabimus amabimus et laudabimus. Ecce quod erit in fine sine fine. Die Gliederung des Textes in Prolog (5r), Tabula (5r–8v) und Haupttext (8v–156v) entspricht ebenso wie die Teil- und Kapitelgliederung selbst der Ausgabe. Edition: PL 176, 363B–618B; Hugonis de Sancto Victore De sacramentis christiane fidei, cura et studio R. Berndt, Münster/Westf. 2008 (Corpus Victorinum. Textus historici 1), 271–602. Literatur (stets ohne Kenntnis dieser Hs.): Stegmüller RB 3790; Goy Hugo von St. Viktor, 133–172 Nr. 2.2.3.9; Sicard Iter victorinum, 152–165; CALMA 6, 405–407 Nr. 26.

156v Recepta. Mehrere bislang nur hier nachgewiesene medizinische Rezepte, u. a. ad vicia oculorum.


Abgekürzt zitierte Literatur

CALMA C.A.L.M.A. Compendium auctorum latinorum medii aevi, hrsg. von M. Lapidge u.a., Bd. 1–, Firenze 1999–
Chevalier Repertorium hymnologicum. Catalogue des chants, hymnes, proses, séquences, tropes en usage dans l'église latine depuis les origines jusqu'à nos jours, Bd. 1–6, ed. par U. Chevalier, Louvain 1892–1921 (Subsidia hagiographica 4)
Darmstadt 3 Die lateinischen Gebetbuchhandschriften der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt, beschrieben von G. Achten, L. EIzenhöfer und H. Knaus, Wiesbaden 1972 (Die Handschriften der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt 3)
Düsseldorf 3 Die mittelalterlichen Handschriften der Signaturgruppe C in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, beschrieben von A. Mazurek, hrsg. von I. Siebert und G. Dreis, Wiesbaden 2012 (Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf. Kataloge der Handschriftenabteilung 3)
Frankfurt 1 Die Handschriften des Dominikanerklosters und des Leonhardstifts in Frankfurt am Main, beschrieben von G. Powitz, Frankfurt/M. 1968 (Kataloge der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main 2 = Die Handschriften der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main 1)
Goy Hugo von St. Viktor R. Goy, Die Überlieferung der Werke Hugos von St. Viktor. Ein Beitrag zur Kommunikationsgeschichte des Mittelalters, Stuttgart 1976 (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 14)
Hartmann M. Hartmann, Humanismus und Kirchenkritik. Matthias Flacius Illyricus als Erforscher des Mittelalters, Stuttgart 2001 (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 19)
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Köln HA 2 Die theologischen Handschriften des Stadtarchivs Köln, Bd. 2: Die Quart-Handschriften der Gymnasialbibliothek, beschrieben von J. Vennebusch, Köln, Wien 1980 (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln. Sonderreihe: Die Handschriften des Archivs 2)
Köln HA 3 Die theologischen Handschriften des Stadtarchivs Köln, Bd. 3: Die Oktav-Handschriften der Gymnasialbibliothek, beschrieben von J. Vennebusch, Köln, Wien 1983 (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln. Sonderreihe: Die Handschriften des Archivs 3)
Krämer S. Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters, Bd. 1–3, München 1989–1990 (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsband 1)
Mainz 1 Die Handschriften der Stadtbibliothek Mainz, Bd. 1: Hs I 1–Hs I 150, beschrieben von G. List und G. Powitz, Wiesbaden 1990
Mone Lateinische Hymnen des Mittelalters. Aus Handschriften hrsg. und erklärt von F. J. Mone, Bd. 1–3, Freiburg/Br. 1853–1855
München BSB 4,1 Katalog der lateinischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München, Bd. 4,1: Die Handschriften der ehemaligen Mannheimer Hofbibliothek Clm 10001–10930, ausgenommen die Codices Lullani (Clm 10493–10658) und die Sammlung Camerarius (Clm 10351–10431), beschrieben von E. Remak-Honnef und H. Hauke, Wiesbaden 1991 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis 4,1)
PL Patrologiae cursus completus. Series Latina, Bd. 1–221, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1844–1865
Schätze im Himmel Schätze im Himmel – Bücher auf Erden. Mittelalterliche Handschriften aus Hildesheim, Ausstellung Wolfenbüttel 5. September 2010-27. Februar 2011, hrsg. von M. E. Müller, Wolfenbüttel 2010 (Ausstellungskataloge der Herzog-August-Bibliothek 93)
Sicard Iter victorinum P. Sicard, Iter victorinum. La tradition manuscrite des œuvres de Hugues et de Richard de Saint-Victor, répertoire complémentaire et études, Turnhout 2015 (Bibliotheca victorina. Subsidia ad historiam canonicorum regularium investigandam 24)
Stegmüller RB F. Stegmüller, Repertorium biblicum medii aevi, Bd. 1–11, Madrid 1950–1980
Uppsala Mittelalterliche Handschriften der Universitätsbibliothek Uppsala: Katalog über die C-Sammlung, Bd. 1–8, beschrieben von M. Andersson-Schmitt und M. Hedlund, Stockholm 1988–1995 (Acta Bibliothecae R. Universitatis Upsaliensis 26,1–8)
Weimar 1 Bibliographien und Kataloge der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek zu Weimar. Die lateinischen Handschriften bis 1600, Bd. 1: Fol max, Fol und Oct, beschrieben von B. C. Bushey unter Mitwirkung von H. Broszinski, Wiesbaden 2004
Westfälisches Klosterbuch Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung, hrsg. von K. Hengst, Bd. 1–3, Münster/Westf. 1992–2003 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen 44 = Quellen und Forschungen zur Kirchen- und Religionsgeschichte 2)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV.
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