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Beschreibung von Cod. Guelf. 1045 Helmst.

Aurelius Augustinus. Alcuinus Flaccus

Pergament — 59 Bl. — 19 × 14,5 cm — Fulda — 9. Jh., 3. Viertel

Lagen: III+1 (8). I+1 (11). 6 IV (58)! In der ersten Lage Lagenzählung Ius auf dem Fußsteg der letzten Versoseite; Lagenzählung setzt ab Lage 3 neu ein: I–V (meist durch Beschnitt fragmentiert). Zusätzlich auf dem Fußsteg der ersten Rectoseite jeder Lage Lagensignaturen a–h des 16. Jh. mit Rötelstift (von M. Flacius?). Tintenfoliierung modern: 1–58, letztes, leeres Bl. ungez. Im gesamten Codex Schwemmränder eines Wasserschadens. Die Blätter der ersten beiden Lagen sind durch Fraßspuren in der rechten oberen Ecke beschädigt. Bl. 1 besteht aus einem dreieckigen Fragment und misst max. 13,5 x 10 cm. Schriftraum: 15–16 × 10,5–11 cm, einspaltig, 28 Zeilen, Blindliniierung. Punkturen an den Blatträndern sichtbar. Karolingische Minuskel mit insularen Merkmalen (mehrfach offenes Minuskel-a) von einer Hand. Kapitelüberschriften in roter Unzialis oder karolingischer Minuskel, einige auch in Capitalis rustica. Satzmajuskeln in Unzialis oder Capitalis rustica, meist rot gefüllt. Am Beginn der einzelnen Werke und Kapitel schlichte, vermutlich von Rubrikator ausgeführte Initialen über 3–7 Zeilen in Capitalis quadrata- oder Unzialform, entweder mit einfachen roten Flächen oder mit rot-schwarzen Mustern gefüllt, die meist geometrisch-ornamental, in eingen Fällen (insbesondere bei O und Q) auch als menschliche Gesichter gestaltet sind. Die Konturen aller Initialen werden nach insularem Vorbild von roten Punktreihen begleitet.

Halbledereinband mit dunkelbraunem Kiebitzpapierüberzug (wie bei Cod. Guelf. 1034 Helmst.), angefertigt in der zweiten Hälfte des 18. Jh. in der Werkstatt des Buchbinders Anton Friedrich Wirck in Helmstedt.

Herkunft: Entstehungsort und -zeit liegen nach der paläographischen Analyse von B. Bischoff in Fulda im 3. Viertel des 9. Jh. In den erhaltenen Bibliothekskatalogen des Klosters sind zwar die enthaltenen Werke verzeichnet, jedoch nicht innerhalb eines Eintrages bzw. Bandes, so dass ein endgültiger Nachweis für den weiteren Verbleib des Codex in Fulda derzeit nicht erbracht werden kann (vgl. Gugel, Handschriften, siehe unten, 59). Textfassung und Textgestaltung der drei enthaltenen Werke Alcuins stimmen fast vollständig sowohl mit dem zweiten Wolfenbütteler Exemplar, Cod. Guelf. 93 Weiss., als auch mit den übrigen süddeutschen Überlieferungsträgern überein. — Frühestens 1556 von Matthias Flacius erworben (vgl. Hartmann, 101), von seiner Hand möglicherweise die Lagenzählung (siehe oben), charakteristische Unterstreichungen mit Rötel auf Bl. 44v45r sowie der Hinweis auf Bl. 47r: ›Hęc epistola non est impressa‹. Der Vermerk auf dem Kopfsteg von Bl. 2r: 1. Sermones Augustini de moribus clericorum. 2. Alchuinus de Trinitate stammt nicht von Flacius, sondern wie in Cod. Guelf. 277 Helmst. von der Hand eines Mitarbeiters oder Sekretärs der Centuriatoren. Auf dem Fußsteg des sonst leeren Bl. I*v die Signaturnummer der flacianischen Bibliothek: № 173. — Zusammen mit der übrigen Bibliothek des Matthias Flacius am 20.4.1597 von Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel erworben, 1618 aus Wolfenbüttel in die Universitätsbibliothek Helmstedt überführt. 1644 im Handschriftenkatalog der Universitätsbibliothek (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 18v) unter den Theologici in quarto fälschlich als Retractatio Augustini in libro de Trinitate, in membrana beschrieben; auf dem VS die entsprechende Helmstedter Signatur T. 4° 150b. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 51) unter Nr. 490 genannt.

