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Die Handschrift beginnt mit einem lateinischen Widmungsgedicht, dessen 20 Hexameter in goldenen Großbuchstaben geschrieben sind. Es bezeugt, daß Herzog Heinrich und seine Gemahlin Mathilde, sie königlicher, er kaiserlicher Abstammung, das goldglänzende Evangeliar aus Liebe zu Christus anfertigen ließen. Ihre Vorfahren übertreffend, haben sie sich beide ihrer Stadt (nämlich Braunschweig) gegenüber großzügig gezeigt. Deren Ruhm wurde erhöht durch Reliquien, Kirchen und die Erweiterung der Stadtmauern; nun wird dieses goldene Buch Christus in Demut dargebracht. Die Stifter verbinden damit ihre Hoffnung darauf, daß ihnen das ewige Leben zuteil wird.
In den drei letzten Zeilen des Gedichtes wird mitgeteilt, daß das Werk von einem Mönch namens Herimann auf Befehl des Abtes Konrad (II.) von Helmarshausen angefertigt wurde, der damit einem Befehl des Herzogs (Heinrich) nachkam.
LIBER GENERATIONIS(Buch der Geschlechterfolgte).
Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir(Matth. 16, 24).
In Principio erat (verbum)– Am Anfang war das Wort.
Die Handschrift wurde 1594 in Prag neu gebunden und mit dem jetzigen Ledereinband versehen. Der mit dunkelrotem Seidensamt überspannte Vorderdeckel enthält Reliquien der Heiligen Sigismund und Markus. Der Stifter dieses Einbandes, der damalige Dekan des Prager Veitsdomes
Das Evangeliar ist im Benediktinerkloster Helmarshausen entstanden. Von 1152 an bis zu seiner 1180 erfolgten Ächtung hatte Heinrich der Löwe die Vogtei der Helmarshäuser Abtei St. Maria und Petrus inne. Dem Kloster auf diese Weise bereits verbunden, hat ihn wohl auch das hohe Ansehen der dortigen Künstler dazu bewogen, den Auftrag zur Anfertigung des prächtigen Evangeliars dorthin zu vergeben. Neben dieser Prunkhandschrift sind zuvor bereits zwei Psalter im Auftrag des Herzogs in Helmarshausen geschrieben worden. Eines, von dem nur einzelne Seiten erhalten sind, war ebenfalls aufwendig ausgestattet und hat denselben Schreiber wie das Evangeliar. Auf dem in der British Library in London aufbewahrten Fragment finden sich, wie auf dem Widmungsbild des Evangeliars, Darstellungen Heinrichs und seiner Gemahlin Mathilde.
Das Evangeliar wurde der Stiftskirche in Braunschweig dediziert, was auch durch die Darstellung des Herzogs im Widmungsbild zum Ausdruck kommt, der in der linken Hand das Evangeliar hält, während der Patron der Kirche, der heilige Blasius, seine Rechte ergreift, um das Buch an die Gottesmutter weiterzuleiten.
Zu einem unbekannten Zeitpunkt gelangte die Handschrift auf nicht näher bekannten Wegen in den Besitz des Prager Domkapitels.
Nach dem 1866 erfolgten Sieg Preußens über das Königreich Hannover und der damit verbundenen Abdankung Georgs V. wurde der Band als Privatbesitz der Welfenfamilie nach Schloß Cumberland in Gmunden (Österreich) gebracht. 1932/33 konnte das damals als “Gmundener Evangeliar” bezeichnete Werk letztmalig für wissenschaftliche Untersuchungen eingesehen werden. Kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde es dem englischen König zum Kauf angeboten. Bei dieser Gelegenheit entstand eine umfangreiche Serie von Schwarzweißaufnahmen durch das Warburg-Institute in London, die jahrelang die einzige Grundlage für eine wissenschaftliche Auswertung der Handschrift bot. Das Original war unzugänglich; sein Aufbewahrungsort blieb fast 40 Jahre unbekannt.
Erst im August