Beschreibung von Cod. Guelf. 1054 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 5: Cod. Guelf. 931 bis 1160 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.) Katalogisiert durch Bertram Lesser Elektronische Ausgabe nach TEI P5 TEI-P5 konforme Kodierung durch Bertram Lesser Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil V .

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Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Helmstedter Handschriften Cod. Guelf. 1054 Helmst. Petrus Hispanus Frankreich 13. Jh., 4. Viertel 1ra–41va Petrus Hispanus Tractatus sive Summulae logicales<note> (partim)</note> 1ra–22va Tractatus VII: De fallaciis (Fallaciae maiores) Disputacio est actus sillogisticus unius ad alterum ad propositum ostendendum reducuntur secundum sillogismi diffinicionem et hec de fallaciis et de eorum reductione dicta sufficiant 22vb leer, dort das Distichon (versus caudati) Walther II 32767 von späterer Hand nachgetragen. Der Text teilweise wiederholt unten, 32va–41va. 23ra–25ra Tractatus VI: De suppositionibus Eorum que dicuntur quedam dicuntur cum complexione ut homo currit quedam sine complexione ut homo qui est terminus incomplexus omnis confusio est necessitate signi vel modi. Item supposicio confusarum alia mobilis et alia immobilis. Mobilis est quando habet terminus communis ut omnis homo est totum in quantitate Mit der Ergänzung am Schluss zu den Suppositiones mobiles et immobiles auch in Eichstätt, UB, Cod. st 686, 229r–232v , vgl. M. J. F. M. Hoenen, Speculum philosophiae medii aevi. Die Handschriftensammlung des Dominikaners Georg Schwartz († nach 1484), Amsterdam 1994 (Bochumer Studien zur Philosophie 22), 76f. Druck der Ergänzung: A. J. G. Freitas, British Library ms. add. 16,386 and the Summulae Logicales of Petrus Hispanus, in: Euphrosyne N.S. 35 (2007), 397–402, hier 399. 25ra–va Tractatus IX: De ampliationibus Personalis supposicio est acceptacio termini communis pro suis inferioribus tenetur pro eis que sunt et que erunt 25va Tractatus X: De appellationibus Appellacio est accepcio termini communis pro re existente et particulares homines appellat existentes 25va–27va Tractatus XI: De restrictionibus Dicto de appellacionibus dicendum est de restrictionibus sed hic potest homo et hec de distribucionibus dicta sufficiant 27va–32rb Tractatus XII: De distributionibus Distribucio est multiplicacio termini communis per signum universale facta peccat secundum quid est simpliciter et hec de distribucionibus dicta sufficiant 32va–41va Tractatus VII: De fallaciis (Bearbeitung) Disputacio est actus sillogisticus unius ad alterum ad propositum ostendendum diffinicio rei et unius solius rei et unius hominis et sic de aliis et hec de fallaciis dicta sufficiant Der Text ist stark gekürzt und modifiziert, die Abschnitte 8, 10–12, 20, 21, 25, 34, 35, 37–39, 42, 43, 48, 50–56, 59, 60, 62, 63, 65–67, 69–71, 73, 81, 82, 90, 94, 98–100, 104, 107, 110, 111, 115–119, 122–125, 129, 130, 133, 134, 139, 140, 148, 149, 160–163, 168–170 und 190 (nach der kritischen Ausgabe) fehlen ganz. Dass die Bearbeitung als eigenständiges Werk aufgefasst wird, zeigen die auf Bl. 33ra und 38va angebrachten Verweise auf den vollständigen Traktat ( in maiori tractatu fallaciarum; vgl. diesen oben, 1ra–22va). Traktat 1–4 (mit Kommentar) und der Beginn von Traktat 7 auch in Cod. Guelf. 800 Helmst., 1r–81r; Traktat 1–7 und 8–11 (mit knappem Kommentar) in Cod. Guelf. 873 Helmst.; Traktat 1 und 4 mit Kommentar in Cod. Guelf. 892 Helmst., 120r–151r. Kurze Auszüge aus Traktat 5 in Cod. Guelf. 544 Helmst., 21v. Edition Peter of Spain: Tractatus called afterwards Summule logicales. First critical edition from the manuscripts with an introd. by L. M. de Rijk, Assen 1972 (Philosophical texts and studies 22), 89–184, 79–88, 194–232. Literatur M. Grabmann, Handschriftliche Forschungen und Funde zu den philosophischen Schriften des Petrus Hispanus, des späteren Papstes Johannes XXI. († 1277), in: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Abteilung 1936 H. 9, 1–132, hier nach dem ND in: Ders., Gesammelte Akademieabhandlungen, Bd. 2, Paderborn u.a. 1979 (Veröffentlichungen des Grabmann-Institutes zur Erforschung der mittelalterlichen Theologie und Philosophie N.F. 25,2), 1123–1254 (1209–1211, 1249 Hs. genannt); M. Grabmann, Die Introductiones in logicam des Wilhelm von Shyreswood († nach 1267). Literarhistorische Einleitung und Textausgabe, in: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Abteilung 1937 H. 10, 3–106, hier nach dem ND in: Ders., Gesammelte Akademieabhandlungen, Bd. 2 (siehe oben), 1255–1360 (1261 Hs. genannt); M. Grabmann, Bearbeitungen und Auslegungen der aristotelischen Logik aus der Zeit von Peter Abaelard bis Petrus Hispanus. Mitteilungen aus Handschriften deutscher Bibliotheken, in: Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 1937 H. 5, 3–57, hier nach dem ND in: Ders., Gesammelte Akademieabhandlungen, Bd. 2 (siehe oben), 1361–1414 (1368, 1377 Hs. genannt); Díaz y Díaz 1396; P. Glorieux, La Faculté des Arts et ses maîtres au XIIIe siècle, Paris 1971 (Études de philosophie médiévale 59), 284 Nr. 352a (Hs. genannt); J. F. Meirinhos, Bibliotheca manuscripta Petri Hispani. Os manuscritos das obras atribuídas a Pedro Hispano, Lissabon 2011 (Textos Universitários de Ciencias Sociais e Humanas), $ Nr. 853 (Hs. genannt).