Heinemann Nr. 1147. — Kurz 5/2, 515. — Krämer, 283. — K. Gugel, Welche erhaltenen mittelalterlichen Handschriften dürfen der Bibliothek des Klosters Fulda zugerechnet werden? Teil 1: Die Handschriften, Frankfurt/M. 1995 (Fuldaer Hochschulschriften 23a), 23, 58f. Hartmann, 102, 243. — Hartmann "Mit ungeheurer Mühe", 20, 30–32. — M.-A. Aris, R. Pütz, Bibliotheca Fuldensis. Ausgewählte Handschriften und Handschriftenfragmente aus der mittelalterlichen Bibliothek des Klosters Fulda, Fulda 2010 (Dokumentationen zur Stadtgeschichte 29), 106f.D. Ganz, Die Handschriften der Werke Alkuins aus dem 9. Jahrhundert, in: Alkuin von York und die geistige Grundlegung Europas (siehen oben), 185–194, hier 188. — Bischoff Katalog 3, 505 Nr. 7343.

1r Titelangabe Sermones Augustini de moribus clericorum et de aliis causis. Darunter von anderer Hand als Probatio pennae mehrfach wiederholt. – 1v leer.

2r11v Aurelius Augustinus: De vita et moribus clericorum suorum sermones II. (2r6r) Sermo I (= Serm. CCCLV). ›Incipit sermo primus de moribus clericorum sancti Agustini [!]. Hic insunt sermones duo de moribus clericorum‹. Propter quod volui et rogavi … — … in verbo dei serviant vobis. (6r11v) Sermo II (= Serm. CCCLVI). ›Incipit alius de moribus clericorum‹. Caritati vestre hodie de nobis … — … tamen vobis cum ibi regnemus. Die Rubrik der ersten Predigt ist fast völlig verblasst. Edition: PL 39, 1568–1581; Sancti Aurelii Augustini Sermones selecti duodeviginti, hrsg. von D. C. Lambot, Utrecht 1950 (Stromata patristica et mediaevalia 1), 123–143 (mit dieser Hs., Sigle γ). CPL 284; Kurz 5/1, 255–257 (257 Hs. genannt).

12r47r Alcuinus Flaccus: De fide sanctae et individuae trinitatis. Domino glorioso Carolo imperatori augustissimo atque christianissimo humilis levita Alchuinus … — … iudicaturus est mundum cuius maiestatis visio aeternum est omnium sanctorum beatitudo et gloria. Enthalten sind Epistola nuncupatoria (12r13v), Capitula lib. I–III (13v15r), Liber I (15r22r), Liber II (22r33r), Liber III (33r45r), Invocatio (45rv), Hymnus (45v46r) und Symbolum (46r47r). Die im Text ausgelegten Schriftzitate sind jeweils in marg. durch Anführungszeichen (diple) in einfacher s-Form gekennzeichnet. Laut E. A. Matter (Alcuin’s Theology, siehe unten, 104) gehört vorliegende Abschrift zum Hyparchetyp ε der ersten Fassung und repräsentiert diese Textstufe zusammen mit der Hs. Avranches, Bibliothèque municipale, Ms. 109, 37r–73v. Mit identischer Gliederung auch in Cod. Guelf. 93 Weiss., 1r52v (Hyparchetyp ζ). Edition: PL 101, 11D–58C (Epistola nuncupatoria, Textus, Invocatio, Symbolum) und 1409C–1410C (Hymnus); Monumenta Alcuiniana, hrsg. von P. Jaffé, E. Dümmler und W. Wattenbach, Berlin 1873 (Bibliotheca rerum Germanicarum 6), 671–674 Nr. 191 (Widmungsbrief und Verse); MGH Epp. 4 414–416 Nr. 257 (Widmungsbrief und Verse, ohne diese Hs.); CC CM 249, 5–147 (mit dieser Hs., XLV beschrieben, Sigle Wo1). Literatur: CPPM 2, Nr. 191; Schaller/Könsgen 289 und 11029 mit Suppl.; Sharpe 39f. Nr. 87.14; CSLG 2, 134–139 (137 Hs. genannt); CALMA 1, 147 Nr. 19, E. A. Matter, Alcuin’s Theology, in: Alkuin von York und die geistige Grundlegung Europas. Akten der Tagung vom 30. September bis zum 2. Oktober 2004 in der Stiftsbibliothek St. Gallen, hrsg. von E. Tremp und K. Schmuki, St. Gallen 2010, 91–105 (104 Hs. genannt, Sigle Wo1).

47r50v Alcuinus Flaccus: De trinitate ad Fredegisum quaestiones XXVIII. Desiderantissimo filio Fredegiso Alchuinus salutem … — … caro dimisit dum emisit in cruce spiritum Christus. Enthalten sind die Epistola nuncupatoria (47rv) und der Text (47v50v), in dem die rubrizierten Sprecherrollen ›Interrogatio‹ und ›Responsio‹ meist abgekürzt wurden. Ohne Rubrik direkt an den vorhergehenden Text angeschlossen. Mit identischem Text und Gliederung auch in Cod. Guelf. 93 Weiss., 52v58r, dort ebenfalls ohne Überschrift direkt an den vorhergehenden Text angeschlossen. Edition: PL 101, 57D–64A; MGH Epp. 4 447f. Nr. 289 (Widmungsbrief, ohne diese Hs.); CC CM 249, 149–162 (mit dieser Hs., XLV beschrieben, Sigle Wo1). Literatur: Sharpe 40f. Nr. 87.16; CSLG 2, 151–153 (152 Hs. genannt); Stegmüller RB 1084 und Suppl.; CALMA 1, 148 Nr. 26.

50v58v Alcuinus Flaccus: De animae ratione ad Eulaliam virginem. Carissime in Christi caritate sorori Eulaliae virgini Alchuinus in domino salutem … — … tibi gratiarum actio semper ubique in secula sempiterna Amen. Enthalten sind die Epistola (50v57r), Carmen elegiacum (57rv), Carmen adonicum (57v), Laudes Caroli (57v58r) und Litania (58v), das Schlussgedicht fehlt. Auch in Cod. Guelf. 93 Weiss., 58r–71r (dort zwei Verse des Schlussgedichts als Explicit). Edition: PL 101, 639A–650D; Monumenta Alcuiniana (siehe oben), 780–787 Nr. 243 (ohne cap. 2–12 und Schlussgedicht); MGH Epp. 4 473–478 Nr. 309 (ohne cap. 2–12 und Schlussgedicht, ohne diese Hs.). Literatur: Sharpe 38 Nr. 87.11; CSLG 2, 121–125 (123 Hs. genannt); Schaller/Könsgen 13293 mit Suppl.; CALMA 1, 147 Nr. 12.


Abgekürzt zitierte Literatur

Bischoff Katalog 3 B. Bischoff, Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts (mit Ausnahme der wisigotischen), Teil 3: Padua–Zwickau, aus dem Nachlass hrsg. von B. Ebersperger, Wiesbaden 2014
CALMA C.A.L.M.A. Compendium auctorum latinorum medii aevi, hrsg. von M. Lapidge u.a., Bd. 1–, Firenze 1999–
CC CM Corpus Christianorum. Continuatio mediaevalis, Bd. 1–, Turnhout 1971–
CPL Clavis patrum Latinorum, hrsg. von E. Dekkers, Steenbrugge u.a. 31995 (Corpus Christianorum. Series Latina)
CPPM Clavis patristica pseudepigraphorum medii aevi, hrsg. von I. Machielsen, Turnhout 1990– (Corpus Christianorum. Series Latina)
CSLG Clavis scriptorum latinorum medii aevi. Auctores Galliae (735–987), Bd. 1–, hrsg. von M.-H. Jullien, Turnhout 1994– (Corpus Christianorum. Continuatio Mediaevalis)
Hartmann M. Hartmann, Humanismus und Kirchenkritik. Matthias Flacius Illyricus als Erforscher des Mittelalters, Stuttgart 2001 (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 19)
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Krämer S. Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters, Bd. 1–3, München 1989–1990 (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsband 1)
Kurz 5/1 R. Kurz, Die handschriftliche Überlieferung der Werke des heiligen Augustinus, Bd. 5/1: Bundesrepublik Deutschland und Westberlin, Werkverzeichnis, Wien 1976 (Veröffentlichungen der Kommission zur Herausgabe des Corpus der lateinischen Kirchenväter 9 = Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte 306)
Kurz 5/2 R. Kurz, Die handschriftliche Überlieferung der Werke des heiligen Augustinus, Bd. 5/2: Bundesrepublik Deutschland und Westberlin, Verzeichnis nach Bibliotheken, Wien 1979 (Veröffentlichungen der Kommission zur Herausgabe des Corpus der lateinischen Kirchenväter 10 = Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte 350)
PL Patrologiae cursus completus. Series Latina, Bd. 1–221, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1844–1865
Schaller/Könsgen D. Schaller und E. Könsgen, Initia Carminum Latinorum saeculo undecimo antiquiorum, Göttingen 1977, Supplementbd. fortgeführt von Th. Klein, Göttingen 2005
Sharpe R. Sharpe, A Handlist of the Latin Writers of Great Britain and Ireland before 1540, Turnhout 1997, Additions and corrections (1997–2001), Turnhout 2001 (Publications of the Journal of medieval Latin 1)
Stegmüller RB F. Stegmüller, Repertorium biblicum medii aevi, Bd. 1–11, Madrid 1950–1980

Korrekturen, Ergänzungen:
  • Lizenzangaben korrigiert (schassan, 2020-04-17)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil V.
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