Pergament

41 Bl. 18,5 14 Bleistiftfoliierung modern: 141. IV (8). IV–1 (15). IV–1 (22). IV (30). III (36). III–1 (41).

Allein in der dritten Lage Schwemmränder eines Wasserschadens (vor dem Binden), Pergament stark gewellt.

12,5 9,5 , zweispaltig, 32 Zeilen. Blind- und Tintenliniierung, Punkturen an den Blatträndern sichtbar.

Kleine, sehr regelmäßige französische Semitextualis (littera Parisiensis) von einer Hand.

In der Handschrift Raum für Initialen, Lombarden und Paragraphenzeichen ausgespart. Die Ausstattung mit schlichten roten und blauen Lombarden mit Punktverdickungen über 3 Zeilen sowie (stellenweise) mit roten und blauen Paragraphenzeichen erfolgte nachträglich, vermutlich bereits in Deutschland. Auf Bl. 1ra 23ra 32va schlichte Initialen in Unizailform über 4–5 Zeilen, Buchstabenkörper in Kopfstempelform rot-blau geteilt (litterae duplices). In marg. insbesondere auf Bl. 23r–28v zahlreiche Anmerkungen und Korrekturen der Schreiberhand und späterer Hände, vielfach Worterklärungen, Definitionen und Zusammenfassungen von Abschnitten.

Der ursprüngliche Einband ist verloren.

Gotischer Holzdeckelband mit dunkelbraun gefärbtem Schafslederbezug. Einzelstempel Drache, ungeflügelt, zweibeinig: EBDB s036892. Lilie: EBDB s036891. Löwe steigend: EBDB s036889. Vogel: EBDB s036890 , weitere Stempel nicht erkennbar Sämtlich der sonst bislang nicht weiter bekannten Werkstatt "Wolfenbüttel 1054 Helmst.*" ( EBDB w007718) zugeordnet. 3 Doppelbünde.

Etwa in der 2. Hälfte des 15. Jh. wurde mittig eine Langriemenschließe an einem Schweinslederriemen angebracht; Schließenöse mit Scharnier und Bohrung für Zugriemen.

Fragmente (HS): 1. Pergament, 1 Bl., 17 x 11,5 cm. 13,5 x 10,5 cm, einspaltig, 29 Zeilen. Textualis, eine Hand. Rubriziert. 14. Jh., 1. Viertel. Aelius Donatus: De partibus orationis ars minor<note> (spätmittelalterlicher Normaltext)</note> Enthält den Schluss von cap. 26, cap. 27 und das Initium von cap. 28. Druck: Schwenke Donat- und Kalender-Type , 44. — 2. Pergament, Streifen eines Bl., an der Innenkante des Spiegels längs auf das erste Fragment geklebt und mitgeheftet, 18,5 x 4 cm, Schriftraum identisch, einspaltig, 7 Zeilen (beschnitten). Ältere gotische Kanzleikursive, eine Hand. Instrumentum <note>(1318)</note> Text setzt ein intendit Henricum de Alsvelt constituo procuratorem in Luternbach sigillatas. Datum anno M° CCC° XVIII feria Text bricht ab. Die genannten Orte Alsfeld und Lauterbach befinden sich heute im mittelhessischen Vogelsbergkreis.

Nach Ausweis der paläographischen Merkmale wurde der Codex im letzten Viertel des 13. Jh. in Frankreich geschrieben. Zur Datierung und Lokalisierung wurden die im gleichen Zeitraum entstandenen Codices Paris, BN, Lat. 15349 und Paris, BN, Lat. 15796 (dazu Manuscrits datés Frankreich 3, 415 mit Taf. LIX und 441 mit Taf. LX) verglichen.

Ob der auf Bl. 41vb genannte Rotgherus Tenghenaghel der erste oder ein späterer Besitzer des Codex war, ist unbekannt: Frater Rotgherus Tenghenaghel est possessor huius libri, darüber getilgt: Iste liber pertinet Rotgherum Tenghenaghel presbyterum (Schluss durch Anwendung von Reagens nicht mehr zu entziffern). Obwohl diese Person nicht nachweisbar ist, deutet die Namensform auf eine niederländische Herkunft hin, vgl. z. B. E. D. Rink, Beschrijving der Stad Tiel, Teil 2: Vervolg van bijvoegsels en bijlagen, Tiel 1847 (54 zu 1394 ein Rutger Tengnagel erwähnt).

Der Codex scheint nach Ausweis der Fragmente spätestens im zweiten Jahrzehnt des 14. Jh. in den mittelhessischen Raum gelangt zu sein, wo er mit dem gegenwärtigen Einband versehen wurde.

Später gelangte er auf unbekanntem Wege ins Augustiner-Chorfrauenstift Heiningen; Besitzvermerk in sauberer Bastarda auf Bl. 1r: Liber beatissimorum apostolorum Petri et Pauli in Heningen ordinis canonicarum regularium (gleichartige Besitzvermerke auch in Cod. Guelf. 359 Helmst. und 693 Helmst.).

Seit 1572 mit der übrigen Konventsbibliothek in der Bibliotheca Julia in Wolfenbüttel. Der Codex ist dort erstmals 1614 im Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 39) unter Nr. 9 der Dialectici libri beschrieben: Dialectica manuscripta in membranis in quarto. — 1618 aus Wolfenbüttel in die Universitätsbibliothek Helmstedtüberführt. 1644 im Katalog der Helmstedter Universitätsbibliothek (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 30v) als Dialectica in membrana unter den Miscellanei Mssti in Quarto aufgeführt, auf dem Kopfsteg von Bl. 1r die entsprechende Hemstedter Signatur Misc. 4to. 18. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 570 genannt.

geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 5: Cod. Guelf. 931 bis 1160 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser. Heinemann Nr. 1156. Krämer, 341. Härtel Untersuchungen , 25. Mersch, 302, 434. K. U. Mersch, Das Zusammenspiel von Klosterbibliothek und Kirchenausstattung im Augustiner-Chorfrauenstift Heiningen, in: Rosenkränze und Seelengärten, 57–62, hier 60. Kruse Stiftsbibliotheken , 283f., 291, 429.